Kurier zum Sonntag 25/2021

18.06.2021 Aufrufe

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19.6.2021 | Nummer 25 REPORTAGE7sen es meist bei einer Ermahnung.Das Schilf ist durchquert,auch die Leute am nächstenStrandabschnitt zeigen sicheinsichtig. „Wir sind nichtortsansässig“, sagen dreiFrauen, die mit zwei Kinderngekommen sind, entschuldigend.„Ich möchteihnen aber sagen, dass siesuper nett sind“, schiebensie nach der freundlichenErmahnung noch hinterher.Auch andere sagen, siewüssten nicht von dem Betretungsverbot– oder gebendas zumindest vor. DasSchild an der Zuwegung isttatsächlich nicht besondersauffällig. „Sie machen auchnur ihren Job“, heißt es voneinem Paar, das widerwilligdie Sachen packt.Corona treibt die Leute indie NaturFreundlich, aber bestimmt: Marc Fischer weist die Badetouristen darauf hin, dass Betretenund Aufenthalt im Uferbereich untersagt sind.Eine Besucherin mit Hundist extra aus Kamen angereist,um den Strand zusammenmit ihrem Vierbeinerzu genießen. Bei Googlewird der Bereich fälschlicherweiseals Hundestrandausgewiesen – mit der Folge,dass die Leute mituntervon weit her anreisen, weilsie hier eine offizielle Bademöglichkeitfür ihre Tierewähnen. „Das ist ärgerlichund wir können nichts gegendiese Eintragung tun",sagt Fischer.Seit Corona ist auch in derNatur in Halterns Nordenmehr los. Und der Einzugsbereichhabe sich geändert,berichtet Rohloff: „Früherhatten wir hier Leute ausder direkten Umgebung, inzwischenverteilt sich dasauf das nördliche Ruhrgebiet.“Am Vortag sei wer garaus Bonn angereist ist. Anderewiederum kommen herüber,wenn der Silbersee IIcoronabedingt kein weiteresPublikum zulässt.In den letzten zwei, dreiJahren habe das alles zugenommenmit dem Grillenund der Vermüllung in dengeschützten Gebieten. Dannsind die Ranger verstärkt gefordert.Dabei sind solcheEinsätze wie am Silbersee IIInicht unbedingt ihre Lieblingsbeschäftigung.In derHaard etwa plagen sie sichmit Mountainbikern, dieunerlaubterweise in der Naturunterwegs sind. Auchnicht angeleinte Hunde inWaldgebieten sind ein Ärgernis.Doch die Arbeit dreht sichbei weitem nicht nur darum,in den Wäldern nachdem rechten zu schauen.Holzarbeiten oder Exkursionen,etwa für Schulklassen,gehören ebenso zu ihrenAufgaben wie als Ansprechpartnerzu fungieren für dieBürger, die sie bei ihrenGängen in der Natur antreffen.Im Sommer aber sindsie hauptsächlich dort gefordert,wo sich die Besuchernicht an die Regelnhalten.Kurier Rätsel-Ecke (Auflösungen auf Seite 17)germanischerVolksstammüberdachterHausvorbaukessesKindrundesBlumenbeettragendesBauteilgriech.Göttinder MorgenrötehinweisendesWortehem.Jesuitenschule(Ital.)griechischeMondgöttinleichtfärbenStadtan derLoirewinzigesLängenmaßHindernis,AbsperrungGummiharzartdt.Schauspieler(Beppo) †Titeld. span.Hochadelsvorwitzigreden(Kind)aufrollbareSichtblendekirchlicherTitel imOrientboshaftvölligeLähmungverschwundenKapitalmittelstehendesGewässereurop.TV-SatellitensystemNaturseidenfadenNamevielerSportvereineNamevielerZeitungendeutscherDichter† 1811französisch:Kornweiblicherfranz.ArtikelInitialenHitchcockssprachgewandtWiesenpflanzeZierpflanzeAbk.:EhrenordnungBarvermögenverwirrtAuflösung des RätselsUVRJKBRERASELENE8192MIKRONTOENEN9GE R1 AA N3NDG EER ESEBDEABPARALYSE8 51259BBREALRWM O D39681LOLAGREGETUS8ANZEIGE47KLEISTMELR A298KL UE9AE7AT RALBE IR3EED ET O6432GUTHABENIRR4589715312 13943681776WWP2021M-139546MundtuchfesselDiskussionsleiterWWP2021-7731564WWP2021M-140

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REPORTAGE 19.6.2021 | Nummer 25

Auf Patrouille am Silbersee

HALTERN. Der Sommer ist da und mit ihm die Sonnenanbeter. Die aber halten sich nicht immer an die

Regeln – gerade in Naturschutzgebieten wie dem Silbersee III.

Von Nils Dietrich

ie Sonne strahlt, am

Himmel ist kein einziges

Wölkchen zu

erkennen. Am vergangenen

Montag herrscht

bestes Badewetter. Nicht irgendwo

im Süden, an der

Adria oder der Costa Brava.

Nein, hier bei uns, direkt

vor der Haustür. Das bedeutet

in diesem Fall zwischen

Haltern und Dülmen. Die

Riviera des Ruhrgebiets, die

eigentlich schon im Münsterland

liegt, zieht in diesem

Tagen viele Sonnenanbeter

von Wesel bis Hamm

an.

Marc Fischer und Benjamin

Rohloff sind aus einem

anderen Grund hier. Der hat

auch etwas mit dem tollen

Wetter zu tun, dient aber

nicht der Bräunung und

schon gar nicht der Entspannung

dient. Die beiden

gehören zum Ranger-Team

von RVR Ruhr Grün. Und als

solche schauen sie an diesem

Montag beim Silbersee

III nach dem rechten. Das

Gewässer ist im Gegensatz

zum benachbarten Silbersee

II ein Naturschutzgebiet. Bedeutet:

Betreten des Ufers

verboten, Baden sowieso,

Tiere erst recht.

Soweit die Theorie. Fischer

und Rohloff haben ihren

Wagen am Beginn der Zuwegung

zum See geparkt

und schon hier begegnen sie

den ersten Menschen, die

erkennbar zum Schwimmen

gekommen sind. Mit dem

Auto, aber auch das ist eigentlich

untersagt. Doch

das ist ein Problem von Ordnungsamt

und Polizei, die

in diesen Tagen rigoros

durchgreifen gegen falschparkende

Badetouristen.

Überhaupt ist die Zufahrt

zu dem Gebiet nur für den

Lieferverkehr des nahen

Quarzwerkes gestattet, worauf

die Ranger freundlich

hinweisen.

Feuer am Strand ist ebenso verboten wie das Betreten des

Ufers.

Ranger Marc Fischer im Einsatz am Ufer des Silbersee III.

Bis zum Silbersee III sind

es nur wenige Meter. Hier

gibt es keinen zusammenhängenden

Strand, sondern

nur einzelne, kleine Abschnitte.

In einem trifft Fischer

ein Paar an, das es

sich mit seinem Hund im

Schatten gemütlich gemacht.

Der Ranger macht

freundlich darauf aufmerksam,

dass der Aufenthalt

hier verboten ist. Fünf Meter

weiter hockt der nächste

Sonnenanbeter, der sich mit

einer Flasche Bier von innen

kühlt. „Alles klar“, sagt der

Angesprochene und packt

seine Sachen.

Großer Andrang am

Wochenende

Am Vortag, berichtet Fischer,

sei dreimal soviel los

gewesen. Davon zeugen

auch die Holzkohlereste

vom Grillen, die im Sand liegen.

100 Meter entfernt

planschen die Leute im Wasser.

Das ist gefährlich –

nicht nur, weil keine Aufsicht

hier ist. Unter Wasser

sind noch Abbruchkanten,

bei einem Erdrutsch entsteht

ein Sog, der alles mitzieht,

mahnt der Ranger.

„Mordsgefährlich für

Schwimmer“ sei das.

Der nächste Strandabschnitt

ist in Sicht, auch

hier sind schon aus der Ferne

viele Badetouristen zu erkennen.

Es geht direkt am

Ufer entlang über einen

Pfad, der durch das Schilf

führt. Fischer und Rohloff

haben kurz zuvor bereits eine

Runde gedreht und die

ungebetenen Badegäste verscheucht,

doch es scheint eine

Sisyphusarbeit. Der komplette

See ist ein Naturschutzgebiet

und dementsprechend

gesperrt.

Da gibt es keine Diskussionen,

wenngleich die Ranger

viel Fingerspitzengefühl

walten lassen. „Man guckt

ungern in die enttäuschten

Gesichter“, zuckt Rohloff

mit den Schultern. Zwischen

35 und 55 Euro können

die Ranger als Strafe

verhängen, doch sie belas-

Der Erholung

vorbehalten

FOTOS: NILS DIETRICH

Der Silbersee III liegt in einem

Wasserschutz- und

Landschaftsschutzgebiet

zwischen Dülmen und dem

äußersten Norden Halterns.

Er verfügt über einen fünf

Kilometer langen Rundweg

mit Aussichtsplattformen

und Rastplätzen – inklusive

Blick auf den See.

In den letzten Jahren wird

zunehmend versucht, die

Besucher zu lenken und damit

den Zielen des Naturschutzes

näher zu kommen.

Einige Ranger betreuen den

Silbersee vor Ort und stehen

den Besuchern mit Rat und

Tat zur Seite.

Das Baden ist weder hier

noch an den kleineren Silberseen

I und IV erlaubt.

Auch das Betreten des Uferbereichs

ist untersagt.

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