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Unter der Staleke 222, Sommer 2021

Heimatzeitung für die Gemeinde Hagen im Bremischen – Die STALEKE erscheint vier Mal im Jahr und wird kostenlos an alle Haushalte der Gemeinde Hagen im Bremischen verteilt.

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C privat (3)<br />

Gerd Augustin – er war ein<br />

Hagener Jung!<br />

HAGEN. Um den 20. März <strong>2021</strong><br />

herum häuften sich im Bremer<br />

Weser-Kurier die Artikel und<br />

Anzeigen zum Tode von Gerhard<br />

Augustin, <strong>der</strong> am 17. März<br />

im Alter von 79 Jahren in Bremen<br />

verstorben war.<br />

Warum gedenken wir seiner<br />

auch in <strong>der</strong> Hagener Heimatzeitung<br />

„<strong>Staleke</strong>“? Nun, er war<br />

ein Hagener Jung!!<br />

Die Jugend- und Schulzeit verlebte<br />

Gerd Augustin zusammen<br />

mit seinen Brü<strong>der</strong>n Rolf und<br />

Peter in Hagen. Rolf Augustin<br />

ist uns als Verfasser von vier<br />

Büchern über Hagen mit Jugen<strong>der</strong>innerungen,<br />

geschichtlichen<br />

Details und lebendigen<br />

Personenbeschreibungen bekannt.<br />

<strong>der</strong> Verkaufsraum umgestaltet<br />

und Baumgarth plant eine Eröffnung<br />

in den nächsten Tagen.<br />

Dennoch geht mit dem Geschäft<br />

von Hartmut Pape eine<br />

„Institution“ und ein Stück<br />

Hagener Geschichte verloren.<br />

Auch Hagens Bürgermeister<br />

Andreas Wittenberg (parteilos)<br />

bedauert den Verlust von zwei<br />

alteingesessenen Geschäften<br />

und hofft auf eine interessante<br />

Nachnutzung.<br />

Dass Verän<strong>der</strong>ungen nicht<br />

immer nachteilig sein müssen,<br />

zeigt sich am Amtsdamm.<br />

Neben <strong>der</strong> geplanten Ansiedlung<br />

eines Son<strong>der</strong>posten-Baumarktes<br />

mit einem „mo<strong>der</strong>nen<br />

Tante-Emma-Laden“ im ehemaligen<br />

Schomacker-Markt<br />

freut sich Wittenberg über die<br />

Eröffnung des „Unverpackt“-<br />

Geschäfts am Amtsdamm 74<br />

neben <strong>der</strong> Polizeistation. „Die<br />

Geschäftsidee von Rita Hogrewe<br />

passt gut zu unserem „Fair-<br />

Trade“ Engagement“, findet<br />

Wittenberg. Dabei wird Wert<br />

auf nachhaltige Lebensweise<br />

gelegt und da passt es, Lebensmittel<br />

wie<strong>der</strong> lose ohne Umverpackung<br />

zu verkaufen. Für<br />

die <strong>Unter</strong>nehmergemeinschaft<br />

Hagen im Bremischen (UHiB)<br />

bedauert die Vorsitzende Petra<br />

Klipp den Verlust <strong>der</strong> Geschäfte.<br />

Sie hofft auf neue Betreiber, um<br />

keine Lücken im Ortsbild entstehen<br />

zu lassen. s Andreas Palme<br />

Gerd besuchte zuerst die Volksschule,<br />

dann die Waldschule.<br />

Als seine Klassenkameradin erinnere<br />

ich mich an einen stets<br />

fröhlichen, sehr umtriebigen,<br />

„hibbeligen“ und für uns Landkin<strong>der</strong><br />

manchmal „überkandidelten“<br />

Hans-Dampf! Aus dem<br />

konnte doch nichts Vernünftiges<br />

werden!<br />

Aber weit gefehlt. Seine Energie,<br />

sein Fernweh, seine Liebe<br />

zur Musik haben ihn zu einem<br />

berühmten Mann gemacht, <strong>der</strong><br />

ein ansehnliches Lebenswerk<br />

hinterlassen hat.<br />

Nach <strong>der</strong> Schulzeit absolvierte<br />

er eine kaufmännische Lehre<br />

und wan<strong>der</strong>te dann – woher<br />

nahm er nur den Mut? – nach<br />

Amerika aus. Er selbst wird zitiert:<br />

„Ich wollte nicht zur Bundeswehr“.<br />

In Amerika fand er<br />

Anschluss an die Rockmusik<br />

in den Clubs in New York, die<br />

wir in Hagen schon durch den<br />

amerikanischen Soldatensen<strong>der</strong><br />

AFN begeistert verfolgt und<br />

nach <strong>der</strong> wir Rock’n Roll getanzt<br />

hatten.<br />

Durch seine offene und freundliche<br />

Lebensart machte er überall<br />

in Amerika Bekanntschaften<br />

Geboren 1941 in Hagen in diesem Haus am Amtsdamm, in dem seine Eltern<br />

kriegsbedingter Weise einquartiert waren. Sein Vater war damals Angestellter <strong>der</strong><br />

Kreissparkasse.<br />

mit Menschen aus dem Show-<br />

Business, denn er durchtrampte<br />

auch den ganzen Kontinent.<br />

1963 kam er zunächst nach Bremen<br />

zurück und etablierte dort<br />

eine Club-Szene in Musikkneipen<br />

nach New Yorker Vorbild,<br />

wo er als erster deutscher Diskjockey<br />

fungierte, dann machte<br />

ihn 1965 <strong>der</strong> „Beat-Club“ auch<br />

im Fernsehen zum Star, zusammen<br />

mit Uschi Nerke.<br />

Doch es zog ihn zunächst nach<br />

Amerika zurück, wo er ein Stipendium<br />

an <strong>der</strong> Stanford University<br />

bekam und ein Diplom<br />

in Kommunikationswissenschaften<br />

ablegte. Der Musikkonzern<br />

United Artists machte<br />

ihn zum Kreativdirektor. Da begann<br />

seine Karriere als Promotor<br />

und Produzent bekannter<br />

amerikanischer und internationaler<br />

Rock-Größen wie Ike &<br />

Tina Turner, Shirley Bassey, Paul<br />

Anka, Marius Müller-Westernhagen<br />

und viele, viele an<strong>der</strong>e.<br />

Die Soundtracks für die Werner<br />

Herzog Filme „Fitzcarraldo“ und<br />

„Nosferatu“ stammen auch von<br />

ihm.<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Freundschaft<br />

verband ihn mit Udo Lindenberg,<br />

<strong>der</strong> auch jetzt eine Erinnerungs-Anzeige<br />

im Weser-Kurier<br />

veröffentlichte.<br />

Gerd Augustins Verdienste<br />

schlagen sich in seinen zahlreichen<br />

Büchern, die er veröffentlicht<br />

hat, und in Preisen, die<br />

seine Arbeit würdigen, nie<strong>der</strong>.<br />

Sein ehemaliger Mitstreiter und<br />

Weggefährte Jochen Laschinsky<br />

fasst zusammen: „Gerd Augustin<br />

war eine große Person<br />

des öffentlichen Lebens.“<br />

Was geschieht eigentlich mit<br />

seiner einzigartigen, lebenslangen<br />

Sammlung zu seiner<br />

Musikgeschichte? Siehe auch<br />

Wikipedia s <br />

Jutta Siegmeyer<br />

Handabdruck von Uschi Nerke und Gerd Augustin in <strong>der</strong> Lloyd-Passage in Bremen (2015).<br />

UNTER DER STALEKE WINTER 2020 | 39

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