17.06.2021 Aufrufe

ZÄHRINGEN SPEZIAL (Juli 2021)

„Veränderungen zulassen“: Der Architekt Bernd Götzinger erzählt im Interview, wie sich die Haltung bezüglich Nachverdichtungen in Städten und Gemeinden den neueren Erfordernissen angepasst hat. Auch in den Köpfen der Menschen habe ein Umdenken stattgefunden.

„Veränderungen zulassen“: Der Architekt Bernd Götzinger erzählt im Interview, wie sich die Haltung bezüglich Nachverdichtungen in Städten und Gemeinden den neueren Erfordernissen angepasst hat. Auch in den Köpfen der Menschen habe ein Umdenken stattgefunden.

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zur Verfügung gestellt, die wir sowieso für die

Bewohner des Hauses gebaut haben. Weil auch

die Gemeinde Gundelfingen immer interessiert

ist, dass es mehr öffentliche Parkplätze in diesem

Bereich gibt, haben wir jetzt also eine Tiefgarage

mit zwei Ebenen anstatt die sonst übliche eine

Ebene. Unten die private Ebene, darüber eine öffentliche

Ebene. Das hat für uns die Maßnahme

natürlich auch etwas aufwendiger gemacht, weil

wir entsprechend tief gründen mussten.

Der REWE Markt profitiert davon ja auch, oder?

Bernd Götzinger: Ja, es ist ein Profit für alle. Die

Gemeinde, der REWE und auch wir als Projektbau

haben etwas davon.

Wer entwickelte eigentlich konkret die Idee für

das Gebäude, wie es heute dasteht?

Bernd Götzinger: Das entsteht intern bei uns im

Büro. Wir sind also kein reiner Bauherr, der dann

alle Aufträge nach außen vergibt, sondern wir

können das selbst hausintern abbilden, weil wir

ein eigenes Planungsbüro haben.

Was versammelt die „Projektbau“ denn alles

unter einem Dach?

Bernd Götzinger: Die Projektbau versammelt ein

klassisches Architekturbüro, was die Leistungen

in der Planung angeht, verknüpft eben auch mit

dem Bauträgergeschäft. Das heißt, wir planen

nicht nur für andere, sondern auch Objekte

auf unseren eigenen Grundstücken wie jetzt in

Gundelfingen, und wir bauen umgekehrt aber

auch nicht nur für uns, sondern auch im Auftrag

anderer. Hauptsächlich ist es aber so, dass wir die

Objekte selbst entwickeln. Von der ersten Idee

bis zur Übergabe an den Endkunden können

wir alles hausintern abwickeln und machen das

auch. Das heißt zum Beispiel auch, dass wir alle

Leistungen einzeln ausschreiben und so auch an

die Handwerksbetriebe vergeben.

Am konkreten Beispiel des errichteten Neubaus

in Gundelfingen - wie geht das dann weiter?

Gehört das Gebäude dann weiter der Projektbau

oder wird das verkauft?

Bernd Götzinger: Bei dem Neubau in Gundelfingen

ist es so, dass von Vornherein klar war,

dass wir das in Teileigentum weiter veräußern.

Das heißt, wir haben da 30 Wohneinheiten und

dafür 30 einzelne Käufer, also Privatpersonen,

denen wir das Eigentum übergeben.

Und wie ist das bei den Gewerbeeinheiten im

Erdgeschoss?

Bernd Götzinger: Da gibt es zwei Varianten.

Entweder wir finden einen Mieter und bauen

dann entsprechend seinen Vorstellungen die

Räumlichkeiten aus, oder wir verkaufen die

Einheit. Häufig lässt sich nach erfolgreicher

Vermietung auch ein Anleger für den Erwerb

der Einheit finden.

Ist das beispielsweise in Gundelfingen so?

Bernd Götzinger: Wir konnten die Bäckerei

Kaiser, die da jetzt einzieht, als Mieterin gewinnen

und haben dann im zweiten Schritt einen

Investor gefunden, der gesagt hat, dass für ihn

diese Immobilie verknüpft mit dem Mietvertrag

eine runde Sache ist.

Wer kommt denn in die Gewerbeeinheiten im

Neubau in Gundefingen alles rein?

Bernd Götzinger: Die Bäckerei Kaiser, mit Café.

Dazu ein Versicherungsuntermehmen und ganz

aktuell neu auch ein Zahnarzt. Zwei Einheiten

sind noch frei, eine mit 126 Quadratmetern

und eine mit 170 Quadratmetern. Aufgrund der

Pandemie war es natürlich im letzten Jahr nicht

ganz einfach, dies an den Mann zu bringen, weil

viele auch abwarten wollten, wie es überhaupt

weiter geht.

Wie sehen denn die allgemeinen Trends in der

Architektur bezüglich Nachverdichtung in Städten

und Gemeinden aus?

Bernd Götzinger: Das kann man am Beispiel

des Neubaus in Gundelfingen ganz gut ablesen.

In den letzten Jahren hat man viel mehr

Bereitschaft zur Nachverdichtung entwickelt.

Ich spreche hier aus eigener Erfahrung, da ich

schon vor knapp 20 Jahren an bestimmten

Entwicklungen in Gundelfingen beteiligt war.

Früher war man viel restriktiver, etwa was die

Gebäudehöhe anging. Das sieht man heute

anders. Die Gemeinden sind eher gewillt, Veränderungen

zuzulassen. Und inzwischen hat

sich Gundelfingen ja schon zu einem kleinen

Städtchen entwickelt.

Manche werden das kritisch sehen und das

frühere Dorfleben vermissen. Wie sehen Sie das?

Bernd Götzinger: Ich persönlich finde solche

Nachverdichtungen sinnvoll, weil heute viele

Menschen gerne im lebendigen Zentrum leben

wollen und dabei alle Bedarfsdinge des täglichen

Lebens direkt vor der Haustüre finden. Da

braucht man nicht einmal ein Auto, um alles

einzukaufen, was man braucht. In den Köpfen

der Menschen hat sich da etwas verändert, gerade

beim älteren Publikum. Der Trend geht eher

dahin, dass die Menschen nicht abgeschieden

wohnen wollen. Sie wollen im Leben stehen und

vor der Tür auch Leben haben.

Ein großes Thema, gerade bei Nachverdichtungen

in den Städten ist ja der Klimawandel. Was

ist da zu beachten?

Bernd Götzinger: Früher hat man oft bei ganz

alltäglichen Themen wie Stromgewinnung und

Abwasser nicht daran gedacht, dass es später

eine Nachverdichtung geben könne und müsse.

Die alte Infrastruktur ist also nicht darauf

TRADITIONS-

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Interview

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