ZÄHRINGEN SPEZIAL (Juli 2021)
„Veränderungen zulassen“: Der Architekt Bernd Götzinger erzählt im Interview, wie sich die Haltung bezüglich Nachverdichtungen in Städten und Gemeinden den neueren Erfordernissen angepasst hat. Auch in den Köpfen der Menschen habe ein Umdenken stattgefunden.
„Veränderungen zulassen“: Der Architekt Bernd Götzinger erzählt im Interview, wie sich die Haltung bezüglich Nachverdichtungen in Städten und Gemeinden den neueren Erfordernissen angepasst hat. Auch in den Köpfen der Menschen habe ein Umdenken stattgefunden.
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zur Verfügung gestellt, die wir sowieso für die
Bewohner des Hauses gebaut haben. Weil auch
die Gemeinde Gundelfingen immer interessiert
ist, dass es mehr öffentliche Parkplätze in diesem
Bereich gibt, haben wir jetzt also eine Tiefgarage
mit zwei Ebenen anstatt die sonst übliche eine
Ebene. Unten die private Ebene, darüber eine öffentliche
Ebene. Das hat für uns die Maßnahme
natürlich auch etwas aufwendiger gemacht, weil
wir entsprechend tief gründen mussten.
Der REWE Markt profitiert davon ja auch, oder?
Bernd Götzinger: Ja, es ist ein Profit für alle. Die
Gemeinde, der REWE und auch wir als Projektbau
haben etwas davon.
Wer entwickelte eigentlich konkret die Idee für
das Gebäude, wie es heute dasteht?
Bernd Götzinger: Das entsteht intern bei uns im
Büro. Wir sind also kein reiner Bauherr, der dann
alle Aufträge nach außen vergibt, sondern wir
können das selbst hausintern abbilden, weil wir
ein eigenes Planungsbüro haben.
Was versammelt die „Projektbau“ denn alles
unter einem Dach?
Bernd Götzinger: Die Projektbau versammelt ein
klassisches Architekturbüro, was die Leistungen
in der Planung angeht, verknüpft eben auch mit
dem Bauträgergeschäft. Das heißt, wir planen
nicht nur für andere, sondern auch Objekte
auf unseren eigenen Grundstücken wie jetzt in
Gundelfingen, und wir bauen umgekehrt aber
auch nicht nur für uns, sondern auch im Auftrag
anderer. Hauptsächlich ist es aber so, dass wir die
Objekte selbst entwickeln. Von der ersten Idee
bis zur Übergabe an den Endkunden können
wir alles hausintern abwickeln und machen das
auch. Das heißt zum Beispiel auch, dass wir alle
Leistungen einzeln ausschreiben und so auch an
die Handwerksbetriebe vergeben.
Am konkreten Beispiel des errichteten Neubaus
in Gundelfingen - wie geht das dann weiter?
Gehört das Gebäude dann weiter der Projektbau
oder wird das verkauft?
Bernd Götzinger: Bei dem Neubau in Gundelfingen
ist es so, dass von Vornherein klar war,
dass wir das in Teileigentum weiter veräußern.
Das heißt, wir haben da 30 Wohneinheiten und
dafür 30 einzelne Käufer, also Privatpersonen,
denen wir das Eigentum übergeben.
Und wie ist das bei den Gewerbeeinheiten im
Erdgeschoss?
Bernd Götzinger: Da gibt es zwei Varianten.
Entweder wir finden einen Mieter und bauen
dann entsprechend seinen Vorstellungen die
Räumlichkeiten aus, oder wir verkaufen die
Einheit. Häufig lässt sich nach erfolgreicher
Vermietung auch ein Anleger für den Erwerb
der Einheit finden.
Ist das beispielsweise in Gundelfingen so?
Bernd Götzinger: Wir konnten die Bäckerei
Kaiser, die da jetzt einzieht, als Mieterin gewinnen
und haben dann im zweiten Schritt einen
Investor gefunden, der gesagt hat, dass für ihn
diese Immobilie verknüpft mit dem Mietvertrag
eine runde Sache ist.
Wer kommt denn in die Gewerbeeinheiten im
Neubau in Gundefingen alles rein?
Bernd Götzinger: Die Bäckerei Kaiser, mit Café.
Dazu ein Versicherungsuntermehmen und ganz
aktuell neu auch ein Zahnarzt. Zwei Einheiten
sind noch frei, eine mit 126 Quadratmetern
und eine mit 170 Quadratmetern. Aufgrund der
Pandemie war es natürlich im letzten Jahr nicht
ganz einfach, dies an den Mann zu bringen, weil
viele auch abwarten wollten, wie es überhaupt
weiter geht.
Wie sehen denn die allgemeinen Trends in der
Architektur bezüglich Nachverdichtung in Städten
und Gemeinden aus?
Bernd Götzinger: Das kann man am Beispiel
des Neubaus in Gundelfingen ganz gut ablesen.
In den letzten Jahren hat man viel mehr
Bereitschaft zur Nachverdichtung entwickelt.
Ich spreche hier aus eigener Erfahrung, da ich
schon vor knapp 20 Jahren an bestimmten
Entwicklungen in Gundelfingen beteiligt war.
Früher war man viel restriktiver, etwa was die
Gebäudehöhe anging. Das sieht man heute
anders. Die Gemeinden sind eher gewillt, Veränderungen
zuzulassen. Und inzwischen hat
sich Gundelfingen ja schon zu einem kleinen
Städtchen entwickelt.
Manche werden das kritisch sehen und das
frühere Dorfleben vermissen. Wie sehen Sie das?
Bernd Götzinger: Ich persönlich finde solche
Nachverdichtungen sinnvoll, weil heute viele
Menschen gerne im lebendigen Zentrum leben
wollen und dabei alle Bedarfsdinge des täglichen
Lebens direkt vor der Haustüre finden. Da
braucht man nicht einmal ein Auto, um alles
einzukaufen, was man braucht. In den Köpfen
der Menschen hat sich da etwas verändert, gerade
beim älteren Publikum. Der Trend geht eher
dahin, dass die Menschen nicht abgeschieden
wohnen wollen. Sie wollen im Leben stehen und
vor der Tür auch Leben haben.
Ein großes Thema, gerade bei Nachverdichtungen
in den Städten ist ja der Klimawandel. Was
ist da zu beachten?
Bernd Götzinger: Früher hat man oft bei ganz
alltäglichen Themen wie Stromgewinnung und
Abwasser nicht daran gedacht, dass es später
eine Nachverdichtung geben könne und müsse.
Die alte Infrastruktur ist also nicht darauf
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