ocean7 4/2021
Eye of the Wind. Kreuzfahrten wie zu Urgroßvaters Zeiten sind heute noch gut möglich, wie ein 100-jähriger Schoner zeigt. Ewiger Frühling. Familie Mandl verbrachte ein Jahr in „Selbstquarantäne“ an Bord ihrer Segelyacht Inaya auf den Kanaren. Flottillensegeln. Von geführten Törns für Einsteiger bis zu ausgedehnten „Explorer“-Rundreisen. Quallen. Harmlos oder gefährlich? Eine Übersicht der faszinierenden Nesseltiere. Excess 12. Testschlag mit dem Missing Link zwischen Ein- und Mehrrümpfern. Bavaria C38. Die erfrischendste Neuerscheinung im heiß begehrten 11-Meter-Segment. Cranchi E26 Rider. Den noblen Daycruiser gibt es jetzt auch mit Roadster-Feeling.
Eye of the Wind. Kreuzfahrten wie zu Urgroßvaters Zeiten sind heute noch gut möglich, wie ein 100-jähriger Schoner zeigt.
Ewiger Frühling. Familie Mandl verbrachte ein Jahr in „Selbstquarantäne“ an Bord ihrer Segelyacht Inaya auf den Kanaren.
Flottillensegeln. Von geführten Törns für Einsteiger bis zu ausgedehnten „Explorer“-Rundreisen.
Quallen. Harmlos oder gefährlich? Eine Übersicht der faszinierenden Nesseltiere.
Excess 12. Testschlag mit dem Missing Link zwischen Ein- und Mehrrümpfern.
Bavaria C38. Die erfrischendste Neuerscheinung im heiß begehrten 11-Meter-Segment.
Cranchi E26 Rider. Den noblen Daycruiser gibt es jetzt auch mit Roadster-Feeling.
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YACHTING, REISEN UND MEER<br />
4/<strong>2021</strong> Juli/August € 4,90<br />
www.<strong>ocean7</strong>.at<br />
ÖKO-TÖRNS<br />
Kreuzfahrten wie zu Urgroßvaters Zeiten sind heute noch gut<br />
möglich, wie die EYE OF THE WIND zeigt. Neben Wind- braucht<br />
es aber auch viel Willenskraft, um umweltfreundlich zu cruisen.<br />
QUALLEN<br />
Achtung,<br />
Brandgefahr<br />
Vom Leben und<br />
Wirken der Medusen.<br />
CRANCHI E26<br />
Hüllen<br />
fallen lassen<br />
Die offene Version<br />
eines Klassikers.<br />
BAVARIA C38<br />
Segeln im<br />
hohen C<br />
Kleine Segelyacht mit<br />
großen Ambitionen.<br />
Mit News der österreichischen<br />
Verbände YCA und MSVÖ
www.frauscherboats.com<br />
facebook.com/frauscherboats<br />
instagram.com/frauscherboats
Editorial<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK<br />
Endlich<br />
Sommer<br />
Verständlich der Unmut vieler Yachties<br />
und Eigner, die heuer schon wieder viel<br />
zu spät in die Saison starten durften.<br />
Die gute Nachricht für <strong>2021</strong> ist:<br />
Der Sommer wird lang!<br />
TAHSIN ÖZEN<br />
Journalist, Segler und<br />
Liebhaber aller Reviere<br />
und Yachten, Skipper,<br />
Chefredakteur.<br />
redaktion@<strong>ocean7</strong>.at<br />
Der Nachholbedarf ist groß,<br />
viele konnten ihre Yachten<br />
erst jetzt wieder auf Vordermann<br />
bringen und zu Wasser lassen.<br />
Charterer, die fleißig frühgebucht<br />
haben, mussten ebenfalls<br />
da und dort noch nachjustieren,<br />
um ihren Urlaubstörn passend<br />
unter Dach und Fach zu bringen.<br />
Sie dürfen sich jetzt aber zu den<br />
Glücklichen schätzen – sie sind<br />
in sicheren Häfen. Wer jetzt nach<br />
den späten Öffnungsschritten<br />
nach seiner Traumyacht in seinem<br />
Lieblingsrevier sucht, hat es hingegen<br />
nicht mehr ganz so leicht:<br />
Nicht zuletzt aufgrund des Rückstaus<br />
im Zuge der vergangenen<br />
Lockdowns sind die meisten Charteryachten<br />
in den „naheliegenden“<br />
Destinationen bis weit in den<br />
Herbst ausgebucht, sodass man<br />
nun eine gehörige Portion Kompromiss-<br />
bzw. Reisebereitschaft an<br />
den Tag legen muss, um noch nach<br />
Wunsch aufs Wasser zu kommen.<br />
Vielleicht eine gute Gelegenheit,<br />
um aus dem gewohnten Umfeld<br />
aus- und zu neuen Ufern aufzubrechen?<br />
Alle namhaften Charteragenturen<br />
haben ihr Portfolio<br />
entsprechend erweitert und sind<br />
aufgrund der Pandemie nolens<br />
volens zu Reiserestriktions-Experten<br />
– ja sogar zu lautstarken Interessensvertretungen<br />
der Chartergemeinde<br />
avanciert. Das sehr zum<br />
Vorteil der Yachties, muss man sich<br />
doch nicht mehr selbst mühsam alles<br />
heraussuchen, studieren und im<br />
Auge behalten. Darüber informiert<br />
Sie nun stets aktuell die Agentur<br />
Ihres Vertrauens.<br />
Also warum nicht einmal Atlantik<br />
statt Mittelmeer? Ein Segeltörn<br />
auf den Kanaren beispielsweise ist<br />
definitiv ein einzigartiges Erlebnis.<br />
Für manche sogar so faszinierend,<br />
dass man mit Kind und Kegel<br />
gleich für längere Zeit bleiben<br />
möchte. Wie der Salzburger<br />
Skipper Mathias, der mit seiner<br />
Frau und den beiden Töchtern fast<br />
ein ganzes (Lockdown-)Jahr in<br />
diesem Archipel an Bord einer<br />
Sun Odyssey 37 verbracht hat<br />
(nachzulesen ab Seite 30).<br />
Ich wünsche auch Ihnen einen<br />
langen Sommer und eine schöne<br />
Zeit am und auf dem Wasser, die<br />
wir Ihnen mit dieser Ausgabe<br />
hoffentlich unterhaltsam ausschmücken<br />
dürfen.<br />
4/<strong>2021</strong> 3
4SEA.COM<br />
FASHION<br />
ON A<br />
MISSION<br />
THE SEA IN MIND
Cartoon<br />
Freunde ...<br />
ILLUSTRATION: INGA BEITZ, WWW.INGABEITZ.JIMDO.COM<br />
... bilden Fahrgemeinschaften.<br />
4/<strong>2021</strong> 5
Inhalt 4/<strong>2021</strong><br />
IM TEST: BAVARIA C38. Mit Ecken und Kanten wie V-Bug und Chines am 68Heck folgt die jüngste Giebelstädterin dem Erfolgskurs der großen Schwester C42.<br />
FOTOS: NILS BERGMANN, CONNY MANDL, COURTESY CRANCHI<br />
30<br />
74<br />
DAS FAMILIENJAHR AN BORD. Ein Rückblick in Briefen: Familie Mandl verbrachte<br />
die Zeit der Lockdowns an Bord ihrer 11-Meter-Segelyacht Inaya auf den Kanaren.<br />
VON DER QUALITÄT DES FAHRTWINDES. Cranchi hat seinem Bestseller das Dach<br />
weggenommen: Herausgekommen ist die E26 Rider, ein Luxus-Daycruiser mit Frischluft-Garantie.
Mit News der österreichischen<br />
Verbände YCA und MSVÖ<br />
Rubrik<br />
8 SCHAUFENSTER<br />
Inseln des ewigen Frühlings.<br />
67 IMPRESSUM<br />
Kolumnen<br />
10 BOBBY SCHENK<br />
Wenn der Traum von der perfekten<br />
Yacht zum Albtraum wird.<br />
16 OCEAN WOMAN<br />
Kochen bei Sturm. Und wie man<br />
mit der Zeit darin besser wird.<br />
43 GOTTFRIED RIESER<br />
Die sechs wichtigsten Knoten<br />
auf der Yacht.<br />
60 SKIPPER’S DIARIES<br />
Jeder Klabautermann fängt<br />
einmal als Jungspund an.<br />
82 SAILING POETRY<br />
Mit Vergil im Porto di Roma.<br />
Reisen<br />
26 FLOTTILLEN FÜR<br />
FORTSCHREITENDE<br />
Von geführten Törns für Einsteiger bis<br />
zu den ausgedehnten Explorer-Reisen<br />
von Yachtcharter Müller.<br />
30 KANARISCHE INSELN<br />
Familie Mandl und ihr Jahr in „Selbstquarantäne“<br />
an Bord ihrer Segelyacht<br />
Inaya auf den Kanaren.<br />
36 COUCHSAILING<br />
Timo Peters ist als Rookie per Anhalter<br />
über den Atlantik gesegelt und hat<br />
seine Erfahrungen zu Papier gebracht.<br />
38 PAPUA-NEUGUINEA<br />
Raue Sitten im Paradies: Wolfgang<br />
Hausners Tipps, um unbeschadet<br />
durchs Bismarck-Archipel zu segeln.<br />
Features<br />
18 GUTER STOFF<br />
Nachhaltige Segelmode aus recycelten<br />
Fischernetzen: Wie die neue Marke<br />
4SEA den Ozeanen helfen will.<br />
24 KLASSISCHES SCHUHWERK<br />
Die Segelschuhe der irischen Tradi <br />
tions marke Dubarry. Mit Gewinnspiel.<br />
44 LEBEN AN BORD<br />
Tipps zum Kauf und zum wohnlichen<br />
Herrichten einer gebrauchten Yacht.<br />
48 TÖRNS AUF DEM GROSSSEGLER<br />
Möglichst authentisch und umwelt <br />
schonend: Segeln auf dem 110 Jahre<br />
alten Windjammer Eye of the Wind.<br />
52 WELCHE QUALLEN QUÄLEN?<br />
Von harmlos bis sehr gefährlich:<br />
eine Übersicht der faszinierenden<br />
Nesseltiere.<br />
58 CHARTER-COMEBACK<br />
Interview mit Andrea Barbera, der<br />
Grande Dame der Charterbranche.<br />
Yachten<br />
62 EXCESS 12<br />
Testschlag mit dem Missing Link<br />
zwischen Ein- und Mehrrümpfern.<br />
68 BAVARIA C38<br />
Die spannendste Neuerscheinung im<br />
heiß begehrten 11-Meter-Segment.<br />
74 CRANCHI E26 RIDER<br />
Den noblen Daycruiser gibt es jetzt<br />
auch mit Roadster-Feeling.<br />
Im Verband<br />
76 MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS<br />
VERBAND ÖSTERREICH<br />
78 YACHT CLUB AUSTRIA<br />
YACHTCHARTER<br />
UND KREUZFAHRTEN<br />
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Quarantänepflicht<br />
Grenzschließung<br />
Verbot der Freizeitschifffahrt<br />
Österreichische Post AG | MZ 12Z039473 M | <strong>ocean7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />
QUALLEN<br />
Achtung,<br />
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Kreuzfahrten wie zu Urgroßvaters Zeiten sind heute noch gut<br />
möglich, wie die EYE OF THE WIND zeigt. Neben Wind- braucht<br />
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BAVARIA C38<br />
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Naturnah Cruisen an<br />
Bord eines 110 Jahre<br />
alten Windjammers –<br />
Bericht ab Seite 48.<br />
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Freiraum<br />
Text TAHSIN ÖZEN<br />
Unterschiedlicher die sieben<br />
Kanarischen Inseln landschaftlich<br />
nicht sein könnten<br />
(im Bild ein Katamaran vor Anker<br />
am La Tejta-Strand auf Teneriffa),<br />
gemeinsam sind ihnen die ganz <br />
jährig milden Temperaturen, viel<br />
Sonnenschein und Passatwinde,<br />
die das Seglerherz höher schlagen<br />
lassen. Kein Wunder also, dass viele<br />
Weltumsegler und Atlantik-Crosser<br />
hier erst einmal „hängen bleiben“,<br />
manche sogar für viele Monate<br />
(nachzulesen ab Seite 30). Natürlich<br />
sind auch Chartergäste auf den „Inseln<br />
des ewigen Frühlings“ herzlich<br />
willkommen – das Flottenangebot<br />
ist groß, die Preise im Herbst klein.<br />
Argos Yachtcharter hat auf<br />
seiner Homepage sehr detaillierte<br />
Törnvorschläge vom „kurzen Entdeckertörn“<br />
über „Segeln und<br />
Sightseeing auf den Kanaren“ bis<br />
hin zum „Kanaren-Segeltörn für<br />
anspruchsvolle Segler“ aufbereitet.<br />
Interessant auch die Oneway-Angebote<br />
– will man z. B. von Teneriffa<br />
nach Lanzarote, ist eine Oceanis 41<br />
bereits ab € 2.200,– zu haben.<br />
è www.argos-yachtcharter.de<br />
8 4/<strong>2021</strong>
FOTO: SHUTTERSTOCK
In den Wind gesprochen<br />
Wie manche Segler ihr<br />
einziges Kapital vernichten<br />
Der Traum von der perfekten Yacht für die Weltumsegelung ist für viele nur im<br />
Rahmen der „Selbst ver wirklichung“ zu erfüllen. Einige schaffen es bis an ihr<br />
Lebensende nicht einmal an den Start.<br />
Teil 1<br />
Er war eine traurige Gestalt<br />
in diesem belgischen Hafen.<br />
Und jeder kannte ihn, nämlich<br />
Heinz und seine Story. Sie hatte<br />
nach seinem Leben gegriffen. „Da<br />
kommst du in Düsseldorf auf die<br />
Bootsmesse, denkst an Palmen und<br />
Südsee und die Realität lautet dann:<br />
,Liegeplatz vor einem europäischen<br />
Industrie-Bahnhof!‘ “ Morgens<br />
strich Heinz durch die Marina und<br />
erzählte jedem seine Geschichte, die<br />
mit einem Traum von einer Superyacht<br />
begonnen hatte und mit dem<br />
Verlust seines Vermögens und dem<br />
Besitz eines in jeder Hinsicht untauglichen<br />
Schiffs endete.<br />
Bei Robert (alle Namen aus diesen<br />
wahren Begebenheiten sind geändert)<br />
war es ähnlich, wobei der<br />
tragische Ausgang umso mehr verwundert,<br />
als dass es sich bei Robert<br />
um einen blitzgescheiten, realitätsnahen<br />
Selfmademan gehandelt hat,<br />
der es mit eigener Tüchtigkeit zu einer<br />
Fabrik gebracht hatte. Als es an<br />
den Schiffskauf für den ersehnten<br />
„Ruhestand“ (selbstverständlich mit<br />
Weltumsegelung) ging, schien den<br />
Erfolgsmenschen aber der Verstand<br />
verlassen zu haben.<br />
Statt irgendeine Millionenyacht<br />
von einer Erfolgswerft zu ordern,<br />
wollte Robert unbedingt all seine<br />
Ideen von einer Superyacht in seinem<br />
„perfekten Schiff “ realisieren.<br />
Das ging bis zu einem Tauchkompressor<br />
als Backup für die Druckluftversorgung<br />
des Kreiselkompasses.<br />
Der Werft wollte er einreden,<br />
die gesamte Elektrik nach seinen<br />
Vorstellungen anders zu fertigen,<br />
als sie es bei ihren hunderten von<br />
(zum Teil berühmten) Bauten gewohnt<br />
war.<br />
Das ging schief. Es ging ungefähr<br />
alles schief, auch finan ziell. Schließlich<br />
entführte Robert „seine“ Yacht<br />
vom Werftgelände und brachte sie<br />
nach England, wo eine Universität<br />
beauftragt wurde, ein Gutachten zu<br />
diesem Bau zu fertigen. Dieses war<br />
vernichtend. Auch für Robert, für<br />
ihn brach eine Welt zusammen.<br />
Das Schiff wurde dann gerade noch<br />
nach Mallorca geskippert. Das war’s.<br />
Robert starb kurze Zeit später –<br />
völlig verarmt.<br />
DIE YACHT ALS SARGNAGEL<br />
Markus wollte seine Yacht, die ihm<br />
wegen seiner originellen Ideen keine<br />
Werft gut genug gebaut hätte,<br />
selbst fertigen. Nach acht Jahren<br />
Arbeits-, Energie- und Geldverschwendung<br />
war sie halbfertig –<br />
und musste verschenkt werden.<br />
In Holland baute der Amerikaner<br />
Toni seine 42-Fuß-Schale auf dem<br />
Werftgelände aus, wo er die Schale<br />
gekauft hatte. Seine Freundin Ines<br />
zog zu ihm aufs Schiff, um die Sache<br />
zu beschleunigen. Dann wurde das<br />
Geld knapp, aber Toni wollte das<br />
tollste Schiff auf Erden, und so wurde<br />
ein Kredit aufgenommen, um<br />
Segel-Rollanlagen zu bestellen – sie<br />
konnten nie mehr ausgelöst werden.<br />
Ines musste sich einer Augenope ration<br />
unterziehen, was dem Un ternehmen<br />
„Weltumsegelung“ finanziell<br />
den letzten Rest gab.<br />
Segelkameraden sorgten dafür,<br />
dass im Winter zumindest das Gas<br />
zum Heizen der „Blechhütte“ nicht<br />
ausging. Ines flüchtete von Bord,<br />
Toni, ohnehin schon herzkrank,<br />
überlebte das nicht mehr.<br />
Georg hatte zehn Jahre an seinem<br />
Traumschiff für eine Weltumsegelung<br />
gebaut. In seiner Garage stand<br />
das gesamte Zubehör, liebevoll und<br />
über Jahre sorgfältig ausgesucht.<br />
Wieder einmal sollte es die perfekte<br />
Weltumsegler-Yacht werden. Nach<br />
vielen Jahren, die Yacht bei weitem<br />
noch nicht fertig, schlug das Alter<br />
zu: Georg starb. In seinem Testament<br />
vermachte er den Rohbau<br />
mit Zubehör einem Segelclub.<br />
Warum überschätzen sich<br />
Menschen wie in den Beispielen<br />
derart? Segler, die im Berufsleben<br />
doch sehr erfolgreich waren? Meine<br />
Antwort darauf darf ich Ihnen in<br />
der nächsten Ausgabe geben. <br />
Bobby Schenk live<br />
auf der Interboot <strong>2021</strong><br />
BOBBY SCHENK<br />
ist Weltumsegler,<br />
Navigations-Experte<br />
und Buchautor.<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
Astro-Seminar<br />
Samstag, 18., und Sonntag, 19. September.<br />
Teilnehmer ohne jegliche Vorkenntnisse erfahren von<br />
Bobby Schenk, wie sie auf hoher See nur mit Hilfe des<br />
Sextanten und Gestirnen (Sonne, Mond, Planeten) ihren<br />
Standort bestimmen. Teilnahmegebühr inkl. Verpflegung<br />
und Eintrittskarten für die Interboot pro Person € 390,–<br />
(Partnerticket € 290,–).<br />
18. Blauwasserseminar<br />
Samstag, 25., und Sonntag, 26. September.<br />
Mit hochkarätigem Programm für Weltumsegler in spe,<br />
Fahrtensegler, Träumer und Blauwassersegler. Teilnahmegebühr<br />
inkl. Verpflegung und Eintrittskarten für<br />
die Interboot pro Person € 210,– (€ 170,– für eine Begleitperson).<br />
Limitierte Teilnehmerzahl, Reservierung<br />
unbedingt erforderlich! Die Seminare im Detail, alle Infos<br />
und Anmeldemöglichkeiten unter<br />
è www.bobbyschenk.de<br />
10 4/<strong>2021</strong>
Aufrumpfen<br />
ELEKTRO-KAT. Mit der Präsentation<br />
der TimeSquare 20 ist der Frauscher<br />
Bootswerft eine ziemliche<br />
Überraschung gelungen. Zum einen<br />
haben die Oberösterreicher in den<br />
letzten Jahren bei ihren Neuvorstellungen<br />
sportlichere und luxuriösere<br />
Modelle bevorzugt. Zum anderen<br />
ist das Konzept der eher gemütlich<br />
orientierten TimeSquare 20 wirklich<br />
neu: Ein kleiner Katamaran mit je<br />
einem Elektroaußenbordmotor am<br />
Rumpf!<br />
Vorteile des Designs: Geringere<br />
Verdrängung (und damit geringerer<br />
Energiebedarf und höhere<br />
Reichweite), bessere Manövrierbarkeit<br />
und mehr Platz<br />
als bei einem Einrumpfboot<br />
vergleichbarer Größe.<br />
Die Nutzfläche beträgt<br />
20 m 2 , die sich sieben Passagiere<br />
teilen können. Bei der Motorisierung<br />
stehen Außenbordmotoren<br />
von Torqeedo mit bis zu 2 x 10 kW<br />
Leistung und 30 kWh Batteriekapazität<br />
zur Ver fügung. Die Fahrleistungen<br />
sollen jener der Frauscher 740<br />
Mirage Air ähneln – mit deutlich reduziertem<br />
Energieaufwand.<br />
è www.frauscherboats.com<br />
TimeSquare 20 von<br />
vorne. In der Heckansicht<br />
würde man die beiden<br />
E-Motoren sehen.<br />
Vom Atter- zum Wörthersee<br />
VERTRETUNG. Boote Schmalzl<br />
hat für die Kärntner Seen den Vertrieb<br />
und Service der Daysailer von<br />
A-Yachts übernommen. Angeboten<br />
werden nicht nur die drei Modelle der<br />
Werft vom Attersee – a27, a33 und<br />
a39 –, sondern auch alle Dienstleistungen<br />
für den unbeschwerten Segelgenuss,<br />
also Kranen, Vorbereiten, Lagern,<br />
Liegeplatz bis zum Winterlager<br />
und Reparaturservice. Beste Chancen<br />
auf Kärntner Käufer räumt man dem<br />
Einstiegsmodell a27 ein, dieses wird<br />
auch beim Sommerfest der Bootswerft<br />
Schmalzl von 6.–7. August zum<br />
Besichtigen und Testen bereitstehen.<br />
è www.boote-schmalzl.at<br />
è www.a-yachts.info<br />
a27 mit geschmalzenem Service.
PANORAMA<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
Cranchi, öffne dich!<br />
LUXUS-TENDER. Vor eineinhalb<br />
Jahren als A44 vorgestellt, scheint<br />
Cranchis Luxus-Tender nun als<br />
A46 tatsächlich verwirklicht worden<br />
zu sein – die Plätze auf den Messen in<br />
Cannes und Genua sind jedenfalls gebucht,<br />
Testfahrten seit Juni möglich.<br />
Geändert hat sich an den wichtigen<br />
Daten nichts: 46 Fuß Gesamtlänge,<br />
14 Fuß Breite, Standardmotorisierung<br />
zwei Volvo Penta IPS 650 mit jeweils<br />
480 PS. Sehr offenes Design vom<br />
Steuerstand bis zur Sonnenlounge im<br />
Heck, die durch abklappbare Bordwände<br />
erheblich vergrößert werden<br />
kann. Unter dem Sonnendeck befindet<br />
sich eine Garage, in der ein kleines<br />
Boot mit einer Länge von bis zu<br />
zwei Metern untergebracht werden<br />
kann – ein Tender für den den Tender!<br />
Sehr flexibel präsentiert sich<br />
auch die Dinette unter Deck, die sich<br />
in eine Kabine verwandeln lässt, damit<br />
hätte man mit der Eignerkabine<br />
vier Schlafplätze zur Verfügung.<br />
è www.topyacht.eu<br />
Offen für alles: Cranchi<br />
A46 Luxury Tender.<br />
Neue Mitte<br />
13-M-KAT. Mit dem ab Jänner 2022<br />
ausgelieferten Bali 4.4 räumt der<br />
französische Katamaranhersteller<br />
sein Modellprogramm im heiß umgekämpften<br />
Segment der Kats von<br />
11 bis 15 Metern Länge etwas auf.<br />
Die Neuentwicklung ersetzt den<br />
Bali 4.3 und 4.5 und schafft zum<br />
4.2 und 4.8 einen größeren Abstand.<br />
Wie alle Bali Cats besitzt auch der<br />
Bali 4.4 das verglaste Schwingtor, mit<br />
dem man den Außenbereich achtern<br />
wie einen Wintergarten verschließen<br />
kann. Das beliebte Vorschiffscockpit<br />
mit den Durchgang vom Salon aus ist<br />
natürlich ebenfalls vorhanden. Der<br />
Baum ist im Vergleich zu den größeren<br />
Modellen niedriger angeschlagen.<br />
Dies verringert zwar die Stehhöhe auf<br />
der Sonnenliege, vergrößert aber die<br />
Segelfläche. Zur Auswahl stehen eine<br />
luxuriöse Eignerversion mit drei Kabinen<br />
und eine Vier-Kabinenversion,<br />
die auch über vier Nasszellen verfügt.<br />
Skipperkabine und separate Nasszelle<br />
für den Skipper stehen optional ebenfalls<br />
zur Verfügung.<br />
è www.trend-travel-yachting.com<br />
Bali 4.4 auf gutem<br />
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Zeit für Tokio<br />
UHR-IKONE. Omega, der offizielle Zeitnehmer<br />
der Olympischen Spiele 2020 in Tokio, die voraussichtlich<br />
<strong>2021</strong> stattfinden werden, hat mit der<br />
Seamaster Diver 300M Tokyo 2020 eine Uhr präsentiert,<br />
deren Farbkonzept vom Emblem eben<br />
dieser Veranstaltung inspiriert worden ist. Das<br />
42-mm-Gehäuse ist aus<br />
Edelstahl gefertigt<br />
Wasserdicht bis<br />
in 300 Meter Tiefe.<br />
und verfügt über einen<br />
Lünetten-Ring<br />
aus blauer Keramik<br />
und eine Taucher-<br />
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„ Das Meer ist der letzte<br />
freie Ort auf der Welt.“<br />
Ernest Hemingway (1899–1961), US-Reporter, Schriftsteller<br />
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HÄNDLER. Mit den Motorkatamaranen von Fountaine<br />
Pajot und den Motorbooten von De Antonio<br />
Yachts hat Baotic Yachting zwei neue Marken<br />
im Portfolio. Als offizieller Vertragshändler werden<br />
die französischen Katamarane in Kroatien,<br />
Slowenien, Bosnien und Herzegowina und zwei<br />
deutschen Bundesländern vertrieben; De Antonio<br />
Yachts wird in Österreich, Deutschland, Kroatien<br />
und Slowenien vertreten. Dank der eigenen Marina<br />
Baotić in Seget Donji bei Trogir kann man<br />
s ogar einen besonderen Service anbieten: Eine<br />
Fountaine Pajot MY6 und eine De Antonio D42<br />
Open stehen ebendort für Testfahrten bereit.<br />
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Details hält die Hamburger Yacht-<br />
Versicherung Schomacker in seinen<br />
neuen Charter-Versicherungen parat.<br />
So gibt es nun eine Skipper-Haftpflicht-Versicherung<br />
für Kurztörns –<br />
der 3-Tage-Tarif wird je nach gewünschter<br />
Versicherungssumme<br />
schon ab 49,50 Euro angeboten.<br />
Ganz einfach abzuschließen sind<br />
Kautionsversicherungen. Kautionen<br />
bis 8.000 Euro lassen sich online ab <br />
sichern, auf Anfrage auch bis zu<br />
10.000 Euro. Auf Wunsch kann sogar<br />
das Regattarisiko eingeschlossen werden.<br />
Auch eine Reiserücktritts kosten-<br />
Versicherung lässt sich bis zu einer<br />
Höhe von 10.000 Euro einfach online<br />
abschließen und muss mit<br />
der Buchung des Törns<br />
bzw. maximal 14 Tage danach<br />
abgeschlossen werden.<br />
Die Reiserücktrittskosten-Versicherung<br />
zahlt<br />
den Ausfall des gesamten<br />
Charters, wenn der Skipper<br />
oder seine engsten Angehörigen<br />
erkranken oder<br />
verstorben sind, bei Arbeitslosigkeit<br />
oder bei An<br />
Regattarisiko? Kann man auch absichern.<br />
tritt eines neues Jobs. Aus aktuellen<br />
Gründen interessant: Mitversichert ist<br />
auch ausdrücklich eine Erkrankung<br />
an Covid-19, nicht jedoch der Gang<br />
in Quarantäne ohne Erkrankung.<br />
è www.schomacker.de<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK<br />
Öko-Olympia<br />
Die auf der Isle of Man beheimatete<br />
Werft The Ultimate Boat<br />
Company (UBC) hat mit der<br />
Olympia 32 eine vollständig<br />
recycelbare Rennyacht vorgestellt,<br />
die ein Kandidat für die<br />
noch diskutierte Mixed Offshore<br />
Disziplin der Olympischen Spiele<br />
2024 in Paris sein soll. Basis des<br />
nachhaltigen Projekts ist der<br />
firmeneigene Verbundwerkstoff<br />
DANU, der aus recyclingfähigem<br />
Harz und einer Naturfaser besteht,<br />
über die sich UBC aus patentrechtlichen<br />
Gründen noch<br />
nicht öffentlich geäußert hat.<br />
UBC hat schon eine Reihe von<br />
aus DANU hergestellten Motorbooten<br />
im Programm und arbeitet<br />
nicht nur an der olympischen<br />
Rennyacht, sondern auch an einem<br />
neuen 10-Meter- Segelkat.<br />
è www.ultimate-boats.com<br />
Aller guten Dinge sind vier<br />
WELTUMSEGLUNG. Norbert Sedlacek<br />
will es mit seinem Ant ArCtic<br />
Lab-Projekt ein viertes Mal probieren.<br />
Nach technischen Schwierigkeiten<br />
in den Jahren 2018 und 2019 und<br />
nachdem die Nordwestpassage letztes<br />
Jahr von der kanadischen Regierung<br />
wegen der Corona-Pandemie für<br />
Durchfahrten gesperrt worden war<br />
(und er sich außerdem einer Krebsoperation<br />
unterziehen musste), plant<br />
der Wiener Weltumsegler (2006–<br />
2008) und Vendée Globe Finisher<br />
(2008/2009) mit seiner Innovation<br />
Yachts Mitte August seine spektakuläre<br />
Weltumseglung zu starten.<br />
Zur Erinnerung: Sedlacek möchte<br />
mit seiner modifizierten Open 60<br />
die Arktis und Antarktis einhand<br />
und nonstop umsegeln und dabei<br />
neue Materialien testen. Rumpf und<br />
Deck des Seglers sind aus Vulkan <br />
faser, einem Kern aus Balsakopfholz<br />
und einem biologisch abbaubaren<br />
Epoxidharz gefertigt und sollen sich<br />
komplett recyceln lassen. Die Nordwestpassage<br />
ist freilich immer noch<br />
geschlossen, deshalb musste Sedlacek<br />
seine ursprüngliche Route ändern.<br />
Der neue Plan sieht so aus: Start<br />
am 15. August in Les Sables-d‘Olonne<br />
und Umrundung von Spitzbergen auf<br />
ca. 80° N, dann den Atlantik hinunter<br />
in das Südpolarmeer, von dort ostwärts<br />
um den Globus bis Kap Hoorn<br />
und dann zurück nach Les Sablesd‘Olonne.<br />
Gesamtdistanz: mind.<br />
32.000 Seemeilen. Und der Rekordversuch<br />
durch die Nordwestpassage?<br />
Will Sedlacek später versuchen,<br />
wenn Covid unter Kontrolle ist<br />
und die Kanadier die Route<br />
wieder geöffnet haben.<br />
è www.ant-arctic-lab.com<br />
Norbert Sedlacek will mit seiner<br />
Open60AAL einmal um die ganze Welt.<br />
14 4/<strong>2021</strong>
Blaues Wunder<br />
Nerea NY 24 „Bit of Blue“.<br />
LUXUSTENDER. Auf dem Anfang<br />
Juni abgehaltenen Salone Nautico<br />
Venezia hat Nerea eine „Bit of<br />
Blue“-Sonderedition seiner NY 24<br />
vorgestellt. Der Name ist Programm:<br />
Der luxuriöse Daycruiser schimmert<br />
in diversen Blau-Schattierungen,<br />
die besonders fein zum Farbton des<br />
Teakholzes passen, mit dem die<br />
Lauf stege verkleidet sind. Für die<br />
Kabine der Sonderedition wurde<br />
ein neuer Materialmix aus Leder<br />
und Oltremateria gewählt. Letzteres<br />
ist ein Beschichtungsmaterial auf Ölbasis,<br />
das aber recycelbar sein soll.<br />
è www.nereayacht.com<br />
Zweite Haut<br />
NEOPREN-TOP. Der australische Wassersport-Spezialist<br />
Zhik rühmt sich, mit dem<br />
Z-Skin-Top einen der dünnsten Neopren-<br />
Oberteile entwickelt zu haben. Das Top besteht<br />
aus einem 0,8 mm dünnen Neopren<br />
für den Oberkörperbereich und atmungsaktivem<br />
sowie wasserabweisendem 4-Wege-Stretch-Gewebe<br />
in den Schultern und<br />
Ärmeln mit hochelastischen Flatlock-Nähten.<br />
Die Kombination ermöglicht ein hohes<br />
Maß an Beweglichkeit und bietet UPF 50+<br />
Sonnenschutz. Das Top kann mit einem<br />
Neoprenanzug, Leggings oder Boardshorts<br />
kombiniert werden. Erhältlich in schwarz,<br />
Männergrößen M–XXL, UVP: € 169,95.<br />
è www.zhik.com<br />
è www.frisch.de<br />
Schatzi-Suche für Betuchte<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK<br />
DATING-WEBSITE. Die teuerste Dating-Website<br />
der Welt hat den maritimen<br />
Markt entdeckt: Lusso Dating<br />
möchte Yachteignern, Kapitänen und<br />
vermögenden Skippern passende<br />
Partner für gehobene Aktivitäten vermitteln.<br />
Die Fotos und Kommuni kation<br />
sind nur für VIP-Mitglieder freigeschaltet,<br />
wobei die VIP-Plätze pro<br />
Land/Geschlecht limitiert sind und<br />
bis zu 1.000 USD pro Monat kosten.<br />
è www.lusso.dating<br />
Ihr Charter<br />
Spezialist<br />
15x Kroatien<br />
2x Türkei<br />
4x Griechenland<br />
Slowenien<br />
NEU: Italien<br />
Niederlande<br />
Karibik<br />
Charter-Weltweit<br />
Ab in den Segelurlaub!<br />
Sommer, Sonne, Meer ...
Ocean Woman<br />
Kochen für Kinder<br />
bei Sturm<br />
Heute<br />
sag ich jaja, man wächst hinein in das Blauwassersegeln,<br />
wird abgehärtet, tapfer, cooler. Keine Rede davon bei unserem<br />
ersten Sturm im Atlantik auf dem Weg zu den Kanarischen Inseln.<br />
Starkwind“ meinte mein Skipper.<br />
OMG! Das war immerhin<br />
der große Atlantik, die<br />
Wellen waren riesig, die Wolken<br />
grau und dick und unheimlich.<br />
Zuvor im Internetcafe war keine<br />
Rede davon. Ach, dieses Wetter!<br />
„Hunger!“ Das war Finn. Dem<br />
war es egal, was da draußen passierte.<br />
Egal, welche Wellen, egal, welches<br />
Tiefdruckgebiet, egal, welche Störungen<br />
derselben. Mist. Seekrank<br />
wird bei uns keiner. Das ist ein Vorteil,<br />
kenne ich doch genug Crews,<br />
die zu diesem fortgeschrittenen<br />
Gewackel im Gleichton reierten.<br />
„Hunger!“ Ok. Es war ja schon<br />
der zweite Sturmtag. Am ersten hatte<br />
ich vorgesorgt. Krautfleckerl noch<br />
im Hafen gemacht. Und Chips mit<br />
Dips und Brot gebacken. Am zweiten<br />
Tag stand der Gusto an Bord<br />
nach etwas anderem. Pasta. Basta.<br />
Es gab wieder was mit Nudeln. Ich<br />
klemmte mich in die Kombüse der<br />
Risho Maru. Erhöhte Schiffsbewegungen.<br />
Heißt, das Schiff bewegt<br />
sich vorwärts, was gut ist, aber eben<br />
durch die Wellen auch seitwärts und<br />
auf und ab. Der Deckel des Spaghetti <br />
topfs knallte auf meinen Zeh. Aua!<br />
Egal. Auf den Monoyachten muss es<br />
ALEXANDRA SCHÖLER<br />
ist Weltumseglerin,<br />
Sängerin, Regisseurin,<br />
Buchautorin und seit<br />
2010 Ocean Woman.<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
FOTO: STEFAN HARING<br />
noch schlimmer sein, weil Schräglage.<br />
Aber ich denke, im Grunde ist es<br />
auf jedem Schiff bei solch einem<br />
Wetter grenzwertig. Außer vielleicht<br />
auf einer Fähre oder einem Kreuzer.<br />
Aber da war ich nicht. Leider. Zwiebel<br />
schneiden. Gut, dass unsere<br />
Kombüse klein ist. Ich klemmte<br />
mich zwischen Niedergangsleiter<br />
und Küchenbankerl, drückte Halt<br />
suchend die Zwiebel aufs rutschende<br />
Brett und schnipselte.<br />
Viel Olivenöl in den Topf. Was<br />
noch? Vor mir Kapern. Rein damit,<br />
Oliven ohne Kerne, rein damit, eine<br />
salzige Sardelle, rein damit. Und<br />
Knoblauch, wenn ich es bis zu ihm<br />
schaffe. Bumm! Kopf angehauen am<br />
Querbalken. Gut, die Küchenorganisation<br />
war damals noch bescheiden.<br />
Würde mich da in den folgenden<br />
Segeljahren sehr verbessern.<br />
Eine Knoblauchzehe landete im<br />
Topf, der Rest hinter dem Ofen.<br />
Mach ich später sauber, heißt in<br />
Lanzarote – sollten wir da je ankommen<br />
– heißt in vier Tagen. Da<br />
könnte ich den Knoblauch wahrscheinlich<br />
getrocknet verwenden.<br />
Platsch! Wasserspritzer von oben.<br />
Blöde Welle. Boden feucht. Mist.<br />
Wo sind die Bodenfetzen? Irgendwann,<br />
viel später, würde ich dann<br />
Zeitungspapier auf den Boden legen,<br />
das saugt super und man entsorgt<br />
es schnell und es stinkt nicht<br />
wie ein alter Hund. Aber das würde<br />
erst in Tonga sein, zwei Jahre später.<br />
Ja, Seefrau werden ist nicht schwer,<br />
aber sein dagegen sehr ...<br />
4,5 JAHRE URLAUB?!<br />
Chili. Rein in die Pfanne und dann<br />
eine Dose Tomaten aus der nassen<br />
Bilge. In Neuseeland werde ich so<br />
weit gereift sein, dass für die jeweilig<br />
berechnete Überfahrtszeit alles<br />
handlich bereitsteht, mit Speiseplan,<br />
aber im Augenblick suchte ich den<br />
Dosenöffner. Hatte die billigen Tomatendosen<br />
ohne integrierte Öffnungsschlaufe<br />
gekauft. Schöner<br />
Mist bei 25 Knoten Wind. Wo war<br />
die Stauliste, um dieses Manko zu<br />
vermerken? Ach, pfeif drauf.<br />
„Hunger!“ Finn muss ein Affront<br />
für seekranke Menschen sein, kopfüber<br />
hing er in seiner Koje und las<br />
Asterix!<br />
So, Nudeln rein, kochen, kochen.<br />
Kosten, kochen. Passt. Jetzt das<br />
Meisterstück: heißes Wasser abseihen,<br />
die Schiffsbewegungen berücksichtigend.<br />
Dabei immer be<br />
Sohn Finn, das hungrige<br />
Seemonster an Bord.<br />
Palatschinken à la Risho Maru<br />
Zutaten: 150 g Mehl, 2 Eier, 250 ml Milch, 125 ml Wasser.<br />
Zubereitung: Alle Zutaten mit dem Schneebesen glattrühren, in einer Pfanne mit etwas Öl von beiden<br />
Seiten goldgelb ausbacken. Füllung: Schokocreme à la Nuetella gibt es von Kroatien bis Papete …<br />
Tipps: Eier: Einzeln aufschlagen – ich habe oft Eier auf Inseln<br />
in kleinen Supermärkten oder von Einheimischen direkt<br />
gekauft. Die Frische lässt sich da oft nicht nachvoll <br />
ziehen und ein stinkendes Ei an Bord ist wirklich<br />
grauenhaft und verdirbt das ganze Gericht sofort!<br />
Milchpulver: Das beste Milchpulver habe ich in<br />
Neuseeland gekauft. Lange bin ich mit Haltbarmilchtetrapacks<br />
ge segelt, aber Milchpulver ist leichter zu<br />
stauen und kann sparsamer verwendet werden.<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK<br />
16 4/<strong>2021</strong>
kleidet sein. Damals auf<br />
dem Atlantik sowieso, es war<br />
saukalt. Aber in den Tropen<br />
würde ich schon mal im Bikini<br />
dastehen und das könnte<br />
böse enden. Ok, Nudeln fertig,<br />
Tomatensoße dazu, Parmesan<br />
drüber, Blechteller, Gabel.<br />
Essen fertig! Die Männer<br />
futterten. Ich war total erledigt.<br />
Seekrank war ich nicht,<br />
aber hungrig auch nicht mehr.<br />
Ich würde dann später während<br />
der Nacht wache meine<br />
Portion essen.<br />
Fünf Jahre später fragte mich<br />
bei einer unserer Multivisionsshows<br />
eine pikierte Dame, wie<br />
es denn so sei, viereinhalb Jahre<br />
Urlaub zu machen. Urlaub!<br />
Ich geh dann mal Abwaschen.<br />
Muss sein, lieber gleich, weil<br />
sonst das Chaos morgen noch<br />
schlimmer ist. Außerdem hab<br />
ich nur zwei Töpfe, mehr passen<br />
nicht in die Küche.<br />
Und warum diese traditionelle<br />
Rollenverteilung an Bord?<br />
Kann nicht Peter kochen oder<br />
abwaschen? Der navigiert. Und<br />
da wird mir richtig schlecht.<br />
Da koch ich lieber. Peter liest<br />
und empfängt die Wetterfaxe,<br />
wartet, starrt, versucht, sich zu<br />
konzentrieren und auch sein<br />
Appetit hält sich in Grenzen.<br />
Aber wie immer lobte er die<br />
Küche!<br />
Nur Finn aß immer begeistert.<br />
Wollte noch eine Portion.<br />
Fiel dann wieder in seine Koje<br />
und verlangte Nachspeise. Ich<br />
schmiss ihm einen Schokoriegel<br />
auf den Kopf. So, die Küche<br />
ist geschlossen, Seemonster!<br />
Da Sturmspaghetti in Wirklichkeit<br />
einfach aus dem gemacht<br />
werden, was gerade in<br />
der Kombüse herumliegt, gibt<br />
es dazu kein Rezept, aber dafür<br />
ein „all time favorite“ für<br />
hungrige SeglerInnen von<br />
1–99: Nutella-Palatschinken!<br />
Gib Gummi!<br />
PANORAMA<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
Urlaub auf Holz<br />
SPEED-RIB. Die Pirelli 35 entstand in<br />
Zusammenarbeit des italienischen Luxus<br />
RIB-Spezialisten TecnoRib mit dem<br />
schwedischen Mannerfelt Designstudio.<br />
Der Reifenmulti selbst spendet nur den<br />
Markennamen, dürfte aber mit dem Ergebnis<br />
der Kooperation – wie schon bei<br />
der Pirelli 42 – zufrieden sein.<br />
Das 11-Meter-Walkaround-Boot besitzt<br />
einen zweistufigen Rumpf, der für Stabilität,<br />
Sicherheit und ordentlich Leistung<br />
sorgt – TecnoRib verspricht eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von über 50 Knoten. Die<br />
Pirelli 35 ist sowohl mit Außenborder als<br />
Viel Holz, viel Platz, viele Ziele:<br />
Urlaub auf einer klassischen Gulet.<br />
GULET-TÖRN. Jeder Türkei-Urlauber<br />
kennt sie: Gulets, jene zwei- oder dreimastigen<br />
Segelyachten, die klassischerweise<br />
aus Holz gebaut werden. Auch wenn<br />
diese Schiffe von außen traditionell aussehen,<br />
verbirgt sich im Inneren zeitgemäßer<br />
Komfort: geräumige Kabinen, gut ausgestattete<br />
Kochecken und moderne Bäder.<br />
Hot-Spot der Gulets ist die südwestliche<br />
türkische Küste, Globesailor vermittelt<br />
die Holzschiffe aber auch in Griechenland,<br />
Kroatien und Italien. Ein Gulet zu mieten<br />
ist eine gute Wahl für größere Gruppen<br />
wegen des großen, luxuriösen Platzangebots<br />
sowohl auf als auch unter Deck. Zudem<br />
besitzt die Crew immer einen Koch.<br />
Die Preise richten sich natürlich nach<br />
der Saison und nach der Größe der Segelschiffe,<br />
ab Trogir z. B. ist eine Gulet für<br />
zehn Personen für eine Woche Mitte<br />
September schon ab € 6.460,– zu buchen.<br />
è www.globesailor.de<br />
auch mit Z-Antrieb erhältlich und kann<br />
mit Motoren von 600 bis 700 PS ausgerüstet<br />
werden.<br />
è www.tecnorib.it<br />
den<br />
Wörthersee mit dem boot erleben<br />
bootsvermietung<br />
segelschule<br />
Werzer’s Segelschule · Pörtschach<br />
F. A. Kuzmanic · Tel. +43 664 1550661
Marine Fashion<br />
Des Meeres li<br />
18 4/<strong>2021</strong>
ebste Kleider<br />
Bekleidung für den Yachtsport wird immer funktioneller –<br />
und natürlich will man darin auch eine gute Figur machen.<br />
Mit seiner neuen Mode-Marke 4SEA hat sich Christian<br />
Kilger ein noch viel höheres Ziel gesetzt: Der passionierte<br />
Segler will mit ihr auch die Ozeane in Schutz nehmen.<br />
Wie, erläutert er im Interview.<br />
Text STEFAN DETJEN | Fotos 4SEA/DANIELE BARACCO<br />
Dress Pope, € 89,–.
Marine Fashion<br />
Jacket Pope, € 229,–.<br />
Für was steht 4SEA?<br />
4SEA macht innovative Segelbekleidung.<br />
Wir sind anders, denn<br />
wir erfüllen Ansprüche, die bisher<br />
vernachlässigt wurden: Mode und<br />
innovative Nachhaltigkeit, soweit<br />
es derzeit für uns als kleines Unternehmen<br />
möglich ist.<br />
Warum ist das so schwierig?<br />
Einfache Gegenfrage: Sehen Sie<br />
selbst nach, wie und woraus Ihr<br />
Sporthemd gemacht wurde? Der<br />
Kunde muss besser aufgeklärt werden.<br />
Bekleidung belastet die Meere.<br />
Die typische Segelmode ist Gift für<br />
die Ozeane, mehr noch als gewöhnliche<br />
Mode. Bei der Herstellung<br />
werden Polyester oder Polyamid<br />
(Nylon) als Grundstoffe der meisten<br />
Marine-Fashion-Teile verwendet.<br />
Das sind Chemikalien, die aus Erdöl<br />
hergestellt werden. Einmal ins<br />
Meer eingetragen, verrotten die<br />
Grundstoffe quasi nie.<br />
Allein das Waschen unserer alltäglichen<br />
Wäsche setzt pro Jahr<br />
500.000 Tonnen Mikrofasern ins<br />
Meer frei, das sind 50 Milliarden<br />
Plastikflaschen! 50 Prozent des Mikroplastiks<br />
im Meer stammen von<br />
Textilien. Zudem gibt es Entwicklungen<br />
wie „Fast Fashion“ – da ist<br />
billig und austauschbar gefragt.<br />
Die Belastungsfaktoren auf unsere<br />
Meere sind gewaltig, wachsende<br />
Bevölkerung, Fast Fashion, hoher<br />
Wasserverbrauch, CO 2 -Emissionen,<br />
Chemikalien, Mikroplastik.<br />
Firmen prahlen damit, wie wasserdicht<br />
ihre Jacken sind. Wassersäule<br />
nennt man dieses Maß. Man<br />
nimmt dabei perfluorierte und polyfluorierte<br />
Chemikalien (PFC). Das<br />
ist toxisch. Paraffine, Silikone, Polyurethane<br />
oder Dendrimeren werden<br />
auch verwendet. Wer eine Yacht hat,<br />
will auch technisch anspruchsvolle<br />
Textilien.<br />
Die Bekleidung muss heute verschiedene<br />
Wünsche erfüllen, sie<br />
muss schnell trocknen, wasserdicht<br />
oder wasserabweisend sein, warmhalten,<br />
4-Wege-Stretch haben und<br />
20 4/<strong>2021</strong>
4SEA Ashirt Short Sleeve Sea Spirit,<br />
€ 89,–; Bermuda Porto Cervo, € 129,–.<br />
Sie: Tank Amaru, € 79,–, Legging<br />
Amaru, € 89,–. Er: Ashirt 4SEA,<br />
€ 69,–, Bermuda Porto Cervo, € 129,–.<br />
Tank Amaru, € 79,–,<br />
Shorts Marinella, € 129,–.<br />
supercool aussehen. Wir entwickeln<br />
daher derzeit wasserdichte Segelbekleidung,<br />
die sowohl aus recycelten<br />
Materialien besteht als auch mit einer<br />
biologisch verträglichen Substanz<br />
wasserdicht gemacht wird.<br />
Nach dem Gebrauch können diese<br />
Bekleidungsstücke aber nicht einfach<br />
in den Müll. Sie verrotten<br />
nicht. Das gilt auch für die meisten<br />
modernen Tennishemden – leider.<br />
Ich bin Segler, aber auch Genetiker<br />
und als solcher Naturwissenschaftler.<br />
Das Problem interessierte<br />
mich. Es ist ein scheinbares Conundrum<br />
– sustainable or technical –<br />
beautiful or bio? Ich glaube, wir<br />
müssen versuchen, all das zu erzielen.<br />
Unser Planet ist in Gefahr,<br />
Wegschauen ist keine Option.<br />
4SEA ist „Fashion on a Mission“.<br />
Welche Herausforderungen kommen<br />
„ Unser Planet ist in Gefahr,<br />
Wegschauen ist keine Option.“<br />
bei der Herstellung auf Sie zu?<br />
Die Anforderungen sind unterschiedlich.<br />
Ein Kunde hat eine 40<br />
Meter-Yacht, ein anderer segelt eine<br />
49er. Für die Olympiasegler Ubert<br />
Marine Mode,<br />
neu und nach haltig<br />
interpretiert<br />
Der Gründer von 4SEA, Christian<br />
Kilger, wurde in den USA geboren<br />
und wuchs sowohl in Deutschland<br />
als auch in den USA auf. Er arbeitet<br />
heute als Patentanwalt und ist mit<br />
Kanzleien in Deutschland und Argentinien<br />
vertreten. Der leidenschaftliche Segler kreuzt<br />
mit seiner Solaris-Yacht Tango am liebsten zwischen<br />
Korsika und Sardinien.<br />
Mit seinem Label 4SEA trifft er den Zeitgeist, die großen<br />
Marken schielen bereits auf seine Anfangserfolge. Mit<br />
dem Yacht Club de Monaco hat er bereits strategische<br />
Partnerschaften etabliert.<br />
è www.chkilger.com<br />
CHRISTIAN KILGER<br />
4SEA Founder<br />
4/<strong>2021</strong> 21
Marine Fashion<br />
„The sea in mind.“<br />
Er: T-Shirt Porto Cervo, € 59,–,<br />
Bermuda Porto Cervo, € 129,–.<br />
Sie: Dress Pope, € 89,–.<br />
Crivelli und Leonardo Chistè<br />
habe wir Rashguards entwickelt,<br />
die UV-50-Sonnenschutz haben,<br />
aber aus recycelten Fischernetzen<br />
stammen. Diese beiden Seglertypen<br />
wollen jedoch unterschiedliche<br />
Produkte. Die Herausforderungen<br />
sind deshalb immens. Wer 49er<br />
segelt, braucht einen Neoprenanzug.<br />
Das ist kein sonderlich naturver <br />
trägliches Zeug. Aber auch dafür<br />
gibt es Lösungen.<br />
Derzeit sind wir noch viel zu klein<br />
für diese Produktsparte. Im kommenden<br />
Jahr werden wir Offshore-<br />
Jacken präsentieren. Das ist eine<br />
große Investition, das Sourcing<br />
ist immens schwierig für einen<br />
kleinen Betrieb.<br />
Gerne würden wir mehr reine<br />
Naturprodukte anbieten, wir haben<br />
ganz spannende Produkte in der<br />
Entwicklung. Ich frage mich oft,<br />
wieviele Yachtbesitzer Jacken brauchen,<br />
mit den man die Vendée Globe<br />
im Südatlantik bestreiten könnte.<br />
Für 4SEA kommen ausschließlich<br />
hochwertige und nachhaltige Materialien<br />
wie beispielsweise Econyl® –<br />
Recyclate aus alten Fischernetzen<br />
und Plastikflaschen – in Frage.<br />
Das Langfristziel wären biologisch<br />
abbaubare Materialien, die ihren<br />
Ursprung nicht im Erdöl haben.<br />
Als Patentanwalt habe ich viele<br />
Erfindungen mit Lactat als Ersatz<br />
für Plastik betreut. Die Bakterien<br />
wachsen in großen Fermentern<br />
und stellen das Lactat, also den<br />
Rohstoff für die Einkaufstüte, her.<br />
Prinzipiell kommt das auch bei<br />
Textilien irgendwann.<br />
Fällt die Ästhetik bei<br />
Sustainable nicht hinten runter?<br />
Ja, das ist eine gute Frage. Zara produziert<br />
im Jahr 24 unterschiedliche<br />
Kollektionen, habe ich gelesen. Wir<br />
sourcen und produzieren in Europa,<br />
Slow Fashion sozusagen. Für jedes<br />
einzelne Produkt suchen wir eine<br />
22 4/<strong>2021</strong>
nachhaltige Lösung. Das heißt,<br />
dass wir manchmal eben nicht<br />
zehn Farben anbieten können.<br />
In der Marine Fashion ist wenig<br />
passiert in den letzten 20 Jahren,<br />
wir müssen aber endlich weg von<br />
den hässlichen Plastikjacken.<br />
Unsere nachhaltige Damenkollektion<br />
ist in der Mode zuhause:<br />
feminine Tank-Tops und Leggings<br />
in seidenweichen Materialien mit<br />
schmeichelnden, figurbetonten Silhouetten<br />
– Luxus, den man fühlt<br />
und sieht, immer und überall, wo<br />
Frau sich am und auf dem Meer bewegt.<br />
Bei 4SEA haben wir uns Gedanken<br />
gemacht, wie wir besonders<br />
für Frauen schöne Marine Fashion<br />
machen können. Innovation ist das<br />
Stichwort.<br />
Wie setzen Sie Innovation ein?<br />
Für Farbvariation entwickeln wir<br />
gezielt Materialkombinationen, die<br />
bis dato keiner so genutzt hat. Unsere<br />
4SEA-Jacken „La Maddalena“<br />
und bei den Damen „Pope“ sind in<br />
Farben wie Türkisblau, Mintgrün<br />
oder Orange zu haben. Sowohl der<br />
Innen- als auch der Außenstoff sind<br />
aus recycelten Fischernetzen. Unsere<br />
Fabrik verbindet diese Materialien<br />
dann thermisch. Auf diese Weise<br />
kombinieren wir Design mit Nachhaltigkeit.<br />
Das steckt viel mühsame<br />
Entwicklungsarbeit darin.<br />
Als Patentanwalt habe ich ja<br />
täglich mit Erfindungen zu tun.<br />
Es passiert in der Textilindustrie<br />
zu wenig. Das mag aber auch am<br />
Kunden liegen. Kleidung sollte ein<br />
geschätztes Luxusprodukt sein.<br />
Mir scheint, zu oft geht es nur um<br />
günstig. Was ich am Körper trage,<br />
sollte mir aber wichtig sein. Als<br />
Yachtie sollte ich auch das Meer<br />
am Herzen tragen.<br />
Welche Player spielen<br />
denn hier eine Rolle?<br />
Die Wertschöpfungskette ist lang.<br />
Da sind die Hersteller der Rohware,<br />
der Garne, die Hersteller der Stoffe<br />
und die Hersteller der eigentlichen<br />
Bekleidung – wie 4SEA. Alles aber<br />
3 Fragen an Guillermo Parada<br />
Azzurra TP52-Skipper und Markenbotschafter von 4SEA.<br />
Warum engagieren Sie sich für 4SEA?<br />
Die Modeindustrie trägt wesentlich<br />
zur Plastikverschmutzung der<br />
Meere bei. Natürlich ist Segelbekleidung<br />
nur ein kleiner Teil des<br />
Pro blems, aber hier können wir<br />
als Profi-Segler ein Statement machen:<br />
„Setzt ein Zeichen und kauft<br />
nachhaltige Segelbekleidung.“ In<br />
unserem kommenden Club Swan<br />
50 Team Tango, welches durch<br />
4SEA gesponsert wird, peilen wir<br />
mit Unterstützung von 4SEA an,<br />
nur nachhaltige Segelbekleidung<br />
einzusetzen. Unsere Rash Guards<br />
bestehen aus Materialien, die von<br />
alten recycelten Fischernetzen<br />
stammen, ebenso unsere Shorts.<br />
beginnt am Anfang. Rohware und<br />
Garne spielen die größte Rolle. Sowohl<br />
was die Chancen, als auch die Risken<br />
anbelangt.<br />
Firmen wie Aquafil in Italien haben<br />
Technologien entwickelt, mit denen<br />
es möglich ist, aus Fischernetzen und<br />
Plastikmüll Garne herzustellen, da<br />
macht Giulio Bonazzi, der Präsident<br />
von Aquafil, eine tolle Arbeit. Dazu<br />
gehört Risikobereitschaft und eine<br />
Vision.<br />
Jedes Glied in der Kette braucht<br />
aber einen Ansporn, „sustainable“<br />
zu werden. Der Kunde muss diese<br />
Produkte einfordern. Die Eigner großer<br />
Yachten sind wichtig. Einige melden<br />
sich bei uns wollen für Ihre Crew<br />
nachhaltige Bekleidung. Yachtbauer<br />
kommen nun auch schon auf uns zu<br />
im Dienste ihrer Kunden.<br />
Leistungssportler wie die in der Vendée<br />
Globe haben eine Vorbildfunktion,<br />
wenn es z. B. um Plastik im Meer geht.<br />
Wir haben bei der diesjährigen Vendée<br />
Globe Didac Costa unterstützt, um auf<br />
das Thema aufmerksam zu machen.<br />
Yachtclubs sind auch wichtig. Der<br />
Yachtclub Costa Smeralda hat mit der<br />
Klappt das auch offshore?<br />
Wir werden die neuen offshore-<br />
Jacken von 4SEA im Herbst<br />
testen. Da kommen spannende<br />
nachhaltige Produkte. Es geht ja<br />
nicht nur um die Kombination<br />
aus Außenhaut und Futter, es<br />
geht auch um die Wahl der<br />
Beschichtungen.<br />
Was sind Ihre Pläne jetzt, wo<br />
die Azzurra-Ära zu Ende ist?<br />
Mein Plan ist es, weiter auf höchstem<br />
Niveau zu segeln, und da<br />
freue ich mich auf das kommende<br />
Club Swan 50 Team Tango ebenso<br />
wie auf die J70-Saison. Ich bin ja<br />
auch offen für alles Neue.<br />
„One Ocean Foundation“ eine Orga nisation<br />
gegründet, die gegen die Verschmutzung<br />
der Meere kämpft. Sie<br />
haben sich auch die Probleme in der<br />
Textilindustrie angesehen und kürzlich<br />
den „Business for ocean sustainability<br />
focus – fashion industry“ publiziert.<br />
Das sind wichtige Beiträge.<br />
Wie geht es nach der<br />
ersten Kollektion weiter?<br />
In diesem Jahr haben wir in Porto<br />
Rotondo auf Sardinien unseren ersten<br />
Laden eröffnet. Wir sind stolz darauf,<br />
dass sich einige sehr pres tigeträchtige<br />
Yachtclubs für 4SEA entschieden haben.<br />
Das ermöglicht uns, in diesen<br />
Partnerschaften über neue Produkte<br />
nachzudenken. Unsere Offshore-Kollektion<br />
kommt nächstes Jahr auf den<br />
Markt – da haben wir noch viel vor.<br />
Warum 4SEA?<br />
Damit definieren wir eine völlig neue<br />
Form von Marine Fashion: fürs Auge,<br />
für die Seele, fürs gute Gefühl, für die<br />
Zufriedenheit auf allen Ebenen – „the<br />
sea in mind“ sagen wir.<br />
è www.4sea.com<br />
GUILLERMO PARADA<br />
ist Argentinier und Sieger<br />
der Coppa del Rey<br />
(2007, 2009 und 2010)<br />
sowie Weltmeister<br />
und Gewinner der TP52<br />
Superseries (2012, 2015<br />
und 2019). Er hat auch<br />
an den Olympischen<br />
Spielen 1988 teilgenommen<br />
(470) und war insgesamt<br />
zehn Jahre lang<br />
Azzurra TP52-Skipper.<br />
4/<strong>2021</strong> 23
Sportswear<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK<br />
Fuß fassen<br />
Von ausgesprochen klassisch bis überaus<br />
sportlich: Dubarry weiß seit über 80 Jahren,<br />
was des Seglers Füße schmeichelt.<br />
Text WOLFGANG GEMÜND<br />
Dubarry klingt irgendwie nach<br />
altenglischem Landadel – damit<br />
ist man aber auf der ganz<br />
falschen Fährte! Gegründet wurde<br />
das Unternehmen nämlich 1937 an<br />
der irischen Westküste als Kooperative,<br />
die den Menschen in der Region<br />
Arbeit geben sollte. Es kommt<br />
aus englischer Sicht noch schlimmer:<br />
Benannt hat man die Marke,<br />
um ihr einen europäischen Klang<br />
zu verleihen, nach Madame du Barry,<br />
der berühmten Mätresse des<br />
verlost unter allen Teilnehmern zwei Paar<br />
Dubarry-Schuhe – 1 x Modell Palma und 1 x Modell<br />
Dungarvan. Einfach eine E-Mail mit Betreffzeile „Palma“<br />
oder „Dungarvan“ (je nach Wahl) an gewinnen@<strong>ocean7</strong>.at<br />
senden und mit etwas Glück gewinnen! Das Modell<br />
Palma gibt es für Damen und Herren, das Modell<br />
Dungarvan nur für Herren. Bitte Ihre Wunschfarbe und<br />
-größe in der E-Mail bekanntgeben – Informationen darüber finden<br />
Sie auf der Dubarry-Homepage www.dubarry.com. Teilnahmeschluss<br />
ist der 26. Juli <strong>2021</strong>, die Gewinner werden per E-Mail verständigt.<br />
Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie sich ein verstanden, den -<br />
News letter (jederzeit kündbar) per E-Mail zu er halten. Ihre Daten werden<br />
in keiner Form an Dritte weiter gegeben. Eine Bar ablöse des Gewinns ist<br />
nicht möglich. Rechtsweg ausgeschlossen.<br />
Must have<br />
Redaktions-<br />
Tipp<br />
französischen Königs Ludwig XV.<br />
Segelschuhe gehörten sehr bald<br />
zur Produktpalette der Iren, später<br />
kamen noch Stiefel für See und Jagd<br />
dazu. Das Motto der Kooperative<br />
hätte lauten können „Wir machen es<br />
ordentlich oder gar nicht“, die Qualität<br />
des Schuhwerks war jedenfalls<br />
von Beginn an legendär.<br />
An die traditionell handgefertigten<br />
Leder-Mokassins der ersten<br />
Jahrzehnte erinnert das aktuelle<br />
Modell Dungarvan. Unter der klassischen<br />
Nubuk-Haut stecken allerdings<br />
einige sehr schlaue Features,<br />
die das Leben an Bord angenehm<br />
machen. So etwa die extrem rutschfeste<br />
und nicht abfärbende Sohle,<br />
eine leichte EVA-Zwischensohle<br />
und ein wasserabweisendes Finish.<br />
Wer einer segelsportlicheren<br />
Optik den Vorzug gibt, halte sich<br />
an das Modell Palma. Das extra<br />
weiche Obermaterial und die<br />
Schnürung sorgen für eine<br />
präzise Passform. Dazu kommen<br />
ein einzigartiges Fußbett,<br />
das sich der Form des<br />
Fußes anpasst, sowie eine<br />
stoßdämpfende EVA-Zwischensohle.<br />
Das Fußbett ist zum<br />
einfachen Waschen herausnehmbar,<br />
das Obermaterial besteht aus<br />
schnelltrocknenden,<br />
atmungsaktiven<br />
und antimikrobiellen<br />
Stoffen.<br />
Die Sohle? „Non<br />
Slip-NonMarking“,<br />
so wie es sich gehört<br />
an Bord.<br />
<br />
è www.dubarry.com/eu/de<br />
24 4/<strong>2021</strong>
ÜBER<br />
JAHRE<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK<br />
Grandezza<br />
Neu: die Bavaria C38<br />
Ghost in Kroatien<br />
und die Basis an<br />
der Amalfiküste in<br />
Italien.<br />
Bildunterschrift<br />
SERVICE IST TRUMPF. Als Spezialist<br />
im Segelrevier Kroatien (15 Basen) hat<br />
sich Pitter Yachtcharter mit Sitz in Österreich<br />
etabliert. Entsprechend groß, aber<br />
auch hochwertig ist die Flotte. So ist die<br />
nagelneue Bavaria C38 (ausführliche<br />
Modellvorstellung ab Seite 68) zurzeit<br />
nur bei Pitter verfügbar. „Weitere haben<br />
wir bereits für 2022 bestellt, um der<br />
großen Nachfrage gerecht zu werden“,<br />
sagt Klaus Pitter – vielleicht findet eine<br />
davon auch ihren Weg nach Italien,<br />
wo Pitter jetzt neu an der Amalfiküste<br />
mit einer kleinen, aber feinen Charter-<br />
Partner-Basis zu finden ist.<br />
In Summe ist Pitter in sieben Ländern<br />
vertreten, eine enorme Herausforderung<br />
in Zeiten unterschiedlichster Reiserestriktionen.<br />
Im Dienste des Kunden hat<br />
man sich daher auch auf diesem Gebiet<br />
zum Top-Experten-Team gemausert,<br />
das über aktuelle Bestimmungen nicht<br />
nur laufend informiert, sondern im Fall<br />
der Fälle auch schnell und kundenfreundlich<br />
agiert und berät.<br />
è www.pitter-yachting.com<br />
Segelrunde<br />
GEMEINSAME TÖRNS. Der Flottillen-<br />
Spezialist Sunsail hat zwei weitere<br />
Kroatien-Törns und exklusive Genuss-<br />
Reisen in sein Programm aufgenommen.<br />
Neu ist die Brač-Flottille ab<br />
Marina Agana, auf der die Gäste<br />
Kroatien rund um die Insel mit dem<br />
berühmten Strand „Goldenes Horn“<br />
ganz ursprünglich erleben können.<br />
Die beliebte Hvar-Flottille an der<br />
Dalmatinischen Küste folgt einer<br />
neuen Route mit kurzen Inselhops<br />
und Option zum Wracktauchen.<br />
Intensiv mit der kulinarischen<br />
Seite der jeweiligen Destination<br />
setzen sich Sunsails vier Wein- und<br />
Genuss-Flottillen auseinander, beispielsweise<br />
ab Portorosa entlang der sizilianischen<br />
Küste und zu den Äolischen<br />
Inseln. Während der siebentägigen<br />
Segelurlaube für Gourmets liegt der<br />
Fokus auf einheimischer Küche und<br />
regionalen Weinen. Neben Weinver <br />
kostungen werden besondere Restaurants<br />
entlang der Route besucht.<br />
Kultur & Mythen<br />
Segeln in Griechenland<br />
Törnvorschlag ab Athen:<br />
Familientörn im<br />
Saronischen Golf<br />
www.argos-yachtcharter.de/s/tva<br />
Urlaubsflotte an der Leine.<br />
+49 (0) 611 - 66 05 1<br />
mail@argos-yachtcharter.de<br />
www.argos-yachtcharter.de
Flottillensegeln<br />
26 4/<strong>2021</strong><br />
Mitte der 1970er-Jahre<br />
starteten die ersten von<br />
Agenturen organisierten<br />
Flottillen-Chartertörns.
Flottillen für<br />
Fortschreitende<br />
Geführte Törns sind der ideale Urlaubsmodus für Skipper mit wenig (Revier-)Kenntnissen oder<br />
Familien mit Kindern. Flottillen können aber auch genutzt werden, um erfahrenen Skippern<br />
Segelspaß in der Gemeinschaft zu bieten. Yachtcharter Müller nennt seine z. B. Explorer-Törns ...<br />
Text WOLFGANG GEMÜND<br />
FOTOS: SHUTTERSTOCK (2), GERNOT WEILER (1)<br />
Die Idee ist so simpel und<br />
gut, dass es nicht lange<br />
brauchte, bis jemand den<br />
entsprechenden Geistesblitz<br />
hatte. Ende der 1960er-Jahre<br />
entwickelte sich der Segelcharter<br />
langsam zum Massenphänomen,<br />
und schon Mitte der 70er-Jahre<br />
starteten die ersten von Agenturen<br />
organisierten Flottillen, um synchron<br />
die Anker zu lichten. Sunsail<br />
zum Beispiel, anfangs nur eine Segelschule<br />
im Saronischen Golf, fing<br />
1975 an, mit kleinen Segelflotten<br />
die griechische Ägäis zu bereisen.<br />
Lieber gemeinsam als einsam zu<br />
segeln erwies sich als so durchschlagender<br />
Erfolg, dass sich aus<br />
der kleinen Segelschule eines der<br />
weltweit größten Charterunternehmen<br />
entwickelte.<br />
Vor allem Segelnovizen sprach<br />
und spricht das Konzept des Flottillensegelns<br />
an. Man segelt auf<br />
der eigenen Charteryacht in einer<br />
Gruppe von – meist sind es zwischen<br />
fünf und 15 – Yachten. Angeführt<br />
wird die Flottille von einer<br />
Begleityacht, die mit einer professionellen<br />
Crew besetzt ist, immer<br />
mit einem revierkundigen Skipper<br />
und einem Mechaniker, meist auch<br />
mit einem Arzt. Großer Vorteil<br />
beim Segel urlaub in einer Flottille:<br />
Es ist für alles gesorgt – reservierte<br />
Anlegeplätze, volle Diesel- und<br />
Wassertanks, organisierte Veranstaltungen,<br />
bis hin zur Auswahl<br />
der schönsten Badebuchten und<br />
einladendsten Strandrestaurants.<br />
Statt sich mit Behördengängen,<br />
Landesgesetzen, Schiffstechnik,<br />
Wind und Wetter oder dem Einkauf<br />
von Proviant zu beschäftigen,<br />
kann man sich auf die schönen<br />
Seiten des Segelns konzentrieren.<br />
Und für viele frischgebackene<br />
Skipper mit noch wenig Erfahrung<br />
sorgt allein die Tatsache, dass ein<br />
erfahrener Skipper immer in der<br />
Nähe ist und bei Bedarf jederzeit<br />
Unterstützung geben kann, für<br />
einen ordentlichen Schub Selbstvertrauen.<br />
DIE ENTENFAMILIE<br />
Neben Segeleinsteigern sind Familien<br />
mit Kindern die größte Klientel<br />
von Flottillenanbietern, finden<br />
die Kids doch beim gemeinsamen<br />
Baden in den Buchten oder Landgängen<br />
auf den anderen Booten<br />
sehr leicht gleichaltrigen Umgang.<br />
Die beiden Zielgruppen haben<br />
gemeinsam mit Törns mit vielleicht<br />
etwas allzu stringenter Organisation<br />
allerdings dazu geführt, dass<br />
Flottillensegeln bei erfahrenen<br />
Skippern den Hautgout von Entenfamilien<br />
bekam: Vorneweg die Entenmamma<br />
(= Führungsboot), dahinter<br />
eine diszipliniert aufgefädelte<br />
Formation von schnatternden<br />
Küken (= Kunden).<br />
Namhafte Flottillen-Anbieter wie<br />
etwa Yachtcharter Müller mit Sitz<br />
in Linz bemühen sich sehr, dieses<br />
Bild aus den Köpfen ihrer Kundschaft<br />
zu bringen und betonen,<br />
dass man als Mitsegler sehr wohl<br />
aus der Reihe tanzen darf.<br />
Für Thomas Hickersberger,<br />
Geschäftsführer von Yachtcharter<br />
Müller, bot das Flottillen-Image als<br />
einer in Reih und Glied segelnden<br />
Karawane die Möglichkeit, die<br />
Grundidee des gemeinsamen<br />
Segelns aufzunehmen und ihr<br />
einen anderen Spin zu geben.<br />
THOMAS HICKERSBERGER<br />
ist Geschäftsführer von<br />
Yachtcharter Müller mit<br />
Sitz in Linz.<br />
Neben Segeleinsteigern<br />
sind Familien mit Kindern<br />
die größte Klientel<br />
von Flottillenanbietern.<br />
4/<strong>2021</strong> 27
Flottillensegeln<br />
ERFOLGREICHE NISCHE<br />
Hickersberger erinnert sich, wie<br />
ihm um das Jahr 2000 die Idee seiner<br />
Explorer-Törns kam – Gruppentörns<br />
in exotischen Revieren im<br />
losen Verband, bei dem jede Yachtcrew<br />
tun und lassen kann, wonach<br />
ihr ist. „Die Gruppe soll Sicherheit<br />
vermitteln, gleichzeitig soll aber<br />
auch die Individualität eines Segeltörns<br />
nicht verloren gehen“, erklärt<br />
Hickersberger sein Konzept. „Bei<br />
der Törnplanung wird besonders<br />
darauf geachtet, dass man sich<br />
leicht von der Route aus- und wieder<br />
einklinken kann. Der Törnverlauf<br />
soll zu vielen Sehenswürdigkeiten<br />
führen, aber es soll auch<br />
genug Freiraum zum Schwimmen<br />
und Schnorcheln bleiben.“<br />
„2003 war es dann soweit und<br />
unser erster Karibik-Explorer<br />
konnte starten“, erzählt Hickersberger.<br />
Zuerst wurden Crewtreffen,<br />
Route, Flüge, Transfer und<br />
Insel rundfahrten von uns organisiert<br />
und bestellt und im Mai legten<br />
wir mit fünf Katamaranen und<br />
Yachten in Martinique ab. Meine<br />
Führungsyacht war besetzt mit<br />
einem Arzt und einem Einheimischen<br />
als Skipper, Techniker und<br />
Guide, der uns über die lokalen<br />
Gepflogenheiten, Highlights,<br />
nautischen Besonderheiten, aber<br />
auch über die besten Cocktails<br />
Auskunft geben konnte.<br />
Jeden Morgen trafen sich die<br />
Skipper bei mir auf dem Kat oder<br />
an Land und wir besprachen gemeinsam<br />
die Tagesroute und vereinbarten<br />
einen Treffpunkt für die<br />
Nacht, wo gegebenenfalls ein Lokal<br />
oder eine Marina für unsere Explorer<br />
reserviert wurde. Für untertags<br />
gab es Tipps über die besten<br />
„ Die Gruppe soll Sicherheit<br />
vermitteln, gleichzeitig soll<br />
aber auch die Individualität<br />
eines Segeltörns nicht<br />
verloren gehen.“<br />
Badebuchten oder Schnorchel plätze,<br />
die jede Crew nach Lust und Laune<br />
aufsuchen konnte.“<br />
Nach der gelungenen Premiere<br />
folgten fortan weitere Explorer-<br />
Törns, jedes Jahr in einem anderen<br />
Revier. Nach der Karibik waren<br />
Mittelmeer-Destinationen an der<br />
Reihe, 2017 folgte dann mit den<br />
Seychellen der Sprung in den<br />
Indischen Ozean.<br />
DER CLUB ALS FLOTTILLE<br />
Der große Organisationsaufwand<br />
bei jedem Törn lässt für Yachtcharter<br />
Müller nicht die große Kasse<br />
klingeln, dafür aber gewinnt man<br />
Stammkunden für spätere Alleinfahrten<br />
oder weitere geführte<br />
Törns. „Es haben uns aber auch<br />
schon zahlreiche Segelvereine kontaktiert,<br />
für die wir tolle Clubtörns<br />
erarbeitet und deren Mitglieder<br />
wir in die ausgefallensten Reviere<br />
der Welt entführt haben“, erzählt<br />
Thomas Hickersberger. „Besonders<br />
erwähnenswert ist hier der Yachtclub<br />
Austria, mit dem wir gemeinsam<br />
eine Langstrecke von den<br />
Azoren nach Madeira und mit<br />
Crewwechsel wieder zurück als<br />
fixen Bestandteil der FB4-Ausbildung<br />
implementieren konnten.“<br />
Die nächste reguläre Explorer-<br />
Reise hätte eigentlich schon stattfinden<br />
sollen. 2020 stand Thailand<br />
auf dem Programm, das wegen Corona<br />
zuerst auf <strong>2021</strong> und dann auf<br />
2022 verschoben werden musste.<br />
„Aber Vorfreude ist die schönste<br />
Freude“, so der stets optimistische<br />
Geschäftsführer und leidenschaftliche<br />
Segler. Er freut sich gemeinsam<br />
mit den schon eingebuchten Crews<br />
auf die Andamanensee mit ihren<br />
exotischen Inseln.<br />
Viele weitere Reviere stehen auf<br />
seiner To-Do-Liste. „Die fertigen<br />
Konzepte für Kuba und Malta liegen<br />
bereits in meiner Schublade,<br />
aber auch Französisch-Polynesien<br />
mit der Insel Raiatea reizen mich<br />
sehr und warten schon auf die<br />
Ausschreibung.“ <br />
<br />
Von der Organisation im Vorfeld bis<br />
zur täglichen Skipperbesprechung:<br />
Thomas Hickersberger hat alles im Griff.<br />
Kein Gruppenzwang, aber Spaß in der<br />
Gruppe – das ist Flottillensegeln.<br />
FOTOS: SHUTTERSTOCK (3), YACHTCHARTER MÜLLER (3)<br />
28 4/<strong>2021</strong>
YACHT HAVEN MARINA 1<br />
Phang Nga<br />
K. Nakha Yai<br />
K. Nakha Noi<br />
Phuket<br />
K. Rang Yai<br />
K. Sire<br />
K. Racha Yai<br />
Im Verband segelnd in Thailand, hier in<br />
Phuket vor Anker an einem Sandstrand.<br />
Im Verband segeln seit 1993<br />
8<br />
K. Phing Kan<br />
K. Hong<br />
K. Yao Noi<br />
K. Yao Yai<br />
K. Phak Bia<br />
2<br />
Andamanensee<br />
K. Yung<br />
Phi Phi Don<br />
Phi Phi Leh<br />
Krabi<br />
AO NANG BEACH<br />
3 RAI LEH BEACH<br />
Tradition verpflichtet. Yachtcharter Müller wurde 1980 als erste Charteragentur Österreichs<br />
gegründet. Mit dem „1. Austria Holiday Cup“ ging 1993 der erste geführte Törn<br />
über die Bühne und war so ein Erfolg, dass sogar im TV darüber berichtet wurde. 2003<br />
startete Thomas Hickersberger seinen ersten „Explorer“-Flottillentörn in der Karibik.<br />
2022 steht der „Thailand Explorer“ (Andamanensee, siehe Karte) auf dem Programm.<br />
è www.yachtcharter-mueller.at<br />
4<br />
K. Sriboya<br />
K. Pu<br />
K. Mai Phai<br />
K. Rok Noi<br />
K. Lanta<br />
K. Talabeng<br />
K. Por<br />
Kantiang Bay<br />
5<br />
K. Rok Yai<br />
7<br />
K. Ngai<br />
K. Kradan<br />
K. Muk<br />
6<br />
WEIL DU<br />
DAS NOCH<br />
DEINEN<br />
ENKEL-<br />
KINDERN<br />
ERZÄHLEN<br />
WILLST<br />
Vereint segeln: Hier mit Skippern des<br />
Yacht Club Austria im hohen Norden.<br />
Die Flottille bringt nicht nur Sicherheit,<br />
sondern auch viele neue Freunde.<br />
Der nächste Explorer<br />
von Yachtcharter Müller<br />
startet 2022 in Thailand.<br />
TAUSEND GRÜNDE,<br />
EIN PARTNER
Sabbatical<br />
We are<br />
sailin‘ Family<br />
Für viele war das vergangene Jahr ein Fiasko, für wenige ein Vergnügen. Zu den Glücklichen darf sich Familie Mandl<br />
zählen. Sie beschloss, sich nach dem ersten Lockdown für fast ein Jahr „in Selbstquarantäne“ zu begeben. Und zwar<br />
auf ihrem Segelschiff Inaya, das sie nach den ersten Grenzöffnungen im Juli 2020 von Sardinien auf die Kanaren<br />
überführten, um dort an Bord zu leben. Im Juni <strong>2021</strong> hieß es dann wieder „Koffer packen“ – und das vergangene Jahr<br />
noch einmal Revue passieren lassen: War das Familienjahr an Bord wirklich eine gute Idee von Skipper Mathias (39)<br />
gewesen? Hatte Ehefrau Conny (38) keine Zweifel, als sie sich auf dieses Abenteuer einließ? Ist Tochter Emilia (10)<br />
niemals seekrank gewesen und wie kam deren Schwester Leona (8) mit der fremden Sprache zurecht? Jedes<br />
Familienmitglied hat für sich seine Gefühle und Erfahrungen noch an Bord in Wort und Bild zu Papier gebracht.<br />
Und dies auch<br />
zur Inspiration angehender Langzeit-Segler zukommen lassen.<br />
30 4/<strong>2021</strong>
Meine liebe Conny,<br />
jetzt sitze ich hier in unserem Cockpit und schreibe ein Resümee über unsere Zeit.<br />
Normalerweise würde ich über so etwas gar nicht nachdenken. So gut waren wir schon darin,<br />
im Moment zu leben und einfach nur die Zeit zu genießen. Nach vorne schauten wir, wenn<br />
wir auf See waren, und jetzt am Ende zurückblickend kann ich nur sagen: Es war die<br />
schönste Zeit meines Lebens!<br />
Damals im November 2019 war es ein unspektakulärer Moment, als wir in unserer Küche<br />
standen und nach einer gemeinsamen Entscheidung suchten. Viele Dinge würden anstehen,<br />
wenn wir so eine große Veränderung wagen wollen, Wohnung aufgeben usw., dann hab ich<br />
einfach gesagt: Ja, wagen wir das, jetzt oder nie!“<br />
Danke, dass du damals mitgemacht hast, es war ja immer meine Spinnerei. Beim Plaudern<br />
darüber bei Freunden und Familie hab ich natürlich gemerkt, dass, wenn hier was schief<br />
geht und auch nur eines meiner drei Mädels irgendwie Schaden nehmen sollte, alle Schuld<br />
auf mir lasten würde. Das war schon eine Bürde, aber zum Glück ist nichts passiert.<br />
Es war sicher hundert mal schwerer für dich, alles zurückzulassen, als für mich.<br />
Aber wie immer war es ein Leichtes für dich, auch während unserer Zeit an Bord<br />
viele neue Freunde zu f inden.<br />
Als sich der Bug der Inaya nach Gibraltar in Richtung Atlantik gerichtet hat,<br />
hast du gesagt: Jetzt hast du es geschafft, uns hierher zu bringen - mit vielen Frage zeichen<br />
und Zweifeln in deiner Stimme. Mittlerweile kennst du the ugly side about sailing nur zu<br />
gut, und trotzdem weiß und freue ich mich, dass dir unser Leben an Bord gefallen hat.<br />
Wenn ich bei langen Passagen völlig ausgepowert war, hast du dich immer um unsere Mädels<br />
gekümmert. Klar waren das anstrengende Momente, die aber das Ankommen umso schöner<br />
machten. Und schön haben wir es die meiste Zeit über gehabt!<br />
Ich habe die Zeit mit euch so sehr genossen. Wir waren immer draußen in der Natur und<br />
auch den Mädls tat das richtig gut. Ja, sie waren hier weit weg von dem gewohnten Komfort<br />
in Österreich. Aber sie haben neben deiner Schule an Bord auch die Geschwindigkeit<br />
der Natur kennengelernt, gesehen, wie es um unsere Umwelt steht, wie der Ozean atmet,<br />
Sterne und Sonne und tausende Eindrücke erlebt, die sie wohl niemals vergessen werden.<br />
Wenn die Leona in einem fremden Land im Restaurant einfach aufsteht und auf<br />
Englisch Sojasauce nachbestellt oder Emilia dich fragt, wie Häkeln geht, und ein paar<br />
Tage danach Großbestellungen an selbstgehäkelten Hauben abarbeitet, sich selbst lernt,<br />
Kuchen zu backen, oder am Ankerplatz mit dem SUP kurz mal weg ist, um andere<br />
Boote zu besuchen, zeigt mir das, was auch die vielen Freunde, die wir auf den<br />
Kanaren kennen und lieben gelernt haben, mir sagten: Du kannst so stolz sein auf<br />
deine Mädels. Und das bin ich auch!<br />
Ich bin gespannt, ob sie später einmal stolz von dieser Reise erzählen.<br />
Wenn ja, würde mich das überglücklich machen.<br />
Und nein, die ganze Zeit zu viert auf so engem Raum zu leben hat<br />
mich nie gestört. Im Gegenteil, ich genoss die Zeit mit euch so nah um<br />
mich, da lebe ich auch gerne in einfachen Verhältnissen. Von mir aus<br />
hätten wir noch gut ein weiteres Jahr anhängen können, aber ein<br />
neues Kapitel wird aufgeschlagen ...<br />
Ob es das letzte Jahr toppen kann? Wir werden sehen :-)<br />
Papa Mathias
„Sie haben die Geschwindigkeit der Natur<br />
kennengelernt, gesehen, wie es um unsere<br />
Umwelt steht, wie der Ozean atmet, Sterne<br />
und Sonne und tausende Eindrücke erlebt,<br />
die sie wohl niemals vergessen werden.“<br />
Sailin‘ Canaries – ein Jahr, ein Boot, eine Familie<br />
Juli 2020:<br />
Aufbruch aus dem Winterlager in Arbatax, Sardinien<br />
August und September: Spanien/Balearen<br />
Oktober:<br />
Überfahrt von Gibraltar zu den Kanaren – La Graciosa<br />
Bis 15. Juni <strong>2021</strong>: Insel-Hopping zwischen allen sieben kanarischen Inseln<br />
Seemeilen insgesamt: rd. 3.000 nm<br />
Motorstunden / Diesel: rd. 350 h/424 l<br />
è www.sailing-inaya.com<br />
Die Inaya war fast ein Jahr lang<br />
das Zuhause für Conny, Emilia,<br />
Leona und Mathias auf den Kanaren.<br />
Die Segelyacht<br />
Modell/Baujahr Sun Odyssey 37/2000<br />
Länge<br />
Breite<br />
Tiefgang<br />
11,4 m<br />
3,7 m<br />
1,5 m<br />
Kabinen 3<br />
4/<strong>2021</strong> 33
xxxxx xxxx<br />
Leona, mit 8 Jahren das jüngste<br />
Familienmitglied, schickte uns<br />
dieses Bild als ihre Erinnerung<br />
an das eine Jahr an Bord auf<br />
den Kanaren.<br />
„ Bis jetzt, finde ich, waren die tollsten<br />
Er leb nisse, Delfine und Wale zu sehen,<br />
mein Tauchkurs, das Surfen, unsere<br />
Ausflüge an Land und das Reiten.“<br />
34 4/<strong>2021</strong><br />
Im letzten Jahr habe ich auf einem 11 Meter langen<br />
Segelboot gelebt.Wir sind in Sardinien gestartet und<br />
über die Balearen nach Gibraltar gesegelt. Von Gibraltar<br />
aus sind wir dann hierher auf die Kanaren gesegelt.<br />
Auf unserer Reise haben wir Delfine, Wale, Schildkröten,<br />
viele Fische und ganz viele verschiedene Orte gesehen.<br />
An einem Segeltag setzten wir je nach Wind die Segel. Ich<br />
machte es mir am Boden mit Decken und Pölstern gemütlich.<br />
Meistens hörte ich dann Geschichten oder häkelte etwas.<br />
Das Tolle am Segeln war, dass wir viele verschiedene Orte<br />
entdecken konnten.Nicht so toll fand ich es, wenn die Wellen zu<br />
hoch waren und das Boot wild schaukelte. Dann freute ich mich<br />
immer, wenn wir in der Marina ankamen.<br />
Bis jetzt finde ich waren die tollsten Erlebnisse Delfine und Wale<br />
zu sehen, mein Tauchkurs, das Surfen, unsere Ausflüge an Land<br />
und das Reiten.<br />
Ganz viel vermisst habe ich meine Familie und Freunde, aber auch<br />
meine Nähmaschine und Omas riesige Küche - damit ich noch<br />
mehr backen kann.<br />
Ich werde die Menschen, die wir hier kennengelernt haben, vermissen.<br />
Emilia
Yachtcharter – Yachtverkauf<br />
Einhand-Veteran<br />
ERINNERUNGEN. Seit über 50 Jahren segelt<br />
der Autor Wilfried Erdmann auf den<br />
Weltmeeren und schreibt darüber. Z. B.<br />
über seine Einhand-Weltumseglung in<br />
den 1960er-Jahren als erster Deutscher<br />
überhaupt. Sein aktuelles Buch mit dem<br />
schönen Titel „Ich bin auf See“ ist ein<br />
kleiner, aber feiner Bildband, randvoll<br />
mit Fotos seiner Reisen. Fotos, die bislang<br />
zum Teil nicht veröffentlicht wurden,<br />
dazu Reflektionen<br />
und Gedanken<br />
über sein Leben auf<br />
dem Wasser.<br />
Wilfried Erdmann:<br />
Ich bin auf See.<br />
Delius Klasing Verlag,<br />
272 Seiten, 180 Fotos,<br />
€ 45,–.<br />
è www.delius-klasing.de<br />
Gönn Dir eine<br />
Auszeit, setz die<br />
Segel und sei eins<br />
mit der Natur<br />
Bahnenzähler<br />
SMARTWATCH. Die TAG Heuer Connected ist<br />
eine Luxus-Smartwatch (ab € 1.700,–), die auch<br />
über verschiedene Fitnessfunktionen verfügt.<br />
Obwohl wasserdicht, unterstützte die Software der<br />
Uhr bislang leider keine Schwimm einheiten. Mit dem<br />
neuesten Update der hauseigenen Sport-App ist dieses<br />
Manko jetzt behoben. Sehr fein: Die Uhr zählt<br />
automatisch Bahnen. Nicht so fein: Die Herzfrequenzmessung<br />
funktioniert unter Wasser nicht.<br />
è www.tagheuer.com<br />
Kompakter hören<br />
EINSTIEGSRADIO. Das neue MS-RA60<br />
ist das bisher effizienteste Marine-Radio<br />
von Fusion Entertainment, einer Marke<br />
von Garmin.<br />
Entwickelt im kompakten Design<br />
und mit integriertem DAB+-Empfänger<br />
eignet sich das MS-RA60 insbesondere<br />
als Einstiegsmodell für alle, die sich trotz<br />
beschränktem Platz am Steuerstand gutes<br />
Entertainment an Bord wünschen.<br />
Selbstverständlich können Klang, Lautstärke<br />
und Balance für selbstdefinierte<br />
Audio-Zonen an Bord je nach Bedarf<br />
angepasst werden.<br />
è www.garmin.com<br />
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August und tolle Herbst-Angebote!<br />
charter@trend-travel-yachting.com<br />
„ Still folg‘ ich meinem Stern beflissen;<br />
Das Segel wird vom Sturm zerrissen,<br />
Doch rettet es den Steuermann.“<br />
Victor Hugo (1802–1885), französischer Schriftsteller<br />
Vertragshändler für<br />
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Tel. +43(0)5332/74291<br />
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Segel-Tramper<br />
Couchsailing<br />
Timo Peters ist – seglerisch noch ziemlich<br />
grün hinter den Ohren – per Anhalter über<br />
den Atlantik gesegelt. Seine Abenteuer unter<br />
Seglern hat er nun in einem Buch veröffentlicht.<br />
Wir baten zum Interview.<br />
Was treibt einen Nichtsegler in ein so waghalsiges<br />
30-Tage-Abenteuer auf hoher See?<br />
Vor der Atlantiküberquerung war ich vor<br />
allem leidenschaftlicher Reisender und<br />
Tramper. Auf einer Reise per Anhalter<br />
fand ich mich plötzlich in Südportugal auf<br />
einem Segelboot wieder – und von da an<br />
träumte ich davon, so mal einen Ozean zu<br />
überqueren. Zur Vorbereitung bin ich<br />
dann auf ein paar Wochenendtörns auf der<br />
Ostsee mitgesegelt und habe parallel den<br />
Sportbootführerschein See gemacht. Und<br />
dann ging es auch schon los: Als ich zur<br />
ersten Etappe in Richtung Kanaren ablegte,<br />
war ich echt noch blutiger Segel-Anfänger.<br />
Insgesamt war ich übrigens vier Monate<br />
unterwegs, davon 30 Tage auf See.<br />
Von wo bist du gestartet, auf welcher Yacht<br />
hattest du deine erste Mitfahrgelegenheit?<br />
Bei meiner Vorbereitung auf das Abenteuer<br />
war ich auf Gibraltar als günstigen Ausgangspunkt<br />
gestoßen. Dort landete ich<br />
dann auf einer amerikanischen MacGregor<br />
65 – eine sehr gut ausgerüstete Yacht, lang,<br />
schmal und sehr sportlich. In der Spitze<br />
segelten wir mit fast 15 Knoten über den<br />
Atlantik, das hat schon echt Spaß gemacht.<br />
36 4/<strong>2021</strong>
Wie ging es weiter?<br />
Mein nächstes Boot war das komplette<br />
Gegenteil: eine behäbige,<br />
dicke Stahlketsch. Langsam, aber<br />
sehr sicher. Auch die Crewzusammensetzung<br />
hätte kaum unterschiedlicher<br />
sein können: Auf der<br />
ersten Etappe war ich noch der einzige<br />
Mitsegler. Der Kapitän hatte<br />
den Atlantik einhand überquert und<br />
mich auf der Rücktour nur für das<br />
Teilstück bis zu den Kanaren mitgenommen,<br />
weil ihm die Geschichten<br />
über marokkanische Fischerboote<br />
ohne Beleuchtung Respekt eingeflößt<br />
hatten. Weiter ging es dann<br />
mit einer vierköpfigen Crew aus<br />
drei Ländern – über mangelnde<br />
Abwechslung kann man sich nicht<br />
beklagen, wenn man so von Boot<br />
zu Boot hüpft!<br />
Hattest du auf dem Atlantik jemals<br />
Zweifel an deinem Unterfangen?<br />
Die größten Zweifel hatte ich zu<br />
Beginn der Reise. Als ich einem<br />
Hafenmeister in Málaga von meinem<br />
Plan erzählte, schaute der<br />
mich nur verdutzt an und meinte,<br />
dass hier keiner über den Atlantik<br />
wolle. Da hatte ich kurz Sorgen,<br />
dass das Ganze vielleicht doch eine<br />
Schnapsidee war. Unterwegs dann<br />
gab es eine etwas brenzlige Situa <br />
tion mit viel Bruch am Boot. Da<br />
habe ich mich schon kurz gefragt,<br />
ob das gut geht und wieso ich mir<br />
sowas überhaupt antue.<br />
Du warst viel unter Weltumseglern,<br />
eine besondere Erfahrung für dich?<br />
Ich habe diese Community als sehr<br />
buntes Völkchen mit ganz unterschiedlichen<br />
Menschen aus aller<br />
Herren Länder kennengelernt. Alle<br />
gemein haben sie, dass sie es nicht<br />
beim Träumen belassen, sondern<br />
Dinge anpacken. Wie diese Leute<br />
ihre Träume in die Tat umsetzen<br />
und dabei auch Rückschläge und<br />
Entbehrungen in Kauf nehmen und<br />
Herausforderungen annehmen –<br />
das hat mich begeistert. Auch die<br />
verschiedenen Lebensmodelle der<br />
Weltumsegler finde ich spannend:<br />
Rentner auf dem großen Abenteuer<br />
ihres Lebens, junge Paare und sogar<br />
Familien, die sich gleich für mehrere<br />
Jahre eine Auszeit nehmen.<br />
Ist dein Buch eine Anleitung zum<br />
Segel-Trampen?<br />
Couchsailing ist mein Abenteuerbericht<br />
von hoher See. Wer eine Anleitung<br />
sucht, wie er so ein Abenteuer<br />
als Mitsegler angehen soll, dem gebe<br />
ich Tipps auf meinem Blog. Dort<br />
findet man auch ein kleines E-Paper<br />
„Mitsegeln“ mit praktischen Tipps<br />
zur Ozeanüberquerung per Anhalter<br />
auf einem Blick.<br />
Fühlst du dich fit für eine eigene Yacht?<br />
Als richtiger Segler oder Skipper<br />
fühle ich mich ehrlich gesagt noch<br />
immer nicht. Irgendwann einmal<br />
will ich aber unbedingt in der Südsee<br />
segeln. Ob ich den Pazifik als<br />
stolzer Yacht-Eigner oder wieder<br />
per Anhalter überquere, muss ich<br />
noch herausfinden.<br />
„Couchsailing – wie ich per An halter<br />
über den Atlantik reiste“ von Timo<br />
Peters ist im Verlag Kiepen heuer &<br />
Witsch erschienen und als Taschenbuch<br />
oder E-Book erhältlich.<br />
è www.kiwi-verlag.de<br />
verlost unter allen Teilnehmern drei Exemplare des Buches<br />
„Couchsailing“! Einfach eine E-Mail mit Betreffzeile „Couchsailing“ an<br />
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ist der 26. Juli <strong>2021</strong>, die Gewinner werden per E-Mail verständigt.<br />
Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie sich einverstanden, den<br />
- News letter<br />
(jederzeit kündbar) per E-Mail zu er halten. Ihre Daten werden in keiner Form an<br />
Dritte weiter gegeben. Eine Bar ablöse des Gewinns ist nicht möglich. Rechtsweg<br />
ausgeschlossen.<br />
Per Anhalter über den<br />
Atlantik. Wie das geht,<br />
verrät Tramper Timo<br />
Peters auf seinem Blog:<br />
è www.bruderleicht<br />
fuss.com<br />
4/<strong>2021</strong> 37
Papua-Neuguinea<br />
Wenn man auf New Britain nicht jeden Ankerplatz-Tipp ernst nimmt, genug Tauschwaren an<br />
Bord hat und nachts den Aufenthalt in den Vergnügungsvierteln sowie unliebsamen Besuch<br />
an Bord vermeiden kann, ist es durchaus möglich, in diesem landschaftlich beeindruckenden<br />
Revier schöne Erfahrungen zu machen. Zumindest kurzfristig.<br />
Text und Fotos WOLFGANG HAUSNER<br />
Unerfreuliche<br />
Begegnungen<br />
38 4/<strong>2021</strong>
FOTOS: SHUTTERSTOCK (2)<br />
Essen fassen!<br />
Taboo III segelte über die<br />
Solomon Sea, alles war<br />
bestens, nur die Baumstämme,<br />
die wir während<br />
der letzten zwei Tage regelmäßig<br />
gesichtet hatten, waren etwas nervend<br />
und zwangen uns zu ständigen<br />
Ausweichmanövern. Am späten<br />
Nachmittag gelangten wir in<br />
die Nähe der Marshall-Bennet<br />
Inseln, die zu Papua-Neuguinea<br />
gehören, und wollten bei Kwaiawata<br />
ankern. Niemand an Bord<br />
hatte Lust auf eine weitere mondlose<br />
Nacht zwischen den riesigen,<br />
hölzernen Hindernissen.<br />
Während wir in Lee der Insel<br />
entlangglitten, kam uns ein alter<br />
Mann zügig entgegengepaddelt,<br />
der uns partout den einzigen tauglichen<br />
Ankerplatz zeigen wollte.<br />
Dort angelangt sahen wir mit<br />
dem letzten Licht gerade noch die<br />
Korallenköpfe knapp unter der<br />
Wasseroberfläche, machten einen<br />
schnellen Rückzieher und ließen<br />
den Anker weiter draußen auf<br />
gut 35 Meter fallen. Für weitere<br />
Aufregung oder Gedanken waren<br />
wir einfach zu müde.<br />
Am nächsten Morgen sah die<br />
Welt schon besser aus. Unter einer<br />
strahlenden Sonne hakten wir die<br />
26 Seemeilen bis zum Egum-Atoll<br />
ab, segelten durch die North Western<br />
Entrance und ankerten vor einem<br />
langen Sandstrand. Ein paar<br />
hundert Meter weiter war eine malerische<br />
Ansammlung von Hütten<br />
zu sehen, deren Dächer fast bis<br />
zum Boden reichten.<br />
Es dauerte nicht lange, bis die<br />
ersten Kanus zu Besuch kamen.<br />
Die Männer brachten Tauschwaren<br />
mit: Trinknüsse, Schneckenund<br />
Muschelschalen oder Schnitzereien<br />
aus Ebenholz. Wir waren<br />
schließlich in einer Gegend, wo<br />
Der Lonely Planet beschreibt<br />
die Willaumez-Halbinsel an der<br />
Nordküste von New Britain als<br />
abgelegen und wild romantisch.<br />
4/<strong>2021</strong> 39
4° 12‘ S<br />
Bismarcksee<br />
152° 10‘ E<br />
RABAUL<br />
Willaumez Taure Kwaiawata<br />
Südpazifik<br />
Papua-Neuguinea<br />
Neubritannien<br />
Salomonensee<br />
Marshall<br />
Bennett-Inseln<br />
PORT MORESBY<br />
Egum-Atoll<br />
diese Art von Handel nicht nur<br />
gang und gäbe ist, sondern auch<br />
von jedem Schiff erwartet wird,<br />
das sich in die Lagune verirrt –<br />
uns inbegriffen.<br />
Bargeld hat keinen besonderen<br />
Wert und war daher kein Thema.<br />
Vor noch nicht allzu langer Zeit<br />
wurde noch Muschelgeld verwendet:<br />
kleine, aus roten Schneckenschalen<br />
hergestellte Scheiben, die<br />
dann aufgefädelt und per Zoll gehandelt<br />
wurden. Doch heute waren<br />
Taschenlampenbatterien, Seife,<br />
Baumwolltuch, Angelhaken, Fischleinen<br />
und dergleichen gefragt.<br />
Nachdem wir einige Dinge getauscht<br />
hatten, saßen wir noch eine<br />
Weile auf dem Achterdeck und<br />
plauderten. Da zog ein Bursche<br />
eine spitze Bambusnadel aus seinem<br />
krausen Haar und stocherte<br />
damit in einer eitrigen Wunde auf<br />
seinem Bein herum. Diese unappetitliche<br />
Betätigung wurde bald von<br />
Erfolg gekrönt: Mit Grunztönen<br />
der Befriedigung harpunierte er<br />
eine fette Made, schnippte sie weg<br />
und deponierte die Nadel dann<br />
wieder in seinem Haar.<br />
Danach kam ein Boot von Egum<br />
Island auf Besuch. Sofort begannen<br />
die jungen Männer über das nahe<br />
Dorf zu schimpfen, die Leute würden<br />
lügen, stehlen und obendrein<br />
nicht einmal ihre Kanus richtig dekorieren.<br />
Auf ihrer Insel wäre alles<br />
besser und wir sollten doch unbedingt<br />
dorthin kommen. Doch ich<br />
hielt nicht viel von der Route, die<br />
sie mir einreden wollten. Laut Seekarte<br />
war sie schon zu erreichen,<br />
aber nicht auf dem von ihnen angegebenen<br />
Weg.<br />
Sie versuchten dieselbe Masche<br />
wie der alte Mann auf Kwaiawata,<br />
der auch über die Bewohner ringsum<br />
geschimpft hatte und uns danach<br />
zielstrebig zum Anker- sprich<br />
„Schiffbruch“-Platz – gelotst hatte.<br />
SPRINTER BEI NACHT<br />
Eigentlich hatten wir in Erwägung<br />
gezogen, zu besagter Insel zu segeln,<br />
aber jetzt war uns die Lust<br />
vergangen. Stattdessen machten<br />
wir uns auf den Weg nach Rabaul<br />
und fanden bald, dass diese Stadt<br />
auch ihre Eigenheiten hat.<br />
Tagsüber ist alles in Ordnung,<br />
die Leute sind freundlich und geben<br />
bereitwillig Auskunft, nur nach<br />
Einbruch der Dunkelheit sollte<br />
man als Fremder nicht mehr auf<br />
der Straße sein. Ab dann ist die allgemeine<br />
Lethargie verflogen und<br />
man ist oft das Ziel unerwünschter<br />
Aufmerksamkeit. Aber als flotter<br />
Sprinter kann man sich in Sicherheit<br />
bringen, wie wir von Pancho,<br />
dem kroatischen Kapitän des<br />
Thuna-Fängers Galea erfuhren.<br />
Erst zwei Tage zuvor wurde er<br />
nach Verlassen der Disco von einem<br />
dutzend aggressiver Männer<br />
provoziert, die ihm dann wie ein<br />
Rattenschwanz folgten, als er wieder<br />
ins Hotel zurückhetzte. Von<br />
dort forderte er telefonisch Polizeischutz<br />
an, um heil zum Pier zu<br />
kommen. Das war um zwei Uhr<br />
morgens. Keine drei Stunden später<br />
pochten dieselben Männer an<br />
seiner Kabinentür. Als sie kein heimisches<br />
Mädchen in seiner Koje<br />
fanden, fauchten sie ihn an, das<br />
nächste Mal Bier und Geld bereitzuhalten.<br />
WIDERSTAND ZWECKLOS<br />
Als wir Pancho trafen, zeigte er<br />
uns das Schiff, angefangen von der<br />
Brücke bis zu den tiefgekühlten<br />
Salzlaugenbehältern, in denen die<br />
Thunfische hineingekippt und in<br />
Sekundenschnelle tiefgefroren<br />
werden. Anschließend wurden zu<br />
den Klängen von Musik saftige<br />
Steaks an Deck gegrillt, während<br />
die Sonne gerade hinter einem der<br />
Vulkane unterging.<br />
Einzig störend waren später die<br />
drei Polizisten, die am Abend unangemeldet<br />
an Bord kletterten, mit<br />
einer Schrotflinte herumfuchtelten<br />
und vier einheimische Mädchen<br />
lautstark vom Schiff scheuchten.<br />
Als diese verbalen Widerstand leisteten,<br />
wurde dieser mit Ohrfeigen<br />
rasch gebrochen.<br />
Pancho kochte vor Wut, protestierte,<br />
war aber machtlos. Er könnte<br />
WOLFGANG HAUSNER<br />
ist Weltumsegler,<br />
Schriftsteller und<br />
<strong>ocean7</strong>-Autor. Derzeit<br />
weilt er mit seiner<br />
Taboo III, einem<br />
18-Meter-Katamaran,<br />
auf den Philippinen<br />
und bietet individuelle<br />
Mitsegel gelegenheiten<br />
an.<br />
wolfgang-hausner.com<br />
FOTOS: SHUTTERSTOCK (2)<br />
40 4/<strong>2021</strong>
Mount Tavuruvur, ein aktiver<br />
Vulkan in der Nähe von Rabaul.<br />
CRUISE<br />
CRUISE<br />
CRUISE<br />
WITHOUT<br />
WITHOUT<br />
LIMITS<br />
LIMITS<br />
Das Egum-Atoll mit den Baumstämmen,<br />
die auf See eine große Gefahr darstellen.<br />
Einbäume sind die gängigsten Verkehrsund<br />
Transportmittel in Papua-Neuguinea.<br />
sich zwar gegen diese Behandlung wehren,<br />
sagte er, aber dann würden die Polizisten<br />
das nächste Mal Rauschgift mitbringen,<br />
es gleichzeitig finden und das<br />
Schiff an die Kette legen. Dreimal schon<br />
kamen sie mitten in der Nacht an Bord,<br />
suchten nach Mädchen und wollten Bier<br />
trinken. Nach unseren letzten Einkäufen<br />
am nächsten Tag verließen wir Rabaul<br />
und suchten neue Reviere auf.<br />
DIEBESGUT AUS DEM GARTEN<br />
Die Willaumez-Halbinsel an der Nordküste<br />
von New Britain ist im Lonely-Planet-Handbuch<br />
über Papua-Neuguinea so<br />
positiv beschrieben, dass wir unbedingt<br />
dorthin wollten, um ja nichts zu versäumen.<br />
Geplant war, mindestens eine Woche<br />
in dieser Gegend zu bleiben, die als<br />
„abgelegen und wild romantisch“ beschrieben<br />
wird. Beides traf zu, nur das<br />
„romantisch“ hätte ich weggelassen.<br />
Als wir am Abend ankamen und auf<br />
30 Meter in der Tauwali-Bucht ankerten,<br />
empfahlen uns Einheimische einen anderen<br />
Ankerplatz, doch wir verließen<br />
uns lieber auf unsere Erfahrung. Mit<br />
Eine ganze Bucht für uns allein.<br />
Recht, wie sich am nächsten Morgen herausstellte,<br />
als wir genau an der empfohlenen<br />
Stelle brechende Wellen sahen –<br />
die einzigen weit und breit. Das passierte<br />
jetzt zum dritten Mal, an Zufall konnte<br />
ich nicht mehr glauben.<br />
Mittags ankerten wir bei den kleinen<br />
Taure-Inseln, wo uns ein Mann einen<br />
Korb voller Gemüse und Obst brachte,<br />
das wir gerne für gewünschte Sachen<br />
eintauschten. Erst später, als der Besitzer<br />
der Insel auftauchte, erfuhren wir, dass<br />
unser Lieferant alles aus dessen Garten<br />
gestohlen hatte.<br />
UNTER HOCHSPANNUNG<br />
Kurz vor dem Dunkelwerden hatten wir<br />
dann erneut Besuch. Wir hörten das Gehuste<br />
eines größeren Außenborders. Als<br />
ich an Deck kam, versuchte gerade ein<br />
behäbiger Mann an Bord zu klettern. Ein<br />
riesiger Einbaum mit weiteren zehn oder<br />
zwölf Personen lag längsseits.<br />
Taboo III ist nicht leicht zu entern, was<br />
nicht von ungefähr kommt. Als ich den<br />
Kat entwarf, legte ich bewusst keinen<br />
Wert auf einen achterlichen Treppenauf<br />
„ Bargeld hat keinen besonderen Wert<br />
und war daher kein Thema.“<br />
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raymarine.com<br />
raymarine.com
Papua-Neuguinea<br />
So klein und schon auf See.<br />
Die Großen trauen sich weit hinaus.<br />
„ Ein Aufentern hätte ich um jeden Preis verhindert, notfalls mit Hilfe<br />
der griffbereiten Keule, mit der ich sonst nur große Fische besänftige.“<br />
gang, der selbst Schwimmern ein<br />
leichtes und lautloses An-Bord-<br />
Kommen ermöglicht. Auch an den<br />
Außenseiten der Rümpfe kann<br />
man nicht hoch, da das runde<br />
Kajütdach keinen Halt bietet. Das<br />
Vorschiff ist bereits zu hoch über<br />
der Wasserlinie und das achterliche,<br />
unter Spannung stehende<br />
Trampolin zwischen den Rümpfen,<br />
eignet sich nur für kleine Fahrzeuge.<br />
Also bleibt für ein größeres<br />
Gefährt nur die letzte, achterliche<br />
Decksfläche jedes Rumpfes.<br />
Dort ist normalerweise auf der<br />
Backbordseite eine solide Bordleiter<br />
eingehängt, aber die war bereits<br />
verstaut. Ein sportlicher Mensch<br />
kann sich ohne weiteres von einem<br />
Boot aufs Deck schwingen, aber<br />
unser dicker Besucher schaffte das<br />
nicht beim ersten Versuch, beim<br />
zweiten stand ich bereits abwehrend<br />
im Weg.<br />
„Haben Sie Erlaubnis hier zu<br />
sein?“ schnauzte er mich durch seine<br />
Alkoholfahne an. Sich in Papua-<br />
Neuguinea mit Besoffenen rumschlagen<br />
zu müssen, ist schon in<br />
Städten gefährlich, in dieser spärlich<br />
besiedelten Gegend ohne Polizei<br />
umso mehr. Aber soweit war<br />
es noch nicht. Die beiden Männer<br />
hielten sich zwar an der Bordkante<br />
fest, konnten jedoch nicht hoch.<br />
Das hätte ich auch um jeden<br />
Preis verhindert, notfalls mit Hilfe<br />
der griffbereiten Keule, mit der ich<br />
sonst nur große Fische besänftige.<br />
Seine Frage bejahte ich, ließ ihn<br />
aber auch wissen, dass eine Erlaubnis<br />
nicht notwendig sei und<br />
es außerdem keine Zeit für einen<br />
Besuch war, was nur ein blödes<br />
„Warum nicht?“ zur Folge hatte.<br />
So ging es für einige Minuten hin<br />
und her, bis ich ihnen dringend nahelegte,<br />
abzuhauen. Daraufhin forderte<br />
der Rädelsführer Angelhaken<br />
und Benzin, was natürlich nicht in<br />
Frage kam. Ein Nachgeben würde<br />
sofort als Schwäche ausgelegt werden,<br />
was die Situation verschärft<br />
hätte. Fluchend legten sie kurz darauf<br />
ab und brausten unter Vollgas<br />
die Küste entlang, wahrscheinlich<br />
zu dem Dorf, wo man uns zuvor<br />
schon auf das Riff lotsen wollte.<br />
Eines war klar: Nur weil die<br />
Männer nicht gleich an Bord gelangen<br />
konnten, kam es zu keiner kritischen<br />
Situation. Andererseits ist<br />
es aber auch nicht so, dass man<br />
sich vor der gesamten Bevölkerung<br />
fürchten muss, wir hatten in anderen<br />
Gebieten sehr gute, freundschaftliche<br />
Erfahrungen mit den<br />
Einheimischen gemacht.<br />
LEICHTER ABSCHIED<br />
Während ich am nächsten Vormittag<br />
den Bereich des „Weidezaunes“<br />
auf das besagte Achterdeck erweiterte,<br />
hatten wir ein Gespräch mit<br />
einem immens dicken, aber offensichtlich<br />
freundlich gesinnten<br />
Mann. Er riet uns, den Platz baldigst<br />
zu verlassen, denn jedes<br />
Fahrzeug, das die Küste entlangfährt,<br />
steuert die Inseln an.<br />
Die Bevölkerung der Halbinsel<br />
wusste bereits, dass wir hier ankerten,<br />
wir konnten also sehr bald<br />
mit einem nächtlichen Besuch<br />
und Troubles rechnen. Ich verschwieg<br />
die 7.000 Volt, den ver <br />
riegelten Kajütniedergang und<br />
das griffbereite Schnellfeuer <br />
gewehr. Dennoch war sein Hinweis<br />
sehr nett.<br />
Auch vor Talasea, einer kleinen<br />
Stadt 15 Seemeilen weiter südlich,<br />
warnte er uns ausdrücklich. Dort<br />
gäbe es ein großes „rascal problem“<br />
und nicht einmal er würde<br />
sich für seine Einkäufe hinwagen.<br />
Damit hatten wir endgültig genug<br />
von der romantischen Willaumez-<br />
Halbinsel und verließen sie noch<br />
in derselben Nacht.<br />
Wohin war noch nicht klar, aber<br />
momentan war absegeln wichtiger<br />
als irgendwo ankommen. <br />
42 4/<strong>2021</strong>
Wissen und Meer<br />
Knoten sind nicht nur<br />
zum Durchschlagen da<br />
Frei nach Gordion und Alexander – immerhin hat sich der phrygische König Gordion im 9. Jahrhundert<br />
v. Chr. mit diesem Thema auseinandergesetzt und Alexander der Große hat 333 v. Chr. den Knoten mit<br />
Brachialgewalt gelöst – so kann man es natürlich auch machen. In den tausendjährigen Erfahrungen<br />
der Seefahrt hat sich aber die Anwendung von Knoten etwas verfeinert.<br />
Immer wieder erlebe ich diese<br />
oder ähnliche Situationen: Man<br />
liegt gemütlich in der Marina in<br />
der Box, schlürft seinen Sundowner,<br />
plötzlich kommt Bewegung in<br />
die Beschaulichkeit: Eine Yacht will<br />
den Platz neben dir anlaufen, der<br />
Wind drückt den Bug nach Lee auf<br />
deine Yacht – verflixt, der Fender<br />
ist weiß-Gott-wo, sh… – ich bringe<br />
den Knoten nicht auf, zum Teufel –<br />
wer hat denn da einen Schuster-<br />
Knopf gebunden anstelle eines<br />
Fenderknotens?<br />
Zur guten Seemannschaft gehört<br />
auch der richtige Umgang mit<br />
Knoten. Jeder Knoten hat seinen<br />
Sinn und seine Berechtigung. Die<br />
Bezeichnungen selbst sind nicht so<br />
wichtig. Die Bergsteiger sagen Bulinknoten<br />
zum Palstek, Mastwurf<br />
zum Webeleinstek und Prusik zum<br />
Stopperstek. In der Literatur werden<br />
tausende Knoten beschrieben,<br />
in der Knotenbibel von Ashley findet<br />
man um die 3.900 Varianten.<br />
FÜR UNS SEELEUTE REICHEN<br />
SECHS KNOTEN ALLEMAL<br />
Da ist einmal der Achtknoten.<br />
Er wird am Ende einer Leine angebracht<br />
und verhindert dadurch das<br />
Ausrauschen durch die Klemme<br />
oder das Verschwinden der Schot<br />
unter die Abdeckung einer modern<br />
gestylten Yacht.<br />
Der Webeleinstek, das ist der<br />
Knoten fürs Festmachen an Pfählen,<br />
Dalben oder Pollern. Und in Abwandlung<br />
mit Slipstek der ideale<br />
Fenderknoten. Und zum Festbändseln<br />
aller möglichen Leinen.<br />
GOTTFRIED<br />
TITZL RIESER<br />
ist Ausbildungs referent<br />
des Yacht Club Austria,<br />
dem größten Yachtclub<br />
Österreichs. Er ist passionierter<br />
Fahrtensegler<br />
und hat insgesamt so<br />
um die 20.000 See -<br />
meilen in seinen Log -<br />
büchern dokumentiert.<br />
Sein Motto: „Die See ist<br />
der beste Lehrmeister!“<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
Einer der einfachsten Knoten ist der<br />
Klampenschlag – oder doch nicht?<br />
Einer der einfachsten Knoten ist<br />
der Klampenschlag, allerdings<br />
wird er in den seltensten Fällen<br />
auch richtig gelegt: Die Engländer<br />
haben dafür eine Eselsbrücke, nämlich<br />
O – X – O! Die Leine kommt<br />
im spitzen Winkel zur Klampe, einmal<br />
um den Fuß der Klampe (= O),<br />
dann folgt das Überkreuzen (= X)<br />
und mit einem kleinen O wird der<br />
Klampenschlag geschlossen. Klingt<br />
einfach, gelingt aber nicht immer<br />
auf Anhieb.<br />
Für den eineinhalb-Rundtörns<br />
mit-zwei-halben-Schlägen habe<br />
ich keinen klingenden Namen parat,<br />
er heißt eben so. Diesen Knoten<br />
braucht man, wenn es beim Anle gen<br />
schnell gehen soll und das Schiff<br />
gegen den Wind oder gegen die<br />
Strömung gehalten werden muss.<br />
Jetzt kommt noch der Schotstek.<br />
In den Lehrbüchern findet man<br />
immer noch den „einfachen<br />
Schotstek“. Die p. t. Leserschaft<br />
möge bitte diesen aus dem Gedächtnis<br />
streichen, er taugt nichts.<br />
Ich empfehle den doppelten<br />
Schotstek zum Verknüpfen zweier<br />
Enden, besonders wenn die zwei<br />
Leinen unterschiedlich stark sind.<br />
Zum Schluss darf ich den Königsknoten,<br />
nämlich den Palstek erwähnen.<br />
Ich nehme an, jeder kennt<br />
den Spruch „Das Krokodil kommt<br />
aus dem Teich, kriecht um den<br />
Baum herum und springt wieder in<br />
den Teich zurück“, diese Anleitung<br />
zum Knüpfen findet in fast jeder<br />
Segelschule Anwendung.<br />
Der Pal stek wird am meisten gebraucht,<br />
für mich ist er der wichtigste<br />
Knoten, nicht nur an Bord. Er<br />
hält unter jeder Belastung, ist leicht<br />
zu lösen und slippt nicht. Ich verwende<br />
ihn fast immer dort, wo ich<br />
Schlingen brauche, wenn ich zwei<br />
Leinen verbinden möchte – wie<br />
gesagt, für mich der zuverlässigste<br />
und vielseitigste Knoten.<br />
Abschließend und für den Eintrag<br />
ins Stammbuch sei gesagt, Übung<br />
macht den Meister und Knoten<br />
müssen sitzen. Es muss halt manchmal<br />
schnell gehen, und dann sollte<br />
man nicht mehr überlegen müssen:<br />
„Wie war das doch gleich mit<br />
Krokodil, Baum und Teich?“ <br />
FOTO: SHUTTERSTOCK<br />
4/<strong>2021</strong> 43
Leben an Bord<br />
Keine Angst vor<br />
alten Booten<br />
Holger Peterson ist vom Festland auf seine Stahlyacht<br />
umgezogen. In seinem Buch „Mein Boot ist<br />
mein Zuhause“ gibt er praktische Tipps rund um<br />
den Lebensraum „Boot“ – hier eine Leseprobe.<br />
Wann ist eigentlich der ideale<br />
Zeitpunkt für den Kauf<br />
eines Bootes? Eindeutig<br />
im Herbst. Angebote können zu<br />
diesem Zeitpunkt besonders attraktiv<br />
sein. Viele Eigner entscheiden<br />
sich während der Segelsaison zum<br />
Bootswechsel. Kauft man das Boot<br />
im September, wird es vielleicht<br />
noch im Wasser liegen.<br />
So erhält man bei einem Probeschlag<br />
die besten Eindrücke: Ist das<br />
Boot dicht? Schließen die Seeventile?<br />
Funktionieren die Winschen<br />
oder die Rollfockanlage auch unter<br />
Last? Läuft der Motor zuverlässig?<br />
Lassen sich Türen noch öffnen,<br />
wenn mit 30 Grad Lage gesegelt<br />
wird oder verzieht sich der Rumpf?<br />
Ich gebe zu, dass ich auch schon<br />
Boote ohne Probefahrt gekauft<br />
habe. Aber ratsam ist das nicht.<br />
Beim Krantermin sollte man auf<br />
jeden Fall dabei sein. Frühzeitig offenbaren<br />
sich „Wahrheiten“ über<br />
den Zustand des Unterwasserschiffs.<br />
Besteht nur der geringste Verdacht,<br />
dass sich ein Schaden unter der Anti <br />
foulingschicht verbirgt, kommt unser<br />
Spezialwerkzeug zum Einsatz:<br />
eine Ziehklinge, im Katalog meist<br />
„Farbschaber“ genannt.<br />
Hat man es mit einem ehrlichen<br />
Eigner zu tun, wird er nichts dagegen<br />
haben, das Antifouling über der<br />
verdächtigen Stelle abzuziehen. Es<br />
dauert ja kaum eine Minute und das<br />
Unterwasserschiff benötigt für das<br />
nächste Frühjahr ohnehin einen<br />
neuen Anstrich. Am besten ist es,<br />
der Eigner nimmt den Farbschaber<br />
und macht das selbst. So bleibt man<br />
haftungstechnisch auf der sicheren<br />
Seite, falls der Farbschaber „unerklärlicherweise“<br />
bis ins Innere des<br />
Bootes vorstoßen sollte …<br />
Der Kauf im Herbst hat einen<br />
weiteren Vorteil: Bis zur nächsten<br />
Saison hat man noch ein halbes<br />
Jahr, um das Boot richtig kennenzulernen.<br />
Die See ist wie eine wunderbare<br />
Geliebte, verzeiht aber keine<br />
Fehler. So benötige ich ein halbes<br />
Jahr, um bei Bastelarbeiten auch die<br />
letzte Ecke im Boot zu entdecken.<br />
Erst dann bilde ich mit dem Schiff<br />
eine „seetaugliche Einheit“. Und die<br />
ist unabdingbar für gutes Segeln.<br />
Ein sehr kostengünstiges Boot<br />
wird vermutlich einige Mängel<br />
HOLGER PETERSON<br />
ist Wassersport-<br />
Journalist und lebt<br />
ganzjährig auf seiner<br />
Stahlyacht Fuchur.<br />
44 4/<strong>2021</strong>
Der beste Zeitpunkt für den Kauf eines<br />
gebrauchten Bootes ist im Herbst.<br />
haben. Vielleicht wurde es seit Jahren<br />
nicht mehr gesegelt. Innen riecht es<br />
muffig. Hinter den Verkleidungen hat<br />
sich das eine oder andere Schimmelnest<br />
ausgebreitet. Der Lack ist stumpf.<br />
Der Motor „schwitzt“. Unter der<br />
Wasserpumpe gibt es verdächtige<br />
Rosttropfen. Die Kraftstoffleitung<br />
riecht nach Diesel. Eine Stelle am<br />
Unterwasserschiff ist nach Wochen<br />
immer noch feucht. All diese Mängel<br />
erklären den günstigen Preis, müssen<br />
aber behoben werden.<br />
Die Arbeiten können umfangreich<br />
sein, selbst wenn man beim Kauf alles<br />
gründlich geprüft hat. Das passiert<br />
auch bei Booten, die nicht billig waren.<br />
So war es bei unserer ersten Hai<br />
710. Ein Auszug aus der Liste der Arbeiten,<br />
die ich im Winter 1994/1995<br />
durchführte, illustriert den Aufwand,<br />
den ein gebrauchtes Boot machen<br />
kann (siehe Kasten rechts).<br />
Ich würde es jedoch bedauern,<br />
wenn Sie nach dem Lesen kein eigenes<br />
Schiff mehr haben wollten, denn<br />
diese Arbeiten sind nicht sonderlich<br />
kompliziert und auch nicht teuer. Im<br />
Gegenteil: Erfolgreiche Reparaturen<br />
verbinden uns mit dem Boot umso<br />
mehr. Sie lassen uns die letzten Ecken<br />
erkunden und sie machen uns fit für<br />
eventuelle Reparaturen auf See, denn<br />
nun weiß man, wo jedes Schräubchen<br />
sitzt. Ein Segler wächst an seinen<br />
Aufgaben. Und das Schiff wird dem<br />
Eigner wahrlich „zu eigen“.<br />
Aus Kostengründen stelle ich meine<br />
Boote im Winter nie in einer Halle<br />
ab. Wenn ich verfolge, wie häufig in<br />
Hallen Brände mit enormen Schadenssummen<br />
ausbrechen, schlafe ich<br />
ruhiger, wenn mein Boot im Freien<br />
steht. Besonders bei Stahlschiffen<br />
oder Staubverbreitung wäre eine<br />
Hallennutzung auch nicht ratsam.<br />
Denn nach Schleifarbeiten müsste<br />
ich damit rechnen, von den Nachbarskippern<br />
gelyncht zu werden.<br />
Das würde nicht am selben Tag,<br />
aber nach ungefähr zwei Wochen<br />
passieren, wenn die dabei abgeschliffenen<br />
Rostpartikel auf ihren Booten<br />
erblühen. Freunden ist zum Ende des<br />
Schleifens der Staubsauger explodiert<br />
– blauer Antifouling-Staub verunzierte<br />
mehrere Boote und sie selbst<br />
sahen aus wie Schlümpfe.<br />
Bei Arbeiten auf dem Freigelände<br />
richte ich mich nach der Witterung.<br />
Das ist eigentlich logisch. Trotzdem<br />
wundere ich mich, wie viele Eigner<br />
im Frühjahr klagen, dass sie wegen<br />
„schlechten Wetters“ ihre Lackier <br />
arbeiten nicht schaffen. Erst Anfang<br />
April oder Mai den Gemeinschaftskran<br />
bestellen? Nach meinem Verständnis<br />
ist die kostbare Saison dann<br />
schon bald vorbei. Segel werden im<br />
März gesetzt. Spätestens.<br />
To-Do-Liste: Überholung einer Hai 710<br />
• Polster mit atmungsaktiven Matten gegen Schwitzwasser<br />
unterlegt (Gisatex).<br />
• Automatische Lenzpumpe mit Schwimmerschalter eingebaut.<br />
• Dieselgewebeschläuche stinken. Neue Leitungen eingebaut.<br />
• Kunststoffdieseltank im Vorschiff stinkt. Tank ausgebaut und<br />
mehrfach mit Alufolie umwickelt. Stinkt nicht mehr.<br />
• Wassertank aus Kunststoff lag neben dem Dieseltank.<br />
Trinkwasser stinkt nach Diesel. Neuen Trinkwassertank<br />
aus Niro anfertigen lassen.<br />
• Das Abdeckbrett über dem Dieselkunststofftank stinkt.<br />
Neues Sperrholzbrett eingepasst.<br />
• Winterklar: Frostschutzmittel in den Seewasserfilter gefüllt<br />
und Motor durchlaufen lassen.<br />
• Motoröl gewechselt, Ventilspiel (0,2 mm) einmal im Jahr<br />
geprüft, Lichtmaschine durchgemessen.<br />
• Echolotgeber leckt. Mit Sikaflex gedichtet und Öl aufgefüllt.<br />
• Kontakte der Positionslampen gereinigt. Zwei Stecker auf<br />
Deck neben dem Mast von Kupferwurm befallen. Stecker<br />
erneuert.<br />
• Windex und UKW-Funkantenne auf Maststopp installiert.<br />
• UKW-Funkgerät gekauft und eingebaut. Heißt jetzt „Delta<br />
Juliet 4298“. „Juliet“ klingt nicht unbedingt nach beinhartem<br />
Skipper. Aber immerhin habe ich zwar eine richtige Seefunkstelle,<br />
kann sie aber nicht ausprobieren, da ich mich am Rand<br />
der Lüneburger Heide befinde. Leider weit und breit kein<br />
Funkkontakt. Ich gebe alles. 25 Watt Sendeleistung –<br />
keiner antwortet …<br />
• Licht in Motorraum gelegt.<br />
• Diverse Holzteile abgezogen und im warmen Haus mit Klarlack<br />
neu lackiert.<br />
• Ruderskeg weist eine feuchte Stelle auf. Geöffnet. Aus dem<br />
Holzkern tropft Wasser. Mit Bohrer den Skeg durchlöchert<br />
und bis zum Frühjahr trocknen lassen. Dann mit Epoxidharz<br />
neu laminiert.<br />
• Ruderkopfbeschlag mit passenderen Schrauben fixiert. Kein<br />
Spiel mehr.<br />
• Schadhafte Segelnähte mithilfe der Familie ausgebessert.<br />
• Spiritusdruckkocher erhält neue Dichtungen und Düsen.<br />
• Heizungsanlage nicht mehr zu reparieren. Entsorgt.<br />
• Auto hängt bei angehängtem Trailer achtern durch. Stützlast<br />
mit „Feingewicht-Personenwaage“ gemessen. Waage völlig<br />
zerstört. LUKTHOR beim Bootsbauer mit Gurten durch Gabelstapler<br />
angehoben. Dabei auch das Schwert gereinigt und<br />
lackiert. Boot auf dem Trailer nach hinten versetzt. Neue<br />
Personenwaage zeigt 70 Kilo Stützlast und hält durch.<br />
4/<strong>2021</strong> 45
Leben an Bord<br />
„ Aus Kostengründen stelle<br />
ich meine Boote im Winter<br />
nie in einer Halle ab.“<br />
Die Montage<br />
des Spiegels,<br />
der Schiffsuhr<br />
(um 1900) etc.<br />
ist für Peterson<br />
eine Winterarbeit.<br />
BEI TEE UND KUCHEN<br />
Der goldene Oktober hält trockene<br />
Tage bereit. Die Außenarbeiten<br />
kommen darum zuerst dran, bevor<br />
im November die dunkle und kalte<br />
Jahreszeit beginnt. Bei zwei Booten<br />
zog ich das Antifouling am Unterwasserschiff<br />
mit der Ziehklinge ab.<br />
Über-Kopf-Arbeiten sind nicht<br />
leicht – das Abziehen eines Unterwasserschiffes<br />
ist die schlimmste<br />
Arbeit, die ein Boot bereiten kann.<br />
Doch danach konnte ich sicher sein,<br />
keine verborgenen Haarrisse im<br />
Laminat zu haben.<br />
Innerhalb des Bootes gibt es Bastelarbeiten,<br />
die große Freude bereiten,<br />
wenn draußen tiefer Schnee<br />
liegt. Dazu ein heißer Tee vom<br />
Bootskocher und ein Stück Kuchen<br />
auf dem Tisch – auch der Winter<br />
hält für den Bootseigner Freuden<br />
bereit. Ich habe ein kleines Navigationsregal<br />
selbst gebaut. Es wartet nur<br />
noch darauf, am Schott angebracht<br />
zu werden. In einer Kiste horte ich<br />
eine Reihe schöner Dinge für die<br />
Winterarbeiten. Darunter befand<br />
sich einmal eine Schiffsuhr aus der<br />
Jahrhundertwende von 1900. Dann<br />
eine selbst gebaute Messinghalterung<br />
für eine historische Eisenbahnerlampe<br />
mit weißen, roten und<br />
grünen Glaseinsätzen, die so maritim<br />
wirkte. Auf einem Flohmarkt<br />
hatte ich einen Messingspiegel entdeckt.<br />
Am Spiegel befanden sich<br />
zwei Kerzenhalter. Nur waren die<br />
Tropfschalen viel zu klein. Passende<br />
Schalen entdeckte ich später in einem<br />
Secondhand-Laden. Ich freute<br />
mich wie ein kleines Kind, als ich<br />
sie einbaute. Dieser Spiegel hing auf<br />
Boot Nummer zwei und ist auch<br />
heute noch an Bord von Fuchur.<br />
Über die Jahre habe ich von allen<br />
Booten, die ich besaß, einige Dinge<br />
behalten, die besonders praktisch<br />
oder schön waren. Darunter ist die<br />
schwarze Pütz mit der kunstvoll<br />
gespleißten Leine von Lukthor 1.<br />
Oder die nautischen Tassen von<br />
46 4/<strong>2021</strong>
Das Backbordfenster hat<br />
den letzten Buchstaben des<br />
Bootsnamens gefressen.<br />
Bad mit Wanne an Bord –<br />
Herz, was willst du mehr?<br />
Kauft man ein Boot im September,<br />
wird es vielleicht noch im Wasser liegen.<br />
Leviathan. Es ist eine besondere<br />
Freude, für Dinge, an denen man<br />
hängt, wieder einen Platz im neuen<br />
Boot zu finden.<br />
Die schönste Arbeit folgt zum<br />
Schluss. Bevor das Boot ins Wasser<br />
kommt, wird der neue Schiffsname<br />
angebracht. Über den Winter hatten<br />
wir genug Zeit, uns in diesem Punkt<br />
einig zu werden. Als ich im Jänner<br />
2014 die Buchstaben Fuchur aufklebte,<br />
lag noch die Winterpersenning<br />
auf dem Boot und das Nachbarboot<br />
ließ mir keinen Platz zum<br />
Peilen. Trotz Ausmessens sind die<br />
Aufkleber unterschiedlich weit vom<br />
Bug entfernt. Das sehe ich jetzt auch<br />
an den neuen Bordfenstern: Das<br />
Loch für das Backbordfenster hat<br />
den letzten Buchstaben des Bootsnamens<br />
gefressen. Ich lasse es so;<br />
es sieht lustig aus und erinnert mich<br />
stets daran: „Bedenke, du bist nicht<br />
unfehlbar.“<br />
<br />
Auch ein Boot<br />
kann im Winter<br />
ein kuscheliges<br />
Zuhause sein.<br />
verlost unter allen Teilnehmern drei Exemplare von „Mein Boot ist mein<br />
Zuhause“! Einfach eine E-Mail mit Betreffzeile „Peterson“ an gewinnen@<strong>ocean7</strong>. at<br />
senden und mit etwas Glück gewinnen! Teilnahmeschluss ist der<br />
26. Juli <strong>2021</strong>, die Gewinner werden per E-Mail verständigt.<br />
Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie sich einverstanden, den -<br />
News letter (jederzeit kündbar) per E-Mail zu er halten. Ihre Daten<br />
werden in keiner Form an Dritte weiter gegeben. Eine Bar ablöse<br />
ist nicht möglich, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
„Mein Boot ist mein Zuhause“ von Holger Peterson<br />
ist in 4. Auflage im Verlag millemari. erschienen.<br />
Erhältlich als eBook oder Taschenbuch ab € 19,99.<br />
è www.millemari.de<br />
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Bootshändler • Bootsservice<br />
TopYacht<br />
www.topyacht.eu
Öko-Charter<br />
Segeln wie zu<br />
Urgroßvaters<br />
Zeiten<br />
Die Eye of the Wind bietet eine bewegend<br />
authentische Möglichkeit, Chartertörns auf<br />
einem historischen Großsegler zu verbringen.<br />
Aber wie sehr lässt sich ein 110 Jahre alter<br />
Windjammer, der auf zeitgemäßen Komfort<br />
wert legt, auch umweltfreundlich betreiben?<br />
Wir haben nachgeschaut.<br />
Text WOLFGANG GEMÜND | Fotos HANS PETER BLECK<br />
Die Brigg hat ein spannendes<br />
Leben hinter sich.<br />
1911 in der deutschen<br />
Lühring-Werft vom Stapel<br />
gelassen, dient der Gaffelschoner<br />
zunächst unter dem Namen Friedrich,<br />
dann Sam und schließlich<br />
Merry als Frachtschiff.<br />
1955 die erste Katastrophe: Das<br />
Schiff strandet in einem schweren<br />
Orkan an der schwedischen Westküste.<br />
Das Wrack wird geborgen,<br />
repariert und als Rose Marie erneut<br />
in Fahrt gebracht, zeitweise in der<br />
Heringsfischerei vor Island. 1970<br />
die zweite Katastrophe: Ein Feuer<br />
vernichtet das gesamte Achterschiff<br />
und den Maschinenraum.<br />
Dann die wundersame Auferstehung:<br />
1973 erwirbt eine Gruppe<br />
von Schiffsliebhabern das Wrack<br />
und beginnt damit, das Schiff als<br />
Brigantine aufzuriggen. Fast vier<br />
Jahre dauert die Restaurierung auf<br />
der Werft in Faversham/England.<br />
In den ehemaligen Laderäumen<br />
entstehen ein Salon sowie Unterkünfte<br />
für Crew und Passagiere.<br />
Ab 1976 fährt der Zweimaster<br />
unter seinem neuen Namen Eye of<br />
the Wind großen Abenteuern entgegen:<br />
Eine Weltreise mit Stationen<br />
in Australien, der Südsee und einer<br />
Umrundung des Kap Hoorn, dann<br />
als Flaggschiff die Führung der<br />
„Operation Drake“, einer zwei <br />
48 4/<strong>2021</strong>
jährigen Expeditionsreise auf den<br />
Spuren des berühmten Seefahrers<br />
Sir Francis Drake.<br />
Schließlich entdeckt Hollywood<br />
das edle Segelschiffsjuwel: In dem<br />
Abenteuerstreifen „Die Blaue<br />
Lagune“ (1980), dem Piratenfilm<br />
„Savage Islands/Die Insel der Piraten“<br />
(1983), „Tai-Pan“ (1986)<br />
und „White Squall/Reißende Strömung“<br />
(1996) dient das Schiff als<br />
Filmkulisse.<br />
TÖRNS IN DIE VERGANGENHEIT<br />
Seit gut elf Jahren in Besitz eines<br />
deutschen Medienunternehmens,<br />
wird die Eye of the Wind nun für<br />
Urlaubstörns, Segelcharter und<br />
Führungskräftetrainings eingesetzt.<br />
Die Passagiere – maximal zwölf in<br />
sechs Kabinen – begeben sich auf<br />
dem 110 Jahre alten Windjammer<br />
auf eine gemütliche Reise in die<br />
Vergangenheit, sind dabei aber sehr<br />
komfortabel und zeitgemäß unter<br />
FOTO: HANS PETER BLECK<br />
gebracht. Neben WC, Dusche und<br />
Klimaanlage sind in jeder Kabine<br />
Standardstromanschlüsse mit 230<br />
Volt vorhanden; Frühstück, Mittagessen<br />
und Abendessen werden im<br />
Salon auf dem Oberdeck serviert.<br />
Der Segelbetrieb wird auf traditionelle<br />
Weise in Handarbeit ausgeführt,<br />
auf Knopfdruck funktioniert<br />
an Deck der Eye of the Wind nichts.<br />
Die Passagiere können der Crew bei<br />
den Segelmanövern helfen. Man<br />
darf das Schiff nach Anweisung und<br />
Kompass auch mal selbst steuern.<br />
Andere Tätigkeiten wie Ausguck<br />
und Ankerwache können übernommen<br />
werden, für das Aufentern in<br />
den Mast stehen Klettergurte an<br />
Bord zur Verfügung.<br />
Wenn gar kein Wind geht, muss<br />
leider der 600-PS-Diesel den 240-<br />
Tonnen-Verdränger schieben. „Wir<br />
fahren aber so oft und so lange es<br />
geht unter Segel. Das ist in der<br />
Großsegler-Szene durchaus nicht<br />
selbstverständlich“, erklärt Kapitän<br />
Moritz Hannoschoeck.<br />
RECYCLING-SCHIFF<br />
Auch wenn die Atmosphäre der einer<br />
110 Jahre alten Brigg entspricht,<br />
mit dem genuinen Segelschiff aus<br />
dem Jahr 1911 hat die Eye of the<br />
Wind nicht mehr so viel gemeinsam.<br />
Original erhalten ist zum Beispiel<br />
der genietete Stahlrumpf. Eine<br />
wesentliche Modifikation war natürlich<br />
der Einbau des Caterpillar-<br />
Motors Mitte der 1970er-Jahre, der<br />
die Sicherheit und den Komfort<br />
massiv verbesserte mit dem Makel,<br />
dass die Brigg nicht immer so sauber<br />
unterwegs sein kann wie damals<br />
vor 100 Jahren.<br />
Die umfassende Renovierung vor<br />
45 Jahren aber wurde dennoch als<br />
großes Recycling-Projekt aufgezogen:<br />
Die Deckshäuser entstanden<br />
aus dem Teakholz eines ehemaligen<br />
Tanzbodens. In den Salons wurden<br />
alte Kirchenbänke eingebaut. Als<br />
Ballast im Schiffsrumpf dienten<br />
Pflastersteine, Granitsplit und<br />
Teile von Eisenbahnschienen vom<br />
Schrottplatz. Viele Holzverkleidun<br />
4/<strong>2021</strong> 49
FOTO: FORUM TRAIN & SAIL<br />
gen im Innenraum stammen aus<br />
einem Londoner Bankgebäude,<br />
das kurz vor dem Abriss stand.<br />
Die beiden Masten wurden zuvor<br />
als Gestänge zum Auskleiden von<br />
Bohrlöchern bei der Erdölförderung<br />
verwendet. Sogar das Steuerrad kam<br />
secondhand als Geschenk an Bord:<br />
Die Ruderanlage ist von 1906 und<br />
somit sogar fünf Jahre älter als das<br />
Schiff selbst.<br />
Zu den Materialien an Deck kann<br />
man sagen: „ökologisch eher nein,<br />
nachhaltig ja“, so Moritz Hannoschoeck.<br />
„Beispielsweise besteht das<br />
Tauwerk nicht wie früher aus Naturhanf,<br />
sondern aus Polypropylen.<br />
Das klingt erstmal nicht sehr umweltfreundlich,<br />
aber es besitzt eine<br />
deutlich längere Lebensdauer, muss<br />
demzufolge seltener ausgetauscht<br />
werden und produziert weniger<br />
Müll. Zudem ist es deutlich reißfester<br />
als Naturtauwerk und somit unter<br />
dem Sicherheitsaspekt absolut<br />
notwendig.“<br />
Auch das Segeltuch hat einen hohen<br />
Kunstfaseranteil, mit der gleichen<br />
Begründung: längere Lebensdauer,<br />
längerer Herstellungszyklus,<br />
weniger Müll.<br />
Und die Erhaltung des Schiffs?<br />
Die Werftarbeiten werden in<br />
Deutschland oder in Holland und<br />
demnach unter höchsten Umweltstandards<br />
durchgeführt. Trotzdem<br />
ist es unvermeidbar, dass bei der<br />
Konservierung eines Stahlschiffs<br />
mit viel Holz auch große Mengen<br />
an Lack, Farben, Härtern, Ölen<br />
etc. zum Einsatz kommen.<br />
ÖKOLOGISCH IM DETAIL<br />
Authentisch und umweltfreundlich,<br />
Segeln wie vor 100 Jahren ist<br />
also selbst auf der vorbildlichen Eye<br />
of the Wind nicht hundertprozentig<br />
möglich. Aber man arbeitet im Detail<br />
laufend daran, ohne Abstriche<br />
beim Komfort für die Gäste hinnehmen<br />
zu müssen. So wurde letzten<br />
Winter eine Schwarzwasser-Behandlungsanlage<br />
installiert, die wie<br />
ein kleines Klärwerk funktioniert.<br />
Das Abwasser wird gefiltert, bis<br />
da raus fast wieder Seewasser wird,<br />
das abgepumpt werden darf. Es<br />
verbleibt eine kleine Menge an<br />
Klärschlamm im System, der im<br />
nächsten Hafen entsorgt wird.<br />
Und in der Kombüse ist man<br />
schon längst umweltbewusst unterwegs.<br />
Echtes Geschirr und Besteck,<br />
Mehrweg-Getränkeflaschen –<br />
Küchenabfälle und sonstiger Müll<br />
werden nur im Hafen entsorgt, wo<br />
vor allem auch frische Lebensmittel<br />
und regionale Erzeugnisse eingekauft<br />
werden. Das freut übrigens<br />
alle Chartergäste, denn die Bordküche<br />
erhält in Umfragen zur Kundenzufriedenheit<br />
stets Bestnoten. <br />
Segeln wie damals: Eye of the Wind<br />
Baujahr 1911<br />
Werft<br />
Länge ü. a.<br />
Breite<br />
Tiefgang<br />
Takelagetyp<br />
C. H. Lühring Werft, Brake, Deutschland<br />
40,23 m<br />
7,01 m<br />
2,70 m<br />
Brigg<br />
Segelfläche 750 m 2<br />
Maschine<br />
Geschwindigkeit<br />
Schiffsrumpf<br />
Deck<br />
Passagier-Kabinen <br />
Crew-Kabinen <br />
Caterpillar-Diesel, 600 PS<br />
ca. 8 Knoten<br />
Stahl<br />
Teak<br />
6 (12 Kojen)<br />
4 (10 Kojen)<br />
Charter: Neben Kojen- und Kabinencharter ist auch die<br />
Buchung der gesamten Brigg tage- oder wochenweise<br />
möglich. Alle Angebote inkl.Törnplan <strong>2021</strong>–2022 unter<br />
è www.eyeofthewind.net<br />
Nachhaltig: Das Steuerrad<br />
der Eye of the<br />
Wind kam secondhand<br />
an Bord, das Tauwerk<br />
ist zwar nicht aus Hanf,<br />
aber langlebig. Die<br />
Kombüse setzt auf<br />
frische Lebensmittel<br />
und echtes Geschirr.<br />
SKIPPER MORITZ<br />
HANNOSCHOECK<br />
ist Kaptän auf der Eye<br />
of the Wind und sucht<br />
gelegentlich Verstärkung<br />
für seine Crew.<br />
è info@<br />
eyeofthewind.net<br />
50 4/<strong>2021</strong>
GREEN MILE<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
Megagrün?<br />
LUXUSSEGLER. Das Designstudio<br />
Nuvolari Lenard präsentierte<br />
Anfang Juni auf der Bootsmesse in<br />
Venedig mit dem Vento-Projekt das<br />
Konzept einer umweltfreundlichen<br />
100-Meter-Megayacht.<br />
Extremer Leichtbau (Rumpf aus<br />
Aluminium, Aufbauten und Mast<br />
aus Verbundmaterialien) und ein<br />
Rigg mit neu designtem Flügelsegel<br />
(Segelfläche: 2.100 m 2 ) sind zwei der<br />
sehr teuren Basics für das Projekt.<br />
Als zusätzlicher Antrieb ist eine<br />
hybride Diesel-Elektrik-Maschine<br />
angedacht. Die Ausstattung (sechs<br />
VIP-Kabinen für Gäste, eine groß <br />
zügige Master-Suite mit privater<br />
Terrasse, SPA, Beach Club, etc.) geht<br />
so sehr Richtung Luxus, dass man<br />
gespannt sein darf, wie sich – falls<br />
das Konzept jemals realisiert werden<br />
sollte – ein wirklich nachhaltiger<br />
Betrieb ausgehen kann.<br />
è www.nuvolari-lenard.com<br />
Eine realistische Rückkehr zum<br />
nachhaltigen Segeln. Sagt Nuvolari Lenard.<br />
Nicht die Segel gestrichen<br />
REGATTA-ERSATZ. Die schlechte<br />
Nachricht: Die 65. Auflage der<br />
Tall Ships Races, der bedeutendsten<br />
Regatta für historische Großsegler<br />
und Traditionsschiffe, musste<br />
Tall Ships Show in Stettin.<br />
aufgrund der anhaltend unsicheren<br />
Pandemielage abgesagt werden.<br />
Die gute Nachricht: Die polnische<br />
Ostseemetropole Stettin, in der das<br />
große Finale der Regatta hätte stattfinden<br />
sollen, plant als Ersatzevent<br />
vom 30. Juli bis 1. August auf den Inseln<br />
Łasztownia und Wyspa Grodzka<br />
die „Żagle.<strong>2021</strong>“ (Segel.<strong>2021</strong>). Die<br />
Veranstalter rechnen mit einer Vielzahl<br />
der für die Tall Ships Races gemeldeten<br />
Großsegler.<br />
Geplant sind ein kleines Ersatz <br />
rennen auf der Ostsee sowie eine<br />
Segelparade mit anschließender<br />
Bootsbesichtigung in Stettin. Be <br />
gleitet soll das Spektakel auf dem<br />
Wasser mit einem Fest am Land<br />
werden, bei dem eine Kirmes, Food-<br />
Truck-Zone, Craft-Beer-Zone und<br />
Showbühnen für Unterhaltung und<br />
Stärkung sorgen werden.<br />
è www.zagle<strong>2021</strong>.szczecin.eu<br />
Silent im Port Adriano<br />
OFFICE. Seine weltweite Marktführung<br />
in der Fertigung von rein elektrisch<br />
betriebenen Motorkatamaranen<br />
baut Silent Yachts mit einer<br />
neuen Niederlassung weiter aus. Im<br />
Port Adriano auf Mallorca hat das<br />
vom Kärntner Michael Köhler gegründete<br />
Unternehmen einen weiteren<br />
Hafen für aktuell eine Silent 55<br />
und eine Silent 64 gefunden. Im<br />
Spätsommer sollen eine Silent 60<br />
und eine Silent 80 folgen. Diese<br />
stehen für Besichtigungen und<br />
Probefahrten bereit. Im modernen<br />
Office mit Schauraum kann man sich<br />
dann vom Profiteam individuell beraten<br />
lassen – bei der Wahl des Interieurs,<br />
der Farben und Materialien<br />
bis hin zum Sonderzubehör.<br />
è www.silent-yachts.com<br />
Silent Yachts neues<br />
Office auf Mallorca.<br />
4/<strong>2021</strong> 51
Quallen<br />
Achtung, Bran<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK<br />
52 4/<strong>2021</strong>
Von feurigen Begegnungen und<br />
falschem Alarm. Denn nicht alles,<br />
was einer Qualle ähnlich sieht, ist<br />
auch eine. Und nicht alle Quallenarten<br />
sind gefährlich.<br />
Text und Fotos REINHARD KIKINGER<br />
dgefahr!Die Sommerferien stehen vor<br />
der Tür und damit auch die<br />
lang ersehnte Gelegenheit<br />
zur Ausübung von Wassersport<br />
aller Art. Sonne, Meer, Wind<br />
und Strand erfreuen Körper und<br />
Geist, das Eintauchen in die warmen<br />
Fluten des Meeres vermittelt Freiheit<br />
und Schwerelosigkeit. Wenn wir Pech<br />
haben, gehören aber auch andere<br />
Empfindungen dazu, nämlich plötzlicher<br />
und brennender Schmerz …,<br />
wir sind mit einer Qualle in Berührung<br />
gekommen. Das kann eine eher<br />
harmlose Nesselung oder, vor allem<br />
in tropischen Meeren, lebensbedrohlich<br />
sein.<br />
Wer jemals schlechte Erfahrungen<br />
mit diesen Nesseltieren gemacht hat,<br />
wird um jede Qualle, oder was dafür<br />
gehalten wird, einen weiten Bogen<br />
machen. Aber nicht alles, was einer<br />
Qualle ähnlich sieht, ist auch eine.<br />
Und nicht alle Quallenarten sind gefährlich.<br />
Pelagia noctiluca, der Kontakt mit ihr ist für uns schmerzhaft und brennt wie Feuer.<br />
Ihr Name ist aus dem Griechischen hergeleitet. Pelagós, das Meer und noctiluca, die in<br />
der Nacht Leuchtende. Ihr Schirm ist etwa 10 Zentimeter groß, blass-rosa bis bräunlich<br />
gefärbt und kann in der Nacht durch Biolumineszenz schwach leuchten. Die dünnen,<br />
kontrahierbaren Tentakel am Schirmrand werden etwa 1 Meter lang, sind leicht zu übersehen<br />
und nesseln heftig. Umgangssprachlich wird Pelagia Leucht- oder Feuerqualle<br />
genannt. Sie ist im Mittelmeer hauptverantwortlich für Nesselungen beim Wassersport.<br />
DIE HARMLOSEN<br />
Das sind die sogenannten Wurzelmundquallen<br />
(Ordnung Rhizostomeae).<br />
Wie der Name sagt haben sie<br />
reich verzweigte Mundarme, die an<br />
ein dichtes Wurzelsystem erinnern.<br />
Damit wird Kleinplankton als Nahrung<br />
gewonnen. Dafür brauchen sie<br />
weder lange Tentakel, noch ein starkes<br />
Nesselgift.<br />
Es sind große Quallen, einige Arten<br />
können mehrere Dezimeter Schirmdurchmesser<br />
erreichen und die meisten<br />
sind kräftige Schwimmer. Die<br />
Ausnahme von der Regel sind die<br />
Mangrovenquallen der Gattung<br />
Cassiopea. Sie besitzen ein stärkeres<br />
Nesselgift als die anderen Wurzel<br />
4/<strong>2021</strong> 53
Quallen<br />
Feuerqualle der kälteren Regionen. Cyanea capillata ist in kalten und gemäßigten<br />
Zonen verbreitet und kann Schirmdurchmesser von über einen Meter erreichen. Die<br />
zahlreichen Tentakel werden bis 30 Meter lang und sind sehr stark nesselnd. Ihr deutscher<br />
Name ist Feuer- oder Haarqualle, „Lion‘s mane“ ist ihre englische Bezeichnung.<br />
Der Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle beschreibt in einem seiner Sherlock-Holmes-<br />
Romane den Tod eines Schwimmers durch den Kontakt mit der „Lion‘s mane“.<br />
„ Kommt man in Kontakt, dann erfolgt innerhalb von Millisekunden<br />
ein gewaltiges Feuerwerk von Entladungen der Nesselkapseln.“<br />
mundquallen, sind semi-sessil und<br />
liegen upside-down am Meeresgrund.<br />
Wir kommen daher mit<br />
ihnen beim Schwimmen nicht in<br />
Berührung.<br />
DIE UNANGENEHMEN<br />
Sie zählen vorwiegend zu den Fahnenquallen<br />
(Ordnung Semaeostomeae).<br />
Sie besitzen fahnenartig ausgezogene<br />
Mundarme und am<br />
Schirmrand Tentakel, die einen Meter<br />
und länger werden können. Die<br />
dünnen Tentakel sind leicht zu<br />
übersehen und können schmerzhaft<br />
nesseln. Der umgangssprach liche<br />
Trivialname „Feuerqualle“ bezieht<br />
sich auf Vertreter dieser Gruppe.<br />
Im Mittelmeer ist es vor allem<br />
die Leuchtqualle Pelagia noctiluca,<br />
die saisonal in großen Schwärmen<br />
vorkommen kann und den Badebetrieb<br />
massiv beeinträchtigt. Die<br />
Ursachen und das lokale Auftreten<br />
solcher Quallenplagen sind schwer<br />
auszumachen, da diese Tiere einen<br />
komplizierten Entwicklungszyklus<br />
durchlaufen und als Planktonorganismen<br />
von Strömungen weit<br />
verdriftet werden.<br />
DIE GEFÄHRLICHEN<br />
Das sind eindeutig die Würfelquallen<br />
(Klasse Cubozoa). Der deutsche<br />
Name Würfelqualle und die englische<br />
Bezeichnung box-jellyfish<br />
beschreiben ihre Körperform sehr<br />
gut. Ihr Schirm ist fast würfelförmig<br />
und trägt an seinen vier Ecken je einen<br />
oder ein Büschel von Tentakeln.<br />
Die Schirmgöße ist artspezifisch<br />
und reicht von einem bis 30 Zentimeter.<br />
Diese Medusen sind transparent<br />
und daher leicht zu übersehen.<br />
Die retraktilen Tentakel sind mit<br />
extrem potenten Nesselzellen besetzt.<br />
Besonders schmerzhaft sind Begegnungen<br />
mit Würfelquallen der<br />
„Irukandji-Gruppe“. Die oft nur<br />
Fingernagel-großen Medusen sorgen<br />
an Australiens Küstengewässern<br />
zeitweise für striktes Badeverbot.<br />
Hauptverbreitungsgebiet<br />
der Würfelquallen sind tropische<br />
Meere. Durch die Erwärmung<br />
des Mittelmeeres und wegen der<br />
Möglichkeit der Einwanderung<br />
durch den Sueskanal werden sie<br />
in Zukunft wohl auch hier häufiger<br />
anzutreffen sein.<br />
Neben den Würfelquallen besitzen<br />
auch einige Staatsquallen (Ordnung<br />
Siphonophorae) sehr starkes<br />
Nesselgift. Staatsquallen sind freischwimmende<br />
Kolonien hochspezialisierter<br />
Polypen. Ein bekanntes<br />
Beispiel ist die Portugiesische Galeere,<br />
die an der Meeresoberfläche<br />
treibt und deren Tentakel mehrere<br />
Meter tief hinabreichen.<br />
Der Auftriebskörper, Pneumatophor<br />
genannt, behält auch seine<br />
Form, wenn die Kolonie an Land<br />
gespült wird. Wegen ihrer blauen<br />
Färbung und des bojenartigen<br />
Pneumatophor haben diese Quallen<br />
den englischen Namen Blue bottles.<br />
FOTOS: SHUTTERSTOCK (3)<br />
54 4/<strong>2021</strong>
Die Sternhimmel-Qualle<br />
Phyllorhiza punctata<br />
(harmlos) erkennt man an ihren<br />
zahlreichen weißen Punkten<br />
an der Schirmoberfläche.<br />
In den letzten Jahrzehnten ist<br />
sie aus tropischen Meeren in<br />
das Mittelmeer eingewandert.<br />
Die harmlose Lungen-Qualle Rhizostoma pulmo ist im Mittelmeer häufig anzutreffen und pulsiert kontinuierlich mit<br />
ihrem großen Schirm. Ihre bevorzugte Schwimmlage ist mit horizontaler Körperachse. Achtung: Auch harmlose Quallen<br />
scheiden bei Berührung Nesselkapseln mit ihrem Mucus ab. Wenn der auf den Fingern haftet und wir damit Gesicht, Augen<br />
oder andere empfindliche Stellen berühren, kann das zu Reizungen führen. Daher auch harmlose Quallen nicht anfassen.<br />
Nicht ganz harmlos. Die Mangrovenquallen der Gattung Cassiopea liegen upsidedown<br />
am Meeresgrund im flachen Wasser. Für Wurzelmundquallen haben sie relativ<br />
starkes Nesselgift. Auch sie sind neue Zuwanderer im Mittelmeer.<br />
Harmlos. Die Spiegeleiqualle Cotylorhiza tuberculata<br />
ist in ruhigem Wasser oft direkt an der<br />
Wasseroberfläche anzutreffen. Sie ist im Mittelmeer<br />
die häufigste Wurzelmundqualle.<br />
Auch gestrandete Exemplare nicht<br />
berühren, sie nesseln immer noch!<br />
DIE HÄUFIGSTEN<br />
IM MITTELMEER<br />
Von den harmlosen Wurzelmundquallen<br />
sind die Spiegelei-Qualle<br />
Cotylorhiza tuberculata, die Lungen-Qualle<br />
Rhizostoma pulmo und<br />
die aus den Tropen eingewanderte<br />
Sternhimmel-Qualle Phyllorhiza<br />
punctata am häufigsten. Das sind<br />
große, schön gefärbte Medusen, alle<br />
sind in diesem Artikel abgebildet.<br />
Lokal kann auch eine Fahnenqualle,<br />
die milchig-weiße Ohrenqualle<br />
Aurelia aurita massenhaft<br />
Chrysaora hysoscella,<br />
die Kompass-Qualle<br />
oder „Sea nettle“ verdankt<br />
ihren umgangssprachlichen<br />
Namen<br />
der Zeichnung ihres<br />
Schirmes bzw. ihrer<br />
starken Nesselwirkung.<br />
Sie kommt neben Atlantik,<br />
Nord- und Ostsee<br />
auch im Mittelmeer vor.<br />
Ihr Schirm wird bis zu<br />
20 Zentimeter groß, ihre<br />
Tentakel werden etwa<br />
zwei Meter lang.<br />
auftreten. Auch sie nesselt nur ganz<br />
schwach. Dagegen ist ihre stark<br />
nesselnde Verwandte, die blass-rötlich<br />
gefärbte Leuchtqualle Pelagia<br />
noctiluca, für die meisten Nesselungen<br />
im Mittelmeer verantwortlich.<br />
Auch die Portugiesische Galeere<br />
Physalia physalis tritt lokal gelegentlich<br />
massenhaft auf und ist<br />
dann wegen ihrer starken Nesselkraft<br />
ein ernstes Problem für Tourismus<br />
und Fischereiwirtschaft.<br />
DIE BRANDBEKÄMPFUNG<br />
Generell ist zu beachten, dass alle<br />
Vertreter des Tierstammes Cnidaria,<br />
der Nesseltiere, Nesselzellen<br />
besitzen. Hier gilt daher ganz besonders:<br />
nicht berühren! Kommt<br />
man trotzdem in Kontakt, dann erfolgt<br />
innerhalb von Millisekunden<br />
ein Feuerwerk von Entladungen der<br />
Nesselkapseln.<br />
Die Folgen für das Opfer hängen<br />
von vielen Faktoren ab: von der<br />
Quallenart und der Stärke ihres<br />
Nesselgiftes. Wurde man an einer<br />
empfindlichen Hautstelle genesselt?<br />
Wie großflächig war der Kontakt<br />
und wie empfindlich oder allergisch<br />
ist die individuelle Reaktion? Die<br />
schmerzhaftesten und gefährlichsten<br />
Nesselungen erfolgen durch<br />
Würfelquallen, auch Seewespen<br />
Harmlos. Klein in der<br />
Größe, groß in der Zahl.<br />
Mastigias papua hat<br />
durch ihre Häufigkeit<br />
und durch tagesperiodische<br />
Wanderungen den<br />
„Jellyfish lake“ im pazifischen<br />
Palau berühmt<br />
gemacht.<br />
4/<strong>2021</strong> 55
Quallen<br />
REINHARD KIKINGER<br />
ist Meeresbiologe und<br />
langjähriger Kursleiter<br />
an der Universität Wien,<br />
an Feldstationen im<br />
Mittelmeer und auf den<br />
Malediven.<br />
FOTO: PRIVAT<br />
genannt. Ihr Gift ist hochgradig<br />
hämolytisch und kardiotoxisch.<br />
Ein Allheilmittel gegen den Giftcocktail<br />
der verschiedenen Quallenarten<br />
gibt es leider nicht. Literaturtipps<br />
sind zwar zahlreich, oft<br />
aber auch widersprüchlich. In jedem<br />
Fall empfiehlt es sich, anhaftende<br />
Tentakelreste vorsichtig zu<br />
entfernen und auf der Haut verbliebene<br />
Nesselkapseln zu immobilisieren.<br />
Dafür wird häufig Essig<br />
empfohlen.<br />
Für die Nachbehandlung bewähren<br />
sich Antihistamin-Salben. Bei<br />
schweren Nesselungen (Schockzustand,<br />
Kreislaufbeschwerden,<br />
unerträgliche Schmerzen) ist ärztliche<br />
Hilfe nötig.<br />
DIE VERKANNTEN<br />
Das sogenannte gelatinöse Megaplankton<br />
sind Tiere oder Tierkolonien,<br />
die als Anpassung an ihre<br />
ozeanische, frei driftende Lebensweise<br />
gemeinsame Merkmale aufweisen,<br />
wie hohen Wassergehalt<br />
und fehlende harte Skelettstrukturen.<br />
Dazu gehören neben Quallen<br />
z. B. auch Vertreter der Manteltiere<br />
(Stamm Tunicata) und Rippenquallen<br />
(Stamm Ctenophora).<br />
Sie besitzen keine Nesselzellen<br />
und sind für uns absolut ungefährlich,<br />
werden aber sehr oft irrtümlich<br />
für Quallen gehalten. Hat man<br />
die Verkannten als Taucher oder<br />
Schnorchler erst mal richtig eingeordnet,<br />
dann steht ihrer genauen<br />
Betrachtung nichts mehr im Wege:<br />
Sie gehören zu den fragilsten, elegantesten<br />
und faszinierendsten<br />
Meeresbewohnern.<br />
Auch die großen Wurzelmundquallen<br />
sind interessante Meerestiere.<br />
Ihre Farben, ihr Schwimmverhalten,<br />
ihre rhythmischen<br />
Pulsationen und die oftmalige<br />
Assoziation mit Jungfischen sind<br />
Lebensbedrohlich! Die Würfelquallen der Gattungen Chironex und Chiropsalmus<br />
haben das stärkste Gift aller Cubomedusen. Sie besitzen jeweils ein Büschel von Tentakeln<br />
an den vier Ecken ihres Schirms, sind in tropischen Meeren auch im Flachwasser anzutreffen<br />
und können wegen ihrer Transparenz leicht übersehen werden.<br />
Gefährlich! Die portugiesische<br />
Galeere Physalia physalis ist<br />
eine Staatsqualle. Sie besteht<br />
aus einer Kolonie spezialisierter<br />
Polypen, die an der Meeresoberfläche<br />
treiben. Die sehr stark<br />
nesselnden Tentakel reichen<br />
viele Meter in die Tiefe.<br />
gefahrlos zu beobachten. Wir<br />
können uns dabei auch bewusst<br />
machen, dass wir ein ausgesprochenes<br />
Erfolgsmodell der Evolution<br />
vor uns haben: Quallen gab es<br />
lange vor den Dinosauriern und<br />
es wird sie wohl lange nach uns<br />
noch geben. Sie gehören zu den<br />
Quellen<br />
Giftiges Strandgut. Auch<br />
angeschwemmte Exemplare<br />
der Portugiesischen Galeere<br />
(im Englischen „Blue bottle“)<br />
können noch nesseln.<br />
Heeger, T. (1998). Quallen, gefährliche Schönheiten. Wissenschaftliche<br />
Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart. 358 S. ISBN 3-8047-1487-0<br />
è www.alertdiver.eu/de_DE/artikel/staatsquallen-alarm-im-mittelmeer<br />
Das ist keine Qualle, sondern eine Kolonie von Manteltieren<br />
(Tunicata). Salpen sind frei schwimmende Meerestiere,<br />
die sich von Plankton ernähren und ketten- oder<br />
ringförmige Kolonien bilden können. Auch im Mittelmeer<br />
sind diese besonderen Begegnungen möglich. Zu den Salpen<br />
gehören auch die Feuerwalzen. Das sind zylindrischhohle<br />
Kolonien, die durch Bakterien blaugrün leuchten.<br />
Organismen, die mit den Veränderungen<br />
des marinen Milieus am<br />
besten zurechtkommen werden. <br />
„ In jedem Fall empfiehlt es sich, anhaftende Tentakelreste vorsichtig<br />
zu entfernen und auf der Haut verbliebene Nesselkapseln<br />
zu immo bilisieren. Dafür wird häufig Essig empfohlen.“<br />
FOTOS: SHUTTERSTOCK (2)<br />
56 4/<strong>2021</strong>
Kleines Boot,<br />
großes Abenteuer<br />
INSEL<br />
HOPPING<br />
REISEBERICHT. Eigentlich waren Franz X. Priester<br />
und seine Gattin mit ihrer K30 auf dem Attersee<br />
daheim. 2003 und 2004 nahm sich das Paar ein<br />
Herz und segelte mit dem Boot von Linz die Donau<br />
hinunter ins Schwarze Meer und durch den<br />
Bosporus nach Istanbul. Und von dort durch das<br />
Mittelmeer nach Triest. Der Reisebericht ist im<br />
Eigenverlag erschienen, Herr Priester versendet<br />
auf Anfrage gerne seine Restexemplare.<br />
Franz X. Priester: Von Linz nach Istanbul in<br />
30 Tagen. Eigenverlag € 35,–, bestellbar bei<br />
è franz@priester.at<br />
Hafenführer Ägäis<br />
NEUAUFLAGE. Der Salzburger Axel<br />
Kramer veröffentlicht im eigenen<br />
Verlag seine Hafenführer für das<br />
Mittelmeer. Bislang sind es acht,<br />
wobei es zahlreiche aktualisierte<br />
Neuauflagen gibt.<br />
Die neueste, diesen Mai erschienene,<br />
betrifft den Zentralraum der Ägäis<br />
samt Kykladen. Die Informationen sind<br />
aktuell, die Texte kurz und prägnant,<br />
die Aufmachung praktisch (Spiralbindung,<br />
kräftiges Papier,<br />
Beschreibung<br />
und Plan auf einer<br />
Doppelseite).<br />
Axel Kramer:<br />
Hafenführer Ägäis.<br />
Zentralraum und<br />
Kykladen. 8. Auflage,<br />
See-Verlag.<br />
159 Seiten, € 37,–.<br />
è www.hafenführer.at<br />
€ 22,90 € 22,90 [D] [D] • ISBN • ISBN 978-3-667-11935-3<br />
Dieser kulinarische Reiseführer<br />
führt Sie Sie zu zu den den besten Restaurants<br />
entlang der der Adriaküste<br />
von von Kroatien. Alle Alle vorgestellten<br />
Lokale sind sind vom vom Wasser aus aus gut gut<br />
zu zu erreichen und und bieten typisch<br />
kroatische Gerichte und und Spezialitäten.<br />
Mit Mit einer kleinen kulinarischen<br />
Kroatisch-Deutsch-<br />
Wörterliste.<br />
ku-<br />
Von Split nach Tahiti<br />
REISEBERICHT. Die einen fliegen in<br />
der Pension nach Mallorca. Die anderen<br />
suchen sich weiter entfernte Ziele.<br />
So auch Martin Tscherny.<br />
Der Tullner Optiker<br />
erwarb 2017 mit 67 Jahren<br />
eine 17 Jahre alte Bavaria<br />
40 und segelte mit<br />
ihr zweieinhalb Jahre<br />
von Split bis nach Tahiti.<br />
Bis Sardinien noch<br />
alleine segelnd, suchte<br />
sich Tscherny für die<br />
weiteren Etappen über das Internet<br />
Mitreisende und fand sie auch. Das<br />
aus der Reise entstandene Buch ist im<br />
Eigenverlag erschienen<br />
und kann bei Martin<br />
Tscherny erworben<br />
werden.<br />
Martin Tscherny: Mit<br />
dem Segelboot von Split<br />
bis Tahiti. Eigenverlag.<br />
108 Seiten, € 15,–,<br />
Zu bestellen unter<br />
è www.martinsegeln.at<br />
Satz Satz 7: Venedig-Drvenik 7: V. V. Satz Satz 8: Žirje 8: Žirje - Bar - Bar<br />
€ 59,90 € 59,90 [D] [D]<br />
€ 59,90 € 59,90 [D] [D]<br />
978-3-667-12144-8<br />
978-3-667-12146-2<br />
www.delius-klasing.de
Charter<br />
FOTO: CHRISTIAN LENDL<br />
Nach 30 Jahren in der Branche nahm sich Andrea Barbera<br />
eine Auszeit – nun ist die Grande Dame im Charter-Business<br />
voller Elan wieder da. Und mit welchem Plan? Das verriet<br />
uns die Powerfrau im Interview.<br />
Jedem seine Insel<br />
ANDREA BARBERA<br />
ist Geschäftsführerin<br />
und Charterbranchenkennerin<br />
seit 30 Jahren.<br />
è www.barberayachting.de<br />
Nach deinem Sabbatical bist du wieder<br />
in die Charterwelt zurückgekehrt. Was<br />
hat dich dazu bewogen?<br />
Es geht eben doch nicht ohne. Ich<br />
bin davon überzeugt, dass man<br />
nach 30 Jahren Power einmal eine<br />
Auszeit benötigt, um zu überlegen,<br />
ob der Weg, auf dem man geht,<br />
noch der richtige ist. Da habe ich<br />
festgestellt, dass das Charterbusiness<br />
doch mehr ist als nur eine Arbeit.<br />
Es ist meine Passion. Die Idee,<br />
meinen Kunden einen Urlaub „auf<br />
der eigenen Insel“ zu ermöglichen,<br />
das treibt mich jeden Morgen wieder<br />
aufs Neue an.<br />
Der Name „Barbera Yachting“ ist neu,<br />
deine Werte sind die alten geblieben?<br />
Der Name Bar bera ist bekannt in<br />
der Branche und gar nicht so neu.<br />
Seit mehr als 30 Jahren stehe ich<br />
für den persönlichen Kontakt zu<br />
unseren Kunden, für die hohe<br />
Qualität der Yachten von unseren<br />
Vercharterern vor Ort und für unsere<br />
Verlässlichkeit, im Übrigen<br />
auch in diesen schwierigen Zeiten.<br />
Das sind Werte, die ich schon 30<br />
Jahre lang vertrete und lebe. Dafür<br />
steht auch – wie der Name schon<br />
sagt – meine eigene Agentur Barbera<br />
Yachting, die ich gemeinsam<br />
mit meinem Sohn Max Barbera<br />
führe.<br />
Ende Oktober 2020, also mitten im<br />
zweiten Lockdown, an den Start zu<br />
gehen, war schon ein mutiger Schritt …<br />
Niemand wusste ja, dass wir so lange<br />
mit der Pandemie zu kämpfen<br />
haben. Wir waren bereits im Sommer<br />
in Vorbereitung, wollten das<br />
Business für die Saison <strong>2021</strong> mitnehmen.<br />
Daraus wird nun eher ein<br />
Last-Minute Geschäft, das einher<br />
geht mit den Länderöffnungen und<br />
den sich täglich ändernden Gegebenheiten.<br />
Aber wir sehen eine erfreuliche<br />
Entwicklung, auch noch<br />
für das Jahr <strong>2021</strong>. Im nächsten und<br />
in den folgenden Jahren – so schätzen<br />
wir – werden alle urlaubshungrig<br />
sein und buchen, buchen. Eine<br />
der sichersten Urlaubsdestinationen<br />
ist dabei ganz klar die Segelyacht<br />
oder der Katamaran.<br />
Noch ist die Angst vor Corona nicht<br />
ausgestanden, was könnt ihr da euren<br />
Kunden bieten?<br />
Neben der Einhaltung aller erforderlichen<br />
Hygienevorschriften ist<br />
das Testen vor der Rückreise für<br />
viele eine große organisatorische<br />
Hürde. Denn jeder möchte seinen<br />
– erfahrungsgemäß doch meist nur<br />
einwöchigen – Yachturlaub bis zum<br />
„ Ich selbst finde das Ionische Meer<br />
wunderschön und letztlich kann man<br />
keine Yachten vermitteln, wenn man<br />
seinen Beruf nicht liebt und lebt!“<br />
58 4/<strong>2021</strong>
X<br />
X<br />
X<br />
X<br />
X<br />
X<br />
X<br />
CMYK CMYK CMYK<br />
RGB RGB RGB<br />
X<br />
X<br />
X<br />
X<br />
PANTONE 1655 C PANTONE 348 C PANTONE 300 C<br />
RGB 221/72/20 RGB 0/133/66 RGB 0/101/189<br />
X<br />
X<br />
X<br />
X<br />
X<br />
X<br />
X<br />
letzten Augenblick auskosten. Die<br />
Terminvereinbarung und das Aufsuchen<br />
von Teststationen sind da<br />
ein Wermutstropfen. Seit Neuestem<br />
bieten wir deswegen einen Antigen-Schnelltest<br />
an Bord an. Die<br />
Kunden verbinden sich mit einer<br />
digitalen Teststation, lassen ihre<br />
Daten vom Ausweis per Video<br />
Ident verifizieren, machen den<br />
Schnelltest live und erhalten dann<br />
das Ergebnis ihres Tests per E-Mail,<br />
das gleichsam durch unser Siegel<br />
für die Rückreise gültig ist. Unsere<br />
Kunden benötigen dazu lediglich<br />
einen eigenen Schnelltest um fünf<br />
Euro und eine Termin vereinbarung<br />
beim digitalen Testzentrum um<br />
zehn Euro.<br />
Wie sieht dein Fahrplan für die<br />
nächste Zeit aus?<br />
Wir hoffen doch, dass sich die<br />
Gesamt situation im nächsten Jahr<br />
wieder nor malisiert, damit wir<br />
eine stärkere Planungssicherheit<br />
bekommen. Das heißt, dass die<br />
Kunden schon zu den üblichen<br />
Buchungszeiten im Herbst ans<br />
kommende Jahr denken und ihren<br />
Törn buchen. So gehen wir grundsätzlich<br />
davon aus, dass es im<br />
nächsten Jahr einen großen Run<br />
auf Charterboote geben wird. Das<br />
Mittelmeer wird sehr gefragt sein.<br />
Die Bootsmesse in Düsseldorf als<br />
Seismograf der Branche wird ja<br />
ebenfalls wieder im Jänner nächsten<br />
Jahres stattfinden. Für uns<br />
heißt das auch, dass wir uns dort<br />
offiziell präsentieren und Barbera<br />
Yachting repräsentativ in der<br />
Branche etablieren können.<br />
Volles Programm – geht sich da<br />
noch ein privater Segeltörn aus?<br />
Mindestens einmal im Jahr muss<br />
das sein. Derzeit – wohl auch, weil<br />
Antigen-Schnelltest bequem an Bord? Unter Einsatz digitaler Hilfsmittel ist<br />
das behördenkonform möglich, Barbera Yachting hilft dabei.<br />
die Lage es erlaubt – favorisiere ich<br />
Griechenland. Max war zur Saisoneröffnung<br />
am 15. Mai dort segeln,<br />
seinen Bericht gibt es auf unserem<br />
Blog. Ich selbst finde das Ionische<br />
Meer wunderschön und letztlich<br />
kann man keine Yachten vermitteln,<br />
wenn man seinen Beruf nicht<br />
liebt und lebt!<br />
LEBE DEN EXCESS!<br />
Die hochkarätigen Katamarane von Excess<br />
vereinen Geschwindigkeit und Komfort.<br />
+43 (0) 4242 41310<br />
boote@ortner-boote.com<br />
www.ortner-boote.com<br />
TERHI GRAAFINEN OHJE - 2016 - CONEVERTOITU<br />
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Skipper‘s Diaries<br />
Der Sohn des<br />
Klabautermanns<br />
In die Fußstapfen des Schreckgespensts aller Seefahrer zu treten<br />
ist keine leichte Aufgabe. Aber Übung macht den Meister, das<br />
gilt auch für kleine Klabautermänner.<br />
Kapitän Meyers schwang wie<br />
gewohnt seine Beine aus der<br />
Koje und wollte in seine hohen,<br />
braunen Lederstiefel, die vor<br />
seinem Bett standen, schlüpfen.<br />
Doch da waren keine Stiefel, sondern<br />
nur die ausgetretenen, weißen<br />
Pantoffel des Schiffskochs.<br />
Da bemerkte der Kapitän das aufgeregte<br />
Hin- und Herlaufen auf dem<br />
Oberdeck. Barfuß ging er hinauf<br />
und musste schmunzeln. Die gesamte<br />
Mannschaft war damit beschäftigt,<br />
die jeweils richtigen Schuhe<br />
zum richtigen Mann zu finden. Der<br />
Koch kam mit den Kapitänsstiefeln<br />
vorbei. Meyers schnappte sich sein<br />
Schuhwerk und donnerte mit brummiger<br />
Stimme los: „Wem bei allen<br />
Stürmen dieser Weltmeere ist denn<br />
dieser Unfug eingefallen?“ Betretenes<br />
Schweigen der Mannschaft.<br />
„Statt eurer Arbeit nachzugehen<br />
habt ihr Halunken nichts Besseres<br />
im Sinn, als Streiche zu spielen!“<br />
Nachdem sich kein Verantwortlicher<br />
finden ließ, ging der Kapitän<br />
auf die Brücke, um dort nach dem<br />
Rechten zu sehen. Wie üblich stand<br />
gleich neben dem Kartentisch eine<br />
Schale duftenden Kaffees, ohne<br />
den Meyers in der Früh besonders<br />
brummig war.<br />
Nach zwei Löffeln Zucker nahm<br />
er den ersten Schluck, stürmte mit<br />
einem lauten „Hrpff “ zur Seereling,<br />
spuckte das salzige Gebräu ins Meer<br />
und warf die Schale gleich hinterher.<br />
Irgendjemand hatte in seine geliebte<br />
Zuckerdose Salz eingefüllt!<br />
Wer war so dreist, ihm solche<br />
Streiche zu spielen? Da fielen ihm<br />
die Begebenheiten der letzten Tage<br />
ein. Der verlegte Kartenzirkel, die<br />
plötzlich leere Tabaksdose, der Mittagstisch<br />
ohne Besteck. Wer konnte<br />
der Täter sein?<br />
Am nächsten Morgen kam er an<br />
Deck und es fiel ihm sofort auf, dass<br />
seine Männer ihm schweigsam auswichen.<br />
Als er einen Blick in den<br />
Himmel warf, traute er seinen Augen<br />
nicht. Die Vorsegel waren gelb,<br />
die Großsegel rot und die Besansegel<br />
blau angemalt! Wie eine bunte Kuh<br />
zog sein Schiff über das Meer. Das<br />
schlug dem Fass den Boden aus!<br />
Sofort gab er Befehl, die Segel zu<br />
bergen und zu reinigen. Später in<br />
seiner Kajüte fasste er einen Plan.<br />
EINE MÜNZE UNTERM MAST<br />
Am Abend rollte der Kapitän seine<br />
Kleider zusammen, so dass man<br />
durch das Bullauge blickend glauben<br />
konnte, er läge in seiner Koje. Meyers<br />
setzte sich aber gleich hinter die<br />
Tür und hielt Wache. Die Stunden<br />
vergingen, da öffnete sich plötzlich<br />
leise der Eingang. Mit seinen riesigen<br />
Händen packte Meyers zu und<br />
schnappte eine kleine, grünliche Gestalt<br />
mit blauen, zotteligen Haaren.<br />
„Wer bist du, und was fällt dir ein,<br />
hier herumzuschleichen und Unfug<br />
zu treiben?“, fragte er.<br />
Zerknirscht, aber auch trotzig<br />
antwortete der kleine Wicht: „Ich<br />
bin der jüngste Sohn des Klabautermanns<br />
und schon seit Tagen hier<br />
an Bord, um zu üben, wie man<br />
Seeleuten Streiche spielt.“<br />
„Aber ich habe dich erwischt“,<br />
spottete Meyers, „und morgen früh<br />
Illustration aus dem Buch „Zur See“, Henk Verlagsanstalt<br />
und Druckerei, Hamburg, 1885.<br />
werde ich dich der Mannschaft vorführen.<br />
Die werden sich freuen, dich<br />
in die Finger zu kriegen.“<br />
Da begann der Sohn des Klabautermanns<br />
zu betteln und zu weinen:<br />
„Mein Vater wird sehr böse sein, es<br />
ist nämlich die größte Schande für<br />
einen Klabautermann, erwischt zu<br />
werden! Kannst du nicht ein Auge<br />
zudrücken und mich freilassen?“<br />
Der Kapitän, der im Innersten ein<br />
weiches Herz hatte, nahm dem<br />
Wicht das Versprechen ab, dass er<br />
zukünftig alle Schiffe, auf denen er<br />
das Kommando haben sollte, verschonen<br />
würde. Er begleitete den<br />
Sohn des Klabautermanns noch zur<br />
Reling und sah zu, wie dieser in den<br />
Tiefen des Meeres verschwand. Zurück<br />
in seiner Kajüte fand der Kapitän<br />
auf seinem Polster einen Zettel,<br />
auf dem in krakeliger Schrift stand:<br />
Weil du im Herzen ein guter<br />
Mensch bist, verrate ich dir das große<br />
Klabauter-Geheimnis. Wenn du<br />
willst, dass dein Schiff von uns in<br />
Ruhe gelassen werden soll, so lege<br />
eine kleine Münze unter den Mast,<br />
wo jeder Klabautermann zuerst<br />
nachschaut. Das ist für uns das Zeichen,<br />
dass du ein Eingeweihter bist.<br />
Dein Klabautermann<br />
<br />
THOMAS PERNSTEINER<br />
ist Skipper, allgemein<br />
beeideter und gerichtlich<br />
zertifizierter<br />
Sachverständiger für<br />
Schifffahrt und Wasserfahrzeuge.<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
60 3/<strong>2021</strong>
f<br />
Alles Alu<br />
BLAUWASSERYACHT. Die Ovni 370 des<br />
französischen Aluminiumyacht-Spezialisten<br />
Alubat soll Ende September bei<br />
der Grand Pavois in La Rochelle Premiere<br />
feiern. Die kleine Schwester der vor<br />
zwei Jahren vorgestellten Ovni 400 wird<br />
ebenfalls blauwasser-, ja sogar eismeertauglich<br />
sein. Neu sind z. B. die Rumpfform<br />
mit dem abgerundeten, voluminösen<br />
Bug, das zweite Steuerrad und das<br />
Panoramadach. Das fürs Einhandsegeln<br />
ausgelegte Boot ist in einer klassischen<br />
Kompakter Kat<br />
So klein und<br />
schon ein Kat:<br />
Broadblue 346.<br />
Traum in Türkis<br />
Version (Mittelsalon) oder einer Decksalon-Version<br />
(Salon an Steuerbord)<br />
erhältlich.<br />
è www.alubat.fr<br />
SEGELKATAMARAN. Viele langstreckentaugliche<br />
Segelkats unter zwölf Metern<br />
gibt es ja nicht. Mit seiner 10,2 Meter langen<br />
346 stellt der englische (aber inzwischen<br />
auch schon in Polen bauen lassende)<br />
Hersteller Broadblue Catamarans<br />
eine der wenigen Ausnahmen. Highlights:<br />
4,85 Meter Breite, Tiefgang 1 Meter, Zertifizierung<br />
A für Hochsee, ausgelegt für<br />
maximal sechs Personen in zwei Doppelkabinen<br />
achtern und zwei Einzelkabinen<br />
in den Bugräumen, festes Vorschiff, hochwertige<br />
Materialien und viele Möglichkeiten<br />
zur Personalisierung.<br />
è www.broadblue.com<br />
CUSTOMIZING. Taiwans Premiumwerft<br />
Hylas baut Semi-Custom-Hochseeyachten,<br />
deren Innenräume von ihren<br />
Käufern sehr individuell ausgestattet<br />
werden können. Die Ausstaffierung von<br />
Rumpf Nr. 3 der Hylas H57 wurde z. B.<br />
in die bewährten Hände des italienischen<br />
Designstudios Hot Lab gelegt. Herausgekommen<br />
ist ein Traum in Türkis, das jeder<br />
Mailänder Luxussuite gut zu Gesicht<br />
stehen würde. Doch damit nicht genug:<br />
Hylas ließ sich von der Kolorierung inspirieren<br />
und stimmte Riggs, Hardtop<br />
und Rumpf auf die Farbpalette der Hot-<br />
Lab-Innenausstattung ab.<br />
è www.hylasyachts.com<br />
Mit Alu ins Blaue: Ovni 370.<br />
YACHT-POOL<br />
Versicherungen<br />
45<br />
Jahre<br />
Innovator<br />
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Trendsetter<br />
Pionier<br />
der Allgefahrendeckung für<br />
Yachteigner<br />
Erfinder<br />
der Haftpflichtversicherung für<br />
Charterskipper<br />
da kann auch kommen<br />
was man nicht will.<br />
YACHT-POOL Deutschland<br />
Tel.: +49/89 74 67 34 80<br />
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Tel.: +43/5456 2043300<br />
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Tel.: +41/44 941 49 57<br />
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Hylas H57 auf Mailänder Art.
Di<br />
Kom<br />
Excess 12<br />
62 4/<strong>2021</strong>
e Kunst des<br />
promisses<br />
Mit der neuen Marke Excess will die Beneteau-Gruppe bei den Katamaranen den Spagat<br />
zwischen Sport und Komfort schaffen. Die eben erst mit hohem Fun-Faktor aufgefrischte<br />
Excess 12 zeigt, dass der Mittelweg für viele Eigner tatsächlich der goldene sein könnte.<br />
Text AREK REJS | Fotos WERFT<br />
4/<strong>2021</strong> 63
Excess 12<br />
Keine Flybridge, dafür aber mehr Segelfläche und achtern angeordnete<br />
Steuerstände. Die Modellpflege brachte der Excess 12 vorschiffs eine<br />
neue Leiter, die das Dach zum leicht enterbaren Sonnendeck macht.<br />
Der Katamaranmarkt wird von<br />
Modellen dominiert, die ihren<br />
Eignern in erster Linie<br />
viel Platz und Komfort auf<br />
zwei Rümpfen bieten sollen. Eine zweite,<br />
wesentlich kleinere Gruppe von<br />
Kats hat sich dem Hochleistungssegeln<br />
verschrieben.<br />
Die Marktforscher der Beneteau-<br />
Gruppe glauben, dass es eine Lücke<br />
zwischen den beiden Arten von Multihulls<br />
gibt, die groß genug ist, um mit<br />
einer eigenen Kategorie von Kats gefüllt<br />
zu werden. So entstand die Idee,<br />
die Marke Excess zu schaffen, deren<br />
Modelle sich leistungsmäßig den<br />
Sportyachten annähern, ohne Abstriche<br />
beim gewohnten Komfort<br />
einstecken zu müssen.<br />
Die ersten präsentierten Modelle<br />
waren 2019 die Excess 12 und 15. Letztes<br />
Jahr wurde die Excess 11 vorgestellt<br />
und heuer, ziemlich unerwartet, eine<br />
aufgefrischte Version der 12, die wir<br />
probesegeln konnten. So flotte Modell-<br />
Updates sind in der Branche eigentlich<br />
nicht üblich. In der Werft betont man,<br />
dass hier ein neues Konzept der Zusammenarbeit<br />
von Werft und Kunden<br />
verwirklicht werde.<br />
Die Struktur des Kats selbst, seine<br />
Linien oder die Segel wurden nicht<br />
verändert, aber mehr als 25 Änderungen,<br />
die von Eignern oder Crews vorgeschlagen<br />
wurden, seien umgesetzt<br />
worden. Meist handelt es sich um<br />
Detailmodifikationen wie etwa ver <br />
größerte und absenkbare Esstische,<br />
eine ver längerte Couch oder ein<br />
adaptierter Schreibtisch.<br />
Eine bemerkenswerte Änderung<br />
fand vorschiffs statt: Hier befindet sich<br />
nun eine klappbare Leiter, über die<br />
man auf das Dach klettern kann. Die<br />
Treppe soll nicht nur für mehr Sicherheit<br />
für die Crew sorgen, die beim Setzen<br />
oder Einholen der Segel hilft, sondern<br />
auch sonnenhungrigen Gästen<br />
den Weg aufs Dach erleichtern. Es<br />
wurde ein neues Sonnendeck gewonnen,<br />
auf dem spezielle Matratzen ausgelegt<br />
werden können.<br />
64 4/<strong>2021</strong>
„ Modellpflege mit ganz feinem Pinsel: Die 25 Änderungen wurden von<br />
den Eignern und Crews der Excess 12 vorgeschlagen.“<br />
NO FLYBRIDGE<br />
Prinzipiell wurzelt die Excess 12 auf<br />
Beneteaus zweiter Katamaranmarke<br />
Lagoon. Bei der Excess 11, dem<br />
ersten Modell der Marke, der ohne<br />
Anleihen von Lagoon ent wickelt<br />
wurde, ist dies nicht mehr sichtbar.<br />
Allen Excess-Modellen gemeinsam<br />
ist das Grunddesign: eine außergewöhnlich<br />
flache und niedrige<br />
Deckslinie, der Aufbau ohne Fly <br />
bridge und die weit achtern, am<br />
Ende der Rümpfe, angeordneten<br />
Steuerstände. Typische Lösungen<br />
für traditionelle Einrumpfyachten,<br />
aber sehr selten für Katamarane.<br />
Dank der nicht vorhandenen<br />
Flybridge war es möglich, den<br />
Mast nach hinten zu versetzen,<br />
den Baum zu senken und damit<br />
eine größere Segelfläche zu erhalten.<br />
Durch die Verlegung des<br />
Steuer standes nach achtern hat<br />
der Skipper ständigen Kontakt mit<br />
seiner Crew und ist nicht durch ein<br />
Deck oder eine hohe Treppe von<br />
seinen Gästen getrennt. Zudem hat<br />
er eine viel bessere Kontrolle über<br />
das Geschehen an Bord.<br />
KAT OF THE ART<br />
Die Möglichkeiten zum Verstauen<br />
und das Platzangebot innen und<br />
außen, die Ausstattung und das<br />
freundliche Ambiente unter Deck –<br />
alles State of the Art, man merkt,<br />
dass hier routinierte Katamaranbauer<br />
am Werk waren.<br />
Die Tür vom Cockpit in den Salon<br />
ist vielleicht ein wenig schmal<br />
ausgefallen. Und die Stützen des<br />
nach hinten verlegten Mastes gleich<br />
Excess 12<br />
Länge ü. a.<br />
Länge<br />
Breite<br />
Großmast<br />
Tiefgang<br />
Verdrängung Leerschiff <br />
11,74 m<br />
11,46 m<br />
6,73 m<br />
18,27 m<br />
1,35 m<br />
10,3 t<br />
Kojen 6–12<br />
Frischwasser<br />
Grauwasser<br />
Kraftstofftank<br />
Motoren<br />
300 l<br />
160–320 l<br />
2 x 200 l<br />
2 x 29 PS bis 2 x 45 PS<br />
Segel<br />
Großsegel 50 m 2<br />
Selbstwendefock 32 m 2<br />
Code 0 (optional) 67 m 2<br />
Segelfläche am Wind 88,5 m 2<br />
Basispreis netto ab € 292.000,–<br />
Händler: Ortner Boote, 9500 Villach; Kontakt:<br />
Ing. Hans Ortner, Tel. +43 4242 / 413 10.<br />
è www.ortner-boote.com<br />
4/<strong>2021</strong> 65
Helle Farben, große Fensterflächen, viel Stauraum: Schon rein optisch gehört die<br />
Excess 12 nicht zu den barocken Kats, sondern zu den sportlich-fitten.<br />
hinter dem Eingang, direkt neben<br />
dem Kombüsenschrank, stehen<br />
etwas im Weg.<br />
Im Backbordrumpf wurde<br />
die Eignerkabine mit einem Schlafraum,<br />
einer Sitzecke und einem Bad<br />
im Bugbereich gestaltet, während<br />
sich im Steuerbordrumpf zwei Gästekabinen<br />
und ein Bad mit Dusche<br />
dazwischen befinden. In den Zimmern<br />
herrscht Stehhöhe und viel<br />
natürliches Licht. Eine Variante mit<br />
vier Kabinen ist auch erhältlich,<br />
wird aber seltener bestellt – die<br />
meisten Kunden sind Privateigner<br />
und keine Charterfirmen.<br />
LET’S SAIL!<br />
Bei den Tests überraschte die Excess<br />
12 mit leichter Manövrierbarkeit<br />
und guter Performance. Für eine<br />
komfortable Steuerung sorgen zwei<br />
Steuerräder, die direkt an der Ruderblattsäule<br />
montiert sind. Das<br />
macht die Steuerung extrem effizient.<br />
Die Yacht reagierte während<br />
der Manöver fantastisch auf das Ruder.<br />
Das Wenden? Wie ein Manöver<br />
auf einer Einrumpfyacht!<br />
Die Basisfock ist selbstwendend,<br />
was es besonders einfach macht,<br />
allein oder mit unerfahrener Crew<br />
zu segeln. Die Fock und andere Vorsegel<br />
werden zu Winschen im hinteren<br />
Cockpit und die Großschot<br />
durch ein System von Blöcken am<br />
Heckspiegel geführt.<br />
Trotz der Lage des Steuerstandes<br />
ziemlich tief hinter den Aufbauten<br />
gibt es auf der Excess 12 freie Sicht<br />
in alle Richtungen. Große Fenster<br />
rund um die Aufbauten ermöglichen<br />
es, auch das Vorschiff gut im<br />
Auge zu behalten. Optional können<br />
zwei Kameras am Bug bestellt werden,<br />
die für mehr Sicherheit bei der<br />
Schiffsführung unter Segel sorgen.<br />
LET’S SAIL!<br />
Eine gelungene Sym biose zwischen<br />
Komfort und Raumangebot eines<br />
Katamarans und dem Segelspaß<br />
sowie der Sportlichkeit eines Einrümpfers.<br />
Obwohl die Excess 12<br />
noch die DNA der Schwesternmarke<br />
Lagoon besitzt (was man z. B. an<br />
der fast quadratischen Form des<br />
Aufbaus bemerkt), geht die Rechnung,<br />
etwas Raum (Flybridge) zu<br />
opfern, um mehr Performance zu<br />
erhalten, sehr gut auf. Man darf gespannt<br />
sein, wie die zukünftigen<br />
Modelle von Excess diesen Ansatz<br />
noch weiter verfeinern werden. <br />
„ Die gelungene Symbiose<br />
zwischen dem Komfort<br />
eines Kats und dem<br />
Segelspaß eines<br />
Einrümpfers.“<br />
66 4/<strong>2021</strong>
Tragbarer Wassersport<br />
PANORAMA<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
DACHSYSTEME. Früher brauchte man<br />
für den Autotransport für Surfbretter einen<br />
Bus, einen Anhänger oder ein sehr<br />
durchdachtes Schnürsystem für den<br />
Dachträger. Dank moderner Trägersysteme<br />
ist man heute flexibler und sicherer<br />
unterwegs. Weltmarktführer Thule z. B.<br />
stellt mit dem Board Shuttle einen Surfboard-<br />
und SUP-Träger her, der sich ideal<br />
für den Transport von ein oder zwei<br />
Boards auf einem beliebigen Dachträger<br />
eignet. Gute Nachrichten für Kajak- und<br />
Kanubesitzer: Auch hier gibt es inzwischen<br />
flexible Trägersysteme.<br />
Erhältlich z. B. online bei<br />
Rameder.<br />
è www.thule.com<br />
è www.kupplung.at<br />
Board Shuttle<br />
von Thule.<br />
Breitband übers All<br />
SATELLITENEMPFANG. Die neue v45C<br />
Antenne von Intellian ist einer der Gründe,<br />
warum Internetverbindungen über Satellitennetzwerke<br />
immer kompakter werden und<br />
effektiver zu betreiben sind. Bislang brauchte<br />
man, um das FlexMaritime-Netzwerk des<br />
Satellitenkommunikationsdienstes Intelsat<br />
nutzen zu können, Antennen mit mindestens<br />
60 cm Durchmesser. Nun hat Intelsat sein für<br />
Freizeit-, Fischerei- und kommerzielle Seeschiffe<br />
gedachtes Netzwerk auch für die kleineren<br />
45-cm-Antennen freigegeben. Die 23 kg<br />
schwere v45C als eine der ersten Antennen der<br />
neuen Klasse soll den globalen Internet-Empfang<br />
auch für kleinere Schiffe ermöglichen.<br />
è www.intelliantech.com<br />
Glänzende Aussichten<br />
LACKPFLEGE. Das deutsche Unternehmen<br />
Nobelclean hat sich auf Lackpflege<br />
von Flugzeugen und Luxuslimousinen<br />
spezialisiert, darf aber auch zahlreiche<br />
Superyachten zur Kundschaft zählen.<br />
Das selbst entwickelte Reinigungs- und<br />
Poliersystem nennt sich Diamonding und<br />
ist eine Methode der Lackbehandlung, die<br />
zwar mit den üblichen Poliermaschinen<br />
funktioniert, aber anstatt Lammfell und<br />
Schwämme zu verwenden, arbeiten die<br />
Nobelclean-Teams mit „Nobelpads“ aus<br />
Baumwolle oder Mikrofaser. Vorteile:<br />
Die Methode ist umweltfreundlich, benötigt<br />
kein Wasser, verursacht keinen<br />
Lärm oder Schmutz und ist viel billiger<br />
und schneller als ein Neuanstrich.<br />
è www.nobelclean.com<br />
Diamondingen<br />
statt polieren.<br />
IMPRESSUM<br />
MEDIENINHABER: Satz- und Druck-Team GmbH,<br />
Feschnig straße 232, 9020 Klagenfurt, +43 463/461 9025,<br />
www.<strong>ocean7</strong>.at, redaktion@<strong>ocean7</strong>.at, office@<strong>ocean7</strong>.at,<br />
Firmenbuchnummer 105347 y, Landes gericht Klagenfurt,<br />
UID ATU 25773801 · ANWENDBARE VOR-<br />
SCHRIFT: Österreichische Gewerbeordnung, Mediengesetz<br />
(www.ris.bka.gv.at) · GESCHÄFTS FÜHRER:<br />
Wolfgang Forobosko · CHEF REDAKTION: Tahsin Özen,<br />
1180 Wien, redaktion@<strong>ocean7</strong>.at · ART-DIREKTION:<br />
Catharina Pichler · GRAFISCHES KONZEPT: Thomas<br />
Frik, www.viertelbogen.at · MIT ARBEITER DIESER<br />
AUSGABE: Daniele Baracco, Inga Beitz, Hans Peter<br />
Bleck, Stefan Detjen, Mag. Wolfgang Gemünd,<br />
Wolfgang Hausner, Bernd Hofstätter, Detlef Jens, Dr.<br />
Reinhard Kikinger, Familie Mandl, Thomas Pernsteiner,<br />
Holger Peterson, Arek Rejs, Gottfried Titzl Rieser, Dr.<br />
Bobby Schenk, Alexandra Schöler-Haring, Dr. Alfred<br />
Zellinger · PRODUKTION UND DRUCK: Satz- und<br />
Druck-Team GmbH · ANZEIGEN: Bernd Hofstätter<br />
+43 664/ 552 09 32, b.hof staetter@<strong>ocean7</strong>.at · EINZEL-<br />
VERKAUFSPREIS: Österreich € 4,90 · ABO-PREISE:<br />
Bezugs preis Inland für sechs Ausgaben: € 29,– · ABO-<br />
BE STELLUNG: abo@<strong>ocean7</strong>.at, www.<strong>ocean7</strong>.at · VER-<br />
TRIEB: Presse Großvertrieb Austria Trunk GmbH, St. Leonharder<br />
Straße 10, 5081 Anif/Salzburg · Diese Zeitschrift<br />
und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung<br />
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wendung von Zitaten aus Berichten für Anzeigen ist möglich.<br />
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das ausschließliche Recht zur Veröffent lichung.<br />
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sind durch den Herausgeber genehmigungspflichtig.<br />
Bei Nichtbelieferung ohne Heraus geber-Verschulden<br />
oder wegen Störungen des Arbeits friedens bestehen keine<br />
Ansprüche gegenüber dem Herausgeber.<br />
Verantwortlich für die Mitteilungen des YCA: Yacht<br />
Club Austria, Generalsekretariat 4020 Linz, Lederer <br />
gasse 88, www.yca.at · Verantwortlich für die Mitteilungen<br />
des MSVÖ: Motor bootsport und Seefahrts Verband<br />
Österreich, Forchheimergasse 34/118, 1230 Wien,<br />
www.msvoe.at<br />
JURY<br />
DANIELE BARACCO<br />
4/<strong>2021</strong> 67
Bavaria C38<br />
68 4/<strong>2021</strong>
Das<br />
C-Gefühl<br />
Die Bavaria C38 vereint überraschend sportliche<br />
Segeleigenschaften, einfachstes Handling und ein<br />
erstaunliches Raumangebot unter Deck. Möglich<br />
wird das dank innovativer Design-Merkmale<br />
wie V-Bug und Chines am Heck. Dank dieser<br />
wurde das C-Feeling zuvor schon auf der<br />
größeren Schwester C42 erlebbar gemacht.<br />
Die C38 macht es jetzt erschwinglicher.<br />
Text DETLEF JENS | Fotos BAVA R I A YACH TS<br />
4/<strong>2021</strong> 69
Bavaria C38<br />
Die Lübecker Bucht zeigte<br />
sich am Testtag von ihrer<br />
ruppigen Seite. Schiefergraues<br />
Wasser mit einzelnen<br />
Gischtstreifen darin, ein kurzer,<br />
aber harter Seegang und viel Wind<br />
aus tiefhängenden, schnell ziehenden<br />
Wolken. Ideale Bedingungen<br />
also, um die neue Bavaria C38 unter<br />
Segel so richtig zu testen.<br />
Unter zunächst vollem Großsegel<br />
und der Selbstwendefock gehen wir<br />
hart an den Wind, der mit fünf<br />
Beaufort, in Böen deutlich mehr,<br />
weht. Die Bavaria C38 lässt sich davon<br />
nicht aus der Bahn werfen. Die<br />
große Breite und der Chines, der<br />
ausgeprägte Knickspant im Rumpf,<br />
sowie der 2,05 m tiefe Kiel mit 2,2<br />
Tonnen Ballast sorgen dafür, dass<br />
die Yacht nicht zu stark krängt und<br />
den Druck im Rigg direkt in Fahrt<br />
umsetzt. Bis zu sieben Knoten stehen<br />
auf der Logge. Dazu wirkt das<br />
tiefe Ruder sehr effektiv und sorgt<br />
dafür, dass die C38 immer entspannt<br />
kontrollierbar bleibt.<br />
Noch etwas fällt sogleich auf:<br />
Trotz des rauen Seegangs segelt das<br />
Schiff erstaunlich trocken, Spritzwasser<br />
gelangt so gut wie nie bis ins<br />
Cockpit. Auch das eine Folge des bis<br />
in den Bug reichenden Chines. Denn<br />
auch das ist bei der Bavaria C38,<br />
ebenso wie bei der größeren C42,<br />
bemerkenswert. Über Wasser ist das<br />
Vorschiff voluminös, bietet viel Auftrieb<br />
beim Segeln und viel Platz unter<br />
Deck – doch in der Wasserlinie<br />
wird es durch den Chines schmal<br />
und ausgeprägt V-förmig.<br />
Nach einer Weile beschließen wir<br />
dennoch, das Großsegel zu reffen,<br />
denn der Wind ist noch böiger geworden.<br />
Das ist, wie sich zeigt, eine<br />
unkomplizierte Sache von wenigen<br />
Minuten, wobei das komplette Reffmanöver<br />
vom Niedergang aus<br />
durchgeführt werden kann: Groß<br />
fall und Reffleinen sind zu den<br />
Winschen und Fallstoppern bei <br />
derseits des Niedergangs geführt,<br />
eine saubere und vor allem sichere<br />
Sache. Nass werden muss man<br />
beim Reffen hier an Bord normalerweise<br />
nicht, ganz gleich, wie hoch<br />
der Seegang sein mag!<br />
Auch die Großschot wird in der<br />
von uns gesegelten Version hier gefahren.<br />
Damit ist sie nicht in direkter<br />
Reichweite der Person am Ruder,<br />
dafür hat das Arrangement andere<br />
Vorteile. In jedem Fall wird die<br />
Schot über Fußblöcke auf dem Kabinendach<br />
direkt vor der Sprayhood<br />
gefahren. Hier hat sie auf Wunsch<br />
zwei holende Parten, was vor allem<br />
beim Feintrimm des immerhin 46<br />
Quadratmeter messenden Groß <br />
segels von Vorteil ist.<br />
Das Luv-Ende der Großschot bestimmt<br />
den Anstellwinkel des Baumes,<br />
das Lee-Ende aber zieht den<br />
Baum nach unten, mit direkter Auswirkung<br />
auf das Segelprofil und das<br />
Achterliek. Und zwar präziser und<br />
einfacher, als es mit dem üblichen<br />
Baumniederholer geht – was natürlich<br />
auch möglich ist.<br />
Sollen die Schoten in Griffweite<br />
der Steuerpositionen gefahren werden,<br />
gibt es die Möglichkeit, zwei<br />
zusätzliche Winschen direkt neben<br />
den Rädern zu bestellen. Hier werden<br />
dann die Schot der selbstwendenden<br />
Fock und die Großschot<br />
gefahren. Auch eine sehr praktische<br />
und komfortable Lösung.<br />
Damit wäre auch das Cockpit vor<br />
den zwei Steuer rädern komplett befreit<br />
vom „Segelbetrieb“, sofern<br />
nicht gerade Segel gesetzt, geborgen<br />
oder gerefft werden sollen. Der<br />
Rudergänger hat dank der Doppelruderanlage<br />
und der großen Breite<br />
des Hecks vom Platz am besten jeweils<br />
in Luv immer eine gute Sicht –<br />
auf das Geschehen ringsum ebenso<br />
wie auf das Vorliek und die Trimmfäden<br />
in der Fock.<br />
HECK-TERRASSE<br />
Die Instrumente sind ebenfalls bei<br />
den Steuerständen angebracht und<br />
gut lesbar, ohne dass diese hier von<br />
Mitseglern verdeckt werden könnten.<br />
Die Motorschaltung und der Auto <br />
pilot befinden sich an Steuerbord,<br />
ein Kartenplotter unter der Hinterkante<br />
des Cockpittisches. Auch dies<br />
eine mittlerweile bewährte und<br />
gute Lösung.<br />
Das Cockpit vor den Steuerrädern<br />
bietet trotz des großen, zentralen<br />
Klapptisches viel Bewegungsfreiheit<br />
und genügend Sitzplätze. Auf unserem<br />
Probeschlag mit fünf Erwachsenen<br />
an Bord hat man sich zu keiner<br />
Zeit im Cockpit eingeengt gefühlt.<br />
Dieses Gefühl der Weite und Großzügigkeit<br />
verstärkt sich noch einmal<br />
dramatisch, sobald man im Hafen<br />
mit dem Heck zum Steg anlegt oder<br />
in einer schönen Bucht ankert. Dann<br />
nämlich verwandelt sich die große<br />
Klappe im Heck mit wenigen Handgriffen<br />
zu einer ausladenden Terrasse<br />
„ Über Wasser ist das Vorschiff voluminös, bietet viel Auftrieb beim<br />
Segeln und viel Platz unter Deck – doch in der Wasserlinie wird es<br />
durch den Chines schmal und ausgeprägt V-förmig.“<br />
70 4/<strong>2021</strong>
über dem Wasser. Perfekt zum<br />
Baden, zum Anlanden mit dem<br />
Dingi und auch zum An-Bord-<br />
Gehen, ganz ohne Turnerei und<br />
Verrenkungen vom Steg aus.<br />
Hier im Heck befindet sich noch<br />
ein großer Stauraum unter dem<br />
Cockpitboden, zusätzlich zu zwei<br />
Backskisten und einem weiteren<br />
Stauraum im Vorschiff. Dort ist<br />
auch die Ankerwinde unter der Luke<br />
angebracht. Ein halbhohes Schott<br />
trennt hier den Ketten kasten von<br />
einem weiteren tiefen Stauraum für<br />
Fender, Leinen oder zusätzliche<br />
Downwind-Segel.<br />
TISCH UND BETT<br />
Der Niedergang ist sicher und komfortabel<br />
zu begehen, dank des fehlenden<br />
Brückendecks und einer sehr<br />
4/<strong>2021</strong> 71
Bavaria C38<br />
breiten, nicht besonders steilen<br />
Treppe in den Salon. Die markanten<br />
Rumpflinien mit dem durchgehenden<br />
Chines und der großen Breite<br />
kommen nicht nur den Segeleigenschaften<br />
zugute, sondern sorgen<br />
auch für viel Raum unter Deck.<br />
Zwei große Achterkabinen mit ausgewachsenen<br />
Betten von 1,5 mal<br />
zwei Metern sind sozusagen der beeindruckende<br />
Anfang von hinten.<br />
Auch der WC- und Duschraum<br />
weist „erwachsene“ Maße auf und<br />
die Küche – das Wort „Pantry“<br />
würde diesem Bereich wirklich<br />
nicht mehr gerecht werden – ist<br />
ein erstaunliches Raumwunder.<br />
Mittschiffs der Salon, mit einem<br />
Zweisitzer-Sofa an Backbord und einem<br />
kleinen Navigationstisch am<br />
vorderen Schott. Gegenüber befindet<br />
sich die Messe, ein U-Sofa rund<br />
um einen großen Tisch, der sich<br />
ausklappen lässt, um den Zweisitzer<br />
mit in die Tafelrunde aufzunehmen.<br />
Der sich aber auch absenken lässt,<br />
um aus dem Esstisch eine Liegefläche<br />
zu machen. Alles mit viel Luft<br />
und Licht, dank der Rumpffenster,<br />
der Fenster im Kajütaufbau und<br />
gleich mehrerer Luken im Deck.<br />
Kommen wir zum vielleicht Besten<br />
am Schluss – der Eignerkabine<br />
im Bug. Nämlich, dass man sich<br />
hier trotz Kingsize-Bett von 1,73<br />
mal zwei Meter Größe inklusive<br />
Ausblick von der Matratze durch<br />
die Rumpffenster nach draußen,<br />
„ Die C38 lässt sich gerne auch mal sportlich segeln,<br />
denn das Potenzial dazu hat sie.“<br />
dazu viel Ablage- und Stauraum<br />
und Platz, auch bei geschlossener<br />
Salontür frei bewegen kann. Bemerkenswert<br />
für eine 38-Fuß-Yacht!<br />
WOHNEN AUF DEM WASSER<br />
Insgesamt bleibt der positive Eindruck,<br />
dass die neue Bavaria C38<br />
eine aufregende, vor allem aber vielseitige<br />
Yacht ist. Sie ließe sich gerne<br />
auch mal sportlich segeln, denn das<br />
Potenzial dazu hat sie. Selbst wenn<br />
eine Familiencrew etwas entspannter<br />
zur See fährt, wird sie nicht langsam,<br />
aber vermutlich immer gut zu<br />
handeln und zu beherrschen sein.<br />
Ihre andere ganz große Stärke<br />
spielt sie im Hafen oder vor Anker<br />
aus, wo der überdurchschnittlich<br />
hohe Wohnkomfort so richtig zum<br />
Tragen kommt. Sei es durch die großen<br />
Kabinen und Betten, den hellen<br />
Salon, die üppige Küche oder auch<br />
das großzügige Leben an Deck, im<br />
breiten Cockpit mitsamt der Badeterrasse.<br />
<br />
<br />
Bavaria C38<br />
Gesamtlänge (inkl. Bugspriet) 11,38 m (11,90 m)<br />
Länge Rumpf<br />
Länge Wasserlinie <br />
Gesamtbreite <br />
Tiefgang Standard Gusseisenkiel <br />
Tiefgang Option Gusseisenkiel als Flachkiel <br />
Ballast Standard Gusseisenkiel <br />
Ballast Option Gusseisenkiel als Flachkiel <br />
Verdrängung Standard Gusseisenkiel <br />
Verdrängung Option Gusseisenkiel als Flachkiel <br />
Motor (Standard)<br />
Treibstofftank <br />
10,99 m<br />
10,28 m<br />
3,98 m<br />
2,05 m<br />
1,65 m<br />
2.205 kg<br />
2.460 kg<br />
9.070 kg<br />
9.320 kg<br />
21,3 kW (29,3 PS)<br />
210 l<br />
Wassertank 210 l (150 l)<br />
Segelfläche 79,3 m 2<br />
Großsegel (Standard) 46,0 m 2<br />
Großsegel (Rollsystem) 42,8 m 2<br />
Fock (selbstwendend) 29,3 m 2<br />
Genua / Gennaker / Code 0 35 / 130 / 70 m 2<br />
CE-Kategorie A-8 / B - 12 / C - 14 A - 8 / B - 12 / C - 14<br />
Design<br />
Cossutti Yacht Design / Bavaria Yachts Design Team<br />
Basispreis netto ab € 134.300,–<br />
Händler: Yachten Meltl,<br />
D–83233 Bernau am Chiemsee,<br />
Tel. +49 8051/965 53-0<br />
è www.yachten-meltl.de<br />
72 4/<strong>2021</strong>
Mehr Licht!<br />
MOTORYACHTEN<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
EXPRESS CRUISER. Mit der GT 45<br />
wird Beneteau im September das<br />
neue Topmodell seiner Gran Turismo-<br />
Reihe auf den Markt bringen. Was gegenüber<br />
dem Vorgänger GT 46 sofort<br />
auffällt: Die Neue verfügt über deutlich<br />
mehr Fensterflächen. So wurde<br />
z. B. das neue, elektrisch verstellbare<br />
Hardtop verglast. Bestimmendes Element<br />
im Cockpit ist eine U-förmige<br />
Sitzbank gegenüber der Wetbar. Der<br />
Salon im Unterdeck kann auch durch<br />
eine dritte Kabine mit zwei Etagenbetten<br />
ersetzt werden. Angetrieben wird<br />
die GT 45 entweder von einem Volvo<br />
Z-Drive D6 mit 2 x 380 PS oder einem<br />
Volvo D6-IPS 600 mit 2 x 440 PS.<br />
è www.masteryachting.com<br />
Fast 15 Meter Sport und Geselligkeit: GT 45.<br />
Springinkerl<br />
EINSTEIGERBOOT. Die Invictus SX<br />
200 ist das erste Modell der neuen Capoforte-Kollektion<br />
und auch das neue<br />
Einsteigerboot der italienischen Edelmarke.<br />
Sowohl der Bug- als auch der<br />
Heckbereich lassen sich als Liege- oder<br />
Wohnbereich einrichten. Praktisch: Die<br />
6,10 Meter italienische Eleganz.<br />
dezentrale Steuerkonsole, die einen direkten<br />
Übergang zwischen Heck und<br />
Bug schafft. Angetrieben wird die kleine<br />
Invictus von einem Außenborder mit<br />
maximal 150 PS, der für eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von 30 Knoten gut ist.<br />
è www.invictus-boote.de<br />
Maßgeschneiderte Gemütlichkeit<br />
SUPERYACHT. Die 42 Meter lange<br />
M/Y Crowbridge war letztes Jahr die<br />
erste Yacht, die nach dem Covid-<br />
19-Lockdown von der auf Explorer<br />
spezialisierten Werft Cantiere<br />
delle Marche zu Wasser gelassen<br />
wurde. Entworfen wurde der Verdränger<br />
von Designer Tommaso Spadolini,<br />
der für die Eignerfamilie im Unterdeck<br />
sechs großzügige Gästekabinen<br />
mit eigenem Bad sowie vier Crewkabinen<br />
und auf dem Hauptdeck eine große<br />
Küche als zentralen Wohnbereich<br />
unterbringen musste. Zwei Caterpillar-Diesel<br />
mit jeweils 1.300 PS sorgen<br />
für eine Höchstgeschwindigkeit von<br />
15 Knoten.<br />
è www.cantieredellemarche.it<br />
42 Meter langer Familiencruiser.<br />
FOTO: GIOVANNI MALGARINI<br />
Rasender Tender<br />
SPORTVERSION. Dass man nicht nur<br />
Luxus, sondern auch Sport kann, will<br />
Wally mit seiner neuen 43wallytender<br />
X beweisen.<br />
Die Außenborder-Version des Daycruisers<br />
ist standardmäßig mit drei<br />
300 PS starken Mercury Verados ausgestattet,<br />
die eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von 40 Knoten erreichen. Man<br />
kann sich aber auch für die drei mal<br />
450 PS starke Version und 50 Knoten<br />
entscheiden. Die Joystick-Bedienung<br />
und das Autopilot-System sollen die<br />
Handhabung des Schiffes zu einem<br />
Kinderspiel machen.<br />
è www.wally.com/wallytender<br />
13,20 Meter bis zu 50 Knoten schnell.<br />
4/<strong>2021</strong> 73
Locker vom<br />
xxxxx xxxx<br />
Vom Feinsten:<br />
die Lounge vorschiffs.<br />
Höhenverstell- und um 360 Grad<br />
drehbare Cockpit-Bestuhlung.<br />
Mit der E26 Rider präsentiert Cranchi die offene<br />
Version des Kassen schlagers E26 Classic. Der flotte<br />
Rumpf ist gleich geblieben, das Design von Christian<br />
Grande ist der neue Trumpf.<br />
Text TAHSIN ÖZEN | Fotos COURTESY CRANCHI<br />
Nach dem durchschlagenden<br />
Erfolg der geschlossenen<br />
Version war die Modellerweiterung<br />
in Form eines<br />
Bowriders mit Außenbordmotor nur<br />
eine Frage der Zeit. „Mehr als 220<br />
Einheiten der E26 Classic wurden seit<br />
der Einführung vor drei Jahren verkauft,<br />
die neue Rider hat mindestens<br />
ebensoviel Potenzial“, so der Österreich-Importeur<br />
Bernhard Prillinger,<br />
Geschäftsführer von TopYacht mit<br />
Sitz in Linz.<br />
Die Werft am Comer See hat sich<br />
jedenfalls nicht lumpen und mit<br />
Christan Grande einen Top-Designer<br />
Hand anlegen lassen, um ihren hoch<br />
74 4/<strong>2021</strong>
Hochwertige<br />
Verarbeitung.<br />
Viele Farben zur Auswahl bei<br />
Speziallack und Polsterung.<br />
Zwei Chaiselongues oder acht<br />
Sitzplätze im Salonbereich.<br />
Wasserdichter Sound.<br />
Edler Steuerstand.<br />
Die Cranchi E26 Rider<br />
ist voll trailerbar.<br />
Hocker an die Bar<br />
gesetzten Ansprüchen an den<br />
neuen „Luxury Day Tender“ ohne<br />
wenn und aber gerecht zu werden.<br />
Der nahm die Herausforderung an<br />
und interpretierte den Klassiker<br />
kurzerhand neu.<br />
SALON-BAR-LOUNGE<br />
So ist der Einstieg über das Heck<br />
mit Außenborder-Rahmen, der<br />
auch die wasserdichten Lautsprecher<br />
trägt, nicht nur leicht und sicher,<br />
sondern schon erhabend. Nur<br />
zwei Stufen trennen das Heck vom<br />
Salon mit seinen zwei gegenüberliegenden<br />
Chaiselongues, der<br />
abends auch ein edles Ambiente als<br />
Bar für bis zu acht Personen bietet.<br />
Die großzügig dimensionierten<br />
Cockpit-Stühle dürften spätestens<br />
ab dem Sundowner als Barhocker<br />
Einsatz finden, sind sie doch höhenverstell-<br />
und um 360 Grad<br />
drehbar und somit absolut salonfähig.<br />
Fast im völligen Kontrast zu<br />
diesen steht der Steuerstand mit<br />
seinen filigranen Instrumenten.<br />
Links neben der Steuerkonsole<br />
haben auch ein Waschbecken und<br />
ein Toilettenraum Platz gefunden.<br />
Üppig bemessen wurde der Raum<br />
dafür zwar nicht – aber in Anbetracht<br />
der Tatsache, dass man auf<br />
vielen Daycruisern in der Regel<br />
„ohne“ auskommen muss, dennoch<br />
ein Gefühl von Luxus – spätestens<br />
wenn man muss …<br />
Ohne lästige Stufen gelangt man<br />
schließlich in das Herzstück des<br />
Bowriders: in die Lounge im Bug <br />
bereich mit zwei weiteren Chaiselongues,<br />
wo man sich den Fahrtwind<br />
durchs Haar rauschen lassen kann.<br />
EASY RIDER<br />
„Fahrtechnisch gibt es auch in der<br />
Außenbordversion nichts zu beanstanden<br />
– sie lässt sich präzise,<br />
leicht und jederzeit kontrolliert<br />
steuern, kommt sofort ins Gleiten<br />
und vermittelt in jeder Lage ein<br />
sicheres Gefühl“, sagt Prillinger.<br />
Die Cranchi E26 Rider ist für<br />
eine Motorisierung mit bis zu<br />
350 PS ausgelegt, serienmäßig hat<br />
man die Wahl zwischen einem<br />
Mercury-F300- oder F350-Verado-<br />
Außenborder. <br />
<br />
Cranchi E26 Rider<br />
Design<br />
Art Director<br />
Rumpf<br />
Rumpflänge <br />
Länge inkl. Außenborder<br />
Max. Breite <br />
Verdrängung <br />
Treibstofftank<br />
Wassertank<br />
CE-Kategorie<br />
Motor<br />
Centro Studi Ricerche Cranchi<br />
Christian Grande<br />
Aldo Cranchi<br />
7,80 m<br />
8,10 m<br />
2,49 m<br />
2.000 kg<br />
270 l<br />
70 l<br />
Mercury Verado (300 / 350 PS)<br />
Basispreis netto mit 300 / 350-PS-Motor ab € 113.750,– / €116.500,–<br />
Händler: TopYacht, 4020 Linz; Kontakt: GF Bernhard Prillinger, Tel. +43 / 732 770 581.<br />
è www.topyacht.eu<br />
B<br />
4/<strong>2021</strong> 75
M<br />
V<br />
S<br />
Ö<br />
MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS VERBAND ÖSTERREICH<br />
News Juli/August <strong>2021</strong><br />
Am Ende des FB4-<br />
Prüfungstörns<br />
wartete bereits die<br />
Giuardia Costiera<br />
im Porto San<br />
Rocco, Muggia.<br />
Tender to Vogel<br />
So heißt das Dingi, das im Rahmen eines MSVÖ-Praxisprüfungstörns für das FB4-Patent<br />
einsam und verlassen aus ruppiger See geborgen wurde. Als sich dann auch noch die<br />
Guardia Costiera einklinkte, wurde die Prüfung auf der Segelyacht Compañera zum<br />
Ernstfall, wie Prüfer Mike Hecker berichtet.<br />
Eine FB4-Prüfung ist für mich<br />
als Prüfer immer eine spannende<br />
Geschichte, weil man<br />
doch einige Tage mit erfahrenen<br />
Skippern mindestens 200 Seemeilen<br />
gemeinsam in zumindest drei Tagen<br />
absolviert. So lief ich also mit sechs<br />
Prüflingen auf der SY Compañera,<br />
einer Hanse 455, von Porto San<br />
Rocco in Muggia aus. Der Eigner<br />
Christian Hofer hat sich mit seinem<br />
Sohn und weiteren Segelfreunden<br />
zum FB4 entschieden und nun<br />
ging es ins Finale.<br />
Eine Eigneryacht ist natürlich oft<br />
viel besser ausgerüstet als eine herkömmliche<br />
Charteryacht. So ist<br />
Radar neben neuester Bordelektronik<br />
nicht nur an Bord, sondern<br />
wird auch dementsprechend eingesetzt.<br />
Das erste Ziel wird von mir<br />
mit Porto Garibaldi definiert und<br />
völlig unspektakulär steuern die erfahrenen<br />
Seefahrer bei 25–30 Kn<br />
Wind in die Nacht hinein. Selten<br />
gehe ich bei einer Nachtfahrt ruhig<br />
in die Koje, aber da hatte ich vollstes<br />
Vertrauen in die Männer. Genau<br />
nach Wachplan wurden die<br />
Positionen besetzt und gekonnt gemeistert.<br />
Aus- und Einreffen wurden<br />
ohne Hektik und Aufregung<br />
erledigt. Niemals hatte ich das Gefühl,<br />
dass die diensthabenden<br />
Männer nicht wussten, was sie tun.<br />
Die Strecke führte über das Po-<br />
Delta und dann nach Chioggia, wo<br />
wir einmal anlegten und Essen gingen,<br />
da dies in Italien wieder möglich<br />
war. Am dritten und letzten Tag<br />
legten wir um 2.00 Uhr ab, da ja<br />
noch einige Nachtansteuerungen<br />
zu absolvieren waren. Kurz vor<br />
Sonnenaufgang hatten wir auch<br />
die letzte Ansteuerung auf Porto<br />
Lido geschafft, als krönenden Abschluss<br />
legten wir in Venedig an.<br />
Kaffee war um diese Uhrzeit nirgends<br />
zu bekommen, also fuhren<br />
wir weiter. Gleich nach Moses wurden<br />
wieder die Segel gesetzt, mit<br />
dem Heimathafen als Ziel. Der<br />
Wind wurde kontinuierlich stärker,<br />
aber die Kandidaten, die ihre Ausbildung<br />
bei der YCA-Crew Steiermark<br />
gemacht hatten, ließen sich<br />
selbst bei der Astronavigation nicht<br />
aus der Ruhe bringen.<br />
Während dieser wurde ein unbemanntes<br />
Beiboot gesichtet. Erst im<br />
vierten Anlauf gelang es, das Boot<br />
an Bord zu hieven. Darin fanden<br />
wir zwei Wasserflaschen kroati<br />
MICHAEL HECKER<br />
ist MSVÖ-Referent für<br />
Küste und Hochsee<br />
msvoe@msvoe.at<br />
76 4/<strong>2021</strong>
Nachrichten für die<br />
Schifffahrt der OSB<br />
schen Mineralwassers, 2 Drybags, ein<br />
iPhone 11+, eine Schwimmweste, einen<br />
Schlafsack sowie ein Faltpütz.<br />
Das Dingi mit der Aufschrift „Tender<br />
to Vogel“ hatte einen festen GFK-<br />
Rumpf, die Ruder waren angeschlagen,<br />
kein Motor. Wir informierten<br />
die italienische Küstenwache per<br />
Funk (Kanal 16) über unseren Fund<br />
und verständigten uns auf ein Treffen<br />
im Porto San Rocco in Muggia.<br />
Vor dem Einlaufen hatten sie uns<br />
schon auf ihrem Schirm, ich wurde<br />
das erste Mal in meinem Leben von<br />
der VTS (Vessel Traffic Service) von<br />
vor Anker liegender Großschifffahrt<br />
gewarnt. In Muggia kam ein Offizier<br />
der Coast Guard an Bord, nahm sich<br />
eine Kopie der Schiffspapiere, fotografierte<br />
das MSVÖ-Prüfungslogbuch<br />
und das Dingi, das Handy<br />
nahm er mit. Kurz nach unserer Abreise<br />
wurde auch das Dingi abgeholt.<br />
Wir wissen nicht, was mit dem<br />
„Tender to Vogel“ passiert ist – als<br />
Treibgut würde es eigentlich der<br />
Crew der Compañera zustehen. Falls<br />
also jemand das Motor- oder Segelboot<br />
Vogel kennt, würde ich mich<br />
über eine Nachricht freuen.<br />
Die FB4-Prüfung wird mir noch<br />
lange in Erinnerung bleiben, da ich<br />
den Törn auf der Compañera sehr<br />
genossen habe und der Zusammenhalt<br />
der Crew vorbildlich war. Alle<br />
Kandidaten haben die Prüfung bestanden<br />
– ich wünsche ihnen alles<br />
Gute auf ihrem weiteren seemännischen<br />
Kurs!<br />
Links die<br />
sechs FB4-Anwärter<br />
(ganz<br />
links Prüfer<br />
Mike Hecker),<br />
rechts die<br />
Bergung des<br />
gefundenen<br />
Beiboots.<br />
KIESVERLADUNG<br />
Krems, Donau, Strom-km 1982.6 bis 1983.0<br />
– Beschränkungen 7. Juni bis 17. September<br />
<strong>2021</strong>, Mo–Fr, 6–20 Uhr: Sog- und Wellenschlag<br />
vermeiden, besondere Vorsicht. Arbeiten<br />
bei Strom-km 1982,8, rechtes Ufer. Arbeits <br />
gerät und -bereiche sind entsprechend der<br />
WVO mit Tag- und Nachtbezeichnungen gekennzeichnet.<br />
Donau, Strom-km 1914.0 bis 1920.4 – Beschränkung<br />
bis 23. Dezember <strong>2021</strong>, Mo–Do,<br />
6–18 Uhr: Besondere Vorsicht. Kiesverladung<br />
im Bereich Strom-km 1920,162 bis 1920,400,<br />
linker Fahrbahnrand. Verklappt wird im Bereich<br />
Strom-km 1914,000 bis 1920,000 über<br />
die gesamte Strombreite. Arbeitsgeräte und<br />
-bereich sind entsprechend der WVO mit<br />
Schifffahrtszeichen (Tag- und Nachtbezeichnung)<br />
gekennzeichnet. Ergänzende Informationen<br />
über UKW-Kanal 10 bei MS Krems<br />
oder MS Linz.<br />
ARBEITEN<br />
Donau, Strom-km 1916.0 bis 1934.0 – Beschränkung<br />
bis 30. Juli <strong>2021</strong>: Verzögerung<br />
höchstens 1 Stunde. Zusätzliche Meldepflicht<br />
über UKW-Kanal 10, Polizei Wien (Talfahrer<br />
bei Strom-km 1934, Bergfahrer bei Strom-km<br />
1916 – gilt auch für Talfahrer aus dem Donaukanal,<br />
die einen Grenzübertritt zur Slowakei<br />
vorhaben. Passagier- und Besatzungs listen<br />
(Excel-Format) zu Gunsten der Kontrollzeit<br />
vorweg per E-Mail an PI-W-02-Handelskai-<br />
Wasserpolizei@polizei.gv.at. Ergänzende Informationen:<br />
http://nts.doris.bmk.gv.at/Down<br />
load?attachement=2006000510000000363<br />
Brandstatt, Sportboothafen, Donau-km<br />
2157.1 – Beschränkung bis 31. Dezember<br />
<strong>2021</strong> durchgehend: Teilweise nur eine Tiefe<br />
von 1 Meter verlaufend bis gegen 0 Meter gegeben.<br />
Eine Stromgrundaufnahme steht als Anlage<br />
zur Verfügung. Ergänzende Informationen:<br />
http://nts.doris.bmk.gv.at/Download?<br />
attachement=2006000510000000342<br />
Donau, Strom-km 1978.0 bis 1979.0 –<br />
Beschränkung bis 31. August <strong>2021</strong><br />
durchgehend: Ankerverbot.<br />
Altenwörth, Wartelände, Unterwasser,<br />
Donau-km 1979.1 im linken Bereich –<br />
Beschränkung bis 31. August <strong>2021</strong> durchgehend:<br />
Sperre. Im angegebenen Bereich ist ein<br />
Saugrohr verankert.<br />
BAUARBEITEN<br />
Linz – Obere Donaulände, Strom-km<br />
2136.5 bis 2136.7 – Beschränkung bis<br />
31. Dezember <strong>2021</strong> durchgehend:<br />
Sperre des rechten Ufers.<br />
Donau, Strom-km 1999.4 bis 2003.1 – Beschränkung<br />
bis 31. Dezember <strong>2021</strong>, 6–20<br />
Uhr: Sog und Wellenschlag vermeiden, besondere<br />
Vorsicht. Eingesetzte Geräte: Baggerstelzenponton<br />
F802, Ponton F601, MS Grafenau,<br />
MS Greifenstein, MS Emma, MS Theresa, SL<br />
F 101, F102, F103, F104, F105, F106, F106,<br />
F107, F122, F121, F135, F132, F133, F134<br />
REPARATURARBEITEN<br />
Neue Donau, Liegestelle Tanklände,<br />
Donau, Strom-km 1917.3 bis 1917.2 – Beschränkung<br />
bis 31. Dezember <strong>2021</strong> durchgehend:<br />
Sperre rechtes Ufer, Donau km 1917.1.<br />
Stein-Mautern Strassenbrücke, Donau-km<br />
2003.5 – Beschränkung bis 29. Oktober<br />
<strong>2021</strong>, Mo–Do, 7–17 Uhr, Fr, 7–13 Uhr:<br />
Besondere Vorsicht. Prüfungs- und Erhaltungsarbeiten<br />
(Hängegerüst) mit eingeschränkter<br />
Durchfahrtshöhe von 2,25 m. Finden<br />
diese Arbeiten in den Feldern 1, 2, 4 statt,<br />
werden diese Joche während den Arbeitszeiten<br />
mit Schifffahrtszeichen gesperrt, bei Arbeiten<br />
im empfohlenen Durchfahrtsjoch (Feld<br />
3) werden diese von der Schifffahrtsaufsicht<br />
überwacht und der Schiffsverkehr vor Ort geregelt.<br />
Schifffahrt ist grundsätzlich nicht behindert,<br />
kurze Verzögerungen möglich.<br />
AUSGLEICHSMASSNAHMEN<br />
(polizeiliche Kontrollen im<br />
grenzüberschreitenden Verkehr)<br />
Donau, Strom-km 1916.0 bis 1932.0 ab<br />
17. Juni 2020. Ergänzende Informationen:<br />
http://nts.doris.bmk.gv.at/Download?<br />
attachement=2006000510000000244<br />
SEICHTSTELLEN<br />
Donau, Strom-km 1872.8 bis 2035.0:<br />
Minimale Tiefe. Informationen über Seichtstellen<br />
in der Wachau und im Bereich östlich<br />
von Wien (einschließlich Einfahrten zu den<br />
Wiener Häfen) werden laufend im Internet<br />
veröffentlicht. Ergänzende Informationen:<br />
http://www.doris.bmvit.gv.at/<br />
fahrwasserinformation/seichtstellen<br />
4/<strong>2021</strong> 77
YACHT CLUB AUSTRIA<br />
News Juli/August <strong>2021</strong><br />
YCA-CLUBLEBEN<br />
Generalversammlung<br />
Schwere Zeiten: harter Lockdown, keine Treffen mit Freunden, keine Ausbildungen, keine Törns – und ja,<br />
auch keine Generalversammlung, wie wir es gewohnt sind. Sie fand letztlich doch statt, allerdings haben<br />
wir uns virtuell getroffen.<br />
Text GOTTFRIED RIESER, AUSBILDUNGSLEITER YCA<br />
Via Zoom fanden sich über<br />
60 Teilnehmer ein, die den<br />
Berichten unseres Commodore,<br />
des Schatzmeisters, des Ausbildungsleiters<br />
und der Crew-Commander<br />
lauschten, hinterfragten<br />
und wertvolle Anregungen gaben.<br />
Wir haben tatsächlich trotz aller<br />
Umstände viel weitergebracht im<br />
letzten Jahr: Der Umbau von einem<br />
„Generalsekretariat“ hin zu einem<br />
„Nautischen Kompetenz-Zentrum“<br />
ist so gut wie abgeschlossen. Unser<br />
Büro hat sich zur Drehscheibe für<br />
Kommunikation, Information und<br />
Organisation entwickelt – und unsere<br />
Mitglieder nutzen auch dieses<br />
einzigartige Serviceangebot: Wir<br />
haben im Vorjahr trotz aller Covid-<br />
Einschränkungen über 50 Veranstaltungen<br />
registriert und rund<br />
3.100 Rechnungen ausgestellt –<br />
bei über 2.400 Mitgliedern eine<br />
beachtliche Dichte.<br />
Apropos Mitglieder: Wir konnten<br />
auch 2020 einen Mitglieder-Zuwachs<br />
von verzeichnen, wobei die<br />
Crew Steiermark mit + 6,5 % den<br />
größten Zuwachs verzeichnen<br />
konnte.<br />
In der Ausbildung wurde der erste<br />
Teil unseres OE-Prozesses abgeschlossen,<br />
wir haben unsere Ausund<br />
Weiterbildungsformate unter<br />
Dach und Fach. Der nächste Schritt<br />
ist nun, unsere Angebote und Leistungen<br />
auch entsprechend darzustellen<br />
– die p. t. Leserschaft wird im<br />
-Magazin laufend darüber<br />
informiert.<br />
In den Crews ist es 2020 Covid-19-<br />
bedingt rundgegangen: Absagen<br />
von Ausbildungen, Trainings- und<br />
Prüfungstörns, die Hochsee-Regatten,<br />
die Clubtörns und Clubabende,<br />
all das haben die ehrenamtlichen<br />
Funktionäre grandios gemeistert –<br />
ein herzlicher Dank an dieser Stelle<br />
für diese großartige Kameradschaft<br />
im Yacht Club Austria.<br />
OHNE GELD KA MUSI<br />
Finanziell steht der Yacht Club<br />
Austria auf gesunden Beinen, unser<br />
neuer Schatzmeister legte eine ausgeglichene<br />
Bilanz vor, die Generalversammlung<br />
konnte den Vorstand<br />
entlasten. Lediglich bei den Satzungen<br />
gab es Diskussionsbedarf,<br />
das Thema wird aber in einer<br />
außerordentlichen Generalversammlung<br />
noch abgehandelt.<br />
Auch wenn die Zoom-Konferenz<br />
gut organisiert war (großes Lob an<br />
Wolfgang Hurch vom YCA-Kompetenz-Zentrum),<br />
war der einhellige<br />
Tenor der Teilnehmer: Wir freuen<br />
uns auf die nächste Generalversammlung,<br />
zu der wir uns wieder<br />
persönlich einfinden können. Immerhin<br />
feiern wir nächstes Jahr<br />
unser 50-jähriges Jubiläum!<br />
78 2/<strong>2021</strong> 4/<strong>2021</strong>
YCA-AUSBILDUNG<br />
Bildungsausschuss<br />
Seit zwei Jahren arbeitet<br />
der YCA-Bildungsausschuss<br />
auf Hochtouren<br />
und das erste Kapitel<br />
wurde erfolgreich abgeschlossen:<br />
Das Aus- und<br />
Weiterbildungssystem wurde<br />
auf neue Beine gestellt,<br />
YCA-Bildungsausschuss – alle<br />
Crew-Commander, alle Ausbildungsreferenten.<br />
die Organisation und die<br />
Formate entrümpelt und<br />
übersichtlicher gemacht.<br />
Die nautische Bildung<br />
wird von allen Landesorganisationen<br />
mitgetragen und<br />
hat sich zu einem Think-<br />
Tank im YCA entwickelt.<br />
YCA-Events und -Veranstaltungen<br />
2. Juli Attersee/Weyregg Clubyacht Schiffseinweisung<br />
10. Juli Holland Mit Plattbodenschiff auf historischen Pfaden, 8 Tage<br />
23. Juli Solent Gezeiten- und Stromrevier erleben, 8 Tage<br />
24. Juli Kroatien Jugendtörn <strong>2021</strong>, Crew OÖ, 8 Tage<br />
7. August Rosenberg-Krumau Moldau, Fluss-Wandern, 1 Tag<br />
21. August Izola, Slowenien Competent Crew, Theorie und Praxis<br />
21. August Schottland Hebriden mit Oban, Isle of Skye, Loch Alsh, 8 Tage<br />
21. August Ludersdorf SRC Short Range Certificate, 1 Tag<br />
28. August Ebensee Sicherheitstraining World Sailing, Christian Kargl, 2 Tage<br />
29. August Ebensee Sicherheitstraining World Sailing, Christian Kargl, 1 Tag<br />
4. September Linz Radausflug, Crew OÖ, Linz–Aschach, 1 Tag<br />
11. September Laufnitzdorf Clubwanderung im Grazer Bergland, 1 Tag<br />
11. September Kaštela Big Boat-Training auf der 60 ft Austria One, 8 Tage<br />
19. September Portsmouth Tidal Training – Solent<br />
25. September Biograd OSYC vs YCA, Freundschafts-Regatta, 8 Tage<br />
26. September Portsmouth Channel Crossing RYA-Yachtmaster<br />
3. Oktober Punat 14. Alpe Adria Sailing Week, Regatta <strong>2021</strong>, 5 Tage<br />
20. November Kapverden ab Mindelo auf São Vicente, 16 Tage<br />
Allfällige Änderungen vorbehalten.<br />
Clubabende<br />
Sämtliche YCA-Clubabende (online oder real), Aus- und<br />
Weiterbildungs-Möglichkeiten tagesaktuell abrufbar unter<br />
è www.yca.at/vereinonline<br />
Crew Kärnten: Clubabende 14-tägig, siehe<br />
è www.yca-crew-ktn.at<br />
Gäste und Freunde sind an den YCA-Clubabenden ebenfalls willkommen!<br />
YCA-FOTO-WETTBEWERB<br />
Bis 31. August <strong>2021</strong>: Auf die schönsten Boots-Aufnahmen warten<br />
wieder tolle Preise! Einsendungen bitte an marketing@yca.at<br />
YCA-Services und -Vorteilspartner<br />
Wir bauen laufend unser Netzwerk zu<br />
starken Partnern aus. Damit können wir<br />
unseren YCA-Mitgliedern attraktivste<br />
Konditionen in vielen Bereichen anbieten,<br />
siehe unsere Service/Vorteilspartner<br />
auf è www.yca.at<br />
Marinas: Sondertarif für Tages- bzw.<br />
Jahres-Liegeplätze. Italien: Marina Certosa<br />
(Venedig), Marina Aprilia Marittima<br />
(Lignano*). Kroa tien: Marina Vrsar, Marina<br />
Funtana, Marina Punat, Marina Frapa<br />
in Rogoznica und Dubrovnik. Spanien:<br />
Marine Project Iberia (Barcelona).<br />
* In Kooperation mit der Agenzia Adrianautica und Agenzia Immobiliare-Nautica & Yachting San Marco.<br />
Charter: Wir Müller Yachtcharter, konnten das ganze Pitter<br />
Yachtcharter, My Jahr SeaTime 2020 Yachtcharter<br />
über keinen<br />
d.o.o. (Kroa tien), einzigen Ionian Charter Trainingstörn (Griechenland),<br />
durchführen, four seasons geschweige yachting GmbH denn<br />
(Deutschland).<br />
YCA-Mitglieder profitieren<br />
einen Prüfungstörn. Und im<br />
von Vergünstigungen in<br />
Service: Herbst MEC-Energietechnik, kam es dann noch SeaHelp, einmal<br />
knüppeldick, Thomas zum Pernstei-<br />
Start der<br />
vielen Marinas.<br />
Seemannsladen.at,<br />
ner, Schiffs-Sachverständiger, Ausbildungssaison mussten <strong>ocean7</strong>- Interessierten Sponsoren und Partnern<br />
bieten wir gerne attraktivste<br />
wir<br />
Magazin. auch die Theoriekurse absagen.<br />
Kooperations formen und Möglichkeiten<br />
Versicherung: Haben wir Pantaenius. im Frühjahr 2020 noch für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.<br />
YCA-Stützpunkte: unsere themenbezogenen Alle Marinas wie Webina links Wir freuen uns auf Ihre Anfragen und<br />
angeführt + Ionian Charter.<br />
Vorschläge: è marketing@yca.at<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK<br />
4/<strong>2021</strong> 79
YACHT CLUB AUSTRIA<br />
News Juli/August <strong>2021</strong><br />
YCA-AUSBILDUNG<br />
FB4-Praxisprüfung<br />
Nach mehreren Anläufen fand vom 1. bis 4. Mai <strong>2021</strong><br />
die FB4-Praxisprüfung trotz Corona in Izola statt.<br />
Text und Fotos GABI MONZ<br />
Sie begann mit Starkwind über<br />
35 Knoten, starkem Regen<br />
und Wellen bis 2 Meter Höhe.<br />
So segelten wir in die Nacht hinein.<br />
Die erste Ansteuerung war der<br />
Stadthafen von Grado, gefolgt von<br />
Venedig. Ruhig, fast menschenleer<br />
und unnahbar – eine Stadt, die sonst<br />
von Touristen heillos überlaufen ist.<br />
Ein Blick auf den Markusplatz, San<br />
Giorgio Maggiore und Santa Maria<br />
della Salute entschädigte uns für<br />
die stürmische Überfahrt. Ohne in<br />
Venedig anzulegen (Corona-bedingt!)<br />
segelten wir durch die Kanäle<br />
der Lagune über Chioggia bis hi <br />
nunter nach Punta della Maestra<br />
und zurück nach Izola. 240 durchgesegelte<br />
Seemeilen in nur drei Tagen!<br />
Auf gute Seemannschaft, Astronavigation<br />
und BOB-Manöver wurde<br />
größter Wert gelegt. Unserem Prüfer<br />
Gottfried Rieser ist es gelungen, die<br />
richtige Mitte zwischen freundlicher<br />
Atmosphäre und professioneller Abwicklung<br />
zu finden. Herbert Achleitner,<br />
Frowalt Hickersberger, Andreas<br />
Reinbold, Christian Sperner (alle<br />
Crew Oberösterreich) und Michael<br />
Monz (Crew Salzburg) sind die<br />
Glücklichen, die nach dieser anstrengenden<br />
Prüfung ihre Urkunde<br />
in den Händen hielten. Herzliche<br />
Gratulation nochmals an alle Beteiligten<br />
und die Organisation!<br />
FB4-Crew: Gottfried,<br />
Frowalt, Andreas,<br />
Herbert, Michael und<br />
Christian.<br />
FB2-Prüfungstörn trotz Corona<br />
Dank Trainer Harald Neumayer konnte die Trainingswoche planmäßig kurz vor Ostern<br />
ab 3. April <strong>2021</strong> starten, obwohl knapp vor Beginn ganz Slowenien im Lockdown versank.<br />
Text und Fotos GABRIELE SKACEL<br />
Im kroatischen Pula in der Marina<br />
Veruda konnte eine kesse Bavaria<br />
46 Cruiser namens SchickiMicki<br />
organisiert werden.<br />
Allem wetterbedingtem Ungemach<br />
zum Trotz – wie Bora, 35 Knoten<br />
Schneesturm und Kälte wurde die<br />
großartige Seemannschaft beim<br />
An- und Ablegen für die Azubis<br />
FB2-Crew:Christian, Gabi, Thomas,<br />
Harald, Gottfried, Nina und Marianne.<br />
Marianne, Nina, Gabi, Christian und<br />
Thomas immer mehr zur täglichen<br />
Routine. Trainer Harald nützte die<br />
Wetterkapriolen aber auch an Land<br />
für intensive Schulungen. Die Nachtfahrten<br />
wurden im Laufe der Trainings<br />
ebenso zur Routine wie das<br />
An- und Ablegen in der engen Marina.<br />
Ein kräftiger Jugo war kein Hindernis<br />
mehr für die segelbegeisterten<br />
Trainees. Für den bewährten Prüfer<br />
Gottfried Rieser zeigten sich alle Teilnehmer<br />
von ihrer besten Seite. Am<br />
Tag der Prüfung begannen Militärübungen<br />
vor der Marina Veruda,<br />
wobei eine Ein- und Ausfahrt nur<br />
zeitlich beschränkt möglich war.<br />
Ein Kurs nach Süden war unmöglich.<br />
Beim Kurs nach Norden über<br />
Brijuni wurden bei steifer Brise die<br />
praktischen Segelkenntnisse u. a.<br />
beim „Boje über Bord“-Manöver<br />
(BOB) geprüft. Die Nachtansteuerungen<br />
nach Pula, nach Fažana<br />
und Brijuni erfolgten reibungslos,<br />
da der Wind nachgelassen hatte.<br />
Herzliche Gratulation an alle<br />
TeilnehmerInnen zum Erwerb des<br />
FB2-Scheins – aber auch der höchst<br />
motivierten YCA-Organisation!<br />
80 4/<strong>2021</strong>
YCA-AUSBILDUNG<br />
20-m-Schiffsführerpatent<br />
Der YCA bietet seit etlichen Jahren eine umfassende praktische und theoretische<br />
Ausbildung für das „Schiffsführerpatent – 20 m“ im Linzer Winterhafen und<br />
hat bisher bereits über 40 YCA-Mitglieder zu ihrem Patent geführt.<br />
Text PATRICK KINDSTHALER | Fotos PAUL SCHÜRZ<br />
YACHT CLUB AUSTRIA<br />
GENERALSEKRETARIAT<br />
Estermannstraße 6, 4020 Linz<br />
+43(0)732 781086, office@yca.at<br />
www.yca.at<br />
COMMODORE<br />
Christian Schifter<br />
+43(0)664 5315353<br />
cschifter@yca.at<br />
Dieses Schiffsführerpatent<br />
20 m ist national, d. h. in<br />
Österreich gültig. Es gibt<br />
aber die Möglichkeit, zusätzlich<br />
ein entsprechendes internationales<br />
Zertifikat zu bean tragen. Damit<br />
darf man dann zum Beispiel auch<br />
auf dem Gardasee, Po, Ebro, Lipno<br />
Stauseen und allen anderen Wasserstraßen<br />
in Europa – wie der<br />
Donau bis zum Schwarzen Meer –<br />
fahren. Man lernt dabei, mit zwei<br />
Maschinen auf einem Stecknadelkopf<br />
zu wenden, wie man sich den<br />
Radeffekt zunutze macht, wie man<br />
im Strom sicher anlegt und Schleusenfahrten<br />
routiniert bewältigt.<br />
Die erforderliche Praxis wird<br />
auf unserer Clubyacht Esperanza<br />
absolviert. Sie hat zwei Motoren<br />
mit je 150 PS, eine Länge von<br />
13,81 Meter, einen Tiefgang von<br />
0,85 Meter und eine Verdrängung<br />
von 16 Tonnen.<br />
Die Donau verläuft über 320<br />
Kilometer durch Österreich und<br />
bietet auf dieser Strecke eine Vielzahl<br />
von großartigen Ausflugs <br />
möglichkeiten. Seitenarme und<br />
Zuflüsse, Sportboothäfen, Sehens <br />
würdig keiten, Badeplätze, Schleusen<br />
oder einfach nur schöne Landschaften,<br />
die es zu entdecken gilt.<br />
Eine der Voraussetzungen, dieses<br />
Angebot als Skipper auch nutzen<br />
zu können, ist ein entsprechendes<br />
Schiffsführerpatent.<br />
Es ist immer wieder erstaunlich,<br />
welche Fülle an wunderbaren Möglichkeiten<br />
sich auf der Donau auftun,<br />
wenn man sich auf den Strom<br />
einlässt. Sei es bei einer Fahrt mit<br />
einer Zille des Zillenbauers Witti,<br />
eine Fährfahrt mit dem Donaubus<br />
durch die Schlögener Schlinge, ein<br />
schneller Ausflug mit dem Twin<br />
City Liner von Wien nach Bratis <br />
lava oder eben am Steuer des eigenen<br />
oder gecharterten Bootes.<br />
Viele fleißige Hände des Linzer<br />
Esperanza-Teams waren unter der<br />
Leitung von Patrick und Paul am<br />
Werk, um das Boot im Linzer<br />
Winter hafen wieder in Schuss zu<br />
bringen. Unter penibler Einhaltung<br />
der Corona-Bedingungen konnten<br />
im April wieder Ausbildungsfahrten<br />
durchgeführt werden. Bald<br />
dürfen wir 18 frisch gebackene<br />
„Donaukapitäne“ begrüßen.<br />
Weitere 20-m-Interessenten<br />
wenden sich bitte an:<br />
è wolfgang.hurch@yca.at<br />
Dummy Over Bord-<br />
Manöver: Wolfgang<br />
Hurch und Patrick<br />
Kindsthaler.<br />
Schleusenfahrt: Stefan<br />
Illwitzer, Peter Hofstätter<br />
und Titzl Rieser.<br />
CREW WIEN, NÖ, BURGENLAND<br />
Crew-Commander<br />
Günther Holzinger<br />
+43(0)664 2108020<br />
guenther.holzinger@yca.at<br />
CREW SALZBURG<br />
Crew-Commander<br />
Hubert Kraft<br />
+43(0)664 9645011<br />
hubert.kraft@yca.at<br />
CREW OBERÖSTERREICH<br />
Crew-Commander,<br />
Generalsekretär<br />
Thomas Hickersberger<br />
+43(0)676 3067224<br />
thomas.hickersberger@yca.at<br />
CREW TIROL UND VORARLBERG<br />
Crew-Commander<br />
Johannes Lindig<br />
+43(0)660 5208136<br />
j.lindig@tsn.at<br />
CREW KÄRNTEN<br />
Crew-Commander<br />
Fritz Abl<br />
+43(0)664 2436871<br />
office@yca-crew-ktn.at<br />
www.yca-crew-ktn.at<br />
CREW STEIERMARK<br />
Crew-Commander<br />
Mike Hecker<br />
+43/(0)0676 6086035<br />
mike.hecker@yca.at<br />
AUSBILDUNG<br />
YCA-Ausbildungsleiter<br />
Gottfried „Titzl“ Rieser<br />
+43(0)664 3706027<br />
gottfried.rieser@yca.at<br />
NAUTISCHES<br />
KOMPETENZ-ZENTRUM<br />
Wolfgang Hurch<br />
+43 (0)732 781086<br />
wolfgang.hurch@yca.at<br />
4/<strong>2021</strong> 81
Sailing Poetry<br />
Vergil im Porto di Roma<br />
In der Marina di Porto di Roma, unter den Arkaden beim Yachtclub, treffen wir auf Vergil<br />
und danken ihm für die „Aeneis“, mit der er uns das Abendland begründet hat.<br />
Neben Homers Odyssee führe<br />
ich auch Vergils Aeneis mit<br />
an Bord, die man die römische<br />
Odyssee nennt: die Verbindung<br />
des alten Griechenlands mit<br />
Rom, des Orients mit dem Occident,<br />
Asiens mit dem Römischen<br />
Reich. Eine Ironie der Geschichte:<br />
das erste, vereinte Europa, gegründet<br />
von einer Dynastie aus dem<br />
kleinasiatischen Troja. Ein erstmals<br />
weitgehend friedliches Europa<br />
übrigens, bedenkt man die letztlich<br />
200 Jahre lang dauernde „Pax<br />
Romana“.<br />
Auf dem Seeweg von Rapallo<br />
nach Triest, rund um Italien, etwa<br />
1.200 Meilen, auf Kursen die jene<br />
des Odysseus vielfach kreuzen sollten,<br />
laufen wir mit der Katawa vor<br />
einem Unwetter in die Marina di<br />
Porto di Roma ein, halten durch<br />
zwischen den beiden gabelförmigen<br />
Wellenbrechern, bei einigem<br />
Wind und Kreuzseen, vor denen<br />
schon das Handbuch warnt.<br />
Circe arbeitet dieses Jahr nicht<br />
mehr in der Rezeption der Marina,<br />
wo wir sie einst kennenlernten;<br />
sie soll jetzt Direttore sein in der<br />
Marina di Capraia an der Küste<br />
von Cinqueterre.<br />
Unter den Arkaden, nah beim<br />
Yachtclub, stoße ich auf den großen<br />
Dichter der augusteischen Zeit, der<br />
Homers Epen fortgesetzt, die römische<br />
Odyssee geschrieben und den<br />
Grundstein gelegt hat für ein römisches<br />
Zeitalter. „Vergil, I presume?“<br />
eröffne ich mit einer klassischen<br />
Formel und er erlaubt, dass ich<br />
mich setze.<br />
Hier, südlich der Mündung des<br />
Tiber, hebe ich an, liegt das Ufer,<br />
das Aeneas gewinnt, nach Gefahren,<br />
Nöten, Irrfahrten und Stürmen.<br />
Hier treibt er strandwärts die<br />
Kiele/rollt die Segel zusammen/der<br />
Anker fällt vom Verdeck/es liegen<br />
die Kiele am Ufer.<br />
Vergil blickt sinnend hin zur<br />
Einfahrt der Marina mit den beiden<br />
Leuchttürmen und hinaus<br />
aufs offene Meer, sagt dann:<br />
Singen wollt ich von Kämpfen/<br />
und von dem Mann/der von Trojas<br />
Gestade/vom Schicksal verbannt/<br />
nach Italien kam/der viel in Kriegen<br />
erlitt/bis er die Stadt gegründet/ein<br />
neues Troja/von dem das<br />
Haus des Aeneas/die Länder der<br />
Erde beherrschen würde …<br />
Zehn Jahre lang haben Sie an der<br />
Aeneis geschrieben, fahre ich fort,<br />
das hohe Lied von Rom als Fortsetzung<br />
Ilions und seiner weltgeschichtlichen<br />
Sendung. Kurz vor<br />
Ihrem Tod in Brindisium dachten<br />
Sie daran, das Werk, das Sie für ungenügend<br />
hielten, zu verbrennen,<br />
was Augustus, mit dessen Segelgeschwader<br />
Sie, vom Fieber bereits<br />
hingestreckt, von Athen geholt<br />
worden waren und der Sie am<br />
Krankenlager aufsuchte, zum Glück<br />
verhinderte. Ich danke Ihnen,<br />
Dichter, denn Sie haben uns die<br />
Idee des Abendlandes begründet!<br />
EIN LEBEN, WIE ES<br />
NOCH WERDEN KÖNNTE<br />
Worauf wir anstoßen mit einem<br />
Glas sabinischen Weins. Beatus<br />
ille … sagt Vergil launig, mit einem<br />
Wort aus den Epoden beginnend,<br />
die Geschichte prophezeien, nachdem<br />
sie stattgefunden hat …<br />
Vergils Grabepigramm in Neapel<br />
lautet: „Mantua brachte mich hervor,<br />
Kalabrien raffte mich hinweg,<br />
nun birgt mich Neapel. Ich besang<br />
Weiden, Felder und Herrscher.“<br />
Schöne Bescheidenheit: Im letzten<br />
Wort des Epigramms wird auf sein<br />
Yachtclub di Roma.<br />
Unter den Arkaden im Porto di Roma.<br />
großes Werk hingewiesen, in dem<br />
er die Regierung des Augustus und<br />
die Bestimmung Roms zur Herrschaft<br />
über ein Europa feierte, das<br />
einst auch den Maghreb, Kleinasien<br />
und das Schwarze Meer umfasste.<br />
Die Aufgabe, meine Damen und<br />
Herren, egal wie alt oder jung sie<br />
sind, ihr Grabepigramm zu formulieren,<br />
habe ich Ihnen schon einmal<br />
gestellt: es könnte Ihnen den Weg<br />
weisen zu einem Leben, wie es<br />
noch werden könnte … <br />
Im nächsten Sailing Poetry, meine<br />
Damen und Herren, begegnen wir<br />
einem König der Antike: Gilgamesch<br />
von Uruk, der auf der Suche nach<br />
dem ewigen Leben ist und dabei –<br />
das Segel erfindet.<br />
ALFRED ZELLINGER<br />
ist Schriftsteller und<br />
erlernte das Segeln in<br />
der O-Jolle des Vaters<br />
auf dem Traunsee. Dort<br />
segelt er heute einen<br />
30er-Schärenkreuzer,<br />
auf dem Meer eine 46er<br />
Grand Soleil.<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
82 4/<strong>2021</strong>
YACHTING, REISEN UND MEER<br />
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