Lichtasenland Ausgabe 1/2021
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
A u s g a b e 1 A p r i l 2 0 2 1<br />
LICHTASEN<br />
LAND<br />
E I N L I E B E V O L L E R G R U S S<br />
In dieser <strong>Ausgabe</strong>:<br />
RUND UM DAS THAL<br />
Wunderschöne Spaziergänge und<br />
Tagestouren zu Fuß<br />
GRENZGÄNGER<br />
Zwischen Märchenwald und<br />
Wirklichkeit<br />
GEHEN SIE DURCH<br />
WESENHAFTES<br />
WIRKEN<br />
Wasser sprudelt, murmelt und<br />
rauscht im Lichtasenthal<br />
SO IST DAS LEBEN<br />
Schaffende Kraft und liebevoller<br />
Aufbau im Lichtasenthal<br />
THÜRINGEN<br />
Ein Blick in die Region
Lichtasen<br />
Land<br />
Die Spaziergänge<br />
Entlang der Teiche und dem Bachlauf<br />
Vom Waldschlösschen gehen Sie einfach das Lichtasenthal entlang.<br />
Sehen sie das reflektierende Licht auf dem Wasser, lauschen Sie dem<br />
Bachlauf und den Vögeln. Atmen Sie frische Waldluft ein und nehmen<br />
die Energie der Umgebung wahr. So beginnt ein wunderbarer Besuch<br />
im <strong>Lichtasenland</strong> voller Energie und Freude.<br />
Rundweg zum Questenstein mit Ausblick, ca.5 km, 1,5 Stunde<br />
Vom Waldschlösschen folgt man dem Weg westlich mit der<br />
Markierung gelber Balken auf weissem Feld, Richtung Kleefleck. Am<br />
Kleefleck biegt man rechts ab auf den Breitunger Rennweg mit vielen<br />
Grenzsteinen (Markierungen grüner/gelber/roter Balken). Auf dem<br />
Weg stehen viele "urige Buchen". Nach weitern 600m ist links die<br />
Abzweigung zum Questenstein (von Kreuzung ca. 300m). Zu dieser<br />
Kreuzung zurück und weiter der Markierung bis zum Parkplatz am<br />
Unteren Beerberg folgend. Am Parkplatz geht es rechts leicht bergab<br />
bis zum Lichtasenthal zurück. im Thal rechts entlang des Baches<br />
halten Richtung Waldschlösschen.<br />
Spaziergang mit Blick über Brotterode ca. 1,5 Stunde<br />
Vom Waldschlösschen folgt man dem Thal hoch bis zur Abzweigung<br />
mit der Brücke nach "Brotterode" (gelber Balken auf weiss) . Weiter<br />
geht es thalaufwärts der Markierung folgend. Am Thalabschluss (nach<br />
ca. 700m) nach rechts wenden und leicht bergauf. Nach ca. 200m<br />
rechts abbiegen (Nordic Walking Strecke blau) und folgt dem Weg um<br />
den Hügel (rund um das Gehege). Nach fast 2km kommt man zu<br />
einem wunderschönen Ausblickspunkt über den Kurort Brotterode.<br />
Auf dem Weg weiter den Berg einmal komplett umrunden und zurück<br />
in das Lichtasenthal.<br />
Spaziergänge 06
Der Wasserfall<br />
Wasser ist beweglich und spiegelt wunderbar den wissensdurstigen Geist<br />
wider. Es fliesst und durchnäßt jede Lücke, es durchdringt die kleinsten<br />
Winkel um nach dem Erleben, erkennend daraus hervor zu gehen. Der<br />
Wunsch für diese Projekt entstand aufgrund der Schönheit des Felsens.<br />
Im Jahr 1865 wurde der Wasserfall unter der Aufsicht von Baurat<br />
Specht von Trusetaler Bergarbeitern angelegt. Durch eine Stauanlage<br />
wird das Wasser von der Truse unterhalb von Brotterode abgeleitet.<br />
Zunächst windet sich der 3,5 km lange, angelegte Wasserfallgraben am<br />
Waldrand entlang, um sich dann wieder dem eigentlichen Flusstal zu<br />
nähern. Am Öhmigshauk stürzt der Trusetaler Wasserfall zunächst über<br />
zwei kleinere Fälle und danach über den Granitfelsen aus 50m Höhe in<br />
ein Sammelbecken. Anschließend fließt das Wasser wieder in die Truse<br />
zurück.<br />
Der Trusetaler Wasserfall ist jährlich nur von Ostern bis Ende Oktober<br />
in Betrieb. Ein Rundwanderweg, der mit 228 Stufen am Wasserfall<br />
beginnt, bringt uns das Wasser näher und läßt uns Regenbögen sehen.<br />
Begleitende Festereignisse sind das alljährlich im Juli stattfindende<br />
Wasserfallfest und ein kleiner Sommermarkt.<br />
Wanderung auf Seite 13: Vom Waldschlösschen 4km bis zum<br />
Wasserfall. Den Wasserfall umrunden und auf dem gleichen Weg<br />
zurück ca. 9km.<br />
07 www.stiftung-rufe.de/<strong>Lichtasenland</strong>
Eine Erlebnis-Tageswanderung<br />
14 KM WANDERUNG MIT AUSSICHTSPUNKTEN,<br />
EINKEHRMÖGLICHKEITEN, SCHLOSS & PARK,<br />
BAROCKER PARKANLAGE, RITTERKAPELLE,<br />
ROMANTISCHEM PICKNICK PLATZ, ROTUNDE<br />
Schloss & Park Altenstein<br />
Schloss Altenstein ist ein Ausflugsziel mit<br />
Park und Hofmarschallanlagen (und ein<br />
Gasthaus). Der Landschaftspark gilt als<br />
barockes Juwel mit einer Vielzahl von<br />
Parkarchitekturen. Dazu gehören Das<br />
chinesische Teehaus, der Blumenkorb-,<br />
Bonifaziusfelsen, Almhaus und<br />
Ritterkapelle. Die Burgruine (direkt<br />
hinter dem Schloss mit Hexenturm) zeugt<br />
von der Entstehung um 1120 unter dem<br />
Rittergeschlecht "von Stein".<br />
Der Wanderweg (gelber Balken auf weiss)<br />
beginnt am Waldschlösschen thalaufwärts<br />
folgend, dann Richtung Unterer<br />
Beerberg Parkplatz, Kratzersrasen und<br />
weiter nach Steinbach. In Steinbach<br />
(Westseite) beginnt der Weg durch den<br />
Park am Parkplatz in der<br />
Glasbachstrasse, an der Informationstafel.<br />
Dort folgen wir dem Wegweiser zur<br />
"Rotunde". Von dort weiter geht es zum<br />
Morgentorfelsen (Wegweiser) und<br />
Chinesischem Häuschen (Picknickplatz<br />
innen & außen!), Weiter zum Blumenkorbfelsen<br />
und von dort mit durch<br />
lauschigen Buchenwald zum Schloss<br />
Altenstein. Die sehenswerten barocken<br />
Blumenbeete und das<br />
Ausblick auf die Rhön vom Schloss<br />
Zopfbeete am Schloss<br />
Chinesisches Häuschen<br />
Wanderung 08
Wesenhafte Landschaftsgärten, eingebettete<br />
barocke Architektur, Panoramablicke,<br />
frische Waldluft, Orte<br />
der Kontemplation und Feenwiesen,<br />
Blumenpracht, Mammutbabybaum.<br />
Schloss mit schöner Aussicht. Man kann<br />
den ganzen Park durchwandern und die<br />
Barocken Blumenbeete, Baumdenkmäler,<br />
sowie die Ritterkapelle bewundern.<br />
Entweder nimmt man ab hier den Bus<br />
zurück nach Brotterode oder wandert<br />
von hier zurück.<br />
Der Rückweg führt über die Altensteiner<br />
Höhle (am Schloss Glücksbrunn) vorbei<br />
nach Steinbach, dort über die<br />
Schindgasse zum Parkplatz "Hohle"<br />
(Infotafel). Von dort der Markierung<br />
"grüner Balken auf weiss" Richtung<br />
Atterode (auch zur ehem. Arminius<br />
Grube). Dem Bachlauf bergauf Richtung<br />
Judenkopf Kleefleck und zurück zum<br />
Waldschlösschen folgen.<br />
Landschaftspark am Schloss<br />
Herrliche Natureindrücken und<br />
Ausblicken in die Umgebung. Der<br />
weitläufige Altensteiner Landschaftspark<br />
ist ein Kleinod mit ruhigen<br />
Plätzen, mythologischen Figuren und<br />
an die Naturformen angepasste<br />
Parkarchitektur. Das erforschen des<br />
Parkes allein lohnt schon einen<br />
Ausflug auch per Auto.<br />
www.schloss-altenstein.org<br />
Schloss Altenstein<br />
hat als Besonderheit die weitläufigen<br />
und prächtigen Parkanlagen.<br />
Eine Burg bestand schon ab 700<br />
und hatte eine wechselvolle<br />
Geschichte bis 1630 die Herzöge<br />
Sachsen-Meiningen die Burg übernahmen.<br />
Als das Gebäude 1733 durch<br />
Feuer zerstört wurde, baute Herzog<br />
Anton Ulrich von Sachsen-Meiningen<br />
und sein Sohn das Schloss zur Jagdund<br />
dann zur Sommerresidenz aus.<br />
Die Kavaliersgebäude und Gärten<br />
entstanden ab ca. 1800. Die<br />
Parkanlagen wurden erweitert und<br />
langsam bis zur heutigen Schönheit<br />
geformt. Sie finden kleine stille Orte<br />
mit lauschigen Plätzchen, schönen<br />
Aussichten,<br />
künstlerische<br />
Blumenanlagen und stolze Botanik<br />
mit Bäumen aus fernen Ländern.<br />
09 www.stiftung-rufe.de/<strong>Lichtasenland</strong>
Eine Halb-<br />
Tageswanderung<br />
9km Wanderung mit Bergbaulehrpfad<br />
Trusetaler Wasserfall, Besuch des Klangpfades<br />
mit wildromantischem Weg im Trusetal<br />
Beginn des Wasserfallgrabens, ca. 1,8km oberhalb des Parkplatzes<br />
Der Wasserfall & die Truse<br />
Die Truse ist seit dem Jahre 930 n.C.<br />
urkundlich erwähnt und war einst ein<br />
wichtiger Mühlenfluss. Heute rauscht sie<br />
murmelnd durch das Thal.<br />
Wir starten am Waldschlösschen Richtung<br />
Kleefleck (1km) und biegen dort<br />
links Richtung Laudenbach ab (Markierung<br />
grüner Balken). Nach ca. 1km<br />
halten wir uns links (Ri. Brotterode) und<br />
biegen dann nach ca. 200m rechts ab,<br />
durch die Weberwiesen nach Laudenbach.<br />
In Laudenbach stoßen wir auf den<br />
Bergbaulehrpfad (2 gekreuzte Hammer),<br />
der uns bis zum Trusetaler Wasserfall<br />
(ca. 1km) führt. Wir bleiben am Graben<br />
vom Wasserfall und erreichen den Was-<br />
-sersturz von oben. den Treppen nach<br />
unten folgnd, kann man das Spektakel<br />
umrunden und gleich zurück gehen oder<br />
zusätzlich den Klangpfad besuchen. Der<br />
Klangpfad beginnt 300m hinter dem<br />
Eiscafe, vorbei am Parkplatz "Zwergenland"<br />
(Trusenbrücke überqueren) auf der<br />
Laudenbacher Strasse (ausgeschilderter<br />
Weg zum eigenen Parkplatz). Der<br />
Rundweg ist ca. 700m lang. Bei heißem<br />
Wetter ist der Weg durch das Trusetal<br />
zurück kühl und schattig, allerdings sind<br />
die letzen 2km Strasse. Zurück nach<br />
Laudenbach kann man vor dem Eiscafe<br />
dem Wasserfallgraben kurz folgen und<br />
dann den bekannten Weg, dem<br />
Bergbaulehrpfad zurück gehen.<br />
Truse und eine mögliche Herleitung des Namens<br />
Geöffnet von April - November<br />
Eintritt frei<br />
ab 9 Uhr bis Eintritt der Dunkelheit<br />
(Führungen möglich)<br />
©www.klangpfad-trusepark.de<br />
In der nordischen Mythologie ist Thrud – Göttin der<br />
Vegetation, der Kraft und der Stärke. Sie ist die Göttin<br />
der Bäume, der Blumen, des Grases und der Weiden,<br />
sowie die Schutzgöttin aller Naturwesen. Wohnen soll<br />
sie u.a. hoch in den Bäumen, in ihrem Thruden-Nest, der<br />
Mistel, die ja auch als Zauberkraut gilt. Als eine der<br />
Walküren ist Thrud auch für Stürme und Wolken<br />
zuständig. Daher steht die, dieser Göttin zugeordnete<br />
Rune Thurisaz, sowohl für (weibliche) Macht und Stärke,<br />
für Schutz und Verteidigung, wie auch für Unwetter. Die<br />
Eltern der nordischen Thrud sind die Erntegöttin Siff und<br />
der Donnergott Thor. Der Wortstamm ihres Namens geht<br />
auf das altnordische „Throta“, das mittelhochdeutsche<br />
„Trute“ oder das gotische „Trudan“ zurück. Das heißt<br />
zum einen Stärke bzw. Kraft, zum anderen auch drücken,<br />
stampfen oder stoßen.<br />
www.artedea.net<br />
13<br />
www.stiftung-rufe.de/<strong>Lichtasenland</strong>
Poesie für die Wanderung<br />
Mitten in dem Wasserspiegel<br />
Hob die Eiche sich empor,<br />
Majestätisch Fürstensiegel<br />
Solchem grünen Waldesflor;<br />
Sieht sich selbst zu ihren Füßen,<br />
Schaut den Himmel in der Flut:<br />
So des Lebens zu genießen<br />
Einsamkeit ist höchstes Gut.<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
(Weltliterat, Naturforscher)<br />
"Jeder Mensch braucht Schönheit...<br />
Orte zum Spielen und Beten, an denen<br />
die Natur zu heilen und aufzumuntern vermag<br />
und dem Körper und der Seele Stärke geben kann."<br />
-John Muir<br />
(war nicht in Thüringen, Schotte, Begründer des Yosemite Parkes)<br />
Strebet nach Ruhe, aber durch das Gleichgewicht,<br />
nicht durch den Stillstand seiner Tätigkeit.<br />
– Friedrich von Schiller<br />
(Weltliterat,)<br />
Wer die Natur betrachtet, wird vom Geheimnis des Lebens<br />
gefangen genommen.<br />
– Albert Schweitzer<br />
(Besucher Bad Liebensteins, Theologe, Arzt, Schriftsteller, Pazifist)<br />
Poesie 14
Natur & Kunst<br />
Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen,<br />
Und haben sich, eh' man es denkt, gefunden;<br />
Der Widerwille ist auch mir verschwunden,<br />
Und beide scheinen gleich mich anzuziehen.<br />
Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen!<br />
Und wenn wir erst in abgemeßnen Stunden<br />
Mit Geist und Fleiß uns an die Kunst gebunden,<br />
Mag frei Natur im Herzen wieder glühen.<br />
So ist's mit aller Bildung auch beschaffen:<br />
Vergebens werden ungebundne Geister<br />
Nach der Vollendung reiner Höhe streben.<br />
Wen anders als die Natur<br />
können wir fragen, um zu wissen,<br />
wie wir leben sollen,<br />
um wohl zu leben?<br />
Christoph Martin Wieland<br />
(Dichter der Aufklärung)<br />
Wer Großes will, muß sich zusammen raffen;<br />
In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister,<br />
Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben.<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
Einsamkeit, Abgeschiedenheit von<br />
Menschen, äußere Ruhe um mich her und<br />
innere Beschäftigung sind der einzige<br />
Zustand, in dem ich noch gedeyhe.<br />
Friedrich Schiller<br />
Komm hinaus, Jüngling, aufs freie Feld und merke:<br />
die urälteste, herrlichste Offenbarung Gottes<br />
erscheint mir jeden Morgen als Tatsache,<br />
großes Werk Gottes in der Natur.<br />
Johann Gottfried von Herder (Kulturphilosoph)<br />
15<br />
www.stiftung-rufe.de/<strong>Lichtasenland</strong>
Grenzgänger<br />
ZWISCHEN MÄRCHENWALD &<br />
WIRKLICHKEIT<br />
DAS LAUBMÄNNCHEN<br />
Im alten Ruhla zogen seit Jahrhunderten im Frühsommer, sobald also der Wald wieder grün war,<br />
Jugendliche und Kinder hinaus in den Wald, banden einen Knaben von ihnen ganz in grüne Zweige<br />
ein, so dass nur noch die Schuhe sichtbar waren. Für die Augen wurde ein Sehschlitz gelassen, die<br />
Zweige ragten aber über den Kopf hinaus und wurden zu einer Spitze zusammengebunden. Dann<br />
führte man das "Laubmännchen", das noch mit bunten Bändern und Tüchern behängt war, unter<br />
Gesang und Freude in den Ort. Unter der Linde oder auf dem Markt fand dann eine Art<br />
Frühlingsfest mit Tanz und besonderen alten Volksliedern statt.<br />
Im "Laubmännchen" ist der personifizierte Frühling selbst zu verstehen bzw. der alte germanische<br />
Lichtgott "Baldur", der im Winter tot, nun zu neuem Leben erweckt wurde. Bis etwa um 1840 war<br />
dieser Brauch im Gebiet des Thüringer Waldes üblich.<br />
DER WUWWERBÖZER<br />
Seit uralten Zeiten haust in den Ruhlaer Bergen und Wäldern ein eigener, mächtiger Berggeist.<br />
Schon zu der Zeit, als noch keine Menschen das Ruhlatal besiedelten, war er der Herr der Berge.<br />
Bis in die Wipfel der Bäume und bis hinunter in die Tiefen, wo wertvolle Erze und wunderbare<br />
Schätze liegen, war ihm die Macht gegeben. In seinem unterirdischen Reich, das im Ringberg einen<br />
Mittelpunkt hat, glänzt es von edlen Metallen und Gesteinen. Zwerge und Wichtel, von den Ruhlaer<br />
Bewohnern später Hütchen genannt, standen in seinen Diensten. Sie trugen die Schätze zusammen,<br />
gewannen und bearbeiteten Erze, waren da und dort in Wald und Flur tätig. Sie wurden später auch<br />
ausgeschickt um den fleißigen Menschen in der Ruhl, den Bergleuten, Schmelzern und Schmieden<br />
an die Hand zu gehen.<br />
Im Ringberg befindet sich auch der eigentliche Wohnsitz des Berg- und Waldgeistes. Große einem<br />
Palast ähnliche Räume sollen es sein. Von einer Kanzel auf der unbewaldeten Höhe des Berges ist<br />
das Gebiet, in dem der Berggeist seine Macht ausüben kann, leicht zu überblicken. In seinem Reich<br />
über der Erde war er der Hüter der Landschaft. Er hegte und pflegte die Tiere, die Bäume des<br />
Waldes, die Pflanzen und Blumen auf den Fluren und Hainen. Auch trieb er sein Spiel mit ihnen,<br />
ebenso mit den Wassern und den Felsen der Berge.<br />
Als dann die Menschen in das Land kamen, war er ihnen nicht feindlich gesinnt, sondern empfand<br />
immer wieder Lust, sie bei ihrem Tun und Treiben zu beobachten und kennenzulernen. Er sah dem<br />
Bergmann, dem Köhler und dem Waldschmied bei ihrer Arbeit zu. Den Jäger begleitete er auf die<br />
Jagd nach dem Wild, war dem Holzfäller bei seiner schweren Tätigkeit, dem Viehhalter beim Gras<br />
mähen und Heu machen auf den kargen Bergwiesen mitunter behilflich. Trieb mit dem Hirten die<br />
Herde zur Waldweide, wanderte oder fuhr mit dem Handelsmann über steinige Wege, schob den<br />
Karren oder half bremsen.<br />
Dabei konnte er vielerlei Gestalt annehmen und nicht selten war er unsichtbar anwesend. Zuweilen<br />
tat er den Menschen Gutes, neckte und ängstigte sie aber auch. Bitterböse wurden Bösewichter,<br />
Betrüger und Hartherzige behandelt.<br />
Die Menschen hatten gar bald die Existenz des Berggeistes bemerkt. Wenn sie glaubten ihm zu<br />
begegnen oder meinten er sei in der Nähe, schlug ihr Herz vor Aufregung oder Furcht schneller,<br />
bubberte heftiger - es wuwwerte - wie sie sagten.<br />
Der Wesenhafte legte es aber auch darauf an, die Schlechten durch Irrlichter oder plötzliches<br />
Rauschen und Windstöße, ja sogar donnernde Schläge fürchten zu machen - sie zu bözen.<br />
Deswegen gaben sie ihm den Namen Wuwwerbözer - der Scheu und Ehrfurcht vor ihm ausdrücken<br />
sollte. Zu erkennen ist er an seiner übergroßen Gestalt. Bekleidet mit einem breitkrempigen Hut,<br />
einem dunkelrötlich schimmernden Umhang und einem knorrigen Ast als Bergstock. Zeigt er sich in<br />
einer anderen Gestalt, ist er für die Menschen nicht erkennbar.<br />
(Quelle: Sagen aus Ruhla und Umgebung)<br />
Grenzgänger<br />
18
Sagen & Märchen<br />
ZWISCHEN MÄRCHENWALD &<br />
WIRKLICHKEIT<br />
FRAU PERCHTA UND DIE HEIMCHEN<br />
In dem fruchtbaren Saaletal zwischen Ruhla und Wilhelmsdorf hatte<br />
Perchta, die Königin der Heimchen, ihren Wohnsitz aufgeschlagen, und<br />
ihre unsichtbare Nähe verbreitete Glück, Gedeihen und Frohsinn über<br />
die ganze Flur. Mit den Heimchen waren die Bewohner des Tals so gut<br />
befreundet, dass sie bei Ihren Feldarbeiten an den Spielen und<br />
Neckereien der Kleinen, an ihrem plötzlichen Erscheinen und<br />
Verschwinden ihre Freude hatten. Es war ein freudiges Wirken und<br />
jeder war fleissig in seinem Tagewerk.<br />
So lebten die Leute lange Zeit ein glückliches, frohes Leben. Frau Perchta war bekannt für Ihre<br />
Güte und Strenge. Sie hatte sozusagen 2 Gesichter. Mal milde wie der junge Frühling und mal<br />
streng wie der kalte Winter, je nachdem wie die Menschen sich freuten oder nur jammern wollten.<br />
Doch dann entstand Zwist zwischen den Menschen und Perchta. Das hatte folgenden Grund: vor<br />
langer Zeit kam ein ergrauter Mann aus der Fremde und warnte die Leute, man dürfe Perchta nicht<br />
trauen. Die Kleinen, über die sie herrsche, seien kleine Menschenkinder, die vor der Taufe<br />
gestorben und dadurch der Perchta verfallen seien. Einmal im Jahr in der Nacht vor dem heiligen<br />
Dreikönigsfest, sei ihr die Macht gegeben, ihre Tücken an den Menschen auszuüben. Durch solche<br />
Reden wurden die Menschen mißtrauisch, denn sie kannten ja das ihnen düster scheinende Gesicht<br />
der Perchta ebenso wie das freundliche. Sie begannen über eine lange Zeitspanne immer mehr Frau<br />
Perchta mit ihren Heimchen zu fürchten und alles Schlimme was im Thal passierte wurde ihr<br />
zugesprochen; man mied sie ängstlich und schloss die Kinder in die Wohnungen ein. Die Freude<br />
der Menschen wurde weniger, sie schauten sich immer öfter mißtrauisch um. Schlechte Ernten<br />
kamen und die Menschen schoben nun alle Schuld nun auf die Perchta.<br />
An einem Perchtenabend wurde der Fährmann aus dem Dorfe noch spät in der Nacht zur Überfahrt<br />
bestellt, es war um die zwölfte Stunde. Als er zum Saaleufer kam, sah er eine stattliche Frau,<br />
umgeben von einer großen Schar Weinender, die aussahen wie Kinder. Erschrocken dachte der<br />
Mann daran, dass Perchtenzeit sei, und wollte in seine Wohnung zurückeilen. Aber die Frau<br />
forderte drohend die Überfahrt über den Fluß. Sie trat in das Fahrzeug, die Kleinen folgten und<br />
schleppten einen Pflug und eine Menge anderes Gerät in den Kahn hinein. Dabei klagten sie laut,<br />
dass sie die schöne Gegend verlassen müssten.<br />
Der Schiffer stieß ab, und als Perchta am anderen Ufer angelangt war, gebot sie ihm nochmals zu<br />
fahren und die zurückgebliebenen Heimchen vollzählig zu herüberzuholen. Auch das Geschah.<br />
Unterdessen hatte Perchta am Pfluge geschnitzt, deutet auf den großen Haufen<br />
Späne und sprach zum Fährmann: „Da nimm, das sei der Lohn für deine<br />
Mühe!“ Mürrisch steckte der Mann ein paar von den Spänen ein,<br />
warf sie zu Hause auf das Fensterbrett und legte sich in Bett.<br />
Am nächsten Morgen lagen dort 3 Goldstücke an dem Platz,<br />
wohin er die Späne gelegt hatte. Er lief sofort los, doch am<br />
ganzen Saaleufer fand der Fährmann keine der Holzspäne<br />
mehr, so eifrig er auch suchte.<br />
Es heißt Frau Perchta wäre gen Werrathal gezogen und hätte<br />
ein neues Zuhause für sich und Ihre Heimchen gefunden, wo<br />
Menschen Ihre Hilfe zu schätzen wussten.<br />
(Quelle: Sagen aus Deutschland)<br />
19
S C H A F F E N D E K R A F T<br />
Projekte<br />
im Lichtasenthal<br />
Die Tiere im Thal<br />
DAS DAMWILD mit dem weißen Hirschen<br />
erfreut jeden Tag das Auge aufs Neue. Die<br />
Gruppe sieht zu Besuchern herüber und sie sind<br />
auch an Menschen interessiert. Manchmal sind<br />
sie etwas scheu, doch das vergeht nach ein paar<br />
Minuten. Sie sind die typischen Vertreter des<br />
Wildes im Thüringer Wald. Sie beleben die<br />
Wiesen mit Ihrem edlen Gang und aufrecht<br />
getragenen Köpfen. Wenn die Hirsche ihr<br />
Geweih abwerfen, kann man es für Knöpfe,<br />
Zierschnitzereien, und vielen anderen Dingen<br />
verwenden. Der Hirsch selber erhält ein neues<br />
Geweih, welches größer als das vorherige wird.<br />
DIE SCHAFE arbeiten fleissig an den "Mäh"-<br />
Arbeiten und halten die Wiesen im Naturschutzgebiet<br />
in Ordnung. Im Frühjahr um Ostern gab<br />
es Lämmer zu begrüßen. Die wolligen Helfer<br />
können in jeder Altersgruppe laut sein. Sie<br />
bereichern auch die Bodenorganismen. Mit<br />
ihnen kommen die Pillen-dreher Käfer<br />
(Scarabean) und verhelfen zu gutem Boden.<br />
LAUFENTEN<br />
Sechs Flaschenenten in einer "bunten Truppe"<br />
warten nun auf Ihren Einsatz als Hilfsgärtner.<br />
Sie sind gute Schneckenfresser und helfen die<br />
Salat und Gemüseernte größer ausfallen zu<br />
lassen. Sie lieben einen Teich zum Planschen<br />
und sind ansonsten sehr selbstständig in der<br />
Futtersuche.<br />
"Alles aber, was er gesehen hatte, befestigte ihn in der Überzeugung: Dass der<br />
Mensch – auf der einen Seite den Tieren des Feldes, auf der andern den<br />
höhern Wesen und der Gottheit selbst verwandt – zwar ebenso unfähig sei,<br />
ein bloßes Tier als ein bloßer Geist zu sein; aber, dass er nur alsdann seiner<br />
Natur gemäß lebe, wenn er immer empor steige."<br />
Christoph Martin Wieland<br />
(aus Geschichte des Agathon)<br />
Projekte 20
S C H A F F E N D E K R A F T<br />
Die Trockenmauer<br />
Die neue Trockenmauer am Waldschlösschen<br />
wird vielfältigen Lebensraum bieten.<br />
Diese Steinmonumente werden seit<br />
Jahrtausenden gebaut und sind überall ein für<br />
dort typisches Landschaftselement. Sie<br />
bestehen als Stützmauern oder als freistehende<br />
Wände, bei Häusern und in Gärten in vielfältiger<br />
Ausführung weltweit aus dem jeweils<br />
bereitstehenden Gestein.<br />
Die Ritzen der Mauer bieten Lebensraum für<br />
schöne Pflanzen und verschiedene Kleintiere.<br />
Schön ist, wenn sich Eidechsen und<br />
Blindschleichen zu Besuch einfinden und dort<br />
Nahrung und ein Plätzchen an der Sonne<br />
haben. Das Gestein speichert Wärme und gibt<br />
sie an die Umgebung ab, was auch dem davor<br />
gepflanzten zugute kommt.<br />
Offenes Mauerwerk bietet in der Permakultur<br />
einer Vielzahl von Tieren und Insekten ein<br />
zuhause und erhöht die Gesundheit und<br />
Diversität eines Gartens bzw. der Landschaft. Je<br />
verschiedener die natürlichen Bewohner eines<br />
Gartens, desto besser ist das biologische<br />
Gleichgewicht.<br />
Das Errichten einer Trockenmauer benötigt<br />
Geduld, Kraft und ein Auge für Steine, die<br />
zusammenpassen. Ein solches Element<br />
verbindet die Erde mit der Luft, speichert<br />
Feuchtigkeit und kann wärmen wie ein Feuer.<br />
Das Schwanenpaar<br />
Im Juli haben wir ein Schwanenpaar am<br />
Waldschlösschen zu begrüßen. Der Schwan steht<br />
mit seinem Wesen für Anmut, Schönheit und<br />
Gnade. Das ist leicht zu verstehen, wenn man<br />
diesen wunderbaren Tieren bei Ihrem Tun<br />
beobachtet. Laut der Tiersymbolexpertin Regula<br />
Meyer, geht es hierbei nicht um die äußere, sondern<br />
um die innere Schönheit und Anmut. Um das<br />
Erwecken des Lichtes in uns. Der Schwan inspiriert<br />
unsere Wahrnehmung in die höchsten Ebenen<br />
aufzusteigen, die lichten Augen zu öffnen und<br />
spirituelle Erfahrungen zu finden. "Pflanzen sie ein<br />
Licht in ihr inneres Herz und staunen sie über den<br />
Wachstum und die innere Kraft und Schönheit".<br />
Diese Erfahrung kann uns das Haupt senken lassen<br />
- eben wie bei einem Schwan: erlebend, veredelnd,<br />
anmutig und demütig, sie macht unser<br />
Erscheinungbild nach außen hin, durch inneres<br />
Erleben, anmutig und schön.<br />
Es heißt: ein Schwan sei ins Licht bis an die Stufen<br />
von Gottes Thron geflogen. Dieses Erlebnis machte<br />
seine Federn rein weiß und durch das glückselige<br />
Empfinden in seinem Herzen neigte er von da an<br />
stets seinen Kopf in edler Demut über diese<br />
Erfahrung.<br />
(inspiriert vom Buch "Tierisch gut" von Regula<br />
Meyer)<br />
"Schaffe für dich in dir;<br />
dies Schaffen,<br />
indem es dich dir selbst gibt,<br />
gibt dich der Welt."<br />
Wilhelm von Humboldt<br />
21<br />
www.stiftung-rufe.de/<strong>Lichtasenland</strong>
LICHTASEN<br />
LAND<br />
"So stockte auch da jenes Blutes Strom,<br />
Das einst gewohnt war zu rinnen,<br />
So bebten auch die Nerven zur Ruh,<br />
Und Nacht ward's alle den Sinnen.<br />
Und Herz und Hirn müssen stille sein:<br />
Bist Staub und lebloser Ton allein.<br />
Ach Ewigkeit-Sehnsucht, du wundersame!<br />
Da ist nur Staub, eine Tat und ein Name.<br />
Denn jeder gute Gedanke<br />
Stirbt nimmermehr so lang,<br />
Bis nicht aus seinem Keime<br />
Ein beßrer noch entsprang.<br />
Licht übers Land<br />
Licht übers Land, –<br />
Das ist's, was wir wollen.<br />
Jens Peter Jacobsen<br />
(aus dem Dänischen von Otto Hauser aus J.P Jacobsen Gedichte)<br />
A u s g a b e N r . 1 A p r i l 2 0 2 1