Meisterhaft nachhaltig
Meisterhaft nachhaltig
Meisterhaft nachhaltig
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
meister<br />
haft<br />
nach<br />
haltig<br />
Ausgezeichnete Projekte von Baumeistern im Bereich Nachhaltiges Bauen
usgezeich<br />
ete Pro<br />
ekte von<br />
Aumeis<br />
ern im<br />
ereich<br />
AchhAlti<br />
es BAuen
inhalt<br />
04› Vorwort<br />
07› Einleitung<br />
08› Einfamilienhaus Nüßler<br />
14› Zanklhof<br />
20› Firmenzentrale Trepka<br />
26› Ledigenwohnheim<br />
32› Passivhauswohnanlage Utendorfgasse<br />
38› Stadtkeller Pregarten<br />
44› Biohof Achleitner
2 › <strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong><br />
Ökologisch denken und umsetzen<br />
Die Notwendigkeit, mit den begrenzten natürlichen<br />
Ressourcen besser hauszuhalten, ein gesteigertes<br />
Umweltbewusstsein sowie geänderte Nutzerbedürfnisse<br />
haben einen starken Trend zum ökologischen Bauen<br />
und zu „intelligenten“ Gebäuden ausgelöst.<br />
Damit einhergehend werden in einem rasanten Tempo<br />
laufend neue Bautechniken entwickelt.<br />
Nicht zuletzt durch die langjährige Kooperation mit der<br />
Donau-Universität Krems hat die Bundesinnung Bau<br />
diese Zeichen der Zeit bereits frühzeitig erkannt und die<br />
Ausbildung mittlerweile mehrerer Baumeistergenerationen<br />
auf diesem Gebiet gefördert.<br />
Nachhaltige Gebäude im Sinne der Europäischen Normung<br />
müssen sowohl ökologischen, ökonomischen als<br />
auch sozialen Kriterien entsprechen. Alle drei Eigenschaften<br />
gleichzeitig und zu gleichen Teilen abzudecken,<br />
ist eine Herausforderung, für die unsere Baumeister als<br />
Generalisten und Praktiker bestens qualifiziert sind.<br />
In dieser Broschüre werden sieben Bauprojekte vor-<br />
meisterh<br />
gestellt, die in Bezug auf Nachhaltigkeit, Innovationsgehalt<br />
und Projektabwicklung das Prädikat „vorbildlich“<br />
verdienen. Zu diesem Urteil kam eine hochkarätige Jury<br />
mit Experten der Donau-Universität Krems und der<br />
Bundesinnung Bau.<br />
Die in Wort und Bild präsentierten Objekte zeichnen<br />
sich durch niedrigen Energiebedarf, geringe Betriebskosten<br />
und hohe Benutzergerechtheit aus. Sie sind<br />
aber auch der Beweis dafür, dass Werte wie Ästhetik,<br />
Wohlbefinden, Komfort und Funktionalität keineswegs<br />
im Widerspruch zu ökologischen Bauweisen stehen.<br />
Ich bedanke mich bei den Projekteinreichern, der<br />
Donau-Universität Krems, der Experten-Jury sowie<br />
allen, die zum Gelingen dieses Projekts beigetragen<br />
haben.<br />
Ihnen, sehr geehrte Leser, wünsche ich viel Vergnügen<br />
beim Eintauchen in eine neue Dimension heimischer<br />
Baukultur.<br />
KR Ing. Hans-Werner<br />
Frömmel,<br />
Bundesinnungsmeister
Energiesparendes und <strong>nachhaltig</strong>es Bauen hat in den<br />
letzten Jahren verstärkt das Bauen bestimmt. Dies wird<br />
in Zukunft auch unter dem Aspekt der nationalen, europaweiten<br />
und weltweiten Anforderungen an CO 2 -Einsparungen<br />
noch mehr an Bedeutung gewinnen. Bestärkt<br />
wird dieser Trend unter anderem durch die aktuellen<br />
Verträge zwischen Bund und Ländern über die künftigen<br />
Ziele der Wohnbauförderung.<br />
Die Herausforderung, insbesondere für Planer, besteht<br />
darin, ausgewogene Lösungen zu finden, die den<br />
ökologischen Anforderungen entsprechen, ökonomisch<br />
umsetzbar sind und gleichzeitig bestmögliche Umsetzungen<br />
für die Nutzer gewährleisten.<br />
Im Ausschuss für Planungsrecht, Gebühren und<br />
Sachverständigenfragen der Bundesinnung Bau, in dem<br />
Experten aus allen Bundesländern vertreten sind, ist<br />
die Umsetzung dieser Anforderungen ein Kernthema.<br />
Als ein notwendiger und sinnvoller Baustein dazu hat<br />
sich das Projekt „<strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong>“ erwiesen, bei<br />
dem in Kooperation mit der Donau-Universität Krems<br />
Vorzeige projekte hinsichtlich Nachhaltigkeit analysiert<br />
und präsentiert werden.<br />
Im Zuge der Projektfindung hat sich gezeigt, dass es<br />
in Österreich eine große Anzahl von ausgezeichneten<br />
Baumeisterprojekten gibt, die sowohl den Anforderungen<br />
der Nachhaltigkeit als auch hohen architektonischen<br />
Ansprüchen genügen. Die ausgewählten sieben Projekte<br />
sind nur ein Auszug aus der Vielzahl an herausragenden<br />
Beispielen im Bereich Nachhaltiges Bauen durch<br />
Baumeister.<br />
Ich freue mich sehr, dass dieses Gemeinschaftsprojekt<br />
mit der Donau-Universität Krems erfolgreich abgeschlossen<br />
worden ist, bedanke mich bei allen, die bei der<br />
Umsetzung beteiligt waren, und wünsche allen Lesern<br />
inspirierende Anregungen für ihr erfolgreiches <strong>nachhaltig</strong>es<br />
Bauen!<br />
Vorwort ‹ 3<br />
aft mal sieben<br />
Nachhaltig planen und nutzen<br />
Landesinnungsmeister-<br />
Stv. Gew. Arch. Bmstr.<br />
Ing. Erwin Krammer, MAS,<br />
Vorsitzender des Ausschusses<br />
für Planungsrecht,<br />
Gebühren und<br />
Sachverständigenfragen<br />
der Bundesinnung Bau
4 › <strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong><br />
bauen<br />
ist kultur<br />
Bauen gestaltet unsere Gesellschaft<br />
in kultureller, sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer<br />
Hinsicht. Baukultur zeugt von gesellschaftlichen<br />
Heraus forderungen und kann auch ein Beitrag sein,<br />
diese zu meistern.<br />
Seit jeher nimmt die Baumeisterschaft einen zentralen<br />
Platz in diesem Prozess der Gestaltung von Baukultur<br />
ein. Mit einem modernen Berufsbild kann sie auch heute<br />
beitragen zur Begegnung der wahrscheinlich größten<br />
Herausforderung unserer Generation, der Sicherstellung<br />
einer <strong>nachhaltig</strong>en Gesellschaftsentwicklung.<br />
Die vorliegende Broschüre dokumentiert sieben Projekte,<br />
die vom Sachverstand der Baumeisterschaft<br />
und von der Fähigkeit zur Kooperation zeugen und die<br />
in ihrer jeweils ganz spezifischen Aufgabenstellung<br />
Beiträge zum Gelingen einer <strong>nachhaltig</strong>en Gesellschaft<br />
darstellen.<br />
Mit großem Respekt vor den Leistungen aller an diesen<br />
Gebäuden beteiligten Personen, von der Bauherrenschaft<br />
über die Planung bis zur Ausführung, haben wir<br />
seitens der Donau-Universität Krems gemeinsam mit<br />
der Bundesinnung Bau diese Dokumentation erstellt.<br />
Allen LeserInnen wünschen wir eine anregende Lektüre.<br />
Möge sie ihnen Mut machen, Selbstverantwortung<br />
zu übernehmen und – im Wortsinn – an einer guten<br />
Zukunft zu bauen.<br />
DI Dr. techn. Peter Holzer,<br />
Departmentleiter für<br />
Bauen und Umwelt<br />
Donau-Universität Krems
Einleitung<br />
Das Projekt „<strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong>“ wurde vom Ausschuss<br />
für Planungsrecht, Gebühren und Sachverständigenwesen<br />
der Bundesinnung Bau unter dem Vorsitz<br />
von Landesinnungsmeister-Stv. Gew. Arch. Bmstr. Ing.<br />
Erwin Krammer, MAS, initiiert.<br />
Mitglieder des Ausschusses sind:<br />
› LIM-Stv. Gew. Arch. Bmstr. Ing. Erwin KRAMMER,<br />
MAS, Niederösterreich (Vorsitz)<br />
› Bmstr. Ing. Edmund GABMANN, Oberösterreich<br />
› Bmstr. Ing. Peter GLASER, Wien<br />
› Bmstr. Ing. Klaus GRUBER, Wien<br />
› Bmstr. DI Martin HACKL, Vorarlberg<br />
› Bmstr. DI (FH) Ing. Gerhard KÖPPEL, Burgenland<br />
› Bmstr. Ing. Bernhard KNOFLACH, Tirol<br />
› Bmstr. Ing. Heinz LAGLER, Burgenland<br />
› Bmstr. Ing. Rudolf LEITNER, Steiermark<br />
› Bmstr. Ing. Roland MAYRHOFER, Vorarlberg<br />
› Bmstr. Gew. Arch. Ing. Rudolf PASCHEK, Steiermark<br />
› Bmstr. Ing. Georg REHBICHLER, Tirol<br />
› Bmstr. DI Arnold SCHMITZER, Salzburg<br />
› Baurat h.c. KR Bmstr. DI Alexander SAFFERTHAL,<br />
Wien<br />
› KR Bmstr. Ing. Walter SCHRAGNER,<br />
Oberösterreich<br />
› Bmstr. Mag. arch. Elisabeth SCHUBRIG,<br />
Niederösterreich<br />
› Bmstr. Ing. Leopold STEINER, Kärnten<br />
› Bmstr. Peter VAVRA, Burgenland<br />
Die Donau-Universität Krems wurde mit der Analyse<br />
und technischen Aufbereitung von sieben auszuwählenden<br />
Baumeister-Projekten beauftragt, um diese in der<br />
Publikation „<strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong>“ als Vorzeigeprojekte<br />
im Bereich Nachhaltiges Bauen zu präsentieren.<br />
Die Projekte wurden nach einer Ausschreibung von einer<br />
Jury ausgewählt, die aus Vertretern der Bundesinnung Bau<br />
und der Donau-Universität Krems zusammengesetzt war:<br />
Bundesinnung Bau:<br />
› LIM-Stv. Gew. Arch. Bmstr. Ing. Erwin KRAMMER, MAS<br />
› Bmstr. Ing. Edmund GABMANN<br />
› Bmstr. Gew. Arch. Ing. Rudolf PASCHEK<br />
Donau-Universität Krems:<br />
› DI Dr. Peter HOLZER<br />
› Arch. DI Dr. Renate HAMMER, MAS<br />
(Stv. DI Tania BERGER)<br />
› Dipl.-Arch. ETH Dr. Christian HANUS<br />
Konsulenten der Jury:<br />
› Univ.-Prof. Dipl.-Arch. SIA Robert HASTINGS<br />
› DI Robert ROSENBERGER<br />
Die Projektrecherchen und die technischen Ausarbeitungen<br />
wurden von Dr. Christian Hanus in Zusammenarbeit<br />
mit Dr. Renate Hammer und Dr. Peter Holzer, alle<br />
Department für Bauen und Umwelt, Donau-Universität<br />
Krems, durchgeführt. Mit dieser Grundlage wurden die<br />
Texte bearbeitet und von STARMÜHLER Agentur & Verlag<br />
(Barbara KAISER) grafisch umgesetzt. Koordiniert wurde<br />
das Projekt von DI Robert ROSENBERGER von der<br />
Bundesinnung Bau. Die nachfolgenden Angaben und<br />
Bilder der Projekte wurden von den jeweiligen Projektbetreibern<br />
zur Verfügung gestellt. Ihnen sei für die<br />
Kooper ation und die Bereitstellung der Projektdaten<br />
und Bilder an dieser Stelle von der Bundesinnung Bau<br />
herzlicher Dank ausgesprochen.<br />
Wien, Februar 2010<br />
Vorwort/Einleitung ‹ 5
6 › <strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong>
lass die<br />
sonne<br />
rein<br />
Einfamilienhaus Nüßler › Hard<br />
HARD<br />
Einfamilienhaus Nüßler ‹ 7<br />
Vorarlberg gilt als Vorzeigeland für zeitgenössische Baukultur. Die spannenden<br />
Objekte sind im ganzen Land sichtbar. Experten sprechen bereits<br />
von einem kulturellen Gesamtphänomen und die internationale Aufmerksamkeit<br />
ist Vorarlberg dabei sicher. Auf gekonnt eigenständige Weise<br />
mischt sich Traditionelles mit Neuem. Das Einfamilienhaus Nüßler in Hard<br />
am Bodensee reiht sich in die lange Liste der modernen Bauten. Zu der<br />
gekonnt klaren und zeitlosen Bauform kommt die anspruchsvolle energiesparende<br />
Bauweise, die das Wohnen zu einer Werthaltung werden lässt.
8 › <strong>Meisterhaft</strong> Nachhaltig<br />
Bauherren<br />
› Michaela und Christoph Nüßler, Hard<br />
Planung<br />
› ATRIUM Warger & Fink GmbH, Bregenz<br />
› Bmstr. Reinhard Warger, MSc<br />
Bauausführung<br />
› Burtscher Lothar BaugesmbH & Co KG,<br />
Bregenz<br />
Planung<br />
› Oktober 2007 bis April 2008<br />
Bau<br />
› Mai 2008 bis Mai 2009<br />
Optimale Gestaltung<br />
Der Drang nach Gestaltung von Vorarlberger Bauherren, Planern und<br />
Handwerkern fasziniert nicht nur die Fachwelt. So war es auch für das<br />
junge Bauherrenpaar Michaela und Christoph Nüßler selbstverständlich,<br />
für ihr Wohnbauvorhaben das qualifizierte Planungsbüro ATRIUM<br />
Warger & Fink GmbH aufzusuchen, das mit dem Österreichischen<br />
Klimaschutzpreis 2008 ausgezeichnet wurde. Und schon in den ersten<br />
intensiven Gesprächen wurde klar, dass die besondere Herausforderung<br />
für das Einfamilienhaus in einer möglichst geringen Betriebsenergie<br />
liegt. Gemeinsam formulierten sie das Ziel, zeitlose Architektur mit<br />
hoher Funktionalität zu verwirklichen, die auch der Baubiologie und<br />
Bauökologie einen hohen Stellenwert schenkt. Dass die Architekturspra-
che zeitgemäß ist, versteht sich zumindest in Vorarlberg fast von selbst.<br />
Das vorgesehene Grundstück liegt attraktiv am Rande von Hard. Der<br />
Yachthafen, die Seepromenade und das Ortszentrum sind noch bequem<br />
zu Fuß erreichbar. Hard gilt als exklusiver Wohnort in geografisch bevorzugter<br />
Lage nahe Bregenz. Das bayrische Bodenseestädtchen Lindau<br />
und die Schweizer Grenze sind nur wenige Kilometer entfernt.<br />
Ruhiges, sachliches Erscheinungsbild<br />
Das 2008 fertig gestellte Einfamilienhaus Nüßler reiht sich in die Tradition<br />
der meisten modernen Bauten mit offenen Grundrissen in einer<br />
schlichten, kubischen Bauform. Sachliche und fast schon pragmatisch<br />
wirkende Lösungen bestimmen das elegante Erscheinungsbild. Die<br />
Einfamilienhaus Nüßler ‹ 9<br />
Eine klare und zeitlos moderne Formensprache<br />
zieht sich über das gesamte<br />
Einfamilienhaus am Rande von Hard (links).<br />
Die präzise Gestaltung ist auch in Details<br />
ersichtlich, wie hier beim Übergang von<br />
Ober- auf Attikageschoß (rechts).<br />
ruhige weiße zweigeschoßige Fassade wird durch große verglaste<br />
Flächen proportional stimmig unterteilt. Das kleinere dritte Geschoß<br />
aus Holz ist kaum sichtbar, weil es einer großen Terrasse Platz macht.<br />
Nach Süden erstrecken sich zum Garten hin eine Pergola, ein überdachter<br />
Zugang und ein Carport mit Fahrradraum in gleicher harmonischer<br />
Formensprache.<br />
Die Innenräume für die Eltern mit den drei Kindern sind desgleichen<br />
durchdacht angeordnet. Im Erdgeschoß gliedert sich der große Aufenthaltsraum<br />
in Wohn-, Ess-, Koch- und Arbeitsbereich. Die Bewohner<br />
schätzen ihn sehr, weil Licht und Sonne durch die vollflächige Südverglasung<br />
einfallen. Werden die Glastüren zusammengeschoben, scheint<br />
die Landschaft in den Raum zu fließen. Im ersten Geschoß liegen die
10 › <strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong><br />
Eine Pergola und ein<br />
überdachter Weg setzen<br />
moderne räumliche Akzente<br />
im Garten (links).<br />
Wohnen und kochen in<br />
Licht und Sonne – der<br />
großzügige Wohnraum ist<br />
in edlen Materialien gehalten<br />
und an der Südseite vollflächig<br />
verglast (rechts).<br />
drei Kinder- und ein Gästezimmer aufgereiht nach Süden orientiert.<br />
Das Attikageschoß bietet den Eltern einen ruhigen und exklusiven<br />
Schlafbereich mit Bad. Im Untergeschoß sind Kellerräume, Haustechnikanlage<br />
und Sauna untergebracht. Nachhaltig ist ein Haus außerdem,<br />
wenn es langfristig – in diesem Fall barrierefrei – benutzbar ist. Die<br />
Stiege ist so gestaltet, dass sie jederzeit mit einem Treppenlift nachgerüstet<br />
werden kann.<br />
Energiesparende Lösung als Werthaltung<br />
Auch die gewählte Konstruktion ist zweckgebunden und bedacht, sodass<br />
sich die Baukosten insgesamt trotz hohem Preisniveau im Rahmen<br />
hielten. Das Einfamilienhaus wurde massiv ausgeführt, die Außenwände<br />
mit Tonziegeln gemauert, innen für nicht tragende Wände Trockenbau<br />
verwendet. Die Bodenplatte, die Decken und die Außenwände im Erdbereich<br />
wurden vor Ort betoniert. Wegen des hohen Grundwasserspiegels<br />
musste der Gebäudebereich unter der Erde aus Dichtbeton gefertigt<br />
werden.<br />
Auf die Dämmung der Gebäudehülle wurde großes Augenmerk gelegt.<br />
An den Außenwänden und im Dachbereich ist Vollwärmeschutz<br />
angebracht. Der Keller hat Außendämmung und innen eine gedämmte<br />
Vorsatzschale. Besonders viel Wohnkomfort bieten die mittlerweile<br />
gängigen Wärmeschutzfenster mit Dreischeibenverglasung, hier mit<br />
Holz-Aluminium-Rahmen. Viel Planungsaufwand wurde für die Bauteilanschlüsse<br />
betrieben, um Wärmebrücken zu vermeiden. Erdwärme
dient als alternative Energiequelle für die Heizung von Fußböden und<br />
Warmwasser. Eine Sole-Wasser-Wärmepumpe der neuesten Generation<br />
und Erdsonden temperieren das Warmwasser auf angenehme 55 Grad.<br />
Einzig zur Vermeidung von Legionellen wird das Speicherwasser einmal<br />
in der Woche auf 60 Grad geheizt. Eine Solaranlage kann jederzeit am<br />
Flachdach nachinstalliert werden, da die entsprechenden Anschlüsse<br />
und die Dachkonstruktion dafür vorbereitet wurden.<br />
Architekturtourismus hat sich im Ländle bereits als eigene Sparte etabliert.<br />
Auch das Einfamilienhaus Nüßler einmal zu besuchen, ist sicher<br />
ein Erlebnis. Für an Baukultur Interessierte ist Vorarlberg allemal eine<br />
Reise wert.<br />
Fläche und Volumen<br />
› Geschoße 3, Keller<br />
› Bruttogebäudevolumen 1.413 m 3<br />
› beheiztes Volumen 1.173 m 3<br />
› Wohnnutzfläche 299 m 2<br />
› Energiebezugsfläche 389 m 2<br />
Baukosten<br />
› Bausumme (exkl. MwSt.) 550.000 ¤<br />
› Baukosten pro m 2 1.839 ¤/m 2<br />
› Baukosten pro m 3 389 ¤/m 3<br />
Energie<br />
› Heizwärmebedarf 39 kWh/m 2 a<br />
› Kühlbedarf 0 kWh/m 2 a<br />
› Endenergiebedarf 1 47 kWh/m 2 a<br />
› Primärenergiebedarf 1 74 kWh/m 2 a<br />
› CO 2 -Emissionen (GWP) 1 7 kg CO 2 /m 2 a<br />
1 beinhaltet sind Heizung, Warmwasser und Lüftung
12 › <strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong>
alt und<br />
neu im<br />
einklang<br />
Zanklhof › Graz<br />
GRAZ<br />
Zanklhof ‹ 13<br />
Städte leben davon, dass sie sich seit Jahrhunderten permanent verändern.<br />
Es wird umgebaut und dazugebaut. Gerade das macht den Charme<br />
der Urbanität aus. Auch in Graz haben zahlreiche Bezirke ihr Gesicht in<br />
den vergangenen Jahrzehnten vollkommen gewandelt. Ein Beispiel für<br />
eine spannende Verbindung von Alt und Neu ist das Projekt Zanklhof in<br />
Gösting. Die langjährige Industriebrache wurde in zwei Etappen umgewidmet<br />
und mit großem Engagement in einen ökologisch und soziologisch<br />
anspruchsvollen Wohnkomplex mit historischem Flair umgestaltet.
14 › <strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong><br />
Formgebende Solarkollektoren prägen die energiesparende Wohnanlage (links).<br />
Alte und neue Substanz zeigt sich bis ins Detail gekonnt vereint (rechts).
Bauherr<br />
› Projekt Zanklhof Gösting –<br />
A & N Planungs- und Verwaltungs GmbH<br />
& Co KEG, Graz<br />
Planung – Generalplanung<br />
› Bmstr. Leitner Planung & Bauaufsicht GmbH,<br />
Graz<br />
Haustechnikplanung<br />
› TBH Technisches Büro<br />
Ing. Bernhard Hammer GmbH, Graz<br />
Bauphysik<br />
› Dr. Pfeiler GmbH, Graz<br />
Bauausführung<br />
› ARGE Zanklhof Pongratz-Mandlbauer,<br />
Graz<br />
Planung (2. Bauabschnitt)<br />
› August 2006 bis März 2008<br />
Bau (2. Bauabschnitt)<br />
› März 2008 bis September 2009<br />
Alt und Neu stimmig vereint<br />
Die ehemalige Fabrikanlage der Grazer Farbenwerke A. Zankl & Söhne<br />
war 1892 am Mühlkanal errichtet worden, um die Region industriell mit<br />
Farben, Lacken und Kitten zu versorgen. Bereits 1955 sperrte sie zu,<br />
wurde nur mehr sporadisch genutzt. Mitten in der Stadt gelegen war die<br />
Brache kein besonders attraktiver Ort. Im Jahr 2000 trafen neue Eigentümer<br />
die Entscheidung, das Firmengelände zu revitalisieren und in einen<br />
Wohnpark mit Grünanlagen zu verwandeln.<br />
„Schon der erste Abschnitt Zanklhof I, der 2004 fertig gestellt wurde,<br />
sorgte aufgrund seiner spannenden Revitalisierungskonzepte und architektonischen<br />
Akzente für Aufsehen und fand allgemeine Anerkennung“, fasst<br />
der Grazer Baumeister Rudolf Leitner, Initiator und Generalplaner, sein<br />
ambitioniertes Vorhaben zusammen. Lohn der eineinhalb Jahre dauernden<br />
Umbauarbeiten war unter anderem die Auszeichnung als „Steirisches<br />
Zanklhof ‹ 15<br />
Wahrzeichen“. Für Leitner lag es nahe, den erfolgreichen Weg alsbald fortzusetzen<br />
und auch den zweiten Teil der zur Verfügung stehenden Flächen<br />
und Gebäude mit ebenso großer Liebe zum Detail umzugestalten. Der<br />
zweite Bauabschnitt Zankhof II wurde in genau so kurzer Bauzeit 2009<br />
fertig gestellt.<br />
Nutzungsmix und Grünraum<br />
Der ehrwürdige Charakter der alten Industrieanlage ist auch nach dem<br />
Umbau überall sichtbar und spürbar. Die großzügigen Höfe und stilvollen<br />
Backsteinfassaden sind Zeitzeugen, die unverändert erhalten blieben. Die<br />
Planer legten viel Wert auf den maßgeschneiderten Ein- und Aufbau der<br />
neuen Wohnungen. Sie wurden nie höher als drei Geschosse gebaut und<br />
ergänzen stimmig die alte entkernte Substanz. Als weiteres Planungsziel<br />
konnte erfolgreich umgesetzt werden, den Bewohnern neben den eigenen
16 › <strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong><br />
Fläche<br />
› Nettonutzfläche 5.852 m 2<br />
Baukosten<br />
› Bauwerkskosten 9.735.000 ¤<br />
› Rückrechnung auf<br />
Nettonutzfläche 1.660 ¤/m²<br />
Heizwärmebedarf<br />
(OIB Richtlinie 6)<br />
› Haus A 37 kWh/m 2 a<br />
› Haus B 41 kWh/m 2 a<br />
› Haus C 35 kWh/m 2 a<br />
› Haus E 9 kWh/m 2 a<br />
› Haus F 31 kWh/m 2 a<br />
› Haus G 7 kWh/m 2 a<br />
Haus E (Passivhaus)<br />
› Primärenergiebedarf 1 57 kWh/m²a<br />
› CO 2 -Emissionen (GWP) 1 11 kg CO 2 /m 2 a<br />
1 beinhaltet sind Heizung, Warmwasser und Lüftung nach PHPP<br />
vier Wänden vielfältige angenehme Freiräume und Begegnungsorte zu<br />
bieten – von großzügigen Balkonen bis zu Freiflächen, Spielplätze und<br />
Grünanlagen. Die oft gepriesene Nutzungsmischung kam wirklich zum<br />
Einsatz. Am Wohnhof wurden Büros und als Treffpunkt ein Cafe errichtet.<br />
Ferner dient die mittig gelegene monumentale alte Heizzentrale als<br />
Versammlungsort für gemeinsame Feste und Märkte.<br />
Unterstrichen wird die hohe Qualität des urbanen Lebensraumes durch<br />
weitestgehende Barriere- und Verkehrsfreiheit. Das kommt den Bewohnern<br />
der insgesamt 145 Wohnungen entgegen, bei denen es sich großteils<br />
um Familien mit Kleinkindern handelt. Mit den neuen Bauabschnitten von<br />
Zanklhof II wurden weitere 90 geförderte Mietwohnungen in Größen<br />
zwischen 42 und 90 m² Wohnfläche geschaffen. Das Angebot reicht dabei<br />
von der Singlewohnung über Maisonette- und Penthousewohnungen bis<br />
hin zu klassischen Familienwohnungen.<br />
Der Nachhaltigkeit verpflichtet<br />
Mit Hilfe von innovativen Konzepten bei Bauweise, Dämmung und Haustechnik<br />
ist es gelungen, die Wohnbauten als Niedrigenergiehäuser und zwei<br />
Gebäude mit 26 Wohnungen sogar in Passivhausbauweise auszuführen.<br />
Das bedeutet eine <strong>nachhaltig</strong>e Reduktion der Energieverbrauchszahlen von<br />
insgesamt über 80 Prozent gegenüber dem Zustand vor der Sanierung.<br />
Zur Erhaltung der historischen Fassaden war die Anwendung von Innendämmungen<br />
unumgänglich. Die Neu- und Zubauten sind in Holz- und massiver<br />
Ziegelbauweise errichtet und außen mit Vollwärmeschutz versehen.<br />
Die Anlage ist an die Fernwärme angeschlossen und wird bei der Warmwasseraufbereitung<br />
und Heizung von einer Solaranlage unterstützt, während<br />
die Passivhäuser mit Hilfe von Tiefenerdwärme und Wärmepumpen<br />
autark versorgt werden. Die ausgeklügelte Haustechnik der Passivhäuser<br />
erprobt ein neuartiges semizentrales Konzept. Die Lüftung erfolgt zentral in
Kombination mit dezentralen Kleinstgeräten, die in den einzelnen Wohnungen<br />
zur individuellen Regelung bereit stehen. Die erforderliche Restwärme<br />
wird dabei nicht über Zuluft, sondern über kleinflächige Fußbodenheizkreise<br />
eingebracht, die im Sommer auch kühlen. Das steigert die Behaglichkeit in<br />
den Wohnungen deutlich. Das bestehende Sichtziegelmauerwerk wurde<br />
ergänzt, gereinigt, restauriert und erstrahlt im alten Glanz. Die Bauwerkskosten<br />
von 1.660 ¤ pro Quadratmeter Nettonutzfläche sind dem Aufwand<br />
entsprechend angemessen. Der Klima- und Energiefonds unterstützte das<br />
engagierte Projekt im Rahmen des Programms „Neue Energien 2020“<br />
ebenso wie das Land Steiermark, das Förderungen aus den Mitteln des<br />
Revitalisierungsfonds, der „Umfassenden Sanierung“ und der „Ökologischen<br />
Wohnbauförderung“ zur Verfügung stellte. Die Wiederbelebung eines prägenden<br />
Stadtteils ist bravourös gelungen, leistbares Wohnen durch niedrige<br />
Betriebskosten gesichert, und die Mieter sind hoch zufrieden.<br />
Zeitgemäßer Wohnbau ergänzt stimmig<br />
die alten Backsteinfassaden, angenehme<br />
Freibereiche finden sich in begrünten<br />
Höfen mit Fußwegen.<br />
Zanklhof ‹ 17
18 › <strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong>
eton<br />
zum Wohl<br />
fuhlen<br />
Firmenzentrale Trepka › Ober-Grafendorf<br />
Firmenzentrale Trepka ‹ 19<br />
OBER-GRAFENDORF<br />
Die Firmenzentrale der Alfred Trepka GmbH in Ober-Grafendorf in der<br />
Nähe von St. Pölten bot zu wenig Platz. Eine Erweiterung war nicht mehr<br />
möglich und die alte Bausubstanz war in die Jahre gekommen. Trepka ist<br />
als Bauunternehmen bekannt, das Betonfertigteile herstellt. Das Familienunternehmen<br />
beschloss den Bau eines innovativen Hauptsitzes, der die<br />
firmen eigenen Fähigkeiten umfassend repräsentiert. Ergebnis ist ein<br />
freundlicher Bau, der den Baustoff Beton gekonnt und vielfältig einsetzt.<br />
Das ist naheliegend, kam er doch aus dem eigenen Werk.
Bauherren<br />
› Bmstr. Ing. Josef und Ing. Maria Wieder,<br />
Ober-Grafendorf (A)<br />
Planung – Architektur<br />
› Bmstr. Winfried Schmelz, MAS,<br />
› Bauatelier Schmelz und Partner,<br />
Wösendorf<br />
Fachplanung Statik<br />
› DI Kurt Schuh, Ziviltechniker GmbH, Wien<br />
Fachplanung Haustechnik<br />
› BPS Engineering, Wien (A)<br />
Bauausführung<br />
› Alfred Trepka GmbH, Ober-Grafendorf<br />
Planung<br />
› Oktober 2005 bis Juni 2007<br />
Bau<br />
› Juli 2007 bis August 2008<br />
Beton in all seinen Facetten<br />
Die Alfred Trepka GmbH ist ein wachsender Familienbetrieb in dritter<br />
Generation, dessen Hoch- und Tiefbauaufträge von Gewerbe-, Industrie-,<br />
Hallen- und Wohnbauten bis Sonderfertigteilen reichen. Das neue Bürogebäude<br />
sollte als Zeichen für die ständige Weiterentwicklung stehen und den<br />
Baustoff Beton technisch und ästhetisch hochwertig angewandt zeigen.<br />
Nicht ein repräsentatives Gebäude stand im Vordergrund der Überlegungen,<br />
sondern ein lebenswerter Raum und Arbeitsplatz. Ergonomische,<br />
soziale und funktionale Aspekte sollten in die Planung einbezogen werden<br />
und zu Komfort und Gesundheit der Mitarbeiter beitragen. Und man wollte<br />
auf alle Fälle den Energiebedarf nach den neuesten technischen Er-
ungenschaften optimal durch erneuerbare Energiequellen decken.<br />
Die sorgfältige Planung nahm mehr Zeit als die Errichtung in Anspruch.<br />
Im August 2008 konnte nach einjähriger Bauzeit das lichtdurchflutete<br />
Firmengebäude bezogen werden. Die Büros reihen sich an drei Seiten<br />
um die verglaste Atriumhalle, dem leicht und transparent wirkenden Herzstück<br />
des dreigeschoßigen Gebäudes. Dank minimal ausgeführter Stahlkonstruktion<br />
der Glasfassade ist die Halle großzügige Eingangszone sowie<br />
offener Begegnungs- und Aufenthaltsort für die Mitarbeiter. Hier finden<br />
sich ästhetisch ansprechende Zitate aus Fertigbeton. Ob Empfangspult,<br />
Trinkwasserbrunnen oder die Skulptur „der Denker“, sie demonstrieren<br />
die gestalterische Vielfalt des Materials in Form, Farbe und Oberfläche.<br />
Firmenzentrale Trepka ‹ 21<br />
Beton aus dem eigenen Werk<br />
dominiert den Bürobau in all seiner<br />
Vielfalt: ob als schützende Fassade<br />
aus vorfabrizierten Betonteilen (links)<br />
oder als ein auf das Wesentliche<br />
reduzierter Waschtisch (ganz rechts).<br />
Treppen, Stege und Galerien führen<br />
abwechslungsreich in helle, freundliche<br />
Büroräume (Mitte).<br />
Energie aus Brunnenwasser<br />
Die Büroräume aus vorgefertigtem Stahlbeton sind zum Atrium hin verglast,<br />
bieten Aus- und Durchblicke und nutzen das Tageslicht der Halle.<br />
Wo sonst dunkle Raumzonen wären, präsentieren sich helle Arbeitsplätze.<br />
Zum Atrium hin erschließen breite Galerien und Treppen die Stockwerke,<br />
die die Kommunikation unter den Mitarbeitern fördern. Ein Aufzug aus<br />
gefärbtem Beton führt barrierefrei in alle Etagen. Weitere farbige Akzente<br />
wie grüne Türblätter und warme Materialien in den Arbeitsbereichen<br />
schaffen wohnliche Atmosphäre. Die Überlegungen im Vorfeld haben sich<br />
ausgezahlt. Die Mitarbeiter schätzen nach kurzer Gebäudenutzung die<br />
offenen und funktionalen Grundrisse.
22 › <strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong><br />
Das Stehpult aus rohem Beton verkörpert schlichte Eleganz im Arbeitsalltag (oben).<br />
Die verglaste Atriumhalle ist Eingangszone und Begegnungsort (rechts).<br />
Für das Bürohaus kam ein Energiekonzept zum Einsatz, das die gesamte<br />
Heiz- und Kühlenergie aus dem Brunnenwasser holt. Nachdem Wärmetauscher<br />
und Wärmepumpen dem Wasser die notwendige Wärme entzogen<br />
haben, rinnt es in einem Schluckbrunnen wieder zum Grundwasser. Im<br />
Winterbetrieb wird über die so genannte Bauteilaktivierung im Stahlbetontragwerk<br />
geheizt, im Sommerbetrieb auf gleiche Weise gekühlt. Eigens für<br />
diesen Zweck wurden neuartige Fertigteil-Deckenelemente entwickelt. Um<br />
die Arbeitsplätze hygienisch einwandfrei zu belüften, ist die mechanische<br />
Lüftung mit einer Filteranlage versehen. Ein Wärmetauscher minimiert die<br />
Lüftungsverluste, indem er der Abluft die Wärme entzieht und damit die<br />
Zuluft wärmt. Doch nicht nur das Raumklima, auch ausreichend einfallendes<br />
Tageslicht, ein durchdachtes Beschattungs- und Beleuchtungskonzept<br />
sowie eine ausgeklügelte EDV- und Stromversorgung in den Doppelböden<br />
gehören zu den Komfortfaktoren am Arbeitsplatz. So kommen Energiesparlampen<br />
effizient durch eine Lichtsteuerung zum Einsatz.<br />
Heizen und Kühlen durch Bauteilaktivierung<br />
Unter dem Schlagwort Bauteilaktivierung wird langlebiger Beton mit seiner<br />
hohen Dichte als Wärmespeicher genutzt und das Gebäude über Heizregister<br />
in den Fertigteilelementen beheizt und gekühlt. Hier aktivierte man<br />
rund 2.038 m² Bauteilfläche, in die fast 12.000 Laufmeter Rohrleitung<br />
eingebracht wurden. Die Fassadenverkleidung des Bürotrakts besteht aus<br />
Sandwichelementen mit integrierter Wärmedämmung. Die Fassadenseite<br />
der Betonelemente ist zweifach abgesäuert und hydrophobiert, um sie
Fläche und Volumen<br />
› Geschoße 3, Keller<br />
› Bruttogebäudevolumen 8.245 m 3<br />
› beheiztes Volumen 6.150 m 3<br />
› Nettonutzfläche 1.680 m 2<br />
› Energiebezugsfläche 2.300 m 2<br />
Baukosten<br />
› Bausumme (exkl. MwSt.) 2.500.000 ¤<br />
› Baukosten pro m 2 1.490 ¤/m 2<br />
› Baukosten pro m 3 300 ¤/m 3<br />
Energie<br />
› Heizwärmebedarf 23 kWh/m 2 a<br />
› Kühlbedarf 31 kWh/m 2 a<br />
› Endenergiebedarf 1 7 kWh/m 2 a<br />
› Primärenergiebedarf 1 15 kWh/m 2 a<br />
› CO 2 -Emissionen (GWP) 1 1 kg CO 2 /m 2 a<br />
1 beinhaltet sind Heizung, Warmwasser, Raumlüftungstechnik und Beleuchtung.<br />
Firmenzentrale Trepka ‹ 23<br />
gegen Verwitterung und Verschmutzung unempfindlich auszustatten. Der<br />
Vorfabrikationsgrad an der Konstruktion liegt bei beachtlichen 74 Prozent.<br />
Die Kosten für die Planung und die Errichtung des Bürogebäudes lagen im<br />
Bereich eines vergleichbaren konventionellen Büroneubaus. Der Mehraufwand<br />
für Planung und Entwicklung neuer Bauteile konnte durch die<br />
Produktion im eigenen Werk erheblich reduziert werden.<br />
Die Bauherren finanzierten den Neubau großteils privat. Das Land Niederösterreich<br />
gewährte eine Förderung für die haustechnischen Anlagen.<br />
Für ihren besonderen Innovationsgehalt wurde die Firmenzentrale im<br />
Jahr 2008 mit dem zweiten Platz beim Niederösterreichischen Baupreis<br />
prämiert. Die Aufgabe ist geglückt – durch gekonnten Einsatz wurde Beton<br />
zum Wohlfühlfaktor.
24 › <strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong>
Ledigenwohnheim › Krems an der Donau<br />
KREMS AN DER DONAU<br />
Wohnen<br />
am grunen<br />
hof<br />
Ledigenwohnheim ‹ 25<br />
Das Donauhochwasser im August 2002 ging als eine der größten Flutkatastrophen,<br />
die Österreichs Norden jemals heimgesucht hatten, in die<br />
Geschichte ein. Im Gegensatz zu früheren Hochwassern waren diesmal<br />
auch Gebiete wie das Kamp- und das Kremstal in Niederösterreich stark<br />
betroffen. Bereits in der Nacht auf den 8. August schwoll der Kremsfluss<br />
und überflutete mehrere Stadtteile in Krems, darunter auch das am Fluss<br />
gelegene Ledigenwohnheim in der Rechten Kremszeile. Es wurde schwer<br />
beschädigt. Doch bereits 20 Monate später konnten die Bewohner in das<br />
komplett neu und beispielhaft errichtete Wohnheim zurückkehren.
26 › <strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong><br />
Das Wohnheim überzeugt mit südseitigen<br />
Terrassen und Balkonen, die zum<br />
begrünten Innenhof gelegen sind.<br />
Holzvorbauten aus sägerohem<br />
Lärchenholz geben Sichtschutz und<br />
bieten praktischen Stauraum.
Bauherr<br />
› GEDESAG – Gemeinnützige Donau-<br />
Ennstaler Siedlungs-Aktiengesellschaft,<br />
Krems an der Donau<br />
Planung<br />
› Gew. Arch. Bmstr. Ing. Erwin Krammer, MAS,<br />
Architektur Krammer, Krems an der Donau<br />
› in Zusammenarbeit mit:<br />
Arch. DI Renate Hammer, MAS, Wien<br />
Fachplanung Statik<br />
› Salzbauer Schnaubelt ZT GmbH,<br />
Krems an der Donau<br />
Bauausführung<br />
› Schubrig GmbH, Krems an der Donau<br />
Planung<br />
› September 2002 bis März 2003<br />
Bau<br />
› April 2003 bis Juni 2004<br />
Intensive Planung für maßgeschneiderte Entwicklung<br />
Die Bewohner des Ledigenwohnheims sind hauptsächlich alleinstehende<br />
Personen und vereinzelt auch Jugendliche, die kurzfristig eine Unterkunft<br />
benötigen. Nach der Katastrophe reagierte die Eigentümerin, die<br />
gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft GEDESAG, unverzüglich. Nach<br />
eingehender Begutachtung der Bauschäden fasste sie den beherzten<br />
Entschluss, den erheblich zerstörten Altbau aus den Nachkriegsjahren<br />
abzubrechen und an gleicher Stelle einen Neubau zu errichten. Das Land<br />
Niederösterreich half mit Wohnbauförderung, der Wiederaufbau konnte<br />
rasch beginnen.<br />
Die besondere Herausforderung im Planungs- und Bauprozess liegt in der<br />
Einzigartigkeit und maßgeschneiderten Entwicklung jedes Bauvorhabens.<br />
Mit der anspruchsvollen Planung wurde das Planungsbüro Architektur<br />
Krammer aus Krems beauftragt, das in Zusammenarbeit mit der Solar-<br />
Ledigenwohnheim ‹ 27<br />
architektin Renate Hammer, die an der Donau-Universität Krems lehrt,<br />
die Wohnhausanlage neu konzipierte und gestaltete. Es galt, Sicherheitsvorkehrungen<br />
für das Bauen auf hochwassergefährdetem Land gleichermaßen<br />
zu treffen, wie die verschiedenen Nutzungsansprüche der Bewohner<br />
sensibel an einem Ort zusammenzufügen. Zudem war es wichtig, dass<br />
ökologische Ziele den Entwurf bestimmten. Für das Energiekonzept und<br />
die Auslegung der haustechnischen Anlagen griffen die Planer auf ihre<br />
speziellen Kenntnisse in Solararchitektur zurück, die sie postgradual an der<br />
Donau-Universität Krems gewonnen haben.<br />
Urbanes Wohnen im Grünen<br />
Das Ergebnis von einem halben Jahr Planungsarbeit beeindruckt durch<br />
eine erstaunlich einfache Lösung der komplexen Aufgabe. Die Planer<br />
ordneten die Baukörper um einen großzügigen grünen Innenhof. Nicht nur
28 › <strong>Meisterhaft</strong> Nachhaltig Ledigenwohnheim<br />
Ein Stiegenhaus in Stahl und Glas setzt zeitgemäße, exquisite Akzente (oben). Überdachte Laubengänge und<br />
Fluchtstiegen sind dezent und thermisch getrennt vor der Außenwand platziert (rechts).<br />
allein stehende Bewohner schätzen diesen gemeinsam genutzten Hof als<br />
Ort für Kommunikation. Der L-förmige Nordtrakt ist zwei- und der Südtrakt<br />
eingeschoßig gebaut, sodass die Sonne reichlich in den Hof einfallen kann.<br />
Ein verglastes Stiegenhaus aus Stahl setzt exquisite, zeitgemäße Akzente.<br />
Sinnvoll ist die Höherlegung der Gebäude um mehr als einen Meter, um<br />
vor dem Hochwasser besser geschützt zu sein. Auf Keller wurde großteils<br />
verzichtet. Das Stiegenhaus ist mit einer Dichtbetonwanne unterkellert.<br />
Die gesamte Anlage beherbergt 31 Wohneinheiten, davon 28 Wohnungen<br />
zu je knapp 36 m² und 3 Wohnungen zu je 50 m². Alle Wohneinheiten sind<br />
über offene Laubengänge erschlossen. Auch hier treffen sich die Nutzer<br />
täglich. Die Wohnungen im Erdgeschoß weisen Terrassen und kleine<br />
Eigengärten auf, die Wohnungen im Obergeschoß durchwegs Balkone.<br />
Vertikale Holzvorbauten trennen die einzelnen Terrassen und Balkone voneinander<br />
und dienen als Abstellraum im Freien. Städtisches Wohnen mit<br />
Grünraumbezug – die Wohnanlage für Singles weist hohe Lebensqualität<br />
und Annehmlichkeiten im sozialen Miteinander auf.<br />
Ökologische und ökonomische Ausführung<br />
Gekonnt einfach und effizient erweisen sich auch Konstruktionsweise und<br />
Energiekonzept, sodass das Heim drei Monate früher als geplant fertig<br />
gestellt werden konnte. Die Gebäude sind aus Ziegeln massiv gebaut und<br />
mit Vollwärmeschutz gedämmt. Gemeinsam mit entsprechender Wärmeschutzverglasung<br />
fallen die Energieverluste von vornherein gering aus.<br />
Sonnenlicht fällt durch die großflächige Fensterverglasung an den Südseiten<br />
tief nach innen und wird als Wärme gespeichert. Im Sommer hingegen<br />
bilden Dachvorsprünge und Balkone einen wirkungsvollen statischen<br />
Sonnenschutz. Um Wärmebrücken zu vermeiden, sind die Laubengänge<br />
und Balkone vor die Außenwände gestellt. Das Wohnklima der Innenräu-
Fläche und Volumen<br />
› Geschoße 1–2, keine Keller<br />
› Bruttogebäudevolumen 7.552 m 3<br />
› beheiztes Volumen 5.086 m 3<br />
› Wohnnutzfläche 1.286 m 2<br />
› Energiebezugsfläche 1.144 m 2<br />
Baukosten<br />
› Bausumme (exkl. MwSt.) 2.263.000 ¤<br />
› Baukosten pro m 2 1.977 ¤/m 2<br />
› Baukosten pro m 3 300 ¤/m 3<br />
Energie<br />
› Heizwärmebedarf 16 kWh/m 2 a<br />
› Kühlbedarf 0 kWh/m 2 a<br />
› Endenergiebedarf 1 53 kWh/m 2 a<br />
› Primärenergiebedarf 1 77 kWh/m 2 a<br />
› CO 2 -Emissionen (GWP) 1 18 kg CO 2 /m 2 a<br />
1 beinhaltet sind Heizung, Warmwasser und Lüftung<br />
me zeigt sich stabil und behaglich und spricht für sich. Bei der Wahl der<br />
Baustoffe legten die Planer Wert auf regionale Erzeugnisse. Unbehandeltes<br />
Lärchenholz setzten sie zum Beispiel für Fassadenverkleidung und<br />
Terrassenbeläge ein. Die Dachflächen sind extensiv begrünt und speichern<br />
Regenwasser. Zudem wurden auf dem Dach Warmwasserkollektoren installiert.<br />
Den Restenergiebedarf für Raumheizung und Warmwasser deckt<br />
Fernwärme ab. Die Baukosten im Ausmaß von rund 2.000 ¤/m² bewegen<br />
sich im kalkulierten Rahmen.<br />
Das Bauprojekt veranschaulicht deutlich, wie wichtig sorgfältige und<br />
optimal koordinierte Planung im Vorfeld ist. Von ihr hängt maßgeblich der<br />
Erfolg des Wohnheims über den gesamten Lebenszyklus ab. Und einmal<br />
mehr erwies sich ein gut abgestimmtes Zusammenspiel zwischen Auftraggebern,<br />
Planern und Ausführenden als Erfolgsrezept für qualitätsvolles<br />
und termingerechtes Bauen.<br />
Ledigenwohnheim ‹ 29
30 › <strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong>
Wohn<br />
anlage<br />
zum lieben<br />
Passivhauswohnanlage Utendorfgasse › Wien<br />
Passivhauswohnanlage Utendorfgasse ‹ 31<br />
WIEN<br />
Ein Passivhaus umzusetzen, stellt für Auftraggeber, Planer und ausführende<br />
Firmen eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar. Seit<br />
im Jahr 1996 das erste Passivhaus in Österreich errichtet wurde, hat<br />
das Nonplusultra an energiesparender Bauweise sukzessive Anhänger<br />
gefunden, doch überwiegend im Einfamilien- und Doppelwohnhausbereich.<br />
Und erst Ende 2006 konnte in Wien der erste soziale mehrgeschoßige<br />
zertifizierte Passivhauswohnbau fertig gestellt werden. Sieben Büros<br />
unterschiedlicher fachlicher Ausrichtung setzten die hohen Ansprüche bei<br />
vernünftigen Baukosten um.
Die erste soziale Wohnanlage in<br />
Österreich, die in Passivhausbauweise<br />
errichtet wurde, hat Nord-Südorientierte,<br />
bemerkenswert helle<br />
Wohnungen.<br />
Passivwohnbau als Forschungsprojekt<br />
Passivhausstandard bedeutet, dass ein Gebäude oder eine Anlage so energieeffizient<br />
im Betrieb ist, dass auf ein herkömmliches Heizsystem verzichtet<br />
werden kann und der Heizwärmebedarf unter 15 Kilowattstunden pro<br />
Quadratmeter und Jahr liegt. Dieses Ziel sollte die neue Wohnhausanlage in<br />
der Utendorfgasse in Penzing erreichen, mit der das Wiener Bauphysikbüro<br />
Schöberl & Pöll beauftragt wurde. Um dem außergewöhnlichen Anspruch<br />
gerecht zu werden, untersuchte das Büro gemeinsam mit Architekt Franz<br />
Kuzmich und weiteren Büros die Anwendbarkeit der Passivhaustechnologie<br />
im sozialen Wohnbau in einem Forschungsprojekt. Dementsprechend aufwändig<br />
verlief die zweieinhalb Jahre dauernde Planungszeit für das Grund-
Bauherr<br />
› Heimat Österreich gemeinnützige<br />
Wohnungs- und Siedlungsges.m.b.H., Wien<br />
Generalplanung<br />
› Schöberl & Pöll GmbH<br />
Bauphysik und Forschung, Wien<br />
Architektur<br />
› Arch. DI Franz Kuzmich, Wien<br />
Haustechnik<br />
› Technisches Büro DI Steininger, Wien<br />
Bauphysik<br />
› eboek Ingenieurbüro GbR, Wien<br />
Statik<br />
› Werkraum ZT OEG, Wien<br />
Bauunternehmen<br />
› Sandler-Bau Ges.m.b.H, Kilb<br />
Planung<br />
› Oktober 2002 bis März 2005<br />
Bau<br />
› April 2005 bis Oktober 2006<br />
stück an der westlichen Wiener Stadteinfahrt. Entstanden ist eine stattliche<br />
Wohnanlage, die eine für Wien typische Blockrandbebauung offen abschließt<br />
und aus drei fünfgeschoßigen Gebäuden besteht. Von außen weist kaum<br />
etwas auf die besondere Bauweise hin. Je zwei Wohneinheiten werden über<br />
mittig gelegene Stiegenhäuser im Norden erschlossen. Sämtliche Wohnungen<br />
sind Nord-Süd-orientiert und für urbane Verhältnisse bemerkenswert<br />
hell. Zudem sind sie mit Vorgärten im Erdgeschoß, Balkonen und Loggien<br />
in den Obergeschoßen oder Dach terrassen ausgestattet, die die Südfassade<br />
prägen. Der Innenhof besteht aus hellen, halbprivaten Freiräumen und<br />
einem Spielplatz. Die Autos können unter jedem Gebäude in einer Tiefgarage<br />
abgestellt werden.<br />
Passivhauswohnanlage Utendorfgasse ‹ 33<br />
Kaum Mehrkosten für technische Innovation<br />
Die besondere Herausforderung bei der Wohnanlage Utendorfgasse lag in<br />
der Umsetzung des Passivhausstandards bei Einhaltung möglichst geringer<br />
Baukosten. Die Passivhäuser in massiver Stahlbetonbauweise wurden mit<br />
1.052 ¤ pro m² Baukosten auch im Vergleich zu herkömmlichen Wohn bauten<br />
kostengünstig realisiert. Die Gebäudehülle ist thermisch rundum hoch<br />
ge dämmt sowie luftdicht ausgeführt und vermeidet Wärmebrücken kon sequent.<br />
Die Außenwände sind als Wärmedämmverbundsystem ausge führt,<br />
die Decke zur Tiefgarage wie das Dach besonders stark gedämmt. Tragende<br />
Querwände gewähren hohe Nutzerflexibilität und sind außerdem wirtschaftlich.<br />
Solare En er giegewinne erzielen die Südfenster, die von Log gien oder
34 › <strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong><br />
Fläche und Volumen<br />
› Geschoße 5, Keller<br />
› Bruttogebäudevolumen 4.090 m 3 /Haus<br />
› Wohnnutzfläche (förderbar) 1.003 m 2 /Haus<br />
› Energiebezugsfläche 975 m 2 /Haus<br />
Baukosten<br />
› Bausumme (exkl. MwSt.) 3.167.690 ¤<br />
› Baukosten pro m 2 1.052 ¤/m 2<br />
Energie<br />
› Heizwärmebedarf 15 kWh/m 2 a<br />
› Endenergiebedarf 1 48 kWh/m 2 a<br />
› Primärenergiebedarf 1 60 kWh/m 2 a<br />
› CO 2 -Emissionen (GWP) 1 14 kg CO 2 /m 2 a<br />
1 beinhaltet sind Heizung, Warmwasser und Lüftung nach PHPP<br />
außen lie gen der Verschattung vor sommerlicher Überhitzung geschützt werden.<br />
Eigens zertifizierte Fenster mit Holz-Aluminium-Rahmen und dreifachem<br />
Wärme schutz glas sind so dicht, dass auch der Straßenlärm draußen bleibt.<br />
Aus Gr ün den der Brandsicherheit wurden zu den Nachbargebäuden vertikale<br />
Brandschutzriegel ausgeführt. „Die Mehrkosten für den zu sätzlichen Aufwand<br />
für den Passivhausstandard belaufen sich auf 41 ¤ pro m² Wohnfläche und<br />
machen demzufolge weniger als 4 Prozent der Gesamtbaukosten aus“, freut<br />
sich der Generalplaner und Bauphysiker Helmut Schöberl über diesen Erfolg.<br />
Geringe Betriebskosten und Nutzerzufriedenheit<br />
Im Vergleich zu einem Altbau spart die Passivhausanlage bis zu 90 Prozent<br />
des Heizwärmebedarfs ein. Geheizt wird jedes Gebäude mit einem Gas-<br />
brennwertkessel, der einen Pufferspeicher speist. Das Heizwasser gelangt<br />
über hoch isolierte Vor- und Rücklaufleitungen unter der Tiefgaragendecke<br />
zu den Stiegleitungen. Auch das Wärmen von Brauchwasser erfolgt für<br />
jedes Haus zentral über diese Gastherme. Die zentrale Lüftungsanlage ist<br />
auf dem Dach der Gebäude angeordnet und verursacht damit keine zusätzlichen<br />
Flächenverluste in den Wohnungen. Die Raumtemperatur und die<br />
Belüftung sind individuell für jede Wohnung stufenlos regelbar.<br />
Passivhäuser erfordern insbesondere durch die mechanische Lüftungsanlage<br />
ein anderes Nutzerverhalten als herkömmliche Wohngebäude. Die<br />
Bewohner wurden in der Bedienung der Anlagentechnik geschult, ein zur<br />
Verfügung gestelltes Benutzerhandbuch erfreut sich großer Beliebtheit.<br />
Mit der Umsetzung der Anlage wurde nicht nur das ehrgeizige Ziel erreicht,
die ersten zertifizierten sozialen Wohnbauten Österreichs zu bauen, die<br />
allen Passivhauskriterien entsprechen, sondern als erster Massivbau bei der<br />
klima:aktiv-Zertifizierung die Maximalpunktezahl von 1.000 zu erwerben. Im<br />
Rahmen dieses Pilotprojekts konnte aber auch die Bewohnerzufriedenheit<br />
wissenschaftlich ermittelt werden. Die Studie belegte eindeutig, dass sich<br />
eine große Mehrheit von 87 Prozent in den Wohnungen in der Utendorfgasse<br />
sehr wohl fühlt. Dieser Wert übertrifft bei weitem die übliche Bewohnerzufriedenheit<br />
in konventionellen Wohnbauten und sogar Einfamilienhäusern.<br />
Das Projekt an der Utendorfgasse zeigt somit auch einen zukunftsreichen<br />
Weg für bewohnergerechten Wohnbau auf.<br />
Passivhauswohnanlage Utendorfgasse ‹ 35<br />
Vorgärten, Balkone, Loggien und Dachterrassen<br />
runden die Wohnqualität ab und wirken als<br />
Sonnenschutz in der heißen Jahreszeit (links).<br />
Obgleich thermisch rundum hoch gedämmt<br />
und luftdicht ausgeführt, besticht die Fassade mit<br />
gestalterischer Raffinesse (rechts).
36 › <strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong>
PREGARTEN<br />
Wein<br />
kunstvoll<br />
geniessen<br />
Stadtkeller Pregarten › Pregarten<br />
Stadtkeller Pregarten ‹ 37<br />
Wein und Baukultur gelingt seit Jahren eine fruchtvolle Symbiose. Nach<br />
dem Motto „Wein ist nicht Alkohol, Wein ist Kultur“ entstand im Osten und<br />
Südosten Österreichs eine Vielzahl an extravaganten Bauten, die den<br />
Rahmen für optimiertes Produzieren und stilvolles Degustieren bieten<br />
und überregionale Aufmerksamkeit bekommen. Das Weinland Österreich<br />
hat dadurch seinen Wert gesteigert. Der für seine biologische Küche und<br />
wohlschmeckenden Weine bekannte „Stadtkeller Pregarten“ in Oberösterreich<br />
ging seinen eigenen <strong>nachhaltig</strong>en Weg. Ein über 200 Jahre alter<br />
feuchter Eiskeller verwandelte sich durch kompetenten Umbau in ein<br />
nobles Gastronomielokal, das mit einem rundum behaglichen Ambiente<br />
unter Tonnengewölbe aufwartet.
38 › <strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong><br />
Bauherr<br />
› Ing. Josef Singer Bauges.mbH,<br />
Pregarten und Gutau<br />
Planung<br />
› Ing. Michael Haderer, Pregarten<br />
Fachplanung Haustechnik<br />
› LSA Luftsysteme Althuber GmbH,<br />
Katsdorf<br />
Einrichtung<br />
› Wohnraum Eder, Pregarten<br />
Bauausführung<br />
› Ing. Josef Singer Bauges.mbH,<br />
Pregarten (A) und Gutau<br />
Planung<br />
› Dezember 2007 bis April 2008<br />
Bau<br />
› Mai 2008 bis September 2008<br />
Sanieren als Aufgabe der Zukunft<br />
Fast die Hälfte des Energieverbrauchs in Europa wird für Gebäude – von<br />
der Herstellung über den Betrieb bis zur Entsorgung – verbraucht. Umso<br />
notwendiger ist es, den Gebäudebestand durch thermische Sanierung<br />
zu verbessern. Im Gegensatz zum Neubau muss nur ein Bruchteil der<br />
Herstellungsenergie eingesetzt werden. Zudem können recyclebare<br />
Materialien die alten ersetzen, verbessern oder sogar veredeln, wie es<br />
der Stadtkeller anschaulich beweist.<br />
Seit Jahrzehnten lag der feuchte und kalte Gewölberaum aus dem<br />
18. Jahrhundert unter der Erde brach. Früher hatten darin die örtlichen<br />
Gastwirtschaften Eis zum Kühlen der Getränke gelagert. Wer sollte über<br />
Kompetenz und Wagnis verfügen, den Keller aus seinem Dornröschen-
schlaf zu wecken? Der Baumeisterbetrieb Josef Singer aus Pregarten<br />
entwickelte im Jahr 2007 die Idee, die Fachkompetenz seines eigenen<br />
Unternehmens für thermische Sanierung zu erproben und ihn vorbildhaft<br />
in ein exklusives Weinlokal umzubauen. Die Rentabilität stand nicht an<br />
erster Stelle, doch war von Beginn an Bedingung, dass sich der privat finanzierte<br />
Umbau nach spätestens 15 Jahren amortisiert. Für die Planung<br />
wurde die Architektur-Werkstatt Haderer miteinbezogen.<br />
Glasschaumgranulat als alternative Wärmedämmung<br />
Der Entwurfsplan sah vor, die räumlichen Qualitäten des Gewölbekellers<br />
herauszuarbeiten und mit Möbel und Licht kunstvoll zu betonen. Doch<br />
zuerst mussten Mauern und Böden trockengelegt und wärmegedämmt<br />
Der ehemalige Eiskeller wurde technisch<br />
anspruchsvoll und bis ins Detail<br />
gefühlvoll saniert (links). Möbel und<br />
indirekte Beleuchtung setzen den tiefen<br />
Gewölberaum anschaulich in Szene (rechts).<br />
Stadtkeller Pregarten ‹ 39<br />
werden. In einem ersten Schritt grub die Baufirma Singer den alten<br />
Boden ab und befüllte ihn mit Glasschaumgranulat. Das Granulat wird<br />
aus Altglas wiedergewonnen, ist alterungsbeständig, belastbar und<br />
formstabil. Es wird gerne für thermische Sanierung eingesetzt, weil<br />
es Wärme gut dämmt und gegenüber Wasser unempfindlich ist. In die<br />
neu erstellte Fundamentplatte wurde eine Fußbodenheizung eingelegt,<br />
die die Wärme flächig im ganzen Kellerraum verteilt und diesen auf<br />
einer konstanten Temperatur von 18 Grad hält. Der zweite, aufwändige<br />
Schritt wurde nach längerer Überlegung gesetzt: Die gesamte Erde über<br />
dem Kellergewölbe ist wurde entfernt, um auch hier das dämmende<br />
Glasschaumgranulat aufzubringen. Das Schüttmaterial passt sich im<br />
Gegensatz zu Plattenmaterial optimal der Gewölbekrümmung an und
40 › <strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong><br />
Als kontrastreicher, moderner Akzent<br />
rahmt der Nebeneingang den Blick nach<br />
außen (links). Die komplexe Haustechnik<br />
erfüllt Behaglichkeits- und zugleich<br />
ästhetische Ansprüche (rechts).<br />
entlastet es durch sein relativ leichtes Gewicht. Alleine diese Maßnahmen<br />
reduzierten den Heizwärmebedarf gegenüber dem Vorzustand um über<br />
75 Prozent auf 63 kWh/m² pro Jahr. Auf die regionale Wertschöpfung<br />
wurde Wert gelegt, nur ortsansässige Unternehmen wurden beauftragt.<br />
Behaglichkeit unter Tonnengewölbe<br />
Das Haustechnikkonzept sollte den Keller mustergültig wärmen und<br />
belüften. Dazu wurden bewährte, im Betrieb sparsame und kostengünstige<br />
Geräte verwendet. Die Komfortlüftungsanlage gewinnt einen Teil der<br />
Wärme über Alu-Plattenwärmetauscher zurück. Die Restenergie stellt ein<br />
Warmwasserheizregister bei. Damit kann der Raum über das Lüftungs-<br />
gerät zusätzlich individuell beheizt werden. Ferner lassen sich auch<br />
Feuchtigkeits- und CO 2 -Gehalt durch eingebaute Sensoren optimieren.<br />
Sie schützen die Bausubstanz wirksam vor Feuchtschäden und setzen<br />
mehr Luftmenge um, sobald mehr Personen im Lokal sind. Zu- und<br />
Abluft liegen bei diesem Kanalsystem gegenüber, um Querlüftung mit<br />
geringen Luftmengen zu ermöglichen.<br />
Letztlich kam auch die gelungene räumliche Inszenierung des in erdigen<br />
Brauntönen ausgeführten Innenraumes nicht zu kurz. Die Eichentheke<br />
steht wie eine Skulptur längs im Raum. Gemeinsam mit der an der anderen<br />
Wandseite verlaufenden ledernen Sitzbank hebt sie die Raumtiefe<br />
gekonnt hervor. Mittelpunkt ist das Ziegelgewölbe, dessen feine längsge-
Fläche und Volumen<br />
› Geschoße 3, Keller<br />
› Bruttogebäudevolumen 1.741 m 3<br />
› beheiztes Volumen 990 m 3<br />
› Nettonutzfläche 299 m 2<br />
› Energiebezugsfläche 299 m 2<br />
Baukosten<br />
› Bausumme (exkl. MwSt.) 210.000 ¤<br />
› Baukosten pro m 2 702 ¤/m 2<br />
› Baukosten pro m 3 120 ¤/m 3<br />
Energie<br />
› Heizwärmebedarf 63 kWh/m 2 a<br />
› Kühlbedarf 0 kWh/m 2 a<br />
› Endenergiebedarf 1 54 kWh/m 2 a<br />
› Primärenergiebedarf 1 85 kWh/m 2 a<br />
› CO 2 -Emissionen (GWP) 1 11 kg CO 2 /m 2 a<br />
1 beinhaltet sind Heizung, Warmwasser, Kühlung und Lüftung<br />
Stadtkeller Pregarten ‹ 41<br />
richtete Struktur mit indirekten Leuchten glanzvoll in Szene gesetzt wird<br />
und ein edles Schattenspiel ergibt. Der Stadtkeller kann entweder über<br />
Treppen und Aufzug betreten werden, oder über einen abgegrabenen<br />
Eingang an der Stirnseite des Raumes, der vorwiegend transparent aus<br />
Glas und Metall ausgeführt wurde.<br />
Der Stadtkeller ist seit Herbst 2008 mit neuem Leben gefüllt, die Qualität<br />
von Wein und Architektur haben auch hier zueinander gefunden. Die<br />
Baukosten von 120,00 ¤/m 3 liegen im Rahmen. Und die Kunden? Sie<br />
schätzen Geschäftsessen und Besprechungen bei edlen Tropfen in<br />
angenehmem Ambiente.
42 › <strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong>
EFERDING<br />
durch<br />
und durch<br />
alles bio<br />
Biohof Achleitner › Eferding<br />
Biohof Achleitner ‹ 43<br />
Frische, heimische Produkte in lichtdurchflutetem Ambiente unter grünen<br />
Pflanzen einkaufen und aus 5.000 Bioprodukten auswählen – wer will das<br />
nicht genießen? Im 2005 fertig gestellten Biohof Achleitner in Eferding<br />
bei Linz wird nicht nur Einkaufen zum Erlebnis. Der bemerkenswerte Bau<br />
erhielt den Preis „Klimapionier des Landes Oberösterreich“ und zudem die<br />
Auszeichnung als Klimabündnisbetrieb und den Österreichischen Solarpreis<br />
von Eurosolar Austria. Die innovativen Unternehmensideen spiegeln<br />
sich beispielhaft in der Umsetzung wider.
Bauherr<br />
› Günter Achleitner GmbH, Eferding<br />
Planung – Projektmanagement<br />
› EBP, Bmstr. Ing. Eduard B. Preisack, MAS, MSc, Perg<br />
Planung – Architektur<br />
› architekturplus, Brixen (I)<br />
Fachplanung Haustechnik<br />
› Vis.-Prof. DI Patrick Jung, Köln (D)<br />
Bauausführung<br />
› Alpine-Mayreder Bauges.mbH., Linz<br />
› Josef Glöckel GmbH, Ober-Grafendorf<br />
Wissenschaftliche Begleitung<br />
› Donau-Universität Krems<br />
› Fachhochschule Wels<br />
› Universität Tübingen (D)<br />
Planung<br />
› ab Jänner 2004<br />
Bau<br />
› September 2004 bis April 2005<br />
Engagierte Bauherren<br />
Der Biohof Achleitner liegt im Eferdinger Becken inmitten einer fruchtbaren<br />
Auenlandschaft, die für den Anbau von Feldfrüchten und Salaten<br />
bekannt ist. Angefangen hatte die Familie Achleitner auf ihrem eigenen<br />
Bauernhof, den sie bereits 1990 auf biologische Landwirtschaft umstellte.<br />
Als das alte Haus zu klein wurde, wollten sie einen neuen Biohof errichten,<br />
der die umfassende Unternehmensphilosophie „<strong>nachhaltig</strong>es Handeln im<br />
schonenden Umgang mit der Natur“ optimal ausdrückt und ökologische<br />
Baustoffe aus der Region verwendet. Ein Biofrischmarkt, ein Restaurant-<br />
Café und ein Logistikzentrum für das Zustellservice der eigenen Produkte<br />
und den Großhandel sollten darin Platz finden. Engagierte Bauherren<br />
wissen um ihre Verantwortung für Baukultur Bescheid. Sie beauftragen
ewährte Fachleute, die mit ihnen Projektziele klar definieren, das geeignete<br />
Pla nungs team auswählen und den Prozess fachlich begleiten. Familie Achleitner<br />
betraute Baumeister Eduard B. Preisack aus Perg mit dem Projektmanage<br />
ments. Er hatte an der Donau-Universität Krems studiert und holte<br />
ehemalige Vortragende und Studierende in das Projektteam. So übernahm<br />
die Architekturplanung das Büro Architekturplus aus Brixen. Und Universitäten<br />
wie Tübingen aus Deutschland, die Donau-Universität Krems und die<br />
Fachhochschule Wels begleiteten das Projekt in Teilen wissenschaftlich.<br />
Bio-Baumaterialien aus eigenem Anbau<br />
Gestalterisches Ergebnis ist ein kompaktes energiesparendes Gebäude in<br />
Holzbauweise, das sich nach innen hofartig entfaltet. Unter der Glas-<br />
Ausgezeichnet als Klimapionier des<br />
Landes Oberösterreich wurde die<br />
ansprechende Passivhausanlage aus<br />
ökologischen Baumaterialien aus dem<br />
eigenen Anbau oder der Region gebaut.<br />
Viel Tageslicht fällt durch Glasbänder<br />
in der Holzdecke und bestrahlt die<br />
Innenräume attraktiv.<br />
Biohof Achleitner ‹ 45<br />
halle finden sich helle, fließend ineinander gehende Räume, die ausgiebig<br />
professionell bepflanzt sind. Dort wird Verweilen im Laden und im<br />
Café-Restaurant unter tropischen Pflanzen zum Genuss. Im ersten Stock<br />
sind die Büroräume gemäß den Unternehmenswerten „kreative Kraft<br />
durch menschliche Gemeinschaft“ offen angeordnet. Die anschließende<br />
voluminöse Holzhalle dient zur Aufbereitung der biologischen Waren für<br />
den Großhandel, insbesondere zum Versenden der „Bio-Kiste“.<br />
Baumaterialien aus dem eigenen Anbau – wie Holz, Lehm und Stroh –<br />
wurden so oft wie möglich verwendet. Die Halle und der Bürotrakt sind<br />
vorfabrizierte Holzriegel- und Holzskelettbauten. Um dem Kunden den<br />
Einsatz von Strohdämmung für die Halle zu zeigen, wurde die formgebende<br />
Haupteingangswand außen vollflächig verglast. Das Dach ist
46 › <strong>Meisterhaft</strong> <strong>nachhaltig</strong><br />
Die großflächigen Südverglasungen<br />
erzielen im Winter einen<br />
erheblichen direkten solaren Gewinn,<br />
im Sommer beschattet die<br />
Photovoltaikanlage am Dach.<br />
teilweise als Gründach ausgeführt, das Regenwasser speichert sowie<br />
verdunsten lässt und damit natürlich reguliert.<br />
Passivhaus-Standard<br />
Diese und eine Reihe von weiteren Maßnahmen halfen, den neuen Biohof<br />
als Passivhaus auszuführen. Ein Konzept zur Nutzung des Tageslichtes<br />
leuchtet die Räume trefflich aus und spart Kunstlicht. Die großflächigen<br />
Südverglasungen erzielen im Winterhalbjahr einen erheblichen direkten<br />
solaren Gewinn. Die am Hallendach montierte netzgekoppelte Photovoltaikanlage<br />
schützt einerseits als Beschattung vor Überhitzung der Innenräume<br />
im Sommer und versorgt andererseits die haustechnische Anlage<br />
mit Energie. Ferner heizen am Dach installierte Warmwasserkollektoren<br />
Innenräume und Brauchwasser gemeinsam mit einer Tiefenbrunnen-<br />
Erdsonde, die an eine Wärmepumpe gekoppelt ist. Und die mechanische<br />
Lüftungsanlage gewinnt Wärme zurück. Ihr ist ein groß dimensioniertes<br />
Erdwärmeregister vorgeschaltet, das die Frischluft vorwärmt.<br />
In der wissenschaftlichen Messuntersuchung konnten die vorteilhaften<br />
Einflüsse der Innenraumbepflanzung auf die Temperatur- und Feuchtigkeitsregulierung<br />
des Innenraums erfasst werden. Zudem bestätigte eine<br />
wissenschaftliche Befragung, dass sich die subjektiv empfundene Behaglichkeit<br />
von Mitarbeitern und Kunden erhöhte. Allerdings beträgt der<br />
dafür notwendige wöchentliche Pflegeaufwand acht bis zehn Stunden für
das gesamte Gebäude. Und noch eine wissenschaftliche Begleitung fand<br />
statt. Die Fachhochschule Wels erfasste fächerübergreifend den Primärenergieinhalt<br />
der verwendeten Baustoffe – eine wichtige Kenngröße für<br />
den Klimaschutz, der im Energieausweis noch fehlt.<br />
Während des gesamten Projektverlaufs überwachte Baumeister Preisack<br />
konsequent die Qualitäts-, Quantitäts-, Termin- und Kostenziele, griff<br />
nötigenfalls korrigierend ein und war Berichterstatter beim Auftraggeber.<br />
Der bemerkenswerte Bau wurde termingerecht fertig gestellt und die<br />
veranschlagten Kosten wurden eingehalten. Dem ganzen Planungsteam<br />
sei Dank, dass der großteils privat finanzierte Bau ein Teil der<br />
Unternehmens philosophie wurde – biologischer Landbau eben.<br />
Fläche und Volumen<br />
› Geschoße Büro 2, Halle 1<br />
› Bruttogebäudevolumen 17.600 m 3<br />
› beheiztes Volumen 14.100 m 3<br />
› Nettonutzfläche 3.300 m 2<br />
› Energiebezugsfläche 3.740 m 2<br />
Baukosten<br />
› Bausumme (exkl. MwSt.) 6.412.000 ¤<br />
› Baukosten pro m 2 1.715 ¤/m 2<br />
› Baukosten pro m 3 364 ¤ /m 3<br />
Energie 1<br />
› Heizwärmebedarf 10 kWh/m 2 a<br />
› Kühlbedarf 27 kWh/m 2 a<br />
› Endenergiebedarf 2 43 kWh/m 2 a<br />
› Primärenergiebedarf 2 22 kWh/m 2 a<br />
› CO 2 -Emissionen (GWP) 2 5 kg CO 2 /m 2 a<br />
1 Verwaltungstrakt, 2 Heizung, Kühlung
impressum<br />
› Bundesinnung Bau<br />
Schaumburgergasse 20/8, 1040 Wien<br />
Tel.: +43 (0)1 718 37 37, Fax: +43 (0)1 718 37 37 22<br />
www.bau.or.at, office@bau.or.at<br />
Kontakt: DI Robert Rosenberger, rosenberger@bau.or.at<br />
› Donau-Universität Krems<br />
Department für Bauen und Umwelt<br />
Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30, A-3500 Krems<br />
www.donau-uni.ac.at<br />
› Konzept & Gestaltung:<br />
Starmühler Agentur & Verlag, www.starmuehler.at<br />
Grafik: Mag. Christine Starmühler, Barbara Kaiser<br />
› Fotos:<br />
jakartig, EBP, Leitner Planung & Bauaufsicht GmbH,<br />
ATRIUM Warger & Fink GmbH, Ing. Josef Singer<br />
Baugesellschaft mbH., Bruno Klomfar, Schöberl & Pöll GmbH,<br />
Alfred Trepka GmbH, Andreas Buchberger
Bezugsquelle:<br />
› www.bau.or.at<br />
› Service GmbH der WKÖ<br />
Tel.: 05 90 900–5050<br />
Fax: 05 90 900–236<br />
E-Mail: mservice@wko.at<br />
meister<br />
haft<br />
nach<br />
haltig