4. ABONNEMENTKONZERT ARCHITEKTUR 10/11 - Münchener ...
4. ABONNEMENTKONZERT ARCHITEKTUR 10/11 - Münchener ...
4. ABONNEMENTKONZERT ARCHITEKTUR 10/11 - Münchener ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Dabei ist es ein militärische Assoziationen weckendes<br />
rhythmisches Element, das die lockere Folge überwiegend<br />
kantabler Gestalten zur zwingenden Einheit verbindet:<br />
Die trockenen fünf Paukenschläge des ersten Beginns etablieren<br />
den Puls, dessen unnachgiebiges Pochen fast ununterbrochen<br />
durchs Orchester wandert. Er grundiert die Themen,<br />
leitet übergänge ein und hält, mitunter leicht abgewandelt,<br />
die Bewegung aufrecht. In der Durchführung wird er geradezu<br />
übermächtig. Während die Solovioline mit einer selbstvergessenen<br />
g-Moll-Melodie ein ganz neues Thema einzuführen<br />
scheint, skandieren Hörner und Fagotte, später Trompeten<br />
und Pauke ihren mahnenden Rhythmus, der die Entwicklung<br />
unausweichlich in die lärmende Reprise treibt. Hier erst werden<br />
die fünf Schläge vom Tutti des ganzen Orchesters herausgeschleudert<br />
und damit verspätet zum eigentlichen ›Hauptthema‹<br />
des Satzes erklärt.<br />
Während Beethoven mit dem ausladenden ›Allegro<br />
ma non troppo‹ des Violinkonzerts ein lehrbuchbeispiel seines<br />
architektonischen Vermögens liefert, greift er in den beiden<br />
Folgesätzen auf konventionellere Gestaltungsmittel<br />
zurück. Das ›larghetto‹ nimmt das variative Modell der beiden<br />
frühen Violinromanzen wieder auf. Vier Mal hintereinander<br />
ist das sanfte auftaktige Thema zu hören, doch jedes Mal<br />
ist sein Klangcharakter ein völlig anderer. Besonders reizvoll<br />
ist die Verbindung des solistischen Fagotts mit den delikaten<br />
Umspielungen der Violine in hoher lage. Die Kantilene<br />
des Mittelteils, einer der glücklichsten Einfälle des mittleren<br />
Beethoven, gehört der Geige ganz allein. Auch im Rondo steht<br />
das Solo instrument unangefochten im Vordergrund. Der Satz<br />
im 6/8-Takt lehnt sich an den Typus der besten Mozartschen<br />
Rondos an. Der aufgekratzten Munterkeit der Ritornelle steht<br />
in der Mitte des Satzes eine friedliche g-Moll-Episode gegenüber.<br />
Nach der Kadenz überrascht Beethoven mit einer kecken<br />
Ausweichung nach As-Dur, bevor er leicht und spielerisch auf<br />
die Zielgerade einbiegt.<br />
Anselm cybinski<br />
19