Mind-Mag 142

Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa. Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.

07.06.2021 Aufrufe

Juni 2021 Der 0,1-Prozent-Club Studie über höchstbegabte Erwachsene Waldbaden Mit Shinrin Yoku Abstand vom Alltag gewinnen MAGAZIN 142 Mitglieder- Versammlung • Wahlergebnisse • alle Beschlüsse • das Technikteam • Stellungnahmen, Kommentare • der neue Vorstand im Interview Sommer-Rätsel Sudoku auf fünf Extra-Seiten Blick über die Grenzen Mensa in Spanien und Frankreich BORE-OUT Die ganz große Langeweile

Juni 2021<br />

Der 0,1-Prozent-Club<br />

Studie über<br />

höchstbegabte<br />

Erwachsene<br />

Waldbaden<br />

Mit Shinrin Yoku<br />

Abstand vom<br />

Alltag gewinnen<br />

MAGAZIN <strong>142</strong><br />

Mitglieder-<br />

Versammlung<br />

• Wahlergebnisse<br />

• alle Beschlüsse<br />

• das Technikteam<br />

• Stellungnahmen,<br />

Kommentare<br />

• der neue Vorstand<br />

im Interview<br />

Sommer-Rätsel<br />

Sudoku auf fünf<br />

Extra-Seiten<br />

Blick über die Grenzen<br />

Mensa in<br />

Spanien und<br />

Frankreich<br />

BORE-OUT<br />

Die ganz große Langeweile


Anzeige<br />

Ok, so ein paar Klaviere stehen<br />

hier immer noch rum. Genau<br />

genommen haben wir sogar<br />

noch ein paar dazu gestellt.<br />

Ich weiß gar nicht warum, aber<br />

irgendwie träume ich in letzter<br />

Zeit verstärkt von e-Kurven.<br />

Vielleicht war das der Grund,<br />

warum unser neuer 5-Jahres-<br />

Plan so geworden ist, wie er<br />

geworden ist.<br />

„Ambitioniert“ …<br />

Auf der Suche nach<br />

netten Overachievern<br />

Wo steht das<br />

Klavier, und<br />

was soll ich<br />

in die andere<br />

Hand nehmen?<br />

… war einer der trockenen Kommentare<br />

aus dem Team, als der<br />

Entwurf für den Plan vorgestellt<br />

wurde. Aber nachdem die kurze<br />

Phase der Schnappatmung<br />

vorbei war, kam der sportliche<br />

Ehrgeiz durch. „Versuchen wir<br />

doch mal, diesen Plan von der<br />

fünfzigtausend-Fuß-Ebene etwas<br />

weiter herunter zu holen. Unter<br />

der – natürlich völlig hypothetischen<br />

– Annahme, dass diese<br />

Zahlen machbar seien, was<br />

bräuchten wir denn dafür?“<br />

Einige Runden später …<br />

… ist der Plan schon merkbar<br />

weiter ausgearbeitet. Die<br />

7-Tage-Inzidenz der neu identifizierten<br />

Aufgaben steigt dabei<br />

rasant. Während sie im Vertrieb<br />

mittlerweile bei etwa 150 liegt,<br />

ist Marketing bereits bei 275,<br />

und die Software Entwicklung<br />

kommt schon deutlich über<br />

400. Schon kommt das böse<br />

Wort vom Brücken-Lockdown<br />

für den Backlog mindestens<br />

bis zum Sommer auf. Unsere<br />

Versuche, die Entwickler per<br />

Polymerase-Chain-Reaction<br />

zu vervielfältigen, sind leider<br />

genauso gescheitert wie die,<br />

durch mRNA-Injektion in den<br />

Vertriebschef erfahrene Accountmanager<br />

zu züchten. Tja, und<br />

daher stehen sie jetzt hier, die<br />

zusätzlichen Klaviere.<br />

Wir suchen also immer noch …<br />

… Full-Stack-Programmer und<br />

(Junior) Salesmanager (m/w/d).<br />

Oder, wie letztes Mal schon geschrieben,<br />

die Neos und Harley<br />

Quinns da draußen, egal ob in<br />

der deutschen, britischen oder<br />

brasilianischen Variante. Welche<br />

Positionen gerade genau offen<br />

sind, seht Ihr auf unserer Webseite.<br />

Was zeichnet Dich aus?<br />

Dummerweise befindet sich<br />

die Digitalisierung gerade auf<br />

Steroiden, und die gute alte<br />

Customer Journey ist auch nicht<br />

mehr wie damals, als Herr Kaiser<br />

noch auf ein Käffchen vorbei<br />

kam. Daher steht am Anfang<br />

auch was von „Overachievern<br />

gesucht“. Wo Du bist, ist vorne.<br />

Du bist Selbststarter, hoch<br />

motiviert, willst erfolgreich sein,<br />

täglich dazu lernen und etwas<br />

bewegen. Du hast eine freundliche<br />

Persönlichkeit, kannst aktiv<br />

zuhören, präsentierst überzeugend<br />

und selbstbewusst und<br />

fühlst Dich auch in Verhandlungen<br />

sicher – und das in sehr<br />

gutem Deutsch und Englisch.<br />

Bzw. hervorragendem C#, SQL<br />

und JSON, je nach Position.<br />

Was bieten wir?<br />

Ein richtig gutes Team, mit dem<br />

Du Dich im Markt nicht zu verstecken<br />

brauchst. Ein Team, das<br />

Dich machen, aber nicht alleine<br />

lässt. In dem alle auch unter gelegentlich<br />

hohem Stress noch<br />

über sich selbst und mit anderen<br />

lachen können. Ein Team,<br />

das Erfolge will und feiert.<br />

Gründliche Einarbeitung in unsere<br />

Software und die bei uns<br />

wichtigen, fachlichen Themen.<br />

Kontinuierliches Coaching und<br />

fachliche Unterstützung durch<br />

die Kollegen. Ständige Mutation,<br />

äh, Weiterentwicklung.<br />

Last not least – einen sicheren<br />

Arbeitsplatz mit sehr guten Verdienst-<br />

und Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Wahlweise in unserem<br />

schönen Büro in Hamburgs<br />

Norden, im Home Office oder<br />

beides.<br />

Wenn Du jetzt denkst:<br />

„Klingt spannend, wo steht ...?“,<br />

dann guck auf unsere Webseite.<br />

Wenn Dich unsere Werte auch<br />

nicht abschrecken, dann sollten<br />

wir vielleicht mal reden.<br />

Wolfram Koller<br />

CEO Systrion AG<br />

www.systrion.com


EDITORIAL<br />

ERWIN KLEIN<br />

Frische Luft<br />

„Die Wirklichkeit ist viel banaler: Die Redaktion veröffentlicht, was sie interessant<br />

und/oder unterhaltsam findet.“<br />

V<br />

on Zeit zu Zeit ist es ganz angebracht, sich<br />

über das eigene Selbstverständnis ein<br />

paar Gedanken zu machen. Auch, weil man bei<br />

der Arbeit am <strong>Mag</strong> den merkwürdigsten Vorstellungen<br />

begegnet.<br />

Da gibt es Ms, die meinen, in ihrem Mitgliedsbeitrag<br />

sei ein Recht auf Veröffentlichung<br />

ihrer Gedankenwelt enthalten. Andere<br />

glauben, dass Leserbriefe automatisch und ungekürzt<br />

gedruckt würden.<br />

Auch die Ansicht, dass der Vorstand als eine<br />

Art Aufpasser über der Redaktion schwebt und<br />

Themen und Texte vorgibt, ist erstaunlich weit<br />

verbreitet.<br />

Die Wirklichkeit ist viel banaler: Die Redaktion<br />

veröffentlicht, was sie interessant und/<br />

oder unterhaltsam findet und lässt sich dabei<br />

(fast) nicht reinreden. Dabei geht es nicht<br />

nur harmonisch zu: Diskussion<br />

und Auseinandersetzung<br />

gehören zum<br />

Geschäft, und nicht alles<br />

wird am Ende basisdemokratisch<br />

entschieden.<br />

Aber es wird in der<br />

Redaktion entschieden<br />

und nicht von außen bestimmt.<br />

Natürlich sind wir nicht<br />

unabhängig, das MinD-<br />

<strong>Mag</strong> ist ja Vereinsorgan.<br />

Deswegen gibt es das Vorstands-Vorwort,<br />

deswegen<br />

wird das fertige <strong>Mag</strong>, bevor<br />

es in Druck geht, allen<br />

Vorstandsmitgliedern zur<br />

Freigabe vorgelegt.<br />

Chefredakteur Erwin Klein und WiFo-Koordinatorin<br />

Tanja Gabriele Baudson bei Bauer Beez im landwirtschaftlichen<br />

Einsatz. Foto: Claus Martin<br />

Und − plaudern wir mal aus dem Nähkästchen<br />

− sehr selten gibt es dabei nennenswerte<br />

Änderungswünsche. Es gilt im Zweifel der<br />

wunderbare Satz von Ex-Vorstand Martin<br />

Weiß: „Wir haben euch eingesetzt, jetzt lassen<br />

wir euch auch mal machen.“ (Dafür bin ich ihm<br />

bei jeder Ausgabe neu dankbar).<br />

Pressefreiheit − um ein großes Wort zu benutzen<br />

− heißt zunächst, dass eine Redaktion<br />

eigenverantwortlich arbeitet. Natürlich sind<br />

wir beeinflussbar: Mit guten Vorschlägen, guten<br />

Argumenten, guten Texten und guter Schokolade<br />

kann man einiges erreichen. Auch der<br />

uralte Journalistensatz „Wer schreibt, der<br />

bleibt“ gilt weiter. Denn: Mitmachen kann erstmal<br />

jede und jeder, und erfreulicherweise nutzen<br />

immer wieder neue Ms diese Chance.<br />

Wir veröffentlichen nicht: Sexistische, rassistische,<br />

ausgrenzende, langweilige<br />

Texte. Auch nicht im<br />

Namen eines angeblich inspirierenden<br />

intellektuellen<br />

Austauschs. Wir bleiben<br />

skeptisch bei Wahrheitsverkündern<br />

und Menschheitsbeglückern.<br />

Auch schlecht gelaunte<br />

Besserwisser mit aggressiv<br />

vorgetragenen Botschaften<br />

kommen nicht gut<br />

an.<br />

Dagegen schätzen wir unter<br />

anderem Bodenständigkeit,<br />

Bewegung an frischer<br />

Luft und Freundlichkeit. So<br />

macht uns − wie auf nebenstehendem<br />

Foto − auch das<br />

Ausmisten Spaß.<br />

mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 3


INHALT<br />

MAGAZIN <strong>142</strong><br />

Editorial<br />

Frische Luft<br />

Über das Selbstverständnis der<br />

<strong>Mag</strong>-Redaktion und das Ausmisten 3<br />

Schwarzes Brett<br />

Balance – der Mensa-Fotowettbewerb 2021 5<br />

Häkchen setzen! 5<br />

Terminkalender 5<br />

M-Dokumentation im ZDF 6<br />

Juniors Camps 6<br />

Kontaktanzeigen 6<br />

Der M von nebenan<br />

„Ich bin Unternehmer aus Leidenschaft“<br />

Ein Visionär spricht Klartext 8<br />

Sudoku26<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

Der 0,1-Prozent-Club<br />

Eine Studie zum Erleben und Verhalten höchstbegabter<br />

Erwachsener27<br />

Prismenfernglas<br />

Chemische Etymologie<br />

Auch ein Mensaner-Name lebt fort 31<br />

Summen & Brummen<br />

Mal eben eingestellt: 10.000 neue Mitarbeiter<br />

Der lange Weg zum Hobby-Imker32<br />

Sudoku35<br />

Bore-Out<br />

Montagsmeeting – das große Gähnen<br />

Der folgende Text ist lang, die Meetings<br />

waren es auch14<br />

Börse & Spekulation<br />

Börsenspekulation mit IQ –<br />

gibt es das ganz sichere System?<br />

Folge 1: Rentenpapiere, Aktienkurse und Zinsen36<br />

Gefangen in der Hölle der Langeweile<br />

Analysen und Empfehlungen der Wissenschaft18<br />

Rätsel<br />

Sudoku<br />

Reichlich Stoff für den Sommer 21<br />

Das besondere Event<br />

Ich gehʼ dann mal zum Waldbaden …<br />

Mit Shinrin Yoku Abstand vom Alltag gewinnen22<br />

Unprominente Prominente<br />

Ein Gerät für waghalsige junge Leute<br />

Karl von Drais, Erfinder des Ur-Fahrrads40<br />

Filmkunst<br />

And the Oscar goes to …<br />

Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten<br />

für Besserwisser42<br />

Sudoku44<br />

Blick über den Tellerrand<br />

Neue Zeitschrift und runde Tische<br />

Mensa in Frankreich und Spanien24<br />

Rätsel<br />

Berührungsrundwege<br />

Rätselform 2009 von Nils Miehe erfunden45<br />

Information46<br />

Vorstand, Impressum49<br />

Scheer Ware<br />

Osterstammtisch im Jahr 1 nach Corona<br />

Oder: (K)eine neue Zeitrechnung beginnt50<br />

4 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021<br />

Titelfoto: Carsten Krauss<br />

Model: Tina Zejewski


Schwarzes Brett<br />

Mit Fußball-Fans zum Zoobesuch<br />

Neue SIGs bei MinD und MInt.<br />

Unsere frühere Vorsitzende<br />

Tina Acham bleibt Mensaaktiv:<br />

Sie gründete die Zoo-<br />

SIG und wirbt um weitere<br />

Mitglieder. Und dann<br />

erreichte uns noch eine Mail<br />

aus Polen.<br />

W<br />

eltweit gibt es unzählige<br />

Zoos, Tiergärten, Wildgehege<br />

und dergleichen. Viele davon<br />

sind wirklich toll und sehenswert<br />

und am Tierwohl orientiert,<br />

andere entsprechen<br />

leider nicht dem Gedanken artgerechter<br />

Tierhaltung. Die SIG<br />

soll den Austausch über Zoos<br />

ermöglichen, in allen Schattierungen.<br />

Ein Schwerpunkt soll<br />

auf Berichten über Zoos, eigene<br />

Zoobesuche und die Besonderheiten<br />

von Zoos liegen, zum Beispiel<br />

Zoos in Steilhanglage. Ein<br />

Zoo-Ranking wäre ebenfalls ein<br />

spannendes Ziel - wo geht Ihr am<br />

liebsten hin? Wie oft? Welche interessanten<br />

statistischen Daten<br />

gibt es über Zoos? Auch ein Zoo-<br />

Event im Rahmenprogramm<br />

von Jahrestagungen könnte Anliegen<br />

der SIG sein. Wir freuen<br />

uns auf viele tierisch bunte Geschichten<br />

und den einen oder<br />

anderen gemeinsamen Zoobesuch.<br />

zoo-sig@mensa.de<br />

Dear colleagues from<br />

Mensa Germany,<br />

My name is Pawel Dimow and<br />

I am a member of Mensa Poland<br />

who also coordinates the<br />

new ISIG Football which unites<br />

the Mensans who like this great<br />

game from the whole world.<br />

ISIG Football is an official special<br />

interest group of Mensa International<br />

(https://www.mensa.org/members/isigs)<br />

and we<br />

would like to invite the football<br />

fans from Mensa Germany<br />

to join our group on facebook<br />

(https://www.facebook.com/<br />

groups/ISIGfootball). Could you<br />

please share our invitation with<br />

your members?<br />

Terminkalender<br />

Passend zur<br />

Zoo-SIG ein<br />

neues Foto von<br />

Redaktions-<br />

Hamster Betty.<br />

Laut Versorgerin<br />

Tina ist die Kleine<br />

sehr agil,<br />

sehr hungrig und<br />

sehr neugierig<br />

unterwegs.<br />

Foto: Tina Acham<br />

Berry sagt<br />

„Wenn du redest, dann muss<br />

deine Rede besser sein, als dein<br />

Schweigen gewesen wäre.“<br />

Altes persisches Sprichwort<br />

aus vorislamischer Zeit<br />

Datum Uhrzeit Titel Ort Veranstalter<br />

20.06.2021 10:00 bis 11:30 Schreibtreff online Judith Bündgens-Kosten<br />

23.06.2021 19:00 bis 20:30 #MensaGoesScience 30 | Infos Folgen online Alexander Kessner<br />

25.06.2021 18:30 bis 22:00 Philosophischer Abend online Stefan Goßlau<br />

28.07. bis<br />

01.08.2021<br />

EMAG - Europäisches Jahrestreffen<br />

01.08.2021 8:00 bis 19:00 Hop On Hop Off Fahrrad Tour<br />

entlang der Donau<br />

Brno,<br />

Tschechien<br />

Donaueschingen<br />

Mensa CZ<br />

Rüdiger Klings


Schwarzes Brett<br />

Sharepics zum Thema von David Ritzmann und Lars Uebel.<br />

Brain Awareness Week<br />

Fortschritte der Gehirnforschung: MinD machte mit.<br />

V<br />

om 15. bis zum 21. März feierte die ganze Welt<br />

die Brain Awareness Week und MinD feierte<br />

kräftig mit. Die Brain Awareness Week ist eine<br />

weltweite Kampagne zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit<br />

für die Fortschritte und Vorteile der<br />

Gehirnforschung und findet jedes Jahr statt.<br />

MinD nahm sich dazu gängige Vorurteile gegenüber<br />

Hochbegabten vor. Alexander Kessner und<br />

Tanja Baudson vom Wissenschaftsteam verfassten<br />

dazu informative Texte, David Ritzmann und Lars<br />

Uebel steuerten Sharepics bei, die auf den Social-<br />

Media-Kanälen von MinD veröffentlicht wurden.<br />

Außerdem gab es anlässlich des 150. Geburtstages<br />

von William Stern einen Onlinevortrag über<br />

seine Begabungsethik. Unter folgendem Link sind<br />

die Texte weiterhin verfügbar:<br />

https://www.mensa.de/baw21/<br />

Um weiterhin topinformiert zu bleiben, folgt uns<br />

doch einfach auf Facebook<br />

(https://www.facebook.com/mensa.de)<br />

Twitter (https://twitter.com/Mensa_Germany)<br />

LinkedIn (https://www.linkedin.com/company/mensa-germany)<br />

und Xing (https://www.xing.<br />

com/communities/groups/mensa-in-deutschlandmind-db6a-1065904).<br />

MinD-Kooperation mit<br />

herCAREER-Jobmatch<br />

Auf Kompetenzen und Soft Skills<br />

gematcht – das ist herCAREER-<br />

Jobmatch. Hier werden weibliche<br />

Jobsuchende und Arbeitgeber<br />

auf Basis eines wissenschaftlich<br />

fundierten Fragebogens und<br />

einer innovativen Matching-Technologie<br />

zusammengebracht.<br />

Jobsuchende<br />

legen ihr Profil<br />

mit Kompetenzen,<br />

Soft Skills und Gehaltsvorstellungen<br />

an. Sobald ein passendes<br />

Match mit interessantem Stellenprofil<br />

vorliegt, werden die Bewerberinnen<br />

per Mail informiert. Jobsuchende<br />

bestimmen, wer ihr Profil<br />

sieht. Mit der Annahme des<br />

Matches wird das Profil für den potenziellen<br />

neuen Arbeitgeber sichtbar.<br />

Das Ganze ist für Jobsuchende<br />

kostenfrei! Jetzt registrieren<br />

unter http://<br />

www.hercareer-jobmatch.com.<br />

Nach dem Ausmisten:<br />

Stall sauber, Schweine glücklich,<br />

Ms zufrieden (Siehe dazu<br />

auch Seite 3).


Schon gewusst?<br />

Im Französischen werden hochbegabte<br />

Menschen manchmal auch als „zèbre“<br />

(Zebra) bezeichnet. Das geht zurück<br />

auf die französische Psychologin Jeanne<br />

Siaud-Facchin. Sie hat dieses Bild gewählt,<br />

weil Zebras die einzige Gattung<br />

wilder Tiere sind, die von Menschen bisher<br />

nicht gezähmt werden konnte. Das<br />

jeweils unterschiedlich gestreifte Fell sei<br />

dazu bestimmt, mit Licht und Schatten<br />

zu spielen, damit sie sich gut verstecken<br />

könnten, um dann plötzlich in vollem<br />

Glanz aufzutauchen und sich von allen<br />

anderen Tieren der Savanne abzuheben.<br />

Gudrun Holtmanns<br />

Die Camp-Termine<br />

für 2021<br />

1.Mensa Juniors Sommercamp<br />

23.– 30. Juli 2021, Rottweil.<br />

2.Mensa Juniors Sommercamp<br />

31. Juli – 07. August 2021, Rottweil.<br />

3.Mensa Juniors Sommercamp<br />

08. – 15. August 2021, Rottweil.<br />

Zielgruppe: 12 bis 17 Jahre<br />

Anmeldeschluss: 30. Juni<br />

weitere Informationen:<br />

www.mensa.de/camps/termine<br />

Mensa Juniors Sommerseminar 2021<br />

21.08. – 28.08. in Gröden<br />

Zielgruppe: 12 bis 19 Jahre<br />

Anmeldeschluss: 15. Juli<br />

weitere Informationen:<br />

www.mensa.de/camps/termine<br />

Mensa Juniors Herbstseminar 2021<br />

15.10. – 19.10. in Bautzen<br />

Zielgruppe: 14 – 19 Jahre<br />

Anmeldebeginn: 19. Juli 2021<br />

weitere Informationen:<br />

www.mensa.de/camps/termine<br />

Mensa Juniors Silvestercamp 2021/22<br />

28.12.2021 – 02.01.2022 in Mannheim<br />

Zielgruppe: 12 – 17 Jahre<br />

Anmeldebeginn: folgt<br />

www.mensa.de/camps/termine<br />

M sucht M – neue Kontaktwünsche<br />

Schafbegeisterte Softwareentwicklerin<br />

(30) aus Mecklenburg-Vorpommern<br />

mit Vorliebe<br />

für Natur, Lego und Pen<br />

& Paper Rollenspielen sucht<br />

umzugsbereiten Nerd (m, 26-<br />

34) mit Kinderwunsch für zukünftige<br />

gemeinsame reale<br />

und virtuelle Unternehmungen.<br />

Ich freue mich auf nette<br />

Nachrichten unter hannah.<br />

wintergreen@gmail.com<br />

Fühlst du dich von diesen<br />

Worten angesprochen?„Eine<br />

authentische und verlässliche<br />

Herzensverbindung, gepaart<br />

mit Intellekt und Humor, wirtschaftlicher<br />

Sicherheit und<br />

finanziellem Spielraum, mit einer<br />

gesunden und erfüllenden<br />

Erotik, gespickt mit einer realistisch-optimistischen<br />

Eigenständigkeit<br />

bei gleichzeitigen<br />

Tagtraumtendenzen.“<br />

Dann trau dich und schreibe<br />

mir und lass uns gemeinsam<br />

einen großen Lebensbogen<br />

spannen. Ich, weiblich, 50<br />

Jahre, sportlich und tageslichttauglich<br />

freue mich auf<br />

deine Nachricht<br />

esudi@web.de, PLZ 91<br />

Gesucht wird die Frau mit<br />

Interesse an allem und der<br />

nötigen Portion Toleranz, um<br />

alles mitzumachen. Dir ist es<br />

wichtiger, mit wem du gehst,<br />

als wohin du gehst? Das, was<br />

du machst/willst/kannst/<br />

schaffst/versuchst, verdankst<br />

du der puren Lust darauf, zu<br />

probieren, zu scheitern und<br />

nochmal zu probieren? Du bist<br />

Trotzkopf und trotzdem empathisch<br />

(und kannst auch so<br />

jemanden lieben)? Du bist bereit<br />

für Lachen, Leben, Tränen,<br />

Zweifel, Luftschlösschen und<br />

Abenteuer? Und idealerweise<br />

noch U40 und Nähe Berlin?<br />

Dann meld dich bitte:<br />

heyho-letsgo@gmx.net<br />

Attraktive, lebendige, lebenslustige<br />

F (45/174/60 aus B) jenseits<br />

des Mainstreams sucht<br />

M(34-50) mit EQ für ein Leben<br />

voller Lachen, Kommunikation,<br />

Kunst, Kultur (Rock, Metal,<br />

Klassik), Tiefe, Unsinn, Sport,<br />

Natur...BmB an<br />

paddelfrau@gmx.de<br />

Suche Mann, der mich erträgt<br />

;-) Herzblutwissenschaftlerin<br />

(44, Prof. Ing.), glücklich alleinerziehend<br />

mit Teenagern,<br />

tageslichttauglich (163, knapp<br />

50 kg), Widder, mit Spleen für<br />

(alte) Fahrzeuge / Gebäude<br />

und Technik; mit viel zu vielen<br />

Interessen (Psychologie,<br />

Kunst, Dokus, …), chronisch<br />

neugierig, etwas schräg, aber<br />

eigentlich schüchtern und mit<br />

etwas Pech im bisherigen Liebesleben.<br />

Suche Dich, mit recht eigener<br />

Persönlichkeit, für den gemeinsamen<br />

Traum: Partner<br />

& Freund auf (auch geistiger)<br />

Augenhöhe, tiefe Gespräche<br />

& Nähe, Lachen (schwarzer<br />

Humor), Welt erkunden, Unfug<br />

anstellen und gemeinsam die<br />

Welt zu verbessern!<br />

Oxymoron_77@web.de<br />

Vielseitig kulturell interessierter,<br />

kreativer und sportlicher<br />

Nichtraucher (57), sucht<br />

ebensolchen Ihn für anregende,<br />

humorvolle Unterhaltungen<br />

auf ausführlichen<br />

Spaziergängen, Radtouren<br />

und für alles, was sonst noch<br />

Spaß macht. Bereit für Entdeckungstouren?<br />

Raum Stuttgart<br />

bevorzugt.<br />

dureiprod@hotmail.de<br />

Die Texte der Kontaktsuchenden werden leider immer länger.<br />

Deswegen werden wir künftig nur noch maximal 350<br />

Zeichen (inklusive Leerzeichen) pro Anzeige abdrucken.<br />

So, keep it short and simple. Das kommt meist auch besser<br />

an. Mail an chefredakteur@mensa.de genügt.


EIN M VON NEBENAN<br />

CARSTEN KRAUS<br />

„Ich bin Unternehmer<br />

aus Leidenschaft“<br />

Ein Visionär spricht Klartext.<br />

Carsten Kraus ist erfolgreicher Software-Unternehmer,<br />

Gründer, Erfinder, anerkannter Experte für künstliche<br />

Intelligenz (KI) und E-Commerce, Berater, Speaker, Business-<br />

Angel – die Liste ließe sich fortsetzen. Vor allem ist er ein<br />

Visionär, der maximal vernetzt denkt. Im Folgenden nimmt<br />

er uns mit in die Welt der Algorithmen und erklärt, warum<br />

es seines Erachtens keine kluge Alternative ist, den Wettlauf<br />

um die beste KI anderen zu überlassen.<br />

Lieber Carsten, wie schön,<br />

dass wir heute miteinander<br />

reden können. Ich vermute,<br />

du hast einen ziemlich<br />

vollen Terminkalender.<br />

Ich freue mich auch. Ich habe<br />

gerade auch etwas mehr Zeit<br />

als sonst, weil ich kürzlich mein<br />

größtes Unternehmen verkauft<br />

habe.<br />

Dazu kommen wir später<br />

bestimmt noch im Detail. <strong>Mag</strong>st<br />

du uns zunächst ein wenig in<br />

deine Vergangenheit mitnehmen?<br />

Sind dir die Unternehmer-Gene<br />

in die Wiege gelegt worden?<br />

Na ja, Dinge erfunden habe ich<br />

in der Tat bereits im Grundschulalter.<br />

Mein Fokus lag dabei<br />

von Anfang an darauf, Probleme<br />

zu lösen. Ich habe mir<br />

zum Beispiel aus Fischer-Technik<br />

eine Vorrichtung für mein<br />

Mikrofon gebaut, mit der ich<br />

die ZDF-Hitparade aufnehmen<br />

konnte, ohne dass ich die ganze<br />

Zeit verrenkt vor dem Fernseher<br />

stehen musste. Eine weitere frühe<br />

Erfindung, auf die ich heute<br />

noch ein wenig stolz bin, ist<br />

mein „Kugelblitz“, den ich mit<br />

meinem eigenen Chemielabor<br />

gebaut habe.<br />

Deine Eltern hatten<br />

hoffentlich eine gute<br />

Haftpflichtversicherung?<br />

Meine Mutter hat das gar nicht<br />

so mitbekommen. Sie war alleinerziehend,<br />

was damals sehr<br />

ungewöhnlich war. Sie war sehr<br />

mit sich selbst und ihrem Medizinstudium<br />

beschäftigt, das sie<br />

sich größtenteils selbst finanzieren<br />

musste.<br />

Die ersten Jahre habe ich daher<br />

mit meiner Uroma in einer<br />

kleinen Wohnung in Mainz gelebt,<br />

wo meine Mutter auch studiert<br />

hat, und in den Ferien war<br />

ich viel bei meinen Großeltern.<br />

Aber das mit dem Kugelblitz<br />

hört sich gefährlicher an, als es<br />

ist. Die „Zutaten“, wie Kaliumpermanganat<br />

und <strong>Mag</strong>nesiumpulver,<br />

konnte man damals sogar<br />

als Kind ganz normal in der<br />

Chemiehandlung kaufen. Diese<br />

habe ich in Alufolie zu einer Kugel<br />

gewickelt und dann mehrwertigen<br />

Alkohol reingespritzt.<br />

Nach ungefähr 25 bis 35 Sekunden<br />

gab es als Effekt diesen Fotografenblitz.<br />

Wusstet ihr damals bereits<br />

von deiner Hochbegabung?<br />

Nein, den Mensatest habe ich<br />

erst nach dem Abitur gemacht.<br />

Zu meiner Schulzeit war Hochbegabung<br />

noch verpönt, nur die<br />

musikalisch Hochbegabten waren<br />

akzeptiert, das galt als unverfänglich.<br />

Ich bin sogar durch den Einschulungstest<br />

gefallen und wurde<br />

erst mit sieben Jahren eingeschult,<br />

obwohl ich als Einziger<br />

alles richtig gelöst habe. Es<br />

8 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


EIN M VON NEBENAN<br />

dass ich im Technikversandhandel<br />

große Sortimente an Widerständen,<br />

Transistoren und ähnlichem<br />

bestellt und diese dann<br />

mit Gewinn – aber immer noch<br />

billiger als unser Radiohändler<br />

– an meine Mitschüler verkauft<br />

habe.<br />

hieß, ich sei noch viel zu verspielt<br />

und würde den Test nicht<br />

richtig ernst nehmen. Das Ende<br />

vom Lied war, dass ich bei meiner<br />

Einschulung bereits lesen,<br />

schriftlich addieren und<br />

Wurzeln ziehen konnte. Meine<br />

Großmutter gab damals Nachhilfeunterricht,<br />

und während<br />

der Stunden habe ich heimlich<br />

in den Schulbüchern der Nachhilfeschüler<br />

geblättert.<br />

Diese Faszination für Zahlen<br />

und Mathematik ist mir auch<br />

geblieben und hat mich durch<br />

die Schulzeit begleitet. Mein<br />

Mathelehrer hat dann in der<br />

Carsten Kraus entwickelte<br />

schon als Jugendlicher seine erste<br />

Innovation. Bis heute hat er<br />

zwölf Unternehmen gegründet.<br />

Foto: Omikron<br />

siebten Klasse angeregt, dass<br />

ich eine Klasse überspringe.<br />

Irgendwann hat es dich dann aber<br />

von der klassischen Mathematik<br />

zur Informatik gezogen?<br />

Stimmt, als die ersten Computer<br />

auf den Markt kamen, wollte ich<br />

so ein Ding unbedingt auch haben.<br />

Ich habe dann ganz viel mit<br />

Elektronikteilen gebastelt, mir<br />

einen kleinen „Computer“ gebaut,<br />

indem ich Schaltkreise zusammengesteckt<br />

habe.<br />

Da ich nicht so viel Taschengeld<br />

bekommen habe, habe ich<br />

mir die Tüftelei damit finanziert,<br />

Du warst also schon sehr früh<br />

geschäftstüchtig. Du hast dann<br />

ja sogar schon als Schüler<br />

deine erste Firma gegründet!<br />

Genau, meinen Mitgründer<br />

Thomas hatte ich kennengelernt,<br />

weil ich Programmierunterricht<br />

in meiner Schule angeboten<br />

habe. Wobei man dazu sagen<br />

muss: Es gab zu dieser Zeit<br />

fast keine Lehrbücher zum Programmieren,<br />

und auch der Lehrer<br />

in der Informatik-AG konnte<br />

uns das nicht beibringen.<br />

Mein Unterricht kam bei den<br />

Schülern gut an, die Informatik-<br />

AG wuchs von fünf auf 150 von<br />

800 Schülern, und die Schule<br />

hat dafür sogar einen Preis gewonnen.<br />

Den Durchbruch hatten wir<br />

mit einem Basic-Modul für den<br />

C64. In der Oberstufe war ich<br />

dann einen Großteil der Zeit<br />

vom Schulbesuch befreit und<br />

habe mich insbesondere um das<br />

Marketing für das Modul gekümmert.<br />

Wir hatten kein Werbebudget,<br />

darum habe ich die<br />

Fachpresse abgeklappert, und<br />

wir haben tatsächlich ziemlich<br />

viele positive Berichte in den<br />

einschlägigen Computerzeitschriften<br />

bekommen.<br />

Hast du die Schule zu<br />

Ende gemacht?<br />

Ja, meiner Oma und Mutter zuliebe,<br />

für den Fall der Fälle.<br />

Nach dem Abitur habe ich mich<br />

mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 9


EIN M VON NEBENAN<br />

dann allerdings voll in das Unternehmen<br />

gestürzt. Wir haben<br />

die Programmiersprache entwickelt,<br />

die Atari mit den Computern<br />

mitgeliefert hat.<br />

Aus der Lizenz bekamen wir<br />

zwar wenig Geld – die Atari-Leute<br />

konnten toll verhandeln<br />

–, aber wir haben mit diversen<br />

Add-ons ganz gut verdient.<br />

Bis Atari pleiteging und wir dadurch<br />

auch in eine große Krise<br />

gestürzt wurden.<br />

Wir mussten alle Angestellten<br />

entlassen und die beiden Mitinhaber<br />

sind ausgestiegen. Ich<br />

wollte aber noch nicht aufgeben<br />

und es im Alleingang weiter versuchen.<br />

Neben seinen Innovationen ist Reisen die<br />

große Leidenschaft von Carsten Kraus. Hier<br />

in Petra in Jordanien. <br />

Foto: privat<br />

Wie ist es mit Omikron<br />

denn weiter gegangen?<br />

Es war eine harte Zeit. Zwei Jahre<br />

lang habe ich mich gemeinsam<br />

mit meiner Versandleiterin<br />

und mit Hilfe unseres Omikron-<br />

Fanclubs – den gibt es wirklich<br />

(lacht) – über Wasser gehalten<br />

und parallel ein neues Produkt<br />

vorangetrieben, eine Software<br />

zum Finden von Adress-Dubletten.<br />

Wir haben es dann geschafft,<br />

dass wir in den Neunzigern die<br />

ersten waren, die eine gute und<br />

funktionierende Lösung für Geschäftsadressen<br />

anbieten konnten.<br />

Damit haben wir insbesondere<br />

die Direkt-Marketing-Branche<br />

bedient.<br />

Im Jahr 2000 haben wir dann<br />

den FACT-Finder entwickelt,<br />

meinen bislang größten Erfolg,<br />

jedenfalls wirtschaftlich. Dabei<br />

handelt es sich um die erste<br />

Suchtechnologie, die mit Tippfehlern<br />

gut umgehen konnte<br />

und damit eine kundenfreundlichere<br />

Suche und Navigation in<br />

Onlineshops ermöglicht.<br />

Wir konnten damit zwei Jahre<br />

vor Google auf den Markt gehen<br />

und haben uns gegen diverse<br />

große Spieler durchgesetzt.<br />

Damals hatten wir zehn Mitarbeiter<br />

und kaum Geld, heute<br />

beschäftigt die Firma 150 Leute<br />

und ist europäischer Marktführer.<br />

<strong>Mag</strong>st du kurz erzählen,<br />

warum du nun bei FACT-<br />

Finder ausgestiegen bist?<br />

Ich habe in der Vergangenheit<br />

immer wieder mit dem Gedanken<br />

gespielt, Investoren mit an<br />

Bord zu nehmen. Der Markt ist<br />

Den Durchbruch hatten<br />

wir mit einem Basic-<br />

Modul für den C64. In der<br />

Oberstufe war ich dann<br />

einen Großteil der Zeit vom<br />

Schulbesuch befreit und<br />

habe mich insbesondere<br />

um das Marketing für<br />

das Modul gekümmert.<br />

jetzt in die Phase „Konsolidierung“<br />

eingetreten. Wenn du da<br />

bestehen willst, musst du deine<br />

Kasse für Zukäufe füllen.<br />

Anfang 2020 war ich wieder<br />

in Gesprächen mit potentiellen<br />

Investoren, da wollte ich<br />

noch selbst mit an Bord bleiben.<br />

Als die Corona-Pandemie ausbrach,<br />

saß ich in einigen virtuellen<br />

Meetings und empfand es<br />

als sehr anstrengend, weil es dabei<br />

ein großes Problem gibt, für<br />

das es derzeit noch keine technische<br />

Lösung gibt: den mangelnden<br />

Augenkontakt.<br />

Die Kamera muss ja zwingend<br />

am Rand des Bildschirms sitzen,<br />

man kann sich also rein faktisch<br />

nicht in die Augen sehen. Darunter<br />

leidet die Kommunikation,<br />

weil ein großer Teil nonverbal,<br />

insbesondere durch Augenkontakt<br />

abläuft. Ich hatte<br />

eine Idee, wie man dieses Problem<br />

mit künstlicher Intelligenz<br />

lösen könnte, und der Gedanke<br />

ließ mich nicht mehr los.<br />

Nachdem ich mir den Markt<br />

angeschaut habe, war mir klar,<br />

dass jetzt der richtige Zeitpunkt<br />

ist, um das Ding groß zu machen.<br />

Im Mai 2020 habe ich ein<br />

Patent angemeldet, und so war<br />

mein neues Start-up geboren:<br />

Casablanca.<br />

Mir war aber auch bewusst,<br />

dass das parallel zu Omikron/<br />

FACT-Finder nicht gehen würde.<br />

Darum habe ich mich entschieden,<br />

nicht nur einen Geldgeber<br />

zu suchen, sondern ganz auszusteigen.<br />

Ist dir diese Entscheidung<br />

schwer gefallen?<br />

Jein. Ende letzten Jahres habe<br />

ich damit tatsächlich sehr gehadert.<br />

Im Endeffekt war es eine<br />

10 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


Grundsatzfrage: Wie soll meine<br />

Tätigkeit in Zukunft aussehen?<br />

Was ist mir wichtig? Diese Zeit<br />

der Selbstreflexion war wichtig,<br />

ich habe erkannt, dass ich die<br />

Freiheit und Kapazitäten brauche,<br />

neue Wege zu gehen, Dinge<br />

auszuprobieren.<br />

Ich bin Unternehmer und Initiator<br />

aus Leidenschaft, das<br />

Managerdasein reizt mich eigentlich<br />

nicht. Darum hatte ich<br />

schon längere Zeit einen Co-Geschäftsführer<br />

mit an Bord genommen,<br />

der diesen Part gerne<br />

macht. Aber ich bin für Omikron<br />

unendlich dankbar. Heute<br />

kann ich neue Projekte aus eigener<br />

finanzieller Kraft anstoßen,<br />

ohne dass ich sofort auf Investorensuche<br />

gehen muss.<br />

Carsten gibt sein<br />

Wissen gerne weiter, er ist<br />

ein gefragter Business-<br />

Angel und ein oft<br />

gebuchter Speaker.<br />

Foto: Omikron<br />

EIN M VON NEBENAN<br />

Lass uns noch ein wenig über<br />

Casablanca sprechen. In dieses<br />

Thema investieren auch andere<br />

Unternehmen viel Geld und<br />

Ressourcen. Habt ihr da als<br />

kleines Start-up denn überhaupt<br />

eine realistische Chance? Es ist ja<br />

ein wenig wie David gegen Goliath.<br />

In der Tat, globales Videoconferencing<br />

ist ein riesiger Markt<br />

und wir rennen mit einem Dutzend<br />

anderer Teams um die<br />

Wette. Das sind zum einen Universitäts-Teams,<br />

zum anderen<br />

eben die großen Firmen wie<br />

Apple, Microsoft oder NVIDIA.<br />

Bei Casablanca haben wir aktuell<br />

vier Forschende und zwei<br />

weitere Mitarbeitende im Team,<br />

ich plane aber noch weitere Forschende<br />

und auch anderes Personal<br />

für die Softwareentwicklung<br />

einzustellen. Ich sehe unser<br />

kleines Team aber nicht<br />

zwingend im Nachteil, wir sind<br />

hoch motiviert und alle mit Begeisterung<br />

dabei. Bei der Entwicklung<br />

von neuen Technologien<br />

gilt eigentlich im ersten<br />

Schritt der Grundsatz: Du<br />

kannst Genie nicht durch Masse<br />

ersetzen!<br />

Hinzu kommt: Ich mache<br />

das nicht zum ersten Mal. Diese<br />

„David gegen Goliath“-Konstellation<br />

hatte ich sowohl mit<br />

der Atari-Programmiersprache<br />

als auch mit dem Dubletten-Programm<br />

und mit FACT-<br />

Finder. Wir haben uns am Ende<br />

behaupten können, weil unsere<br />

Technik signifikant besser war<br />

als die der großen Player. Über<br />

die Jahre hat sich immer wieder<br />

gezeigt, dass es nicht alleine auf<br />

die Manpower und das Geld im<br />

Nacken ankommt.<br />

Doch selbst, wenn wir das<br />

Rennen nicht gewinnen, haben<br />

wir eine Menge Erfahrung<br />

in diesem KI-Spezialbereich gesammelt<br />

und können als Team<br />

tolle andere Sachen machen.<br />

Wie muss man sich das bei dir<br />

vorstellen? Du stehst morgens<br />

unter der Dusche und dann trifft<br />

dich der Blitz der Inspiration?<br />

So ähnlich passiert das in der<br />

Tat, allerdings selten unter der<br />

Dusche (lacht). Ich wache eher<br />

nachts mit einer Idee im Kopf<br />

auf und notiere mir das schnell,<br />

damit es nicht verloren geht.<br />

Ich habe mir dafür extra eine<br />

Aufgabenverwaltungs-Software<br />

schreiben lassen.<br />

Aktuell habe ich dort 6.000<br />

Gedanken drin. Davon wird natürlich<br />

nur ein Bruchteil wieder<br />

aufgegriffen, aber wer weiß,


EIN M VON NEBENAN<br />

wozu es eines Tages noch gut ist.<br />

Daneben bekomme ich meine<br />

Inspiration aber auch sehr oft<br />

im Austausch mit Leuten. Ich<br />

bin ja eigentlich ständig im Gespräch,<br />

sei es mit meinen Forschenden,<br />

mit Start-ups, Menschen<br />

aus der Politik oder solchen,<br />

die Entscheidungen treffen.<br />

Da stellt jemand in der Runde<br />

eine Frage und ich denke bei<br />

mir: „Gute Frage, die Lösung<br />

möchte ich finden!“ Meine Antennen<br />

sind eigentlich immer<br />

auf Empfang gestellt.<br />

Wer dich schon als Speaker<br />

erlebt hat, weiß, dass du dich<br />

sehr stark dafür einsetzt, dass<br />

in Europa und Deutschland viel<br />

mehr in die Entwicklung von KI<br />

investiert wird. Was erwiderst<br />

du den vielen Skeptikern?<br />

Meines Erachtens können wir<br />

die Entwicklung von KI nicht<br />

aufhalten, weil insbesondere<br />

China und große US-Konzerne<br />

hier sehr viel Geld investieren<br />

und mit großen Schritten<br />

voranschreiten. Das ist ein Fakt,<br />

den man nicht ignorieren kann.<br />

Darum halte ich es für die absolut<br />

falsche Strategie, in Europa<br />

die moralische Bremse reinzuhauen,<br />

weil wir diese Technologie<br />

für gefährlich oder moralisch<br />

verwerflich halten.<br />

Wenn wir die Entwicklung einer<br />

umfassenden KI verhindern<br />

wollen, müssen wir uns weltweit<br />

darauf einigen. Das wird<br />

aber nur möglich sein, wenn wir<br />

ein Kräftegleichgewicht herstellen.<br />

Das Paradoxe an der europäischen<br />

Haltung ist, dass wir<br />

uns durch unseren Werte- und<br />

Moralkodex daran gehindert sehen,<br />

das Rennen mitzulaufen.<br />

Auch im Urlaub sind der Laptop und die Arbeit<br />

immer dabei. <br />

Foto: privat<br />

Dabei müssten wir doch eher<br />

dafür sorgen, dass unser Wertekanon<br />

bei der Entwicklung von<br />

KI mit einfließt.<br />

Im Klartext bedeutet das: Wir<br />

müssen jetzt und heute alle Bedenken<br />

zurückstellen und endlich<br />

anfangen, die KI ernsthaft<br />

voranzubringen, um weiterhin<br />

eine gewichtige Stimme in der<br />

Welt zu sein. Wenn wir selbst<br />

kein „Abschreckungspotential“<br />

haben, wird uns nachher die<br />

Moral der „Sieger“ oktroyiert.<br />

Das kann ja eigentlich niemand<br />

ernsthaft wollen.<br />

Meinst du, es ist wirklich<br />

nur unser europäisches<br />

Wertesystem, das uns beim<br />

Thema KI mit angezogener<br />

Handbremse fahren lässt?<br />

Nein, ich glaube, das liegt auch<br />

daran, dass die europäischen<br />

Gesellschaften zu dekadent sind.<br />

Meines Erachtens können<br />

wir die Entwicklung von<br />

KI nicht aufhalten, weil<br />

insbesondere China und<br />

große US-Konzerne hier<br />

sehr viel Geld investieren<br />

und mit großen Schritten<br />

voranschreiten.<br />

Mit Dekadenz meine ich, dass<br />

wir uns den Luxus gönnen, Nebenthemen<br />

in den Vordergrund<br />

zu stellen und dabei die dringlichen<br />

Themen aus den Augen<br />

verlieren.<br />

Ein ganz aktuelles Beispiel<br />

hierfür ist der Datenschutz,<br />

grundsätzlich ein wichtiges<br />

Thema, keine Frage. Wir räumen<br />

ihm aber oberste Priorität<br />

ein, sogar in der Bekämpfung<br />

einer Pandemie, die Gesundheit<br />

und Leben vieler Menschen bedroht.<br />

Die Corona-Warn-App<br />

wurde mit dem Anspruch entwickelt,<br />

den ultimativen Datenschutz<br />

zu gewährleisten.<br />

Dafür hat man in Kauf genommen,<br />

dass sie viel weniger effektiv<br />

ist. Wir benutzen bildlich gesprochen<br />

einen Algorithmus,<br />

der besagt: „Der Datenschutz<br />

muss zu hundert Prozent sicher<br />

sein.“ Und dieser Prämisse werden<br />

alle Maßnahmen der Pandemiebekämpfung<br />

untergeordnet.<br />

Glaubst du, dass es irgendwann<br />

eine emotionale KI geben wird?<br />

Meines Erachtens wird eine<br />

umfassende KI ihre eigene Art<br />

von „Emotionen“ entwickeln.<br />

Sie wird wahrscheinlich zu der<br />

Auffassung kommen, dass man<br />

manchmal handeln muss, bevor<br />

alle Daten bekannt sind. Das<br />

würde ich als emotionales Handeln<br />

bezeichnen. Aber allein<br />

dazu könnte man wohl ein ganzes<br />

Interview füllen.<br />

Vielen Dank für dieses<br />

interessante Gespräch und<br />

viel Erfolg beim Wettlauf<br />

mit Casablanca!<br />

Die Fragen stellte<br />

Natalie Lehmann<br />

12 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


Anzeige<br />

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Coaching geht natürlich<br />

trotz Corona sehr gut, wie<br />

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Der Pessimist klagt über den Wind, der Optimist hofft, dass er dreht und der Realist<br />

richtet die Segel aus!<br />

Sir William Ward


BORE-OUT<br />

CARSTEN CAFTAN<br />

Montagsmeeting –<br />

das große Gähnen<br />

Der folgende Text ist lang, die<br />

Meetings waren es auch.<br />

0700 – 0900<br />

Vor dem Meeting<br />

Gegen sieben Uhr früh am Montag das erste Aufwachen<br />

in der neuen Arbeitswoche; nach den<br />

umfangreichen Umstellungen am letzten Dienstag<br />

große Neugier auf die Ergebnisse der Wochenend-Auswertungen:<br />

Hoffentlich fallen keine aufwendigen<br />

Nachbesserungen an. Noch zuhause<br />

zum ersten Kaffee einen Blick in die Zeitung, ein<br />

kleines Frühstück, unter die Dusche und auf zur<br />

Arbeit.<br />

Dort zeigt ein Blick auf die Diagramme, dass tatsächlich<br />

nicht alles rund läuft. Leider scheint die<br />

Situation etwas komplizierter zu sein, weswegen<br />

ich mich nicht gleich darum kümmern kann: In<br />

Kürze beginnt pünktlich („Das Meeting beginnt<br />

um neun!“, wie der Hauptabteilungsleiter immer<br />

mal wieder, dabei auf das Glas seiner Armbanduhr<br />

klopfend, betont.) das verbindliche Montagsmeeting.<br />

In der Hoffnung, nicht allzu lange aufgehalten<br />

zu werden, eile ich los, überhole auf<br />

dem Weg den jungen Kollegen Herrn Ylde und<br />

schwungvoll betreten wir beide noch rechtzeitig<br />

den großen Besprechungsraum. Eine Platzsuche<br />

ist überflüssig, die Sitzordnung steht fest. Pech –<br />

heute sind praktisch alle da, offenbar keine Urlaube<br />

oder Dienstreisen, so schnell wird das Ganze<br />

wohl nicht enden.<br />

0900 – 0930<br />

Start mit ÄAs<br />

Punkt neun Uhr: Hauptabteilungsleiter<br />

Dollar schreitet durch die Tür,<br />

nimmt seinen Stammplatz an der Stirnseite ein<br />

und zählt die Anwesenden durch: „Wir sind heute<br />

vollzählig.“ Zum Aufwärmen werden die in der<br />

letzten Woche angefallenen Änderungsanträge<br />

(ÄAs) durchgegangen; jede Änderung an den<br />

Systemen muss in dieser Runde genehmigt werden.<br />

Der erste ÄA ist für morgen geplant: Aufgrund<br />

der gestiegenen Systemauslastung soll die<br />

Obergrenze der Prozessorleistung um zehn Prozent<br />

angehoben werden.<br />

„Da steht keine Uhrzeit im ÄA, um wieviel Uhr<br />

wird diese Änderung durchgeführt?“, fragt Herr<br />

Dollar. „Wir wollen den Parameter über den Tag<br />

hinweg nach und nach steigern und dabei die<br />

Systeme überwachen“, antwortet die Rechenzentrumsmitarbeiterin.<br />

„Was, ist das nicht getestet,<br />

kann da was passieren?“ – „Aber natürlich wurde<br />

getestet, trotzdem möchten wir langsam vorgehen<br />

und dabei draufschauen.“ – „Wenn Sie richtig<br />

getestet haben, kann auch nichts passieren.<br />

Die Änderung muss zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

vollständig erfolgen. Oder gibt es dabei ein<br />

Risiko?“ – „Nein, nein, wir machen das dann um<br />

zehn Uhr, wenn alle da sind und gegebenenfalls<br />

eingegriffen werden kann.“ – „Während der Betriebszeit?“<br />

– „Die Änderung wirkt sich nur aus,<br />

wenn der Betrieb läuft; es handelt sich doch nur<br />

um eine Begrenzung nach oben.“ – „Während<br />

der Betriebszeit geht das nicht.<br />

Führen Sie die Änderung morgen früh<br />

um fünf Uhr aus, bevor der Betrieb beginnt!“<br />

Mit einem leisen Seufzen nickt<br />

die Rechenzentrumsmitarbeiterin.<br />

14 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


Fotos: Belinda Cave, Marcel Langthim auf pixabay<br />

„Dann genehmigen wir das so,“ zeigt sich der<br />

Hauptabteilungsleiter gnädig, „und weiter zu den<br />

nächsten ÄAs: Wieso sind hier neun identische<br />

Anträge zum Thema Software-Upgrade gestellt<br />

worden?“<br />

„Die sind nicht identisch. Es werden<br />

neun Systeme geupdatet, und da bei<br />

einem Fehler grundsätzlich der gesamte<br />

ÄA zurückgerollt werden<br />

muss, habe ich neun ÄAs, einen für<br />

jedes System, gestellt“, erklärt der<br />

Softwareverantwortliche. „??“, schaut<br />

Herr Dollar fragend. „Falls es zum Beispiel<br />

achtmal klappt, und nur ein System<br />

klemmt, müssen wir so nur das eine betroffene<br />

System zurücksetzen, und nicht alle neun.“<br />

„Das ist ja eine clevere Vorgehensweise“, lobt<br />

Herr Dollar, „diese neun ÄAs sind okay, die besprechen<br />

wir jetzt aber nicht einzeln, sondern<br />

genehmigen alle zusammen. Aber nachdem wir<br />

jetzt zehn Anträge genehmigt haben, lassen wir<br />

den nächsten nicht durch – wenn wir alle Änderungsanträge<br />

zulassen würden, könnten wir uns<br />

diese Runde ja sparen.“<br />

0930 – 1025<br />

Die große Runde beginnt<br />

Der Reihe nach dürfen die Kolleginnen und Kollegen<br />

über ihre Tätigkeiten in der letzten Woche<br />

und ihre Planungen für die aktuelle Woche berichten.<br />

Die Unterabteilungsleiter achten darauf,<br />

dass sich niemand zu kurz fasst, schließlich sollen<br />

die Leistungen gebührend dargestellt werden;<br />

die Bedeutung bemisst sich dabei an der Rededauer.<br />

Eine kurze, knackige Zusammenfassung der<br />

wichtigen Punkte führt deshalb regelmäßig zu<br />

nachhakenden Zwischenfragen à la „Wurde hierbei<br />

auch berücksichtigt, dass …?“ oder „Das ging<br />

mir jetzt zu schnell: Können Sie auf diesen Punkt<br />

noch genauer eingehen?“<br />

Also zählt die Kollegin Berlin quälend detailliert<br />

in aller Vollständigkeit die Themen auf, die<br />

in ihrem Projekt in der letzten Woche bearbeitet<br />

wurden und wendet sich den Plänen für die neue<br />

Woche zu. Es gibt eine neue Aufgabe, nämlich die<br />

Einführung eines neuen Rechnungsformats: Statt<br />

im Querformat DIN A3 sollen die Rechnungen im<br />

Längsformat DIN A4 gedruckt werden.<br />

BORE-OUT<br />

Das ist ja mal etwas Neues, von dem nicht schon<br />

alle vorher wussten. Jetzt ist die Gelegenheit da,<br />

jeden detaillierten Aspekt der Planung in der großen<br />

Runde ganz ausführlich darstellen zu lassen.<br />

Schnell unterbricht also der Hauptabteilungsleiter<br />

die Kollegin mit der Frage,<br />

wie es mit der Kosten-Nutzen-Analyse<br />

aussähe. Etwas überrascht erwidert<br />

Frau Berlin, dass es schon lange ein<br />

bekannter Kundenwunsch sei, Rechnungen<br />

im allseits üblichen Format<br />

und vor allem in üblicher Druckgröße<br />

zu erhalten; außerdem möchte sie endlich<br />

einen peinlichen Schreibfehler berichtigen.<br />

Der Nutzen sei also groß; der Aufwand überschaubar.<br />

Diese Antwort geht am Kern der Frage vorbei:<br />

Im verbindlichen mehrseitigen Kosten-Nutzen-<br />

Analyse-Formular werden die einmaligen und<br />

laufenden Kosten und der zukünftige Nutzen gegeneinander<br />

aufgerechnet und der Return On Investment<br />

berechnet; daraus wird eine Kennzahl<br />

ermittelt, anhand derer die Priorisierung der Aufgabe<br />

und entsprechend die Zeitplanung durchgeführt<br />

werden. Keine Zahl ▸ keine Priorität ▸ kein<br />

Zeitplan ▸ keine Umsetzung.<br />

Herr Dollar erklärt also umfassend den Sinn<br />

einer quantitativen Kosten-Nutzen-Rechnung,<br />

stellt dar, wie wichtig im Sinne des großen Ganzen<br />

auch für kleine Aufgaben eine vollständige<br />

Planung unter Berücksichtigung aller Aspekte<br />

ist, und verweist auf die ausführlichen Anleitungen<br />

zur Projektplanung.<br />

Nachdem vielleicht noch nicht alle Anwesenden<br />

die Vorgaben mit Leib und Seele leben – Frau<br />

Berlin eben anscheinend nicht – referiert Herr<br />

Dollar spontan freihändig und in gebotener Länge<br />

über den Sinn der diversen eingesetzten Projektplanungsverfahren.<br />

Nach vielen Minuten kommt Frau Berlin endlich<br />

wieder zu Wort und wirft ein, dass das Formular<br />

durchaus erstellt wurde und vorliege, der<br />

Kundennutzen und die Außenwirkung seien<br />

in Euro und Cent bewertet, und auch eine Aufwandsschätzung<br />

mit Stundensätzen sei durchgeführt.<br />

Also alles in Ordnung. „Na bitte, geht<br />

doch“, meint der Hauptabteilungsleiter lobend,<br />

„Und wie sieht es mit der Mitarbeitereinsatzplanung<br />

aus?“<br />

mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 15


BORE-OUT<br />

„Das kann der neue Werkstudent erledigen,<br />

ich habe schon mit ihm gesprochen.“<br />

– „Einfach so auf Zuruf,<br />

das geht doch nicht! So kommt alles<br />

durcheinander! Bitte erstellen<br />

Sie entsprechende Arbeitspakete und<br />

passen die Mitarbeiterauslastungs-Planungsprozentzahlen<br />

an. Am besten legen<br />

Sie mir die Details dann noch einmal vor, dann<br />

kann ich auch gleich die Priorisierung vornehmen.“<br />

– „Die Priorisierung wurde von mir doch<br />

schon abgeschlossen!“, wagt Frau Berlin zu entgegnen.<br />

„Das heißt ja nicht, dass das auch richtig<br />

ist.“ Betretenes Schweigen der Kollegin. Auweia,<br />

meine Kollegin hat wohl nicht im Vorfeld für ein<br />

gutes Durchkommen gesorgt.<br />

Die ganzen geforderten Formulare bedeuten<br />

sehr viel; aber mindestens ebenso wichtig<br />

ist, dass sich kein Vorgesetzter übergangen<br />

fühlt – deswegen muss im Vorfeld zusätzlich alles<br />

beworben und abgesprochen werden, bevor es<br />

offiziell vorgestellt wird. „Was sagt die Risikomatrix?“,<br />

trampelt Herr Dollar weiter auf der Projektplanung<br />

herum. Der zuständige Unterabteilungsleiter<br />

schaltet sich jetzt ein: „Frau Berlin und ich<br />

werden das im Anschluss gemeinsam durchgehen,<br />

die Mängel und Probleme bewerten, und bis<br />

nächste Woche eine Entscheidungsvorlage vorbereiten.<br />

Bis dahin legen wir das auf Eis.“ – „Gute<br />

Idee, so machen wir das, wir kommen hier jetzt ja<br />

nicht weiter, danke.“<br />

1025 – 1120<br />

Wichtiges aus China<br />

„Was gibt es bei Ihnen Neues, Herr Wiesenegger?“,<br />

wendet sich der Hauptabteilungsleiter nun an<br />

den Verantwortlichen für die internationalen Warenlager,<br />

„Läuft im neuen Lager in Kēlóng alles?“<br />

– „Im Großen und Ganzen schon, Herr Dollar, aber<br />

wir haben das Problem mit den umfallenden Reissäcken<br />

noch nicht ganz gelöst. Letzte Woche wurde<br />

wieder ein Sack auf dem Boden entdeckt, und<br />

wir wissen noch nicht, wie das passieren konnte.<br />

Ganz ehrlich wissen wir auch nicht mehr als beim<br />

letzten Montagsmeeting, aber ich möchte noch<br />

einmal alle Möglichkeiten darstellen …“ –<br />

„… mit Vermutungen sollten wir uns hier nicht<br />

aufhalten“, versucht Herr Dollar zu bremsen, aber<br />

„Ich bin noch nicht fertig mit meinem Bericht“,<br />

redet Herr Wiesenegger weiter. Herrn<br />

Wieseneggers Redebeiträge sind seit<br />

seinem knapp zweistündigen Referat<br />

über das neue Lager auf der vorletzten<br />

Weihnachtsfeier gefürchtet.<br />

Nachdem damals alle Teams einigermaßen<br />

kurz ihre Arbeiten vorgestellt<br />

hatten, und bevor der gemütliche Teil beginnen<br />

sollte, hielt er den Abschlussvortrag –<br />

nach dem höflichen Applaus gegen 21 Uhr wollten<br />

alle nur noch nach Hause, und die Plätzchen<br />

wurden am nächsten Tag gegessen.<br />

„Also, wir haben dort vor Ort die Situation überprüft<br />

und sind bisher zu keinem Ergebnis gekommen.<br />

Es könnte sein, dass …“ Herr Wiesenegger<br />

stellt in einer knappen Viertelstunde die Möglichkeit<br />

vor, dass die Bandgeschwindigkeit auf der<br />

Förderstrecke, auf welcher die Reissäcke transportiert<br />

werden, zu groß sein könnte, in weiteren<br />

zehn Minuten erklärt er, wieso vielleicht aber<br />

auch die Krümmung der dritten oder vierten Kurve<br />

in der Förderstrecke zu extrem sei, das müsse<br />

aber noch genauer überprüft werden. Danach<br />

weist er auf die Steigungen und Gefälle hin, die<br />

eventuell ein Umkippen der Säcke verursachen<br />

könnten. Und so weiter, und so fort.<br />

„Aber wir haben noch keine neuen Erkenntnisse,<br />

ich wollte bloß noch einmal kurz wiederholen,<br />

wo die Fehlerursachen liegen könnten“, endet er<br />

nach einer knappen Stunde.<br />

1120 – 1245<br />

Automatisierung und Weiteres<br />

Ein großer Anteil der Arbeit besteht aus öden<br />

Routineaufgaben; der nächste Kollege berichtet<br />

über ein Projekt zur erhöhten Automatisierung,<br />

damit mehr Zeit für „kreative Aufgaben“ übrigbleibe.<br />

„Wenn dann ja nichts mehr zu tun ist, könnten<br />

wir uns durchgängig bis Freitag zusammensetzen“,<br />

witzelt mein junger Kollege Ylde. Keine<br />

sichtbare Reaktion außer einigen hochgezogenen<br />

Augenbrauen; ich versuche, mein Grinsen<br />

zu unterdrücken.<br />

Überhaupt werden Unterbrechungen oder Störungen<br />

durch das Gruppenleiter-Fußvolk souverän<br />

ignoriert; gelegentliche zaghafte Anmerkungen,<br />

dass man doch bitte zum nächsten Thema<br />

kommen möge, weil die Arbeit warte, haben<br />

16 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


BORE-OUT<br />

keine Auswirkungen. Ein paar Mal habe ich ein<br />

selbst ausgedrucktes „ELMO“-Moderationskärtchen<br />

(„Enough, let’s move on!“) mitgebracht und<br />

in verselbstständigten Diskussionsendlosschleifen<br />

hochgehalten: Nichts. Nur als es sich einmal<br />

schier endlos hinzog, und ich still und leise – aber<br />

offenbar nicht völlig unbemerkt – den Besprechungsraum<br />

verlassen hatte, wurde ich anschließend<br />

gerügt: Das sei nicht wertschätzend der jeweiligen<br />

Rednerin beziehungsweise dem Redner<br />

gegenüber, die oder der sich schließlich viel<br />

Mühe gäbe.<br />

Mein gelegentliches Flehen um Dispens wurde<br />

jedenfalls nie erhört, die Teilnahme am Montagsmeeting<br />

sei verpflichtend, der Arbeitgeber habe<br />

Direktionsrecht, ich müsse dieser Anweisung folgen.<br />

Wenn mir was am Meetingverlauf nicht passe,<br />

könne ich mich ja besser einbringen.<br />

Als der aktuelle Redebeitrag in längliche Ausführungen<br />

über die Erfassung und Beschreibung<br />

von Ein- und Ausgabeparametern in der graphischen<br />

Darstellung von möglicherweise automatisierbaren<br />

Prozessen zerfließt – dünne oder<br />

gestrichelte Striche, runde oder eckige<br />

Ecken, ein schlichtes oder farbiges<br />

Farbschema – schweifen meine Gedanken<br />

zur Fehleranalyse, die seit<br />

heute früh auf mich wartet. Vielleicht<br />

schaffe ich heute ja noch wenigstens<br />

eine Eingrenzung der möglichen Problemursachen;<br />

die vorliegenden Fehlermeldungen<br />

waren in ihrer Allgemeinheit<br />

leider nur schwer fassbar. Wie war noch mal der<br />

Fehlertext genau?<br />

Das lange Sitzen, die verbrauchte Luft und<br />

die einschläfernden Stimmen sind inzwischen<br />

schrecklich ermüdend, mir fällt die Konzentration<br />

zunehmend schwer, und ich kann mich nicht<br />

mehr richtig erinnern. Aus dem Augenwinkel<br />

sehe ich einen leuchtendroten Fleck aufblinken<br />

und schaue aus dem Fenster – eine glänzend bunt<br />

gekleidete Frau wurde von einem Sonnenstrahl<br />

erwischt.<br />

Überhaupt spazieren vor dem seitlichen Fenster<br />

etliche Menschen vorbei, erstaunlich viele davon<br />

mit Hund. Oder mit Einkaufstaschen. Oder<br />

mit beidem. Oder auch ohne Hund und ohne Einkaufstasche.<br />

Aber alle in Bewegung. Ach ja, ein<br />

bisschen aufstehen und laufen, das täte jetzt gut.<br />

1245 – 1255<br />

Das Ende<br />

„Damit sind wir mit der Tagesordnung am Ende.“<br />

Ich zucke zusammen, als Herr Dollar mit energischem<br />

Schwung das Wort ergreift, und ich versuche,<br />

mich zu orientieren. Offenbar habe ich einige<br />

Beiträge verpasst, wir sind durch! Ein verstohlener<br />

Blick in die Runde: Einige Kollegen – wie<br />

schaffen die das? Unglaublich! – wirken immer<br />

noch wach und aufrichtig interessiert.<br />

„Gibt es noch Anmerkungen?“ Natürlich! Herr<br />

Spritz ist gefürchtet für die grundsätzlichen Ausführungen<br />

zu Situationen, die ihm missfallen.<br />

Diesmal geht es wieder einmal um die Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Hauptquartier und den<br />

Niederlassungen. Kein neues Thema, dazu wurde<br />

schon viel gesagt. Aber offensichtlich hat sich<br />

wieder jemand beschwert. Ist ja alles wichtig und<br />

richtig, aber Einleitungen wie „noch einmal zusammengefasst“<br />

oder „wie schon gesagt“ lassen<br />

schaudern.<br />

Inzwischen ist jetzt aber alles gesagt worden,<br />

was gesagt werden musste. „Dann wünsche<br />

ich Ihnen eine schöne Woche.“<br />

1255 – 1300<br />

Nach dem Meeting<br />

Mit steifen Beinen erhebe ich mich<br />

und stakse aus dem Besprechungsraum;<br />

vor der Tür erst einmal atmen<br />

und strecken. Ich fühle mich ausgewrungen<br />

und abgeschlagen; vor der Rückkehr<br />

ins Büro eine Runde über den Hof, frische Luft<br />

schnappen. Jetzt bin ich schon am Montag reif für<br />

das Wochenende, ausgeleert und erschöpft.<br />

Die Jüngeren können das Lähmend-Bräsige<br />

augenscheinlich besser verkraften; Herr Ylde<br />

schlängelt sich behände an mir vorbei, als ich<br />

matt über den kleinen Platz schlurfe. Die wartenden<br />

Fehler-Analysen? Egal, wird schon laufen.<br />

Später, wenn ich mich etwas erholt habe und<br />

mich wieder konzentrieren kann, kümmere ich<br />

mich dann.<br />

„nMorgn“, begrüße ich etwas lallend einen Kollegen<br />

auf dem Hof, der mich daraufhin seltsam<br />

anschaut – ach ja, ist ja schon nachmittags. „War<br />

wohl ein schwerer Start in die Woche?“, fragt er<br />

freundlich. „Leider ja! Und der richtige Arbeitstag<br />

beginnt eigentlich erst jetzt.“<br />

mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 17


BORE-OUT<br />

CHRISTIAN AMBACH<br />

Gefangen in der Hölle<br />

der Langeweile<br />

Analysen und Empfehlungen der Wissenschaft.<br />

Fast alle Hochbegabten<br />

kennen das: langweilige und<br />

sinnlose Meetings, in denen<br />

ein Problem stundenlang<br />

umkreist wird, obwohl<br />

die Lösung doch deutlich<br />

sichtbar im Raum steht –<br />

zumindest aus der eigenen<br />

Perspektive.<br />

Ä<br />

hnlich verhält es sich beim<br />

– leider oft unvermeidlichen<br />

– Bearbeiten von Routineaufgaben<br />

nach starren Vorschriften,<br />

beispielsweise bei der<br />

Abrechnung der Reisekosten.<br />

Langeweile ist aber nicht nur im<br />

beruflichen Kontext anzutreffen.<br />

Auch der quälende Small<br />

Talk bei sozialen Begegnungen<br />

kann für Hochbegabte zur gefühlten<br />

Folter werden.<br />

Zum Glück schaffen die meisten<br />

eine effektive Balance zwischen<br />

Langeweile und Herausforderungen.<br />

Was aber passiert,<br />

wenn Langeweile chronisch<br />

wird? Während die Überforderung,<br />

also der Burn-out, vielfach<br />

in Studien Beachtung findet, ist<br />

sein Gegenstück, der Bore-out,<br />

deutlich weniger im Fadenkreuz<br />

der Wissenschaft zu finden.<br />

Erstmals aufgetaucht ist der<br />

Begriff 2008 in einem Buch von<br />

Rothlin und Werder mit dem Titel<br />

„Boreout! Overcoming workplace<br />

demotivation“. Anders als<br />

beim Burn-out ist hier zu geringe<br />

Stimulation der ausschlaggebende<br />

Faktor. Nach der Auswertung<br />

verschiedener Datenquellen<br />

schätzen sie, dass rund 15<br />

Prozent der Büroarbeiter in den<br />

USA deutliche Anzeichen eines<br />

Bore-out aufweisen.<br />

Burn-Out und<br />

Bore-Out<br />

Das allein ist schon ein besorgniserregendes<br />

Ergebnis. Bei<br />

genauerer Betrachtung zeigte<br />

sich außerdem, dass die Symptome<br />

(Erschöpfung und Depression)<br />

von Burn-out und Bore-out<br />

erhebliche Ähnlichkeiten<br />

aufweisen.<br />

Ein Hilfsmittel in der empirischen<br />

Forschung zum Thema<br />

Bore-out ist die von Reijseger<br />

et al. (2013) entwickelte „Dutch<br />

Boredom Scale“. Mit Hilfe von<br />

nur acht Fragen können so auf<br />

einfache Weise Basisdaten erhoben<br />

werden. Abgefragt wird unter<br />

anderem das Zeitempfinden<br />

während der Arbeit oder die Anzahl<br />

der Tagträume oder Ablenkungen.<br />

Dabei wird Langeweile<br />

als Zustand charakterisiert, der<br />

sich im Wesentlichen durch geringes<br />

Motivationsniveau und<br />

hohe Unzufriedenheit speist.<br />

Offenbar entsteht Langeweile<br />

aus dem unausgeglichenen<br />

Spannungsfeld der eigenen Erwartungen<br />

und der mangelnden<br />

Stimulation durch konkrete Arbeit<br />

oder auch Arbeitskolleginnen<br />

und -kollegen. Westgate &<br />

Wilson (2018) gehen mit ihrem<br />

MAC-Modell sogar noch einen<br />

Schritt weiter und sehen mangelnde<br />

Aufmerksamkeit (als Folge<br />

von Über- oder Unterforderung)<br />

und mangelndes Sinnerleben<br />

als Ursache für die Entstehung<br />

von Langeweile.<br />

Langeweile als<br />

Gegenteil von Flow<br />

Es stellt sich die Frage, wie<br />

sich das Thema in der Gruppe<br />

der Hochbegabten darstellt. Es<br />

wäre zu erwarten, dass typische<br />

Eigenschaften von Hochbegabten,<br />

zum Beispiel der Wunsch<br />

18 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


BORE-OUT<br />

nach intellektueller Herausforderung<br />

und Stimulation oder<br />

große Neugier, sie noch vulnerabler<br />

machen als Menschen<br />

mit einem durchschnittlichen<br />

IQ.<br />

Einige spannende Einsichten<br />

zu dieser Frage liefert die aktuelle<br />

Studie von Fiedler und Nauta<br />

(2020), in der sie viele Aspekte<br />

zum Bore-out bei Hochbegabten<br />

zusammengefasst haben.<br />

Sie beschreiben dabei Bore-out<br />

als Gegenstück zu Csikszentmihalyis<br />

„Flow“ (2008).<br />

Auch der im Bereich Hochbegabung<br />

weithin bekannte James<br />

T. Webb (2013) greift das Thema<br />

auf und erwähnt dabei ausdrücklich<br />

den Einfluss von Sinnhaftigkeit.<br />

Ohne Sinnhaftigkeit<br />

sieht Webb die Gefahr von Desillusionierung<br />

und Depression –<br />

besonders bei Hochbegabten. Er<br />

fasst zusammen: „Bright, intense,<br />

sensitive, caring, idealistic<br />

people are more likely to be disillusioned<br />

than many others …“<br />

Rothlin und Werder (2008) beschrieben<br />

einige typische Verhaltensweisen<br />

beim Bore-out.<br />

Neben der Häufung von Depressionen<br />

finden sich auch physische<br />

Beschwerden, meistens im<br />

Kontext von hohem Krankenstand<br />

und innerer Kündigung.<br />

Dabei ist auch zu beobachten,<br />

dass vorhandene (hohe) kognitive<br />

Fähigkeiten nicht mehr zur<br />

Bewältigung der Aufgaben eingesetzt<br />

werden. Parallel dazu<br />

sind spezielle Bewältigungsmechanismen<br />

zu beachten.<br />

So sind viele gelangweilte<br />

Hochbegabte in der Lage, extrem<br />

schnell zwischen Tasks zu<br />

wechseln, etwa wenn ein Vorgesetzter<br />

der Raum betritt. So<br />

kann die Beschäftigung mit<br />

spannenden – aber häufig betriebsfremden<br />

– Tätigkeiten zur<br />

„Entspannung“ genutzt werden,<br />

ohne negativ aufzufallen. Alternativ<br />

beginnen einige Hochbegabte<br />

damit, die Arbeitspakete<br />

ihrer Kollegen zu bearbeiten<br />

oder zumindest deren Arbeit zu<br />

kommentieren. Je nach sozialer<br />

Kompetenz und Betriebsklima<br />

ist dies aber nicht immer eine<br />

hilfreiche Bewältigungsstrategie<br />

und kann unter Umständen<br />

zu noch mehr Schwierigkeiten<br />

führen.<br />

Autonomie und<br />

Vertrauen sind wichtig<br />

Empirische Studien mit Hochbegabten<br />

von Reijseger et al.<br />

(2013, 2014) brachten weitere interessante<br />

Einblicke. Insgesamt<br />

wurden circa 2.000 hochbegabte<br />

Teilnehmende rekrutiert. Bei<br />

den Auswertungen wurde deutlich,<br />

dass Hochbegabte, die als<br />

Angestellte arbeiteten, gegenüber<br />

freiberuflich Tätigen ein<br />

deutlich höheres Risiko für die<br />

Entwicklung eines Bore-out hatten.<br />

Weitere verstärkende Faktoren<br />

wurden von Nauta et al.<br />

(2012) betrachtet. So wurden<br />

Hochbegabte gefragt, welche<br />

Eigenschaften ein guter Supervisor<br />

für sie haben müsste. Dabei<br />

wurden das Zugestehen von<br />

möglichst großer Autonomie<br />

und Vertrauen als wichtigste<br />

Faktoren identifiziert.<br />

Das bedeutet, dass möglicherweise<br />

die (langweilige) Tätigkeit<br />

nicht allein der Auslöser eines<br />

Bore-out ist, sondern auch der<br />

Führungsstil im Unternehmen<br />

eine große Rolle spielt. Beson-<br />

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BORE-OUT<br />

ders qualitative Aspekte scheinen<br />

eine Rolle zu spielen, beispielsweise<br />

ob der oder die Vorgesetzte<br />

nach der bevorzugten<br />

Arbeitsweise fragt und diese<br />

auch toleriert, sofern die Ergebnisse<br />

stimmen.<br />

Chronisch unterfordert,<br />

gelangweilt, und kein bisschen<br />

Flow. Bore-Out wird erst<br />

seit ein paar Jahren verstärkt<br />

beachtet.<br />

Foto: Mel Jäger<br />

Learn, learn, learn<br />

als Weg aus dem<br />

Bore-Out<br />

Aber auch den Hochbegabten<br />

selbst stehen einige Mechanismen<br />

und Verhaltensweisen<br />

zur Verfügung, um einen Boreout<br />

zu vermeiden oder mindestens<br />

zu verzögern. Fiedler (2012<br />

u. 2015) gibt dazu einige Handlungsempfehlungen:<br />

• Überwache und bewerte deine<br />

Reaktionen in typischen<br />

Bore-out-Situationen.<br />

• Führe Tagebuch, in dem du<br />

deine Gefühle und Gedanken<br />

notierst und analysierst.<br />

• Suche aktiv nach Inspiration!<br />

Menschen, Vorbilder, Situationen,<br />

… Inspiration gibt<br />

es überall.<br />

• Setze dir auch kleine erreichbare<br />

Ziele, damit du regelmäßig<br />

Erfolgserlebnisse hast.<br />

• Sammle und dokumentiere<br />

deine Erfolge.<br />

• Sammle Beispiele, die deine<br />

Fähigkeiten und Erfahrungen<br />

dokumentieren, und zeige<br />

diese Informationen in einem<br />

passenden Kontext deinem<br />

Vorgesetzten.<br />

Besonders interessant ist Fiedlers<br />

letzter Ratschlag: „Learn,<br />

learn, learn“. Er weist damit darauf<br />

hin, dass Weiterentwicklung<br />

der Weg aus einer Bore-out-Falle<br />

sein kann. Ein hochbegabter<br />

Mensch schlägt damit mehrere<br />

Fliegen mit einer Klappe. Etwas<br />

Neues zu lernen ist nicht nur<br />

ein gutes Mittel gegen chronische<br />

Langeweile, sondern ebnet<br />

auch den Weg zu einer interessanteren<br />

beruflichen Tätigkeit.<br />

Referenzen<br />

Csikszentmihalyi, M. (2008): „Flow:<br />

The psychology of optimal experience“.<br />

New York, London: Harper Perennial<br />

Modern Classics.<br />

Rothlin, P. & Werder, P.R.: „Boreout!<br />

Overcoming workplace demotivation“.<br />

London; Philadelphia: Kogan<br />

Page, 2008.<br />

Fiedler, E. D. (2012): You don’t outgrow<br />

it! Giftedness across the lifespan.<br />

Advanced Development Journal,<br />

13, 19-37.<br />

Fiedler, E. D. (2015): Bright adults:<br />

Uniqueness and belonging across the<br />

lifespan. Tucson, AZ: Great Potential<br />

Press.<br />

Westgate, E. C., & Wilson, T. D.<br />

(2018): Boring thoughts and bored<br />

minds: The MAC model of boredom<br />

and cognitive engagement. Psychological<br />

Review, 125(5), 689–713.<br />

Fiedler, E. D., Nauta, N. (2020): „Bore-out:<br />

A Challenge for Unchallenged<br />

Gifted (young) Adults Recognizing and<br />

finding ways to deal with bore-out”<br />

https://mind-mag.de/link/bore-out<br />

Rothlin, P. & Werder, P.R.: „Boreout!<br />

Overcoming workplace demotivation“.<br />

London; Philadelphia: Kogan<br />

Page, 2008.<br />

Reijseger, G., Schaufeli, W.B., Peeters,<br />

M.C., Taris, T.W., van Beek, I. &<br />

Ouweneel, E. (2013b): „Watching the<br />

paint dry at work. Anxiety, stress, coping“,<br />

5,508-25.<br />

Reijseger, G., Peeters, M.C.W. & Taris,<br />

T.W. (2013a, 2014): Werkbeleving<br />

onder hoogbegaafde werkers. Rapportages<br />

meting 1 en 2. Universiteit<br />

van Utrecht. (‘Work experiences of gifted<br />

workers’, reports first and second<br />

measurement. Utrecht University.)<br />

Reports in Dutch. 2013, 2014. Retrieved<br />

from: http://ihbv.nl/category/artikelen<br />

Nauta, N., Ronner, S. & Brasseur, D.<br />

(2012): „What are good supervisors for<br />

gifted employees?“ Retrieved from:<br />

http://www.ihbv.nl/english.<br />

Webb, J. T. (2013): „Searching for<br />

meaning: Idealism, bright minds, disillusionment,<br />

and hope“. Tucson, AZ:<br />

Great Potential Press.<br />

20 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


D<br />

er Sommer ist die Zeit der<br />

Rätsel. Am Strand, im Freibad,<br />

auf dem Balkon. Dösen und<br />

gleichzeitig das Gefühl haben,<br />

den trägen Geist doch noch irgendwie<br />

zu Höchstleistungen<br />

bewegt zu haben.<br />

In dieser komplexen Lage wollen<br />

wir natürlich nicht abseits<br />

stehen, sondern rätselwütige<br />

Ms mit reichlich Stoff für schwere<br />

Zeiten versorgen.<br />

Wir bleiben bei einem Klassiker:<br />

Sudoku kennen alle, für<br />

Fortgeschrittene gibt es auch<br />

Sudoku<br />

die Advanced Version mit Buchstaben-Zugabe.<br />

Warum einfach,<br />

wenn es auch schwierig geht.<br />

Die Regeln stehen in der rechten<br />

Spalte, mit den Vorlagen<br />

versorgt hat uns dankenswerterweise<br />

Thomas Krauss.<br />

Die Sudokus sind quer durchs<br />

Heft gestreut, und zum Schluss<br />

kommt wie gewohnt Silke Berendes<br />

mit einer ganz neuen<br />

Rätsel-Variante.<br />

RÄTSEL<br />

Rätsel 3x3<br />

Das Sudoku-Rätsel besteht aus<br />

9 Boxen mit jeweils 3x3 Zellen.<br />

Zu Beginn sind in einigen Zellen<br />

Ziffern zwischen 1 und 9 vorgegeben.<br />

Ziel ist es, die übrigen<br />

Zellen des Sudoku-Rätsels ebenfalls<br />

mit Ziffern zwischen 1 und<br />

9 zu füllen. Und zwar so, dass innerhalb<br />

einer Box (3x3 Zellen)<br />

sowie in jeder horizontalen und<br />

vertikalen Reihe des Gesamtfeldes<br />

jede Ziffer nur einmal vorkommt.<br />

Rätsel 4x4<br />

Das Sudoku-Rätsel besteht aus<br />

16 Boxen mit jeweils 4x4 Zellen.<br />

Zu Beginn sind in einigen Zellen<br />

Ziffern zwischen 0 und 9 sowie<br />

Buchstaben von A bis F vorgegeben.<br />

Ziel ist es, die übrigen<br />

Zellen des Sudoku-Rätsels ebenfalls<br />

mit Ziffern zwischen 0 und<br />

9 sowie Buchstaben von A bis F<br />

zu füllen. Und zwar so, dass innerhalb<br />

einer Box (4x4 Zellen)<br />

sowie in jeder horizontalen und<br />

vertikalen Reihe des Gesamtfeldes<br />

jede Ziffer und jeder Buchstabe<br />

nur einmal vorkommt.<br />

Rätsel 5x5<br />

Das Sudoku-Rätsel besteht aus<br />

25 Boxen mit jeweils 5x5 Zellen.<br />

Zu Beginn sind in einigen Zellen<br />

Buchstaben von A bis Y vorgegeben.<br />

Ziel ist es, die übrigen<br />

Zellen des Sudoku-Rätsels ebenfalls<br />

mit Buchstaben von A bis Y<br />

zu füllen. Und zwar so, dass innerhalb<br />

einer Box (5x5 Zellen)<br />

sowie in jeder horizontalen und<br />

vertikalen Reihe des Gesamtfeldes<br />

jeder Buchstabe nur einmal<br />

vorkommt.<br />

mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 21


DAS BESONDERE EVENT<br />

CLAUDIA RUHL-MICHLER<br />

Ich gehʼ dann mal<br />

zum Waldbaden …<br />

Mit Shinrin Yoku Abstand vom Alltag gewinnen.<br />

F<br />

ür uns, die wir sehr mit Denken,<br />

Forschen, Planen und<br />

Nachfragen beschäftigt sind, ist<br />

Waldbaden zunächst ein kompletter<br />

Gegensatz. Achtsam sein,<br />

Staunen, mit allen Sinnen wahrnehmen<br />

und vor allem nichts<br />

wissen oder erklären wollen!<br />

Das klingt spannend – und ist es<br />

auch!<br />

Shinrin Yoku, wie es im Erfinderland<br />

Japan genannt wird,<br />

lässt uns auf einfache Weise Abstand<br />

vom Alltag gewinnen. Es<br />

dient dem Stressabbau und tut<br />

auch unserer Gesundheit und<br />

dem Immunsystem gut. In Japan<br />

gibt es bereits 60 Heilwälder;<br />

in Deutschland bisher nur<br />

einen in Heringsdorf auf Usedom,<br />

weitere sind in Planung.<br />

Schon die grüne Farbe tut uns<br />

gut, ebenso die meist ein paar<br />

Grad kältere frische Luft.<br />

Als erstes wird das Mobiltelefon<br />

abgeschaltet. Diese Zeit gehört<br />

nur uns.<br />

In einem Wald oder einem<br />

Park schlendern wir los. Dies geschieht<br />

langsam und absichtslos,<br />

anders als beim Spazierengehen,<br />

Wandern oder Joggen,<br />

wo wir meist in Gedanken und<br />

Gespräche vertieft sind. Wir lassen<br />

also alles auf uns zukommen,<br />

haben kein Ziel und genießen<br />

die Auszeit.<br />

Wir können mit einem Ritual<br />

beginnen, beispielsweise<br />

über einen Ast in die neue<br />

Welt treten oder durch Ablegen<br />

eines Steines unsere Probleme<br />

zurücklassen. Wir tauchen<br />

Barfuß gehen, Fundstücke sammeln,<br />

Farben, Formen, Gerüche aufnehmen. Das<br />

Wichtigste beim Waldbaden: Die Zeit<br />

gehört nur uns. Als erstes wird das Smartphone<br />

ausgeschaltet.<br />

Alle Fotos: Claudia Ruhl-Michler<br />

in die Welt des Waldes ein. Um<br />

es gleich vorweg zu sagen, wir<br />

müssen keinen Baum umarmen,<br />

können es aber. Alles geschieht<br />

oder geschieht nicht, völlig freiwillig,<br />

und bleibt unbewertet.<br />

Der Weg durch den Wald bietet<br />

uns sehr viel Unterschiedliches:<br />

viele Farben, viele Formen,<br />

viele Gerüche, viele Geräusche,<br />

und auch viele Geschmäcker.<br />

Wir müssen es nur wahrnehmen.<br />

Dinge, die wir schon tausend<br />

Mal gesehen haben, sehen<br />

wir nun zum ersten Mal wirklich.<br />

Als Gruppe können wir unterstützende<br />

Übungen machen,<br />

22 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


DAS BESONDERE EVENT<br />

zu zweit oder im Team. Besonders<br />

gut gefällt mir diese Memory-Aufgabe.<br />

80 Prozent unserer<br />

Wahrnehmung läuft über<br />

das Sehen, auf das wir nun verzichten<br />

müssen. Eine Person<br />

schließt die Augen. Der Partner<br />

nimmt ein Objekt und beschreibt<br />

es ihr mit Worten. Ein<br />

Bild setzt sich zusammen. Nun<br />

wird etwas Ähnliches gesucht.<br />

Die beiden vergleichen die Dinge<br />

und tauschen sich darüber<br />

aus. Auch alleine können wir<br />

uns Aufgaben einfallen lassen<br />

wie: Suche etwas Spitzes oder<br />

etwas in einer bestimmten Farbe.<br />

Es wird immer darauf geachtet,<br />

dass nichts in der Natur zerstört<br />

wird. Wir gehen nicht zu<br />

sehr ins Unterholz, schonen so<br />

die Pflanzen und nehmen Rücksicht<br />

auf Tiere, die dort Schutz<br />

suchen.<br />

Beim Waldbaden geht es nicht<br />

darum, die Dinge zu bestimmen.<br />

Wir wollen die Objekte betrachten,<br />

fühlen, riechen, eventuell<br />

schmecken und vor allem bestaunen.<br />

Unser Gehirn hat Pause!<br />

Die von den Bäumen ausströmenden<br />

Terpene können mit<br />

Atemübungen besonders intensiv<br />

aufgenommen werden.<br />

Bei Ausflügen mit einer Gruppe<br />

kann eine „Solozeit“ eingebaut<br />

werden, eine Viertelstunde<br />

bewusst alleine ohne Anleitung<br />

oder Vorgabe. Jeder kann<br />

machen, was er möchte. Als<br />

ich dies zum ersten Mal erlebte,<br />

dachte ich, dass das langweilig<br />

ist. Was soll ich machen? Aber<br />

es war ganz toll! Es ergibt sich<br />

ganz spontan. Dies wäre auch<br />

die Zeit, eventuell einen Baum<br />

zu umarmen.<br />

Wenn wir den Wald verlassen,<br />

können wir über unseren am<br />

Anfang abgelegten Ast wieder<br />

in den Alltag zurückfinden.<br />

Die angebotenen Waldbadenkurse<br />

dauern meist zwei bis<br />

drei Stunden. Veranstalter sind<br />

Bildungseinrichtungen wie<br />

Volkshochschulen oder Tourismusverbände,<br />

aber auch selbstständige<br />

Anbieter; zu finden im<br />

Internet und in den regionalen<br />

Zeitungen. Es geht aber auch alleine.<br />

Na los!<br />

mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 23


BLICK ÜBER DEN TELLERRAND<br />

Neue Zeitschrift und<br />

runde Tische<br />

Mensa in Frankreich und Spanien.<br />

Mensa ist international, eine<br />

Selbstverständlichkeit. In jeder MinD-<br />

<strong>Mag</strong>-Ausgabe drucken wir beispielsweise<br />

Artikel aus dem Mensa World Journal.<br />

Aber wir wollen mehr und Näherliegendes:<br />

Was machen die Nachbarn? Was läuft<br />

in Frankreich, England, Polen, Spanien et<br />

cetera? Wo kann man sogar teilnehmen<br />

und sich einbringen?<br />

Es ist ein Experiment, und es hängt auch von eurer<br />

Mitarbeit ab. Aktuell suchen wir noch Ms,<br />

die sich für das mensanische Leben in UK, Polen,<br />

Skandinavien und weiteren Ländern interessieren<br />

und uns darüber auf dem Laufenden halten<br />

wollen. Begeisternde Bewerbungen bitte an<br />

mindmag@mensa.de<br />

stellung von beruflichen<br />

Werdegängen<br />

oder künstlerisch aktiven<br />

Ms, besonderen<br />

Interessen und literarischen<br />

Produktionen<br />

(vorzugsweise von Ms)<br />

bis hin zu Übersetzungen<br />

relevanter Texte<br />

von Mensa International<br />

und Informationen<br />

aus dem französischen<br />

Verein. Darüber<br />

hinaus wird jede Ausgabe ein Dossier zu einem<br />

Thema enthalten, das Mensa und Begabung<br />

betrifft; im Dossier der aktuellen Ausgabe geht es<br />

I<br />

m<br />

Mensa Frankreich:<br />

Mitgliederzeitschrift<br />

im neuen Design<br />

März 2021 erhielten die Mitglieder von Mensa<br />

Frankreich die erste Ausgabe des „Mensa-<br />

<strong>Mag</strong>“, der Mitgliederzeitschrift im neuen Design,<br />

die das frühere Format „Contacts“ ablöst. Zusammengestellt<br />

wird die Zeitschrift nun von einem<br />

gut 30-köpfigen Team um den neuen Chefredakteur<br />

Xavier della Chiesa. Acht auch farblich markierte<br />

Sparten decken ein breites Spektrum ab<br />

– von Aktivitäten in den Regionen über die Vor-<br />

24 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


um Geschäft und Geschäftemacherei mit Publikationen,<br />

Beratung und Coaching, Facebook-<br />

Gruppen, Podcasts, Videos et cetera zum Thema<br />

HB. Das „Mensa<strong>Mag</strong>“ erscheint alle drei<br />

Monate in Papierform und als pdf-Datei. Features<br />

wie die Animation von Beiträgen und<br />

eingebettete Video- und Audiodateien machen<br />

die pdf-Datei zusätzlich attraktiv.<br />

L<br />

ust<br />

Mensa Spanien: SIG-<br />

Gründung und runder Tisch<br />

auf Austausch mit Mensa Spanien? Aktuelle<br />

Angebote/Ideen dazu sind (i) die<br />

Gründung einer deutsch-spanischen SIG und<br />

(ii) die Teilnahme eines MinD-Mitglieds an einem<br />

„runden Tisch“ zum Thema „Soft Skills“<br />

im Dezember 2021. Spanisch-Kenntnisse sind<br />

für beides unverzichtbar.<br />

Hintergrund des geplanten „runden Tisches“:<br />

Da der Erfolg der Mensa-Jobbörse hinter den<br />

Erwartungen zurückgeblieben war, organisiert<br />

Mensa Spanien seit 2018 in Verbindung<br />

mit seiner MV einen „runden Tisch“ zu Themen<br />

um HB und Beschäftigung. Teilnehmende<br />

sind der Administrator der M-SIG Beschäftigung,<br />

Personen aus der Wissenschaft, von Unternehmen<br />

oder Unternehmensvereinigungen<br />

und Personalverantwortliche. Die Themen bisher<br />

waren „HB und Beschäftigungsfähigkeit“<br />

(Cádiz, 2018), „Die Zukunft der Beschäftigung“<br />

(Bilbao, 2019, inkl. Job-Messe) und „HB in der<br />

Arbeitswelt“ (virtuell, 2020). Der nächste „runde<br />

Tisch“ zu „Soft Skills“ ist für Dezember 2021<br />

geplant; ob in Präsenz, virtuell oder hybrid,<br />

entscheidet sich ab Herbst.<br />

Solltet ihr an einem der Angebote interessiert<br />

sein, wendet euch gerne an mindmag@<br />

mensa.de.<br />

Gudrun Holtmanns<br />

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mind magazin <strong>142</strong>/juni 2021 | 25<br />

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RÄTSEL<br />

Sudoku<br />

26 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />

CHRISTINA HEIL<br />

Der 0,1-Prozent-Club<br />

Eine Studie zum Erleben und Verhalten<br />

höchstbegabter Erwachsener.<br />

Höchstbegabung ist in ihrer Auswirkung auf das persönliche Erleben und Verhalten<br />

bisher empirisch kaum erforscht. Die Mensanerin und Psychologische Psychotherapeutin<br />

Christina Heil hat das in einer Studie untersucht.<br />

V<br />

on intellektueller Höchstbegabung<br />

sprechen wir bei<br />

einem IQ von drei oder mehr<br />

Standardabweichungen über<br />

dem Mittelwert eines wissenschaftlich<br />

anerkannten Intelligenztests.<br />

In den hierzulande<br />

anerkannten Intelligenztests<br />

entspricht dies einem IQ-Wert<br />

von 145 und mehr. Nur eine von<br />

1.000 Personen ist intellektuell<br />

höchstbegabt.<br />

Höchstbegabte erleben ihren<br />

Alltag und ihr Umfeld auf<br />

besondere Weise. Im Zeitraum<br />

von Juni bis September 2020 hat<br />

eine Studie in Form einer Befragung<br />

stattgefunden, in deren<br />

Fokus das subjektive Erleben<br />

höchstbegabter Menschen, die<br />

damit verbundenen Ressourcen,<br />

Belastungen und Schwierigkeiten<br />

sowie ihre Erfahrungen mit<br />

Psychotherapie standen.<br />

An der Studie beteiligten sich<br />

72 Höchstbegabte zwischen 20<br />

und 66 Jahren. Das Geschlechter-Verhältnis<br />

war beinahe ausgeglichen.<br />

Die Befragung erfolgte<br />

digital, schriftlich und anonym,<br />

wobei sowohl quantitative<br />

Maße eingesetzt wurden als<br />

auch Beschreibungen des persönlichen<br />

Erlebens in eigenen<br />

Worten möglich waren. Die Teilnehmenden<br />

wurden über Vereine<br />

und Interessenverbände sowie<br />

entsprechende Newsletter<br />

und Social-Media-Kanäle auf<br />

die Befragung aufmerksam gemacht.<br />

Wer sind diese<br />

Höchstbegabten?<br />

Die Mehrheit der Teilnehmenden<br />

gab an, dass die eigene<br />

Höchstbegabung erst im Erwachsenenalter<br />

diagnostiziert<br />

wurde. Es zeigte sich, dass ein<br />

Großteil der Teilnehmenden bereits<br />

sehr früh Sprechen, Lesen<br />

und Rechnen gelernt hatte und<br />

einen hohen Bildungsgrad erworben<br />

hat. Auffällig ist, dass<br />

Frauen deutlich früher als Männer<br />

Rechnen und Sprechen gelernt<br />

hatten und zudem früher<br />

eingeschult worden waren. Eine<br />

begabungsbezogene Förderung<br />

in der Schulzeit hatte nur ein<br />

äußerst kleiner Anteil erhalten.<br />

Knapp die Hälfte der Teilnehmenden<br />

war beruflich selbstständig,<br />

ein Drittel ging mehreren<br />

Beschäftigungen parallel<br />

nach. Etwa zwei Drittel befanden<br />

sich in einer Partnerschaft,<br />

und etwas mehr als die Hälfte<br />

hatte Kinder. Alle Teilnehmenden<br />

verfügten über private Kontakte<br />

zu Hoch- und Höchstbegabten.<br />

Wo liegen bedeutsame<br />

Erlebens- und<br />

Verhaltensmerkmale?<br />

Die Befragten wurden gebeten,<br />

ihre eigenen begabungsbezogenen<br />

Erlebens- und Verhaltensmerkmale<br />

einzuschätzen. Dabei<br />

zeigte sich, dass die Fähigkeit<br />

zum schnellen und komplexen<br />

Denken die stärkste Ausprägung<br />

aufwies, gefolgt von weimind<br />

magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 27


WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />

teren Merkmalen in absteigender<br />

Reihenfolge (siehe Tabelle).<br />

Höchstbegabung:<br />

Ressource und<br />

Belastung?<br />

Besondere Fähigkeiten können<br />

als positiv (Ressource) und<br />

als negativ (Belastung) empfunden<br />

werden. Die in der Tabelle<br />

genannten Merkmale wurden<br />

von den Befragten deutlich stärker<br />

als Ressource denn als Belastung<br />

wahrgenommen. Bemerkenswert<br />

ist, dass das Ressourcen-Erleben<br />

umso ausgeprägter<br />

war, je mehr Kontakte die<br />

Teilnehmenden zu Hoch- und<br />

Höchstbegabten hatten.<br />

Am stärksten als Ressource<br />

empfunden wurden die intellektuellen<br />

Aspekte der Begabung:<br />

Die ersten Plätze belegten<br />

das schnelle und komplexe Denken,<br />

die logisch-analytischen<br />

Fähigkeiten, die Mustersuche<br />

und Abstraktionsfähigkeit, der<br />

geringe Übungsbedarf bei neuen<br />

Fertigkeiten und die Unabhängigkeit<br />

im Denken. Bei<br />

den wahrgenommenen Belastungen<br />

hingegen standen eher<br />

emotionale und soziale Aspekte<br />

im Vordergrund, beginnend<br />

mit hoher Sensibilität, gefolgt<br />

von intensiver Emotionalität,<br />

Perfektionismus, ausgeprägtem<br />

Gerechtigkeitssinn und der Bewusstheit<br />

der Grenzen des eigenen<br />

Wissens, Könnens und Verstehens.<br />

Aus den Freitext-Antworten<br />

dieses Themenfeldes geht hervor,<br />

dass bei jedem Merkmal die<br />

Ressourcen und Belastungen<br />

sowohl innerhalb der eigenen<br />

Person als auch im zwischenmenschlichen<br />

Kontakt liegen<br />

können. So wurde beispielsweise<br />

das schnelle und komplexe<br />

Denken häufig als große Bereicherung<br />

wahrgenommen. Jedoch<br />

brachte es auch oft mit<br />

sich, schwer ein Ende finden<br />

zu können, Sachverhalte zu<br />

verkomplizieren, sich nur mit<br />

Mühe auf ein Thema fokussieren<br />

zu können, schwer Entscheidungen<br />

treffen und kaum<br />

abschalten zu können. Belastungen<br />

ergaben sich zudem im<br />

Kontakt mit Mitmenschen, deren<br />

Langsamkeit die Teilnehmenden<br />

schwer ertragen konnten<br />

und von denen sie häufig<br />

als vorauseilend, anstrengend,<br />

merkwürdig oder konfus erlebt<br />

wurden.<br />

Begabungsbezogene<br />

Schwierigkeiten<br />

Als die am häufigsten genannte<br />

begabungsbezogene Schwierigkeit<br />

im Leben der Befragten<br />

stellte sich das Gefühl der Andersartigkeit<br />

heraus. Zudem erlebten<br />

die Teilnehmenden oft<br />

das Gefühl des Unverstandenseins,<br />

Unterforderung in Beruf<br />

Begabungsbezogene Erlebens- und<br />

Verhaltensmerkmale sowie Fähigkeiten<br />

der befragten Höchstbegabten:<br />

(durchschnittlich stärkste Ausprägung zuerst)<br />

• Schnelles und komplexes Denken<br />

• logisch-analytische Fähigkeiten<br />

• Mustersuche und Abstraktionsfähigkeit<br />

• ausgeprägter Gerechtigkeitssinn<br />

• breit gefächerte Interessen<br />

• kritisches Denken<br />

• visuell-räumlicher Denk- und Lernstil<br />

• Unabhängigkeit im Denken<br />

• hohe Bedeutung moralischer Werte<br />

• Bedürfnis nach viel intellektuellem Input<br />

• Bewusstheit der Grenzen des eigenen Wissens,<br />

Könnens und Verstehens<br />

• hohe Sensibilität<br />

• Perfektionismus<br />

• intrinsische Motivation<br />

• hohe sprachliche Fähigkeiten<br />

• Imaginations-Neigung<br />

• Kreativität<br />

• geringer Übungsbedarf bei neuen Fertigkeiten<br />

• sehr gutes Gedächtnis<br />

• intensive Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer<br />

• Beschäftigung mit existenziellen Themen<br />

• hohes Energielevel<br />

• intensive Emotionalität<br />

• Synästhesie<br />

28 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


oder Ausbildung und Langeweile bei Routineaufgaben<br />

des Alltags. Als weitere begabungsbezogene<br />

Schwierigkeiten wurden Underachievement,<br />

Einsamkeit, ungenügende Lernstrategien,<br />

Sinnkrisen, Schwierigkeiten, anderen<br />

Menschen zu vertrauen und sich auf<br />

Beziehungen einzulassen, sowie Mobbing genannt.<br />

Mit begabungsbezogenen Schwierigkeiten<br />

waren insbesondere die hohe Sensibilität,<br />

die intensive Emotionalität, die hohe Bedeutung<br />

moralischer Werte, die Mustersuche<br />

und Abstraktionsfähigkeit und die Imaginationsneigung<br />

assoziiert.<br />

Hilfreiche<br />

Bewältigungsstrategien<br />

Über alle erfassten Schwierigkeiten hinweg<br />

zeigte sich, dass diese in der Kindheit und Jugend<br />

zumeist am stärksten ausgeprägt waren,<br />

da die Teilnehmenden vor allem in der Schule<br />

und in der Gruppe der Gleichaltrigen einem<br />

hohen Anpassungsdruck unterlagen. Mit der<br />

Erhöhung des Entfaltungsspielraumes im Erwachsenenalter<br />

wurde vieles einfacher. Zahlreiche<br />

Teilnehmende konnten sich im Laufe<br />

des Lebens hilfreiche Bewältigungsstrategien<br />

aneignen, durch die die Probleme vermindert<br />

werden konnten. Als besonders förderlich wurden<br />

dabei empfunden: das Wissen über die eigene<br />

Höchstbegabung, der Kontakt zu anderen<br />

Hoch- und Höchstbegabten, die Wertschätzung<br />

sich selbst und anderen gegenüber, das<br />

Entwickeln kreativer Lösungen zur Schaffung<br />

von Herausforderungen, der Selbstschutz vor<br />

zu viel emotionaler Belastung oder sensorischer<br />

Überreizung sowie die Erhöhung der eigenen<br />

sozialen Kompetenz.<br />

Psychotherapeutische<br />

Behandlung<br />

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kann ganz einfach sein.<br />

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Etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmenden<br />

befand sich im Laufe ihres Lebens in (ambulanter<br />

oder stationärer) psychotherapeutischer<br />

Behandlung, wobei Frauen deutlich häufiger<br />

in Therapie waren als Männer. Etwa ein<br />

Viertel der Personen mit Therapie-Erfahrung<br />

konnte Fehldiagnosen benennen. Teilnehmen-<br />

mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 29<br />

Regionaldirektion für<br />

Bachelor of Arts / Master of Laws<br />

Markus Sliwka<br />

Kaufmann für Versicherungen<br />

und Finanzen (IHK)<br />

Hauptstraße 51<br />

72667 Schlaitdorf<br />

Telefon 07127 931011<br />

Markus.Sliwka@dvag.de


WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />

de mit Therapie-Erfahrung wiesen<br />

deutlich mehr begabungsbezogene<br />

Schwierigkeiten und<br />

Belastungen durch begabungsbezogene<br />

Erlebens- und Verhaltensmerkmale<br />

auf als Teilnehmende<br />

ohne Therapie-Erfahrung.<br />

Bei knapp zwei Dritteln<br />

war die Höchstbegabung bereits<br />

vor der Therapie bekannt oder<br />

wurde während der Therapie<br />

festgestellt. Hingegen hatten<br />

nur etwas mehr als ein Viertel<br />

der Therapeutinnen und Therapeuten<br />

Kenntnisse über Hochund<br />

Höchstbegabung, und das<br />

obwohl viele der Teilnehmenden<br />

gezielt nach spezialisierten<br />

Therapie-Angeboten gesucht<br />

hatten.<br />

Was macht eine gute<br />

psychotherapeutische<br />

Behandlung aus?<br />

Teilnehmende, deren Therapeutin<br />

oder Therapeut über<br />

Kenntnisse zu Hoch- und<br />

Höchstbegabung verfügte, fühlten<br />

sich deutlich besser verstanden<br />

und ernst genommen, die<br />

Zusammenarbeit funktionierte<br />

deutlich besser, und die Höchstbegabung<br />

wurde deutlich stärker<br />

berücksichtigt. Auch weisen<br />

die Ergebnisse darauf hin, dass<br />

Patientinnen und Patienten von<br />

spezialisierten Therapeutinnen<br />

und Therapeuten weniger<br />

durch begabungsbezogene Erlebens-<br />

und Verhaltensmerkmale<br />

belastet waren und zudem weniger<br />

begabungsbezogene Schwierigkeiten<br />

erlebten.<br />

Gut verstanden fühlten sich<br />

Teilnehmende, deren Therapeutin<br />

oder Therapeut gut zuhörte,<br />

sie ernst nahm, ihnen Wertschätzung<br />

entgegenbrachte, viel<br />

„Teilnehmende, deren<br />

Therapeutin oder Therapeut<br />

über Kenntnisse zu<br />

Hoch- und Höchstbegabung<br />

verfügte, fühlten sich<br />

deutlich besser verstanden<br />

und ernst genommen,<br />

die Zusammenarbeit<br />

funktionierte besser.“<br />

Zutrauen in sie hatte, ihnen viel<br />

Handlungsspielraum ließ, begabungsbezogene<br />

Themen beachtete,<br />

Kenntnisse über begabungsbezogene<br />

Ressourcen und<br />

Belastungen hatte oder mit ihnen<br />

intellektuell auf Augenhöhe<br />

war.<br />

Die Zusammenarbeit in der<br />

Therapie wurde als gelungen erlebt,<br />

wenn die Therapeutin oder<br />

der Therapeut einen geregelten<br />

äußeren Rahmen einhielt, eigene<br />

Sichtweisen und Standpunkte,<br />

aber nicht eigene Themen<br />

einbrachte, Offenheit hinsichtlich<br />

der Wahl der passenden Methoden<br />

zeigte, keine Interventionen<br />

aufdrängte und gemeinsam<br />

mit den Patientinnen und<br />

Patienten nach Lösungen suchte.<br />

Hinsichtlich der Berücksichtigung<br />

der Höchstbegabung<br />

wurde es als hilfreich angesehen,<br />

wenn Therapeutinnen und<br />

Therapeuten individuell auf die<br />

begabungsbezogenen Merkmale<br />

eingingen und dies in die therapeutische<br />

Arbeit mit einbezogen<br />

wurde.<br />

Für viele Teilnehmende waren<br />

begabungsbezogene Themen<br />

sehr bedeutsam. Auch wenn<br />

sie nicht die gesamten Schwierigkeiten<br />

erklärten, war ein adäquates<br />

Verständnis der Probleme<br />

häufig nur mit der Berücksichtigung<br />

begabungsbezogener<br />

Themen möglich.<br />

Was passiert mit<br />

der Studie?<br />

Die Studie wurde durchgeführt,<br />

um ein besseres Verständnis<br />

des Erlebens und Verhaltens<br />

höchstbegabter Erwachsener zu<br />

erlangen. Damit wurde ein Beitrag<br />

zur Verbesserung der psychotherapeutischen<br />

Behandlung<br />

Höchstbegabter geleistet.<br />

Zudem liefert die Studie Anregungen<br />

für die weitere wissenschaftliche<br />

Auseinandersetzung<br />

mit dem Phänomen der Höchstbegabung.<br />

Da an der Studie ausschließlich<br />

Personen teilnahmen,<br />

die um ihre Höchstbegabung<br />

wissen und im Kontakt zu<br />

anderen Hoch- und Höchstbegabten<br />

stehen, sollten die quantitativen<br />

Befunde nicht auf die<br />

Gesamtheit der Höchstbegabten<br />

generalisiert werden.<br />

Der vollständige Ergebnisbericht,<br />

dem auch die Freitext-<br />

Antworten zu entnehmen sind,<br />

steht unter folgendem Link zum<br />

Download zur Verfügung:<br />

mind-mag.de/link/studie-heil<br />

Über die Autorin:<br />

Dipl.-Psych. Christina Heil ist<br />

Psychologische Psychotherapeutin<br />

und seit 2019 in eigener<br />

Privatpraxis tätig. Sie ist spezialisiert<br />

auf die Psychotherapie<br />

von Hochbegabten sowie von<br />

Menschen mit Körper- und Sinnesbehinderungen<br />

und hat bereits<br />

mehrere Publikationen zu<br />

ihren Schwerpunktthemen verfasst.<br />

30 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


PRISMENFERNGLAS<br />

HARTMUT BLESSING<br />

Chemische Etymologie<br />

Auch ein Mensaner-Name lebt fort.<br />

W<br />

as hat die „Brille“ mit einer<br />

Stadt in Indien zu<br />

tun? Dazu gleich mehr. Meine<br />

Liebe zur Etymologie entstand<br />

aus meiner Lehre im Bereich<br />

Chemie, speziell der Beschäftigung<br />

mit den Elementnamen.<br />

Das Element „Beryllium“ ist<br />

nach dem Mineral „Beryll“ benannt,<br />

das vor allem als Aquamarin<br />

(blau, lateinisch „meerwasserfarben“)<br />

oder als Smaragd<br />

(grün, altgriechisch<br />

„smáragdos“, „grüner Stein“)<br />

vorkommt und von den Griechen<br />

schon „beryllos“ genannt<br />

wurde. Vermutlich kommt dieser<br />

Name von der indischen<br />

Stadt „Belur“, wo man solche<br />

Minerale fand. Aus Beryll wurden<br />

Lesesteine gefertigt, mit deren<br />

Hilfe Leute mit Sehschwäche<br />

Texte lesen konnten. Später<br />

übertrug man das Wort „Berylle“<br />

auf Lesehilfen aus Glas, daraus<br />

wurde die „Brille“.<br />

Die Elemente „Rubidium“ und<br />

„Cäsium“ wurden durch die Chemiker<br />

Kirchhoff und Bunsen<br />

spektroskopisch entdeckt und<br />

nach ihren „tiefroten“ (lateinisch<br />

„rubidus“) beziehungsweise<br />

„himmelblauen“ (lateinisch<br />

„caesius“) Spektrallinien<br />

benannt.<br />

Schon länger bekannt sind<br />

die Elemente „Cobalt“ und „Nickel“,<br />

die von den Bergleuten<br />

abschätzig „Kobold“ und „Teufel“genannt<br />

wurden, weil ihre<br />

Erze wertvollere Stoffe, zum Beispiel<br />

Silbererze, vortäuschten.<br />

Noch älter ist das Wort „Eisen“,<br />

vermutlich von keltisch „isarnon“<br />

und eines der wenigen keltischen<br />

Wörter, die überdauert<br />

haben, wie auch „Reich“, „Amt“,<br />

„Pferd“ und „Karren“. Die Kelten<br />

waren Meister der Eisenbearbeitung.<br />

Das lateinische Wort für<br />

„Eisen“, „Ferrum“, findet sich in<br />

Namen, die für „Schmied“ stehen:<br />

„Ferreira“, „Ferrero“ und<br />

„Ferrari“.<br />

Eine Form des Elementes Kohlenstoff<br />

ist das „Fulleren“ (Anmerkung<br />

der Redaktion: Betonung<br />

auf der letzten Silbe), bei dem<br />

Fünfecke und Sechsecke aus<br />

Kohlenstoffatomen zu ballartigen<br />

Molekülen zusammengefügt<br />

sind. Besonders bekannt<br />

PRISMENFERNGLAS<br />

Warum Prismenfernglas?<br />

Prismenfernglas steht für die<br />

Buntheit des Lebens, vor allem der<br />

Sprache — das Fernglas steht für den<br />

Blick über den Tellerrand.<br />

Unter dieser Rubrik erscheinen<br />

regelmäßig Beiträge zu Sprachspielen<br />

und Etymologie.<br />

ist das Fulleren aus 60 Kohlenstoffatomen,<br />

das wie ein Fußball<br />

aussieht.<br />

Benannt sind die Fullerene<br />

nach dem Mensaner, Mathematiker<br />

und Architekten Richard<br />

Buckminster Fuller, an dessen<br />

geodätische Kuppeln zur Überdachung<br />

von Wohnanlagen sie<br />

erinnern. Die IUPAC, die Institution,<br />

welche für die Nomenklatur<br />

chemischer Stoffe zuständig<br />

ist, weigerte sich lange, den Trivialnamen<br />

„[60]Fulleren“ anzuerkennen<br />

und bestand bis zum<br />

Jahre 2002 auf dem systematischen<br />

Namen, der 358 Zeichen<br />

lang ist und den wir uns hier<br />

sparen wollen.<br />

Auf Wikipedia ist er unter dem<br />

Stichwort „Fullerene“ verzeichnet.<br />

Eine andere Form des Kohlenstoffs,<br />

der „Diamant“, hat eigentlich<br />

eine falsche Vorsilbe<br />

(„Dia-“). Zwar kommt sein<br />

Name aus dem Altgriechischen,<br />

aber dort hieß er „adámas“, „der<br />

Unbezwingliche“, mit dem Genitiv<br />

„adámantos“. Wieder eine<br />

Kohlenstoffform, der „Graphit“,<br />

hat seinen Namen von altgriechisch<br />

„graphein“, „schreiben“,<br />

weil man aus ihr Schreibgeräte<br />

(„Bleistifte“) machen kann.<br />

mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 31


SUMMEN & BRUMMEN<br />

FRANZ-MANFRED SCHÜNGEL<br />

Mal eben eingestellt:<br />

10.000 neue Mitarbeiter<br />

Der lange Weg zum Hobby-Imker.<br />

Waben bauen, Pollen<br />

sammeln, Eindringlinge<br />

verkloppen: Das<br />

faszinierende Leben des<br />

eigenen Bienenschwarms.<br />

W<br />

ie schon häufiger war<br />

meine Frau die treibende<br />

Kraft, die etwas Neues in unseren<br />

Alltag aus Beruf, Familie<br />

und nerdigen Basteleien brachte.<br />

Schon länger hatte sie mir<br />

von der Imkerei – nun ja, vorgeschwärmt.<br />

Ziemlich plötzlich<br />

wurde es dann konkret: Trotz<br />

eines Mangels an Vorbildung –<br />

das Bienenseminar war Coronabedingt<br />

mehrfach verschobenen<br />

worden – hatten wir Anfang<br />

Mai 2020 die Möglichkeit, einen<br />

Schwarm zu bekommen. Da war<br />

der Sprung ins kalte Wasser die<br />

bessere Alternative zu einem<br />

weiteren Jahr Wartezeit.<br />

Für die Bienenwohnung, Beute<br />

genannt, gibt es eine unüberschaubare<br />

Zahl an Systemen,<br />

Konzepten und Materialien. Das<br />

liegt mehr an den Ansprüchen<br />

der Menschen als an denen der<br />

Bienen. Diese legen mehr Wert<br />

auf die Inneneinrichtung, die<br />

sie sich selber schön machen.<br />

Unsere Wahl fiel auf eine anfängertaugliche<br />

Einraumbeute<br />

mit Rahmen, die sich recht einfach<br />

selber bauen liess. Sie war<br />

halbwegs fertig, als die Bienen<br />

kamen. Jedenfalls muss die Beute<br />

dort, wo sie möglichst dauerhaft<br />

stehen kann, stabil horizontal<br />

aufgestellt werden, und das<br />

ist uns fristgerecht gelungen.<br />

Die Bienen kamen im Ikea-<br />

Schwarmkasten „Drönjöns“, der<br />

merkwürdigerweise als Papierkorb<br />

verkauft wird. Zum Einlaufen<br />

kippt man die Bienen<br />

auf eine Schräge vor die Beute.<br />

Sie gehen dann rein und alles<br />

wird gut – das besagt die Theorie.<br />

Überraschenderweise haben<br />

Bienen keinerlei Drang zu fliegen,<br />

wenn sie ihr Tagwerk auch<br />

zu Fuss erledigen können.<br />

Die Bienenmasse strudelte<br />

auch so nach und nach hinein,<br />

Franz-Manfred Schüngel vor seiner Beute.<br />

Alle Fotos: Schüngel<br />

und dann fing es an zu regnen.<br />

Am nächsten Tag war es kalt,<br />

die Eisheiligen waren pünktlich.<br />

Am übernächsten Tag schauten<br />

wir hinein, um sicherzustellen,<br />

dass die Bienen keinen Schabernack<br />

treiben. Und dann sahen<br />

wir die Bescherung: Die Bienen<br />

trieben gar nichts, sondern<br />

saßen unten in der Kiste.<br />

In der Situation hat sich gezeigt,<br />

dass Erfahrung durch<br />

nichts ersetzt werden kann.<br />

Man muss jemanden fragen<br />

können, der sich auskennt, und<br />

eine Telefonnummer ist da<br />

mehr wert als die ganze Literatur.<br />

Die Situation war kritisch,<br />

weil die Bienen ausgehungert<br />

waren und es zu kalt hatten.<br />

Wärmen können sie sich nur<br />

im Schwarm, und dafür müssen<br />

sie sich in einer Traube unter<br />

die Decke hängen. Also wurden<br />

sie erst mal gefüttert, indem sie<br />

mit Zuckerlösung besprenkelt<br />

wurden, und dann hochgeärgert.<br />

Man kann sie mit Stöcken<br />

ärgern oder mit Rauch – wir haben<br />

beides genommen, und es<br />

hat funktioniert.<br />

Seitdem läuft es blendend. Die<br />

Bienen beginnen von oben zu<br />

bauen, und legen ein Brutnest<br />

32 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


Es ist sehr entspannend,<br />

dem Flugbetrieb zuzuschauen,<br />

während man mit der Geräuschkulisse<br />

und dem Duft des<br />

Bienenstocks umgeben ist.<br />

an. Die zuerst schneeweißen<br />

Waben bauen sie freihängend<br />

in den leeren Holzrahmen. Sie<br />

schwitzen dafür kleine Wachsplättchen<br />

aus, die summa summarum<br />

die ganze Inneneinrichtung<br />

ergeben.<br />

Das Ergebnis ist recht eintönig<br />

in einer Form, die häufig als<br />

Sechseck propagiert wird; ich<br />

sehe nur dicht gepackte runde<br />

Zellen. Jedenfalls legen sie keinen<br />

Wert auf Wohnlichkeit, sie<br />

errichten nur Vorratskammern<br />

und Kinderzimmer.<br />

Man kann den Bienen dabei<br />

helfen, indem man sogenannte<br />

Mittelwände verwendet – das<br />

sind in die Rähmchen gehängte<br />

Wachsplatten, bei denen die Waben<br />

schon angedeutet sind.<br />

Unser Ansatz ist die wesensgemäße<br />

Bienenhaltung, die die<br />

Bedingungen in der Natur möglichst<br />

widerspiegelt. Die Motivation<br />

für Hilfestellung durch den<br />

Imker ist ein schnellerer Wabenbau<br />

und dadurch gesteigerter<br />

Honigertrag, um den es uns<br />

aber gar nicht geht.<br />

Ein erstaunlich<br />

hoher Erlebniswert<br />

Die Bienen produzierten erst<br />

mal neue Bienen und wurden<br />

im Juli sehr zahlreich. Sie sind<br />

so pflegeleicht, dass auch ein<br />

paar Wochen Urlaub zwischendurch<br />

kein Problem sind.<br />

Der Erlebniswert der Bienenhaltung<br />

ist erstaunlich hoch.<br />

SUMMEN & BRUMMEN<br />

Einerseits ist es sehr entspannend,<br />

dem Flugbetrieb zuzuschauen,<br />

während man mit der<br />

Geräuschkulisse und dem Duft<br />

des Bienenstocks umgeben ist.<br />

Es ist aber auch hochgradig faszinierend,<br />

wie der Organismus<br />

des Schwarms – Bien genannt<br />

– ohne zentrale Wahrnehmung<br />

oder Entscheidungsfindung<br />

funktioniert.<br />

Wegen der fehlenden Übersicht<br />

seitens der Tiere und den<br />

beweglichen Rahmen kann man<br />

den ganzen Stock ungestört auseinandernehmen,<br />

solange man<br />

die einzelne Biene nicht ärgert.<br />

Ich betrachte für mein eigenes<br />

Verständnis die einzelnen Bienen<br />

gerne als Einheiten mit fest<br />

programmierten Subroutinen,<br />

wie Waben bauen, Pollen sammeln,<br />

Eindringlinge verkloppen.<br />

Meine Frau findet die Vorstellung<br />

furchtbar, aber mich fasziniert,<br />

wie simpel die einzelnen<br />

Routinen sind. Die Navigation<br />

hat noch die höchste Komplexität,<br />

besteht aber – wie bei uns<br />

auch – aus einer groben Komponente<br />

mit Richtung und Entfernung,<br />

und einer optischen Komponente<br />

für die letzten Meter.<br />

Jungbienen wissen zwar, wie<br />

die Kiste aussieht, aber müssen<br />

oft länger nach dem Eingang suchen.<br />

Die Bienchen haben auch<br />

einen Kamikaze-Modus. Diesen<br />

kann man auslösen, wenn man<br />

eine Biene sanft über den Boden<br />

rollt, weil man gerade mit der<br />

Hand den Kistenboden ausfegt.<br />

Je besser man die Bienen kennt,<br />

desto eleganter lernt man, mit<br />

solchen Situationen umzugehen.<br />

Beim nächsten Mal werde<br />

ich schleunigst die Flucht ergreifen,<br />

für dieses Mal hatte ich<br />

eine dicke Hand.<br />

mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 33


SUMMEN & BRUMMEN<br />

Der Lernprozess wird durch<br />

das bestechende Feedback<br />

der Bienen sehr beschleunigt,<br />

wenn man es drauf ankommen<br />

lässt. Auch wäre das durch<br />

eine Schutzausrüstung zu vermeiden<br />

gewesen, ich habe aber<br />

nicht gerne was auf dem Kopf<br />

oder im Gesicht.<br />

Die pummeligen Bienen mit<br />

den grossen Augen kann man<br />

dagegen im Sommer problemlos<br />

aus dem Stock pflücken oder<br />

aus der Luft fangen: Die männlichen<br />

Bienen, die Drohnen, haben<br />

nämlich keinen Stachel.<br />

Sie haben nur das Eine im<br />

Sinn und tragen nichts zur<br />

Hausarbeit bei, wodurch sie die<br />

gleiche Funktion erfüllen wie<br />

der sonstige Luxus im Tierreich:<br />

Sie signalisieren – in diesem Fall<br />

durch ihre Anzahl – dass mehr<br />

Ressourcen vorhanden sind,<br />

als gebraucht werden. Wie die<br />

Schwanzfedern beim Pfau, das<br />

Hirschgeweih oder der Sportwagen<br />

soll der durch Luxus ausgedrückte<br />

Erfolg die Fortpflanzungschancen<br />

erhöhen. Bei den<br />

meisten Tieren funktioniert dies<br />

über Attraktivität, bei den Bienen<br />

über simple Statistik.<br />

Der schwierige Teil<br />

kommt noch<br />

Der schwierigste Teil des Bienenjahres<br />

steht noch bevor. Erst<br />

mal müssen sie über den Winter<br />

kommen und brauchen dafür<br />

den Honig, den sie eingetragen<br />

haben. Dann werden neue Königinnen<br />

ausgebrütet, und die alte<br />

zieht mit einem erfahrenen Teil<br />

des Volkes aus und begründet<br />

einen neuen Stock. Die neue Königin<br />

hat dann eine fertig eingerichtete<br />

Wohnung.<br />

Wenn man die Bienen behalten<br />

möchte, muss man den<br />

Schwarm einfangen oder vorher<br />

entnehmen. Wenn alles gut<br />

geht, werde ich wieder zur Säge<br />

greifen, und wir haben dann<br />

zwei Bienenkästen im Garten<br />

stehen.<br />

Die Faszination ist bei uns anscheinend<br />

von Dauer. Es gibt interessante<br />

Literatur zum Thema,<br />

laut unserer Tochter kaufen wir<br />

nur noch „Bienen zähmen leicht<br />

gemacht“-Bücher.<br />

Für mich ist überraschend,<br />

dass zahlreiche Erkenntnisse zu<br />

Kommunikation und Entscheidungsfindung<br />

im Bienenvolk<br />

aus den letzten zwanzig Jahren<br />

stammen, und noch zahlreiche<br />

Details ungeklärt sind. Ich<br />

kann daher guten Gewissens<br />

alle Ms, die sich für Bienenhaltung,<br />

neue Haustiere und / oder<br />

Schreinerarbeiten interessieren,<br />

dazu ermutigen, Nägel mit Köpfen<br />

zu machen.<br />

Der Einstieg ist ein überschaubarer<br />

Aufwand. Der schwierigste<br />

Schritt war rückblickend, Altimker<br />

zu finden, die auf der gleichen<br />

Wellenlänge sind.<br />

Die zuerst schneeweißen<br />

Waben bauen die Bienen<br />

freihängend in den leeren<br />

Holzrahmen.<br />

Ich empfehle, möglichst einen<br />

Verein vor Ort anzusprechen.<br />

Wenn die Chemie stimmt,<br />

hat man kurze Wege und kann<br />

wenig genutzte Ausrüstung teilen.<br />

In der Schweiz ist eine Vereinsmitgliedschaft<br />

sogar Pflicht;<br />

in Deutschland kann man dagegen<br />

recht entspannt drauflos<br />

imkern.<br />

Die notwendigen Anmeldungen<br />

beim lokalen Amtstierarzt<br />

und der Tierseuchenkasse des<br />

Bundeslandes sind schnell gemacht<br />

und sogar kostenlos. Und<br />

natürlich gibt es im Internet<br />

reichlich Informationen, Foren<br />

und Online-Shops – die zum Teil<br />

mit Vorsicht zu geniessen sind;<br />

man kann sich sowohl in kalten<br />

Kommerz wie auch in abstruse<br />

Esoterik hineinimkern.<br />

Unter mellifera.de – Apis Mellifera<br />

ist die Honigbiene – findet<br />

man einen Verein zur wesensgemäßen<br />

Bienenhaltung, und unter<br />

lwg.bayern.de/bienen gibt<br />

es reichlich fundierte Informationen<br />

einschließlich Bauanleitungen<br />

für Beuten. Und vielleicht<br />

wird ja irgendwann auch<br />

die Bienen-SIG wieder beflogen.<br />

34 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


Sudoku<br />

RÄTSEL<br />

mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 35


BÖRSE & SPEKULATION<br />

GERO ZIMMERMANN<br />

Spekulation mit IQ – gibt es<br />

das sichere Börsen-System?<br />

Folge 1: Rentenpapiere, Aktienkurse und Zinsen.<br />

Geld verdienen durch<br />

Börsenspekulation und<br />

schlaues Anlegen, das ist<br />

auch für Ms ein spannendes<br />

Thema. Und wer sollte das<br />

ganz sichere System<br />

finden, wenn nicht jemand<br />

von uns.<br />

A<br />

uf einen entsprechenden<br />

Aufruf in den Mensa-News<br />

schickte uns Gero Zimmermann,<br />

M aus München und lange Jahre<br />

an der Börse aktiv, seine geballten<br />

Erfahrungen. Umfangreich, detailliert,<br />

fachkundig und so ganz<br />

anders als das, was der freundliche<br />

Berater der örtlichen Sparkasse<br />

oder die Experten im Börsen-TV<br />

empfehlen. Sehr brauchbarer Stoff,<br />

den wir in drei Teilen veröffentlichen.<br />

Vielleicht sind wir dann<br />

demnächst alle reich, vielleicht<br />

auch nur klüger. Und da zwei Börsianer<br />

nur selten einer Meinung<br />

sind: Kommentare ausdrücklich<br />

erwünscht.<br />

Einstieg in<br />

Rentenpapiere<br />

Zunächst einmal blicke ich auf<br />

die Historie zurück. Da hatte ich<br />

mal um 1993 herum festverzinsliche,<br />

an der Börse gehandelte<br />

Rentenpapiere mit einer Laufzeit<br />

von zehn Jahren und einem<br />

Zinssatz von 5 % p. a. gekauft.<br />

Vier Jahre später lagen die Zinsen<br />

für solche Papiere bei nur<br />

noch 2 % p.a. „Sie Glückspilz“,<br />

sagte mein Bankberater zu mir,<br />

„Sie haben mit Ihren Papieren<br />

das große Los gezogen.“ Als ich<br />

ihm eröffnete, dass ich gekommen<br />

war, um eben diese Papiere<br />

zu verkaufen, verstand er die<br />

Welt nicht mehr.<br />

Meine Rechnung war aber<br />

ganz einfach: Angenommen,<br />

ich hatte für 1.000 Euro die Papiere<br />

gekauft und hätte meine<br />

1.000 Euro zehn Jahre später zurückbekommen,<br />

dann hätte ich<br />

in dieser Zeit 500 Euro an Zinsen<br />

eingenommen. In den verbliebenen<br />

sechs Jahren wären<br />

das noch 300 Euro gewesen.<br />

Ein Käufer meiner Papiere hätte<br />

aber so kalkuliert: Bei einem<br />

Zinssatz von 2 % p. a. hätte er für<br />

einen Gewinn von 300 Euro in<br />

sechs Jahren, das sind 50 Euro<br />

pro Jahr, 2.500 Euro auf seinem<br />

Sparbuch anlegen müssen. Die<br />

hätte er mir natürlich nicht gegeben,<br />

denn er hätte sechs Jahre<br />

später ja nur noch 1.000 Euro<br />

zurückbekommen, also einen<br />

zusätzlichen Verlust von 1.500<br />

Euro verzeichnet. Wenn er<br />

für meine Papiere 5 % p. a. bekommt,<br />

der aktuelle Zins aber<br />

bei 2 % p. a. liegt, dann kann er<br />

bis zu 3 % p. a. Wertverlust für<br />

meine Papiere pro Jahr verkraften.<br />

Das sind in sechs Jahren<br />

18 % des angelegten Betrags. Er<br />

wird mir also für meine Papiere<br />

maximal 1.180 Euro bieten.<br />

Dann bekommt er pro Jahr 50<br />

Euro an Zinsen und hat zusätzlich<br />

einen Wertverlust von 300<br />

Euro. Womit er wieder den aktuellen<br />

Marktzins erwirtschaftet.<br />

Für mich gilt aber: Ich habe<br />

in meinen vier Jahren 200 Euro<br />

an Zinsen bekommen plus eine<br />

Wertsteigerung von 18 %, das<br />

heißt 180 Euro, macht zusammen<br />

ein Plus von 380 Euro. Das<br />

sind 9,5 % p. a.<br />

Damit kann ich gut leben,<br />

denn in den restlichen sechs<br />

Jahren hätte ich nur noch 500<br />

– 180 = 320 Euro dazu verdient,<br />

also 2 % p. a.<br />

36 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


BÖRSE & SPEKULATION<br />

Was habe ich daraus gelernt?<br />

Nun, ich muss Gewinne realisieren,<br />

wenn sie angefallen sind,<br />

also sofort verkaufen, wenn ich<br />

Kohle machen kann! Die Skeptiker<br />

werden jetzt einwenden, was<br />

ich denn jetzt mit dem Geld mache,<br />

denn ich bekomme ja auch<br />

anderswo nur geringe Zinsen.<br />

Auf diese Frage komme ich weiter<br />

unten zurück.<br />

Und dann stellt sich natürlich<br />

auch noch die Frage, wie ich<br />

agieren soll, wenn die Zinsen<br />

nicht fallen, sondern steigen,<br />

oder wenn meine Papiere erst<br />

am Sankt-Nimmerleins-Tag zurückgenommen<br />

werden. Aber<br />

das kann sich jetzt sicher jedes<br />

M selbst ausrechnen, wenn es<br />

erst einmal das Prinzip verstanden<br />

hat.<br />

Sind Aktien die<br />

bessere Alternative?<br />

Die Börsengurus werden nicht<br />

müde, uns zu erzählen, dass<br />

es einfach töricht ist, in Zeiten<br />

von Nullzinsen sein Geld bei<br />

der Bank auf dem Sparbuch liegen<br />

zu lassen, während die Aktienkurse<br />

in die Höhe schießen<br />

und die Firmen Dividenden ausschütten.<br />

Haben sie Recht?<br />

Schauen wir uns also einmal<br />

die Entwicklung des Dax seit<br />

dem Jahr 1994 an. Da geht es<br />

im wahrsten Sinn des Wortes<br />

steil bergauf. Na also! Wer da<br />

nicht eingestiegen ist, ist selbst<br />

schuld. Da gibt es zwar immer<br />

mal wieder große Abstürze, aber<br />

man darf sich, sagen die Börsengurus,<br />

dadurch nicht verunsichern<br />

lassen. Langfristig gleicht<br />

sich das alles wieder aus und es<br />

geht weiter bergauf. Schauen<br />

wir uns also mal den Dax Performance<br />

Index an.<br />

Bild 1 Dax Performance Index<br />

Wie gesagt, es ging nach oben<br />

und gleichzeitig sind die Zinsen<br />

gefallen:<br />

Bild 2 Zinsentwicklung<br />

Sparkonten<br />

Das ist der Beweis dafür, dass<br />

ich mein Geld in Aktien hätte<br />

investieren sollen, als ich es<br />

vom Rentenmarkt abgezogen<br />

habe. Stimmt das?<br />

Leider wusste ich bisher nicht,<br />

dass es sich bei obiger Darstellung<br />

der Entwicklung des Dax<br />

um einen Performance Index<br />

handelt. Das heißt, er beinhaltet<br />

sowohl Wertsteigerungen<br />

als auch ausgeschüttete Dividenden.<br />

Wenn wir aber die Dividenden<br />

abheben und nicht wieder<br />

anlegen, kommen wir zum<br />

Kursindex. Und der stellt sich<br />

wie folgt dar:<br />

Bild 3 Dax Kursindex<br />

Jetzt sehen wir, dass wir bei der<br />

reinen Kursentwicklung im Jahr<br />

2020 ungefähr dort stehen, wo<br />

wir um 2000 schon mal waren<br />

(am Gipfel der Dotcom-Blase).<br />

Wenn wir daher die Ausschläge<br />

nach oben und unten herausmind<br />

magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 37


BÖRSE & SPEKULATION<br />

rechnen, ging es von 1990 bis<br />

2020 doch von circa 1.300 auf<br />

nunmehr 5.935 hoch.<br />

Aber die schlauen Mensaner<br />

haben sicher sofort bemerkt,<br />

dass es von 1990 bis 2000 steil<br />

nach oben ging, also genau in<br />

der Zeit, wo die Zinsen von 5,2<br />

auf 1,3 Prozent absackten. Ab<br />

2000 war der Anstieg des Dax<br />

dann nur noch mäßig, weil der<br />

Spielraum für Zinssenkungen<br />

auf nunmehr Null Prozent nur<br />

noch mäßig war. Und wenn wir<br />

die letzten drei Jahre anschauen,<br />

dann war die Zeit, wo der Performance<br />

Index in die Höhe schoss,<br />

endgültig vorbei. Dafür wurden<br />

wir aber mit einem Corona-<br />

Crash überrascht.<br />

die Dividenden abgehoben und<br />

nicht wieder angelegt haben) ist<br />

das von 1990 bis 2020 ein Anstieg<br />

von circa 1.300 auf 5.930,<br />

was einem Zins von 5,2 % p. a.<br />

entspricht (bei Zinseszinsrechnung).<br />

Und die Dividenden, die die<br />

Firmen ausgeschüttet haben,<br />

die haben sich leider die Fondsmanager,<br />

Anlageberater, Banken<br />

und Vater Staat in die Tasche<br />

gesteckt. In den letzten<br />

fünf Jahren gab es nur noch wenig<br />

Luft nach oben, dafür aber<br />

einen Einbruch im Rahmen der<br />

Coronakrise.<br />

Inflation<br />

Fast hätte ich vergessen zu erwähnen,<br />

dass es da ja auch noch<br />

eine Inflation gibt, die den Rest<br />

dessen auffrisst, was mir von<br />

dem verbleibt, was unsere Dax-<br />

Firmen an Dividende ausschütten.<br />

Die EZB (Europäische Zentralbank)<br />

peilt da einen Wert von<br />

2 % an. Warum ist eine gewisse<br />

Inflation erwünscht? Weil wir<br />

immer zu dem Zeitpunkt etwas<br />

kaufen, zu dem wir befürchten<br />

müssen, dass es demnächst teurer<br />

wird, und das belebt das Geschäft<br />

und treibt die Wirtschaft<br />

an. Wenn wir unsere Kauflaune<br />

zügeln, weil wir hoffen, dass es<br />

demnächst billiger wird, ist das<br />

schlecht für die Wirtschaft. Problematisch<br />

wird die Sache allerdings<br />

dann, wenn die Preissteigerungen<br />

vor allem auf steigende<br />

Ölpreise und Mietpreise zurückzuführen<br />

sind. Aber c’est<br />

la vie.<br />

Bild 5 Inflationsraten<br />

in Deutschland<br />

Also wird der Markt durch die<br />

EZB mit billigem Geld und Nullzinsen<br />

geflutet. Das treibt die<br />

Aktienkurse in die Höhe, macht<br />

aber die Sparer ärmer. Und das<br />

Bild 4 Dax Performance<br />

Index seit 2018<br />

Hier spiegelt sich also das wieder,<br />

was ich mit meinem Festgeld<br />

schon gelernt habe. In 15<br />

Jahren ist der Dax von circa<br />

5.000 auf circa 14.000 gestiegen.<br />

Das entspricht circa 7 %<br />

p. a. bei einer Zinseszinsrechnung<br />

(Performance Index), falls<br />

wir also nichts abgehoben haben.<br />

Beim Kursindex (wenn wir<br />

Grafiken: Redaktion<br />

38 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


Volk soll dann das billige Geld (=<br />

billige Kredite) in Konsum und<br />

Investitionen umsetzen und so<br />

der Wirtschaft auf die Sprünge<br />

helfen. Dadurch entsteht aber<br />

nicht mehr, sondern nur ein<br />

zeitlich vorgezogener Konsum,<br />

denn dann, wenn wir die Kredite<br />

zurückzahlen müssen, haben<br />

wir ja kein Geld mehr für weitere<br />

Ausgaben. Aber da gilt eben:<br />

nach uns die Zukunft. Und dann<br />

könnte man ja auch die Zurückzahlung<br />

einfach auf den Sankt-<br />

Nimmerleins-Tag verschieben<br />

(wie uns das die Staaten vormachen)<br />

und allfällige Rückzahlungen<br />

mit neuen Krediten finanzieren.<br />

Das kann man auch<br />

als Umschuldung oder Prolongation<br />

bezeichnen.<br />

Der Zusammenhang zwischen<br />

Zinsen und Aktienkursen ist<br />

also offensichtlich. Dafür gibt<br />

es im Wesentlichen zwei Gründe.<br />

Wie bei den festverzinslichen<br />

Papieren steigt natürlich<br />

der Kurs, wenn die Bankzinsen<br />

fallen, falls die Dividenden<br />

gleich bleiben (siehe oben).<br />

Dazu kommt aber noch ein weiterer<br />

Effekt.<br />

Die Eigenkapitalquote der<br />

Dax-Unternehmen liegt bei circa<br />

1/3 des Gesamtkapitals, das<br />

heißt sie arbeiten zu 2/3 mit<br />

Fremdkapital (bei Banken ist<br />

der Anteil des Eigenkapitals viel<br />

geringer). Und wenn die Zinsen<br />

fallen, fallen natürlich auch die<br />

Kosten für die Fremdkapitalzinsen<br />

und das müsste sich ja eigentlich<br />

in den Gewinnen widerspiegeln<br />

und zusätzlich die<br />

Aktienkurse in die Höhe treiben.<br />

Gewinne, KGV, EBIT<br />

Schauen wir uns also erst mal<br />

die Gewinne an. Die mittlere<br />

EBIT-Marge bei Dax-Werten lag<br />

von 2004 bis 2020 konstant bei<br />

circa 10 %. Das EBIT (earning<br />

before interest and taxes) ist der<br />

operative Gewinn aus dem originären<br />

Leistungsbereich eines<br />

Unternehmens vor Zinsen und<br />

Steuern. Bei fallenden Zinsen<br />

müsste also das ansteigen, was<br />

übrig bleibt.<br />

Schauen wir deshalb jetzt einmal<br />

das Kurs-Gewinn-Verhältnis<br />

bei den Dax-Werten an:<br />

BÖRSE & SPEKULATION<br />

Bild 6 Dax Entwicklung des<br />

KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis)<br />

Wir sehen, dass der Wert zwischen<br />

1982 und 2002 zwischen<br />

16 und 30 lag, im Mittel bei ca.<br />

20. Der Kurs war also circa 20<br />

Mal so hoch wie der Jahresgewinn<br />

beziehungsweise bezogen<br />

auf den Kurs wurden p. a. 5 %<br />

(Spanne 3 % bis 6 %) Gewinn erwirtschaftet.<br />

Ab 2002 liegen wir<br />

bei circa 12.<br />

Die Gewinne sind also relativ<br />

zu den Aktienkursen (das heißt<br />

zu unserem investierten Kapital)<br />

gestiegen. Sie lagen jetzt bei<br />

circa 8 % p. a. vom Aktienkurs<br />

und das, wo doch die Zinsen bei<br />

unserem Sparbuch sich weiter<br />

marginalisiert haben. Eigentlich<br />

hätten die Kurse also noch<br />

viel stärker ansteigen müssen.<br />

Andererseits wird aber nur ein<br />

Teil der Gewinne an die Aktionäre<br />

ausgeschüttet, denn die Dividendenrendite<br />

(Dividende relativ<br />

zum Kurs) der Dax-Unternehmen<br />

lag in den letzten zehn<br />

Jahren nur im Bereich von 1,3 %<br />

bis 4,9 % p. a. und wie bereits erwähnt,<br />

landet viel davon in den<br />

Taschen von Fonds, Banken, Anlageberatern<br />

und Vater Staat.<br />

Deshalb sehen die Aktionäre<br />

vom Gewinn meist nur das,<br />

was im Unternehmen verbleibt.<br />

Wie wir aber sehen, ging es im<br />

Kursindex ab 2000 nur noch begrenzt<br />

bergauf. Warum das so<br />

ist, wäre also noch zu klären.<br />

Nach diesem Grundlagenkurs<br />

(ich weiß, dass ich mir die Sache<br />

etwas einfach gemacht habe,<br />

aber es ging nur ums Prinzip)<br />

wollen wir uns in der nächsten<br />

Ausgabe mit den Thesen und<br />

Empfehlungen der Börsenprofis<br />

auseinandersetzen.<br />

mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 39


UNPROMINENTE PROMINENTE<br />

LARS-HENDRIK SCHILLING<br />

Ein Gerät für waghalsige<br />

junge Leute<br />

Karl von Drais, Erfinder des Ur-Fahrrads.<br />

Name: Karl Friedrich Christian<br />

Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn<br />

Lebensdaten: 29. April 1785 in<br />

Karlsruhe bis 10. Dezember 1851<br />

ebenda<br />

In aller Kürze: Karl von Drais<br />

machte den ersten Schritt in<br />

der Erfindung des Fahrrads. Seine<br />

Laufmaschine erinnert heute<br />

eher an ein Laufrad für Kinder,<br />

aber sie löste einen ganzen<br />

Trend aus und legte das Fundament<br />

für die Entwicklung, die<br />

uns das moderne Fahrrad gab.<br />

Im Detail: Anders als wir es uns<br />

oft vorstellen, werden große Erfindungen<br />

selten von Einzelpersonen<br />

gemacht, sondern entstehen<br />

in einer Reihe von Schritten.<br />

Im Falle des Fahrrads machte<br />

Karl von Drais den ersten wichtigen<br />

Schritt.<br />

Er wurde am 29. April 1785 in<br />

Karlsruhe geboren. Seine Eltern<br />

kamen aus gutem Hause und<br />

Karls voller Name war daher<br />

Karl Friedrich Christian Ludwig<br />

von Drais von Sauerbronn.<br />

Sein Vater Karl Wilhelm Ludwig<br />

Friedrich von Drais von Sauerbronn<br />

war badischer Hof- und<br />

Zeitgenössische Darstellung einer Draisine in Aktion. Daneben ihr Erfinder Carl von Drais.<br />

Regierungsrat, seine Mutter war<br />

Margarete Ernestine von Kaltenthal,<br />

aus einem schwäbischen<br />

Adelsgeschlecht (um Stuttgart).<br />

In der Schule nicht<br />

gerade überragend<br />

Abbildungen: Wikimedia commons<br />

1790 zog die Familie nach<br />

Kirchberg, um dann 1794 in Folge<br />

der Französischen Revolution<br />

nach Durlach zu kommen.<br />

Dort ging der junge Karl auch<br />

zur Schule, war aber nicht gerade<br />

überragend in seinen Leistungen.<br />

So wurde er von seiner<br />

Familie quasi in die Forstwirtschaft<br />

bugsiert, wo man Kontakte<br />

hatte, um den mittelprächtigen<br />

Schüler durchs Studium<br />

und in eine Anstellung zu bringen.<br />

Offiziell war er deshalb ab<br />

1808 Forstinspektor, ab 1810 sogar<br />

Forstmeister, machte aber<br />

sehr wenig in diese Richtung<br />

und wurde trotzdem bezahlt.<br />

Seine Beförderung 1810 ging sogar<br />

mit einer Freistellung einher,<br />

damit sich Karl Drais seinen Erfindungen<br />

widmen konnte.<br />

1818 wurde er gar vom Großherzog<br />

zum Professor ernannt<br />

und bekam ein lebenslanges<br />

Gehalt zugesprochen, für das er<br />

nicht arbeiten musste.<br />

40 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


UNPROMINENTE PROMINENTE<br />

Monarchie auch nicht gerade<br />

gut. Nach ein paar Jahren geriet<br />

die Modeerscheinung dann wieder<br />

in Vergessenheit. Erst spätere<br />

Verbesserungen führten zum<br />

heutigen Fahrrad und der heutigen<br />

Beliebtheit des Fahrrads.<br />

Unterstützer der<br />

48er Revolution<br />

Der Nachbau einer Laufmaschine<br />

etwa aus dem Jahr 1820.<br />

Zu sehen im Kurpfälzischen Museum<br />

in Heidelberg. Foto: Wikimedia commons<br />

Dafür beschäftige sich von<br />

Drais mit dem Erfinden – und<br />

das mit großem Eifer. Von Feuerlöschgeräten<br />

über eine Kochmaschine<br />

bis zur Schnellschreibmaschine<br />

war alles dabei.<br />

Uns interessiert an dieser<br />

Stelle aber seine Laufmaschine.<br />

Schon 1813 entwickelte von<br />

Drais einen Wagen ohne Pferde,<br />

welcher jedoch noch vierrädrig<br />

daherkam und mit einer<br />

Kurbel angetrieben wurde. 1817<br />

entstand dann die sogenannte<br />

Laufmaschine, das Ur-Fahrrad.<br />

Diese funktionierte wie ein heutiges<br />

Laufrad für Kinder: Man<br />

saß auf einem Sattel und trieb<br />

sich an, indem man sich mit den<br />

Füßen von Boden abstieß.<br />

Modeerscheinung<br />

für Studenten<br />

Karl von Drais hatte die Hoffnung,<br />

damit die Mobilität von<br />

den Pferden unabhängig zu machen.<br />

Beispielsweise stellte er<br />

sich Laufmaschinenstaffeln als<br />

Kundschafter und Boten beim<br />

Militär vor. Tatsächlich entwickelte<br />

sich daraus eher eine Modeerscheinung<br />

für Studenten.<br />

Die nach ihm benannte Draisine<br />

wurde vielerorts nachgebaut<br />

und auch rasch verbessert. So<br />

hatte von Drais’ Version noch einen<br />

festen Sattel und jeder Reiter<br />

brauchte eine individuell gebaute<br />

Laufmaschine. Rasch entwickelten<br />

andere Erfinder Versionen<br />

mit höhenverstellbarem<br />

Sattel.<br />

Von Drais machte zunächst<br />

sehr viel Werbung für seine Maschine,<br />

dann überrollte ihn die<br />

Entwicklung aber geradezu. Auf<br />

einer Draisine konnte ein geübter<br />

Fahrer Geschwindigkeiten<br />

von über 15 Kilometer pro Stunde<br />

stundenlang halten, was damals<br />

ohne Pferd und Dampfmaschine<br />

vollkommen ungekannt<br />

war. Entsprechend beliebt wurde<br />

das Gerät unter waghalsigen<br />

jungen Leuten, und entsprechend<br />

kritisch schaute die Obrigkeit<br />

auf die ganze Sache.<br />

Bald wurden die Draisinen<br />

vielerorts verboten und die<br />

Nähe zu den (oft rebellischen)<br />

Studenten tat ihrem Ruf in der<br />

Karl von Drais’ Leben ging<br />

wild weiter. Von 1822 bis 1827<br />

nahm er an einer Expedition<br />

nach Brasilien teil. Wieder<br />

in Deutschland zog er mehrfach<br />

um, gelegentlich auf Drängen<br />

der Obrigkeit, die mit dem<br />

leicht verrückten Erfinder so<br />

ihre Schmerzen hatte.<br />

1848/49 unterstützte Karl von<br />

Drais gar die Revolution und<br />

verzichtete vorübergehend auf<br />

seinen Adelstitel. Ab 1850 sollte<br />

er entmündigt werden und seine<br />

Schwestern mussten sich um<br />

ihn „kümmern“. Ein Jahr später<br />

starb er.<br />

Heute ist Karl von Drais nur<br />

geschichtsinteressierten Fahrradenthusiasten<br />

ein Begriff. Dafür<br />

hat sich das Wort „Draisine“<br />

auf mechanische Schienenfahrzeuge<br />

übertragen. Die hat<br />

er zwar nicht erfunden, aber zumindest<br />

sein Name bleibt somit<br />

im Sprachgebrauch. Den Erfinder<br />

würde das vermutlich belustigen.<br />

mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 41


FILMKUNST<br />

KARIN POLZ<br />

And the Oscar goes to …<br />

Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten für Besserwisser.<br />

Die Oscars 2021 sind verteilt.<br />

Ob die Gewinnerfilme<br />

und die Geehrten ihre<br />

Auszeichnung zu Recht<br />

bekommen haben, können<br />

Cineasten in Deutschland<br />

aber vielleicht erst in den<br />

kommenden Monaten<br />

beurteilen, denn manche<br />

Filme kommen sehr<br />

verspätet ins Kino.<br />

2021 galten bei der Oscar-Verleihung<br />

ganz neue Regeln: Nominiert<br />

waren diesmal auch Filme,<br />

die coronabedingt nicht im<br />

Kino waren, sondern nur gestreamt<br />

wurden. Doch nicht jeder<br />

Filmverleih setzt auf Streaming<br />

– einige haben lieber etliche<br />

Male die Filmstarts verschoben<br />

und hoffen, dass die<br />

Aufmerksamkeit anlässlich der<br />

Oscars auch später noch Werbewirkung<br />

zeigt. Ich persönlich<br />

warte auf einige der Filme gerne<br />

etwas länger, um sie dann auf<br />

der großen Kinoleinwand zu sehen.<br />

Diese drei Oscar-Gewinner<br />

gehören dazu:<br />

The Father<br />

(Filmstart geplant für 13. Mai)<br />

O<br />

scar-Nominierungen sind<br />

für Anthony Hopkins fast<br />

schon normal: Sechsmal war<br />

er nominiert bisher, 2021 hat<br />

es mal wieder geklappt mit der<br />

Trophäe. Schon der Trailer* verursacht<br />

mir Gänsehaut, denn<br />

Anthony Hopkins spielt einen<br />

Demenzkranken. Den ausdrucksstarken,<br />

oft fast furchteinflößenden<br />

Schauspieler als<br />

teils hilflosen Senior zu sehen,<br />

das hat mich erschüttert.<br />

Mit Olivia Colman als seine<br />

Tochter Ann hat Hopkins eine<br />

starke Partnerin an der Seite,<br />

die sich damit eine Nominierung<br />

als beste Hauptdarstellerin<br />

erspielte.<br />

Der Film – er war auch nominiert<br />

für „Bester Film“ – fokussiert<br />

auf die Sichtweise des Vaters,<br />

der trotz seiner Gedächtnisprobleme<br />

keine Unterstützung<br />

annehmen will.<br />

Der Zuschauer erlebt dadurch<br />

den Verlust der Wirklichkeit aus<br />

der Perspektive des Betroffenen.<br />

Das ist so ungewöhnlich wie<br />

schmerzhaft und verlangt dem<br />

Zuschauer emotional einiges<br />

ab. Das Wort „Demenz“ fällt übrigens<br />

in keiner Szene von „The<br />

Father“. Das Unaussprechliche<br />

manifestiert sich nur in der zunehmenden<br />

Verzweiflung aller<br />

Protagonisten.<br />

*https://tobis.de/film/the-father<br />

Minari – Wo wir<br />

Wurzeln schlagen<br />

(Filmstart geplant für 8. Juli)<br />

N<br />

ominiert für sechs Oscars,<br />

darunter „Bester Film“ und<br />

„Bester Hauptdarsteller“: Die<br />

Ausgangslage für „Minari – Wo<br />

wir Wurzeln schlagen“ war bei<br />

den Academy Awards fast identisch<br />

mit „The Father“. Geklappt<br />

hat es aber nur mit der Auszeichnung<br />

für „Beste Nebendarstellerin“<br />

für Yuh-Jung Youn<br />

als Großmutter Soon-Ja. Ob-<br />

42 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


FILMKUNST<br />

wohl eine Independent-Produktion,<br />

ist das Drama alles andere<br />

als ein Geheimtipp. 2020 und<br />

2021 gewann es bislang mehr<br />

als hundert Film- und Festivalpreise.<br />

Auch der Trailer** wird<br />

von lobenden Kritikerstimmen<br />

umrahmt.<br />

Es muss also was dran sein an<br />

der Geschichte dieser aus Korea<br />

stammenden Familie, die in den<br />

Achtzigerjahren von Kalifornien<br />

nach Arkansas zieht. Während<br />

Familienvater Jacob Arkansas<br />

als Land der Möglichkeiten<br />

betrachtet, hadert der<br />

Rest der Familie mit dem neuen<br />

Leben auf einem entlegenen<br />

winzigen Stückchen Land. Das<br />

jüngste und das älteste Mitglied<br />

der Familie – der widerspenstige<br />

siebenjährige David und seine<br />

renitente Großmutter Soon-Ja<br />

sind es schließlich, die den Weg<br />

für die gesamte Familie ebnen.<br />

**https://youtu.be/Hs-7YQNg5UU<br />

Promising Young<br />

Woman<br />

(Filmstart geplant für 29. April)<br />

M<br />

eist sind Frauen bei den<br />

Nominierungen für die<br />

Academy Awards unterrepräsentiert<br />

– bei diesem Film nicht!<br />

Drei von fünf Nominierungen,<br />

nämlich für „Beste Regie“ (Emerald<br />

Fennell), „Beste Hauptdarstellerin“<br />

(Carey Mulligan) und<br />

ein gewonnener Oscar für „Bestes<br />

Originaldrehbuch“ (Emerald<br />

Fennell) betrafen Frauen. Und<br />

irgendwie ist der ganze Film ein<br />

Frauenfilm – Männer kommen<br />

dabei nicht gut weg.<br />

Angesiedelt zwischen Thriller<br />

und Komödie, dreht sich der<br />

Film um die Rachefantasien<br />

von Cassie (Carey Mulligan). Sie<br />

zieht nachts in verführerischer<br />

Kleidung durch Clubs und Bars,<br />

gibt sich betrunken und hilflos<br />

und wartet auf Männer, die diese<br />

Situation ausnutzen wollen.<br />

Im richtigen Moment dreht sie<br />

dann den Spieß um und erteilt<br />

den respektlosen Typen eine<br />

Lektion.<br />

Ein schwieriges Thema, makabrer<br />

Humor, eine bissige Botschaft<br />

– das hätte auch schiefgehen<br />

können, doch bisher hat<br />

der Film überwiegend sehr gute<br />

Kritiken erhalten. Eine stilisierte<br />

Ästhetik mit knalligen Farben<br />

und ein poppiger Soundtrack<br />

unterstreichen den weiblichen<br />

Blickwinkel, aus dem erzählt<br />

wird. Trotzdem wünsche<br />

ich mir, dass sich auch Männer<br />

in den Film trauen.<br />

***https://www.youtu.be/<br />

edQGxerOHeg<br />

Extra-Fakten:<br />

Die Filme mit den<br />

meisten Oscars<br />

M<br />

it fünf beziehungsweise<br />

sechs Nominierungen<br />

sind die drei vorgestellten Filme<br />

weit von Oscar-Rekorden<br />

entfernt. Die meisten Academy<br />

Awards of Merit, wie die Oscars<br />

korrekt heißen, haben „Ben Hur“<br />

(1959), „Titanic“ (1997) und „Der<br />

Herr der Ringe: Die Rückkehr<br />

des Königs“ (2003) abgesahnt<br />

– jeweils elf Stück. Die größten<br />

Verlierer sind indes „Die Farbe<br />

Lila“ (1985) und „Am Wendepunkt“<br />

(1977): Beide Filme wurden<br />

für elf Oscars nominiert,<br />

gingen aber bei der Preisverleihung<br />

völlig leer aus.<br />

mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 43


RÄTSEL<br />

Sudoku<br />

44 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


RÄTSEL<br />

Berührungsrundwege<br />

Diese Rätselform wurde<br />

2009 von Nils Miehe<br />

anlässlich eines Online-<br />

Rundwege-Contests erfunden,<br />

den wir damals<br />

zusammen erstellt haben.<br />

An dieser Stelle eine<br />

kurze Werbung für ein<br />

neues Rätsel-Buch von<br />

Bernhard Seckinger<br />

und Silke Berendes mit<br />

Rundwegen und Rundwegvarianten,<br />

das man<br />

auf http://www.bernisbuecher.de<br />

bestellen<br />

kann. Der Berührungsrundweg<br />

ist natürlich<br />

darin vertreten.<br />

Anleitung: Zeichnen<br />

Sie entlang der gepunkteten<br />

Linien einen geschlossenen<br />

Weg ein,<br />

wobei nicht alle Gitterpunkte<br />

durchlaufen<br />

werden müssen. Die<br />

Zahlen in den Feldern<br />

geben an, wie oft der<br />

Weg das Feld berührt.<br />

Der Weg darf sich nicht<br />

selbst kreuzen oder berühren.<br />

Silke Berendes<br />

Auflösungen<br />

Ausgabe 141<br />

Auflösungen im nächsten Heft<br />

mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 45


ORGANISATION<br />

Wer weiß mehr?<br />

Organisatoren lokaler Treffen.<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

01… Dresden / SAMIR KÖCKRITZ / 01520 – 7 070 090<br />

04… Leipzig / MARIO STOLL / 0341 – 3 038 020<br />

06… Halle / MARCUS HILLMANN / 0162 – 4 968 254<br />

07… Jena / WOLFGANG KLINGHAMMER / 0176 - 39 649 614<br />

Chemnitz / STEFANIE WEBER / 01525 – 3 442 810<br />

09…<br />

Annaberg / ALMUT NITZSCHE / 03733 – 289 418<br />

10…<br />

Berlin / MATTHIAS KRIBBEN / 0172 – 5 656 004<br />

Brandenburg / PETER OEHLKE / 030 – 41 999 861<br />

19… Schwerin/Mecklenburg-Vorpommern /<br />

KARSTA LINKE / 03883 – 723 338<br />

20… Hamburg / HENNING SCHRAMM / 0171 – 3 411 543<br />

Hamburg-Harburg / HEIKE HARNACK /<br />

21… 0162-4 291 482<br />

Lüneburg / JÜRGEN REIMERS / 04131 – 37 887<br />

22…<br />

Ahrensburg / HERBERT ZUR NEDDEN /<br />

0152 – 51 364 568<br />

23… Lübeck / MARISA HAUFE / 0173 – 6 019 490<br />

Kiel / SIGRID UND UDO SCHULTZ / 0431 – 521 269<br />

Flensburg / GERD BORCHERS / 0461 – 79 501 322<br />

24…<br />

Bad Bramstedt / ULRIKE SANDER-HOYER /<br />

0170 – 6 053 874<br />

Pinneberg / ANDREA BAHRENFUSS / 04123 – 929 934<br />

25…<br />

Heide/Husum / LARS MEYER / 0162 – 5 273 363<br />

26… Oldenburg / DIRK BOSHOVEN / 0151 – 15 311 785<br />

27… Bremerhaven / KLAUS GEBHARDT / 0172 – 4 524 773<br />

28… Bremen / NICOLE RETAT / 0176 – 56 799 944<br />

30… Hannover / RAINER NEUSÜSS / 05108 – 9 217 686<br />

32… <strong>Mind</strong>en / CHRISTOPHER KRAUS / 0571 – 3 851 868<br />

Paderborn / DANIEL KEYHANI / 0173 – 6 955 510<br />

33… Ostwestfalen/Lippe / ANNETTE FRANZ /<br />

0521 – 42 826 586<br />

34… Kassel / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />

Marburg / BETTINA BAGUNK / 06421 – 51 403<br />

35… Gießen / FRANK BRANDT / 0 64 03 – 926 543<br />

Wetzlar / MARKUS MATTZICK / 06441 – 446 970<br />

36… Fulda / KARSTEN ASSMANN / 0661 – 9 600 083<br />

37… Göttingen / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />

Braunschweig / TIMO WEIL / 0177 – 4 131 826<br />

38… Clausthal-Zellerfeld / GUNNAR KAESTLE /<br />

05323 – 997 724<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

39… <strong>Mag</strong>deburg / GUNNAR HENDRICH / 01 76 – 42 095 828<br />

40… Düsseldorf / MARC-ANDRÉ KAISER / 0211 – 2 393 676<br />

41… Mönchengladbach / BODO SCHNELL / 02433 – 525505<br />

42… Wuppertal / ACHIM WAGENKNECHT / 0179 – 4 517 387<br />

44…<br />

45…<br />

Dortmund / ANNA ASLANIDOU / 0163 – 5 604 546<br />

Dortmund / PIA PHILIE LEHMANN / 0151 – 56 041 525<br />

Bochum / SOPHIA FALKE / 0176 – 24 293 954<br />

Essen / SANDRA BAUMANN-TRAMPE / 0201 – 782 983<br />

Mülheim/Ruhr / JENS HELLBING / 01575 – 5 786 932<br />

Marl / ROBERT KLOSE / 0173 – 7 144 636<br />

46… Wesel / BURKHARD HOCHSTRASS / 0163 - 90 69 570<br />

47…<br />

48…<br />

Duisburg / INA PAULS / 0203 – 593 214<br />

Kevelaer / ROLF EGGING / 02832 – 4 557<br />

Kleve / HANS-GERD THEUNISSEN / 0 28 21 – 29 404<br />

Münster / MELANIE JÄGER / 0171 – 2 190 967<br />

Münster / SIMON SIEBERS / 0151 – 22 602 621<br />

49… Osnabrück / BIRGIT WIPPERMANN / 01 77 – 2 608 004<br />

Köln / KLAUS BAUMHAUER / 0157 – 73 808 128<br />

50…<br />

Köln / FRAUKE RIEKEN / 0221 – 8 231 808<br />

52… Aachen / LUKAS FISCHER-WULF / 0241 – 18 991 357<br />

53… Bonn / SVETLA KNÖSCHKE / 0160-7082153<br />

55… Mainz / KAI GEHRETH / 01577 – 3 969 315<br />

56… Koblenz / MARTIN SCHULZE / 0261 – 309 382<br />

57… Siegen / SABINE SCHIRM-SPRINGOB / 02761 – 7 039 911<br />

58… Hagen / ANDREA SCHÖNEBERG / 0172 – 9 367 921<br />

59… Soest / DIETER PIPER / 02381 – 948 666<br />

60… Frankfurt / ANDREAS THURM / 0151 – 41 467 503<br />

61… Bad Homburg / JESSICA JOHN<br />

63… Aschaffenburg / JAN ZBIKOWSKI / 06021 – 5 822 646<br />

64… Darmstadt / BEHROUZ CHAGHERI / 0173 – 3 103 633<br />

65… Wiesbaden / SILKE HANSEN / 069 – 1 553 676<br />

66… Saarbrücken / PETER MOOG / 0171 – 3 787 722<br />

67…<br />

68…<br />

69…<br />

Kaiserslautern und Pfalz / CRISTINA KRAUSS / 0162 –<br />

2 701 102 / MARC HILLER / 0176 – 81 687 948<br />

Mannheim / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />

06221 – 3016 66<br />

Heidelberg / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />

06221 – 3016 66<br />

70… Stuttgart / MARTIN JÄKLE / 0176 – 32 509 161<br />

46 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


ORGANISATION<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

72… Tübingen / JÜRGEN SCHAICH / 0176 – 96 358 274<br />

75… Pforzheim / GABRIELE WALTER / 0176 – 61 048 332<br />

76…<br />

77…<br />

Karlsruhe / SVEN MANIAS / 0721 – 699 556<br />

Karlsruhe / JULIANE SCHNEIDER / 07243 – 728 774<br />

Pfalz / CRISTINA KRAUSS / 0162 – 2 701 102<br />

Pfalz / MARC HILLER / 06731 – 9 079 640<br />

Lahr/Schwarzwald / MARTIN KATZNER /<br />

07821 – 37 679<br />

78… Bodensee / MARTIN ROSCHER / 07541 – 836 739<br />

79…<br />

80…<br />

81…<br />

Freiburg im Breisgau / HENDRIK FREYTAG /<br />

0177 – 7 607 919<br />

München / BRIGITTE BRECHT / 089 – 8 644 939<br />

München / THOMAS DOUBRAWA / 089 – 95 422 002<br />

München-Pasing / MAX VOIGTMANN /<br />

089 – 30 004 913<br />

83… Holzkirchen / HEIKE WEBER / 08024 – 476 626<br />

84…<br />

85…<br />

Altötting (Südost/Oberbayern) / BIRGIT SCHOLZ /<br />

08671 – 85 591<br />

Landshut-Freising / WERNER KELNHOFER /<br />

08762 – 2 189<br />

Ingolstadt / BRIGITTE MAIER / 0841 – 97 052 179<br />

Alpenland/Region / HANS GEORG MICHNA /<br />

0179 – 3 217 777<br />

86… Augsburg / THOMAS KRAUSS / 08232 – 77 782<br />

87… Memmingen / TINA ACHAM / 08331 – 8 339 744<br />

88… Wangen im Allgäu / BRIGITTE GÖSER / 07561 – 7 715<br />

89… Ulm/Neu Ulm / INGRID RENZ / 0174 – 3 337 549<br />

89… Heidenheim / HEIKE VOGLER / 01577 – 3 237 078<br />

90… Nürnberg / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />

91… Erlangen / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />

93… Regensburg / LUDWIG KOLB / 0941 – 5 987 095<br />

94…<br />

Passau / KARIN POLZ / 08502 – 915 840<br />

Philippsreut / CHRISTIAN KOCH / 08557 – 729<br />

95… Bayreuth / STEFAN WLADARSCH / 0921 – 5 167 420<br />

96… Bamberg / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />

96… Coburg / FRANK EISENWIENER / 09561 – 6 209 400<br />

97… Würzburg / ANNETTE KUNZ / 0931 – 980 880<br />

99… Erfurt / LINDA SOLCHER / 0162 - 4162631<br />

Termine<br />

& Treffen<br />

Eine Übersicht mit aktuellen<br />

Treffen und Terminen gibt<br />

es im Internet unter:<br />

ř db.mensa.de/events<br />

Die E-Mailadressen der<br />

lokalen Ansprechpersonen<br />

findet ihr unter:<br />

ř db.mensa.de/kontakt.htm<br />

Adressänderungen<br />

Da Postvertriebsstücke von der<br />

Post nicht nachgesandt werden,<br />

kommen MinD-<strong>Mag</strong>azine<br />

trotz Nachsendeauftrag als unzustellbar<br />

an die Geschäftsstelle<br />

zurück. Änderungen von Adressen<br />

oder Daten bitte an die<br />

Geschäftsstelle oder selbst im<br />

eMVZ unter „Meine Daten“ eingeben!<br />

ř office@mensa.de<br />

Änderungswünsche an<br />

der Tabelle bitte an:<br />

ř mindmag@mensa.de<br />

mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 47


INFORMATION<br />

Internet<br />

Ì www.mensa.de<br />

Ì www.mensa.de/social-media<br />

eMVZ<br />

Ì https://db.mensa.de<br />

Schlichter<br />

Christiane Schmetzer<br />

¼ 07822 / 780 027<br />

ì schmetzer@kabelbw.de<br />

Michael Robert Biber<br />

¼ 0175 / 1 649 242<br />

ì biber@newdirection.de<br />

Monika Maria Sommer<br />

ì monika@msommer.de<br />

Kinder- und Jugendbereich<br />

Susanne Severin<br />

Annette Schlüter<br />

¼ 0179 / 6 758 335<br />

ì kiju-koordinator@mensa.de<br />

Spenden an Mensa<br />

MinD-Stiftung gGmbH<br />

IBAN<br />

DE29 5109 1700 0042 4200 42<br />

BIC VRBUDE51<br />

SIGHT<br />

Couchsurfen und mehr im smarten<br />

Umfeld. Deutsche SIGHT-Co:<br />

Andrea Schwelm<br />

ì sight@mensa.de<br />

Präventionsbeauftragte<br />

Harro Eder<br />

¼ 0178 / 8 121 595<br />

Dorothea Eder<br />

¼ 0176 / 84 427 378<br />

ì praevention@mensa.de<br />

Sozialfonds<br />

Birgit Scholz<br />

Georgenstraße 6, 84503 Altötting<br />

¼ 08671 / 85 591<br />

(nur abends und Wochenende)<br />

ì mind_sozialfonds@web.de<br />

IBAN:<br />

DE49 4306 0967 1074 9648 00<br />

BIC: GENODEM1GLS<br />

Sozialprojekt zum JT<br />

Jörg Büttner<br />

Sebastianstraße 21 a<br />

10179 Berlin<br />

¼ 030 / 33 878 731<br />

ì mann-le@web.de<br />

IBAN:<br />

DE74 1007 7777 0480 4738 00<br />

BIC: NORSDE51XXX<br />

Vereinskonto<br />

ì kasse@mensa.de<br />

IBAN:<br />

DE22 5109 1700 0042 4242 42<br />

BIC: VRBUDE51<br />

Mitgliedsbeitrag: 55 Euro im Jahr<br />

Leitender Psychologe (NSP)<br />

Kai Bestmann Dipl.-Psychologe<br />

Dahl 28a, 25497 Prisdorf<br />

¼ 04101 / 842 107<br />

ì testbetrieb@mensa.de<br />

Intelligenztest<br />

Termine und Anmeldemöglichkeit<br />

gibt es auf unseren Webseiten.<br />

Ì www.mensa.de<br />

Verwaltung<br />

Geschäftsführung<br />

Martin Jäkle<br />

gf@mensa.de<br />

Geschäftsstelle<br />

Cirsten Novellino<br />

Wandlhamerstraße 2<br />

82166 Gräfelfing<br />

¼ 089 / 86 466 251<br />

Fax: 089 / 86 466 252<br />

ì office@mensa.de<br />

Geschäftszeiten<br />

Dienstag und Donnerstag<br />

8:30 bis 16:30 Uhr<br />

International/<br />

Deutschsprachige<br />

Nachbarn<br />

International Office<br />

Michael Freenan<br />

Executive Director Mensa<br />

International Ltd.<br />

Slate Barn, Church Lane,<br />

Caythorpe<br />

Lincolshire NG 32 3EL<br />

United Kingdom<br />

¼ 0044 / 1 400 272 675<br />

Fax: 0044 / 1 400 272 675<br />

ì mensainternational@<br />

mensa.org<br />

Ì www.mensa.org<br />

Chairman<br />

Björn Liljeqvist<br />

ì chairman-mil@mensa.org<br />

NatReps<br />

Peter Fröhler<br />

ì peter.froehler@mensa.de<br />

Yu Jin Son<br />

ì yu_jin.son@mensa.de<br />

Mensa Österreich<br />

Gerald Schmidt<br />

Paulasgasse 17/3/26<br />

A-1110 Wien<br />

ì vorsitz@mensa.at<br />

Ì www.mensa.at<br />

Mensa Schweiz<br />

Mark Dettinger<br />

Wiesenstraße 12<br />

CH-4600 Olten<br />

ì office@mensa.ch<br />

Ì www.mensa.ch<br />

48 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


IMPRESSUM<br />

Vorstand<br />

Christian Ambach<br />

Wissenschaft & Forschung,<br />

Bildung, Strategie,<br />

Presse & Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Webseite<br />

ì christian.ambach@mensa.de<br />

Melanie Jäger<br />

Regionale Struktur,<br />

Mensa Youth Regional,<br />

KiJu Regional, Testbetrieb,<br />

Ortsblätter, BoutIQue<br />

ì melanie.jaeger@mensa.de<br />

Rüdiger Klings<br />

IT, Datenschutz (IT),<br />

Organisation,<br />

Vorschlagswesen,<br />

Ansprechpartner GF<br />

ì ruediger.klings@mensa.de<br />

Ansgar Lindhauer<br />

Recht & Compliance,<br />

Datenschutz (Recht),<br />

Finanzen<br />

ì ansgar.lindhauer@mensa.de<br />

Swante Scholz<br />

Mensa Youth Überregional,<br />

Großveranstaltungen,<br />

MinD-<strong>Mag</strong>, Prävention,<br />

Mitgliederbetreuung, SIGs<br />

ì swante.scholz@mensa.de<br />

Yu Jin Son<br />

Vorsitz,<br />

Internationales,<br />

Kooperationen,<br />

Marketing<br />

ì yu_jin.son@mensa.de<br />

Impressum<br />

MinD <strong>Mag</strong>azin<br />

Die offizielle Zeitschrift<br />

von Mensa in Deutschland e.V.<br />

ISSN 1866-9867<br />

Redaktionsanschrift<br />

ì mindmag@mensa.de<br />

Herausgeber<br />

Mensa in Deutschland e.V.<br />

Rodinger Straße 19<br />

93413 Cham<br />

Registergericht: Köln, VR 8190<br />

Kontakt<br />

Wandlhamerstraße 2<br />

82166 Gräfelfing<br />

Zuständig im Vorstand<br />

und V.i.S.d.P.:<br />

Swante Scholz<br />

Chefredakteur<br />

Erwin Klein<br />

Bäckerklint 12<br />

38100 Braunschweig<br />

Redaktion<br />

Andreas Klik<br />

Babette Mairoth-Voigtmann<br />

Christina Zejewski<br />

Cornelia Capito<br />

Jan Zbikowski<br />

Julian Lemburg<br />

Kathrin Viergutz<br />

Katrin Sluka<br />

Martin Sluka<br />

Monika Besselmann<br />

Natalie Lehmann<br />

Ralf Müller<br />

Sören Köser<br />

Swen Neumann<br />

Ulrike Dürnfeld<br />

Layout<br />

BT Media<br />

Celler Straße 1<br />

38518 Gifhorn<br />

Anzeigen<br />

BT Media<br />

mind-mag@kurt-gifhorn.de<br />

¼ 05371 / 941 41 50<br />

Druck<br />

Passavia GmbH & Co. KG<br />

Medienstraße 5b<br />

94036 Passau<br />

Ì www.passavia.de<br />

Auflage<br />

15.300<br />

Abo für Nichtmitglieder<br />

Jährlich einschließlich Zustellung<br />

und 7 Prozent USt im Inland 18,50<br />

Euro, im Ausland 21,50 Euro<br />

Die mit dem Namen des Verfassers<br />

oder seinen Initialen gekennzeichneten<br />

Beiträge geben die Meinung<br />

des Autors wieder. Nachdruck nur<br />

mit schriftlicher Zustimmung und<br />

mit Quellenangabe. Die Redaktion<br />

behält sich vor, Leserbriefe und<br />

eingeschickte Artikel gekürzt zu<br />

veröffentlichen.<br />

Redaktionsschluss<br />

Ausgabe 143: 15. Juni 2021<br />

Ausgabe 144: 15. August 2021<br />

Ausgabe 145: 15. Oktober 2021<br />

mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 49


SCHEER WARE<br />

HEINZ-DETLEF SCHEER<br />

Osterstammtisch im<br />

Jahr 1 nach Corona<br />

Oder: (K)eine neue Zeitrechnung beginnt.<br />

„Hast du das gelesen? In der Zeitung<br />

ist 'ne Anzeige von einem<br />

unserer Ms: Der bietet ein Seminar<br />

an: ´Persönliches Kennenlernen<br />

ohne Angst´ für Manager*innen!“<br />

sagt Klaus und<br />

starrt mich an. „Wo ist eigentlich<br />

deine Frau?!“ – „Die sitzt<br />

noch an ihrer Provisionsabrechnung.<br />

Die ist ja jetzt endgültig<br />

zu Hause im Home-Office. Dazu<br />

hatten wir ja noch zum Ende<br />

2021, also vorletztes Jahr, einen<br />

kleinen Anbau ausgebaut<br />

und ihr Home-Office eingerichtet.<br />

Seitdem verlässt sie kaum<br />

noch das Haus. Sie kommt auch<br />

nicht mehr zu Präsenz-Stammtischen.“<br />

„Ist das der, der sich so aufgeregt<br />

hatte, dass keine persönlichen<br />

Treffen mehr geplant wurden,<br />

wegen dieser unsinnigen<br />

Corona-Maßnahmen von unserer<br />

´sogenannten Regierung´…,<br />

ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie?“<br />

fragt Ulrike. „Nein, der<br />

doch nicht! Der ist immer noch<br />

in einer Rehaklinik wegen der<br />

Dauerfolgen einer besonders<br />

aggressiven Covid-19-Mutation.<br />

Hatte er sich auf einer Demo<br />

der Gegner der Corona-Maßnahmen<br />

eingefangen. Der hat ja<br />

seitdem nicht mal mehr an den<br />

Online-Treffen teilgenommen!“<br />

„Nee, der mit dem Kurs, das ist<br />

der mit den langen Haaren, der<br />

nach dem ersten Shutdown nie<br />

mehr zum Friseur gegangen ist.“<br />

– „Ja, der sieht inzwischen aus<br />

wie eine John-Lennon-Figur im<br />

Wachsfigurenkabinett in dessen<br />

langhaarigster Version!“ – „Hör<br />

dir das an: ´Erster Tag: Einführung<br />

ins Händeschütteln. Zweiter<br />

Tag: körperliche Berührung<br />

als vertrauensbildende Maßnahme<br />

– bei klarer Unterscheidung<br />

von geschäftlichen, allgemein<br />

privaten, freundschaftlichen<br />

und familiären Kontakten!“<br />

– „ Und die erotischen Kontakte?!“<br />

– „Hätte es früher nicht gegeben!“<br />

– „Was, erotische Kontakte?“<br />

„Oh, Mann, Leute! Könnt ihr<br />

nicht mal aufhören, Pandemie-<br />

Geschichten zu erzählen? Ich<br />

weiß, das war für viele ´ne verdammt<br />

schwierige, aber auch<br />

wichtige Zeit! Aber ihr klingt ja<br />

wie Opa und Oma vor Jahren, als<br />

sie vom Zweiten Weltkrieg erzählten!“<br />

ÜBER DEN AUTOR<br />

Diplom-Psychologe Heinz-Detlef<br />

Scheer arbeitet als Trainer, Coach,<br />

Autor und Konzeptentwickler<br />

„Ja, das stimmt, das nervt, und<br />

alle suchten die Schuld für die<br />

Pandemie bei Bill Gates, in China<br />

oder beim russischen Geheimdienst,<br />

danach für die unsinnigen<br />

Einschränkungen<br />

durch Merkel oder …“ – „Ja, was<br />

gab es nicht alles für Verschwörungstheorien!“<br />

„Verschwörungstheorien? Die<br />

Pharmaindustrie hat sich doch<br />

blöde verdient! Und dann gab's<br />

noch das Bundesverdienstkreuz<br />

für diese, … äh, wie hießen die<br />

beiden noch, der Gründer von<br />

den Pillendrehern aus Mainz<br />

und seine Frau …“<br />

„Oh Gott, jetzt geht das wieder<br />

los! Leute, bitte ein anderes<br />

Thema! Es gibt doch noch was<br />

anderes als die ollen Corona-Geschichten!“<br />

„Stimmt, die Vorstandswahl<br />

2021 zum Beispiel: wochenlange<br />

Diskussion über Wahlaufrufe<br />

wegen der peinlich niedrigen<br />

Wahlbeteiligung und die Frage,<br />

wie politisch Mensa denn sein<br />

darf, wenn bei Mensa die Verabredung<br />

gilt: Mensa itself holds<br />

no opinion.“<br />

Die Stille wurde in Minuten<br />

aufdringlich, die Gesichter<br />

müde, und der Kellner wurde<br />

gerufen.<br />

50 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021


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