Mind-Mag 142
Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa. Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.
Juni 2021 Der 0,1-Prozent-Club Studie über höchstbegabte Erwachsene Waldbaden Mit Shinrin Yoku Abstand vom Alltag gewinnen MAGAZIN 142 Mitglieder- Versammlung • Wahlergebnisse • alle Beschlüsse • das Technikteam • Stellungnahmen, Kommentare • der neue Vorstand im Interview Sommer-Rätsel Sudoku auf fünf Extra-Seiten Blick über die Grenzen Mensa in Spanien und Frankreich BORE-OUT Die ganz große Langeweile
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Juni 2021<br />
Der 0,1-Prozent-Club<br />
Studie über<br />
höchstbegabte<br />
Erwachsene<br />
Waldbaden<br />
Mit Shinrin Yoku<br />
Abstand vom<br />
Alltag gewinnen<br />
MAGAZIN <strong>142</strong><br />
Mitglieder-<br />
Versammlung<br />
• Wahlergebnisse<br />
• alle Beschlüsse<br />
• das Technikteam<br />
• Stellungnahmen,<br />
Kommentare<br />
• der neue Vorstand<br />
im Interview<br />
Sommer-Rätsel<br />
Sudoku auf fünf<br />
Extra-Seiten<br />
Blick über die Grenzen<br />
Mensa in<br />
Spanien und<br />
Frankreich<br />
BORE-OUT<br />
Die ganz große Langeweile
Anzeige<br />
Ok, so ein paar Klaviere stehen<br />
hier immer noch rum. Genau<br />
genommen haben wir sogar<br />
noch ein paar dazu gestellt.<br />
Ich weiß gar nicht warum, aber<br />
irgendwie träume ich in letzter<br />
Zeit verstärkt von e-Kurven.<br />
Vielleicht war das der Grund,<br />
warum unser neuer 5-Jahres-<br />
Plan so geworden ist, wie er<br />
geworden ist.<br />
„Ambitioniert“ …<br />
Auf der Suche nach<br />
netten Overachievern<br />
Wo steht das<br />
Klavier, und<br />
was soll ich<br />
in die andere<br />
Hand nehmen?<br />
… war einer der trockenen Kommentare<br />
aus dem Team, als der<br />
Entwurf für den Plan vorgestellt<br />
wurde. Aber nachdem die kurze<br />
Phase der Schnappatmung<br />
vorbei war, kam der sportliche<br />
Ehrgeiz durch. „Versuchen wir<br />
doch mal, diesen Plan von der<br />
fünfzigtausend-Fuß-Ebene etwas<br />
weiter herunter zu holen. Unter<br />
der – natürlich völlig hypothetischen<br />
– Annahme, dass diese<br />
Zahlen machbar seien, was<br />
bräuchten wir denn dafür?“<br />
Einige Runden später …<br />
… ist der Plan schon merkbar<br />
weiter ausgearbeitet. Die<br />
7-Tage-Inzidenz der neu identifizierten<br />
Aufgaben steigt dabei<br />
rasant. Während sie im Vertrieb<br />
mittlerweile bei etwa 150 liegt,<br />
ist Marketing bereits bei 275,<br />
und die Software Entwicklung<br />
kommt schon deutlich über<br />
400. Schon kommt das böse<br />
Wort vom Brücken-Lockdown<br />
für den Backlog mindestens<br />
bis zum Sommer auf. Unsere<br />
Versuche, die Entwickler per<br />
Polymerase-Chain-Reaction<br />
zu vervielfältigen, sind leider<br />
genauso gescheitert wie die,<br />
durch mRNA-Injektion in den<br />
Vertriebschef erfahrene Accountmanager<br />
zu züchten. Tja, und<br />
daher stehen sie jetzt hier, die<br />
zusätzlichen Klaviere.<br />
Wir suchen also immer noch …<br />
… Full-Stack-Programmer und<br />
(Junior) Salesmanager (m/w/d).<br />
Oder, wie letztes Mal schon geschrieben,<br />
die Neos und Harley<br />
Quinns da draußen, egal ob in<br />
der deutschen, britischen oder<br />
brasilianischen Variante. Welche<br />
Positionen gerade genau offen<br />
sind, seht Ihr auf unserer Webseite.<br />
Was zeichnet Dich aus?<br />
Dummerweise befindet sich<br />
die Digitalisierung gerade auf<br />
Steroiden, und die gute alte<br />
Customer Journey ist auch nicht<br />
mehr wie damals, als Herr Kaiser<br />
noch auf ein Käffchen vorbei<br />
kam. Daher steht am Anfang<br />
auch was von „Overachievern<br />
gesucht“. Wo Du bist, ist vorne.<br />
Du bist Selbststarter, hoch<br />
motiviert, willst erfolgreich sein,<br />
täglich dazu lernen und etwas<br />
bewegen. Du hast eine freundliche<br />
Persönlichkeit, kannst aktiv<br />
zuhören, präsentierst überzeugend<br />
und selbstbewusst und<br />
fühlst Dich auch in Verhandlungen<br />
sicher – und das in sehr<br />
gutem Deutsch und Englisch.<br />
Bzw. hervorragendem C#, SQL<br />
und JSON, je nach Position.<br />
Was bieten wir?<br />
Ein richtig gutes Team, mit dem<br />
Du Dich im Markt nicht zu verstecken<br />
brauchst. Ein Team, das<br />
Dich machen, aber nicht alleine<br />
lässt. In dem alle auch unter gelegentlich<br />
hohem Stress noch<br />
über sich selbst und mit anderen<br />
lachen können. Ein Team,<br />
das Erfolge will und feiert.<br />
Gründliche Einarbeitung in unsere<br />
Software und die bei uns<br />
wichtigen, fachlichen Themen.<br />
Kontinuierliches Coaching und<br />
fachliche Unterstützung durch<br />
die Kollegen. Ständige Mutation,<br />
äh, Weiterentwicklung.<br />
Last not least – einen sicheren<br />
Arbeitsplatz mit sehr guten Verdienst-<br />
und Entwicklungsmöglichkeiten.<br />
Wahlweise in unserem<br />
schönen Büro in Hamburgs<br />
Norden, im Home Office oder<br />
beides.<br />
Wenn Du jetzt denkst:<br />
„Klingt spannend, wo steht ...?“,<br />
dann guck auf unsere Webseite.<br />
Wenn Dich unsere Werte auch<br />
nicht abschrecken, dann sollten<br />
wir vielleicht mal reden.<br />
Wolfram Koller<br />
CEO Systrion AG<br />
www.systrion.com
EDITORIAL<br />
ERWIN KLEIN<br />
Frische Luft<br />
„Die Wirklichkeit ist viel banaler: Die Redaktion veröffentlicht, was sie interessant<br />
und/oder unterhaltsam findet.“<br />
V<br />
on Zeit zu Zeit ist es ganz angebracht, sich<br />
über das eigene Selbstverständnis ein<br />
paar Gedanken zu machen. Auch, weil man bei<br />
der Arbeit am <strong>Mag</strong> den merkwürdigsten Vorstellungen<br />
begegnet.<br />
Da gibt es Ms, die meinen, in ihrem Mitgliedsbeitrag<br />
sei ein Recht auf Veröffentlichung<br />
ihrer Gedankenwelt enthalten. Andere<br />
glauben, dass Leserbriefe automatisch und ungekürzt<br />
gedruckt würden.<br />
Auch die Ansicht, dass der Vorstand als eine<br />
Art Aufpasser über der Redaktion schwebt und<br />
Themen und Texte vorgibt, ist erstaunlich weit<br />
verbreitet.<br />
Die Wirklichkeit ist viel banaler: Die Redaktion<br />
veröffentlicht, was sie interessant und/<br />
oder unterhaltsam findet und lässt sich dabei<br />
(fast) nicht reinreden. Dabei geht es nicht<br />
nur harmonisch zu: Diskussion<br />
und Auseinandersetzung<br />
gehören zum<br />
Geschäft, und nicht alles<br />
wird am Ende basisdemokratisch<br />
entschieden.<br />
Aber es wird in der<br />
Redaktion entschieden<br />
und nicht von außen bestimmt.<br />
Natürlich sind wir nicht<br />
unabhängig, das MinD-<br />
<strong>Mag</strong> ist ja Vereinsorgan.<br />
Deswegen gibt es das Vorstands-Vorwort,<br />
deswegen<br />
wird das fertige <strong>Mag</strong>, bevor<br />
es in Druck geht, allen<br />
Vorstandsmitgliedern zur<br />
Freigabe vorgelegt.<br />
Chefredakteur Erwin Klein und WiFo-Koordinatorin<br />
Tanja Gabriele Baudson bei Bauer Beez im landwirtschaftlichen<br />
Einsatz. Foto: Claus Martin<br />
Und − plaudern wir mal aus dem Nähkästchen<br />
− sehr selten gibt es dabei nennenswerte<br />
Änderungswünsche. Es gilt im Zweifel der<br />
wunderbare Satz von Ex-Vorstand Martin<br />
Weiß: „Wir haben euch eingesetzt, jetzt lassen<br />
wir euch auch mal machen.“ (Dafür bin ich ihm<br />
bei jeder Ausgabe neu dankbar).<br />
Pressefreiheit − um ein großes Wort zu benutzen<br />
− heißt zunächst, dass eine Redaktion<br />
eigenverantwortlich arbeitet. Natürlich sind<br />
wir beeinflussbar: Mit guten Vorschlägen, guten<br />
Argumenten, guten Texten und guter Schokolade<br />
kann man einiges erreichen. Auch der<br />
uralte Journalistensatz „Wer schreibt, der<br />
bleibt“ gilt weiter. Denn: Mitmachen kann erstmal<br />
jede und jeder, und erfreulicherweise nutzen<br />
immer wieder neue Ms diese Chance.<br />
Wir veröffentlichen nicht: Sexistische, rassistische,<br />
ausgrenzende, langweilige<br />
Texte. Auch nicht im<br />
Namen eines angeblich inspirierenden<br />
intellektuellen<br />
Austauschs. Wir bleiben<br />
skeptisch bei Wahrheitsverkündern<br />
und Menschheitsbeglückern.<br />
Auch schlecht gelaunte<br />
Besserwisser mit aggressiv<br />
vorgetragenen Botschaften<br />
kommen nicht gut<br />
an.<br />
Dagegen schätzen wir unter<br />
anderem Bodenständigkeit,<br />
Bewegung an frischer<br />
Luft und Freundlichkeit. So<br />
macht uns − wie auf nebenstehendem<br />
Foto − auch das<br />
Ausmisten Spaß.<br />
mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 3
INHALT<br />
MAGAZIN <strong>142</strong><br />
Editorial<br />
Frische Luft<br />
Über das Selbstverständnis der<br />
<strong>Mag</strong>-Redaktion und das Ausmisten 3<br />
Schwarzes Brett<br />
Balance – der Mensa-Fotowettbewerb 2021 5<br />
Häkchen setzen! 5<br />
Terminkalender 5<br />
M-Dokumentation im ZDF 6<br />
Juniors Camps 6<br />
Kontaktanzeigen 6<br />
Der M von nebenan<br />
„Ich bin Unternehmer aus Leidenschaft“<br />
Ein Visionär spricht Klartext 8<br />
Sudoku26<br />
Wissenschaft & Forschung<br />
Der 0,1-Prozent-Club<br />
Eine Studie zum Erleben und Verhalten höchstbegabter<br />
Erwachsener27<br />
Prismenfernglas<br />
Chemische Etymologie<br />
Auch ein Mensaner-Name lebt fort 31<br />
Summen & Brummen<br />
Mal eben eingestellt: 10.000 neue Mitarbeiter<br />
Der lange Weg zum Hobby-Imker32<br />
Sudoku35<br />
Bore-Out<br />
Montagsmeeting – das große Gähnen<br />
Der folgende Text ist lang, die Meetings<br />
waren es auch14<br />
Börse & Spekulation<br />
Börsenspekulation mit IQ –<br />
gibt es das ganz sichere System?<br />
Folge 1: Rentenpapiere, Aktienkurse und Zinsen36<br />
Gefangen in der Hölle der Langeweile<br />
Analysen und Empfehlungen der Wissenschaft18<br />
Rätsel<br />
Sudoku<br />
Reichlich Stoff für den Sommer 21<br />
Das besondere Event<br />
Ich gehʼ dann mal zum Waldbaden …<br />
Mit Shinrin Yoku Abstand vom Alltag gewinnen22<br />
Unprominente Prominente<br />
Ein Gerät für waghalsige junge Leute<br />
Karl von Drais, Erfinder des Ur-Fahrrads40<br />
Filmkunst<br />
And the Oscar goes to …<br />
Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten<br />
für Besserwisser42<br />
Sudoku44<br />
Blick über den Tellerrand<br />
Neue Zeitschrift und runde Tische<br />
Mensa in Frankreich und Spanien24<br />
Rätsel<br />
Berührungsrundwege<br />
Rätselform 2009 von Nils Miehe erfunden45<br />
Information46<br />
Vorstand, Impressum49<br />
Scheer Ware<br />
Osterstammtisch im Jahr 1 nach Corona<br />
Oder: (K)eine neue Zeitrechnung beginnt50<br />
4 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021<br />
Titelfoto: Carsten Krauss<br />
Model: Tina Zejewski
Schwarzes Brett<br />
Mit Fußball-Fans zum Zoobesuch<br />
Neue SIGs bei MinD und MInt.<br />
Unsere frühere Vorsitzende<br />
Tina Acham bleibt Mensaaktiv:<br />
Sie gründete die Zoo-<br />
SIG und wirbt um weitere<br />
Mitglieder. Und dann<br />
erreichte uns noch eine Mail<br />
aus Polen.<br />
W<br />
eltweit gibt es unzählige<br />
Zoos, Tiergärten, Wildgehege<br />
und dergleichen. Viele davon<br />
sind wirklich toll und sehenswert<br />
und am Tierwohl orientiert,<br />
andere entsprechen<br />
leider nicht dem Gedanken artgerechter<br />
Tierhaltung. Die SIG<br />
soll den Austausch über Zoos<br />
ermöglichen, in allen Schattierungen.<br />
Ein Schwerpunkt soll<br />
auf Berichten über Zoos, eigene<br />
Zoobesuche und die Besonderheiten<br />
von Zoos liegen, zum Beispiel<br />
Zoos in Steilhanglage. Ein<br />
Zoo-Ranking wäre ebenfalls ein<br />
spannendes Ziel - wo geht Ihr am<br />
liebsten hin? Wie oft? Welche interessanten<br />
statistischen Daten<br />
gibt es über Zoos? Auch ein Zoo-<br />
Event im Rahmenprogramm<br />
von Jahrestagungen könnte Anliegen<br />
der SIG sein. Wir freuen<br />
uns auf viele tierisch bunte Geschichten<br />
und den einen oder<br />
anderen gemeinsamen Zoobesuch.<br />
zoo-sig@mensa.de<br />
Dear colleagues from<br />
Mensa Germany,<br />
My name is Pawel Dimow and<br />
I am a member of Mensa Poland<br />
who also coordinates the<br />
new ISIG Football which unites<br />
the Mensans who like this great<br />
game from the whole world.<br />
ISIG Football is an official special<br />
interest group of Mensa International<br />
(https://www.mensa.org/members/isigs)<br />
and we<br />
would like to invite the football<br />
fans from Mensa Germany<br />
to join our group on facebook<br />
(https://www.facebook.com/<br />
groups/ISIGfootball). Could you<br />
please share our invitation with<br />
your members?<br />
Terminkalender<br />
Passend zur<br />
Zoo-SIG ein<br />
neues Foto von<br />
Redaktions-<br />
Hamster Betty.<br />
Laut Versorgerin<br />
Tina ist die Kleine<br />
sehr agil,<br />
sehr hungrig und<br />
sehr neugierig<br />
unterwegs.<br />
Foto: Tina Acham<br />
Berry sagt<br />
„Wenn du redest, dann muss<br />
deine Rede besser sein, als dein<br />
Schweigen gewesen wäre.“<br />
Altes persisches Sprichwort<br />
aus vorislamischer Zeit<br />
Datum Uhrzeit Titel Ort Veranstalter<br />
20.06.2021 10:00 bis 11:30 Schreibtreff online Judith Bündgens-Kosten<br />
23.06.2021 19:00 bis 20:30 #MensaGoesScience 30 | Infos Folgen online Alexander Kessner<br />
25.06.2021 18:30 bis 22:00 Philosophischer Abend online Stefan Goßlau<br />
28.07. bis<br />
01.08.2021<br />
EMAG - Europäisches Jahrestreffen<br />
01.08.2021 8:00 bis 19:00 Hop On Hop Off Fahrrad Tour<br />
entlang der Donau<br />
Brno,<br />
Tschechien<br />
Donaueschingen<br />
Mensa CZ<br />
Rüdiger Klings
Schwarzes Brett<br />
Sharepics zum Thema von David Ritzmann und Lars Uebel.<br />
Brain Awareness Week<br />
Fortschritte der Gehirnforschung: MinD machte mit.<br />
V<br />
om 15. bis zum 21. März feierte die ganze Welt<br />
die Brain Awareness Week und MinD feierte<br />
kräftig mit. Die Brain Awareness Week ist eine<br />
weltweite Kampagne zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit<br />
für die Fortschritte und Vorteile der<br />
Gehirnforschung und findet jedes Jahr statt.<br />
MinD nahm sich dazu gängige Vorurteile gegenüber<br />
Hochbegabten vor. Alexander Kessner und<br />
Tanja Baudson vom Wissenschaftsteam verfassten<br />
dazu informative Texte, David Ritzmann und Lars<br />
Uebel steuerten Sharepics bei, die auf den Social-<br />
Media-Kanälen von MinD veröffentlicht wurden.<br />
Außerdem gab es anlässlich des 150. Geburtstages<br />
von William Stern einen Onlinevortrag über<br />
seine Begabungsethik. Unter folgendem Link sind<br />
die Texte weiterhin verfügbar:<br />
https://www.mensa.de/baw21/<br />
Um weiterhin topinformiert zu bleiben, folgt uns<br />
doch einfach auf Facebook<br />
(https://www.facebook.com/mensa.de)<br />
Twitter (https://twitter.com/Mensa_Germany)<br />
LinkedIn (https://www.linkedin.com/company/mensa-germany)<br />
und Xing (https://www.xing.<br />
com/communities/groups/mensa-in-deutschlandmind-db6a-1065904).<br />
MinD-Kooperation mit<br />
herCAREER-Jobmatch<br />
Auf Kompetenzen und Soft Skills<br />
gematcht – das ist herCAREER-<br />
Jobmatch. Hier werden weibliche<br />
Jobsuchende und Arbeitgeber<br />
auf Basis eines wissenschaftlich<br />
fundierten Fragebogens und<br />
einer innovativen Matching-Technologie<br />
zusammengebracht.<br />
Jobsuchende<br />
legen ihr Profil<br />
mit Kompetenzen,<br />
Soft Skills und Gehaltsvorstellungen<br />
an. Sobald ein passendes<br />
Match mit interessantem Stellenprofil<br />
vorliegt, werden die Bewerberinnen<br />
per Mail informiert. Jobsuchende<br />
bestimmen, wer ihr Profil<br />
sieht. Mit der Annahme des<br />
Matches wird das Profil für den potenziellen<br />
neuen Arbeitgeber sichtbar.<br />
Das Ganze ist für Jobsuchende<br />
kostenfrei! Jetzt registrieren<br />
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www.hercareer-jobmatch.com.<br />
Nach dem Ausmisten:<br />
Stall sauber, Schweine glücklich,<br />
Ms zufrieden (Siehe dazu<br />
auch Seite 3).
Schon gewusst?<br />
Im Französischen werden hochbegabte<br />
Menschen manchmal auch als „zèbre“<br />
(Zebra) bezeichnet. Das geht zurück<br />
auf die französische Psychologin Jeanne<br />
Siaud-Facchin. Sie hat dieses Bild gewählt,<br />
weil Zebras die einzige Gattung<br />
wilder Tiere sind, die von Menschen bisher<br />
nicht gezähmt werden konnte. Das<br />
jeweils unterschiedlich gestreifte Fell sei<br />
dazu bestimmt, mit Licht und Schatten<br />
zu spielen, damit sie sich gut verstecken<br />
könnten, um dann plötzlich in vollem<br />
Glanz aufzutauchen und sich von allen<br />
anderen Tieren der Savanne abzuheben.<br />
Gudrun Holtmanns<br />
Die Camp-Termine<br />
für 2021<br />
1.Mensa Juniors Sommercamp<br />
23.– 30. Juli 2021, Rottweil.<br />
2.Mensa Juniors Sommercamp<br />
31. Juli – 07. August 2021, Rottweil.<br />
3.Mensa Juniors Sommercamp<br />
08. – 15. August 2021, Rottweil.<br />
Zielgruppe: 12 bis 17 Jahre<br />
Anmeldeschluss: 30. Juni<br />
weitere Informationen:<br />
www.mensa.de/camps/termine<br />
Mensa Juniors Sommerseminar 2021<br />
21.08. – 28.08. in Gröden<br />
Zielgruppe: 12 bis 19 Jahre<br />
Anmeldeschluss: 15. Juli<br />
weitere Informationen:<br />
www.mensa.de/camps/termine<br />
Mensa Juniors Herbstseminar 2021<br />
15.10. – 19.10. in Bautzen<br />
Zielgruppe: 14 – 19 Jahre<br />
Anmeldebeginn: 19. Juli 2021<br />
weitere Informationen:<br />
www.mensa.de/camps/termine<br />
Mensa Juniors Silvestercamp 2021/22<br />
28.12.2021 – 02.01.2022 in Mannheim<br />
Zielgruppe: 12 – 17 Jahre<br />
Anmeldebeginn: folgt<br />
www.mensa.de/camps/termine<br />
M sucht M – neue Kontaktwünsche<br />
Schafbegeisterte Softwareentwicklerin<br />
(30) aus Mecklenburg-Vorpommern<br />
mit Vorliebe<br />
für Natur, Lego und Pen<br />
& Paper Rollenspielen sucht<br />
umzugsbereiten Nerd (m, 26-<br />
34) mit Kinderwunsch für zukünftige<br />
gemeinsame reale<br />
und virtuelle Unternehmungen.<br />
Ich freue mich auf nette<br />
Nachrichten unter hannah.<br />
wintergreen@gmail.com<br />
Fühlst du dich von diesen<br />
Worten angesprochen?„Eine<br />
authentische und verlässliche<br />
Herzensverbindung, gepaart<br />
mit Intellekt und Humor, wirtschaftlicher<br />
Sicherheit und<br />
finanziellem Spielraum, mit einer<br />
gesunden und erfüllenden<br />
Erotik, gespickt mit einer realistisch-optimistischen<br />
Eigenständigkeit<br />
bei gleichzeitigen<br />
Tagtraumtendenzen.“<br />
Dann trau dich und schreibe<br />
mir und lass uns gemeinsam<br />
einen großen Lebensbogen<br />
spannen. Ich, weiblich, 50<br />
Jahre, sportlich und tageslichttauglich<br />
freue mich auf<br />
deine Nachricht<br />
esudi@web.de, PLZ 91<br />
Gesucht wird die Frau mit<br />
Interesse an allem und der<br />
nötigen Portion Toleranz, um<br />
alles mitzumachen. Dir ist es<br />
wichtiger, mit wem du gehst,<br />
als wohin du gehst? Das, was<br />
du machst/willst/kannst/<br />
schaffst/versuchst, verdankst<br />
du der puren Lust darauf, zu<br />
probieren, zu scheitern und<br />
nochmal zu probieren? Du bist<br />
Trotzkopf und trotzdem empathisch<br />
(und kannst auch so<br />
jemanden lieben)? Du bist bereit<br />
für Lachen, Leben, Tränen,<br />
Zweifel, Luftschlösschen und<br />
Abenteuer? Und idealerweise<br />
noch U40 und Nähe Berlin?<br />
Dann meld dich bitte:<br />
heyho-letsgo@gmx.net<br />
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des Mainstreams sucht<br />
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voller Lachen, Kommunikation,<br />
Kunst, Kultur (Rock, Metal,<br />
Klassik), Tiefe, Unsinn, Sport,<br />
Natur...BmB an<br />
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Suche Mann, der mich erträgt<br />
;-) Herzblutwissenschaftlerin<br />
(44, Prof. Ing.), glücklich alleinerziehend<br />
mit Teenagern,<br />
tageslichttauglich (163, knapp<br />
50 kg), Widder, mit Spleen für<br />
(alte) Fahrzeuge / Gebäude<br />
und Technik; mit viel zu vielen<br />
Interessen (Psychologie,<br />
Kunst, Dokus, …), chronisch<br />
neugierig, etwas schräg, aber<br />
eigentlich schüchtern und mit<br />
etwas Pech im bisherigen Liebesleben.<br />
Suche Dich, mit recht eigener<br />
Persönlichkeit, für den gemeinsamen<br />
Traum: Partner<br />
& Freund auf (auch geistiger)<br />
Augenhöhe, tiefe Gespräche<br />
& Nähe, Lachen (schwarzer<br />
Humor), Welt erkunden, Unfug<br />
anstellen und gemeinsam die<br />
Welt zu verbessern!<br />
Oxymoron_77@web.de<br />
Vielseitig kulturell interessierter,<br />
kreativer und sportlicher<br />
Nichtraucher (57), sucht<br />
ebensolchen Ihn für anregende,<br />
humorvolle Unterhaltungen<br />
auf ausführlichen<br />
Spaziergängen, Radtouren<br />
und für alles, was sonst noch<br />
Spaß macht. Bereit für Entdeckungstouren?<br />
Raum Stuttgart<br />
bevorzugt.<br />
dureiprod@hotmail.de<br />
Die Texte der Kontaktsuchenden werden leider immer länger.<br />
Deswegen werden wir künftig nur noch maximal 350<br />
Zeichen (inklusive Leerzeichen) pro Anzeige abdrucken.<br />
So, keep it short and simple. Das kommt meist auch besser<br />
an. Mail an chefredakteur@mensa.de genügt.
EIN M VON NEBENAN<br />
CARSTEN KRAUS<br />
„Ich bin Unternehmer<br />
aus Leidenschaft“<br />
Ein Visionär spricht Klartext.<br />
Carsten Kraus ist erfolgreicher Software-Unternehmer,<br />
Gründer, Erfinder, anerkannter Experte für künstliche<br />
Intelligenz (KI) und E-Commerce, Berater, Speaker, Business-<br />
Angel – die Liste ließe sich fortsetzen. Vor allem ist er ein<br />
Visionär, der maximal vernetzt denkt. Im Folgenden nimmt<br />
er uns mit in die Welt der Algorithmen und erklärt, warum<br />
es seines Erachtens keine kluge Alternative ist, den Wettlauf<br />
um die beste KI anderen zu überlassen.<br />
Lieber Carsten, wie schön,<br />
dass wir heute miteinander<br />
reden können. Ich vermute,<br />
du hast einen ziemlich<br />
vollen Terminkalender.<br />
Ich freue mich auch. Ich habe<br />
gerade auch etwas mehr Zeit<br />
als sonst, weil ich kürzlich mein<br />
größtes Unternehmen verkauft<br />
habe.<br />
Dazu kommen wir später<br />
bestimmt noch im Detail. <strong>Mag</strong>st<br />
du uns zunächst ein wenig in<br />
deine Vergangenheit mitnehmen?<br />
Sind dir die Unternehmer-Gene<br />
in die Wiege gelegt worden?<br />
Na ja, Dinge erfunden habe ich<br />
in der Tat bereits im Grundschulalter.<br />
Mein Fokus lag dabei<br />
von Anfang an darauf, Probleme<br />
zu lösen. Ich habe mir<br />
zum Beispiel aus Fischer-Technik<br />
eine Vorrichtung für mein<br />
Mikrofon gebaut, mit der ich<br />
die ZDF-Hitparade aufnehmen<br />
konnte, ohne dass ich die ganze<br />
Zeit verrenkt vor dem Fernseher<br />
stehen musste. Eine weitere frühe<br />
Erfindung, auf die ich heute<br />
noch ein wenig stolz bin, ist<br />
mein „Kugelblitz“, den ich mit<br />
meinem eigenen Chemielabor<br />
gebaut habe.<br />
Deine Eltern hatten<br />
hoffentlich eine gute<br />
Haftpflichtversicherung?<br />
Meine Mutter hat das gar nicht<br />
so mitbekommen. Sie war alleinerziehend,<br />
was damals sehr<br />
ungewöhnlich war. Sie war sehr<br />
mit sich selbst und ihrem Medizinstudium<br />
beschäftigt, das sie<br />
sich größtenteils selbst finanzieren<br />
musste.<br />
Die ersten Jahre habe ich daher<br />
mit meiner Uroma in einer<br />
kleinen Wohnung in Mainz gelebt,<br />
wo meine Mutter auch studiert<br />
hat, und in den Ferien war<br />
ich viel bei meinen Großeltern.<br />
Aber das mit dem Kugelblitz<br />
hört sich gefährlicher an, als es<br />
ist. Die „Zutaten“, wie Kaliumpermanganat<br />
und <strong>Mag</strong>nesiumpulver,<br />
konnte man damals sogar<br />
als Kind ganz normal in der<br />
Chemiehandlung kaufen. Diese<br />
habe ich in Alufolie zu einer Kugel<br />
gewickelt und dann mehrwertigen<br />
Alkohol reingespritzt.<br />
Nach ungefähr 25 bis 35 Sekunden<br />
gab es als Effekt diesen Fotografenblitz.<br />
Wusstet ihr damals bereits<br />
von deiner Hochbegabung?<br />
Nein, den Mensatest habe ich<br />
erst nach dem Abitur gemacht.<br />
Zu meiner Schulzeit war Hochbegabung<br />
noch verpönt, nur die<br />
musikalisch Hochbegabten waren<br />
akzeptiert, das galt als unverfänglich.<br />
Ich bin sogar durch den Einschulungstest<br />
gefallen und wurde<br />
erst mit sieben Jahren eingeschult,<br />
obwohl ich als Einziger<br />
alles richtig gelöst habe. Es<br />
8 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
EIN M VON NEBENAN<br />
dass ich im Technikversandhandel<br />
große Sortimente an Widerständen,<br />
Transistoren und ähnlichem<br />
bestellt und diese dann<br />
mit Gewinn – aber immer noch<br />
billiger als unser Radiohändler<br />
– an meine Mitschüler verkauft<br />
habe.<br />
hieß, ich sei noch viel zu verspielt<br />
und würde den Test nicht<br />
richtig ernst nehmen. Das Ende<br />
vom Lied war, dass ich bei meiner<br />
Einschulung bereits lesen,<br />
schriftlich addieren und<br />
Wurzeln ziehen konnte. Meine<br />
Großmutter gab damals Nachhilfeunterricht,<br />
und während<br />
der Stunden habe ich heimlich<br />
in den Schulbüchern der Nachhilfeschüler<br />
geblättert.<br />
Diese Faszination für Zahlen<br />
und Mathematik ist mir auch<br />
geblieben und hat mich durch<br />
die Schulzeit begleitet. Mein<br />
Mathelehrer hat dann in der<br />
Carsten Kraus entwickelte<br />
schon als Jugendlicher seine erste<br />
Innovation. Bis heute hat er<br />
zwölf Unternehmen gegründet.<br />
Foto: Omikron<br />
siebten Klasse angeregt, dass<br />
ich eine Klasse überspringe.<br />
Irgendwann hat es dich dann aber<br />
von der klassischen Mathematik<br />
zur Informatik gezogen?<br />
Stimmt, als die ersten Computer<br />
auf den Markt kamen, wollte ich<br />
so ein Ding unbedingt auch haben.<br />
Ich habe dann ganz viel mit<br />
Elektronikteilen gebastelt, mir<br />
einen kleinen „Computer“ gebaut,<br />
indem ich Schaltkreise zusammengesteckt<br />
habe.<br />
Da ich nicht so viel Taschengeld<br />
bekommen habe, habe ich<br />
mir die Tüftelei damit finanziert,<br />
Du warst also schon sehr früh<br />
geschäftstüchtig. Du hast dann<br />
ja sogar schon als Schüler<br />
deine erste Firma gegründet!<br />
Genau, meinen Mitgründer<br />
Thomas hatte ich kennengelernt,<br />
weil ich Programmierunterricht<br />
in meiner Schule angeboten<br />
habe. Wobei man dazu sagen<br />
muss: Es gab zu dieser Zeit<br />
fast keine Lehrbücher zum Programmieren,<br />
und auch der Lehrer<br />
in der Informatik-AG konnte<br />
uns das nicht beibringen.<br />
Mein Unterricht kam bei den<br />
Schülern gut an, die Informatik-<br />
AG wuchs von fünf auf 150 von<br />
800 Schülern, und die Schule<br />
hat dafür sogar einen Preis gewonnen.<br />
Den Durchbruch hatten wir<br />
mit einem Basic-Modul für den<br />
C64. In der Oberstufe war ich<br />
dann einen Großteil der Zeit<br />
vom Schulbesuch befreit und<br />
habe mich insbesondere um das<br />
Marketing für das Modul gekümmert.<br />
Wir hatten kein Werbebudget,<br />
darum habe ich die<br />
Fachpresse abgeklappert, und<br />
wir haben tatsächlich ziemlich<br />
viele positive Berichte in den<br />
einschlägigen Computerzeitschriften<br />
bekommen.<br />
Hast du die Schule zu<br />
Ende gemacht?<br />
Ja, meiner Oma und Mutter zuliebe,<br />
für den Fall der Fälle.<br />
Nach dem Abitur habe ich mich<br />
mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 9
EIN M VON NEBENAN<br />
dann allerdings voll in das Unternehmen<br />
gestürzt. Wir haben<br />
die Programmiersprache entwickelt,<br />
die Atari mit den Computern<br />
mitgeliefert hat.<br />
Aus der Lizenz bekamen wir<br />
zwar wenig Geld – die Atari-Leute<br />
konnten toll verhandeln<br />
–, aber wir haben mit diversen<br />
Add-ons ganz gut verdient.<br />
Bis Atari pleiteging und wir dadurch<br />
auch in eine große Krise<br />
gestürzt wurden.<br />
Wir mussten alle Angestellten<br />
entlassen und die beiden Mitinhaber<br />
sind ausgestiegen. Ich<br />
wollte aber noch nicht aufgeben<br />
und es im Alleingang weiter versuchen.<br />
Neben seinen Innovationen ist Reisen die<br />
große Leidenschaft von Carsten Kraus. Hier<br />
in Petra in Jordanien. <br />
Foto: privat<br />
Wie ist es mit Omikron<br />
denn weiter gegangen?<br />
Es war eine harte Zeit. Zwei Jahre<br />
lang habe ich mich gemeinsam<br />
mit meiner Versandleiterin<br />
und mit Hilfe unseres Omikron-<br />
Fanclubs – den gibt es wirklich<br />
(lacht) – über Wasser gehalten<br />
und parallel ein neues Produkt<br />
vorangetrieben, eine Software<br />
zum Finden von Adress-Dubletten.<br />
Wir haben es dann geschafft,<br />
dass wir in den Neunzigern die<br />
ersten waren, die eine gute und<br />
funktionierende Lösung für Geschäftsadressen<br />
anbieten konnten.<br />
Damit haben wir insbesondere<br />
die Direkt-Marketing-Branche<br />
bedient.<br />
Im Jahr 2000 haben wir dann<br />
den FACT-Finder entwickelt,<br />
meinen bislang größten Erfolg,<br />
jedenfalls wirtschaftlich. Dabei<br />
handelt es sich um die erste<br />
Suchtechnologie, die mit Tippfehlern<br />
gut umgehen konnte<br />
und damit eine kundenfreundlichere<br />
Suche und Navigation in<br />
Onlineshops ermöglicht.<br />
Wir konnten damit zwei Jahre<br />
vor Google auf den Markt gehen<br />
und haben uns gegen diverse<br />
große Spieler durchgesetzt.<br />
Damals hatten wir zehn Mitarbeiter<br />
und kaum Geld, heute<br />
beschäftigt die Firma 150 Leute<br />
und ist europäischer Marktführer.<br />
<strong>Mag</strong>st du kurz erzählen,<br />
warum du nun bei FACT-<br />
Finder ausgestiegen bist?<br />
Ich habe in der Vergangenheit<br />
immer wieder mit dem Gedanken<br />
gespielt, Investoren mit an<br />
Bord zu nehmen. Der Markt ist<br />
Den Durchbruch hatten<br />
wir mit einem Basic-<br />
Modul für den C64. In der<br />
Oberstufe war ich dann<br />
einen Großteil der Zeit vom<br />
Schulbesuch befreit und<br />
habe mich insbesondere<br />
um das Marketing für<br />
das Modul gekümmert.<br />
jetzt in die Phase „Konsolidierung“<br />
eingetreten. Wenn du da<br />
bestehen willst, musst du deine<br />
Kasse für Zukäufe füllen.<br />
Anfang 2020 war ich wieder<br />
in Gesprächen mit potentiellen<br />
Investoren, da wollte ich<br />
noch selbst mit an Bord bleiben.<br />
Als die Corona-Pandemie ausbrach,<br />
saß ich in einigen virtuellen<br />
Meetings und empfand es<br />
als sehr anstrengend, weil es dabei<br />
ein großes Problem gibt, für<br />
das es derzeit noch keine technische<br />
Lösung gibt: den mangelnden<br />
Augenkontakt.<br />
Die Kamera muss ja zwingend<br />
am Rand des Bildschirms sitzen,<br />
man kann sich also rein faktisch<br />
nicht in die Augen sehen. Darunter<br />
leidet die Kommunikation,<br />
weil ein großer Teil nonverbal,<br />
insbesondere durch Augenkontakt<br />
abläuft. Ich hatte<br />
eine Idee, wie man dieses Problem<br />
mit künstlicher Intelligenz<br />
lösen könnte, und der Gedanke<br />
ließ mich nicht mehr los.<br />
Nachdem ich mir den Markt<br />
angeschaut habe, war mir klar,<br />
dass jetzt der richtige Zeitpunkt<br />
ist, um das Ding groß zu machen.<br />
Im Mai 2020 habe ich ein<br />
Patent angemeldet, und so war<br />
mein neues Start-up geboren:<br />
Casablanca.<br />
Mir war aber auch bewusst,<br />
dass das parallel zu Omikron/<br />
FACT-Finder nicht gehen würde.<br />
Darum habe ich mich entschieden,<br />
nicht nur einen Geldgeber<br />
zu suchen, sondern ganz auszusteigen.<br />
Ist dir diese Entscheidung<br />
schwer gefallen?<br />
Jein. Ende letzten Jahres habe<br />
ich damit tatsächlich sehr gehadert.<br />
Im Endeffekt war es eine<br />
10 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
Grundsatzfrage: Wie soll meine<br />
Tätigkeit in Zukunft aussehen?<br />
Was ist mir wichtig? Diese Zeit<br />
der Selbstreflexion war wichtig,<br />
ich habe erkannt, dass ich die<br />
Freiheit und Kapazitäten brauche,<br />
neue Wege zu gehen, Dinge<br />
auszuprobieren.<br />
Ich bin Unternehmer und Initiator<br />
aus Leidenschaft, das<br />
Managerdasein reizt mich eigentlich<br />
nicht. Darum hatte ich<br />
schon längere Zeit einen Co-Geschäftsführer<br />
mit an Bord genommen,<br />
der diesen Part gerne<br />
macht. Aber ich bin für Omikron<br />
unendlich dankbar. Heute<br />
kann ich neue Projekte aus eigener<br />
finanzieller Kraft anstoßen,<br />
ohne dass ich sofort auf Investorensuche<br />
gehen muss.<br />
Carsten gibt sein<br />
Wissen gerne weiter, er ist<br />
ein gefragter Business-<br />
Angel und ein oft<br />
gebuchter Speaker.<br />
Foto: Omikron<br />
EIN M VON NEBENAN<br />
Lass uns noch ein wenig über<br />
Casablanca sprechen. In dieses<br />
Thema investieren auch andere<br />
Unternehmen viel Geld und<br />
Ressourcen. Habt ihr da als<br />
kleines Start-up denn überhaupt<br />
eine realistische Chance? Es ist ja<br />
ein wenig wie David gegen Goliath.<br />
In der Tat, globales Videoconferencing<br />
ist ein riesiger Markt<br />
und wir rennen mit einem Dutzend<br />
anderer Teams um die<br />
Wette. Das sind zum einen Universitäts-Teams,<br />
zum anderen<br />
eben die großen Firmen wie<br />
Apple, Microsoft oder NVIDIA.<br />
Bei Casablanca haben wir aktuell<br />
vier Forschende und zwei<br />
weitere Mitarbeitende im Team,<br />
ich plane aber noch weitere Forschende<br />
und auch anderes Personal<br />
für die Softwareentwicklung<br />
einzustellen. Ich sehe unser<br />
kleines Team aber nicht<br />
zwingend im Nachteil, wir sind<br />
hoch motiviert und alle mit Begeisterung<br />
dabei. Bei der Entwicklung<br />
von neuen Technologien<br />
gilt eigentlich im ersten<br />
Schritt der Grundsatz: Du<br />
kannst Genie nicht durch Masse<br />
ersetzen!<br />
Hinzu kommt: Ich mache<br />
das nicht zum ersten Mal. Diese<br />
„David gegen Goliath“-Konstellation<br />
hatte ich sowohl mit<br />
der Atari-Programmiersprache<br />
als auch mit dem Dubletten-Programm<br />
und mit FACT-<br />
Finder. Wir haben uns am Ende<br />
behaupten können, weil unsere<br />
Technik signifikant besser war<br />
als die der großen Player. Über<br />
die Jahre hat sich immer wieder<br />
gezeigt, dass es nicht alleine auf<br />
die Manpower und das Geld im<br />
Nacken ankommt.<br />
Doch selbst, wenn wir das<br />
Rennen nicht gewinnen, haben<br />
wir eine Menge Erfahrung<br />
in diesem KI-Spezialbereich gesammelt<br />
und können als Team<br />
tolle andere Sachen machen.<br />
Wie muss man sich das bei dir<br />
vorstellen? Du stehst morgens<br />
unter der Dusche und dann trifft<br />
dich der Blitz der Inspiration?<br />
So ähnlich passiert das in der<br />
Tat, allerdings selten unter der<br />
Dusche (lacht). Ich wache eher<br />
nachts mit einer Idee im Kopf<br />
auf und notiere mir das schnell,<br />
damit es nicht verloren geht.<br />
Ich habe mir dafür extra eine<br />
Aufgabenverwaltungs-Software<br />
schreiben lassen.<br />
Aktuell habe ich dort 6.000<br />
Gedanken drin. Davon wird natürlich<br />
nur ein Bruchteil wieder<br />
aufgegriffen, aber wer weiß,
EIN M VON NEBENAN<br />
wozu es eines Tages noch gut ist.<br />
Daneben bekomme ich meine<br />
Inspiration aber auch sehr oft<br />
im Austausch mit Leuten. Ich<br />
bin ja eigentlich ständig im Gespräch,<br />
sei es mit meinen Forschenden,<br />
mit Start-ups, Menschen<br />
aus der Politik oder solchen,<br />
die Entscheidungen treffen.<br />
Da stellt jemand in der Runde<br />
eine Frage und ich denke bei<br />
mir: „Gute Frage, die Lösung<br />
möchte ich finden!“ Meine Antennen<br />
sind eigentlich immer<br />
auf Empfang gestellt.<br />
Wer dich schon als Speaker<br />
erlebt hat, weiß, dass du dich<br />
sehr stark dafür einsetzt, dass<br />
in Europa und Deutschland viel<br />
mehr in die Entwicklung von KI<br />
investiert wird. Was erwiderst<br />
du den vielen Skeptikern?<br />
Meines Erachtens können wir<br />
die Entwicklung von KI nicht<br />
aufhalten, weil insbesondere<br />
China und große US-Konzerne<br />
hier sehr viel Geld investieren<br />
und mit großen Schritten<br />
voranschreiten. Das ist ein Fakt,<br />
den man nicht ignorieren kann.<br />
Darum halte ich es für die absolut<br />
falsche Strategie, in Europa<br />
die moralische Bremse reinzuhauen,<br />
weil wir diese Technologie<br />
für gefährlich oder moralisch<br />
verwerflich halten.<br />
Wenn wir die Entwicklung einer<br />
umfassenden KI verhindern<br />
wollen, müssen wir uns weltweit<br />
darauf einigen. Das wird<br />
aber nur möglich sein, wenn wir<br />
ein Kräftegleichgewicht herstellen.<br />
Das Paradoxe an der europäischen<br />
Haltung ist, dass wir<br />
uns durch unseren Werte- und<br />
Moralkodex daran gehindert sehen,<br />
das Rennen mitzulaufen.<br />
Auch im Urlaub sind der Laptop und die Arbeit<br />
immer dabei. <br />
Foto: privat<br />
Dabei müssten wir doch eher<br />
dafür sorgen, dass unser Wertekanon<br />
bei der Entwicklung von<br />
KI mit einfließt.<br />
Im Klartext bedeutet das: Wir<br />
müssen jetzt und heute alle Bedenken<br />
zurückstellen und endlich<br />
anfangen, die KI ernsthaft<br />
voranzubringen, um weiterhin<br />
eine gewichtige Stimme in der<br />
Welt zu sein. Wenn wir selbst<br />
kein „Abschreckungspotential“<br />
haben, wird uns nachher die<br />
Moral der „Sieger“ oktroyiert.<br />
Das kann ja eigentlich niemand<br />
ernsthaft wollen.<br />
Meinst du, es ist wirklich<br />
nur unser europäisches<br />
Wertesystem, das uns beim<br />
Thema KI mit angezogener<br />
Handbremse fahren lässt?<br />
Nein, ich glaube, das liegt auch<br />
daran, dass die europäischen<br />
Gesellschaften zu dekadent sind.<br />
Meines Erachtens können<br />
wir die Entwicklung von<br />
KI nicht aufhalten, weil<br />
insbesondere China und<br />
große US-Konzerne hier<br />
sehr viel Geld investieren<br />
und mit großen Schritten<br />
voranschreiten.<br />
Mit Dekadenz meine ich, dass<br />
wir uns den Luxus gönnen, Nebenthemen<br />
in den Vordergrund<br />
zu stellen und dabei die dringlichen<br />
Themen aus den Augen<br />
verlieren.<br />
Ein ganz aktuelles Beispiel<br />
hierfür ist der Datenschutz,<br />
grundsätzlich ein wichtiges<br />
Thema, keine Frage. Wir räumen<br />
ihm aber oberste Priorität<br />
ein, sogar in der Bekämpfung<br />
einer Pandemie, die Gesundheit<br />
und Leben vieler Menschen bedroht.<br />
Die Corona-Warn-App<br />
wurde mit dem Anspruch entwickelt,<br />
den ultimativen Datenschutz<br />
zu gewährleisten.<br />
Dafür hat man in Kauf genommen,<br />
dass sie viel weniger effektiv<br />
ist. Wir benutzen bildlich gesprochen<br />
einen Algorithmus,<br />
der besagt: „Der Datenschutz<br />
muss zu hundert Prozent sicher<br />
sein.“ Und dieser Prämisse werden<br />
alle Maßnahmen der Pandemiebekämpfung<br />
untergeordnet.<br />
Glaubst du, dass es irgendwann<br />
eine emotionale KI geben wird?<br />
Meines Erachtens wird eine<br />
umfassende KI ihre eigene Art<br />
von „Emotionen“ entwickeln.<br />
Sie wird wahrscheinlich zu der<br />
Auffassung kommen, dass man<br />
manchmal handeln muss, bevor<br />
alle Daten bekannt sind. Das<br />
würde ich als emotionales Handeln<br />
bezeichnen. Aber allein<br />
dazu könnte man wohl ein ganzes<br />
Interview füllen.<br />
Vielen Dank für dieses<br />
interessante Gespräch und<br />
viel Erfolg beim Wettlauf<br />
mit Casablanca!<br />
Die Fragen stellte<br />
Natalie Lehmann<br />
12 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
Anzeige<br />
Einzel-Coaching und Seminare für Hochbegabte<br />
Coaching geht natürlich<br />
trotz Corona sehr gut, wie<br />
die Erfahrungen der letzten<br />
Monate zeigen.<br />
Haltet<br />
durch und<br />
bleibt<br />
gesund!!!<br />
Das beliebte Wochenend-Seminar „Wie ich werde, was ich bin“ wird<br />
spätestens im Herbst 2021wieder als Präsenz-Seminar angeboten.<br />
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Der Pessimist klagt über den Wind, der Optimist hofft, dass er dreht und der Realist<br />
richtet die Segel aus!<br />
Sir William Ward
BORE-OUT<br />
CARSTEN CAFTAN<br />
Montagsmeeting –<br />
das große Gähnen<br />
Der folgende Text ist lang, die<br />
Meetings waren es auch.<br />
0700 – 0900<br />
Vor dem Meeting<br />
Gegen sieben Uhr früh am Montag das erste Aufwachen<br />
in der neuen Arbeitswoche; nach den<br />
umfangreichen Umstellungen am letzten Dienstag<br />
große Neugier auf die Ergebnisse der Wochenend-Auswertungen:<br />
Hoffentlich fallen keine aufwendigen<br />
Nachbesserungen an. Noch zuhause<br />
zum ersten Kaffee einen Blick in die Zeitung, ein<br />
kleines Frühstück, unter die Dusche und auf zur<br />
Arbeit.<br />
Dort zeigt ein Blick auf die Diagramme, dass tatsächlich<br />
nicht alles rund läuft. Leider scheint die<br />
Situation etwas komplizierter zu sein, weswegen<br />
ich mich nicht gleich darum kümmern kann: In<br />
Kürze beginnt pünktlich („Das Meeting beginnt<br />
um neun!“, wie der Hauptabteilungsleiter immer<br />
mal wieder, dabei auf das Glas seiner Armbanduhr<br />
klopfend, betont.) das verbindliche Montagsmeeting.<br />
In der Hoffnung, nicht allzu lange aufgehalten<br />
zu werden, eile ich los, überhole auf<br />
dem Weg den jungen Kollegen Herrn Ylde und<br />
schwungvoll betreten wir beide noch rechtzeitig<br />
den großen Besprechungsraum. Eine Platzsuche<br />
ist überflüssig, die Sitzordnung steht fest. Pech –<br />
heute sind praktisch alle da, offenbar keine Urlaube<br />
oder Dienstreisen, so schnell wird das Ganze<br />
wohl nicht enden.<br />
0900 – 0930<br />
Start mit ÄAs<br />
Punkt neun Uhr: Hauptabteilungsleiter<br />
Dollar schreitet durch die Tür,<br />
nimmt seinen Stammplatz an der Stirnseite ein<br />
und zählt die Anwesenden durch: „Wir sind heute<br />
vollzählig.“ Zum Aufwärmen werden die in der<br />
letzten Woche angefallenen Änderungsanträge<br />
(ÄAs) durchgegangen; jede Änderung an den<br />
Systemen muss in dieser Runde genehmigt werden.<br />
Der erste ÄA ist für morgen geplant: Aufgrund<br />
der gestiegenen Systemauslastung soll die<br />
Obergrenze der Prozessorleistung um zehn Prozent<br />
angehoben werden.<br />
„Da steht keine Uhrzeit im ÄA, um wieviel Uhr<br />
wird diese Änderung durchgeführt?“, fragt Herr<br />
Dollar. „Wir wollen den Parameter über den Tag<br />
hinweg nach und nach steigern und dabei die<br />
Systeme überwachen“, antwortet die Rechenzentrumsmitarbeiterin.<br />
„Was, ist das nicht getestet,<br />
kann da was passieren?“ – „Aber natürlich wurde<br />
getestet, trotzdem möchten wir langsam vorgehen<br />
und dabei draufschauen.“ – „Wenn Sie richtig<br />
getestet haben, kann auch nichts passieren.<br />
Die Änderung muss zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />
vollständig erfolgen. Oder gibt es dabei ein<br />
Risiko?“ – „Nein, nein, wir machen das dann um<br />
zehn Uhr, wenn alle da sind und gegebenenfalls<br />
eingegriffen werden kann.“ – „Während der Betriebszeit?“<br />
– „Die Änderung wirkt sich nur aus,<br />
wenn der Betrieb läuft; es handelt sich doch nur<br />
um eine Begrenzung nach oben.“ – „Während<br />
der Betriebszeit geht das nicht.<br />
Führen Sie die Änderung morgen früh<br />
um fünf Uhr aus, bevor der Betrieb beginnt!“<br />
Mit einem leisen Seufzen nickt<br />
die Rechenzentrumsmitarbeiterin.<br />
14 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
Fotos: Belinda Cave, Marcel Langthim auf pixabay<br />
„Dann genehmigen wir das so,“ zeigt sich der<br />
Hauptabteilungsleiter gnädig, „und weiter zu den<br />
nächsten ÄAs: Wieso sind hier neun identische<br />
Anträge zum Thema Software-Upgrade gestellt<br />
worden?“<br />
„Die sind nicht identisch. Es werden<br />
neun Systeme geupdatet, und da bei<br />
einem Fehler grundsätzlich der gesamte<br />
ÄA zurückgerollt werden<br />
muss, habe ich neun ÄAs, einen für<br />
jedes System, gestellt“, erklärt der<br />
Softwareverantwortliche. „??“, schaut<br />
Herr Dollar fragend. „Falls es zum Beispiel<br />
achtmal klappt, und nur ein System<br />
klemmt, müssen wir so nur das eine betroffene<br />
System zurücksetzen, und nicht alle neun.“<br />
„Das ist ja eine clevere Vorgehensweise“, lobt<br />
Herr Dollar, „diese neun ÄAs sind okay, die besprechen<br />
wir jetzt aber nicht einzeln, sondern<br />
genehmigen alle zusammen. Aber nachdem wir<br />
jetzt zehn Anträge genehmigt haben, lassen wir<br />
den nächsten nicht durch – wenn wir alle Änderungsanträge<br />
zulassen würden, könnten wir uns<br />
diese Runde ja sparen.“<br />
0930 – 1025<br />
Die große Runde beginnt<br />
Der Reihe nach dürfen die Kolleginnen und Kollegen<br />
über ihre Tätigkeiten in der letzten Woche<br />
und ihre Planungen für die aktuelle Woche berichten.<br />
Die Unterabteilungsleiter achten darauf,<br />
dass sich niemand zu kurz fasst, schließlich sollen<br />
die Leistungen gebührend dargestellt werden;<br />
die Bedeutung bemisst sich dabei an der Rededauer.<br />
Eine kurze, knackige Zusammenfassung der<br />
wichtigen Punkte führt deshalb regelmäßig zu<br />
nachhakenden Zwischenfragen à la „Wurde hierbei<br />
auch berücksichtigt, dass …?“ oder „Das ging<br />
mir jetzt zu schnell: Können Sie auf diesen Punkt<br />
noch genauer eingehen?“<br />
Also zählt die Kollegin Berlin quälend detailliert<br />
in aller Vollständigkeit die Themen auf, die<br />
in ihrem Projekt in der letzten Woche bearbeitet<br />
wurden und wendet sich den Plänen für die neue<br />
Woche zu. Es gibt eine neue Aufgabe, nämlich die<br />
Einführung eines neuen Rechnungsformats: Statt<br />
im Querformat DIN A3 sollen die Rechnungen im<br />
Längsformat DIN A4 gedruckt werden.<br />
BORE-OUT<br />
Das ist ja mal etwas Neues, von dem nicht schon<br />
alle vorher wussten. Jetzt ist die Gelegenheit da,<br />
jeden detaillierten Aspekt der Planung in der großen<br />
Runde ganz ausführlich darstellen zu lassen.<br />
Schnell unterbricht also der Hauptabteilungsleiter<br />
die Kollegin mit der Frage,<br />
wie es mit der Kosten-Nutzen-Analyse<br />
aussähe. Etwas überrascht erwidert<br />
Frau Berlin, dass es schon lange ein<br />
bekannter Kundenwunsch sei, Rechnungen<br />
im allseits üblichen Format<br />
und vor allem in üblicher Druckgröße<br />
zu erhalten; außerdem möchte sie endlich<br />
einen peinlichen Schreibfehler berichtigen.<br />
Der Nutzen sei also groß; der Aufwand überschaubar.<br />
Diese Antwort geht am Kern der Frage vorbei:<br />
Im verbindlichen mehrseitigen Kosten-Nutzen-<br />
Analyse-Formular werden die einmaligen und<br />
laufenden Kosten und der zukünftige Nutzen gegeneinander<br />
aufgerechnet und der Return On Investment<br />
berechnet; daraus wird eine Kennzahl<br />
ermittelt, anhand derer die Priorisierung der Aufgabe<br />
und entsprechend die Zeitplanung durchgeführt<br />
werden. Keine Zahl ▸ keine Priorität ▸ kein<br />
Zeitplan ▸ keine Umsetzung.<br />
Herr Dollar erklärt also umfassend den Sinn<br />
einer quantitativen Kosten-Nutzen-Rechnung,<br />
stellt dar, wie wichtig im Sinne des großen Ganzen<br />
auch für kleine Aufgaben eine vollständige<br />
Planung unter Berücksichtigung aller Aspekte<br />
ist, und verweist auf die ausführlichen Anleitungen<br />
zur Projektplanung.<br />
Nachdem vielleicht noch nicht alle Anwesenden<br />
die Vorgaben mit Leib und Seele leben – Frau<br />
Berlin eben anscheinend nicht – referiert Herr<br />
Dollar spontan freihändig und in gebotener Länge<br />
über den Sinn der diversen eingesetzten Projektplanungsverfahren.<br />
Nach vielen Minuten kommt Frau Berlin endlich<br />
wieder zu Wort und wirft ein, dass das Formular<br />
durchaus erstellt wurde und vorliege, der<br />
Kundennutzen und die Außenwirkung seien<br />
in Euro und Cent bewertet, und auch eine Aufwandsschätzung<br />
mit Stundensätzen sei durchgeführt.<br />
Also alles in Ordnung. „Na bitte, geht<br />
doch“, meint der Hauptabteilungsleiter lobend,<br />
„Und wie sieht es mit der Mitarbeitereinsatzplanung<br />
aus?“<br />
mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 15
BORE-OUT<br />
„Das kann der neue Werkstudent erledigen,<br />
ich habe schon mit ihm gesprochen.“<br />
– „Einfach so auf Zuruf,<br />
das geht doch nicht! So kommt alles<br />
durcheinander! Bitte erstellen<br />
Sie entsprechende Arbeitspakete und<br />
passen die Mitarbeiterauslastungs-Planungsprozentzahlen<br />
an. Am besten legen<br />
Sie mir die Details dann noch einmal vor, dann<br />
kann ich auch gleich die Priorisierung vornehmen.“<br />
– „Die Priorisierung wurde von mir doch<br />
schon abgeschlossen!“, wagt Frau Berlin zu entgegnen.<br />
„Das heißt ja nicht, dass das auch richtig<br />
ist.“ Betretenes Schweigen der Kollegin. Auweia,<br />
meine Kollegin hat wohl nicht im Vorfeld für ein<br />
gutes Durchkommen gesorgt.<br />
Die ganzen geforderten Formulare bedeuten<br />
sehr viel; aber mindestens ebenso wichtig<br />
ist, dass sich kein Vorgesetzter übergangen<br />
fühlt – deswegen muss im Vorfeld zusätzlich alles<br />
beworben und abgesprochen werden, bevor es<br />
offiziell vorgestellt wird. „Was sagt die Risikomatrix?“,<br />
trampelt Herr Dollar weiter auf der Projektplanung<br />
herum. Der zuständige Unterabteilungsleiter<br />
schaltet sich jetzt ein: „Frau Berlin und ich<br />
werden das im Anschluss gemeinsam durchgehen,<br />
die Mängel und Probleme bewerten, und bis<br />
nächste Woche eine Entscheidungsvorlage vorbereiten.<br />
Bis dahin legen wir das auf Eis.“ – „Gute<br />
Idee, so machen wir das, wir kommen hier jetzt ja<br />
nicht weiter, danke.“<br />
1025 – 1120<br />
Wichtiges aus China<br />
„Was gibt es bei Ihnen Neues, Herr Wiesenegger?“,<br />
wendet sich der Hauptabteilungsleiter nun an<br />
den Verantwortlichen für die internationalen Warenlager,<br />
„Läuft im neuen Lager in Kēlóng alles?“<br />
– „Im Großen und Ganzen schon, Herr Dollar, aber<br />
wir haben das Problem mit den umfallenden Reissäcken<br />
noch nicht ganz gelöst. Letzte Woche wurde<br />
wieder ein Sack auf dem Boden entdeckt, und<br />
wir wissen noch nicht, wie das passieren konnte.<br />
Ganz ehrlich wissen wir auch nicht mehr als beim<br />
letzten Montagsmeeting, aber ich möchte noch<br />
einmal alle Möglichkeiten darstellen …“ –<br />
„… mit Vermutungen sollten wir uns hier nicht<br />
aufhalten“, versucht Herr Dollar zu bremsen, aber<br />
„Ich bin noch nicht fertig mit meinem Bericht“,<br />
redet Herr Wiesenegger weiter. Herrn<br />
Wieseneggers Redebeiträge sind seit<br />
seinem knapp zweistündigen Referat<br />
über das neue Lager auf der vorletzten<br />
Weihnachtsfeier gefürchtet.<br />
Nachdem damals alle Teams einigermaßen<br />
kurz ihre Arbeiten vorgestellt<br />
hatten, und bevor der gemütliche Teil beginnen<br />
sollte, hielt er den Abschlussvortrag –<br />
nach dem höflichen Applaus gegen 21 Uhr wollten<br />
alle nur noch nach Hause, und die Plätzchen<br />
wurden am nächsten Tag gegessen.<br />
„Also, wir haben dort vor Ort die Situation überprüft<br />
und sind bisher zu keinem Ergebnis gekommen.<br />
Es könnte sein, dass …“ Herr Wiesenegger<br />
stellt in einer knappen Viertelstunde die Möglichkeit<br />
vor, dass die Bandgeschwindigkeit auf der<br />
Förderstrecke, auf welcher die Reissäcke transportiert<br />
werden, zu groß sein könnte, in weiteren<br />
zehn Minuten erklärt er, wieso vielleicht aber<br />
auch die Krümmung der dritten oder vierten Kurve<br />
in der Förderstrecke zu extrem sei, das müsse<br />
aber noch genauer überprüft werden. Danach<br />
weist er auf die Steigungen und Gefälle hin, die<br />
eventuell ein Umkippen der Säcke verursachen<br />
könnten. Und so weiter, und so fort.<br />
„Aber wir haben noch keine neuen Erkenntnisse,<br />
ich wollte bloß noch einmal kurz wiederholen,<br />
wo die Fehlerursachen liegen könnten“, endet er<br />
nach einer knappen Stunde.<br />
1120 – 1245<br />
Automatisierung und Weiteres<br />
Ein großer Anteil der Arbeit besteht aus öden<br />
Routineaufgaben; der nächste Kollege berichtet<br />
über ein Projekt zur erhöhten Automatisierung,<br />
damit mehr Zeit für „kreative Aufgaben“ übrigbleibe.<br />
„Wenn dann ja nichts mehr zu tun ist, könnten<br />
wir uns durchgängig bis Freitag zusammensetzen“,<br />
witzelt mein junger Kollege Ylde. Keine<br />
sichtbare Reaktion außer einigen hochgezogenen<br />
Augenbrauen; ich versuche, mein Grinsen<br />
zu unterdrücken.<br />
Überhaupt werden Unterbrechungen oder Störungen<br />
durch das Gruppenleiter-Fußvolk souverän<br />
ignoriert; gelegentliche zaghafte Anmerkungen,<br />
dass man doch bitte zum nächsten Thema<br />
kommen möge, weil die Arbeit warte, haben<br />
16 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
BORE-OUT<br />
keine Auswirkungen. Ein paar Mal habe ich ein<br />
selbst ausgedrucktes „ELMO“-Moderationskärtchen<br />
(„Enough, let’s move on!“) mitgebracht und<br />
in verselbstständigten Diskussionsendlosschleifen<br />
hochgehalten: Nichts. Nur als es sich einmal<br />
schier endlos hinzog, und ich still und leise – aber<br />
offenbar nicht völlig unbemerkt – den Besprechungsraum<br />
verlassen hatte, wurde ich anschließend<br />
gerügt: Das sei nicht wertschätzend der jeweiligen<br />
Rednerin beziehungsweise dem Redner<br />
gegenüber, die oder der sich schließlich viel<br />
Mühe gäbe.<br />
Mein gelegentliches Flehen um Dispens wurde<br />
jedenfalls nie erhört, die Teilnahme am Montagsmeeting<br />
sei verpflichtend, der Arbeitgeber habe<br />
Direktionsrecht, ich müsse dieser Anweisung folgen.<br />
Wenn mir was am Meetingverlauf nicht passe,<br />
könne ich mich ja besser einbringen.<br />
Als der aktuelle Redebeitrag in längliche Ausführungen<br />
über die Erfassung und Beschreibung<br />
von Ein- und Ausgabeparametern in der graphischen<br />
Darstellung von möglicherweise automatisierbaren<br />
Prozessen zerfließt – dünne oder<br />
gestrichelte Striche, runde oder eckige<br />
Ecken, ein schlichtes oder farbiges<br />
Farbschema – schweifen meine Gedanken<br />
zur Fehleranalyse, die seit<br />
heute früh auf mich wartet. Vielleicht<br />
schaffe ich heute ja noch wenigstens<br />
eine Eingrenzung der möglichen Problemursachen;<br />
die vorliegenden Fehlermeldungen<br />
waren in ihrer Allgemeinheit<br />
leider nur schwer fassbar. Wie war noch mal der<br />
Fehlertext genau?<br />
Das lange Sitzen, die verbrauchte Luft und<br />
die einschläfernden Stimmen sind inzwischen<br />
schrecklich ermüdend, mir fällt die Konzentration<br />
zunehmend schwer, und ich kann mich nicht<br />
mehr richtig erinnern. Aus dem Augenwinkel<br />
sehe ich einen leuchtendroten Fleck aufblinken<br />
und schaue aus dem Fenster – eine glänzend bunt<br />
gekleidete Frau wurde von einem Sonnenstrahl<br />
erwischt.<br />
Überhaupt spazieren vor dem seitlichen Fenster<br />
etliche Menschen vorbei, erstaunlich viele davon<br />
mit Hund. Oder mit Einkaufstaschen. Oder<br />
mit beidem. Oder auch ohne Hund und ohne Einkaufstasche.<br />
Aber alle in Bewegung. Ach ja, ein<br />
bisschen aufstehen und laufen, das täte jetzt gut.<br />
1245 – 1255<br />
Das Ende<br />
„Damit sind wir mit der Tagesordnung am Ende.“<br />
Ich zucke zusammen, als Herr Dollar mit energischem<br />
Schwung das Wort ergreift, und ich versuche,<br />
mich zu orientieren. Offenbar habe ich einige<br />
Beiträge verpasst, wir sind durch! Ein verstohlener<br />
Blick in die Runde: Einige Kollegen – wie<br />
schaffen die das? Unglaublich! – wirken immer<br />
noch wach und aufrichtig interessiert.<br />
„Gibt es noch Anmerkungen?“ Natürlich! Herr<br />
Spritz ist gefürchtet für die grundsätzlichen Ausführungen<br />
zu Situationen, die ihm missfallen.<br />
Diesmal geht es wieder einmal um die Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Hauptquartier und den<br />
Niederlassungen. Kein neues Thema, dazu wurde<br />
schon viel gesagt. Aber offensichtlich hat sich<br />
wieder jemand beschwert. Ist ja alles wichtig und<br />
richtig, aber Einleitungen wie „noch einmal zusammengefasst“<br />
oder „wie schon gesagt“ lassen<br />
schaudern.<br />
Inzwischen ist jetzt aber alles gesagt worden,<br />
was gesagt werden musste. „Dann wünsche<br />
ich Ihnen eine schöne Woche.“<br />
1255 – 1300<br />
Nach dem Meeting<br />
Mit steifen Beinen erhebe ich mich<br />
und stakse aus dem Besprechungsraum;<br />
vor der Tür erst einmal atmen<br />
und strecken. Ich fühle mich ausgewrungen<br />
und abgeschlagen; vor der Rückkehr<br />
ins Büro eine Runde über den Hof, frische Luft<br />
schnappen. Jetzt bin ich schon am Montag reif für<br />
das Wochenende, ausgeleert und erschöpft.<br />
Die Jüngeren können das Lähmend-Bräsige<br />
augenscheinlich besser verkraften; Herr Ylde<br />
schlängelt sich behände an mir vorbei, als ich<br />
matt über den kleinen Platz schlurfe. Die wartenden<br />
Fehler-Analysen? Egal, wird schon laufen.<br />
Später, wenn ich mich etwas erholt habe und<br />
mich wieder konzentrieren kann, kümmere ich<br />
mich dann.<br />
„nMorgn“, begrüße ich etwas lallend einen Kollegen<br />
auf dem Hof, der mich daraufhin seltsam<br />
anschaut – ach ja, ist ja schon nachmittags. „War<br />
wohl ein schwerer Start in die Woche?“, fragt er<br />
freundlich. „Leider ja! Und der richtige Arbeitstag<br />
beginnt eigentlich erst jetzt.“<br />
mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 17
BORE-OUT<br />
CHRISTIAN AMBACH<br />
Gefangen in der Hölle<br />
der Langeweile<br />
Analysen und Empfehlungen der Wissenschaft.<br />
Fast alle Hochbegabten<br />
kennen das: langweilige und<br />
sinnlose Meetings, in denen<br />
ein Problem stundenlang<br />
umkreist wird, obwohl<br />
die Lösung doch deutlich<br />
sichtbar im Raum steht –<br />
zumindest aus der eigenen<br />
Perspektive.<br />
Ä<br />
hnlich verhält es sich beim<br />
– leider oft unvermeidlichen<br />
– Bearbeiten von Routineaufgaben<br />
nach starren Vorschriften,<br />
beispielsweise bei der<br />
Abrechnung der Reisekosten.<br />
Langeweile ist aber nicht nur im<br />
beruflichen Kontext anzutreffen.<br />
Auch der quälende Small<br />
Talk bei sozialen Begegnungen<br />
kann für Hochbegabte zur gefühlten<br />
Folter werden.<br />
Zum Glück schaffen die meisten<br />
eine effektive Balance zwischen<br />
Langeweile und Herausforderungen.<br />
Was aber passiert,<br />
wenn Langeweile chronisch<br />
wird? Während die Überforderung,<br />
also der Burn-out, vielfach<br />
in Studien Beachtung findet, ist<br />
sein Gegenstück, der Bore-out,<br />
deutlich weniger im Fadenkreuz<br />
der Wissenschaft zu finden.<br />
Erstmals aufgetaucht ist der<br />
Begriff 2008 in einem Buch von<br />
Rothlin und Werder mit dem Titel<br />
„Boreout! Overcoming workplace<br />
demotivation“. Anders als<br />
beim Burn-out ist hier zu geringe<br />
Stimulation der ausschlaggebende<br />
Faktor. Nach der Auswertung<br />
verschiedener Datenquellen<br />
schätzen sie, dass rund 15<br />
Prozent der Büroarbeiter in den<br />
USA deutliche Anzeichen eines<br />
Bore-out aufweisen.<br />
Burn-Out und<br />
Bore-Out<br />
Das allein ist schon ein besorgniserregendes<br />
Ergebnis. Bei<br />
genauerer Betrachtung zeigte<br />
sich außerdem, dass die Symptome<br />
(Erschöpfung und Depression)<br />
von Burn-out und Bore-out<br />
erhebliche Ähnlichkeiten<br />
aufweisen.<br />
Ein Hilfsmittel in der empirischen<br />
Forschung zum Thema<br />
Bore-out ist die von Reijseger<br />
et al. (2013) entwickelte „Dutch<br />
Boredom Scale“. Mit Hilfe von<br />
nur acht Fragen können so auf<br />
einfache Weise Basisdaten erhoben<br />
werden. Abgefragt wird unter<br />
anderem das Zeitempfinden<br />
während der Arbeit oder die Anzahl<br />
der Tagträume oder Ablenkungen.<br />
Dabei wird Langeweile<br />
als Zustand charakterisiert, der<br />
sich im Wesentlichen durch geringes<br />
Motivationsniveau und<br />
hohe Unzufriedenheit speist.<br />
Offenbar entsteht Langeweile<br />
aus dem unausgeglichenen<br />
Spannungsfeld der eigenen Erwartungen<br />
und der mangelnden<br />
Stimulation durch konkrete Arbeit<br />
oder auch Arbeitskolleginnen<br />
und -kollegen. Westgate &<br />
Wilson (2018) gehen mit ihrem<br />
MAC-Modell sogar noch einen<br />
Schritt weiter und sehen mangelnde<br />
Aufmerksamkeit (als Folge<br />
von Über- oder Unterforderung)<br />
und mangelndes Sinnerleben<br />
als Ursache für die Entstehung<br />
von Langeweile.<br />
Langeweile als<br />
Gegenteil von Flow<br />
Es stellt sich die Frage, wie<br />
sich das Thema in der Gruppe<br />
der Hochbegabten darstellt. Es<br />
wäre zu erwarten, dass typische<br />
Eigenschaften von Hochbegabten,<br />
zum Beispiel der Wunsch<br />
18 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
BORE-OUT<br />
nach intellektueller Herausforderung<br />
und Stimulation oder<br />
große Neugier, sie noch vulnerabler<br />
machen als Menschen<br />
mit einem durchschnittlichen<br />
IQ.<br />
Einige spannende Einsichten<br />
zu dieser Frage liefert die aktuelle<br />
Studie von Fiedler und Nauta<br />
(2020), in der sie viele Aspekte<br />
zum Bore-out bei Hochbegabten<br />
zusammengefasst haben.<br />
Sie beschreiben dabei Bore-out<br />
als Gegenstück zu Csikszentmihalyis<br />
„Flow“ (2008).<br />
Auch der im Bereich Hochbegabung<br />
weithin bekannte James<br />
T. Webb (2013) greift das Thema<br />
auf und erwähnt dabei ausdrücklich<br />
den Einfluss von Sinnhaftigkeit.<br />
Ohne Sinnhaftigkeit<br />
sieht Webb die Gefahr von Desillusionierung<br />
und Depression –<br />
besonders bei Hochbegabten. Er<br />
fasst zusammen: „Bright, intense,<br />
sensitive, caring, idealistic<br />
people are more likely to be disillusioned<br />
than many others …“<br />
Rothlin und Werder (2008) beschrieben<br />
einige typische Verhaltensweisen<br />
beim Bore-out.<br />
Neben der Häufung von Depressionen<br />
finden sich auch physische<br />
Beschwerden, meistens im<br />
Kontext von hohem Krankenstand<br />
und innerer Kündigung.<br />
Dabei ist auch zu beobachten,<br />
dass vorhandene (hohe) kognitive<br />
Fähigkeiten nicht mehr zur<br />
Bewältigung der Aufgaben eingesetzt<br />
werden. Parallel dazu<br />
sind spezielle Bewältigungsmechanismen<br />
zu beachten.<br />
So sind viele gelangweilte<br />
Hochbegabte in der Lage, extrem<br />
schnell zwischen Tasks zu<br />
wechseln, etwa wenn ein Vorgesetzter<br />
der Raum betritt. So<br />
kann die Beschäftigung mit<br />
spannenden – aber häufig betriebsfremden<br />
– Tätigkeiten zur<br />
„Entspannung“ genutzt werden,<br />
ohne negativ aufzufallen. Alternativ<br />
beginnen einige Hochbegabte<br />
damit, die Arbeitspakete<br />
ihrer Kollegen zu bearbeiten<br />
oder zumindest deren Arbeit zu<br />
kommentieren. Je nach sozialer<br />
Kompetenz und Betriebsklima<br />
ist dies aber nicht immer eine<br />
hilfreiche Bewältigungsstrategie<br />
und kann unter Umständen<br />
zu noch mehr Schwierigkeiten<br />
führen.<br />
Autonomie und<br />
Vertrauen sind wichtig<br />
Empirische Studien mit Hochbegabten<br />
von Reijseger et al.<br />
(2013, 2014) brachten weitere interessante<br />
Einblicke. Insgesamt<br />
wurden circa 2.000 hochbegabte<br />
Teilnehmende rekrutiert. Bei<br />
den Auswertungen wurde deutlich,<br />
dass Hochbegabte, die als<br />
Angestellte arbeiteten, gegenüber<br />
freiberuflich Tätigen ein<br />
deutlich höheres Risiko für die<br />
Entwicklung eines Bore-out hatten.<br />
Weitere verstärkende Faktoren<br />
wurden von Nauta et al.<br />
(2012) betrachtet. So wurden<br />
Hochbegabte gefragt, welche<br />
Eigenschaften ein guter Supervisor<br />
für sie haben müsste. Dabei<br />
wurden das Zugestehen von<br />
möglichst großer Autonomie<br />
und Vertrauen als wichtigste<br />
Faktoren identifiziert.<br />
Das bedeutet, dass möglicherweise<br />
die (langweilige) Tätigkeit<br />
nicht allein der Auslöser eines<br />
Bore-out ist, sondern auch der<br />
Führungsstil im Unternehmen<br />
eine große Rolle spielt. Beson-<br />
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BORE-OUT<br />
ders qualitative Aspekte scheinen<br />
eine Rolle zu spielen, beispielsweise<br />
ob der oder die Vorgesetzte<br />
nach der bevorzugten<br />
Arbeitsweise fragt und diese<br />
auch toleriert, sofern die Ergebnisse<br />
stimmen.<br />
Chronisch unterfordert,<br />
gelangweilt, und kein bisschen<br />
Flow. Bore-Out wird erst<br />
seit ein paar Jahren verstärkt<br />
beachtet.<br />
Foto: Mel Jäger<br />
Learn, learn, learn<br />
als Weg aus dem<br />
Bore-Out<br />
Aber auch den Hochbegabten<br />
selbst stehen einige Mechanismen<br />
und Verhaltensweisen<br />
zur Verfügung, um einen Boreout<br />
zu vermeiden oder mindestens<br />
zu verzögern. Fiedler (2012<br />
u. 2015) gibt dazu einige Handlungsempfehlungen:<br />
• Überwache und bewerte deine<br />
Reaktionen in typischen<br />
Bore-out-Situationen.<br />
• Führe Tagebuch, in dem du<br />
deine Gefühle und Gedanken<br />
notierst und analysierst.<br />
• Suche aktiv nach Inspiration!<br />
Menschen, Vorbilder, Situationen,<br />
… Inspiration gibt<br />
es überall.<br />
• Setze dir auch kleine erreichbare<br />
Ziele, damit du regelmäßig<br />
Erfolgserlebnisse hast.<br />
• Sammle und dokumentiere<br />
deine Erfolge.<br />
• Sammle Beispiele, die deine<br />
Fähigkeiten und Erfahrungen<br />
dokumentieren, und zeige<br />
diese Informationen in einem<br />
passenden Kontext deinem<br />
Vorgesetzten.<br />
Besonders interessant ist Fiedlers<br />
letzter Ratschlag: „Learn,<br />
learn, learn“. Er weist damit darauf<br />
hin, dass Weiterentwicklung<br />
der Weg aus einer Bore-out-Falle<br />
sein kann. Ein hochbegabter<br />
Mensch schlägt damit mehrere<br />
Fliegen mit einer Klappe. Etwas<br />
Neues zu lernen ist nicht nur<br />
ein gutes Mittel gegen chronische<br />
Langeweile, sondern ebnet<br />
auch den Weg zu einer interessanteren<br />
beruflichen Tätigkeit.<br />
Referenzen<br />
Csikszentmihalyi, M. (2008): „Flow:<br />
The psychology of optimal experience“.<br />
New York, London: Harper Perennial<br />
Modern Classics.<br />
Rothlin, P. & Werder, P.R.: „Boreout!<br />
Overcoming workplace demotivation“.<br />
London; Philadelphia: Kogan<br />
Page, 2008.<br />
Fiedler, E. D. (2012): You don’t outgrow<br />
it! Giftedness across the lifespan.<br />
Advanced Development Journal,<br />
13, 19-37.<br />
Fiedler, E. D. (2015): Bright adults:<br />
Uniqueness and belonging across the<br />
lifespan. Tucson, AZ: Great Potential<br />
Press.<br />
Westgate, E. C., & Wilson, T. D.<br />
(2018): Boring thoughts and bored<br />
minds: The MAC model of boredom<br />
and cognitive engagement. Psychological<br />
Review, 125(5), 689–713.<br />
Fiedler, E. D., Nauta, N. (2020): „Bore-out:<br />
A Challenge for Unchallenged<br />
Gifted (young) Adults Recognizing and<br />
finding ways to deal with bore-out”<br />
https://mind-mag.de/link/bore-out<br />
Rothlin, P. & Werder, P.R.: „Boreout!<br />
Overcoming workplace demotivation“.<br />
London; Philadelphia: Kogan<br />
Page, 2008.<br />
Reijseger, G., Schaufeli, W.B., Peeters,<br />
M.C., Taris, T.W., van Beek, I. &<br />
Ouweneel, E. (2013b): „Watching the<br />
paint dry at work. Anxiety, stress, coping“,<br />
5,508-25.<br />
Reijseger, G., Peeters, M.C.W. & Taris,<br />
T.W. (2013a, 2014): Werkbeleving<br />
onder hoogbegaafde werkers. Rapportages<br />
meting 1 en 2. Universiteit<br />
van Utrecht. (‘Work experiences of gifted<br />
workers’, reports first and second<br />
measurement. Utrecht University.)<br />
Reports in Dutch. 2013, 2014. Retrieved<br />
from: http://ihbv.nl/category/artikelen<br />
Nauta, N., Ronner, S. & Brasseur, D.<br />
(2012): „What are good supervisors for<br />
gifted employees?“ Retrieved from:<br />
http://www.ihbv.nl/english.<br />
Webb, J. T. (2013): „Searching for<br />
meaning: Idealism, bright minds, disillusionment,<br />
and hope“. Tucson, AZ:<br />
Great Potential Press.<br />
20 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
D<br />
er Sommer ist die Zeit der<br />
Rätsel. Am Strand, im Freibad,<br />
auf dem Balkon. Dösen und<br />
gleichzeitig das Gefühl haben,<br />
den trägen Geist doch noch irgendwie<br />
zu Höchstleistungen<br />
bewegt zu haben.<br />
In dieser komplexen Lage wollen<br />
wir natürlich nicht abseits<br />
stehen, sondern rätselwütige<br />
Ms mit reichlich Stoff für schwere<br />
Zeiten versorgen.<br />
Wir bleiben bei einem Klassiker:<br />
Sudoku kennen alle, für<br />
Fortgeschrittene gibt es auch<br />
Sudoku<br />
die Advanced Version mit Buchstaben-Zugabe.<br />
Warum einfach,<br />
wenn es auch schwierig geht.<br />
Die Regeln stehen in der rechten<br />
Spalte, mit den Vorlagen<br />
versorgt hat uns dankenswerterweise<br />
Thomas Krauss.<br />
Die Sudokus sind quer durchs<br />
Heft gestreut, und zum Schluss<br />
kommt wie gewohnt Silke Berendes<br />
mit einer ganz neuen<br />
Rätsel-Variante.<br />
RÄTSEL<br />
Rätsel 3x3<br />
Das Sudoku-Rätsel besteht aus<br />
9 Boxen mit jeweils 3x3 Zellen.<br />
Zu Beginn sind in einigen Zellen<br />
Ziffern zwischen 1 und 9 vorgegeben.<br />
Ziel ist es, die übrigen<br />
Zellen des Sudoku-Rätsels ebenfalls<br />
mit Ziffern zwischen 1 und<br />
9 zu füllen. Und zwar so, dass innerhalb<br />
einer Box (3x3 Zellen)<br />
sowie in jeder horizontalen und<br />
vertikalen Reihe des Gesamtfeldes<br />
jede Ziffer nur einmal vorkommt.<br />
Rätsel 4x4<br />
Das Sudoku-Rätsel besteht aus<br />
16 Boxen mit jeweils 4x4 Zellen.<br />
Zu Beginn sind in einigen Zellen<br />
Ziffern zwischen 0 und 9 sowie<br />
Buchstaben von A bis F vorgegeben.<br />
Ziel ist es, die übrigen<br />
Zellen des Sudoku-Rätsels ebenfalls<br />
mit Ziffern zwischen 0 und<br />
9 sowie Buchstaben von A bis F<br />
zu füllen. Und zwar so, dass innerhalb<br />
einer Box (4x4 Zellen)<br />
sowie in jeder horizontalen und<br />
vertikalen Reihe des Gesamtfeldes<br />
jede Ziffer und jeder Buchstabe<br />
nur einmal vorkommt.<br />
Rätsel 5x5<br />
Das Sudoku-Rätsel besteht aus<br />
25 Boxen mit jeweils 5x5 Zellen.<br />
Zu Beginn sind in einigen Zellen<br />
Buchstaben von A bis Y vorgegeben.<br />
Ziel ist es, die übrigen<br />
Zellen des Sudoku-Rätsels ebenfalls<br />
mit Buchstaben von A bis Y<br />
zu füllen. Und zwar so, dass innerhalb<br />
einer Box (5x5 Zellen)<br />
sowie in jeder horizontalen und<br />
vertikalen Reihe des Gesamtfeldes<br />
jeder Buchstabe nur einmal<br />
vorkommt.<br />
mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 21
DAS BESONDERE EVENT<br />
CLAUDIA RUHL-MICHLER<br />
Ich gehʼ dann mal<br />
zum Waldbaden …<br />
Mit Shinrin Yoku Abstand vom Alltag gewinnen.<br />
F<br />
ür uns, die wir sehr mit Denken,<br />
Forschen, Planen und<br />
Nachfragen beschäftigt sind, ist<br />
Waldbaden zunächst ein kompletter<br />
Gegensatz. Achtsam sein,<br />
Staunen, mit allen Sinnen wahrnehmen<br />
und vor allem nichts<br />
wissen oder erklären wollen!<br />
Das klingt spannend – und ist es<br />
auch!<br />
Shinrin Yoku, wie es im Erfinderland<br />
Japan genannt wird,<br />
lässt uns auf einfache Weise Abstand<br />
vom Alltag gewinnen. Es<br />
dient dem Stressabbau und tut<br />
auch unserer Gesundheit und<br />
dem Immunsystem gut. In Japan<br />
gibt es bereits 60 Heilwälder;<br />
in Deutschland bisher nur<br />
einen in Heringsdorf auf Usedom,<br />
weitere sind in Planung.<br />
Schon die grüne Farbe tut uns<br />
gut, ebenso die meist ein paar<br />
Grad kältere frische Luft.<br />
Als erstes wird das Mobiltelefon<br />
abgeschaltet. Diese Zeit gehört<br />
nur uns.<br />
In einem Wald oder einem<br />
Park schlendern wir los. Dies geschieht<br />
langsam und absichtslos,<br />
anders als beim Spazierengehen,<br />
Wandern oder Joggen,<br />
wo wir meist in Gedanken und<br />
Gespräche vertieft sind. Wir lassen<br />
also alles auf uns zukommen,<br />
haben kein Ziel und genießen<br />
die Auszeit.<br />
Wir können mit einem Ritual<br />
beginnen, beispielsweise<br />
über einen Ast in die neue<br />
Welt treten oder durch Ablegen<br />
eines Steines unsere Probleme<br />
zurücklassen. Wir tauchen<br />
Barfuß gehen, Fundstücke sammeln,<br />
Farben, Formen, Gerüche aufnehmen. Das<br />
Wichtigste beim Waldbaden: Die Zeit<br />
gehört nur uns. Als erstes wird das Smartphone<br />
ausgeschaltet.<br />
Alle Fotos: Claudia Ruhl-Michler<br />
in die Welt des Waldes ein. Um<br />
es gleich vorweg zu sagen, wir<br />
müssen keinen Baum umarmen,<br />
können es aber. Alles geschieht<br />
oder geschieht nicht, völlig freiwillig,<br />
und bleibt unbewertet.<br />
Der Weg durch den Wald bietet<br />
uns sehr viel Unterschiedliches:<br />
viele Farben, viele Formen,<br />
viele Gerüche, viele Geräusche,<br />
und auch viele Geschmäcker.<br />
Wir müssen es nur wahrnehmen.<br />
Dinge, die wir schon tausend<br />
Mal gesehen haben, sehen<br />
wir nun zum ersten Mal wirklich.<br />
Als Gruppe können wir unterstützende<br />
Übungen machen,<br />
22 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
DAS BESONDERE EVENT<br />
zu zweit oder im Team. Besonders<br />
gut gefällt mir diese Memory-Aufgabe.<br />
80 Prozent unserer<br />
Wahrnehmung läuft über<br />
das Sehen, auf das wir nun verzichten<br />
müssen. Eine Person<br />
schließt die Augen. Der Partner<br />
nimmt ein Objekt und beschreibt<br />
es ihr mit Worten. Ein<br />
Bild setzt sich zusammen. Nun<br />
wird etwas Ähnliches gesucht.<br />
Die beiden vergleichen die Dinge<br />
und tauschen sich darüber<br />
aus. Auch alleine können wir<br />
uns Aufgaben einfallen lassen<br />
wie: Suche etwas Spitzes oder<br />
etwas in einer bestimmten Farbe.<br />
Es wird immer darauf geachtet,<br />
dass nichts in der Natur zerstört<br />
wird. Wir gehen nicht zu<br />
sehr ins Unterholz, schonen so<br />
die Pflanzen und nehmen Rücksicht<br />
auf Tiere, die dort Schutz<br />
suchen.<br />
Beim Waldbaden geht es nicht<br />
darum, die Dinge zu bestimmen.<br />
Wir wollen die Objekte betrachten,<br />
fühlen, riechen, eventuell<br />
schmecken und vor allem bestaunen.<br />
Unser Gehirn hat Pause!<br />
Die von den Bäumen ausströmenden<br />
Terpene können mit<br />
Atemübungen besonders intensiv<br />
aufgenommen werden.<br />
Bei Ausflügen mit einer Gruppe<br />
kann eine „Solozeit“ eingebaut<br />
werden, eine Viertelstunde<br />
bewusst alleine ohne Anleitung<br />
oder Vorgabe. Jeder kann<br />
machen, was er möchte. Als<br />
ich dies zum ersten Mal erlebte,<br />
dachte ich, dass das langweilig<br />
ist. Was soll ich machen? Aber<br />
es war ganz toll! Es ergibt sich<br />
ganz spontan. Dies wäre auch<br />
die Zeit, eventuell einen Baum<br />
zu umarmen.<br />
Wenn wir den Wald verlassen,<br />
können wir über unseren am<br />
Anfang abgelegten Ast wieder<br />
in den Alltag zurückfinden.<br />
Die angebotenen Waldbadenkurse<br />
dauern meist zwei bis<br />
drei Stunden. Veranstalter sind<br />
Bildungseinrichtungen wie<br />
Volkshochschulen oder Tourismusverbände,<br />
aber auch selbstständige<br />
Anbieter; zu finden im<br />
Internet und in den regionalen<br />
Zeitungen. Es geht aber auch alleine.<br />
Na los!<br />
mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 23
BLICK ÜBER DEN TELLERRAND<br />
Neue Zeitschrift und<br />
runde Tische<br />
Mensa in Frankreich und Spanien.<br />
Mensa ist international, eine<br />
Selbstverständlichkeit. In jeder MinD-<br />
<strong>Mag</strong>-Ausgabe drucken wir beispielsweise<br />
Artikel aus dem Mensa World Journal.<br />
Aber wir wollen mehr und Näherliegendes:<br />
Was machen die Nachbarn? Was läuft<br />
in Frankreich, England, Polen, Spanien et<br />
cetera? Wo kann man sogar teilnehmen<br />
und sich einbringen?<br />
Es ist ein Experiment, und es hängt auch von eurer<br />
Mitarbeit ab. Aktuell suchen wir noch Ms,<br />
die sich für das mensanische Leben in UK, Polen,<br />
Skandinavien und weiteren Ländern interessieren<br />
und uns darüber auf dem Laufenden halten<br />
wollen. Begeisternde Bewerbungen bitte an<br />
mindmag@mensa.de<br />
stellung von beruflichen<br />
Werdegängen<br />
oder künstlerisch aktiven<br />
Ms, besonderen<br />
Interessen und literarischen<br />
Produktionen<br />
(vorzugsweise von Ms)<br />
bis hin zu Übersetzungen<br />
relevanter Texte<br />
von Mensa International<br />
und Informationen<br />
aus dem französischen<br />
Verein. Darüber<br />
hinaus wird jede Ausgabe ein Dossier zu einem<br />
Thema enthalten, das Mensa und Begabung<br />
betrifft; im Dossier der aktuellen Ausgabe geht es<br />
I<br />
m<br />
Mensa Frankreich:<br />
Mitgliederzeitschrift<br />
im neuen Design<br />
März 2021 erhielten die Mitglieder von Mensa<br />
Frankreich die erste Ausgabe des „Mensa-<br />
<strong>Mag</strong>“, der Mitgliederzeitschrift im neuen Design,<br />
die das frühere Format „Contacts“ ablöst. Zusammengestellt<br />
wird die Zeitschrift nun von einem<br />
gut 30-köpfigen Team um den neuen Chefredakteur<br />
Xavier della Chiesa. Acht auch farblich markierte<br />
Sparten decken ein breites Spektrum ab<br />
– von Aktivitäten in den Regionen über die Vor-<br />
24 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
um Geschäft und Geschäftemacherei mit Publikationen,<br />
Beratung und Coaching, Facebook-<br />
Gruppen, Podcasts, Videos et cetera zum Thema<br />
HB. Das „Mensa<strong>Mag</strong>“ erscheint alle drei<br />
Monate in Papierform und als pdf-Datei. Features<br />
wie die Animation von Beiträgen und<br />
eingebettete Video- und Audiodateien machen<br />
die pdf-Datei zusätzlich attraktiv.<br />
L<br />
ust<br />
Mensa Spanien: SIG-<br />
Gründung und runder Tisch<br />
auf Austausch mit Mensa Spanien? Aktuelle<br />
Angebote/Ideen dazu sind (i) die<br />
Gründung einer deutsch-spanischen SIG und<br />
(ii) die Teilnahme eines MinD-Mitglieds an einem<br />
„runden Tisch“ zum Thema „Soft Skills“<br />
im Dezember 2021. Spanisch-Kenntnisse sind<br />
für beides unverzichtbar.<br />
Hintergrund des geplanten „runden Tisches“:<br />
Da der Erfolg der Mensa-Jobbörse hinter den<br />
Erwartungen zurückgeblieben war, organisiert<br />
Mensa Spanien seit 2018 in Verbindung<br />
mit seiner MV einen „runden Tisch“ zu Themen<br />
um HB und Beschäftigung. Teilnehmende<br />
sind der Administrator der M-SIG Beschäftigung,<br />
Personen aus der Wissenschaft, von Unternehmen<br />
oder Unternehmensvereinigungen<br />
und Personalverantwortliche. Die Themen bisher<br />
waren „HB und Beschäftigungsfähigkeit“<br />
(Cádiz, 2018), „Die Zukunft der Beschäftigung“<br />
(Bilbao, 2019, inkl. Job-Messe) und „HB in der<br />
Arbeitswelt“ (virtuell, 2020). Der nächste „runde<br />
Tisch“ zu „Soft Skills“ ist für Dezember 2021<br />
geplant; ob in Präsenz, virtuell oder hybrid,<br />
entscheidet sich ab Herbst.<br />
Solltet ihr an einem der Angebote interessiert<br />
sein, wendet euch gerne an mindmag@<br />
mensa.de.<br />
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mind magazin <strong>142</strong>/juni 2021 | 25<br />
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Sudoku<br />
26 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
CHRISTINA HEIL<br />
Der 0,1-Prozent-Club<br />
Eine Studie zum Erleben und Verhalten<br />
höchstbegabter Erwachsener.<br />
Höchstbegabung ist in ihrer Auswirkung auf das persönliche Erleben und Verhalten<br />
bisher empirisch kaum erforscht. Die Mensanerin und Psychologische Psychotherapeutin<br />
Christina Heil hat das in einer Studie untersucht.<br />
V<br />
on intellektueller Höchstbegabung<br />
sprechen wir bei<br />
einem IQ von drei oder mehr<br />
Standardabweichungen über<br />
dem Mittelwert eines wissenschaftlich<br />
anerkannten Intelligenztests.<br />
In den hierzulande<br />
anerkannten Intelligenztests<br />
entspricht dies einem IQ-Wert<br />
von 145 und mehr. Nur eine von<br />
1.000 Personen ist intellektuell<br />
höchstbegabt.<br />
Höchstbegabte erleben ihren<br />
Alltag und ihr Umfeld auf<br />
besondere Weise. Im Zeitraum<br />
von Juni bis September 2020 hat<br />
eine Studie in Form einer Befragung<br />
stattgefunden, in deren<br />
Fokus das subjektive Erleben<br />
höchstbegabter Menschen, die<br />
damit verbundenen Ressourcen,<br />
Belastungen und Schwierigkeiten<br />
sowie ihre Erfahrungen mit<br />
Psychotherapie standen.<br />
An der Studie beteiligten sich<br />
72 Höchstbegabte zwischen 20<br />
und 66 Jahren. Das Geschlechter-Verhältnis<br />
war beinahe ausgeglichen.<br />
Die Befragung erfolgte<br />
digital, schriftlich und anonym,<br />
wobei sowohl quantitative<br />
Maße eingesetzt wurden als<br />
auch Beschreibungen des persönlichen<br />
Erlebens in eigenen<br />
Worten möglich waren. Die Teilnehmenden<br />
wurden über Vereine<br />
und Interessenverbände sowie<br />
entsprechende Newsletter<br />
und Social-Media-Kanäle auf<br />
die Befragung aufmerksam gemacht.<br />
Wer sind diese<br />
Höchstbegabten?<br />
Die Mehrheit der Teilnehmenden<br />
gab an, dass die eigene<br />
Höchstbegabung erst im Erwachsenenalter<br />
diagnostiziert<br />
wurde. Es zeigte sich, dass ein<br />
Großteil der Teilnehmenden bereits<br />
sehr früh Sprechen, Lesen<br />
und Rechnen gelernt hatte und<br />
einen hohen Bildungsgrad erworben<br />
hat. Auffällig ist, dass<br />
Frauen deutlich früher als Männer<br />
Rechnen und Sprechen gelernt<br />
hatten und zudem früher<br />
eingeschult worden waren. Eine<br />
begabungsbezogene Förderung<br />
in der Schulzeit hatte nur ein<br />
äußerst kleiner Anteil erhalten.<br />
Knapp die Hälfte der Teilnehmenden<br />
war beruflich selbstständig,<br />
ein Drittel ging mehreren<br />
Beschäftigungen parallel<br />
nach. Etwa zwei Drittel befanden<br />
sich in einer Partnerschaft,<br />
und etwas mehr als die Hälfte<br />
hatte Kinder. Alle Teilnehmenden<br />
verfügten über private Kontakte<br />
zu Hoch- und Höchstbegabten.<br />
Wo liegen bedeutsame<br />
Erlebens- und<br />
Verhaltensmerkmale?<br />
Die Befragten wurden gebeten,<br />
ihre eigenen begabungsbezogenen<br />
Erlebens- und Verhaltensmerkmale<br />
einzuschätzen. Dabei<br />
zeigte sich, dass die Fähigkeit<br />
zum schnellen und komplexen<br />
Denken die stärkste Ausprägung<br />
aufwies, gefolgt von weimind<br />
magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 27
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
teren Merkmalen in absteigender<br />
Reihenfolge (siehe Tabelle).<br />
Höchstbegabung:<br />
Ressource und<br />
Belastung?<br />
Besondere Fähigkeiten können<br />
als positiv (Ressource) und<br />
als negativ (Belastung) empfunden<br />
werden. Die in der Tabelle<br />
genannten Merkmale wurden<br />
von den Befragten deutlich stärker<br />
als Ressource denn als Belastung<br />
wahrgenommen. Bemerkenswert<br />
ist, dass das Ressourcen-Erleben<br />
umso ausgeprägter<br />
war, je mehr Kontakte die<br />
Teilnehmenden zu Hoch- und<br />
Höchstbegabten hatten.<br />
Am stärksten als Ressource<br />
empfunden wurden die intellektuellen<br />
Aspekte der Begabung:<br />
Die ersten Plätze belegten<br />
das schnelle und komplexe Denken,<br />
die logisch-analytischen<br />
Fähigkeiten, die Mustersuche<br />
und Abstraktionsfähigkeit, der<br />
geringe Übungsbedarf bei neuen<br />
Fertigkeiten und die Unabhängigkeit<br />
im Denken. Bei<br />
den wahrgenommenen Belastungen<br />
hingegen standen eher<br />
emotionale und soziale Aspekte<br />
im Vordergrund, beginnend<br />
mit hoher Sensibilität, gefolgt<br />
von intensiver Emotionalität,<br />
Perfektionismus, ausgeprägtem<br />
Gerechtigkeitssinn und der Bewusstheit<br />
der Grenzen des eigenen<br />
Wissens, Könnens und Verstehens.<br />
Aus den Freitext-Antworten<br />
dieses Themenfeldes geht hervor,<br />
dass bei jedem Merkmal die<br />
Ressourcen und Belastungen<br />
sowohl innerhalb der eigenen<br />
Person als auch im zwischenmenschlichen<br />
Kontakt liegen<br />
können. So wurde beispielsweise<br />
das schnelle und komplexe<br />
Denken häufig als große Bereicherung<br />
wahrgenommen. Jedoch<br />
brachte es auch oft mit<br />
sich, schwer ein Ende finden<br />
zu können, Sachverhalte zu<br />
verkomplizieren, sich nur mit<br />
Mühe auf ein Thema fokussieren<br />
zu können, schwer Entscheidungen<br />
treffen und kaum<br />
abschalten zu können. Belastungen<br />
ergaben sich zudem im<br />
Kontakt mit Mitmenschen, deren<br />
Langsamkeit die Teilnehmenden<br />
schwer ertragen konnten<br />
und von denen sie häufig<br />
als vorauseilend, anstrengend,<br />
merkwürdig oder konfus erlebt<br />
wurden.<br />
Begabungsbezogene<br />
Schwierigkeiten<br />
Als die am häufigsten genannte<br />
begabungsbezogene Schwierigkeit<br />
im Leben der Befragten<br />
stellte sich das Gefühl der Andersartigkeit<br />
heraus. Zudem erlebten<br />
die Teilnehmenden oft<br />
das Gefühl des Unverstandenseins,<br />
Unterforderung in Beruf<br />
Begabungsbezogene Erlebens- und<br />
Verhaltensmerkmale sowie Fähigkeiten<br />
der befragten Höchstbegabten:<br />
(durchschnittlich stärkste Ausprägung zuerst)<br />
• Schnelles und komplexes Denken<br />
• logisch-analytische Fähigkeiten<br />
• Mustersuche und Abstraktionsfähigkeit<br />
• ausgeprägter Gerechtigkeitssinn<br />
• breit gefächerte Interessen<br />
• kritisches Denken<br />
• visuell-räumlicher Denk- und Lernstil<br />
• Unabhängigkeit im Denken<br />
• hohe Bedeutung moralischer Werte<br />
• Bedürfnis nach viel intellektuellem Input<br />
• Bewusstheit der Grenzen des eigenen Wissens,<br />
Könnens und Verstehens<br />
• hohe Sensibilität<br />
• Perfektionismus<br />
• intrinsische Motivation<br />
• hohe sprachliche Fähigkeiten<br />
• Imaginations-Neigung<br />
• Kreativität<br />
• geringer Übungsbedarf bei neuen Fertigkeiten<br />
• sehr gutes Gedächtnis<br />
• intensive Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer<br />
• Beschäftigung mit existenziellen Themen<br />
• hohes Energielevel<br />
• intensive Emotionalität<br />
• Synästhesie<br />
28 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
oder Ausbildung und Langeweile bei Routineaufgaben<br />
des Alltags. Als weitere begabungsbezogene<br />
Schwierigkeiten wurden Underachievement,<br />
Einsamkeit, ungenügende Lernstrategien,<br />
Sinnkrisen, Schwierigkeiten, anderen<br />
Menschen zu vertrauen und sich auf<br />
Beziehungen einzulassen, sowie Mobbing genannt.<br />
Mit begabungsbezogenen Schwierigkeiten<br />
waren insbesondere die hohe Sensibilität,<br />
die intensive Emotionalität, die hohe Bedeutung<br />
moralischer Werte, die Mustersuche<br />
und Abstraktionsfähigkeit und die Imaginationsneigung<br />
assoziiert.<br />
Hilfreiche<br />
Bewältigungsstrategien<br />
Über alle erfassten Schwierigkeiten hinweg<br />
zeigte sich, dass diese in der Kindheit und Jugend<br />
zumeist am stärksten ausgeprägt waren,<br />
da die Teilnehmenden vor allem in der Schule<br />
und in der Gruppe der Gleichaltrigen einem<br />
hohen Anpassungsdruck unterlagen. Mit der<br />
Erhöhung des Entfaltungsspielraumes im Erwachsenenalter<br />
wurde vieles einfacher. Zahlreiche<br />
Teilnehmende konnten sich im Laufe<br />
des Lebens hilfreiche Bewältigungsstrategien<br />
aneignen, durch die die Probleme vermindert<br />
werden konnten. Als besonders förderlich wurden<br />
dabei empfunden: das Wissen über die eigene<br />
Höchstbegabung, der Kontakt zu anderen<br />
Hoch- und Höchstbegabten, die Wertschätzung<br />
sich selbst und anderen gegenüber, das<br />
Entwickeln kreativer Lösungen zur Schaffung<br />
von Herausforderungen, der Selbstschutz vor<br />
zu viel emotionaler Belastung oder sensorischer<br />
Überreizung sowie die Erhöhung der eigenen<br />
sozialen Kompetenz.<br />
Psychotherapeutische<br />
Behandlung<br />
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kann ganz einfach sein.<br />
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Etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmenden<br />
befand sich im Laufe ihres Lebens in (ambulanter<br />
oder stationärer) psychotherapeutischer<br />
Behandlung, wobei Frauen deutlich häufiger<br />
in Therapie waren als Männer. Etwa ein<br />
Viertel der Personen mit Therapie-Erfahrung<br />
konnte Fehldiagnosen benennen. Teilnehmen-<br />
mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 29<br />
Regionaldirektion für<br />
Bachelor of Arts / Master of Laws<br />
Markus Sliwka<br />
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WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
de mit Therapie-Erfahrung wiesen<br />
deutlich mehr begabungsbezogene<br />
Schwierigkeiten und<br />
Belastungen durch begabungsbezogene<br />
Erlebens- und Verhaltensmerkmale<br />
auf als Teilnehmende<br />
ohne Therapie-Erfahrung.<br />
Bei knapp zwei Dritteln<br />
war die Höchstbegabung bereits<br />
vor der Therapie bekannt oder<br />
wurde während der Therapie<br />
festgestellt. Hingegen hatten<br />
nur etwas mehr als ein Viertel<br />
der Therapeutinnen und Therapeuten<br />
Kenntnisse über Hochund<br />
Höchstbegabung, und das<br />
obwohl viele der Teilnehmenden<br />
gezielt nach spezialisierten<br />
Therapie-Angeboten gesucht<br />
hatten.<br />
Was macht eine gute<br />
psychotherapeutische<br />
Behandlung aus?<br />
Teilnehmende, deren Therapeutin<br />
oder Therapeut über<br />
Kenntnisse zu Hoch- und<br />
Höchstbegabung verfügte, fühlten<br />
sich deutlich besser verstanden<br />
und ernst genommen, die<br />
Zusammenarbeit funktionierte<br />
deutlich besser, und die Höchstbegabung<br />
wurde deutlich stärker<br />
berücksichtigt. Auch weisen<br />
die Ergebnisse darauf hin, dass<br />
Patientinnen und Patienten von<br />
spezialisierten Therapeutinnen<br />
und Therapeuten weniger<br />
durch begabungsbezogene Erlebens-<br />
und Verhaltensmerkmale<br />
belastet waren und zudem weniger<br />
begabungsbezogene Schwierigkeiten<br />
erlebten.<br />
Gut verstanden fühlten sich<br />
Teilnehmende, deren Therapeutin<br />
oder Therapeut gut zuhörte,<br />
sie ernst nahm, ihnen Wertschätzung<br />
entgegenbrachte, viel<br />
„Teilnehmende, deren<br />
Therapeutin oder Therapeut<br />
über Kenntnisse zu<br />
Hoch- und Höchstbegabung<br />
verfügte, fühlten sich<br />
deutlich besser verstanden<br />
und ernst genommen,<br />
die Zusammenarbeit<br />
funktionierte besser.“<br />
Zutrauen in sie hatte, ihnen viel<br />
Handlungsspielraum ließ, begabungsbezogene<br />
Themen beachtete,<br />
Kenntnisse über begabungsbezogene<br />
Ressourcen und<br />
Belastungen hatte oder mit ihnen<br />
intellektuell auf Augenhöhe<br />
war.<br />
Die Zusammenarbeit in der<br />
Therapie wurde als gelungen erlebt,<br />
wenn die Therapeutin oder<br />
der Therapeut einen geregelten<br />
äußeren Rahmen einhielt, eigene<br />
Sichtweisen und Standpunkte,<br />
aber nicht eigene Themen<br />
einbrachte, Offenheit hinsichtlich<br />
der Wahl der passenden Methoden<br />
zeigte, keine Interventionen<br />
aufdrängte und gemeinsam<br />
mit den Patientinnen und<br />
Patienten nach Lösungen suchte.<br />
Hinsichtlich der Berücksichtigung<br />
der Höchstbegabung<br />
wurde es als hilfreich angesehen,<br />
wenn Therapeutinnen und<br />
Therapeuten individuell auf die<br />
begabungsbezogenen Merkmale<br />
eingingen und dies in die therapeutische<br />
Arbeit mit einbezogen<br />
wurde.<br />
Für viele Teilnehmende waren<br />
begabungsbezogene Themen<br />
sehr bedeutsam. Auch wenn<br />
sie nicht die gesamten Schwierigkeiten<br />
erklärten, war ein adäquates<br />
Verständnis der Probleme<br />
häufig nur mit der Berücksichtigung<br />
begabungsbezogener<br />
Themen möglich.<br />
Was passiert mit<br />
der Studie?<br />
Die Studie wurde durchgeführt,<br />
um ein besseres Verständnis<br />
des Erlebens und Verhaltens<br />
höchstbegabter Erwachsener zu<br />
erlangen. Damit wurde ein Beitrag<br />
zur Verbesserung der psychotherapeutischen<br />
Behandlung<br />
Höchstbegabter geleistet.<br />
Zudem liefert die Studie Anregungen<br />
für die weitere wissenschaftliche<br />
Auseinandersetzung<br />
mit dem Phänomen der Höchstbegabung.<br />
Da an der Studie ausschließlich<br />
Personen teilnahmen,<br />
die um ihre Höchstbegabung<br />
wissen und im Kontakt zu<br />
anderen Hoch- und Höchstbegabten<br />
stehen, sollten die quantitativen<br />
Befunde nicht auf die<br />
Gesamtheit der Höchstbegabten<br />
generalisiert werden.<br />
Der vollständige Ergebnisbericht,<br />
dem auch die Freitext-<br />
Antworten zu entnehmen sind,<br />
steht unter folgendem Link zum<br />
Download zur Verfügung:<br />
mind-mag.de/link/studie-heil<br />
Über die Autorin:<br />
Dipl.-Psych. Christina Heil ist<br />
Psychologische Psychotherapeutin<br />
und seit 2019 in eigener<br />
Privatpraxis tätig. Sie ist spezialisiert<br />
auf die Psychotherapie<br />
von Hochbegabten sowie von<br />
Menschen mit Körper- und Sinnesbehinderungen<br />
und hat bereits<br />
mehrere Publikationen zu<br />
ihren Schwerpunktthemen verfasst.<br />
30 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
PRISMENFERNGLAS<br />
HARTMUT BLESSING<br />
Chemische Etymologie<br />
Auch ein Mensaner-Name lebt fort.<br />
W<br />
as hat die „Brille“ mit einer<br />
Stadt in Indien zu<br />
tun? Dazu gleich mehr. Meine<br />
Liebe zur Etymologie entstand<br />
aus meiner Lehre im Bereich<br />
Chemie, speziell der Beschäftigung<br />
mit den Elementnamen.<br />
Das Element „Beryllium“ ist<br />
nach dem Mineral „Beryll“ benannt,<br />
das vor allem als Aquamarin<br />
(blau, lateinisch „meerwasserfarben“)<br />
oder als Smaragd<br />
(grün, altgriechisch<br />
„smáragdos“, „grüner Stein“)<br />
vorkommt und von den Griechen<br />
schon „beryllos“ genannt<br />
wurde. Vermutlich kommt dieser<br />
Name von der indischen<br />
Stadt „Belur“, wo man solche<br />
Minerale fand. Aus Beryll wurden<br />
Lesesteine gefertigt, mit deren<br />
Hilfe Leute mit Sehschwäche<br />
Texte lesen konnten. Später<br />
übertrug man das Wort „Berylle“<br />
auf Lesehilfen aus Glas, daraus<br />
wurde die „Brille“.<br />
Die Elemente „Rubidium“ und<br />
„Cäsium“ wurden durch die Chemiker<br />
Kirchhoff und Bunsen<br />
spektroskopisch entdeckt und<br />
nach ihren „tiefroten“ (lateinisch<br />
„rubidus“) beziehungsweise<br />
„himmelblauen“ (lateinisch<br />
„caesius“) Spektrallinien<br />
benannt.<br />
Schon länger bekannt sind<br />
die Elemente „Cobalt“ und „Nickel“,<br />
die von den Bergleuten<br />
abschätzig „Kobold“ und „Teufel“genannt<br />
wurden, weil ihre<br />
Erze wertvollere Stoffe, zum Beispiel<br />
Silbererze, vortäuschten.<br />
Noch älter ist das Wort „Eisen“,<br />
vermutlich von keltisch „isarnon“<br />
und eines der wenigen keltischen<br />
Wörter, die überdauert<br />
haben, wie auch „Reich“, „Amt“,<br />
„Pferd“ und „Karren“. Die Kelten<br />
waren Meister der Eisenbearbeitung.<br />
Das lateinische Wort für<br />
„Eisen“, „Ferrum“, findet sich in<br />
Namen, die für „Schmied“ stehen:<br />
„Ferreira“, „Ferrero“ und<br />
„Ferrari“.<br />
Eine Form des Elementes Kohlenstoff<br />
ist das „Fulleren“ (Anmerkung<br />
der Redaktion: Betonung<br />
auf der letzten Silbe), bei dem<br />
Fünfecke und Sechsecke aus<br />
Kohlenstoffatomen zu ballartigen<br />
Molekülen zusammengefügt<br />
sind. Besonders bekannt<br />
PRISMENFERNGLAS<br />
Warum Prismenfernglas?<br />
Prismenfernglas steht für die<br />
Buntheit des Lebens, vor allem der<br />
Sprache — das Fernglas steht für den<br />
Blick über den Tellerrand.<br />
Unter dieser Rubrik erscheinen<br />
regelmäßig Beiträge zu Sprachspielen<br />
und Etymologie.<br />
ist das Fulleren aus 60 Kohlenstoffatomen,<br />
das wie ein Fußball<br />
aussieht.<br />
Benannt sind die Fullerene<br />
nach dem Mensaner, Mathematiker<br />
und Architekten Richard<br />
Buckminster Fuller, an dessen<br />
geodätische Kuppeln zur Überdachung<br />
von Wohnanlagen sie<br />
erinnern. Die IUPAC, die Institution,<br />
welche für die Nomenklatur<br />
chemischer Stoffe zuständig<br />
ist, weigerte sich lange, den Trivialnamen<br />
„[60]Fulleren“ anzuerkennen<br />
und bestand bis zum<br />
Jahre 2002 auf dem systematischen<br />
Namen, der 358 Zeichen<br />
lang ist und den wir uns hier<br />
sparen wollen.<br />
Auf Wikipedia ist er unter dem<br />
Stichwort „Fullerene“ verzeichnet.<br />
Eine andere Form des Kohlenstoffs,<br />
der „Diamant“, hat eigentlich<br />
eine falsche Vorsilbe<br />
(„Dia-“). Zwar kommt sein<br />
Name aus dem Altgriechischen,<br />
aber dort hieß er „adámas“, „der<br />
Unbezwingliche“, mit dem Genitiv<br />
„adámantos“. Wieder eine<br />
Kohlenstoffform, der „Graphit“,<br />
hat seinen Namen von altgriechisch<br />
„graphein“, „schreiben“,<br />
weil man aus ihr Schreibgeräte<br />
(„Bleistifte“) machen kann.<br />
mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 31
SUMMEN & BRUMMEN<br />
FRANZ-MANFRED SCHÜNGEL<br />
Mal eben eingestellt:<br />
10.000 neue Mitarbeiter<br />
Der lange Weg zum Hobby-Imker.<br />
Waben bauen, Pollen<br />
sammeln, Eindringlinge<br />
verkloppen: Das<br />
faszinierende Leben des<br />
eigenen Bienenschwarms.<br />
W<br />
ie schon häufiger war<br />
meine Frau die treibende<br />
Kraft, die etwas Neues in unseren<br />
Alltag aus Beruf, Familie<br />
und nerdigen Basteleien brachte.<br />
Schon länger hatte sie mir<br />
von der Imkerei – nun ja, vorgeschwärmt.<br />
Ziemlich plötzlich<br />
wurde es dann konkret: Trotz<br />
eines Mangels an Vorbildung –<br />
das Bienenseminar war Coronabedingt<br />
mehrfach verschobenen<br />
worden – hatten wir Anfang<br />
Mai 2020 die Möglichkeit, einen<br />
Schwarm zu bekommen. Da war<br />
der Sprung ins kalte Wasser die<br />
bessere Alternative zu einem<br />
weiteren Jahr Wartezeit.<br />
Für die Bienenwohnung, Beute<br />
genannt, gibt es eine unüberschaubare<br />
Zahl an Systemen,<br />
Konzepten und Materialien. Das<br />
liegt mehr an den Ansprüchen<br />
der Menschen als an denen der<br />
Bienen. Diese legen mehr Wert<br />
auf die Inneneinrichtung, die<br />
sie sich selber schön machen.<br />
Unsere Wahl fiel auf eine anfängertaugliche<br />
Einraumbeute<br />
mit Rahmen, die sich recht einfach<br />
selber bauen liess. Sie war<br />
halbwegs fertig, als die Bienen<br />
kamen. Jedenfalls muss die Beute<br />
dort, wo sie möglichst dauerhaft<br />
stehen kann, stabil horizontal<br />
aufgestellt werden, und das<br />
ist uns fristgerecht gelungen.<br />
Die Bienen kamen im Ikea-<br />
Schwarmkasten „Drönjöns“, der<br />
merkwürdigerweise als Papierkorb<br />
verkauft wird. Zum Einlaufen<br />
kippt man die Bienen<br />
auf eine Schräge vor die Beute.<br />
Sie gehen dann rein und alles<br />
wird gut – das besagt die Theorie.<br />
Überraschenderweise haben<br />
Bienen keinerlei Drang zu fliegen,<br />
wenn sie ihr Tagwerk auch<br />
zu Fuss erledigen können.<br />
Die Bienenmasse strudelte<br />
auch so nach und nach hinein,<br />
Franz-Manfred Schüngel vor seiner Beute.<br />
Alle Fotos: Schüngel<br />
und dann fing es an zu regnen.<br />
Am nächsten Tag war es kalt,<br />
die Eisheiligen waren pünktlich.<br />
Am übernächsten Tag schauten<br />
wir hinein, um sicherzustellen,<br />
dass die Bienen keinen Schabernack<br />
treiben. Und dann sahen<br />
wir die Bescherung: Die Bienen<br />
trieben gar nichts, sondern<br />
saßen unten in der Kiste.<br />
In der Situation hat sich gezeigt,<br />
dass Erfahrung durch<br />
nichts ersetzt werden kann.<br />
Man muss jemanden fragen<br />
können, der sich auskennt, und<br />
eine Telefonnummer ist da<br />
mehr wert als die ganze Literatur.<br />
Die Situation war kritisch,<br />
weil die Bienen ausgehungert<br />
waren und es zu kalt hatten.<br />
Wärmen können sie sich nur<br />
im Schwarm, und dafür müssen<br />
sie sich in einer Traube unter<br />
die Decke hängen. Also wurden<br />
sie erst mal gefüttert, indem sie<br />
mit Zuckerlösung besprenkelt<br />
wurden, und dann hochgeärgert.<br />
Man kann sie mit Stöcken<br />
ärgern oder mit Rauch – wir haben<br />
beides genommen, und es<br />
hat funktioniert.<br />
Seitdem läuft es blendend. Die<br />
Bienen beginnen von oben zu<br />
bauen, und legen ein Brutnest<br />
32 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
Es ist sehr entspannend,<br />
dem Flugbetrieb zuzuschauen,<br />
während man mit der Geräuschkulisse<br />
und dem Duft des<br />
Bienenstocks umgeben ist.<br />
an. Die zuerst schneeweißen<br />
Waben bauen sie freihängend<br />
in den leeren Holzrahmen. Sie<br />
schwitzen dafür kleine Wachsplättchen<br />
aus, die summa summarum<br />
die ganze Inneneinrichtung<br />
ergeben.<br />
Das Ergebnis ist recht eintönig<br />
in einer Form, die häufig als<br />
Sechseck propagiert wird; ich<br />
sehe nur dicht gepackte runde<br />
Zellen. Jedenfalls legen sie keinen<br />
Wert auf Wohnlichkeit, sie<br />
errichten nur Vorratskammern<br />
und Kinderzimmer.<br />
Man kann den Bienen dabei<br />
helfen, indem man sogenannte<br />
Mittelwände verwendet – das<br />
sind in die Rähmchen gehängte<br />
Wachsplatten, bei denen die Waben<br />
schon angedeutet sind.<br />
Unser Ansatz ist die wesensgemäße<br />
Bienenhaltung, die die<br />
Bedingungen in der Natur möglichst<br />
widerspiegelt. Die Motivation<br />
für Hilfestellung durch den<br />
Imker ist ein schnellerer Wabenbau<br />
und dadurch gesteigerter<br />
Honigertrag, um den es uns<br />
aber gar nicht geht.<br />
Ein erstaunlich<br />
hoher Erlebniswert<br />
Die Bienen produzierten erst<br />
mal neue Bienen und wurden<br />
im Juli sehr zahlreich. Sie sind<br />
so pflegeleicht, dass auch ein<br />
paar Wochen Urlaub zwischendurch<br />
kein Problem sind.<br />
Der Erlebniswert der Bienenhaltung<br />
ist erstaunlich hoch.<br />
SUMMEN & BRUMMEN<br />
Einerseits ist es sehr entspannend,<br />
dem Flugbetrieb zuzuschauen,<br />
während man mit der<br />
Geräuschkulisse und dem Duft<br />
des Bienenstocks umgeben ist.<br />
Es ist aber auch hochgradig faszinierend,<br />
wie der Organismus<br />
des Schwarms – Bien genannt<br />
– ohne zentrale Wahrnehmung<br />
oder Entscheidungsfindung<br />
funktioniert.<br />
Wegen der fehlenden Übersicht<br />
seitens der Tiere und den<br />
beweglichen Rahmen kann man<br />
den ganzen Stock ungestört auseinandernehmen,<br />
solange man<br />
die einzelne Biene nicht ärgert.<br />
Ich betrachte für mein eigenes<br />
Verständnis die einzelnen Bienen<br />
gerne als Einheiten mit fest<br />
programmierten Subroutinen,<br />
wie Waben bauen, Pollen sammeln,<br />
Eindringlinge verkloppen.<br />
Meine Frau findet die Vorstellung<br />
furchtbar, aber mich fasziniert,<br />
wie simpel die einzelnen<br />
Routinen sind. Die Navigation<br />
hat noch die höchste Komplexität,<br />
besteht aber – wie bei uns<br />
auch – aus einer groben Komponente<br />
mit Richtung und Entfernung,<br />
und einer optischen Komponente<br />
für die letzten Meter.<br />
Jungbienen wissen zwar, wie<br />
die Kiste aussieht, aber müssen<br />
oft länger nach dem Eingang suchen.<br />
Die Bienchen haben auch<br />
einen Kamikaze-Modus. Diesen<br />
kann man auslösen, wenn man<br />
eine Biene sanft über den Boden<br />
rollt, weil man gerade mit der<br />
Hand den Kistenboden ausfegt.<br />
Je besser man die Bienen kennt,<br />
desto eleganter lernt man, mit<br />
solchen Situationen umzugehen.<br />
Beim nächsten Mal werde<br />
ich schleunigst die Flucht ergreifen,<br />
für dieses Mal hatte ich<br />
eine dicke Hand.<br />
mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 33
SUMMEN & BRUMMEN<br />
Der Lernprozess wird durch<br />
das bestechende Feedback<br />
der Bienen sehr beschleunigt,<br />
wenn man es drauf ankommen<br />
lässt. Auch wäre das durch<br />
eine Schutzausrüstung zu vermeiden<br />
gewesen, ich habe aber<br />
nicht gerne was auf dem Kopf<br />
oder im Gesicht.<br />
Die pummeligen Bienen mit<br />
den grossen Augen kann man<br />
dagegen im Sommer problemlos<br />
aus dem Stock pflücken oder<br />
aus der Luft fangen: Die männlichen<br />
Bienen, die Drohnen, haben<br />
nämlich keinen Stachel.<br />
Sie haben nur das Eine im<br />
Sinn und tragen nichts zur<br />
Hausarbeit bei, wodurch sie die<br />
gleiche Funktion erfüllen wie<br />
der sonstige Luxus im Tierreich:<br />
Sie signalisieren – in diesem Fall<br />
durch ihre Anzahl – dass mehr<br />
Ressourcen vorhanden sind,<br />
als gebraucht werden. Wie die<br />
Schwanzfedern beim Pfau, das<br />
Hirschgeweih oder der Sportwagen<br />
soll der durch Luxus ausgedrückte<br />
Erfolg die Fortpflanzungschancen<br />
erhöhen. Bei den<br />
meisten Tieren funktioniert dies<br />
über Attraktivität, bei den Bienen<br />
über simple Statistik.<br />
Der schwierige Teil<br />
kommt noch<br />
Der schwierigste Teil des Bienenjahres<br />
steht noch bevor. Erst<br />
mal müssen sie über den Winter<br />
kommen und brauchen dafür<br />
den Honig, den sie eingetragen<br />
haben. Dann werden neue Königinnen<br />
ausgebrütet, und die alte<br />
zieht mit einem erfahrenen Teil<br />
des Volkes aus und begründet<br />
einen neuen Stock. Die neue Königin<br />
hat dann eine fertig eingerichtete<br />
Wohnung.<br />
Wenn man die Bienen behalten<br />
möchte, muss man den<br />
Schwarm einfangen oder vorher<br />
entnehmen. Wenn alles gut<br />
geht, werde ich wieder zur Säge<br />
greifen, und wir haben dann<br />
zwei Bienenkästen im Garten<br />
stehen.<br />
Die Faszination ist bei uns anscheinend<br />
von Dauer. Es gibt interessante<br />
Literatur zum Thema,<br />
laut unserer Tochter kaufen wir<br />
nur noch „Bienen zähmen leicht<br />
gemacht“-Bücher.<br />
Für mich ist überraschend,<br />
dass zahlreiche Erkenntnisse zu<br />
Kommunikation und Entscheidungsfindung<br />
im Bienenvolk<br />
aus den letzten zwanzig Jahren<br />
stammen, und noch zahlreiche<br />
Details ungeklärt sind. Ich<br />
kann daher guten Gewissens<br />
alle Ms, die sich für Bienenhaltung,<br />
neue Haustiere und / oder<br />
Schreinerarbeiten interessieren,<br />
dazu ermutigen, Nägel mit Köpfen<br />
zu machen.<br />
Der Einstieg ist ein überschaubarer<br />
Aufwand. Der schwierigste<br />
Schritt war rückblickend, Altimker<br />
zu finden, die auf der gleichen<br />
Wellenlänge sind.<br />
Die zuerst schneeweißen<br />
Waben bauen die Bienen<br />
freihängend in den leeren<br />
Holzrahmen.<br />
Ich empfehle, möglichst einen<br />
Verein vor Ort anzusprechen.<br />
Wenn die Chemie stimmt,<br />
hat man kurze Wege und kann<br />
wenig genutzte Ausrüstung teilen.<br />
In der Schweiz ist eine Vereinsmitgliedschaft<br />
sogar Pflicht;<br />
in Deutschland kann man dagegen<br />
recht entspannt drauflos<br />
imkern.<br />
Die notwendigen Anmeldungen<br />
beim lokalen Amtstierarzt<br />
und der Tierseuchenkasse des<br />
Bundeslandes sind schnell gemacht<br />
und sogar kostenlos. Und<br />
natürlich gibt es im Internet<br />
reichlich Informationen, Foren<br />
und Online-Shops – die zum Teil<br />
mit Vorsicht zu geniessen sind;<br />
man kann sich sowohl in kalten<br />
Kommerz wie auch in abstruse<br />
Esoterik hineinimkern.<br />
Unter mellifera.de – Apis Mellifera<br />
ist die Honigbiene – findet<br />
man einen Verein zur wesensgemäßen<br />
Bienenhaltung, und unter<br />
lwg.bayern.de/bienen gibt<br />
es reichlich fundierte Informationen<br />
einschließlich Bauanleitungen<br />
für Beuten. Und vielleicht<br />
wird ja irgendwann auch<br />
die Bienen-SIG wieder beflogen.<br />
34 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
Sudoku<br />
RÄTSEL<br />
mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 35
BÖRSE & SPEKULATION<br />
GERO ZIMMERMANN<br />
Spekulation mit IQ – gibt es<br />
das sichere Börsen-System?<br />
Folge 1: Rentenpapiere, Aktienkurse und Zinsen.<br />
Geld verdienen durch<br />
Börsenspekulation und<br />
schlaues Anlegen, das ist<br />
auch für Ms ein spannendes<br />
Thema. Und wer sollte das<br />
ganz sichere System<br />
finden, wenn nicht jemand<br />
von uns.<br />
A<br />
uf einen entsprechenden<br />
Aufruf in den Mensa-News<br />
schickte uns Gero Zimmermann,<br />
M aus München und lange Jahre<br />
an der Börse aktiv, seine geballten<br />
Erfahrungen. Umfangreich, detailliert,<br />
fachkundig und so ganz<br />
anders als das, was der freundliche<br />
Berater der örtlichen Sparkasse<br />
oder die Experten im Börsen-TV<br />
empfehlen. Sehr brauchbarer Stoff,<br />
den wir in drei Teilen veröffentlichen.<br />
Vielleicht sind wir dann<br />
demnächst alle reich, vielleicht<br />
auch nur klüger. Und da zwei Börsianer<br />
nur selten einer Meinung<br />
sind: Kommentare ausdrücklich<br />
erwünscht.<br />
Einstieg in<br />
Rentenpapiere<br />
Zunächst einmal blicke ich auf<br />
die Historie zurück. Da hatte ich<br />
mal um 1993 herum festverzinsliche,<br />
an der Börse gehandelte<br />
Rentenpapiere mit einer Laufzeit<br />
von zehn Jahren und einem<br />
Zinssatz von 5 % p. a. gekauft.<br />
Vier Jahre später lagen die Zinsen<br />
für solche Papiere bei nur<br />
noch 2 % p.a. „Sie Glückspilz“,<br />
sagte mein Bankberater zu mir,<br />
„Sie haben mit Ihren Papieren<br />
das große Los gezogen.“ Als ich<br />
ihm eröffnete, dass ich gekommen<br />
war, um eben diese Papiere<br />
zu verkaufen, verstand er die<br />
Welt nicht mehr.<br />
Meine Rechnung war aber<br />
ganz einfach: Angenommen,<br />
ich hatte für 1.000 Euro die Papiere<br />
gekauft und hätte meine<br />
1.000 Euro zehn Jahre später zurückbekommen,<br />
dann hätte ich<br />
in dieser Zeit 500 Euro an Zinsen<br />
eingenommen. In den verbliebenen<br />
sechs Jahren wären<br />
das noch 300 Euro gewesen.<br />
Ein Käufer meiner Papiere hätte<br />
aber so kalkuliert: Bei einem<br />
Zinssatz von 2 % p. a. hätte er für<br />
einen Gewinn von 300 Euro in<br />
sechs Jahren, das sind 50 Euro<br />
pro Jahr, 2.500 Euro auf seinem<br />
Sparbuch anlegen müssen. Die<br />
hätte er mir natürlich nicht gegeben,<br />
denn er hätte sechs Jahre<br />
später ja nur noch 1.000 Euro<br />
zurückbekommen, also einen<br />
zusätzlichen Verlust von 1.500<br />
Euro verzeichnet. Wenn er<br />
für meine Papiere 5 % p. a. bekommt,<br />
der aktuelle Zins aber<br />
bei 2 % p. a. liegt, dann kann er<br />
bis zu 3 % p. a. Wertverlust für<br />
meine Papiere pro Jahr verkraften.<br />
Das sind in sechs Jahren<br />
18 % des angelegten Betrags. Er<br />
wird mir also für meine Papiere<br />
maximal 1.180 Euro bieten.<br />
Dann bekommt er pro Jahr 50<br />
Euro an Zinsen und hat zusätzlich<br />
einen Wertverlust von 300<br />
Euro. Womit er wieder den aktuellen<br />
Marktzins erwirtschaftet.<br />
Für mich gilt aber: Ich habe<br />
in meinen vier Jahren 200 Euro<br />
an Zinsen bekommen plus eine<br />
Wertsteigerung von 18 %, das<br />
heißt 180 Euro, macht zusammen<br />
ein Plus von 380 Euro. Das<br />
sind 9,5 % p. a.<br />
Damit kann ich gut leben,<br />
denn in den restlichen sechs<br />
Jahren hätte ich nur noch 500<br />
– 180 = 320 Euro dazu verdient,<br />
also 2 % p. a.<br />
36 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
BÖRSE & SPEKULATION<br />
Was habe ich daraus gelernt?<br />
Nun, ich muss Gewinne realisieren,<br />
wenn sie angefallen sind,<br />
also sofort verkaufen, wenn ich<br />
Kohle machen kann! Die Skeptiker<br />
werden jetzt einwenden, was<br />
ich denn jetzt mit dem Geld mache,<br />
denn ich bekomme ja auch<br />
anderswo nur geringe Zinsen.<br />
Auf diese Frage komme ich weiter<br />
unten zurück.<br />
Und dann stellt sich natürlich<br />
auch noch die Frage, wie ich<br />
agieren soll, wenn die Zinsen<br />
nicht fallen, sondern steigen,<br />
oder wenn meine Papiere erst<br />
am Sankt-Nimmerleins-Tag zurückgenommen<br />
werden. Aber<br />
das kann sich jetzt sicher jedes<br />
M selbst ausrechnen, wenn es<br />
erst einmal das Prinzip verstanden<br />
hat.<br />
Sind Aktien die<br />
bessere Alternative?<br />
Die Börsengurus werden nicht<br />
müde, uns zu erzählen, dass<br />
es einfach töricht ist, in Zeiten<br />
von Nullzinsen sein Geld bei<br />
der Bank auf dem Sparbuch liegen<br />
zu lassen, während die Aktienkurse<br />
in die Höhe schießen<br />
und die Firmen Dividenden ausschütten.<br />
Haben sie Recht?<br />
Schauen wir uns also einmal<br />
die Entwicklung des Dax seit<br />
dem Jahr 1994 an. Da geht es<br />
im wahrsten Sinn des Wortes<br />
steil bergauf. Na also! Wer da<br />
nicht eingestiegen ist, ist selbst<br />
schuld. Da gibt es zwar immer<br />
mal wieder große Abstürze, aber<br />
man darf sich, sagen die Börsengurus,<br />
dadurch nicht verunsichern<br />
lassen. Langfristig gleicht<br />
sich das alles wieder aus und es<br />
geht weiter bergauf. Schauen<br />
wir uns also mal den Dax Performance<br />
Index an.<br />
Bild 1 Dax Performance Index<br />
Wie gesagt, es ging nach oben<br />
und gleichzeitig sind die Zinsen<br />
gefallen:<br />
Bild 2 Zinsentwicklung<br />
Sparkonten<br />
Das ist der Beweis dafür, dass<br />
ich mein Geld in Aktien hätte<br />
investieren sollen, als ich es<br />
vom Rentenmarkt abgezogen<br />
habe. Stimmt das?<br />
Leider wusste ich bisher nicht,<br />
dass es sich bei obiger Darstellung<br />
der Entwicklung des Dax<br />
um einen Performance Index<br />
handelt. Das heißt, er beinhaltet<br />
sowohl Wertsteigerungen<br />
als auch ausgeschüttete Dividenden.<br />
Wenn wir aber die Dividenden<br />
abheben und nicht wieder<br />
anlegen, kommen wir zum<br />
Kursindex. Und der stellt sich<br />
wie folgt dar:<br />
Bild 3 Dax Kursindex<br />
Jetzt sehen wir, dass wir bei der<br />
reinen Kursentwicklung im Jahr<br />
2020 ungefähr dort stehen, wo<br />
wir um 2000 schon mal waren<br />
(am Gipfel der Dotcom-Blase).<br />
Wenn wir daher die Ausschläge<br />
nach oben und unten herausmind<br />
magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 37
BÖRSE & SPEKULATION<br />
rechnen, ging es von 1990 bis<br />
2020 doch von circa 1.300 auf<br />
nunmehr 5.935 hoch.<br />
Aber die schlauen Mensaner<br />
haben sicher sofort bemerkt,<br />
dass es von 1990 bis 2000 steil<br />
nach oben ging, also genau in<br />
der Zeit, wo die Zinsen von 5,2<br />
auf 1,3 Prozent absackten. Ab<br />
2000 war der Anstieg des Dax<br />
dann nur noch mäßig, weil der<br />
Spielraum für Zinssenkungen<br />
auf nunmehr Null Prozent nur<br />
noch mäßig war. Und wenn wir<br />
die letzten drei Jahre anschauen,<br />
dann war die Zeit, wo der Performance<br />
Index in die Höhe schoss,<br />
endgültig vorbei. Dafür wurden<br />
wir aber mit einem Corona-<br />
Crash überrascht.<br />
die Dividenden abgehoben und<br />
nicht wieder angelegt haben) ist<br />
das von 1990 bis 2020 ein Anstieg<br />
von circa 1.300 auf 5.930,<br />
was einem Zins von 5,2 % p. a.<br />
entspricht (bei Zinseszinsrechnung).<br />
Und die Dividenden, die die<br />
Firmen ausgeschüttet haben,<br />
die haben sich leider die Fondsmanager,<br />
Anlageberater, Banken<br />
und Vater Staat in die Tasche<br />
gesteckt. In den letzten<br />
fünf Jahren gab es nur noch wenig<br />
Luft nach oben, dafür aber<br />
einen Einbruch im Rahmen der<br />
Coronakrise.<br />
Inflation<br />
Fast hätte ich vergessen zu erwähnen,<br />
dass es da ja auch noch<br />
eine Inflation gibt, die den Rest<br />
dessen auffrisst, was mir von<br />
dem verbleibt, was unsere Dax-<br />
Firmen an Dividende ausschütten.<br />
Die EZB (Europäische Zentralbank)<br />
peilt da einen Wert von<br />
2 % an. Warum ist eine gewisse<br />
Inflation erwünscht? Weil wir<br />
immer zu dem Zeitpunkt etwas<br />
kaufen, zu dem wir befürchten<br />
müssen, dass es demnächst teurer<br />
wird, und das belebt das Geschäft<br />
und treibt die Wirtschaft<br />
an. Wenn wir unsere Kauflaune<br />
zügeln, weil wir hoffen, dass es<br />
demnächst billiger wird, ist das<br />
schlecht für die Wirtschaft. Problematisch<br />
wird die Sache allerdings<br />
dann, wenn die Preissteigerungen<br />
vor allem auf steigende<br />
Ölpreise und Mietpreise zurückzuführen<br />
sind. Aber c’est<br />
la vie.<br />
Bild 5 Inflationsraten<br />
in Deutschland<br />
Also wird der Markt durch die<br />
EZB mit billigem Geld und Nullzinsen<br />
geflutet. Das treibt die<br />
Aktienkurse in die Höhe, macht<br />
aber die Sparer ärmer. Und das<br />
Bild 4 Dax Performance<br />
Index seit 2018<br />
Hier spiegelt sich also das wieder,<br />
was ich mit meinem Festgeld<br />
schon gelernt habe. In 15<br />
Jahren ist der Dax von circa<br />
5.000 auf circa 14.000 gestiegen.<br />
Das entspricht circa 7 %<br />
p. a. bei einer Zinseszinsrechnung<br />
(Performance Index), falls<br />
wir also nichts abgehoben haben.<br />
Beim Kursindex (wenn wir<br />
Grafiken: Redaktion<br />
38 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
Volk soll dann das billige Geld (=<br />
billige Kredite) in Konsum und<br />
Investitionen umsetzen und so<br />
der Wirtschaft auf die Sprünge<br />
helfen. Dadurch entsteht aber<br />
nicht mehr, sondern nur ein<br />
zeitlich vorgezogener Konsum,<br />
denn dann, wenn wir die Kredite<br />
zurückzahlen müssen, haben<br />
wir ja kein Geld mehr für weitere<br />
Ausgaben. Aber da gilt eben:<br />
nach uns die Zukunft. Und dann<br />
könnte man ja auch die Zurückzahlung<br />
einfach auf den Sankt-<br />
Nimmerleins-Tag verschieben<br />
(wie uns das die Staaten vormachen)<br />
und allfällige Rückzahlungen<br />
mit neuen Krediten finanzieren.<br />
Das kann man auch<br />
als Umschuldung oder Prolongation<br />
bezeichnen.<br />
Der Zusammenhang zwischen<br />
Zinsen und Aktienkursen ist<br />
also offensichtlich. Dafür gibt<br />
es im Wesentlichen zwei Gründe.<br />
Wie bei den festverzinslichen<br />
Papieren steigt natürlich<br />
der Kurs, wenn die Bankzinsen<br />
fallen, falls die Dividenden<br />
gleich bleiben (siehe oben).<br />
Dazu kommt aber noch ein weiterer<br />
Effekt.<br />
Die Eigenkapitalquote der<br />
Dax-Unternehmen liegt bei circa<br />
1/3 des Gesamtkapitals, das<br />
heißt sie arbeiten zu 2/3 mit<br />
Fremdkapital (bei Banken ist<br />
der Anteil des Eigenkapitals viel<br />
geringer). Und wenn die Zinsen<br />
fallen, fallen natürlich auch die<br />
Kosten für die Fremdkapitalzinsen<br />
und das müsste sich ja eigentlich<br />
in den Gewinnen widerspiegeln<br />
und zusätzlich die<br />
Aktienkurse in die Höhe treiben.<br />
Gewinne, KGV, EBIT<br />
Schauen wir uns also erst mal<br />
die Gewinne an. Die mittlere<br />
EBIT-Marge bei Dax-Werten lag<br />
von 2004 bis 2020 konstant bei<br />
circa 10 %. Das EBIT (earning<br />
before interest and taxes) ist der<br />
operative Gewinn aus dem originären<br />
Leistungsbereich eines<br />
Unternehmens vor Zinsen und<br />
Steuern. Bei fallenden Zinsen<br />
müsste also das ansteigen, was<br />
übrig bleibt.<br />
Schauen wir deshalb jetzt einmal<br />
das Kurs-Gewinn-Verhältnis<br />
bei den Dax-Werten an:<br />
BÖRSE & SPEKULATION<br />
Bild 6 Dax Entwicklung des<br />
KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis)<br />
Wir sehen, dass der Wert zwischen<br />
1982 und 2002 zwischen<br />
16 und 30 lag, im Mittel bei ca.<br />
20. Der Kurs war also circa 20<br />
Mal so hoch wie der Jahresgewinn<br />
beziehungsweise bezogen<br />
auf den Kurs wurden p. a. 5 %<br />
(Spanne 3 % bis 6 %) Gewinn erwirtschaftet.<br />
Ab 2002 liegen wir<br />
bei circa 12.<br />
Die Gewinne sind also relativ<br />
zu den Aktienkursen (das heißt<br />
zu unserem investierten Kapital)<br />
gestiegen. Sie lagen jetzt bei<br />
circa 8 % p. a. vom Aktienkurs<br />
und das, wo doch die Zinsen bei<br />
unserem Sparbuch sich weiter<br />
marginalisiert haben. Eigentlich<br />
hätten die Kurse also noch<br />
viel stärker ansteigen müssen.<br />
Andererseits wird aber nur ein<br />
Teil der Gewinne an die Aktionäre<br />
ausgeschüttet, denn die Dividendenrendite<br />
(Dividende relativ<br />
zum Kurs) der Dax-Unternehmen<br />
lag in den letzten zehn<br />
Jahren nur im Bereich von 1,3 %<br />
bis 4,9 % p. a. und wie bereits erwähnt,<br />
landet viel davon in den<br />
Taschen von Fonds, Banken, Anlageberatern<br />
und Vater Staat.<br />
Deshalb sehen die Aktionäre<br />
vom Gewinn meist nur das,<br />
was im Unternehmen verbleibt.<br />
Wie wir aber sehen, ging es im<br />
Kursindex ab 2000 nur noch begrenzt<br />
bergauf. Warum das so<br />
ist, wäre also noch zu klären.<br />
Nach diesem Grundlagenkurs<br />
(ich weiß, dass ich mir die Sache<br />
etwas einfach gemacht habe,<br />
aber es ging nur ums Prinzip)<br />
wollen wir uns in der nächsten<br />
Ausgabe mit den Thesen und<br />
Empfehlungen der Börsenprofis<br />
auseinandersetzen.<br />
mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 39
UNPROMINENTE PROMINENTE<br />
LARS-HENDRIK SCHILLING<br />
Ein Gerät für waghalsige<br />
junge Leute<br />
Karl von Drais, Erfinder des Ur-Fahrrads.<br />
Name: Karl Friedrich Christian<br />
Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn<br />
Lebensdaten: 29. April 1785 in<br />
Karlsruhe bis 10. Dezember 1851<br />
ebenda<br />
In aller Kürze: Karl von Drais<br />
machte den ersten Schritt in<br />
der Erfindung des Fahrrads. Seine<br />
Laufmaschine erinnert heute<br />
eher an ein Laufrad für Kinder,<br />
aber sie löste einen ganzen<br />
Trend aus und legte das Fundament<br />
für die Entwicklung, die<br />
uns das moderne Fahrrad gab.<br />
Im Detail: Anders als wir es uns<br />
oft vorstellen, werden große Erfindungen<br />
selten von Einzelpersonen<br />
gemacht, sondern entstehen<br />
in einer Reihe von Schritten.<br />
Im Falle des Fahrrads machte<br />
Karl von Drais den ersten wichtigen<br />
Schritt.<br />
Er wurde am 29. April 1785 in<br />
Karlsruhe geboren. Seine Eltern<br />
kamen aus gutem Hause und<br />
Karls voller Name war daher<br />
Karl Friedrich Christian Ludwig<br />
von Drais von Sauerbronn.<br />
Sein Vater Karl Wilhelm Ludwig<br />
Friedrich von Drais von Sauerbronn<br />
war badischer Hof- und<br />
Zeitgenössische Darstellung einer Draisine in Aktion. Daneben ihr Erfinder Carl von Drais.<br />
Regierungsrat, seine Mutter war<br />
Margarete Ernestine von Kaltenthal,<br />
aus einem schwäbischen<br />
Adelsgeschlecht (um Stuttgart).<br />
In der Schule nicht<br />
gerade überragend<br />
Abbildungen: Wikimedia commons<br />
1790 zog die Familie nach<br />
Kirchberg, um dann 1794 in Folge<br />
der Französischen Revolution<br />
nach Durlach zu kommen.<br />
Dort ging der junge Karl auch<br />
zur Schule, war aber nicht gerade<br />
überragend in seinen Leistungen.<br />
So wurde er von seiner<br />
Familie quasi in die Forstwirtschaft<br />
bugsiert, wo man Kontakte<br />
hatte, um den mittelprächtigen<br />
Schüler durchs Studium<br />
und in eine Anstellung zu bringen.<br />
Offiziell war er deshalb ab<br />
1808 Forstinspektor, ab 1810 sogar<br />
Forstmeister, machte aber<br />
sehr wenig in diese Richtung<br />
und wurde trotzdem bezahlt.<br />
Seine Beförderung 1810 ging sogar<br />
mit einer Freistellung einher,<br />
damit sich Karl Drais seinen Erfindungen<br />
widmen konnte.<br />
1818 wurde er gar vom Großherzog<br />
zum Professor ernannt<br />
und bekam ein lebenslanges<br />
Gehalt zugesprochen, für das er<br />
nicht arbeiten musste.<br />
40 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
UNPROMINENTE PROMINENTE<br />
Monarchie auch nicht gerade<br />
gut. Nach ein paar Jahren geriet<br />
die Modeerscheinung dann wieder<br />
in Vergessenheit. Erst spätere<br />
Verbesserungen führten zum<br />
heutigen Fahrrad und der heutigen<br />
Beliebtheit des Fahrrads.<br />
Unterstützer der<br />
48er Revolution<br />
Der Nachbau einer Laufmaschine<br />
etwa aus dem Jahr 1820.<br />
Zu sehen im Kurpfälzischen Museum<br />
in Heidelberg. Foto: Wikimedia commons<br />
Dafür beschäftige sich von<br />
Drais mit dem Erfinden – und<br />
das mit großem Eifer. Von Feuerlöschgeräten<br />
über eine Kochmaschine<br />
bis zur Schnellschreibmaschine<br />
war alles dabei.<br />
Uns interessiert an dieser<br />
Stelle aber seine Laufmaschine.<br />
Schon 1813 entwickelte von<br />
Drais einen Wagen ohne Pferde,<br />
welcher jedoch noch vierrädrig<br />
daherkam und mit einer<br />
Kurbel angetrieben wurde. 1817<br />
entstand dann die sogenannte<br />
Laufmaschine, das Ur-Fahrrad.<br />
Diese funktionierte wie ein heutiges<br />
Laufrad für Kinder: Man<br />
saß auf einem Sattel und trieb<br />
sich an, indem man sich mit den<br />
Füßen von Boden abstieß.<br />
Modeerscheinung<br />
für Studenten<br />
Karl von Drais hatte die Hoffnung,<br />
damit die Mobilität von<br />
den Pferden unabhängig zu machen.<br />
Beispielsweise stellte er<br />
sich Laufmaschinenstaffeln als<br />
Kundschafter und Boten beim<br />
Militär vor. Tatsächlich entwickelte<br />
sich daraus eher eine Modeerscheinung<br />
für Studenten.<br />
Die nach ihm benannte Draisine<br />
wurde vielerorts nachgebaut<br />
und auch rasch verbessert. So<br />
hatte von Drais’ Version noch einen<br />
festen Sattel und jeder Reiter<br />
brauchte eine individuell gebaute<br />
Laufmaschine. Rasch entwickelten<br />
andere Erfinder Versionen<br />
mit höhenverstellbarem<br />
Sattel.<br />
Von Drais machte zunächst<br />
sehr viel Werbung für seine Maschine,<br />
dann überrollte ihn die<br />
Entwicklung aber geradezu. Auf<br />
einer Draisine konnte ein geübter<br />
Fahrer Geschwindigkeiten<br />
von über 15 Kilometer pro Stunde<br />
stundenlang halten, was damals<br />
ohne Pferd und Dampfmaschine<br />
vollkommen ungekannt<br />
war. Entsprechend beliebt wurde<br />
das Gerät unter waghalsigen<br />
jungen Leuten, und entsprechend<br />
kritisch schaute die Obrigkeit<br />
auf die ganze Sache.<br />
Bald wurden die Draisinen<br />
vielerorts verboten und die<br />
Nähe zu den (oft rebellischen)<br />
Studenten tat ihrem Ruf in der<br />
Karl von Drais’ Leben ging<br />
wild weiter. Von 1822 bis 1827<br />
nahm er an einer Expedition<br />
nach Brasilien teil. Wieder<br />
in Deutschland zog er mehrfach<br />
um, gelegentlich auf Drängen<br />
der Obrigkeit, die mit dem<br />
leicht verrückten Erfinder so<br />
ihre Schmerzen hatte.<br />
1848/49 unterstützte Karl von<br />
Drais gar die Revolution und<br />
verzichtete vorübergehend auf<br />
seinen Adelstitel. Ab 1850 sollte<br />
er entmündigt werden und seine<br />
Schwestern mussten sich um<br />
ihn „kümmern“. Ein Jahr später<br />
starb er.<br />
Heute ist Karl von Drais nur<br />
geschichtsinteressierten Fahrradenthusiasten<br />
ein Begriff. Dafür<br />
hat sich das Wort „Draisine“<br />
auf mechanische Schienenfahrzeuge<br />
übertragen. Die hat<br />
er zwar nicht erfunden, aber zumindest<br />
sein Name bleibt somit<br />
im Sprachgebrauch. Den Erfinder<br />
würde das vermutlich belustigen.<br />
mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 41
FILMKUNST<br />
KARIN POLZ<br />
And the Oscar goes to …<br />
Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten für Besserwisser.<br />
Die Oscars 2021 sind verteilt.<br />
Ob die Gewinnerfilme<br />
und die Geehrten ihre<br />
Auszeichnung zu Recht<br />
bekommen haben, können<br />
Cineasten in Deutschland<br />
aber vielleicht erst in den<br />
kommenden Monaten<br />
beurteilen, denn manche<br />
Filme kommen sehr<br />
verspätet ins Kino.<br />
2021 galten bei der Oscar-Verleihung<br />
ganz neue Regeln: Nominiert<br />
waren diesmal auch Filme,<br />
die coronabedingt nicht im<br />
Kino waren, sondern nur gestreamt<br />
wurden. Doch nicht jeder<br />
Filmverleih setzt auf Streaming<br />
– einige haben lieber etliche<br />
Male die Filmstarts verschoben<br />
und hoffen, dass die<br />
Aufmerksamkeit anlässlich der<br />
Oscars auch später noch Werbewirkung<br />
zeigt. Ich persönlich<br />
warte auf einige der Filme gerne<br />
etwas länger, um sie dann auf<br />
der großen Kinoleinwand zu sehen.<br />
Diese drei Oscar-Gewinner<br />
gehören dazu:<br />
The Father<br />
(Filmstart geplant für 13. Mai)<br />
O<br />
scar-Nominierungen sind<br />
für Anthony Hopkins fast<br />
schon normal: Sechsmal war<br />
er nominiert bisher, 2021 hat<br />
es mal wieder geklappt mit der<br />
Trophäe. Schon der Trailer* verursacht<br />
mir Gänsehaut, denn<br />
Anthony Hopkins spielt einen<br />
Demenzkranken. Den ausdrucksstarken,<br />
oft fast furchteinflößenden<br />
Schauspieler als<br />
teils hilflosen Senior zu sehen,<br />
das hat mich erschüttert.<br />
Mit Olivia Colman als seine<br />
Tochter Ann hat Hopkins eine<br />
starke Partnerin an der Seite,<br />
die sich damit eine Nominierung<br />
als beste Hauptdarstellerin<br />
erspielte.<br />
Der Film – er war auch nominiert<br />
für „Bester Film“ – fokussiert<br />
auf die Sichtweise des Vaters,<br />
der trotz seiner Gedächtnisprobleme<br />
keine Unterstützung<br />
annehmen will.<br />
Der Zuschauer erlebt dadurch<br />
den Verlust der Wirklichkeit aus<br />
der Perspektive des Betroffenen.<br />
Das ist so ungewöhnlich wie<br />
schmerzhaft und verlangt dem<br />
Zuschauer emotional einiges<br />
ab. Das Wort „Demenz“ fällt übrigens<br />
in keiner Szene von „The<br />
Father“. Das Unaussprechliche<br />
manifestiert sich nur in der zunehmenden<br />
Verzweiflung aller<br />
Protagonisten.<br />
*https://tobis.de/film/the-father<br />
Minari – Wo wir<br />
Wurzeln schlagen<br />
(Filmstart geplant für 8. Juli)<br />
N<br />
ominiert für sechs Oscars,<br />
darunter „Bester Film“ und<br />
„Bester Hauptdarsteller“: Die<br />
Ausgangslage für „Minari – Wo<br />
wir Wurzeln schlagen“ war bei<br />
den Academy Awards fast identisch<br />
mit „The Father“. Geklappt<br />
hat es aber nur mit der Auszeichnung<br />
für „Beste Nebendarstellerin“<br />
für Yuh-Jung Youn<br />
als Großmutter Soon-Ja. Ob-<br />
42 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
FILMKUNST<br />
wohl eine Independent-Produktion,<br />
ist das Drama alles andere<br />
als ein Geheimtipp. 2020 und<br />
2021 gewann es bislang mehr<br />
als hundert Film- und Festivalpreise.<br />
Auch der Trailer** wird<br />
von lobenden Kritikerstimmen<br />
umrahmt.<br />
Es muss also was dran sein an<br />
der Geschichte dieser aus Korea<br />
stammenden Familie, die in den<br />
Achtzigerjahren von Kalifornien<br />
nach Arkansas zieht. Während<br />
Familienvater Jacob Arkansas<br />
als Land der Möglichkeiten<br />
betrachtet, hadert der<br />
Rest der Familie mit dem neuen<br />
Leben auf einem entlegenen<br />
winzigen Stückchen Land. Das<br />
jüngste und das älteste Mitglied<br />
der Familie – der widerspenstige<br />
siebenjährige David und seine<br />
renitente Großmutter Soon-Ja<br />
sind es schließlich, die den Weg<br />
für die gesamte Familie ebnen.<br />
**https://youtu.be/Hs-7YQNg5UU<br />
Promising Young<br />
Woman<br />
(Filmstart geplant für 29. April)<br />
M<br />
eist sind Frauen bei den<br />
Nominierungen für die<br />
Academy Awards unterrepräsentiert<br />
– bei diesem Film nicht!<br />
Drei von fünf Nominierungen,<br />
nämlich für „Beste Regie“ (Emerald<br />
Fennell), „Beste Hauptdarstellerin“<br />
(Carey Mulligan) und<br />
ein gewonnener Oscar für „Bestes<br />
Originaldrehbuch“ (Emerald<br />
Fennell) betrafen Frauen. Und<br />
irgendwie ist der ganze Film ein<br />
Frauenfilm – Männer kommen<br />
dabei nicht gut weg.<br />
Angesiedelt zwischen Thriller<br />
und Komödie, dreht sich der<br />
Film um die Rachefantasien<br />
von Cassie (Carey Mulligan). Sie<br />
zieht nachts in verführerischer<br />
Kleidung durch Clubs und Bars,<br />
gibt sich betrunken und hilflos<br />
und wartet auf Männer, die diese<br />
Situation ausnutzen wollen.<br />
Im richtigen Moment dreht sie<br />
dann den Spieß um und erteilt<br />
den respektlosen Typen eine<br />
Lektion.<br />
Ein schwieriges Thema, makabrer<br />
Humor, eine bissige Botschaft<br />
– das hätte auch schiefgehen<br />
können, doch bisher hat<br />
der Film überwiegend sehr gute<br />
Kritiken erhalten. Eine stilisierte<br />
Ästhetik mit knalligen Farben<br />
und ein poppiger Soundtrack<br />
unterstreichen den weiblichen<br />
Blickwinkel, aus dem erzählt<br />
wird. Trotzdem wünsche<br />
ich mir, dass sich auch Männer<br />
in den Film trauen.<br />
***https://www.youtu.be/<br />
edQGxerOHeg<br />
Extra-Fakten:<br />
Die Filme mit den<br />
meisten Oscars<br />
M<br />
it fünf beziehungsweise<br />
sechs Nominierungen<br />
sind die drei vorgestellten Filme<br />
weit von Oscar-Rekorden<br />
entfernt. Die meisten Academy<br />
Awards of Merit, wie die Oscars<br />
korrekt heißen, haben „Ben Hur“<br />
(1959), „Titanic“ (1997) und „Der<br />
Herr der Ringe: Die Rückkehr<br />
des Königs“ (2003) abgesahnt<br />
– jeweils elf Stück. Die größten<br />
Verlierer sind indes „Die Farbe<br />
Lila“ (1985) und „Am Wendepunkt“<br />
(1977): Beide Filme wurden<br />
für elf Oscars nominiert,<br />
gingen aber bei der Preisverleihung<br />
völlig leer aus.<br />
mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 43
RÄTSEL<br />
Sudoku<br />
44 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
RÄTSEL<br />
Berührungsrundwege<br />
Diese Rätselform wurde<br />
2009 von Nils Miehe<br />
anlässlich eines Online-<br />
Rundwege-Contests erfunden,<br />
den wir damals<br />
zusammen erstellt haben.<br />
An dieser Stelle eine<br />
kurze Werbung für ein<br />
neues Rätsel-Buch von<br />
Bernhard Seckinger<br />
und Silke Berendes mit<br />
Rundwegen und Rundwegvarianten,<br />
das man<br />
auf http://www.bernisbuecher.de<br />
bestellen<br />
kann. Der Berührungsrundweg<br />
ist natürlich<br />
darin vertreten.<br />
Anleitung: Zeichnen<br />
Sie entlang der gepunkteten<br />
Linien einen geschlossenen<br />
Weg ein,<br />
wobei nicht alle Gitterpunkte<br />
durchlaufen<br />
werden müssen. Die<br />
Zahlen in den Feldern<br />
geben an, wie oft der<br />
Weg das Feld berührt.<br />
Der Weg darf sich nicht<br />
selbst kreuzen oder berühren.<br />
Silke Berendes<br />
Auflösungen<br />
Ausgabe 141<br />
Auflösungen im nächsten Heft<br />
mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 45
ORGANISATION<br />
Wer weiß mehr?<br />
Organisatoren lokaler Treffen.<br />
PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />
01… Dresden / SAMIR KÖCKRITZ / 01520 – 7 070 090<br />
04… Leipzig / MARIO STOLL / 0341 – 3 038 020<br />
06… Halle / MARCUS HILLMANN / 0162 – 4 968 254<br />
07… Jena / WOLFGANG KLINGHAMMER / 0176 - 39 649 614<br />
Chemnitz / STEFANIE WEBER / 01525 – 3 442 810<br />
09…<br />
Annaberg / ALMUT NITZSCHE / 03733 – 289 418<br />
10…<br />
Berlin / MATTHIAS KRIBBEN / 0172 – 5 656 004<br />
Brandenburg / PETER OEHLKE / 030 – 41 999 861<br />
19… Schwerin/Mecklenburg-Vorpommern /<br />
KARSTA LINKE / 03883 – 723 338<br />
20… Hamburg / HENNING SCHRAMM / 0171 – 3 411 543<br />
Hamburg-Harburg / HEIKE HARNACK /<br />
21… 0162-4 291 482<br />
Lüneburg / JÜRGEN REIMERS / 04131 – 37 887<br />
22…<br />
Ahrensburg / HERBERT ZUR NEDDEN /<br />
0152 – 51 364 568<br />
23… Lübeck / MARISA HAUFE / 0173 – 6 019 490<br />
Kiel / SIGRID UND UDO SCHULTZ / 0431 – 521 269<br />
Flensburg / GERD BORCHERS / 0461 – 79 501 322<br />
24…<br />
Bad Bramstedt / ULRIKE SANDER-HOYER /<br />
0170 – 6 053 874<br />
Pinneberg / ANDREA BAHRENFUSS / 04123 – 929 934<br />
25…<br />
Heide/Husum / LARS MEYER / 0162 – 5 273 363<br />
26… Oldenburg / DIRK BOSHOVEN / 0151 – 15 311 785<br />
27… Bremerhaven / KLAUS GEBHARDT / 0172 – 4 524 773<br />
28… Bremen / NICOLE RETAT / 0176 – 56 799 944<br />
30… Hannover / RAINER NEUSÜSS / 05108 – 9 217 686<br />
32… <strong>Mind</strong>en / CHRISTOPHER KRAUS / 0571 – 3 851 868<br />
Paderborn / DANIEL KEYHANI / 0173 – 6 955 510<br />
33… Ostwestfalen/Lippe / ANNETTE FRANZ /<br />
0521 – 42 826 586<br />
34… Kassel / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />
Marburg / BETTINA BAGUNK / 06421 – 51 403<br />
35… Gießen / FRANK BRANDT / 0 64 03 – 926 543<br />
Wetzlar / MARKUS MATTZICK / 06441 – 446 970<br />
36… Fulda / KARSTEN ASSMANN / 0661 – 9 600 083<br />
37… Göttingen / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />
Braunschweig / TIMO WEIL / 0177 – 4 131 826<br />
38… Clausthal-Zellerfeld / GUNNAR KAESTLE /<br />
05323 – 997 724<br />
PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />
39… <strong>Mag</strong>deburg / GUNNAR HENDRICH / 01 76 – 42 095 828<br />
40… Düsseldorf / MARC-ANDRÉ KAISER / 0211 – 2 393 676<br />
41… Mönchengladbach / BODO SCHNELL / 02433 – 525505<br />
42… Wuppertal / ACHIM WAGENKNECHT / 0179 – 4 517 387<br />
44…<br />
45…<br />
Dortmund / ANNA ASLANIDOU / 0163 – 5 604 546<br />
Dortmund / PIA PHILIE LEHMANN / 0151 – 56 041 525<br />
Bochum / SOPHIA FALKE / 0176 – 24 293 954<br />
Essen / SANDRA BAUMANN-TRAMPE / 0201 – 782 983<br />
Mülheim/Ruhr / JENS HELLBING / 01575 – 5 786 932<br />
Marl / ROBERT KLOSE / 0173 – 7 144 636<br />
46… Wesel / BURKHARD HOCHSTRASS / 0163 - 90 69 570<br />
47…<br />
48…<br />
Duisburg / INA PAULS / 0203 – 593 214<br />
Kevelaer / ROLF EGGING / 02832 – 4 557<br />
Kleve / HANS-GERD THEUNISSEN / 0 28 21 – 29 404<br />
Münster / MELANIE JÄGER / 0171 – 2 190 967<br />
Münster / SIMON SIEBERS / 0151 – 22 602 621<br />
49… Osnabrück / BIRGIT WIPPERMANN / 01 77 – 2 608 004<br />
Köln / KLAUS BAUMHAUER / 0157 – 73 808 128<br />
50…<br />
Köln / FRAUKE RIEKEN / 0221 – 8 231 808<br />
52… Aachen / LUKAS FISCHER-WULF / 0241 – 18 991 357<br />
53… Bonn / SVETLA KNÖSCHKE / 0160-7082153<br />
55… Mainz / KAI GEHRETH / 01577 – 3 969 315<br />
56… Koblenz / MARTIN SCHULZE / 0261 – 309 382<br />
57… Siegen / SABINE SCHIRM-SPRINGOB / 02761 – 7 039 911<br />
58… Hagen / ANDREA SCHÖNEBERG / 0172 – 9 367 921<br />
59… Soest / DIETER PIPER / 02381 – 948 666<br />
60… Frankfurt / ANDREAS THURM / 0151 – 41 467 503<br />
61… Bad Homburg / JESSICA JOHN<br />
63… Aschaffenburg / JAN ZBIKOWSKI / 06021 – 5 822 646<br />
64… Darmstadt / BEHROUZ CHAGHERI / 0173 – 3 103 633<br />
65… Wiesbaden / SILKE HANSEN / 069 – 1 553 676<br />
66… Saarbrücken / PETER MOOG / 0171 – 3 787 722<br />
67…<br />
68…<br />
69…<br />
Kaiserslautern und Pfalz / CRISTINA KRAUSS / 0162 –<br />
2 701 102 / MARC HILLER / 0176 – 81 687 948<br />
Mannheim / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />
06221 – 3016 66<br />
Heidelberg / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />
06221 – 3016 66<br />
70… Stuttgart / MARTIN JÄKLE / 0176 – 32 509 161<br />
46 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
ORGANISATION<br />
PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />
72… Tübingen / JÜRGEN SCHAICH / 0176 – 96 358 274<br />
75… Pforzheim / GABRIELE WALTER / 0176 – 61 048 332<br />
76…<br />
77…<br />
Karlsruhe / SVEN MANIAS / 0721 – 699 556<br />
Karlsruhe / JULIANE SCHNEIDER / 07243 – 728 774<br />
Pfalz / CRISTINA KRAUSS / 0162 – 2 701 102<br />
Pfalz / MARC HILLER / 06731 – 9 079 640<br />
Lahr/Schwarzwald / MARTIN KATZNER /<br />
07821 – 37 679<br />
78… Bodensee / MARTIN ROSCHER / 07541 – 836 739<br />
79…<br />
80…<br />
81…<br />
Freiburg im Breisgau / HENDRIK FREYTAG /<br />
0177 – 7 607 919<br />
München / BRIGITTE BRECHT / 089 – 8 644 939<br />
München / THOMAS DOUBRAWA / 089 – 95 422 002<br />
München-Pasing / MAX VOIGTMANN /<br />
089 – 30 004 913<br />
83… Holzkirchen / HEIKE WEBER / 08024 – 476 626<br />
84…<br />
85…<br />
Altötting (Südost/Oberbayern) / BIRGIT SCHOLZ /<br />
08671 – 85 591<br />
Landshut-Freising / WERNER KELNHOFER /<br />
08762 – 2 189<br />
Ingolstadt / BRIGITTE MAIER / 0841 – 97 052 179<br />
Alpenland/Region / HANS GEORG MICHNA /<br />
0179 – 3 217 777<br />
86… Augsburg / THOMAS KRAUSS / 08232 – 77 782<br />
87… Memmingen / TINA ACHAM / 08331 – 8 339 744<br />
88… Wangen im Allgäu / BRIGITTE GÖSER / 07561 – 7 715<br />
89… Ulm/Neu Ulm / INGRID RENZ / 0174 – 3 337 549<br />
89… Heidenheim / HEIKE VOGLER / 01577 – 3 237 078<br />
90… Nürnberg / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />
91… Erlangen / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />
93… Regensburg / LUDWIG KOLB / 0941 – 5 987 095<br />
94…<br />
Passau / KARIN POLZ / 08502 – 915 840<br />
Philippsreut / CHRISTIAN KOCH / 08557 – 729<br />
95… Bayreuth / STEFAN WLADARSCH / 0921 – 5 167 420<br />
96… Bamberg / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />
96… Coburg / FRANK EISENWIENER / 09561 – 6 209 400<br />
97… Würzburg / ANNETTE KUNZ / 0931 – 980 880<br />
99… Erfurt / LINDA SOLCHER / 0162 - 4162631<br />
Termine<br />
& Treffen<br />
Eine Übersicht mit aktuellen<br />
Treffen und Terminen gibt<br />
es im Internet unter:<br />
ř db.mensa.de/events<br />
Die E-Mailadressen der<br />
lokalen Ansprechpersonen<br />
findet ihr unter:<br />
ř db.mensa.de/kontakt.htm<br />
Adressänderungen<br />
Da Postvertriebsstücke von der<br />
Post nicht nachgesandt werden,<br />
kommen MinD-<strong>Mag</strong>azine<br />
trotz Nachsendeauftrag als unzustellbar<br />
an die Geschäftsstelle<br />
zurück. Änderungen von Adressen<br />
oder Daten bitte an die<br />
Geschäftsstelle oder selbst im<br />
eMVZ unter „Meine Daten“ eingeben!<br />
ř office@mensa.de<br />
Änderungswünsche an<br />
der Tabelle bitte an:<br />
ř mindmag@mensa.de<br />
mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 47
INFORMATION<br />
Internet<br />
Ì www.mensa.de<br />
Ì www.mensa.de/social-media<br />
eMVZ<br />
Ì https://db.mensa.de<br />
Schlichter<br />
Christiane Schmetzer<br />
¼ 07822 / 780 027<br />
ì schmetzer@kabelbw.de<br />
Michael Robert Biber<br />
¼ 0175 / 1 649 242<br />
ì biber@newdirection.de<br />
Monika Maria Sommer<br />
ì monika@msommer.de<br />
Kinder- und Jugendbereich<br />
Susanne Severin<br />
Annette Schlüter<br />
¼ 0179 / 6 758 335<br />
ì kiju-koordinator@mensa.de<br />
Spenden an Mensa<br />
MinD-Stiftung gGmbH<br />
IBAN<br />
DE29 5109 1700 0042 4200 42<br />
BIC VRBUDE51<br />
SIGHT<br />
Couchsurfen und mehr im smarten<br />
Umfeld. Deutsche SIGHT-Co:<br />
Andrea Schwelm<br />
ì sight@mensa.de<br />
Präventionsbeauftragte<br />
Harro Eder<br />
¼ 0178 / 8 121 595<br />
Dorothea Eder<br />
¼ 0176 / 84 427 378<br />
ì praevention@mensa.de<br />
Sozialfonds<br />
Birgit Scholz<br />
Georgenstraße 6, 84503 Altötting<br />
¼ 08671 / 85 591<br />
(nur abends und Wochenende)<br />
ì mind_sozialfonds@web.de<br />
IBAN:<br />
DE49 4306 0967 1074 9648 00<br />
BIC: GENODEM1GLS<br />
Sozialprojekt zum JT<br />
Jörg Büttner<br />
Sebastianstraße 21 a<br />
10179 Berlin<br />
¼ 030 / 33 878 731<br />
ì mann-le@web.de<br />
IBAN:<br />
DE74 1007 7777 0480 4738 00<br />
BIC: NORSDE51XXX<br />
Vereinskonto<br />
ì kasse@mensa.de<br />
IBAN:<br />
DE22 5109 1700 0042 4242 42<br />
BIC: VRBUDE51<br />
Mitgliedsbeitrag: 55 Euro im Jahr<br />
Leitender Psychologe (NSP)<br />
Kai Bestmann Dipl.-Psychologe<br />
Dahl 28a, 25497 Prisdorf<br />
¼ 04101 / 842 107<br />
ì testbetrieb@mensa.de<br />
Intelligenztest<br />
Termine und Anmeldemöglichkeit<br />
gibt es auf unseren Webseiten.<br />
Ì www.mensa.de<br />
Verwaltung<br />
Geschäftsführung<br />
Martin Jäkle<br />
gf@mensa.de<br />
Geschäftsstelle<br />
Cirsten Novellino<br />
Wandlhamerstraße 2<br />
82166 Gräfelfing<br />
¼ 089 / 86 466 251<br />
Fax: 089 / 86 466 252<br />
ì office@mensa.de<br />
Geschäftszeiten<br />
Dienstag und Donnerstag<br />
8:30 bis 16:30 Uhr<br />
International/<br />
Deutschsprachige<br />
Nachbarn<br />
International Office<br />
Michael Freenan<br />
Executive Director Mensa<br />
International Ltd.<br />
Slate Barn, Church Lane,<br />
Caythorpe<br />
Lincolshire NG 32 3EL<br />
United Kingdom<br />
¼ 0044 / 1 400 272 675<br />
Fax: 0044 / 1 400 272 675<br />
ì mensainternational@<br />
mensa.org<br />
Ì www.mensa.org<br />
Chairman<br />
Björn Liljeqvist<br />
ì chairman-mil@mensa.org<br />
NatReps<br />
Peter Fröhler<br />
ì peter.froehler@mensa.de<br />
Yu Jin Son<br />
ì yu_jin.son@mensa.de<br />
Mensa Österreich<br />
Gerald Schmidt<br />
Paulasgasse 17/3/26<br />
A-1110 Wien<br />
ì vorsitz@mensa.at<br />
Ì www.mensa.at<br />
Mensa Schweiz<br />
Mark Dettinger<br />
Wiesenstraße 12<br />
CH-4600 Olten<br />
ì office@mensa.ch<br />
Ì www.mensa.ch<br />
48 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
IMPRESSUM<br />
Vorstand<br />
Christian Ambach<br />
Wissenschaft & Forschung,<br />
Bildung, Strategie,<br />
Presse & Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Webseite<br />
ì christian.ambach@mensa.de<br />
Melanie Jäger<br />
Regionale Struktur,<br />
Mensa Youth Regional,<br />
KiJu Regional, Testbetrieb,<br />
Ortsblätter, BoutIQue<br />
ì melanie.jaeger@mensa.de<br />
Rüdiger Klings<br />
IT, Datenschutz (IT),<br />
Organisation,<br />
Vorschlagswesen,<br />
Ansprechpartner GF<br />
ì ruediger.klings@mensa.de<br />
Ansgar Lindhauer<br />
Recht & Compliance,<br />
Datenschutz (Recht),<br />
Finanzen<br />
ì ansgar.lindhauer@mensa.de<br />
Swante Scholz<br />
Mensa Youth Überregional,<br />
Großveranstaltungen,<br />
MinD-<strong>Mag</strong>, Prävention,<br />
Mitgliederbetreuung, SIGs<br />
ì swante.scholz@mensa.de<br />
Yu Jin Son<br />
Vorsitz,<br />
Internationales,<br />
Kooperationen,<br />
Marketing<br />
ì yu_jin.son@mensa.de<br />
Impressum<br />
MinD <strong>Mag</strong>azin<br />
Die offizielle Zeitschrift<br />
von Mensa in Deutschland e.V.<br />
ISSN 1866-9867<br />
Redaktionsanschrift<br />
ì mindmag@mensa.de<br />
Herausgeber<br />
Mensa in Deutschland e.V.<br />
Rodinger Straße 19<br />
93413 Cham<br />
Registergericht: Köln, VR 8190<br />
Kontakt<br />
Wandlhamerstraße 2<br />
82166 Gräfelfing<br />
Zuständig im Vorstand<br />
und V.i.S.d.P.:<br />
Swante Scholz<br />
Chefredakteur<br />
Erwin Klein<br />
Bäckerklint 12<br />
38100 Braunschweig<br />
Redaktion<br />
Andreas Klik<br />
Babette Mairoth-Voigtmann<br />
Christina Zejewski<br />
Cornelia Capito<br />
Jan Zbikowski<br />
Julian Lemburg<br />
Kathrin Viergutz<br />
Katrin Sluka<br />
Martin Sluka<br />
Monika Besselmann<br />
Natalie Lehmann<br />
Ralf Müller<br />
Sören Köser<br />
Swen Neumann<br />
Ulrike Dürnfeld<br />
Layout<br />
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Celler Straße 1<br />
38518 Gifhorn<br />
Anzeigen<br />
BT Media<br />
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¼ 05371 / 941 41 50<br />
Druck<br />
Passavia GmbH & Co. KG<br />
Medienstraße 5b<br />
94036 Passau<br />
Ì www.passavia.de<br />
Auflage<br />
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Jährlich einschließlich Zustellung<br />
und 7 Prozent USt im Inland 18,50<br />
Euro, im Ausland 21,50 Euro<br />
Die mit dem Namen des Verfassers<br />
oder seinen Initialen gekennzeichneten<br />
Beiträge geben die Meinung<br />
des Autors wieder. Nachdruck nur<br />
mit schriftlicher Zustimmung und<br />
mit Quellenangabe. Die Redaktion<br />
behält sich vor, Leserbriefe und<br />
eingeschickte Artikel gekürzt zu<br />
veröffentlichen.<br />
Redaktionsschluss<br />
Ausgabe 143: 15. Juni 2021<br />
Ausgabe 144: 15. August 2021<br />
Ausgabe 145: 15. Oktober 2021<br />
mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021 | 49
SCHEER WARE<br />
HEINZ-DETLEF SCHEER<br />
Osterstammtisch im<br />
Jahr 1 nach Corona<br />
Oder: (K)eine neue Zeitrechnung beginnt.<br />
„Hast du das gelesen? In der Zeitung<br />
ist 'ne Anzeige von einem<br />
unserer Ms: Der bietet ein Seminar<br />
an: ´Persönliches Kennenlernen<br />
ohne Angst´ für Manager*innen!“<br />
sagt Klaus und<br />
starrt mich an. „Wo ist eigentlich<br />
deine Frau?!“ – „Die sitzt<br />
noch an ihrer Provisionsabrechnung.<br />
Die ist ja jetzt endgültig<br />
zu Hause im Home-Office. Dazu<br />
hatten wir ja noch zum Ende<br />
2021, also vorletztes Jahr, einen<br />
kleinen Anbau ausgebaut<br />
und ihr Home-Office eingerichtet.<br />
Seitdem verlässt sie kaum<br />
noch das Haus. Sie kommt auch<br />
nicht mehr zu Präsenz-Stammtischen.“<br />
„Ist das der, der sich so aufgeregt<br />
hatte, dass keine persönlichen<br />
Treffen mehr geplant wurden,<br />
wegen dieser unsinnigen<br />
Corona-Maßnahmen von unserer<br />
´sogenannten Regierung´…,<br />
ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie?“<br />
fragt Ulrike. „Nein, der<br />
doch nicht! Der ist immer noch<br />
in einer Rehaklinik wegen der<br />
Dauerfolgen einer besonders<br />
aggressiven Covid-19-Mutation.<br />
Hatte er sich auf einer Demo<br />
der Gegner der Corona-Maßnahmen<br />
eingefangen. Der hat ja<br />
seitdem nicht mal mehr an den<br />
Online-Treffen teilgenommen!“<br />
„Nee, der mit dem Kurs, das ist<br />
der mit den langen Haaren, der<br />
nach dem ersten Shutdown nie<br />
mehr zum Friseur gegangen ist.“<br />
– „Ja, der sieht inzwischen aus<br />
wie eine John-Lennon-Figur im<br />
Wachsfigurenkabinett in dessen<br />
langhaarigster Version!“ – „Hör<br />
dir das an: ´Erster Tag: Einführung<br />
ins Händeschütteln. Zweiter<br />
Tag: körperliche Berührung<br />
als vertrauensbildende Maßnahme<br />
– bei klarer Unterscheidung<br />
von geschäftlichen, allgemein<br />
privaten, freundschaftlichen<br />
und familiären Kontakten!“<br />
– „ Und die erotischen Kontakte?!“<br />
– „Hätte es früher nicht gegeben!“<br />
– „Was, erotische Kontakte?“<br />
„Oh, Mann, Leute! Könnt ihr<br />
nicht mal aufhören, Pandemie-<br />
Geschichten zu erzählen? Ich<br />
weiß, das war für viele ´ne verdammt<br />
schwierige, aber auch<br />
wichtige Zeit! Aber ihr klingt ja<br />
wie Opa und Oma vor Jahren, als<br />
sie vom Zweiten Weltkrieg erzählten!“<br />
ÜBER DEN AUTOR<br />
Diplom-Psychologe Heinz-Detlef<br />
Scheer arbeitet als Trainer, Coach,<br />
Autor und Konzeptentwickler<br />
„Ja, das stimmt, das nervt, und<br />
alle suchten die Schuld für die<br />
Pandemie bei Bill Gates, in China<br />
oder beim russischen Geheimdienst,<br />
danach für die unsinnigen<br />
Einschränkungen<br />
durch Merkel oder …“ – „Ja, was<br />
gab es nicht alles für Verschwörungstheorien!“<br />
„Verschwörungstheorien? Die<br />
Pharmaindustrie hat sich doch<br />
blöde verdient! Und dann gab's<br />
noch das Bundesverdienstkreuz<br />
für diese, … äh, wie hießen die<br />
beiden noch, der Gründer von<br />
den Pillendrehern aus Mainz<br />
und seine Frau …“<br />
„Oh Gott, jetzt geht das wieder<br />
los! Leute, bitte ein anderes<br />
Thema! Es gibt doch noch was<br />
anderes als die ollen Corona-Geschichten!“<br />
„Stimmt, die Vorstandswahl<br />
2021 zum Beispiel: wochenlange<br />
Diskussion über Wahlaufrufe<br />
wegen der peinlich niedrigen<br />
Wahlbeteiligung und die Frage,<br />
wie politisch Mensa denn sein<br />
darf, wenn bei Mensa die Verabredung<br />
gilt: Mensa itself holds<br />
no opinion.“<br />
Die Stille wurde in Minuten<br />
aufdringlich, die Gesichter<br />
müde, und der Kellner wurde<br />
gerufen.<br />
50 | mind magazin <strong>142</strong>/Juni 2021
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