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Büchereiperspektiven 1/21: Bibliotheken bleiben. Aus der Krise in die Zukunft

In der Pandemie hat sich verändert, wie Menschen in der Bibliothek arbeiten, welche Dienste dort angeboten und wie diese genutzt werden. Bibliotheken haben Flexibilität bewiesen – und werden in Zukunft mehr denn je gebraucht.

In der Pandemie hat sich verändert, wie Menschen in der Bibliothek arbeiten, welche Dienste dort angeboten und wie diese genutzt werden. Bibliotheken haben Flexibilität bewiesen – und werden in Zukunft mehr denn je gebraucht.

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BIBLIOTHEKEN BLEIBEN I LERNEN AUS DER KRISE<br />

FOTO: MONIKA HENNINGER<br />

ten und erst dann grundlegende Entscheidungen treffen,<br />

<strong>die</strong> letztlich e<strong>in</strong>e Neuverteilung des Budgets erfor<strong>der</strong>lich<br />

machen würde.<br />

Bewährt haben sich weitere Schritte, <strong>die</strong> zu e<strong>in</strong>er stärkeren<br />

Digitalisierung geführt haben. Zum e<strong>in</strong>en haben sich<br />

<strong>in</strong> den Organisationen <strong>in</strong>terne Verän<strong>der</strong>ungen beschleunigt:<br />

So hat sich gezeigt, dass das Thema Homeoffice auch<br />

<strong>in</strong> <strong>Bibliotheken</strong> Verän<strong>der</strong>ungen br<strong>in</strong>gen wird. Die bisher<br />

gängige Antwort „Das geht bei uns nicht“ wurde (zum Teil<br />

gezwungenermaßen) wi<strong>der</strong>legt. Gezeigt hat sich auch,<br />

dass <strong>die</strong> Möglichkeit zur Teilnahme an Onl<strong>in</strong>e-Konferenzen,<br />

Onl<strong>in</strong>e-Fortbildungen und zum virtuellen <strong>Aus</strong>tausch im<br />

Team hilfreich s<strong>in</strong>d. Darüber h<strong>in</strong>aus hat <strong>die</strong> Pandemie <strong>die</strong><br />

Digitalisierung im Verhältnis zu KundInnen vorangetrieben.<br />

Das betrifft <strong>die</strong> digitalen Bestände, aber auch Dienstleistungsprozesse<br />

wie das Bezahlen von Gebühren, Selbstverbuchung<br />

und -abholung. Vermutlich werden auch e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong><br />

neu entwickelten digitalen Veranstaltungsformate bestehen<br />

<strong>bleiben</strong> und weiterentwickelt werden.<br />

Zukünftige Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

Die überwiegende Mehrheit <strong>der</strong> Befragten rechnet mit<br />

e<strong>in</strong>er Verschlechterung <strong>der</strong> Ressourcenausstattung <strong>der</strong><br />

<strong>Bibliotheken</strong> aufgrund <strong>der</strong> wirtschaftlichen Folgen <strong>der</strong> Pandemie<br />

für <strong>die</strong> Kommunen. Sie gehen davon aus, dass auch<br />

Eigene Bibliotheks-App <strong>der</strong><br />

Stadtbibliothek Reutl<strong>in</strong>gen<br />

<strong>Bibliotheken</strong> ihren Beitrag zur Haushaltskonsoli<strong>die</strong>rung<br />

werden leisten müssen. Grundsätzlich seien <strong>die</strong> <strong>Bibliotheken</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Situation jedoch auch gefragt, sich selbst<br />

zu positionieren, Lobbyarbeit zu betreiben und <strong>die</strong> eigene<br />

Bedeutung zu unterstreichen. O<strong>der</strong> wie es e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Bibliotheksleitungen<br />

formulierte: „Nur e<strong>in</strong>e gute Reputation wird<br />

uns nicht helfen, (…) wir müssen wirklich deutlich machen,<br />

wie wichtig wir s<strong>in</strong>d.“ Die Interviews spiegeln trotz <strong>der</strong><br />

erwarteten Herausfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>e positive Grundstimmung<br />

und Selbstbewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bibliotheken</strong> als „kulturelle<br />

Grundversorger“ wi<strong>der</strong>. Gerade das erfolgreiche Agieren<br />

<strong>der</strong> <strong>Bibliotheken</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Krise</strong> hätte <strong>der</strong>en Ansehen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit gesteigert.<br />

Auch positive Erfahrungen<br />

Die <strong>Aus</strong>wertung <strong>der</strong> Interviews zeigt deutlich, dass <strong>in</strong> den<br />

untersuchten <strong>Bibliotheken</strong> positive Folgen <strong>der</strong> <strong>Aus</strong>nahmesituation<br />

festgestellt wurden. So sche<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>ige Bibliotheksteams<br />

für sie neue Arbeitsformen ausprobiert und damit<br />

sehr gute Erfahrungen gemacht zu haben. Daraus ergeben<br />

sich Verän<strong>der</strong>ungen, <strong>die</strong> nichts mit neuen Angeboten und<br />

Dienstleistungen zu tun haben, son<strong>der</strong>n vielmehr mit e<strong>in</strong>er<br />

verän<strong>der</strong>ten Haltung. Auf <strong>die</strong> Frage, was sich positiv verän<strong>der</strong>t<br />

hat, sagt e<strong>in</strong>e Bibliotheksleitung mit Blick auf ihr Team:<br />

„Es ist nicht mehr <strong>der</strong> Anspruch da, dass man alles ausführlich<br />

vorher diskutieren, besprechen und ankündigen muss,<br />

son<strong>der</strong>n man hat sich jetzt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Corona-Zeit e<strong>in</strong> bisschen<br />

daran gewöhnt, dass man <strong>die</strong> D<strong>in</strong>ge heute so gemacht hat<br />

und morgen macht man sie ganz an<strong>der</strong>s.“ Und e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e<br />

sagt: „Es war je<strong>der</strong> aus se<strong>in</strong>er Komfortzone und auch e<strong>in</strong><br />

Stück weit aus se<strong>in</strong>en eigentlichen Arbeitsgebieten gerissen<br />

und musste sich neu orientieren. Das hat aber wirklich<br />

toll geklappt und das hat uns noch mal als Team zusammengeschweißt.“<br />

Diese Erfahrung und das daraus entstehende<br />

Selbstbewusstse<strong>in</strong> <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen E<strong>in</strong>richtungen<br />

zu kultivieren und zu pflegen, kann auch dazu beitragen, <strong>die</strong><br />

momentanen und kommenden Herausfor<strong>der</strong>ungen besser<br />

bewältigen zu können.<br />

Tobias Seidl und Cornelia Vonhof lehren an <strong>der</strong> Hochschule <strong>der</strong><br />

Me<strong>die</strong>n <strong>in</strong> Stuttgart und leiten das Forschungsprojekt „Die <strong>Krise</strong> als<br />

Innovationschance – Der Umgang <strong>der</strong> Öffentlichen <strong>Bibliotheken</strong> <strong>in</strong><br />

Baden-Württemberg mit <strong>der</strong> Corona-<strong>Krise</strong>“.<br />

https://learn<strong>in</strong>g-research.center/forschungsprojekt-<strong>die</strong>-krise-als<strong>in</strong>novationschance<br />

<strong>Büchereiperspektiven</strong> 1/<strong>21</strong><br />

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