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Büchereiperspektiven 1/21: Bibliotheken bleiben. Aus der Krise in die Zukunft

In der Pandemie hat sich verändert, wie Menschen in der Bibliothek arbeiten, welche Dienste dort angeboten und wie diese genutzt werden. Bibliotheken haben Flexibilität bewiesen – und werden in Zukunft mehr denn je gebraucht.

In der Pandemie hat sich verändert, wie Menschen in der Bibliothek arbeiten, welche Dienste dort angeboten und wie diese genutzt werden. Bibliotheken haben Flexibilität bewiesen – und werden in Zukunft mehr denn je gebraucht.

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BIBLIOTHEKEN BLEIBEN I LERNEN AUS DER KRISE<br />

Überraschungsbasteltüten<br />

zum<br />

Abholen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Bücherei Wangen<br />

Schülerkurs per Videokonferenz, Literatur am Telefon)<br />

> Rechercheservice (zu bestimmten Themen, aber auch<br />

Verifizierung von Literaturstellen) und/o<strong>der</strong> Erstellung<br />

von Literaturlisten<br />

> Verschenken von ausgeson<strong>der</strong>ten Me<strong>die</strong>n vor <strong>der</strong> Tür/<br />

im Foyer<br />

<strong>Büchereiperspektiven</strong> 1/<strong>21</strong><br />

Aktive und weniger aktive <strong>Bibliotheken</strong><br />

Schon <strong>der</strong> erste Blick auf <strong>die</strong> Daten zeigte, dass es große<br />

und sehr kle<strong>in</strong>e <strong>Bibliotheken</strong> gab, <strong>die</strong> sehr aktiv waren,<br />

dass es aber genauso große und kle<strong>in</strong>e <strong>Bibliotheken</strong> gab,<br />

bei denen ke<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> nur sehr wenige Angebote gefunden<br />

werden konnten. Die Bibliotheksgröße sche<strong>in</strong>t also nicht<br />

unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Kriterium für hohe Aktivität <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Krise</strong>nsituation<br />

gewesen zu se<strong>in</strong>. Dasselbe gilt, wenn man wissenschaftliche<br />

und öffentliche <strong>Bibliotheken</strong> vergleicht: Auch<br />

hier zeigt sich e<strong>in</strong> sehr heterogenes Bild.<br />

Deutlich wurde auch, dass digitale Angebote <strong>in</strong> <strong>Bibliotheken</strong><br />

bereits fest etabliert waren und ad hoc als Grundstock<br />

e<strong>in</strong>es „<strong>Krise</strong>nangebots“ genutzt werden konnten. Zu<br />

nennen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Bereich etwa <strong>die</strong> Onleihe, E-Books,<br />

E-Journals, Stream<strong>in</strong>g<strong>die</strong>nste wie Filmfriend, aber auch<br />

lizensierte E-Learn<strong>in</strong>g-Angebote. Sichtbar wurde auch e<strong>in</strong><br />

Digitalisierungsschub bei zentralen Geschäftsprozessen,<br />

wie etwa bei <strong>der</strong> Möglichkeit, <strong>Aus</strong>weise onl<strong>in</strong>e zu beantragen.<br />

Es gab aber nicht nur den Rückgriff auf Bewährtes. Die<br />

größte Kreativität zeigte sich bei <strong>der</strong> Erstellung zusätzlicher<br />

Angebote, <strong>die</strong> passend zum Umfeld <strong>der</strong> Bibliothek entwickelt<br />

wurden. Dazu gehörten <strong>die</strong> schon erwähnten<br />

Me<strong>die</strong>nliefer<strong>die</strong>nste <strong>in</strong> unterschiedlichen Spielarten.<br />

Daneben gab es digitale Vorlesestunden, Onl<strong>in</strong>e-Trickfilmworkshops,<br />

Überraschungstüten für K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Bastelanleitungen,<br />

Onl<strong>in</strong>e-Beratung für SchülerInnen vor e<strong>in</strong>er Prüfung.<br />

Und es gab <strong>Bibliotheken</strong>, <strong>die</strong> <strong>in</strong> ihre Ideen-Schublade<br />

geschaut und D<strong>in</strong>ge umgesetzt haben, <strong>die</strong> sie schon lange<br />

auf <strong>der</strong> Agenda hatten, wie Video-Tutorials zu eigenen<br />

Angeboten zu erstellen.<br />

E<strong>in</strong>schränkend muss man zu den Ergebnissen festhalten:<br />

Weil sich <strong>die</strong> Untersuchung ausschließlich auf <strong>die</strong> veröffentlichten<br />

Informationen <strong>der</strong> Onl<strong>in</strong>e-Kanäle stützte, wissen wir<br />

nichts über <strong>die</strong> H<strong>in</strong>tergründe und Entscheidungsmechanismen,<br />

<strong>die</strong> zu den Aktivitäten o<strong>der</strong> auch zu e<strong>in</strong>em Verzicht<br />

auf Aktivitäten <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Bibliotheken</strong> geführt<br />

haben. So wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen <strong>Bibliotheken</strong> Mitarbeitende <strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>e E<strong>in</strong>richtungen ihres Trägers abgeordnet, um dort<br />

zum Beispiel an Bürgertelefonen o<strong>der</strong> Servicehotl<strong>in</strong>es <strong>der</strong><br />

Gesundheitsämter ihre Kompetenzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Informationsvermittlung<br />

e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Was hat sich bewährt?<br />

In <strong>der</strong> zweiten Phase des Forschungsprojektes wurden<br />

<strong>in</strong> qualitativen Interviews Erfahrungen und Perspektiven<br />

<strong>der</strong> Bibliotheksleitungen ermittelt, <strong>die</strong> sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten<br />

Untersuchung als beson<strong>der</strong>s aktiv und <strong>in</strong>novativ gezeigt<br />

hatten. Die wichtige Frage, welche <strong>der</strong> neuen Angebote <strong>die</strong><br />

Pandemie-Situation überdauern werden, war im Sommer<br />

2020 für <strong>die</strong> meisten <strong>Bibliotheken</strong> noch nicht abschließend<br />

beantwortbar. Unter an<strong>der</strong>em mag das daran liegen, dass<br />

bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Angebote <strong>in</strong> aller Regel ke<strong>in</strong>e Erfolgsmaßstäbe<br />

festgelegt wurden. Dennoch gibt es zu e<strong>in</strong>igen<br />

neuen Angeboten belastbare Erfahrungen <strong>der</strong> Bibliotheksleitungen.<br />

So hat sich zum Beispiel deutlich gezeigt, dass<br />

<strong>die</strong> Liefer<strong>die</strong>nste nur <strong>in</strong> nennenswertem Umfang nachgefragt<br />

werden, solange <strong>der</strong> Bibliotheksbesuch nicht möglich<br />

ist. Sobald <strong>der</strong> Zugang zu den Regalen wie<strong>der</strong> möglich<br />

war (wenn auch mit strengen E<strong>in</strong>schränkungen), waren <strong>die</strong><br />

Leute froh, wie<strong>der</strong> selbst <strong>in</strong> <strong>die</strong> Bibliothek kommen zu können.<br />

Die Liefer- und Abholservices waren damit schnell und<br />

fast überall un<strong>in</strong>teressant geworden. Doch es gibt <strong>Aus</strong>nahmen:<br />

E<strong>in</strong>ige <strong>Bibliotheken</strong> planen, <strong>die</strong>sen Dienst für spezielle<br />

Kundengruppen fortzuführen und zwar vor allem dann,<br />

wenn an <strong>die</strong> Umsetzung neu entstandene Partnerschaften<br />

geknüpft s<strong>in</strong>d. Häufiger wird geplant, Abholservices (im<br />

S<strong>in</strong>n von vorgepackten Taschen) o<strong>der</strong> Schnupperausweise<br />

beizubehalten. Wie sich <strong>die</strong> im Lockdown gestiegene Nachfrage<br />

nach Onl<strong>in</strong>e-Angeboten langfristig darstellen wird,<br />

wollen <strong>die</strong> befragten Bibliotheksleitungen kritisch beobach-<br />

FOTO: STADTBIBLIOTHEK REUTLINGEN<br />

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