01.06.2021 Aufrufe

Büchereiperspektiven 1/21: Bibliotheken bleiben. Aus der Krise in die Zukunft

In der Pandemie hat sich verändert, wie Menschen in der Bibliothek arbeiten, welche Dienste dort angeboten und wie diese genutzt werden. Bibliotheken haben Flexibilität bewiesen – und werden in Zukunft mehr denn je gebraucht.

In der Pandemie hat sich verändert, wie Menschen in der Bibliothek arbeiten, welche Dienste dort angeboten und wie diese genutzt werden. Bibliotheken haben Flexibilität bewiesen – und werden in Zukunft mehr denn je gebraucht.

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FOTO: ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK SATTEINS<br />

Margit Brunner<br />

Gohm liest und<br />

bastelt vor <strong>der</strong><br />

Kamera<br />

Und es hat „Zoom“ gemacht<br />

Als Imker<strong>in</strong> benutzte ich gerne den <strong>Aus</strong>spruch „Es summt <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Ohren“, wenn es <strong>in</strong> unserer Bibliothek sehr lebhaft<br />

zug<strong>in</strong>g. Im Laufe des letzten Jahres ist daraus „Es zoomt <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Augen“ geworden. Und das ist positiv geme<strong>in</strong>t.<br />

Von Margit Brunner Gohm<br />

Bekannte Pfade zu verlassen, ist für Bibliothekar<strong>in</strong>nen<br />

nichts Neues. Und so konnte ich mich bereits während<br />

des ersten Lockdowns voller Tatendrang auf <strong>die</strong><br />

Suche nach kreativen Wegen im Umgang mit <strong>der</strong> Pandemie<br />

und ihren <strong>Aus</strong>wirkungen auf unsere kle<strong>in</strong>e Bibliothek <strong>in</strong> Satte<strong>in</strong>s<br />

machen. Ende März 2020 starteten wir mit dem kontaktlosen<br />

Zustellservice, dem „Biblio*News*Letter“ und den<br />

„Lesungen ohne Publikum“ für K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

Onl<strong>in</strong>e vorlesen und austauschen<br />

Ich nahm mir vor, Bücher nicht nur onl<strong>in</strong>e vorzulesen, son<strong>der</strong>n<br />

mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong>teraktiv tätig zu werden. Bereits bei <strong>der</strong><br />

Buchauswahl war entscheidend, ob e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Spiel o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e Bastelei dazu möglich waren. Die Basteleien fertigte<br />

ich live an, Vorlagen gab es vorab auf unserer Website zum<br />

Download o<strong>der</strong> per Mail.<br />

Vor Ort dürfen wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bibliothek auf Grundlage <strong>der</strong><br />

Vere<strong>in</strong>barung des BVÖ mit <strong>der</strong> Literar-Mechana aus Büchern<br />

lesen und <strong>die</strong>se auch zeigen. Sobald wir gestreamte Lesungen<br />

o<strong>der</strong> Aufzeichnungen planen, müssen wir jedoch <strong>die</strong> Rechte<br />

mit den Verlagen o<strong>der</strong> Rechte<strong>in</strong>habenden klären. (Außer es<br />

handelt sich um e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>freies Werk.) Das g<strong>in</strong>g me<strong>in</strong>er<br />

Erfahrung nach via E-Mail am schnellsten. Dennoch kostete<br />

es Zeit, es kamen Absagen und manche Zusagen für Aufzeichnungen<br />

o<strong>der</strong> Stream<strong>in</strong>g waren mit Auflagen verbunden, <strong>die</strong><br />

das Verwenden für unser Publikum unattraktiv machten. Dies<br />

war zum Beispiel <strong>der</strong> Fall, als mit <strong>der</strong> Rechtezusage verknüpft<br />

war, dass nur zehn Prozent <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Bil<strong>der</strong>buches<br />

gezeigt werden durften. Ich habe deshalb immer frühzeitig<br />

und für mehrere Bücher <strong>die</strong> Nutzungsrechte abgeklärt. Das<br />

gilt natürlich auch für Musik, weshalb ich nur geme<strong>in</strong>freie<br />

Musik o<strong>der</strong> <strong>die</strong> kostenlosen Sounds me<strong>in</strong>es Video-Schnitt-<br />

Tools verwendete. Beim Vorlesen verwendete ich entwe<strong>der</strong><br />

das Kamishibai, das den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n schon vertraut war, o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e PowerPo<strong>in</strong>t-Präsentation mit Bil<strong>der</strong>n aus dem Buch.<br />

Die Videoaufzeichnungen wurden allerd<strong>in</strong>gs für mich<br />

zunehmend unbefriedigend: Zu sehr fehlten mir <strong>der</strong> (Blick-)<br />

Kontakt und <strong>der</strong> <strong>Aus</strong>tausch mit den Gästen. Deshalb machte<br />

ich mich mit e<strong>in</strong>em Videochat-Tool vertraut und <strong>in</strong>itiierte e<strong>in</strong><br />

neues Format, <strong>die</strong> „Biblio*ZOOM-Lesungen“. Das bot <strong>die</strong><br />

Möglichkeit, Fragen zu stellen, zu diskutieren und Erlebtes<br />

auszutauschen. Auf <strong>die</strong>sem Weg haben wir gesungen, getanzt<br />

und sogar „Ich sehe was, das du nicht siehst“ gespielt. Fast<br />

wie bei Live-Veranstaltungen.<br />

Auch wenn wir künftig wie<strong>der</strong> zu Lesungen <strong>in</strong> Präsenz<br />

zurückkehren können, werde ich <strong>die</strong> Onl<strong>in</strong>e-Veranstaltungen<br />

punktuell beibehalten. Beide Formate kommen beim Publikum<br />

sehr gut an. Das bestätigen <strong>die</strong> Rückmeldungen <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>, (Groß-)Eltern und PädagogInnen ebenso wie <strong>die</strong><br />

Zugriffszahlen. Das aktive Umgehen mit <strong>der</strong> neuen Realität<br />

bedeutete e<strong>in</strong>en Gew<strong>in</strong>n für unsere KundInnen und <strong>die</strong> Bibliothek,<br />

da wir so ständig präsent <strong>bleiben</strong> konnten. Für mich<br />

war es e<strong>in</strong> tolles Lernfeld und ich freue mich darauf, wenn es<br />

zukünftig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bibliothek summt und zoomt.<br />

Margit Brunner Gohm ist Leiter<strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichen Bibliothek Satte<strong>in</strong>s.<br />

https://satte<strong>in</strong>s.bvoe.at<br />

<strong>Büchereiperspektiven</strong> 1/<strong>21</strong><br />

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