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Erfahrungsbericht - Universität Rostock

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Dirk Wenzel<br />

Dipl.-Meliorationsingenieur<br />

Gustav-Freytag-Str. 48<br />

99096 Erfurt<br />

E-Mail: dirk.wenzel@gmx.de<br />

P R O J E K T P R Ä S E N T A T I O N – M A L I<br />

<strong>Rostock</strong>, den 22. Juni 2005<br />

Ich habe an der <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> mein Studium von 1987 bis 1992 (damals Studiengang<br />

Meliorationswesen, dann Landeskultur und Umweltschutz als “Diplom-Meliorationsingenieur”<br />

beendet.<br />

Nach Abschluß des Studiums konnte ich quasi in Fortführung meiner Diplomarbeit eine<br />

Projektstelle am Institut für Kulturtechnik und Siedlungswasserwirtschaft am Fachbereich<br />

Landeskultur und Umweltschutz der <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> übernehmen. In dieser Zeit war ich als<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt “Untersuchungen zum Wasserhaushalt der Warnow”,<br />

einem typischen Fluss im rückgestauten Bereich des Norddeutschen Tieflandes, beschäftigt. Das<br />

Projekt wurde vom Staatlichen Amt für Umwelt und Natur <strong>Rostock</strong> gefördert.<br />

Im Rahmen meiner Tätigkeit befasste ich mich mit hydrologischen Aspekten des ca. 3000 km²<br />

großen Flussgebietes. Die entsprechenden Ergebnisse sind in jährlich verfassten Berichten<br />

dokumentiert. Dabei war die Tätigkeit nicht nur auf theoretische Fragestellungen ausgerichtet.<br />

Mein konkretes Aufgabenfeld umfasste praktische Fragen des Gewässermanagements.<br />

Schwerpunkte der Arbeiten bestanden dabei im Hochwasserschutz, Errichtung kleinerer<br />

Wasserbauwerke (Wehre, Stege, Dalben, Pegel), der Gewährleistung der Trinkwasserversorgung<br />

aus einem Fließgewässer und der Errichtung von Grundwasserbeobachtungsbrunnen sowie von<br />

hydrologischen Messstellen im Allgemeinen. Weiterhin bestehen umfangreiche Erfahrungen in<br />

der Arbeit mit Karten und Luftbildern sowie hinsichtlich der Vermessung im Gelände<br />

(Nivellements usw.). Aus dem beschriebenen Aufgabenspektrum entwickelte sich eine<br />

detaillierte Kenntnis des Einzugsgebietes. Weiterhin wurden im Rahmen des Hochwassers 1997<br />

an der Oder (Einzugsgebiet 120 000 km²) von unserem Institut unter meiner Regie Messungen<br />

zur Ermittlung des Hochwasser-Durchflusses durchgeführt und entsprechend ausgewertet.<br />

Innerhalb des Lehrbetriebes der <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> betreute ich die Seminare im Fach<br />

Hydrologie an unserem Fachbereich.<br />

Ab Januar 2000 nahm ich meine Tätigkeit beim Deutschen Entwicklungsdienst (DED) auf, der<br />

im Auftrag der Bundesregierung Fachkräfte zur Zusammenarbeit mit Ländern Asiens, Afrikas<br />

und Lateinamerikas entsendet.<br />

Nach meiner Ausreise nach Mali war ich vom 01.04.2000 bis zum 31.08.2003 im Rahmen des<br />

„Selbsthilfefonds Dogonland II“ in Bandiagara tätig. Das Projekt, in dem vier Entwicklungshelfer<br />

des DED, drei malische Partnerfachkräfte, siebzehn Projektangestellte und saisonal bis zu 100<br />

Bauarbeiter beschäftigt sind, wurde von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit einem<br />

Finanzvolumen von rund 7,4 Millionen € über sieben Jahre gefördert. Es diente der Verbesserung<br />

der Wassersituation und dem Ausbau des Straßennetzes auf dem Dogon-Plateau. Die<br />

Baumaßnahmen erfolgten soweit wie möglich in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung. Eine<br />

eigenverantwortliche technische Unterhaltung der Bauwerke durch die Bauern bzw. im Falle der<br />

Hauptpisten durch die Behörden, wurde angestrebt. Ziel des Projektes war es, über<br />

Infrastrukturmaßnahmen und Selbsthilfeförderung zur Sicherung der Lebensgrundlagen der<br />

ländlichen Bevölkerung im Dogonland beizutragen. Im Projekt war ich dem Bereich<br />

Staudammbau und -instandsetzung als Berater zugeordnet. Zusammen mit dem malischen<br />

Bereichsverantwortlichen war ich für die Planung und Bauausführung von aus Feldstein<br />

gemauerten Stauwehren und für die Instandsetzung von bereits vorhandenen,<br />

überholungsbedürftigen Bauwerken zuständig. Zu meinem Aufgabenbereich gehörte auch, in<br />

Zusammenarbeit mit der Animationsabteilung, die Beteiligung der Bevölkerung sicherzustellen


sowie deren Fähigkeiten zur Bewirtschaftung des Stauwerke und zur Wartung der baulichen<br />

Anlagen zu erhöhen. Im Einzelnen beriet ich die Partner und Zielgruppen bei der Auswahl der<br />

Standorte, bei der Konzipierung der Art und Dimensionierung der Bauwerke und bei der<br />

Arbeitsorganisation, für die eine möglichst hohe Bevölkerungsbeteiligung angestrebt wurde.<br />

Außerdem war ich zusammen mit meinem malischen Kollegen für die Ausschreibung und<br />

Vertragsabwicklung mit Bauunternehmen sowie für die Bauüberwachung und<br />

Baustellenabrechnung zuständig. Während meiner Vertragszeit in Bandiagara konnten 14<br />

Staudämme neu gebaut sowie weitere 6 Stauwerke rehabilitiert werden. Insgesamt wurden seit<br />

1995 durch das Projekt 45 Staudämme neu gebaut (davon 3 mit lokalen Bauunternehmen) sowie<br />

weitere 23 Staudämme instand gesetzt.<br />

Folgende technische Studien wurden vor dem Staudammbau durchgeführt:<br />

• Erste Geländebegehung durch das Projekt<br />

• Wasserbedarfsermittlung potentieller Anbauflächen<br />

• Topographische Geländeaufnahme<br />

• Baugrunduntersuchung (Bodenproben)<br />

• Einzugsgebietsermittlung, Gefälle des Flusstales<br />

• Erstellen der Speicherinhaltslinie<br />

• Ermittlung des 10-jährigen HW-Abflusses HQ10<br />

• Bemessung von Staudamm und Durchlass<br />

• Stabilitätsberechnungen<br />

• Quantifizierung benötigter Baustoffe, erste Kostenabschätzung<br />

• Kostenanalyse (Rentabilitätsberechnungen)<br />

• Zeitliche Planung der Arbeiten<br />

Fotodokumentation<br />

Baugrube eines in Bau befindlichen Staudamms (Gesamtaushubvolumen 1334 m 3 )<br />

In Bau befindlicher Staudamm


Derselbe Staudamm nach Fertigstellung (zur Bewässerung für Gemüseanbau)<br />

Staudamm zur Bewässerung für Gemüse- und Reisanbau<br />

Staudamm mit Tosbecken zur Bewässerung für Reisanbau


Ab September 2003 arbeitete ich mit dem DED in Timbuktu als Leiter der Außenstelle des<br />

Programms „Kleinprojektförderung“ (PMR), das von der EU über 5 Jahre mit 8 Mio € finanziert<br />

wurde (FED). Ziel des Programms war es, einen Beitrag zur nachhaltigen Verbesserung der<br />

Lebensbedingungen der Menschen im von Armut betroffenen Norden Malis zu leisten. Gefördert<br />

wurden Maßnahmen lokaler Selbsthilfegruppen, die einen gewissen Organisationsgrad<br />

nachweisen können, um die Anlagen dann selbständig bewirtschaften zu können. Das Programm<br />

konzentrierte sich auf:<br />

• Wasserbau: Bau von Schachtbrunnen, Bewässerungsperimetern und Kleinstauwehren,<br />

• soziale Infrastruktur: Bau von Schulen und Gesundheitszentren,<br />

• ökonomische Infrastruktur: Bau von Lagerhäusern und Märkten,<br />

• infrastrukturelle Erschließung: Bau von Brücken, befestigten Furten und Pisten,<br />

• Landwirtschaft: Bau von Impfparks für Rinder, Ausstattung mit Geräten und<br />

Produktionsmitteln, Weideverbesserung, Erosionsschutzmaßnahmen,<br />

• Organisation von Weiterbildungsmaßnahmen für die Bevölkerung.<br />

Neben der Führung des einheimischen Fach- und Hilfspersonals war ich mit folgenden Aufgaben<br />

betraut:<br />

Erfassung der Projekte, Registrierung und Analyse der Projektanträge, Durchführung von<br />

Machbarkeits- und Milieustudien in den Dörfern der Antragsteller, Erarbeitung der „terms of<br />

reference“ für größere zu vergebende Durchführungsstudien, Auswahl der Vertragspartner,<br />

Ausarbeitung der Verträge, Überwachung der Vertragsdurchführung und Zahlungsabwicklung,<br />

Bewertung der Ergebnisse. Nach Feststellung der Machbarkeit und Genehmigung des Projektes<br />

durch die Leitung des PMR-FED erarbeitete ich mit der Equipe das materielle und finanzielle<br />

Mengengerüst für die Projekte, wählte die Vertragspartner (Unternehmen, Ingenieurbüros,<br />

Nichtregierungsorganisationen) zur Projektdurchführung aus, verhandelte über Verträge und<br />

erarbeitete die Finanzierungsanträge für das PMR-FED.<br />

Ich überwachte und steuerte die korrekte Maßnahmendurchführung und die Erbringung der<br />

vereinbarten Eigenleistung der Bevölkerung. Weiterhin war ich für die Abwicklung des<br />

Mittelabflusses zuständig und zeichnete verantwortlich für die inhaltliche und finanzielle<br />

Berichterstattung. Während meiner Vertragszeit in Timbuktu konnten 29 infrastrukturelle<br />

Bauwerke fertig gestellt werden.<br />

Insgesamt konnten seit 1999 vom PMR-FED Timbuktu 63 Maßnahmen mit lokalen<br />

Bauunternehmen realisiert werden die sich auf folgende Sektoren verteilen: Wasserversorgung:<br />

29 Projekte (42% des Budgets); Oberflächenhydraulik: 2 Projekte (8%); Landwirtschaft: 12<br />

Projekte (12%); ökonomische Infrastrukturen: 9 Projekte (8%); soziale Infrastrukturen: 5<br />

Projekte (10%); Infrastrukturen des Gesundheitswesens: 2 Projekte (2%); sonstiges: 4 Projekte<br />

(18%).


Fotodokumentation<br />

Schachtbrunnen aus Betonringen in der Region von Timbuktu (ca. 45 m tief)<br />

Aufbauend auf den gesammelten Erfahrungen bei meiner Tätigkeit mit dem Deutschen<br />

Entwicklungsdienst in Mali werde ich bei einem deutschen Consulting-Büro wasserbauliche<br />

Projekte schwerpunktmäßig in Afrika betreuen.

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