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Liebe...
Liebe in Zeiten der Corona
„Liebe ist…“ singt Nena. In einer Zeit beschränkter Kontakte,
Abstandsregeln, Masken, verbotener Umarmungen und
Ausgangssperren werden die Menschen auf sich selbst zurück
geworfen. Was bleibt als Verbindung? Die Liebe, und zu diesem
Thema wurden alle eingeladen – Kinder, Jugendliche, Erwachsene
und Senioren – Liebe kreativ auszudrücken: als gezeichnetes
oder gemaltes Bild, als Collage, Fotografie, als Text, Gedicht oder
als Kurzgeschichte. Die Werke sind in ihrer Kreativität umwerfend.
Der Name des Projekts ist eine Spielerei mit dem Titel des
Romans Die Liebe in den Zeiten der Cholera „El amor en los
tiempos del cólera“ des kolumbianischen Literaturnobelpreisträgers
Gabriel García Márquez.
Die Reihenfolge der Abbildungen erfolgt sozusagen nach einem
„Zufallsprinzip“, um die Gleichwertigkeit der Werke zu betonen.
Das Copyright aller Werke bleibt bei den Künstler:innen und
Autor:innen.
Inhalt: Seite - Urheber:in - Alter
1 Barbara Herrmann, 60
6 Erika Wildtraut, 81
7 Barbara Herrmann, 60
8 Roswitha Gierling, 54
9 Eray Börtecene, 75
10 Anonym
11 Heinz Daniels, 76
12 Anonym
13 Bärbel Schoor, 67
14 Anonym
15 Friedhelm Kötter, 68
16 Beate Krempe, 55
17 Waleed Ibrahim, 55
18 Susanne Genz, 36
19 Leni Genz, 6
20 Roswitha Gierling, 54
21 Gesine, 51, und Martin Lersch, 66
22 Georg Blank, 57
23 Elena Mikhaylova
24 Anonym
25 Anonym
26 Brigitte Schneider, 66
27 Brigitte Schneider, 66
28 Manfred Gotthardt, 82
29 Angelika Ries, 68
30 Peter Jansen, 51
31 Wolfgang Ruske, 73
32 Anonym
33 Wiebke Lesch und Romuald „Romek“ Bugalski
34 Joachim L. Bähr
35 Katharina Ihlefeld, 59
36 Anonym
37 Anni, 5
38 Kilian Rademacher, 64
39 Horst „Hotte“ Jungbluth, 79
40 Jenny Pettelkau, 42
41 Jenny Pettelkau, 42
42 Inge „Chibilla“ Wagner, 67
43 Wolfgang Hamacher, 64
44 Anonym
45 Anonym
46 Wolfgang Ruske, 73
47 Doris Helfer, 32
48 Leni Genz, 6
49 Magdalena Boochs, 8
50 Erika Wildtraut, 81
51 Christiane, 41, und Noa Kählert, 6
52 Antje Vonderheide, 59
53 Brigitte Schneider, 66
54 Magdlen Gerhards, 68
55 Magdlen Gerhards, 68
56 Magdlen Gerhards, 68
57 Friedhelm Kötter, 68
58 Anonym
59 Anonym
60 Wolfgang Ruske, 73
61 Wolfgang Ruske, 73
62 Eva Daners, 14
63 Anonym
64 Brigitte Schneider, 66
65 Alice Müller-Bonsack, 58
66 Roswitha Gierling, 54
67 Steffi, 55
68 Denise, 37, und Marie Kumpf, 6
69 Denise, 37, und Marie Kumpf, 6
70 Paco Strux, 34
71 Ines Siri Trost, 53
72 Anonym
73 Anonym
74 Anonym
75 Christiane Kählert, 41
76 Bernhard Heese, 69
77 Friedhelm Kötter, 68
79 Ernst Neugebauer, 69
80 David, 12
81 Leander, 11
82 Joachim L. Bähr
83 Katharina Ihlefeld, 59
84 Maria, 54
85 Stephanie Mund, 52
86 Alisha, 15
87 Dominik, 10
88 Joachim L. Bähr
89 Katharina Ihlefeld, 59
90 Junes, 10
91 Melina, 11
92 Ulrike Göttlich, 66 (Text) - Hilla Baecker, 67 (Bild)
93 Jutta Chrisanth, 64
94 Friedhelm Kötter, 68
95 Roswitha Gierling, 54
96 Willi Arlt, 66
97 Robert Jordan, 68
98 Marie Kumpf, 6
99 Denise Kumpf, 37
100 Ulrike Göttlich, 64 (Text) - Bernhard Heese, 69 (Bild)
101 Paula Schmauks, 17
102 Marion Kuhlmann, 71
103 Nike, 8
104 Heike Daners, 52
105 Lena Daners, 17
106 Monika Schön, 64
107 Katharina Ihlefeld, 59
108 Ulrike Göttlich, 66 (Text) - Katharina Ihlefeld, 59 (Bild)
109 Ernst Siegfried „Ziggy“ Schöning, 69
110 Maria-Lenssen-Berufskolleg Gemeinschaftsarbeit mit:
111 Martina Kupka, 41 (Leitung)
Fatma Arif, 34
Kai Franke, 24
Salwa Franso Yousif, 32
Jessica Gerhardt, 37
Nadine Höffels, 40
Sarah Hofmeister, 28
Meftune Inesi-Dede, 30
Birte Kneitz, 38
Daniela Köpp, 31
Stefanie Kraft, 40
Sarah Lempert, 27
Anette Leven, 55
Pia Möritz, 24
Melanie Nagel, 45
Yvonne Nöthlings, 25
Fidan Piskin, 45
Daniela Salerno, 42
Natascha Schiffer, 30
Jacqueline Schütz, 34
Sylvia Wacker, 55
Ginger Weiß, 29
Rachel Willems, 28
112 Ida Kneitz, 11
113 Paula Maria Boochs, 8
114 Gisela Stotzka, 61
115 Paula Maria Boochs, 8
116 Anonym
117 Nicole Wirtz, 41
118 Jutta Chrisanth, 64 (Text) - Brigitte Böckels, 61 (Bilder)
119 Brigitte Schneider, 66
120 Sean Piere, 12
121 Maksim, 13
122 Brigitte Böckels, 61
123 Katharina Ihlefeld, 59
124 Luzi Mathilde Weidmann, 6
125 Elmedina, 10
126 Annette Fitzen, 68
127 Fadila, 13
128 Paula Maria Boochs, 8
129 Ildikó Naszvadi, 55
130 Veit Lindau, 51 (Genesis 2021)
131 Monika Otto, 59 (Bild) - Wolfgang Ruske, 73 (Eingebung)
132 Sandra Giersch, 49
133 Sandra Giersch, 49
134 Baghira (Text) - Bianca van Dijk (Bild)
135 Christina von Dreien, 18
136 Wolfgang Schmölders, 75
137 Amelie Lenzen, 11
138 Bianca Mentil (Foto) - Dieter Broers, 69 (Zitat)
139 Jessica Ritter, 44 140 Impressum
Erika Wildtraut
6
Barbara Herrmann
7
Die Liebe
Als die Liebe die Welt betrat, verfolgte sie kein Ziel. Die Erde mit ihrer Schönheit und ihrer reinen
Atmosphäre, war der Ort, zu dem sie sich gerne den Weg bannte. Sie spürte die Vielfalt
der Pflanzen, der Tiere und das Wasser war ursprünglich und rein. Der Himmel und die Atmosphäre
klar und vollkommen. Die Berge glichen großen Vulkanspitzen mit riesigen kraftvollen
Felsen. Mit diesem Ursprung der Erde, kam die bedingungslose Liebe, zu allem was ist.
Es war die Verbundenheit zu allem Sein. Nichts wurde in Frage gestellt. Alles und jeder, sei
es Mensch, Tier oder Pflanzen liebten einander, waren wertschätzend zueinander und stellten
nichts in Frage. Es gab kein Hass, kein Neid, keine Missgunst, keine Habgier, nichts Böses
auf der Erde. Der Mensch war noch feinstofflich und seines Schöpfergeistes bewusst. Was er
sich wünschte geschah. Da alles miteinander verbunden war, achtete jeder aufeinander und vor
allem auf die Natur und die Tiere. Es gab Nahrung für alle. Niemand tötete Tiere. Alles Leben
auf der Erde existierte im völligen Einklang miteinander. Es war für alle ein Paradies auf Erden.
Die bedingungslose Liebe, die Verbundenheit mit der Quelle allen Seins war ursprünglich
überall zu spüren. Doch dann kam die Dunkelheit. Sie war nicht von Gott gewollt, aber es geschah.
Es war nicht die Bestimmung aber sie zog ein und mit ihr das Böse, der Neid, die Habgier,
alles Schlechte. Es war der Beginn der Dualität. Der Mensch trat ein in die Dualität und
in die Materie. Die Feinstofflichkeit verschwand immer mehr. Mit der Dunkelheit kam auch die
Angst und mit ihr verdunkelte sich zunehmend die Sicht des Menschen. Sein Blick zur ursprünglichen
Welt verschwand. Der Schleier des Vergessens breitete sich immer mehr unter der
Menschheit aus. Nur einige wenige Lichter, derer die den Blick niemals von der Liebe Gottes,
von ihrem Ursprung abgewandt hatten und derer die ihn zurück ins Licht fanden, kannten
allen Ursprung, kannten die bedingungslose Liebe und hatten die Verbindung zu allem, was
ist.
Möge das Licht der Schöpfung, die bedingungslose Liebe zu allem was ist wieder einkehren, in
alle Herzen der Menschen und Tiere und Einzug halten in die Natur. Mögen alle Menschen ihren
Weg zurück zu dieser bedingungslosen Liebe wiederfinden. Die Hoffnung kommt zurück,
auf dass die Erde zu einem lichtvollen Planeten erstrahlt mit Liebe, die allgegenwärtig, bedingungslos
und ursprünglich ist.
Roswitha Gierling
8
Eray Börtecene
9
Anonym
10
Daniels
11
Anonym
12
Eines Tages sagte die Liebe zur Freundschaft:
Wozu existierst du überhaupt, wo es doch mich gibt?
Und die Freundschaft sprach:
Weil ich fähig bin, dort ein Lächeln zu zaubern, wo du Tränen hinterlässt!
[aus Spanien]
Bärbel Schoor
13
Anonym
14
Friedhelm Kötter
15
Beate Krempe
14
Waleed Ibrahim
14
Susanne Genz
18
„Liebe ist da wenn du sie brauchst“
Leni Genz
19
Roswitha Gierling
20
Gesine und Martin Lersch
18
Georg Blank
22
Elena Mikhaylova
23
Anonym
24
Anonym
25
Brigitte Schneider
26
Brigitte Schneider
27
Manfred Gotthardt
28
Angelika Ries
29
Geist
Ein Verstand der ruht und die Geschicke lenkt,
ein Herz das lacht und immer für Dich denkt,
das wünsche ich Dir heut voller Lebenskraft,
gemeinsam beides ein erfülltes Leben schafft.
Herz und Verstand über Deine Seele stets verwandt,
das Innen und auch Aussen als Einheit Dir bekannt.
Männlich und auch weiblich gemeinsam in Dir vertraut,
die Dualität als Ganzes als Fundament erbaut.
Wie Oben als auch Unten, als Entsprechung Du begreife,
Ursache und Wirkung, führen verantwortlich zur Reife.
Schwinge ein im Rhythmus, des Lebens stets im Fluß,
dies schenkt Dir die Einheit, mit einem zarten Kuss.
Alle Schöpfung ist nur geistig, halt Dich daran fest,
weil es Dich mit Gedanken Dein Leben erschaffen läßt.
Das ist hier das Ziel, Du mußt nichts mehr werden,
einfach nur Sein, dies im Himmel hier auf Erden.
Lasse die Zwänge los, sei zu Dir gerecht,
Liebe muss nicht perfekt sein, sondern für Dich echt.
Peter Jansen
31
Grüne Göttin
Zwischen den Seen,
wo Schneeeule und Rabe sich paaren,
in den Ruinen vergessener Zeiten,
schwarz und weiß, weiß und schwarz,
umschlingt der herbe Duft alten Efeus
wie ein homöopathisches Aphrodisiakum
die Angst vor dem Unmöglichen.
Der Tanz der Vögel
weist den Weg zur Schattenwelt.
Die Steine der Druiden sind vergessen,
doch die schöne Zauberin
verhext den Fremden mit gälischer Magie.
Ihr Löwenkopf leuchtet
im Schein göttlichen Feuers,
doch verboten ist es, sie zu küssen.
Ich kenne die Namen der Sterne
im Süden und Norden.
Der Dudelsack quäkt aus dem Pub
die Melodie des Weisen.
Töne, welche die Menschen
zum Lachen, Weinen, Sterben bringen.
Derweil da draußen drei Halunken
den zotteligen Alten rempeln.
Zu spät, sie hättens besser nicht getan!
Der Weise hebt die Hände
und gibt die Zeichen und Symbole
schwarzmagischer Verwünschung.
Der Wirt indessen weiß,
unter welchen Hügeln die Feen leben.
Die große Göttin Eire
lebte neun Monate im Schoß der Hexe
verborgen hinter Holunderbüschen
im Zwischenland der Träume.
Sonnenfeuer über dem Hügel,
der Schatten des Selbst auf den Steinen,
träumt der Stier der sieben Schlachten
von der Wirklichkeit des Glücks.
Ich liebe dieses grüne Land,
ich liebe diese grüne Göttin!
Wolfgang Ruske
32
Anonym
32
Wiebke Lesch und Romuald „Romek“ Bugalski
33
Joachim L. Bähr
34
Katharina Ihlefeld
35
Anony,m
36
Anni
37
Kilian Rademacher
38
Die Liebe
Die Liebe ist
ein Himmelreich
mit einem Marterpfahl.
So grenzenlos,
doch Kerker gleich
und nie ganz ohne Qual.
Mal ist sie Katz, mal spielt sie Maus,
löst Jubel oder Tränen aus,
kann Feuer oder Eisberg sein,
macht riesig und macht klein.
In Schönheit ist sie gern zu Haus,
die andern lässt sie gern mal aus,
dringt in so manch bewohntes Herz,
bringt Kummer nur und Schmerz.
Und wer im Alter endlich weiß,
wie kühl sie sein kann und wie heiß,
gelernt hat mit ihr um zu gehn,
den lässt sie oft im Regen stehn.
Horst „Hotte“ Jungbluth
39
Jenny Pettelkau
40
Jenny Pettelkau
41
Wer noch der Stenografie kundig ist, wird das große Spiel der vielen Worte der Liebe erkennen; für alle anderen: im LIEBESGEFLÜSTER, so
der innere Kern des Bildes und stark hervorgehoben, ist alles erlaubt, was der Liebe entspringt und lebendig wird.
Inge „Chibilla“ Wagner
42
Wolfgang Hamacher
43
Anonym
44
Anonym
45
Geträumt?
Eine schöne Frau, dachte Raphael so bei sich, aber es lag eine gewisse Traurigkeit
in ihr, als sie ihm gegenüber vor dem Schreibtisch saß. Jetzt erfuhr der Verleger
auch, warum Vanessa Blank ihm unbedingt ihr Manuskript persönlich übergeben
wollte. „Ich kannte ihre Frau“, sagte sie unvermittelt, „und in ihren Sohn war ich
mal verliebt. Er war eine Klasse über mir auf dem Gymnasium.“ „Oh“, entfuhr es
Raphael, „das ist ja interessant!“ Offen begann er seine Familiengeschichte zu erzählen,
dass er schon seit einigen Jahren geschieden war, was seine Kinder machten…
„Wollen wir uns duzen?“ fragte er zwischendurch. „Ja, gern“ antwortete
Vanessa. Raphael hatte großes Vertrauen zu dieser Frau, die er zum ersten Mal
bewusst wahrgenommen hat, nein, es war mehr als das – er fühlte eine innere
Verbundenheit, so als würden sie sich schon ein Leben lang kennen. Aber auch
das gab den Zustand nicht wider, er, der Schriftsteller und Verleger fand nicht die
richtigen Worte. Vanessa schien es ähnlich zu gehen. Über das Manuskript sprachen
sie nur kurz, dann erzählte Vanessa aus ihrem Leben, und es fanden sich erstaunliche
Gemeinsamkeiten und Synchronizitäten. Auch Vanessa war total offen.
„Was ich dir erzählt habe, weiß nur meine Freundin“, sagte sie, „und nicht einmal
alles. Ich muss sie nachher unbedingt anrufen und ihr von unserer Begegnung
erzählen – ich habe das Gefühl, wir wären Seelengeschwister.“ „Wer weiß, in
welchen Vorleben wir schon miteinander zu tun hatten“, meinte Raphael. Beide
standen auf und umarmten sich lange, und beiden liefen die Tränen die Wangen
herunter. Zuhause angekommen schickte Vanessa eine Mail an Raphael: „Ich bin
beflügelt nach Hause gegangen!“ und er antwortete ihr: „Nur Engel haben Flügel
– jetzt weiß ich, wer mich besucht hat.“
Wolfgang Ruske
46
Doris Helfer
47
Leni Genz
48
Magdalena Boochs
49
Erika Wildtraut
50
Christiane und Noa Kählert
51
Antje Vonderheide
52
Brigitte Schneider
53
...und doch Liebe
Lisa saß mal wieder vollkommen frustriert auf ihrem Sofa. Sie schaute nach
draußen und sah einen grauen Himmel, aus dem dicke Regentropfen gegen das Fenster
klatschten. So ein Mist, dachte sie und nippte weiter an ihrem Kaffee. Ich habe
es so satt, jeden freien Tag hocke ich hier alleine in meiner Wohnung und schlage die
Zeit tot. Freundinnen habe ich auch keine außer Britta, aber die sitzt in ihrem Urlaubsparadies.
Bilder von Palmen, das türkisfarbene Meer und ein herrlicher Sandstrand
konnte ich auf dem Foto, das sie mir über WhatsApp. schickte, erkennen. Es ist
wieder Sonntag, und ich bin allein, das ist ein riesiger Mist. Mürrisch öffnete sie ihren
Laptop und surfte auf verschiedenen Seiten. Gestern, so erinnerte sie sich, bekam
ich eine Reklame im Fernsehen mit über eine Partnerschaftsagentur, ob ich so etwas
einmal probieren soll?, ging es ihr durch den Kopf. Wie hieß die noch? Lisa überlegte
angestrengt. War das nicht irgendetwas mit Paar...? Menschenskind mein Gedächtnis!
schimpfte sie mit sich selbst. Sie surfte weiter und gab Paarvermittlung ein. Zack
ploppten ein paar Agenturen auf. Sie schaute sich einige an und deren Modalitäten.
Bald schloss sie ihren Laptop, um alles sacken zu lassen. Sie musste über die Bedingungen
nachdenken und auch abwägen, ob sie sich überhaupt auf so etwas einlassen
sollte.
Zur gleichen Zeit saß Knut vor seinem Laptop. Auch er litt unter seiner Einsamkeit.
Alle Versuche, eine Frau, die ihn akzeptieren würde, zu finden, scheiterten. Ich
versuche es jetzt über eine Partnerschaftsagentur, machte der Mann sich selbst Mut.
Er schlug eine viel besuchte Seite auf. Zunächst schaute er sich die Bedingungen
an. Die sagten ihm zu, und somit meldete er sich an. Nun musste er sehr viele Fragen
beantworten, was ihm schwerfiel. Er gab sein Alter an und seinen Vornamen.
Bei Hobbys gab er an, dass er gerne Ski lief. Außerdem schrieb er, dass er begeistert
Inliner fuhr. Zum Schluss erklärte er, dass er gerne und viel las. Danach stellte er ein
Bild von sich ein, darauf war nur sein Kopf zu sehen. Wenn eine Frau sich für ihn
interessierte, schaute sie in braune ausdrucksstarke Augen. Das dunkle volle Haar war
leicht gewellt und fiel in sein Gesicht. Seine Nase war gut proportioniert und passte
zu seinem sinnlichen Mund. Ein interessantes Gesicht. In Ruhe las er seine Angaben
noch einmal durch, bevor er das Formular auf den Weg brachte. Mal sehen, ob sich
jetzt eine Frau bei mir meldet.
Abends holte Lisa ihren Laptop wieder hervor und startete entschlossen die Anmeldung
bei der Agentur. Jetzt trug sie sich mit allen Daten ein. Danach schickte sie ihre
Angaben auf die Reise. Anschließend setzte sie sich vor den Fernseher, um sich abzulenken.
Später am Abend checkte sie noch einmal ihre E-Mails. Lisa staunte nicht
schlecht, als zehn Männer auf ihre Anmeldung reagierten. Sie schaute sich die einzelnen
Kandidaten genau an. Die meisten verwarf sie sofort, aber zwei Männer interessierten
sie. Darum schrieb sie den beiden Kandidaten zurück. Vorsichtig formulierte
sie ihren Text.
Lieber Unbekannter, ich freue mich über deine Antwort. Ich selbst bin sechsundzwanzig
Jahre alt und arbeite in einer Buchhandlung. Darum sind Bücher für mich lebenswichtig,
außerdem tanze ich für mein Leben gern. Ich würde mich freuen, etwas von
dir zu hören. Diese Mail schickte sie ab und ging ins Bett, denn das Sortieren der
Zuschriften hatte einige Zeit verschlungen.
In der Mittagspause des nächsten Tages wagte sie erneut einen Blick auf ihre E-Mails.
Beide Männer antworteten ihr. Svens Schreiben trudelte als erstes ein, darum öffnete
Lisa dies auch zuerst.
Hallo Unbekannte, ich freue mich, dass du mir geschrieben hast. Ich arbeite bei einer
Magdlen Gerhards
54
Entsorgungsfirma in Dortmund. Mit deinen Hobbys kann ich nicht viel anfangen,
aber ich hoffe, du interessierst dich für den Fußball. Zu jedem Heimspiel gehe ich
ins Sta-dion, dort treffe ich meine Kumpels und wir feuern unsere Mannschaft an.
Bei Auswärtsspielen treffen wir uns immer bei meinem Kumpel Werner, der kann
alle Spiele im Fernsehen sehen. Bücher lese ich nie, den Quatsch brauche ich nicht.
Aber tanzen kann ich. Außerdem lebe ich seit dem Unfalltod meiner Eltern in meinem
Elternhaus. Aber das kannst du alles sehen, wenn wir uns treffen.
Lisa traute ihren Augen nicht, als sie das alles las. Was ist das für ein Mensch? Er
liest nicht, Fußball rangiert für ihn an erster Stelle, das darf nicht wahr sein! Außerdem
geht er von einem Treffen bei sich zu Hause aus, empörte sich Lisa. Aber dann
dachte sie kurz nach. Ok, Fußball ist für ihn wichtig, tanzen kann er auch und er lebt
in einem Haus, was augenscheinlich ihm gehört. Vielleicht sollte ich ihm eine Chance
geben.
Nun öffnete sie die zweite Mail, diese schickte ihr ein Mann, der Knut hieß.
Mal sehen, was der zum Besten gibt, startete sie neugierig mit der E-Mail.
Liebe Unbekannte,
ich freue mich riesig, dass du dich auf mein Profil gemeldet hast. Danke! Ich arbeite
als Informatiker in einer Firma in Düsseldorf, wo ich auch wohne. Dort lebe ich
in einer Eigentumswohnung. Ich bin unverheiratet, was ich sehr bedaure und hoffe,
auf diesem Weg eine Frau zu finden, die mich so akzeptiert wie ich bin. Bücher sind
meine ständigen Begleiter. Welche liest du gerne? Ich bevorzuge Krimis, aber auch
Biografien von berühmten Leuten. Zuletzt las ich das Buch von Barak Obama. Ich
fand das sehr interessant. Über solche Themen würde ich mich gerne austauschen.
Beim Tanzen muss ich leider passen, das werde ich nie können. Schade! Kannst du
Ski laufen oder fühlst du dich auf Inlinern sicher? Ich würde mich riesig freuen,
wenn wir in Kontakt bleiben. Melde dich bitte! Knut.
Diese Mail sprach sie mehr an, aber Papier ist geduldig. Sie war ratlos und vermisste
ihre Freundin Britta in diesem Moment. Ich schreibe beiden noch einmal, mal sehen
wie sie reagieren, überlegte sie. Doch das erledigte sie erst, als sie zu Hause war.
Nach dem Abendbrot schrieb sie an Sven:
Hallo Sven, du scheinst den Fußball sehr zu lieben. Hattest du schon mal eine Freundin,
was sagte sie zu deiner Leidenschaft? Ich weiß, dass bei einem Spiel zweiundzwanzig
Mann hinter einem Ball herlaufen und versuchen müssen, ihn ins Tor zu
schießen, aber das war es dann auch schon. Wo und mit wem tanzt du? Wo wohnst du
in Dortmund? Ich freue mich, wenn du mir antwortest.
Diese Mail schickte sie direkt ab. Nun überlegte sie, wie sie Knut antworten sollte. Er
lag ihr mehr, vor allem wegen seiner Buchbegeisterung. Das mit dem Tanzen das war
schade, aber das konnte jeder mit ein bisschen Willen lernen, tröstet sie sich. Darum
formulierte sie an Knut:
Lieber Knut, deine Mail hat mich sehr berührt, denn die Passage über deinen Lesehunger
fand ich toll. Ja, das Buch von Obama ist wirklich sehr interessant. Darüber
würde ich gerne deine Meinung hören. Raffiniert geschriebene Krimis lese ich sehr
gern. Das mit dem Tanzen bedauere ich sehr, aber was nicht ist, kann man lernen. Auf
Skiern habe ich noch nie gestanden, das ist hier im Rheinland auch schwierig. Mit
Inlinern fahre ich im Sommer sehr gerne. Ich habe das Glück, ländlicher zu wohnen,
so dass ich auf asphaltierten Wegen laufen kann. Vielleicht ergibt sich das für uns im
Sommer. Ich freue mich, bald noch mehr von dir zu hören. Bis dahin Lisa.
Sven las die Worte und dachte sogleich: Au Backe, die hat keine Ahnung vom Fußball.
Außerdem will die wissen, was frühere Freundinnen gesagt haben zu meiner
Leidenschaft. Ruck zuck tippte er seine Antwort in seinen Laptop.
Hallöchen Unbekannte, du willst wissen, wie andere Frauen das mit dem Fußball
fanden? Meine Ex ist deswegen ausgezogen. Die konnte meine Kumpels nicht ertragen.
Genau wie ich, rauchen die, und dass man `en Bierken zum Spiel trinkt, ist doch
klar. Aber sie sah das anders! Schade, aber das funktionierte nicht zwischen uns. Die
Kumpels von mir sind auch bei der Müllabfuhr beschäftigt, da lechzt man nach `nem
leckeren Bier am Abend. Andere Freundinnen konnte ich nicht finden, darum habe ich
mich bei dieser Partnervermittlung eingetragen. Siehste für uns eine Chance? Bis dann
Sven.
Er drückte den Button zum Absenden und schon war die Antwort auf dem Weg zu
Lisa. Da die noch am PC saß, öffnete sie voller Spannung diese Mail. Zwei Mal las sie
die Worte von Sven, danach stand für sie fest, der ist bestimmt nicht der Mann, der zu
mir passt. Sofort antwortete sie Sven.
Hallo Sven, mir fällt es schwer, dir zu sagen, das mit uns wird nicht klappen. Ich mag
keinen Fußball, keinen Raucher und auch nicht Freunde, die rauchen. Ich hoffe, es haben
sich bei dir noch andere Frauen gemeldet, bei denen du mehr Glück hast. Mach es
gut, Lisa.
Lisa schickte schnell die E-Mail ab und machte einen dicken Haken hinter den Namen
Sven. Nun blieb nur noch Knut. Bei ihm hörte sich alles Vielversprechender an. In
dem Augenblick traf von Knut das nächste Schreiben ein:
Liebe Lisa, ich bin glücklich, wenn ich von dir etwas höre. Ja, einen Austausch über
die Bücher fände ich toll. Mit den Inlinern fahren, das verbindet uns. Gut, im Rheinland
klappt es tatsächlich äußerst selten mit dem Skifahren, aber wenn man in den
Bergen ist, gibt das ein Gefühl von Freiheit. Nur mit dem Tanzen, dass wird niemals
funktionieren. In welcher Buchhandlung arbeitest du? Darf ich danach fragen? Ich
würde gerne eine Empfehlung für ein neues Buch von dir erfahren. Darf ich sagen,
dass ich gerne das lesen möchte, was du mir rätst. Dein Profilbild finde ich wunderschön.
Ich glaube, wenn du mich siehst, wirst du dich abwenden. Für heute habe ich
genug geschrieben. Ich freue mich, von dir zu hören, dein Knut.
Der Mann fieberte der Antwort von Lisa entgegen. Alles, was er bis jetzt gehört oder
gelesen hatte, gefiel ihm außerordentlich gut. Gab es für sie beide eine Zukunft?, ging
es ihm durch den Kopf. Er wünschte sich dies sehnlichst.
Lisa öffnete erwartungsvoll die Mail. Knut ging ihr nicht aus den Gedanken. Gierig
las sie, was er geschrieben hatte. Dann tippte sie sofort in den Laptop die Antwort. Bereitwillig
schrieb sie, wo die Buchhandlung lag und verriet Buchtitel, die sie gut fand.
Vorsichtig geworden, fragte sie nach dem Fußball in seinem Leben. Auch das Rauchen
interessierte sie sehr nach der Aussage von Sven. Schnell schickte sie die Mail ab.
Am anderen Ende wartete Knut schon auf die Antwort von Lisa. Endlich wusste er, in
welcher Buchhandlung er Lisa finden konnte. Die Fragen nach dem Rauchen und dem
Fußball beantwortete er schnell, denn beides spielte in seinem Leben keine Rolle.
Am nächsten freien Tag suchte er die Buchhandlung auf, in der Lisa arbeitete. Knut
betrat das Geschäft und stellte fest, dass mehrere Mitarbeiter dort beschäftigt waren.
Gott sei Dank trugen sie Schilder, auf denen der Name stand. Es dauerte etwas, bis er
Lisa fand. Schnell sprach er sie an, nachdem sie eine Dame fertig bedient hatte. Ihm
gefiel, wie sie sich um alle Wünsche kümmerte. Jetzt war sie frei: „Guten Tag, ich
suche ein Buch für mich.“ Lisa bemerkte vor sich einen Mann, der kleinwüchsig war.
Der Kopf, woher kenne ich das Gesicht, überlegte sie, aber ihr fiel niemand ein, zu
Magdlen Gerhards
55
dem das Gesicht passte. „Welche Art Bücher lesen Sie denn gerne?“ „Das ist unterschiedlich!
Gute Krimis, aber auch Biografien interessieren mich.“, erklärte Knut.
„Dann schauen wir mal, was ich im Regal habe. Haben Sie das letzte Buch von Barak
Obama gelesen?“ „Ja, das hat mich begeistert. Vor allem seine Ehrlichkeit!“ In dem
Augenblick fiel es Lisa wie Schuppen von den Augen. „Du bist Knut. Du korrespondierst
mit mir regelmäßig. Mein Name ist Lisa.“ „Ich weiß, darum wollte ich dich
treffen. Magst du mit mir nach der Arbeit irgendwo ein Glas Wein trinken?“, fragte
vorsichtig der Kleinwüchsige. Gespannt wartete er auf eine Antwort. Sie zögerte,
dann sagte sie zu. Nachdem Feierabend für sie war, wartete er vor dem Laden. Lisa
war auf Abstand bemüht, denn es war schon komisch, einen Mann vor sich zu haben,
der um einiges kleiner war, als sie selbst. Lisa schlug ein Bistro vor, das direkt um die
Ecke lag. Als Knut am Tisch saß, fiel der Unterschied nicht mehr so auf. Das entspannte
Lisa enorm. Zunächst schleppte sich die Unterhaltung dahin. Doch dann packte
Knut den Stier bei den Hörnern und erklärte: „Ist es ein großer Schock für dich, mich
so zu sehen, wie ich bin? Verstehst du nun, warum ich niemals tanzen werde? Ich
bin mein Leben lang wegen meiner Figur gehänselt worden. Einen richtigen Freund
fand ich nie, geschweige denn eine Frau. Sicherlich kannst du mir vorwerfen, dass
ich nicht ganz ehrlich war wegen meines Körpers. Aber ich wollte einmal in meinem
Leben als Mann wahr genommen werden. Denn der bin ich. Meine Körpergröße
verhindert nicht, dass ich wie ein erwachsener Mann denke und fühle.“ Lisa wusste
zunächst nicht, was sie antworten sollte. Doch eigentlich verstand sie den gestraften
Mann. Das Leben kann wirklich grausam sein! Vorsichtig antwortete Lisa, bemüht,
dass sie Knut nicht verletzte. „Ich glaube, ich verstehe, was du meinst. Wenn ich ehrlich
bin, bist du der einzige Mann, der mich interessiert hat. Ich dachte, ich könnte mit
dir auf Augenhöhe, oh entschuldige, ich meinte nicht deine Größe, Gespräche führen.
Aber genau, das ist das, was ich nicht will. Jedes Wort auf die Goldwaage legen zu
müssen und noch einiges mehr.“ Traurig schloss sie ihre Worte, aber es ging ihr so
viel durch den Kopf. Am liebsten wäre sie aufgestanden und geflüchtet. Doch das
verdiente Knut nicht, was sollte sie machen, wie sich verhalten. Sie saßen noch etwas
zusammen, ehe sie sich verabschiedeten. „Lisa, gibst du mir vielleicht eine Chance?
Sehe ich dich noch einmal wieder? Ich will dich nicht drängen, aber ich wünsche es
mir von ganzem Herzen.“ „Ich verstehe, was du sagst. Ich muss nachdenken und kann
dir nichts versprechen und werde keine falschen Hoffnungen machen. Ich melde mich
auf jeden Fall, damit du weißt, was für mich der zukünftige Weg ist. Entschuldige bitte,
aber ich will ehrlich sein. Tschüss!“ Schnell drehte sie sich um und floh förmlich
von Knut. Bedröppelt stand der Mann auf dem Bürgersteig. Tief im Innersten rechnete
er mit dieser Reaktion. Andererseits war er froh, dass Lisa endlich wusste, was mit
ihm los war.
Lisa wollte nichts sehen und nichts hören. Sie war fix und fertig. Hätte sie doch nur
auf einem Bild bestanden, bei dem sie den ganzen Körper sehen konnte. Doch auf
die Idee, dass der Mann etwas zu verbergen hatte, wäre sie nie gekommen. Aber das
stimmte ja nicht, sie hatte die Andeutungen nur nicht verstanden. Mit einer riesengroßen
Packung Pralinen bewaffnet, verzog sie sich in ihr Bett. Wäre doch Britta
hier, mit ihr könnte ich über diesen ganzen Schlamassel reden. Endlich dachte ich,
ich hätte das große Glück gefunden und dann das! Sie stellte den Fernseher an in der
Hoffnung, dass sie abgelenkt würde.
Am nächsten Tag, vollkommen durch den Wind, denn in der Nacht hatte sie keinen
Schlaf gefunden, schellte es Sturm. Es dauerte eine Zeit, bis sie feststellte, dass das
Geräusch von der Türklingel kam. Sie stolperte förmlich aus dem Bett und betätigte
den Türdrücker. „Was ist? Wer will etwas von mir?“ Da vernahm sie die Stimme
von Britta. „Britta, bist du das?“ „Natürlich, nun mach endlich auf! Ich stehe hier im
Regen und brauche dringend eine heiße Tasse Kaffee!“ „Komm hoch! Du kommst
wie gerufen.“ Jetzt stürzte Lisa in die kleine Küche und stellte die Kaffeemaschine
an. Im nächsten Augenblick betrat Britta mit Brötchen in der Hand Lisas Wohnung.
Kaum saßen sie am Tisch, da platzte Lisa mit ihrem Reinfall heraus. „Was?“, mein-
te entsetzt Britta, „Ein Kleinwüchsiger?“ „Ja, das ist mir peinlich. Sein Profil und
seine E-Mails haben mich angesprochen. Er ist belesen, liebt die Bücher, die ich toll
finde. Außerdem kann ich nur erwähnen, dass er sehr gute Manieren besitzt.“ „Hm,
das ist aber schlimm. Der ist eigentlich ein netter Kerl, aber zu klein geraten. Das ist
ein echtes Dilemma. Triffst du ihn noch einmal?“ „Nein, ich glaube nicht, das würde
nichts bringen!“, erklärte Lisa energisch. „Komm, gegen Liebeskummer hilft Shoppen.“,
forderte Britta die Freundin auf. „Wieso sprichst du von Liebeskummer? Das
hat mit Liebeskummer nichts zu tun!“, wehrte sich Lisa energisch. „Das glaubst auch
nur du!“, kam süffisant die Antwort. Schnell zog sie ihre Freundin hinter sich durch
die Tür. Den ganzen Tag dachte Lisa über die Äußerung nach, die Britta wegen des
angeblichen Liebeskummers sagte. Zum Schluss kehrten sie in ein Restaurant ein. Am
Nebentisch saß ein Pärchen, das schwer verliebt sich gab. Für Lisas Seele war dies zu
beobachten, Gift. Nach einer Stunde stand das Paar auf. Sofort bemerkten die Frauen
den Größenunterschied der beiden. Als sie draußen waren, meinte Lisa: Hast du das
gesehen? Der Mann war mindestens zwei Meter groß und die Frau höchstens knapp
über eins sechzig. Das sieht so komisch aus, aber den beiden macht das wohl nichts
aus.“ „Ich finde das toll!“, erklärte Britta, um gleich fortzufahren: „Wenn das möglich
ist, ohne dass man sich schämt, dann müsste das doch auch bei einer anderen Konstellation
möglich sein. Ich glaube, man sollte Vertrauen haben und zu dem Unterschied
stehen.“ „Das sagst du so leicht daher, dich trifft es ja nicht!“, schimpfte Lisa. Britta
antwortete nicht darauf und ließ alles bei Lisa sacken.
In der nächsten Woche geschah nichts, was Lisa bedauerte. Im Stillen dachte sie, dass
Knut sich vielleicht noch einmal melden würde. Aber der Laptop zeigte nichts von
Knut an. Seine Mails fand sie ansprechend und seine Meinung über die Bücher passte
zu ihrer Meinung.
Derweil überlegte tatsächlich Knut, ob er sich noch einmal an Lisa wenden soll-te.
Doch er verwarf den Gedanken ganz schnell, das ließ sein Stolz nicht zu. Schade, ich
fand sie sehr nett. Die Bücher, die sie las, interessieren mich auch. Als ich sie in der
Buchhandlung beobachtete, fand ich sie anziehend. Ihr Lachen fand ich liebevoll.
Ich dachte zunächst, sie würde sich vielleicht mit meiner Kleinwüchsigkeit abfinden
und uns wenigstens eine Chance geben, uns näher kennenzulernen. Doch ich habe
wiederum verloren. Dann verbat er sich solche Gedanken. Ich sollte Lisa vergessen,
ermahnte er sich selbst.
Die Tage vergingen, es wurden Wochen. Beiden ging der andere nicht aus dem Kopf.
Lisa stöberte bei dem Partnerportal und schaute sich andere Kandidaten an. Keiner
sprach sie an. Bei einigen konnte man schon heraushören, dass sie ein Sexabenteuer
suchten, andere schrieben über sich haarsträubende Dinge, die Lisa niemals akzeptieren
konnte. Viele Gespräche führte sie mit Britta, doch die führten zu nichts. Doch
gestern Abend meinte sie: „Ich würde gerne Knut kennenlernen. Ich möchte mir ein
eigenes Urteil bilden!“ Gespannt wartete sie auf eine Reaktion von Lisa. Zunächst
schaute die Britta entsetzt an. Dann erklärte sie: „Wie stellst du dir das vor? Ich habe
keine Ahnung, wo er arbeitet. Er ist bei einer IT-Firma. Da kannst du schlecht hineinplatzen
und erklären: Ich möchte gerne Knut sprechen, arbeitet der bei ihnen?“ „Das
dachte ich auch nicht. Vielleicht könntest du ihn noch einmal kontaktieren. Dann gehe
ich mit und kann unverbindlich ihn begutachten!“, erklärte die Freundin. „Wie bitte!
Das weckt doch neue Hoffnungen bei ihm! Das will ich nicht!“, meinte sie rundweg.
Britta ließ das Thema fallen und sprach über Belangloses. Als zwei Stunden später
sich Britta verabschiedete, erklärte Lisa: „War dies dir ernst gemeint? Ich meine eine
Begegnung mit Knut?“ „Ja, sehr ernst, ich bemerke doch, wie intensiv du dich mit
ihm immer noch beschäftigst.“ „Ist das so deutlich zu erkennen?“ „Und ob!“ „Gut,
dann schreibe ich ihm noch mal. Vielleicht will er überhaupt nichts mehr von mir
hören!“, schloss sie das Gespräch. Tatsächlich setzte sie sich später an den Laptop
und schrieb Knut. Sie fragte, wie es ihm ginge, ob er noch an einem Treffen mit ihr
interessiert wäre. Keine fünf Minuten später erhielt Lisa die Antwort.
Magdlen Gerhards
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Liebe Lisa, ich würde mich wahnsinnig freuen, dich wiederzusehen. Wann ist es dir
recht? Schreibe mir und dann treffen wir uns. Danke!
Sein Interesse schien ungebrochen, stellte Lisa fest. Schnell sagte sie ein Treffen für
Freitagabend zu. Britta, das wusste sie, konnte am Freitagabend auch.
Britta holte sie ab, und sie gingen zu dem Bistro, in dem sie sich treffen wollten. Die
Freundin war gespannt, wie sie Knut finden würde.
Sie betraten das Bistro, da saß Knut schon an einem Tisch. „Da hinten sitzt er“, raunte
Lisa Britta zu. Der wirkt doch gar nicht so klein, ging es Britta durch den Kopf. Knut
staunte etwas, da Lisa nicht alleine war. Höflich begrüßte er die beiden Damen. An
seinen Armen fiel sofort auf, dass sie kürzer waren als bei einem normalen Menschen.
Zunächst lief das Gespräch schleppend, aber dann kam es in Fahrt, und beide Frauen
vergaßen, dass dieser Mann behindert war. Ob Kunst, Politik oder Alltagsdinge, in
jedem Bereich punktete er. Später am Abend verabschiedeten sie sich. Knut fragte vorsichtig:
„Lisa willst du mich noch einmal treffen? Ich fand den Abend sehr entspannt
und schön. Ich weiß, dass ich nie der Traummann für dich werden kann, aber wenigstens
sich ab und an zu treffen, fände ich schön.“ „Ich überleg es mir. Wir können
zunächst E-Mails austauschen.“, bot sie an.
Auf dem Heimweg sagte Britta: „Lisa, ich finde ihn echt nett! Er ist unterhaltsam,
höflich und bewandert in allen Bereichen. Wenn er nicht kleinwüchsig wäre, was wäre
dann?“ „Dann wäre er perfekt!“, gab die Freundin zu. „Siehst du, klar ist es nicht
leicht, als ungleiches Paar in der Gesellschaft sich aufzuhalten. Dein Part wäre es,
über den Dingen zu stehen und selbstbewusst neben ihm her zu gehen. Das meine ich
im wörtlichen Sinne, aber auch im übertragenen Sinn.“ „Jetzt hast du mir eine dicke
Aufgabe gegeben, über die ich nachdenken muss. Ich verspreche, mir Gedanken zu
machen.“
Drei Wochen später bat Lisa Knut um ein erneutes Treffen. Sie hatten sich fast täglich
geschrieben. Eigentlich reizte sie alles an dem Mann. Knut war sofort Feuer und Flamme,
als Lisa eine Zusammenkunft vorschlug. Ob Britta wieder dabei ist, ging es dem
Mann durch den Kopf. Egal, Hauptsache ich sehe Lisa wieder. Dieses Mal sollte Knut
zu ihr nach Hause kommen.
Er kam mit Blumen in der Hand. Lässig schlang er den Pullover um seine Schultern.
Schnell bemühte er sich darum, sich hinzusetzen, denn dann fiel der Größenunterschied
zwischen ihnen nicht so auf. Lisa dachte: Er kleidet sich modisch und wirkt
männlich dadurch. Lisa hatte eine Kleinigkeit zu essen vorbereitet. Knut fand es echt
köstlich und der Wein mundete ihnen auch. Nach einiger Zeit sagte Knut: „Lisa, ich
habe mich in dich verliebt und möchte dich körperlich spüren, deine Hand halten, dich
streicheln, denn du schwirrst die ganze Zeit in meinem Kopf. Wenn du Ängste hast,
weil ich körperlich so bin, wie ich bin, dann sage es jetzt, denn dann gehe ich. Es fällt
mir schwer, nicht in deiner Nähe zu sein, dir zu schreiben, um doch zu wissen, du wirst
mich niemals als Mann sehen.“ Abrupt endete Knut. Lisa saß still und musste erst das
Gesprochene verdauen. Derweil schaute Knut sie an, ohne ein weiteres Wort. „Knut,
ich bin noch immer hin und hergerissen. Ja, du bedeutest mir etwas, aber ich weiß
noch nicht, ob ich stark genug bin, in der Öffentlichkeit die Blicke und Kommentare
auszuhalten. „Dann lass es uns langsam angehen. Wir brauchen zunächst nichts an die
große Glocke zu hängen.“, erklärte Knut zuversichtlich. Endlich wollte er ihre Gefühle
testen. Deswegen setzte er sich neben die Frau seiner Träume und nahm zärtlich ihren
Kopf in die Hände und küsste sie zärtlich. In diesem Kuss lag ein großes Versprechen,
das spürten beide.
Friedhelm Kötter
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Anonym
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Anonym
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Wolfgang Ruske
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Wolfgang Ruske
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Eva Daners
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Anonym
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Brigitte Schneider
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Alice Müllers-Bonsack
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Roswitha Gierling
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Steffi
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Die Welt steht Kopf
Die Welt steht Kopf
und genauso soll es sein,
es gibt noch so viel zu verzeihn,
so viele Schatten abzulegen,
so viel Finden neuer Wegen,
das Alte ist sicher und bekannt,
sind wir ihm viel zu lange schon
hinterher gerannt,
das Neue – unsicher und fremd -
in ihm sich jeder von uns
(wieder)-erkennt,
wenn wir nur die große Chance
ergreifen,
unsere Seelen lassen reifen,
unseren Verstand zum Schweigen
bringen,
wieder horchen unseren inneren
Stimmen,
die da singen - habt Vertrauen,
keine Angst,
seid erfüllt von Liebe,
seid gespannt,
welches Geschenk da vor euch liegt,
die Liebe am Ende immer siegt
Denise und Marie Kumpf
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Liebe auf Abstand
Liebe auf Abstand, wie darfst du
sein?
Sehnst dich nach Nähe, Berührung,
hilfst Seelen sich zu verzeihn`,
brauchst Raum, Freiheit und den
Mut,
dann tust du uns Menschen so
unglaublich gut,
musstest der Angst den Platz
gewähren,
eingesperrt, geregelt -
doch du bist nicht zu entbehren,
unter Vorsicht lugst du heraus,
streckst bedacht deine Fühler aus,
scheinst du auch weit weg zu sein,
deine Kraft wird niemals klein,
neue Wege wirst du finden,
wirst Hoffnung, Freude und Dankbarkeit
unter die Menschen bringen,
bist ein Geschenk, das geteilt werden
will,
liebe Liebe, du wirst niemals still.
Denise und Marie Kumpf
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Paco Strux
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Ines Siri Trost
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Anonym
72
Anonym
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Anonym
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Christiane Kählert
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Bernhard Heese
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Friedhelm Kötter
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Bunte Liebe in graueren Zeiten
Ich für Dich und Du für mich?
Fragen über Fragen.
Vieles passiert und ändert sich,
kann unsere Liebe alles sagen?
Vertrauen als starkes Fundament,
sollte Liebe tragen.
Vieles passiert und ändert sich,
kann unsere Liebe es ertragen?
Liebe mit Verständnis und Raum,
kann Unvorstellbares wagen.
Vieles passiert und ändert sich,
doch unsere Liebe wird nicht verzagen!
Sandra Klein
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Ernst Neugebauer
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Dominik
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Leander
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Joachim L. Bähr
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Katharina Ihlefeld
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Liebe in Zeiten von Corona
Ich fühle mich bei diesem Titel für dieses „Liebes-Projekt“ an
den Roman von Gabriel Garcia Márquez erinnert: „Liebe in den
Zeiten der Cholera“ - obwohl die Protagonistin meiner nachfolgenden
kleinen Geschichte keinerlei Ähnlichkeit mit einer der
Figuren seines Romans hat.
Ich nenne sie Marie. Marie war wieder mal verliebt. Das war
bei ihr keine Seltenheit. Marie war ein glücklicher Single mit
Status „dauerverliebt“. Sie hatte sich in der Zeit von Corona
auch noch ausgerechnet an Karneval verliebt, was Frau oder
Mann doch tunlichst vermeiden sollte, da an Aschermittwoch
bekanntlich alles vorbei ist. Sie durfte an der Kasse des Supermarktes
ihres Vertrauens einem Kunden „in die schönen blauen
Augen sehen, und dann war es auch schon um sie geschehen“.
So würde es dann später in ihrem Tagebuch stehen, da Marie
gerne zur Dichterin wurde, wenn ihr etwas oder jemand zu Herzen
ging. Sie hatte sich mit dem jungen Mann nett unterhalten,
vielleicht sogar ein wenig geflirtet, wie ihr schien. Doch zum
Austausch der Telefonnummern war es nicht gekommen. Marie
hatte jedoch erfahren, in welchem Frisörsalon ihrer Stadt er arbeitete.
Dummerweise waren die Frisörsalons zurzeit geschlossen.
Sie war daher auf die verrückte Idee gekommen - nur Menschen
wie Marie machten sowas Verrücktes - ihrem Schwarm
ein kleines Gedicht in Schriftform zukommen zu lassen. Dieses
natürlich möglichst neutral verfasst. Frau will ja schließlich
nicht mit der Tür ins Haus fallen, zumal die Tür des Frisörsalons
gar keinen Briefkasten hatte, wie sie später feststellen musste!
Was tun? Nun, es musste ein „Postillion d’Amour“ her, und wer
konnte da beherzter einspringen als die Deutsche Post?
Irgendwie und irgendwann würde der Brief schon seinen Empfänger
erreichen, da war sie recht zuversichtlich.
Nun, müsst ihr wissen, saß Marie in der Zwischenzeit, bis sich
der Herr vielleicht zu einer Antwort bequemte, nicht untätig allein
zuhause, auch wenn die Freizeitaktivitäten in jenen Zeiten
stark eingegrenzt wurden und sich nach draußen verlegten.
So ließ sie sich zum Beispiel vom Winter verzaubern, und auf
einem ihrer vielen Spaziergänge tanzte sie einen Schneewalzer
auf einem verschneiten Feld. Spaziergänge entwickelten sich
zum wahren Freizeitsport zu jener Zeit. Durch diese kleinen,
schönen Erlebnisse, die sie erfahren durfte und durch diesen
anfangs genannten Status des „Dauer-Verliebtseins“ strahlte
Marie von innen heraus. Sie erinnerte sich und erlebte die
Momente der schönen Begegnungen oder Ereignisse immer
wieder aufs Neue, so dass auch ihre Umwelt und Menschen
um sie herum dieses Strahlen wahrnehmen konnten. Von den
aktuellen schlimmen Ereignissen ließ sie sich nicht unterkriegen.
Sie gab und fand Halt in ihrem Freundeskreis und in der
Familie. Es heißt, eine Frau müsse um die 20.000 Wörter pro
Tag sprechen. Diese konnte sie in den Telefonaten mit der
Freundin loswerden. Sie konnte allerdings auch selber gut zuhören,
wenn Freunde oder andere Menschen aus ihrem Umfeld
ihr Ohr brauchten. Als rheinische Marie fehlte ihr natürlich
die Ausgelassenheit des Karnevals. Aber hier kam sozusagen
„Hilfe von Oben“: In einer Messe, die sie noch besuchen konnte,
hatte der Priester - selbst ein Fan der Kölschen Musik - drei
Lieder in seine Predigt eingebaut.
Marie erfuhr in jener Zeit mehr denn je, dass es die kleinen
Dinge des Lebens waren, mit denen sie oder andere ein wenig
Freude verbreiten oder Liebe schenken konnten. Wie wichtig
es war, achtsam zu sein für andere und für das, was sich um
sie herum bewegte. Und nicht zuletzt auf sich zu achten, sich
gut zuzusprechen und sich selbst zu lieben. Nur so konnte sie,
unwissend, auch für andere ein kleiner Lichtblick sein. Oft wissen
Menschen wie Marie das nämlich gar nicht. Ihr möchtet
bestimmt wissen, was aus ihrem Schwarm geworden ist. Der
Brief erreichte seinen Empfänger im Frisörsalon und wurde
auch gelesen. Marie wusste zu jenem Zeitpunkt jedoch noch
nicht, dass sie sich dieses Mal in einen Mann verguckt hatte,
der der Männerwelt zugeneigt war.
So lange vertraute sie sich weiter ihrem Tagebuch an, wenn
sie Schönes erlebte. Sie dichtete oder blätterte darin zurück,
schmunzelnd über die Dinge, die sie so an Verrücktheiten
machte, nicht nur zu „Corona-Zeiten“. Oder sie schrieb diese
kleine Geschichte, die sie sich für euch während der Pandemie
ausgedacht hatte und die ihr gerade gelesen habt.
Maria
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Stephanie Mund
85
Alisha
86
Dominik
87
Joachim L. Bähr
88
Katharina Ihlefeld
89
Junes
90
Melina
91
Wir trafen uns zufällig.
Mit deiner weißen Maske
und der Kapuze
wirktest du auf mich wie ein
verhüllter Beduinenfürst.
Ich konnte nicht anders und
strahlte dich an.
Du musst meine Augen genau
beobachtet haben,
denn sonst hättest du wegen
meiner Maske
mein Lachen nicht entdecken
können.
So aber hörte ich dich mit
samtener Stimme sagen:
Lass mich deine Lippen sehen,
Kleines.
Wir sahen uns um. Keiner in
der Nähe.
Im Gleichklang lösten wir
die Masken.
Ich sah in ein Gesicht
mit Schnurrbart,
zog meine Maske direkt
wieder auf und
verabschiedete mich kurz.
Ulrike Göttlich (Text) - Hilla Baecker (Bild)
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Die Krone der Schöpfung
Jetzt gehört den Vögeln die Welt. Ich habe es schon immer gewusst, nicht der Mensch ist die Krone
der Schöpfung, nein es sind unsere gefiederten Freunde. Ja, und es macht mich glücklich, dass
diese liebenswerten Wesen mit dem farbenfrohen Federkleid endlich wieder das Regiment auf
der Erde übernommen haben und uns in Allerherrgottsfrühe mit ihrem bezaubernden Tirili wecken.
Und ich habe auch das Gefühl, dass die Vögel den flugzeugfreien Himmel und die Ruhe und Langsamkeit
auf Erden in vollen Zügen genießen. Und wenn ich nicht ganz falsch liege, geben sie sich
nun auch ungestört und fröhlich der Liebe hin. Man sieht sie ausgelassen von Wipfel zu Wipfel
hüpfen, die Männchen plustern sich auf und übertreffen sich mit dem schönsten Gesang, den balzende
Vögel zu bieten haben. Und am Ende werden wir jede Menge gefiederten Zuwachs erhalten.
Apropos Zuwachs. Gestern war ich bei meinem Frauenarzt. Auch er berichtet von Telefonanrufen,
in denen aufgeregt über Nachwuchs spekuliert wird.
Also wenn man es genau betrachtet, haben wir sowieso viel Gemeinsames mit Vögeln. Es gibt, die
die sich nun aufplustern, die, die auf dem Boden hocken und das futtern, was die Vögel von oben
herunterfallen lassen. Es gibt den Futterneid, dann die, die anderen Vögeln auf den Kopf scheißen,
die schrägen Vögel, die, die nur die Rosinen aus dem Kuchen picken, die fleißigen Nestbauer
und die, die sich in fremde Nester hocken, die treuen und die, die Vielweiberei betreiben.
Ja und was ist noch zum Vögeln zu sagen? Natürlich, auch das nimmt zu. Die Menschen haben
Zeit, sind ausgeruht und hüpfen unbekümmert vom Bett auf die Couch und wieder zurück. Bleibt
nur zu hoffen, dass sie sich später auch so liebevoll um ihre Brut kümmern werden, wie es unsere
farbenfrohen Freunde tun.
Jutta Crisanth
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Friedhelm Kötter
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Roswitha Gierling
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Willi Arlt
96
Robert Jordan
97
Marie Kumpf
98
Denise Kumpf
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Durch Corona
wurden sie auf isolierte Zweisamkeit geworfen.
Mitten in Berlin bleibt man besser zu Hause.
Lebensmittel kann man sich liefern lassen.
Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Bad, Balkon.
Nicht schlecht eigentlich.
Durch Homeoffice eng.
Sie entdeckten sich neu.
Tag und Nacht.
Pausenlos beieinander.
Andere Menschen nur digital.
Sie entdeckten Abgründe
neben zauberhaften Facetten.
Sie diskutierten und lachten,
stritten und liebten sich.
Kämpften erneut.
Versöhnten sich.
Immer wieder fanden sie ihr Selbst im Du.
Der Spiegel war so klar wie nie.
Auf dem Höhepunkt der Pandemie
eine Frage und ein Ja, bis der Tod uns scheidet.
Ulrike Göttlich (Text), Bernhard Heese (Bild)
100
Paula Schmauks
101
Marion Kuhlmann
102
Nike
103
„Die Freude und das Lächeln sind der Sommer des Lebens“
[Jean Paul]
Heike Daners
104
Lena Daners
105
Monika Schön
106
Katharina Ihlefeld
107
Er war schon vor Corona ein Einzelgänger.
Natürlich war da die Hoffnung auf die Eine, die sein Herz öffnen würde.
Ab und zu ging er deshalb in eine Bar und suchte mit seinen Augen weiche Münder, die an Strohhalmen zogen. Gin löste seine Zunge und
manchmal ergab sich ein kurzes Gespräch oder etwas mehr.
Der Lockdown hatte auch sein Inneres weiter zugeschlossen. Seine Angst vor Menschen wurde durch die Angst vor dem Virus verstärkt.
Die Fülle der virtuellen Welt lenkte ihn ab, befriedigte ihn aber nicht.
So suchte er Glück in der Freundschaft mit Don Promillo.
Ulrike Göttlicjh (Text) - Katharina Ihlefeld (Bild)
108
Ernst Siegfried „Ziggy“ Schöning
109
Maria-Lenssen-Berufskolleg
110
Maria-Lenssen-Berufskolleg
111
Ida Kneitz
111
Paula Maria Boochs
111
Es fühlte sich an wie ein öffentlicher Tabubruch, diese Umarmung mitten auf dem
Parkplatz, trotz Corona. Wir hatten uns zufällig getroffen, wieder getroffen, auf
dem Parkplatz vom Supermarkt. Ich hatte meinen Einkaufswagen weggebracht
und wollte gerade wieder los, sie war gerade angekommen und wollte ihren
Einkaufswagen holen. Quer über den Parkplatz trafen sich unsere Blicke, sofort
erkannt. Sie war hübsch, immer noch, mit veränderter Frisur, immer noch der
gleiche Style der Kleidung, und dieser warme, offene Blick. Erst zaghaftes
Geplauder “wie gehts?”, “was machst du?”, kleiner Abriss des Lebens seit der
Trennung. Zwei Jahre nicht gesehen, auseinandergelebt, sie berufliche
Veränderung, ich Pflege-Verantwortung bei der plötzlich schwer erkrankten
Single-Schwester. Aus verschiedenen Lebensrichtungen plötzlich hier
aufeinandergeprallt, und alles doch so vertraut. Ein selbstverständliches
Miteinander im Gespräch, als hätte man sich gestern zuletzt gesehen.
Diese Offenheit, das Zugeben der Einsamkeit, Abgeschnittensein in der Coronazeit.
Wir hatten beide keine Zeit, wir haben fast eine Stunde auf dem Parkplatz
geredet. Zum Schluss haben wir unsere aktuellen Handynummern getauscht, uns
verabredet für die nächste Woche. Dann standen wir da, im geforderten Abstand,
schauten uns an, es war wortloses Einverständnis: wir machten beide die Schritte
gleichzeitig aufeinander zu und umarmten uns, fünfzehn Sekunden oder eine
halbe Ewigkeit. Die Blicke waren uns egal, die vorwurfsvollen oder die “würde ich
auch gerne, trau mich aber nicht”-Blicke. Das vertraute Gefühl von Nähe. Sie
ist wieder da. Dann der kurze Abschied “bis nächste Woche” und ab nach Hause.
Was bleibt ist das tiefe Gefühl von Glück, lang vermisst.
Gisela Stotzka
111
Paula Maria Boochs
111
Anonym
111
Nicole Wirtz
111
Stille
Ich öffne die Haustüre und schaue mich um.
Die Straße ist verwaist. Ich höre nichts.
Die Kinder sind verstummt.
Nur der Mops von gegenüber ist fidel, erledigt
sein Geschäft, schnüffelt hier und schnüffelt
da und diese Nacht wird er vielleicht von einer
Hundedame träumen, von einer mit einem
super süßen Po. Sein Herrchen steht stickum
hinter dem Vorhang und belauert die Bienen
beim Schauspiel d‘amour.
Seine Hummel ist vermutlich in der Küche und
bereitet das Mittagessen zu.
Jutta Chrisanth (Text) - Brigitte Böckels (Bilder)
118
Brigitte Schneider
119
Sean Piere
120
Maksim
121
CORONA
VS.
CORONA
Chaos
Ohne
Ruhe
Oder
Nähe
Angst
C
O
R
O
N
A
Chance
Orientierung
Rückblick
Offenbarung
Neuanfang
Alternative
Brigitte Böckels
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Katharina Ihlefeld
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Luzi Mathilde Weidmann
124
Elmedina
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Meist kommt sie
zuerst kribbelt es
auf unserer Zunge
gemeinsam leben
aus MIR und DIR
eise ja fast lautlos zu uns
m Bauch wie Brausepulver
intauchen in eine neue Welt
eisammen bis zum Schluss
rwächst eine Einheit – WIR
Annette Fitzen
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Elmedina
127
Paula Maria Boochs
128
sind die einzige HOFFNUNG
auf eine bessere ZUKUNFT
für unsere
Ildikó Naszvadi
129
WELT
Wir fürchten uns nicht nur vor dem Tod.
Wir fürchten uns noch mehr vor dem Licht.
Denn es gibt eine Quelle der Schöpfung.
Ihr Licht ist für unser Ego furchterregend,
gleißend, absolut, unermesslich…
Wir müssen uns in Demut nähern.
Die Liebe, die diese Quelle transmittiert,
lässt sich nicht mit menschlicher
Liebe vergleichen.
Sie ist absolut und bedingungslos.
Egal, was wir je verbockt haben,
all unsere Erfahrungen sind ein Tropfen
im Ozean ihrer Gnade.
[Genesis, 2021]
Veit Lindau
130
Die Weisheit sagt, dass ich NICHTS bin.
Die Liebe sagt, dass ich ALLES bin.
Monika Otto (Bild) - Wolfgang Ruske (Eingebung)
131
Sandra Giersch
132
Sandra Giersch
Eines Tages machte sich ein Mann auf, die Liebe zu befragen, wer
sie wirklich sei. Er traf sie auf einem Hügel. Sie saß auf einer
Schaukel, und lies sich die Sonne ins Gesicht scheinen.
„Gut, dass ich dich hier treffe, du bist also die Liebe, richtig? “
Die Liebe blinzelte dem Mann entgegen: „Stimmt, das bin ich! “
„Und sie sagen du brauchst nichts um zu SEIN?“
„Auch das ist wahr!“ lachte die Liebe. „Kann ich dir gar nichts geben?“
„Nein, danke ich habe alles!“ „Gibt es wirklich nichts was ich
dir geben könnte, damit ich deiner würdig bin?“ wollte der
Mann wissen. „Nein, nichts, du bist meiner immer würdig.“
„Einfach so?“ „Ja, einfach so.“ lachte die Liebe nochmals.
„Ja, und deshalb kannst du jeden einfach so lieben?“
„Ja, das tue ich ja auch. “
Leicht gestresst erwiderte der Mann:
„Und deshalb liebst du mich?“ „Ja ich liebe dich.“
„Ja, aber dann bin ich ja in deinen Augen gar nichts Besonderes für dich,
wenn du jeden so liebst.“ „Warum glaubst du musst du etwas besonderes
sein, um geliebt zu werden?“ „Na weil man doch wohl einen Grund
braucht, jemanden zu lieben.“ „Nein, braucht es nicht, die Liebe liebt
einfach.“ „Nein, so ist das doch keine echte Liebe“, stieß der Mann hervor.
„Ich will dass mich jemand so liebt wie keinen anderen.“ Die Liebe holte
noch mal fröhlich Schwung auf ihrer Schaukel und rief dem Mann
entgegen: „Nun, mit Wollen hat Lieben schon mal nichts zu tun, mit SEIN
hat es zu tun. Du bist es nur so sehr gewohnt, so zu denken, dass es einen
Grund braucht, um geliebt zu werden. Das ist das Denken der Menschen
und obwohl sie tausendmal gehört haben, dass wahre Liebe nichts will,
denken sie immer noch, es muss Gründe geben. Sie wollen es einfach
nicht glauben. Denn dann würde auffallen, dass sie gar nicht wirklich
wissen, wer und wie ich bin, ha ha.“
Die Liebe schwang immer höher auf ihrer Schaukel und rief dem
Mann zu: „Ich liebe dich weil du BIST, nicht weil du „etwas“ bist.
Das war immer so und wird immer so sein. Nimm das bitte mit
und verteile es als Handzettel an all die armen Seelen, die der Angst
immer noch auf den Leim gehen.
Schreib groß drauf: Die Liebe liebt, weil sie es zu lieben liebt.
Und wer liebt, wird unwiderstehlich, wer von euch also unwiderstehlich
sein möchte, sollte ganz schnell anfangen zu lieben, alles und jeden.
Ich wünsche dir eine wunderbare Heimreise,“ rief die Liebe dem Mann
ein letztes Mal zu und verschwand mit einem letzten großen Schwung
und einem lauten Lachen in den Wolken.
Baghira (Text) - Bianca van Dijk (Bild)
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Wir alle sind als Licht geboren,
und alle werden sich wieder daran erinnern,
dass sie Licht sind.
Das wird unsere Zukunft.
Es wird ein großes Licht geben,
und dieses Licht bist du.
Es wird große Heilung geben,
und diese Heilung bist du.
Es wird eine Wende zur Liebe geben,
und diese Wende bist du.
Christina von Dreien
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Liebeslied für einen flügellosen
Engel auf Terschelling
Du der Anker
ich das Schiff
du meine Insel
ich dein Riff
Du die Welle
ich der Wind
du meine Seele
ich dein Kind
Du das Segel
ich der Mast
du meine Unruh
ich deine Rast
Du der Hafen
ich das Meer
du meine Freude
wo kommst du her
Wolfgang Schmölders
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Amelie Lenzen
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„Liebe
ist die
Gottesenergie...
echte Liebe ist
Freude“
Bianca Mentil (Foto) - Dieter Broers (Zitat)
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Jessica Ritter
139
IMPRESSUM
Herausgeber:
Atelier Wolfgang Ruske
Seidenweberstraße 35
D-41189 Mönchengladbach
wolfgang@ruske-kunst-art.de
www.ruske-kunst-art.de
2021
Gefördert vom Ministerium
für Kultur und Wissenschaft NRW
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