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Unilog Nr. 33 März/April 2007 - ÖH Klagenfurt - Universität Klagenfurt

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<strong>März</strong>/<strong>April</strong> 007<br />

Debat te<br />

Viel Rauch um Nichts?<br />

Die öffentliche Meinung drängt Rauchende immer mehr an den Rand der Gesellschaft,<br />

wo sie mit schuldbewusst „gesengtem“ Blick ihre Glimmstängel paffen.<br />

Rauchen wird aus-, ein- und weggeschlossen, obwohl die Gegnerschaft zwischen<br />

Nicht- und Rauchenden gar nicht so unüberbrückbar scheint wie propagiert.<br />

JohannEs WoUK<br />

Raucher<br />

Es war einmal eine Uni-Aula,<br />

in der Rauchende und Nichtrauchende<br />

mehr oder weniger<br />

friedlich koexistierten. Als dann<br />

im Jahr 2005 per Bundesgesetz<br />

ein allgemeines Rauchverbot<br />

in öffentlichen Gebäuden eingeführt<br />

wurde, rauchten dort<br />

nur noch die Köpfe. Den Vertriebenen<br />

wurden so genannte<br />

Smoking-Points versprochen,<br />

und tatsächlich eröffnete bald ein<br />

kleines Rauchercafé. Da dieses<br />

aber nicht allen Tabakjunkies<br />

Platz, bot riefen einige Studierende<br />

mobile Smoking-Points<br />

ins Leben, unter dem Motto: „Ich<br />

rauche, wo ich gehe und stehe!“<br />

Diese Kleinstrebellion wurde<br />

aber schnell niedergeschlagen,<br />

indem „schwarze Listen“ über<br />

Verstöße gegen das Rauchverbot<br />

geführt wurden. Die Rauchenden<br />

fügten sich und zogen sich<br />

ins Freie zurück, wo sie heute,<br />

zwei Jahre nach dem „Exodus“,<br />

immer noch auf Indoor-Smoking-Points<br />

warten. Aber solche<br />

sind laut Gebäudeverwalter<br />

Erich Schauer auch weiterhin<br />

nicht geplant, zwar sollen 2 bis 3<br />

Pavillons in „offener Bauweise“<br />

aufgestellt werden, aber „es ist<br />

auch weiterhin außer im IQ nur<br />

im Freien erlaubt, zu rauchen.“<br />

Dieses Konzept soll die Rauchenden<br />

von den Eingangsbereichen<br />

der Uni fern halten, wo durch die<br />

Sogwirkung Rauch ins Gebäude<br />

dringen kann und großer Reinigungsaufwand<br />

durch weggeworfene<br />

Zigarettenstummel entsteht.<br />

Also werden die Rauchenden<br />

nun eine „Diaspora“ am Uni-<br />

gelände antreten müssen. Die<br />

Argumente Schauers sind dabei<br />

durchaus nachvollziehbar, natürlich<br />

muss die Gebäudeverwaltung<br />

auf die Einhaltung des Bundesgesetzes<br />

und die Reinhaltung des<br />

Bundesgebäudes achten, aber ist<br />

ein Wegschließen der Rauchenden<br />

der richtige Weg? Könnten<br />

wir nicht wieder zurückkehren zu<br />

einer friedlichen Koexistenz wie<br />

anno dazumal? Immerhin gehen<br />

auch viele Nichtrauchende gern<br />

mit „eine rauchen“ und stehen<br />

Freies Atmen für alle oder glücklich eingenebelt?<br />

Deine Meinung zählt auf oeh-klagenfurt.at/forum!<br />

dann unaufgeregt im Qualm,<br />

oder trinken im IQ einen Kaffee,<br />

ohne sich am Rauch zu stoßen.<br />

Rauchen ist eben auch eine soziale<br />

Handlung, die verbindet, und<br />

sollte nicht zu einer werden, die<br />

man einschließt und damit auch<br />

vieles ausschließt.<br />

Fundamentalistische<br />

Gegnerschaft?<br />

Auch Rektor Mayr kann „die<br />

nahezu schon fundamentalistische<br />

Gegnerschaft nicht nachvollziehen,<br />

obwohl ich selbst vor<br />

zwei Jahren aufgehört habe zu<br />

rauchen. Die Entscheidung muss<br />

aber jeder für sich selbst treffen<br />

dürfen. Allerdings sollen Nicht-<br />

FoTo: LIeBeRWIRTH (CC By-NC-ND-2.0)<br />

rauchende weder gestört werden<br />

noch gesundheitlichen Schaden<br />

erleiden, darauf ist zu achten.”<br />

Diese Meinung teilen auch viele<br />

Raucher: „Ich bin zwar selbst<br />

Raucherin, aber ich stehe auch<br />

lieber nicht in einer Nebelwolke<br />

herum. Ich kann voll und ganz<br />

nachvollziehen, wie furchtbar<br />

dies für Nichtrauchende sein<br />

muss. Wenn es warm ist, geht<br />

man eh lieber raus rauchen<br />

und wenns kalt ist, meine Güte<br />

– dann raucht man halt weniger<br />

und tut was für seine Gesundheit!“<br />

Smoking-Points als<br />

Social-Points<br />

Es scheint also durchaus beiderseitiges<br />

Verständnis zu geben,<br />

was versöhnlich, aber auch nachdenklich<br />

stimmen kann. Sollte<br />

ein Bundesgesetz Menschen in<br />

zwei Gruppen spalten und so<br />

Fronten verhärten? Sollte das<br />

zwar gesundheitsschädliche, aber<br />

keinesfalls asoziale Rauchen kriminalisiert<br />

werden? Führt dies<br />

nicht zu einer Diskriminierung,<br />

die unabsehbare Folgen nach<br />

sich ziehen könnte? Und wollen<br />

wir das wirklich?<br />

Fragen, die sich Rauchende<br />

und Nichtrauchende gleichermaßen<br />

stellen sollten, damit Smoking-Points<br />

auch Social-Points<br />

bleiben können.<br />

campus.kultur<br />

KoMMentar<br />

JüRGEn hopFGaRTnER<br />

Redakteur<br />

15<br />

32:2<br />

omas Lebenserfahrung<br />

lässt sich nahtlos auf das<br />

„StudiVZ“ (www.studivz.net)<br />

umlegen: „Wer lange genug<br />

sucht – wird auch einen Fehler<br />

finden.“<br />

Im boomenden Online-<br />

Schneeballsystem fällt dem<br />

hehren Begriff der „Freundschaft“<br />

inflationäre Verwendung<br />

anheim. Nenne ich tatsächlich<br />

mehr als 30 „Freunde“<br />

mein eigen – also richtige<br />

„Homies“, die wegen meiner<br />

Leichen im Keller nicht die<br />

Nase rümpfen? Teile ich meinen<br />

Kosmos mit über 30 Durch-<br />

Dick-und-Dünn-Gängerinnen<br />

und -Gängern, für die ich aus<br />

meinem Herzen keine Mördergrube<br />

machen muss? Eine<br />

ganze Horde von Fans, die es<br />

zu schätzen weiß, dass ich<br />

meine <strong>Unilog</strong>-Kommentare<br />

in Blut, Schweiß und Tränen<br />

bade?<br />

Wenn dies der Fall ist –<br />

müsste mich mein Handy nicht<br />

aus meiner Lethargie reißen?<br />

Warum schlage ich aber Zeit<br />

tot, indem ich mein „StudiVZ“-<br />

Portrait so lange retuschiere, bis<br />

man mir meine Leidenschaft<br />

für kühle Blonde nicht mehr<br />

ansieht?<br />

Zollen wir also Robbie Williams<br />

gebührenden Respekt:<br />

Als er einmal ein Haus inspizierte,<br />

führte ihn der Makler in<br />

ein Zimmer, wo ein pompöser<br />

Esstisch alles in den Schatten<br />

stellte. Eine Kompanie hätte<br />

an ihm dinieren können. Der<br />

englische Bühnenclown verwandelte<br />

die Vorlage staubtrocken:<br />

„Ich habe aber nur zwei<br />

Freunde.“<br />

Oma benötigt nur drei Worte:<br />

„Qualität vor Quantität.“

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