MOIN_03_2021_ePaper
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DAS BUNTE INSEL-MAGAZIN NR. 3 // 2021
SCHUTZGEBÜHR C = 3,00
TANZ DER KÖBE
TRAUER
DER TOD VON
PASTOR RASCHEN
TRÄNEN
FUSSBALLFANS +
DIE ABSTEIGER
TRÄUME
INSELSOMMER
OHNE CORONA
Wie das Land, so das Jever.
TITELFOTO: EVELYN GENUIT
EINATMEN 003
ODETTE
Am Osterwochenende sorgte das Hoch
»Odette« für viel Sonnenschein. Die Temperaturen
lagen allerdings nur bei höchstens
10 Grad. Aber – besser kalt und trocken als
Regen oder Schnee. Den gab es auch schon
zu Ostern in früheren Jahren auf der Insel.
Aber auch schon Sommertemperaturen.
FOTO: MANFRED OSENBERG
MOIN VON
WANGEROOGE!
ELA
Es war Pfingstmontag, 9. Juni 2014. Ein
Tag, wie er gegensätzlicher kaum sein konnte.
Zunächst freuten sich viele Leute über einen
sonnigen Tag bei mehr als 30 Grad. Der
Deutsche Wetterdienst hatte allerdings am
Vortag vor dem Sturmtief »Ela« gewarnt,
einem schwerem Gewitter mit Orkanböen
und Hagel. Daran erinnerte die schweren
Gewitter Ende April und Anfang Mai 2021
auf Wangerooge.
FOTO: JAN DIRK POST
MARCO
Pfingsten bot fast alles, was das Wetter
auf einer kleinen Insel zu bieten hat.
Samstag dichte Wolken, Regenschauer. Am
Sonntag ließ der Einfluss vom Tief »Marco«
stark nach. Die Sonne lockte viele Tagesgäste
an. Und am Pfingstmontag sorgte das Tief
mit dem weisen Namen »Nathan« für die
Zufuhr wärmerer Luft.
FOTO: EVELYN GENUIT
Über Wangerooge lachte die Sonne, und ganz
Deutschland über Werder Bremen. Der Klub von der
Weser hatte vor dem letzten Bundesligaspieltag, also
viel zu spät, den Trainer gewechselt. Und es kam wie
es kommen musste: Auch Nordsee-Fan Thomas Schaaf
schaffte die ersehnte Rettung nicht.
Selbst harte Männer aus Wangerooge wischten sich nach
dem Werder-Abstieg die Tränen ab. Einige Stunden
vorher hatte der Inselfunk die Nachricht vom plötzlichen
Tod des beliebten Pastors Günther Raschen verbreitet.
Rasend schnell. Nur vier Wochen nach der feierlichen
Verabschiedung in seinem »Blauen Kloster«, wie Raschen
die Nikolai-Kirche nannte, wurde seine Leiche im
Kirchturm gefunden.
Am Tag vor Pfingsten. Am Tag des Werder-Abstiegs.
Am Tag der Inselöffnung für Gäste. Ein Tag, den die
Insulaner so schnell nicht vergessen werden. Auch
ich werde mich immer an den sympathischen Pastor
erinnern, wenn ich an der Kirche vorbei gehe, in der mein
jüngster Sohn getauft wurde.
MANFRED OSENBERG
004 TOR ZUM WESTEN
INSELSCHÖNHEITEN
Nicht nur im Wangerooger Osten, von vielen
Gästen als »Karibik der Nordsee« bezeichnet,
auch im Westen gibt es Strand
vom Feinsten. Und es soll noch schöner
werden. Man arbeitet dran.
FOTO: EVELYN GENUIT
006 NATÜRLICH
HART AM WIND
Eigentlich bestes Wetter für die Windsurfer.
Doch im April war es bitter kalt auf
der Insel. Die Wellen boten den MOIN-
Machern ein imposantes Bild. Erst Mitte
Mai wurde es etwas wärmer. Und die Gäste
trauten sich langsam aber sicher – trotz
Corona – wieder nach Wangerooge.
FOTO: EVELYN GENUIT
008 SONNENUNTERGANG
ÜBER DEN PFAHLBUHNEN …
… kann die Weite noch grenzenlos sein. Die Wolken
sorgen für ein anderes Bild vom Sonnenuntergang im
Wangerooger Frühling.
FOTO: EVELYN GENUIT
0 10 ÖSTERLICH
BEGEHRTES FISCHBRÖTCHEN
MOIN-Leserinnen und -Leser wissen,
dass Ostern zu den beweglichen Festen
gehört, deren Kalenderdatum jedes Jahr
variiert. Der Ostersonntag hängt vom
Frühlingsvollmond ab, wobei der Frühlingsanfang
abweichend vom astronomischen
Datum (19. bis 21. März) und von
der Berechnung nach dem jüdischen Kalender
festgelegt ist auf den 21. März. In
diesem Jahr fiel der Ostersonntag auf den
4. April.
Zu Ostern feiern die Christen das Fest
der Auferstehung Jesu Christi. In der Alten
Kirche wurde Ostern als Einheit von
Leidensgedächtnis und Auferstehungsfeier
in der Osternacht, der Nacht vor
dem Ostersonntag, begangen.
Ostern auf Wangerooge. Anders als
sonst. Kaum Gäste am Strand, wenige
Personen an der ZE. Ausnahme die kurze
Strecke von der Inselapotheke
bis zur Fisch-Bar. Diskussionen
zur Frage, wann denn
wohl wieder die Insel für Touristen
geöffnet werden könnte.
Die einzige, mehrtägige
Schlange auf der Insel bildete
sich an der Ecke der ZE,
wo die Fischbar ihre Leckerbissen
anbot. Motto: Gastronomie
geschlossen, aber das
Fischbrötchen muss sein.
Folge: Weil der Imbiss und
die Getränke nur in 50 Metern Entfernung
genossen werden dürfen, schlenderten
einige Hungrige mit ihrer Errungenschaft
50 Meter weiter zu »Fisch
Kruse«, wo vor dem leeren Laden die
Fischbrötchen verzehrt wurden …
TEXT: MANFRED OSENBERG + FOTO: EVELYN GENUIT
GESUNDHEIT 0 11
HIER KANN GETESTET WERDEN
Viele Wangerooger sind stolz auf ihre Eigeninitiativen.
So haben die beiden Chefs
der Inselmärkte, Ralf Lammers und Rüdiger
Mann, gemeinsam mit Gastronom Patrick
Stutz im Rosengarten in mehrerer Zelten ein
Testzentrum eingerichtet, das seit dem 14.
Mai 2021 in Betrieb ist.
Das Testzentrum am Platz am Meer der
Firma Alter Dienstleistungs-GmbH wurde
im Gästekindergarten eingerichtet. Hier
können sich die Gäste täglich zwischen 10
Uhr und 13 Uhr sowie zwischen 15 Uhr und
18 Uhr testen lassen. Das Ergebnis erhält die
getestete Person per SMS oder in Papierform.
Ein weiteres Testzentrum, betrieben von
der Gemeinde- und Kurverwaltung, wird
morgen am Flugplatz seinen Dienst aufnehmen.
Hier sind wir täglich von 10 Uhr bis 13
Uhr und von 14 Uhr bis 18 Uhr für Sie da.
Neben der analogen Ausstellung eines Testergebnisses
gibt es hier auch die Möglichkeit,
das Ergebnis per Mail zu erhalten.
Gut, dass die Organisatoren ihren Sinn
für Humor nicht verloren haben. Auf die
MOIN-Frage, was denn nach der Corona-
Pandemie mit den Zelten im Rosengarten
passiert: »Darin werden wir einige Tage feiern.
Wenn Werder Bremen aus der Bundesliga
abgestiegen ist, stifte ich vom Inselmarkt
30 Liter Freibier. Und wenn der HSV aufgestiegen
ist, gibt es zusätzlich 50 Liter …«
MANFRED OSENBERG
HOTELNEUBAUTEN
Drei Projekte sorgen bei den Inselbewohnern
für Diskussionen. Der seit Jahren
geplante Bau von einem großen und einem
kleinen Hotel an der Oberen Strandpromenade
soll jetzt doch Wirklichkeit werden.
Die noch einmal von den Investoren überarbeiteten
Pläne werden den interessierten
Bürgern am 31. Mai 2021 im Kleinen Kursaal
vorgestellt.
Die für Mai 2021 geplante Eröffnung des
von der MOIN im März vorgestellten Apart-
Hotels Westeroog verzögert sich noch, soll
aber im Sommer erfolgen.
Seit Jahren steht das Ashampoo-Haus
in den Dünen leer. Das Projekt »Inseldisco«
war gescheitert und interessierte Käufer
scheiterten an der Hürde, dass die Nutzung
nur für eine neue Disco oder eine Jugendfreizeitstätte
genehmigt würde. Ein Unternehmer
aus dem Ruhrgebiet hat nun den
Plan, ein Restaurant zu schaffen. Aber der
Bauausschuss wird wohl kaum dafür die Genehmigung
zu erteilen. Doch wer weiß? Auf
Wangerooge ist vieles möglich …
FOTO: EVELYN GENUIT
UND DANN
WAR DA NOCH …
… das junge Paar aus Bremen, das einfach
mal so am Morgen beschloss, einen Tagesausflug
nach Wangerooge zu machen.
»Wir sind begeistert, erst alleine auf dem
Schiff, dann alleine auf dieser wunderschönen
Insel.« Mit einer MOIN im Minigepäck
ging’s gegen Abend zurück ans Festland.
FOTO: MANFRED OSENBERG
0 12 EIERSUCHE
AUCH DAS WAR
OSTERN 2021
Als am Tag vor Karfreitag die Wangerooger Testspiele gestartet
wurden, war von der Lebensmittel knappheit noch keine Rede.
Bunte Party-Eier waren angesagt. Genug Obst in den Regalen der
Inselmärkte. Die Stäbchen gaben den Ton an. Sehr zum Erstaunen
einiger Nordsee-hungriger Kurzurlauber, die keinen negativen Test
mit zur Fähre oder zum Inselflieger mitgebracht hatten.
v
iel schlimmer aber die Meldung,
dass ab Ostersamstag die
Versorgung mit Lebensmitteln
gefährdet sei.
Grund: In der zuständigen Reederei Warrings
war Corona ausgebrochen; die Lebensmittelanlieferung
auf die Insel wurde
gestoppt. Folge: Die Supermärke haben zunehmend
leere Regale und die Gastronomen,
welche Essen To-Go anbieten, sahen
sich vor einer zwangsweisen Ruhepause.
KEINE EIER ZU OSTERN
Ein Blick in die beiden Inselmärkte bewies:
Brot, Gemüse, Obst, Milch, Wurst, Käse –
alles noch vorhanden. Aber die Eiersuche
verlief negativ. Dafür gab es genügend gefärbte
Eier. Prima!
Ostersonntag. Keine Kirche. Keine geöffneten
Gastronomiebetriebe. Von den
rund 2500 Menschen, die sich auf Wangerooge
befinden sollten, war nichts zu sehen.
»Im Westen habe ich acht, auf dem Weg zurück
ins Dorf nur 15 Menschen gesehen«, berichtete
MOIN-Mitarbeiterin Steffi Osenberg,
die sich am Diggers – mit Blick auf das
aufgewühlte Meer – bei vier Grad und vielen
Wolken – ein Jever gönnte.
Alle Getränke To-Go, versteht sich. Diggers
von innen, Außenposten, Friesenjung,
Pudding – alles dicht an der Strandpromenade.
Wann hat es das schon mal gegeben?
Sogar Fisch Kruse war Ostern geschlossen.
Dafür bildeten sich vor der Fischbar an der
ZE lange Schlangen. Gebildet von Besuchern,
die auf ihr österliches Fischbrötchen
nicht verzichten wollten. Einige der im Dorf
aufgestellten Strandkörbe waren besetzt.
Und Curt Hanken spielte für ein paar Kinder
auf seinem Schifferklavier.
Außengastronomie? Lohnt sich nicht
für die wenigen Gäste – die klare Aussage
der meisten Wirte. Immerhin sollte eine
neue Salatbar – ausgerechnet am ersten Feiertag
– eröffnet werden. Gäste? Tote Hose.
Vor dem Laden, der früher sowohl einer
Pommesbude, einem Frisiersalon und einer
Wäscherei gedient hatte, standen sich drei
junge Leute die Beine in den Bauch. Ohne
Gesichtsmasken.
Ostern 2021. Sogar das Wetter spielte
der Corona-Pandemie in die Karten. Das
Fest der Auferstehung? Die meisten Insulaner
blieben liegen …
TEXT: MANFRED OSENBERG
EIERSUCHE 0 13
Anna war Ostern in ihrer polnischen Heimat, servierte erst nach
der Inselöffnung am 21. Mai wieder die leckeren Schollen. Der
festlich gedeckte Ostertisch am alten Deich musste warten …
FOTOS: MANFRED OSENBERG
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0 14 KURBEITRÄGE
GEMEINSAM DURCH DIE CORONAZEIT
»Das geht nur gemeinsam«, ist das Motto
des Verkehrsvereins Wangerooge. Das
klingt vielleicht etwas hochtrabend – die
Erfahrung hat aber gezeigt, dass besonders
solch kleine lokale Vereinigungen wie der
fast 60 Jahre bestehende Verein flexibel und
solidarisch agieren könne. So hat der Vorstand
des Verkehrsvereins nach dem Hilferuf
einiger Mitglieder nun beschlossen, den
Ausgleichsbeitrag (im Volksmund auch Bettenbeitrag
genannt) für 2021 einmalig um
3/12 zu kürzen. »Dies muss zwar noch von
der nächsten Mitgliederversammlung genehmigt
werden«, so der Vorstandsvorsitzende
Dr. Michael Strahlmann, »aber dadurch
schaffen wir für unsere Vermieter in
der aktuellen prekären Lage etwas Erleichterung.«
Außerdem sind die Beiträge nicht wie
sonst üblich Mitte April, sondern erst Ende
Juni zahlbar. »Zusätzlich sind wir an einer
durchdachten Wiedereröffnungsstrategie
interessiert und arbeiten engagiert mit unseren
regionalen Partnern an entsprechenden
Konzepten. Kreative Gesamtlösungen mit
einem Maßnahmenmix aus Impfen, Testen,
digitaler Kontaktnachverfolgung und den
Schutz- und Hygienekonzepten können einen
sicheren Inseltourismus ermöglichen«,
ergänzt Herr Strahlmann. »Auf jeden Fall
stehen die Inselgäste in den Startlöchern.
Die Anzahl der Buchungen über www.wangerooge.de
ist im ersten Quartal 2021 gegenüber
dem Vorjahr um 35% gestiegen.«
FOTO: EVELYN GENUIT
STREIFENBOOTE
Natürlich kann man sich auch auf dem Wasser mit dem Virus
infizieren. Deshalb hat die Wasserschutzpolizei auch im April 2021
auf der Jade Segeljachten kontrolliert und insbesondere die Zahl der
Crewmitglieder überprüft. Viele Wassersportler empfanden das Vorgehen
als Schikane.
Das Streifenboot »W 5« der Wasserschutzpolizei wurde 2011 in
Dienst gestellt. Es ist 21 Meter lang und 5,80 Meter breit. Seine Maschine
leistet 1835 PS und bringt das seetaugliche Schiff auf bis zu
35 Knoten (65 Stundenkilometer). Die »W 5« ist eines von insgesamt
drei Küstenbooten dieses Typs. Schwesterschiffe sind in Brake
und Emden stationiert. Das Bild entstand am Wochenende bei einer
Sportbootkontrolle auf der Jade.
WIE WAR DAS MIT DEN MASKEN?
Die Maskenpflicht ist natürlich auch auf Wangerooge ein Thema.
Für Diskussionen sorgten die hohen Kosten für die FFP2-Masken-Verteilaktion,
die Bundesgesundheitsminister Spahn gegen die
Widerstände seiner eigenen Beamten durchboxte.
Bis zu sechs Euro pro Maske erstattete der Staat Apotheken, die
FFP2-Schutzmasken an Risikogruppen verteilten – bei einem damaligen
Großhandelspreis von etwa 1,22 Euro. Rund zwei Milliarden
Euro dürfte die Aktion die Steuerzahler gekostet haben. Versteht
sich, dass nicht allen Apothekern wohl war bei der Sache. Markus
Kerckhoff aus Bergisch Gladbach etwa erklärt im SPIEGEL-Interview,
warum seine Apotheke ihren Kunden Zehntausende Masken
geschenkt hat. Und er prangert die Apothekenlobby an, die viel Geld
mit den Masken verdient hätte. Genau wie einige CSU-Politiker …
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0 16 STREITFRAGEN
MASSIVE KRITIK
UND DIE FOLGEN
Die Proteste waren erfolgreich. Dass Schwiegereltern, Schwiegertöchter und -söhne sowie
Schwager und Schwägerinnen von Insulanern beim Besuch auf der Insel Gästebeitrag entrichten
sollten, stieß bei Wangerooges Bürgerinnen und Bürgern auf massive Kritik.
d
as
wird nun zurückgenommen:
auch diese Familienmitglieder
müssen keinen Gästebeitrag
zahlen, wenn sie bei ihren Verwandten
auf der Insel zu Besuch sind und
dort übernachten. Einen entsprechenden
Beschluss hat im April 2021 der Betriebsausschuss
gefasst.
Künftig sind sie nun wieder vom Gästebeitrag
befreit, ebenso wie Ehe- und Lebenspartner
und Partner in eheähnlichen
Gemeinschaften, Kinder und deren Kinder,
(Groß-)Eltern, Geschwister und Geschwisterkinder.
Auch der frühere Wangerooger Standesbeamte
Rüdiger-Eike Jakobs hatte öffentlich
die Erhöhung der Gästebeiträge protestiert.
Auch er lässt nicht gelten, dass durch
Falschangaben kurbeitragsfreie Übernachtungen
für beitragspflichtige Verwandte
erschlichen und ein Schaden von rund
100.000 Euro entstehen würde. Jakobs kritisiert
seinen früheren »Lehrling« und jetzigen
Bürgermeister Marcel Fangohr, dem
Leiter der Wangerooger Gemeinde- und
Kurverwaltung: »Die mit vielen Jahren erfahrenen
Mitarbeiter der Kurbeitragsstelle
kennen die Wangerooger und deren familiäre
Zugehörigkeiten und wissen, wer eine
Befreiung erhalten darf. Eine Kenntnis, die
Bürgermeister Fangohr verständlicherweise
nicht hat, ist er doch erst seit drei Jahren auf
der Insel.«
Nun wird argumentiert, dass es ja
nicht nur die Wangerooger sind, sondern
viel mehr Zweitwohnungsbesitzer, bei denen
man die Angaben über die Verwandtschaftsverhältnisse
nicht überprüfen könne.
Das mag schon sein, aber kann man deshalb
eine bestehende Regelung zum Nachteil der
Wangerooger ändern? Jakobs dazu: »Das
ist doch nicht die Schuld der Wangerooger,
sondern das Unvermögen der Verwaltung,
die Angaben der Zweitwohnungsbesitzer zu
überprüfen. Herr Fangohr führt an, dass auf
Borkum gleiche Regelungen bestehen. Borkum
hat eine fünfmal höhere Bevölkerung
und kann wohl gar nicht für Wangerooger
Verhältnisse herangezogen werden.«
Rüdiger-Eike Jakobs
Jakobs erinnert sich: »Als der Bürgermeister
während seiner Lehre in der Wangerooger
Gemeindeverwaltung auch in meinem Sachgebiet
Ordnungs- und Sozialamt ausgebildet
wurde, hatte ich ihm immer wieder versucht
klarzumachen, dass die Verwaltung für die
Bevölkerung arbeitet und sein Gehalt nicht
von der Volksbank oder der Sparkasse bezahlt
wird, sondern anteilsmäßig von jedem
Wangerooger. Daran, empfinde ich, erinnert
er sich nicht mehr.«
Der Wangerooger kritisiert in einem Brief
auch einige Mitglieder des Gemeinderates:
»Sie haben bei ihrer Amtseinführung gelobt,
für die Bürger zu arbeiten. Und wenn
ein Ratsmitglied sagt, er sei demokratisch
gewählt worden und könne entscheiden, wie
er wolle, und damit solle man sich abfinden,
heißt das doch: demokratisch gewählt aber
diktatorisch regieren.«
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0 18 INSELREINIGUNG
NETZWERKE
Ostereier gesucht, Netze gefunden. Und
noch viele andere Dinge, die dort lagen,
wo sie nicht hingehören. Bei der diesjährigen
Inselreinigung konnten Organisator
Uwe Osterloh und Bürgermeister
Marcel Fangohr wieder diverse Müllsäcke
füllen. Erfreulich: Es wurde weniger
Müll gefunden als in den Vorjahren.
b
esser
noch wäre es, wenn Begriffe wie
Abfall oder Müll ganz aus unserem Wortschatz
verschwinden würden, denn wenn
ein Kreislauf funktioniert, dann gibt es
keine Abfallprodukte mehr am Meer. Und in Niedersachsen
auch keine männlichen Küken, die geschreddert
werden, weil sie für die Lebensmittelindustrie ohne
Wert sind.
Bekanntlich zählt Wangerooge mit seinen schönen Parkanlagen
zu den grünsten Inseln. Zu den grünsten Großstädten
zählt Wuppertal. Von dort aus werden Signale
gesendet. »Circular Valley« steht noch am Anfang, aber
es ist bereits recht bekannt. Die Signale werden weltweit
von allen gehört, die den Planeten Erde noch ein paar
Jahre lebenswert erhalten wollen. Mit der Aktion Sauberes
Wuppertal wurde ein Projekt gestartet, das in die
gleiche Richtung zielt, aber dort ansetzt, wo es mit den
Kreisläufen nicht geklappt hat.
Sichtbarstes Zeichen für eine Verschwendung der besonderen
Art ist der Müll, der dort landet, wo er nicht
hingehört. Während die Kreislaufwirtschaft darauf abzielt,
Müll und Abfall gar nicht erst entstehen zu lassen,
geht es hier um die Beseitigung von Müll und die Wiederverwertung.
Es geht – wie auf Wangerooge – um den
Wunsch vieler, auf einer Insel oder in einer Stadt zu leben,
die sich Mühe gibt, lebenswert zu sein.
Leider sind die Inseln in der Nordsee mit ihren
knapp 1300 und die Stadt mit der berühmten Schwebebahn
mit 360.000 Einwohnern von einem optimalen
Anblick leider noch weit entfernt. Circular Valley und
die Aktion Sauberes Wuppertal haben das Potenzial, der
Stadt neue Perspektiven zu eröffnen. Beide Projekte benötigen
Menschen, die sich dafür engagieren, damit die
Theorie zur Praxis wird.
Klingt das utopisch? Es klingt vor allem nach einem
Stück harter Arbeit, diese Idee umzusetzen. Gerade in
der Zeit nach Corona sind Ideen gefragt, die für Aufbruchsstimmung
sorgen.
FOTOS: ULRIKE ROLF + MANFRED OSENBERG
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0 20 GESUNDHEIT
SPRITZIG
Keine Frage: Mit Dr. Annick Goltz und dem
langjährigen Inseldoc Frank Kortenhorn ist
Wangerooge in punkto Gesundheit gut versorgt.
Das zeigte sich auch bei den Impftagen in der
neuen Turnhalle.
d
ass
der NDR nach mehreren Flops mit Kühen und
anderen Rindviechern auch gute Fernsehfilme über
Inselthemen produzieren kann, bewies er mit seinen
Porträts über die Ärzte von Wangerooge. Erst der
Streifen über die Tätigkeiten des Inseldocs Frank Kortenhorn, jetzt
die verspätete Vorstellung von Dr. Annick Goltz, die vor einem Jahr
mit ihrer Familie auf die Insel kam.
Lange gab es auf der Insel nur einen Arzt. Das machte es zuweilen
schwierig, die medizinische Versorgung der Insulaner zu gewährleisten.
Dann kam Frau Dr. Goltz nach Wangerooge.
KEIN JAHR AUF BEWÄHRUNG?
Die Ärztin zog zusammen mit ihrem Mann Malte und ihrer achtjährigen
Tochter Miso aus der Nähe von Rotenburg (Wümme) nach
Wangerooge. Die Familie will hier eine neue Existenz aufbauen. Und
Annick muss als Hausärztin das Vertrauen der Insulaner gewinnen.
Ihr neuer Job verlangt ihr viel ab, denn sie hat jede zweite Woche Notdienst
und muss im Sommer viele Touristen versorgen. Die Corona-
Pandemie stellt die neue Ärztin vor zusätzliche Herausforderungen.
TEXT + FOTO: MANFRED OSENBERG
Dr. Annick Goltz
DER VIRUS
Weil wir doch am Leben kleben,
muss man abends einen heben.
So ein Virus ist geschockt,
wenn man ihn mit Whisky blockt.
Auch gegorener Rebensaft
einen gesunden Körper schafft.
Auch das Bier in großen Mengen
wird den Virus arg versengen.
Wodka, Rum und Aquavit
halten Herz und Lunge fit.
Calvados und auch der Grappa
helfen Mutti und dem Papa.
Ich will hier nicht für Trunksucht werben,
doch nüchtern will ich auch nicht sterben
Heinz Erhardt
GESUNDHEIT 0 21
ÄRMEL HOCH
104 am ersten Tag für die Ü80, 140 am
zweiten Tag für die Ü70. Zahlen auf
Wangerooge. Nein, nicht für den Verkauf
von Eiern, die rar waren auf der Insel.
Es geht hier um das Impfen. Um Astra-
Zenica. Eigentlich heißt der Impfstoff
Vaxzevria, aber weil sich das so anhört
wie Bohnerwachs, heißt er eben Astra-
Zenica.
Manche der Älteren hätte gerne Biontech
in den Oberarm bekommen. Weil
sich das schöner anhört. Da ist Bio drin.
Und Technik. Ich bin mit Astra zufrieden
und im Juli wieder in der Turnhalle
zum zweiten Impftermin. Ich kann nicht
verstehen, dass die EU in Brüssel angekündigt
hat, den EU-Vertrag mit dem
britisch-schwedischen Vakzinhersteller
AstraZeneca nicht zu verlängern. Die
Nachricht folgt einigem Hin und Her um
die Zulassung des Impfstoffs, sie folgt
großer Verunsicherung wegen schwerer
Nebenwirkungen – und Beteuerungen,
der Impfstoff sei sehr gut.
Was er ja auch ist.
TEXT + FOTO: MANFRED OSENBERG
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0 22 ABSCHIED
Die Verabschiedung von Inselpfarrer Günther Raschen in und vor der Nikolai-Kirche
ABSCHIED 0 23
a
m 22. Mai 2021 erhielten die
Insulaner die traurige Nachricht,
dass ihr geliebter Pastor
in der Nikolai-Kirche den Tod
gefunden hat. Unfassbar. Nur vier Wochen
nach der Abschiedsfeier fand Günther Raschen
seinen Seelenfrieden.
Der 63-jährige Pastor hatte für seinen
für Anfang Juni fest eingeplanten Umzug
nach Oldenburg alles vorbereitet. Doch am
Pfingstsamstag mussten durch seinen Tod
alle Pläne geändert werden.
TRAUER
UM EINEN
BELIEBTEN PASTOR
Am 17. April 2021 kam Bischof Thomas Adomeit nach Wangerooge, um den
scheidenden Inselpfarrer Günther Raschen zu verabschieden – und zu segnen. Auch
Bischof Thomas Adomeit fand viele lobende Worte für Günther Raschen, begleitet
von Vakanzvertreter Michael Hillmann und Kreispfarrer Christian Scheuer.
WIE GEHT ES WEITER?
Offensichtlich soll die jetzt freiwerdende
Pfarrstelle in der evangelischen Kirchengemeinde
St. Nikolai sehr begehrt sein. Kreispfarrer
Christian Scheuer berichtete am
Rande der feierlichen Verabschiedung, dass
den Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven
bereits zahlreiche Nachfragen für die Nachfolge
erreicht hätten.
Die Bewerbungsfrist für die Wangerooger
Aufgabe endet im Mai 2021. Es gibt genug
Zeit, eine entsprechende Entscheidung
zu treffen – sodass die Stelle zum kommenden
Winter wieder besetzt sei. Auf diese
Weise werde auch die sechsmonatige Wiederbesetzungssperre
berücksichtigt, die
von der oldenburgischen Kirche wegen der
Corona-bedingten Mindereinnahmen beschlossen
wurde.
Für die Zeit bis Dezember wird der
Schulpfarrer Michael Hillmann die Vakanzvertretung
auf Wangerooge übernehmen.
Hillmann ist auf Wangerooge kein Unbekannter.
Er war in den vergangenen Jahren
regelmäßig als Prediger im Einsatz. Seine
Unterrichtsverpflichtungen hat Hillmann
so konzentrieren können, dass zusätzlich
zu diesen Aufgaben ausreichend Zeit für die
seelsorgerliche Versorgung der Insel bleibt.
Pastoren aus ganz Deutschland, so
Scheuer, hätten Interesse gezeigt, künftig
auf der Nordseeinsel zu arbeiten.
Günther Raschen wollte eigentlich,
wie er dem Autor in seinem letzten Interview
verriet, in Ruhe und ganz entspannt
sein Privatleben in Oldenburg ansteuern.
Eigentlich …
MANFRED OSENBERG
DER GEISTVOLLE AMERIKANER
Nach 22 Jahren gab Günther Raschen das
Amt ab. Wilhelm Jansen, der neue Vorsitzende
des Wangerooger Gemeindekirchenrates,
sorgte mit seiner Ansprache zum Verlassen
der Kirche für fröhliche Gesichter:
»In diesen Zeiten wollen wir auf das gemeinsame
Anstoßen mit Günther Raschen verzichten.
Aber statt ihr – auf einem geistvollen
Amerikaner.«
Das Backwerk mit dem Logo der evangelisch-lutherischen
Kirchengemeinde war als
Ersatz für den sonst bei einer Abschiedsfeier
gereichten Imbiss gedacht. Jansen weiter:
»Bis wir uns draußen alle versammelt haben,
bietet es sich an, diese Köstlichkeit zu
probieren.« Die meisten der geladenen Gäste
verzichteten auf den Verzehr, nahmen es
als Souvenir mit und hörten sich vor der Kirche
die Grußworte an.
0 24 SENIOREN
VON TREFFEN
UND TREPPEN
Viele ältere Gäste werden in den nächsten
Wochen auf Wangerooge erwartet.
Auch die Ehemaligen der Wangerooger Inselschule
wollen kommen, obwohl wegen
der Corona-Pandemie und der wechselnden
Informationen eine optimale Planung nicht
möglich war.
»Wir werden am 17. und 18. Juni 2021,
also im Jahr des 111-jährigen Jubiläums des
Inselgymnasiums, erstmals kein Eigenprogramm
anbieten können«, erklärte Cheforganisator
Volker Hischen der MOIN. Aber er
hofft, dass alle »Ehemaligen« dennoch auf
ihre Kosten kommen werden.
Für über 100 ältere Wangerooger Frauen
und Männer hatte der rührige Seniorenbeirat
natürlich wieder eine Überraschung
vorbereitet. Auf der Treppe des Hauses von
Renate Zerhusen und Helge Biethahn wurden
die Geschenke deponiert, bevor sie auf
der Insel verteilt wurden. »Wir hoffen, dass
bald wieder unsere Seniorennachmittage
im Klock-Haus stattfinden können«, hofft
Renate Zerhusen.
WOOGE DIE DROGE
Vor 10 Jahren, Empfang in Harle: von
links der leider verstorbene Carsten Johov
(aus Australien angereist), der auch längst
nicht mehr lebende Initiator Reinhard Hempen
und York Woita, der auf Hawai gelebt
hat.
Vor 10 Jahren war die Familie Hanken
besonders stark vertreten. Welche Brüder
und Vettern von Hotelier Curt Hanken werden
diesmal nach Wangerooge kommen?
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CATERER auf der Insel Wangerooge
In der
Dünenhalle
0 26 SERIE XI
HARLE-HÖRN
IN GUTER ERINNERUNG
Keine vier Kilometer vom trubeligen Dorf entfernt liegt zwischen Westturm und
Neuem Leuchtturm das ruhigere Wangerooger Westdorf. Dort gibt es nicht nur
Kinder- und Schullandheime; etwa beim Dünenübergang zum Badehäuschen stehen
auch drei Privathäuser. Sie wurden, honi soit qui mal y pense, Ende der 1960er Jahre
etwa zeitgleich mit dem Neuen Leuchtturm erbaut.
SERIE XI 0 27
Heute sieht das Harle-Hörn so aus …
a
ls Friedrich Wilhelm und Annelore
Petrus 1970 zurück auf
die Insel zogen, beherbergte
eines dieser Häuser das Lokal
»Sturmeck«, das die damaligen Eigentümer
mit nur wenig Fortune bewirteten. Es
wurde Petrus zum Kauf angeboten und sie
griffen kurzentschlossen zu.
»Wir wollten hier eigentlich einen Reitstall
aufbauen und erhielten von der Gemeinde
auch gleich eine begeisterte, wenn
auch nur mündliche Zusage«, berichtet
Friedrich Petrus. Die wurde dann aber ganz
überraschend wieder zurückgezogen. Da firmierte
das Lokal bereits unter dem neuen
Namen »Reiterklause«.
Petrus hatte anfänglich die sieben Fremdenzimmer
an Privatpersonen, später dann
an Gruppen vermietet. »Anfragen von privaten
Urlaubern kamen eigentlich nur, wenn
im Dorf alles rappelvoll war. Aber in einem
Haus zusammen mit fünfundzwanzig äußerst
lebhaften Kindern zu wohnen – das
wurde uns dann doch zu viel«.
Heute nur noch schwer vorstellbar – für
die Urlauber des Westdorfs gab es zu Beginn
der 1970er Jahre unterhalb des Rüstringer
Heims noch einen kleinen bewachten Badestrand
mit einer Handvoll Strandkörben,
der selbst bei Hochwasser trocken lag.
Der Start des Lokals verlief eher verhalten.
»Wir hatten anfangs eine etwas mickrige
Karte, eigentlich nur das, was alle anbieten«,
sieht Wilhelm Petrus die damaligen
Bemühungen eher kritisch, »aber dann wollten
wir unseren Gästen lieber etwas anderes
anbieten. Deftige Hausmannskost, Gerichte,
die im Dorf niemand auf der Karte
hatte: Erbsensuppe, Grünkohl, Labskaus.
Der absolute Renner jedoch wurde unsere
Muschelpfanne aus gebratenen Miesmuscheln«.
Plötzlich herrschte Andrang in der
»Reiterklause«. Wobei der Andrang immer
abhängig von der Witterung war. Bei Sonnenschein
tummelten sich die Urlauber am
Strand, aber wenn es mal trübe oder regnerisch
war, was ja auch auf Wangerooge bisweilen
vorkommen soll, war der Laden voll.
Manchmal hatten sich auch Vereine oder
Gruppen aus dem Dorf angemeldet, die bei
Petrus essen wollten. »Oh je, da fallen mir
gleich die rustikalen Labskaustouren der
Rettungsschwimmer ein«, muss Petrus bei
der Erinnerung an das bacchantische Treiben
immer noch etwas gequält schmunzeln.
Mit den Leitern der Schullandheime hatte
Petrus vereinbart, keine Zigaretten und keinen
Alkohol an die Jugendlichen zu verkaufen.
»Aber die Bengels waren ja auch nicht
dumm«, erinnert sich Petrus, »der Größte
und Älteste wurde vorgeschickt, um für die
anderen einzukaufen. Das haben wir natürlich
schnell spitzgekriegt und unterbunden.
Und den außen angebrachten Zigarettenautomaten
haben wir auch flugs wieder demontiert«.
Als Petrus später einen kleinen
angrenzenden Kiosk eröffnete, war auch
hier klar: kein Bier, kein Schnaps, keine
Zigaretten.
KUTSCHFAHRT
MIT ROBERTO BLANCO
UND JÜRGEN DREWS
Für die vielen Fotos im Lokal, die Wilhelm
Petrus mit berühmten Schlagerstars und
weniger berühmten -sternchen zeigten, gibt
es von ihm eine ganz einfache Erklärung.
»Ich hatte ja eine Kutsche mit zwei Pferden,
mit der ich Sänger wie Roberto Blanco,
Jürgen Drews oder Thomas Anders vom
Flugplatz abholte. Vor ihrem Auftritt im
0 28 SERIE XI
Fresena oder im Monopol kutschierte ich
sie natürlich auch in die Reiterklause. Eine
bessere Publicity konnten wir für unser Lokal
doch gar nicht bekommen«.
1988 wollte Wilhelm Petrus etwas ganz
anderes machen und begann mit seinen
Führungen durchs Watt. Die »Reiterklause«
führte Sohn Henning weiter, der sie 1990 in
»Harle-Hörn« umbenannte. Einige Jahre
später übernahm Tochter Carola die Gaststätte.
»Die Lebensplanung unserer Kinder
änderte sich, und meine Frau Annelore und
ich haben für die letzten Jahre das Lokal
wieder selbst geführt«, erinnert sich Petrus,
»aber 2010 war endgültig Schluss, am 10.
April, das weiß ich noch genau. Wir hätten
für die Küche eine Investition tätigen müssen,
die uns angesichts unseres damaligen
Alters als absurd erschien«.
Die Eheleute Petrus verkauften ihr Haus
und zogen ins Dorf.
EIN PFERD AM FENSTER
Auf ihre Zeit im Westdorf blickt Familie Petrus
gerne zurück. »Der Weg mit dem Fahrrad
vom Dorf in den Westen hat uns immer
gut gefallen. Bei Regen und Sturm von vorne
vielleicht nicht immer ganz so gut. Aber im
Westen zu leben, das war schon einmalig«.
Und eine ganz besondere Erinnerung?
»Ja, im schneereichen Winter 1976 guckte
morgens einmal das Pferd unseres Nachbarn
in unser Schlafzimmerfenster«. Was
daran denn so besonders war? »Unser
Schlafzimmer befand sich in der 1. Etage –
das Pferd war einfach über eine Schneewehe
hochgestapft«.
TEXT: AXEL STUPPY + FOTOS: PRIVAT + EVELYN GENUIT
VIELE SCHIENEN …
… führen von West nach Ost. Diese wurden neu gelegt und führen von den
»Königserben-Dünen« bis zum Bahnhof. Mitten in den Dünen wurde eine Baustraße
errichtet. Und neben den Bahngleisen sollen neue Häuser entstehen …
FOTO: MANFRED OSENBERG
Inhaber Frank Eden …
… nennt zwei Gründe, weshalb das
Fahrradfahren auf der Insel besonders
den Kindern großen Spaß macht und
die Nerven der Eltern schont:
1.
2.
Bis auf die Elektro-Karren
sind keine Autos unterwegs.
Auf der Insel existieren keine
Berge, die das Treten
anstrengend machen.
A
D
V
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GÄSTEBUCH 029
BESUCH DER WEINKÖNIGIN
Wie kommt ein Weinbauer von der Ahr an die Nordsee? Weil es den weit gereisten Alexander
Stodden auf Wangerooge so gut gefällt. »Besonders im und am Diggers«, verrät der Riesling-Experte.
Diesmal, mitte Mai 2021, hatte Stodden nicht nur seine Familie, sondern auch die amtierende
deutsche Weinkönigin mitgebracht.
u
nd die »königliche Hoheit«, die
mit bürgerlichem Namen Eva
Lanzerath heißt (Foto mitte),
wurde gleich am Diggers von
Anja »Greetje« Ferdinand auf »friesisch«
interviewt. Dabei erfuhren die Zuhörer,
dass Eva als Königin in Neustadt die Jury
überzeugt hatte und zur deutschen Weinkönigin
gekürt wurde. Prinzessinnen wurden
Eva Müller aus Rheinhessen und Anna-
Maria Löffler aus der Pfalz.
Neben ihrem Fachwissen über Wein
ging es vor allem um Schlagfertigkeit und
Charme, den die Kandidatinnen in der mehr
als zweistündigen Sendung unter Beweis
stellen mussten.
Die Wahl fand wegen der Corona-Pandemie
unter erschwerten Bedingungen statt
und wurde live aus dem Saalbau in Neustadt
übertragen.
Nach der Verkündigung der Siegerin
sollte sich Eva Lanzerath selbst die Krone
aufsetzen und die Glückwünsche ihrer
Mitstreiterinnen nur mit Abstand entgegen
nehmen. Außer der rund 70-köpfigen Jury
durften nur wenige Angehörige der Bewerberinnen
anwesend sein.
NUR SIEBEN KANDIDATINNEN
BEI DER WAHL DABEI
Auf dem Mäuerchen an der Wangerooger
Strandpromenade entwickelte sich ein interessantes
Gespräch. Ob die nette Eva noch
mal wieder auf die Insel kommen wird? Gut
möglich. Vielleicht. Fest steht dagegen, dass
Familie Stodden auf jeden Fall wieder ihre
Lieblingsinsel besuchen wird.
TEXT: MANFRED OSENBERG + FOTO: THOMAS ROESS
ÜBRIGENS:
Seit 1949 treten die Vertreterinnen der
deutschen Anbaugebiete alljährlich
zu diesem Wettstreit an. die Deutsche
Weinkönigin gilt als wichtigste
Botschafterin der Branche und vertritt
rund 16.000 deutsche Winzer ein Jahr
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0 30 TIERISCH
ROTKEHLCHEN
VOGEL DES JAHRES
Wangerooge hat einen neuen Liebling. Pip heißt der kleine
Piepmatz, der im kleinen Park gegenüber der Inselmärkte ein neues
Zuhause gefunden hat. Dort trällert das kleine Vögelchen seine
Lieder. Pip ist ein Rotkehlchen, das in diesem Jahr zum »Vogel des
Jahres« gewählt wurde.
Dieses Rotkehlchen wurde von einer Wangeroogerin auf den Namen »Pip« getauft
und ist im Park in direkter Nähe der Supermärkte zu Hause
d
as Rotkehlchen, das sich mit
Abstand gegen die Konkurrenz
durchsetzen konnte, hat den
Titel völlig verdient. Eine andere
Vogelart war ihm aber doch dicht auf
den Krallen. Mit 17,4 Prozent der Stimmen
verwies der kleine Piepmatz die Rauchschwalbe
auf Platz 2, die auf 15,4 Prozent
kam.
Zwei Monate lang konnte jeder bei der
Wahl zum »Vogel des Jahres« für seine Favoriten
abstimmen. Im März 2021 verkündete
der Naturschutzbund Deutschland
(Nabu) nun den Sieger. Erfreulich: Rotkehlchen
zählen nicht zu den gefährdeten Vogelarten.
Die neugierigen Park- und Gartenbewohner
sind ganzjährig in Deutschland zu
beobachten.
Seine auffällige, namensgebende Brust
macht es allen Vogelfreunden leicht, das
Vögelchen zu erkennen. Auch der Gesang –
eine Abfolge hoher Töne – ist sehr eingängig.
Anders als bei vielen Singvogelarten können
bei Rotkehlchen auch die Weibchen trällern.
Seit 1971 gibt es die Wahl zum »Vogel des
Jahres« vom Nabu, normalerweise wird dieser
durch den Nabu und den bayerischen Landesbund
für Vogelschutz (LBV) bestimmt.
In diesem Jahr fand zum 50-jährigen Jubiläum
der Aktion erstmals eine öffentliche
Wahl statt. Über 326.000 Menschen
gaben ihre Stimme in der Finalrunde ab.
Das Rotkehlchen gehört in Deutschland
zu den häufigsten Brutvögeln. Mit seinem
putzigen Aussehen und der lieblichen Stimme
ist der Zugvogel hierzulande überaus beliebt.
FRÖHLICHER WECKER
Schon in der Morgendämmerung stimmt
das Rotkehlchen seinen lieblichen Gesang
an: Mit hohen Tönen, die sich zu einer langsam
dahinfließenden Strophe formen, begrüßt
der kleine Vogel den heranbrechenden
Tag. Die Verwandtschaft zu den talentierten
Sängern Nachtigall und zur Singdrossel hört
man dem Rotkehlchen durchaus an.
In Deutschland kann man dem Gesang
des Rotkehlchens vor allem in der warmen
Jahreszeit lauschen, denn ein Großteil der
Zugvögel zieht im Winter gen Süden, um
im Mittelmeerraum oder im Nahen Osten
zu überwintern. Sie sind somit eher Kurzstreckenzieher.
Im Oktober brechen die
meisten von ihnen auf, im März kehren sie
zurück.
Übrigens: 1992 lag das Rotkehlchen bei
der »Vogel des Jahres«-Wahl schon einmal
vorne. 29 Jahre später geht der Titel erneut
an den kleinen Vogel mit der roten Brust.
TEXT: MANFRED OSENBERG + FOTOS: ULRIKE ROLF
TIERISCH 031
WASSERVÖGEL
Ja, auch die auf Wangerooge lebenden
Graugänse gehören zu den Zugvögeln. Die
MOIN zeigt hier Familie Graugans mit ihren
Küken, die Ende April geschlüpft sind
und auf den Deichwiesen unterwegs sind.
Die Graugans ist eine Art der Gattung
Feldgänse in der Familie der Entenvögel.
Graugänse zählen zu den häufigsten
Wasservögeln und sind, nach der Kanadagans,
die zweitgrößte Gänseart in Europa.
Sie sind die wilden Vorfahren der
domestizierten Hausgänse.
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0 32 HUNDE
KÖNNTE
DAS
AUCH
AUF
WOOGE
PASSIEREN?
Armer Freddie Mercury! Wochenlang erfreute
die Robbe in London Spaziergänger.
Kürzlich wurde sie von einem Hund
totgebissen. Die etwa ein Jahr alte Robbe
(benannt nach dem Queen-Sänger) lebte
in der Themse, zeigte keine Scheu und
ließ sich oft fotografieren.
An einem März-Sonntag lief ein Terrier
dort seinem Besitzer weg. Laut Zeugen
rannte der Hund aus 800 Meter Entfernung
auf die Robbe zu und verbiss sich in
ihrer Vorderflosse. Seinem Herrchen und
Passanten gelang es schließlich, ihn von
Freddie Mercury loszureißen. Der wurde
zwar in einem Tierkrankenhaus behandelt,
musste aber von seinen Schmerzen
erlöst und eingeschläfert werden.
Von London nach Wangerooge. Der
Vorfall in England veranlasst die MOIN,
auf die seit 15. März 2021 bis zum 31. Oktober
herrschende Anleinpflicht für Hunde
innerhalb und außerhalb des Dorfes
hinzuweisen. Das gilt auch (oder besonders)
für die auf der Insel lebenden Hundehalter.
»Bitte beachten Sie außerdem,
dass in den Ruhezonen des Nationalparks
ganzjährige Leinenpflicht besteht«, weist
die Gemeinde hin.
Freilaufen darf der Hund am Strand
in Richtung Osten vom Übergang Bootsweg
bis zum Übergang zum Café Neudeich
und in Richtung Westen vom Surfstrand
bis zum Übergang Höhe Saline.
TEXT: MANFRED OSENBERG
FOTO: RAINER REGEL
HUNDE 0 33
Auch Thomas Schmidt (38), Direktor im Strandhotel Gerken,
ist auf den Hund gekommen. Mit Leo konnte er während der
Corona-Pandemie die Insel erkunden. Nach der »Inselöffnung«
Mitte Mai war wieder harte Arbeit angesagt. Ohne Leo.
Fotografin Ulrike Rolf an der Puddinguhr mit ihrer Golden-
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0 34 TIERISCH
AUF DEM RÜCKEN DER PFERDE
Es ist Sonnabend, der letzte im windreichen
März 2021. Ein sehenswertes Pferd
trottet über die Gleise am Bahnhof. Auf dem
Rücken des Tinker, das auf den Namen Tina
hört, sitzt die 18 Jahre junge Maya und genießt
ihren Ausritt.
Ein ungewöhnliches Pferd, das einem
Island-Pony ähnlich sieht. Ist vom Tinker
die Rede, kommt zunächst das markante
Äußere in den Sinn – Schecken in allen Varianten,
üppiger Kötenbehang, volles Langhaar
und das typische Ziegenbärtchen an
der Unterlippe. Die irische Rasse ist in Europa
seit den 1990er Jahren zum Modepferd
avanciert und erfreut sich im Zuge des Freizeitreitens
nach wie vor großer Beliebtheit.
Ursprünglich waren Tinker Zug- und Arbeitspferde
der fahrenden Traveller, eine
irische Bevölkerungsgruppe ohne festen
Wohnsitz, die abwertend als Tinker (Kesselflicker,
Zigeuner) bezeichnet wurde. Über
die Zuchtgeschichte ist daher ebenso wenig
bekannt wie über ihren Rasseursprung, zumal
erst in den 1990er Jahren feste Rassestandards
eingeführt wurden. Diese Pferde
werden auch Gypsy Cob, Irish Tinker oder
in den USA Gypsy Vanner genannt und zählen
laut Definition des irischen Zuchtverbands
zur Rasse Irish Cob. Tinker sind robuste,
leichtfuttrige und verlässliche Pferde,
die sich für Zug- und Reitzwecke eignen.
Grundsätzlich zeichnen sie sich durch Intelligenz,
Neugier, Menschenbezogenheit und
einen ausgeglichenen Charakter aus. Mitunter
zeigen sie aber auch ein stures und
abweisendes Verhalten, wenn ihnen das
Vertrauen zum Reiter fehlt und eine harmonische
Bindung schwerfällt. Darüber hinaus
ist das Wesen der Tinker Pferde durch
Selbstständigkeit, Lernbereitschaft und
Verantwortungsbewusstsein geprägt.
Und das liebt nicht nur Maya Büchen auf
Wangerooge.
TEXT + FOTO: MANFRED OSENBERG
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Dr. Gregor Scheiffarth: Eiderenten im Wattenmeer,
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Eiderenten sind das Wattenmeer prägende Vögel, die in großen
Zahlen zur Mauser und zur Überwinterung in das Gebiet ziehen.
Da sie sich auf dem offenen Meer, meist fernab der Inseln und des
Festlandes aufhalten, sind sie mit Zählungen von Land aus nicht
komplett zu Erfassen. Daher werden seit 1987 Eiderentenzählungen
mit dem Flugzeug durchgeführt. In dem Vortrag werden die
Bestandsentwicklung und die sie beeinflussenden Faktoren
vorgestellt.
Do. 22. Juli 2021, 18:30 Uhr
Dr. Sabine Baumann: Streifzüge durch das NSG Sager Meere
Ein Rundgang durch die einzelnen Teilgebiete veranschaulicht
die Vielfalt der verschiedenen Lebensräume auch vor dem
Hintergrund ihrer Entstehungsgeschichte und es lassen sich so
die Veränderungen der letzten Jahre nachvollziehen. Stimmungen
und Artenspektren variieren und der Einfluss des Menschen wird
ebenso deutlich wie vor diesem Hintergrund die Notwendigkeit
weiterer Schutz- und Managementmaßnahmen.
FOTO: EVELYN GENUIT
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0 36 INSELWETTER
In den Hochdruckgebieten sinken die Luftmassen und erwärmen sich. Wolken lösen sich auf, der Himmel ist blau und die Sonne
scheint. Tiefdruckgebiete sorgen dagegen für schlechtes Wetter: Beim Aufsteigen der feuchtwarmen Luft bilden sich beim
Abkühlen in der Höhe Wolken und es kann regnen.
APRIL, APRIL – DER MACHT WAS ER WILL
Vom ersten bis zum letzten Tag bescherte
der April ein bunt gemischtes Inselwetter.
Auch eine »Windhose« war Mitte April
zu sehen. Doch diese »Windhose«, die vom
Hauptstrand aus vom Insulaner Rüdiger Eike
Jakobs entdeckt und abgelichtet wurde, entpuppte
sich schnell als »Spiel der Wolken«.
Nicht ausgeblieben ist der – regelmäßig
die Ostfriesischen Inseln heimsuchende –
Sturm, der mit Böen bis zur Stärke 8 über
den Deich fegte und den Strandsand aufwirbelte.
Am Osterwochenende selbst sorgte
das Hoch »Odette« für viel Sonnenschein.
Die Temperaturen lagen allerdings nur bei
höchstens 10 Grad; auch am Sonntag war es
ähnlich frisch. Aber kein Grund für die wenigen
Wangerooger und Gäste, den geplanten
Osterspaziergang abzusagen. Am zweiten
Feiertag kündigte sich ein neues Tief mit
dichten Wolken, Regen und weiterer Abkühlung
an. Auch die Schneefallgrenze werde
dann deutlich sinken, warnten die Meteorologen,
die sich allerdings noch nie zuvor so
oft getäuscht haben wie in diesem Jahr.
TEXT: MANFRED OSENBERG
FOTO: RÜDIGER EIKE JAKOBS
INSELWETTER 0 37
ANBADEN ABGESAGT
Am 28. April und am 1. Mai 2021 überraschten Blitz und
Donner das ruhige Leben auf Wangerooge.
FOTO: JAN DIRK POST
Auch in diesem Jahr wird das traditionelle Anbaden wegen der
Corona-Pandemie ausfallen. Frank »Neptun« Kurelbaum erklärte
der MOIN auf Anfrage: »Es hat keinen Zweck. Wenn sich wieder
über 500 Menschen am Hauptstand treffen, ist die Sicherheit nicht
gewährleistet.« Stimmt. Kein Abstand. Keine Masken. Corona hat
auch die Wasserfreunde im Griff.
TEXT: MANFRED OSENBERG + FOTO: RENATE ZERHUSEN
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0 38 NEUE SERIE
Lutz Lenze 1978 auf dem
Aussichtsturm am Strand mit
Ulli Kossack
AUFGEWACHSEN AUF WANGEROOGE 0 39
LUTZ LENZE (GEB. 1949)
Es ist mir immer noch wichtig, in der Nähe des Meeres zu leben, mit dem Wind um die Ohren
und einem freien Blick auf den Horizont.
w
ie fast alle Insulanerkinder
meiner Generation holte
mich Schwester Anselma
1949 im Meeresstern auf die
Welt. Mit sechs Jahren besuchte ich dann
die Wangerooger Grundschule, die damals
noch zuerst in der Charlottenstraße, später
im neuen Gebäude an der Nikolausstraße
war. An meinen Lehrer Fidi Becker erinnere
ich mich noch recht gut.
Nach dem Schulabschluss konnte ich
eine Lehre zum Elektriker bei Elektro Niehaus
beginnen. Zur Berufsschule musste ich,
wenn der Unterricht nicht gerade auf Wangerooge
stattfand, nach Oldenburg fahren.
Da ich für mich nach dem Abschluss auf der
Insel keine attraktive berufliche Perspektive
sah, verließ ich Wangerooge im Alter von 18
Jahren.
Nach Weiterbildungen und dem Abschluss
meines Studiums lebte ich in verschiedenen
Regionen Deutschlands und
habe schließlich eine neue Heimat in Cuxhaven
gefunden. Hier fühle ich mich zu Hause.
Es ist mir immer noch wichtig, in der Nähe
des Meeres zu leben, mit dem Wind um die
Ohren und einem freien Blick auf den Horizont
– und auch, um für den geistigen Horizont
einen freien Blick zu behalten.
Auf der Insel Wangerooge aufzuwachsen,
sehe ich als ein großes Privileg an; und
meine Kindheit und Jugend bedeutete für
mich eine rundum glückliche Zeit. Die Freiheit,
die wir als Kinder genießen durften,
trug wesentlich dazu bei. Stadtkinder, und
insbesondere heutige Stadtkinder, können
sich das nur schwerlich vorstellen.
Der 2. Weltkrieg war ja noch gar nicht
so lange vorbei und die Auswirkungen gehörten
noch zu unserem Alltag. Die Spuren
des Krieges, vor allen Dingen natürlich die
teilweise schon gesprengten Bunker, wurden
mit Sand bedeckt. Davon war auf der Insel
genügend vorhanden. Wir haben für unsere
Jungenspiele die Relikte des Krieges benutzt,
indem wir Pulverstangen aus Blindgänger-Kartuschen
entfernt haben. Muhli
Schütte und ich, aber auch viele der anderen
Jungs, haben diese zu kleinen Bomben aus
Kondensmilch-Dosen oder angeschwemmten
Schwimmkugeln von Fischernetzen umgebaut,
um sie dann explodieren zu lassen –
typische Neugier und Erfindergeist kleiner
Jungen. Der Gefahr unserer Spiele waren
wir uns gar nicht bewusst, und wenn, dann
glaube ich heute, wäre es uns auch egal gewesen.
Mein Vater war Strandinspektor und wir
wohnten in der Jadestraße. Der Weg zum
Meer war nicht weit, sodass wir nach jedem
Sturm an den Strand gingen, um nach angespültem
Strandgut zu suchen. Es wurde
viel Holz von über Bord gegangenen Decksladungen
angeschwemmt, Planken, Bretter,
Kanthölzer und Paletten. Das wurde von
den Insulanerfamilien zersägt und zum Heizen
der heimischen Herde genutzt.
Nach Stürmen und anschließenden Ostwindlagen
galt für uns Inselkinder: Nun
gibt es am Strand Bernstein zu finden. Die
besten Fundorte? Da hatte jeder seine eigene
geheime Theorie, aber alle waren wir uns
einig, dass Bernstein immer zusammen mit
den bröseligen schwarzen Holzresten zu finden
war.
Unsere Fantasie damals schien schier
unerschöpflich. Um Krabben zu fangen,
konstruierten wir eine Vorrichtung mit feinmaschigem
Netz. Bei auflaufender Tide zogen
wir sie in knietiefem Wasser direkt in
der Brandung über den Meeresboden, genauso
wie bei den Küstenfischern. Zu unserem
Erstaunen fingen wir nicht nur Krabben,
sondern auch unterschiedliche Fische,
darunter sogar einmal einen kleinen Lachs.
Diese Fischsorte kannten wir damals aber
noch nicht, bereiteten ihn völlig falsch zu
und er schmeckte natürlich abscheulich. So
landete dieser eigentlich köstliche Fisch bei
den Hühnern.
An meine Kindheit und Jugend denke
ich oft und richtig gerne zurück. Das Inselleben
hat mich sehr geprägt, dennoch verspüre
ich heute nicht den Wunsch, dort wieder
zu leben. Es war eine andere, eine tolle Zeit.
Aber das Leben und die persönliche Entwicklung
sind weitergegangen. Mein damaliges
Lebensgefühl würde ich heute auf der
Insel gewiss nicht mehr finden.
Lutz Lenze zwischen seinen Freunden
Jörn (li.) und Carsten Folkerts ca. 1958
0 40 MEINUNGEN
WAS IST DAS BESTE,
WAS DIR IN DER
CORONAZEIT
PASSIERT IST?
Diese Frage stellten wir bereits im März online und
bildeten dazu viele tolle Antworten und schöne Fotos
unserer Leser in der letzten Ausgabe ab. Hier sind noch
zwei. Wunderbar, vielen lieben Dank!
Das Beste an der Coronazeit war für mich
einfach, dass ich trotz des Lockdown im
letzten Jahr und auch in den vergangenen
Wochen hier auf der Insel immer draußen
sein konnte und somit einfach die Insel in
vollen Zügen genießen konnte. So bin ich
viel mit dem Fahrrad unterwegs gewesen
oder habe lange Spaziergänge am Strand
und in der wunderschönen Dünen- und Heidelandschaft
unternommen.
Mit dabei waren immer meine Kamera
und mein Handy, um alle Eindrücke festzuhalten.
So habe ich Wangerooges Schönheit
durch alle Jahreszeiten erlebt.
Ulrike Rolf
Mein letzter Aufenthalt auf Wangerooge
war auch gleichzeitig mein letzter Kurzurlaub
seit Corona.
Ich war im Dezember 2019 mit meiner
Familie für eine Woche auf der Insel und wir
konnten die eisige, einsame und traumhafte
Natur am Strand genießen. Und ich habe in
dieser Zeit eine riesen Portion an Inspiration
mitgenommen, von der ich bis heute mit
meiner Acrylmalerei zehre.
Als gebürtige Friesin fehlen mir seitdem
die regelmäßigen Besuche an der Nordsee.
Aber jede Zeit hat seine Berechtigung und so
konnte ich das vergangene Jahr sehr intensiv
nutzen um viele neue Gemälde zu schaffen
… das Meer und das Wasser spielen bei
meinen Bildern immer eine wichtige Rolle.
Vielleicht habt Ihr ja auch Lust, Euch
mal auf meiner Homepage umzuschauen:
atelier-gesa-giessmann.jimdosite.com
Liebe Grüße, Eure Gesa
Vieles deutet darauf hin, dass der GIN
auch in diesem Sommer das Rennen
um die Krone der besten Getränke
machen wird. Favorit im und am
Diggers ist der Sanddorn-Gin, der
2018 in enger Zusammenarbeit mit
Olaf Rottmann von Getränke Gembler
in Schortens entwickelt wurde..
Das DIGGERS-Team erhält den Stoff
in großen Gebinden auf die Insel und
erledigt den Rest hier vor Ort, alles in
Handarbeit.
Jan-Dirk Post klärt auf: „Abfüllen,
etikettieren, versiegeln alles machen
wir selbst. Und zum Schluss
kommt noch eine Schleife aus
Original Strandkorbstoff um den
Flaschenhals.“
Für dieses Jahr sind auch schon zwei
neue Produkte in der Entwicklung.
Ein weiterer Gin mit kleiner
Geschmacksüberraschung sowie ein
einzigartiger Tequila kommen diese
Jahr noch auf den Markt.
„Diggers“ Post: „Corona hat uns alle
bös angegriffen, aber wir haben die
Zeit auch produktiv nutzen können.“
Die Ergebnisse können sich sehen
(besser. schmecken) lassen.
Dies alles und noch viel mehr – jetzt
bei den Strand-Freaks vor Ort an der
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0 42 STRANDLUST
KÖRBCHENGRÖSSE W
Relativ früh in diesem Jahr wurden die
Strandkörbe an den Hauptstrand von
Wangerooge gestellt – und blieben wochenlang
leer. Aber die Körbe waren für
die MOIN ein besonders schöner Hingucker.
Dass die Inselkörbe auch immer ein begehrtes
Foto-Objekt sind, beweisen die vielen
Einsendungen von Leserinnen und Lesern
beim jährlich stattfindenden Fotowettbewerb
der MOIN.
Im April 2021 hat Manfred Osenberg
täglich den Strand besucht, dabei zahlreiche
Insulaner getroffen und noch mehr Bilder
am Meer geschossen. Strandkorb-Parade
von vorne, von hinten, mit offenen, mit vergitterten
Körben.
Und auch Strandkörbe, die umgekippt sind.
Es waren aber nicht die oft zu Unrecht kritisierten
Jugendlichen, die für die liegenden
Körbe verantwortlich waren. Nein, es waren
die stürmischen Nächte, die den Frühling
eingeläutet haben.
TEXT + FOTOS: MANFRED OSENBERG
STRANDLUST 0 43
0 44 MEINUNGEN
WAS IST DAS
LUSTIGSTE,
WAS DIR
IM URLAUB
PASSIERT IST?
Diese Frage stellten wir im April in unserem
Instagram-Kanal. Vielen lieben Dank für die
tollen Antworten und Bilder!
Die Radtour im Herbst 2020 von Greetsiel
zurück nach Norddeich durch die
viele, matschige Schafskacke … Wir waren
mit unseren Kurfreunden unterwegs
und all unsere geliehenen Fahrräder sahen
ganz schrecklich aus. Wir haben sie dann
am Campingplatz erstmal versucht sauber
zu machen, denn wir hätten sie unmöglich
in dem Zustand abgeben wollen. Es war ein
Erlebnis, was wir wohl nie vergessen werden.
Claudia, Münsterland
Ihr habt auf Instagram nach der lustigsten
Urlaubsgeschichte gefragt. Da habe
ich was für Euch, auch wenn das nichts mit
der Insel an sich zu tun hat, aber es geschah
auf Wangerooge und wird uns auch immer
an unsere Verlobung auf der Insel erinnern.
Seit 1990 reise ich mindestens ein Mal
pro Jahr nach Wangerooge und als ich dann
irgendwann nicht mehr mit Freundinnen,
sondern meinem Freund unterwegs war,
wurde auch er zum Wangerooge-Fan. Quartier
hatten wir immer in ein und derselben
Pension, welche auch heute noch als Pension
zur Verfügung steht. Vor zwei Jahren sind
mein Mann und ich aber zwangsläufig auf
ein Apartment ausgewichen, weil in der Pension
zu unserem Wunschtermin nichts mehr
frei war. Seitdem sind wir dann ehrlich gesagt
doch beim Apartment geblieben, weil
es einfach praktischer ist, wenn mal Besuch
kommt.
Nun gut, es ging also im Sommer 1997
auch wieder auf die Insel, wo wir dann unsere
Verlobung bekanntgaben. Das Blöde war
nur, dass wir genau an dem Tag, an welchem
wir unsere Verlobung feierten und dies auch
in der Zeitung bekanntgegeben haben (was
auch unsere Pensionswirtin gelesen hatte),
das Lattenrost vom Bett meines Mannes an
Altersschwäche starb.
Tja, kurze Zeit später standen wir dann
vor den Pensionswirten und berichteten von
dem Schaden. Es war aber sofort klar, was
die Pensionswirte vor ihrem geistigen Auge
sahen (frisch verliebt, Verlobung und kaputtes
Lattenrost kann schließlich gedanklich
gesehen nur eine Ursache haben) und
so kam der Pensionswirt kurze Zeit später,
breit grinsend, mit einem neuen Lattenrost
ins Zimmer.
Wir waren wirklich unschuldig an dem
Schaden, aber das glaubt uns bis heute niemand!
Würde ich aber auch nicht tun, wenn
mir das jemand erzählen würde.
Unserer Inselliebe tat das aber keinen
Abbruch und so kehrten wir 10 Monate
nach diesem Ereignis als frischgebackenes
»kirchliches« Ehepaar (die standesamtliche
Trauung war schon ein halbes Jahr zuvor)
auf die Insel zurück.
Die Ehe hat gehalten und mein Mann ist
schon kräftig dabei, die Silberhochzeitsfeier
im Januar 2023 zu planen. Ich gehe mal fest
davon aus, dass auch der Silberhochzeitsurlaub
wieder auf unsere geliebte Insel führen
wird. Spätestens dann muss dieser Corona-
Spuk vorbei sein!!!
Haltet durch! Ihr schafft das!
Liebe Grüße von
Astrid Cordes
MEINUNGEN 0 45
Ob mein Foto für euer Super-Magazin
(hilft einem durch die schlimme Zeit) geeignet
ist, weiß ich nicht so richtig. Lustig
war es auf jeden Fall.
Ich war mit meinem Hund in der Hundeschule
Lahntal, aber auf der Insel. Ziel war
es, Kira (die kleine auf dem Foto) das Jagen
abzugewöhnen. Hat zunächst auch so gut
geklappt, dass ich sie tatsächlich am Strand
ableinen konnte, ohne dass sie sich wie sonst
üblich sofort in die Dünen verabschiedet hat.
Es war aber nur eine neue Taktik: Sie hat
dann so 100 m entfernt an der Wasserkante
irgendetwas entdeckt. Ich bin natürlich
hin, und was war es? Was ist grün und riecht
nach Fisch? Genau, eine kleine Makrele,
hatte sich wohl irgendwie verschwommen.
Wie man Kira deutlich ansieht, hat sie offensichtlich
gut geschmeckt. Arme Makrele, so
kurz kann das Fischleben sein.
Manfred Bottmeyer, Meppen
Ich fand Helgoland ganz schön. Aber am
besten hat mir dann doch die kleine Kneipe
gefallen. Der Walter wusste am zweiten Tag
bereits, was wir trinken und den Kassenbon
mit dem Text »Täglich betreutes Trinken«
fand ich so klasse, dass ich ihn fotografiert
habe und auch gerne rumzeige, wenn es gerade
passt. Wir kommen bestimmt mal wieder
für ein paar Tage. Bis dahin bleibt gesund!
Christiane Brinkmann
0 46 MEINUNGEN
WAS IST DAS
LUSTIGSTE,
WAS DIR IM
URLAUB
PASSIERT
IST?
Ich habe schon so viele lustige und vor allem
wunderschöne Dinge auf Wangerooge
erleben dürfen!
Aber einer der lustigsten und vor allem
kältesten Momente war in meinem Silvesterurlaub
2019/20. Wir haben die Woche
mit unseren besten Freunden auf der Insel
verbracht. Trotz der eisigen Kälte konnten
wir nicht widerstehen, zumindest ein kleines
bisschen ins Meer zu gehen … Lustig war’s!
Ganz liebe Grüße und bleibt alle gesund,
Katrin Böttcher-Heustädter (rechts)
zusammen mit Claudia Schünzel (links)
Wenn die kleine Schwester versucht, den
großen Bruder aufs Bild zu bringen …
Egal, was passiert, auf Wangerooge war
es immer pures Glück, das wir für knapp
zwei Monate geniessen durften.
Dr. Susanne Nowak mit Jan und Jule
2020 war aufgrund der Coronapandemie kein schönes Jahr. Daher sind wir sehr glücklich,
dass wir trotz allem ein ganz tolles und lustiges Wochenende im September auf Wangerooge
verbringen konnten. Schwager und Schwägerin wohnen mit ihrem Sohn ca. 490km
von uns entfernt und wir haben auf Wangerooge ein ganz, ganz tolles Wochenende verbracht.
Claudia Schünzel
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Anbei sende ich zwei lustige Fotos, die
letztes Jahr im Herbst auf Wangerooge
entstanden sind. Und zwar hat unser langjähriger
Freund und Wangerooger Gerd
Huber seinen 80. Geburtstag gefeiert. Meine
Familie und ich haben ihn zu diesem
Anlass mit einem Besuch und Geschenken
überrascht. Wir sind extra von Hessen nach
Wangerooge gereist, um ihm eine Freude zu
machen.
Janina Blaufuß
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Wir wussten nicht, dass es ein Schloss auf
Wangerooge gibt, aber wir besitzen seit
einigen Jahren eins …
Unser alljährliches Familientreffen auf
Wangerooge. Wir, acht Mann hoch, verlassen
unser Ferienhaus am Wattenmeer und
wollen zu einer Radtour aufbrechen. Mein
Schwager zieht die Haustüre zu … der Rest
ist Familiengeschichte.
Nachdem wir vergeblich versucht haben
mit der sportlichen und schwindelfreien Jugend
in das eigene Ferienhaus, über ein gekipptes
Fenster im Bad, einzubrechen (die
Inselpolizei war schon im Anmarsch) und
damit kläglich scheiterten, bestellten wir
schlussendlich den Wangerooger Schlüsseldienst
und sind seitdem stolze Besitzer eines
Schlosses auf Wangerooge.
Heike Gellisch
WAS IST DAS LUSTIGSTE, WAS DIR IM URLAUB PASSIERT IST?
Als ich vor ungefähr 22 Jahren meiner
Familie die Insel näher bringen wollte,
die ich schon als Kind besucht habe, waren
wir für einen Tag auf der Insel. Als
wir dann am Strand waren und am Wasser
standen, kamen leichte, kleine Wellen bis
auf einmal eine etwas größere Welle kam
und mein Sohn (3 Jahre) leider mit seinen
ganzen Sachen Baden ging. So mussten wir
auf der Insel shoppen gehen, weil wir keine
anderen Sachen für meinen Sohn dabei hatten
und wir auch nur für diesen einen Tag
da waren.
Thomas Kristann
Wir verbringen jedes Jahr eine wunderschöne
Zeit auf Wangerooge. Meine Söhne
genießen es, am Strand zu toben. Im letzten
Jahr nach dem ersten Lockdown wurde der
Strand zur Hüpfburg. Endlich wieder raus …
Irgendwann musste neue Energie geladen
werden. Was passt da besser als ein leckerer
Crêpe? Mein Sohn ist gleich los und
kam freudestrahlend samt Crêpe Richtung
Strand zurück. Von weitem haben wir schon
gesehen, wie eine freche Möwe diese Delikatesse
aus der Luft angepeilt hat.
Winken, Rufen und Warnen hat nichts
gebracht. Mein Sohn hat nur glücklich zurückgewunken.
Dann hat das Unglück seinen
Lauf genommen. Die Möwe hat sich im
Sturzflug den Crêpe gemopst, mein Sohn hat
der Möwe nur staunend hinterhergeschaut.
Von weitem ein herrliches Schauspiel …
natürlich durfte mein Sohn sich neu eindecken.
Der nette Besitzer der Crêpe-Bude hat
das Spektakel scheinbar mitverfolgen können
und war so nett und es gab ein Crêpe
auf’s Haus. Der Tag war gerettet.
Wir hoffen, auch in diesem Jahr möglichst
schnell nach Wangerooge zu kommen.
Katja Schmidt
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0 50 ALTE FREUNDE
DER VERSCHOBENE SEGELTÖRN
40 Jahre ist es her, dass die ehemaligen
Rettungsschwimmer Ulli Kossack, Volker
Teichmann, Torsten Zoeke und Axel
Stuppy ihre letzte Badezeit gemeinsam
am Wangerooger Strand versahen. Ihre
Freundschaft hat die vielen Jahrzehnte
überdauert und jedes Jahr treffen sich die
früheren Beachboys noch mindestens einoder
zweimal mit ihren damaligen Kollegen.
Das diesjährige Treffen im Mai auf Wangerooge
musste pandemiebedingt ausfallen,
deshalb lud Torsten Zoeke seine Freunde im
August zu einer Segeltour auf seine Yacht
»Alu Ree« ein. »Ich kann nicht behaupten,
dass ich ernsthaft nach Gründen für eine
Absage dieser tollen Einladung gesucht hätte«,
verrät uns Volker Teichmann, der genau
wie Ulli und Axel sofort begeistert zusagte.
Dass die Drei selbst Segler sind, machte die
Törnplanung zudem noch einfacher.
Von Harle aus ging es bei fast mediterranen
Bedingungen erst gen Wangerooge,
dann weiter durchs Watt unterhalb
Spiekeoog und Langeoog bis in den Langeooger
Yachthafen. »Von Freitag bis Sonntag
verbrachten wir unsere Zeit zusammen
an Bord – und vom ersten Moment an war
das gemeinsame Wangerooger Lebensgefühl
wieder da«, berichtet Ulli Kossack. Der
Rückweg nach Harle wurde dann von Sturm
und heftigsten Gewitterschauern begleitet.
»Das war eine richtig tolle Tour«, fasst Torsten
das Wochenende zusammen, »aber ein
bisschen beweglicher waren die Jungs vor
vierzig Jahren schon.« Allerdings bleibt das
bitte einfach mal schön unter uns.
»Unserer Insel hat ein so wunderschönes Medium noch gefehlt,
Alle Zeitschriften und Zeitungen werden bei uns entsorgt,
aber die MOIN sammeln wir!“
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0 52 SCHIFFE VOR WANGEROOGE
WAS HABEN DIE YACHTEN
MIT FUSSBALL ZU TUN?
Ist das die neue Yacht von Roman Abramowitsch (54)? An einem der letzten Tage im März dieses
Jahres konnten die wenigen Schaulustigen am Wangerooger Strand eine Yacht am Horizont
vorbeiziehen sehen, die viele Fragen aufwarf.
d
er russische Öl-Milliardär und
Besitzer des Fußballclubs FC
Chelsea will sich offenbar eine
neue Luxusyacht gönnen. Die
140 Meter lange »Solaris« könnte das letzte
Großprojekt der Bremerhavener Lloyd-
Werft sein – der Traditionsbetrieb hat seine
Schließung verkündet.
Spätestens zum Jahresende will die zum
Genting-Konzern gehörende Traditionswerft
mit der »Solaris« ihr womöglich letztes
Großprojekt abliefern. Die Einhausung
um das 140 Meter lange Schiff war erst vor
wenigen Tagen entfernt worden, sodass es
nun erstmals von außen sichtbar ist.
Keine Frage: Die stolze Jacht gehört,
wie der Klub seines Eigners, in die Premier
League der Top-Schiffe.
Gigantische Schiffsschrauben werden
die Yacht über die Meere treiben. Laut
»Bild«-Zeitung soll das schätzungsweise
mehr als 500 Millionen Euro teure Schiff
mit einem Helikopter-Landeplatz, mehreren
Pools sowie einem Club- und Spa-Bereich
ausgestattet sein.
Timo Werner und Kai Havertz
KICKER AN BORD?
Könnten bald alle Kicker des FC Chelsea auf
dem Schiff ihres Hauptsponsors eine »Runde«
in der Nordsee drehen? Warum nicht?
Vielleicht nach dem Triumph in der Champions
League? Das Finale in Istambul zwischen
Chelsea und Manchester City war bei
Redaktionsschluss noch nicht beendet.
Mit 48 Kabinen soll die neueste Errungenschaft
des Mäzens Platz für bis zu 36
Passagiere und eine Besatzung von 60 Personen
bieten. Dabei ist die »Solaris« nicht
das einzige Schiff, das Milliardär Abramowitsch
sein Eigen nennt.
Den neuen Trainer der Londoner Thomas
Tuchel (47), der im Januar 2021 den
Engländer und Klublegende Frank Lampard
(42) abgelöst hat, würde es freuen. Mit
dem ehemaligen Bundesligatrainer von u.a.
Mainz 05 und Borussia Dortmund, dürfte
Roman Abramowitsch derzeit auf jeden Fall
sehr zufrieden sein. Denn seit seinem Amtsantritt
ist er in fast 20 Spielen ungeschlagen
und katapultierte den FC Chelsea auf den
vierten Platz, der für die Champions League
reicht. Nach der durchwachsenen Hinrunde
unter Lampard, das Ziel für die Premier
League. Auch in der Champions League
(Viertelfinale gegen FC Porto) und FA Cup
(Halbfinale gegen Manchester City) sind sie
noch vertreten.
In der von Stars gespickten Mannschaft,
kann Tuchel auch auf die drei deutschen Nationalspieler
Timo Werner (25), Kai Havertz
(21) und Antonio Rüdiger (28) setzen. Vor allem
der Innenverteidiger Rüdiger blüht seit
0 53
der Ankunft Tuchels richtig auf und ist zurzeit
nicht mehr aus der Startelf wegzudenken.
Die Spitze der Premier League wird der
FC Chelsea in dieser Saison nicht mehr erreichen,
da Manchester City mit 20 Punkten
Vorsprung zu weit entfernt ist. Doch für die
nächsten Jahre wird das Ziel ganz klar sein,
englischer Meister zu werden, was ihnen zuletzt
in der Saison 2016/17 gelang.
BESTE KICKER – BESTE SCHIFFE
Die Eclipse ist eine private Yacht unter der
Flagge der Bermudas. Auch sie wurde gebaut
im Auftrag und ist im Besitz des russisch-israelischen
Oligarchen. Sie ist 162,5
Meter lang; der Abstand zur Nummer 5 beträgt
lediglich 50 cm. Der Baupreis für das
Schiff wurde von Medien auf rund 340 bis
400 Millionen Euro geschätzt.
Das Schiff wurde im Herbst 2010 von
der Hamburger Werft Blohm + Voss an den
Eigner des Schiffes, den russischen Milliardär
und Fußballfan Roman Abramowitsch
übergeben. Der Stapellauf fand am 12. Juni
2009 statt. Anschließend befand sich die
Yacht noch einmal zur Überarbeitung bei
Blohm + Voss im großen Schwimmdock 10.
Am 16. April 2010 wurde sie aus dem Dock
entlassen. Der Gesamtpreis wurde auf 340
Millionen Euro geschätzt. Inklusive ihrer
Ausstattung wie dem U-Boot soll sie sogar
bis zu 850 Millionen Euro kosten.
WAS MACHT DER
YACHTCLUB WANGEROOGE?
Einige Wangerooger meinen: führungslos. Die MOIN berichtete, dass im vergangenen
Jahr die Ära von Frank Zoerke als Präsident zu Ende gegangen ist und Sabrina Illig als
erste weibliche Vorsitzende gewählt wurde. Allerdings hielt die »Ehe« von Illig und WYC
nicht lange. Nach einigen »Missverständnissen« legte Sabrina Illig ihr Amt nieder. In den
nächsten Wochen soll eine Entscheidung über eine neue Führung fallen. Sabrina Illig ist
übrigens auch nicht mehr im Vorzimmer des Bürgermeisters tätig, kümmert sich jetzt um
die Finanzen der Gemeinde.
80 MILLIONEN NACHLASS
Das Hamburger Abendblatt berichtete,
dass Abramowitsch aufgrund der technischen
Probleme und der Verzögerung bei
der Übergabe von Blohm + Voss einen Preisnachlass
von rund 80 Millionen Euro gefordert
habe. Ein Abgesandter des Eigners soll
etliche Posten aus der Rechnung gestrichen
haben, mit dem Hinweis, sie seien bereits
mit dem vereinbarten Kaufpreis abgegolten.
Daraus ergab sich ein Konflikt über die Definition
was als »Extraausstattung« in die Privatyacht
eingebaut wurde. Außerdem soll er
eine finanzielle Entschädigung für die verspätete
Fertigstellung verlangt haben.
Die in Hamburg gebaute Eclipse wurde
seit Baubeginn zweimal verlängert, um die
Länge der damals längsten Yacht der Welt,
der Dubai, zu übertreffen. Zusammen mit
der Sussurro bildet sie die Privatflotte des
Unternehmers. Das Schiff bietet Räume für
36 Gäste und deren 90 Bedienstete.
Übrigens: Ab Februar 2011 konnte die
Eclipse von einem Unternehmen in Monaco
zeitweise gechartert werden. Die Eclipse lag
im Juli 2012 verhüllt in einer Werft in Barcelona,
wo ein Umbau erfolgte, der im September
2012 abgeschlossen wurde.
FRITZ SCHIFFER
0 54 SEENOTRETTER
SICHER AUF SEE
Wussten Sie, dass auf Nord- und Ostsee die Seenotretter im Jahr 2020 insgesamt 1.720 Mal im
Einsatz gewesen sind? Die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger
(DGzRS) haben dabei fast 3.500 Menschen Hilfe geleistet. Auch – wie die MOIN berichtete –
in der Nordsee vor Wangerooge.
a
llein rund 360 von ihnen wurden
aus Seenot gerettet oder
Gefahr befreit. Seit Gründung
der DGzRS vor mehr als 155
Jahren zählt die Statistik der Seenotretter
nahezu 85.600 Gerettete. Die Modernisierung
der Rettungsflotte schreitet voran.
2020 und 2021 lösen insgesamt zehn neue
Einheiten ältere Seenotrettungskreuzer und
-boote ab. 2021 wird unter anderem ein
neuer Seenotrettungskreuzer für den Darß
auf den Traditionsnamen NIS RANDERS
getauft.
Die Seenotretter kamen im vergangenen
Jahr zahleichen Fischereifahrzeugen und
ihren Besatzungen zu Hilfe, waren mehrere
Male für Windparkversorger, Seeleute
von Handelsschiffen oder Passagiere von
Fähren und Fahrgastschiffen im Einsatz.
Auch viele Wassersportler und Küstenbesucher
konnten sich erneut auf die schnelle
Hilfe der DGzRS-Besatzungen verlassen.
Die Seenotretter kennen keine Saison. In
der raueren Jahreszeit sind sie besonders
gefordert. Der letzte Einsatz 2020 war zugleich
der erste 2021: Der Seenotrettungskreuzer
HERMANN MARWEDE, größte
Rettungseinheit der DGzRS, verbrachte den
Jahreswechsel auf See.
Aufgrund der Coronavirus-Pandemie
waren in den vergangenen Monaten weniger
Schiffe auf Nord- und Ostsee unterwegs.
Auch die Wassersportsaison 2020 begann
verspätet. Beides macht sich in der jüngsten
Einsatzstatistik der Seenotretter bemerkbar.
2020 haben die Besatzungen der rund
60 Seenotrettungskreuzer und -boote insgesamt
1.720 Einsätze gefahren, knapp 400
weniger als im Vorjahr. Dennoch halfen sie
dabei annähernd gleich vielen Menschen.
TAG DER SEENOTRETTER
Der von der DGzRS vor mehr als 20 Jahren
ins Leben gerufene Tag der Seenotretter am
letzten Juli-Sonntag, eine jährliche Großveranstaltung
mit bis zu 30.000 Besuchern,
war 2020 Coronavirus-bedingt nicht in gewohnter
Form möglich. Allerdings war die
DGzRS mit dem virtuellen Tag der Seenotretter
im Internet sehr erfolgreich: Alle Rettungsstationen
beteiligten sich mit Videos
und virtuellen Rundgängen, die insgesamt
mehr als eine halbe Million Mal angesehen
wurden. »Auf diese Weise konnten unsere
Crews trotzdem ihre Einsatzbereitschaft
und Leistungsfähigkeit demonstrieren –
und allen Unterstützern herzlich danken.
Wir sind überwältigt von dem großen Zuspruch
und den vielen Zuschriften unserer
Förderer, die uns auch jetzt die Treue halten«,
dankt DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus
Stadeler.
In welcher Form der Tag der Seenotretter
2021 am 25. Juli stattfinden wird, ist derzeit
noch nicht abzusehen. Aus Infektionsschutzgründen
sind nach wie vor bis auf
Weiteres keine Besichtigungen der Rettungseinheiten
und keine Besuche der Stationen
zwischen Borkum und Ueckermünde
möglich. Als zuständiger maritimer
Such- und Rettungsdienst in den deutschen
Gebieten von Nord- und Ostsee muss die
DGzRS die Wahrnehmung ihrer selbstgewählten
Aufgabe auch unter erschwerten
Bedingungen sicherstellen und Besatzungen,
Mitarbeiter sowie Spender vor Ansteckungsrisiken
schützen. Die Seenotretter
haben deshalb neben dem virtuellen Tag
der Seenotretter einige zusätzliche digitale
Formate entwickelt, um den Kontakt zu ihren
zahlreichen Freunden und Förderern im
ganzen Land zu halten.
SEENOTRETTER 0 55
EINSATZZAHLEN
DER DGZRS 2020 IM DETAIL
Im Jahr 2020 haben die Besatzungen der rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote
auf Nord- und Ostsee bei insgesamt 1.720 Einsätzen (2019: 2.140 Einsätze) 3.492
(3.396) Menschen Hilfe geleistet. Im Einzelnen haben sie
• 40 (81) Menschen aus Seenot gerettet
• 317 (270) Menschen aus drohender Gefahr befreit
• 251 (373) Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen
Inseln oder Halligen zum Festland transportiert
• 49 (54) Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt
• 915 (1.014) Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht
• 508 (606) Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert
In vielen Fällen griffen die Seenotretter frühzeitig ein und begrenzten so Schäden bereits
im Vorfeld. Zudem sind sie 2.686 Mal in ihren Revieren zwischen Borkum im Westen und
Ueckermünde im Osten auf Kontrollfahrt gegangen. Darüber hinaus war die SEENOTLEI-
TUNG BREMEN (Maritime Rescue Coordination Centre, MRCC BREMEN) in 147 Seenotfällen
international im Interesse der deutschen Schifffahrt unterstützend oder initiativ tätig.
Seit ihrer Gründung am 29. Mai 1865 hat die DGzRS bis Ende 2020 insgesamt 85.591
Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahrensituationen auf See befreit. Das entspricht in
etwa der gesamten Bevölkerung der Städte Gießen (Hessen), Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg),
Lünen (Nordrhein-Westfalen) oder Flensburg (Schleswig-Holstein).
Die Einsatzzahlen verteilen sich auf die
einzelnen Küsten wie folgt:
• Niedersächsische Nordseeküste
Die Besatzungen der an der niedersächsischen
Küste stationierten Seenotrettungskreuzer
und -boote haben bei 520 (649)
Einsätzen 1.010 (893) Menschen geholfen.
Davon wurden 3 (26) Menschen aus Seenot
gerettet und 128 (76) weitere aus Gefahrensituationen
befreit.
• Schleswig-Holsteinische Nordseeküste
Die Seenotretter an der schleswig-holsteinischen
Nordseeküste waren 145 (212) Mal
im Einsatz und halfen 315 (320) Menschen.
Davon wurden 9 (3) Menschen aus Seenot
gerettet und 19 (33) weitere aus Gefahrensituationen
befreit.
• Schleswig-Holsteinische Ostseeküste
An der Ostseeküste Schleswig-Holsteins
waren die Seenotretter 607 (756) Mal im
Einsatz für 1.109 (1.118) Menschen. Sie retteten
27 (29) Menschen aus Seenot und
befreiten weitere 108 (59) aus Gefahrensituationen.
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0 56 SCHIFFBAR
GLÜCK IM UNGLÜCK?
Nur ganz wenige Wangerooger Seeleute sind mit ihren Schiffen durch den berühmten Suezkanal
gefahren. Einer von ihnen ist Hermann de Boer. Der bekam vom letzten Schiffsunglück nichts mehr
mit. Es sei denn, der Anfang des Jahres verstorbene Hermann schaute von ganz oben zu.
d
ie spektakuläre Havarie zog Millionen Menschen in ihren
Bann. Auch für die Insulaner »Queller« Maass und
»Peo« Post sorgte das Schiffsunglück am Suez-Kanal
wochenlang für Gesprächsstoff. Fast täglich fahren sie
mit dem Shopper und dem Rad an die Strandpromenade, um sich
die vielen Schiffe am Horizont anzuschauen.
»Wenn es nicht zu makaber wäre, könnten wir uns bei der
»EVER GIVEN« fast bedanken«, ärgert sich SDN-Vorsitzender
und Varels Bürgermeister Gerd-Christian Wagner. Immerhin habe
es dieses noch recht junge Schiff innerhalb von nur zwei Jahren geschafft,
mit zwei spektakulären Havarien ein anschauliches Beispiel
für die Gefahren des heutigen Warenverkehrs mit Mega-Containerschiffen
aufzuzeigen.
»Dass diese Riesenschiffe zunehmend unsere Küste, Flüsse und
Häfen gefährden, scheint eine unabwendbare Tatsache zu sein«, zeigt
er sich frustriert. Von daher gelte es zu überlegen, womit dieses stete
Gefährdungspotential zumindest reduziert werden könne. Aber das
dann ganz sicher nicht mit einem Beharren auf alten hanseatischen
Vorstellungen von eigener Größe und Bedeutung, ist er überzeugt.
Vielmehr gelte es, fordert die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste
e.V. (SDN) insbesondere die Bundesregierung auf, klügere
Lösungswege für die Zukunft zu suchen. Wobei ein echter norddeutscher
Seehafenverbund schon einmal ein guter Ansatz wäre.
In jedem Fall böten die Mega-Containerschiffe eine lange Reihe
direkter und indirekter Bedrohungen für Ökonomie wie Ökologie,
insbesondere den Lebensräumen der südlichen Nordsee und den
Tidebereichen ihrer Zuflüsse, ist sich Wagner sicher. So mache es
die EVER GIVEN mit ihrer havariebedingten Verriegelung des Suezkanals
schon einmal deutlich, wie unklug es sein kann, sich ausschließlich
auf Lieferanten aus Asien zu verlassen, gar Lagerhaltung
auf See zu betreiben. Zudem auch noch überwiegend auf einen Handelsweg
zu setzen, der nicht nur anfällig für Störungen ist, sondern
sogar mehrmals durch Kriegshandlungen gesperrt war, könne man
wohl als eher leichtsinnig ansehen. Auch die extreme Beladung der
»EVER GIVEN« mit bis zu zehn Containerlagen an Deck, wobei
die oberen sechs nicht mehr durch ein mit dem Schiff verbundenen
Stützgerüst gesichert sind, mache deutlich, wie riskant eine Passage
mit riesiger seitlicher Segelfläche durch viel zu enge Fahrrinnen und
Wendeplätze wie im Suezkanal oder der Elbe sein könne. Denn nicht
die Natur mit ihren Gesetzen zu Luft- und Wasserbewegungen sei
schuld an solchen Havarien, sondern wohl eher eine Art menschliche
Selbstüberschätzung von Technikgläubigkeit hin zum Gigantismus.
»Es ist einfach an der Zeit, wirklich umzudenken!«, mahnt der
SDN-Vorsitzende an die politische und wirtschaftliche Vernunft.
Vielmehr müssten mögliche Auswirkungen auf die Umwelt sowie
auch natürliche Grenzen immer mit bedacht und einbezogen werden.
Ein havarierendes Schiff wie die »EVER GIVEN« könne schon
allein das Leben und auch die Wirtschaft an der Nordseeküste zerstören!
Und zudem, menschlicher Technik sei es nun einmal nicht
möglich, alle durch Menschen verursachte Störungen wieder zu beseitigen,
geschweige denn erfolgte Schäden zu beheben, ist Wagner
überzeugt.
EIN BUCH
IST IMMER
DAS RICHTIGE
GEBURTSTAGS-
GESCHENK!
WANGEROOGE –
EINE INSEL
ZUM VERLIEBEN
Die 2018 gebaute »EVER GIVEN« ist 400 Meter lang, 59 Meter
breit und mehr als 32 Meter hoch bei maximal 16 m Tiefgang,
20.388 TEU Stellplatzkapazität und rund 224.000 Tonnen
Gesamtgewicht. Sie fährt unter der Flagge Panamas.
DER WSV
WIRD NIEMALS
UNTERGEHEN
Übrigens kam für viele Beteiligte Anfang Mai 2021 noch ein weiterer
Schock. Mehr als 900 Millionen Dollar verlangt die Suezkanal-
Behörde von den Eigentümern der »EVER GIVEN«. Nun sollen sich
die Inhaber der transportierten Waren an der Schadensersatzzahlung
beteiligen – darunter deutsche Händler.
FOTO: KEES TORN
WANGEROOGE –
EIN WINTER-
MEERCHEN
1. HAVARIE
Datum: 09.02.2019 zwischen
09:24 und 09:30
Ort: Elbe bei Hamburg-
Blankenese
Grund: noch unklar. Evtl.
Wind in Stärke sieben bei Böen
von acht aus Süd-West. Dabei
hätte das Schiff eigentlich nicht
fahren dürfen
Folgen: Totalschaden der
Hafenfähre FINKENWER-
DER, Beschädigung des
Anlegers Blankenese, Schocks
bei Besatzungsmitgliedern
der Hafenfähre, die sich noch
knapp in Sicherheit bringen
konnten
2. HAVARIE
Datum: Nacht zum 24. März
2021
Ort: Suezkanal
Grund: noch unklar. Evtl.
steuerlos wg. Stromausfall und/
oder Sandsturm nebst »Bank
Effect« und/oder »menschliches
Versagen«
Folgen: fünf Tage Stau, keine
Verletzten, Uferbereiche beschädigt
SKANDAL
UM OSI
WANGEROOGE
UND DER REST
DER WELT
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0 58 FUSSBALLFANS
ABPFIFF
Letzter Bundesligaspieltag. Sie gingen durch ein
Wechselbad der Gefühle – die Fans auf der Insel.
MOIN-Macher Manfred Osenberg war dabei.
»Meine Borussia hat den Pokal geholt und ist noch Dritter
geworden. Ich bin glücklich.«
Der Hagner Peter Tigges drückte Dortmund die Daumen.
»Mein EFFCE schafft das in der Relegation gegen Kiel.«
Ex-Hausmeister und Kölner Hooligan Gerd Eisenberg.
FUSSBALLFANS 0 59
»Sensationell, was meine Bielefelder geschaffen haben.«
Wangerooger Metzgersohn Finn Drees mit Arminia-Torjäger
Fabian Klos.
»Wir sind überglücklich – auch ohne Fiege-Pils.«
Rüdiger Mann, der Chef vom Frischemarkt, feierte ergiebig den
Aufstieg des VfL Bochum.
0 60 DIE GLOSSE
DER SCHWIMMKERL
Blauer Himmel, Ostwind, Sandburgen und flatternde Fähnchen – so
muss Urlaub auf Wangerooge sein. Zur Badezeit freute ich mich immer
für die Menschen, die unbeschwert durch die Wellen schwimmen
konnten. Vom Strandkorb aus, denn ich selbst hatte das Schwimmen
niemals erlernen dürfen.
i
m Winter blätterte ich in Herberts »Auto-Motor-Sport« und
auf der letzten Seite sah ich das Inserat (unten), das mein
Urlaubsleben hoffentlich nachhaltig verändern sollte:
Diesen Schwimmkerl für Damen musste ich sofort bestellen!
»Aus Nürnberg«, sagte der Postbote und übergab mir eine Nachnahme-
Sendung. Im Paket befand sich ein hautfarbenes Gebilde,
das ein wenig an Großmutters Folter-Mieder erinnerte. Es sollte unter
dem Badeanzug getragen werden und bestand aus mehreren vertikalen
Luftkammern. Als Besonderheit ragte ein Schlauch hervor,
lang genug, um den Schwimmkerl selbst aufpusten zu können. Dann
hinein in die Fluten, so stellte ich mir unseren nächsten Urlaub vor,
und schon bin ich keine Nichtschwimmerin mehr.
Bereits bei der ersten Anprobe kamen mir gewisse Zweifel am
angepriesenen ‚anschmiegsamen Sitz‘ dieses Wunderdings aus elastischem
Gewebe. Erheblich runder und verschrumpelter um die
Hüften als sonst schon stand ich vor dem Spiegel. Dabei war ich noch
gar nicht aufgeblasen. Als Herbert zum Gucken kam und schmunzelnd
sagte: »Passt doch wie angegossen«, knallte ich die Badezimmertür
zu. So eine Frechheit!
Im nächsten Sommer fuhren wir wieder auf unsere geliebte Insel.
Zum Glück hatten wir am ersten Tag schlechtes Wetter, aber am
zweiten Tag lachte die Sonne unbarmherzig vom tiefblauen Himmel
und wir mussten an den Strand. Nachmittags begann dann die
Badezeit und alles Zögern und Herzklopfen half nicht mehr. »Wir
gehen ins Wasser« rief Herbert begeistert. Meine Begeisterung mit
diesem Kerl unterm Badeanzug hingegen fiel eher ein wenig verhalten
aus.
Über die ersten Wellen konnten wir noch gut hüpfen. Als wir
bis zum Bauch in der kalten Nordsee standen, friemelte ich den
Schlauch aus dem Badeanzug und pustete mich auf. »Ohne Beeinflussung
der Körperform«, versprach der Hersteller, aber wo kam
dann unterhalb meiner Taille plötzlich das her, das man gemeinhin
als »gebärfreudiges Becken« bezeichnete?
ERSTER VERSUCH
Das Meer war ruhiger als am Vortag und ich machte einen ersten
Versuch, mich so entspannt, wie es mir eben möglich war, auf den
Bauch zu legen. Das Luftpolster um die Hüften hielt zwar meinen
Po schön nach oben, aber atmen wollte ich ja durch meinen Mund,
und der befand sich bedrohlich unter der Wasseroberfläche. »Die
Arme!«, rief Herbert aufgeregt, »Du musst mit den Armen kreisen«.
Panik ergriff mich und ich versuchte lieber, meine Füße wieder
auf den Boden zu kriegen. Aber genau das verhinderte ja dieser
Schwimmkerl. Ich konnte gerade noch den Stöpsel aus dem
Schlauch dieses Burschen ziehen, blubbernd entwich die Luft aus
den Kammern und ich spürte sandigen Grund unter den Füßen.
Fürs Erste gerettet! Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie mein
misslungener Schwimmversuch vom Rettungsturm aus argwöhnisch
verfolgt wurde. Herberts lobende Bemerkung hingegen: »Das
ging doch schon ganz gut«, war der Auftakt zu unserem ersten echten
Urlaubs-Krach.
Meinen Herbert habe ich immer noch. Aber den Schwimmkerl,
den habe ich auf der Insel gelassen. Soll er doch selber zusehen, wie
er übers Watt zurückkommt!
TEXT: AXEL STUPPY
Auch auf der Insel
Immobilienverwaltung
Wangerooge
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0 62 100 JAHRE
JUGENDHERBERGE 063
GRUPPEN FEHLEN, ABER …
Die gute Nachricht: Die Wangerooger
Jugendherberge ist seit vielen Wochen
pickepackevoll belegt. Die nicht so gute
Nachricht: Die Jugend fehlt in der Herberge.
Klar, wegen Corona. Doch die vielen Männer,
die am benachbarten Deckwerk arbeiten,
sorgen für die Auslastung des Heims.
Führte die Durststrecke 2020 dazu, dass
die Menschen wieder Hunger bekommen
auf das bunte Leben in einer Jugendherberge?
Appetit auf mehr am Meer? Dies zu beurteilen
könnte am besten eine 41 Jahre alte
Frau aus dem Erzgebirge, die seit sechs Jahren
die beliebte Jugendherberge im Inselwesten
mit 168 Betten führt.
Katja Garbe erwartet auch für dieses Jahr
wenig Entspannung. Andererseits sorge die
Tatsache, dass Reisen ins Ausland mit Risiken
verbunden seien, für mehr Deutschland-
Urlauber. Das sei vor allem im Herbst 2020
zu merken gewesen, als der Gästestrom
nicht abreißen wollte.
Katja Garbe: »Wir haben auf Wangerooge
viele Stammgäste, die jedes Jahr mit
ihren Familien hier die schönste Zeit des
Jahres verbringen. Oft verabreden sich befreundete
Familien zu gemeinsamen Ferien.
Viele wollen gar nicht ins Dorf. Sie leben hier
im Westen, sozusagen auf einer Insel auf der
Insel.«
In den ruhigen Wintermonaten und den
ersten Frühjahrswochen war und ist die Jugendherberge
auch Quartier von Handwerkern
und Bauarbeitern, die im Inselwesten
tätig sind, z.B. beim Küstenschutz oder Hotelneubau.
»Das hat uns Betrieb ins Haus
gebracht«, erklärte die Jugendherberg-Mutter.
Im Mai wollte sie wieder Saisonpersonal
einstellen und wünscht sich neue Gäste.
Die Winterruhe ist vorbei. Die Stürme
regierten im Mai 2021. Beste Voraussetzungen
für das Kiten in der ebenso nahen wie
rauen Nordsee …
TEXT: MANFRED OSENBERG
FOTO: EVELYN GENUIT
0 64 HANDWERKER AUF DER INSEL
VOLLE
AUFTRAGSBÜCHER
Auf Wangerooge sind schätzungsweise mehr als 200 Handwerker
regelmäßig tätig. Die rund 1.000 Baubeschäftigten im Kreis
Friesland sollen mehr Geld bekommen, zum Beispiel durch ein
Modell für die Entschädigung der sogenannten Wegezeit, also der
langen, meist unbezahlten Fahrzeit zur Baustelle.
d
er Boom der Bauwirtschaft hält
trotz Pandemie an. Nun müssen
die Beschäftigten an den
steigenden Umsätzen beteiligt
werden«, sagt Gabriele Knue, Bezirksvorsitzende
der IG BAU Nordwest-Niedersachsen.
Die Gewerkschafterin verweist auf die
hohe Zahl der Baugenehmigungen, die zu
weiterhin vollen Auftragsbüchern bei den
Unternehmen führten. Nach Angaben des
Statistischen Bundesamtes wurde im Landkreis
Friesland im vergangenen Jahr der
Bau von 507 Wohnungen genehmigt. Dabei
investierten Bauherren rund 77Millionen
Euro. Während viele Branchen stark von den
Lockdowns und Kontaktbeschränkungen
betroffen sind, laufen die Arbeiten am Bau
auf Hochtouren weiter. Auch auf Wangerooge.
Viele neue Bauten sind geplant – auch
neben der Bahnstrecke, die vom Bahnhof
Richtung Osten führt.
Die MOIN besuchte ein halbes Dutzend
Baustellen auf der Insel. Auf einigen wird
zwar nicht gearbeitet, aber Kräne oder andere
»Liegenschaften« sorgen nicht gerade
für gute Stimmung bei den Nachbarn. Für
viele Maurer, Zimmerleute und Straßenbauer
sind Überstunden an der Tagesordnung.
Auch Handwerksunternehmen auf der Insel
besitzen volle Auftragsbücher.
Unverständlich, dass dennoch Inselbewohner
ungewöhnlich hart kritisiert
werden, weil sie wegen der monatelangen
Wartezeiten schnellere Unternehmen vom
Festland beauftragt haben.
FOTOS: MANFRED OSENBERG
HANDWERKER AUF DER INSEL 065
0 66 BAUEN IM WESTEN
DER WESTEN SOLL
SCHÖNER WERDEN
Das Motto ist bekannt. Aber hier werden
Prioritäten gesetzt. Sicherheit vor Schönheit.
Die Deckwerksarbeiten werden fortgesetzt
und noch einige Jahre andauern.
FOTO: EVELYN GENUIT
BAUEN IM WESTEN 0 67
0 68 TIERISCH
BRANDSEESCHWALBEN LEGEN
MIT DEM BRUTGESCHÄFT LOS
Nach fünf Monaten Abstinenz ist der krächzende, aber durchaus wohlklingende Flugruf »kärRICK«
der Brandseeschwalbe seit Ende März wieder im Nationalpark Wattenmeer zu hören. Unüberhörbar
haben die eleganten Vögel den Weg zurück zu uns gefunden. Den Winter hat die Brandseeschwalbe
entlang der Atlantik-Küste von Spanien über Gambia in Westafrika bis nach Südafrika verbracht.
s
eeschwalben sind typische Vögel
an den Stränden der Ostfriesischen
Inseln. Gut zu erkennen
ist der gewandte Flugjäger am
spitzen schwarzen Schnabel, der bei den erwachsenen
Tieren eine gelbe Spitze aufweist.
Charakteristisch ist auch der für Seeschwalben
typische gegabelte Schwanz und die zur
Brutzeit im Prachtkleid schwarz gefärbte
Kappe mit einem auffälligen, struppigen
Schopf. Besonders beeindruckend ist die
Jagdtechnik der fischfressenden Brandseeschwalbe:
Sie ernährt sich überwiegend von
kleinen Heringen, Sprotten oder Sandaalen,
die sie mit einem spektakulären Sturzflug
auf dem offenen Meer erbeutet – kilometerweit
draußen oder direkt vorm Strand.
Die Brandseeschwalbe ist ein Charaktervogel
des Wattenmeeres, der an die natürliche
Dynamik dieses Lebensraumes besonders
gut angepasst ist. Sie brütet häufig
in Kolonien in Salzwiesen zusammen mit
Lachmöwen, Fluss- und Küstenseeschwalben
und ist auf störungsarme Strandbereiche
als Rastplatz angewiesen, die sie
insbesondere in den Ruhezonen des Nationalparks
vorfindet. Im Nationalpark Niedersächsisches
Wattenmeer sind derzeit ca.
5.500 Brutpaare ansässig. Die meisten von
ihnen haben bis vor wenigen Jahren noch
auf der Insel Baltrum gebrütet, 2020 waren
es allerdings lediglich 1.162 Brutpaare.
Seit dem letzten Jahr hat der Großteil
der Brutpaare auf der unbewohnten Insel
Minsener Oog Quartier bezogen, die östlich
der Insel Wangerooge liegt. Mit 4.265 Brutpaaren
war dies 2020 die größte Brandseeschwalbenkolonie
im gesamten Wattenmeer.
»In diesen Tagen beginnen sie mit
der Eiablage«, so Dietrich Frank, Gebietsbeauftragter
für Minsener Oog seitens der
Naturschutz- und Forschungsgemeinschaft
Mellumrat e.V., für den damit die Brutbestandserfassung
beginnt.
Die Verlagerung des Brutplatzes ist typisch
für die Brandseeschwalbe und tritt regelmäßig
auf. Die Gründe hierfür sind vielfältig
und hängen unter anderem von der
Verfügbarkeit von Fischen, aber auch von
Änderungen der Koloniestruktur ab. Wenn
vergesellschaftete Arten wie die Lachmöwen
ihrerseits die Kolonie verlagern oder
sich ihre Bestände ändern, verändert sich
dadurch auch die Zahl der in der Kolonie
brütenden Brandseeschwalben.
Der Gesamtbestand der Brandseeschwalbe
im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer,
das sich von den Niederlanden
über Deutschland bis nach Dänemark erstreckt,
beträgt etwa 15.000 Brutpaare und
ist seit Jahren stabil. »Hier wirkt der Schutz
durch den Nationalpark«, freut sich Peter
Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung
Niedersächsisches Wattenmeer. »Dennoch
ist es unabdingbar, die Bestandsentwicklung
kontinuierlich zu überwachen und
ihr geeignete, störungsarme Brutstandorte
zu gewähren.«
Die Brandseeschwalbe kann besonders
gut an den seeseitigen Stränden der Inseln
bis in den Oktober hinein bei den tollkühnen
Sturzflügen in die Fluten beobachtet
werden. Bevor sie uns wieder verlässt, hat
sie jedoch noch einen großen Auftritt vor
sich: Sie ist der Titelvogel der 13. Zugvogeltage
im Nationalpark Niedersächsisches
Wattenmeer, die in diesem Jahr vom 9. bis
zum 17. Oktober wieder mit rund 250 Veranstaltungen
stattfinden werden. Durch ihren
Zug ins Überwinterungsgebiet verbindet
die Brandseeschwalbe das Wattenmeer
ökologisch auch mit Gambia, dem diesjährigen
Partnerland der Zugvogeltage. Das Programm
der Zugvogeltage kann online auf
www.zugvogeltage/veranstaltungen eingesehen
werden.
FOTO: BARBARA NANNEN
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0 70 WUNDERSCHÖN
HIMMLISCH
Einige Schritte durch die Dünen – und
schon erscheint das Meer in seinen
schönsten Farben. Wangerooge bietet
zahlreiche Wege zum Strand. Einer schöner
als der andere.
FOTO: EVELYN GENUIT
MISS GERMANY 071
Beim traditionellen Tennisturnier in den Dünen vom 26. bis
30. Juli 2021 werden wieder einige prominente Gäste (Foto
unten) erwartet. Vor rund 30 Jahren waren auch die längst
verstorbenen Gotthilf Fischer und Bernd Clüver auf Einladung
von Horst Klemmer nach Wangerooge gekommen.
Auch in diesem Jahr betreute Max Klemmer, Enkel von
WTC-Ehrenpräsident Horst Klemmer, die neu gewählte Miss
Germany.
HEUTE ALLES ANDERS
Nein, es gewinnt nicht mehr die schönste Frau, sondern die mit der interessantesten Geschichte.
Anja Kallenbach setzte sich Ende Februar 2021 im Europa-Park durch, wurde die neue Miss Germany
und wird nicht nach Wangerooge kommen.
w
arum? Weil Miss-Macher
Horst Klemmer mit Sohn
Ralf keine Miss-Wahl mehr
am Meer organisieren wird.
»Nicht mehr finanzierbar«, stellte der
Oldenburger, der mehrmals im Jahr auf die
kleine Insel kommt, mit einem gequälten
Lächeln fest. Einige Jahrzehnte gehörte
die Wahl der Miss Wangerooge zum festen
Programm und zog Tausende von Besuchern
an die Strandpromenade.
Kein Platz auf der schönen Insel für die
Schönheiten? Wegen der Sicherheitsbestimmungen
in der Corona-Pandemie war Horst
Klemmer zum ersten Mal im Europa-Park
bei der Miss Germany-Kürung nicht dabei.
Im Fernsehen erfuhr er dann, dass die Thüringerin
Anja Kallenbach neue »Miss Germany«
wurde. Die 33-Jährige aus Tiefenort
in Bad Salzungen im Wartburgkreis siegte
im badischen Rust und bekam von ihrer
Vorgängerin Leonie von Hase die Schärpe
umgehängt. Erfolg sei für sie, »nicht zu denken,
sondern einfach zu machen – mit viel
Humor und Leidenschaft«, sagte Kallenbach
kurz vor ihrem Sieg.
Die zweifache Mutter hatte nach eigenen
Angaben eine schwierige Schulzeit, absolvierte
schließlich aber doch ein Studium. Sie
war Geschäftsführerin in einem Einzelhandelsunternehmen
und fährt Mountainbike.
Kallenbach ist eine von 16 Kandidatinnen
aus allen Bundesländern, die es ins
Finale geschafft haben. Mit dabei waren
auch eine Aktivistin, die gegen die Diskriminierung
dicker Menschen kämpft, eine
Überlebende sexueller Gewalt, eine Zeugen-Jehovas-Aussteigerin
und eine Frau
mit künstlichem Darmausgang. Die Teilnehmerinnen
mussten sich in verschiedenen
Runden präsentieren und ihre Botschaft
deutlich machen.
»Miss Germany« kommt – wie die
MOIN berichtet hat – seit vergangenem Jahr
mit einem überarbeiteten Konzept daher:
Nach viel Kritik von Feministinnen soll es
nicht mehr vorrangig ums Aussehen gehen,
sondern darum, authentische und inspirierende
Frauen zu fördern. Knigge-Trainings
vor dem Finale, Schaulaufen im Bikini vor
einer männlich dominierten Jury und Teilnahme-Verbote
für Mütter gehören der Vergangenheit
an.
Schon kurz vor dem Finale betonten
mehrere Teilnehmerinnen, dass sie nur wegen
des neuen Konzepts teilgenommen hätten.
»Bei einem Schönheitswettbewerb hätte
ich nicht mitgemacht«, sagte etwa Cynthia
Junghanns, die »Miss Hessen«. »Wer
braucht das denn, dass da jemand im Bikini
langläuft?« Vielen jungen Frauen tue das
herrschende Schönheitsideal ohnehin nicht
gut …
TEXT: MANFRED OSENBERG
FOTOS: KLAUS SCHULTES + ARCHIV
0 72 STUPPYS BÜCHER
UNSER BUCHTIPP:
»DER KELTISCHE
RING«
Der Logzeiger stand wie festgeklebt auf zehn Knoten. Die
Ruderpinne in meiner Hand bebte. Der Druck auf das Ruder war
so stark, dass ich nicht wusste, wie lange es noch halten würde. Nie
zuvor hatte ich so steile und chaotische Seen gesehen.
d
urch das Heulen und Kreischen
des Windes, das Knallen der
Segel und das Zischen und
Singen der Wogen hörten wir
ein dumpfes, mächtiges, durchdringendes
Grollen wie Donner, der sich nach einem
nahen Blitzeinschlag nicht mehr legen will.
Es war das Getöse der sich unaufhörlich
brechenden und wiederaufbauenden Wasserwand
von Corryvrecken.
Wieso bloß querte der erfahrende finnische
Segler Pekka mitten im Januar die Nordsee
von Schottland nach Dänemark? Und weshalb
steckte er dem Erzähler heimlich und
voller Angst sein Logbuch zu – kurz bevor
er ermordet wurde? Und warum sind auch
noch Pekkas Reisebegleiterin und vor allem
sein Kopf verschwunden?
Der schwedische Angestellte und Protagonist
Ulf lebt, wie der Autor selbst auch, auf
seiner Segelyacht im kleinen dänischen Hafen
Dragør. Gemeinsam mit seinem Freund
Torben versuchen sie, in den kryptischen
Aufzeichnungen Pekkas einen Sinn zu entdecken.
Der versteckt sich offenbar in der
Verbindung zu Anhängern der keltischen
Mystik. Sie beschließen, Pekkas Weg nach
Schottland und Irland zu folgen, um hinter
die Enthüllungen zu gelangen, die zu Pekkas
Tod geführt haben. Im Hintergrund scheint
der »Keltische Ring« die Fäden zu ziehen,
eine ominöse Neodruiden-Verbindung, die
sich der keltischen Mythologie verschrieben
hat und zudem in Waffenschiebereien mit
der IRA verwickelt ist. Oder sollte hinter
den kriminellen Machenschaften viel mehr
stecken, eine staatsübergreifende Verschwörung
keltischer, neopaganer Gemeinschaften?
Schon auf dem Weg über die winterliche
Nordsee werden Ulf und Torben von einem
schottischen Fischerboot verfolgt.
Der Autor Björn Larsson, Professor für
französische Literatur an der schwedischen
Universität Lund, hat einen dramatischen
Plot erdacht, den er stilistisch gekonnt und
rasant weiterentwickelt. Neben der vordergründigen
abenteuerlichen Kriminalhandlung
bestechen vor allem die kenntnisreiche
Schilderung des winterlichen Segels
sowie die detaillierte Beschreibung des aufgepeitschten
Meeres vor der rauen und zerklüfteten
Küste Schottlands. Gerade die
Segelbeschreibungen zeugen von großer
Sachkenntnis und sind mit großer Freude
und Spannung zu lesen. »Beim Segeln trifft
man öfter auf Leute wie Junior, Menschen,
die man gerne immer um sich hätte. Aber
zugleich drängt einen stets etwas, weiter zu
segeln, und dieser Impuls ist stärker als jede
Freundschaft.«
Nicht zuletzt die sauber recherchierte
Geschichte der Kelten und der neokeltischen
Organisationen, die weltweit fast eine Millionen
Anhänger zählt, macht dieses Buch
lesenswert. Der Autor beschreibt so ganz
nebenbei die Engstirnigkeit und den Fanatismus,
der bei religiösen oder pseudoreligiösen
Vereinigungen besteht. Diese Verblendung
in Verbindung mit politischen Ambitionen
verleiht dem bereits 1992 erschienenen Buch
eine erschreckende Aktualität.
TEXT: AXEL STUPPY + FOTO: EVELYN GENUIT
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0 74 BEWEGUNG
AUCH EIN INSELPROBLEM?
Uwe Osterloh liegen zwei Dinge am Herzen: erstens seine Inselschule und zweitens seine Wangerooger
Sport-Gemeinschaft. Als Leiter der Wangerooger Inselschule und als erster Vorsitzender der WSG
besitzt Osterloh eine doppelte Verantwortung für zahlreiche Kinder. Und er weiß, dass sich die Kinder
und Jugendlichen zu wenig bewegen.
i
n der Schule läuft alles rund. »Die
Schüler und Lehrkräfte führen zweimal
wöchentlich Selbsttests durch,
und diese funktionieren problemlos.
Die Abläufe sind inzwischen eingespielt«,
erklärte Osterloh zur Situation beim zweiten
Lockdown seit Dezember des vergangenen
Jahres.
In Deutschland betrug 2020 die Bewegungszeit
von Kindern und Jugendlichen
nur durchschnittlich 75 Minuten am Tag.
Damit lag sie deutlich unter den Werten aus
dem Frühjahr letzten Jahres, als alle Sportvereine
und Freizeitangebote zum ersten
Mal wegen der Corona-Pandemie schließen
mussten.
Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle
Auswertung einer Langfrist-Studie von
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern
des Karlsruher Instituts für Technologie
(KIT), für die Kinder und Jugendliche
zwischen vier und 17 Jahren befragt wurden.
Vor einem Jahr zog das
Team noch eine positive
Gesamtbilanz: Die
Kinder und Jugendlichen
hatten sich
alternative Bewegungsmöglichkeiten
im Alltag gesucht
– und sich
sogar mehr bewegt.
Uwe Osterloh
»Waren es im Frühjahr 2020 noch 144 Minuten
Bewegungszeit am Tag, sind es jetzt
nur noch 61 Minuten. Das Niveau liegt
nun auch unter dem vor der Corona-
Pandemie. Vorher bewegten sich die
Kinder und Jugendlichen etwa 107
Minuten täglich«, sagt Professor Alexander
Woll, Leiter des Instituts für
Sport und Sportwissenschaft (IfSS)
am KIT. Zusätzlich habe sich die Zeit,
die die Kinder und Jugendlichen in ihrer
Freizeit vor dem Bildschirm verbrächten,
um 28 Minuten auf nun insgesamt 222
Minuten am Tag erhöht. »Durch die höhere
Inaktivität gab fast die Hälfte der Befragten
nach eigener Einschätzung an,
dass ihre Fitness stark gesunken sei. Bei
knapp 30 Prozent sei das Gewicht gestiegen«,
so Woll.
Der Sportwissenschaftler sieht für
die negative Entwicklung verschiedene
Gründe: Im ersten Lockdown
sei das Wetter für diese Jahreszeit
verhältnismäßig gut gewesen, die
Kinder und Jugendlichen hätten
sich sehr viel draußen aufgehalten
und folglich mehr
bewegt. Das sei im Winter
nicht mehr in dem Maße möglich gewesen.
»Im Gegensatz zum ersten Lockdown hat
sich außerdem die verplante Zeit wieder erhöht.
Im ersten Lockdown fiel beispielsweise
mehr Unterricht aus, da alles neu organisiert
werden musste. Dadurch hatten die Kinder
mehr Freizeit. Jetzt müssen sie wieder mehr
Zeit für den Unterricht aufbringen«, erklärt
Alexander Woll. Der Forscher vermutet außerdem,
dass der Frust über die Gesamtsituation
bei den Kindern und Jugendlichen gestiegen
ist und sie deshalb weniger motiviert
sind, sich zu bewegen.
Woll betont: »Die Ergebnisse der Studie
sind sehr bedenklich, denn Bewegung fördert
nicht nur die Fitness, sondern auch das
eigene Wohlbefinden und letztlich auch die
Abwehrkräfte – was in Zeiten einer Pandemie
umso wichtiger ist.« Der Wissenschaftler
empfiehlt dringend, langfristige Lösungen
zu finden, um auch in Situationen wie
einer Pandemie die Bewegung von Kindern
und Jugendlichen zu fördern.
Übrigens: Die Ergebnisse sind Teil der
seit 2003 laufenden Motorik-Modul-Studie
(MoMo) des KIT und der Pädagogischen
Hochschule Karlsruhe (PHKA).
TEXT: MANFRED OSENBERG + FOTOS: EVELYN GENUIT
BEWEGUNG 075
EINWEIHUNG
Ende April 2021 wurde endlich der neue
Spielplatz in den Dünen offiziell eingeweiht.
Die Gemeinde-und Kurverwaltung
Wangerooge hatte – leider keine Kinder – zu
diesem Anlass eingeladen. Aufgrund der aktuellen
Situation gab es keine große Einweihungsfeier.
Dennoch wollte man genau diesen
Tag nutzen, da Frau Klock, die einen Teil
ihres Nachlasses der Gemeinde Wangerooge
gespendet hatte, heute Geburtstag gehabt
hätte.
Frau Klock war auf der Insel viele Jahre über
Lehrerin und wäre heute 96 Jahre alt geworden.
Ihr zu Ehren, wurde das Namensschild
»Fräulein Klock« am Kletterschiff befestigt.
Zusätzlich zu dem Nachlass wurden EU-
Fördermittel aus dem Wattenmeer-Achter
bereitgestellt, um den in die Jahre gekommenen
»Abenteuerspielplatz« zu renovieren.
Der Dünenspielplatz wurde ganz im Thema
Wangerooge entworfen und gebaut. So
können Kinder auf den Leuchtturm hoch,
um herunterzurutschen, auf dem Kletterschiff
das Steuer in die Hand nehmen, oder
auf den Trampolin springen, an Fischreusen
oder Angelstegen spielen. Auch eine Seilbahn
ist zu finden. Erklärungen zu den einzelnen
Spielgeräten gibt es hierzu auf den
Hinweistafeln. Bereits 2019 wurde der mittlerweile
bei den Kindern sehr beliebte Spielplatz
aufgestellt. Bislang fehlen noch eine
Wetterschutzhütte und einige Bänke. Diese
werden in naher Zukunft aufgebaut.
UND DANN
WAR DA NOCH …
… die große Diskussion mit der Frage, ob
der Westturmlauf in diesem Jahr stattfinden
sollte. Anfang Mai hat sich der Vorstand
der Wangerooger SG zusammengesetzt und
über den Westturmlauf ausführlich diskutiert.
Einstimmig wurde entschieden, dass
auch im Jahr 2021 der Westturmlauf nicht
stattfindet. »Aber wir werden mit der Planung
für 2022 rechtzeitig beginnen«, erklärte
Uwe Osterloh.
FOTO: EVELYN GENUIT
0 76 INSELSPORT
LAUFEN, TENNIS UND SCHACH
»NORDSEE IST, WO DU BIST!«
Tennisturnier und Beachvolleyball Ende Juli, Schach-Event in der ersten August-Woche. Und schon im
Juni 2021 sollte gelaufen werden. Aber – wo laufen sie denn?
k
ein Witz! Wangerooge ist stolzer
Partner des ersten digitalen
EWE-Nordseelaufes. Die traditionelle
Laufveranstaltung, die
seit nunmehr 20 Jahren auf den Ostfriesischen
Inseln und in den Küstenorten
stattfindet, wird auf Grund der aktuell bestehenden
Einschränkungen in die digitale
Welt verlagert. Ein absolutes Novum!
Vom 12. bis 20.06.2021 haben alle motivierten
Läufer, Walker und Nordic Walker
die Möglichkeit, mittels eines völlig neuen
Konzeptes als offizielle Botschafter des
Nordseelaufs und der teilnehmenden Destinationen
an den Start zu gehen. Im Buchungsprozess
lässt sich zwischen Tages-,
Etappen- und Tour-Paket unterscheiden,
wobei jeder Läufer vorab aus 14 Partnerorten
seinen persönlichen Favoriten auswählt.
Ausgestattet mit exklusivem Funktionsshirt,
welches besonders nachhaltig aus
100% recyceltem Polyester produziert ist,
gehen die Sportler auf selbstgewählten Strecken
über fünf oder zehn Kilometer an den
Start und repräsentieren so ihren Einsatz
für ihre liebste Urlaubs-Region.
Für die außersportlichen Aktivitäten
wurde eigens eine digitale Webplattform
eingerichtet, auf der die Community sich
treffen, schnacken, klönen kann. Das Rahmenprogramm
ist gespickt mit exklusiven
Highlights, wie etwa Trainingstipps oder interaktiven
Sessions. Jeder Lauftag endet mit
einer abendlichen Tombola, die durch hochwertige
Sponsorenpreise und Reisegutscheine
zum Mitmachen einlädt. Somit geht der
Charakter der eigentlichen Veranstaltung
vor Ort nicht verloren. Zahlreiche Laufbegeisterte
aus ganz Deutschland haben sich
bereits angemeldet.
Im Rahmen der Veranstaltung werden
automatisch Spendengelder gesammelt, die
zu gleichen Teilen als Spende an den Förderverein
Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer
e. V. und die Aktion »Mach nicht
halt – lauf gegen Gewalt« der Kirche im Tourismus
der evangelisch-lutherischen Landeskirche
Hannover gehen. Und das Beste: Für
alle Kilometer, die von den Botschaftern der
jeweiligen Lieblingsorte erlaufen werden,
wird ein entsprechender Betrag an eine lokal
ansässige Institution gespendet. So zahlt
sich Solidarität direkt aus! Die Anmeldung
zur Teilnahme ist noch bis zum 06.06.2021
unter www.nordseelauf.com möglich.
FOTO: EVELYN GENUIT
TRADITIONELLES
SCHACHTURNIER
Wer wird in diesem Jahr gewinnen?
Wieder Rene Borchert? Vom 1. bis 8. August
2021 geht es auch wieder um die von
Dr. Oliver Kiaman gestifteten Ehrenpreise.
Cheforganisator Uwe Osterloh hofft auf ein
gutes Gelingen der sportlichen Veranstaltung,
die immer wieder viele Gäste anzieht,
die »Schach am Meer« genießen wollen. Das
Foto von Evelyn Genuit zeigt die Siegerehrung
vor zwei Jahren.
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UND DA WAR
NOCH...
… das bevorstehende Jubiläum
des größten Sportvereins
auf der Insel. Die Wangerooger
SG wird in diesem
Jahr 60 Jahre alt. Die meisten
Mitglieder werden sich gerne an die 40-
und 50-Jahr-Feiern erinnern. Vorsitzender
Uwe Osterloh gibt sich optimistisch: »Wir
planen, dieses Jubiläum im Rahmen unserer
Sportlerparty Ende November zu feiern.
Hoffentlich lässt Corona dies zu.« Die Jahreshauptversammlung
wurde verschoben
und wird voraussichtlich am 7. September
2021 in der Turnhalle stattfinden.
FOTO: MANFRED OSENBERG
UND DA WAREN NOCH …
… die diversen Privatinitiativen von Wangerooger Klubs, Gastronomen, Einzelhandel
und Privatiers. Aus dem Schandfleck am hinteren Eingang zur Kurverwaltung entstand
durch das Diggers-Team eine schöne Beach-Ecke mit Strandkörben, Surfbrett und viel Grün.
Kurz: Ein weiterer Hingucker für die Inselgäste.
FOTO: MANFRED OSENBERG
GUTE ENTSCHEIDUNG …
… der Gemeinde, auch an der ZE wieder Strandkörbe aufzustellen.
Neben dem Rosengarten, gegenüber von Radeks bunten »Brotway«,
laden die Strandkörbe zum Verweilen ein.
FOTO: MANFRED OSENBERG
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0 80 EVENTS
WAS IST LOS IM UND ÜBER DEM ROSENGARTEN?
Wir wissen nicht, welche der geplanten
Events im Juni und Juli 2021 wie geplant
im Rosengarten stattfinden können.
Wir wissen aber, dass der sogenannte
Supermond pünktlich am 27. April 2021 um
5 Uhr 33 über dem Rosengarten zu sehen
war. Rund 11 Stunden später befand er sich
in Erdnähe.
Der Mond ist ungefähr 385.000 km
von der Erde entfernt. Er umläuft aber die
Erde auf einer Ellipsenbahn. Mal ist er der
Erde näher, mal ferner. Mal ist er nur rund
362.102 km und mal ist er rund 404.694
km von der Erde entfernt. Am 27. April
2021 betrug die Entfernung 363.869 km.
Das bezieht sich aber auf die Strecke vom
Mittelpunkt der Erde zum Mittelpunkt des
Mondes.
Keine Frage: Mit dem bloßen Auge sind
die Größenunterschiede nicht zu bemerken.
Am Horizont erscheint uns der Mond
größer. Doch das ist nur eine optische Täuschung.
Übrigens gab es am 11. Mai einen kleinen
Neumond. Aber auch für die Wangerooger
war er nicht zu sehen. Warum? Weil er
erst um 6 Uhr aufging. Kurz nach der Sonne
im Nordosten.
FOTO: ULRIKE ROLF
08.06.
Stimmungsmusik mit den
Hamburger Lokalpiloten im
Rosengarten
17.06.
Schlager und Pop mit der
Inselcombo im Rosengarten
(weitere Termine 01.07., 15.07.
und 29.07.)
21.06.
Tone Fish – Folkmusik im
Rosengarten
25.06.
Mittsommerfete im
Rosengarten
05.07.
»Es wird Tote geben – Overbeck
reloaded« – Krimilesung mit
Roland Jankowsky im Kleinen
Kursaal
08.07.
»Gute Frage!?« mit Wigald
Boning und Bernhard
Hoecker in der Dünenhalle
oder Rosengarten
12.07.
Karibik-Feeling mit »Summer
Sands« im Rosengarten
19.07.
Ingo Oschmann mit »Mit
ABSTAND – Mein bestes
Programm!« in der Dünenhalle
oder im Rosengarten
20.07.
Rock-Cover und eigene Songs
mit Ilka Posin und Heike
Becker im Rosengarten
22.07. + 23.07.
Jazz und Swing mit dem
Benny-Grenz-Trio im
Rosengarten
HAAR-LELUJA 081
DIE ERSTEN INSELFRISÖRE
UND DIE NEUE …
Kein Scherz: Eine junge Frau aus dem Oberbergischen will auf
Wangerooge alte Zöpfe abschneiden und mehr Kultur ans Meer
bringen. Ja, seit dem 1. April 2021 ist Martina Asback im Salon Flämig
die Chefin. Carola Flämig bleibt aber den Insulanern erhalten –
als angestellte Frisörmeisterin.
»Ich bin von allen auf Wangerooge
gut aufgenommen worden«,
sagt Martina Asbeck und
betont, dass sie sich aus ihrem
Team, aus dem Geschäft in
NRW, abwechselnd Unterstützung
holen wird, um flexibler
zu sein in der Saison. »Ich werde
natürlich auch auf die Kundenwünsche
eingehen, was Farben
und Techniken betrifft.«
Haare und Kunst – Martina
Asbeck will auch – wie in der
MOIN berichtet – auf Wangerooge
kleinere Ausstellungen,
Lesungen, Poetry Slam und Musikabende veranstalten. »Dieses ist
aber noch in Planung und wird natürlich in der jetztigen Situation
auch von Anordnungen leider nicht erlaubt.«
Interessante Asbeck-Aspekte. An sowas hatten die ersten Friseurmeister
Erich Müller (Foto oben) und Hawelinski vor mehr als
100 Jahren auf Wangerooge noch nicht gedacht.
TEXT + FOTO: MANFRED OSENBERG
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ZUR VERFÜGUNG –
WER UNS FINDET, FINDET UNS GUT :-)
0 82 AUSATMEN
Auf Streife gehen oder fahren kann auf Wangerooge so schön sein.
FOTO: ULRIKE ROLF
BLIND DATE
Er: »Wie erkenne ich dich?«
Sie: »Bin 1,63 Meter groß und wiege 66kg.
Wie erkenne ich dich?«
Er: »Habe eine Waage und einen
Zollstock dabei.«
WACHSTUM
Ich habe mit der Pflanze ausgemacht, sie
nur noch einmal im Monat zu gießen.
Sie ist darauf eingegangen.
ONLINE-SHOPPING
Habe mir eine neue Maus bestellt, die
aber schon seit drei Wochen auf dem Weg
ist. Wenn ich bei DHL anrufe und frage,
wann die Sendung mit der Maus kommt,
wird sofort aufgelegt. Was soll ich tun?
FUCHS
Habe gerade meiner Nichte erzählt, dass
ich einen Fuchs auf dem Weg zur Arbeit
gesehen habe.
Sie: »Woher weißt du, dass er auf dem Weg
zur Arbeit war?«
ARROGANT
Ich: »Du wirst es nicht glauben, aber
ich wurde vor kurzem als arrogant und
überheblich bezeichnet.«
Freund: »Oh, mein Gott!«
Ich: »Ja, bitte?«
FALKEN
Könnt ihr euch vorstellen, wie glücklich
Turmfalken waren, als Menschen endlich
Türme gebaut haben?
BRILLE
Von meiner Brille wurden nur
die Gläser geliefert.
– Ich, 27, fassungslos
WÜNSCHE
Mein kleiner Neffe hat mir gerade
seine Geburtstagswunschliste gegeben.
Ganz oben drauf: Tampons.
Seine Begründung: »Im Fernsehen sagen
die, dass man damit alles machen kann.
Schwimmen, Fahrradfahren … voll cool!«
GEHEIM
Frage: Warum hast du so eine
weiche Haut?
Antwort: Verrate ich nicht!
– Peter S., Geheimniscremer
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Menschen treffen, erhältlich.
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Herausgeber
Verlag Osenberg
Manfred Osenberg
Am Alten Deich 12
26486 Wangerooge
Chefredaktion
Manfred Osenberg
Tel. 0171-6803540
info@moin-von-wangerooge.de
Redaktion
Axel Stuppy
Steffi Osenberg
Fotos
Evelyn Genuit
Ulrike Rolf
Antje Pollex
Renate Zerhusen
Peter Tigges
Kurt E. Keil †
Reportagen
Friedemann W. Bräuer
Layout
Jörn C. Osenberg
Druck
Häuser KG, Köln
Anzeigenpreisliste
Nr. 2 Februar 2019
Achtung! Die von uns
gestalteten und veröffentlichten
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mit Zustimmung des Verlages
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