MOIN_02_2021_ePaper
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DAS BUNTE INSEL-MAGAZIN NR. 2 // 2021
SCHUTZGEBÜHR C = 3,00
WESTWIND
BÜRGERMEISTER
DESHALB LIEBE
ICH MEINE INSEL
KIRCHENMEISTER
SCHLOTMANN
UND DIE KRISE
KUNSTMEISTER
EINE NACHT IM
NORDLICHT
Wie das Land, so das Jever.
TITELFOTO: EVELYN GENUIT
SCHNELLER
Die Insel Juist hat es vorgemacht. Jetzt bekommt
auch Wangerooge ein Schnellboot,
damit die vielen Gäste schneller auf ihren geliebten
Sandhaufen kommen. Die Bahn will
es so. Und ausgerechnet auf der Jens Albrecht
III wurde bei einer Nebelfahrt das Geheimnis
gelüftet. Mehr über die letzte Fahrt
mit der »Jens« könnt ihr auf den Seiten 28
und 29 erfahren.
HÖHER
Im Westen entsteht, vor und fast so hoch
wie der Westturm, ein neues Aparthotel.
Sein Name hört sich an wie eine neue Insel:
Westeroog. In diesem Sommer soll die
Neueröffnung sein. Und nicht nur die schon
verpflichteten Angestellten, denen vom
»Meeres stern« eine Kündigung ins Haus geflattert
war, warten gespannt auf das neue
»Hochhaus«. Mehr dazu ab Seiten 56.
BREITER
Auch den Stammgästen kommt der Strand
im Frühjahr 2021 viel breiter vor. Tatsache,
so viel Sand hatte Wangerooge schon
lange nicht mehr. Auch zum Wohle vieler
»Heimkehrer« wie der in der Touristikbranche
erfolgreiche Philipp Grunemann. Der
ehemalige Strandkorbwärter und Fußball-
Kapitän nutzte einen Kurzurlaub, um mit
Familie im schönsten Sandkasten zu spielen.
MOIN VON
WANGEROOGE!
EINATMEN 003
Inselgäste wissen, dass die Wellen am Anfang nie hoch sind. Sie
bauen sich langsam auf und werden erst in ihrer vollen Größe
sichtbar, wenn sie brechen. Das ist auf dem Meer so. Und anscheinend
auch bei Corona. Was sich da gerade langsam aufbaut, ist vielleicht
aber nicht nur eine dritte Welle, sondern eine weitere Pandemie.
Auf dem beschaulichen Sandhaufen, der sich Wangerooge nennt,
gibt es auch genug von diesen Experten, die den Bürgermeister
mit vielen Fragen durchlöchern. Zum Beispiel soll Marcel Fangohr
gefragt worden sein, ob denn alle 1300 Bürger und ein Zebra getestet
und geimpft werden. Der junge Gemeindekönig soll sich gewundert
und gefragt haben: »Wieso ein Zebra?« Für die Kritiker eine typische
Reaktion. Um ein Zebra kümmert er sich, aber nicht um seine 1300
Untertanen. Natürlich ist das nur ein Scherz. Gar nicht lustig finde
ich, was für ein wirres Zeug nach dem endlosen videofonieren mit der
verzweifelten Angela und den Landesfürsten herauskommt. Mitte
März 2021. Seit zwei Tagen können fünf Leute aus zwei Haushalten
einen Blumenladen aufmachen, wenn die Quadratwurzel aus den
Kunden pro Quadratmeter dividiert durch die Inzidenz niedriger
ist als der Preis für einen Bund Tulpen. Oder so ähnlich. Motto:
Wünsche dir was.
Frühestens ab Ende März, wenn du diese MOIN liest, darfst du in
der Außengastronomie an der Promenade oder auf der ZE einen Tee
trinken. Aber nur dann, wenn die Inzidenz über 20, aber noch unter
88 und nicht größer als 900 ist. Voraussetzung ist, dass du vorher
einen Termin mit dem Wirt machst und für fünf Euro ein Stäbchen
erwirbst, mit dem du dir in der Nase rumbohrst. Die drei Euro für
den Waldbeerentee zahlst du dann gerne.
Allerdings: Ob man beim Trinken die medizinische Maske
auflassen und 1,50 Meter Mindestabstand zur Tasse halten muss,
soll noch in einer Landescoronaschutzverordnung bei Herrn Weil in
Hannover gesondert geregelt werden.
Frohe Ostern wünscht euch euer Maskenträger
MANFRED OSENBERG
004 FROHE OSTERN
NIX WIE RAUS
Ja, die Insel hat viele Gesichter. Die Meteorologen
nennen den Winter und den
Sommer. Und dazwischen? Der Frühling
kommt oft zu kurz. Dabei zeigt der Frühling
das schönste, weil zauberhafteste
Gesicht. Noch ein wenig Winter, schon
viel Sommer. Und dabei das Fest, das
wir Ostern nennen. Raus an den Strand.
Raus ins Watt. Wangerooge genießen.
Natur pur.
FOTO: EVELYN GENUIT
006 WINTER ADE
MEERESSTRAND
Ans Haff nun fliegt die Möwe,
Und Dämm‘rung bricht herein;
Über die feuchten Watten
Spiegelt der Abendschein
Graues Geflügel huschet
Neben dem Wasser her;
Wie Träume liegen die Inseln
Im Nebel auf dem Meer.
Ich höre des gärenden Schlammes
Geheimnisvollen Ton,
Einsames Vogelrufen –
So war es immer schon.
Noch einmal schauert leise
Und schweiget dann der Wind;
Vernehmlich werden die Stimmen,
Die über der Tiefe sind.
TEXT: THEODOR STORM
FOTO: EVELYN GENUIT
008 INSELSAND
PLÖTZLICH FRÜHLING
Es geht wieder los. Aber anders als in den
vergangenen Jahren. Es wird seit Ende
Februar 2021 wieder gebaggert, um die
obere und untere Strandpromenade für
die potenziellen Inselgäste von den Sandmassen
freizubekommen. Aber bis zum
Redaktionsschluss dieser MOIN-Ausgabe
blieben die berühmt-berüchtigten Winterstürme
aus. Zum Glück für die Gemeinde,
die auf das Sandfahren aus dem
Osten endlich mal verzichten durfte und
dadurch viel Geld sparen konnte. Der
Hauptstrand wird breiter. Und es können
150 Strandkörbe mehr (in Reihen) aufgestellt
werden. Insgesamt verfügt Wangerooge
über 1400 Strandkörbe. Ein Teil
davon wird – wie im vergangenen Jahr –
wieder auf der ZE und auf der Promenade
aufgestellt. Zum Wohle der Gäste.
FOTO: EVELYN GENUIT
0 10 STRANDGESPRÄCHE
Marcel Fangohr, Bürgermeister und
Kurdirektor der Gemeinde Wangerooge,
arbeitete vor seiner Wahl 2018 unter
anderem in der Bundesverwaltung und
beim Land Niedersachsen.
HERR
BÜRGERMEISTER,
LIEBEN SIE
EIGENTLICH
IHRE INSEL?
Es ist nicht alles Gold, was auf einer der schönsten Inseln
Deutschlands glänzt. Bezahlbare Wohnungen fehlen,
manche stehen leer. Junge Leute verlassen die Insel.
Kritik an Bauvorhaben. Unterschiedliche Meinungen bei
den Ratsmitgliedern. Erhöhung des Gästebeitrags. Herr
Bürgermeister, lieben Sie eigentlich Ihre Insel?
m
arcel Fangohrs Antwort
kommt wie aus der Pistole
geschossen: »Natürlich
liebe ich Wangerooge. Ich
würde niemals auf einer anderen Insel
tätig werden. Hier bin ich aufgewachsen.
Hier habe ich gelernt. Hier habe ich in den
Semesterferien im Lucky und im Ahoi auch
als Tellerwäscher und Kellner gearbeitet.
Natürlich liebe ich Wangerooge, mehr als je
zuvor.«
Seit zwei Jahren ist Marcel Fangohr Bürgermeister;
der jüngste der »Oberhäupter«
auf den Ostfriesischen Inseln. Im Juli wird
er runde Vierzig. Wie er feiern wird? Fraglich.
Seit einigen Monaten ist er wieder Single,
hat viel Zeit für seine Arbeit. Jeden Tag.
Gegessen wird nur am Abend.
Hat er sich so seine Tätigkeit als Bürgermeister
vorgestellt, nachdem er in der »Bild«
als Bachelor vorgestellt und nach der deutlichen
Bürgerentscheidung auch die Stichwahl
gegen Tina Mißmahl mit 65,28 Prozent
der Stimmen gewonnen hatte? »Ja«,
sagt Fangohr und nippt an seinem von seinem
Stellvertreter Malte Goltz servierten
Kaffee, »ja, in der Ausbildung hatte ich
schon Einblick in die Gemeindearbeit und
die Kurverwaltung. Das war nichts Neues.«
Er macht keinen Hehl daraus, dass Holger
Kohls, einer seiner Vorgänger und ebenso
parteilos wie er selbst, seinen Weg an die
Spitze der Inselgemeinde geebnet hat. Ver
STRANDGESPRÄCHE 0 11
steht sich, dass Fangohr auch heute noch
Kontakte zum Ex-Bürgermeister hat. Guter
Rat ist nicht teuer. Am 1. Juli 2018 war der
gebürtige Berliner, der 1992 mit seinen Eltern
nach Wangerooge kam, zum hauptamtlichen
Bürgermeister gewählt worden. Er
folgte damit auf den bisherigen Bürgermeister
Dirk Lindner, der am 22. Januar 2018
überraschend verstorben war.
Wie alle anderen der knapp 1300 Inselbewohner
wurde Fangohr bisher von Corona
verschont. »Aber wir versuchen auch alles,
dass es so bleibt«, betont er. Auch die Ehrenamtlichen-Ehrung
und die erneute Vorstellung
der Hotels an der Strandpromenade
wurden erst einmal verschoben: »Wolfgang
Schönfeld wird später seine Medaille erhalten.
Und die neuen Modelle für eine abgespeckte
Form der beiden Hotels werden wir
vorstellen, wenn es die Situation erlaubt.«
Bekanntlich hatte sich auf Wangerooge eine
Bürgerinitiative gegen den Bau der Hotels
gebildet.
Die Natur spielt natürlich eine große
Rolle bei den Machern auf der Insel. Während
sich ganz Deutschland Sorgen über die
Verpflegung der Insulaner machte und sich
oft mehrere Fernsehteams auf Wangerooge
befanden, blieb Fangohr relativ ruhig: »Immerhin
sind wir es hier auf der Insel schon
ein bisschen gewohnt. Wir haben alle fünf
bis sechs Jahre mal den Fall, dass die Insel
für mehrere Tage vom Festland abgeschnitten
ist. Dass wir das über einen längeren
Zeitraum über sieben Tage oder zwei Wochen
haben, das kommt höchstens alle 15
Jahre vor. Es ist natürlich ärgerlich, aber die
Lage hier auf der Insel war fast immer sehr
entspannt.«
Kopfschmerzen bekommt Kurdirektor
Fangohr allerdings, wenn er an die Winde
denkt. Zwar hat der Ostwind den Vorteil,
dass der Sand sogar am Hauptstrand immer
mehr wird. So breit wie Anfang März
2021 war der Badestrand schon seit vielen
Jahren nicht mehr: »Im Normalfall haben
wir zu dieser Jahreszeit eher Nordwestwind,
der dazu führt, dass unser Strand weggespült
wird. Zurzeit sieht das sehr gut aus, wir
müssen optimistisch bleiben, dass bis Ostern
auch keine Sturmfluten kommen. Dann
bräuchten wir in diesem Jahr mal nicht
Sand an unserem Hauptstrand auffahren.
Das liegt einfach daran, dass bei Ostwind
wirklich sehr viel Sand in Richtung Westen
gespült und natürlich geweht wird.«
Aber auch bei diesem Thema bleibt der
junge Bürgermeister vorsichtig: »In ein paar
Wochen könnte ich auch wieder genau das
Gegenteil sagen. Man steckt da nicht drin.«
TEXT + FOTOS: MANFRED OSENBERG
EHRUNG
Der Neujahrsempfang des Bürgermeisters konnte zwar nicht stattfinden, aber die Ehrenmedaille
von Wangerooge soll 2021 trotzdem verliehen werden, nämlich an Wolfgang
Schönfeld, der Heiligabend seinen 90. Geburtstag feiern konnte. Der aus dem kleinen
Westfalen-Städtchen Schwelm an der Grenze zu Wuppertal stammende Architekt, den
die MOIN bereits vorgestellt hat, wohnt mit seiner Ehefrau Astrid im ältesten Haus am Ende
der Robbenstraße. Er hat sich (gemeinsam mit Hans-Jürgen Jürgens) um die Pflege des Tuunpads
verdient gemacht und ist ein typischer »Ehrenamtler«, der da hilft, wo Hilfe benötigt
wird auf der Insel. Bürgermeister Marcel Fangohr wird die Auszeichnung vornehmen, wenn
es die Corona-Sicherheitsvorkehrungen zulassen.
0 12 KIRCHENKRISE
»Mir kommt es da besonders auf den Anker an: Hoffnungszeichen«
ANKERPLATZ
Keine Frage: Die Katholische Kirche steht wegen ihres Umgangs mit dem Missbrauch von Kindern
heftig in der Kritik. Es gibt Historiker, die das Ende der Institution kommen sehen – auch (oder gerade)
wegen des Kölner Kardinals Woelki, der in der Öffentlichkeit als unglaubwürdig gilt. Die MOIN
fragte den Wangerooger Katholiken und Pastor Egbert Schlotmann: Ist die katholische Kirche in
Deutschland in bereits absehbarer Zeit in ihrer Existenz bedroht?
i
ch
gebe es zu: Ich bin gerne in der Kirche«,
sagt Egbert Schlotmann: »Ich
gebe auch zu: Es wird schwieriger,
sich dazu zu bekennen. Winterlich
ist es um unsere Kirche geworden, obwohl
sie doch dazu berufen ist, den Aufbruch,
der gerade im Frühling zu erleben ist, zu
verkünden. Gerade das wichtigste Fest für
uns Christen wird in dieser aufkeimenden
Jahreszeit gefeiert: Ostern, das Leben bricht
sich bahn.
Eine tiefe Krise, besser: viele bestürzende
Krisen durchziehen unsere Kirche und
erschüttern sie und die Menschen, die sich
mit ihr verbunden fühlen – auch mich.
Zahlreiche Skandale der letzten Jahre
und Jahrzehnte prägen das Bild von außen.
Die vielen sexuellen und geistlichen
Missbräuche und ihr jahrzehntelanges Verschweigen
und Vertuschen zeugen immer
noch von einer Macht, die verboten, angezeigt
und bestraft gehört.
»Mein absolutes
Lieblingsbild:
Der Auferstandene«
In den vergangenen Jahren haben viele
Christen ihrer Kirche den Rücken gekehrt,
der Kirchenleitung ihre Gefolgschaft gekündigt
und sind aus der Institution der Kirche
ausgetreten. Das schmerzt und tut weh.
Die Kirche hat ihren bisherigen Stellenwert
in der Gesellschaft verloren. Verknöcherte
Strukturen und althergebrachte
Machtansprüche zeugen nicht von einer Kirche
im Zeitgeist und sprechen kaum noch
Bewegte an. Zukunftsweisende Reformen
sind notwendig.
Was braucht es, um neue Lebenskraft
für die Kirche und Glaubwürdigkeit in der
Kirche zu gewinnen?
Die Kirche ist kein Selbstzweck. Ihr Auftrag
besteht darin, den barmherzigen, liebenden
und menschenfreundlichen Gott
allen Menschen zu verkünden. Das gelingt
ihr nur, wenn sie selbst glaubwürdig ein Ort
dieser befreienden Botschaft Jesu Christi ist
und die Freiheit des Einzelnen anerkennt
KIRCHENKRISE 0 13
und zu fördert. Unbedingter Respekt vor jedem
Menschen muss Maßstab ihres Lehrens
und Handelns sein.
Ich sehe als Gründe für den derzeitigen
Verfall der Institution Kirche vor allem
den geistlichen und sexuellen Missbrauch
und den Umgang damit, die Machtund
Kommunikationsstruktur, die Gestalt
des kirchlichen Amtes und die Beteiligung
der Gläubigen in der Kirche.
Vieles deutet für mich auf eine Glaubwürdigkeitskrise
hin, denn die Kirche wird
nicht mehr als eine Gemeinschaft von Glaubenden
erfahren und ihr Handeln nicht
mehr authentisch und echt erlebt. Immer
wieder wird von einer ‚Doppelmoral‘ in der
Kirche gesprochen, die das Vertrauen zur
Kirche tiefgreifend stört.
Ich würde mich freuen, wenn der vor
einem Jahr begonnene ‚Synodale Weg‘ ein
Forum ist, das die vielen Probleme unserer
Kirche behandelt. Der Dialogprozess sollte
zur Klärung, Befreiung und zu einem neuen
Aufbruch führen. Das kann gelingen,
wenn alle Mitwirkenden bereit sind, die
drängenden Fragen so zu bearbeiten, dass
im Mitein ander nach weiterführenden und
befreienden Lösungen gesucht wird und die
Kirche aus ihrer lähmenden Selbstbeschäftigung
herauskommt.
Neben dieser Glaubwürdigkeitskrise
entdecke ich auch eine Glaubenskrise. In der
heutigen Zeit, die unterschiedliche Weltanschauungen
und Sinnsysteme bietet, ist die
Verlockung gegeben, sich für die persönlich
ansprechendste Lehre zu entscheiden. Viele
Menschen sehnen sich nach einer spirituellen
Erfahrung, suchen und finden diese jedoch
nicht mehr in der Kirche. Die Kirche
ist nicht mehr der Ort, wo Menschen diese
Suche angehen. Auch das schmerzt mich
und macht mich traurig.
Kann es jedoch beim Klagen und Wehleiden
bleiben? Meines Erachtens nicht.
Ich bin immer noch davon überzeugt,
dass die Botschaft Jesu aktuell und lebensfördernd
ist. Daher kann und will ich nicht
nur auf ‚die da oben‘ schauen, sondern eher
auf die Menschen, die mir und uns zur Seite
gestellt sind. Ich fühle mich da verbunden
mit Jesus, der einerseits klar den Pharisäern
den Gott der Barmherzigkeit vor Augen gehalten
hat und andererseits mit den Fragenden,
Skeptikern und Suchenden seiner Zeit
zu Tische saß.
Wir als St.-Willehad-Gemeinde greifen
das Wirken Jesu auf und haben gerade
das Sehnen und das Suchen der Menschen
nach Sinnstiftung zu unserem Thema und
Leitgedanken gemacht: Dem Leben Orientierung
– der Sehnsucht Raum geben. Dafür
wollen wir als Gemeinde, also Kirche
vor Ort, da sein. Oft gelingt uns das. Viele
Urlauber*Innen kommen zu uns in die Kirche
(Gotteshaus) um eine lebendige Kirche
(Gemeinde) zu erleben, die sich über jede*n
einzelnen freut, die sich nicht über andere
erhebt, sondern willkommen heißt, die miteinander
lacht und auch weint, die feiert und
den Alltag wahrnimmt: eine Gemeinde, wie
Kirche meiner Ansicht nach sein sollte.
Gerade in so einer offenen und toleranten
Gemeinde werden Fragen gestellt und
auch Zweifel geäußert, wie es wohl mit unserer
Kirche im Gesamten weitergehen wird.
Häufig werde ich darauf angesprochen. Das
spricht für eine selbstbewusste Gemeinde.
Doch auf all die Fragen habe auch ich
keine direkte Antwort.
Ich weiß nicht, welche Zukunft wir haben.
Doch ich vertraue auf einen Geist (den
Heiligen), der schon so manche engen Grenzen
aufgebrochen hat (auch die in den Köpfen),
so manches Erstarrte gelockert hat
(auch das alter Systeme) und zur Freiheit
führt (auch wenn die Herren eher zur Sklaverei
rufen).
Ich bin gerne in der Kirche. Ich bin gerne
Christ und ich wirke gerne als Seelsorger
auf dieser Insel. Trotz der vielen Krisen
und Skandale will ich das Evangelium Jesu
nicht aufgeben und ihm konkret an diesem
Ort Gehör verschaffen. Ich weiß, dass
ich mit meinem Anliegen nicht allein bin.
Immer wieder entdecke ich nahe und ferne
Freund*innen, die mit mir die Träume und
Visionen nicht vergessen, die uns verändert
haben – ob in oder außerhalb der Kirche.
So bleibe ich.«
TEXT: EGBERT SCHLOTMANN
FOTOS: CHRISTIAN TILK + PETER LENFERS
0 14 OSTERN 2021
DIE KRAFT DER HOFFNUNG
»Wie wird in diesem Jahr Ostern auf der Insel Wangerooge gefeiert?« Eine wichtige Frage, die Pfarrer
Schlotmann und vielen Insulanern in diesen Tagen und Wochen immer wieder gestellt wird.
i
m
letzten Jahr mussten die Gottesdienste
Corona-bedingt ausfallen.
»Doch wir haben für dieses Jahr eine
gewisse und zuversichtliche Hoffnung«,
vertraut Schlotmann.
»Natürlich wissen wir nicht, wie stark
uns die Pandemie über Ostern in Atem hält
und dennoch wollen wir planen – zumal die
Hoffnung uns prägt.« So liegt nahe, dass die
St. Willehad-Gemeinde mit ihrem Team das
Hoffnungsthema aufgreift. Es wird zum zentralen
Leitgedanken der Kar- und Ostertage.
»Wir bauen auf die Kraft der Hoffnung – die
ja gerade in diesen Zeiten wichtig und elementar
ist.«
Um dieses Thema vorzubereiten, hat sich
eine Gruppe von ca. 20 Personen in einer Videokonferenz
Ende Januar zusammengesetzt.
»Viele gute Ideen haben sich entwickelt
und werden nun auf zweierlei Weise veröffentlich«,
freut sich Schlotmann. Die Gruppe
geht davon aus, dass Ostern in der Kirche
gefeiert werden darf. Für die Gemeindemitglieder
und alle, die auf die Insel kommen
dürfen, wird es daher ein Programm vor Ort
geben. »Ruhiger und beschaulicher als in
den letzten Jahren – Corona-konform.« Auch
das Team, das diese Kar- und Ostertage auf
Wangerooge gestaltet, wird kleiner ausfallen.
»Wir handeln und wirken in dem, was
aktuell und zu dem Zeitpunkt erlaubt ist.«
In diesem Jahr wird das Team, dem ein
großes DANKE gilt, sich auf eine weitere
Weise an alle Interessierten richten. Es
werden Angebote, Gebete, Gedanken, Lieder
und Texte digital auf vielfältige Weise
ins Netz gesetzt. »Alldiejenigen, die nicht
– wie gewünscht – nach Wangerooge kommen
können, haben so die Möglichkeit sich
auf Ostern vorzubereiten. Und das in der gewohnten
und St. Willehad-typischen Form:
lebendig, aktuell und hoffnungsvoll.« Ein
weiteres Angebot, um mit der Urlauber-
Gemeinde auf Wangerooge verbunden zu
bleiben.
Das Foto zeigt das Digitalteam, das ein
vielfältiges Angebot für die Webseite und
Social Media erarbeitet.
Auf der Homepage der Kirchengemeinde,
bei Facebook und Instagram können die täglichen
Impulse ab dem Samstag vor Palmsonntag
angeschaut werden:
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FACEBOOK: ST. WILLEHAD, WANGEROOGE
INSTAGRAM: ST.WILLEHAD_WANGEROOGE
Hoffnung -
Knospen, die der Mauer trotzen
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Blumen, die das Gestein erweichen
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Farben, die ins Grau gezeichnet
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Worte, die das Schweigen brechen
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Hände, die Halt verheißen
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Gesten, die zur Versöhnung aufrufen
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Wege, die zum Neuanfang ermuntern
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Segen, der uns Mut zuspricht
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EGBERT SCHLOTMANN
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0 16 ABSCHIED
PFARRER
GÜNTHER RASCHEN
SAGT LEISE SERVUS
Sein Nachfolger steht noch nicht fest. Doch feststeht, dass Pfarrer
Günther Raschen aus gesundheitlichen Gründen schon jetzt, mit
63 Jahren, die Evangelische Gemeinde Wangerooge verlassen wird.
Bis zum 1. Dezember 2021, bis der neue »Chef« von St. Nikolai sein
Amt antritt, wird der auf der Insel schon gut bekannte Michael
Hillmann auf der Kanzel stehen.
k
eine Frage: Für Raschen, der seit
1999 Wangerooges Pfarrer ist,
wird sich einiges ändern. »Ich
habe in Oldenburg eine kleine
Wohnung gefunden und muss aus meiner
alten Wohnung neben unserer Kirche
viele Dinge entsorgen.« Der evangelische
Geistliche wird sich in Oldenburg, wo sein
Kind und sein Bruder leben, auch um seine
87-jährige Mutter kümmern können. Eine
dankbare Aufgabe.
Aber erst stehen die Abschiedsfeierlichkeiten
an. Zum 17. April wird Bischof
Thomas Adomeit in der Nikolaikirche auf
Wangerooge den beliebten Pfarrer feierlich
verabschieden.
»Früher konnte man sich hinter dem
geistlichen Amt verstecken. Das geht heute
nicht mehr«, wird Günther Raschen, damals
seit zehn Jahren Pfarrer der evangelisch-lutherischen
Kirchengemeinde in der Moin 2009 zitiert.
Er meinte damit, dass ein Seelsorger
im Jahr 2009 nicht nur würdig einherschreiten
und weltlichen Dingen abhold sein
kann, sondern mitten im Leben stehen und
als Person präsent sein muss.
Auf der kleinen Insel machten ihm die
Einheimischen und Gäste machten die Eingewöhnung
nicht schwer, zumal sich Günther
Raschen auch selbst schnell einbrachte.
Eine Brücke zu den Herzen war natürlich
neben eindrucksvollen Predigten von der
Kanzel die Liebe zur Musik. Und hier boten
seine Fähigkeiten auf dem Klavier, der Gitarre
und dem Saxofon (Jazz) natürlich vorzügliche
Voraussetzungen, Zugang zu seiner
Gemeinde zu finden.
Im Gospelchor sang Günther Raschen
zwar nicht mit, doch »seine« Kirche ist die
Übungsstätte. Und der Pfarrer begleitet die
munteren Gesänge instrumental und bisweilen
auch rhythmisch, wobei er sein Improvisationstalent
auch unter Beweis stellt,
indem er einem simplen Holzkasten die unterschiedlichsten
Klänge entlockt.
Übrigens: Die Zuneigung zur östlichsten
der »sieben zum Verlieben« wuchs bei Günther
Raschen schon zu der Zeit, als er bisweilen
die Urlaubsvertretung für den damaligen
Inselpfarrer auf Wangerooge übernommen
hatte. Jetzt also geht seine Zeit auf Wangerooge
zu Ende. Aber er geht nicht weit weg.
Günther Raschen freut sich auf Oldenburg.
Auf seine Familie. Aber »seine Insel der
Ruhe« wird er nie vergessen.
MANFRED OSENBERG
UMWELTSCHUTZ 0 17
UND DANN WAR DA NOCH
… die Ankündigung für eine große Frühlings-Aktion,
die am 24. April 2021 startet.
Eine Sternfahrt mit dem Fahrrad von
den friesischen Städten und Dörfern nach
Dangast. Mit dem Frühling wird ein Zeichen
für ein klimaneutrales Friesland gesetzt.
Die Aktion ist eingebunden in die bundesweite
Initiative German Zero. Ziel ist es,
dass die Bundesrepublik Deutschland bis
2035 eine CO2-neutrale Bilanz dokumentieren
kann. Aber es geht auch darum, dass vor
Ort wieder Menschen zusammenkommen,
um Ideen auszutauschen und Wege für eine
nachhaltige Zukunft zu skizzieren.
FOTO: ANTJE POLLEX
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0 18 KURZE KRISE
WIE WERDE ICH FERNSEHSTAR?
Es war Freitag, der 12.02.2021. Also ein Palindromtag. Wie bitte? Ja, der zweite Freitag im Februar, der
Wangerooge auf alle Fernsehkanäle brachte, ist ein kalendarisches Palindrom. Man kann das Datum
horizontal drehen, wie man will – die Zahlenfolge liest sich immer gleich: 12.02.2021.
e
ine Außergewöhnlichkeit, die
viele unserer Vorfahren nie
erleben durften! Doch wer
heute 20 Jahre alt ist, hat schon
sechs dieser Kalender-Schönheiten miterlebt.
Der vorletzte Palindrom-Tag war der
02.02.2020.
Das Besondere in diesem Winter: Die
Regale in der Obst- und Gemüseabteilung in
den Inselmärkten waren leer. Fast leer. »Ich
habe noch zwei Äpfel im Regal«, schmunzelte
Rüdiger Mann vom Frischemarkt.
Kollege Ralf Lammers wurde gleich von
drei Fernsehteams mit seinen »Komparsen«
für die Auftritte vor die Kameras gebeten.
Denn an jenem besonderen Freitag kamen
rund sechs Tonnen frische Lebensmittel
auf der Insel an. Das war dreimal mehr als
zunächst angenommen, erklärte Prokurist
Hans-Jürgen Baldeus von den Inselfliegern.
Am Vorabend war vom Inselmarkt noch
Nachschub bestellt worden. Die Inselflieger
und das Wetter spielten mit. Am Freitag
konnten die drei Maschinen ungehindert
starten und landen. Sonne, gute Sicht und
eine eisfreie Piste. Bei Schneeregen – wie an
den Tagen zuvor – hätte es anders ausgesehen.
Keine Fähren, aber Wangerooger wissen
sich zu helfen. Fast immer …
TEXT: MANFRED OSENBERG + FOTO: ANTJE POLLEX
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Ihr
CATERER auf der Insel Wangerooge
In der
Dünenhalle
0 20 ERINNERUNGEN
WINTER, WALE UND WAHLEN
Das Jahr 2021 ist ein Wahljahr. Auf Wangerooge werden weder bei der Kommunal- noch bei der
Bundestagswahl größere Überraschungen erwartet. Bürgermeister Marcel Fangohr bleibt ohnehin im
Amt. Aber der Gemeinderat wird vielleicht ein neues Gesicht bekommen.
u
nd sonst? Im April 2021 werden
unweit von Wangerooge, in
Wilhelmshaven, wieder die
Schweinswaltage gefeiert. Die
Südküste ist vom 5. bis 11.04.2021 wieder
die Bühne für ein einmaliges Naturschauspiel:
Schweinswale kommen im Frühjahr
in den Jadebusen. Damit ist diese Stadt an
der niedersächsischen Nordseeküste der
Hotspot für Sichtungen von Schweinswalen.
Jeder, der schon einmal die Meeressäuger
in der Natur beobachten konnte, wird diese
faszinierende Begegnung nicht vergessen.
Einige Tage in Wilhelmshaven. Wangerooge
dagegen hat ständig seinen Wal.
Ja, auf der Insel erinnert auf dem Außengelände
des Nationalpark-Hauses Wangerooge
ein Pottwal-Skelett an ein Ereignis, das
nicht nur in ganz Deutschland für Aufsehen
sorgte. Die Wangerooger wissen: Das Knochengerüst
stammt von einem der 30 jungen
Pottwale, die vor fünf Jahren an den Küsten
von Deutschland, England, Frankreich
und den Niederlanden strandeten – zwei
davon am Wangerooger Strand. Diese bislang
größte Strandung von Pottwalen in der
jüngeren Zeit bewegte nicht nur an der Küste
viele Menschen. Forscher haben verschiedene
Theorien, warum es immer wieder zu
Strandungen kommt.
Um Natur und Tiere besser zu begreifen,
sind die Skelette von großer Bedeutung.
Pottwal-Skelette sind auch im Wattenmeer-Besucherzentrum
Wilhelmshaven zu
sehen; wie in den Nationalpark-Häusern auf
Wangerooge und Spiekeroog sowie im Heimatmuseum
auf Borkum und im Waloseum
in Norddeich In Schleswig-Holstein finden
sich Skelette der Tiere etwa in Kiel, Lübeck,
Tönning und auf Amrum. Aktuell sind die
Ausstellungen wegen der Corona-Pandemie
geschlossen.
Interessant: Im Januar 2019 strandete ein
mehr als zehn Meter langer, toter Wal in
den Everglades von Florida. Seine Überreste
boten Patricia Rosel von der US-amerikanischen
Ozeanbehörde NOAA und ihrem
Team die Gelegenheit, endlich einen Vertreter
der im Golf von Mexiko beheimateten
Brydewale zu untersuchen. Bei der Autopsie
erlebten Rosel und Co dann eine große
Überraschung, wie sie im Journal »Marine
Mammal Science« berichten: Das Tier war
kein Vertreter der in den tropischen Meeren
weit verbreiteten Brydewale (Balaenoptera
brydei), sondern gehört tatsächlich zu einer
bislang unbekannten, eigenständigen Walart,
dem Rice-Brydewal.
Seit Jahrhunderten wissen Menschen,
dass auch im Golf von Mexiko Wale leben,
und mindestens seit den 1990er Jahren war
bekannt, dass Brydewale in der Region vorkommen.
Doch hatten Biologen diese stets
ERINNERUNGEN 0 21
zur Art Balaenoptera brydei gezählt. Genstudien
2014 belegten dann, dass jene Population
sich deutlich von ihren Verwandten
unterschied. Um endgültig sicherzugehen,
benötigten Rosel und ihr Team allerdings
den Schädel eines der Tiere. Anhand von
dessen Anatomie und weiterem Genmaterial
aus dem Kadaver konnten sie schließlich
festlegen, dass es sich um eine eigenständige
Art handelt.
Über das Verhalten der Tiere ist bislang
nur sehr wenig bekannt. Laut ersten Untersuchungen
könnten die Rice-Brydewale im
Gegensatz zu ihren Verwandten während
der Nahrungssuche aber tief tauchen. Bereits
jetzt gilt die Art als stark bedroht, so
leben schätzungsweise nur rund 100 Exemplare
im Golf. Die größten Gefahren für ihren
Fortbestand gehen von Kollisionen mit
Schiffen, übermäßigem Lärm im Meer sowie
Verschmutzungen durch die Ölbohrungen
vor der US-Küste aus.
Übrigens: Der Rice-Brydewal ist nicht
die einzige Walart, die in den letzten Jahren
neu beschrieben wurde. Kurz nach der Jahrtausendwende
etwa erfassten Biologen den
Omurawal im Indischen Ozean neu, ebenfalls
ein Verwandter der Brydewale. Und in
Die Schwanzflosse eines Wals, die Fluke heißt, setzt waagerecht statt senkrecht am
Körper an, ein von außen sehr gut erkennbares Unterscheidungsmerkmal zu den
Fischen. Sie ermöglicht durch vertikales Schlagen die Fortbewegung.
der Familie der Schnabelwale werden sogar
regelmäßig neue Mitglieder entdeckt.
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0 22 SPAZIERGÄNGE
BEI NACHT
UND NEBEL
Am Abend wird es wieder nebelig. Der Hund muss raus
und wir laufen aus dem Dorf Richtung Westen.
i
m kleinen Wäldchen ist es sehr dunkel,
total still, der Weg vor uns kaum
zu erkennen. Aber das blau leuchtende
Hundehalsband begleitet mich und
es strahlt mal vor, mal neben, mal hinter
mir. Die Flexileine ist 15 Meter lang, doch
mein Hund und ich sind ein eingespieltes
Team und es gibt selten Zug auf der Leine.
Je länger ich laufe, umso beschwingter
werden meine Schritte. Meine Schuhe sind
leicht und bequem, das Laufen wird fast
zum Schweben. Meine Gedanken wandern
mit und eine tiefe Gelassenheit macht sich in
meinem Kopf breit.
Auf der Straße zum Westen verschwindet
der Weg in einiger Entfernung im Nebel.
Die vertrauten Büsche und Bäume werden
zu dunklen Silhouetten und das Licht vom
Neuen Leuchtturm dringt nicht durch. In
der Ferne jammert ein Nebelhorn. Der dichter
werdende Nebel verbreitet ein diffuses
Licht, irgendwo am Himmel begleitet uns
der Vollmond. Ich kann ihn nur erahnen,
denn er ist kaum zu sehen.
Wir bleiben stehen und als das Tappsen der
Hundepfoten auf dem Pflaster verstummt,
es ist vollkommen still. Ich frage mich, wie
es nur so absolut still sein kann, wenn wir
doch mit 30 Kilometern in der Sekunde um
die Sonne rasen und dann noch gemeinsam
mit ihr durch die Milchstraße …
Lockdown oder nicht: Wir sind ständig
auf Reisen. Und ich stehe hier, höre nichts,
fühle nichts, weiß es nur.
Diese berauschende Stille, das mystische
Licht, die schemenhaften Konturen üben einen
eigenartigen Zauber auf mich aus und
die Erde wird für einen Augenblick zu einem
friedlichen, freundlichen, beschützenden
Ort. Mein Hund scheint diesen magischen
Moment mit mir zu spüren. Er ist ganz ruhig
und rührt sich nicht. Da, ein dumpfer Laut
dringt durch den milchigen Dunst. Das Nebelhorn
meldet sich wieder.
Soll ich weiter bis zum Neuen Leuchtturm
laufen und schauen, ob er überhaupt
leuchtet? Ich schaue meinen alten Hund an
und erkenne, dass er nicht mehr kann und es
Zeit wird, um zu drehen.
Kurz vor dem kleinen Wäldchen steht
ganz plötzlich ein wuscheliger, großer Hund
mit einem grünen Leuchthalsband regungslos
und mutterseelenallein vor uns. Wo
kommt er her? Wem gehört er? Er will nicht
mit uns reden und trottet Richtung Westen
davon.
Als mein Hund und ich wieder im Dorf
ankommen, heult das Nebelhorn so laut,
als würde ein riesengroßes Schiff direkt auf
Café Pudding zu fahren.
Wieder zu Hause holt mich der Alltag
ein: die Waschmaschine piepst, das schmutzige
Kaffeegeschirr will gespült werden.
Während ich die Wäsche aufhänge, bin
ich mit meinen Gedanken wieder bei unserem
Nachtspaziergang. Es ist schon eigenartig,
dass mein Hund und ich unterwegs keinem
Menschen begegnet sind.
Ich kann euch nur sagen: Wer niemals
nachts bei Nebel über die Insel gelaufen ist,
hat viel verpasst.
TEXT: ANNEMARIE TALKE HEINKEN
FOTOS: EVELYN GENUIT
SPAZIERGÄNGE 0 23
0 24 ZAHLEN
STIMMUNG IST GUT
Keine Frage: Das Jahr 2020 stellte die Welt vor große Herausforderungen, auch die Tourismus-
Branche hat unter der Corona-Pandemie gelitten. Auf Wangerooge gingen die Übernachtungen
gegenüber dem Vorjahr um knapp 30 Prozent zurück. Immerhin konnte die Insel insgesamt 656.408
Übernachtungen verzeichnen.
e
ntsprechend gesunken sind auch
die Gästezahlen von 136.530 im
Vorjahr auf 90.100. Touristisch
komplett ausgefallen sind die
Monate April, November und Dezember.
Im März war nur in der ersten Monatshälfte
Tourismus möglich. Einen deutlichen Rückgang
der Übernachtungszahlen gab es aber
auch noch in den Monaten Mai und Juni.
Hier galten unter anderem zeitweise Wiederbelegungsfristen,
Hotels und Pensionen
durften nur schrittweise öffnen. Auch bei
den Anreisen galten Kontaktbeschränkungen,
sodass Personen aus mehr als zwei
Haushalten ihren gebuchten Urlaub nicht
antreten konnten. In den Sommermonaten
Juli und August stiegen die Gästezahlen
dann fast auf das Vorjahresniveau an. Ein
leichter Rückgang lässt sich vor allem darin
begründen, dass Ferienfreizeiten in den
Schullandheimen ebenfalls nur sehr eingeschränkt
stattfinden durften.
In den Monaten September und Oktober
hingegen wurde eine deutliche Steigerung
der Übernachtungszahlen erzielt.
Gegenüber dem Vorjahr verzeichnet die Insel
im September 2020 gut 9% mehr Übernachtungen.
Besonders betroffen von den
Corona-Maßnahmen war in diesem Tourismus-Jahr
die Oase. Nur für wenige Wochen
konnte das Therapiebecken eröffnet werden.
Anwendungen waren über einen langen
Zeitraum nur bei medizinischer Notwendigkeit
unter Vorlage eines Rezepts möglich.
»Wir hoffen, dass wir für dieses Jahr
wieder etwas Normalität erreichen und wir
das Schwimmbad wieder öffnen können.«
so Bürgermeister und Kurdirektor Marcel
Fangohr.
Auch in der Kinderanimation gab es
zahlreiche Einschränkungen, so konnte der
Gästekindergarten 2020 gar nicht öffnen.
Die Kurverwaltung hatte kurzerhand andere
Angebote geschaffen, die mit wenig Kontakten
und viel Abstand möglich waren. So gab
es Sandburgenbauwettbewerbe und Strandspiele
für Kinder, getreu dem Motto »So viel
draußen anzubieten, wie nur möglich.«
Die Sportanimation mussten aus den bisherigen
Räumlichkeiten in die Dünenhalle
wechseln. Aufgrund der geltenden Abstands-und
Hygieneregelungen bot sich die
Dünenhalle als Outdoor-Alternative am
besten an. Hier konnten sich wesentlich
mehr Teilnehmer an den Sportkursen erfreuen
als in den anderen Räumlichkeiten.
»Auch für 2021 planen wir für die Sportanimation
erst einmal mit der Dünenhalle«
so Bürgermeister und Kurdirektor Marcel
Fangohr. Trotz der zahlreichen Maßnahmen
und Einschränkungen bei den touristischen
Angeboten zur Eindämmung der Corona-
Pandemie war die Stimmung im Sommer
2020 auf der Insel uneingeschränkt gut.
Besonders die vielen Veranstaltungen im
Rosengarten, der aufgrund der Corona-Regelungen
als Veranstaltungsarena umfunktioniert
wurde, wurde von vielen Gästen
gelobt.
FOTO: EVELYN GENUIT
ZAHLEN 0 25
MEHR
STRANDKÖRBE
Die Strandkörbe im Inseldorf erfreuten
sich ebenso großer Beliebtheit. »Wir werden
auch für 2021 an diesen Konzepten festhalten.«
so Bürgermeister Marcel Fangohr.
Durch die Verbreiterung des Badestrandes
wird die Zahl der Strandkörbe auf 1150 erhöht.
Die Mittsommerzeit, die Miesmuscheltage
sowie der EWE-Nordseelauf, der Flughafengeburtstag,
der Westturmlauf und die
NWZ-Lesefahrt mussten 2020 leider ausfallen.
Ob und inwiefern diese Veranstaltungen
nun 2021 für Abwechslung sorgen werden,
ist aktuell noch unklar. »Wir werden
aber unter Berücksichtigung der aktuellen
rechtlichen Lage und dem Infektionsgeschehen
so viele Angebote wie möglich vorhalten«,
erklärte Bürgermeister und Kurdirektor
Marcel Fangohr.
FOTO: EVELYN GENUIT
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0 26 BLICKPUNKT
ABSTAND HALTEN …
Ja, es war ein turbulenter Februar 2021.
Der Winter hatte Wangerooge im Griff.
Fährenverkehr eingestellt. Frachtverkehr
auch. Und auch die Flieger hatten mit Frost
und Nebel zu kämpfen. Erfreulich, dass ein
Impf-Team samt Corona-Impfstoff eingeflogen
werden konnte, um zusammen mit den
Ärzten von der Insel die Menschen, die älter
als 80 Jahre sind, zu impfen. Geimpft wurden
auch Mitarbeitende des Rettungsdienstes
und medizinisches Fachpersonal.
»Hat alles gut geklappt«, betonte Inseldoc
Frank Kortenhorn. Doch – woran lag es
denn, dass die Insel zeitweise abgeschnitten
vom Festland war? Das liegt einmal am
Ostwind, der das Wasser aus der Fahrrinne
drückt, und am Eisgang, der sich nachträglich
gebildet hat, so dass keine Schiffe fahren
können. Folge: Lebensmittel, besonders im
Frischebereich, wurden knapp – das betrifft
zum Großteil Obst und Gemüse, aber auch
Milch und Eier.
Der Ausfall der Fähren betrifft auch die
Ärzteversorgung. Viele von der Bevölkerung
fahren ans Festland zum Facharzt. Wenn die
Fähren ausfallen, können natürlich monatelang
geplante Facharzttermine nicht mehr
wahrgenommen werden. An einem Montag
hätten viele Inselbewohner einen Facharzttermin
gehabt. Und für diejenigen, die sich
einen Flug nicht leisten können, ist es sehr
ärgerlich. Nun, es kommt häufiger vor, dass
Wangerooge vom Festland abgeschnitten
ist – bei Nebel oder wenn die Wolkendecke
sehr dicht und tief ist.
Zum Glück entspannte sich die Wetterlage.
Es wurde wärmer. Südwind, dann
Westwind. Die Fähren durften wieder. Bei
Ostwind führt die Deutsche Bucht weniger
Wasser, weil das Wasser dann sozusagen aus
der Deutschen Bucht herausgedrückt wird.
FOTO: EVELYN GENUIT
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MEDIZINISCH
Es ist kein Geheimnis, dass auch die Apotheken, die zu einem
wesentlichen Anteil vom Touristenverkehr leben, ein schweres
Jahr hinter sich haben. Die Insel-Apotheke war bisher 2021 doppelt
hart getroffen: Zum Lockdown wegen der Coronapandemie
kommt dort nun auch noch die heftige Wetterlage. Wegen zu niedriger
Wasserstände und bis zu 20 cm dicken Eisschollen konnten die
Fahrtrinnen nicht genutzt werden. Aber Wangerooge hat ja »seine
Flieger«. Deshalb sah man in der Insel-Apotheke die Situation gelassen:
Das Wichtigste komme ohnehin per Flugzeug. Es gab keine
dramatischen Engpässe. Anders sah es schon auf der Nachbarinsel
Spiekeroog aus – denn die war ebenfalls vom Schiffsverkehr abgeschnitten,
hat aber anders als Wangerooge keinen Flugplatz.
FOTO: EVELYN GENUIT
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DIE LETZTE FAHRT
DER JENS ALBRECHT III
Vom Mini zum Maxi. Am ersten Wochenende im Februar 2021 ging die MS Wangerooge nach
erneuten Reparaturarbeiten wieder an den Start in Harle. Weil auch die MS Harlingerland
in der Werft lag, hatte einige Wochen die »kleine« Jens Albrecht III ausgeholfen und relativ
wenige Fahrgäste auf die Insel befördert. Die MOIN war im Februar 2021 bei ihrer letzten Fahrt
Richtung Wangerooge dabei und erhielt viele interessante Eindrücke.
d
er erste Eindruck war durchaus
positiv. Bei Kapitän Thomas
Meyer (56), Steuermann Thomas
Bohnsack (55) und dem
Mädchen für Alles Hermann Edzards (50)
aus Neuharlingersiel waren die wenigen
Gäste und Handwerker in besten Händen.
Mit seinen lustigen Sprüchen auf der »Ersatzfähre«
sorgte der ehemalige Fußball-
Schiedsrichter (»habe 37 Jahre lang gepfiffen«)
Stefan Bohnsack für Abwechslung und
Gelächter bei den Fährgästen. »Bohne«,
wie der inzwischen »fest verheiratete«
Bahn-Angestellte genannt wird, betreut die
Besucher in Wangerooge und Harle immerhin
schon seit 23 Jahren. Er hat neben dem
Steuermanns- auch das Kapitänspatent.
Aber der verantwortliche Kapitän auf der
Mini-Brücke ist Kollege Meyer. Seit fast 25
Jahren. Davor war er Kapitän auf Riesenpötten.
Ostsee. Schweden. »Aber am Steuer
der Jens Albrecht ist es auch nicht ungefährlich«,
sagt Thomas Meyer und denkt an den
Fastzusammenstoß mit der Harlingerland
vor Wangerooge: »Man muss immer höllisch
aufpassen.«
ANREISE 0 29
Besonders bei dichtem Nebel. Wie heute
an einem der vielen Nebeltage im Februar
2021, als der Inselflieger nicht starten durfte.
Heute kommt der Jens Albrecht im Nebel
die »Horizont« entgegen. Kaum zu erkennen
mit dem bloßen Auge. Das Navigationsgerät
hilft.
Die »Horizont« zuckelt vorbei, fährt
nach einer Seebestattung zurück an den Anleger
in Harle. Ohne Asche. Aber mit zwei
Seeleuten, die nicht so lustig sind wie Stefan
Bohnsack und Thomas Meyer, der übrigens
einen eigenen Radiosender (radiopowervoice.com)
hat, auf dem nicht nur
Seemannslieder zu hören sind.
Und bald soll schon ein Wassertaxi für
eine schnellere Anreise sorgen …
TEXT: MANFRED OSENBERG
FOTOS: EIN DAHMER + MANFRED OSENBERG
UND DANN WAR
DA NOCH …
… der 42-jährige Pilot aus dem Raum
Braunschweig, der unbedingt mit seinem
Privatflieger auf Wangerooge landen wollte,
obwohl wegen des Nebels im Februar die
Sicht stark eingeschränkt war. Der Wunsch
auf eine Landung auf der Insel hatte keine
Aussicht auf Erfolg. Mit seiner Maschine
kreiste er verdächtig niedrig über der ZE,
wendete über der Charlottenstraße und flog
zum Festland. Aber auch in Mariensiel durfte
er nicht landen …
0 30 SCHULZEIT-ERINNERUNGEN
111 JAHRE INSELSCHULE
UND DER WINTER
VOR 60 JAHREN
Die Ehemaligen klinken sich dieses Jahr in das 111-jährige Jubiläum der Inselschule ein.
Am 17. und 18. Juni 2021 werden wieder viele Frauen und Männer, die das Inselgymnasium
Wangerooge besucht (und meist erfolgreich verlassen) haben, auf die Insel kommen.
Wie seit vielen Jahren. Doch: Es findet diesmal kein Eigenprogramm statt.
o
rganisator Volker Hischen konnte bis zum Redaktionsschluss
der Moin-Osterausgabe noch keinen Jubiläums-
Ablauf nennen: »Die Corona-Situation hat das geplante
Treffen eines Organisationsteams auf der Insel bisher
nicht ermöglicht.« Im vergangenen Jahr musste das Treffen kurzfristig
abgesagt werden. Die Insel war zwar in der »Coronapause«
wieder geöffnet, doch die Gemeinde hatte die Mehrzweckhalle am
Tennisplatz gesperrt. Hier waren der Grillabend am Freitag und das
Abschiedsfrühstück am Sonntag vorgesehen …
Nicht mehr dabei der leider verstorbene Reinhard Hempen, der
die Wiedersehensfeiern der Abiturienten erfolgreich organisiert hatte.
Hempen rief – und die ehemaligen Schülerinnen und Schüler kamen
sogar von Übersee nach Wangerooge. Einige wie Hempen leben
nicht mehr.
Auch nicht Carsten Johow, der am 2. Juni 2018 gestorben ist, in Bremen
beigesetzt wurde und jedes Jahr von Australien nach Wangerooge
gekommen war. Unvergessen seine Erinnerungen an den berühmt-berüchtigten
Wangerooger Winter.
ELTERNSPRECHTAGE
Irgendwann im März vor 60 Jahren gab es auch einen Elternsprechtag,
zu dem die Mutter von Carsten Johow anreiste. Der Junge
holte sie von der Inselbahn ab. Johow erinnerte sich genau: »Als ich
ihr sagte, dass ich schon nicht mehr gewusst hätte, wie sie aussieht,
fing sie an zu weinen, und wir haben wieder Roastbeef mit Remouladensoße
gegessen. Die Gespräche, die Mutter mit den Lehrern führte,
waren durchaus positiv. ,Er singt nicht, er brummt nur‘, musste
sich meine Mutter sagen lassen.
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EIN BUCH IST IMMER DAS
RICHTIGE GESCHENK!
Vorher gab es die Weihnachtsferien. Eine fröhliche Gesellschaft fuhr
auf der ‚Oldenburg’ mit Kurs Harle. Weiter ging es mit dem Zug. Oldenburg
war für einige Endstation und in Bremen konnte meine
Mutter mich in die Arme nehmen. Weihnachten kam und ging, zu
Silvester lag ein Brief vom Insel-Gymnasium im Briefkasten, der so
genannte ‚blaue Brief’ ermahnte, dass die Versetzung gefährdet ist
und ich Wangerooge verlassen muss falls ich mich nicht bessere. Das
war 1960 noch etwas Neues für meine Eltern, in den darauffolgenden
Jahren, als auch meine Schwester blaue Briefe bekam, war es ein
alljährliches Ereignis zum Jahreswechsel. Viel zu schnell kam das
Ende der Ferien, und es ging zurück nach Wangerooge.
BUCH ÜBER DIE SEEFAHRT
Anfang Januar brachte uns die Oldenburg zur Insel zurück, im Gepäck
gute Vorsätze und Bücher, um die Monotonie des Inselwinters
zu überstehen. Eines der Bücher, die ich zu Weihnachten bekommen
hatte, war der Roman von Hans Leip ‚Jan Himp und die kleine Brise’.
Ein Buch, das von Seefahrt, Abenteuer und unschuldiger Liebe handelt,
allem, wovon ich im winterlichen Wangerooge träumte. Die
R ealität sah anders aus. Zusammen mit dem gleichaltrigen Hansi A.,
der bereits eine Klasse unter mir war, zog ich in ein Kellerzimmer,
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EINE INSEL
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WANGEROOGE
UND DER REST
DER WELT
0 32 SCHULZEIT-ERINNERUNGEN
Carsten Johow (links) reiste bis zu seinem Tod jedes Jahr von Australien zum Ehemaligen-Treffen nach Wangerooge.
Das Foto zeigt den hervorragenden Geschichtenerzähler mit Annegret Dorenberg-Gaidry und Carl Hanken aus den USA
dadurch wurde der Winter noch dunkler. Das Wort Reizüberflutung
war zumindest im Winter auf Wangerooge nicht bekannt. Auf
langen Spaziergängen wurde der Strand nach mehr oder weniger
nützlichem Strandgut abgesucht, wie zum Beispiel Munition. Um
Seeminen machten wir allerdings einen weiten Bogen, da sie auch
wegen der Transportmöglichkeiten wenig zum Sammeln geeignet
waren. Die 15 kg schweren Flakgranaten des Kalibers 10,5 cm, die
nach jeder höheren Flut teils noch in luftdichten Transportbehältern
am Strand zu finden waren, eigneten sich besser. Sie wurden dilettantisch
durch Aufschlagen auf die Eisenbahnschienen der Inselbahn
oder auf Betonreste der gesprengten Bunker geöffnet, um die
Pulverstangen aus den Kartuschen zu entfernen. Das Schießpulver
wurde dann in fröhlicher Runde zur Explosion gebracht. Es diente
auch als willkommenes Geschenk für die Freunde am Festland und
wurde bis zu den Ferien in mehr oder weniger großen Mengen in
Schränken und unter Betten gelagert.
SCHIESSPULVER
Das Pulver war relativ harmlos, solange es nicht mit Feuer in Berührung
kam. Allerdings konnte nur der vom Alkohol umnebelte Geist
eines Wangerooger Internatsschülers auf die Idee kommen, seine
Sprengstoffvorräte in einem Ofenrohr zu verstecken. Die Explosion
führte nicht nur zu einer Renovierung der Küche des Schülerheims,
sondern auch zu einer Razzia, bei der der ganze Umfang der gemeinnützigen
Kampfmittelräumungsaktion zu Tage trat. Es wurden uns
Strafen wie lebenslängliches Fernseh- und Ausgangsverbot und in
drastischen Fällen sogar Schulverbot angedroht. Wir wandten uns
anderen Freizeitbeschäftigungen zu, die noch nicht ausdrücklich
verboten waren. Wir haben bei dieser Tätigkeit nicht nur elementare
Kenntnisse der Sprengstofftechnik gelernt, sondern auch die notwendige
Verantwortung beim Umgang mit Sprengstoffen. Das hierbei
erlernte Fingerspitzengefühl, das man anwenden musste, um
ungewollte Explosionen zu vermeiden, war auch später beim Umgang
mit Ehefrauen wichtig, da man Frauen, genau wie Granaten,
auch immer nicht ansehen konnte, ob sie im Begriff sind zu explodieren.«
Allmählich ging Johows erster Inselwinter zu Ende. Durch geschickte
Manipulation (Abschreiben) von Klassenarbeiten gelang es
ihm, keine weitere ‚Fünf’ zu bekommen. Am 21. März 1961 war die
entscheidende Klassenkonferenz. Es folgten spannende Tage. Doch
als er in die Osterferien fuhr, stand in seinem Zeugnis: »Auf Beschluss
der Klassenkonferenz vom 21. März 1961 nach Klasse 7 versetzt.
Carsten ist endgültig in das Inselgymnasium aufgenommen
worden.«
Carsten Johow war ein hervorragender Erzähler: »In meinem
Zeugnis gab es nur eine einzige Fünf in Musik und die zählte fast
gar nicht. Mit dem Gefühl, wieder einmal unter einer Hürde des Lebens
durchgekrochen zu sein und eine wichtige Schlacht in meinem
schulischen (Über-)Lebenskampf gewonnen zu haben, fuhr Carsten
in die Ferien …
TEXT: MANFRED OSENBERG
FOTOS: EVELYN GENUIT + KURT KEIL
Auch auf der Insel
Immobilienverwaltung
Wangerooge
Die Immobilienverwaltung auf Wangerooge stellt besondere Herausforderungen, die weit über
die normalen Anforderungen an eine Immobilienverwaltung auf dem Festland hinausgehen.
Sei es die gute Zusammenarbeit mit den örtlichen Dienstleistern,
sei es der erhöhte Aufwand, vor Ort Termine
wahrzunehmen oder auch die seltene Präsenz der Ferienwohnungs-Eigentümer
vor Ort.
Um diese Herausforderungen zu meistern, bieten wir die
optimale Immobilienverwaltung auf Wangerooge an.
In unserem Back-Office in Wilhelmshaven stellen wir eine
professionelle Immobilienverwaltung sicher. Die Firma Immobilien-Konzept,
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Uta Lach, verwaltet seit über 28 Jahren Immobilien und
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0 34 SCHULZEIT-ERINNERUNGEN
MIR FEHLT MEINE INSEL!
1957 entschieden die Eltern von Dieter Börner, ihren Sohn auf die Insel Wangerooge ins
Internatsheim Dr. Siemens in der Charlottenstraße 26 zu verfrachten. Zu der Zeit hieß es noch
»Internat« und war im Eigentum der Gemeinde Wangerooge.
i
nseldoktor Peter Siemens nahm die obligatorische medizinische
Eingangsuntersuchung vor. »Min Jung, mach mal den
Mund auf und sag aaahhh«. Nach dem Blick auf die Tonsillen
und Umgebung meinte er, an meine Eltern gewandt: »Der
Junge wird mal ein tüchtiger Kaufmann«, gab mir ein Sahnebonbon
und aus war die medizinische Inspektion.
1965 machte ich Abitur am Insel-Gymnasium und verließ mit
der Insel 8 Jahre »Unbeschwertheit«. Das stellt man allerdings erst
später fest, welche freien, fröhlichen Jahre wir auf der Insel haben
verbringen dürfen.
Zu dieser Zeit war die Gästesaison auf gut drei Monate im Jahr
beschränkt. Dann wurde es für viele Monate wieder ganz still auf der
Insel. Und mit dieser Stille kamen wir eigentlich gut zurecht. Manchmal
aber nicht. Dann bekam man meist Fieber, wurde schlapp und
schwächelte so vor sich hin. Keiner konnte genau erklären, warum
man es bekam. Das wurde bei den Insulanern die Insel-Krankheit
oder der Insel-Koller genannt. Niemand war davon verschont. Und
Doc Siemens kam mit seinem Moped zur Visite im Internat vom
Dorfplatz angebraust.
»Mein Jung, sag mal aaahhh«. Mit der »in-den- Hals-Guck-Diagnostik«
wurden dann die vom Insel-Apotheker eigens komponierten
Pillen gegen die Insel-Krankheit verschrieben. Was da in den
Pillen war, war das Geheimnis des Apothekers. Nicht das Sahnebonbon,
dass es grundsätzlich immer gab vom Doktor.
Den »Insel-Koller« nahmen wir gelegentlich auch, um mal nicht
in die Schule gehen zu müssen. Soweit der Insel-Koller, der in »guter«
Erinnerung ist.
Seit einem guten Jahr ist unser Leben wegen der Pandemie verändert,
eingeschränkt, nicht mehr das, was es über 70 Jahre meines
Lebens war: ein freies Leben ohne größere Katastrophen.
Sieht man von der Sturmflut 1962 ab oder der darauffolgenden
»Eiszeit« im Winter 1962/63, wo wir wochenlang aus der Luft versorgt
werden mussten. Für uns Schüler eher aufregende, spannende
Momente im Leben. Und ich empfand das Inselleben nie einengend
oder einer »Gefangenen-Insel« gleich. Die »Welt fand am Festland
statt«. Bei uns war alles übersichtlich und doch weit bis über den Horizont
hinaus. Wir träumten uns mit den Schiffen in weite Welten,
sahen die Leuchtfeuer nachts von den Feuerschiffen Elbe 1 und Weser
1, selbst von Helgoland.
Roter Sand funkelte von der Jademündung und natürlich die
leuchtenden Signale von unserem Leuchtturm in der Mitte des Dorfes.
Ich fühlte mich auf der Insel frei. Und später auch im »richtigen«
Leben nie so eingeengt, gehindert, fast »weggesperrt« wie nun seit
einem Jahr durch Corona. Obwohl ich in meiner neuen Heimat in
Kärnten auf dem Lande relativ unbeschwert leben kann. Trotzdem
empfinde ich die Einengung des selbstbestimmten Lebens langsam
als nervig und belastend fürs Gemüt.
Jährlich finden auf Wangerooge die Treffen der Ehemaligen
Schüler des Insel-Gymnasiums in der Zeit um Pfingsten statt. Letztes
Jahr mussten wir stornieren, weil wir noch nicht aus Österreich
»raus durften«.
Dieses Jahr mit den Mutationen aus London und Südafrika, dem
politischen Hickhack und dem Durcheinander mit den Landesfürsten.
Der Impf-Flop von Frau von der Leyen mit ihren hunderttausenden
von hochbezahlten Bürokraten-Beamten, da kriegt man dann
schon mal die Krise. Die Krise deshalb, weil man nicht zeitnah geimpft
wird mit 77 Jahren. Was ein Witz, ein blöder, ärgerlicher und
hoffentlich nicht lebensbedrohender, weil die Bürokratie die Bestellungen
der Vakzine versaubeutelt hat. Da kriegt man schon mal sowas
wie Wut. Oder den »Corona-Koller«, der sich ähnlich äußert wie
der einst auf der Insel. Aus einer »Gemütsstörung kommend«. Aber
ohne Fieber. Doch »Koller« bleibt »Koller«!
Und kein Doktor Peter Siemens weit und breit, der sagt: »Mein
Junge, mach mal den Mund auf und sag aaahhh«. Dann mit dem
SCHULZEIT-ERINNERUNGEN 0 35
Spatel die Zunge niederhält, erkennend nickt. Und das Sahnebonbon
überreicht. Als Medikament Generalis. Gegen und für alles. Und
schon geht es einem besser. Den Insel-Apotheker mit seinen Insel-
Koller-Tabletten nicht zu vergessen.
Heute ist alles anders. Wir werden nicht jünger. Und das Treffen
ehemaliger Schüler des Gymnasiums ist nun mal in der Pfingstzeit.
Da zieht es dann einen auf den »Sandhaufen«. Weil wir uns ja auch
nicht vermehren, sondern leider jährlich weniger werden. Kein Doc
Siemens weit und breit, statt Sahnebonbon eine Vakzin-Spritze in
der Hand. »Mein Junge, mach mal ausnahmsweise nicht den Mund
auf, sondern einen Arm frei.« Und rein mit dem Zeug. Alles wird gut.
2021: 111 Jahre Insel-Gymnasium. Vor 56 Jahren Abi gemacht.
Verdammt, ich will wieder im Juni auf meine Insel. Die Hoffnung
stirbt zuletzt. Vielleicht klappt es ja, dass man uns über die Grenze
lässt. Und die Hotellerie in Deutschland geöffnet ist. Auch für
»Österreicher«.
Gebucht haben wir.
TEXT + FOTOS: DIETER BÖRNER
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0 36 SCHULARBEITEN
BEEINFLUSSEN
NATURGEWALTEN
WANGEROOGES
TOURISMUS?
Inwiefern hat sich die Nordseeinsel Wangerooge in den letzten Jahren aufgrund von
Natureinflüssen verändert? Dieser Frage ist Jule Steeger in ihrer Facharbeit auf den Grund
gegangen. Dabei lag ihr Fokus besonders auf Sturmfluten und den daraus entstehenden
Überschwemmungen. Welche Folgen und Schutzmaßnahmen ergaben sich? Und inwieweit wurde
dadurch der Tourismus auf Wangerooge beeinflusst? Auf den folgenden Seiten lesen Sie, zu welchen
interessanten Ergebnissen die Enkelin von Helmut Kroll kam, die schon ihr ganzes Leben lang
Urlaub auf Wangerooge macht – und bereits einige Sturmfluten miterleben musste.
LAGE VON WANGEROOGE
Auf der deutschen Nordseeinsel Wangerooge,
die übrigens drei Meter über dem Meeresspiegel
liegt, leben circa 1.263 Menschen.
Wangerooge ist sieben Kilometer vom Festland
entfernt. Neben Harlesiel liegt ein weiterer
wichtiger Hafen in Wilhelmshafen.
Von dort aus ist der In- und Export mit anderen
Städten national und international
möglich. Wangerooge hat eine Größe von
7,94 Quadratkilometern und ist somit die
zweitkleinste Ostfriesische Insel.
Nördlich der Insel Wangerooge liegt
das meistbefahrene Seegebiet »Deutsche
Bucht«. Der südliche Teil dieses Seegebiets
zählt zu den am stärksten befahrenden
Schifffahrtsstraßen der Erde, welche
die Schifffahrtsverbindung zwischen Hamburg
bzw. der Elbmündung und dem Ärmelkanal
herstellt. Die »Deutsche Bucht«
ist jedoch auch eines der am stärksten bedrohten
Sturmflutgebieten der Welt. Das ist
darauf zurückzuführen, dass an dieser Stelle
fünf verschiedene Flüsse münden. Bei diesen
Flüssen handelt es sich um die Eider, die
Elbe, die Weser, die Jade und die Ems.
ENTWICKLUNG DER INSEL
Vor etwa 200 Jahren besaß Wangerooge
eine recht ovale und füllige Form. Vergleicht
man diese mit dem Umriss der Insel heute,
fällt direkt auf, dass sich die Größe der Insel
circa um die Hälfte verringert hat. Die Form
der Insel ähnelt heute der eines Seepferdchens.
Das Ostende der Insel ist sehr schmal
und wirkt langgezogen. Generell ist die Insel
in den vergangenen hundert Jahren wesentlich
schmaler geworden.
Die starke Veränderung der Form und
der große Verlust an Fläche ist auch auf
Sturmfluten zurückzuführen. Durch die
starken Überschwemmungen und die Zerstörung
von Teilen der Insel kam es dazu,
dass Bereiche der Insel mit der Zeit immer
gefährdeter wurden und letztendlich abgebrochen
sind. Zu beachten ist jedoch auch,
dass der Meeresspiegel auf Grund der Erderwärmung
immer weiter steigt und dadurch
auch Teile der Insel überschwemmt werden.
Dieses Problem existiert nicht nur auf
Wange rooge, sondern auf der ganzen Welt.
Doch nicht nur Wangerooges geographische
Fläche verändert sich, sondern auch die
Naturflächen der Insel. Durch den Tourismus
auf Wangerooge werden immer mehr
Naturräume, wie zum Beispiel Dünen, zerstört
und bebaut. Im ganzen Dorf und auch
im äußeren Bereich werden immer mehr Ferienhäuser
erbaut, um mehr Unterkünfte
für Urlauber bereitzustellen.
WAS IST EIGENTLICH
EINE STURMFLUT?
Als Sturmflut bezeichnet man das Ansteigen
des Wassers an der Meeresküste, verursacht
SCHULARBEITEN 0 37
durch starken Wind. Dabei überschreitet der
Wasserstand den normalen Hochwasserstand.
Es wird von einer Sturmflut gesprochen,
wenn der Wasserstand 1,5 bis 2,5 Meter
über dem normalen Hochwasserstand
liegt. Eine Sturmflut wird als stark eingestuft,
wenn der Wasserstand 2,5 bis 3,5 über
dem Normalwert liegt. Bei einer Sturmflut
wird den Wellen durch Wind eine erhebliche
Kraft verliehen, die es möglich macht, ganze
Städte und Dörfer zu überfluten und zu zerstören.
Durch die Lage der Insel ist sie besonders
stark von Sturmfluten betroffen. Oft
kam es vor, dass das Wasser bei heftigen
Sturmfluten bis in das Dorf gelang und die
dort stehenden Häuser beschädigt hat. Dadurch
verloren viele Menschen ihr Zuhause
oder mussten viel Geld investieren, um ihr
Haus wiederaufzubauen oder zu reparieren.
Außerdem zerstören die starken Wellen
auch viele Teile der Naturräume Wangerooges.
Steigt das Wasser so hoch, dass es weit
über dem normalen Hochwasserstand liegt,
so erreicht es oft Dünen oder andere Naturräume
und überflutet sie. Dabei werden
durch den starken Sog viele Teile mitgerissen
und ins Meer gespült, dadurch verliert
die Insel immer mehr an Fläche.
Es werden jedoch nicht nur Dünenbereiche
weggespült, sondern auch jedes Jahr
mehrere Tonnen an Sand. Dies ist besonders
am Hauptstrand der Insel der Fall. Dort werden
jährlich so viele Mengen an Sand mitgerissen,
dass oft mehr als die Hälfte an Fläche
verloren geht und mehrere Meter hohe
Sandriffe entstehen. Besorgniserregend ist
ebenfalls der Ostteil Wangerooges. Dort ist
die Insel sehr schmal und besteht eigentlich
so gut wie nur aus Sand und Dünen. Bei
starken Sturmfluten brechen dort auch oft
Teile ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser
Teil zeitnah ganz verschwindet und von den
starken Wellen zerstört wird, ist sehr hoch.
MASSNAHMEN,
UM WANGEROOGE VOR
STURMFLUTEN ZU SCHÜTZEN
Um sich vor Sturmfluten zu schützen und
Wangerooge möglichst so zu erhalten, wie
es gerade ist, wurden viele Maßnahmen auf
Wangerooge getroffen. Zunächst war da der
Bau eines Deichs, der einmal um die Halbe
Insel geht. Er zieht sich vom Westen über
die Südseite der Insel bis in den Osten. Dieser
Deich soll eine Art Schutzmauer herstellen.
Sollte das Wasser höher ansteigen als
gewohnt, so verhindert der Deich, dass das
Wasser möglicherweise bis in das Dorf gelangen
kann. Er schützt die Insel also vor
Überflutungen
Teile des Deiches wurden von 2014 bis ins
vergangene Jahr 2019 erneuert und verbessert.
Es wurde beschlossen, dass der Deich
an dieser Stelle erhöht und verstärkt werden
muss. Ergänzend dazu entschied man sich
dazu, parallel zum Deich einen Deichverteidigungsweg
zu erbauen. Dieser dient dazu,
dass die Einsatzkräfte und das nötige Material
im Falle eines Notfalls schneller an, von
möglicherweise bei einer Sturmflut beschädigte,
Teile des Deiches zu gelangen. Um zu
verhindern, dass große Mengen an Sand bei
starkem Hochwasser vom Meer mitgerissen
werden, erbaute man Buhnen aus Steinen
oder Holzpfähle, die ins Meer führen. Diese
Buhnen verhindern zum einen große Sandströme,
indem die Holzpfähle oder Steine
den Sand aufhalten, zum anderen schützen
die Buhnen die Insel vor starken Wellen, da
diese von den Pfählen und Steinmauern gebrochen
werden und somit Kraft verlieren.
Eine weitere Schutzmaßnahme ist der
Steindeich im Nordwesten der Insel. Da
diese Stelle durch die starken Nordwestwinde
besonders von Sturmfluten betroffen
ist, baute man diese Stelle mit Stein. Dieser
Steindeich ist stabiler als ein gewöhnlicher
Deich aus Dünen und Erde. Er schützt
diesen Teil der Insel davor, bei einer starken
Sturmflut abzubrechen oder dass die Dünen
und der Sand vom Wasser ins Meer gerissen
werden.
STURMFLUTEN VON 1854 BIS 1855
UND STURMTIEF SABINE
Bereits 1855 hatte Wangerooge mit Sturmfluten
zu kämpfen. Die Sturmflut zerstörte
den Großteil des damaligen Dorfes, von 73
Wohnhäusern wurden 21 gänzlich zerstört.
Die restlichen Häuser waren stark beschädigt.
Aufgrund der starken Zerstörung des
Dorfes, welches sich zu dem Zeitpunkt noch
im Westen befand, zogen viele Insulaner ans
Festland. Nur eine geringe Anzahl von
0 38 SCHULARBEITEN
342 Menschen blieb auf Wangerooge. Um
solchen Katastrophen zu entgehen, entschieden
sich die Inselbewohner, ihr Dorf vom
Westen in den Inselkern zu verlagern. Dort
ist das Dorf relativ weit vom Meer entfernt
und besser vor Überflutungen geschützt.
Noch heute liegt das Dorf an dieser Stelle.
Jedoch entschieden sich nicht direkt alle
Insulaner für diese Umsiedelung. Sie lebten
noch einige Jahre im Westdorf, auch wenn
sie immer wieder mit großen Überflutungen
zu kämpfen hatten. Im Jahr 1863 zerstörten
weitere Sturmfluten das Dorf im
Westen so stark, dass die restlichen, dort lebenden
Menschen einen Umzug in das neue
Dorf nicht weiter umgehen konnten. Da die
Dünen bei den Sturmfluten so in Mitleidenschaft
gezogen wurden, stellten sie auch gar
keinen Schutz vor weiteren Überflutungen
dar.
Auch heutzutage hat Wangerooge mit
Sturmfluten zu kämpfen. Am 09.02.2020
zog das Sturmtief Sabine über große Teile
Deutschlands. Wangerooge lag ebenfalls in
der bedrohten Zone. Das Sturmtief löste eine
Kette starker Sturmfluten aus, welche den
Jule
Steeger
Hauptstand Wangerooges nahezu gänzlich
zerstörte. Wangerooge ist den großen Sandverlust
zwar schon gewöhnt, jedoch gehen
jedes Jahr nur etwa 50% des Strandes verloren.
Dieses Mal waren es 80%. Um den
Strand wiederherzurichten, mussten riesige
Mengen an Sand vom Osten mit Hilfe von
Kipplastern zum Hauptstrand transportiert
werden. Dies ist nicht nur ein großer Aufwand,
sondern auch sehr teuer.
WIE HAT SICH DER TOURISMUS
VERÄNDERT?
Wangerooge ist Heimat und Urlaubsziel vieler
Menschen und Familien. Daher versucht
der Bürgermeister Marcel Fangohr mit Unterstützung
seiner Kollegen und Kolleginnen
Wangerooge weiterzuentwickeln und
mit der Zeit zu gehen. Zum einen werden
immer mehr moderne Ferienhäuser und Ferienwohnungen
auf der Insel gebaut, um immer
mehr Urlauber anzulocken. Zum anderen
ist das Freizeitprogramm auf der Insel
groß und ansprechend. Zudem verfügt Wangerooge
über 7.222 Betten für Urlauber. Davon
sind 635 Betten in Hotels, 5.047 Betten
in Ferienwohnungen, 206 Betten in Kurheimen
und 1.334 Betten in Jugend- und Freizeitheimen.
Für eine nicht allzu große Insel
wie Wangerooge ist das beachtlich.
Eine weitere Überlegung für die Zukunft
Wangerooges ist es, ein Windpark vor Wangerooge
zu erbauen, um von der Kernenergie
auf Windenergie umzusteigen und erneuerbare
Energie zu nutzen. Dieser Weg,
Energie zu gewinnen, ist innovativer und
umweltfreundlicher. Jedoch würde das
Landschaftsbild durch die 172 Meter hohen
Windenergieanlagen zerstört werden
und dies könnte auch indirekte Folgen auf
die touristische Entwicklung Wangerooges
haben.
Grundsätzlich gilt Wangerooge
als Urlaubsziel für Familien
im Sommer. Im Winter reisen
nur wenige Leute auf die Insel.
Stellt man den Tourismus
in Zusammenhang
mit Umwelteinflüssen
wie Sturmfluten, so
lässt sich zunächst
eine Korrelation erkennen.
Zwar reisen
im Sommer viele
Familien mit ihren
Kindern auf die Insel,
was darauf schließen lässt,
dass sie Wangerooge als einen
sicheren Ort für ihren Urlaub
ansehen, jedoch merkt man
auch, dass zu den Zeiten, in denen
Sturmfluten sehr wahrscheinlich sind,
kaum Urlauber auf die Insel reisen.
Dies lässt sich darauf zurückführen,
dass Sturmfluten nicht nur eine Gefahr für
die Insel an sich darstellen, sondern auch für
die Menschen, die vor Ort sind. Aber nicht
nur Sturmfluten beeinflussen die Urlauber,
sondern auch andere Umwelteinflüsse. Zur
Sommerzeit reisen viele Leute auf die Insel,
da das Wetter gut ist und sie diese Zeit am
Meer verbringen können. Zudem ist Wangerooge
für viele gut von ihrem Wohnort aus
zu erreichen.
WELCHEN EINFLUSS HABEN
STURMFLUTEN?
Sturmfluten sind und bleiben ein Risikofaktor.
Zwar wurden die Schutzmaßnahmen in
den vergangenen Jahren erheblich verbessert
und erneuert, jedoch ist das Risiko gegeben,
dass Wangerooge bei der nächsten
Sturmflut großen Schaden nehmen könnte.
Auch das jährlich wiederholende Aufschütten
des Sandes am Hauptstrand ist ein negativer
Faktor, da jedes Jahr hohe Kosten
aufgebracht werden müssen, um den Strand
wieder herzurichten.
Außerdem ist zu beachten, dass Wangerooge
stets abhängig vom Festland ist.
Egal ob Nahrung, medizinische Versorgung
oder weiteres. Bei Sturm, Sturmfluten, sehr
starker Kälte oder extremen Nebel ist Wangerooge
vom Festland abgegrenzt und kann
nicht weiter versorgt werden, da weder der
Luftverkehr noch der Schiffsverkehr in der
Lage ist, bei zu schlechten Wetterbedingungen
zwischen Insel und Festland hin und her
zu fahren.
Dies kann dazu führen, dass die Menschen
auf der Insel manchmal tagelang wenig
Nahrung zur Verfügung haben (wie
bspw. beim letzten Wintereinbruch). Ebenso
wichtig ist, dass Wangerooge kein Krankenhaus
hat, sondern lediglich einen Allgemeinmediziner,
der in einem extremen
Notfall nicht über die nötigen medizinischen
Hilfsmittel verfügt. Das heißt, dass Notfälle
immer mit einem Hubschrauber zum Festland
geflogen werden müssen. Sollte dies
wetterbedingt jedoch gerade nicht möglich
sein, kann ein Notfallpatient vielleicht nicht
schnell genug versorgt werden.
Nicht zuletzt sorgen Sturmfluten dafür,
dass Wangerooge Jahr für Jahr Zeit- und
Kostenaufwand betreiben muss, um den
Strand für die Touristen herzurichten. Auch
wenn dieses Vorhaben in den letzten Jahren
gelang, so müssen die Verantwortlichen weiter
an nachhaltigen Lösungen arbeiten.
TEXT: JULE STEEGER AUS DORTMUND
FOTOS: EVELYN GENUIT
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0 40 HUNDELEBEN
DIE SPANISCHEN
STAMMGÄSTE
DER RENATE
HEEREN
Da steht sie nun am Zaun vor ihrem alten Haus. In Bahnhofsnähe
genießt Renate Heeren das Leben, das ihr so viele schöne Stunden
mit ihrem Horst und den beiden Hunden beschert hat, aber auch
zahlreiche Schicksalsschläge. Fast trotzig sagt sie: »Ja, der Tod hat
mir die Liebsten genommen und meine schwere Krankheit macht
mir sehr zu schaffen, aber ich habe ja noch meine Hunde …«
d
ie hat sie. Und die liebst sie.
Die kleine, 14 Jahre alte »Biene«
und die gleichaltrige aber
größere »Elli« halten die alte
Dame immer noch auf Trab. Gestützt auf
ihrem »Shopper« schlurft sie langsam zum
Inselmarkt. Neben Lebensmittel kauft sie
mehrere Exemplare von der »Moin«. Damit
versorgt Renate Heeren ihre am Festland
lebende Großfamilie: »Damit alle wissen,
was bei mir auf der Insel passiert. Und vor
allem die alten Wangerooger Geschichten
interessieren mich natürlich.«
Einmal Wooge – immer Wooge. Vor einigen
Jahren wollte man ihr das Haus abkaufen.
»Auch das Nachbargrundstück war
für einige Investoren interessant«, berichtet
die 73-Jährige. Und ergänzt: »Aber ein Verkauf
kommt für mich nicht infrage. Wo soll
ich denn mit meinen Tieren hin?«
Die Frage ist berechtigt. Eigentlich wollte
sie keine Hunde haben. Doch ihr leider
inzwischen verstorbener Ehemann Horst,
der durch seinen per Kugelschreiber und
Schreibtischlampe erzeugten »Gong« im
Bahnhof bekannt wurde, setzte sich durch
und holte zwei Hunde aus Spanien: Biene
und Elli. »Aber als Horst auch noch einen
dritten spanischen Hund nach Wangerooge
holen wollte, habe ich mich durchgesetzt«,
schmunzelt die auf der Insel gut bekannte
Frau.
Heerens Hunde sind Mischlinge (»haben
die besten Väter«, sagt Renate) sind verspielt,
kuschelig, schauen einen mit großen,
treuherzigen Augen an – und er bietet eine
willkommene Unterhaltung. In Spanien
wurden sie auf der Straße ausgesetzt. Tausende
von ihnen bekamen in Deutschland
eine neue Heimat. Wie Biene und Elli.
Nicht wenige Inselbewohner dachten
oder denken, dass man mit dem Hund an
der Seite nicht mehr allein sei. Was im ersten
Moment abwegig klingt, ist tatsächlich
der Gedanke von einigen Menschen, die aus
irgendeinem Grund plötzlich auf sich gestellt
sind und sich einsam fühlen. Und ganz
so weit hergeholt ist er gar nicht, sagt Frank
Nestmann. Er ist Teil einer Forschungsgruppe
an der Technischen Universität in
Dresden, die sich darauf spezialisiert hat,
die Beziehung zwischen Tier und Mensch zu
untersuchen. »Es ist ohne Zweifel so, dass
Menschen, die Haustiere haben, weniger
einsam sind«, sagt er. Haustiere würden Gesellschaft
bieten, Freude machen und: »Sie
strukturieren den Alltag.« Immerhin müssten
sie gefüttert und gepflegt werden. »Dadurch
erlebt der Mensch seine Wirksamkeit.
Und das bedeutet wiederum eine Erhöhung
des eigenen Selbstwertgefühls.«
AM ALTEN DEICH 0 41
HUNDE BEI
CORONA-BEDINGUNGEN
Auch Annette Rost vom Tierschutzverein
Berlin glaubt, dass es eine große Bereicherung
sein kann, wenn ein Mensch, der ansonsten
einsam wäre, ein Haustier bei sich
wohnen lässt. In der Corona-Krise stand sie
mit dem Gedanken wohl nicht allein da. Sie
weiß von vielen, vor allem kleineren Tierheimen,
die bereits Anfang der Krise kaum
mehr Tiere in der Vermittlung hatten.
Renate Heeren spricht mit ihren Hunden,
gibt ihnen Geborgenheit. Aber bei ihren
Gängen zur Post oder zu den Inselmärkten
liebt sie auch den Plausch mit dem
Briefträger oder den alten Bekannten auf
der Insel. Sie ist davon überzeugt, dass ihre
beiden tierischen Begleiter auch die Kommunikation
zwischen den Menschen fördern
können.
Beim Gassigehen mit ihren Stammgästen
aus Spanien kommt sie beispielsweise
trotz Abstand (wegen Corona) viel schneller
mit anderen Menschen in Kontakt, als wenn
sie allein spazieren gehen würde.
TEXT: MANFRED OSENBERG
FOTO: EVELYN GENUIT
DIE SCHÖNHEITEN EINER STRASSE
Der uralte Baum mit dem interessanten
Geäst sticht ins Auge der wenigen Inselbesucher,
die am alten Deich spazieren
gehen. Bei den Winterstürmen sind in den
vergangenen Jahren schon zahlreiche dicke
Zweige abgefallen. Zum Glück wurde kein
Mensch verletzt. Und im Sommer reichen
die Äste quer über die Straße. Hinter dem
Zaun ein weiterer Augenschmaus. Ein Meer
von Krokussen. Herrlich auch der von einem
Roboter gepflegte Rasen. Schade nur, dass
die in Hessen lebenden Besitzer des weißen
Hauses am Deich die Naturschönheiten nur
ganz selten zu Gesicht bekommen.
FOTO: ULRIKE ROLF
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0 42 MEINUNGEN
WAS IST DAS BESTE,
WAS DIR IN DER
CORONAZEIT
PASSIERT IST?
Diese Frage stellten wir Anfang März in unserem
Instagram-Kanal und sind von den tollen Antworten und
vielen schönen Fotos unserer Leser überwältigt worden.
Wunderbar, vielen lieben Dank!
Das Beste, was uns in der Coronazeit passiert
ist, sind wir! Wir haben uns im letzten
Jahr kennengelernt und die erste gemeinsame
Reise ging für ein Wochenende auf Wangerooge.
Inzwischen waren wir schon zweimal
dort, haben neue Freunde auf der Insel gewonnen
und kommen in diesem Jahr wieder.
Janine & Alex
Nach Ausbruch der Corona-Pandemie musste
ich im Frühling 2020 überstürzt mit einem
der deutschen Rückholfliegern der
Bundesregierung aus Buenos Aires zurückkehren,
wo ich einen entwicklungspolitischen
Freiwilligendienst 2019/20 absolviert
habe. Was also nun tun? Ich hatte Glück und
durfte auf unserer »Lieblingsinsel« Wangerooge,
auf der wir seit fast 20 Jahren jeden
Sommer verbringen, bei Digger’s das erste
Mal als Saisonkraft arbeiten.
Danach besuchte ich im August die Insel
erneut, diesmal mit meiner Familie. Am
Strand von Wangerooge entstehen dabei immer
die schönsten Bilder, denn dort fühlt
man sich glücklich, frei und sorgenlos – auch
ein Stück weit im Coronasommer 2020.
Wunderschöne Sommerbilder enstehen
meist im Abendlicht auf der Fahrradtour
zum Westturm (Foto oben) – immer wieder
ein herrliches Erlebnis.
Johanna Oppermann
MEINUNGEN 0 43
Das Beste, was mir in der Coronazeit passiert
ist, ist die Zeit, die ich mir einfach
mal anders eingeteilt habe. Zeit, die ich
mir gegönnt habe, und Zeit, die ich wieder
neu geschätzt habe. In einer last-minute-Entscheidung
bin ich im Sommer
2020 auf der Urlaubsinsel meiner Kindheit
gelandet, zusammen mit den eigenen
Kindern. Es war ein Traum, zwei Wochen
Zeit Kraft zu tanken, zu fotografieren,
meinen Kindern die Insel zu zeigen, zu genießen.
Das Foto spiegelt eigentlich genau das
wider, wie ich mich auf Wangerooge gefühlt
habe: frei und glücklich.
Alexia Perrotti
0 44 MEINUNGEN
WAS IST DAS BESTE,
WAS DIR IN DER
CORONAZEIT
PASSIERT IST?
Hier unser schönstes Ereignis während der Coronazeit: unsere
Hochzeit auf Wangerooge am 18. September 2020. Das war einfach
unvergesslich schön bei dem tollsten Traumwetter auf der allerschönsten
Insel.
Kati und Jens
Das Schönste an Corona ist eigentlich, dass wir als Familie die Spieleabende
entdeckt haben und wir im Garten auch alles gemeinsam
machen. Es war zwar vorher schon so, aber es ist viel intensiver geworden,
seit es Corona gibt.
Thomas Kristann
Das Beste, was mir in der Coronazeit passiert
ist, war die Mutter-Kind-Kur im August
/ September 2020 in St. Willehad auf
Wangerooge.
Ich fahre seit nun mehr als 35 Jahre
nach Wangerooge und auch meine 5-jährige
Tochter hat die Insel bereits lieben gelernt.
Ich war letztes Jahr so glücklich und
dankbar, dass die Kur stattgefunden hat und
wir die Insel einmal drei Wochen und nochmals
aus einer anderen Perspektive genießen
durften. Wir hatten einfach eine unglaublich
tolle Zeit, haben nette Leute kennengelernt
und uns wie immer sehr gut erholt.
Nun ersehnen wir unseren nächsten Urlaub
und können es kaum abwarten.
Lena Kubitza aus Essen
MEINUNGEN 0 45
Wir haben im November 2020 unsere erste
Tochter Tali bekommen. Es war eine komplette
Corona-Schwangerschaft und Entbindung
mit Schnelltest, Maskenpflicht für den
werdenden Papa und in den letzten vier Monaten
sehr wenig Kontakte.
Nun hoffen wir sehr, dass wir den ersten
geplanten Insel Urlaub mit Tali im Juli und
August antreten können. Das angehängte
Foto (rechts) entstand beim letzten Insel Urlaub
Anfang September.
Pamela und Heiko Humpert
Das tollste ist, wieder auf die Insel ziehen zu
dürfen. Einen klasse Job hier zu haben, ankommen
…
Ulrike Spyrka
Trotz Coronazeit durfte ich arbeiten (manchmal
durch Kurzarbeit eingeschränkt). Ich
habe intensiven Telefon- und Social Media
Kontakt zu Familie, Freunden und Bekannten
gehalten und mich viel häufiger als sonst
auf Interessen und Sehnsüchte fokussiert.
So konnte auch im Oktober letzten Jahres
wieder ein Sehnsuchts-Wangerooge-Urlaub
stattfinden. Klar, mit Maske und Hygienevorschriften.
Dafür danke ich allen
Wangeroogern, der Deutschen Bahn und allen
Organisatoren.
Im Juli komme ich wieder. Ich freue
mich drauf, auf Euer schönes Wooge.
Melanie Wielinski
0 46 MEINUNGEN
Das beste was mir in der Corona Zeit passiert ist: Ich
(wir) sind gesund geblieben und ich denke, das ist das
Wichtigste für uns alle. Denn sonst könnten wir nicht
mehr auf unsere Lieblingsinsel Wangerooge.
T. Althermeler
Das Beste, was mir im
Corona-Jahr passiert ist,
war, dass meine Mama und
ich im Sommer, trotz Corona,
wie immer nach Wangerooge
fahren konnten. Auf unseren
langen Wanderungen um die
Insel war Corona auch mal
ein bisschen weiter weg! :)
Freue mich auf den Sommer!
Karlotta aus Esslingen
WAS IST DAS BESTE, WAS DIR IN DER CORONAZEIT PASSIERT IST?
Das Beste in der Coronazeit war tatsächlich unsere Mutter-Kind-Kur
auf Wangerooge. Denn als Familie kann
man sich selten eine so lange Zeit auf der schönsten Insel
der Welt leisten!
Verena Eggert aus Wardenburg
Das Beste, was mir passiert ist: Ich hatte das Glück und
konnte tatsächlich eine Woche Meer genießen und Kraft
tanken für den nächsten Homeoffice-Block, in dem ich
bis heute ausharre, um endlich wieder meine Nordsee zu
erleben. Warum dieses Bild? Nirgends gibt es schönere
Regenbögen als am Meer. Die Auswahl fiel schwer, aber
das einsame Strandwachthäuschen wartet auf eine neue
Saison.
Regine Hilgers aus dem Rheinland
DIE EIS- UND CRÊPES-MANUFAKTUR
Im Bistro am Strand, der Eis- und Crêpes-Manufaktur auf Wangerooge,
wird seit fast 40 Jahren in der 2. Generation auf der Insel Eis
produziert. Die staatlich geprüften Speiseeishersteller pasteurisieren
und produzieren als einzige Eisdiele auf Wangerooge direkt vor Ort.
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GROSSE AUSWAHL AN SPEISEEIS
AUS EIGENER HERSTELLUNG,
DIREKT AM PUDDINGRAND
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Z.B. GESALZENES KARAMEL,
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VON MÄRZ BIS ENDE OKTOBER TÄGLICH 09:00 UHR BIS 21:00 UHR*
*Die Öffnungszeiten können sich witterungsbedingt verändern. Zitat Wilko Fokkena:
»Wenn das Fenster auf ist, gibt's was – wenn das Fenster zu ist, gibt's nichts!«
BISTRO AM STRAND · DIE EIS- UND CRÊPES-MANUFAKTUR
OBERE STRANDPROMENADE 19 · 26486 WANGEROOGE · TELEFON: 0 44 69 – 17 18
WWW.FACEBOOK.COM/BISTRO.AM.STRAND.WANGEROOGE · MOIN@BISTRO-AM-STRAND.DE
0 48 SCHUNKELVERBOT
Hannes Schöner (mitte) von den »Höhnern« mit Freunden am Strand auf Wangerooge
VIVA CORONIA
Es war der Altweiber-Hit in der Düne 17. Beim »Viva Colonia«
von »De Höhner« sangen alle Stamm- und fremden Gäste mit.
k
aum einer von ihnen ahnte, dass einer der »Höhner«, der schöne Große mit
den friedhofsblonden, langen Haaren, auch oft Gast auf Wangerooge ist.
Hannes Schöner, der Bassist, Sänger und Komponist der Höhner
wird jetzt nicht mehr mit der Band auf der Bühne stehen. Mit 67
Jahren nahm er Abschied. Und wo war sein letztes Konzert? Natürlich
im Kölner Dom. Jetzt hat das »Gesicht des Kölner Starensembles«
Zeit. Mehr Zeit für das Meer? Gut möglich, dass ihn die Inselbewohner
schon bald wieder am Wangerooger Strand spazierengehen
sehen, wie auf dem Foto aus dem MOIN-Archiv.
VIVA COLONIA
Met ner Pappnas jeboore, dr Dom en der Täsch,
Hammer uns jeschwoore: Mir jonn unsre Wääch
Alles wat mer krieje künne, nemme mir och met,
Weil et jede Aureblick nur einmol jitt …
Mir jonn zum F.C. Kölle un mir jonn zum KEC
Mir drinke jän e Kölsch un mir fahre KVB
Henkelmännche – Millowitsch, bei uns is immer jet loss
Mir fiere jän – ejal ob klein ob jroß – wat et och koss‘!
Da simmer dabei! Dat es prima! VIVA COLONIA!
Wir lieben das Leben, die Liebe und die Lust
Wir glauben an den lieben Gott und han auch immer Durst.
SCHUNKELVERBOT 0 49
OHNE KARNEVALSFLÜCHTLINGE
Auch der Kölsche und Wooger Karneval fiel der Corona-Pandemie
zum Opfer. Für viele Insulaner und auch Bürgermeister Marcel
Fangohr ein Vorteil. Wieso? Fangohr: »Normalerweise hätten wir
die ganzen Karnevalsflüchtlinge auf der Insel. Das heißt, dann hätten
wir hier nicht nur 1300 Menschen auf der Insel, sondern vielleicht
sogar 2500, 3000 oder 3500. Dann hat das natürlich ganz andere
Auswirkungen. Denn dann würden möglicherweise bestimmte
Lebensmittel doch schneller knapp. Aber in diesem Jahr ist das nicht
der Fall, da ist uns tatsächlich der Lockdown ein bisschen entgegengekommen.«
Ihr Maler vor Ort
Jan Haack
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0 50 INSULANER UNNER SÜCK 2
SIEBEN ZUM
VERLIEBEN
Sonnabend, der 13. März 2021. Sturm. Regen.
An diesem Tag wollten sich eigentlich wieder
die Kulturgruppen der »Sieben zum Verlieben«
auf Borkum treffen. Doch Corona machte
den Insulanern einen dicken Strich durch die
Rechnung. Ausgerechnet das Jubiläums-Event
nach 25 Jahren IUS musste vorzeitig abgesagt
werden.
w
as
machen wir jetzt? Die Wangerooger, Vertreter
aller Kulturgruppen, von denen es besonders auf
der östlichsten der Ostfriesischen Inseln eine Menge
gibt, organsierten kurzfristig ein Wooge-Treffen. Wo?
Am Strand von Wangerooge natürlich (Foto unten). Und auch das
Schietwetter konnte den Inselfrauen die gute Laune nicht vermiesen.
Klar, dass man dabei auch an die früheren Kulturevents erinnerte.
Wisst Natürlich auch an Borkum, die Insel »am anderen Ende«.
Schnell hatte Antje Pollex ihr Archiv durchstöbert und unzählige Fotos
gefunden und veröffentlicht. Eine Aktion, die ebenso gut angekommen
ist wie die Erinnerungs-Orgie in der MOIN.
Motto: Keine Fische, aber Bilder im Netz.
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IST IMMER
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ZUM VERLIEBEN
DER WSV
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0 52 PRIVATMUSEUM
DAS FERIENHAUS
NORDLICHT
ODER EINE NACHT
IM MUSEUM
Es war spätabends nach einem herrlichen Tag im September. Der
Grauburgunder hatte prima gemundet, die Scholle auch. Doch auf
dem Nachhauseweg kam der große Regen. Was tun? Regen. Hagel.
Sturm. Auf der Suche nach Schutz öffnete ich kurzentschlossen die
schwere Tür zum Ferienhaus Nordlicht.
PRIVATMUSEUM 0 53
w
as ich da sah, ist mit wenigen
Worten schwer zu
beschreiben. Im Foyer des
Hauses kam ich mir ein wenig
so vor, wie ein nächtlicher Eindringling
in einem privaten Museum. Maritime Exponate,
Seebilder, holländische Kacheln, dort
eine Taucherglocke, hier eine schön bemalte
Seekiste. Das Modell einer spanischen Galeere
stand neben einem alten Sextanten und
Navigationsgeräten, von denen ich nicht mal
annähernd wusste, wie sie zu bedienen gewesen
wären. Ich kam aus dem Gucken und
Staunen nicht heraus. Irgendwann bemerkte
ich, dass sich Regen und Sturm gelegt hatten
und ich meinen nächtlichen Heimweg
trockenen Fußes fortsetzen konnte. Was für
eine unerwartete Entdeckung!
0 54 PRIVATMUSEUM
Wilhelm Mende und Günther Schmidt auf der »Seute Deern« 1978
Das Haus Nordlicht wurde 1907 eröffnet und
siebzig Jahre lang als Strandhotel betrieben.
Auch ein angeschlossenes öffentliches Restaurant
gehörte zum Hotel, ebenfalls mit dem Namen
»Nordlicht«. Bewirtet wurden Hotel und Restaurant
von Günther Schmidt, der Ende der 1970er
Jahre in den Ruhestand ging. Günther Schmidt
war passionierter Maler und Bastler, von ihm
stammen auch viele der ausgestellten Raritäten.
Nach dem Rückzug von Günther Schmidt
übernahmen seine Tochter Gudrun und deren
Mann Karl-Heinz Warnecke das Haus. Hotelurlaub
kam zu dieser Zeit mehr und mehr aus der
Mode, viel beliebter wurde der Aufenthalt in Ferienwohnungen.
So bauten Warneckes das »Nordlicht«
um und betrieben es fortan als Gästehaus
mit Ferienappartements. Das hauseigene Restaurant
verpachteten sie an Horst »Maggi« Michalski,
der es umgestaltete und zur Saison 1981 als
»Tschako« eröffnete. Bis zur letzten Saison war es
Domizil des Restaurants »Compass«.
Mittlerweile wird das Ferienhaus Nordlicht
durch Nils Warnecke geführt, der mit großem
Engagement die Familientradition und somit das
Erbe seines Großvaters Günther Schmidt fortsetzt.
TEXT: AXEL STUPPY
FOTOS: EVELYN GENUIT + AXEL STUPPY
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0 56 NEUES IM WESTEN
NEUES IM WESTEN 057
WESTEROOG
Am Weststrand Wangerooges, dem vielleicht schönsten Fleck der Insel, entsteht ein neues Refugium
mit Café, Restaurant, Apartmenthotel: Westeroog öffnet im Sommer 2021 seine Türen.
w
esteroog
ist noch viel mehr.
Quirliger Treffpunkt und
Hängematte für die Seele.
Schnörkellos ehrliches Restaurant
und Futterluke für Kleines auf die
Hand. Urlaubsziel für Familien sowie Veranstaltungsort
für Hochzeitspaare und Firmen.
Hier, wo die Wellen ruhig und rhythmisch
an den breiten Sandstrand branden,
der Wind mit den Kitesurfern spielt (oder
sie mit ihm), der Blick weit über den Horizont
geht und abends die Sonne rotgolden
mit dem Meer verschmilzt, könnt Ihr bald
Urlaub machen. Erlebt es selbst: Auf Westeroog
gehen die Uhren anders – und Zeit
wird zur Maßeinheit für Genuss mit allen
Sinnen. Schon seit fast einhundert Jahren
kommen die Sommerfrischler ins Café am
Westturm, dem sturm erprobten Wahrzeichen
Wangerooges. Der geschichtsträchtige
Gastronomiebetrieb wird zum Herzen
von Westeroog. Hier vereint sich nun der
Charme vergangener Zeiten architektonisch
gekonnt mit modernen Elementen. Die
Geschichte bleibt und wird behutsam mitgenommen
in die Zukunft. Eingekuschelt
in die sanfte Dünenlandschaft, den feinkörnigen
Sandstrand direkt vor der Tür, wird
Westeroog zum Logenplatz für Badenixen,
Frei(zeit)beuter und alle anderen, die gern
Sand unter den Füßen und Seewind auf der
Haut spüren.
0 58 NEUES IM WESTEN
DIE DAMEN VON WESTEROOG
Verena Coordes
Christine Vincent
Nicht wegen der in diesen Monaten so oft
ins Spiel gebrachte Quote, sondern wegen
der Qualität werden zwei Damen im neuen
Apartement-Hotel »Westeroog« den
Ton angeben. Eine Frau aus der Blumenstadt
Wiesmoor und eine Inselkennerin, die
schon seit 35 Jahren auf Wangerooge lebt.
Die eine heißt Verena Coordes, die andere
Christine Vincent.
»Westeroog ist für mich seit Beginn der
Planung ein absolutes Herzensprojekt«, betont
Verena Cordes und erinnert sich an eine
Vision, mit Tobias Orthmann ein Hotel im
Westen der Insel zu bauen. » Jetzt bin ich zuständig
für den Bereich Content Marketing
& Social Media.« Wie sie sich am liebsten beschreibt?
»Als Kreativkopf, Herzensmensch
und Mutter mit einer großen Leidenschaft
für Interior, Design und die schönen Dinge
im Leben.«
Sie arbeitet am Projekt am Westturm,
lebt aber noch mit ihren beiden Kindern Lucie
und Benno in Wiesmoor.
Dagegen hat Christine Vincent auf Wangerooge
ein Heimspiel, ist auf der kleinen Insel
bekannt wie ein »bunter Hund«. Sie war viele
Jahre im Haus Meeresstern tätig, was nun
saniert wird. Sie freut sich riesig auf die neue
Herausforderung im Aparthotel Westeroog.
Früher Meeresstern und jetzt Westeroog.
Und was sonst noch? Christine Vincent:
»Ich genieße lange Spaziergänge mit meiner
Familie, entspanne mich stets, wenn ich
krea tiv werden darf. Und ich versuche so oft
es geht Sport zu treiben.«
Eigentlich war die Eröffnung des Apartement-Hotels
für Mai 2021 vorgesehen.
»Aber den Termin schaffen wir nicht«, sagt
Verena Coordes, »aber im Sommer wird es
soweit sein.«
Und Chrstine Vincent verspricht: »Sobald
die Türen im Westeroog geöffnet werden,
freue ich mich auf die Gäste in unserem
schönen, neuen Hotel.«
URLAUB - DAS BESONDERE
IM EINFACHEN.
Am Weststrand Wangerooges, dem vielleicht schönsten Fleck der Insel, entsteht ein neues Refugium
mit Café, Restaurant, Apartmenthotel: Westeroog öffnet im Sommer 2021 seine Türen. Doch
Westeroog ist noch viel mehr. Quirliger Treffpunkt und Hängematte für die Seele. Schnörkellos
ehrliches Restaurant und Futterluke für Kleines auf die Hand.
Urlaubsziel für Familien und Veranstaltungsort für Hochzeitspaare und Firmen. Hier, wo die Wellen
ruhig und rhythmisch an den breiten Sandstrand branden, der Wind mit den Kitesurfern spielt (oder sie
mit ihm), der Blick weit über den Horizont geht und abends die Sonne rotgolden mit dem Meer
verschmilzt, könnt Ihr bald Urlaub machen. Erlebt es selbst: Auf Westeroog gehen die Uhren anders
– und Zeit wird zur Maßeinheit für Genuss mit allen Sinnen.
Schon seit fast hundert Jahren kommen die Sommerfrischler ins Café am Westturm, dem
sturmerprobten Wahrzeichen Wangerooges. Der geschichtsträchtige Gastronomiebetrieb wird zum
Herzen von Westeroog. Hier vereint sich nun der Charme vergangener Zeiten architektonisch gekonnt
mit modernen Elementen. Die Geschichte bleibt und wird behutsam mitgenommen in die Zukunft.
Eingekuschelt in die sanfte Dünenlandschaft, den feinkörnigen Sandstrand direkt vor der Tür, wird
Westeroog zum Logenplatz für Badenixen, Frei(zeit)beuter und alle anderen, die gern Sand unter den
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0 60 DIE GLOSSE
p
uh, wo ist die Zeit nur geblieben? In der Kindheit dauerte
ein Tag manchmal für immer. Mit dem Geruch von
Sonnencreme, Frittierfett, Sonnenstrahlen im Sand am
Inselstrand oder auf halb ausgetrocknetem Gras und
Chlor in der Nase. Sechs Wochen Sommerferien fühlten sich an wie
eine Ewigkeit. Doch je älter wir werden, desto schneller scheint die
Zeit zu vergehen; Tage, Wochen, Jahre fliegen vorbei, während wir
von der To-do-Liste durch den Alltag gescheucht werden. Ostern.
Der schöne Frühling. Der warme Sommer. Und plötzlich ist es schon
wieder Weihnachten.
Warum ist das so? Eine Studie der US-amerikanischen Duke
University besagt: Das liegt an der Art, wie unser Gehirn Bilder verarbeitet.
Oder besser gesagt: An der Geschwindigkeit, mit der das
geschieht. Klar ist, die von außen rhythmisch ins Ohr tickende Uhrzeit
stimmt nicht immer damit überein, wie wir Menschen in unserem
Inneren den Verlauf von Zeit wahrnehmen. Unsere innere, gefühlte
Zeit wird von Sinneseindrücken wie Bildfolgen beeinflusst, die
auf unser Gehirn einwirken.
Je älter wir werden, desto langsamer werden laut Studie Bilder
vom Gehirn aufgenommen und verarbeitet. Das liege einerseits daran,
dass die Neuronen- und Nervennetze reifer, größer und komplexer
würden – was zu längeren Pfaden und höherer Verarbeitungsdauer
führe; andererseits würden diese Bahnen aber auch altern,
weshalb die elektrischen Signale mit der Zeit mehr Widerstand überwinden
müssten.
Folge: Es werden weniger Bilder in der gleichen Zeit verarbeitet,
also füllen weniger Erlebnisse das Gehirn – und die Zeit vergeht
schneller. Mehr Bilder führen hingegen zu mehr gefühlten Erlebnissen,
die gefühlte Zeit vergeht langsamer.
»Die Tage schienen in der Jugend deshalb länger zu dauern, weil
das Gehirn mehr Bilder pro Tag verarbeitete«, erklärt Studienautor
Professor Adrian Bejan. »Es ist nicht so, dass die Erfahrungen mehr
Bedeutung hatten oder tiefer gingen, sie wurden einfach im Schnellfeuer
verarbeitet.«
DIE GEFÜHLTE ZEIT
Allerdings gibt es durchaus noch weitere Erklärungsansätze. Der
Freiburger Psychologe und Humanbiologe Dr. Marc Wittmann befasst
sich seit Jahren mit dem Thema Zeit und Wahrnehmung und
hat ein Buch darüber geschrieben: Gefühlte Zeit.
Grundsätzlich ist das mit steigendem Lebensalter veränderte
Zeitempfinden keine Einbildung, wie Marc Wittmann und seine
Kollegin Sandra Lehnhoff in einer Studie mit knapp 500 Probanden
und Probandinnen zwischen 14 und 94 festgestellt haben: Je älter
DIE NEUNZIGER
Gerade war Weihnachten. Schon stehen wir vor Ostern. Warum vergeht die Zeit schneller, wenn wir
älter werden? Früher haben Sommerferien noch für immer gedauert. Doch je älter wir werden, desto
schneller scheint die Zeit zu vergehen. Aber – stimmt das wirklich?
die Befragten waren, desto eher gaben sie an, dass die Zeit für sie inzwischen
schneller vergehe.
Neben der Bildverarbeitungsgeschwindigkeit im Gehirn gibt
es dafür – ganz grob zusammengefasst – drei ineinandergreifende
Gründe: Erinnerung, Gewöhnung, Emotionsregulation.
Wie empfinden wir Zeit, wenn wir auf bestimmte Lebensphasen
und Momente zurückblicken? »Je mehr Erinnerungen wir für einen
Zeitraum haben, desto länger erscheint er uns im Rückblick«, so
Marc Wittmann.
Das passt zu der Sache mit der Bildverarbeitung. Je voller die
Festplatte im Kopf, je mehr passiert ist – desto mehr Zeit veranschlagt
das Gehirn dafür. Und zwar auch in der Erinnerung. Ein
Wochenende nur rumliegen und netflixen wirkt ein paar Tage später
zum Beispiel viel kürzer als ein Trip in eine bisher unbekannte Stadt.
Obwohl es in beiden Fällen 48 Stunden waren.
Hinzukommt, dass wir mit neuen Erfahrungen bewusster umgehen,
wir sind präsenter und offener. Das wiederum erhöhe laut Dr.
Wittmann das Erinnerungsvermögen. Wir speichern also nicht nur
mehr, sondern auch besser ab. Und auch das wirke sich auf unser
Zeitempfinden im Rückblick aus.
Kindheit und Jugend sind logischerweise voll mit neuen Erfahrungen,
Sinneseindrücken und ersten Malen. Ein weiterer Grund
dafür, warum uns die Sommerferien in der Erinnerung so lang vorkommen.
Im Nachhinein prägt die Menge an unterschiedlichen Erfahrungen,
die aus dem Gedächtnis für den betreffenden Zeitraum abgerufen
werden, die subjektiv empfundene Dauer. Je mehr wir erleben
und uns daran erinnern können, desto länger kommt uns die Zeitspanne
später vor. Wenn das Neue im Laufe des Lebens langsam zur
Gewohnheit wird, schwindet dieser Effekt. An Dinge, die wir routinemäßig
erledigt oder schon mehrmals erlebt haben, erinnern wir
uns weniger gut.
»Je älter wir werden, desto weniger signifikante Erfahrungen
werden gemacht und im Gedächtnis gespeichert«, so Dr. Wittmann.
»Infolgedessen beschleunigt sich die gefühlte Zeit, zumindest in der
Theorie.« Dafür gebe es zwar bislang noch keine empirische Datenbasis,
es handele sich laut Dr. Wittmann jedoch um eine fundierte
Hypothese auf Basis kürzerer Zeiträume.
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DIE EMOTIONEN
Eine weitere Rolle beim subjektiven Zeitempfinden spielt die Emotionsregulation.
Laut einer weiteren Studie von Marc Wittmann und
anderen fühlten sich Befragte mit höherer Emotionsregulationsfähigkeit
nicht nur entspannter, weniger depressiv und gestresst –
für sie verging die Zeit auch etwas langsamer.
Das hänge durchaus mit der Erinnerung zusammen. Menschen
mit bewussterer Gefühlslage würden auch ihr Umfeld bewusster
wahrnehmen und deshalb mehr Erfahrungen im Langzeitgedächtnis
speichern. Das wiederum sorgt im Rückblick für mehr Erlebnisse
und deshalb mehr vergangene gefühlte Zeit.
Ewige Sommerferien? Fast! Auf die abnehmende Geschwindigkeit,
mit der unser Gehirn Sinneseindrücke wie Bilder verarbeitet
und dass uns deshalb Zeit immer kürzer vorkommt, haben wir keinen
Einfluss; das gehört zum Älterwerden dazu.
Aber wir können durchaus dafür sorgen, dass wir weniger Routinen
und stattdessen mehr neue Dinge erleben und gleichzeitig achtsamer
dabei sind. Das bringt uns die ewigen Sommerferien zwar
nicht zurück, aber so lässt sich die gefühlte Zeit zumindest ein bisschen
dehnen. Und für Pommes oder Pizza am Strand ist man nie zu
alt.
FOTO: RENATE ZERHUSEN
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WANGEROOGE
UND DER REST
DER WELT
0 62 FUNDSACHEN
VERSCHWUNDENES
SURFGEMÄLDE
NO SPORTS
MOIN-Mitarbeiterin Steffi Osenberg in
London beim Interview mit Sir Winston
Churchill (NO SPORTS). Gefunden in der
Bergischen Handball Zeitschrift
Axel Stuppy ist
Bremer und MOIN-
Autor, beides mit
Leib und Seele. Das
Wasser war sein
Freund. Groß war
die Überraschung,
als er von einem
alten Inselfreund
das gefundene,
riesige Gemälde
auf Wangerooge
überreicht bekam.
Segeln war
schließlich früher
seine Leidenschaft.
SPRITZGEBÄCK
Gefunden in Bäckerei Kruse.
FOTO: MANFRED OSENBERG
Inhaber Frank Eden …
… nennt zwei Gründe, weshalb das
Fahrradfahren auf der Insel besonders
den Kindern großen Spaß macht und
die Nerven der Eltern schont:
1.
2.
Bis auf die Elektro-Karren
sind keine Autos unterwegs.
Auf der Insel existieren keine
Berge, die das Treten
anstrengend machen.
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VERSCHWUNDENER
SCHANDFLECK
Ja, er ist tatsächlich weg, der Schandfleck
am Bahnhof. Die alte, seit vielen Jahren
baufällige Baracke wurde Anfang März von
Stefan und einem Abbau-Kommando abgerissen.
Der Müll ist verschwunden. Auch die
Altlasten. Das Grundstück an den Gleisen
ist also frei für ein weiteres Bauvorhaben.
FOTOS: MANFRED OSENBERG
HINGUCKER
Jahrelang wurde umgebaut und renoviert.
Seit einigen Monaten erstrahlt das
alte Logierhaus von 1905 in neuem Glanz.
Fassaden- und Stuckdetails innerhalb des
Hauses wurden in alter Handwerkstechnik
hergestellt. Die »Burg« auf der ZE ist ein
Hingucker. Und unten parterre kann in der
Inselbuchhandlung auch die MOIN gekauft
werden.
FOTO: EVELYN GENUIT
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0 64 KONTRASTE
WENN
DER SCHNEE
GESCHMOLZEN
IST …
Holger Grötschel (Foto rechts) freut sich auf den
Frühling. Der Wangerooger Paketzusteller will
endlich mit dem Fußballnachwuchs auf den Rasen.
»Die Kinder scharren mit den Hufen«, schmunzelt
der große Mann, der bei den Kickern des TuS
Wangerooge den Winterschlaf in der kaum noch
vorhandenen Jugendabteilung beenden will.
ja, der neue Jugendtrainer steht auf
Gelb, nicht auf Weiß und hofft, dass es
keinen Schnee mehr gibt. Grötschel ist
lupenreiner Amateur. Im Gegensatz zu
Rudi Assauer (Foto oben), der auch schon
auf Wangerooge trainiert und gespielt hat.
Mit den Oldenburgern. Großes Kino. Als
»Macher« von Werder Bremen und Schalke
04 für Aufsehen. Die MOIN widmete Rudi
Assauer nach seinem Tod eine Story mit
Bildern, die ihn auf dem »heiligen, grünen
Rasen« der Flugplatz-Arena zeigte.
»Vielleicht war der auch als Kaschmirhooligan
verschriene Rudolf »Rudi« Assauer
der letzte wirkliche Philosoph des Fußballs.
Seine Weisheiten zum Fußball dürften fast
schon als Sonette der Kickerei durchgehen.
Aber nur fast. Was wäre Schalke 04 froh,
wenn der kantige Ex-Profi auch heute noch
mit Rat und Tat zur Seite stünde. Assauer ist
aber vor fast genau zwei Jahren von uns gegangen.
Geblieben sind seine besten Sprüche. Einer
davon bezog sich auf den Bestechungsskandal
um den Schiedsrichter Robert
Hoyzer. Und der ging ungefähr so, dass die
Absonderung eines Hundes, also der Stuhlgang,
erst wirklich zu sehen sei, wenn die
auf den Boden gefallenen und dort verdichteten
Eiskristalle wieder aufgetaut und verschwunden
sind. Wo sich Teile von Niedersachsen
gerade erst vom Schnee erholen,
bekommt Assauers Spruch eine neue Dimension.
Denn Teile der deutsche Hundeführerschaft
haben die Worte von »Stumpen-Rudi«,
wie er in Anlehnung an seine
Zigarren-Vorliebe genannt wurde, in eine
faktische Realität verwandelt.
Spaziergänger, Läufer, Radfahrer – sie
sehen gerade die unappetitlichen Reste auf
den Bürgersteigen landauf, landab. Es ist
unglaublich, als ob die Pflicht, den Kot der
Tiere wegzuräumen, in Zeiten von Schneesturm
und Eiseskälte außer Kraft gesetzt
worden sei. Man läuft Slalom, hüpft über
die Hügelchen, auf einer normalen Joggingrunde
ist die Gefahr immanent, einen unerwünschten
Fußabdruck zu hinterlassen.
Wie sagte Assauer: »Wenn der Schnee
geschmolzen ist, siehst du, wo die Kacke
liegt.« Für manchen Spaziergänger ist das
oft im nächsten Moment zu spät.
FOTO RECHTS: MANFRED OSENBERG
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Viele Insulaner und Inselfreunde
trauten ihren Augen nicht. Und
über sechs Millionen Frühaufsteher
wunderten sich, dass beim
Morgenmagazin in ARD und ZDF
gleich zweimal nach Wangerooge
geschaltet wurde, wo Jan-Dirk
Post in seinem »Diggers« beste
Werbung für seine Insel und darauf
aufmerksam machte, dass nicht nur
die Gastronomie auf ein Zeichen
von der Politik wartet. Post blieb
bei den Interviews – wie immer –
souverän und solide. Ob Ostern die
Gäste wieder kommen dürfen?
Ein neues Outfit haben
die Container auf
dem Platz am Meer
bekommen.
FOTO: EVELYN GENUIT
Nachwuchs-Kellnerin
Johanna Oppermann
freut sich auf den
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GLÜCK IST DA,
WO MAN DIE ZEIT
VERGISST
Wusstest Du, dass am 21. März 2021 der
Internationale Tag des Glücks gefeiert
wurde? Auf Wangerooge war es kalt. Der
Sturm hatte sich zwar gelegt, sie Sonne
schaute zeitweise durch die Wolken. Die
Ruhe auf der Insel wurde an diesem Sonntag
nur durch das Läuten der Kirchenglocken
unterbrochen. Glück? Zwei Wochen
vor Ostern kaum Grund zur Freude. Das
mussten auch die Gäste einsehen, die sich
mit Hilfe der Fähre auf coronafreie Insel
gemogelt hatten …
FOTO: EVELYN GENUIT
HÖHER – SCHNELLER – GRÖSSER 067
m
aya Gabeira bewältigte die
höchste jemals von einem
Menschen gesurfte Welle,
kein Mann hat das bisher
geschafft. Auf 73,5 Fuß oder 22,4 Meter
wuchs dieses Ungetüm vor Nazare an der
Atlantikküste vor Portugal in den Himmel,
die Brasilianerin erwischte diesen raren
perfekten Moment. Dabei war sie sieben
Jahre zuvor an der gleichen Stelle nur knapp
mit dem Leben davongekommen nach einem
Sturz in einem vergleichbaren Brecher.
Man fragt sich, warum sie das macht. Es ist
bewundernswert und fragwürdig.
Als die Fußball-Bundesliga ohne Zuschauer
wieder begann, dachten nicht wenige,
dass das das Größte der vergangenen
Tage in Sachen Leibesertüchtigung gewesen
sei. Die Welt des Sports katapultierte
aber drei andere magische Leistungen hervor:
höher, größer, beeindruckender. Neben
Maya Gabeira heißen Armand Duplantis
und Tadej Pogacar die Protagonisten, deren
Vorstellungen bedeutsamer waren, als es
ein 4:2 eines Bundesliga-Spitzenklubs gegen
eine Borussia jemals sein kann.
Gabeira, Duplantis und Pogacar verschoben
Realitäten mit ihren Leistungen.
Wobei bei Letztgenannten immer der Zweifel
mit dabei ist. Exorbitante Leistungen im
Radsport sind spätestens seit den Nullerjahren
und den aufgedeckten manipulierten
Triumphen von Armstrong, Ullrich, Pantani
& Co. hinterfragenswert. Mindestens, weil
Pogacar im Bergzeitfahren nach La Planche
des Belles Filles den Anstieg nicht fuhr, sondern
hinaufflog, Primoz Roglic praktisch
zertrümmerte. Es ist nicht der Sieg an sich,
es ist die Leistung, diese fast zwei Minuten
Vorsprung, die das so unglaublich machen,
einen Hauch von Magie verströmen – und
einen Anflug von Skepsis. Mindestens bewundernswert
und fragwürdig. Wie so oft
im Sport. Warum kann der das?
Grenzverschiebung ist auch das, was Armand
Duplantis gelang, einem 20-Jährigen
mit doppelter Staatsbürgerschaft, Schwede
und Amerikaner. Der Rekord, den er brach,
war für die Ewigkeit gedacht wie die mexikanische
Weitsprung-Bestmarke des Bob Beamon
mit 8,90 Metern aus dem Jahr 1968.
Die Unendlichkeit in der Sandgrube endete
nach 23 Jahren. Drei Jahre länger hielt die
andere Bestmarke, weil der einstige Russe
und heutige Ukrainer Sergej Bubka mit dem
Stab 6,14 Meter hoch gesprungen war.
Einen Zentimeter höher flog nun Duplantis,
kein Mensch war im Stadion in
Rom, er jubelte allein. Bewundernswert –
und keine Frage blieb offen.
TEXT: MANFRED OSENBERG
DIE WELLENREITER
Die Wellen werden immer größer – bis sie brechen. Für viele
Inselbewohner immer ein besonderer Anblick, wenn sie auf der
Strandpromenade stehen oder im Diggers das bereitstehende
Fernglas benutzen. Sie erblicken Welle für Welle.
Wellen auf Wooge: Stefan Kruse in seinem Element. Südafrika. Fuerteventura.
Wangerooge. Der Insulaner sorgte für die schönsten Schnappschüsse.
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UNSER BUCHTIPP:
»PHILOSOPHIE DES MEERES«
»Im Umgang mit dem Meer liegt von vornherein die Stimmung des Philosophierens.
Das Meer ist Gleichnis von Freiheit und Transzendenz. Es ist eine leibhaftige Offenbarung
aus dem Grund der Dinge.« Karl Jaspers
b
ei der »Philosophie des Meeres«
handelt es sich nicht um ein
klassisches philosophisches
Werk, vielmehr nimmt uns das
Buch mit auf eine äußerst anregende Kreuzfahrt
durch die Geschichte der Philosophie
unter besonderer Sicht auf das Meer.
Durch Vermeidung von Fachtermini,
dafür mit plausiblen Erläuterungen, macht
der emeritierte Literaturprofessor Gunter
Scholz das gut lesbare Buch auch für Nicht-
Philosophen zu einer spannenden Lektüre.
Scholz beginnt seine Reise bei Thales
von Milet, einem der »Urväter« der Philosophie.
Thales suchte als erster Denker ein
dingliches Weltprinzip, fernab der auf dem
Olymp thronenden Götter. Er glaubte es
schon vor zweiundeinhalb tausend Jahren
im Meer gefunden zu haben. Auf dem Meer,
so Thales, schwömme das Festland und ihm
sei alles Leben entsprungen. Scholz wandert
weiter zu Aristoteles und Platon, der das
Meer als grässlich und als Hort allen Übels
empfand. Von ihm stammt auch die Parabel
über das sagenhafte Atlantis, das die Götter
wegen der Hybris seiner Bewohner haben im
Meer untergehen lassen.
In der Neuzeit sind es vornehmlich Philosophen
wie Bacon, Kant, Herder, Hegel
und Nietzsche, die Scholz in ihrer Sicht auf
das Verhältnis zwischen Mensch und Meer
beschreibt und zitiert. Aber auch Spengler,
Heidegger und Camus kommen zu Wort.
So wie die Fähre von Harle nach Wangerooge
nicht den schnurgeraden Weg zur
Insel nimmt, so macht auch Scholz interessante
Abstecher zu verwandten Disziplinen:
zur Ästhetik, zur Mystik, zur Religion, zur
Bioethik und zum Recht. »Wem gehört das
Meer?«, diese Frage hat seit Beginn der Seefahrt
bis heute nichts an Aktualität eingebüßt
und wird eingehend reflektiert.
Die Menschheit und das Meer sind eben eng
miteinander verbunden. Auch wie die Entwicklung
unterschiedlicher Kulturen durch
ihre Nähe oder Ferne zum Meer geprägt ist,
bringt uns Scholz aus philosophischer Sicht
näher. Und auch das Ende der Fortschrittsgeschichte,
nicht zuletzt sichtbar durch die
zunehmende Verschmutzung unseres Lebensraumes
und damit auch der Ozeane.
Gunter Scholz ist ein sehr kluges Buch
gelungen, das sich mit großem Vergnügen
lesen lässt. Und es wäre auch endlich an der
Zeit, dass unser Wissen im geschichtlichphilosophischen
Kontext unser globales Verhältnis
zum Meer nachhaltig
verändern würde.
TEXT: AXEL STUPPY
FOTO: EVELYN GENUIT
»PHILOSOPHIE DES MEERES«
VON GUNTER SCHOLZ
IM MARE VERLAG 26
ISBN 978-3-86648-249-4
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0 70 HAARLELUJA
Friseur Schmiedel
HAARLELUJA 0 71
STRÄHNEN
LÜGEN NICHT
Der 1. März fiel in diesem Jahr auf einen Montag. Eigentlich ein freier Tag
für die Friseurinnen und Friseure. Doch diesmal war alles anders. Nach
einem verregneten Samstag und einem letzten, Corona-geschlossenen
Sonntag begann an einem Montag das neue Gefühl. Haarleluja. Auch auf
Wangerooge gingen nicht nur bei Post die Locken ab.
f
ür die einen war es das Licht am
Ende des Tunnels. Für die anderen
die längste Krise der Welt. Haarleluja.
Endlich regiert wieder die
Schere. Locken ab an den ersten Tagen nach
dem Lockdown. Wangerooges Friseurmeisterinnen
Carola Flämig und Christine
Witzigmann sind froh darüber, wieder ihre
Salons öffnen zu können, seit 1. März 2021.
Sie sind glücklich darüber, ein Stückweit
Normalität zurückgewonnen zu haben.
Von ihren Kundinnen und Kunden
bleiben derzeit rund doppelt so viele Haare
im Salon wie vor Beginn der Pandemie.
Strähnen lügen nicht. Von Männern mit der
Frisur »Wildes Kurdistan« wurde den Friseurinnen
selten so viel Wertschätzung entgegengebracht.
Dabei ging es nicht nur um
die Frisur. Das Zwischenmenschliche spielt
auch eine sehr große Rolle. »Das möchte ich
auch in Zukunft nicht missen«, sagt Carola
Flämig, die nach 36 Jahren ihren Salon –
wie die MOIN berichtete – ab 1. April 2021
an die Westfälin Martina Asbeck abgeben
wird, die vor 50 Jahren in Halver geboren
wurde und 2006 ihre Meisterprüfung abgelegt
hat. Sie freut sich auf ihren neuen Salon
auf Wangerooge und darauf, dass Frau Flämig
als Angestellte weiterhin die Schere zur
Hand nehmen wird.
Das Friseurhandwerk auf Wangerooge
– eine unendliche Geschichte. Vor mehr als
100 Jahren war es Friseur Hwalitzky, der
damals mit »Amerikanischer Kopfwäsche«
und einem Foto mit Familie und Angestellten
für seinen großen Salon warb. Sein Enkel
Zientarsky lebt auch heute noch auf
Wangerooge, fährt Sand und ist Stammgast
beim Fußball des TuS Wangerooge.
0 72 HAARLELUJA
Zübi und Miss Germany 2013
1931 kümmerten sich zehn Angestellte
im Frisiersalon von Erich Müller um die
Damen und Herren auf der Insel. Im großen
Salon in der Peterstraße gab es zudem eine
Parfümerie. Auch Friseur Schmiedel war
mit seinen drei Mitarbeitern stets darum
bemüht, dass die Köpfe der Inselbewohner
gepflegt wurden. Das Friseurgeschäft befand
sich auf der ZE, wo heute Regina Mair
ihren Modeladen hat. Kurt Schmiedel und
Salon Ungermann betreuten u.a. Künstler
und Moderatoren wie Dieter Thomas Heck
auf der Sommer-Bädertour. Meist hatte
Horst Klemmer bei der Verpflichtung der
Prominenz seine Hände im Spiel.
Karin Albrecht Ende der Achtziger und
später auch die Türkin Zübi in der Peterstraße
sind weitere Haarkünstlerinnen, die
auf Wangerooge für Strähnen und Tränen
sorgten. Zübi lebt inzwischen wieder in ihrer
bayerischen Heimat und denkt noch
gerne an die Inselzeit zurück, als sie den
schönsten Frauen Deutschlands die Haare
frisierte. So manche Miss Germany hat der
sympathischen Türkin (Foto Juli 2013) auf
dem Frisierstuhl das Herz ausgeschüttet,
bevor sie zum Platz am Meer über den Laufsteg
schritt und in der Jury der Miss Wangerooge-Wahlen
saß.
Und heute? Keine Miss-Wahl mehr am
Meer. Und in den beiden Salons dürfen aufgrund
der Corona-Auflagen nur die Hälfte
der eigentlichen Anzahl an Kunden bedient
werden. Und – der erste Ansturm nach der
Wiederöffnung ist vorbei.
Locken. Lockdown. Haarleluja ...
TEXT: MANFRED OSENBERG
FOTOS: EVELYN GENUIT + KLAUS SCHULTES + PRIVAT
»Unserer Insel hat ein so wunderschönes Medium noch gefehlt,
Alle Zeitschriften und Zeitungen werden bei uns entsorgt,
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HAARLELUJA 0 73
VORHER – NACHHER
Lucinda
Kurt Schmiedel und seine drei Mitarbeiter
Jan-Dirk Post
Vor 36 Jahren eröffnete Carola
Flämig mit ihren »Mädels«
den Salon im Herzen der Insel
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0 74 INSELHÄUSER
Dacharbeiten: In der Robbenstraße wird eines der ältesten Inselhäuser saniert.
ÜBER DEN DÄCHERN AM MEER
Sein Vater arbeitet als »Steuermann« bei der Gemeinde. Außerdem ist Torsten Stumpf der
Oberfeuerwehrmann auf der Insel. Sohn Reent, Dachdeckermeister und einer der fleißigsten und
sympathischsten jungen Wangerooger, hat die Insel verlassen.
n
icht
WUSSTEN SIE,
DASS …
berufliche, sondern private
Gründe waren für den
Wechsel ausschlaggebend. Die
Dachdecker firma seines Onkels
Holger, die er übernommen hatte, soll aber
auf der Insel weiterbestehen. Aufträge gibt
es genug. Mehr als genug. Und es gibt mehr
Geld für die Handwerker. Für die rund 100
Dachdecker aus dem Landkreis Friesland
gilt eine neue tarifliche Lohnuntergrenze.
»Trotz Pandemie laufen die Arbeiten im
Dachdeckerhandwerk auf Hochtouren. Hier
sollte sich niemand unter Wert verkaufen«,
so die Gewerkschaft.
Auch die Vergütungen für Azubis sind
zum Januar gestiegen. Sie kommen jetzt auf
780 Euro im ersten, 940 Euro im zweiten
und 1.200 Euro im dritten Ausbildungsjahr.
Ein interessanter Beruf mit Zukunft. Vielleicht
auch was für junge Wangerooger …?
Zimmermann Adrian zeigt stolz auf das
neue Dach des Neubaus am Flugplatz. Bezahlbare
Wohnungen für Inselbewohner?
… sich Frauen bei Corona stärker um den
Haushalt und Kinder kümmern müssen?
Sie haben niedrigere Einkommen und müssen
häufiger um ihren Job fürchten. Anlässlich
des Internationalen Frauentags am 8.
März hat die IG BAU vor einem Rückschritt
bei der Gleichberechtigung in Folge der Corona-Pandemie
im Landkreis Friesland gewarnt.
»Insbesondere Minijobs werden in
der Krise zunehmend zur Gefahr«, kritisiert
die Gewerkschaft. Nach Angaben der
Arbeitsagentur sind aktuell 61 Prozent der
insgesamt rund 8.800 geringfügig entlohnten
Arbeitsverhältnisse im Kreis Friesland
in Frauenhand.
FOTOS: MANFRED OSENBERG
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0 76 AUSBLICK
SANDBERGE
So viel Sand am Strand von Wangerooge
gab es schon seit vielen Jahren nicht
mehr. Allerdings sorgte ein Nachläufer
der Winterstürme am 10. und 11. März
2021 noch einmal für Meerarbeit. MOIN-
Fotografin Evelyn Genuit gelang diese
Aufnahme auf der kleinen Insel und nicht
in Kanada …
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0 78 KULTUR PUR
KEIN THEATER MEHR AM MEER
Was machen eigentlich während der Corona-Pandemie die Kulturgruppen? Besonders von der so
beliebten Theatergruppe hat man lange nichts gehört. Existiert die noch?
e
ine
der Fragen, die der MOIN-
Redaktion nicht selten gestellt
wird. Antwort: Es gibt zwar
noch den inzwischen pensionierten
Lehrer und Kultur-«Papst« Klaus
Brüggerhoff, aber Theater wird nicht mehr
gespielt. Sehr schade!
Es bleiben die Erinnerungen. Wenn eine
Kiste angeschwemmt wird… Das war 2008
zentrales Thema eines Musicals mit dem
Namen »Das Insel-Musical«, welches Klaus
Brüggerhoff, seines Zeichens damals noch
Lehrer für Musik, Englisch und Biologie auf
Wangerooge, geschrieben hat. Während z.B.
Andrew Lloyd Webber und seine prominenten
Kollegen sich auf die Künste ihrer Textschreiber
verlassen konnten, war Brüggerhoff
Initiator, Komponist, »Librettist«, Regisseur
und Darsteller in Personalunion. Und um
sich hat er ein etwa 40-köpfiges Ensemble
geschart, das vom Schüler bis zum Rentner
alle auf der Insel vertretenen Altersklassen
umfasst und von ihm mit pädagogisch leichter
Hand geleitet wurde.
Klaus Brüggerhoff hat vor 17 Jahren schon
einmal zum 250-jährigen Watt-Jubiläum
eine Revue gestaltet, die Gäste und Insulaner
restlos begeistert hat. Also höchste Zeit,
wieder einmal Ähnliches auf die Beine zu
stellen. Es wurde mit Elan zwei Mal pro Woche
geprobt, denn im Juli war Premiere, und
der sollen noch etliche Vorstellungen folgen.
Bühnenerfahrung ist bei vielen der Freizeitkünstler
vorhanden, bietet Wangerooge doch
auch auf kulturellem Gebiet Vielfältiges.
Aber bei einigen macht sich auch eine langjährige
Pause bemerkbar, und dementsprechend
sind noch Defizite aufzuarbeiten. Das
geschieht bei bester Laune und Freude an
der Improvisation. »Irgendeiner fehlt immer,
und dann muss jemand anders einspringen«,
verrät Gesche Preuß. Und wenn der Ersatz
dann mal Probleme mit dem Text hat, das
falsche Manuskript-Blatt erwischt oder den
Einsatz verpasst, dann sind das meist Heiterkeitserfolge.
Als eine Textseite ganz fehlte,
musste Gaby Hoffmann, deren Stimmlage an
die längst verblichene Zarah Leander erinnert,
gestehen: »Mensch, habe ich vergessen,
zu kopieren.« Zwar hatte der Proben-Kiebitz
noch Probleme, den Text zu verstehen, doch
da die Darsteller bei den Aufführungen mit
»Head-Sets« ausgestattet waren, sollte es
auch auf diesem Gebiet keine akustischen
Schwierigkeiten geben.
Die diversen Songs gingen sofort ins Ohr,
wobei das Lied der Steuerzahler kabarettistisches
Format hat und ebenso zum Mitsummen
animiert wie »Unerhört, unerhört«. Keine
Frage: Die Vorfreude war Anfang 2009
bei den weiblichen und männlichen Darstellern
riesig, und wie groß die Lust am Mitmachen
ist, dokumentierte am besten die blonde
Antje Pollex, »Vor fünf Jahren war ich nur für
das Make-Up zuständig, aber in diesem Jahr
möchte ich auch selbst auf der Bühne.«
Das klappte prima. Am liebsten würde
sie schon bald wieder auf der Bühne stehen.
Vielleicht wieder bei einem Theaterstück von
Klaus Brüggerhoff. Aber daran ist in dieser
Zeit nicht zu denken. Leider.
FOTO: KURT KEIL
KUNTERBUNT 0 79
UND DANN WAR DA NOCH
… der zweite Februar-Freitag, als ein Impf-Team samt Corona-
Impfstoff eingeflogen wurde, damit zusammen mit den Ärzten
von der Insel die Bewohner, die älter als 80 Jahre sind, zu impfen.
Geimpft wurden in der ersten Gruppe auch Mitarbeitende des
Rettungsdienstes und medizinisches Fachpersonal.
… die langwierige und lautstarke Arbeit an der Gleisstrecke zum
Inselwesten. Schwellen statt Wellen. Damit die Inselbahn auch
in den nächsten Jahrzehnten sicher fahren kann. Einige Tage war
wegen der von der DB Netze AG durchgeführten Gleisbauarbeiten
die Straße zum Westen auf Höhe Bahnübergang/Betriebsgelände
WSA gesperrt. Interessanter Aspekt: Bei dem noch Wochen andauernden
Austausch kommt ein spezieller »Schwellenwechsler«
zum Einsatz.
… der Ideenreichtum des Wangerooger Seniorenbeirats. Das betreute
Kaffeetrinken muss zwar wegen der Corona-Pandemie ausfallen,
aber dafür können sich die »Ü 75er« auch im Frühjahr über
nette Gesten in Form von besonderen, kleinen Geschenken wie
zum Beispiel Malbücher oder Kräutersamen für den Blumentopf
freuen. Der Seniorenbeirat bietet den älteren Insulanern auch gezielte
Unterstützung bei Ämtern, Krankenkassen oder Umbauten
an. Ehrenamtlich, versteht sich.
FOTO: EVELYN GENUIT
0 80 EVENTS
WEGEN CORONA NIX LOS?
IRRTUM!
Wir wissen nicht, wann auf Wangerooge wieder ein halbwegs vernünftiges Leben gestartet werden
kann? Aber wir wissen, dass Uschi Boog schon eine Menge Kultur für die nächsten acht Wochen
eingeplant und Verträge mit den Künstlern abgeschlossen hat. Beispiele gefällig?
26.05.
»Mein Leben als ICH« –
Kabarett mit Uli Masuth im
Kleinen Kursaal
08.06.
Stimmungsmusik mit den
Hamburger Lokalpiloten im
Rosengarten
17.06.
Schlager und Pop mit der
Inselcombo im Rosengarten
(weitere Termine 01.07., 15.07.
und 29.07.)
21.06.
Tone Fish – Folkmusik im
Rosengarten
25.06.
Mittsommerfete im
Rosengarten
05.07.
»Es wird Tote geben – Overbeck
reloaded« – Krimilesung mit
Roland Jankowsky im Kleinen
Kursaal
08.07.
»Gute Frage!?« mit Wigald
Boning und Bernhard
Hoecker in der Dünenhalle
oder Rosengarten
12.07.
Karibik-Feeling mit »Summer
Sands« im Rosengarten
19.07.
Ingo Oschmann mit »Mit
ABSTAND – Mein bestes
Programm!« in der Dünenhalle
oder im Rosengarten
20.07.
Rock-Cover und eigene Songs
mit Ilka Posin und Heike
Becker im Rosengarten
22.07. + 23.07.
Jazz und Swing mit dem
Benny-Grenz-Trio im
Rosengarten
Wigald Boning und
Bernhard Hoecker
Tone Fish
Benny-Grenz-Trio
Ingo Oschmann
Als Wunschkandidat wird noch
mit Johann König für den
Sommer verhandelt. Uschi Boog
vom Eventbüro zur MOIN:
»Mal schauen, ob und wieviel
wir letzten Endes anbieten
dürfen …«
DAS BUNTE INSEL-MAGAZIN NR. 2 // 2018
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… war ein voller Erfolg. Allerdings konnten
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0 82 AUSATMEN
Auch im März 2021 gab es auf
Wangerooge noch eiskalte Tage und
Nächte. Vor dem »Famoos« in der
Robbenstraße mussten sich sogar die
Zaunlatten warm anziehen.
FOTO: EVELYN GENUIT
LESERFRAGE
IST EUCH SCHON MAL AUFGEFALLEN, DASS VERKAUFSOFFENER
SONNTAG IM LOCKDOWN ERST EINEN SINN ERGIBT,
WENN MAN DAS »KAUF« WEGLÄSST?
SONNTAGSAUSFLUG
Der feine Herr von der Insel will seine
nächste Million entsprechend feiern,
besucht einen Sexklub.
Er wird nicht lange gefragt, wird einer
etwas älteren Dame zugewiesen. Der
Insulaner schaut, rümpft die Nase und
mault: »Okay, das älteste Gewerbe der
Welt. Aber muss es denn unbedingt ein
Gründungsmitglied sein?«
BEKENNTNIS
Die reife Frau von der Insel hat mit ihrem
Mann einen Plan aufgestellt. Mal kauft er
ein, mal sie. Folge: Den einen Tag essen, den
anderen Tag saufen sie.
INTERVIEW
»Was halten Sie von Sex am Arbeitsplatz?«
»Nicht so viel, ich bin verheiratet und die
Auswahl ist auch nicht so groß.«
»Darf ich fragen was sie arbeiten?«
»Ich bin im Home-Office!«
MINISTER
14.03.2018, das Kabinett sitzt
zusammen. Merkel fragt, wer sich mit
welchem Thema auskennt und wer welchen
Ministerposten möchte.
Jemand niest.
Jens Spahn: »Gesundheit!«
Merkel notiert: Spahn Gesundheitsminister
KAKERLAKE
Gestern dachte mein Mann, er hätte eine
Kakerlake in der Küche gesehen.
Er desinfizierte alles und putzte gründlich.
Heute bringe ich die Kakerlake ins Badezimmer
…
WEIGHT-WATCHERS
Neulich beim Weight-Watchers-Treffen:
»Ich hätte da eine Frage an die Runde!«
»Die heißt Melanie, Du Arschloch!«
HANDY
Ich saß mit meiner Freundin gestern auf
der Couch und guckte Fernsehen. Sie war
mit ihrem Handy beschäftigt.
Plötzlich hörte ich ein Piepen von meinem
Handy aus der Küche. Ich ging hin und
schaute nach. Es war eine Nachricht von
meiner Freundin: »Bitte bring die Chips auf
Deinem Rückweg mit.«
IMPRESSUM
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Menschen treffen, erhältlich.
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Chefredaktion
Manfred Osenberg
Tel. 0171-6803540
info@moin-von-wangerooge.de
Redaktion
Axel Stuppy
Steffi Osenberg
Fotos
Evelyn Genuit
Antje Pollex
Renate Zerhusen
Kurt E. Keil †
Burkhard Rüdiger
Peter Tigges
Reportagen
Friedemann W. Bräuer
Layout
Jörn C. Osenberg
Druck
Häuser KG, Köln
Anzeigenpreisliste
Nr. 2 Februar 2019
Achtung! Die von uns
gestalteten und veröffentlichten
Texte und Anzeigen dürfen nur
mit Zustimmung des Verlages
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