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0 24 INSELLIEBE

EMIL KÄUFER –

DER SCHEICH VON WOOGE

Sein Sohn Andreas war der Sieger beim ersten Wangerooger Abfahrtslauf. Emil Käufer, ein echter

Rheinländer, kam auf die Insel, als das Wasser kam: mit der Sturmflut im Jahr 1962 auf der Suche

nach einer Anstellung.

k

äufer suchte, fand sofort einen

Job, arbeitete zunächst in der

Backstube bei Bolte und lernte

dann seine spätere Frau kennen:

Gisela, eine waschechte Insulanerin. Die

beiden heirateten und gründeten eine Familie:

1964 wurde Andreas auf Wangerooge

geboren. Das Trio zog wegen einer Anstellung

für ein paar Jahre in Emils Heimat.

Dort kam 1968 Lutz auf die Welt.

Doch der Ruf der Insel war stärker, und

so ging es für die vier Käufer kurze Zeit später

zurück nach Wangerooge. Jedes Jahr zur

Karnevalszeit wurde Emil unruhig. Er verkleidete

sich als Scheich und zog samt Karnevalsmusik

vom Rekorder ins Dorf durch

die Geschäfte und Banken und begeisterte

die norddeutschen Nichtkarnevalisten einschließlich

des damaligen Volksbank-Chefs

Hans Harms, den er mit den Worten, »Na

Du Zins Lui!« begrüßte.

RHEINISCHE FROHNATUR

Emil Käufer nahm eine Anstellung u.a. bei

Fisch Kruse als Kellner an und war auch

bei den Gästen mit seiner rheinländischen

Fröhlichkeit und seiner Merkfähigkeit beliebt.

Ehemalige Kruse-Gäste erinnern sich:

»Ohne dass er es notieren musste nahm er

die Bestellungen mit einem Lächeln und

Scherz auf den Lippen immer gerne entgegen.«

Fischessen bei Kruse. Sein Rekord lag

bei 38 Essen, samt Änderungen und Getränken

– Notizzettel brauchte er einfach nicht

… Auf der anderen Straßenseite gegenüber

dem Restaurant Kruse betrieb Bübel Schorn

einen Imbiss.

Dieser stellte eines Tages 20 Schilder mit

Essensangeboten vor seinem Lokal auf. Darüber

stand: »Hier kocht der Chef persönlich«.

Daraufhin schrieb Emil auf das Schild

bei Fisch Kruse »… und hier wird gegessen«.

Jahre später, nachdem er inzwischen am

Festland lebte, war er zu Gast im Restaurant

Kruse, als er hörte, wie ein Stammgast

sich beim Kellner beschwerte: »… bei Herrn

Käufer wäre das nicht passiert!« Der Kellner

nickte freundlich und sagte: »Drehen

Sie sich mal um, Herr Käufer sitzt gerade

hinter Ihnen«

Atze Jürgens, Betreiber der Teestube,

soll mal gesagt haben, als er glaubte, Emil

komme zurück zum Leben und Arbeiten auf

die Insel: »Emil, egal was die anderen Dir

bezahlen, ich lege 500 Mark drauf«.

Emil Käufer – ein Kultkellner, an den

sich die älteren Gäste auf Wooge auch heute

noch gerne erinnern. Im November 2020

hat er seinen 80. Geburtstag gefeiert.

TEXT: MANFRED OSENBERG

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