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ERINNERUNGEN 0 21
Das Gutenberghaus heute und 1955 (unten).
Heimatkunde lagen auch immer
wieder Klassenfahrten in die nähere
Umgebung und auch schon
mal »etwas« weiter entfernt, wie
zum Beispiel die Reise auf die Insel
Wangerooge ins dortige Feriendomizil
unserer Volksschule.
Es war wohl in der zweiten
Hälfte der Sommerferien, als für
mich die erste Reise auf die ostfriesische
Nordseeinsel auf dem
Programm stand. Rund 25 Kinder
und drei Mütter meiner Mitschüler
machten sich dann erstmals
auf den Weg. Mit einem
in die Jahre gekommenen Reisebus ging es
dann ab Richtung Norden. Carolinensiel war
die Endstation für unseren Reisebus, ehe es
mit einem Passagierschiff namens »Tanga«
von Carolinensiel ab nach Wangerooge ging.
Für mich, damals neunjährig, war es schon
eine »Weltreise«.
Meine Mutter hatte meinen kleinen Koffer
und dazu den farblich passenden Rucksack
mit den entsprechenden Utensilien
gepackt. Dazu selbstverständlich die erforderliche
Marschverpflegung wie zwei Butterbrote,
etwas Obst und irgendein Gefäß
aus Kunststoff, gefüllt mit meiner Lieblingsspeise.
Darin war der Vanillepudding von Dr.
Oetker, der in Bielefeld damals neben vielen
Backzutaten auch meinen geliebten Pudding
in allen Facetten produzierte.
Für drei Wochen machten wir also Station
auf der Insel in unserem Schullandheim,
wenige Meter vom damaligen Wahrzeichen
der Insel, dem »Westturm«, gelegen. Drei
Wochen, eine lange Zeit, die wir dann aber
mit viel Unterhaltung wie Wanderungen,
Strandbesuchen und natürlich mit vielen Badezeiten
in der ostfriesischen Nordsee verbrachten.
Und zwischendurch stand natürlich auch
ein schulisches Programm, wie Rechnen,
Schreiben und Sport am Strand auf der Tagesordnung.
Eine der ersten Wanderungen führte uns
damals entlang der Hauptstraße
in den Ort vor dem Hauptstrand.
Ein Ort voller Ruhe und
Beschaulichkeit, wir schrieben
schließlich erst den vierten Monat
im Jahr 1955, da war noch
viel Ruhe auf der Insel angesagt.
Ferienwohnungen gab es wenige,
Hotels kaum, Restaurants waren
an einer Hand abzuzählen
und auf einer Düne ein Rundbau
mit einem Café unmittelbar am
Strand gelegen. Ein Haus, das
später zum Wahrzeichen der Insel
wurde.
Es war nicht irgendein Café, es hatte auch
einen wunderbaren und sehr geschmackvollen
Namen, »Café Pudding« eben, und bei
mir kamen Erinnerungen auf, denn der Pudding,
den mir meine Mutter mit auf die Reise
gegeben hatte, befand sich auch nach zwei
Wochen Inselaufenthalt noch immer in meinem
Rucksack.
Dass sich das auch bis zum Ende der
dreiwöchigen Reise auf die Insel Wangerooge
nicht änderte, lag zum einen daran, dass
wir in unserem Schullandheim »Essen satt«
hatten, zum anderen aber auch an dem Zustand
des Puddings, den ich bis zur Rückfahrt
nach Bielefeld in dem Plastikgefäß
ließ. Allerdings mit einem Aroma verse-