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Gästemagazin - Zeit. zu bleiben

Gästemagazin für Wernigerode und Schierke. Zeit, zu bleiben im Harz 2021.

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… FÜR FAMILIENABENTEUER<br />

LUCHSPROJEKT: WIEDER ZUHAUSE IM HARZ<br />

<strong>Zeit</strong> <strong>zu</strong> <strong>bleiben</strong> 16<br />

Er ist schnell. Sehr schnell sogar.<br />

Im Sprint bis <strong>zu</strong> 70 km/h sagt man.<br />

Wer ihn <strong>zu</strong> Gesicht bekommen<br />

will, braucht großes Glück – oder<br />

den Beruf von Ole Anders. Der gelernte<br />

Forstwissenschaftler ist seit<br />

20 Jahren Koordinator und Leiter<br />

des Luchsprojektes und begleitet<br />

Sie haben in Ihrem Beruf beinahe täglich mit<br />

die Wiederansiedlung des scheuen<br />

Räubers im Harz. Im Interview erzählt<br />

er uns von seinem Sechser im<br />

Lotto.<br />

Er ist da – Beweis mit der Fotofalle<br />

KONTAKT:<br />

Luchsprojekt Harz<br />

Nationalparkverwaltung Harz<br />

Außenstelle Oderhaus<br />

luchsprojekt-harz@posteo.de<br />

OLE ANDERS<br />

LEITER LUCHSPROJEKT<br />

Luchsen <strong>zu</strong> tun. Wann haben Sie das erste<br />

Mal selbst diese Tiere „privat“ getroffen?<br />

„Obwohl ich so oft im Nationalpark unterwegs<br />

bin, hat es tatsächlich 12 Jahre gedauert.<br />

Es war dieser eine Morgen auf dem Weg <strong>zu</strong>r<br />

Arbeit, als ein Luchs direkt vor mir die Straße<br />

überquerte. Für ein verwackeltes Beweisfoto<br />

hat es gerade noch gereicht...“<br />

Wie viele Tiere leben derzeit im Harz?<br />

„Derzeit dürften es 55 ausgewachsene Tiere<br />

sein. Pro Saison werden <strong>zu</strong>sätzlich 35 Jungtiere<br />

geboren. Nicht alle schaffen den Sprung ins<br />

Erwachsenenalter, andere Jungtiere wandern<br />

ab und verlassen den Harz. Daher bleibt die<br />

Zahl immer relativ konstant.“<br />

Wie wahrscheinlich ist es, als Wanderer auf<br />

einen Luchs <strong>zu</strong> treffen bzw. ist eine solche<br />

Begegnung planbar?<br />

„Es ist eher unwahrscheinlich tagsüber auf<br />

einen Luchs <strong>zu</strong> treffen und planen lässt sich<br />

so was gar nicht. Die Tiere sind dämmerungsaktiv<br />

und legen in einer Nacht weite Strecken<br />

<strong>zu</strong>rück. Das Territorium eines Männchens<br />

kann schon mal über 300 qm 2 , das von einem<br />

Weibchen durchschnittlich immerhin 150 qm 2<br />

groß sein. Sie besetzen also sehr weite Gebiete<br />

und nur, weil ein Luchs heute da war, ist er<br />

es am nächsten Tag keinesfalls immer noch.“<br />

Wie sammeln Sie die Daten über den Luchs,<br />

woher weiß man so gut Bescheid?<br />

„Ein großes Aufgabengebiet ist das Monitoring.<br />

Hier<strong>zu</strong> wird ein Gebiet im Harz in Rasterquadranten<br />

eingeteilt. Jahr für Jahr markieren<br />

und zählen wir, wo es <strong>zu</strong> Luchsbeobachtungen<br />

kam. Andererseits statten wir Flächen<br />

von bis <strong>zu</strong> über 800 qm 2 mit Kameras bzw.<br />

Fotofallen aus – auch die liefern uns wichtige<br />

Daten. Zusätzlich verfügen manche Tiere<br />

über eine Ohrmarke oder einen Halsbandsender.<br />

So können wir verschiedene Informationen<br />

sammeln und beobachten, wie sich<br />

die Population entwickelt.“<br />

Was ist das Schönste an Ihrem Beruf?<br />

„Das Schönste und <strong>zu</strong>gleich Schlimmste ist<br />

die extreme Abwechslung. Es ist an vielen<br />

Tagen so, dass ich ins Büro komme und nicht<br />

weiß, was der Tag bringt. Es fehlt die Planbarkeit.<br />

Man muss immer bereit sein – auch<br />

im Urlaub oder an Feiertagen. Wir wurden<br />

auch schon Heiligabend gerufen. Da standen<br />

Spaziergänger plötzlich vor einem toten Reh<br />

und von einem Hang aus beobachtete sie der<br />

Luchs. Es gibt also immer wieder auch neue<br />

Herausforderungen. Alles in allem ist es für<br />

mich wie ein Sechser im Lotto, so nah an dieser<br />

spannenden Tierart arbeiten <strong>zu</strong> dürfen.“

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