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Beate Rotermund hatte ab 1962 ein Büro in der Gutenbergstraße 12
Foto: Sammlung Kirschner
Zur Einweihung am 13. August 1969 erschienen
340 Gäste und Boxerhündin Tanja, die gleich auf
den gelben Teppich piete. „Flensburg ist um eine
Attraktion reicher geworden“, sagte Flensburgs
Oberbürgermeister Heinz Adler in seiner Festrede
und wünschte dem Unternehmen „allzeit mit
Lust und Liebe für die Lust und Liebe tätig zu
sein.“ Stolz führte Beate Rotermund die Medien
durch die „Großraumwabe“. Folgen noch weitere
Baumaßnahmen, fragte ein Journalist. Die Unternehmerin
verriet, dass ein achtgeschossiges
Hochhaus in Planung sei. Ein Projekt, das allerdings
in der Schublade landete.
Das damals hochmoderne Großraumbüro sorgte für
große Resonanz. Sogar das US-Magazin „Time“ berichtete.
Das Wochenblatt „Die Zeit“ schrieb zwei
Jahre später: „Aus einem über 1000 Quadratmeter
großen honiggelben Teppichboden ragen weiß
angemalte präparierte Bäume mit riesigen Papierblumen
in den kahlen Ästen. Dazwischen, wie
willkürlich aufgetragene Farbtupfen, blaue Stahlschränke
und Schreibtische, weiße und lila Plastiksitzmöbel,
rote, gelbe und orange Papierkörbe und
da und dort ein Luftballon-Arrangement. Dezente
Hintergrundmusik aus unsichtbaren Klangkörpern
unter der Wabendecke sorgt für einen gleichmäßigen
Stimmungspegel. Dem körperlichen Wohlbefinden
in diesem Burggarten Eden dient eine mit Hilfe
sensibler Stabthermostaten gesteuerte automatische
Klimaanlage. Zwei repräsentative Freitreppen
aus afrikanischem Edelholz führen auf die Galerie
der stilvollen Großraumidylle…“
Die Wilhelmstraße 1a hatte endgültig ausgedient.
Zum 22. März 1971 wurde dort der letzte
Mietvertrag gekündigt. In einem Rückblick bezeichnete
Beate Rotermund Jahre später die
Bündelung aller Geschäftszweige im „Sechseck“
einmal als ihren schönsten Geschäftserfolg. „Für
mich ist Grund und Boden wichtiger als ein Büro
und ein Postfach“, sagte sie. „Ich bin vom Lande
und solide.“
Diese Vorlieben zeigten sich auch im Privatleben.
Im Marienkirchhof 4 war die Familie noch bis zum
9. Mai 1961 gemeldet. Doch da ging die Post bereits
seit einem Jahr nach Glücksburg-Rüdeheck.
Die Rotermunds lebten nun direkt am Rüder See
in einer alten Wehrmachtsbaracke, die zu einem
behaglichen Holzhaus ausgebaut wurde. Im Frühjahr
1960 packten alle mit an, um die hügelige
Fläche etwas zu glätten und Rasen zu säen. Über
die Inneneinrichtung wunderten sich die Besucher
bisweilen: Als einziges Bild hing ein Poster
mit Mao Tse-tung. Beate Rotermund mochte es
bisweilen auch schrill: Das Dach ihres Citroen DS
ließ sie pink spritzen.
Das gesamte Domizil war ein kleiner Freizeitpark.
Auf dem Rüder See ließ sich im Winter Schlittschuhlaufen,
im Sommer wurde geschwommen –
oft bis zur kleinen „Schokoladeninsel“. Am Ufer
wurde gegrillt. Es entstanden eine Sauna und
auch ein Tennisplatz aus Asphalt. An einem typischen
Sonntag mussten alle drei Söhne nacheinander
zu einer Partie antreten. Auch das leitende
Personal von „Beate Uhse“ wurde am Wochenende
zum Tennis vorgeladen. Firmengespräche inklusive.
Beate Rotermund führte ihr Unternehmen
manchmal wie einen ostpreußischen Gutsbetrieb.
Ernst-Walter Rotermund pflegte ein besonderes
Eigenleben. Er hatte sich frühzeitig von der Arbeit
verabschiedet und wechselte zwischen Ehefrau
Beate und der Geliebten Helga. Er war aber
auch oft allein am Mittelmeer unterwegs und meldete
sich wochenlang nicht. Nur die Bewegungen
auf dem Konto übermittelten seiner Gattin die
aktuellen Aufenthaltsorte.
Die drei Söhne hatten auf dem Gelände am Rüder
See ihre eigenen kleinen Holzhütten. Sie mischten
immer mehr im Unternehmen mit. Für den
Band „Söhne der Sonne“, der natürlich im „Carl
Stephenson Verlag“ erschien, posierten sie vor
der Kamera. Für ein ansehnliches Honorar. „Die
haben sich doch alle so sehr ein eigenes Auto gewünscht“,
schmunzelte die Mutter Jahre später.
Text: Jan Kirschner
Fotos: Privat
Besuch bei Dirk Rotermund in Rüde: Wohnsitz der 60er Jahre
Foto: Jan Kirschner
1964: Beate Rotermund vor dem Häuschen am Rüder See
Foto: R. Thomas/Mitarbeiter Beate Uhse
FLENSBURG JOURNAL • 06/2021
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