ZAS MAGAZIN, 302. Ausgabe, Juni 2021
Dicht, schlicht, Schicht!: Tatort-Schauspieler im heftigen Disput um eine Video-Aktion, die schwer nach „Querdenkern“ roch. Von Michael Zäh
Dicht, schlicht, Schicht!: Tatort-Schauspieler im heftigen Disput um eine Video-Aktion, die schwer nach „Querdenkern“ roch. Von Michael Zäh
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Gelten als Initiatoren der
Aktion #allesdichtmachen:
Jan Josef Liefers, Volker
Bruch und Regisseur Dietrich
Brüggemann (von links)
ganz oben“. Das Narrativ von den angeblich
„gleichgeschalteten“ Medien also, die quasi
im Auftrag der Regierung nur das berichten
würden, was diese will. Das Video endet mit der
Liefers Aufforderung: „Verzweifeln Sie ruhig,
aber zweifeln Sie nicht!“
Wie waren die Reaktionen?
Geteilt wurde die Kampagne sehr schnell unter
anderem von „Querdenken-711“ und Michael
Ballweg, Gründer und Kopf der inzwischen vom
Verfassungsschutz beobachteten Gruppe. Beifall
für die Aktion der Schauspieler/Innen gab
es auch von Hans-Georg Maaßen, ehemaliger
Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz,
der die Aktion auf Twitter „großartig“
nannte. Die AfD-Bundestagsabgeordnete Joana
Cotar twitterte: „Das ist intelligenter Protest.“ Sie
feiere Jan Josef Liefers. Und auch Alice Weidel,
AfD-Fraktionsvorsitzende, konnte vor Freude
kaum an sich halten: „Herzlichen Glückwunsch
zu dieser tollen Aktion!“
Das hat natürlich zu Gegenreaktionen geführt.
„Die Schauspieler*innen von #allesdichtmachen
können sich ihre Ironie gerne mal tief
ins Beatmungsgerät schieben“, twitterte etwa
der Moderator Tobias Schlegl, der auch Notfallsanitäter
ist. Medienjournalist Stefan Niggemeier
vom Onlinemagazin „uebermedien.de“ schrieb
von „ekliger Ironie“ und einem „Dammbruch“,
der zugleich der „größte Erfolg der Querdenkerszene“
sei.
Nun ja, weil sich unter den 53 Leuten,
die bei der Aktion mitmachten, etliche „Tatort“-Schauspieler
befinden, sei an dieser Stelle
die Reaktion unseres Tatort-Dreamteams aus
Weimar (also Lessing und Dorn, leider inzwischen
gespenstisch getrennt) hervor gehoben.
So schrieb „Tatort“-Darstellerin Nora Tschirner
mit ihrem Instagram-Profil: „Echt ja, Leude?
Was‘ los da? „Make cynicism great again“?
Oder wie? Wird’s schon boring im Loft und
im Brandenburger Landhaus? Jetzt doch mal
raus wagen und n büschn kokeln, weil man
sich sonst um die eigene Gefühlsverwaltung
kümmern müsste? Joah, kann man machen.
Kann halt sein, dass man sich ein büschn
schämen wird in nen paar Jahren (Wochen).
Unfuckingfassbar.“
Christian Ulmen, der Lessing, der sich in der
letzten Folge erschießen ließ, schloss sich der
Kritik von Tschirner auf Instagram an: „Heute
bisschen für Kollegen schämen. #allesschlichtmachen“,
schrieb er.
Elyas M’Barek („Fack ju Göhte“) schrieb zum
Video von Volker Bruch („Babylon Berlin“), der
darin gefordert hatte, dass man ihm bitte noch
mehr Angst machen solle: „Come on, das ist doch
Blödsinn. Was unterstellst du denn da unserer
Regierung? Kann ich null nachvollziehen. Jeder
will wieder zur Normalität zurückkehren und
das wird auch passieren. Wenn alle dafür sorgen,
dass eine weltweite PANDEMIE bekämpft wird.
Mit Zynismus ist doch keinem geholfen.“ Und
Hans-Jochen Wagner, seit 2017 Kommissar im
Schwarzwald-“Tatort“ des SWR, reagierte auf
das Instagram-Video von Kollege Pasquale Aleardi
(„Kommissar Dupin“): „Was ist denn das für
eine dämliche Aktion? Zum jetzigen Zeitpunkt?
Ich bin echt überrascht. Soll das eine kritische
Auseinandersetzung mit der Realität sein? Was
hat Euch denn da geritten? Warum jetzt? Für
wen sprecht Ihr denn? Für Euch selbst wohl
kaum....“, heißt es in seinem Kommentar. Und da
wäre dann noch Jan Böhmermann, quasi erster
ZASMAGAZIN
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