ZAS MAGAZIN, 302. Ausgabe, Juni 2021
Dicht, schlicht, Schicht!: Tatort-Schauspieler im heftigen Disput um eine Video-Aktion, die schwer nach „Querdenkern“ roch. Von Michael Zäh
Dicht, schlicht, Schicht!: Tatort-Schauspieler im heftigen Disput um eine Video-Aktion, die schwer nach „Querdenkern“ roch. Von Michael Zäh
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Mit dem Avatar in
die Schule
Dank des Freiburger Fördervereins für krebskranke Kinder bekommen schwerstkranke
Schülerinnen und Schülern einen computergesteuerten Stellvertreter, mit dem sie am Unterricht
teilnehmen können. Von Barbara Breitsprecher
Klara (Name von der Redaktion geändert)
hat Krebs. Immer wieder muss sie für viele
Wochen ins Krankenhaus, sie bekommt Medikamente
und Bestrahlungen. Deshalb kann
das zwölfjährige Mädchen aus dem Freiburger
Umland auch nicht zur Schule gehen. Dabei
vermisst sie vor allem ihre Freundinnen, mit
denen sie ausgelassen herumalbern und sich
alles erzählen konnte.
Inzwischen ist ein ganz anderer Freund in ihr
Leben getreten, der ein Teil von ihr geworden
ist. Mehr noch, dieser Freund ist ihr zweites Ich.
Klara ist eines von zehn Kindern das in diesem
Jahr einen Avatar bekommen soll. Der kleine,
freundlich aussehende Roboter ist ihr Stellvertreter
und sitzt nun in der Schule an ihrem Platz.
„Die Lehrer an unserer Schule sind total angetan
vom Avatar, und Klara konnte heute endlich
auch mal wieder am Pausenklatsch teilhaben.
In der Pause sind zwei ihrer Freundinnen mit
dem Avatar drin geblieben und die drei Mädchen
konnten in Ruhe ein bisschen reden“, freut sich
Klaras Mutter.
Möglich gemacht hat dies der Förderverein für
krebskranke Kinder, dem das erste Elternhaus
neben der Uni-Kinderklinik zu verdanken ist
– ein zweites befindet sich derzeit im Bau – wo
Familien nicht nur in der unmittelbaren Nähe
zu ihren krebskranken Kindern wohnen können,
sondern auch psychosoziale Beratung finden.
In Härtefällen hilft der Sozialfond des Vereins
betroffenen Eltern auch finanziell, außerdem
stellt er die wichtigen Geräte, wie Laptops, iPads
und eben die neuen Avatare zur Verfügung,
mit deren Hilfe die schwer kranken Kinder in
Kontakt mit ihren Freunden und der Schule
bleiben können. Darüber hinaus bezuschusst der
Förderverein Forschungsprojekte der Uni-Kinderklinik,
Personalstellen und die Anschaffung
moderner medizinisch-technischer Geräte.
Der Einsatz der Avatare ermöglicht es den
krebskranken Kindern den Anschluss an die
Klassengemeinschaft und Freunde aufrechtzuerhalten.
Die Geräte werden von dem Kind, den
Ein solcher Telepräsenzroboter ist der kleine Stellvertreter für krebskranke Kinder in der Schule.
Er überträgt über eine App auf Smartphone oder Tablet, was gesprochen wird, kann sich über
Blinklichter melden und die Stimme des Kindes ins Klassenzimmer übertragen.
es in der Schule vertritt, aus der Ferne gesteuert,
während sich die Mitschüler um den Avatar
kümmern. Drei dieser ersten „Stellvertreter“ sind
bereits im Einsatz.
Auch Lucas Stuhl (Name von der Redaktion
geändert) im Klassenzimmer ist seit vielen Wochen
leer und das wird mindestens bis nach den
Sommerferien so bleiben. Denn der Elfjährige
hat ebenfalls Krebs. Morgens begrüßt er seine
Mitschüler dennoch mit einem fröhlichen „Hallo“.
Per Knopfdruck steuert Luca seinen Avatar
vom Krankenzimmer aus. Das Gerät steht auf
seinem Platz im Klassenzimmer und überträgt
per Livestream, was gerade im Unterricht passiert.
Der Avatar kann in ein Buch gucken, den
Kopf drehen und dank LEDs sogar ein lustiges,
trauriges oder nachdenkliches Gesicht machen.
Luca steuert das Gerät per Tablet. Meldet er sich,
blinken Lampen am Kopf des Avatars und Lucas
Stimme wird ins Klassenzimmer übertragen.
„Was ich echt cool finde, ist der Ruhe-Modus,
wenn ich mal nicht angesprochen werden will,
Foto: Förderverein für krebskranke Kinder
18 Freiburg
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