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ZAS MAGAZIN, 302. Ausgabe, Juni 2021

Dicht, schlicht, Schicht!: Tatort-Schauspieler im heftigen Disput um eine Video-Aktion, die schwer nach „Querdenkern“ roch. Von Michael Zäh

Dicht, schlicht, Schicht!: Tatort-Schauspieler im heftigen Disput um eine Video-Aktion, die schwer nach „Querdenkern“ roch. Von Michael Zäh

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Haben eindeutig gegen die Aktion

Stellung bezogen: Elyas M`Barek

(Fack ju Göhte), Nora Tschirner

und Christian Ulmen (Dreamteam

aus dem Weimar-Tatort)

sind. Er sagte immerhin, dass dies ein Fehler

war und man da „zurück bis zu den Wurzeln“

gehen müsse. Kann aber sein, dass er selbst zu

den Initiatoren der Aktion zählt.

Klar ist von vornherein, dass die in den

Videos verteilten Rollen nicht von den daran

beteiligten Schauspielern kamen. Insofern ist

es auch irreführend, wenn sich alle beteiligten

Schauspieler zu Beginn ihrer Video-Clips mit

ihren echten Namen vorstellen. „Ich bin Jan

Josef Liefers, und ich möchte heute ...“ – bei

über 50 verschiedenen Clips steckt ein Drehbuch

dahinter. Aber wer hat das geschrieben?

Und wer hat alles finanziert?

Es ist verwunderlich, wie wenig bisher

dazu bekannt ist. Klar scheint, dass es sich

nicht nur um den Administrator der Seite

handelt, Bernd K. Wunder von der Müncher

Firma „Wunder am Werk“, der dort im Impressum

als Verantwortlicher steht. Er scheint

eher als Strohmann zu fungieren, mit allerdings

großer Nähe zu „Querdenkern“. Wunder

sagte im August 2020 über Menschen, die die

Maßnahmen gegen Corona gutheißen: „Der

Ausdruck Coronazi ist absolut gerechtfertigt“.

Dies ist ein in der Szene der Corona-Leugner

und „Querdenker“ gerne verwendeter Begriff,

um Leute zu diffamieren, die Maßnahmen zur

Eindämmung der Pandemie unterstützen.

Joaaaah, klar. Die Nazi-Vergleiche sind

quasi bare Münze in den Social Media-Kanälen.

Dafür gibt es die Daumen hoch, die die Welt

bedeuten. Nun ja, die Spur führt jedenfalls von

der Münchner Produktionsfirma „Wunder am

Werk“ zum Berliner Regisseur Dietrich Brüggemann,

der offenbar auch die Texte geschrieben

hat, die von den Schauspielern nur vorgetragen

wurden. Die Reaktionen auf die Videos nannte

er in einem Tweet „ein bisschen faschistoid“.

(Tja, Nazis und Faschisten sind halt immer die

anderen).

Brüggemann wirkt auch bei einer Iniatitive

namens „1 bis 19“ mit. Der Vorsitzende

dieses Vereins ist der Arzt und Publizist Paul

Brandenburg, der regelmäßig bei Corona-Protesten

demonstriert hat. Brandenburg setzte am

Erscheinungstag um 18.45 Uhr einen Tweet mit

Link zu der Homepage ab und markierte darin

die Accounts großer Medien. Er sprach vom

„Wahnsinn der Corona-Politik“. Zu diesem

Zeitpunkt war die Kampagne erst wenige Minuten

online. Und noch klarer: Bereits in einem

am 20. März veröffentlichten Interview hatte

Brandenburg gesagt, er rechne mit einem Auftritt

von bekannten Schauspielern in der Öffentlichkeit:

„Ich persönlich glaube, wir stehen

kurz davor, dass sich sehr viele outen werden,

und ich freue mich.“ Das rechtsextreme „Compact“-Magazin

kommentierte dann prompt die

Aktion #allesdichtmachen: „Endlich! Deutschlands

Schauspieler wachen auf und setzen ein

Zeichen gegen die Corona-Diktatur.“ Darauf

also hat sich Brandenburg gefreut.

Das NDR-Medienmagazin „Zapp“ berichtet,

dass die Schauspieler Volker Bruch,

Jan Josef Liefers und der Drehbuchautor und

Regisseur Dietrich Brüggemann zu den Initiatoren

von #allesdichtmachen zählten. Ist ja

klar, dass die Aktion unter die Meinungsfreiheit

fällt. Rätselhaft ist, warum sich so viele

renommierte Schauspieler erst im Nachhinein

über die Stoßrichtung klar wurden und sich

dann entschuldigten. Die zynischen Videos,

okay. Aber das spielen und nichts merken?

Klarer Fall für Kommissar Denkste!

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