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TIEFENENTSPANNT<br />
UND OPTIMISTISCH<br />
Angelique Kerber <strong>2021</strong>.<br />
FOTOS: MICHAEL DODGE/GETTY IMAGES SPORT, SCOTT BARBOUR/GETTY IMAGES SPORT, AL BELLO/GETTY IMAGES SPORT/GETTY<br />
IMAGES, MICHAEL STEELE/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, DANIEL POCKETT/GETTY IMAGES SPORT, ALLEA GETTY IMAGES<br />
BITTERE LEKTIONEN FÜR ANGIE<br />
Nichts charakterisiert die Profikarriere der Angelique Kerber<br />
anschaulicher als die Jahre 2016 bis 2018. Zunächst ihre ersten<br />
beiden Grand-Slam-Triumphe binnen acht Monaten in<br />
Melbourne und New York (samt Sprung an die Weltranglistenspitze),<br />
gefolgt von einer Saison, in der die Linkshänderin ob<br />
des sprunghaft gestiegenen Drucks und ausbleibender Erfolge<br />
auf dem Court viele bittere Lektionen zu verarbeiten hatte; in<br />
der der Zweifel ihr ständiger Begleiter war, den sie einfach nicht<br />
abschütteln konnte, weder im Vollsprint noch durch die direkte<br />
Konfrontation. „Im Rückblick aber waren gerade diese negativen<br />
Erfahrungen extrem wertvoll für mich. Sie haben mich mindestens<br />
genauso geprägt wie die Siege – als Sport lerin, aber vor allen<br />
Dingen auch als Mensch“, betonte Kerber, die sich 2018 an der<br />
Church Road einen Kindheitstraum erfüllte, ausgerechnet an<br />
jenem Ort, der in ihrer Karriere schon einmal eine Schlüsselrolle<br />
gespielt hatte: Sieben Jahre vor dem Coup von Wimbledon wollte<br />
sie nach einer Durststrecke und einer weiteren Erstrundenniederlage<br />
gegen die Britin Laura Robson im AELTC das Racket<br />
bereits an den Nagel hängen. Erst viele Gespräche – unter<br />
anderem mit Oma Maria – und wohl auch der nicht immer<br />
spürbare, aber doch fest verankerte Glaube an sich selbst<br />
verhinderten das vorzeitige Laufbahnende.<br />
Zum Glück, denn sonst hätte es an jenem Morgen des 15. Juli<br />
2018 die Suche nach dem Warum nicht gegeben. Warum also<br />
schmerzte das Handgelenk – an einem Tag, an dem ein Medientermin<br />
den anderen jagen würde, ehe am Abend das traditionelle<br />
Champions Dinner in der Londoner Guildhall anstand? Den<br />
entscheidenden Tipp gab letztlich Kerbers Physio Andre Kreidler:<br />
Beim Jubeln nach dem Matchball im Finale gegen Serena<br />
Williams (6:3, 6:3) war Kerber auf die linke Hand gefallen. „Ich<br />
habe das aber gar nicht wahrgenommen. Erst am nächsten Tag<br />
habe ich gemerkt, dass etwas nicht stimmt.“<br />
Beim abendlichen Gala-Tanz mit Novak Djokovic, dem<br />
frisch gebackenen Sieger im Herreneinzel, war von der<br />
Beeinträchtigung aber rein gar nichts mehr zu spüren – die<br />
Magie von Wimbledon! Es sind ebendiese Erinnerungen an<br />
jene magischen Momente ihrer Karriere, die Angelique Kerber<br />
antreiben. Als Motivation dienen. Auch oder gerade in sportlich<br />
und gesellschaftlich herausfordernden Zeiten wie diesen, in<br />
denen aufgrund der Coronapandemie so vieles so ganz anders<br />
läuft als gewohnt. Im Leben, auf der Tour.<br />
GLÜCKSMOMENTE AUF DEM WEG ZUR ENTSCHLEUNIGUNG<br />
Auch Kerber musste sich erst an die neue Situation gewöhnen.<br />
Über 15 Jahre war sie nicht mehr so lange und ohne Unter-