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Das letzte große<br />
Hurra<br />
ANGELIQUE KERBER befindet sich in der Endphase ihrer grandiosen Karriere. Für die Zeit<br />
danach hat die dreimalige Grand-Slam-Siegerin schon konkrete Ideen – und eine Aufgabe.<br />
REDAKTION: ULRIKE WEINRICH<br />
Im Rausch der Gefühle ist so vieles möglich. Und so vieles bleibt<br />
zunächst unbemerkt. Das schmerzhafte Erwachen kommt<br />
meist am nächsten Morgen. Im wahrsten Sinne. Als Angelique<br />
Kerber am Tag eins nach ihrem märchenhaften Wimbledonsieg<br />
im angemieteten Haus in der Inner Park Road erwachte,<br />
spürte sie neben dieser unglaublich tiefen und wohltuenden inneren<br />
Ruhe auch etwas, was so gar nicht in das Bild passen mochte, das<br />
man sich gemeinhin von einer strahlenden Rasenkönigin macht:<br />
Das linke Handgelenk schmerzte. Massiv. Bei jeder Bewegung.<br />
Ausgerechnet. „Und ich hatte zunächst wirklich keine Ahnung,<br />
warum das so war“, erzählte Kerber. Selbst einen Bruch der sensiblen<br />
Stelle hielt sie für möglich.<br />
Noch mehr allerdings beschäftigten die Kielerin die W-Fragen:<br />
Wo passiert, wann passiert, wie passiert? Hätte man doch merken<br />
müssen – normalerweise. Aber was ist schon normal, wenn man als<br />
erste deutsche Spielerin nach Steffi Graf (zuletzt 1996) in Wimbledon<br />
gewinnt? Kerber jedenfalls überlegte und überlegte an jenem<br />
Morgen, versuchte, die vergangenen 24 Stunden noch einmal Revue<br />
passieren zu lassen. Eine Herkulesaufgabe, denn der 14. Juli 2018,<br />
jener herrliche Sommersamstag im Londoner Südwesten (SW 19),<br />
bot irgendwie eine einzigartige Abfolge von besonderen Momenten:<br />
eine Melange aus Glück, Euphorie, Zufriedenheit, aber auch<br />
Bestätigung, es wieder mal geschafft zu haben, den Hebel umzulegen;<br />
diesen Turnaround erzwungen zu haben nach schwierigen Zeiten<br />
und der sportlichen Krise 2017. Und zwar auf ihre ganz persönliche,<br />
spezielle Weise. „Angie-like“, könnte man sagen.