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081<br />
Warum<br />
braucht<br />
das Tennis<br />
Spieler wie<br />
Nick Kyrgios?<br />
STEFAN BERGMANN<br />
ist ein Mann der ersten Stunde<br />
bei tennisnet.com. Mittlerweile<br />
widmet sich der passionierte<br />
Wiener ausschließlich der<br />
Schauspielerei und gibt sein<br />
Wissen an die #NextGen der<br />
Bühnenkünstler weiter.<br />
FOTOS: CAMERON SPENCER/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, BEIGESTELLT<br />
Expressive Charaktere wie Nick Kyrgios polarisieren einfach. Das lautstarke Mitteilen<br />
der Gemütszustände, die ständigen kleinen Mätzchen, um den Gegner aus der Ruhe<br />
zu bringen – das kann man alles mögen oder eben auch nicht. Aber es macht Leute<br />
wie Kyrgios als Charaktere im Tenniszirkus einzigartig.<br />
Auch wenn ich seit mittlerweile fünf Jahren nicht mehr zum festen Redaktionsteam<br />
von tennisnet.com gehöre, wird unser aller Lieblingssport für mich wohl dennoch bis zu meinem<br />
finalen Lebenshauch zu den schönsten Nebensächlichkeiten der Welt gehören. Mein Hauptberuf als<br />
Schauspieler hat mich mittlerweile vom Redaktionsbüro auf verschiedene Theaterbühnen des Landes,<br />
vor die Kamera und hinters Studiomikrofon geführt.<br />
Schön und gut, aber warum erzähle ich das hier? Was hat denn Tennis, oder noch<br />
genauer gesagt Nick Kyrgios jetzt bitte mit der Schauspielerei zu tun? Tja, es gibt<br />
einfach einen großen gemeinsamen Nenner zwischen den Athletinnen und Athleten<br />
des Weißen Sports und den Charakteren in der darstellenden Kunst, und das sind die<br />
Emotionen, die sie bei uns Zusehern bzw. Fans auslösen. Gut und Böse, Freud und<br />
Leid, Leben und Tod, Sieg und Niederlage – und wir leben mit.<br />
Seit jeher liebt der Mensch gute, spannende, dramatische oder lustige Erzählungen.<br />
Und fast noch wichtiger als eine interessante oder wendungsreiche Handlung sind<br />
dabei die Figuren, die diese während einer Geschichte vorantreiben. Was<br />
wäre zum Beispiel Robin Hood ohne den Sheriff von Nottingham,<br />
Goethes Faust ohne Mephisto oder DCs Batman ohne den Joker? Erst<br />
das Spannungsfeld zwischen den handelnden Personen zieht den<br />
Zuschauer wirklich in den Bann, lässt ihn Partei ergreifen – ebendieser<br />
Mechanismus greift auch bei unser aller Lieblingssport. Die Handlung ist durch die<br />
Regeln des Sports grob vorgegeben, aber erst die Spieler und ihre Eigenheiten<br />
sorgen für die wahre Würze im Dargebotenen. Wir freuen uns mit unserem<br />
Favoriten, wenn er gewinnt, ärgern uns aber genauso gründlich, wenn der<br />
von uns nicht bevorzugte Athlet als Sieger den Platz verlässt.<br />
So ziemlich jeder Tennisfan hat seine Meinung zu Nick Kyrgios – kalt lässt<br />
der 25-Jährige wohl kaum jemanden, was auch die immer wiederkehrenden<br />
Diskussionen in unseren Social- Media-Kanälen beweisen. Ob man den<br />
extravaganten Australier mitsamt seinem theatralischen Lebensstil nun<br />
abfeiert oder ihn mit wahrer Inbrunst hasst: Am Ende des Tages sind genau<br />
Nick Kyrgios<br />
das die Emo tionen, die unser Sport braucht und von denen er lebt.<br />
Die Spieler und<br />
ihre Eigenheiten<br />
sorgen für<br />
die Würze im<br />
Dargebotenen.