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tennisnetMAGAZIN 2021 Deutschland

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dann am Netz ausgenützt. Und zweite Bälle musste ich<br />

damals noch gar nicht so oft spielen, weil er das mit seiner<br />

Vorhand extrem gut vorbereitet hat. Wenn wir uns jetzt<br />

hinstellen würden, wüsste ich immer noch, in welchen<br />

Situationen Petsche welchen Ball spielt …<br />

Haben Sie überhaupt gemeinsam ganz spezifisch<br />

Doppel trainiert?<br />

Melzer: Nein. Es sei denn, wir waren beide nicht mehr im<br />

Turnier drin, dann haben wir ein paar Übungen gemacht –<br />

aber dann gleich wieder Elfer gespielt und Einzel trainiert.<br />

Der erste ganz große gemeinsame Erfolg kam in Wimbledon<br />

2010. Hat es diese eine Partie gegeben, bei der Sie gedacht<br />

haben: Das könnte jetzt ganz eng werden?<br />

Melzer: Draußen waren wir nie. Zweite Runde gegen Aspelin<br />

und Hanley war von der Setzung und vom Match-up her<br />

die schwierigste Partie für uns. Danach sind wir bis zum<br />

Halbfinale durchmarschiert.<br />

Petzschner: Da hatten wir nach 2:0-Satzführung im fünften<br />

plötzlich ein 3:3 gegen Moodie und Norman. Das war eine<br />

sehr enge Partie.<br />

Melzer: Wir sind in einen sehr, sehr guten Flow reingekommen.<br />

Und nach dem Ausscheiden der Bryans hat es kein<br />

Team mehr gegeben, vor dem wir uns – auf gut Wienerisch<br />

gesagt – angeschissen haben. Es war „meant to be“. Wir<br />

haben unser bestes Tennis gespielt. Da waren wir auf Rasen<br />

schwer zu schlagen.<br />

Und bei den US Open 2011?<br />

Petzschner: Wir hatten in der zweiten Runde mit Erlich und<br />

Ram ein paar Probleme. Ansonsten hatte ich den Eindruck,<br />

dass wir sehr souverän durchgekommen sind.<br />

Nimmt ein Major-Sieg den Druck von Spielern, weil man<br />

sich einen Traum erfüllt hat? Oder nimmt der Druck<br />

eher zu, weil man so einen Erfolg wiederholen und<br />

bestätigen möchte?<br />

Petzschner: Unser Ziel war es nie, Majors zu gewinnen.<br />

Es ging zu Beginn wirklich mehr um den Spaß. Natürlich<br />

wollten wir bei den Turnieren, die wir gespielt haben, gut<br />

abschneiden – spätestens im Halbfinale willst du natürlich<br />

gewinnen. Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass wir nach<br />

dem ersten Sieg mehr Druck hatten, noch ein Grand-Slam-<br />

Turnier holen zu müssen. Es ist aber auch kein Druck von<br />

uns abgefallen, weil wir das geschafft haben.<br />

Garmisch-Partenkirchen, das Daviscup-Treffen 2009,<br />

wurde bereits angesprochen. Welche Erinnerungen<br />

verbinden Sie damit?<br />

Melzer: Ein bescheidenes, absolut anstrengendes Wochenende,<br />

das ich gerne aus meinem Tennisleben ausradieren<br />

würde. Die Niederlage gegen den Kohli war extrem bitter,<br />

mit 2:0 in Sätzen und Break vorne und dann richtig<br />

Wir brauchen<br />

für Wimbledon<br />

keine Wildcard.<br />

beschissen worden … Ich<br />

habe dann auch ziemlich<br />

viel Kritik einstecken<br />

müssen. Das hat mich vielleicht<br />

ab gehärtet und einen<br />

Schutzschild um mich<br />

aufgebaut. Aber tennismäßig<br />

war das schon extrem bitter. Stefan Koubek hatte<br />

Rainer Schüttler geschlagen, wir hatten die große Chance,<br />

2:0 in Führung zu gehen – und wenn das passiert, bin ich<br />

überzeugt davon, dass wir auch den dritten Punkt geholt<br />

hätten; weil dann hätte ich auch Doppel gespielt. Es<br />

war ein wahnsinnig harter Lernprozess. Aber man lernt<br />

dadurch die Siege im Daviscup noch mehr zu schätzen.<br />

Petzschner: Ich habe das aus der Ferne verfolgt. Jürgen<br />

und ich haben danach auch länger über diese bittere Partie<br />

gesprochen. Aber für ihn ist es mehr darum gegangen, dass<br />

es ein Daviscup-Match für sein Land war, und weniger<br />

darum, dass es gegen <strong>Deutschland</strong> ging.<br />

Ende <strong>2021</strong> soll es nun in Innsbruck nach zwölf Jahren Pause<br />

wieder zu einem Daviscup-Aufeinandertreffen zwischen<br />

Österreich und <strong>Deutschland</strong> kommen – zwar im neuen<br />

Turnierformat, aber immerhin.<br />

Petzschner: Ich finde, das hat richtig Charme. Österreich<br />

gegen <strong>Deutschland</strong> und Serbien in Innsbruck, das könnte<br />

eine Hammerstimmung geben – wenn Zuschauer zugelassen<br />

werden. Und dann hätten wir auch das, was den Daviscup<br />

eigentlich ausmacht. Ansonsten ist es für mich nicht mehr<br />

Daviscup, wenn <strong>Deutschland</strong> gegen Uruguay in Madrid<br />

ausgetragen wird. Da wäre ich lieber in Montevideo oder<br />

Frankfurt und würde vor Auswärts- oder Heimfans spielen.<br />

Nun gibt es ja die feine Idee, dass Sie beide mit einer<br />

Wildcard in Wimbledon noch einmal gemeinsam an<br />

den Start gehen und dann in den<br />

Sonnenuntergang reiten …<br />

Melzer: Zunächst einmal: Wir brauchen<br />

für Wimbledon keine Wildcard. Der<br />

Petsche hat noch ein Protected von 80<br />

und ich stehe bis Wimbledon sicher<br />

noch unter den ersten 40. Da kommen<br />

wir locker rein. Die Frage ist halt, wie<br />

fit der Petsche ist …<br />

Also?<br />

Petzschner: Ich versuche, meinen<br />

Körper in Schuss zu bekommen.<br />

Ich komme derzeit so auf vier, fünf<br />

Stunden Tennistraining pro Woche,<br />

und ebenso viel auch im Athletikbereich.<br />

Es wäre auf jeden Fall ein<br />

Traum von mir, mit Jürgen gemeinsam<br />

unsere Karrieren zu beenden. ●<br />

DER WEG ZUM<br />

US-OPEN-SIEG 2011<br />

→ Runde 1:<br />

Gonzalez (MEX)/<br />

Murray (GBR): 6:3, 6:0<br />

→ Runde 2:<br />

Erlich (ISR)/Ram (ISR):<br />

7:6, 6:2<br />

→ Achtelfinale:<br />

Stakhovsky (UKR)/<br />

Youzhny (RUS):<br />

7:6 (3), 6:3<br />

→ Viertelfinale:<br />

Marrero (ESP)/<br />

Seppi (ITA): 6:1, 6:2<br />

→ Halbfinale:<br />

Bolelli (ITA)/Fognini (ITA):<br />

6:4, 6:7 (3), 6:1<br />

→ Finale:<br />

Fyrstenberg (POL)/<br />

Matkowski (POL): 6:2, 6:2

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