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056 noch selbst erledigt und konnten sich noch nicht mit technischen Hilfsmitteln aus der Affäre ziehen. Am Tennisplatz kommst du einer persönlichen Auseinandersetzung aber nicht aus – für mich eindeutig ein weiterer Grund, wa rum sich die Jüngeren so schwertun, an den dreien vorbeizukommen. Diese drei Alten können sich wirklich durchsetzen, da kommt auch verbal viel mehr rüber. Da spielen Männer gegen noch Jugend liche – selbst wenn diese schon jenseits der 20 sind. Früher war man im Profitennis also selbstständiger? Ja, allein das Handy macht einen riesigen Unterschied. Heute hast du auf Tour 15, 20 Mal pro Tag Kontakt mit daheim. Früher hat’s das nicht gegeben. Da warst du alleine in Südamerika und hast einmal in der Woche telefoniert, weil sonst dein Konto leer gewesen wäre. Auffällig ist zudem, dass heute viele mit ihren Eltern reisen. Auch das hat es übrigens bei den Big Three nicht gegeben. Deren Familien sind früher maximal zu Grand-Slam-Endspielen gekommen. Insgesamt bemerke ich, dass es heute viel mehr um dieses ständige „Wohlfühlen“ geht, andere Erfolgsfaktoren bleiben dafür oft ungeschult. Für mich ist Dominic Thiem der technisch beste Tennisspieler, auch andere wie ein Zverev oder ein Tsitsipas haben unglaubliche Fähigkeiten und sind tennismäßig vielleicht schon weiter als die drei Großen im selben Alter. Aber überall fehlt ein Mosaiksteinchen, damit sich diese Leistungsfähigkeit auch wirklich in absoluten Top-Ergebnissen niederschlägt. Das stört mich. Aber die nächste Generation wird es da möglicherweise leichter haben. Dass etwa ein Jannik Sinner mit 19 schon ganz vorne mitspielen kann, finde ich sehr beachtlich. Was hat sich im Damentennis in den letzten Jahren getan? Vor 15, 20 Jahren haben dort Spielerinnen wie die Williams- Schwestern zu diktieren begonnen, wenngleich für mich Steffi Graf die beste Tennisspielerin aller Zeiten ist: eine Kombination aus perfekter Athletik und technisch großartigen Schlägen; ich denke da an ihre Vorhand und ihren legendären Rückhand-Slice. Mit ihrem Spiel wäre sie auch einer Serena Williams in Bestform gefährlich geworden. Grundsätzlich denke ich, dass du im heutigen Damentennis mit etwas mehr Raffinesse à la Arantxa Sanchez oder Justine Henin einiges erreichen könntest, weil die meisten auf dasselbe Spiel setzen. Die Entwicklung ist also überschaubar? Tennismäßig ja, aber dafür hat sich sonst enorm viel Positives für die Damentour getan – man denke an die nun gleichen Preisgelder und die weltweite Aufmerksamkeit. Wenn man heute nach weiblichen Weltstars im Sport fragt, fallen den Leuten praktisch nur mehr Tennisspielerinnen ein. Was mir nicht taugt, ist, dass es sich Für mich ist Dominic Thiem der technisch beste Tennisspieler. dann wieder schnell nur mehr ums Drumherum drehen kann und vor allem darüber diskutiert wird, ob eine einen Ganzkörperbody anhat, aber sich niemand überlegt, warum die keinen Slice kann. Eine gute Technik zählt zu deinen wichtigsten Prinzipien. Geht da noch was? Das glaube ich schon. Das wird sich immer verbessern. Früher hielt man ein Match Becker gegen Ivanisevic für fad, weil es extrem von den schnellen Aufschlägen dominiert war. Meine Antwort war immer: Man wird sich an das Tempo gewöhnen und auch diese Aufschläge retournieren können! Dann ist Andre Agassi gekommen und hat’s gemacht. Bis heute lizitieren sich die Besten ständig nach oben, nur mehr in Nuancen, aber trotzdem. Letztlich geht es immer darum, wie schnell man spielen kann und wie schnell man angespielt werden kann. Thomas Muster hat in den 1990er-Jahren mit 44 ATP-Titeln zwölf Millionen Dollar Preisgeld verdient, Dominic Thiem mit 17 Turniersiegen Stand Mitte April <strong>2021</strong> satte 28 Mil lionen. Warum diese rasante Entwicklung? Der wirtschaftliche Anreiz für die guten Spielerinnen und Spieler ist immer größer geworden, weil diese extrem zur Popularität der Marken ihrer Sponsoren und jener der Turniere beitragen. Auch da muss man den Herren Federer und Co Danke sagen! Die halten seit Jahren das globale Interesse am Tennis hoch. In Österreich ist deshalb für mich eindeutig Dominic Thiem der Nummer-eins-Athlet – und als ganzjährig aktiver Einzelsportler, der es quasi im Alleingang an die Spitze einer Weltsportart geschafft hat, ist er auch als Werbeträger besonders interessant. Hat sich die Klientel in deiner Akademie verändert? Eigentlich nicht. Mann muss schon sagen, dass aufgrund der Erfolge von Dominic das Interesse definitiv wieder gewachsen ist, aber das betrifft mich weniger. Zu mir kommen traditionell Kinder, die keine „Social-Tennisspieler“ sind, sondern Leistungstennis spielen wollen; Kinder, in deren Familien der Sport eine wichtige Rolle spielt – aus allen sozialen Schichten, und in den letzten Jahren auffällig oft aus Familien mit Migrationshintergrund, besonders oft Mädchen. Zum Finale: Kann ein Kind in Österreich heute noch Tennis profi werden, ohne dass die Eltern reich oder nach kurzer Zeit pleite sind? Tennis ist natürlich eine teurere Sportart als Fußball – Teamsportarten sind immer billiger. Aber ich bezweifle, dass es in Österreich wirklich daran scheitern würde, dass jemand keinen pekuniären Hintergrund hat. ● FOTOS: GÜNTER BRESNIK PRIVAT, JÜRGEN SKARWAN, GEPA PICTURES/INGRID GENCSERER, GEPA PICTURES/ DORIS HOEFLER, GEPA PICTURES/MATTHIAS HAUER, ULLSTEIN BILD / KONTRIBUTOR / GETTY IMAGES
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