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tennisnetMAGAZIN 2021 Deutschland

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Und jetzt? Ja, es gibt sie noch, die ganz große Aufgabe, die größte<br />

im Tennis, vielleicht im Sport überhaupt: die French Open zu<br />

gewinnen, solange Rafael Nadal noch spielt. Und dabei den<br />

Matador auf seinem ureigensten Terrain zu besiegen. 2009 hat der<br />

Schwede Robin Söderling das geschafft, 2016 Novak Djokovic. Zu<br />

beiden Anlässen war Nadal nicht fit; bei seinen vier Begegnungen<br />

gegen Thiem auf der Pariser Asche schon. Einen von 13 gespielten<br />

Sätzen hat Dominic Thiem im Schatten des Eifelturms gegen<br />

Nadal gewonnen, 2019 im Endspiel. 2014 durfte Thiem in Runde<br />

zwei Lehrgeld bezahlen, 2017 reichte es im Halbfinale auch nur<br />

zu sieben Spielgewinnen, ein Jahr später verkrampfte Nadal zwar<br />

in den Händen, seine Beine und sein Kampfgeist trugen ihn aber<br />

dennoch zum damals elften Triumph am Bois de Boulogne.<br />

FOTOS: GEPA PICTURES/HANS OSTERAUER, GEPA PICTURES/MATTHIAS HAUER, GEPA PICTURES/WALTER LUGER, CAMERON SPENCER/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, TPN/GETTY IMAGES<br />

SPORT/GETTY IMAGES, CLIVE BRUNSKILL/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, AL BELLO/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES(2), MATTHEW STOCKMAN/ GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES,<br />

HIER SIND NOCH MEHRERE RECHNUNGEN OFFEN …<br />

… die Dominic Thiem begleichen kann, kein Zweifel. Der mittlerweile<br />

27-Jährige hat die spielerischen Waffen, hat die notwendige<br />

Physis, hat die Erfahrung und – im Gegensatz zu anderen<br />

aufstrebenden Kollegen wie Alexander Zverev, Daniil Medvedev<br />

oder Andrei Rubjlow – auch das Wissen, dass er die beiden besten<br />

Spieler der Welt, Nadal und Novak Djokovic, bei einem Major<br />

bezwingen kann. Noch nicht in einem Finale; mit der<br />

Betonung auf „noch“. Ein derartiger „Signature Win“ ist von der viel<br />

besungenen ersten #NextGen nur Stefanos Tsitsipas geglückt,<br />

zuletzt bei den Australian Open. Aber eben auch nicht, als es um den<br />

Siegerscheck ging, sondern schon im Viertelfinale (gegen Nadal).<br />

FEDERER UND VOR ALLEM AGASSI MUSSTEN WARTEN<br />

Ein Erfolg bei einem der vier größten Turniere kann Kräfte frei<br />

machen. Roger Federer war ein solcher Triumph jahrelang vorhergesagt<br />

worden – dem ersten Grand-Slam-Sieg in Wimbledon<br />

2003 ließ der Schweizer 19 weitere folgen. Andre Agassi<br />

mühte sich auf Asche und Hartplatz redlich, ehe er, für<br />

alle überraschend, 1992 wie aus dem Nichts in Wimbledon<br />

auf Rasen zuschlug. Auch Agassi war danach ein anderer<br />

Tennisspieler, einer, der die für ihn<br />

schwierigste Prüfung bestanden hatte. Und<br />

der zu neuen Abenteuern aufbrach, die<br />

in einem Karriere- Grand-Slam mündeten.<br />

Agassi agierte als globaler Superstar,<br />

als Werbeikone, als Trendsetter, der<br />

sportlich dennoch oft – zu oft, wenn man<br />

seiner äußerst lesenswerten Biografie<br />

„Open“ glaubt – in Pete Sampras seinen<br />

Meister gefunden hat. Die Krux, mit der<br />

die männlichen Tennisprofis seit fast zwei<br />

Dekaden zu kämpfen haben: In diesem<br />

Zeitraum gab es nicht einen Sampras, sondern gleich drei. Federer,<br />

Nadal und Djokovic haben den Kuchen untereinander aufgeteilt,<br />

selten bis nie ist ein Krümel heruntergefallen. Und wenn, dann<br />

waren der oftmals unterschätzte Stan Wawrinka und der eiserne<br />

Andy Murray da, die bei jeweils drei Major- Titeln stehen. Und<br />

stehen bleiben werden – während zumindest bei Djokovic und<br />

Nadal die Aussichten auf weitere ausgesprochen gut sind.<br />

„DAS NÄCHSTE MAL. VIELLEICHT.“<br />

Der Matador und sein größter Herausforderer.<br />

Die Langzeitwirkungen des Erfolgs von Dominic Thiem im<br />

Endspiel der US Open gegen Alexander Zverev – bemerkenswerterweise<br />

ebenfalls nach einem 0:2-Satzrückstand – werden<br />

erst in ein paar Jahren zu bewerten sein. Das New Yorker<br />

Finale war spielerisch gesehen kein Leckerbissen, Thiem meinte<br />

im Anschluss, er sei noch nie so nervös gewesen wie an jenem<br />

Tag. Als ihm Zverev aber in Durchgang drei plötzlich den kleinen<br />

Finger gereicht hat, so wie Thiem weiland del Potro, da hat<br />

Österreichs Sportler des Jahres 2020 zugepackt. Mit Verve. Und<br />

mit einem Killerinstinkt, der auch für künftige Treffen mit eben<br />

einem Rafael Nadal in Paris hoffen lässt.<br />

DOMINIC THIEM MUSS SICH WOHLFÜHLEN<br />

Für ein Dacapo, also für einen zweiten Grand-Slam-Titel und ergo<br />

das Überholen von Thomas Muster zumindest in dieser Hinsicht,<br />

müssen bei Dominic Thiem viele Dinge<br />

stimmen. Am allermeisten wohl seine<br />

Stimmung. Coach Nicolas Massu, der<br />

Ein „Signature Win“ ist<br />

außer Thiem bei einem<br />

Grand-Slam-Turnier aus<br />

der #NextGen nur Stefanos<br />

Tsitsipas geglückt.<br />

Anfang 2019 zunächst als Tour-Coach<br />

einsprang und dann plötzlich Günter<br />

Bresnik als Cheftrainer ersetzte, durfte<br />

die Reise zu den Australian Open in<br />

diesem Jahr nicht mitmachen, einem<br />

positiven Covid-19-Test geschuldet.<br />

Massu, so heißt es, war dafür<br />

verantwortlich, dass Dominic Thiem<br />

plötzlich wieder den Spaß am Tennis<br />

entdeckt hat. Der bis dahin größte Coup, der Turniersieg in<br />

Indian Wells wenige Tage nach der Inauguration Massus, hat dem<br />

Verhältnis Thiems zu seinem chilenischen Übungsleiter einen Schub<br />

gegeben, den man ohne Übertreibung als Kickstart beschreiben<br />

kann. Mit Anlauf.<br />

Massu, der 2004 in Athen im Einzel und mit Fernando<br />

Gonzalez im Doppel zwei olympische Goldmedaillen geholt hat,

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