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Herr Lehrner, Sie bespannen seit 45 Jahren Tennisschläger.<br />
Was war der kurioseste Schläger, den<br />
Sie in dieser Zeit besaitet haben?<br />
Da fällt mir auf jeden Fall der Wilson T2000 von<br />
Jimmy Connors ein. Das war der Rahmen, der<br />
sicherlich am schwierigsten zu bespannen war. Den konnte man<br />
ohne Anleitung nicht bespannen, das war schon so etwas wie die<br />
Meisterprüfung. Ebenfalls kurios war die doppelseitige Spaghetti-<br />
Bespannung, bei der bei den Längssaiten immer zwei Saiten durchgezogen<br />
und nur wenige Quersaiten verwendet wurden. Das hat dazu<br />
geführt, dass die Längssaiten auf der Quersaite enorm gearbeitet haben<br />
und gerutscht sind und so dem Ball einen wahnsinnigen Drall<br />
gegeben haben. Das war damals auch ein Grund, warum Guillermo<br />
Vilas nach 53 Siegen auf Sand gegen Ilie Nastase verloren hat. Der hat<br />
nämlich mit dieser Bespannung gespielt. Im Endeffekt hat das dann<br />
dazu geführt, dass der Verband begonnen hat, das Saitengeflecht zu<br />
reglementieren.<br />
Wenn Sie zurückblicken: Wieso haben Sie sich für die Profession als<br />
Besaiter entschieden?<br />
Ich war immer ein Materialfetischist, mir ging es in meiner kurzen<br />
aktiven Zeit immer darum, dass die Schläger gleich waren, dass die<br />
Bespannung gut war. Ich bin etwa 1971 zur Orange Bowl gefahren,<br />
hatte damals einen Vertrag mit Slazenger, und wir haben<br />
aus 50 Holzschlägern mit gleicher Griffstärke nur fünf<br />
gefunden, die gleich schwer waren und den gleichen<br />
Balancepunkt hatten. Ich habe das nämlich einfach<br />
gespürt, wenn mir ein Schläger gerissen ist und der<br />
nächste etwas anders war. Das hat mich irritiert, da<br />
habe ich immer ein bis zwei Games gebraucht, um<br />
mich daran zu gewöhnen. Wenn das dann aber in<br />
einer entscheidenden Phase ist, macht dich das als<br />
Spieler nervös.<br />
EIN MANN UND SEIN<br />
LIEBSTES WERKZEUG<br />
Der junge Jimmy Connors.<br />
In der Vergangenheit wurde ja durchaus hart<br />
bespannt, wenn man an Thomas Muster mit angeblich<br />
bis zu 39 Kilo denkt. Sie waren der Servicemann von<br />
Muster – wenn das jemand wissen muss, dann Sie.<br />
Als ich Tom 1986 als jungen Spieler kennengelernt habe,<br />
hat er nur Naturdarm gespielt. Irgendwann kam dann aber<br />
die Firma Isospeed – das Problem mit dieser Saite war, dass<br />
sie innerhalb von vier, fünf Stunden rund 20 Prozent an Gewicht<br />
verloren hat. Das heißt, man musste sie bespannen und gleich spielen.<br />
Im Endeffekt haben wir die Schläger, wenn ich vor Ort war, mit 38<br />
Kilo bespannt. Pete Sampras zum Beispiel hat seinen Pro Staff, der<br />
von der Fläche her kleiner war, mit einer dünnen 1,20er-Naturdarmsaite<br />
auch mit 33 Kilo bespannt. Das war eigentlich sogar fast härter<br />
als bei Tom. Und auch ein gewisser Björn Borg hat in seinen Holzschlägern<br />
Naturdarm mit 30 Kilo bespannt. Da gibt es die berühmten<br />
Geschichten, dass sein Trainer Lennart Bergelin in der Nacht neben<br />
ihm aufgewacht ist, weil es einen furchtbaren Knall gegeben hat,<br />
weil die Saiten ohne Zutun gerissen sind. Oder Andre Agassi, bei<br />
dem ich erstmals die Darm-Kunst-Mischung gesehen habe, als ich<br />
1994 in Wien für ihn bespannen durfte. Der hat eine komplett steife<br />
SAGENUMWOBEN<br />
Sicherlich nicht für<br />
jeden Spieler<br />
geeignet, der<br />
Wilson T2000.