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denkt sie nicht, selbst mit nunmehr 40 Jahren. Bei den großen Turnieren
spielt Venus aber sportlich nur noch eine Nebenrolle; seit
2017 kam sie nicht mehr in die zweite Woche bei den Grand Slams.
In Serenas Leben sind die großen Auftritte dafür nach wie vor
Usus. 2018 gab sie nach ihrer Schwangerschaft ebenfalls in Indian
Wells ihr Comeback. Zur Sicherheit hatte Ehemann Alexis Ohanian,
Mitgründer der Internetfirma Reddit, die Autostrecke von Los
Angeles mit vier gigantischen Werbetafeln bestückt: „Greatest“,
„Momma“, „Of All Time, „Serena Williams G.M.O.A.T.“ Töchterchen
Olympia hat einen Instagram-Account mit mehr als 600.000
Followern. (Ihre Puppe ebenso; diese hat allerdings nur knapp
300.000 Fans.) Ebenfalls 2018 trat Serena bei den French Open
in einem Catsuit an – die Franzosen waren empört, Serenas
Fans aus dem Häuschen. In den letzten Jahren hat Williams das
Lothar-Matthäus-Syndrom angenommen, über sich selbst in dritter
Person zu sprechen, allerdings nur mit dem Vornamen und ohne
unbestimmten Artikel. „Serena“ ist eine Marke geworden, eine
größere vielleicht noch als „Serena Williams“.
VOR SKANDALEN NICHT GEFEIT
Aber auch die Skandale auf dem Platz mehren sich. 2009 tickte
Williams im Halbfinale der US Open gegen Kim Clijsters aus,
drohte einer Linienrichterin, ihr den Ball in die Kehle zu stopfen.
2015 spielte sie erkältet bei den French Open im Halbfinale gegen
Timea Bacsinszky den sterbenden Schwan, um anschließend das
Turnier zu gewinnen. 2018, im Finale von Flushing Meadows, sah
1. HOPMAN CUP 2019
GOAT trifft GOAT.
2. ROLAND GARROS
2018 Serenas Catsuit,
mittlerweile verboten.
3. NEW YORK 2014
Die pure Freude.
4. NEW YORK 2018
Der pure Schock.
sie gegen Newcomerin Naomi Osaka nur wenig Land, zog sich eine
Verwarnung, einen Punkt- und schließlich Spielabzug zu, nannte
Schiedsrichter Carlos Ramos „Dieb“ und warf ihm Sexismus
vor. Vor allem aber stahl sie ihrer größten Anhängerin die Show:
„Wir kommen da irgendwie durch“, erklärte sie dem buhenden
Pub likum bei der Siegerehrung, während Premieren siegerin und
Williams-Edelfan Osaka in Tränen ausbrach.
Die große Frage der letzten Jahre: Kann Serena neben der
GMOAT auch offiziell zur GOAT werden? Williams’ Problem: Sie
hat das Heft nicht mehr selbst in der Hand. War es früher keine
Frage, wer gewinnen würde, wenn sie ihr bestes Tennis abrief, so
ist das heute durchaus fraglich. Vier Endspiele bei Grand-Slam-
Turnieren hat sie nach ihrem Baby-Comeback erreicht, viermal
wurde sie nur Zweite: Neben Finalniederlagen gegen gestandene
Spielerinnen wie Angelique Kerber und Simona Halep waren auch
die Newcomerinnen Osaka und Bianca Andreescu zu gut. Bei den
Aus tralian Open 2021 präsentierte Serena sich fitnessmäßig stark
wie lange nicht mehr, doch auch dort unterlag sie im Halbfinale
der stärkeren Osaka. Selbst verbale Einschüchterungs versuche
und laute Schreie – früher immer ein Mittel, wenn es mal nicht so
ganz rundlief – reichten zuletzt nicht mehr.
Das Gefühl, selbst nicht mehr über Sieg oder Niederlage
entscheiden zu können, sondern abhängig zu sein von schlechten
Tagen ihrer Gegnerinnen, ist Neuland für Serena, mit nunmehr 39
Jahren. Ob sie die 24 noch knackt, oder gar die 25, bleibt eine der
größeren Fragen im Welttennis. ●
FOTOS: PAUL KANE/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, CAMERON SPENCER/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, STREETER LECKA/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, TIM CLAYTON/CORBIS SPORT/GETTY IMAGES