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FOTOS: CLIVE BRUNSKILL/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, ANGELA WEISS/AFP/GETTY IMAGES, KEN LEVINE/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES (2), JULIAN FINNEY/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES(2)<br />
Er wechselte die Branche. Als Venus<br />
und Serena zwei Jahre alt waren, ließ<br />
er sie Telefonbücher schleppen, um ihre<br />
Muskulatur aufzubauen. Er brachte sich<br />
die Tennis-Basics selbst bei. Als die Töchter<br />
endlich Schläger halten konnten, fuhr<br />
Richard mit ihnen täglich auf einen<br />
öffentlichen Tennisplatz in ihrer Heimat Los<br />
Angeles, im Arbeiterviertel Compton,<br />
zusammen mit einem Einkaufswagen<br />
und 550 Bällen, und trainierte. Später<br />
prophezeite er, dass seine Töchter mal auf<br />
den Rängen eins und zwei der Welt stehen<br />
und die Finals der Grand-Slam-Turniere<br />
gegeneinander ausspielen würden. Als Serena<br />
und Venus dann elf und zwölf Jahre alt<br />
waren, wurden sie gefragt, was sie mal<br />
werden wollen: „Tennisprofi!“, sagten beide<br />
unisono. Wie sie denn genau sein wolle als<br />
Tennisprofi, so die Anschlussfrage an die Jüngere. „Ich hätte gerne,<br />
dass die Leute so sein wollen wie ich“, antwortete Serena.<br />
Dass beide es zur Profikarriere geschafft haben, wäre eine<br />
Untertreibung. Venus spielte ihr erstes WTA-Turnier mit nur 14<br />
Jahren in Stanford, 1997 erreichte sie ihr erstes Grand-Slam-<br />
Finale, in Wimbledon holte sie 2000 ihren ersten Grand-Slam-Titel.<br />
Das hatte Serena bereits bei den US Open 1999 geschafft (was<br />
an Venus, trotz aller Liebe, durchaus genagt hatte). Am 10. Juni<br />
2002 standen beide, wie vom Vater vorhergesagt, an der Spitze der<br />
Weltrangliste: Venus Nummer eins, Serena Nummer zwei. Einen<br />
Monat später tauschten sie die Plätze. Serena war bislang 319<br />
Wochen an der Spitze, 23 Grand-Slam-Titel hat sie mittlerweile<br />
gewonnen; sieben sind es bei Venus. Im Doppel haben sie 14 Majors<br />
gemeinsam geholt, in Finalspielen bei den großen Turnieren sind<br />
sie als Doppel ohne Niederlage. Hinzu kommen neun olympische<br />
Medaillen (vier für Serena, fünf für Venus), darunter acht goldene.<br />
RICHARD WILLIAMS<br />
Karriere baumeister seiner Töchter.<br />
SERENA Unbeeindruckt von<br />
hohen Erwartungen.<br />
Ich hätte gerne,<br />
dass die Leute so<br />
sein wollen wie ich.<br />
30 „SISTER ACTS“ AUF DER TOUR<br />
Die vom Vater angekündigten Match-ups, gerne „Sister Acts“<br />
genannt, blieben spielerisch oft hinter den Erwartungen zurück.<br />
18:12 führt Serena im direkten Vergleich. Vor allem zu Beginn<br />
ihrer Karrieren stand oft das Vorurteil im Raum, Richard würde<br />
die Gewinnerin vor dem Match bestimmen. 2001 hätten beide<br />
das Halbfinale in Indian Wells gegeneinander austragen sollen –<br />
kurz vor dem Spiel zog Venus wegen einer Knieverletzung zurück.<br />
Serena wurde im Endspiel wegen der angeblichen Stallregie<br />
ausgebuht. Erst 2015 trat sie wieder beim inoffiziellen fünften<br />
Grand-Slam-Turnier an, nachdem sie von Nelson Mandela zum<br />
Vergeben und Vergessen inspiriert worden war.<br />
Während Serena um die Geschichte spielt, ficht Venus einen<br />
anderen Kampf aus: Bei ihr wurde 2011 das Sjögren-Syndrom<br />
diagnostiziert, eine chronische Autoimmunerkrankung, die<br />
Müdigkeit und Energielosigkeit mit sich bringt. An einen Rücktritt<br />
SISTER ACT Da passt kein<br />
Blatt dazwischen!