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tennisnetMAGAZIN 2021 Deutschland

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das internationale tennismagazin – die jubiläumsausgabe<br />

Dominic Thiem &<br />

Alexander Zverev mühen<br />

sich im Schatten der Ewigen<br />

Drei – dabei wartet schon<br />

die nächste Next Generation<br />

Die Unsterblichen


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006<br />

Editorial<br />

Liebe Tennisfans,<br />

Redaktionskonferenzen bei tennisnet.com finden<br />

nicht nur in Zeiten wie diesen fernmündlich<br />

statt. Und genauso sind wir bei der Gestaltung<br />

dieses Magazins vorgegangen: Fokussiert wie<br />

ein Djokovic bei Matchball gegen sich, trickreich<br />

wie ein Federer am Netz und über den Tellerrand blickend<br />

wie eine Serena bei, nun ja, jeder Gelegenheit. Aber eben in<br />

sicherer Distanz. Wenn also der Chefredakteur den Chef<br />

persönlich anskypet, dann schaut das ungefähr so aus …<br />

JENS HUIBER, Steirer,<br />

ist seit 2013 an Bord<br />

von tennisnet.com und<br />

agiert als Chefredakteur.<br />

Als Producer von<br />

sportradio360.de ist<br />

Jens auch für „Quiet,<br />

please – der tennisnet-Podcast“<br />

verantwortlich.<br />

Alex, das Motto, mit dem tennisnet.com vor zehn Jahren an den<br />

Start gegangen ist, nämlich „Von Fans für Fans“ …<br />

… gilt heute mehr denn je. Hat es in der Geschichte des Tennissports<br />

ein besseres Jahrzehnt gegeben als das letzte? Vielleicht bei<br />

Becker und Muster. Aber Federer, Nadal, Djokovic in ihrer Blüte<br />

und auf Rekordjagd, Serena liefert nicht nur auf dem Court, Angie<br />

Kerber gewinnt drei Majors – das ist ganz großes Tennis. Und im<br />

Grunde haben wir Dominic Thiem von seinem ersten Profimatch<br />

an begleitet.<br />

Knapp 3.000 Artikel über Dominic, und wir dürfen nicht vergessen:<br />

Ganz zu Beginn hat er bei tennisnet.com sogar seinen eigenen<br />

Blog gehabt.<br />

Und jetzt ist er US-Open-Sieger, hat ein 1000er-Turnier im Finale<br />

gegen Federer gewonnen, in Kitzbühel und in Wien den Titel<br />

geholt. Wahnsinn.<br />

Und hat mit Alexander Zverev einen Kumpel und Rivalen auf der<br />

Tour, mit dem die deutsch-österreichische Freundschaft wieder<br />

so richtig auflebt. Nicht so wie zu deiner Zeit …<br />

Wie bitte? Wir haben uns untereinander immer lieb gehabt! Nur<br />

halt nicht auf dem Platz. Es kann nicht bei allen so harmonisch<br />

zugehen wie bei Melzer und Petzschner.<br />

Das ist aber das Großartige am Tennis: Der Sport ist so global<br />

aufgestellt, dass man sich seine Helden überall holen kann: in<br />

Australien, in den USA, in Serbien. Früher sogar in Kärnten …<br />

Wichtig ist doch vor allem eines: dass die Kinder Vorbilder haben<br />

und rausgehen und einfach drauflosspielen. Dass sie von den<br />

Verbänden Unterstützung bekommen, wenn sie die brauchen.<br />

Und dass sie ab und zu die Chance haben, einen Thiem, einen<br />

Zverev, eine Kerber live zu sehen.<br />

Stuttgart, München, Berlin, Halle/Westfalen, Bad Homburg, Köln,<br />

Hamburg, Kitzbühel, Basel und Wien, dazu noch ein paar Challenger<br />

– da geht was im deutschsprachigen Raum …<br />

Eben. Und das ganz große Zuckerl kommt ja heuer im November:<br />

Wenn Österreich, <strong>Deutschland</strong> und Serbien im Davis Cup gegeneinander<br />

spielen. Dominic, Sascha und Nole in der Olympiahalle<br />

in Innsbruck – das kann der absolute Wahnsinn werden.<br />

Ein zweites Unterpremstätten?<br />

Dafür sind zu wenige Kärntner im Team. Der Kapitän alleine<br />

reicht da nicht.<br />

ALEXANDER<br />

ANTONITSCH,<br />

Kärntner, war früher<br />

Profi auf der ATP-Tour<br />

und österreichischer<br />

Daviscup-Spieler; seit<br />

2011 Turnierdirektor<br />

in Kitzbühel. Alex hat<br />

2010 tennisnet.com ins<br />

Leben gerufen.<br />

VIELE AUTOREN,<br />

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Um diese 140 Seiten so<br />

abwechslungsreich wie<br />

möglich zu gestalten, haben<br />

wir in der Produktion darauf<br />

geachtet, die diversen<br />

Autorenmeinungen und<br />

Erfahrungen auch als<br />

solche zu belassen. Keine<br />

Einheitsbrei-Texte, alles<br />

ganz nah am besten<br />

Ballsport ausgerichtet.<br />

Das Beste aus der Tennissport-Expertenautoren-<br />

Welt, gesammelt aus<br />

Österreich und <strong>Deutschland</strong>.<br />

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Ja, Stefan! Und wäre<br />

mir klar gewesen, wie<br />

easy das ist, hätte ich es<br />

schon früher gemacht.<br />

Christopher Kas<br />

Ex-Tennisprofi und Moderator<br />

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Stefan Koubek<br />

Österreichischer Tennis Davis Cup-Kapitän<br />

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008<br />

Inhalt<br />

DAS ÖSTERREICHISCHE TENNISMAGAZIN – DIE JUBILÄUMSAUSGABE<br />

COVER-<br />

ARTWORK<br />

missMEDIA-<br />

GRAFIK:<br />

Angelika<br />

Kratzig,<br />

Annika<br />

Neubauer<br />

Dominic Thiem &<br />

Alexander Zverev mühen<br />

sich im Schatten der Ewigen<br />

Drei – dabei wartet schon<br />

die nächste Next Generation<br />

DIE UNSTERBLICHEN<br />

10 Big Picture<br />

Big Moments von Gael Monfils,<br />

Roger Federer und Rafael Nadal<br />

16 Der lange Atem<br />

der Großen Drei<br />

Die Top 3 als die Unsterblichen?<br />

26 Siegen in der<br />

Komfortzone<br />

Dominic Thiem in der Analyse<br />

34 Familiengeschäfte<br />

Alexander Zverev:<br />

Zurück zu den Wurzeln<br />

40 Der Superstar mit<br />

sieben Siegeln<br />

Damentennis-Phänomen<br />

Naomi Osaka<br />

46 Die vier Grand Slams<br />

Auf den Spuren der<br />

Tennisturnier-Giganten<br />

52 „Muster gegen Nadal<br />

würd ich gerne sehen“<br />

Trainerlegende Günter Bresnik<br />

im ausführlichen Interview<br />

58 Neue deutsche<br />

Tenniswelle<br />

Kommentar<br />

46<br />

60 Gipfelstürmer<br />

Das ATP-Weltranglisten-Ranking<br />

62 Austria’s First Role Model<br />

Rückblick einer österreichischen<br />

Tennislegende<br />

68 „Wir ziehen alle<br />

an einem Strang“<br />

Interview mit dem ÖTV-Präsidenten<br />

70 Liebesheirat statt<br />

Zweckehe<br />

Eine deutsch-österreichische<br />

Liebesgeschichte<br />

74 The Real Next<br />

Generation<br />

Der Aufstieg der nächsten Next Gen<br />

81 Warum braucht<br />

das Tennis Spieler<br />

wie Nick Kyrgios?<br />

Kommentar<br />

62<br />

Lust auf Team Thiem?<br />

Bist du ein Thiem-Player? Dann ist das Turnierformat von und mit Dominic Thiem – Red Bull Thiem<br />

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009<br />

FOTOS: PROFESSIONAL SPORT/POPPERFOTO/GETTY IMAGES, AL BELLO/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES (2), GEORGES DE KEERLE/HULTON ARCHIVE/GETTY IMAGES, TIM CLAYTON/CORBIS SPORT/GETTY IMAGES, MATT KING/GETTY<br />

IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, CAMERON SPENCER/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, JULIAN FINNEY/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, ANTHONY DIBON/ ICON SPORT/GETTY IMAGES<br />

84<br />

84 Zwei Leben<br />

Becker und Graf in der Retrospektive<br />

90 „Tennisspieler<br />

leben länger“<br />

Der DTB-Vizepräsident<br />

zieht Bilanz<br />

94 Das letzte<br />

große Hurra<br />

Das Endgame von<br />

Angelique Kerber<br />

100 Primadonnen<br />

Das WTA-Weltranglisten-<br />

Ranking<br />

102 Greatest Female<br />

Athlete of All Time<br />

Die Erfolgsgeschichte<br />

von Serena Williams<br />

108 Wir waren Pioniere<br />

Kommentar<br />

94<br />

132<br />

110 Entourage<br />

Die Topstars und ihre Teams<br />

116 Checkliste für den<br />

Spielstart<br />

Spitzenklasse-Physiotherapeut<br />

Alex Stober verrät Insidertipps<br />

122 „Ich war immer ein<br />

Materialfetischist“<br />

Bespannungskünstler Peter<br />

Lehrner über sein Handwerk<br />

126 Die Tennis-<br />

Akademiker<br />

Die besten Tenniscamps und<br />

Akademien im Überblick<br />

132 Fakten, Fakten,<br />

Fakten<br />

Ein kleines Best-of der<br />

Tennissport-Superlative<br />

136 Die Turnierlandkarte:<br />

Von B wie Bad<br />

Homburg bis<br />

W wie Wien<br />

Was, wie, wann, wo? Die Turnierübersicht<br />

der DACH-Region<br />

138 Last, but not least<br />

Das Big Picture zum Schluss als<br />

Aussicht auf die Tenniszukunft<br />

Impressum<br />

MEDIENINHABER, HERAUSGEBER & VERLEGER missMEDIA GmbH GESCHÄFTSFÜHRUNG Monika Affenzeller, Jochen Hahn PRODUKTION Julia Klawatsch,<br />

Monika Affenzeller REDAKTION: Jens Huiber, Fritz Hutter, Jörg Allmeroth, Christian Albrecht Barschel, Stefan Bergmann, Nikolaus Fink, Florian Goosmann,<br />

Michael Rothschädl, Manuel Wachta, Ulrike Weinrich, Johanna Bresnik, Monika Affenzeller, Lukas Zahrer CREATIVE DIRECTOR Angelika Kratzig GRAFIK Annika<br />

Neubauer LEKTORAT Bernhard Paratschek. SALES Regina Rath-Trittremmel, Stefan Bauda, Lisa Neukirchner, Alex Antonitsch, Harald Buchheister, Kathi Heitmann<br />

ANZEIGENPRODUKTION & -FAKTURIERUNG Kristina Pacholet MISSMIND Johanna Bresnik VERLAGS- UND REDAKTIONSADRESSE missMEDIA GmbH, Hainburger<br />

Straße 33, 1030 Wien; Tel.: +43/1/601 17-0; E-Mail Redaktion: info@miss.at; Anzeigen-Fax: +43/1/601 17-939 HERSTELLUNG Druck Styria GmbH & Co KG<br />

VERTRIEB ÖSTERREICH Andreas Munk, VERTRIEB DEUTSCHLAND Harald Buchheister


010<br />

Big Picture<br />

GAEL MONFILS<br />

Akrobat schön!<br />

Melbourne, 25. Jänner 2016, Australian Open, Achtelfinale.<br />

Gael Monfils schlägt Andrei Kusnezow mit 7:5,<br />

3:6, 6:3, 7:6 (4). Harte Landungen ist der Franzose in<br />

sportlicher Hinsicht gewohnt: Der ganz große Triumph<br />

steht für ihn noch aus – vielleicht auch, weil sich<br />

Monfils nie zurücknimmt, immer alles auf dem Platz<br />

lässt. Das mag ihm einen Ehrenplatz in der Ruhmeshalle<br />

des Tennissports verwehren; bei den Fans steht Gael<br />

Monfils aber weltweit ganz hoch im Kurs.


011


012 Big Picture


013<br />

ROGER FEDERER<br />

Hopp Schwiiz!<br />

Lille, 23. November 2014, Davis Cup, Finale. Roger Federer bezwingt<br />

Richard Gasquet mit 6:4, 6:2, 6:2. Die Schweiz gewinnt erstmals die<br />

„hässlichste Salatschüssel der Welt“. Die Geschichte dieses Endspiels<br />

hatte aus Sicht der Eidgenossen eigentlich Stan Wawrinka geschrieben,<br />

der am ersten Tag die Auftaktniederlage von Federer gegen Gael Monfils<br />

mit einem Sieg gegen Jo-Wilfried Tsonga egalisierte und im Doppel mit<br />

dem Maestro die Auswärtsmannschaft in Führung brachte. Den Schlusspunkt<br />

durfte aber dann doch Roger Federer höchstselbst setzen.


014 Big Picture<br />

RAFAEL NADAL<br />

Im Zwielicht<br />

London, 6. Juli 2008, Wimbledon, Finale. Rafael Nadal<br />

besiegt Roger Federer mit 6:4, 6:4, 6:7 (5), 6:7 (8) und<br />

9:7. Björn Borg und John McEnroe haben 1980 die Latte<br />

hochgelegt, Nadal und Federer 28 Jahre später fast<br />

gleichgezogen – ein episches Finale mit dem besseren<br />

Ende für den spanischen Matador. Die Bedingungen, unter<br />

denen dieses von Regenunterbrechungen und Dunkelheit<br />

geprägte Duell gespielt wurde (wie am Bild ersichtlich),<br />

wird es in dieser Art nie wieder geben: Seit 2009 schützt<br />

ein flexibel verschließbares Dach den traditionsreichsten<br />

Centre-Court im Tennissport; Flutlicht inklusive.


REDAKTION: JENS HUIBER, FOTOS: IAN WALTON/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, JULIAN FINNEY/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, CAMERON SPENCER/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES<br />

015


016 Coverstory<br />

ROGER FEDERER,<br />

NOVAK DJOKOVIC und<br />

RAFAEL NADAL haben<br />

die Tenniswelt seit<br />

fast zwei Jahrzehnten<br />

fest im Griff. Die lang<br />

avisierte Wachablöse<br />

wird ein ums andere<br />

Mal aufgeschoben.<br />

REDAKTION: JÖRG ALLMEROTH<br />

Der lange Atem


der Großen Drei<br />

017


018<br />

Novak<br />

Djokovic<br />

Geburtstag: 22. Mai 1987<br />

Größe: 188 cm<br />

Gewicht: 77 kg<br />

Profi seit: 2003<br />

Coach: Marian Vajda, Goran<br />

Ivanisevic<br />

Bester Weltranglistenplatz: 1<br />

Titel insgesamt: 82<br />

Titel Majors: 18 (Australian<br />

Open 2008, 2011, 2012, 2013,<br />

2015, 2016, 2019, 2020, <strong>2021</strong>;<br />

French Open 2016; Wimbledon<br />

2011, 2014, 2015, 2018, 2019;<br />

US Open 2011, 2015, 2018)<br />

Markenzeichen: Unglaubliche<br />

Defensive, unfassbare mentale<br />

Stärke, bester Return auf<br />

der Tour<br />

Am Vorabend seines jüngsten Grand-Slam-<br />

Finalauftritts verkündete Novak Djokovic<br />

eine leicht provokative Botschaft mit völliger<br />

Gelassenheit. „Die jungen Burschen da<br />

draußen, sie haben noch eine Menge<br />

Arbeit vor sich“, sagte Djokovic Anfang Februar in Melbourne,<br />

am Schauplatz der Australian Open <strong>2021</strong>. Es klang wie eine<br />

Stichelei, eine Frotzelei, ein Anfall von Arroganz auch, aber<br />

letztlich beschrieb der weltbeste Tennisspieler der Gegenwart<br />

nur den Status quo in seinem Sport – ganz oben, in der dünnen<br />

Höhenluft auf dem Gipfel. Denn spätestens in der Finalnacht<br />

der australischen Ausscheidungsspiele hatte sich der Capitano<br />

quasi selbst bestätigt in seiner Adresse an die Welt des Wanderzirkus:<br />

Djokovic gewann im neunten Titelduell zum neunten Mal<br />

die Grand-Slam-Trophäe in der Rod Laver Arena – und Daniil<br />

Medvedev, der hoch eingeschätzte Herausforderer, der amtierende<br />

ATP-Weltmeister, stand nach drei klar verlorenen Endspielsätzen<br />

vor dem Trümmerhaufen aller Hoffnungen. Auch Medvedev hatte<br />

dann noch eine Message für Fans, Medien und den Rest des<br />

großen Tennispulks, ein offenherziges Eingeständnis: „Ich kann<br />

es nur immer wieder wiederholen: Die Großen Drei sind einfach<br />

besser als die anderen Tennisspieler.“<br />

Der wenig umkämpfte Pokaltermin am anderen Ende der<br />

Welt war nur die letzte Episode einer Saga, die beispiellos ist für<br />

die Tennisgeschichte und den modernen Sport überhaupt. Dass<br />

drei Athleten und Ästheten, Novak Djokovic, Rafael Nadal und<br />

Roger Federer, eine immer konkurrenzstärkere Einzeldisziplin<br />

seit über anderthalb Jahrzehnten mit unveränderter Dominanz<br />

prägen, kennt kaum Vergleiche. Selbst jenseits des dreißigsten<br />

Geburtstags haben der Serbe, der Spanier und der Schweizer<br />

kein Erbarmen mit den nachfolgenden Generationen – sie sind<br />

die scheinbar ewigen Spielverderber aller gegnerischen Avancen.<br />

Federer, der älteste des Spitzentrios, holte sich sogar mit 36<br />

Jahren noch einmal einen Major-Titel, bei den Australian Open<br />

2018; bald darauf brach er in Rotterdam auch noch einen<br />

weiteren Rekord als älteste Nummer eins der Weltranglisten-<br />

Historie. „Nichts kann dir die Erfahrung dieser vielen<br />

Matches auf höchstem Niveau ersetzen“, sagt Federer, „das Wissen,<br />

wie man Grand-Slam-Turniere bestreitet, das Wissen, wie man<br />

sich eine Saison einteilt – und wie man sich als Professional<br />

organisiert, mit den richtigen Leuten am richtigen Platz.“<br />

FEDERER FÜLLT DAS MACHTVAKUUM NACH AGASSI<br />

UND SAMPRAS<br />

Man kann viele Statistiken drehen und wenden, wie man will.<br />

Man kann viel in die Zahlenwerke hinein- oder aus ihnen herausinterpretieren.<br />

Aber was die unumschränkte Herrschaft der drei<br />

Großmeister angeht, gibt es keine Ermessens- oder Bewertungsspielräume.<br />

Beim Blick auf die Tenniswelt seit Roger Federers<br />

erstem Wimbledonsieg im Sommer 2003 ist die Hackordnung<br />

kristallklar: Zuerst gab es den Maestro, der das Machtvakuum<br />

nach dem Abgang von Akteuren wie Pete Sampras oder Andre<br />

Agassi beendete. Dann gab es die zweigeteilte Regentschaft von<br />

Federer und Nadal, dem jungen, bulligen Spanier, der seine<br />

Ambitionen mit seinem „Hoppla jetzt komm ich!“-Debüt bei den<br />

French Open 2005 schon als Teenager klarstellte.


019<br />

Roger<br />

Federer<br />

Geburtstag: 8. August 1981<br />

Größe: 185 cm<br />

Gewicht: 85 kg<br />

Profi seit: 1998<br />

Coach: Ivan Ljubicic, Severin<br />

Lüthi<br />

Bester Weltranglistenplatz: 1<br />

Titel insgesamt: 103<br />

Titel Majors: 20 (Australian<br />

Open 2004, 2006, 2007, 2010,<br />

2017, 2018; French Open 2009;<br />

Wimbledon 2003, 2004, 2005,<br />

2006, 2007, 2009, 2012, 2017;<br />

US Open 2004, 2005, 2006,<br />

2007, 2008)<br />

Markenzeichen: Unlesbarer<br />

Aufschlag, Zuckerhändchen am<br />

Netz, giftiger Rückhand-Slice<br />

Und dann, mit einigen Jahren Abstand, gab es plötzlich mit<br />

Djokovic sozusagen den „dritten Mann“, der sich zupackend in<br />

das Ringen von Federer und Nadal einmischte. „Und seitdem hat<br />

sich daran fast nichts verändert“, sagt der ehemalige Supermann<br />

John McEnroe, heute global als TV-Experte unterwegs. „Es ist<br />

unfassbar, welch langen Atem diese drei haben.“ Um es noch<br />

einmal mit Djokovic zu sagen, dem erfolgreichsten Spieler der<br />

letzten Jahre: „Wir sind immer noch an der Spitze. Wir gehen<br />

nicht einfach so weg.“<br />

Vieles in der Erfolgsbilanz von<br />

Djokovic, Nadal und Federer wäre Mitte<br />

der Nullerjahre für unmöglich gehalten<br />

worden; damals, als diese einzigartige<br />

Episode der Tennisgeschichte ihren Anfang<br />

nahm. Dazu zählt auch und besonders<br />

die unbarmherzige Verteidigung von Erbhöfen:<br />

Nadal watschte ganze Generationen<br />

von enttäuschten Gegenspielern ab, um<br />

sage und schreibe 13 Mal als Titelheld<br />

bei den Rutschübungen im Pariser Sand aufzuscheinen. Federer<br />

verwandelte Wimbledon in sein grünes Paradies, in einen Garten<br />

Eden, triumphierte acht Mal auf dem berühmtesten aller Center-<br />

Courts – und verpasste bei zwei vergebenen Matchbällen im<br />

Endspiel 2019 nur denkbar knapp den Rekordtitel Nummer neun.<br />

THIEM GENIESST DAS PRIVILEG DIESER EPOCHE<br />

Und Djokovic? Er fühlt sich beim ersten Major des Spieljahrs so<br />

wohl wie nirgendwo anders – und macht Melbourne damit zur<br />

Die Großen Drei sind<br />

einfach besser als die<br />

anderen Tennisspieler.<br />

DANIIL MEDVEDEV<br />

Hölle für die Sehnsüchte der anderen Cracks. Vor Medvedev musste<br />

das auch Dominic Thiem erleben, der tatkräftige Österreicher,<br />

derjenige, der sich alles in allem noch am eindrücklichsten<br />

gegen die Großen Drei stemmt: Im Finale 2020 von Melbourne<br />

war der Österreicher nahe dran, einen aus dem rüstigen Seniorenklub,<br />

Melbourne-Grandseigneur Djokovic, vom Sockel zu stoßen.<br />

Aber nach einer zwischenzeitlichen 2:1-Satzführung für Thiem<br />

ging schließlich doch wieder alles seinen üblichen, geregelten Weg<br />

– Djokovic fightete unbeugsam zurück,<br />

siegte in fünf Sätzen. Und Thiem konnte<br />

nur höflich verkünden: „Ich sehe es als<br />

Privileg, überhaupt in dieser Tennis epoche<br />

vorne mitzuspielen.“<br />

Immerhin: Thiem ist der erste und<br />

einzige Spieler aus der Riege der U30-Profis,<br />

der zuletzt überhaupt den Durchbruch<br />

auf den Thron eines Grand-Slam-Turniers<br />

geschafft hat – bei den „Geisterspielen“ in<br />

New York 2020. Verdientermaßen, trotz<br />

Djokovics Disqualifikation, schließlich wirkt der Alpen-Kraft protz<br />

wie der stabilste, entschlossenste, auch mental gefestigtste Spieler<br />

in der Verfolgermeute der Big Three.<br />

Grand-Slam-Turniere sind die Kronjuwelen der Tenniswelt.<br />

Sie sind die kostbarsten Treff-Punkte, um Geschichte zu schreiben;<br />

Leistungsmessen, die den Rang und die Bedeutung definieren –<br />

im Hier und Jetzt und für alle Zeit. Federer, Nadal und Djokovic<br />

haben die Wirkungsmacht der Majors, ihre Position in der Hierarchie<br />

dieses Sports, noch einmal in eine neue Dimension getrieben –


020<br />

Rafael<br />

Nadal<br />

Geburtstag: 3. Juni 1986<br />

Größe: 185 cm<br />

Gewicht: 85 kg<br />

Profi seit: 2001<br />

Coach: Carlos Moya, Francisco Roig<br />

Bester Weltranglistenplatz: 1<br />

Titel insgesamt: 86<br />

Titel Majors: 20 (Australian Open<br />

2009; French Open 2005, 2006,<br />

2007, 2008, 2010, 2011, 2012, 2013,<br />

2014, 2017, 2018, 2019, 2020;<br />

Wimbledon 2008, 2010; US Open<br />

2010, 2013, 2017, 2019)<br />

Markenzeichen: Heavy-Spin-<br />

Grundschläge, unbändiger<br />

Kampfgeist, unterschätzter<br />

Aufschlag und Volley<br />

allein schon wegen ihres ehrgeizigen Wettkampfs um immer neue<br />

Bestwerte. Im Frühjahr <strong>2021</strong> stehen Federer und Nadal bei 20<br />

Grand-Slam-Titeln, Djokovic nach dem Erfolg bei den Australian<br />

Open bei 18 Siegen. Am Status der drei Superhelden rüttelten<br />

über 18 Saisons eigentlich nur zwei Spieler temporär: Andy Murray<br />

und Stan Wawrinka mit ihren jeweils drei Grand-Slam-Siegen.<br />

Doch dem Sprinttempo über die Marathondistanz des royalen<br />

Trios konnten auch sie nicht folgen, diverse<br />

Verletzungen und längere Zwangspausen<br />

taten ihr Übriges. „Ich ziehe jeden Tag<br />

meinen Hut vor der Leistung dieses Trios.<br />

Auch davor, wie sie es geschafft haben,<br />

immer wieder die Spitze zu besetzen“, sagt<br />

Wawrinka. „Man muss es klar sagen: Sie<br />

sind nicht aufzuhalten.“<br />

STETE NEUGIER ALS MARKENZEICHEN<br />

Als Federer vor zwei Jahren auf seine<br />

Erfolge in ganz späten Karrierejahren<br />

blickte, sagte er auch einen schlichten, aber einleuchtenden Satz:<br />

„Wenn ich heute das Tennis von 2003 spielen würde, als ich das<br />

erste Mal Wimbledon gewann, wäre ich weit abgeschlagen.“<br />

Federer meinte damit allerdings nicht nur die normale<br />

Anpassung an ein sich veränderndes Tennis-Biotop, sondern auch<br />

sein Denken und Handeln über all diese Jahre – seine stete Neugier,<br />

seinen Ehrgeiz, sich auf wandelnde Herausforderungen einzulassen.<br />

Letztlich auch: die Freude daran, sich immer wieder neu zu<br />

erfinden, nicht in ein Schema gepresst werden zu können. „Der<br />

Der Umstand, immer<br />

up to date gewesen zu<br />

sein, ist ein Geheimnis<br />

ihres Erfolgs.<br />

ROGER FEDERER<br />

Umstand, immer up to date gewesen zu sein, manchmal auch<br />

voraus, ist sicher ein Geheimnis der Erfolge“, sagt der inzwischen<br />

39-jährige Eidgenosse. Genau wie auch Djokovic und Nadal<br />

trainiert Federer in reiferen Jahren eher weniger, dafür aber<br />

effektiver und zielführender.<br />

Alle drei Großmeister verlassen sich dabei auf ein eingespieltes<br />

Team an Servicedienstleistern, wobei Djokovic den eigenen<br />

Perfektionismus auf eine neue Stufe<br />

gehievt hat. Vor dem Sonderfall der<br />

Pandemie reiste Djokovic mit großem<br />

Gefolge über die Kontinente und durch die<br />

Zeitzonen, selbst ein eigener Koch war in<br />

der Entourage vertreten. „Was wir für den<br />

Erfolg betreiben, ist der reinste Wahnsinn,<br />

aber eben auch wahnsinnig erfolgreich“,<br />

sagte einmal der österreichische<br />

Ernährungs- und Fitnessexperte des<br />

Djokers, Gebhard Gritsch. Wahrscheinlich<br />

verleihe der ganze Aufwand auch ein<br />

„gewisses Gefühl der Beruhigung“, so Gritsch, „man hat einfach<br />

im Kopf: ‚Du hast alles getan, um siegen zu können!‘“<br />

Federer, Nadal und Djokovic: Sie wirken in ihrem Erfolgszyklus<br />

allerdings auch wie Aktien, deren Hausse die Hausse nährt.<br />

„Unerreichbar erschient das fabelhafte Trio“, notierte die „New<br />

York Times“, und registrierte auch eine gewisse Beißhemmung<br />

der Konkurrenz: „Viele Mitbewerber glauben nicht wirklich an<br />

sich, wenn sie gegen einen der drei antreten.“ Bei Grand Slams<br />

merke er selbst häufig, dass Gegner in kritischen, zugespitzten


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TENNIS LIVE <strong>2021</strong><br />

ROLAND GARROS, bett1OPEN, MERCEDESCUP<br />

Ausgewählte Matches auch auf servustv.com


022<br />

VEREINT AUF DER<br />

GROSSEN BÜHNE, NICHT<br />

IMMER IN DER SACHE<br />

Federer, Djokovic und<br />

Nadal.<br />

URGEWALT Nole hat<br />

im Tennisgeschäft<br />

alles zerrissen.<br />

Situationen „entweder zu wenig machen oder zu viel versuchen“,<br />

sagt Nadal, der Sandplatzkönig von Roland Garros. „Dabei ist<br />

es am wichtigsten, Ruhe zu bewahren, aber durchaus selbst die<br />

Entscheidung zu suchen“, so der Spanier.<br />

MEISTER DES DOSIERTEN KRAFTEINSATZES<br />

Aktion statt Reaktion, aber mit kühlem Kopf, mit Power und<br />

Präzision. „Viele junge Spieler behaupten, alles zu wissen, nichts<br />

mehr lernen zu müssen“, erklärt der Kroate Goran Ivanisevic,<br />

der einstige „Herr der Asse“ und aktuelle Teilzeitcoach von<br />

Djokovic, „aber die Topleute zeigen ihnen das Gegenteil auf.“ Die<br />

Herausforderer würden zwar „immer wieder hoch gehandelt“,<br />

so Ivanisevic, „aber die Wahrheit ist: Sie hinterfragen sich und<br />

ihre Leistungen nicht ausreichend genug.“<br />

Und tatsächlich hat sich auch an einem entscheidenden<br />

Detail in diesem Machtpoker über all die Jahre wenig verändert:<br />

Während viele Rivalen der Großen Drei in frühen Phasen der<br />

Grand Slams ihre Energien verschleudern, mit ihren Stärkepotenzialen<br />

alles andere als haushalten, sind Federer, Nadal und<br />

Djokovic Meister des Krafteinsatzes, absolute Champions der<br />

Effizienz. Wenn es hart auf hart kommt, in den fortgeschrittenen<br />

Runden, am Finalwochenende, sind sie hellwach und fit im<br />

Startblock. „Du kannst Grand Slams auch in der ersten Woche<br />

verlieren, obwohl du gewinnst“, sagt Boris Becker, der jüngste<br />

Wimbledonsieger aller Zeiten – „ich weiß, wovon ich rede.“<br />

Und wo soll das alles enden, diese Macht und Herrlichkeit<br />

der Großen Drei? Federers Karriere nähert sich langsam dem<br />

Ritt in den Sonnenuntergang, aber der Traum vom neuerlichen,<br />

vom letzten Grand-Slam-Sieg ist noch nicht ausgeträumt. Djokovic<br />

und Nadal haben potenziell noch einige gute, sehr gute Jahre<br />

im Wanderzirkus vor sich; Jahre, in denen die Rekordjagd nach<br />

den meisten Major-Titeln weitergehen wird – und Jahre, in denen<br />

viele Tennisträume der anderen weiter zu platzen drohen. ●<br />

FOTOS: FABRICE COFFRINI/AFP/GETTY IMAGES, CAMERON SPENCER/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, QUALITY SPORT IMAGE/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES,<br />

LEO MASON/POPPERFOTO/GETTY IMAGES(3), D DIPASUPIL/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, POPPERFOTO/GETTY IMAGES


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024<br />

WIMBLEDON 2019,<br />

FINALE: Djokovic vs.<br />

Federer 7:6 (5), 1:6,<br />

7:6 (4), 4:6, 13:12<br />

Was man wissen<br />

muss: Federer kann<br />

im fünften Satz bei<br />

eigenem Aufschlag<br />

zwei Matchbälle<br />

nicht nutzen.<br />

Die größten Matches<br />

AUSTRALIAN OPEN<br />

2017, FINALE:<br />

Federer vs. Nadal<br />

6:4, 3:6, 6:1, 3:6,<br />

6:3<br />

Was man wissen<br />

muss: Federer gibt<br />

nach dem 1:3 im<br />

fünften Satz kein<br />

Spiel mehr ab.<br />

Head-to-<br />

Head<br />

DJOKOVIC VS. FEDERER<br />

27:23<br />

NADAL VS. FEDERER<br />

24:16<br />

DJOKOVIC VS. NADAL<br />

29:27<br />

AUSTRALIAN OPEN 2012, FINALE: Djokovic<br />

vs. Nadal 5:7, 6:4, 6:2, 6:7 (5), 7:5<br />

Was man wissen muss: Das längste<br />

Grand-Slam-Endspiel der Geschichte.<br />

WIMBLEDON 2008, FINALE:<br />

Nadal vs. Federer 6:4, 6:4,<br />

6:7 (5), 6:7 (8), 9:7<br />

Was man wissen muss:<br />

Nadal entthront in der<br />

Dunkelheit den fünffachen<br />

Champion Federer.<br />

FRENCH OPEN 2013, HALB-<br />

FINALE: Nadal vs. Djokovic<br />

6:4, 3:6, 6:1, 6:7 (3), 9:7<br />

Was man wissen muss:<br />

Djokovic muss drei weitere<br />

Jahre warten, bevor er Nadal<br />

in Paris bezwingen kann.<br />

FOTOS: SIMON M BRUTY/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, DANIEL LEAL-OLIVAS/AFP/GETTY IMAGES, BEN STANSALL/AFP/GETTY IMAGES, MATTHEW STOCKMAN/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, JULIAN FINNEY/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES(2), MICHAEL DODGE/<br />

GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, SCOTT BARBOUR/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES (2), SEAN DEMPSEY/PA IMAGES/GETTY IMAGES


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026<br />

VOLLE KONZENTRATION,<br />

VOLLE POWER Dominic<br />

Thiem hat noch mindestens<br />

ein großes Ziel vor Augen.


027<br />

HOCHSCHAUBAHN Flushing Meadows, 13. September 2020 – Comeback geglückt.<br />

Siegen in der<br />

Komfortzone<br />

DOMINIC THIEM hat sich spätestens mit seinem Triumph bei den US Open 2020 als feste<br />

Größe in der Tennis-Weltelite etabliert. Österreichs Nummer eins muss niemandem mehr<br />

etwas beweisen – außer vielleicht sich selbst.<br />

REDAKTION: JENS HUIBER


028<br />

Dominic<br />

Thiem<br />

Geburtstag: 3. September 1993<br />

Größe: 185 cm<br />

Gewicht: 79 kg<br />

Profi seit: 2011<br />

Coach: Nicolas Massu<br />

Bester Weltranglistenplatz: 3<br />

Titel insgesamt: 17<br />

Titel Majors: 1 (US Open 2020)<br />

Markenzeichen: Kick-Aufschlag<br />

nach außen, Heavy-Spin-Vorhand,<br />

Rückhandschuss die Linie entlang<br />

„<br />

Besser in einem vollen Stadion spielen,<br />

in dem das komplette Publikum gegen<br />

einen ist, als vor leeren Tribünen.“ Hat<br />

Dominic Thiem schon 2017 geahnt,<br />

dass ihm, dem Tenniszirkus, der ganzen<br />

Welt ein Trauerspiel bevorsteht, wie es nicht einmal die<br />

größten Pessimisten vorhersehen wollten? Natürlich<br />

nicht. Es war mehr die Suche nach Lichtblicken in der<br />

Analyse eines Nachmittags in New York City, der in einem<br />

sportlichen Desaster für Thiem geendet hatte. 2:0-Satzführung<br />

gegen Juan Martin del Potro, die mehr als 6.000<br />

Argentinier im Grand Stand ruhiggestellt, danach ein<br />

schlampig gespielter dritter Durchgang – und schließlich,<br />

bitte, danke, kein Viertelfinale gegen Roger Federer,<br />

sondern eine Heimreise, die sicher nicht lustig war.<br />

Was für eine Ironie des Schicksals, dass Thiem im<br />

Spätsommer 2020 exakt dort, wo er drei Jahre zuvor<br />

erstmals richtige Daviscup-Auswärts-Atmosphäre zu<br />

spüren bekommen hat (und das bei einem Grand-<br />

Slam-Turnier!), seinen größten Karriere-Triumph feiern<br />

sollte. Vor leeren Rängen. Im Billie Jean King National<br />

Tennis Center.<br />

LEBENSTRAUM „Der erste Major-Titel ist perfekt.“


029 123<br />

Und jetzt? Ja, es gibt sie noch, die ganz große Aufgabe, die größte<br />

im Tennis, vielleicht im Sport überhaupt: die French Open zu<br />

gewinnen, solange Rafael Nadal noch spielt. Und dabei den<br />

Matador auf seinem ureigensten Terrain zu besiegen. 2009 hat der<br />

Schwede Robin Söderling das geschafft, 2016 Novak Djokovic. Zu<br />

beiden Anlässen war Nadal nicht fit; bei seinen vier Begegnungen<br />

gegen Thiem auf der Pariser Asche schon. Einen von 13 gespielten<br />

Sätzen hat Dominic Thiem im Schatten des Eifelturms gegen<br />

Nadal gewonnen, 2019 im Endspiel. 2014 durfte Thiem in Runde<br />

zwei Lehrgeld bezahlen, 2017 reichte es im Halbfinale auch nur<br />

zu sieben Spielgewinnen, ein Jahr später verkrampfte Nadal zwar<br />

in den Händen, seine Beine und sein Kampfgeist trugen ihn aber<br />

dennoch zum damals elften Triumph am Bois de Boulogne.<br />

FOTOS: GEPA PICTURES/HANS OSTERAUER, GEPA PICTURES/MATTHIAS HAUER, GEPA PICTURES/WALTER LUGER, CAMERON SPENCER/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, TPN/GETTY IMAGES<br />

SPORT/GETTY IMAGES, CLIVE BRUNSKILL/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, AL BELLO/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES(2), MATTHEW STOCKMAN/ GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES,<br />

HIER SIND NOCH MEHRERE RECHNUNGEN OFFEN …<br />

… die Dominic Thiem begleichen kann, kein Zweifel. Der mittlerweile<br />

27-Jährige hat die spielerischen Waffen, hat die notwendige<br />

Physis, hat die Erfahrung und – im Gegensatz zu anderen<br />

aufstrebenden Kollegen wie Alexander Zverev, Daniil Medvedev<br />

oder Andrei Rubjlow – auch das Wissen, dass er die beiden besten<br />

Spieler der Welt, Nadal und Novak Djokovic, bei einem Major<br />

bezwingen kann. Noch nicht in einem Finale; mit der<br />

Betonung auf „noch“. Ein derartiger „Signature Win“ ist von der viel<br />

besungenen ersten #NextGen nur Stefanos Tsitsipas geglückt,<br />

zuletzt bei den Australian Open. Aber eben auch nicht, als es um den<br />

Siegerscheck ging, sondern schon im Viertelfinale (gegen Nadal).<br />

FEDERER UND VOR ALLEM AGASSI MUSSTEN WARTEN<br />

Ein Erfolg bei einem der vier größten Turniere kann Kräfte frei<br />

machen. Roger Federer war ein solcher Triumph jahrelang vorhergesagt<br />

worden – dem ersten Grand-Slam-Sieg in Wimbledon<br />

2003 ließ der Schweizer 19 weitere folgen. Andre Agassi<br />

mühte sich auf Asche und Hartplatz redlich, ehe er, für<br />

alle überraschend, 1992 wie aus dem Nichts in Wimbledon<br />

auf Rasen zuschlug. Auch Agassi war danach ein anderer<br />

Tennisspieler, einer, der die für ihn<br />

schwierigste Prüfung bestanden hatte. Und<br />

der zu neuen Abenteuern aufbrach, die<br />

in einem Karriere- Grand-Slam mündeten.<br />

Agassi agierte als globaler Superstar,<br />

als Werbeikone, als Trendsetter, der<br />

sportlich dennoch oft – zu oft, wenn man<br />

seiner äußerst lesenswerten Biografie<br />

„Open“ glaubt – in Pete Sampras seinen<br />

Meister gefunden hat. Die Krux, mit der<br />

die männlichen Tennisprofis seit fast zwei<br />

Dekaden zu kämpfen haben: In diesem<br />

Zeitraum gab es nicht einen Sampras, sondern gleich drei. Federer,<br />

Nadal und Djokovic haben den Kuchen untereinander aufgeteilt,<br />

selten bis nie ist ein Krümel heruntergefallen. Und wenn, dann<br />

waren der oftmals unterschätzte Stan Wawrinka und der eiserne<br />

Andy Murray da, die bei jeweils drei Major- Titeln stehen. Und<br />

stehen bleiben werden – während zumindest bei Djokovic und<br />

Nadal die Aussichten auf weitere ausgesprochen gut sind.<br />

„DAS NÄCHSTE MAL. VIELLEICHT.“<br />

Der Matador und sein größter Herausforderer.<br />

Die Langzeitwirkungen des Erfolgs von Dominic Thiem im<br />

Endspiel der US Open gegen Alexander Zverev – bemerkenswerterweise<br />

ebenfalls nach einem 0:2-Satzrückstand – werden<br />

erst in ein paar Jahren zu bewerten sein. Das New Yorker<br />

Finale war spielerisch gesehen kein Leckerbissen, Thiem meinte<br />

im Anschluss, er sei noch nie so nervös gewesen wie an jenem<br />

Tag. Als ihm Zverev aber in Durchgang drei plötzlich den kleinen<br />

Finger gereicht hat, so wie Thiem weiland del Potro, da hat<br />

Österreichs Sportler des Jahres 2020 zugepackt. Mit Verve. Und<br />

mit einem Killerinstinkt, der auch für künftige Treffen mit eben<br />

einem Rafael Nadal in Paris hoffen lässt.<br />

DOMINIC THIEM MUSS SICH WOHLFÜHLEN<br />

Für ein Dacapo, also für einen zweiten Grand-Slam-Titel und ergo<br />

das Überholen von Thomas Muster zumindest in dieser Hinsicht,<br />

müssen bei Dominic Thiem viele Dinge<br />

stimmen. Am allermeisten wohl seine<br />

Stimmung. Coach Nicolas Massu, der<br />

Ein „Signature Win“ ist<br />

außer Thiem bei einem<br />

Grand-Slam-Turnier aus<br />

der #NextGen nur Stefanos<br />

Tsitsipas geglückt.<br />

Anfang 2019 zunächst als Tour-Coach<br />

einsprang und dann plötzlich Günter<br />

Bresnik als Cheftrainer ersetzte, durfte<br />

die Reise zu den Australian Open in<br />

diesem Jahr nicht mitmachen, einem<br />

positiven Covid-19-Test geschuldet.<br />

Massu, so heißt es, war dafür<br />

verantwortlich, dass Dominic Thiem<br />

plötzlich wieder den Spaß am Tennis<br />

entdeckt hat. Der bis dahin größte Coup, der Turniersieg in<br />

Indian Wells wenige Tage nach der Inauguration Massus, hat dem<br />

Verhältnis Thiems zu seinem chilenischen Übungsleiter einen Schub<br />

gegeben, den man ohne Übertreibung als Kickstart beschreiben<br />

kann. Mit Anlauf.<br />

Massu, der 2004 in Athen im Einzel und mit Fernando<br />

Gonzalez im Doppel zwei olympische Goldmedaillen geholt hat,


030<br />

scheint seinem Schützling neben guter Laune auch die Lust auf<br />

Edelmetall vermittelt zu haben. Der ursprüngliche Plan, erstmals<br />

2024 in Paris in das olympische Dorf einzuziehen, wurde von<br />

Thiem gekippt, nun soll es schon im Sommer <strong>2021</strong> so weit sein<br />

– Tokio ruft. Wenn schon keine ausländischen Fans, sollte es dort<br />

immerhin den besten österreichischen Tennisspieler zu bestaunen<br />

geben. Und seine gehobenen Ansprüche.<br />

Er fahre als Grand-Slam-Champion<br />

zu jedem Turnier in der Erwartung, es<br />

Nicolas Massu war<br />

dafür verantwortlich,<br />

dass Dominic Thiem<br />

wieder Spaß am<br />

Tennis gefunden hat.<br />

gewinnen zu können. Oder zu müssen?<br />

Dominic Thiem schien sich da vor dem<br />

Turnier in Doha nicht ganz sicher, die<br />

unschöne Niederlage gegen Grigor<br />

Dimitrov bei den Aus tralian Open<br />

bedurfte einige Wochen später wohl<br />

immer noch einer en gültigen Aufarbeitung.<br />

Die erste Phase der laufenden<br />

Saison hat aber auch (und vor allem am<br />

Beispiel Thiem) gezeigt, durch welches<br />

emotionale Wechselbad die Tennisprofis gehen müssen: In<br />

Melbourne startete Thiem nach 14-tägiger Quarantäne in<br />

Adelaide und einem Schaukampf gegen Rafael Nadal<br />

(vor ausverkauftem Haus, wohlgemerkt) als Leader des<br />

österreichischen Teams in den ATP Cup. Die Stimmung<br />

war eher mau, die Leistungen Thiems auch. Vater Wolfgang,<br />

der den Kapitän gab, neigt nicht zum Cheerleadertum. Von<br />

Zuschauern nichts zu sehen. Keine Stimmung, nirgendwo.<br />

Fazit: So macht das keinen Spaß.<br />

TOKIO UND TURIN ALS JAHRESZIELE?<br />

Ein paar Tage später dann eine 180-Grad-Wendung, das<br />

atmosphärisch vielleicht dichteste Tennismatch des ganzen<br />

Jahres, ganz sicher aber bei den Aussie Open <strong>2021</strong>: Thiem<br />

darf vor fast vollen Rängen gegen Lokalmatador<br />

Nick Kyrgios ran, verliert die<br />

ersten beiden Sätze; Gegner und Publikum<br />

pushen sich gegenseitig, nicht ahnend,<br />

dass in Thiem das steckt, was ein ehemaliger<br />

französischer Präsident zu seinem<br />

Leitspruch in einem Wahlkampf gemacht<br />

hat: „La force tranquille“, die stille Kraft.<br />

Und die Kraft als solche überhaupt.<br />

Während Kyrgios, in Coronazeiten nur<br />

Teilzeitprofi und hauptsächlich ein<br />

nimmermüder Mahner seiner Kollegen,<br />

mit jeder Minute an Power verliert, legt<br />

Thiem eher noch zu. Und feiert einen<br />

letztlich, ja, ungefährdeten Sieg. Sachen<br />

gibt’s …<br />

Am gleichen Abend aber wurden die<br />

Fans rechtzeitig vor Mitternacht nach<br />

Hause geschickt, Melbourne ging in einen<br />

fünftägigen Lockdown – see ya later, mate!<br />

Was für Thiem bedeutete: einmal Grigor<br />

Dimitrov im Achtelfinale, bitte, und zwar solo, im aus tralischen<br />

Sommer und ohne Feedback von den billigen Plätzen. Diese<br />

Versuchsanordnung bewältigte der Bulgare deutlich besser,<br />

auch wenn es keiner spielerischen Meisterleistung bedurfte, um<br />

Thiem aus dem Turnier, zurück nach Europa und in eine Phase<br />

des Grübelns zu schicken.<br />

Die Auftritte in Doha und vor allem in<br />

Dubai haben nicht dabei geholfen, diese<br />

Phase zu beenden – obwohl Nicolas Massu<br />

wieder mit im Team war, an der Seite<br />

von Physio Alex Stober, der seit<br />

seinem Dienstantritt gegen Ende 2015<br />

der treueste Begleiter von Dominic<br />

Thiem ist. Aber wer seine Energie auch<br />

von den Rängen bezieht, der konnte in<br />

Doha höchstens noch die von Medizinern<br />

vorgeschriebene Mindestmenge an<br />

Kalorien abgreifen, in Dubai herrschte<br />

tote Hose.<br />

Damit müssen alle Spieler klarkommen, es sei denn,<br />

sie verzichten wie Kyrgios auf Gastspiele, die von einer mehr<br />

oder minder strengen Abschottung der Sportler und von<br />

Einschränkungen für die Fans geprägt sind.<br />

DER JACKPOT<br />

Dominic Thiem wird sich der Herausforderung stellen, vielleicht<br />

ein wenig am Turnierkalender schrauben; auch das eine Lehre<br />

aus den ersten zehn Jahren im professionellen Tenniszirkus. Im<br />

Grunde spielt Thiem seit den vergangenen US Open mit „House<br />

Money“, mit dem Geld der Bank. Alles kann, nichts muss. Thiem<br />

ist Stammgast bei den ATP Finals (und hätte nach anfänglichen<br />

Schwierigkeiten in London zumindest das dort letzte, vielleicht<br />

sogar die beiden jüngsten Austragungen dort für sich entscheiden<br />

müssen) – trotz des Stotterstarts <strong>2021</strong><br />

sollte man ihn für das Saisonfinale auch<br />

in diesem Jahr nicht abschreiben.<br />

Tokio und Turin, die Olympischen<br />

Spiele und das Endspiel der besten acht<br />

Spieler der Saison also, das sind die<br />

lohnenden Ziele für Dominic Thiem in<br />

den kommenden Monaten. Neben der<br />

einen, der größten Aufgabe überhaupt:<br />

Mit einem Sieg gegen Rafael Nadal in<br />

Roland Garros hätte sich die Geschichte<br />

mit dem „House Money“ auch erledigt.<br />

Dominic Thiem hätte dann den Superjackpot<br />

geknackt. Nicht, dass er den<br />

zur Abrundung seiner herausragenden<br />

Karriere noch bräuchte. Aber geil<br />

wär’s schon. ●<br />

RESPEKT Die gegenseitige Achtung zwischen<br />

Rafa und Dominic ist mit den Händen zu greifen.


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032<br />

KITZBÜHEL 2019<br />

Der erste Streich im<br />

„Austrian Double“.<br />

Meilensteine<br />

auf der ATP-Tour<br />

Die besten<br />

Matches<br />

Die bittersten<br />

Niederlagen<br />

New York City, 2020. Wiener Stadthalle, 2019. Kitzbühel, 2014.<br />

→ Erster Matchsieg:<br />

Wien 2011 (gegen Thomas Muster)<br />

→ Erstes Finale:<br />

Kitzbühel 2014<br />

(Niederlage gegen David Goffin)<br />

→ Erster Turniersieg:<br />

Nizza 2015<br />

(Finale gegen Leonardo Mayer)<br />

→ Erster Sieg bei einem Masters-1000-Turnier:<br />

Indian Wells 2019<br />

(Finale gegen Roger Federer)<br />

→ Erster Sieg bei einem<br />

Grand-Slam-Turnier:<br />

US Open 2020<br />

(Finale gegen Alexander Zverev)<br />

→ Buenos Aires 2016, Viertelfinale:<br />

Thiem vs. Nadal<br />

6:4, 4:6, 7:6 (4)<br />

→ Madrid 2018, Viertelfinale:<br />

Thiem vs. Nadal<br />

7:5, 6:3<br />

→ Roland Garros 2019, Halbfinale:<br />

Thiem vs. Djokovic<br />

6:2, 3:6, 7:5, 5:7, 7:5<br />

→ ATP Finals 2019, Vorrunde:<br />

Thiem vs. Djokovic<br />

6:7 (5), 6:3, 7:6 (5)<br />

→ Australian Open 2020, Viertelfinale:<br />

Thiem vs. Nadal<br />

7:6, 7:6, 4:6, 7:6<br />

→ French Open 2011,<br />

Juniorenfinale:<br />

Thiem vs. Fratangelo<br />

6:3, 3:6, 6:8<br />

→ Kitzbühel 2014, Finale:<br />

Thiem vs. Goffin 6:4, 1:6, 3:6<br />

→ US Open 2017, Achtelfinale:<br />

Thiem vs. del Potro<br />

6:1, 6:2, 1:6, 6:7 (1), 4:6<br />

→ US Open 2018, Viertelfinale:<br />

Thiem vs. Nadal<br />

6:0, 4:6, 5:7, 7:6 (4), 6:7 (5)<br />

→ Australian Open 2020, Finale:<br />

Thiem vs. Djokovic<br />

4:6, 6:4, 6:2, 3:6, 4:6


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034<br />

Coverstory<br />

Familiengeschäfte<br />

Zurück zu den Wurzeln, also zu seiner Familie – unter diesem Motto<br />

hat ALEXANDER ZVEREV Ende 2020 eine Generalüberholung seines<br />

Umfelds vorgenommen. Die ersten Ergebnisse in der laufenden Saison<br />

zeigen: Der Ansatz der deutschen Nummer eins könnte Früchte tragen,<br />

wir haben das in einem Portrait zusammengefasst.<br />

REDAKTION: NIKOLAUS FINK<br />

FAMILY SUPPORT Mutter Irina<br />

und Hund Lövik kommen in der<br />

Regel erst nach den Matches<br />

ins Bild. Vater Alexander senior<br />

lässt keinen Ballwechsel aus.


035<br />

Alexander<br />

Zverev<br />

Geburtstag: 20. April 1997<br />

Größe: 198 cm<br />

Gewicht: 90 kg<br />

Profi seit: 2013<br />

Coach: Alexander Zverev senior<br />

Bester Weltranglistenplatz: 3<br />

Titel insgesamt: 14<br />

Titel Majors: -<br />

Stärken: Akkurate, pfeil schnelle<br />

Rückhand, brachialer erster<br />

Aufschlag<br />

Markenzeichen: Goldketten,<br />

Stirnband


036<br />

DIE ZVEREV Gute Laune ist im Familienverbund garantiert.<br />

Da stand er, der neue deutsche Tennisheld,<br />

mitten im menschenleeren Arthur<br />

Ashe Stadium. Mit Tränen in den Augen<br />

und brüchiger Stimme. Minuten zuvor<br />

hatte Alexander „Sascha“ Zverev das<br />

US-Open-Finale 2020 gegen Dominic Thiem im Tiebreak<br />

des fünften Satzes verloren und dabei nicht nur eine<br />

Möglichkeit auf den ersten Grand-Slam-Titel seiner Karriere<br />

ausgelassen. Eine 2:0-Satzführung, ein Breakvorsprung im<br />

letzten Durchgang und ein von Krämpfen geplagter Gegner<br />

– all das hatte nicht ausgereicht, um sich den großen Lebenstraum<br />

zu erfüllen. Und so stand Zverev eben da, nach der<br />

bittersten Niederlage seiner Karriere.<br />

Doch der erste Gedanke, er galt nicht der verpassten<br />

Chance: Er galt seinen Eltern, die die Reise nach New York<br />

aufgrund positiver Coronatests nicht mitgemacht hatten.<br />

„Es sind einige wichtige Leute, die heute fehlen. Ich möchte<br />

meinen Eltern danken“, setzte Zverev an, ehe ihn die Gefühle<br />

endgültig übermannten. „Ich vermisse sie. Ich bin sicher,<br />

sie sind zu Hause und bestimmt auch so<br />

stolz auf mich. Und ich hoffe, eines Tages<br />

kann ich die Trophäe nach Hause bringen“,<br />

schloss der Hamburger unter Tränen ab.<br />

UNTERSCHIEDLICHE ROLLEN<br />

FÜR MAMA UND PAPA<br />

Diese Minuten in den USA, sie waren Indiz<br />

dafür, wie dick das Band zwischen Alexander<br />

Zverev und seiner Familie ist. Mutter<br />

Irena, Vater Alexander senior und Bruder Mischa – sie sind<br />

für den Deutschen sowohl privat als auch sportlich die drei<br />

wichtigsten Bezugspersonen. Schon früh entwickelte sich<br />

aus der vierköpfigen Familie ein wahrer Tennisclan: Mischa<br />

zählte zu den besten Junioren <strong>Deutschland</strong>s, in seinem<br />

Windschatten reifte sein um fast zehn Jahre jüngerer Bruder<br />

Alexander heran. Immer mit dabei: Irena und Alexander<br />

Meine Mutter<br />

war immer eine<br />

Inspiration.<br />

senior, die einst selbst beide für die Sowjetunion als<br />

Tennisprofis aktiv waren und sich seit Kindheitstagen auch<br />

um die sportlichen Belange ihrer Kinder kümmern.<br />

Die Rollen der beiden könnten dabei kaum unterschiedlicher<br />

sein. Irena, die oftmals zu nervös ist, um sich<br />

Matches ihrer Söhne anzusehen, gilt im Team als gute Seele.<br />

„Meine Mutter war immer eine Inspiration, hat immer alles<br />

für mich und meinen Bruder getan. Sie hat mich schon in<br />

jungen Jahren trainiert. Sie hat alles getan, um uns zu Tennisspielern<br />

und den Menschen zu machen, die wir heute sind“,<br />

erzählt Sascha Zverev. Alexander senior ist im Training<br />

hingegen der Schleifer und der harte Hund. Doch der 24-Jährige<br />

weiß, was er seinem Vater alles zu verdanken hat: „Er hat<br />

mich zu dem Tennisspieler gemacht, der ich bin.“<br />

SCHWIERIGES VERHÄLTNIS ZU DEUTSCHLAND<br />

Dass dieser Tennisspieler über riesengroßes Talent verfügt,<br />

war Beobachtern der Szene schon früh bewusst – auch<br />

Patricio Apey, der den Hamburger 2012 unter Vertrag nahm.<br />

Das Ziel des chilenischen Managers: Zverev sollte der nächste<br />

globale Superstar werden. Aus diesem Grund verzichtete<br />

Apey auch auf eine Positionierung am deutschen Markt –<br />

ein Umstand, der das Verhältnis zwischen <strong>Deutschland</strong> und<br />

Zverev bis heute belastet. Zwar endete die Zusammen arbeit<br />

mit Apey in einem Rechtsstreit, den der Tennisstar gewann,<br />

bleiben sollte jedoch das Unverständnis, mit welchem man<br />

einigen Entscheidungen Zverevs in seinem Herkunftsland<br />

begegnete. So ließ der Hamburger 2017 beispielsweise<br />

sein Heimturnier am Rothenbaum aus; auch der Verzicht<br />

auf das eine oder andere Daviscup-Duell kam bei seinen<br />

Lands leuten nicht gut an.<br />

Zverev selbst betont jedoch immer wieder, wie viel ihm<br />

seine Heimat bedeutet. „Ich liebe <strong>Deutschland</strong>, ich liebe<br />

Hamburg. Wenn ich irgendwo mein Leben lang sein<br />

könnte, wäre es Hamburg“, erklärte er 2017 gegenüber<br />

der „Süddeutschen Zeitung“. Dass die Familie Zverev<br />

äußerst eng mit <strong>Deutschland</strong> verbunden ist, zeigte sich<br />

auch nach Saschas erstem Titel auf<br />

heimischem Boden: Der ansonsten so<br />

stoische Alexander senior vergoss 2017 in<br />

München bei der Siegerehrung Tränen der<br />

Rührung und Dankbarkeit.<br />

Exakt zwölf Monate später präsentierte<br />

er sich in der bayerischen Hauptstadt gleich<br />

noch einmal ungewohnt emotional. Der Grund<br />

war diesmal aber ein anderer: Nachdem<br />

Alexander senior vom Deutschen Tennis<br />

Bund (DTB) als „Trainer des Jahres 2017“ ausgezeichnet<br />

worden war, griff sein jüngster Sohn zum Mikrofon. „Mein<br />

Vater ist einer der besten Trainer der Geschichte. Für mich<br />

ist er der beste Trainer aller Zeiten. Er hat aus dem Nichts<br />

zwei Söhne in die Top 25 geführt“, trug Alexander Zverev vor.<br />

Das einzige Manko zum damaligen Zeitpunkt: Die<br />

Grand-Slam-Ergebnisse passten noch nicht. Aus diesem


037<br />

Die fünf<br />

besten<br />

Matches<br />

1. ATP Finals 2018, Finale:<br />

Alexander Zverev vs. Novak<br />

Djokovic 6:4, 6:3<br />

2. Madrid 2018, Finale:<br />

Alexander Zverev vs.<br />

Dominic Thiem 6:4, 6:4<br />

3. Rom 2017, Finale:<br />

Alexander Zverev vs. Novak<br />

Djokovic 6:4, 6:3<br />

4. ATP Finals 2018, Halb finale:<br />

Alexander Zverev vs. Roger<br />

Federer 7:5, 7:6 (5)<br />

5. Montreal 2017, Finale:<br />

Alexander Zverev vs. Roger<br />

Federer 6:3, 6:4<br />

ROM, 2017 Der erste 1000er-Triumph –<br />

und ein wohlverdientes Bad in der Menge.<br />

NEW YORK CITY, 2020 Zwei Punkte<br />

zu wenig für die Premiere als<br />

Grand-Slam-Sieger. Alexander<br />

Zverev knabbert heute noch dran.<br />

Die fünf<br />

bittersten<br />

Niederlagen<br />

1. US Open 2020, Finale:<br />

Alexander Zverev vs. Dominic<br />

Thiem 6:2, 6:4, 4:6, 3:6, 6:7 (6)<br />

2. Viertelfinale Australian<br />

Open <strong>2021</strong>:<br />

vs. Novak Djokovic 7:6 (6),<br />

2:6, 4:6, 6:7 (6)<br />

3. Australian Open 2020,<br />

Halbfinale:<br />

Alexander Zverev vs. Dominic<br />

Thiem 6:3, 4:6, 6:7 (3), 6:7 (4)<br />

4. Indian Wells 2016,<br />

Achtelfinale:<br />

Alexander Zverev vs. Rafael<br />

Nadal 7:6 (8), 0:6, 5:7<br />

5. Australian Open 2017,<br />

dritte Runde:<br />

Alexander Zverev vs. Rafael<br />

Nadal 6:4, 3:6, 7:6 (5), 3:6, 2:6


038<br />

HARTES TRAINING Der Herr Papa gibt die Richtung vor,<br />

Bruder Mischa hilft im Doppel und neuerdings als Manager<br />

aus – am Ende muss es Sascha aber alleine richten.<br />

Grund installierte der Hamburger kurz darauf Ivan Lendl als<br />

Supercoach, die zehnmonatige Zusammenarbeit scheiterte<br />

allerdings im Juni 2019. Ein Jahr darauf versuchte sich dann<br />

David Ferrer als zweiter Spanier nach Juan Carlos Ferrero,<br />

den Zverev zwischen 2017 und 2018 für wenige Monate<br />

engagiert hatte, als Trainer des Deutschen. Alle drei<br />

Kollaborationen hatten jedoch eines gemeinsam: Es reichte<br />

für Zverev nicht zum heiß ersehnten Major-Triumph.<br />

Somit sollte sich schlussendlich bewahrheiten, was<br />

Ale xander senior bereits nach dem Ende der Zusammenarbeit<br />

mit Lendl behauptet hatte: „Zwei Trainer<br />

sind einer zu viel.“ Mit Beginn des<br />

Jahres <strong>2021</strong> setzte Alexander Zverev<br />

wieder auf sein altbewährtes Team, in<br />

dem sein Vater die alleinige Rolle des<br />

Trainers annahm. Er habe viel Zeit<br />

damit verbracht, „über meine kurz- und<br />

langfristigen Strategien“ nachzudenken.<br />

„Deshalb, und aufgrund der andauernden<br />

weltweiten Restriktionen, habe ich mich entschlossen,<br />

zurück zu den Wurzeln zu gehen“, begründete Zverev seine<br />

Entscheidung.<br />

Auch in Sachen Management baute der Deutsche kräftig<br />

um: Anstelle der von Roger Federer mitgegründeten Agentur<br />

Team 8 übernahmen Bruder Mischa und Freund Sergej Bubka<br />

junior sämtliche Management-Angelegenheiten. Zudem<br />

wurde mit Bela Anda ein Krisenberater installiert. Der langjährige<br />

Vertraute des ehemaligen deutschen Kanzlers<br />

Gerhard Schröder sollte Zverev im Umgang mit Ex-Freundin<br />

Olga Sharypova, die den Deutschen im Herbst 2020 öffentlich<br />

mit Vorwürfen häuslicher Gewalt konfrontiert hatte, unterstützen.<br />

Zverev wies die Anschuldigungen mehrfach von sich.<br />

Mein Vater ist einer<br />

der besten Trainer<br />

der Geschichte.<br />

ZVEREV ERFÄHRT VATERFREUDEN<br />

Diese Vorwürfe waren für den Hamburger aber nur der Gipfel<br />

eines sehr turbulenten Jahres 2020. „Aus meinem Jahr kann<br />

man eigentlich einen Film machen“, fasste Zverev daher<br />

beim letzten Turnier der Saison in London zusammen. Zu<br />

diesem Zeitpunkt war bereits bekannt, dass er mit seiner<br />

Ex-Freundin Brenda Patea ein gemeinsames Kind erwartete.<br />

Am 11. März <strong>2021</strong> war es dann so weit: Alexander Zverev<br />

wurde zum ersten Mal Vater. Die Geburt seiner Tochter<br />

Mayla sei das Highlight seines Lebens, erklärte der<br />

24-Jährige, der sich abseits der Center-<br />

Courts dieser Welt aber nach weniger<br />

Trubel als zuletzt sehnen dürfte.<br />

Einen ersten Schritt in diese Richtung<br />

machte Zverev mit der Rückkehr zu<br />

seinen Wurzeln. An Unterstützung seiner<br />

Familie mangelt es dem neuen deutschen<br />

Tennishelden dabei nicht. Das zeigte sich<br />

schon kurz nach dem verlorenen US-<br />

Open-Finale an den Worten seines Bruders Mischa: „Von dem<br />

Tag an, an dem du geboren wurdest, wusste ich, dass du<br />

besonders bist. Und ich habe immer zu dir aufgeschaut,<br />

unabhängig von unserem Alter. Du warst derjenige, der mich<br />

immer an unsere Träume glauben ließ. Auch wenn es heute<br />

Nacht nicht sein sollte, weiß ich, dass unsere Träume wahr<br />

werden. Ich bin stolz, dein Bruder zu sein.“<br />

Stolz, das kann Alexander Zverev auch auf seine bisherige<br />

Karriere sein. Und es würde an ein kleines Wunder grenzen,<br />

sollte der Hamburger nicht der erste männliche deutsche<br />

Grand-Slam-Sieger seit Boris Becker im Jahr 1996 werden.<br />

Die eine oder andere Träne wäre garantiert – dann aber nicht<br />

mehr aus Enttäuschung. ●<br />

FOTOS: VINCE CALIGIURI/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, GIUSEPPE BELLINI/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, GLYN KIRK/AFP/GETTY IMAGES, CLIVE BRUNSKILL/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, ALEXANDER HASSENSTEIN/<br />

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040<br />

AUGEN AUF Naomi Osaka<br />

ist die Zukunft des<br />

Frauentennis – jetzt schon.


041<br />

Naomi Osaka<br />

Der Superstar mit<br />

sieben Siegeln<br />

NAOMI OSAKA bringt alles mit, um die Tenniswelt in den kommenden Jahren zu regieren.<br />

Nachdem die Japanerin sportlich längst in die Elite vorgestoßen ist, setzt die bestbezahlte<br />

Sportlerin der Welt nun auch außerhalb der Tennisblase immer mehr Zeichen.<br />

REDAKTEUR: LUKAS ZAHRER<br />

Es ist frech, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten. Wie ein Störfeuer<br />

bringt es den ursprünglichen Fragesteller in Bedrängnis. In erster Linie betont<br />

eine Gegenfrage aber einen kritischen Punkt – genau das war Naomi Osakas<br />

Ziel. Die Japanerin hatte gerade zum zweiten Mal in ihrer Karriere die US Open<br />

gewonnen, als sie auf ihren Weg zum Triumph angesprochen wurde: Zu ihren sieben<br />

Einzel matches war sie nämlich jeweils mit einer schwarzen Maske erschienen. Auf den Masken<br />

standen in weißen Großbuchstaben Namen von schwarzen Menschen, die Opfer von Polizeigewalt<br />

in den USA wurden. „Welches Zeichen wollten Sie damit setzen?“, fragte ESPN-Reporter Tom<br />

Rinaldi. Ohne zu zögern stellte Osaka eine Gegenfrage: „Nun, welches Zeichen haben Sie gesehen?“<br />

Osaka ließ Rinaldi jedoch nicht auflaufen, dafür ist sie viel zu höflich. Sie führte anschließend<br />

aus, dass die Leute miteinander reden sollten, und meinte damit vor allem den strukturellen<br />

Rassismus in den USA und auf der ganzen Welt. Es waren Worte einer 22-Jährigen, deren Familie<br />

selbst Rassismus erfahren musste.<br />

Schon beim Vorbereitungsturnier der US Open, das ebenfalls in New York ausgetragen wurde,<br />

begehrte Osaka auf. Nach dem Tod von Jacob Blake, einem 29-jährigen Schwarzen, dem ein Polizist<br />

ohne Not sieben Mal in den Rücken schoss, boykottierten NBA-Teams die Play-offs. Die Halbfinalistin<br />

Osaka wartete auf ein Signal der WTA – als keines kam, gab sie ihren Rückzug aus dem Turnier<br />

bekannt. Erst daraufhin wurden sämtliche Matches des Tages gestrichen.<br />

Mit ihren sportlichen Erfolgen bekommt Osakas Wort immer mehr Gewicht. Sie stand 25<br />

Wochen an der Spitze der Weltrangliste. Von ihren sieben Karrieretiteln, die sie bis April <strong>2021</strong><br />

gewann, holte sie gleich vier bei Grand Slams. Der 23-Jährigen wird eine große Karriere vorhergesagt.<br />

Wird sie weitere Grand Slams gewinnen? Die Antwort scheint so offensichtlich, ergo darf die Frage<br />

mit einer Gegenfrage beantwortet werden: Wie viele Grand Slams wird sie noch gewinnen?<br />

GESCHWISTERLIEBE<br />

Osaka wurde am 16. Oktober 1997 in der gleichnamigen Stadt in Japan geboren. Ihr Vater stammt<br />

aus Haiti und studierte in New York, als er auf einer Urlaubsreise in Sapporo, Japan, seine spätere<br />

Ehefrau kennenlernte. Deren Vater akzeptierte das Paar aufgrund seiner Hautfarbe nicht, sie zogen<br />

deshalb nach Osaka, wo zunächst Mari und 18 Monate später dann Naomi geboren wurde.<br />

Als das jüngere der zwei Mädchen drei Jahre alt war, zog die Familie zu den Eltern des Vaters in<br />

ein Haus auf Long Island, New York. Der Vater war fasziniert vom Weg der Williams-Schwestern;<br />

sie dienten ihm als Inspiration, auch seine beiden Töchter zum Tennis zu bringen. 2006 wechselten<br />

die beiden Mädchen in Florida ins Homeschooling und bekamen bessere Trainingsmöglichkeiten.<br />

Vom Tennisverband USTA gab es zunächst keine Unterstützung – mit ein Grund, warum Osaka<br />

heute für Japan spielt.<br />

Die Initialzündung geschah durch Geschwisterliebe. „Als wir jung waren, war ich wirklich<br />

nicht gut. Mir war das auch egal, ich war nur dort, weil meine Schwester spielte“, sagte Naomi<br />

Naomi<br />

Osaka<br />

Geburtstag:<br />

16. Oktober 1997<br />

Größe: 180 cm<br />

Gewicht: 65 kg<br />

Profi seit: 2014<br />

Coach: Wim Fissette<br />

Bester Weltranglistenplatz:<br />

1<br />

Titel insgesamt: 7<br />

Titel Majors: 4<br />

(Australian Open<br />

2019, <strong>2021</strong>; US Open<br />

2018, 2020)<br />

Markenzeichen:<br />

Knallharter Aufschlag,<br />

hohe Temporesistenz,<br />

Nerven wie Drahtseile


042<br />

einmal über ihre frühen Jahre auf der Juniorinnen-Tour. „Und ich wollte sie besiegen.“ Während<br />

Mari im vergangenen März ihre Karriere beendete, zählt Naomi seit 2018 zu den zehn<br />

besten Spielerinnen der Welt. Schon im Alter von 14 Jahren spielte sie ihr erstes Profiturnier,<br />

vier Jahre später ihr erstes WTA-Finale. 2016 wurde sie zur Newcomerin des Jahres gewählt.<br />

Den letzten Feinschliff holte sich Osaka ausgerechnet von Sascha Bajin, dem langjährigen<br />

Hitting Partner von Serena Williams. Sie verbesserte ihre Beinarbeit, brachte<br />

Sicherheit in ihre Grundschläge, ohne dabei an Offensivgeist einzubüßen. Das Selbstvertrauen<br />

wuchs, Osaka gewann auch große Matches; gleichzeitig stieg ihre Popularität<br />

dank ihrer Authentizität.<br />

SELBSTIRONIE<br />

Als Naomi 2018 das Turnier von Indian Wells gewann, sprach sie danach selbst von der<br />

„schlechtesten Siegerinnenrede aller Zeiten“: Sie bedankte sich zunächst bei den Veranstaltern,<br />

den Sponsoren, dann (ach ja!) bei ihrer Finalgegnerin. Dann ein „Habe ich etwas vergessen?“<br />

Es folgte Dank an ihre Betreuer, den Ausrüster, ihre zwei Sponsoren – „habe ich sonst etwas<br />

vergessen?“ Ihre Schlägerfirma, die Ballkinder, die Fans … „und das war’s, glaube ich“. Die<br />

WTA legte ihr nahe, ein Medientraining zu absolvieren – sie lehnte dankend ab.<br />

Es folgten größere Erfolge und noch kuriosere Ansprachen. Bei ihrem ersten Grand-<br />

Slam-Titel ein halbes Jahr später schlug sie im Finale Serena Williams. Bei der Siegerinnenehrung<br />

buhte das Publikum: Vorangegangen war ein Disput der US-Amerikanerin mit dem<br />

Schiedsrichter, Williams warf diesem Sexismus vor, die Fans in New York standen hinter ihr.<br />

Osaka genierte sich dafür, gewonnen zu haben. Sie hielt sich die Hand vors Gesicht. „Ich<br />

wollte nicht, dass die Leute mich weinen sehen“, sagte sie, denn „das wäre lächerlich.“<br />

Osaka spielte weiterhin lächerlich gut, holte auch den Titel bei den darauf folgenden<br />

Australian Open, wurde zur Nummer eins und stieg dank diverser Sponsorenverträge zur<br />

bestbezahlten Sportlerin der Welt auf. Nach einem durchwachsenen Jahr wechselte sie ihren<br />

Trainer, heute betreut sie der analytische Belgier Wim Fissette.<br />

ERST SCHEU, DANN LAUT<br />

Die Konkurrenz beneidet die 1,80 Meter große Osaka um ihren Aufschlag und ihre Spielintelligenz.<br />

In langen Rallyes sind es nicht nur ihre harten Grundschläge, sondern vor allem<br />

die richtigen Schläge, die ihr den Punkt einbringen. Auf dem Platz gibt sie sich schon lange<br />

wie eine Erwachsene – ihre Schwester vergleicht Naomi aber nach wie vor gerne mit Stewie<br />

Griffin, dem Baby aus der Comicserie „Family Guy“: Im privaten Umgang sei sie ein Genie,<br />

in dem ein kleines Kind schlummere. Sie überrascht mit schlagfertigen Aussagen; man will<br />

zunächst freundlich lachen und merkt erst im Nachhinein, wie überlegt und in die Tiefe<br />

gehend ihre Bemerkungen sind.<br />

Naomi Osaka galt als verschlossene Person, bezeichnete sich als „extrem scheu“. Ihr<br />

Verhältnis zum Trainer war distanziert und professionell. Das soll sich inzwischen geändert<br />

haben, sie sehe es nun nicht mehr als Schwäche, über ihre Emotionen zu reden. „Ich bereue<br />

vieles, bevor ich mich schlafen lege“, sagte sie einmal in einem Interview, „am meisten, wenn<br />

ich es nicht ausspreche, was ich mir denke.“<br />

Heute ist sie lauter denn je, und damit eine Inspiration für unzählige junge Frauen mit<br />

vielseitigem Migrationshintergrund. Zu Beginn der Black-Lives-Matter-Bewegung flog sie<br />

mit ihrem Freund, dem Rapper Cordae Dunston, zu den Protesten nach Minneapolis. Sie<br />

sieht sich als schwarze Frau – daran ändert auch eine Nudelfirma nichts, die sie in einem<br />

Werbe-Cartoon heller zeichnen ließ.<br />

Ihre sieben Masken bei den US Open dienten als Inspiration. Als sie in der Bubble von<br />

New York merkte, welche Reaktionen ihre Aktion hervorrief, sagte sie, sie sei „sprachlos und<br />

sehr emotional“ gewesen. Obwohl das sonst selten vorkomme. Die sieben Namen waren<br />

Breonna Taylor, Elijah McClain, Ahmaud Arbery, Trayvon Martin, George Floyd, Philando<br />

Castile und Tamir Rice. „Es hat mich stärker gemacht. Ich hatte einen größeren Drang, zu<br />

gewinnen, weil ich noch mehr Namen zeigen wollte, und ich wollte noch mehr Menschen<br />

zum Reden bringen.“ ●<br />

SIEBEN MATCHES Sieben<br />

Statements, sieben Siege.


043<br />

IM FOKUS<br />

Kamerascheu zu<br />

sein ziemt sich<br />

für eine globale<br />

Ikone nicht.<br />

Ich bereue es am meisten,<br />

wenn ich nicht ausspreche,<br />

was ich mir denke.<br />

WACHABLÖSE Naomi und Serena<br />

Williams <strong>2021</strong> in Melbourne.<br />

SIEGERPOSE In vertrauter Haltung und<br />

in „Zivil“ mit dem dritten Major-Pokal.


044<br />

Instagram: 2.2 M Follower | Facebook: 640 k Abonnenten |<br />

Twitter: 949 k Follower | TikTok: 283 k Follower<br />

Pacemaker<br />

on & off Court<br />

Naomi Osaka ist eine Sportlerin, die aus veralteten Normen ausbricht<br />

und damit nicht nur Geschichte schreibt, sondern vielmehr eine<br />

neue Ära einläutet, die weit über die Grenzen des Tennissports<br />

hinausgeht. Wir erklären das Phänomen in neun Punkten:<br />

REDAKTION: JOHANNA BRESNIK<br />

Ich weiß nicht, wie man sich als Japanerin,<br />

Haitianerin oder US-Amerikanerin fühlen<br />

soll. Ich fühle mich einfach wie ich selbst.<br />

1FABELHAFTE<br />

VIELFALT<br />

Naomi hat ihre<br />

japanischen Wurzeln von<br />

ihrer Mutter und ihre<br />

haitianischen Wurzeln von<br />

ihrem Vater; seit sie drei<br />

Jahre alt ist, lebt sie in den<br />

USA – salopp gesagt liegt<br />

ihr Diversität im Blut.<br />

2FAMILIENUNTER-<br />

NEHMEN OSAKA<br />

Naomis Vater<br />

Leonard Francois hat sie<br />

und ihre Schwester Mari,<br />

inspiriert von den Erfolgen<br />

der Williams-Schwestern,<br />

zum Tennissport gebracht<br />

und das Geschwisterpaar<br />

auch einige Jahre lang<br />

trainiert.<br />

3DIE BUSINESS-<br />

FRAU NAOMI<br />

Osakas Werbepartner-Portfolio<br />

beinhaltet<br />

neben Yonex und Nike<br />

Firmen wie Mastercard,<br />

Workday, Beats by Dre,<br />

Sony Playstation, Tag<br />

Heuer, Louis Vuitton, Nissin<br />

Foods, Nissan Motor und<br />

All Nippon Airways. Die<br />

Japanerin steht nicht nur<br />

aufgrund ihrer Erfolge so<br />

hoch im Kurs bei Unternehmen,<br />

sondern auch,<br />

weil sie als Vorrei terin<br />

einer neuen Generation<br />

gilt, ihre Partner mit<br />

Sorgfalt auswählt und zu<br />

100 Prozent hinter den<br />

Produkten, die sie bewirbt,<br />

steht. Das zeigt die Tatsache,<br />

dass sie für Hyperice<br />

Technology nicht nur Testimonial<br />

ist, sondern auch in<br />

die Firma investiert hat.<br />

4FASHION-<br />

TRAILBLAZERIN<br />

Abseits des<br />

Tennisplatzes sieht man<br />

die 23-Jährige häufig<br />

bei Fashionshows und<br />

auf diversen Covers von<br />

Modemagazinen. Osaka<br />

bezeichnet sich sogar<br />

selbst als „Fashion- Nerd“,<br />

hat unter anderem schon<br />

ihre eigene Modelinie bei<br />

ihrem Aus statter Nike und<br />

ist stolze Markenbotschafterin<br />

von Louis Vuitton.<br />

5FRAUENPOWER<br />

Naomi Osaka ist<br />

Miteigentümerin<br />

des Damenfußballklubs<br />

North Carolina Courage,<br />

denn es ist ihr ein großes<br />

Anliegen, dass es mehr<br />

Aufmerksamkeit und<br />

Respekt für den Frauensport<br />

gibt.<br />

6DIE AKTIVISTIN<br />

Naomi engagiert<br />

sich stark bei den<br />

Bewegungen #BlackLives<br />

Matter und #StopAsian-<br />

Hate. Sie ist allgemein<br />

bekannt für ihre höfliche<br />

und friedliebende Art, die<br />

sie in Interviews oder bei<br />

Siegerehrungen immer<br />

wieder zeigt.<br />

7WELTSPITZE<br />

Osaka ist die erste<br />

asiatische Tennisspielerin,<br />

die die Spitze der<br />

Weltrangliste im Dameneinzel<br />

erreicht hat. Bei<br />

den Herren hat das bisher<br />

noch kein Spieler aus Asien<br />

geschafft.<br />

8NAOMI IN LOVE<br />

Die Tennisspielerin<br />

ist seit Ende<br />

2019 mit dem Rapper YBN<br />

Cordae zusammen. Fun<br />

Fact: Ihr Celebrity Crush ist<br />

der amerikanische Schauspieler<br />

Michael B. Jordan.<br />

9NAOMI, DAS<br />

FANGIRL<br />

Neben besagtem<br />

Michael B. Jordan ist<br />

Osaka auch eine große<br />

Bewunderin der Mangaund<br />

Animekultur. Zu ihren<br />

liebsten TV-Sendungen<br />

zählt unter anderem „The<br />

Office“, was auf ihren<br />

sehr trockenen Humor<br />

zurückzuführen sein<br />

könnte.<br />

FOTOS: JAMES D. MORGAN/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, MATTHEW STOCKMAN/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES (2), QUINN ROONEY/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, BEIGESTELLT


046<br />

Die vier Grand Slams<br />

Der Happy Slam in Melbourne, die Terre Battue in Paris, der heilige Rasen in London und<br />

der Showdown im größten Tennisstadion der Welt in New York City: Die vier Grand-Slam-<br />

Turniere prägen seit Jahrzehnten alle Tennisträume – nicht nur jene der Spieler, sondern<br />

auch die der Fans. Wir haben uns die Majors und ihre Besonderheiten angesehen.<br />

1<br />

FAKTEN:<br />

Australian Open<br />

REDAKTION: CHRISTIAN ALBRECHT BARSCHEL<br />

● Warum man dieses Turnier besuchen sollte<br />

Wenn es in Mitteleuropa im Jänner bibbernd<br />

kalt ist, gibt es nichts Schöneres, als nach<br />

Melbourne zu den Australian Open zu reisen.<br />

Die Anlage ist zehn Fußminuten vom Herzen<br />

Melbournes entfernt – das gibt es bei keinem<br />

anderen Grand-Slam-Turnier. Die Australian<br />

Open stehen für eine tolle Mischung aus Sport<br />

und Entertainment, die Feel-Good- Mentalität<br />

der Australier muss man hautnah erleben.<br />

Das Turnier schreibt jedes Jahr die schönsten,<br />

skurrilsten und aufregendsten Geschichten:<br />

Sei es das Geschlechter duell zwischen Karsten<br />

Braasch und den Williams- Schwestern im<br />

Jahr 1998 oder Roger Federers Comebacksieg<br />

im Jahr 2017. Dieses Turnier muss man<br />

einfach lieben!<br />

● Was man dort (nicht) essen sollte<br />

Die australische Küche besteht aus viel Fast<br />

Food, die Preise auf der Anlage haben es in sich.<br />

Wer lieber nahrhaftes Essen mag, sollte vorher<br />

reichlich frühstücken. Sind die Temperaturen<br />

in Melbourne hoch, ist ausreichendes Trinken<br />

ohnehin viel wichtiger – gerne kann man auch<br />

einen leckeren Sommercocktail auf der grünen<br />

Wiese mit Livemusik genießen.<br />

● Der Geheimtipp<br />

Die Veranstalter lassen sich auf dem immer<br />

größer werdenden Turniergelände jedes Jahr<br />

Neuerungen einfallen. Ich empfehle, alles zu<br />

erleben, was möglich ist: einen Tennisball<br />

mit dem eigenen Namen kreieren lassen, die<br />

Souvenirshops besuchen, im großen Trainingsareal<br />

auf Tuchfühlung mit den Spielern gehen –<br />

und natürlich ganz viel Tennis schauen, vor<br />

allem am Abend. Wenn Nick Kyrgios auf seinem<br />

Lieblingsplatz, der inzwischen John Cain Arena<br />

heißt, spielt, sollte man unbedingt dabei sein.<br />

Partystimmung garantiert!<br />

● Der legendäre persönliche Moment<br />

Das war beim Match Lleyton Hewitt gegen<br />

Marcos Baghdatis im Jahr 2008. Ich war für<br />

ein Auslandspraktikum in Sydney und reiste<br />

an jenem Samstag als Fan zum ersten Mal zum<br />

Turnier. Das Match begann erst kurz vor<br />

Mitternacht, und es war ein Match wie eine<br />

Achterbahnfahrt: Spielende um 4:34 Uhr, mit<br />

Hewitt als Sieger. Ein Rekord für die Ewigkeit,<br />

und ich war live dabei. Beim Australian-Open-Titel<br />

von Angelique Kerber im Jahr 2016 saß ich als<br />

Reporter im Stadion, als deutsche Sportgeschichte<br />

geschrieben wurde. Ebenfalls unvergesslich!<br />

Austragungsort:<br />

Melbourne<br />

Überdachte Courts:<br />

3<br />

Größtes Stadion:<br />

Rod Laver Arena<br />

(14.820 Plätze)<br />

Rekordsiegerin<br />

(Open Era): Serena<br />

Williams (7 Titel)<br />

Rekordsieger<br />

(Open Era): Novak<br />

Djokovic (9 Titel)<br />

Siegerin <strong>2021</strong>:<br />

Naomi Osaka<br />

Sieger <strong>2021</strong>:<br />

Novak Djokovic


047<br />

US Open<br />

2REDAKTION: JENS HUIBER<br />

● Warum man dieses Turnier besuchen sollte<br />

Die Frage ist eher: Ja, warum denn nicht? Alles<br />

ist groß, das meiste großartig. Das geht bei den<br />

Ticketpreisen los, die in der ersten Woche unter<br />

100 Dollar liegen, und geht weiter bei dem, was<br />

man für sein Geld bekommt: Ein Ground Ticket<br />

macht alle Show Courts (Ausnahme: das Arthur<br />

Ashe Stadium) zugänglich – einzigartig unter<br />

den vier Majors. Die Trainingsplätze sind so<br />

übersichtlich angeordnet, dass die Fans den<br />

Spitzenspielern im Grunde den ganzen Tag lang<br />

zusehen können. Die ganze Veranstaltung ist<br />

rauchfrei (abgesehen von den beiden italienischen<br />

Journalisten, die einfach nicht anders können),<br />

die Plaza mit dem Brunnen vor dem Ashe Stadium<br />

spektakulär schön. Und wer ein paar ehemalige<br />

und aktuelle Sieger des Tages recht nah sehen<br />

möchte: Die großen TV-Sta tionen haben<br />

ihre Bühnen gut einsehbar aufgebaut.<br />

● Was man dort (nicht) essen sollte<br />

Die Lobster Roll im Food Corner ist mit über<br />

20 Dollar ihr Geld nicht wert. Gleich daneben<br />

gibt es den Koreaner unseres Vertrauens: ein bisserl<br />

scharf, aber grandios. Und einmal pro Woche (oder<br />

einmal pro Tag, oder auch einmal pro Session)<br />

muss man sich die frittierten Chicken Tenders<br />

mit den Gitterpommes holen – selbst wenn man<br />

sich auch sonst ständig etwas Gutes gönnt.<br />

● Der Geheimtipp<br />

New York City muss man mögen. Geht nicht anders.<br />

Folgender Arbeitsauftrag also: Während einer Night<br />

Session ins Arthur Ashe Stadium, rauf bis in die<br />

alleroberste Reihe – und von dort den Blick über die<br />

Anlage mit all den beleuchteten Plätzen und Richtung<br />

Manhattan schweifen lassen. Zugegeben: Höhenangst<br />

ist fehl am Platz. Ansonsten aber: Genau für solche<br />

Momente ist der Begriff „erhaben“ erfunden worden.<br />

● Der legendäre persönliche Moment<br />

Die ältere Dame im Sektor mit Verfügungsgewalt für<br />

die Journalistenplätze im Ashe Stadium hatte sich im<br />

Grunde zwei Wochen lang nur darum gekümmert,<br />

dass auf keinen Fall nicht autorisierte Personen in<br />

ihr Revier eindringen. Am Finalsamstag der Frauen<br />

2019 war ihr das für wenige Augenblicke wurst: Es<br />

waren die paar Sekunden, in denen Serena Williams<br />

den Court betrat. Die Bedeutung von Serena für so<br />

viele Menschen in den USA kann gar nicht überschätzt<br />

werden; längst unabhängig von ihren Erfolgen. Und in<br />

jenem Moment im September 2019 war diese Hingabe<br />

der meisten Fans – und der sonst so strengen älteren<br />

Dame – buchstäblich mit den Händen zu greifen …<br />

FAKTEN:<br />

Austragungsort:<br />

New York City<br />

Überdachte<br />

Courts: 3<br />

Größtes Stadion:<br />

Arthur Ashe<br />

Stadium (22.547)<br />

Rekordsiegerinnen<br />

(Open Era):<br />

Chris Evert,<br />

Serena Williams<br />

(jeweils 6 Titel)<br />

Rekordsieger<br />

(Open Era):<br />

Jimmy Connors,<br />

Roger Federer,<br />

Pete Sampras<br />

(jeweils 5 Titel)<br />

Siegerin 2020:<br />

Naomi Osaka<br />

Sieger 2020:<br />

Dominic Thiem


048<br />

3Wimbledon<br />

REDAKTION: JÖRG ALLMEROTH<br />

● Warum man dieses Turnier besuchen sollte<br />

Ganz einfach: weil Wimbledon das Turnier der Turniere<br />

im Tennis ist. Das größte, bedeutendste, wichtigste. Das<br />

Turnier, bei dem Sieger unsterblich werden und man selbst<br />

dabei gewesen ist. Wimbledon ist allerdings auch ein<br />

Anachronismus, eine manchmal verrückte Mischung aus<br />

Tradition und Moderne – in einem beschaulichen Vorort<br />

einer glitzernden Millionenmetropole. Wimbledon verändert<br />

sich im stetigen Wandel, aber manches bleibt auch wie<br />

immer, zum Beispiel „The Queue“, die Schlange für Tagestickets.<br />

Abends lohnt sich auch für Kurzbesucher ein Bummel<br />

station Southfields den Garden Lawn Tennis Club<br />

(auf Höhe der Bushaltestelle South Deans Gardens).<br />

Die Mitglieder schenken Bier, Wein und andere Drinks<br />

zu moderaten Preisen aus, Wimbledon-Besucher aus<br />

aller Welt treffen sich auf der Terrasse zum Plausch<br />

und Erfahrungsaustausch. Man kann die Rasenplätze<br />

des Klubs auch zum Spielen anmieten. Entlang der<br />

Wimbledon Park Road gibt es weiters diverse Outlets,<br />

die Wimbledon-Merchandise aus früheren Jahren zu<br />

Rabattpreisen anbieten.<br />

www. gardenstennis-sw19.co.uk/play-tennis/<br />

FAKTEN:<br />

durch Wimbledon selbst und die Wohngebiete; fast immer<br />

● Der legendäre persönliche Moment<br />

trifft man Spieler und ihre Entourage, die in gemieteten Häusern<br />

Auch viele Journalisten wohnen in angemieteten<br />

wohnen und zum Shopping oder zum Dinner gehen.<br />

Häusern in Wimbledon. In der ersten Nacht unseres<br />

● Was man dort (nicht) essen sollte<br />

Aufenthalts vor 26 Jahren sperrten sich ein Fotografenkollege<br />

Was sollte man essen, was nicht? Bei Fish and Chips, bei<br />

Erdbeeren mit Sahne und „Pimm’s“, dem erfrischenden<br />

Sommerdrink, kann man wenig falsch machen. Die Preise<br />

sind allerdings gesalzen, wie eigentlich fast alles im All<br />

England Lawn Tennis and Croquet Club. In der „Queue“<br />

wird man inzwischen von Lieferdiensten mit allem<br />

versorgt – ob Pizza, indische Currys oder Bowls …<br />

● Der Geheimtipp<br />

Wer abends nach einem Tennis-Großkampftag entspannen<br />

will, findet direkt auf dem Weg vom Club zur U-Bahnaus.<br />

und meine Wenigkeit souverän aus dem Anwesen<br />

Beide Schlüssel waren im Haus geblieben, stellten<br />

wir entsetzt nach einem Restaurantbesuch fest. Handys<br />

gab es damals noch nicht – nach Mitternacht wurde<br />

ein Schlüssel dienst aus dem fernen Zentrum Londons<br />

beauftragt. Der kam dann gegen zwei Uhr morgens, ging<br />

rabiat an sein Werk, bohrte schließlich das ganze Schloss<br />

auf, weckte die halbe Straße auf – und schickte später<br />

eine Rechnung über umgerechnet 800 D-Mark. So begann<br />

Wimbledon 1995 für mich – wahrlich denkwürdig.<br />

Austragungsort:<br />

London<br />

Überdachte<br />

Courts: 2<br />

Größtes Stadion:<br />

Centre Court<br />

(15.000 Plätze)<br />

Rekordsiegerin<br />

(Open Era):<br />

Martina Navratilova<br />

(9 Titel)<br />

Rekordsieger<br />

(Open Era):<br />

Roger Federer<br />

(8 Titel)<br />

Siegerin 2019:<br />

Simona Halep<br />

Sieger 2019:<br />

Novak Djokovic


050<br />

● Warum man dieses Turnier besuchen sollte<br />

Der Tipp, nach Paris zu fahren, liegt nahe: Paris ist<br />

am schnellsten zu erreichen – von Karlsruhe etwa,<br />

aus dem Südwesten <strong>Deutschland</strong>s also, dauert die<br />

Fahrt via TGV gerade mal drei Stunden. Dafür nimmt<br />

man gerne die Unannehmlichkeiten der French Open<br />

in Kauf. Diese beginnen mit der Ticketorder: An<br />

einem Tag im März wird die entsprechende Seite<br />

freigeschaltet, und der nerven starke Tennisfan ist<br />

hier klar im Vorteil. Man steckt meist ewig in einer<br />

Warteschleife fest, die heimlich eingeplanten Tage<br />

und Courts sind meist schon weg, und am Ende des<br />

Buchungsvorgangs stürzt regelmäßig die Seite ab;<br />

man muss also wieder von vorne beginnen.<br />

Der erfahrene Besteller zeigt hier seine ausgewiesene<br />

Fähigkeit zum Parallelmanagement: Er hat gleich<br />

drei Computer mit drei Accounts am Laufen – für<br />

den Fall der Fälle.<br />

● Was man dort (nicht) essen sollte<br />

In Sachen Fanfreundlichkeit spielt Roland Garros<br />

sicher nicht in einer Liga mit den Australian Open oder<br />

den US Open. Der Grund: Die Anlage ist eng, da hat<br />

auch der Ausbau hinein in den Botanischen Garten<br />

wenig geholfen – dieser ist allerdings ein Ort der Ruhe<br />

und Schönheit. Das Problem: zu viele Fans für zu<br />

wenig Platz. Das Angebot an Essen ist, gelinde<br />

gesagt, überschaubar. Hier zeigt sich abermals der<br />

Experte: Der kauft nämlich bei Carrefour gleich um<br />

die Ecke ein – und versorgt sich selbst.<br />

● Der Geheimtipp<br />

Der vielleicht wichtigste Tipp: Bucht euch mindestens<br />

zwei oder drei Tage, denn der Regen macht einem<br />

in Paris gerne einen Strich durch die Rechnung –<br />

wenngleich der Mai in den vergangenen Jahren<br />

deutlich freundlicher zu Tennisfans war als früher …<br />

● Der legendäre persönliche Moment<br />

Federer, Nadal, Djokovic und Williams: Stars wie sie<br />

spielen ihre Matches ja auf den Hauptcourts. Gefühlt<br />

also: ewig weit weg. Aber sie trainieren oft auf den<br />

kleinen Plätzen – die Frage ist nur, wann. Manche<br />

Turniere geben Trainings zeiten bekannt, die French<br />

Open leider nicht. 2013 hatte ich (als Tennisfan vor<br />

Ort) durch einen Platzhelfer mitbekommen, wann und<br />

wo Nadal und Federer trainieren würden, habe mir<br />

anderthalb Stunden zuvor einen noch einsamen<br />

Sitzplatz direkt hinter der Spielerbank gesichert und<br />

anschließend das Training der beiden nacheinander<br />

hautnah erlebt, Autogramme inklusive. Wichtigste<br />

Erkenntnis: Nadal spielt Topspin, ja. Aber der Sound,<br />

wenn er voll durchzieht – Wahnsinn!<br />

Austragungsort:<br />

Paris<br />

Überdachte Courts:<br />

1<br />

Größtes Stadion:<br />

Court Philippe-<br />

Chatrier<br />

(15.166 Plätze)<br />

Rekordsiegerin<br />

(Open Era):<br />

Chris Evert<br />

(7 Titel)<br />

Rekordsieger<br />

(Open Era):<br />

Rafael Nadal<br />

(13 Titel)<br />

Siegerin 2020:<br />

Iga Swiatek<br />

Sieger 2020:<br />

Rafael Nadal<br />

FOTOS: TIM CLAYTON/CORBIS SPORT/GETTY IMAGES, THOMAS LOVELOCK/SPORTS ILLUSTRATED/GETTY IMAGES,<br />

AL BELLO/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, ANDY CHEUNG/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES<br />

4Roland Garros<br />

REDAKTION: FLORIAN GOOSMANN<br />

FAKTEN:


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052<br />

Irgendwie trage<br />

ich schon dieses<br />

Lehrer- Gen in mir.


053<br />

„Muster gegen<br />

Nadal würd’ ich<br />

gerne sehen“<br />

Seit über 30 Jahren genießt GÜNTER BRESNIK (60) als Trainer hohes Ansehen im globalen Tennisbusiness,<br />

aber er polarisiert auch. Im großen Tennisnet-Interview spricht Bresnik übers Lehren und Lernen – und er<br />

sagt, wieso es heute zu viel ums Wohlfühlen geht und warum sich bisher Thiem & Co wirklich die Zähne an<br />

den Big Three ausgebissen haben.<br />

INTERVIEW: FRITZ HUTTER<br />

Tennisnet: Was begeistert einen Mann wie dich<br />

so am Tennis, dass er diesem Sport praktisch<br />

ein ganzes Berufsleben widmet?<br />

Günter Bresnik: Dass du als Trainer einfach<br />

nie auslernst! Ich muss immer daran zurückdenken,<br />

wie ahnungslos ich im Verhältnis zu heute bei meinem<br />

ersten Spieler, Horst Skoff, war. In erster Linie waren es andere<br />

Trainer, durch die du dann immer neue, scheinbar nicht machbare<br />

Dinge bemerkst, welche dann auch immer neue Reize setzen.<br />

Wann immer mir jemand erklärt hat, dass etwas nicht geht, habe<br />

ich dann genau das gemacht. Und das hört nie auf.<br />

Also ein Sport als lebenslange Heraus forderung?<br />

Ja, obwohl Tennis im Vergleich zu anderen Dingen natürlich<br />

keinerlei Bedeutung hat. Das hat mir vor Jahren ein jüdischer<br />

Schriftsteller auf einem Flug von Nizza nach Wien recht drastisch<br />

vor Augen geführt: Er hat mich nach meinem Job gefragt und<br />

danach gefragt, wie man nur seinen Verstand dafür verschwenden<br />

könne, jemandem beizubringen, wie man andere am Tennisplatz<br />

austrickst. Das hat mich schon irritiert. Trotzdem: Es macht mir<br />

ungebrochen Spaß, im Tennis unterschiedlichste Problemstellungen<br />

zu meistern.<br />

Umgang mit Menschen. Da sind Freundschaften entstanden –<br />

manche davon sind zerbrochen, manche halten ewig.<br />

Muss man zum Lehren geboren sein?<br />

Irgendwie trage ich schon dieses Lehrergen in mir. Natürlich hängt<br />

es vom Alter des Gegenübers ab: Einen jungen Spieler prägst du<br />

mehr als einen älteren. Viele Beziehungen spielen sich aber auf<br />

Augenhöhe ab, wo du sowohl lehrst als auch lernst. Als Trainer habe<br />

ich am meisten von den Spielern gelernt – durch die Art, wie sie ihre<br />

Gefühle artikulieren, aber zum Beispiel auch durch ihren Spielstil.<br />

Das alles hat mir relativ schnell Auge und Verstand dafür geöffnet,<br />

auf wie viele verschiedene Arten man zu Erfolg kommen kann.<br />

Wer waren die besten Lehrer?<br />

Von den Trainern waren es sicher der zuletzt leider verstorbene<br />

Bob Brett und Ion Tiriac, die mein Interesse an Spielern auf ein<br />

anderes Niveau gehoben und mir gezeigt haben, mit wie vielen<br />

Welche da wären respektive auch waren …?<br />

Am Anfang, dass ich als Student aus einer Akademiker familie<br />

etwas im Spitzensport weiterbringen kann. Irgendwann bist<br />

du dann drinnen und so vom Ehrgeiz zerfressen, dass du mehr<br />

und mehr Erfolg willst; zuerst mit bereits guten Spielern, dann<br />

probierst du, jemanden von Grund auf aufzubauen. Danach willst<br />

du wissen, ob du deinen Leuten nur auf einem oder auf allen<br />

Belägen helfen kannst, später, ob deine Methoden nur bei Männern<br />

oder auch bei Frauen funktionieren; eine Tennisschule leiten,<br />

andere Trainer ausbilden und so weiter … Mir taugt einfach der<br />

DER ERSTE Traumstart ins<br />

große Trainer-Biz mit dem<br />

hochveranlagten Horst<br />

Skoff (1968–2008).<br />

DER POPSTAR Erfolgreich, aber<br />

dennoch kurz war die Liaison mit<br />

dem deutschen Volkshelden Boris<br />

Becker (1992/93).


054<br />

verschiedenen Zugängen man zum Erfolg<br />

kommen kann. Und ich konnte von allen meinen<br />

Spielern – die ja aus vielen verschiedenen<br />

Nationen kamen und zum Teil nicht unkomplizierte<br />

Charaktere waren – etwas mitnehmen.<br />

Vor ein paar Tagen hat mich zum Beispiel Jim<br />

Grabb angerufen. Er war als Aufschlag-Volley-<br />

Spezialist Nummer eins im Doppel, Top 20 im<br />

Einzel und Stanford-Absolvent. Er ist heute<br />

derselbe Analytiker wie damals. Andere, wie der Horsti oder<br />

Henri Leconte, hatten einen sehr emotionalen Zugang. Da musst<br />

du als Problemlöser vielseitig sein.<br />

Tennisfreaks diskutieren oft Vergleiche zwischen Stars von einst<br />

und jetzt, spielen durch, wie etwa Roger Federer gegen Björn<br />

Borg ausgegangen wäre. Sinnlos oder reizvoll?<br />

Natürlich großteils sinnlos, aber ich liebe diese Spielchen trotzdem!<br />

So wäre Borg gegen Federer ja eigentlich eine mit ganz viel<br />

neuem Wissen über Athletik und neuem Material durchgespielte<br />

Weiterentwicklung von Borg gegen McEnroe vor 40 Jahren. Fix ist,<br />

dass ganz an der Spitze schon immer nur Platz für ganz wenige<br />

war und die wenigen Superstars einer Generation einen massiven<br />

Konkurrenzkampf unter ihren Nachfolgern ausgelöst haben. Bei<br />

Federer, Nadal und Djokovic ist das aber extrem: Die stehen ihren<br />

jüngeren Konkurrenten seit fast zwei Jahrzehnten im Weg. So wäre<br />

Dominic Thiem vielleicht schon mehrfacher Grand-Slam-Sieger,<br />

wenn ihn speziell die drei nicht schon jahrelang aufhalten würden.<br />

Was waren die ganz großen Veränderungen im Tennissport<br />

in der bisherigen Bresnik-Ära?<br />

Zum Beispiel die Geschwindigkeit im Spiel, die einerseits der<br />

Athletik und andererseits dem Material geschuldet ist. Die Beläge<br />

und die Bälle hingegen hat man ja angeglichen res pektive<br />

verlangsamt, weil es irgendwann zu schnell geworden ist. War<br />

Ivan Lendl Anfang der 1980er-Jahre der Erste, der den damaligen<br />

Stand der Dinge im körperlichen Bereich ausgeschöpft hat, so<br />

ist das heute natürlich gang und gäbe. Dafür ist die taktische<br />

Seite mehr oder weniger weggefallen und es läuft fast nur<br />

DER LEHRER Der Australier Bob<br />

Brett (1953–<strong>2021</strong>) coachte<br />

Boris Becker, Goran Ivanisevic<br />

oder auch Marin Cilic – und<br />

irgendwie auch Günter Bresnik.<br />

mehr über die technischen und körperlichen<br />

Fähigkeiten. Ich behaupte, dass heute in einem<br />

Match mit 200 ausgespielten Punkten 180<br />

nur durch technische Meisterleistungen oder technische<br />

Fehler entschieden werden. Auf die Taktik<br />

kommt es hingegen nur mehr zu allerhöchstens<br />

20 Prozent an.<br />

Technisch ist die Weiterentwicklung<br />

des Topspin-Spiels interessant.<br />

Absolut. Bei Pionieren wie Guillermo Vilas oder auch Björn Borg<br />

sind die Bälle ja anfangs vor allem höher übers Netz geflogen; mit<br />

dem um so viel aggressiveren und schnelleren Spiel von heute hatte<br />

das aber gar nichts zu tun. Rafael Nadal hat das dann auf ein<br />

komplett neues Niveau gehoben. Trotzdem, und obwohl Thomas<br />

Muster und ich nicht die dicksten Freunde sind: Einen Muster in<br />

Höchstform auf Sand gegen den Rafa würde ich mir gern anschauen!<br />

Der Tom war nicht der Allerschnellste, aber wie der seine Leistungen<br />

im Wettkampf steigern konnte, war außergewöhnlich.<br />

Waren die Guten von damals, etwa Becker,<br />

anders als heutige Stars?<br />

Mein erster großer Spieler war eben der Boris. Schon durch das<br />

spezielle Verhältnis zwischen <strong>Deutschland</strong> und Österreich bin ich<br />

da besonders auf dem Prüfstand gestanden. Leichter getan habe<br />

ich mir natürlich, weil wir dieselbe Sprache sprechen – auf Englisch<br />

wäre die Akzeptanz meiner Person sicher niedriger gewesen! (lacht)<br />

Überhaupt ist damals noch das meiste übers Miteinander-Reden<br />

gegangen. Heutzutage spielt sich leider sehr viel nur mehr übers<br />

Handy ab. Ich kann natürlich auch eine Whatsapp-Nachricht<br />

schreiben, aber das liegt mir nicht. Und wenn ich mit einer<br />

Person nur per Mail verkehre, ist mein Gefühl für diesen<br />

Menschen schlechter, als wenn ich ihn persönlich sprechen kann.<br />

Vielleicht auch ein weiterer Vorteil für die Herren Djokovic,<br />

Nadal und Federer?<br />

Meiner Meinung nach ja. Die mussten sich noch persönlich mit<br />

vielen Dingen und Menschen auseinandersetzen, haben vieles<br />

1. Das Medizinerpaar Elvira und<br />

Walter Bresnik mit Sohn Günter und<br />

den Töchtern Ingrid und Karin im<br />

Jahr 1970.<br />

2. Bei der Arbeit in der Akademie<br />

in der Südstadt unweit von Wien:<br />

„Zu mir kommen die Kinder zwecks<br />

Leistungstennis!“<br />

3. Günter Bresnik liebt den Umgang<br />

mit Menschen – auch Diskussionen<br />

mit der Journalistenriege.<br />

4. & 5. Fast 20 Jahre stand man<br />

gemeinsam am Court, 2019 trennte<br />

sich Dominic Thiem dann von<br />

Mentor Bresnik.<br />

1 2 3


055<br />

DIE BRESNIK-VORHAND<br />

Zentral bei Dominic Thiems Signature-<br />

Shot ist laut „Erfinder“ Bresnik der<br />

freie Schwung des Schlagarms aus<br />

der Schulter: „Wenn man den Arm<br />

nicht vergewaltigt, schwingt er ganz<br />

natürlich nach oben und der Oberarm<br />

geht bis zum Kinn. So kann man<br />

gleichermaßen Power und Topspin<br />

generieren.“<br />

4 5<br />

Günter Bresniks<br />

Leben und Philosophie<br />

auf und neben<br />

dem Tennisplatz,<br />

erschienen 2016 im<br />

Seifert-Verlag.


056<br />

noch selbst erledigt und konnten sich noch nicht<br />

mit technischen Hilfsmitteln aus der Affäre<br />

ziehen. Am Tennisplatz kommst du einer persönlichen<br />

Auseinandersetzung aber nicht aus – für<br />

mich eindeutig ein weiterer Grund, wa rum sich<br />

die Jüngeren so schwertun, an den dreien vorbeizukommen.<br />

Diese drei Alten können sich wirklich<br />

durchsetzen, da kommt auch verbal viel mehr rüber.<br />

Da spielen Männer gegen noch Jugend liche –<br />

selbst wenn diese schon jenseits der 20 sind.<br />

Früher war man im Profitennis also<br />

selbstständiger?<br />

Ja, allein das Handy macht einen riesigen Unterschied.<br />

Heute hast du auf Tour 15, 20 Mal pro Tag<br />

Kontakt mit daheim. Früher hat’s das nicht gegeben.<br />

Da warst du alleine in Südamerika und hast einmal<br />

in der Woche telefoniert, weil sonst dein<br />

Konto leer gewesen wäre. Auffällig ist zudem,<br />

dass heute viele mit ihren Eltern reisen. Auch<br />

das hat es übrigens bei den Big Three nicht<br />

gegeben. Deren Familien sind früher maximal zu<br />

Grand-Slam-Endspielen gekommen. Insgesamt<br />

bemerke ich, dass es heute viel mehr um dieses<br />

ständige „Wohlfühlen“ geht, andere Erfolgsfaktoren<br />

bleiben dafür oft ungeschult. Für mich<br />

ist Dominic Thiem der technisch beste Tennisspieler,<br />

auch andere wie ein Zverev oder ein<br />

Tsitsipas haben unglaubliche Fähigkeiten und sind tennismäßig<br />

vielleicht schon weiter als die drei Großen im selben Alter. Aber<br />

überall fehlt ein Mosaiksteinchen, damit sich diese Leistungsfähigkeit<br />

auch wirklich in absoluten Top-Ergebnissen niederschlägt.<br />

Das stört mich. Aber die nächste Generation wird es da<br />

möglicherweise leichter haben. Dass etwa ein Jannik Sinner mit<br />

19 schon ganz vorne mitspielen kann, finde ich sehr beachtlich.<br />

Was hat sich im Damentennis in den letzten Jahren getan?<br />

Vor 15, 20 Jahren haben dort Spielerinnen wie die Williams-<br />

Schwestern zu diktieren begonnen, wenngleich für mich Steffi<br />

Graf die beste Tennisspielerin aller Zeiten ist: eine Kombination<br />

aus perfekter Athletik und technisch großartigen Schlägen; ich<br />

denke da an ihre Vorhand und ihren legendären Rückhand-Slice.<br />

Mit ihrem Spiel wäre sie auch einer Serena Williams in Bestform<br />

gefährlich geworden. Grundsätzlich denke ich, dass du im<br />

heutigen Damentennis mit etwas mehr Raffinesse à la Arantxa<br />

Sanchez oder Justine Henin einiges erreichen könntest, weil die<br />

meisten auf dasselbe Spiel setzen.<br />

Die Entwicklung ist also überschaubar?<br />

Tennismäßig ja, aber dafür hat sich sonst enorm viel Positives für<br />

die Damentour getan – man denke an die nun gleichen Preisgelder<br />

und die weltweite Aufmerksamkeit. Wenn man heute nach weiblichen<br />

Weltstars im Sport fragt, fallen den Leuten praktisch nur<br />

mehr Tennisspielerinnen ein. Was mir nicht taugt, ist, dass es sich<br />

Für mich ist<br />

Dominic Thiem<br />

der technisch<br />

beste Tennisspieler.<br />

dann wieder schnell nur mehr ums Drumherum<br />

drehen kann und vor allem darüber diskutiert<br />

wird, ob eine einen Ganzkörperbody anhat,<br />

aber sich niemand überlegt, warum die keinen<br />

Slice kann.<br />

Eine gute Technik zählt zu deinen wichtigsten<br />

Prinzipien. Geht da noch was?<br />

Das glaube ich schon. Das wird sich immer<br />

verbessern. Früher hielt man ein Match<br />

Becker gegen Ivanisevic für fad, weil es extrem<br />

von den schnellen Aufschlägen dominiert war.<br />

Meine Antwort war immer: Man wird sich<br />

an das Tempo gewöhnen und auch diese<br />

Aufschläge retournieren können! Dann ist<br />

Andre Agassi gekommen und hat’s gemacht.<br />

Bis heute lizitieren sich die Besten ständig nach<br />

oben, nur mehr in Nuancen, aber trotzdem.<br />

Letztlich geht es immer darum, wie schnell man<br />

spielen kann und wie schnell man angespielt<br />

werden kann.<br />

Thomas Muster hat in den 1990er-Jahren mit<br />

44 ATP-Titeln zwölf Millionen Dollar Preisgeld<br />

verdient, Dominic Thiem mit 17 Turniersiegen<br />

Stand Mitte April <strong>2021</strong> satte 28 Mil lionen.<br />

Warum diese rasante Entwicklung?<br />

Der wirtschaftliche Anreiz für die guten<br />

Spielerinnen und Spieler ist immer größer geworden, weil diese<br />

extrem zur Popularität der Marken ihrer Sponsoren und jener<br />

der Turniere beitragen. Auch da muss man den Herren Federer<br />

und Co Danke sagen! Die halten seit Jahren das globale Interesse<br />

am Tennis hoch. In Österreich ist deshalb für mich eindeutig<br />

Dominic Thiem der Nummer-eins-Athlet – und als ganzjährig<br />

aktiver Einzelsportler, der es quasi im Alleingang an die Spitze<br />

einer Weltsportart geschafft hat, ist er auch als Werbeträger<br />

besonders interessant.<br />

Hat sich die Klientel in deiner Akademie verändert?<br />

Eigentlich nicht. Mann muss schon sagen, dass aufgrund der<br />

Erfolge von Dominic das Interesse definitiv wieder gewachsen<br />

ist, aber das betrifft mich weniger. Zu mir kommen traditionell<br />

Kinder, die keine „Social-Tennisspieler“ sind, sondern Leistungstennis<br />

spielen wollen; Kinder, in deren Familien der Sport eine<br />

wichtige Rolle spielt – aus allen sozialen Schichten, und in den<br />

letzten Jahren auffällig oft aus Familien mit Migrationshintergrund,<br />

besonders oft Mädchen.<br />

Zum Finale: Kann ein Kind in Österreich heute noch Tennis profi<br />

werden, ohne dass die Eltern reich oder nach kurzer Zeit pleite sind?<br />

Tennis ist natürlich eine teurere Sportart als Fußball – Teamsportarten<br />

sind immer billiger. Aber ich bezweifle, dass es in Österreich<br />

wirklich daran scheitern würde, dass jemand keinen pekuniären<br />

Hintergrund hat. ●<br />

FOTOS: GÜNTER BRESNIK PRIVAT, JÜRGEN SKARWAN, GEPA PICTURES/INGRID GENCSERER, GEPA PICTURES/<br />

DORIS HOEFLER, GEPA PICTURES/MATTHIAS HAUER, ULLSTEIN BILD / KONTRIBUTOR / GETTY IMAGES


P R ST !<br />

Mit Bier. Ohne Alkohol.<br />

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Das neue Puntigamer PR0,0ST –<br />

das „bierigste“ aller Alkoholfrei'n!


058<br />

Neue<br />

deutsche<br />

Tenniswelle<br />

JÖRG ALLMEROTH begleitet<br />

den Tenniszirkus seit den<br />

1980er-Jahren und gilt als<br />

einer der führenden deutschsprachigen<br />

Tennisjournalisten.<br />

Es war im Spätsommer 2019, als Barbara Rittner am Rande der US Open eine vage<br />

Hoffnung für das deutsche Damentennis aussprach: „Ich wünsche mir einfach, dass unsere<br />

älteren Spielerinnen noch ein paar Jahre dranbleiben.“ An jenem Tag in New York hatte Rittner<br />

allerdings auch über das „zu alte“ Damentennis in der Spitze des DTB geredet. Zudem monierte<br />

sie, dass viele aus den jüngeren Generationen den nötigen Biss und etwas Abenteuerlust<br />

vermissen ließen: Wenn man in die Weltspitze kommen wolle, dürfe man sich eben nicht von Mami und Papi<br />

überall hinkutschieren und schützen lassen, lautete das Verdikt der Abteilungschefin des Verbands.<br />

Knapp zwei Jahre später lohnt dieser kleine Rückblick, weil er nicht alles, aber doch vieles von dem vorweggenommen<br />

hat, was nun Stand der Dinge ist. Hinter den verdienten Kräften wie Angelique Kerber, Andrea<br />

Petkovic oder auch Laura Siegemund klafft eine größere Leistungslücke denn je, in der Altersgruppe zwischen 20<br />

und 30 hat der DTB gegenwärtig keine Spielerin mehr von Relevanz und Perspektive. Manche Karriere ist bereits<br />

zu Ende gegangen – aus Einsicht, dass es nicht reicht für den harten Auslesekampf in der globalen Spitze, oder<br />

wegen anderer beruflicher Aussichten. Gleichzeitig läuft der Aktionszyklus der goldenen Generation langsam<br />

aus: Julia Görges hat dem Sport bereits inmitten der Coronazeit Lebwohl gesagt, andere werden früher (Andrea<br />

Petkovic) oder etwas später (Angelique Kerber) folgen.<br />

Kerber und Co haben das deutsche Damentennis wieder auf die Landkarte<br />

gebracht, ins Bewusstsein gerückt; national wie international. Gerade Kerber<br />

Angelique<br />

Kerber<br />

mit ihren drei Grand-Slam-Siegen, dem Sprung auf Platz eins der<br />

Weltrangliste und dem Gewinn der olympischen Silbermedaille<br />

2016 strahlte wie ein Leuchtturm auch im größeren deutschen<br />

Sportgeschehen heraus, zweimal kürte man sie auch zur Sportlerin<br />

des Jahres. Was ihr und ihren Mitstreiterinnen versagt blieb,<br />

war der kollektive Erfolg – im Fed Cup gab es mit den Tschechinnen<br />

stets eine noch etwas stärkere Equipe.<br />

Bedauerlich ist auch, dass die Laufbahn von<br />

Sabine Lisicki nach dem Einzug ins<br />

Wimbledon-Finale 2013 nie mehr richtig<br />

Kerber und Co<br />

haben das deutsche<br />

Damentennis wieder<br />

auf die Landkarte<br />

gebracht.<br />

Fahrt aufnahm. Aber bald wird man womöglich schon froh sein<br />

müssen, wenn deutsche Spielerinnen in der zweiten Woche eines Grand-<br />

Slam-Turniers auftauchen. Schade ist das auch in einem Moment, da<br />

die deutsche Turnierlandschaft bei den Frauen plötzlich bunter und<br />

vielfältiger geworden ist. Um diese Wettbewerbe langfristig zu<br />

etablieren, braucht es nationale Identifikationsfiguren – bei allem<br />

Interesse an Stars aus anderen Ländern und Kontinenten. Aber das Warten<br />

auf die neue deutsche Tenniswelle kann noch dauern.<br />

FOTOS: GLYN KIRK/AFP/GETTY IMAGES, BEIGESTELLT


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060<br />

ROGER FEDERER (310 Wochen):<br />

14 Jahre nach der Erstbesteigung 2004<br />

legte der Maestro mit dem Turniersieg<br />

in Rotterdam noch einmal einen Sprint<br />

an die Spitze hin.<br />

PETE SAMPRAS (286 Wochen):<br />

Der große Dominator der<br />

1990er-Jahre, der alles<br />

gewinnen konnte – nur nicht<br />

die French Open.<br />

IVAN LENDL<br />

(270 Wochen):<br />

Die großen<br />

Erfolge bei den<br />

Grand-Slam-<br />

Turnieren kamen<br />

erst etwas<br />

später – die<br />

Spitzenposition<br />

in der Weltrangliste<br />

holte Ivan<br />

schon 1983.<br />

JIMMY CONNORS (268 Wochen):<br />

Jimbo und sein Wilson T2000 –<br />

diese Kombination war Ende der<br />

1970er-Jahre auf der ATP-Tour<br />

die konstanteste.<br />

NOVAK DJOKOVIC (318<br />

Wochen – and counting):<br />

Konstanz und Brillanz!<br />

Nole hat Federers<br />

Re kord gebrochen –<br />

und wird eine Marke<br />

auf stellen, die ewig hält.<br />

ILIE NASTASE<br />

(40 Wochen):<br />

Das rumänische<br />

Enfant terrible als<br />

Pionier: Nastases<br />

Name war der<br />

erste, der jemals<br />

auf Position eins<br />

der ATP-Charts<br />

vermerkt wurde.<br />

BORIS BECKER<br />

(12 Wochen): Der<br />

Triumph bei den<br />

Australian Open<br />

1991 hatte es<br />

möglich gemacht –<br />

der Rote Baron<br />

grüßte von<br />

ganz oben.<br />

THOMAS<br />

MUSTER<br />

(6 Wochen):<br />

Die Dominanz<br />

auf der Asche,<br />

dazu herausragende<br />

Ergebnisse auf<br />

den Hardcourts:<br />

Die Zeit an<br />

der Weltspitze<br />

hatte sich<br />

Tom redlich<br />

verdient.


061<br />

Gipfelstürmer<br />

26 Spielern ist es bislang seit der Einführung der ATP-Weltrangliste gelungen, die Poleposition in den<br />

Charts für sich zu reklamieren. Manche haben dort nicht einmal zehn Tage zugebracht (Patrick Rafter),<br />

manche wollen sich vom Platz an der Sonne gar nicht mehr verdrängen lassen (wie aktuell Novak<br />

Djokovic). Dazwischen liegen alle Spieler, die die Open Era geprägt haben. Wir verneigen uns vor den<br />

Helden unserer Jugend – und der Gegenwart.<br />

REDAKTION: JENS HUIBER<br />

FOTOS: DEAN MOUHTAROPOULOS/STAFF, GETTY IMAGES/STAFF, CLIVE BRUNSKILL / STAFF, GARY M. PRIOR/STAFF, ADRIAN MURRELL/STAFF, GETTY IMAGES SPORT/GETTY EUROPE/GETTY IMAGES; GRA-<br />

HAM WOOD/FREIER FOTOGRAF, BOB MARTIN/STAFF HULTON ARCHIVE/HULTON ARCHIVE/GETTY IMAGES; MACKENZIE SWEETNAM/FREIER FOTOGRAF/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES ASIAPAC<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

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10.<br />

11.<br />

12.<br />

13.<br />

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18.<br />

19.<br />

20.<br />

20.<br />

22.<br />

22.<br />

22.<br />

25.<br />

26.<br />

Spieler erstmals am Wochen Serie<br />

Novak Djokovic<br />

Roger Federer<br />

Pete Sampras<br />

Ivan Lendl<br />

Jimmy Connors<br />

Rafael Nadal<br />

John McEnroe<br />

Björn Borg<br />

Andre Agassi<br />

Lleyton Hewitt<br />

Stefan Edberg<br />

Jim Courier<br />

Gustavo Kuerten<br />

Andy Murray<br />

Ilie Nastase<br />

Mats Wilander<br />

Andy Roddick<br />

Boris Becker<br />

Marat Safin<br />

Juan Carlos Ferrero<br />

John Newcombe<br />

Jewgeni Kafelnikow<br />

Thomas Muster<br />

Marcelo Rios<br />

Carlos Moya<br />

Patrick Rafter<br />

4. Juli 2011<br />

2. Februar 2004<br />

12. April 1993<br />

28. Februar 1983<br />

29. Juli 1974<br />

18. August 2008<br />

3. März 1980<br />

23. August 1977<br />

10. April 1995<br />

19. November 2001<br />

13. August 1990<br />

10. Februar 1992<br />

4. Dezember 2000<br />

7. November 2016<br />

23. August 1973<br />

12. September 1988<br />

3. November 2003<br />

28. Jänner 1991<br />

20. November 2000<br />

8. September 2003<br />

3. Juni 1974<br />

3. Mai 1999<br />

12. Februar 1996<br />

30. März 1998<br />

15. März 1999<br />

26. Juli 1999<br />

318<br />

310<br />

286<br />

270<br />

268<br />

209<br />

170<br />

109<br />

101<br />

80<br />

72<br />

58<br />

43<br />

41<br />

40<br />

20<br />

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12<br />

9<br />

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8<br />

6<br />

6<br />

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122<br />

237<br />

102<br />

157<br />

160<br />

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46<br />

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75<br />

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2<br />

1<br />

STAND: 1. MAI <strong>2021</strong>


062<br />

Austria’s<br />

First<br />

Role Model<br />

Noch ein Zehnjähriges! 2011 zog THOMAS MUSTER nach einer Niederlage gegen Dominic Thiem dann<br />

wirklich den Schlussstrich unters Profitennis. Was in den vielen Jahren davor geschah, sucht nicht<br />

nur in den rot-weiß-roten Sportannalen seinesgleichen. Ein hartnäckiger Beobachter des Phänomens<br />

Muster erinnert sich – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, dafür höchst selektiv.<br />

REDAKTION: FRITZ HUTTER<br />

FINALES SHAKEHANDS Nach seinem letzten Profispiel im Herbst<br />

2011 wurde Thomas Muster von Dominic Thiem freundlicher<br />

verabschiedet als nach der dreiwöchigen Koop im Jänner 2020.


063<br />

HART AUF HART<br />

Vier seiner 44 Titel feierte<br />

Thomas Muster nicht auf<br />

Sand, darunter die letzten<br />

beiden im Jahr 1997<br />

(Doha, Key Biscayne).


064<br />

TAG DER TAGE Mit dem Finalsieg<br />

in Roland Garros 1995 erfüllt sich<br />

der damals 27-Jährige seinen<br />

zentralen Lebenstraum.<br />

Thomas Muster<br />

Geburtstag: 2. Oktober 1967, Leibnitz (Steiermark)<br />

Familie: Eltern Inge und Heinz (verstorben 2014); in<br />

zweiter Ehe verheiratet, eine Tochter und ein Sohn aus<br />

erster Ehe<br />

Tenniskarriere: 44 Turniersiege (1. Titel am 3. August<br />

1986, letzter am 17. März 1997 in Key Biscayne) –<br />

darunter der Triumph bei den French Open mit dem 7:5,<br />

6:2, 6:4 über Michael Chang. 1996 für insgesamt sechs<br />

Wochen Nummer eins der Welt, Karriereende 1.0 im<br />

Mai 1999; Karriere 2.0 von Juni 2010 bis Oktober 2011.<br />

Daviscup-Kapitän von 2003 bis 2006, Anfang Jänner 2020<br />

für drei Wochen Coach von Dominic Thiem<br />

Rekorde: 1995 erster ATP-Profi mit zwölf Titeln in einer<br />

Saison; mit 80 % beste Finalsieg-Quote aller ATP-Profis,<br />

die mindestens 25 Endspiele erreichen konnten<br />

Beruf: U. a. sowohl in Österreich wie auch in Ozeanien<br />

im Immobilienbereich erfolgreich, Turnier botschafter<br />

der Erste Bank Open


065<br />

LEGENDÄR Im Daviscup-Semifinale 1990<br />

gegen die USA gewinnt Muster beide Einzel,<br />

unterliegt aber im Doppel mit Alex Antonitsch.<br />

Hast du gesehen, was man mit links alles<br />

anstellen kann?“, will an diesem Pfingstsonntag<br />

1984 der Vollbärtige am Fahrersitz von mir<br />

wissen. Er, mein erster und einziger Trainer,<br />

und ich, damals gerade 16, sind auf der Heimfahrt<br />

vom idyllischen Gars am Kamp. Das Wunderärmchen, von<br />

dem der väterliche Freund mir Nordwaldviertler Nachwuchshoffnung<br />

vorschwärmt, hat sich kurz zuvor beim legendären Garser<br />

Pfingst turnier mit rasantem Schwung um einen gachblonden<br />

Steirerbuam gewickelt. Die konstante Power und die verrückte<br />

Drehzahl in den Topspins des Teenagers beeindruckt damals aber<br />

nicht nur uns Landeier: Bei den Matches des blutjungen Thomas<br />

Muster hängen in die Jahre gekommene Weltstars wie Balazs<br />

Taroczy, Heinz Günthardt oder Pavel Slozil genauso staunend am<br />

Zaun wie die Austro-Elite um Hans Kary, Peter Feigl oder Hans-<br />

Peter Kandler. Ihnen allen ist klar, dass das 17-jährige Hendl im<br />

ballon seidenen Trainingsanzug deutlich mehr zu bieten hat als sein<br />

beängstigendes Stöhnen.<br />

Unmittelbar nach diesem Auftritt in jenem Ort, dem er nur fünf<br />

Jahre später als heftig therapierender Sitztennisspieler zu weltweiter<br />

Bekanntheit verhelfen wird, geht es dann dahin mit<br />

Thomas Muster – und ich bleibe fasziniert dran am eineinhalb<br />

Jahre älteren Steirer. Über das anfangs noch klein Gedruckte in<br />

der elterlichen Abozeitung und immer häufigere Kurzsportmeldungen<br />

im TV bekomme ich ihn zunächst nur medial mit: Sein<br />

Daviscup-Debüt mit dem ersten von insgesamt 36 Einzelsiegen zum<br />

5:0 über Norwegen, erfolgreiche Debüts bei den ATP-Heimturnieren<br />

von Kitz und Wien oder den Sprung unter die Top 100 mit 18 Jahren;<br />

dann, 1986, den ersten Titel auf der großen ATP-Tour am Sand von<br />

Hilversum, wo der Leibnitzer Linkshänder im Best-of-Five-Finale<br />

dem Schweizer Jakob Hlasek nicht den Funken einer Chance lässt.<br />

Aber blanke Daten und Fakten, etwa auch zu 43 weiteren<br />

Turniersiegen, lassen sich heute easy googeln. Und Bilder wie jene<br />

vom denkwürdigen Daviscup-Halbfinale gegen die USA 1990 im<br />

Happel-Stadion kann man nach wenigen Mausklicks gemütlich<br />

daheim im Patschenkino nachschauen. Meine Wenigkeit darf<br />

als Sport journalist aber zusätzlich in beruflichen Erinnerungen<br />

kramen. Vielleicht wollen Sie ja mitstöbern, um Ihr eigenes Bild<br />

von einem der weltweit bekanntesten lebenden Österreicher noch<br />

um das eine oder andere Mosaiksteinchen zu ergänzen.<br />

Zum Auftakt kommt mir ein wochenlang eingefädeltes Telefoninterview<br />

für Österreichs legendäres Jugendmagazin „Rennbahn-<br />

Express“ im Sommer 1993 in den Sinn. Nur Tage nach einer<br />

weiteren Wimbledon-Niederlage jenes Mannes, der auf Sand und<br />

Hartplatz längst zu den absoluten Weltstars zählt, gibt Manager<br />

Ronnie Leitgeb endlich den Hörer an Thomas Muster weiter.<br />

Schon das allein war ein Erfolg – nach dem so fatalen Unfall von<br />

Key Biscayne und dem sensationellen Comeback nur fünf Monate<br />

später erhob Leitgeb nämlich eine höchst selektive Medienauswahl<br />

gefühlt zum Stilmittel der Mythenbildung. Was dann folgt, ist mein<br />

fix allerkürzestes Interview aller Zeiten. Erste Frage: „Was ist der<br />

Grund dafür, dass du noch immer kein einziges Match auf Rasen<br />

gewonnen hast?“ Antwort: „Und ich hab geglaubt, du verstehst<br />

zumindest ein bisserl was vom Tennis.“ Danach tuut, tuut, tuut und<br />

aus – der trockene Return eines Mannes, dem es bis heute gelingt,<br />

sich für Prioritäten aufzusparen.<br />

SPRECHSTUNDEN MIT TOM<br />

Wenige Monate später nimmt sich Thomas Muster dann<br />

trotzdem Zeit, um sich von mir in einem Wiener Hotel den<br />

„Goldenen Pinguin“ – quasi der Rennbahn-Express-Oscar für den<br />

beliebtesten Sportler im Land – überreichen zu lassen.<br />

Speziell lässig dann auch zwei weitere von bis heute<br />

zahlreichen Arbeitsgesprächen mit jenem Mann, der im Frühjahr<br />

1996, nicht ganz ein Jahr nach seinem Grand-Slam-Triumph in<br />

Paris, für sechs Wochen als Nummer eins der Tenniswelt regierte.<br />

Die hier nun erwähnten Interviews wurden nach dem damals<br />

nicht erklärten Rücktritt 1999 geführt.<br />

Zum ersten großen Frage-Antwort-Spiel für das „Sportmagazin“<br />

nach dem Ende von Musters erster, in Australien geführter<br />

Ehe brettert der Steiermark-Heimkehrer in Rekordzeit aus<br />

Graz nach Wien – unvergessen der selbst nach zwei Stunden


066<br />

Gespräch noch knisternde 500-PS-Bolide draußen vor dem Café<br />

Landtmann. Unsere Themen: das bald danach angenommene<br />

Jobangebot als Davis cup-Kapitän, Thomas Musters Anfänge als<br />

Unternehmer oder die verrückte Nacht nach seinem bis dahin<br />

letzten Profimatch, der Niederlage gegen Nicolas Lapentti in<br />

Roland Garros 1999.<br />

Noch entspannter verläuft Jahre später die „Gegeneinladung“<br />

zu Musters Lieblingswirt im südsteirischen Leibnitz. Dort<br />

schwadroniert ein gereifter Mitvierziger über die Gründe seines<br />

temporären Comebacks, welches er auch<br />

als Feldstudie zum angeblichen Tempo im<br />

modernen Tennis („Früher war es schneller!“)<br />

verstanden wissen will. Er spricht über seine<br />

durch Futterneid getrübte Begeisterung<br />

für den Weinbau, seinen Bezug zu allem<br />

Digitalen oder auch die ideenfeindliche Bürokratie<br />

in Österreichs Politik und Sport. Und er<br />

lässt sich erstmals mit einer Sehhilfe aus der<br />

„Tom’s“-Brillenkollektion ablichten.<br />

OSCARREIF<br />

Am Aschermittwoch<br />

1995 nimmt<br />

Thomas Muster<br />

vom Autor den<br />

Goldenen<br />

Pinguin<br />

entgegen.<br />

ERSTE REIHE FUSSFREI<br />

Selbst mit verbundenen Augen hätte sich Thomas Muster mit<br />

mir auf ein und denselben Tennisplatz stellen können. Etwa beim<br />

Pro-Am-Event im Rahmen der Erste Bank Open, wo ich selbst<br />

noch 2018 in gutmütig vorgetragenen Schlägen dieses gewisse<br />

Extra an Vorwärtsdrall zu spüren bekomme, oder bei einem einst<br />

FAREWELL Nach<br />

dem Out gegen<br />

Dominic Thiem bei<br />

den Erste Bank<br />

Open 2011 ist<br />

endgültig Schluss.<br />

Ich hab geglaubt,<br />

du verstehst zumindest<br />

ein bisserl<br />

was vom Tennis.<br />

zusammen mit Tennisnet-Boss Alex<br />

Antonitsch organisierten Racket-Test.<br />

Dabei drückt mir Muster zum Vergleich<br />

das Werkzeug aus seiner Hochzeit ins<br />

Pratzerl: über 370 Gramm schwer,<br />

bespannt mit an die 40 Kilopond und<br />

einem megadicken und am unteren Ende<br />

mit einem mächtigen Knauf getunten<br />

Griff. Immerhin, beim bereits sechsten<br />

Schlag gelingt es mir, die Kugel damit<br />

übers Netz zu wuchten.<br />

Doch ein Stück weit spektakulärer ist<br />

jene Bilanz, die sich der Sohn von Inge<br />

und Heinz Muster mit dem erwähnten<br />

Schlag-Zeug erkämpft hat. Von vielen<br />

seiner 898 erfassten Profimatches hüte<br />

ich höchst vitale Eindrücke, bei nicht<br />

wenigen war ich live dabei, etwa bei<br />

sämtlichen Davis Cup-Heimspielen ab<br />

1988 inklusive des Thrillers gegen <strong>Deutschland</strong>s Michael<br />

Stich in Unterpremstätten im März 1994 oder vier Jahre davor<br />

eben im Happel-Oval. Klar vor mir habe ich Musters Finalsiege<br />

in Kitzbühel 1993 und in St. Pölten 1994 und 1995, genau<br />

wie die Niederlage im von Kotzen und Krämpfen geprägten Stadthallen-Endgame<br />

gegen den um ein Jahr jüngeren Horst Skoff im<br />

Jahr 1988. Und selbstverständlich ist mir das gegen Michael Chang<br />

letztlich glatt gewonnene Paris-Finale 1995 präsent – selbst wenn<br />

ich dieses zunächst nur bruchstückartig in den Wechselpausen<br />

einer Meisterschaftspartie irgendwo in Niederösterreich auf einem<br />

an den Zaun gerückten Portable-Fernseher verfolgen konnte.<br />

Das für mich beeindruckendste Muster- Match aller Zeiten<br />

steigt aber im Herbst dieses Megajahres 1995 mit satten zwölf<br />

Titeln auf ultraschnellem Teppich im deutschen Essen. Im Semifinale<br />

erledigt Thomas Muster dort das damalige Maß aller Dinge,<br />

den bereits siebenfachen Major-Sieger Pete Sampras, in zwei Sätzen<br />

– eine Partie, die nicht nur mich staunend zurücklässt. Vor allem,<br />

weil der gefürchtete Kämpfer Dinge hervorholt, was nur ganz<br />

wenige im Werkzeugkoffer eines Mannes<br />

vermutet hätten, den man in Frankreich „Le<br />

Bûcheron de Leibnitz“, den Holzfäller aus<br />

Leibnitz, nennt. Nämlich wohldosierte<br />

Return-Chips auf Sampras’ Aufschlagraketen,<br />

gefühlvoll abgeschlossene Netzattacken<br />

und sensationelle Passing-Shots auch von<br />

der Rückhand.<br />

An diesem Abend setzte Thomas Muster ein<br />

weiteres Zeichen und zeigte der Tenniswelt, was<br />

er tatsächlich alles mit links anstellen konnte … ●<br />

PS: Ich persönlich habe Thomas Muster immer vor allem für seine Art<br />

respektiert, Ziele zu definieren, diese dann mit aller Konsequenz<br />

anzustreben und letztlich auch zu erreichen. Wäre cool, wenn der heute<br />

erst 53-Jährige dieses Odeur doch wieder auf einem Tennisplatz verströmen<br />

wollte – idealerweise auf einem mit jungen Österreichern drauf.<br />

FOTOS: PROFESSIONAL SPORT/POPPERFOTO/GETTY IMAGES(2), RENNBAHN-EXPRESS, GEPA PICTURES/INGRID GERENCSER, GEPA PICTURES/WALTER LUGER(2)


FLÜÜÜGEL<br />

FÜR JEDEN<br />

GESCHMACK.<br />

NEU<br />

NEU


068<br />

WIENER STADTHALLE<br />

Auch die Erste Bank<br />

Open schieben<br />

den Tennissport<br />

in Österreich an.<br />

DR. MAGNUS BRUNNER<br />

ist seit Jänner 2020 Staatssekretär<br />

im Bundesministerium<br />

für Klimaschutz, Umwelt,<br />

Energie, Mobilität, Innovation<br />

und Technologie. Der ehemalige<br />

Bundesliga-Spieler wurde im<br />

Oktober des vergangenen<br />

Jahres zum Präsidenten<br />

des Österreichischen<br />

Tennisverbands gewählt.<br />

„Wir ziehen alle<br />

an einem Strang“<br />

Die Lage? Äußerst positiv! ÖTV-Präsident DR. MAGNUS BRUNNER sieht Tennis wieder auf dem Vormarsch,<br />

freut sich über den neuen Sportdirektor Jürgen Melzer und setzt auf nachhaltige Veranstaltungen.<br />

INTERVIEW: JENS HUIBER<br />

Herr Doktor Brunner: Wo steht das österreichische<br />

Tennis im Jahr <strong>2021</strong>?<br />

Der Tennissport erlebt in Österreich momentan<br />

einen Aufschwung. Die Mitgliederzahlen sind<br />

im vergangenen Jahr um fünf Prozent gestiegen,<br />

die Basis wird also breiter – natürlich auch dank der Erfolge von<br />

Dominic Thiem. Wir sind daher als Präsidium im Oktober 2020<br />

angetreten, um dem Tennissport wieder die Bedeutung zu geben,<br />

die dieser als zweitgrößter Sportverband in Österreich haben sollte.<br />

Und man darf die nachfolgenden Spieler wie Dennis Novak,<br />

Jurij Rodionov oder Sebastian Ofner nicht vergessen, die unserem<br />

Davis Cup-Team geholfen haben, auf ein höheres Niveau zu kommen.<br />

Die Qualifikation für das Davis Cup-Finale in Madrid ist eine ganz<br />

tolle Leistung. Bei den Frauen gibt es an der absoluten Spitze<br />

sicherlich noch Potenzial zur Verbesserung, aber auch da sind<br />

wir dabei, neue Impulse zu setzen.<br />

Eine Ihrer ersten Amtshandlungen war die Einsetzung von Jürgen<br />

Melzer als Sportdirektor. Welche Erwartungen haben Sie an den<br />

zweimaligen Grand-Slam-Champion im Doppel?<br />

Für uns war es extrem wichtig, dass wir Jürgen als Sport lichen<br />

Leiter gewinnen konnten. Jürgen wird sein Know-how auf dem<br />

Platz einbringen, vor allem aber auch mit den Landes verbands-<br />

Leistungszentren und mit den privaten Akademien die Zusammenarbeit<br />

forcieren. Eines ist für uns als Präsidium essenziell: dass<br />

alle im österreichischen Tennis an einem Strang ziehen. Jürgen<br />

tauscht sich mit den Trainern vor Ort aus; dazu kommt, dass wir<br />

das Bundesleistungszentrum in der Südstadt für die Tennisspieler<br />

noch attraktiver machen möchten. Die ersten Erfolge stellen sich<br />

mit der Schule, mit den diagnostischen Möglichkeiten et cetera<br />

schon ein. Und mit Jürgen Melzer haben wir jetzt jemanden, der<br />

das Tennis auf ein neues Level heben kann. Die Rückmeldungen<br />

aus den Landesverbänden sind nun derart positiv, dass sich einige


069<br />

junge Spitzenspieler überlegen, wegen Jürgen in die Südstadt zu<br />

kommen. Der ÖTV muss den Sportlern ein starkes Angebot machen<br />

– und das tun wir.<br />

Dazu kommt, dass wir die österreichische Bundesliga so attraktiv<br />

machen, dass diese für das Fernsehen, für Streamingdienste, für<br />

Medien insgesamt interessanter wird.<br />

FOTOS: THOMAS KRONSTEINER/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, GEPA PICTURES/MARIO KNEISL<br />

Noch einmal zurück zu Österreichs Nummer eins: Dominic<br />

Thiem hat im vergangenen Jahr sein erstes Grand-Slam-Turnier<br />

gewonnen. Kann man die Auswirkungen dieses Erfolgs in Worte<br />

und/oder Zahlen fassen?<br />

Es gibt den Dominic-Thiem-Effekt, keine Frage. Es ist aber<br />

auch die Attraktivität des Tennissports an sich. Wir haben in<br />

der Corona zeit gesehen, dass viele Kinder, aber auch deren Eltern<br />

zurück zum Tennis gekommen sind – weil Tennis mit<br />

Abstand gespielt werden kann, und weil unsere Vereine sehr gute<br />

Arbeit leisten.<br />

Es ist ja nun so, dass Österreich einen Teil der Davis Cup-<br />

Finalrunde <strong>2021</strong> austrägt voraussichtlich in Innsbruck.<br />

Welche Bedeutung hätte dies für den ÖTV?<br />

Wir haben ein sehr gutes Konzept abgegeben und freuen uns<br />

riesig, dass wir den Zuschlag erhalten haben und auch renommierte<br />

Veranstalter wie London ausstechen konnten. Mit Innsbruck haben<br />

wir gemeinsam mit Herwig Straka als erfahrenem Turnierveranstalter<br />

ein attraktives Angebot zusammengestellt. Natürlich<br />

muss am Ende für den ÖTV ein positives finanzielles Ergebnis<br />

stehen. Die Umwegrentabilität ist etwa bei der Gas tronomie, bei<br />

den Hotels und für den Standort Innsbruck und Tirol enorm hoch.<br />

Das kann man durchaus mit der Fußball-EM 2008 vergleichen.<br />

Und die Werbung für unseren Sport ist unbezahlbar.<br />

Nun ist der ÖTV nicht in der glücklichen Lage<br />

einiger Verbände, die Grand-Slam- oder<br />

Masters-1000-Turniere ausrichten und damit<br />

über vergleichsweise hohe finanzielle Mittel<br />

verfügen. Die Italiener etwa haben im<br />

Moment zehn Top-100-Spieler alleine bei den<br />

Männern. Schießt Geld auch im Tennis Tore?<br />

Es ist wohl eine Mischung aus verschiedenen<br />

Faktoren. Natürlich ist es hilfreich, wenn<br />

man finanziell gut aufgestellt ist. Gerade bei<br />

der Ausbildung von Trainern oder bei der<br />

Infrastruktur hat man dann ganz andere<br />

Möglichkeiten. Oft spielen auch Zufälle eine<br />

Rolle. Für einen Verband ist es allerdings wirklich wichtig, auch<br />

als Turnierveranstalter auftreten zu können – weil gerade die<br />

jungen SpielerInnen Gelegenheiten brauchen, um so viele<br />

Matches wie möglich zu spielen. Der ÖTV bemüht sich deshalb,<br />

vor allem auf Challenger-Ebene etwas zu bewegen, neben unserer<br />

Unterstützung für die großen Turniere in der Wiener Stadthalle,<br />

in Kitzbühel und in Linz. Wir müssen in Österreich ein Angebot<br />

schaffen. Wir sind in sehr guten und intensiven Gesprächen mit<br />

erfahrenen Turnierveranstaltern und Partnern, um in dieser<br />

Hinsicht, auch auf ITF-Level, etwas auf den Weg zu bringen.<br />

Der ÖTV muss den<br />

Sportlern ein starkes<br />

Angebot machen –<br />

und das tun wir.<br />

Es gibt die Überlegung, das ATP-Turnier in Kitzbühel zu<br />

einem „Green Event“ zu machen. Was dürfen wir uns<br />

darunter vorstellen?<br />

Ich kann so ein Anliegen nur unterstützen! Immer mehr Veranstalter<br />

von Messen, Kongressen et cetera gehen diesen Weg. Wir sind<br />

mit Turnierdirektor Alex Antonitsch im Austausch und werden<br />

alles tun, um diese Idee zu unterstützen. Es ist nicht einfach; die<br />

Anforderungen für ein zertifiziertes „Green Event“ sind hoch.<br />

Das beginnt bei der Mobilität, geht weiter zur sinnvollen Nutzung<br />

der Ressourcen im Stadion … der Trend geht in diese Richtung.<br />

Wenn Kitzbühel dies als europäischer Vorreiter schafft, würde<br />

das dem Image Österreichs und des Turniers sehr, sehr gut tun.<br />

Nun hat es im Winter 2020/21 doch einige Kritik am ÖTV<br />

gegeben, vor allem von vielen Hallenbesitzern. Wie bewerten<br />

Sie die Arbeit Ihres Verbands im Nachhinein?<br />

Die Coronasituation hat uns alle massiv gefordert. Sämtliche<br />

Sportarten waren dabei den ganzen Winter über indoor nicht<br />

möglich. Das Präsidium und die MitarbeiterInnen in der<br />

Geschäftsstelle haben sich Tag und Nacht für Öffnungsschritte<br />

eingesetzt. Wir haben es geschafft, dass wir im Leistungssport<br />

eine große Anzahl an SpielerInnen trainieren lassen durften,<br />

auch in der Halle. Natürlich wäre es mir auch lieber gewesen,<br />

wenn wir den TennissportlerInnen noch mehr Möglichkeiten bieten<br />

hätten können. Im Freien waren wir eine der ersten Sportarten,<br />

die wieder fast durchgehend geöffnet hatten.<br />

Ich verstehe die Kritik; wir sind mit Hallenbetreibern<br />

im Dialog, haben uns dafür<br />

eingesetzt, dass die staatlichen Hilfen<br />

gewährleistet werden. Wir kämpfen weiter<br />

um die Unterstützung der Branche. Wir haben<br />

mit einem Wirtschaftsprüfer ein konkretes<br />

Konzept ausgearbeitet, um die Hallenbesitzer<br />

etwa bei Förderanträgen zu unterstützen. Da<br />

waren wir der einzige Verband, der diesen<br />

Schritt gegangen ist.<br />

Zum Abschluss noch: Wie gut und wie oft<br />

spielt der Präsident des Österreichischen Tennisverbands in<br />

Tagen wie diesen Tennis?<br />

Eine aktuelle Selbsteinschätzung ist immer schwierig, aber ich<br />

habe früher Bundesliga gespielt, dann Landesliga, Wiener Liga.<br />

Ich versuche derzeit, am Wochenende mit meinen Jungs zu spielen,<br />

die 14 Jahre alt sind und national und international an Turnieren<br />

teilnehmen. Die Intensität ist in den letzten Monaten natürlich<br />

etwas zurückgegangen, und der Fokus hat sich auf das Doppel<br />

verschoben. Unter normalen Umständen spiele ich noch einmal<br />

pro Woche. ●


070<br />

Liebesheirat<br />

statt Zweckehe<br />

Wir haben<br />

uns perfekt<br />

ergänzt.<br />

EINER GEHT NOCH?<br />

Wenn, dann in<br />

Wimbledon <strong>2021</strong>.<br />

Philipp<br />

Petzschner<br />

Geburtstag: 24. März 1984<br />

Größe: 185 cm<br />

Gewicht: 77 kg<br />

Letzter Coach: Stefan Eriksson<br />

Bester Weltranglistenplatz: 35<br />

(Einzel) bzw. 9 (Doppel)<br />

Titel insgesamt: 9 (1 im Einzel,<br />

8 im Doppel)<br />

Titel Majors: 2 (Wimbledon 2010,<br />

US Open 2011, beide mit Jürgen<br />

Melzer)<br />

Markenzeichen: Hammer-<br />

Vorhand, wunderbarer Return


071<br />

JÜRGEN MELZER und PHILIPP<br />

PETZSCHNER haben gemeinsam<br />

zwei Grand-Slam-Titel gewonnen:<br />

2010 in Wimbledon, im Jahr darauf<br />

bei den US Open. Das letzte<br />

Kapitel dieser wunderbaren<br />

deutsch-österreichischen<br />

Freundschaftsgeschichte muss<br />

aber noch geschrieben werden.<br />

INTERVIEW: JENS HUIBER<br />

Wenn Sasa Kalajdzic<br />

Österreich zum Europameistertitel<br />

schießen<br />

sollte – und es deutet<br />

vieles, wenn nicht alles<br />

darauf hin –, erwarten Sie dann eine ehrliche Gratulation<br />

ihres ehemaligen Doppelpartners, Herr Melzer?<br />

Jürgen Melzer: Auf alle Fälle. Der Philipp war, was<br />

das anbelangt, immer sehr fair. Er ist ja auch ein<br />

Österreich-Fan. Er wird mir mit Sicherheit gratulieren.<br />

Philipp Petzschner: Natürlich. Auch wenn das heißt,<br />

dass wir nicht Europameister geworden sind.<br />

Melzer: Also wenn <strong>Deutschland</strong> im Finale spielt und<br />

Österreich nicht, dann drücke ich euch die Daumen …<br />

Jürgen<br />

Melzer<br />

Geburtstag: 22. Mai 1981<br />

Größe: 183 cm<br />

Gewicht: 80 kg<br />

Letzter Coach: Fredrik Rosengren<br />

Bester Weltranglisten-Platz:<br />

8 (Einzel) bzw. 6 (Doppel)<br />

Titel insgesamt: 23 (5 im Einzel,<br />

17 im Doppel, 1 im Mixed-Doppel)<br />

Titel Majors: 2 (Wimbledon 2010,<br />

US Open 2011, beide mit Philipp<br />

Petzschner; Wimbledon 2013 mit<br />

Iveta Benesova)<br />

Markenzeichen: Feines Händchen,<br />

eingesprungener Rückhand-Stopp<br />

Zumal Jürgen Melzer auch eine hohe Affinität zum<br />

FC Bayern München nachgesagt wird.<br />

Petzschner: Bei mir gibt es nicht viele Berührungspunkte<br />

mit Bayern-Fans. Die spielen jedes Jahr um<br />

den Gewinn der Champions League – und wir da rum,<br />

dass wir in der ersten Liga bleiben. Aber: Ich freu<br />

mich für Jürgen, dass er einen Verein gefunden hat,<br />

der mehr Erfolg hat als meiner!<br />

Der Herzensverein von Philipp Petzschner ist ja<br />

Arminia Bielefeld …<br />

Melzer: Die Arminia war in unserer Anfangszeit nicht<br />

in der Bundesliga, aber wir haben den Fußball immer<br />

gemeinsam verfolgt. Ich kann mich noch an einen<br />

Fernsehnachmittag bei Philipp zu Hause erinnern,<br />

an dem wir gemeinsam Bielefeld geschaut haben.<br />

An dererseits hat er sich mit mir auch schon die<br />

Wiener Austria angeschaut.<br />

Bayern München hat gegen Austria Wien im Pokal der<br />

Landesmeister gespielt – lange ist es her. Groß gegen<br />

Klein, eine richtig schöne Rivalität. Gibt es die im<br />

Tennis überhaupt?<br />

Petzschner: Eine meiner ersten Tenniserinnerungen<br />

ist der Davis Cup in Unterpremstätten. Da ging es richtig


072<br />

DER WEG ZUM<br />

WIMBLEDON-SIEG 2010<br />

→ Runde 1:<br />

vs. Malisse (BEL)/<br />

Rochus (BEL): 7:5,<br />

6:2, 7:6 (4)<br />

→ Runde 2:<br />

vs. Aspelin (SWE)/<br />

Hanley (AUS):<br />

6:7 (3), 6:2, 6:3, 6:4<br />

→ Achtelfinale:<br />

Lu (TAI)/Tipsarevic (SRB):<br />

6:4, 6:2, 6:4<br />

→ Viertelfinale:<br />

vs. Bopanna (IND)/<br />

Qureshi (PAK): 6:4,<br />

7:6 (3), 6:2<br />

→ Halbfinale:<br />

vs. Moodie (RSA)/<br />

Norman (BEL): 7:6 (3),<br />

6:3, 3:6, 5:7, 6:3<br />

→ Finale:<br />

vs. Lindstedt (SWE)/<br />

Tecau (ROM): 6:1, 7:5, 7:5<br />

der Tour eine ganz andere Freundschaft auf. Der Petsche<br />

war mein bester Kumpel auf der Tour. Aber klar wäre es mir<br />

lieber gewesen, er wäre Österreicher! (lacht)<br />

ab. Ich hatte aber ein paar Jahre später in Garmisch schon<br />

den Eindruck, dass diese Rivalität zwischen den Teams gar<br />

nicht mehr so groß war – dadurch, dass ich auch viele Freunde<br />

im österreichischen Tennis habe, wie Stefan Koubek, wie<br />

Jürgen, jetzt auch mit Dominic Thiem und Alex Peya …<br />

Vielleicht wurde das eher von außen so wahrgenommen. Und<br />

es ist weiter abgeflacht, zumal ja auch Dominic und Alexander<br />

Zverev gute Freunde sind.<br />

Melzer: Es hat diese Rivalität vom Fußball her sicherlich<br />

gegeben. Und als kleineres Land im Vergleich zu <strong>Deutschland</strong><br />

wird da immer viel hineininterpretiert. Ich persönlich<br />

habe mich gegen einen Deutschen nicht mehr angestrengt<br />

als gegen einen Engländer. Nachdem wir eine gemeinsame<br />

Sprache sprechen, baut man zu den deutschen Spielern auf<br />

Wie ist es zur Paarung Melzer/Petzschner gekommen?<br />

Melzer: Ich habe 2009 mit Julian Knowle Doppel gespielt,<br />

bin aber auch im Einzel immer weiter nach oben gekommen.<br />

Und danach wollte ich keinem Doppelspieler gegenüber dieses<br />

Commitment abgeben. Das war mir zu heikel. Ich habe<br />

dann wahrscheinlich nicht weniger Wochen Doppel gespielt<br />

als mit dem Julian, aber es war für meinen Kopf viel einfacher,<br />

weil es für Petsche und mich auch okay war, wenn es einmal<br />

nicht so weit gegangen ist.<br />

Petzschner: Wir waren schon befreundet, als wir angefangen<br />

haben, miteinander Doppel zu spielen. Und das war auch<br />

einer der Gründe, warum es so gut funktioniert hat: Wir haben<br />

uns nie den ganz großen Druck gemacht. Wir wollten Spaß<br />

haben. Das war nie ein nur auf dem Drang nach Erfolg<br />

basierendes Doppel-Team. Das Wichtigste für uns beide war<br />

mehr das Drumherum.<br />

Melzer: Die private Ebene darf man nie wegnehmen. Wenn<br />

man jemanden gut leiden kann, verzeiht man ihm viel leichter<br />

die Fehler. Unser System hat deshalb gut funktioniert, weil<br />

es zunächst einmal zwei richtig gute Tennisspieler waren<br />

– die sich dann aber auch noch perfekt ergänzt haben. Die<br />

Sachen, die ich gut kann, wie den Return, hat der Petsche<br />

FOTOS: JULIAN FINNEY/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES(2), THOMAS F. STARKE/BONGARTS/GETTY IMAGES


073<br />

dann am Netz ausgenützt. Und zweite Bälle musste ich<br />

damals noch gar nicht so oft spielen, weil er das mit seiner<br />

Vorhand extrem gut vorbereitet hat. Wenn wir uns jetzt<br />

hinstellen würden, wüsste ich immer noch, in welchen<br />

Situationen Petsche welchen Ball spielt …<br />

Haben Sie überhaupt gemeinsam ganz spezifisch<br />

Doppel trainiert?<br />

Melzer: Nein. Es sei denn, wir waren beide nicht mehr im<br />

Turnier drin, dann haben wir ein paar Übungen gemacht –<br />

aber dann gleich wieder Elfer gespielt und Einzel trainiert.<br />

Der erste ganz große gemeinsame Erfolg kam in Wimbledon<br />

2010. Hat es diese eine Partie gegeben, bei der Sie gedacht<br />

haben: Das könnte jetzt ganz eng werden?<br />

Melzer: Draußen waren wir nie. Zweite Runde gegen Aspelin<br />

und Hanley war von der Setzung und vom Match-up her<br />

die schwierigste Partie für uns. Danach sind wir bis zum<br />

Halbfinale durchmarschiert.<br />

Petzschner: Da hatten wir nach 2:0-Satzführung im fünften<br />

plötzlich ein 3:3 gegen Moodie und Norman. Das war eine<br />

sehr enge Partie.<br />

Melzer: Wir sind in einen sehr, sehr guten Flow reingekommen.<br />

Und nach dem Ausscheiden der Bryans hat es kein<br />

Team mehr gegeben, vor dem wir uns – auf gut Wienerisch<br />

gesagt – angeschissen haben. Es war „meant to be“. Wir<br />

haben unser bestes Tennis gespielt. Da waren wir auf Rasen<br />

schwer zu schlagen.<br />

Und bei den US Open 2011?<br />

Petzschner: Wir hatten in der zweiten Runde mit Erlich und<br />

Ram ein paar Probleme. Ansonsten hatte ich den Eindruck,<br />

dass wir sehr souverän durchgekommen sind.<br />

Nimmt ein Major-Sieg den Druck von Spielern, weil man<br />

sich einen Traum erfüllt hat? Oder nimmt der Druck<br />

eher zu, weil man so einen Erfolg wiederholen und<br />

bestätigen möchte?<br />

Petzschner: Unser Ziel war es nie, Majors zu gewinnen.<br />

Es ging zu Beginn wirklich mehr um den Spaß. Natürlich<br />

wollten wir bei den Turnieren, die wir gespielt haben, gut<br />

abschneiden – spätestens im Halbfinale willst du natürlich<br />

gewinnen. Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass wir nach<br />

dem ersten Sieg mehr Druck hatten, noch ein Grand-Slam-<br />

Turnier holen zu müssen. Es ist aber auch kein Druck von<br />

uns abgefallen, weil wir das geschafft haben.<br />

Garmisch-Partenkirchen, das Daviscup-Treffen 2009,<br />

wurde bereits angesprochen. Welche Erinnerungen<br />

verbinden Sie damit?<br />

Melzer: Ein bescheidenes, absolut anstrengendes Wochenende,<br />

das ich gerne aus meinem Tennisleben ausradieren<br />

würde. Die Niederlage gegen den Kohli war extrem bitter,<br />

mit 2:0 in Sätzen und Break vorne und dann richtig<br />

Wir brauchen<br />

für Wimbledon<br />

keine Wildcard.<br />

beschissen worden … Ich<br />

habe dann auch ziemlich<br />

viel Kritik einstecken<br />

müssen. Das hat mich vielleicht<br />

ab gehärtet und einen<br />

Schutzschild um mich<br />

aufgebaut. Aber tennismäßig<br />

war das schon extrem bitter. Stefan Koubek hatte<br />

Rainer Schüttler geschlagen, wir hatten die große Chance,<br />

2:0 in Führung zu gehen – und wenn das passiert, bin ich<br />

überzeugt davon, dass wir auch den dritten Punkt geholt<br />

hätten; weil dann hätte ich auch Doppel gespielt. Es<br />

war ein wahnsinnig harter Lernprozess. Aber man lernt<br />

dadurch die Siege im Daviscup noch mehr zu schätzen.<br />

Petzschner: Ich habe das aus der Ferne verfolgt. Jürgen<br />

und ich haben danach auch länger über diese bittere Partie<br />

gesprochen. Aber für ihn ist es mehr darum gegangen, dass<br />

es ein Daviscup-Match für sein Land war, und weniger<br />

darum, dass es gegen <strong>Deutschland</strong> ging.<br />

Ende <strong>2021</strong> soll es nun in Innsbruck nach zwölf Jahren Pause<br />

wieder zu einem Daviscup-Aufeinandertreffen zwischen<br />

Österreich und <strong>Deutschland</strong> kommen – zwar im neuen<br />

Turnierformat, aber immerhin.<br />

Petzschner: Ich finde, das hat richtig Charme. Österreich<br />

gegen <strong>Deutschland</strong> und Serbien in Innsbruck, das könnte<br />

eine Hammerstimmung geben – wenn Zuschauer zugelassen<br />

werden. Und dann hätten wir auch das, was den Daviscup<br />

eigentlich ausmacht. Ansonsten ist es für mich nicht mehr<br />

Daviscup, wenn <strong>Deutschland</strong> gegen Uruguay in Madrid<br />

ausgetragen wird. Da wäre ich lieber in Montevideo oder<br />

Frankfurt und würde vor Auswärts- oder Heimfans spielen.<br />

Nun gibt es ja die feine Idee, dass Sie beide mit einer<br />

Wildcard in Wimbledon noch einmal gemeinsam an<br />

den Start gehen und dann in den<br />

Sonnenuntergang reiten …<br />

Melzer: Zunächst einmal: Wir brauchen<br />

für Wimbledon keine Wildcard. Der<br />

Petsche hat noch ein Protected von 80<br />

und ich stehe bis Wimbledon sicher<br />

noch unter den ersten 40. Da kommen<br />

wir locker rein. Die Frage ist halt, wie<br />

fit der Petsche ist …<br />

Also?<br />

Petzschner: Ich versuche, meinen<br />

Körper in Schuss zu bekommen.<br />

Ich komme derzeit so auf vier, fünf<br />

Stunden Tennistraining pro Woche,<br />

und ebenso viel auch im Athletikbereich.<br />

Es wäre auf jeden Fall ein<br />

Traum von mir, mit Jürgen gemeinsam<br />

unsere Karrieren zu beenden. ●<br />

DER WEG ZUM<br />

US-OPEN-SIEG 2011<br />

→ Runde 1:<br />

Gonzalez (MEX)/<br />

Murray (GBR): 6:3, 6:0<br />

→ Runde 2:<br />

Erlich (ISR)/Ram (ISR):<br />

7:6, 6:2<br />

→ Achtelfinale:<br />

Stakhovsky (UKR)/<br />

Youzhny (RUS):<br />

7:6 (3), 6:3<br />

→ Viertelfinale:<br />

Marrero (ESP)/<br />

Seppi (ITA): 6:1, 6:2<br />

→ Halbfinale:<br />

Bolelli (ITA)/Fognini (ITA):<br />

6:4, 6:7 (3), 6:1<br />

→ Finale:<br />

Fyrstenberg (POL)/<br />

Matkowski (POL): 6:2, 6:2


074<br />

Geburtsdatum:<br />

16. August 2001<br />

Geburtsort:<br />

San Candido<br />

Coach:<br />

Riccardo Piatti,<br />

Andrea Volpini<br />

Titel:<br />

Sofia 2020,<br />

Melbourne 1 <strong>2021</strong><br />

Jannik Sinner<br />

Jannik Sinner, geboren am 16. August 2001, wuchs in Sexten, Italien,<br />

unweit der österreichischen Grenze auf. Im Alter von sieben Jahren<br />

griff der Südtiroler erstmals zum Tennisschläger, doch auch am<br />

Ski fahren fand er zur selben Zeit Gefallen. Schlussendlich entschied<br />

sich Sinner trotz früher Erfolge auf Schnee für den Tennissport und<br />

zog mit 13 Jahren nach Bordighera, um sich mit Riccardo Piatti auf die<br />

folgende Profilaufbahn vorzubereiten. An der Seite des italienischen<br />

Startrainers folgte ein kometenhafter Aufstieg, der im November 2019<br />

zunächst im Triumph bei den Next Gen Finals mündete. Fast exakt ein<br />

Jahr später holte Sinner in Sofia seinen ersten Titel auf der ATP-Tour.<br />

● Stärken: Sinners größte Stärke ist seine beidhändige Rückhand. Mit<br />

ihr kann der Italiener sehr viel Tempo erzeugen, muss aber aufgrund<br />

der hohen Topspin-Rate selten volles Risiko nehmen. In Kombination<br />

mit seiner druckvollen Vorhand macht ihn das zu einem äußerst<br />

aggressiven Spieler, der sich für seine Größe (1,88 Meter) zudem<br />

außerordentlich gut bewegt.<br />

● Warum sollte man diesem Spieler unbedingt zusehen?<br />

Sinners Spiel ist prädestiniert dafür, dass er der nächste globale<br />

Super star wird: Der Südtiroler wartet nicht auf Fehler seines Gegners,<br />

sondern möchte jedem Match mit seinen eigenen Waffen den Stempel<br />

aufdrücken. Dabei scheut er – anders als einige andere große Talente –<br />

auch den Weg ans Netz keineswegs.<br />

● Prognose: Die Top Ten wird Sinner spätestens 2022 erreichen.<br />

Ein bis zwei Jahre später wird der Italiener auf Grand-Slam-Niveau<br />

zu den heißesten Titelaspiranten avancieren – und damit auch um<br />

Weltrang listenplatz eins kräftig mitmischen.<br />

The<br />

Real Next<br />

Generation<br />

Die Wachablöse bei den Männern? Wird seit Jahren angekündigt,<br />

scheitert aber bei den ganz großen Turnieren am hartnäckigen<br />

Widerstand der Herren Djokovic, Nadal und Federer. Wir haben dennoch<br />

drei junge Athleten gefunden, die in absehbarer Zukunft ganz vorne in der<br />

Weltspitze mitspielen könnten. Die Frauen sind in dieser Hinsicht schon<br />

mehrere Schritte weiter: Auf der WTA-Tour gewinnt die Jugend auch bei<br />

den Majors längst erfolgreich.<br />

REDAKTION: NIKOLAUS FINK


075<br />

Geburtsdatum:<br />

16. Juni 2000<br />

Geburtsort:<br />

Mississauga<br />

Bianca<br />

Andreescu<br />

Bianca Andreescu wurde am 16. Juni 2000<br />

in Mississauga, einem Vorort von Toronto,<br />

als Tochter rumänischer Einwanderer<br />

geboren. 2006 zog es die Familie wieder<br />

nach Rumänien, wo Andreescu ein Jahr<br />

später zum ersten Mal zum Racket griff.<br />

Lange sollte es sie aber nicht in Europa<br />

halten: Andreescu kehrte 2011 nach Kanada<br />

zurück und kam noch im gleichen Jahr ins<br />

U14-Team des kanadischen Tennisverbands.<br />

Nach zwei Triumphen beim Orange Bowl<br />

(2014 und 2015) gelang ihr 2019 auf der<br />

WTA-Tour der endgültige Durchbruch:<br />

Zunächst holte Andreescu in Indian Wells<br />

ihren Premierentitel, ehe sie bei den US<br />

Open ihren ersten Grand-Slam-Triumph<br />

feierte. In der Saison 2020 absolvierte<br />

Andreescu aufgrund einer Knieverletzung<br />

kein einziges Match.<br />

● Stärken: Andreescus Vorhand zählt zu<br />

den gefährlichsten Waffen im gesamten<br />

Damentennis. Insbesondere der erste<br />

Schlag nach ihrem guten Aufschlag ist<br />

bei den meisten ihrer Kontrahentinnen<br />

gefürchtet, da sie so oft früh im Ball wechsel<br />

schon unter Druck sind. Erschwerend<br />

kommt hinzu, dass die Kanadierin auch<br />

über einen soliden Flugball verfügt.<br />

● Warum sollte man dieser Spielerin<br />

unbedingt zusehen? Freunde von<br />

Powertennis werden sich bei Begegnungen<br />

mit Beteiligung Andreescus gut aufgehoben<br />

fühlen: Mit der Vorhand kann sie aus jeder<br />

Position einen Winner spielen. Kopflos ist<br />

das Spiel der Kanadierin dennoch nicht:<br />

Nicht selten setzt sie einen Stoppball oder<br />

einen Vorhandslice ein, um ihre Gegnerin zu<br />

beschäftigen.<br />

● Prognose: Wenn Andreescu fit ist, ist<br />

sie bei jedem Grand-Slam-Turnier eine der<br />

heißesten Kandidatinnen auf den Sieg.<br />

Daher werden schon in den nächsten zwei<br />

bis drei Jahren weitere Major-Titel an die<br />

Kanadierin gehen. Weltranglistenplatz<br />

eins wird sie aufgrund ihrer Verletzungsanfälligkeit<br />

aber wohl nicht erreichen.<br />

Coach:<br />

Sylvain Bruneau<br />

Titel:<br />

Indian Wells,<br />

Toronto, US Open<br />

(alle 2019)


076<br />

Geburtsdatum:<br />

31. Mai 2001<br />

Geburtsort:<br />

Warschau<br />

Coach:<br />

Piotr Sierzputowski<br />

Titel:<br />

French Open 2020,<br />

Adelaide <strong>2021</strong><br />

Iga Swiatek<br />

Die Voraussetzungen für eine Laufbahn als<br />

Profisportlerin hätten für die am 31. Mai<br />

2001 im polnischen Warschau geborene Iga<br />

Swiatek kaum besser sein können: Ihr Vater<br />

Tomasz nahm bei den Olympischen Spielen<br />

1988 in Seoul als Ruderer teil. Zum Tennissport<br />

brachte sie im Alter von sechs Jahren<br />

jedoch ihre Schwester Agata. Grund: Iga<br />

Swiatek wollte sie besiegen. Mittlerweile<br />

dürfte das kein Problem mehr sein, gehört<br />

Iga doch seit der Saison 2020 dem elitären<br />

Kreis der Grand-Slam-Champions an: Bei<br />

den French Open setzte sich Swiatek ohne<br />

Satzverlust die Krone auf und krönte sich<br />

so zur ersten polnischen Major-Siegerin der<br />

Geschichte. Folgerichtig schloss sie das Jahr<br />

erstmals in den Top 20 der Welt ab.<br />

● Stärken: Die wohl größte Stärke Swiateks<br />

ist, dass sie keine Schwächen hat. Der<br />

Aufschlag, der Return, die Grundschläge<br />

sowie der Flugball sind allesamt sehr<br />

stabil, wenngleich andere Spielerinnen in<br />

einzelnen Bereichen Vorteile gegenüber<br />

Iga haben dürften. Das Gesamtpaket der<br />

Polin passt aber perfekt – das macht sie auf<br />

jedem Belag zu einer gefährlichen Spielerin.<br />

● Warum sollte man dieser Spielerin<br />

unbedingt zusehen? Swiatek gibt dem<br />

Damentennis eine neue Note: Die Polin<br />

spielt insbesondere von der Vorhandseite<br />

mit viel Topspin und erinnert dabei<br />

phasenweise an Rafael Nadal. Anders als<br />

der Spanier in der Frühphase seiner Karriere<br />

übernimmt Swiatek in Ballwechseln aber<br />

gerne das Kommando und zelebriert<br />

sehenswertes Angriffstennis.<br />

● Prognose: Swiatek wird dem Tennis sport<br />

ihren Stempel aufdrücken. Sie wird im Lauf<br />

ihrer Karriere alle vier Grand-Slam-Turniere<br />

zumindest einmal gewinnen und in wenigen<br />

Jahren wohl auch die Weltrang liste anführen.


077<br />

Geburtsdatum:<br />

3. März 2002<br />

Geburtsort:<br />

Carrara<br />

Coach:<br />

Simone Tartarini<br />

Titel:<br />

-<br />

Lorenzo Musetti<br />

Lorenzo Musetti wurde am 3. März 2002 im<br />

italienischen Carrara geboren und stand vier Jahre<br />

später zum ersten Mal auf einem Tennisplatz.<br />

Bereits 2009 lernte er seinen bislang einzigen Trainer,<br />

Simone Tartarini, kennen. „Für mich ist er wie ein<br />

zweiter Vater“, sagt Musetti heute über seinen<br />

Landsmann. An der Seite Tartarinis erklomm der<br />

Norditaliener – unter anderem durch den Sieg bei<br />

den Australian Open Juniors im Jahr 2019 – die Spitze<br />

der Juniorenweltrang liste. Auf höchster Ebene<br />

lieferte Musetti ein Jahr später eine erste Kostprobe<br />

seines Könnens ab: In Rom erreichte er nach Siegen<br />

über Stan Wawrinka und Kei Nishikori die dritte Runde.<br />

Zu Beginn der Saison <strong>2021</strong> stieß der Youngster in<br />

Acapulco sogar bis ins Halbfinale vor und sprach<br />

danach von einem „Wendepunkt in seiner Karriere“.<br />

● Stärken: Musetti zeichnet in erster Linie sein<br />

unglaublicher Touch aus: Insbesondere mit seiner<br />

einhändigen Rückhand kann er aus beinahe jeder<br />

Position einen Zauberschlag spielen. Darüber<br />

hinaus weiß der Italiener dank seines großartigen<br />

Ball gefühls auch am Netz vollends zu überzeugen.<br />

● Warum sollte man diesem Spieler unbedingt<br />

zusehen? Musetti ist einer jener Spieler, die bei<br />

jedem Match eine spezielle Energie auf den<br />

Platz bringen. Die Fans fiebern und leiden in den<br />

entscheidenden Momenten mit ihm mit – genau das<br />

macht jede Partie mit dem Italiener so besonders.<br />

● Prognose: Musetti wird für seinen endgültigen<br />

Durchbruch länger benötigen als Sinner und Alcaraz.<br />

In den kommenden drei Jahren wird er sich in den<br />

Top 50 der Weltrangliste etablieren, ehe ein großer<br />

Sprung nach vorne und ein Angriff auf die Weltspitze<br />

folgen werden.


078<br />

Geburtsdatum:<br />

13. März 2004<br />

Geburtsort:<br />

Delray Beach<br />

Coach:<br />

Corey Gauff<br />

Titel:<br />

Linz 2019<br />

Cori Gauff<br />

Geboren wurde Cori „Coco“ Gauff am<br />

13. März 2004 im US-amerikanischen<br />

Delray Beach. Obwohl sie „erst“ im Alter<br />

von sechs Jahren mit dem Tennissport<br />

anfing, fuhr Gauff schon sehr früh<br />

Erfolge auf der Profitour ein: 2019 schlug<br />

sie als 15-Jährige in der ersten Runde<br />

von Wimbledon ihr großes Idol Venus<br />

Williams und zog anschließend sogar ins<br />

Achtelfinale des Rasenklassikers ein. Im<br />

selben Jahr gewann die US-Amerikanerin<br />

im österreichischen Linz ihren ersten<br />

Titel auf der WTA-Tour und krönte sich<br />

somit zur jüngsten Turniersiegerin seit<br />

2004. Die Saison 2020 beendete Gauff<br />

unter anderem dank eines Achtelfinaleinzugs<br />

bei den Australian Open zum<br />

ersten Mal in ihrer Karriere unter den<br />

Top 50 der Weltrangliste.<br />

● Stärken: Gauff schlägt bereits<br />

jetzt großartig auf und hat mit ihrer<br />

beidhändigen Rückhand eine Waffe im<br />

Repertoire, die ihresgleichen sucht.<br />

Zudem zeichnet die Teenagerin eine für<br />

ihr junges Alter atemberaubende Reife<br />

in engen Spielsituationen aus.<br />

● Warum sollte man dieser Spielerin<br />

unbedingt zusehen? „Ich spiele so<br />

aggressiv wie möglich und würde mich<br />

selbst als Kämpferin bezeichnen“ – mit<br />

diesen Worten beschreibt Cori Gauff<br />

ihren Stil. Nicht die schlechtesten<br />

Vor aussetzungen, um der jungen Frau<br />

einmal beim Tennisspielen zuzusehen<br />

und sich von der Wucht ihrer Schläge<br />

beeindrucken zu lassen!<br />

● Prognose: Es müsste schon mit dem<br />

Teufel zugehen, sollte Gauff in den<br />

kom menden Jahren nicht um große<br />

Titel mitspielen. Zwei bis drei Spielzeiten<br />

wird die US-Amerikanerin jedoch noch<br />

benötigen, um ihr volles Potenzial<br />

auszuschöpfen. Ab 2024 wird sie<br />

dann aber schon um sämtliche<br />

Grand-Slam-Trophäen kämpfen.


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Turnierraster, Forderungspyramide<br />

Turnierraster<br />

Forderungspyramide<br />

Mitgliederverwaltung<br />

Mitgliedsgebührenabrechnung<br />

Einnahmen-/Ausgabenrechnung<br />

Online Zahlung<br />

Auch als Web-App<br />

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„You cannot be serious!“<br />

Über 700 eTennis-Kunden im DACH-Raum sparen bereits Zeit bei der Verwaltung,<br />

bieten zeitgemäßen Service für Mitglieder und beleben die Anlagen mit den<br />

Digitalisierungs- und Automatisierungsfunktionen von eTennis.<br />

Kitzbüheler Tennisclub:<br />

„Wir setzen seit Anfang Mai 2017 auf eTennis. Wir nutzen das Reservierungssystem<br />

für sieben Freiplätze sowie drei Hallenplätze (inkl. Lichtsteuerung und<br />

Online-Payment). Wir sind mit dem neuen Reservierungssystem sehr zufrieden.<br />

Das Team von eTennis steht uns für diverse Fragen und Anregungen jederzeit zur<br />

Verfügung. Wir hoffen außerdem, dass wir mit den neuen Werbeflächen im System<br />

noch mehr Sponsoren gewinnen können.“ – Matthias Wieser, Clubmanagement<br />

www.eTennis.at<br />

Ready? Spiel mit eTennis!<br />

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ordination<br />

Mitgliederverwaltung, Mitgliedsgebührenabrechnung<br />

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080<br />

Geburtsdatum:<br />

5. Mai 2003<br />

Geburtsort:<br />

Murcia<br />

Coach:<br />

Juan Carlos Ferrero<br />

Titel:<br />

-<br />

Carlos Alcaraz<br />

Carlos Alcaraz kam am 5. Mai 2003 im<br />

spanischen Murcia auf die Welt und begann<br />

im zarten Alter von vier Jahren mit dem<br />

Tennissport. Seitdem ließ ihn die Faszination<br />

für die gelbe Filzkugel nie wieder los – ein<br />

Umstand, an dem auch zwei seiner Landsleute<br />

nicht ganz unschuldig waren: Noch<br />

heute bezeichnet Alcaraz Rafael Nadal als<br />

sein großes Idol; weitaus größeren Einfluss<br />

auf seine Karriere hatte aber Juan Carlos<br />

Ferrero. Seit 2018 arbeitet der Teenager<br />

mit dem ehemaligen Weltrang listenersten<br />

zusammen. Gemeinsam heimsten die beiden<br />

schnell erste Erfolge ein: 2020 gewann<br />

Alcaraz drei Challenger-Titel und wurde<br />

nicht zuletzt deshalb mit dem Award „ATP<br />

Newcomer of the Year“ ausgezeichnet. Im<br />

Februar <strong>2021</strong> gelang dem Iberer bei den<br />

Australian Open erstmals der Sprung in ein<br />

Grand-Slam-Hauptfeld.<br />

● Stärken: Alcaraz verfügt über eine<br />

mächtige Vorhand, mit der er im Regelfall<br />

auch wunderbare Winkel findet. Der größte<br />

Pluspunkt im Spiel des Spaniers ist aber<br />

wohl schon jetzt seine Abgeklärtheit in<br />

engen Momenten, die an sein Vorbild Ra fael<br />

Nadal erinnert.<br />

● Warum sollte man diesem Spieler<br />

unbedingt zusehen? Nach seinem ersten<br />

Sieg auf der ATP-Tour meinte Alcaraz:<br />

„Mein Stil ist mehr oder weniger wie jener<br />

von Roger Federer, aggressiv ans Netz zu<br />

kommen und viele Stopps zu spielen.“ Und<br />

wer sieht dem Maestro nicht gerne beim<br />

Tennisspielen zu?<br />

● Prognose: Am Ende der Saison <strong>2021</strong> wird<br />

Alcaraz zu den 50 besten Tennisspielern der<br />

Welt gehören. Etwas längerfristig betrachtet<br />

dürfte der Mann aus Murcia insbesondere<br />

bei den French Open wohl nur ganz schwer<br />

zu knacken sein.<br />

FOTOS: ICON SPORTSWIRE/GETTY IMAGES, BRANDON MALONE/AFP/GETTY IMAGES, FRANCOIS NEL/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES(2), HECTOR VIVAS/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, MICHAEL REAVES/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES


081<br />

Warum<br />

braucht<br />

das Tennis<br />

Spieler wie<br />

Nick Kyrgios?<br />

STEFAN BERGMANN<br />

ist ein Mann der ersten Stunde<br />

bei tennisnet.com. Mittlerweile<br />

widmet sich der passionierte<br />

Wiener ausschließlich der<br />

Schauspielerei und gibt sein<br />

Wissen an die #NextGen der<br />

Bühnenkünstler weiter.<br />

FOTOS: CAMERON SPENCER/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, BEIGESTELLT<br />

Expressive Charaktere wie Nick Kyrgios polarisieren einfach. Das lautstarke Mitteilen<br />

der Gemütszustände, die ständigen kleinen Mätzchen, um den Gegner aus der Ruhe<br />

zu bringen – das kann man alles mögen oder eben auch nicht. Aber es macht Leute<br />

wie Kyrgios als Charaktere im Tenniszirkus einzigartig.<br />

Auch wenn ich seit mittlerweile fünf Jahren nicht mehr zum festen Redaktionsteam<br />

von tennisnet.com gehöre, wird unser aller Lieblingssport für mich wohl dennoch bis zu meinem<br />

finalen Lebenshauch zu den schönsten Nebensächlichkeiten der Welt gehören. Mein Hauptberuf als<br />

Schauspieler hat mich mittlerweile vom Redaktionsbüro auf verschiedene Theaterbühnen des Landes,<br />

vor die Kamera und hinters Studiomikrofon geführt.<br />

Schön und gut, aber warum erzähle ich das hier? Was hat denn Tennis, oder noch<br />

genauer gesagt Nick Kyrgios jetzt bitte mit der Schauspielerei zu tun? Tja, es gibt<br />

einfach einen großen gemeinsamen Nenner zwischen den Athletinnen und Athleten<br />

des Weißen Sports und den Charakteren in der darstellenden Kunst, und das sind die<br />

Emotionen, die sie bei uns Zusehern bzw. Fans auslösen. Gut und Böse, Freud und<br />

Leid, Leben und Tod, Sieg und Niederlage – und wir leben mit.<br />

Seit jeher liebt der Mensch gute, spannende, dramatische oder lustige Erzählungen.<br />

Und fast noch wichtiger als eine interessante oder wendungsreiche Handlung sind<br />

dabei die Figuren, die diese während einer Geschichte vorantreiben. Was<br />

wäre zum Beispiel Robin Hood ohne den Sheriff von Nottingham,<br />

Goethes Faust ohne Mephisto oder DCs Batman ohne den Joker? Erst<br />

das Spannungsfeld zwischen den handelnden Personen zieht den<br />

Zuschauer wirklich in den Bann, lässt ihn Partei ergreifen – ebendieser<br />

Mechanismus greift auch bei unser aller Lieblingssport. Die Handlung ist durch die<br />

Regeln des Sports grob vorgegeben, aber erst die Spieler und ihre Eigenheiten<br />

sorgen für die wahre Würze im Dargebotenen. Wir freuen uns mit unserem<br />

Favoriten, wenn er gewinnt, ärgern uns aber genauso gründlich, wenn der<br />

von uns nicht bevorzugte Athlet als Sieger den Platz verlässt.<br />

So ziemlich jeder Tennisfan hat seine Meinung zu Nick Kyrgios – kalt lässt<br />

der 25-Jährige wohl kaum jemanden, was auch die immer wiederkehrenden<br />

Diskussionen in unseren Social- Media-Kanälen beweisen. Ob man den<br />

extravaganten Australier mitsamt seinem theatralischen Lebensstil nun<br />

abfeiert oder ihn mit wahrer Inbrunst hasst: Am Ende des Tages sind genau<br />

Nick Kyrgios<br />

das die Emo tionen, die unser Sport braucht und von denen er lebt.<br />

Die Spieler und<br />

ihre Eigenheiten<br />

sorgen für<br />

die Würze im<br />

Dargebotenen.


© <strong>2021</strong> adidas AG<br />

”TOGETHER WITH ADIDAS I AM HERE TO<br />

CREATE A MORE SUSTAINABLE FUTURE.“<br />

- DOMINIC THIEM


© <strong>2021</strong> adidas AG<br />

”TOGETHER WITH ADIDAS I AM HERE TO<br />

CREATE A MORE SUSTAINABLE FUTURE.“<br />

- DOMINIC THIEM


084<br />

Zeitalter<br />

Zwei<br />

Leben<br />

STEFANIE GRAF und BORIS BECKER waren die beiden<br />

überlebensgroßen Figuren im deutschen Tennis.<br />

Nach dem Ende ihrer Karrieren ist der eine präsenter<br />

denn je – die andere so gut wie verschwunden …<br />

REDAKTION: JÖRG ALLMEROTH


085<br />

1989 Deutsche<br />

Festtage im<br />

Allerheiligsten des<br />

Tennissports.


086<br />

STURM UND DRANG Boris Becker<br />

suchte immer den Weg nach vorne –<br />

auch nach seiner Karriere.<br />

Boris Becker<br />

Geburtstag: 22. November 1967<br />

Größe: 191 cm<br />

Gewicht: 85 kg<br />

Coaches: Günther Bosch, Bob<br />

Brett, Günter Bresnik<br />

Bester Weltranglistenplatz: 1<br />

Titel insgesamt: 49<br />

Titel Majors: 6 (Australian Open<br />

1991, 1996; Wimbledon 1985,<br />

1986, 1989; US Open 1989)<br />

Markenzeichen: Becker-Hecht,<br />

Bum-Bum-Service, unbändiger<br />

Kampfgeist<br />

BECKERS MATCHBILANZ GEGEN<br />

DIE GROSSEN RIVALEN …<br />

vs. Stefan Edberg: 25:10<br />

vs. John McEnroe: 8:2<br />

vs. Mats Wilander: 7:3<br />

vs. Pete Sampras: 7:12<br />

vs. Andre Agassi: 4:10<br />

vs. Ivan Lendl: 10:11<br />

EIN HECHT auf dem<br />

heiligen Rasen? Aber ja!<br />

FRUCHTBARE ZUSAMMENARBEIT Becker hat<br />

Novak Djokovic in neue Höhen geführt.


087<br />

Es ist ein Frühlingstag vor vielen Jahren,<br />

an dem man mit Boris Becker in seiner<br />

Münchner Firmenzentrale verabredet<br />

ist. Der Reporter sitzt erwartungsfroh im<br />

Intercity, als kurz hinter Nürnberg das<br />

Handy summt; ein Becker-Vertrauter ist etwas aufgeregt<br />

am Apparat: Becker sei kurzfristig etwas bei diesem Termin<br />

dazwischengeraten, ob man nicht umdisponieren und zum<br />

Flughafen kommen könne. Nun gut, dann eben ein Interview<br />

am Flughafen, denkt der Reporter und stimmt zu. Doch der<br />

Becker-Mann ist noch nicht ganz fertig mit seiner Last-<br />

Minute-Botschaft: Nein, am Flughafen sei das Ganze nicht<br />

wirklich geplant – Becker müsse unbedingt nach Mallorca, und<br />

wenn das Interview zustande kommen solle, müsse man eben<br />

möglichst mitfliegen.<br />

Und so geschieht es, dass der Reporter in der nächsten<br />

Stunde mit dunklem Anzug, Hemd und Krawatte in einem<br />

Privatjet Richtung Ferieninsel sitzt. Und am Nachmittag dieses<br />

Tages in der Stierkampfarena ein Tennismatch zusammen<br />

mit Becker anschaut und in der Hochglanz montur in<br />

gleißender Sonne brütet. „Alles gut?“, fragt Becker den<br />

Reporter damals in der Ehrenloge grinsend. Klar, alles<br />

gut, wenigstens im Nachhinein. Schließlich steht Becker<br />

irgendwann am Abend auch noch für das längste Interview<br />

überhaupt zur Verfügung – stundenlang gibt er Einblicke in<br />

seine Karriere, in sein Privatleben. Er spricht über Frau und<br />

Kinder, über den gerade erst verstorbenen Vater, über den<br />

schwierigen Start ins Wirtschaftsleben als Chef der Firma<br />

Becker und Co. Kurz vor Mitternacht – der Reporter schleppt<br />

sich im hoffnungslos verschwitzten Business-Dress ins<br />

Hotel – kommt ihm unwillkürlich ein Satz Beckers in den<br />

Sinn. Ein Satz, der wie kein zweiter für Beckers Leben<br />

und Laufbahn steht, für den Umgang mit der Welt um ihn<br />

herum, für diesen Tag zwischen München und Mallorca<br />

natürlich auch. Dieser Satz lautet: „Bei mir<br />

weiß man nie, was kommt.“<br />

Dieser Satz war an jenem Tag und<br />

darüber hinaus keineswegs einfach leichthin<br />

dahergesagt. Er hatte immer einen<br />

ganz harten inhaltlichen Kern. Denn wann<br />

immer man mit Becker sprach in mehr als<br />

30 Jahren der journalistischen Begleitung,<br />

dann ging es sehr oft um Beckers Verwandlungen,<br />

die Brüche in seinem Leben. Um<br />

einen Becker, der auf der Flucht war; auf<br />

der Flucht, festgelegt oder vereinnahmt zu werden. Becker<br />

war ja auch nie nur ein einziger Becker, sondern ganz viele<br />

Beckers. Er war im Übrigen auch derjenige, der sich gegen<br />

die allzu innige öffentliche Umarmung auflehnte. Und der<br />

sich später übers Kreuz legte mit <strong>Deutschland</strong>, mit allen,<br />

die meinten, ihm jeden Tag Ratschläge geben zu müssen –<br />

ob es nun zunächst um seine Karriere ging oder später um<br />

Geschäfte oder Familien angelegenheiten. „Ich bin niemandem<br />

etwas schuldig. Ich lebe mein Leben, wie es mir gefällt“, sagte<br />

Bei Boris Becker<br />

weiß man nie,<br />

was kommt.<br />

Becker. Und fügte hinzu: „In <strong>Deutschland</strong><br />

glauben viele immer noch, dass<br />

ich der 17-jährige Bursche bin, der<br />

Wimbledon gewonnen hat.“<br />

IN EIN ANDERES UNIVERSUM<br />

GESCHLEUDERT<br />

Fast alles, was in seinem Leben<br />

passierte, hatte indes mit Wimbledon<br />

zu tun. Mit diesem 7. Juli 1985, an<br />

dem er den Matchball gegen den Südafrikaner<br />

Kevin Curren verwandelte<br />

und zum (bis heute) jüngsten Turniersieger<br />

in der Geschichte wurde. Von<br />

einer Sekunde zur anderen sei er „in<br />

ein anderes Universum geschleudert<br />

worden“, sagt Becker. „Ich wollte<br />

natürlich immer ein großer Sieger sein.<br />

Aber was es bedeutet, Wimbledon-<br />

EIN LEGITIMER<br />

NACHFOLGER? Das<br />

Verhältnis zwischen<br />

Alexander Zverev<br />

und Boris Becker ist<br />

herausragend gut.<br />

sieger zu sein, wusste ich nicht.“ Es begann dann ein Leben<br />

ohne Beispiel, ein Leben, das vor allem auch davon geprägt<br />

war, dass Becker gegen den Strom schwamm. Gegen die<br />

Erwartungen. Gegen die deutsche Wunschvorstellung, wie<br />

er als Idol sein sollte. Noch immer klingt diese Wut durch –<br />

als Becker etwa rund um seinen 50. Geburtstag losdonnerte:<br />

„Ich war nie euer Boris. Und ich bin nicht euer Boris!“<br />

Das Verrückte an Becker ist auch dies: In all den Aufgeregtheiten,<br />

in all dem Wirbel und allen Wirren seines<br />

Lebens ist er sich doch auch treu geblieben – als jemand, der<br />

sich nicht greifen lässt und sich auch nicht greifen lassen<br />

will. So war es ja tatsächlich auch in aller Regelmäßigkeit<br />

in den Jahren, in denen er über die Kontinente und durch<br />

die Zeitzonen jettete. Und es war eben jene buchstäbliche<br />

Unfassbarkeit, die seine Magie ausmachte: das Schwanken<br />

zwischen den Extremen, manchmal in einem<br />

Spiel, manchmal über ganze Jahre. Becker<br />

konnte Spiele drehen, die verloren schienen,<br />

und Spiele verlieren, die er eigentlich schon<br />

gewonnen hatte. Er fesselte die ganze Nation<br />

vor dem Fernseher, war ein Phänomen; in<br />

seiner Zeit einer der mitreißendsten Tennisspieler<br />

und bewegendsten Einzelsportler<br />

überhaupt. Er war größer als sein Sport.<br />

Wie blickt er heute auf diese Zeit<br />

zurück? „Es war ein Leben ständig am Limit.<br />

Ein verrücktes Leben. Ich hatte mit 20 schon mehr erlebt<br />

als andere mit 100 Jahren“, sagt Becker. Es war allerdings<br />

auch so, dass Becker nicht leben konnte ohne die Strahlen<br />

des Scheinwerferlichts. Mit dem, was er selbst „Öffentlichkeit“<br />

nannte, verband ihn immer eine Hassliebe. Er genoss<br />

seine Bekanntheit, seine Popularität, und er verfluchte sie<br />

im nächsten Moment. Und daran hat sich auch nicht viel<br />

ge ändert in all den Jahren bis jetzt – an Becker und am<br />

Thema Becker war nie ein Mangel.


088<br />

DIE STEFANIE-GRAF-<br />

VORHAND Die vielleicht<br />

größte Waffe in der<br />

Geschichte des<br />

Frauentennis.<br />

GESUCHT,<br />

GEFUNDEN<br />

Stefanie Graf und<br />

Andre Agassi sind<br />

das Glamourpaar der<br />

Tenniswelt – und<br />

machen sich rar.<br />

Stefanie Graf<br />

Geburtstag: 14. Juni 1969<br />

Größe: 176 cm<br />

Gewicht: 63 kg<br />

Coach: Heinz Günthardt<br />

Bester Weltranglistenplatz: 1<br />

Titel insgesamt: 107<br />

Titel Majors: 22 (Australian Open 1988,<br />

1989, 1990, 1994; French Open 1987,<br />

1988, 1993, 1995, 1996, 1999; Wimbledon<br />

1988, 1989, 1991, 1992, 1993, 1995, 1996;<br />

US Open 1988, 1989, 1993, 1995, 1996)<br />

Markenzeichen: Killer-Vorhand, die beste<br />

Beinarbeit aller Zeiten, Rückhand-Slice<br />

GRAFS MATCHBILANZ GEGEN<br />

DIE GROSSEN RIVALINNEN …<br />

vs. Martina Navratilova: 9:9<br />

vs. Monica Seles: 10:5<br />

vs. Gabriela Sabatini: 28:11<br />

vs. Arantxa Sanchez-Vicario: 28:8<br />

vs. Martina Hingis: 7:2<br />

vs. Lindsay Davenport: 8:6


089<br />

FOTOS: GEORGES DE KEERLE/HULTON ARCHIVE/GETTY IMAGES, PROFESSIONAL SPORT/POPPERFOTO/GETTY IMAGES, GARY M. PRIOR/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, HENRI SZWARC/BONGARTS/GETTY IMAGES, HAMISH BLAIR/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, CLIVE BRUNSKILL /<br />

GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, SIMON BRUTY/HULTON ARCHIVE/GETTY IMAGES, BOB MARTIN/HULTON ARCHIVE/GETTY IMAGES, ALEXANDER HASSENSTEIN /GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, STEVE POWELL/HULTON ARCHIVE/GETTY IMAGES<br />

KOSENAMEN ZU DEN AKTEN GELEGT<br />

Als vor zwei Jahren Stefanie Graf ihren 50. Geburtstag feierte,<br />

die zweite überlebensgroße Tennisfigur <strong>Deutschland</strong>s, kam<br />

einem erst so richtig ins Bewusstsein, wie verschwunden und<br />

abwesend die 22-fache Grand-Slam- Gewinnerin doch ist.<br />

Und daran änderte der Feier-Tag auch nicht viel, denn wer<br />

auch immer damals mit Graf reden wollte, bekam von einer<br />

Mitarbeiterin an ihrem neuen Lebens mittelpunkt Las Vegas<br />

zu hören, die Jubilarin sei nicht so der Geburtstagstyp, sie<br />

mache sich nicht viel draus und wolle keine Interviews geben.<br />

Die freundlich abweisende Dame sagte dabei immer wieder<br />

betont „Stefanie“ – dazu muss man wissen, dass die Tennisheldin<br />

selbst größten Wert darauf legt, nicht mehr mit der<br />

Verniedlichungsform „Steffi“ konfrontiert zu werden; dem<br />

Kosenamen, der ihr anderthalb Jahrzehnte über die Tennisplätze<br />

der Welt folgte und den sie partout nicht mehr hören<br />

konnte, als sie am 13. August 1999 ihre großartige Karriere<br />

zu den Akten legte.<br />

Mehr als zwei Jahrzehnte datiert ihr Abschied nun schon<br />

zurück, und wenn sie in ihren aktiven Zeiten oft ein Rätsel war,<br />

oft auch eine Unverstandene außerhalb der Center-Courts,<br />

so ist Graf inzwischen vor allem zu einem regelrechten<br />

Phantom geworden. Das hat mit der großen räumlichen<br />

Distanz von Las Vegas zu ihrer Heimat <strong>Deutschland</strong> zu tun,<br />

aber nicht nur damit – sie ist auch für viele Freunde und<br />

Freundinnen kaum noch greifbar, sie lebt ihr Leben in einem<br />

sehr kleinen, überschaubaren Umfeld und Radius, mit einer<br />

kleinen Gruppe von Menschen. Die neue Familie gehört<br />

dazu, ihre eigene Familie: Ihr Mann Andre Agassi, der<br />

amerikanische Superstar; ihre beiden Kinder Jaden Gil<br />

und Jazz Elle; und auch die alte Familie Graf, Mutter Heidi<br />

vor allem.<br />

Andererseits ist diese Entschleunigung<br />

des eigenen Lebens und<br />

der weitgehende Rückzug aus der<br />

Öffentlichkeit und ins sehr Private<br />

hinein nicht überraschend gekommen<br />

für die, die Grafs Tenniskarriere<br />

erlebten; die all die Verwerfungen,<br />

kleineren und größeren Aufregungen<br />

– den Steuer skandal um ihren Vater<br />

Peter, die ewigen Verletzungen in der<br />

Spätphase, die stets fürsorgliche<br />

Belagerung durch die Medien – mitverfolgten.<br />

Stefanie Graf, die professionelle Athletin, wollte<br />

ja eigentlich immer nur Tennis spielen, nichts sonst.<br />

Öffentlicher Rummel war ihr stets so verhasst wie Pest<br />

und Cholera zusammen.<br />

EINZIGE GEWINNERIN DES GOLDEN SLAM<br />

Alles, was in der Schein- und Kunstwelt des scheinbar<br />

glamourösen Tennisbetriebs neben den Matches inszeniert<br />

wurde, blieb ihr ein Gräuel. Die oft täglichen Pressekonferenzen,<br />

das Herumgereichtwerden von Termin zu<br />

MUTTER HEIDI UND<br />

VATER PETER GRAF<br />

waren vor allem in der<br />

frühen Karrierephase<br />

von Steffi immer dabei.<br />

Graf ging es rein<br />

um den sportlichen<br />

Wettbewerb, Becker<br />

sehnte sich nach<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Termin, Verpflichtungen gegenüber Sponsoren: Sie machte<br />

es mit, sie setzte ein Lächeln auf, das man bei näherem<br />

Hinsehen aber nicht mehr als Lächeln identifizieren konnte.<br />

Als man im Herbst 1999 an einem Buchprojekt mit ihr<br />

arbeitete – es sollte um eine Jahreschronik ihrer Karriere<br />

gehen –, sagte sie in einer ruhigen Stunde: „Vieles war schon<br />

eine Last, eine Qual.“<br />

Befreit wirkte Graf immer dann, wenn sie auf den Platz<br />

gehen konnte, dort hatte sie alles selbst im Griff. Sogar wortwörtlich:<br />

Sie siegte und siegte und siegte, holte schon 1988<br />

den Golden Slam (alle vier Top-Turniere in einem Kalenderjahr!),<br />

gewann 22 Majorpokale, stand 377 Wochen an der<br />

Spitze der Weltrangliste. Sie siegte allerdings dann so<br />

oft, dass man es ab einem gewissen Zeitpunkt schon mit<br />

Gleichmut hinnahm. In der Branche<br />

würdigte man vorübergehend nicht<br />

den nächsten Glanzauftritt der<br />

Deutschen, sondern wartete darauf,<br />

dass sie stolpern würde – was indes<br />

selten genug geschah.<br />

Graf war als Typ, als Charakter,<br />

aber eben auch als Profi ja immer ganz<br />

anders als der Mann, dessen Karriere<br />

zeitlich parallel über die Bühne ging;<br />

sie war, ohne es zu wollen, der Gegenentwurf<br />

zu Boris Becker. Der rotblonde<br />

Bursche, der nicht weit von Grafs<br />

Wohnort Brühl aufwuchs, in Leimen nämlich und der sogar<br />

in Jugendzeiten mit Graf trainierte, dieser Becker sehnte<br />

sich nach Aufmerksamkeit, nach Blitzlicht gewitter, nach der<br />

Liebe der Fans. Graf ging es am anderen Ende der Skala rein<br />

um den sportlichen Wettbewerb, um das Duell, sie brauchte<br />

auch da kein Abenteuer, keinen Extra thrill. Das Geld und das<br />

ganze Ballyhoo rund ums Profi tennis waren ihr schlicht egal.<br />

Becker und Graf sind immer verglichen worden. Sie hatten<br />

wenig gemein, aber sie konnten sich nicht entkommen auf<br />

der großen gemeinsamen Tennisbühne … ●


090<br />

HAMBURGER GRÖSSE<br />

Das Turnier am Hamburger<br />

Rothenbaum ist nach wie vor<br />

das Flaggschiff des DTB.<br />

DIRK HORDORFF ist als<br />

Vizepräsident im Deutschen<br />

Tennis Bund (DTB) für den<br />

Leistungssport zuständig.<br />

Hordorff ist seit vielen<br />

Jahren auch als Coach auf<br />

der ATP-Tour unterwegs<br />

und hat Spieler wie Lars<br />

Burgsmüller, Rainer Schüttler,<br />

Janko Tipsarevic oder<br />

Ricardas Berankis betreut.<br />

„Tennisspieler<br />

leben länger‟<br />

Wenn sich jemand im deutschsprachigen Tennisgeschehen kein Blatt vor den Mund nimmt, dann<br />

DIRK HORDORFF. Der DTB-Vizepräsident durchleuchtet alle Facetten des Sports kritisch, bringt aber<br />

auch dort Lob an, wo dieses angebracht ist. Ein Gespräch über deutsche Hoffnungen, blühende<br />

Turnierlandschaften und die Tücken des Föderalismus.<br />

INTERVIEW: JENS HUIBER<br />

Herr Hordorff, mal angenommen, der DTB<br />

würde plötzlich über fast unbeschränkte<br />

finanzielle Mittel verfügen. Wofür würden<br />

Sie diese verwenden?<br />

Es gibt zwei ganz wichtige Säulen. Zunächst<br />

einmal das „Grass-Roots-Tennis“: Wir müssen immer wieder sehen,<br />

dass wir mehr Leute dazu bringen, Tennis zu spielen, öfter zu<br />

spielen, und mehr Leuten einfachen Zugang zum Tennis bieten.<br />

In diese Richtung macht der DTB mit dem Partner Generali<br />

schon sehr viel. Der zweite Bereich ist die Spitzenförderung. Der<br />

DTB hat die Verantwortung, dem deutschen Nachwuchs faire<br />

Bedingungen zu schaffen, mit denen er international mithalten<br />

kann. Da haben wir jahrelang unterirdisch schlechte Arbeit geleistet,<br />

weil wir gar kein Geld hatten. Das ist heute nicht mehr der Fall.<br />

Die Jugendlichen werden gut trainiert, unser System funktioniert.<br />

Zum System gehören auch viele Möglichkeiten, sich professionell<br />

zu betätigen.<br />

Wir haben in <strong>Deutschland</strong> eine sehr gute Turnierlandschaft, mit<br />

dem Porsche Tennis Grand Prix als Flaggschiff bei den Frauen,<br />

die auch in Köln, Berlin und Bad Homburg Möglichkeiten haben;<br />

und bei den Männern haben wir die beiden 500er-Turniere in Halle/<br />

Westfalen und am Rothenbaum, die mit München und Stuttgart<br />

und den zahlreichen Challengern und Futures eine vernünftige<br />

Bandbreite an Möglichkeiten für Tennisprofis darstellen. Ein<br />

Grand-Slam-Turnier werden wir nicht bekommen. Unser Anspruch<br />

ist aber, dass wir in <strong>Deutschland</strong> bald wieder ein ATP-Masters-<br />

1000-Turnier veranstalten werden. Als größte Industrienation in<br />

Europa – aus dem 75 Prozent der Spitzenspieler kommen – sollte<br />

auch <strong>Deutschland</strong> mit einem Spitzenturnier ausgestattet sein.<br />

Hamburg hatte diesen Status – und wäre damit der logische<br />

Kandidat dafür?<br />

Der DTB ist der Eigentümer des Hamburger Turniers, das ist unsere<br />

Lizenz. Dieses Turnier hat sehr viel Tradition. Dennoch sind wir<br />

froh, dass es mit dem TC Weissenhof in Stuttgart und dem MTTC<br />

Iphitos in München zwei Vereine gibt, die den Tennissport in<br />

<strong>Deutschland</strong> auch in schwierigen Zeiten auf der Landkarte gehalten<br />

haben. Dazu haben Gerry Weber und Ralf Weber in Halle ein<br />

Turnier geschaffen, das dem deutschen Tennis sehr gut tut.


091<br />

Sie haben vor ein paar Jahren die Positionen des Women’s<br />

respektive Men’s Head of Tennis beim DTB eingeführt.<br />

Wie zufrieden sind Sie damit?<br />

Zunächst war es eine sehr positive Sache, dass Boris Becker viele<br />

Jahre ehrenamtlich für das deutsche Tennis gearbeitet hat. Boris<br />

hat einen exzellenten Job gemacht. Barbara Rittner war ja zuvor<br />

schon involviert. Als ich anfing, hatten wir bei den Männern einen<br />

hauptamtlichen Trainer – heutzutage ist es ein Team von acht<br />

Coaches bei den Männern, fünf bei den Frauen. Die Installation<br />

dieser Zwischenstufe zwischen Sportdirektor Klaus Eberhardt<br />

und den hauptamtlichen Trainern war die richtige Entscheidung.<br />

Michael Kohlmann hat unser Vertrauen bekommen, leitet alle<br />

Trainer, steht den Programmen vor – und macht aus unserer Sicht<br />

einen hervorragenden Job.<br />

von kurzer Zeit aufholen. Ein Baby braucht neun Monate, ein<br />

Tennisspieler braucht neun Jahre. Wenn es reicht. Aber: Wir haben<br />

eine Trendwende geschafft. Wir haben fünf Jugendliche in<br />

den Top 100, in den Jahren zuvor waren es maximal zwei. Wir<br />

haben motivierte Trainer, können durch die Förderungen durch<br />

den DOSB die notwendigen Maßnahmen durchführen; in den<br />

Leistungszentren, bei den Turnieren. Daniel Altmaier hat Lichtblicke<br />

gebracht, wir haben mit Jan-Lennard Struff und Dominik<br />

Koepfer zwei weitere Spieler in den Top 100, wollen aber auch<br />

Philipp Kohlschreiber nicht vergessen, der so viel für <strong>Deutschland</strong><br />

gespielt hat wie kein anderer. Und natürlich Kevin Krawietz<br />

und Andreas Mies, die die letzten beiden Titel in Roland Garros<br />

geholt haben. Wir sind okay, aber nicht ganz vorne. Das wissen<br />

wir, daran arbeiten wir.<br />

FOTOS: ALEXANDER SCHEUBER/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, BEIGESTELLT<br />

Was haben Sie in der Coronazeit über den Tennissport gelernt?<br />

Tennis konnte zeigen, dass es als Sportart mit großer Distanz auch<br />

in solch schwierigen Zeiten die richtige Sportart ist. Tennis hat<br />

wieder Fans gewonnen, die schon verloren waren. Die Tennishallen,<br />

die Tennisplätze waren voll – wo es erlaubt war. Wir sind<br />

für die Zukunft sehr gut aufgestellt.<br />

Nun wurde im Winter in Hessen oder Schleswig-Holstein gespielt,<br />

in Bayern oder Baden-Württemberg nicht. Hätte der DTB mehr zu<br />

einer gesamtdeutschen positiven Lösung beitragen können?<br />

Es ist manchmal fast unmöglich, den Föderalismus zu verstehen.<br />

Jeder mahnt ein einheitliches Vorgehen an, nur hält sich halt<br />

keiner dran. Der Tennissport hat im Sommer 2020 ein Hygienekonzept<br />

vorgelegt, und mein Respekt geht noch einmal an die<br />

etwa 8.000 Vereine, die dieses Konzept auch umgesetzt haben.<br />

Der DTB hat hier gute Vorarbeit geleistet. Und es wurde im Jahr<br />

2020 kein Fall bekannt, in dem Tennis für eine Neuinfektion<br />

verantwortlich war. Umso schwieriger ist es<br />

für mich, Argumente wie „Man kann doch<br />

nicht die Sportarten differenzieren!“ nach-<br />

zuvollziehen. Das halte ich für nicht intelligent.<br />

Man muss differenzieren! Bürgerrechte dürfen<br />

nur dann eingeschränkt werden, wenn<br />

gesundheitliche und andere Gefahren entstehen<br />

können. Das ist beim Tennis nicht<br />

der Fall. Tennis ist ein Volkssport, der der<br />

Gesundheit der Menschen dient. Tennisspieler<br />

leben länger, Tennisspieler sind gesünder.<br />

Alexander Zverev steht bei den deutschen Männern über allen,<br />

Angelique Kerber nimmt diese Rolle bei den Frauen ein.<br />

Wie sieht es dahinter aus?<br />

Es gibt eine ganze Menge junger Männer hinter der nationalen<br />

deutschen Spitze. Man kann allerdings nicht eine verfehlte Nachwuchsarbeit,<br />

die zunächst aufgrund fehlender Fördermittel<br />

am Geld gescheitert war, aber auch an der Einstellung der<br />

Verantwortlichen wie auch der Spieler zustande kam, innerhalb<br />

Ein Baby braucht<br />

neun Monate –<br />

ein Tennisspieler<br />

braucht neun Jahre.<br />

Auf wen stützen sich ganz konkret Ihre Hoffnungen?<br />

Ich bin davon überzeugt, dass Rudi Molleker ein hervorragender<br />

Tennisspieler werden kann; Daniel Altmaier wurde ja schon<br />

erwähnt. Wir haben immer noch die Hoffnung, dass Nikola Kuhn<br />

irgendwann nach <strong>Deutschland</strong> zurückkommt. Nikola hat in der<br />

Jugendnationalmannschaft mit Rudi und mit Marvin Möller<br />

Erfolge gefeiert. Und danach kommt eine Menge junger, hungriger<br />

Spieler, allen voran Max Rehberg aus Bayern, der das auch bei der<br />

deutschen Serie gezeigt hat.<br />

Sind junge Spieler durch das aktuelle Rankingsystem, bei dem<br />

Punkte bis zu drei Jahre lang in der Wertung bleiben, benachteiligt?<br />

Corona trifft uns alle: jede Gaststätte, jeden Wirtschaftsbetrieb –<br />

und auch junge Tennisspieler. Es ist natürlich schwierig, durch<br />

die mehrmalige Verlängerung des „Rang listen-Lockdowns“ nach<br />

oben zu kommen. Ich bin davon nicht begeistert, das hätte man<br />

besser regeln müssen. Aber: Wer wirklich gut ist, der schafft es<br />

auch in die erweiterte Weltspitze. Das haben<br />

wir bei Jannik Sinner gesehen, der in sehr<br />

jungem Alter bereits unter den Top 25 steht.<br />

Wie bewerten Sie die Arbeit der großen<br />

Verbände und Turniere im vergangenen Jahr?<br />

Man muss großen Respekt vor der ATP und<br />

den Grand-Slam-Turnieren haben, die in<br />

dieser Zeit das Richtige gemacht haben:<br />

Tennis am Leben zu erhalten. Wenn ein<br />

Event zwei Jahre lang nicht stattfindet,<br />

sind die Sponsoren und das Fernsehen<br />

weg. Da müssen alle Beteiligten Verständnis haben, wenn es zu<br />

Einschränkungen kommt. Trotzdem muss die Balance stimmen:<br />

Wenn es bei einem Turnier wie in Miami, das viele Millionen<br />

verdient, zu Preisgeldreduktionen von 60 Prozent kommt, ist<br />

jedes vernünftige Maß verloren gegangen. Da haben sich im<br />

Hinterzimmer andere Mächte durchgesetzt. In der Sportpolitik<br />

finden manchmal Sachen statt, die es nicht geben sollte. Dieses<br />

Problem hat Tennis aber nicht exklusiv. ●


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094<br />

DER ZWEITE<br />

STREICH 2016<br />

Angelique Kerber<br />

erobert New York.


095<br />

Das letzte große<br />

Hurra<br />

ANGELIQUE KERBER befindet sich in der Endphase ihrer grandiosen Karriere. Für die Zeit<br />

danach hat die dreimalige Grand-Slam-Siegerin schon konkrete Ideen – und eine Aufgabe.<br />

REDAKTION: ULRIKE WEINRICH<br />

Im Rausch der Gefühle ist so vieles möglich. Und so vieles bleibt<br />

zunächst unbemerkt. Das schmerzhafte Erwachen kommt<br />

meist am nächsten Morgen. Im wahrsten Sinne. Als Angelique<br />

Kerber am Tag eins nach ihrem märchenhaften Wimbledonsieg<br />

im angemieteten Haus in der Inner Park Road erwachte,<br />

spürte sie neben dieser unglaublich tiefen und wohltuenden inneren<br />

Ruhe auch etwas, was so gar nicht in das Bild passen mochte, das<br />

man sich gemeinhin von einer strahlenden Rasenkönigin macht:<br />

Das linke Handgelenk schmerzte. Massiv. Bei jeder Bewegung.<br />

Ausgerechnet. „Und ich hatte zunächst wirklich keine Ahnung,<br />

warum das so war“, erzählte Kerber. Selbst einen Bruch der sensiblen<br />

Stelle hielt sie für möglich.<br />

Noch mehr allerdings beschäftigten die Kielerin die W-Fragen:<br />

Wo passiert, wann passiert, wie passiert? Hätte man doch merken<br />

müssen – normalerweise. Aber was ist schon normal, wenn man als<br />

erste deutsche Spielerin nach Steffi Graf (zuletzt 1996) in Wimbledon<br />

gewinnt? Kerber jedenfalls überlegte und überlegte an jenem<br />

Morgen, versuchte, die vergangenen 24 Stunden noch einmal Revue<br />

passieren zu lassen. Eine Herkulesaufgabe, denn der 14. Juli 2018,<br />

jener herrliche Sommersamstag im Londoner Südwesten (SW 19),<br />

bot irgendwie eine einzigartige Abfolge von besonderen Momenten:<br />

eine Melange aus Glück, Euphorie, Zufriedenheit, aber auch<br />

Bestätigung, es wieder mal geschafft zu haben, den Hebel umzulegen;<br />

diesen Turnaround erzwungen zu haben nach schwierigen Zeiten<br />

und der sportlichen Krise 2017. Und zwar auf ihre ganz persönliche,<br />

spezielle Weise. „Angie-like“, könnte man sagen.


096<br />

WIMBLEDON 2018<br />

Stefanie Graf hat<br />

eine Nachfolgerin<br />

gefunden.<br />

Angelique<br />

Kerber<br />

Geburtstag: 18. Jänner 1988<br />

Größe: 173 cm<br />

Gewicht: 60 kg<br />

Profi seit: 2003<br />

Coach: Torben Beltz<br />

Bester Weltranglistenplatz: 1<br />

Titel insgesamt: 12<br />

Titel Majors: 3 (Australian<br />

Open 2016, Wimbledon 2018,<br />

US Open 2016)<br />

Markenzeichen: Riesiges<br />

Kämpferherz, flinke Beine,<br />

kniende Vorhand<br />

KEINE ANGST<br />

VOR SERENA<br />

Zwei ihrer drei<br />

Major-Titel<br />

hat Kerber<br />

gegen Williams<br />

geholt.


097<br />

TIEFENENTSPANNT<br />

UND OPTIMISTISCH<br />

Angelique Kerber <strong>2021</strong>.<br />

FOTOS: MICHAEL DODGE/GETTY IMAGES SPORT, SCOTT BARBOUR/GETTY IMAGES SPORT, AL BELLO/GETTY IMAGES SPORT/GETTY<br />

IMAGES, MICHAEL STEELE/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, DANIEL POCKETT/GETTY IMAGES SPORT, ALLEA GETTY IMAGES<br />

BITTERE LEKTIONEN FÜR ANGIE<br />

Nichts charakterisiert die Profikarriere der Angelique Kerber<br />

anschaulicher als die Jahre 2016 bis 2018. Zunächst ihre ersten<br />

beiden Grand-Slam-Triumphe binnen acht Monaten in<br />

Melbourne und New York (samt Sprung an die Weltranglistenspitze),<br />

gefolgt von einer Saison, in der die Linkshänderin ob<br />

des sprunghaft gestiegenen Drucks und ausbleibender Erfolge<br />

auf dem Court viele bittere Lektionen zu verarbeiten hatte; in<br />

der der Zweifel ihr ständiger Begleiter war, den sie einfach nicht<br />

abschütteln konnte, weder im Vollsprint noch durch die direkte<br />

Konfrontation. „Im Rückblick aber waren gerade diese negativen<br />

Erfahrungen extrem wertvoll für mich. Sie haben mich mindestens<br />

genauso geprägt wie die Siege – als Sport lerin, aber vor allen<br />

Dingen auch als Mensch“, betonte Kerber, die sich 2018 an der<br />

Church Road einen Kindheitstraum erfüllte, ausgerechnet an<br />

jenem Ort, der in ihrer Karriere schon einmal eine Schlüsselrolle<br />

gespielt hatte: Sieben Jahre vor dem Coup von Wimbledon wollte<br />

sie nach einer Durststrecke und einer weiteren Erstrundenniederlage<br />

gegen die Britin Laura Robson im AELTC das Racket<br />

bereits an den Nagel hängen. Erst viele Gespräche – unter<br />

anderem mit Oma Maria – und wohl auch der nicht immer<br />

spürbare, aber doch fest verankerte Glaube an sich selbst<br />

verhinderten das vorzeitige Laufbahnende.<br />

Zum Glück, denn sonst hätte es an jenem Morgen des 15. Juli<br />

2018 die Suche nach dem Warum nicht gegeben. Warum also<br />

schmerzte das Handgelenk – an einem Tag, an dem ein Medientermin<br />

den anderen jagen würde, ehe am Abend das traditionelle<br />

Champions Dinner in der Londoner Guildhall anstand? Den<br />

entscheidenden Tipp gab letztlich Kerbers Physio Andre Kreidler:<br />

Beim Jubeln nach dem Matchball im Finale gegen Serena<br />

Williams (6:3, 6:3) war Kerber auf die linke Hand gefallen. „Ich<br />

habe das aber gar nicht wahrgenommen. Erst am nächsten Tag<br />

habe ich gemerkt, dass etwas nicht stimmt.“<br />

Beim abendlichen Gala-Tanz mit Novak Djokovic, dem<br />

frisch gebackenen Sieger im Herreneinzel, war von der<br />

Beeinträchtigung aber rein gar nichts mehr zu spüren – die<br />

Magie von Wimbledon! Es sind ebendiese Erinnerungen an<br />

jene magischen Momente ihrer Karriere, die Angelique Kerber<br />

antreiben. Als Motivation dienen. Auch oder gerade in sportlich<br />

und gesellschaftlich herausfordernden Zeiten wie diesen, in<br />

denen aufgrund der Coronapandemie so vieles so ganz anders<br />

läuft als gewohnt. Im Leben, auf der Tour.<br />

GLÜCKSMOMENTE AUF DEM WEG ZUR ENTSCHLEUNIGUNG<br />

Auch Kerber musste sich erst an die neue Situation gewöhnen.<br />

Über 15 Jahre war sie nicht mehr so lange und ohne Unter-


098<br />

auch, um ihr Repertoire in Sachen Kulinarisches<br />

zu erweitern. Mithilfe einer Koch-<br />

App experimentierte sie, die sonst eher<br />

strukturiert unterwegs ist, querbeet:<br />

Pfannengerichte, Aufläufe, Desserts –<br />

Thailändisches, Italienisches.<br />

ANGIE UND<br />

DAPHNE<br />

Eine gewinnende<br />

Verbindung<br />

in Melbourne<br />

2016.<br />

brechung an einem Ort gewesen – ein Umstand, der sie durchaus<br />

forderte, denn Tennisprofis sind es gewohnt, zu reisen. Stillstand<br />

in jeglicher Form liegt einfach nicht in den Athle tengenen. „Ich<br />

musste meinem Alltag zu Hause eine neue Struktur geben, mich<br />

erst orientieren“, so Kerber. „Am Anfang“, gab sie zu, „konnte<br />

ich nicht so richtig loslassen, mich nicht so recht lösen von den<br />

Gewohnheiten als Sportlerin.“<br />

Die innerliche Unruhe legte sich aber bald, weil Kerber<br />

allmählich realisierte, wie gut ihr die unfreiwillige Auszeit nach<br />

knapp zwei Jahrzehnten im Hamsterrad der Profitour mental und<br />

physisch bekam. Sie widmete sich immer wieder aufgeschobenen<br />

Dingen, die bei ihren kurzen Besuchen daheim<br />

wiederholt auf der Strecke geblieben waren.<br />

Kerber kaufte sich zum Beispiel kurzerhand ein<br />

neues Fahrrad und fuhr einfach drauflos. Die<br />

Gegend erkunden. Ganz ohne Plan. Ganz ohne<br />

Druck – ohne Zeitdruck, ohne Leistungsdruck.<br />

Und sie sammelte ihre Erfahrungen, ihre kleinen<br />

Glücksmomente auf dem Weg zur Entschleunigung:<br />

„Wenn man alles mit dem Rad abfährt,<br />

nimmt man die Umgebung plötzlich ganz anders wahr. Das war<br />

einfach schön zu sehen, das habe ich wirklich genossen“, meinte<br />

die 33-Jährige, die auch eine persönliche To-do-Liste abarbeitete.<br />

Darauf stand zum Beispiel: Kleiderschrank aufräumen. Und beim<br />

Wühlen in den Erinnerungen trat Überraschendes zutage. Sie<br />

fand ihr rot-türkises Outfit, das sie beim Gewinn der Australian<br />

Open 2016 in Melbourne getragen hatte. In der Rod Laver<br />

Arena hatte „Angie“ damals in ihrem ersten Grand-Slam-Finale<br />

überhaupt Ikone Serena Williams in drei Sätzen entzaubert. Es<br />

war der erste Major-Triumph einer Deutschen seit 1999 (Steffi<br />

Graf/French Open). Kerber nutzte die Pause vom Wettkampfsport<br />

Noch hat Kerber<br />

große Träume.<br />

EINE REALISTIN AUF DER ZIELGERADEN<br />

IHRER KARRIERE<br />

Der Cut mit all seinen schönen Seiten, aber<br />

auch den neuen Herausforderungen erwies<br />

sich für Kerber als Vorgeschmack auf ihr<br />

Leben nach der aktiven Karriere. Wann<br />

dieser neue Abschnitt konkret beginnen<br />

wird, das weiß der dreimalige Grand-<br />

Slam-Champion noch nicht. Noch hat Kerber<br />

große Träume. Bald steht Wimbledon an,<br />

dann in Tokio die Olympischen Spiele,<br />

die wegen der Pandemie diesmal so ganz<br />

anders werden als noch 2016. In Rio de<br />

Janeiro hatte die deutsche Nummer eins<br />

Silber gewonnen. Auf dem Flug von Brasilien<br />

in die USA zum nächsten Turnier hatte sie<br />

die Medaille ganz weit unten in ihrer Tasche verstaut, um sie ja<br />

nicht zu verlieren.<br />

Kerber ist aber auch Realistin genug, um zu wissen, dass sie<br />

längst auf die Zielgerade ihres Tennislebens eingebogen ist. Eine<br />

wie sie kann in den namhaften Arenen, auf den wichtigsten Center-<br />

Courts dieser Welt immer noch brillieren und ihre Duftmarke<br />

setzen – zu den Topfavoritinnen bei den Majors zählt sie derzeit<br />

allerdings nicht.<br />

Noch liegt der Fokus auf ihrem Job zwischen den Linien. Und<br />

doch hat die Zukunft irgendwie schon begonnen. Nach dem Ende<br />

ihrer Profikarriere wird Kerber bei den Bad Homburg Open als<br />

Turnierdirektorin fungieren. Das WTA-Rasenevent<br />

feiert in diesem Sommer (20. bis 26. Juni <strong>2021</strong>)<br />

seine Premiere im geschichtsträchtigen Kurpark<br />

der hessischen Stadt, in dem 1876 der erste Tennisplatz<br />

auf dem europäischen Festland errichtet<br />

worden war. Kerber ist zumindest diesmal noch<br />

als Spielerin und Turnierbotschafterin am Start.<br />

Die Bad Homburg Open sind für sie längst<br />

eine Herzensangelegenheit. Bei den Planungen<br />

hat sich die ehemalige Weltranglistenerste konkret eingebracht<br />

und unter anderem an einem Workshop des Organisationsteams<br />

teilgenommen. Eine kleine, feine, persönliche Atmosphäre soll<br />

die Veranstaltung auszeichnen. Kerber schwebt ein „Boutique-<br />

Turnier“ vor, wie sie es gerne nennt. Bad Homburg mit seinem<br />

idyllischen Kurpark sei dafür genau der richtige Ort, und der TC<br />

Bad Homburg genau der richtige Klub. Man finde dort „Tradition,<br />

Stil, Eleganz. Da passt alles zusammen“, betonte Kerber. Ein Mix<br />

mit Strahlkraft. Und es wird auf Rasen gespielt, jenem Belag,<br />

mit dem Kerber so vieles verbindet. Ganz nebenbei auch ein<br />

schmerzendes Handgelenk … ●


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100<br />

STEFANIE GRAF<br />

(377 Wochen):<br />

Zu sagen, die Gräfin<br />

hätte ihre Gegnerinnen<br />

dominiert, wäre eine<br />

grobe Untertreibung.<br />

MARTINA<br />

NAVRATILOVA<br />

(332 Wochen):<br />

Keine Spielerin hat<br />

den Sport in den<br />

vergangenen 50<br />

Jahren so geprägt<br />

wie Martina – auf<br />

und vor allem<br />

neben dem Court.<br />

CHRIS EVERT (260 Wochen): Amerikas<br />

Wettkampfmaschine spielte stets mit<br />

fokusiertem Anmut, aber hatte wenn<br />

es drauf ankam immer den Killerinstink<br />

parat.<br />

MARTINA HINGIS (209 Wochen):<br />

Die Swiss Miss als erste und einzige<br />

Raumdeuterin im Weißen Sport.<br />

Keine hat schlaueres Tennis<br />

zelebriert als Martina.<br />

SERENA WILLIAMS<br />

(319 Wochen): Ja,<br />

da wäre noch mehr<br />

drin gewesen für<br />

Serena.<br />

ANGELIQUE<br />

KERBER<br />

(34 Wochen):<br />

Legendärer<br />

Kampfgeist<br />

gepaart mit<br />

unglaublicher<br />

Fitness – Angie<br />

hat sich den<br />

Platz an der<br />

Sonne redlich<br />

verdient.<br />

ASHLEIGH BARTY<br />

(73 Wochen …<br />

and counting):<br />

Wenn Ash im<br />

Game ist, feuert<br />

sie ein Arsenal an<br />

Waffen ab, das<br />

im Frauentennis<br />

einzigartig ist.


101<br />

Primadonnen<br />

Chris Evert hat Ende 1975 den Anfang gemacht, 45 Jahre später steht die Australierin Ashleigh Barty an<br />

der Spitze der WTA-Weltrangliste. 27 Frauen haben es bislang auf den Tennisthron geschafft – und am<br />

längsten blieb dort eine Deutsche: Steffi Grafs Rekord von 377 Wochen an der Spitze der WTA-Charts<br />

wird so schnell nicht gebrochen werden. Wir legen uns sogar fest: Diese Marke hält ewig.<br />

REDAKTION: JENS HUIBER<br />

Spieler erstmals am Wochen Serie<br />

FOTOS: ROB NEWELL/CAMERASPORT/GETTY IMAGES, CLIVE BRUNSKILL/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, MARK SANDTEN/BONGARTS/GETTY IMAGES, TREVOR JONES/HULTON ARCHIVE/GETTY<br />

IMAGES(2), MATT KING/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, MICHAEL REAVES/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES<br />

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Stefanie Graf<br />

Martina Navratilova<br />

Serena Williams<br />

Chris Evert<br />

Martina Hingis<br />

Monica Seles<br />

Justine Henin<br />

Lindsay Davenport<br />

Ashleigh Barty<br />

Caroline Wozniacki<br />

Simona Halep<br />

Wiktoryja Asaranka<br />

Amelie Mauresmo<br />

Angelique Kerber<br />

Dinara Safina<br />

Naomi Osaka<br />

Tracy Austin<br />

Marija Scharapowa<br />

Kim Clijsters<br />

Jelena Jankovic<br />

Jennifer Capriati<br />

Ana Ivanovic<br />

Arantxa Sanchez Vicario<br />

Venus Williams<br />

Karolina Pliskova<br />

Garbine Muguruza<br />

Evonne Goolagong Cawley<br />

17. August 1987<br />

10. Juli 1978<br />

8. Juli 2002<br />

3. November 1975<br />

31. März 1997<br />

11. März 1991<br />

20. Oktober 2003<br />

12. Oktober 1998<br />

24. Juni 2019<br />

11. Oktober 2010<br />

9. Oktober 2017<br />

30. Jänner 2012<br />

13. September 2004<br />

12. September 2016<br />

20. April 2009<br />

28. Jänner 2019<br />

7. April 1980<br />

22. August 2005<br />

11. August 2003<br />

11. August 2008<br />

15. Oktober 2001<br />

9. Juni 2008<br />

6. Februar 1995<br />

25. Februar 2002<br />

17. Juli 2017<br />

11. September 2017<br />

26. April 1976<br />

377<br />

332<br />

319<br />

260<br />

209<br />

178<br />

117<br />

98<br />

73<br />

71<br />

64<br />

51<br />

39<br />

34<br />

26<br />

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21<br />

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18<br />

17<br />

12<br />

12<br />

11<br />

8<br />

4<br />

2<br />

186<br />

156<br />

186<br />

113<br />

80<br />

91<br />

61<br />

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48<br />

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19<br />

7<br />

10<br />

17<br />

6<br />

9<br />

6<br />

4<br />

8<br />

4<br />

2<br />

STAND: 3. MAI <strong>2021</strong>


102<br />

Greatest<br />

Female<br />

Athlete<br />

of All Time<br />

SERENA UND VENUS WILLIAMS sind das erfolgreichste Geschwisterpaar der Tennishistorie.<br />

Mit nunmehr 39 und 40 Jahren ist noch nicht Schluss – im Gegenteil. Vor allem Serena will<br />

weiterhin Geschichte schreiben.<br />

REDAKTION: FLORIAN GOOSMANN<br />

Das Match, das Serena Williams dazu<br />

brachte, eine der besten Tennisspielerinnen<br />

aller Zeiten zu werden,<br />

fand an einem äußerst milden Frühlingstag<br />

statt. Williams spielte am<br />

29. Mai 2012 ihr Erstrundenmatch bei den French Open<br />

gegen die Französin Virginie Razzano, Nummer 111<br />

der Welt. Mit 6:4 hatte Williams den ersten Durchgang<br />

gewonnen, 5:1 im Tiebreak des zweiten Satzes geführt<br />

– bevor sie 13 Punkte am Stück abgab. Paris feierte am<br />

Abend eine neue Heldin, für Williams war es die erste<br />

Niederlage in der Auftaktrunde eines Grand-Slam-<br />

Turniers überhaupt, nach 45 Teilnahmen und 13 Titeln.<br />

Serena, so geht die Geschichte, blieb noch ein paar<br />

Tage in Frankreich und heuerte bei Patrick Mouratoglou<br />

an. „Sie war am Boden zerstört“, erinnert sich der<br />

Starcoach, der Williams neben einem erneuten Titel bei<br />

den French Open ein anderes Ziel mitgab: die Beste zu<br />

werden, die Größte aller Zeiten. Nach dem Paris-Out<br />

erlebte Williams an der Seite von Mouratoglou, mit dem<br />

sie auch privat liiert war, die erfolgreichste Phase ihrer<br />

Karriere. Sie gewann acht der nächsten 13 Major-Turniere,<br />

2015 verpasste sie nach einem Halbfinal-Aus bei den US<br />

Open nur knapp den „Grand Slam“, den Gewinn aller<br />

vier Grand-Slam-Turniere in einem Kalenderjahr. Seit<br />

Stefanie Graf im Jahr 1988 hat das kein Tennisprofi<br />

mehr geschafft. Seither jagt Serena Margaret Court: Die<br />

Australierin steht mit 24 Einzeltiteln bei den Majors<br />

offiziell ganz oben in den Rekordlisten, auch wenn ihr<br />

Rekord mit Einschränkungen betrachtet werden muss:<br />

Elf Majors gewann Court bei den dereinst nicht hochklassig<br />

besetzten Australian Open, sieben davon vor der<br />

Open-Ära, in der es Profispielerinnen zudem untersagt<br />

war, an den Grand-Slam-Turnieren teilzunehmen.<br />

VATER WILLIAMS WECHSELT DAS BUSINESS<br />

Richard Williams hat den Traum seiner beiden Töchter<br />

zuerst geträumt. Er hatte ein Tennismatch im Fernsehen<br />

verfolgt, und als er sah, dass der Turniersiegerin ein<br />

Scheck über 40.000 US-Dollar überreicht wurde, rechnete<br />

er kurz nach. Er kam zu dem Ergebnis, dass besagte<br />

Spielerin in vier Tagen fast so viel eingenommen hatte wie<br />

er in einem Jahr. „Da wusste ich, dass ich im falschen<br />

Business bin“, erzählte Richard Williams später.


103<br />

MEGA POWER<br />

Kraftvolles Spiel<br />

mit voller Emotion<br />

garantiert!


104<br />

TRIO INFERNALE<br />

Serena, die Mode und<br />

die Kameras – eine<br />

leidenschaftliche<br />

Dreiecksbeziehung.<br />

Serena<br />

Williams<br />

Geburtstag: 26. September 1981<br />

Größe: 175 cm<br />

Gewicht: 72 kg<br />

Profi seit: 1995<br />

Coach: Patrick Mouratoglou<br />

Bester Weltranglisten-Platz: 1<br />

Titel insgesamt: 73<br />

Titel Majors: 23 (Australian Open<br />

2003, 2005, 2007, 2009, 2010,<br />

2015, 2017; French Open (2002,<br />

2013, 2015; Wimbledon: 2002,<br />

2003, 2009, 2010, 2012, 2015,<br />

2016; US Open 1999, 2002, 2008,<br />

2012, 2013, 2014) <br />

Markenzeichen: Gesamtathletik


105<br />

FOTOS: CLIVE BRUNSKILL/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, ANGELA WEISS/AFP/GETTY IMAGES, KEN LEVINE/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES (2), JULIAN FINNEY/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES(2)<br />

Er wechselte die Branche. Als Venus<br />

und Serena zwei Jahre alt waren, ließ<br />

er sie Telefonbücher schleppen, um ihre<br />

Muskulatur aufzubauen. Er brachte sich<br />

die Tennis-Basics selbst bei. Als die Töchter<br />

endlich Schläger halten konnten, fuhr<br />

Richard mit ihnen täglich auf einen<br />

öffentlichen Tennisplatz in ihrer Heimat Los<br />

Angeles, im Arbeiterviertel Compton,<br />

zusammen mit einem Einkaufswagen<br />

und 550 Bällen, und trainierte. Später<br />

prophezeite er, dass seine Töchter mal auf<br />

den Rängen eins und zwei der Welt stehen<br />

und die Finals der Grand-Slam-Turniere<br />

gegeneinander ausspielen würden. Als Serena<br />

und Venus dann elf und zwölf Jahre alt<br />

waren, wurden sie gefragt, was sie mal<br />

werden wollen: „Tennisprofi!“, sagten beide<br />

unisono. Wie sie denn genau sein wolle als<br />

Tennisprofi, so die Anschlussfrage an die Jüngere. „Ich hätte gerne,<br />

dass die Leute so sein wollen wie ich“, antwortete Serena.<br />

Dass beide es zur Profikarriere geschafft haben, wäre eine<br />

Untertreibung. Venus spielte ihr erstes WTA-Turnier mit nur 14<br />

Jahren in Stanford, 1997 erreichte sie ihr erstes Grand-Slam-<br />

Finale, in Wimbledon holte sie 2000 ihren ersten Grand-Slam-Titel.<br />

Das hatte Serena bereits bei den US Open 1999 geschafft (was<br />

an Venus, trotz aller Liebe, durchaus genagt hatte). Am 10. Juni<br />

2002 standen beide, wie vom Vater vorhergesagt, an der Spitze der<br />

Weltrangliste: Venus Nummer eins, Serena Nummer zwei. Einen<br />

Monat später tauschten sie die Plätze. Serena war bislang 319<br />

Wochen an der Spitze, 23 Grand-Slam-Titel hat sie mittlerweile<br />

gewonnen; sieben sind es bei Venus. Im Doppel haben sie 14 Majors<br />

gemeinsam geholt, in Finalspielen bei den großen Turnieren sind<br />

sie als Doppel ohne Niederlage. Hinzu kommen neun olympische<br />

Medaillen (vier für Serena, fünf für Venus), darunter acht goldene.<br />

RICHARD WILLIAMS<br />

Karriere baumeister seiner Töchter.<br />

SERENA Unbeeindruckt von<br />

hohen Erwartungen.<br />

Ich hätte gerne,<br />

dass die Leute so<br />

sein wollen wie ich.<br />

30 „SISTER ACTS“ AUF DER TOUR<br />

Die vom Vater angekündigten Match-ups, gerne „Sister Acts“<br />

genannt, blieben spielerisch oft hinter den Erwartungen zurück.<br />

18:12 führt Serena im direkten Vergleich. Vor allem zu Beginn<br />

ihrer Karrieren stand oft das Vorurteil im Raum, Richard würde<br />

die Gewinnerin vor dem Match bestimmen. 2001 hätten beide<br />

das Halbfinale in Indian Wells gegeneinander austragen sollen –<br />

kurz vor dem Spiel zog Venus wegen einer Knieverletzung zurück.<br />

Serena wurde im Endspiel wegen der angeblichen Stallregie<br />

ausgebuht. Erst 2015 trat sie wieder beim inoffiziellen fünften<br />

Grand-Slam-Turnier an, nachdem sie von Nelson Mandela zum<br />

Vergeben und Vergessen inspiriert worden war.<br />

Während Serena um die Geschichte spielt, ficht Venus einen<br />

anderen Kampf aus: Bei ihr wurde 2011 das Sjögren-Syndrom<br />

diagnostiziert, eine chronische Autoimmunerkrankung, die<br />

Müdigkeit und Energielosigkeit mit sich bringt. An einen Rücktritt<br />

SISTER ACT Da passt kein<br />

Blatt dazwischen!


106<br />

1<br />

2<br />

3 4<br />

denkt sie nicht, selbst mit nunmehr 40 Jahren. Bei den großen Turnieren<br />

spielt Venus aber sportlich nur noch eine Nebenrolle; seit<br />

2017 kam sie nicht mehr in die zweite Woche bei den Grand Slams.<br />

In Serenas Leben sind die großen Auftritte dafür nach wie vor<br />

Usus. 2018 gab sie nach ihrer Schwangerschaft ebenfalls in Indian<br />

Wells ihr Comeback. Zur Sicherheit hatte Ehemann Alexis Ohanian,<br />

Mitgründer der Internetfirma Reddit, die Autostrecke von Los<br />

Angeles mit vier gigantischen Werbetafeln bestückt: „Greatest“,<br />

„Momma“, „Of All Time, „Serena Williams G.M.O.A.T.“ Töchterchen<br />

Olympia hat einen Instagram-Account mit mehr als 600.000<br />

Followern. (Ihre Puppe ebenso; diese hat allerdings nur knapp<br />

300.000 Fans.) Ebenfalls 2018 trat Serena bei den French Open<br />

in einem Catsuit an – die Franzosen waren empört, Serenas<br />

Fans aus dem Häuschen. In den letzten Jahren hat Williams das<br />

Lothar-Matthäus-Syndrom angenommen, über sich selbst in dritter<br />

Person zu sprechen, allerdings nur mit dem Vornamen und ohne<br />

unbestimmten Artikel. „Serena“ ist eine Marke geworden, eine<br />

größere vielleicht noch als „Serena Williams“.<br />

VOR SKANDALEN NICHT GEFEIT<br />

Aber auch die Skandale auf dem Platz mehren sich. 2009 tickte<br />

Williams im Halbfinale der US Open gegen Kim Clijsters aus,<br />

drohte einer Linienrichterin, ihr den Ball in die Kehle zu stopfen.<br />

2015 spielte sie erkältet bei den French Open im Halbfinale gegen<br />

Timea Bacsinszky den sterbenden Schwan, um anschließend das<br />

Turnier zu gewinnen. 2018, im Finale von Flushing Meadows, sah<br />

1. HOPMAN CUP 2019<br />

GOAT trifft GOAT.<br />

2. ROLAND GARROS<br />

2018 Serenas Catsuit,<br />

mittlerweile verboten.<br />

3. NEW YORK 2014<br />

Die pure Freude.<br />

4. NEW YORK 2018<br />

Der pure Schock.<br />

sie gegen Newcomerin Naomi Osaka nur wenig Land, zog sich eine<br />

Verwarnung, einen Punkt- und schließlich Spielabzug zu, nannte<br />

Schiedsrichter Carlos Ramos „Dieb“ und warf ihm Sexismus<br />

vor. Vor allem aber stahl sie ihrer größten Anhängerin die Show:<br />

„Wir kommen da irgendwie durch“, erklärte sie dem buhenden<br />

Pub likum bei der Siegerehrung, während Premieren siegerin und<br />

Williams-Edelfan Osaka in Tränen ausbrach.<br />

Die große Frage der letzten Jahre: Kann Serena neben der<br />

GMOAT auch offiziell zur GOAT werden? Williams’ Problem: Sie<br />

hat das Heft nicht mehr selbst in der Hand. War es früher keine<br />

Frage, wer gewinnen würde, wenn sie ihr bestes Tennis abrief, so<br />

ist das heute durchaus fraglich. Vier Endspiele bei Grand-Slam-<br />

Turnieren hat sie nach ihrem Baby-Comeback erreicht, viermal<br />

wurde sie nur Zweite: Neben Finalniederlagen gegen gestandene<br />

Spielerinnen wie Angelique Kerber und Simona Halep waren auch<br />

die Newcomerinnen Osaka und Bianca Andreescu zu gut. Bei den<br />

Aus tralian Open <strong>2021</strong> präsentierte Serena sich fitnessmäßig stark<br />

wie lange nicht mehr, doch auch dort unterlag sie im Halbfinale<br />

der stärkeren Osaka. Selbst verbale Einschüchterungs versuche<br />

und laute Schreie – früher immer ein Mittel, wenn es mal nicht so<br />

ganz rundlief – reichten zuletzt nicht mehr.<br />

Das Gefühl, selbst nicht mehr über Sieg oder Niederlage<br />

entscheiden zu können, sondern abhängig zu sein von schlechten<br />

Tagen ihrer Gegnerinnen, ist Neuland für Serena, mit nunmehr 39<br />

Jahren. Ob sie die 24 noch knackt, oder gar die 25, bleibt eine der<br />

größeren Fragen im Welttennis. ●<br />

FOTOS: PAUL KANE/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, CAMERON SPENCER/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, STREETER LECKA/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, TIM CLAYTON/CORBIS SPORT/GETTY IMAGES


108<br />

Wir<br />

waren<br />

Pioniere<br />

MANUEL WACHTA hat<br />

tennisnet.com gemeinsam<br />

mit Christian Albrecht Barschel<br />

2010 redaktionell auf Schiene<br />

gebracht. Er ist selbst<br />

passionierter Tennisspieler –<br />

und pflegt dabei den giftigsten<br />

Rückhand-Slice von ganz Wien.<br />

Bereits 2003 – gerade mal acht Jahre nachdem das erste österreichische Medium<br />

überhaupt den Weg ins Internet gefunden hatte – hatte Stefan Wagner mit<br />

tennisweb.at, später tennisfabrik.at, einst quasi das Vorgänger projekt (das ich<br />

ebenso einige Jahre begleiten durfte) von tennisnet.com aus der Taufe gehoben.<br />

Dieses hatte damals noch sein Ablaufdatum, im kleinen Loch im heimischen<br />

Tennis nach den größten Erfolgen von Thomas Muster. Doch sieben Jahre darauf erfolgte und<br />

gelang ein Meilenstein im rot-weiß-roten und deutschen Tennisjournalismus – und eine Erfolgsstory,<br />

die bis heute weiter anhält: mit der Gründung von tennisnet.com, mit den prominenten Namen Alex<br />

Antonitsch und Carl-Uwe Steeb an der Spitze.<br />

Es hätte schon kaum besser beginnen können: Der sensationelle<br />

Halbfinaleinzug von Jürgen Melzer bei den French Open 2010 war der<br />

fulminante Startpunkt, der tennisnet.com sogleich viel Rückenwind –<br />

und auch ein gesteigertes öffentliches Interesse am Tennis – brachte.<br />

Knapp sieben Jahre durfte ich mit der Berichterstattung rund um<br />

den Tennissport für mein Herzensprojekt mein größtes Hobby zum<br />

Beruf machen – eine Zeit, die ich nicht missen möchte. Es war echte<br />

Pionierarbeit: Ein vergleichbares, umfassenderes und<br />

aktuelleres Angebot zum Weißen Sport, das sucht(e)<br />

man damals wie heute vergeblich. Selbst wenn<br />

Österreichs Tennis-Asse mitten in der Nacht am<br />

anderen Ende der Welt auf Challenger-Level (oder<br />

gar tiefer) gelben Filzkugeln hinterherliefen,<br />

berichteten wir meist minutenaktuell – nicht<br />

selten auf Kosten des Privatlebens.<br />

Genau diese Leidenschaft aller Beteiligten für den Tennissport war und ist<br />

bis heute einer der größten Erfolgsfaktoren von tennisnet.com. Nach mehr<br />

als zehn Jahren hat sich die Website dank der so geduldigen Aufbauarbeit<br />

von Antonitsch sowie seinen Redakteuren und Helfern längst<br />

als die größte und bedeutendste deutschsprachige Tennis-Newsseite<br />

etabliert. Keine Frage: tennisnet.com ist zum unersetzbaren Sprachrohr<br />

für Tennis-Österreich und -<strong>Deutschland</strong> angewachsen, das den aktuellen<br />

Jürgen Melzer<br />

Genau diese Leidenschaft<br />

aller Beteiligten für den<br />

Tennissport war und ist<br />

bis heute einer der<br />

größten Erfolgsfaktoren<br />

von tennisnet.com.<br />

Tennisboom um Dominic Thiem und Alexander Zverev weiter befeuert.<br />

In diesem Sinne: Happy Birthday, tennisnet.com! Und auf die<br />

nächsten zehn Jahre!<br />

FOTOS: MATTHEW STOCKMAN/GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES, BEIGESTELLT


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110<br />

Entourage<br />

Tennisprofis, egal ob männliche oder weibliche, reisen nicht gerne alleine. Wie viel Betreuung ist<br />

aber wirklich nötig? Wer hat den größten Glamourfaktor auf seiner Seite? Und: Worin liegt der große<br />

Unterschied zwischen Männern und Frauen? Wir haben genau hingeschaut – und bei jemandem<br />

nachgefragt, der seit Jahren dick im Geschäft ist.<br />

RESAKTION: JENS HUIBER<br />

MENPOWER Wenn Roger Federer möchte, kann er Unter stützer in<br />

Mannschaftsstärke aufbieten – angeführt von Kapitänin und Ehefrau<br />

Mirka (mit Physio Daniel Troxler und Coach Severin Lüthi).


111<br />

FOTOS: TIM CLAYTON - CORBIS / KONTRIBUTOR / CORBIS SPORT, PA IMAGES ARCHIVE / KONTRIBUTOR / PA IMAGES, RICHARD MELLOUL PRODUCTIONS / KONTRIBUTOR / SYGMA PREMIUM, BETTMANN / KONTRIBUTOR, PROFESSIONAL SPORT / KONTRIBUTOR / POPPERFOTO, ALLES GETTY IMAGES<br />

BIG HUG 1980 wollte<br />

ganz Wimbledon Björn Borg<br />

umarmen – aber nur Mariana<br />

hat Fakten geschaffen.<br />

Und? Gut aufgepasst bei „Borg/McEnroe“? Wer saß da noch mal<br />

in den Boxen der beiden Legenden? Im Fall des großen Borg<br />

seine spätere Ehefrau Mariana und (mit kurzen Aussetzern) Coach<br />

Lennart Bergelin; der nicht minder große McEnroe bestritt das<br />

Wimbledon-Turnier 1980 im Grunde als Solist, ehe sich in der<br />

späteren Phase ein älterer Herr mit markantem Hut als Mitglied des Inner Circles<br />

verriet: John Patrick McEnroe senior.<br />

Nur Verwandte ersten Grades und der Coach? Dafür wäre ein Roger Federer<br />

gar nicht aufgestanden. Finale der Australian Open 2017: Nicht, dass Rafael Nadal<br />

ohne Team ins Rennen gegangen wäre; beim Maestro hatte die Entourage aber<br />

schon solide Handball-Mannschaftsstärke: Ehefrau Mirka, stete Begleiterin seit<br />

den Olympischen Spielen 2000 in Sydney, Severin Lüthi und Ivan Ljubicic,<br />

zuständig für die sportlichen Belange, und Manager Tony Godsick samt Ehefrau,<br />

Sohn und Tochter füllten an jenem 29. Jänner die Box des Schweizers. Und Physio<br />

Daniel Troxler: Der hatte Federer nach zwei Fünf-Satz-Matches im Lauf des<br />

Turniers immer wieder hochpäppeln müssen, passte aber gar nicht mehr auf<br />

die standardmäßig zugewiesenen Plätze.<br />

FUNKTIONSTEAM VS. GLAMOUR-BOX<br />

Zur Ehrenrettung Federers: Der war bei seinem Comeback-Triumph Anfang 2017<br />

schon 35 Jahre alt, da braucht man so viel Zuspruch wie möglich. Björn Borg dagegen<br />

hatte sich schon mit 26 vom aktiven Sport zurückgezogen. Die nachkommende<br />

Generation hat das aufmerksam registriert – und je nach Geldbeutel ihre Schlüsse gezogen:<br />

Wer es sich leisten kann, reist mit Entourage. Der Rest muss schauen, wo er bleibt.<br />

ZWEI NEW YORKER<br />

IN LONDON<br />

John Patrick<br />

McEnroe und<br />

Vater John<br />

Patrick sen.<br />

ABER AUCH ZWISCHEN DEN GRÖSSEREN<br />

REISEGRUPPEN GIBT ES ABSTUFUNGEN:<br />

● DAS FUNKTIONSTEAM: In der Box sitzen<br />

nur Menschen, die tatsächlich etwas zum<br />

sportlichen Erfolg beitragen. Meisterhaft<br />

vorgeführt hat dies Julia Görges im Halbfinale<br />

von Wimbledon 2018: Nie kam die Deutsche<br />

bei einem Grand-Slam-Turnier weiter –<br />

als Unterstützer waren dennoch nur ihr<br />

damaliger Coach Michael Geserer und<br />

Physiotherapeut Florian Zitzelsperger dabei.<br />

● DIE WOHLFÜHLOASE: Die Reisen im<br />

Tenniszirkus sind lange, einsame Angelegenheiten.<br />

Das hat Boris Becker ebenso erkannt<br />

wie zuvor Björn Borg und aktuell so ziemlich<br />

jeder Spieler einen Lebensabschnittspartner<br />

vorzuweisen hat. Manchmal tut’s auch ein<br />

bester Kumpel, siehe Dominic Thiem und<br />

Lucas Leitner.<br />

● DIE GLAMOUR-BOX: Tja – ob es sportlich<br />

hilft, wenn Beyoncé und Jay-Z als Edelfans<br />

in Serenas Ecke sitzen? Oder Gwen Stefani<br />

und Anna Wintour bei Roger Federer? Oder<br />

Tiger Woods bei Rafael Nadal? Detailliertere<br />

Studien zu diesen Konstellationen stehen<br />

noch aus, für den TV-Konsumenten sind die<br />

Starbesuche aber pures Gold.


112<br />

TEAM NOVAK DJOKOVIC Die beiden Coaches Marian<br />

Vajda und Goran Ivanisevic (im Bild), Physio Ulises Badio,<br />

Manager Edoardo Artaldi, Ehefrau Jelena Djokovic<br />

sowie Djokers Eltern Srdjan und Dijana Djokovic.<br />

Die Topstars & ihre<br />

TEAM ROGER FEDERER Physio Daniel Troxler,<br />

die beiden Coaches Severin Lüthi und Ivan<br />

Ljubicic (im Bild), Fitnesstrainer Pierre Paganini,<br />

Manager Tony Godsick, Ehefrau Mirka Federer,<br />

die Eltern Robert und Lynette Federer.<br />

TEAM STEFANOS TSITSIPAS Vater und<br />

Coach Apostolos Tsitsipas, Berater<br />

Patrick Mouratoglou (im Bild), Mutter<br />

Julia Salnikova und seine Geschwister<br />

Elisaveta und Petros Tsitsipas.<br />

TEAM ALEXANDER ZVEREV Coach Alexander<br />

Zverev sr., Physio Hugo Gravil, Fitnesstrainer<br />

Jez Green (im Bild), Bruder und Manager<br />

Mischa Zverev, Berater Sergej Bubka jr.,<br />

Mutter Irina Zverev und Familienhund Lövik.


113<br />

FOTOS: CLIVE BRUNSKILL / STAFF / GETTY IMAGES SPORT, CARLOS M. SAAVEDRA / KONTRIBUTOR / SPORTS ILLUSTRATED / GETTY IMAGES, JEAN CATUFFE / KONTRI-<br />

BUTOR / GETTY IMAGES SPORT / TPN / KONTRIBUTOR / GETTY IMAGES SPORT, CLIVE BRUNSKILL / STAFF / GETTY IMAGES SPORT, KYODO NEWS / KONTRIBUTOR /<br />

KYODO NEWS, MARK KOLBE / STAFF / GETTY IMAGES SPORT, JULIAN FINNEY / STAFF / GETTY IMAGES SPORT, CLIVE BRUNSKILL / STAFF / GETTY IMAGES SPORT, DANIEL<br />

POCKETT / FREIER FOTOGRAF / GETTY IMAGES SPORT / GETTY IMAGES ASIAPAC, MATT KING / FREIER FOTOGRAF / GETTY IMAGES ASIAPAC, ALLES GETTY IMAGES<br />

TEAM RAFAEL NADAL Seine<br />

Schwester Maria Isabel Nadal,<br />

Ehefrau Maria Francisca „Xisca“<br />

Nadal, seine Mutter Ana Maria<br />

Parera (im Bild), die beiden<br />

Coaches Carlos Moya und<br />

Francisco Roig, Physio Rafael<br />

Maymo, Manager Carlos Costa,<br />

sein Onkel und Ex-Coach Toni<br />

Nadal sowie Vater Sebastian Nadal.<br />

TEAM DANIIL<br />

MEDVEDEV Sein<br />

Coach Gilles<br />

Cervara und<br />

Ehefrau Daria<br />

Medvedeva<br />

(im Bild).<br />

TEAM DOMINIC<br />

THIEM Sein Coach<br />

Nicolas Massu,<br />

Vater und Coach<br />

Wolfgang Thiem,<br />

Mutter Karin Thiem<br />

(im Bild), Physio<br />

Alex Stober,<br />

Manager Herwig<br />

Straka, Sportwissenschaftler<br />

Dr. Mike Reinprecht,<br />

Bruder Moritz Thiem<br />

und Kumpel Lucas<br />

Leitner.<br />

Entouragen<br />

TEAM SERENA WILLIAMS Ehemann Alexis<br />

Ohanian, Coach Patrick Mouratoglou, Schwester<br />

Venus Williams (im Bild), Tochter Olympia<br />

Ohanian und Mutter Oracene Williams.<br />

TEAM NAOMI<br />

OSAKA Coach<br />

Wim Fissette<br />

(im Bild),<br />

Vater Leonard<br />

Francois,<br />

Mutter<br />

Tamori Osaka.<br />

TEAM SIMONA HALEP<br />

Coach Darren Cahill<br />

(im Bild).<br />

TEAM ASHLEIGH<br />

BARTY Coach<br />

Craig Tyzzer<br />

(im Bild).


114<br />

DIETER KINDLMANN hat es als Profi knapp<br />

an die Top 100 der ATP-Weltrangliste<br />

geschafft. Der Deutsche war danach Teil<br />

des Betreuerteams von Maria Sharapova<br />

(Bild) und Coach von Madison Keys, Elise<br />

Mertens, Anastasia Pavlyuchenkova und<br />

Angelique Kerber.<br />

„Eine ganz<br />

andere<br />

Mentalität“<br />

Herr Kindlmann, die Spitzenspieler reisen längst<br />

mit einem ganzen Hofstaat zu den Turnieren<br />

an. Ist das eine Entwicklung, die sich auch<br />

schon zu ihrer aktiven Zeit abgezeichnet hat?<br />

Na ja – das lässt sich in meinem Fall schwer<br />

vergleichen, weil ich ja meilenweit vom Niveau eines Federer<br />

oder Nadal entfernt war. Bei mir war es eine Frage der finanziellen<br />

Mittel. Ich war froh, wenn ich meinen Trainer finanzieren und<br />

damit wenigstens eine Person dabeihaben konnte. In meiner<br />

späteren Phase hatte ich dann ab und zu einen Physio dabei, weil<br />

ich öfter verletzt war.<br />

Verdienen Coaches denn so gut, dass man sie sich als Spieler so<br />

um die Position 100 nicht leisten kann?<br />

Das Problem sind nicht die Gehälter, es sind die Spesen: das<br />

Hotel, das Essen, die Flüge. Das geht extrem ins Geld. Das darf<br />

man bei den Tennisspielern nicht vergessen.<br />

Die meisten Turniere stellen einen oder mehrere Physiotherapeuten<br />

für die Spieler ab. Reicht diese Betreuung<br />

aus Ihrer Sicht?<br />

Der Tennissport wird physisch immer anspruchsvoller. Die meisten<br />

Matches sind sehr intensiv. Da ergibt es natürlich Sinn, sich einen<br />

eigenen Physio zu nehmen. Die ATP und die WTA bieten zwar<br />

Physiotherapeuten an, aber es geht ja immer darum: Wenn man<br />

zu einem Turnier kommt, kennt einen der dortige Physio nicht<br />

– wenn man einen eigenen hat, weiß der, was man braucht, und<br />

kann die Behandlung jederzeit durchführen. Bei Turnier physios<br />

gibt es eine Liste, in die man sich eintragen muss, und wenn diese<br />

voll ist, hat man keine Chance auf Behandlung.<br />

Sie waren vor ein paar Jahren Teil eines sehr großen Teams,<br />

jenem von Maria Sharapova. Wer macht dort die Ansagen?<br />

In der Regel sollte das der Spieler oder die Spielerin tun. Aber<br />

oft ist es gerade bei den Frauen so, dass der Agent dieses Team<br />

zusammenstellt; auch, weil es für die Athleten schwierig ist, in<br />

jedem Bereich Fachleute zu kennen und sich eine perfekte<br />

Mannschaft zu basteln. Da hört eine Spielerin in jüngeren Jahren<br />

oft auf die Eltern oder den Manager. Wenn man dann Erfahrungen<br />

gesammelt hat, ändern sich auch die Entscheidungsmechanismen.<br />

Welche Rolle spielen aus Ihrer Sicht die Tennisverbände? Sie haben<br />

mit Madison Keys gearbeitet, die von der USTA unterstützt wurde.<br />

Im konkreten Fall hatten wir die ganze Zeit einen regen Austausch<br />

mit dem Verband, und das ist auch extrem wichtig, weil gerade<br />

die USTA unheimlich viele Ressourcen hat, auf die man<br />

zurückgreifen kann. Uns hat der Verband etwa eine Datenbank<br />

über die Spielerinnen auf der WTA-Tour zur Verfügung gestellt.<br />

Normalerweise muss man für dieses Scouting bezahlen.<br />

Der größte Unterschied zwischen den Männern und den Frauen<br />

ist wohl, dass Letztere oft einen Hitting Partner mit auf die Reise<br />

nehmen. Sie selbst haben damit auch Erfahrungen gemacht.<br />

Welche Anforderungen hat ein Hitting Partner zu erfüllen?<br />

Es ist sehr schwierig, dass Frauen tagtäglich perfekt miteinander<br />

trainieren können. Hitting Partner können sich unterordnen,<br />

können sich anpassen, können Trainingsformen durchziehen, die<br />

die Spielerin verlangt. Bei den Männern ist das ganz anders: Ein<br />

Federer spielt mit einem Nadal, ein Zverev trainiert die ganze Zeit<br />

mit einem Thiem. Das ist einfach eine ganz andere Mentalität.<br />

Und spielerisch muss der Hitting Partner alles draufhaben?<br />

In den professionellen Teams schon. Ich erinnere mich, dass wir<br />

den starken Spin der Vorhand von Sara Errani simuliert haben.<br />

Heutzutage geht der Trend aber auch dahin, dass viele Spitzenspielerinnen<br />

eher jüngere Coaches haben, mit denen sie sich<br />

einschlagen und auch trainieren können. Das wird natürlich<br />

schwierig, wenn man 50 Jahre alt ist …<br />

Corona hat auch den Tenniszirkus nicht verschont.<br />

Wie sieht Ihr Ausblick für die nähere Zukunft aus?<br />

Ich mache mir keine Sorgen um die Topspieler und die Top trainer<br />

– sehr wohl aber um den Nachwuchs und deren Betreuer. Es ist<br />

aktuell sehr schwer, Fuß zu fassen. ●<br />

FOTOS: CLIVE BRUNSKILL / STAFF / GETTY IMAGES SPORT / GETTY IMAGES EUROPE


YOUR LIFE. YOUR DECISION.<br />

Deine Bespannung zu<br />

erneuern ist für Dich<br />

selbstverständlich?<br />

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Schwarz C, Stekovic S, Wirth M, et al. Safety and tolerability of spermidine supplementation in mice and older<br />

adults with subjective cognitive decline. Aging (Albany NY). 2018;10(1):19-33. doi:10.18632/aging.101354<br />

In Kooperation mit<br />

der Universität Graz


116<br />

Checkliste<br />

für den Spieltag<br />

ALEX STOBER hat als Physiotherapeut internationale<br />

Größen wie Michael Stich, Pete Sampras, Gustavo<br />

Kuerten, Rainer Schüttler, Paradorn Srichaphan, Andre<br />

Agassi, Tommy Haas, Li Na, Petra Kvitova und Angelique<br />

Kerber betreut. Seit Dezember 2015 ist der 58-jährige<br />

Deutsche im Team von Dominic Thiem für die körperliche<br />

Fitness der österreichischen Nummer eins zuständig.<br />

Wir haben mit ihm gesprochen, wie der perfekte Spieltag<br />

eines Tennisprofis aussieht – und darüber, was Hobbyspieler<br />

von den Stars lernen können.<br />

REDAKTION: JENS HUIBER


117<br />

1Die Tagesplanung<br />

Wenn ein Match für 15 Uhr angesetzt ist, gibt es das ganz<br />

normale Programm: Aufstehen gegen neun Uhr, Frühstück,<br />

dann wird gemeinsam auf die Anlage gefahren; Einschlagen<br />

von ca. 13 bis 13:30 Uhr, danach wird ganz normal gegessen –<br />

und darauf gehofft, dass das Match pünktlich beginnt. Bei einer<br />

Night Session lassen wir den Spieler ausschlafen, so lange wie<br />

möglich. Wir treffen uns in der Regel nach der Mittagszeit<br />

im Gym. Dann mache ich mit ihm ein kleines Programm, von<br />

45 Minuten bis zu einer Stunde Länge, aber schon ziemlich intensiv,<br />

damit er gut angeschwitzt ist. Das ist für mich und den Spieler<br />

immer ein ganz guter Test, wenn er am Vortag gespielt hat;<br />

damit er ein richtig gutes Gefühl hat. Der Spieler muss denken:<br />

„Super, meine Reflexe sind da, ich bin bereit!“ Mit diesem Wissen<br />

soll er in sein Zimmer gehen, etwas essen, einen Powernap von<br />

etwa einer Stunde halten – und wenn er um 21 Uhr angesetzt ist,<br />

fahren wir gegen 18 Uhr zur Anlage, Einschlagen um 19 Uhr.<br />

Der Powernap<br />

Nicht immer ganz einfach. Das Köpfchen<br />

tickt, man ist schon im Match-Modus drin.<br />

Man versucht natürlich, abzuschalten und<br />

eine Stunde zu relaxen – ob da aber eine<br />

Tiefschlafphase entsteht, ist stark zu<br />

bezweifeln. Aber es kann passieren, dass<br />

der Spieler für ein paar Minuten mal richtig<br />

wegnickt. Das reicht aber auch schon für<br />

eine Tiefenentspannung. Wenn man<br />

ehrlich ist, gibt es aber keinen, der da<br />

so richtig in den Tiefschlaf verfällt.<br />

IMMER AM MANN<br />

Alex Stober ist einer der<br />

wichtigste Begleiter<br />

von Dominic Thiem.<br />

Der Spieler<br />

muss denken:<br />

‚Super, meine<br />

Reflexe sind da!‘<br />

2


118<br />

3<br />

Die Ernährung<br />

Also: Reis mit Tomatensauce oder Olivenöl geht<br />

immer, manchmal sogar bis zu 45 Minuten vor<br />

Matchbeginn; vielleicht ein bisschen Käse<br />

obendrauf. Absolute No-Gos sind natürlich frittierte<br />

Sachen, bei denen der Körper zu viel Aufwand hat,<br />

um sie zu verarbeiten. Stattdessen: leichtes<br />

Gemüse, ein bisschen Pasta, Fisch, nicht zu viel<br />

Fleisch. Der alte Spruch „In der Früh wie ein Kaiser,<br />

zu Mittag wie ein Bürger, am Abend wie ein<br />

Bettler“ kann auf die Sportler allerdings nicht<br />

angewandt werden. Jeder Spieler hat da individuelle<br />

Vorlieben. Dominic nimmt gerne viel Obst,<br />

Spiegeleier, nicht zu viel Brot. Man soll das essen,<br />

mit dem man sich wohlfühlt. Dieses Glücksgefühl<br />

ist auch wichtig. Novak Djokovic ernährt sich ja<br />

vegan. Da ist das Angebot vielseitiger geworden.<br />

Ich glaube aber, dass ein Sportler auf Fleisch<br />

fast nicht verzichten kann. Andererseits kann<br />

die Proteinkette mittlerweile auch fleischlos<br />

gewährleistet werden. Die Ernährungsphilosophie<br />

hat sich in den letzten 15 Jahren extrem entwickelt.<br />

Einige Spieler haben Berater dabei, die ihnen<br />

genau sagen, wann sie was essen sollen.<br />

4<br />

Das Tapen<br />

Viele Spieler haben vielleicht negative Erfahrungen<br />

gemacht, sind öfters umgeknickt, hatten ein sogenanntes<br />

Supinationstrauma im Sprunggelenk. Dann kann es zu einer<br />

Bänderinsuffizienz, also zu einer Schwäche kommen. Grundsätzlich<br />

ist das Tapen eine prophylaktische Maßnahme. Aber<br />

nicht alle Spieler lassen sich tapen. Bei Dominic wird nur der<br />

Vorderfuß im unteren Bereich getapet, also die Fußsohle.<br />

Nur als Pufferung, weil er einen gewissen Belastungspunkt<br />

hat, wo sich immer wieder Blasen bilden. Eine rein vorbeugende<br />

Maßnahme. Für das Sprunggelenk kommt auch eine<br />

Manschette infrage; so, wie sie Andy Murray seit Jahren<br />

benutzt. Dafür muss man keinen Physio aufsuchen, das ist<br />

in drei Handgriffen erledigt – und ersetzt auch das Tape. Für<br />

den Hobbyspieler muss aber auch erst einmal die Indikation<br />

da sein, also: Warum tape ich überhaupt? Zentrale Frage beim<br />

Tapeverband: Ist er stabil genug, stimmen die Tapezüge?<br />

Das Aufwärmen<br />

Hier geht man nicht an die Belastungsgrenzen. Einfach<br />

gut einlaufen, ein bisschen an die Geräte gehen. Wir rufen<br />

gewisse Bewegungsabläufe ab: vorwärts, seitwärts,<br />

rückwärts laufen, die Adduktoren aufwärmen. Dann ein<br />

paar schnelle Sachen für die Beinarbeit, vielleicht mit<br />

Hindernissen. Nur kurze Impulse setzen. Nach den tennisspezifischen<br />

Übungen mit und ohne Ball mache ich Bauch<br />

und Rücken mit Dominic, danach dehne ich ihn aus.<br />

Ich glaube fast, dass ein<br />

Sportler auf Fleisch nicht<br />

verzichten kann.<br />

5


Werbung<br />

Fördern den Tennis-Nachwuchs: Tennismoderator Markus Zoecke (l.) und bett1.de CEO Adam Szpyt.<br />

Tennis zum Volkssport machen<br />

Adam Szpyt, Gründer, Inhaber und CEO von bett1.de, will neben seinem Engagement im<br />

Profitennis auch wieder die Begeisterung bei jungen Menschen für den Tennissport wecken.<br />

Deshalb hat bett1 in Berlin zwei außergewöhnliche Projekte ins Leben gerufen: „Tennis<br />

macht Schule“ und „Tentaja“. Beide Initiativen werden von Markus Zoecke, dem bekannten<br />

Tennismoderator und ehemaligen Weltranglisten-Nummer 48 im Herren-Tennis, unterstützt.<br />

„Tennis macht Schule", und das in Berlin<br />

seit diesem Frühjahr auch im wahrsten<br />

Sinne des Wortes: Das Berliner Unternehmen<br />

bett1 hat mehr als 200 Berliner<br />

Grundschulen mit Tennisequipment für<br />

die Kids ausgestattet. Und es kommen<br />

laufend mehr hin zu, denn das Interesse<br />

ist groß.<br />

Federführend organisiert wird das Projekt<br />

von dem bekannten deutschen<br />

Daviscupspieler, Tennismoderator und<br />

Berliner Markus Zoecke. Unterstützt<br />

wird das Projekt von der Berliner Senatsverwaltung,<br />

dem Tennis-Verband<br />

Berlin Brandenburg und vielen der<br />

rund 150 Berliner Tennisvereine. Jede<br />

Grundschule, die sich dem Projekt angeschlossen<br />

hat oder noch anschließt,<br />

tennismachtschule.de<br />

erhält ihre eigene rote „bett1-Tonne“<br />

mit 12 Tennisschlägern, 4 Kleinfeldern<br />

inklusive Netzen, 200 Bällen und weiteren<br />

Materialien. Zusätzlich werden<br />

ihnen Informationsmaterialien mit einem<br />

Leitfaden zur Gestaltung des Sportangebotes<br />

Tennis zur Verfügung gestellt.<br />

Das Equipment der bett1-Tonne kann<br />

sowohl in der Turnhalle als auch im<br />

Freien eingesetzt werden. Unterstützt<br />

werden die Sportlehrer von Trainern<br />

zahlreicher Berliner Tennisvereine, die<br />

praktische Handreichungen geben und<br />

den Kindern auch den Zugang zu ihren<br />

Vereinen ermöglichen, wenn die Kleinen<br />

auf den Geschmack gekommen<br />

und ihre Tennisfähigkeiten weiter entwickeln<br />

möchten.<br />

Adam Szpyt: „bett1 macht Berlin wieder<br />

zur Tennishauptstadt - und das<br />

fängt beim Nachwuchs an. Wir wollen,<br />

dass Tennis in Berlin wieder ein<br />

populärer Sport wird, und dafür wollen<br />

wir Kinder bereits in den Schulen mit<br />

Tennis vertraut machen und ihnen den<br />

ersten Kontakt mit Schlägern und Bällen<br />

ermöglichen. Wir freuen uns, dass<br />

Markus Zoecke, der Berliner Senat<br />

und die Berliner Tennisvereine unsere<br />

Initiative so engagiert unterstützen.<br />

Dadurch ist das Projekt erst möglich<br />

geworden. Gemeinsam wollen wir es<br />

schaffen, dass Tennis in Berlin wieder<br />

eine der beliebtesten Sportarten bei<br />

Kids und Jugendlichen wird.“<br />

Eine Chance für jedes Kind<br />

Für Kinder und Jugendliche, die sich Ausrüstung,<br />

Trainerstunden und Vereinsgebühren nur schwer<br />

leisten können, entstand im Herbst 2020 im Berliner<br />

Hangar1 des früheren Hauptstadtflughafens<br />

Tempelhof ein langfristig angelegtes Kinder- und<br />

Jugendförderungs-Konzept.<br />

Auch hier waren Adam Szpyt und Markus Zoecke<br />

gemeinsam mit Maria Kipp, Mitglied der Geschäftsleitung<br />

Tentaja Soziale gGmbH, die Initiatoren.<br />

Tentaja ist ein anerkannter gemeinnütziger<br />

Träger, der im Hangar1 Gastgeber des von bett1<br />

gestifteten Indoor-Tennisplatzes und einer großen<br />

Ballwand ist.<br />

„Uns ist es sowohl wichtig, wieder gezielt Talente<br />

fördern zu können, aber auch, allen Kids in Berlin<br />

einfach kostenlose Bewegungsmöglichkeiten mit<br />

viel Spaß zu ermöglichen,“ begründet Adam Szpyt<br />

das Engagement von bett1. Die bisherige Resonanz<br />

beweist die Attraktivität dieses Angebots.<br />

Fotos: Tennis macht Schule// Michael Breyer


120<br />

6<br />

Die Regeneration<br />

Nach dem Match soll man das bin. Ich dehne ihn in alle Richtungen<br />

er setzen, was man verbraucht hat aus, ich mobilisiere ihn, schaue,<br />

– das geht gut mit Pasta, Kohlenhydraten,<br />

ob sich etwas verschoben hat;<br />

Hähnchen; auch Gemüse kontrolliere die Beinlängen differenz.<br />

natürlich. Und das innerhalb der Die eigentliche Behandlung kann<br />

Das Match<br />

ersten 45 Minuten nach Matchende. zwei bis drei Stunden lang gehen.<br />

Dominic arbeitet mit dem<br />

Bei Grand Slams wird in der Regel Es kommt oft vor, dass wir mit<br />

Supplementhersteller Panaceo<br />

gefragt, was man nach dem Match Sonnenaufgang fertig werden und<br />

zusammen, was ich persönlich<br />

essen möchte. Emotional und körperlich<br />

halt dann erst schlafen gehen.<br />

super finde. Da ist alles drin, was<br />

ist man aufgewühlt und groggy. Das ist über die Jahre zu einer Routine<br />

man für eine Mineralkette für<br />

Unmittelbar nach dem Spiel sehe ich 7geworden. Diese Behandlungen<br />

die Muskelfunktionen braucht.<br />

es schon gerne, wenn sich Dominic ein haben Dominic vor Schäden, vor<br />

Da bekommt er ein paar Flaschen<br />

paar Minuten auf das Fahrrad setzt, Verletzungen bewahrt.<br />

von mir mit. Sein größter Anteil an<br />

egal, zu welcher Uhrzeit. Danach für<br />

Ernährung während eines Matchs<br />

zwölf bis 15 Minuten ins Eisbad – das<br />

ist aber Wasser. Bananen sind<br />

wird längst von allen Grand-Slamimmer<br />

noch ein fester Bestandteil – Turnieren angeboten. Das regt den<br />

das Kalium ist wichtig, unterstützt<br />

Stoffwechsel an. Nach der Pressekonferenz<br />

geht es zurück ins Hotel.<br />

den Muskelstoffwechsel. Dominic<br />

bekommt auch Energy Bars,<br />

Und dort beginnt die eigentliche<br />

aber nicht so häufig. Wenn man<br />

Arbeit. Das ist das A und O für uns<br />

angespannt ist, hat man weniger<br />

Physiotherapeuten. Das Match ist<br />

Lust auf feste Nahrung. gelaufen, der Spieler kann sich<br />

hin legen. Und Dominic würde nie<br />

fragen, wie lange wir arbeiten – wir<br />

machen das so lange, bis ich durch<br />

Es kommt vor, dass wir erst mit<br />

Sonnenaufgang fertig werden.<br />

FOTOS: PEOPLEIMAGES/E+/GETTY IMAGES, SOUTH_AGENCY/E+/GETTY IMAGES, GEPA PICTURES/MATTHIAS HAUER(2), ILLUSTRATIONEN: ALEXANDER_P/SHUTTERSTOCK.COM


WERBUNG<br />

Hör auf deinen Bauch und<br />

verbessere so dein Spiel!<br />

Die Rolle des Magen-Darm-Trakts bei körperlicher Belastung wird oft unterschätzt – doch er spielt eine wichtige<br />

Rolle in der Energieversorgung, im Elektrolyt- und Wasserhaushalt sowie in der Immunabwehr.<br />

„Eine optimale Regeneration ist für mich<br />

sehr wichtig – genau dort setzen die<br />

Produkte von PANACEO an. Sie helfen mir,<br />

mich besser zu regenerieren, damit ich meine<br />

Grenzen immer weiter ausloten kann.“<br />

Mira Antonitsch<br />

Warum ist ein gesunder Darm wichtig für die<br />

Leistungsfähigkeit im Sport?<br />

Man muss seine Grenzen überschreiten, um besser zu werden – das ist<br />

richtig. Bestimmte präventive Maßnahmen sowie die Regeneration für den<br />

Körper dürfen aber nicht vernachlässigt oder vielleicht sogar vergessen<br />

werden! Neueste Studien belegen, dass bereits nach kurzen sportlichen<br />

Belastungen bei hoher Intensität, aber auch bei langem Ausdauertraining<br />

der Darm undicht wird. Man spricht hier vom Leaky-Gut-Syndrom;<br />

Betroffene fühlen sich müde und schlapp, die Leistungsfähigkeit sinkt.<br />

Wie kann ich meine Darmgesundheit unterstützen?<br />

Abgesehen von der wichtigen Regeneration nach dem Sport kann auch ein<br />

Naturmineral unterstützend helfen. Es handelt sich um den einzigartigen<br />

PMA-Zeolithen, das natürliche, intelligente Vulkanmineral! Mithilfe der<br />

Einnahme kann die Darmwandfunktion – und damit die Schutzbarriere des<br />

Körpers gegenüber Fremdstoffen – gestärkt werden. Zusätzlich bestätigen<br />

weitere Studien, dass so Entzündungen gemildert und die Effekte von<br />

Probiotika verstärkt werden können. Kurz gesagt: Der PMA-Zeolith im<br />

PANACEO SPORT PRO-SUPPORT sorgt für eine Entlastung und Stärkung<br />

des Darms und damit für eine bessere Belastbarkeit im Sport.<br />

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PRO-SUPPORT hat PANACEO die Energy-Linie entwickelt:<br />

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122<br />

LEGENDE Für Männer<br />

wie Peter Lehrner<br />

ist dieser Begriff<br />

erfunden worden.<br />

„Ich war immer ein<br />

Material-<br />

fetischist“<br />

PETER LEHRNER bespannt seit über 45 Jahren Schläger für die besten Tennisspieler<br />

der Welt. Er kennt die Eigenheiten der Schläger von Agassi, Connors, Muster und Co<br />

wie kein Zweiter. Michael Rothschädl hat mit ihm gesprochen.<br />

INTERVIEW: MICHAEL ROTHSCHÄDL


123<br />

Herr Lehrner, Sie bespannen seit 45 Jahren Tennisschläger.<br />

Was war der kurioseste Schläger, den<br />

Sie in dieser Zeit besaitet haben?<br />

Da fällt mir auf jeden Fall der Wilson T2000 von<br />

Jimmy Connors ein. Das war der Rahmen, der<br />

sicherlich am schwierigsten zu bespannen war. Den konnte man<br />

ohne Anleitung nicht bespannen, das war schon so etwas wie die<br />

Meisterprüfung. Ebenfalls kurios war die doppelseitige Spaghetti-<br />

Bespannung, bei der bei den Längssaiten immer zwei Saiten durchgezogen<br />

und nur wenige Quersaiten verwendet wurden. Das hat dazu<br />

geführt, dass die Längssaiten auf der Quersaite enorm gearbeitet haben<br />

und gerutscht sind und so dem Ball einen wahnsinnigen Drall<br />

gegeben haben. Das war damals auch ein Grund, warum Guillermo<br />

Vilas nach 53 Siegen auf Sand gegen Ilie Nastase verloren hat. Der hat<br />

nämlich mit dieser Bespannung gespielt. Im Endeffekt hat das dann<br />

dazu geführt, dass der Verband begonnen hat, das Saitengeflecht zu<br />

reglementieren.<br />

Wenn Sie zurückblicken: Wieso haben Sie sich für die Profession als<br />

Besaiter entschieden?<br />

Ich war immer ein Materialfetischist, mir ging es in meiner kurzen<br />

aktiven Zeit immer darum, dass die Schläger gleich waren, dass die<br />

Bespannung gut war. Ich bin etwa 1971 zur Orange Bowl gefahren,<br />

hatte damals einen Vertrag mit Slazenger, und wir haben<br />

aus 50 Holzschlägern mit gleicher Griffstärke nur fünf<br />

gefunden, die gleich schwer waren und den gleichen<br />

Balancepunkt hatten. Ich habe das nämlich einfach<br />

gespürt, wenn mir ein Schläger gerissen ist und der<br />

nächste etwas anders war. Das hat mich irritiert, da<br />

habe ich immer ein bis zwei Games gebraucht, um<br />

mich daran zu gewöhnen. Wenn das dann aber in<br />

einer entscheidenden Phase ist, macht dich das als<br />

Spieler nervös.<br />

EIN MANN UND SEIN<br />

LIEBSTES WERKZEUG<br />

Der junge Jimmy Connors.<br />

In der Vergangenheit wurde ja durchaus hart<br />

bespannt, wenn man an Thomas Muster mit angeblich<br />

bis zu 39 Kilo denkt. Sie waren der Servicemann von<br />

Muster – wenn das jemand wissen muss, dann Sie.<br />

Als ich Tom 1986 als jungen Spieler kennengelernt habe,<br />

hat er nur Naturdarm gespielt. Irgendwann kam dann aber<br />

die Firma Isospeed – das Problem mit dieser Saite war, dass<br />

sie innerhalb von vier, fünf Stunden rund 20 Prozent an Gewicht<br />

verloren hat. Das heißt, man musste sie bespannen und gleich spielen.<br />

Im Endeffekt haben wir die Schläger, wenn ich vor Ort war, mit 38<br />

Kilo bespannt. Pete Sampras zum Beispiel hat seinen Pro Staff, der<br />

von der Fläche her kleiner war, mit einer dünnen 1,20er-Naturdarmsaite<br />

auch mit 33 Kilo bespannt. Das war eigentlich sogar fast härter<br />

als bei Tom. Und auch ein gewisser Björn Borg hat in seinen Holzschlägern<br />

Naturdarm mit 30 Kilo bespannt. Da gibt es die berühmten<br />

Geschichten, dass sein Trainer Lennart Bergelin in der Nacht neben<br />

ihm aufgewacht ist, weil es einen furchtbaren Knall gegeben hat,<br />

weil die Saiten ohne Zutun gerissen sind. Oder Andre Agassi, bei<br />

dem ich erstmals die Darm-Kunst-Mischung gesehen habe, als ich<br />

1994 in Wien für ihn bespannen durfte. Der hat eine komplett steife<br />

SAGENUMWOBEN<br />

Sicherlich nicht für<br />

jeden Spieler<br />

geeignet, der<br />

Wilson T2000.


124<br />

2007 gab es für mich<br />

das Minimum – längs<br />

zehn und quer elf Kilo.<br />

DER HANDWERKER Peter Lehrner legt in der Wiener Stadthalle Saite an.<br />

Kevlarsaite längs gespielt und eine dicke Naturdarmsaite quer. Das war eigentlich<br />

wie ein Brett, der hat die Darmsaite gebraucht, damit das ein bisschen elastisch<br />

wird. Ich habe ihn dann einmal gefragt, warum er das so spielt, weil das wirklich<br />

einzigartig war. Er hat nur gemeint: „Because I’ve won Wimbledon.“ Als er dann<br />

doch irgendwann auf Luxilon gewechselt hat, da hat er dann auf einmal die<br />

Australian Open auch gewonnen.<br />

SPECIAL CONNECTION Mit Thomas Muster<br />

hat Peter Lehrner eine ganz besondere<br />

Beziehung gepflegt – drei Reisen nach<br />

Roland Garros inklusive.<br />

Diesen hohen Bespannungshärten gegenüber steht Pablo Cuevas, der angeblich<br />

gerade einmal mit 12 Kilo bespannt – haben Sie einmal einen Schläger für den<br />

Mann aus Uruguay besaitet?<br />

Nein, habe ich nicht, der war anscheinend nie in Wien. Aber 2007 gab es für mich<br />

das Minimum, da hat ein gewisser Filippo Volandri längs zehn Kilo und quer elf<br />

Kilo gespielt. Das war wirklich kurios, weil der gegen Fernando Gonzalez gespielt<br />

hat, und der hat im ersten Satz nicht gewusst, was er machen soll; denn diese<br />

extrem weiche Bespannung bringt ja einen wahnsinnigen Schleudereffekt. Ich<br />

behaupte ja, dass Jimmy Connors nur deswegen so viele Turniere gewonnen hat,<br />

weil er einen Schläger gespielt hat, den sonst im gesamten Zirkus auf diesem Niveau<br />

keiner gespielt hat. Dieser T2000 von Wilson, der war ganz, ganz weich, der war<br />

wie eine Schleuder. Wenn du jetzt als Topspieler gegen die anderen spielst und eine<br />

solche Waffe hast, dann bist du natürlich im Vorteil, weil die das ja nicht gewohnt<br />

sind – die können ja nicht pausenlos mit dem Connors trainieren.<br />

Sie haben als persönlicher Servicemann von Muster, aber auch als Bespanner auf<br />

Turnieren gearbeitet. Wie ist das heute bei den absoluten Topspielern – vertrauen<br />

die auf einen persönlichen Besaiter oder ist auch ein Novak Djokovic bei den Erste<br />

Bank Open im Vorjahr auf Sie zugekommen?<br />

In Wien hat er diesmal einen eigenen Servicemann mitgehabt. Ich glaube, so wie<br />

Tom mich dreimal nach Paris mitgenommen hat, so ist das eher selten. Das hat<br />

auch damit zu tun, dass sich die Bespanndienste um Längen verbessert haben.<br />

Tom hat ja früher oft gar nicht gewusst, ob er beim Service vor Ort einen Schläger<br />

zurückbekommt, mit der er so halbwegs spielen kann. Weil seine Saite, die<br />

Isospeed, war so empfindlich, dass den Leuten, die auf billigen, schlechten<br />

Maschinen bespannt haben, reihenweise die Saite abgerissen ist. Früher hast du<br />

als Veranstalter einen ortsansässigen Bespannservice geholt. Das war weit, weit<br />

weg von einer gewissen Professionalität – auch bei den großen Turnieren. Heute<br />

ist es so, dass es sich die Veranstalter nicht leisten können, da irgendwelche<br />

Amateure hinzustellen, weil ihnen das ja auf den Kopf fallen würde und die<br />

Spieler sich furchtbar aufregen würden. Daher ist die Qualität der Bespanndienste<br />

viel besser geworden, und daher ist es nicht mehr so wichtig, dass sich ein Spieler<br />

einen Bespanner mitnimmt. ●<br />

FOTOS: SHUTTERSTOCK.COM/GURXOX, FOCUS ON SPORT / KONTRIBUTOR/ GETTY IMAGES SPORT / GETTY IMAGES NORTH AMERICA,<br />

CLIVE BRUNSKILL / STAFF/GETTY IMAGES SPORT/GETTYIMAGES EUROPE, BEIGESTELLT, GEPA, PRIVAT


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Tennis & Travel<br />

Sonne, Sand(platz) und Ferienfeeling: Tennis an sich ist ja schon ein Traum – wenn man unseren<br />

Lieblingssport aber auch noch mit einem Urlaub verbindet, nennt man das einen Traumurlaub!<br />

HANNES ZISCHKA TENNIS<br />

Mit Zischka genießen Sie Ihren perfekten goldenen Tennisherbst<br />

direkt an der sonnigen Mittelmeerküste. Egal, ob Sie als Single,<br />

Familie, Verein, Gruppe oder Tennisschule ein paar Tage mit MEER<br />

Tennis verbringen möchten – für alle gibt es passende Programme<br />

und Angebote. Ab dem 28. August geht es mit dem Zischka-<br />

Trainerteam in Slowenien und Kroatien los. Der Herbst bietet<br />

hervorragende Preise, tolle Bedingungen und stabiles Wetter.<br />

Genauere Infos finden Sie unter www.zischka.at.<br />

RAFA NADAL ACADEMY<br />

Hier kann man nicht nur wie ein Profi trainieren, sondern mit ein<br />

bisschen Glück auch gleich neben einem Profi! Rafael und Toni Nadal<br />

haben gemeinsam ein Tennismekka geschaffen. Egal, wie alt und wie<br />

gut Sie Tennis spielen, in der Rafa Nadal Academy auf Mallorca bemüht<br />

sich das Trainerteam, ihre Stärken zu maximieren und ihr Potenzial voll<br />

auszuschöpfen. Neben einer Weltklasse-Tennisanlage gibt es direkt am<br />

Gelände 67 komfortabel eingerichtete Zimmer, einen exklusiven Spa-<br />

Bereich, ein Restaurant, ein Gym, Zugang zum Rafa Nadal Museum –<br />

und der nächste Strand ist auch nur eine kurze Autofahrt entfernt.<br />

JC FERRERO EQUELITE SPORT ACADEMY<br />

Die JC Ferrero Equelite Sport Academy ist zwar auf<br />

Hochleistungstennis und die Ausbildung von zukünftigen<br />

Spitzensportlern spezialisiert, hat aber auch ein Angebot für alle<br />

Tennisliebhaber und Hobbyspieler entwickelt. Tennisfans aller<br />

Leistungsstufen und Altersgruppen können hier einen Blick in<br />

den Trainingsalltag eines Profispielers erhaschen und dort so<br />

trainieren, wie ihre Idole es auch tun – alles unter professioneller<br />

Aufsicht. Hotel, Schwimmbad, Padel-Tennis, Fußball und viele<br />

weitere sportliche Möglichkeiten inklusive!<br />

STANGLWIRT<br />

Der Stanglwirt gilt als das führende Tennishotel Österreichs – alle<br />

Fans der gelben Filzkugel erwartet hier ganz großes Tennis. Denn mit<br />

sechs Hallenplätzen und acht Außenplätzen stehen Ihnen traumhafte<br />

Bedingungen zum Schlagabtausch zur Verfügung. Ob Anfänger,<br />

Fortgeschrittene oder Turnierspieler, die Experten der Peter Burwash<br />

International-Akademie fördern mit viel Know-how und Begeisterung<br />

Ihr individuelles Potenzial und sind ein unverzichtbarer Bestandteil<br />

jedes Tennisurlaubs beim Stanglwirt. Genauere Infos finden Sie unter:<br />

www.stanglwirt.com.


126<br />

ZUKUNFTSVISION In Manacor<br />

wird an der Zukunft der<br />

Tennisakademien geschraubt.<br />

Bollettieri, Nadal, Ferrero und Co<br />

Die Tennis-<br />

Akademiker<br />

Täglicher Drill auf dem Court, dazu Schule und permanenter Konkurrenzdruck? Aber ja doch!<br />

Wer im Tennissport an die Spitze möchte, muss investieren – am besten in eine Akademie mit<br />

prominenten Aushängeschildern.<br />

REDAKTION: JENS HUIBER


127<br />

Rafael Nadal hat in<br />

seiner Heimatstadt<br />

Manacor eine<br />

Akademie vom<br />

Feinsten hingezaubert.<br />

AM ENDE NICHT NUR ERFOLG-<br />

REICH, SONDERN AUCH GLÜCKLICH<br />

Andre Agassi und Nick Bollettieri.<br />

Die Lektüre von Andre Agassis Biografie „Open“<br />

empfiehlt sich in vielerlei Hinsicht. Besonders<br />

bemerkenswert ist darin etwa das Kapitel<br />

über jene Zeit, die Agassi in der Akademie<br />

von Nick Bollettieri in Bradenton, Florida,<br />

verbracht hat. Quintessenz: Von nix kommt nix. Aber wenn sich<br />

der geneigte Junior oder die talentierte Jugendliche dem täglichen<br />

Drill und gewissen Einschränkungen im sozialen Leben aussetzt,<br />

dann kann am Ende das stehen, was neben Agassi auch Jim Courier<br />

oder Maria Sharapova unter dem strengen Blick von Meister<br />

Bollettieri erreicht haben: der Sprung auf den Tennisthron.<br />

Nick Bollettieri wird in diesem Sommer 90 Jahre alt; die<br />

Zeiten, in denen Bradenton als Reisedestination für betuchte<br />

Tennis eltern ähnlich attraktiv war wie Palma de Mallorca für den<br />

Pauschaltouristen, sind längst vorbei. Die Globalisierung hat<br />

vor dem Geschäft mit den Tennisakademien nicht haltgemacht,<br />

Trainingszentren mit All-inclusive-Angebot gibt es längst auch<br />

in Europa. Riccardo Piatti, der sich in Italien einen Namen als<br />

Talente schmied gemacht hat, war einer der Ersten: Besagte<br />

Maria Sharapova schaute in der Endphase ihrer Karriere immer<br />

mal wieder bei ihm in Bordighera vorbei – und konnte dabei<br />

hautnah erleben, wie mit Jannik Sinner der nächste Spieler auf<br />

das Stürmen der Weltspitze vorbereitet wurde.<br />

ONKEL TONI ROCKT DIE RAFA NADAL ACADEMY<br />

Auf der Anlage von Patrick Mouratoglou in der Nähe von Nizza<br />

geben sich ebenfalls einige der jüngeren Szenestars die Klinke in<br />

die Hand: Stefanos Tsitsipas gilt als regulärer Gast, auch Daniil<br />

Medvedev trainiert ab und zu beim Coach von Serena Williams<br />

(die allerdings ihren Stammsitz in Florida bevorzugt); dazu hat<br />

Mouratoglou auch zu Cori Gauff, dem Supertalent aus den USA,<br />

früh einen guten Draht entwickelt.<br />

Piatti und Mouratoglou können sich auf ihre Trainerarbeit<br />

konzentrieren, im Fall von Rafael Nadal sieht das derzeit noch<br />

anders aus: Der spanische Großmeister hat in seiner Heimatstadt<br />

Manacor eine Akademie vom Feinsten hingezaubert. Erst


128<br />

Anfang April ging ein Video mit Ausbaustufe zwei viral: Nadal inmitten<br />

einer gigantischen Halle, in der schon bald Tennis gespielt werden<br />

soll. Noch kann sich Rafael Nadal nicht persönlich um den täglichen<br />

Betrieb seiner Akademie kümmern, das übernimmt derweil Onkel Toni.<br />

Er ist aber auch alles andere als eine schlechte Option – schließlich hat<br />

Toni Rafa über viele Jahre als Coach auf der ATP-Tour begleitet.<br />

Die Globalisierung hat vor dem<br />

Geschäft mit den Tennisakademien<br />

nicht haltgemacht.<br />

DER CHEF PERSÖNLICH MISCHT AUCH<br />

MANCHMAL MIT Derzeit schmeißt<br />

aber Onkel Toni den Laden.<br />

Zeit<br />

für<br />

euch<br />

(und euer Spiel)<br />

Die Vorhand klemmt? Der<br />

Aufschlag streut? Die Beinarbeit<br />

versagt? Höchste Zeit, dass ihr<br />

mal wieder in Klausur geht. Nur ihr<br />

und euer Schläger. Oder aber ihr<br />

versucht es endlich mal wieder<br />

mit einem Camp. Angebote<br />

gibt es dazu genügend …<br />

JUAN CARLOS FERRERO FEILT AM SPANISCHEN ROHDIAMANTEN<br />

Den Übergang vom Spitzenspieler zum Spitzencoach hat eine andere<br />

spanische ehemalige Nummer eins der Welt schon geschafft: Juan Carlos<br />

Ferrero. Die JC Ferrero Equelite Academy besteht seit mehr als 25 Jahren,<br />

der Namensgeber selbst bringt sich fast täglich in die Arbeit ein –<br />

wenn Ferrero nicht gerade wieder auf Tour ist: Nach dem recht kurzen<br />

Intermezzo als Coach von Alexander Zverev hat er sich nun des größten<br />

spanischen Talents angenommen: Carlos Alcaraz Garfia. Der Teenager<br />

schickt sich in diesem Jahr an, erstmals unter die Top 100 der ATP-<br />

Weltrangliste vorzudringen.<br />

Die Dimensionen eines Andre Agassi sind da noch weit entfernt, aber<br />

nicht unerreichbar. Und wiewohl sich die Methoden und der Umgang<br />

seit den Hochzeiten der Bollettieri Academy zum Besseren verändert<br />

haben, dürfen Sinner, Tsitsipas, Alcaraz und Co „Open“ ruhig bis zum<br />

Ende lesen. Dann werden sie nämlich erfahren (Achtung, Spoileralarm!),<br />

dass Andre Agassi nicht nur zum Besten seiner Zunft wurde – sondern<br />

spät, aber doch, auch glücklich. ●<br />

NAME LAND ZIELGRUPPE BELAG STERNE<br />

Hannes Zischka Kroatien, Paare, Familien, Sand ★ ★ ★ ★ ★<br />

Tenniscamps Slowenien Vereine, Kinder<br />

Stanglwirt Österreich Familien, Kinder Sand, Bross ★ ★ ★ ★ ★<br />

Line Granulat<br />

La Maiena Italien Paare, Familien, Sand ★ ★ ★ ★ ★<br />

Meran Resort<br />

Kinder<br />

Forte Village Italien Singles, Paare, Sand, ★ ★ ★ ★ ★<br />

Resort Familien, Kinder Rasen<br />

Rauriser Hof Österreich Paare, Familien, Sand, Domo ★ ★ ★ ★ ★<br />

Kinder<br />

Advantage<br />

Equelite Sport Spanien Familien, Kinder, Sand ★ ★ ★ ★ ★<br />

Academy von<br />

Jugendliche<br />

Juan Carlos Ferrero<br />

Andreus Resort Italien Familien, Kinder, Sand ★ ★ ★ ★ ★<br />

Jugendliche<br />

Tannenhof <strong>Deutschland</strong> Singles, Paare, Sand, ★ ★ ★ ★ ★<br />

Familien, Kinder Rebound Ace<br />

FOTOS: PAUL HARRIS/ARCHIVE PHOTOS/GETTY IMAGES, EUROPA PRESS ENTERTAINMENT/EUROPA PRESS/GETTY IMAGES, BRADLEY KANARIS/FREIER FOTOGRAF/GETTY IMAGES<br />

SPORT/GETTY IMAGES, ASIAPAC/GETTY IMAGES, JAIME REINA/AFP/GETTY IMAGES, CARYN LEVY/SPORTS ILLUSTRATED CLASSIC/GETTY IMAGES


„Ich bin<br />

Pate der<br />

kindernothilfe.at<br />

01 / 513 93 30<br />

Kindernothilfe.“


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Unser Bruder im Geiste<br />

Die mitgliederstärkste Tennisplattform in <strong>Deutschland</strong> ist nur etwa ein Jahr jünger als tennisnet: Am 28. April<br />

2012 erblickte mybigpoint das Licht der Welt und startete eine neue Zeitrechnung im deutschen Tennissport.<br />

Seit dem Launch, der damals im Rahmen der BMW Open in München verkündet wurde, hat sich das nationale<br />

deutsche Tennisportal zu einer festen Größe entwickelt – mit inzwischen mehr als 300.000 Mitgliedern.<br />

mybigpoint (mybigpoint.tennis.de)<br />

wurde für den aktiven Tennisspieler<br />

konzipiert und gehört mit jährlich mehr<br />

als 200 Millionen Seitenabrufen zu den<br />

größten Internet-Sportportalen in <strong>Deutschland</strong><br />

überhaupt. Das Gemeinschaftsprojekt<br />

des DTB und seiner Landesverbände<br />

vereint die gesamte Tennislandschaft in<br />

<strong>Deutschland</strong> und bietet u. a. rund eine Million<br />

Spielerprofile inklusive der jeweiligen Generali-<br />

Leistungsklasse, die Tabellen und Spielpläne<br />

aus dem Mannschaftswettspielbetrieb aller<br />

Landesverbände sowie die Organisation und<br />

Darstellung von über 80.000 Mannschaften<br />

und über 6.000 Turnieren. Die rund 15.000<br />

Premium-Mitglieder profitieren für einen<br />

Jahresbeitrag von derzeit 46,80 Euro von<br />

vielen Vorteilsleistungen und exklusiven<br />

Funktionen wie dem Turnierplaner inklusive<br />

Turnierfavoriten, dem Vereinsspielplan<br />

inklusive Teamfavoriten und neuerdings auch<br />

Spielerfavoriten. Neben Gutscheinen und<br />

exklusiven Rabatten bei Partnern erhalten<br />

die Premium-Mitglieder unter anderem ein<br />

Mitgliedermagazin, das mybigpoint<br />

JOURNAL, das fünfmal jährlich in ihrem<br />

Briefkasten landet.<br />

Auch mit weiteren Offline-Angeboten<br />

konnte mybigpoint seine Zielgruppe bislang<br />

begeistern, zum Beispiel mit attraktiven<br />

Tenniscamps in der Türkei und auf Mallorca<br />

oder mit hervorragend organisierten Testevents<br />

für Skier, Rackets und Schuhe gemeinsam mit<br />

dem mybigpoint-Ausstatter HEAD. Bei großen<br />

ATP- und WTA-Turnieren in <strong>Deutschland</strong> sowie<br />

bei Davis- und Fed-Cup-Veranstaltungen<br />

präsentiert mybigpoint den deutschen<br />

Tennisfans seine Angebote hautnah und tritt<br />

oft als Partner der Veranstaltungen auf.<br />

In den vergangenen Monaten hat das<br />

mybigpoint Portal ein komplettes<br />

Facelifting erfahren. Modernes Design,<br />

zukunftssichere Technik und mobiloptimiertes<br />

Handling – das waren die Zielvorgaben des<br />

Relaunchs. „Ich glaube, dass unser neuer<br />

Auftritt sehr gut gelungen ist. Das Portal wird<br />

den aktiven Spieler somit auch in den nächsten<br />

Jahren wieder bestens durch sein Tennisleben<br />

führen und ihn optimal begleiten“, sagt Hans<br />

Hauska. Der Österreicher ist einer von drei<br />

Geschäftsführern der Tennis <strong>Deutschland</strong><br />

Service GmbH (TDS), die u. a. mybigpoint<br />

betreibt.<br />

Doch auch in anderen Bereichen sind<br />

große Entwicklungsschritte geplant.<br />

Die Dachmarke tennis.de, unter der bereits<br />

das Spielerportal „mybigpoint“, das<br />

Kindertennisprojekt „Talentinos“ und das<br />

Mitgliedergewinnungsprojekt „Generali Tennis<br />

Starter“ laufen, wird zum digitalen Drehund<br />

Angelpunkt des deutschen Tennissports<br />

ausgebaut. Dort werden sämtliche Angebote<br />

gebündelt, die für den Tennisspieler in<br />

<strong>Deutschland</strong> von Bedeutung sind.


132<br />

Fakten,<br />

Fakten,<br />

Fakten<br />

In der professionellen Tennisszene wird über jeden einzelnen<br />

Schlag akribisch Buch geführt. Wir haben für euch jene Fakten<br />

gecheckt, mit denen ihr bei jedem Plausch im Vereinsheim den<br />

Status des Tennisprofessors erreichen könnt.<br />

REDAKTION: MICHAEL ROTHSCHÄDL<br />

KÜRZESTES<br />

GRAND-SLAM-<br />

FINALE<br />

32 Minuten:<br />

Steffi Graf vs.<br />

Natalia Swerawa,<br />

6:0, 6:0,<br />

French Open 1988<br />

4<br />

MEISTE<br />

NETZAUFSCHLÄGE<br />

IN FOLGE<br />

4: Serena Williams,<br />

2013 vs. Ayumi Morita<br />

SCHNELLSTER AUFSCHLAG HERREN<br />

263 km/h: Samuel „Sam“ Groth, 9. Mai 2012<br />

(vs. Uladsimir Ihnazik, Challenger Busan)<br />

LÄNGSTES<br />

GRAND-SLAM-<br />

FINALE<br />

5:53 Stunden:<br />

Novak Djokovic<br />

vs. Rafael Nadal,<br />

5:7, 6:4, 6:2, 6:7 (5), 7:5,<br />

Australian Open 2012<br />

SCHNELLSTER AUFSCHLAG DAMEN<br />

210,8 km/h: Sabine Lisicki, 30. Juli 2014<br />

(vs. Ana Ivanovic, WTA Stanford)


133<br />

112<br />

HÖCHSTE<br />

PREISGELDSUMME<br />

HERREN<br />

147,74 Millionen US-$:<br />

Novak Djokovic<br />

(Stand 1. April <strong>2021</strong>)<br />

MEISTE ASSE IN EINEM<br />

MATCH HERREN<br />

John Isner, Wimbledon 2010,<br />

R1, vs. Nicolas Mahut<br />

HÖCHSTE<br />

PREISGELDSUMME<br />

DAMEN<br />

94,24 Millionen US-$:<br />

Serena Williams<br />

(Stand 1. April <strong>2021</strong>)<br />

31<br />

MEISTE ASSE IN EINEM<br />

MATCH DAMEN<br />

Kristyna Pliskova, Australian Open 2016,<br />

R2, vs. Monica Puig<br />

BESUCHERREKORD BEI EINEM<br />

GRAND-SLAM-TURNIER<br />

60.669 Zuschauer am 22. Jänner 2005 im Melbourne Park<br />

(Australian Open)<br />

LÄNGSTER BALLWECHSEL HERREN<br />

2:31 Minuten: John-Patrick Smith vs. Kevin King,<br />

ATP-Challenger Drummond, 87 Mal über das Netz<br />

LÄNGSTER BALLWECHSEL DAMEN<br />

29 Minuten: Vicki Nelson vs. Jean Hepner,<br />

WTA Richmond, 1984: 643 Mal über das Netz


134<br />

ÄLTESTER ATP-<br />

TURNIERSIEGER<br />

John McEnroe,<br />

47 49<br />

47 Jahre und 3 Tage<br />

(2006 im Doppel in San Jose,<br />

mit Jonas Björkman)<br />

ÄLTESTE WTA-<br />

TURNIERSIEGERIN<br />

Martina Navratilova,<br />

49 Jahre, 46 Wochen<br />

(2006 im Mixed bei US Open,<br />

mit Bob Bryan)<br />

LÄNGSTE ZEIT ALS<br />

WELTRANGLISTEN-<br />

ERSTER HERREN<br />

313 Wochen:<br />

Novak Djokovic<br />

(Stand: 22. März <strong>2021</strong>)<br />

LÄNGSTE ZEIT ALS<br />

WELTRANGLISTEN-<br />

ERSTE DAMEN<br />

377 Wochen:<br />

Steffi Graf<br />

24<br />

FINALSIEGE IN FOLGE<br />

HERREN<br />

Roger Federer, 2003 bis 2005<br />

Stand Mai, <strong>2021</strong><br />

54<br />

GRAND-SLAM-VIERTEL-<br />

FINALE KARRIERE/DAMEN<br />

Chris Evert, Serena Williams<br />

ILLUSTRATIONEN: VYACHESLAVIKUS, MIKAEL MIRO, ARELIX/SHUTTERSTOCK.COM


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136<br />

Hannover<br />

Magdeburg<br />

Potsdam<br />

BERLIN<br />

Bielefeld<br />

HALLE<br />

Kassel<br />

Erfurt<br />

Leipzig<br />

Dresden<br />

Düsseldorf<br />

Wuppertal<br />

Köln<br />

Aachen<br />

Bonn<br />

Münster<br />

Essen<br />

Dortmund<br />

Frankfurt<br />

BAD HOMBURG<br />

Mannheim<br />

Wiesbaden<br />

Mainz<br />

Saarbrücken<br />

Karlsruhe<br />

STUTTGART<br />

Nürnberg<br />

MÜNCHEN<br />

Augsburg<br />

Wels<br />

LINZ<br />

Salzburg<br />

Graz<br />

Klagenfurt<br />

Innsbruck<br />

KITZBÜHEL<br />

Zürich<br />

Bregenz<br />

Luzern<br />

BERN<br />

BASEL<br />

Schaffhausen<br />

Lausanne<br />

Locarno<br />

GSTAAD<br />

Fribourg<br />

GENF<br />

1<br />

2<br />

4<br />

5<br />

8<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

9<br />

6<br />

3<br />

Schwerin<br />

HAMBURG<br />

Kiel<br />

Bremen<br />

7


FOTOS: THOMAS KIENZLE / KONTRIBUTOR /AFP/GETTY IMAGES, CARMEN JASPERSEN / KONTRIBUTOR/AFP/GETTY IMAGES, FABRICE COFFRINI / KONTRIBUTOR/ AFP/GETTY IMAGES<br />

1 Bad Homburg<br />

Alles neu … macht der Juni? Angelique<br />

Kerber bürgt mit ihrem guten Namen für<br />

das in diesem Jahr erstmals ausgetragene<br />

Rasen-Event. Termin <strong>2021</strong>: 21. bis 27. Juni<br />

2 Basel<br />

Vom Balljungen zum Rekordsieger:<br />

Der Maestro persönlich hat seinem<br />

Heim turnier in der St. Jakobshalle auf<br />

Hartplatz seinen Stempel aufgedrückt.<br />

Letzter Sieger: Roger Federer (2019).<br />

Termin <strong>2021</strong>: 25. bis 31. Oktober<br />

3 Berlin<br />

Das Revival des Steffi-<br />

Graf-Stadions beim LTTC<br />

Rot-Weiß Berlin! 2020 gab<br />

es den Testlauf, ein Jahr<br />

später folgt die Premiere<br />

der Bett 1 Open auf Gras.<br />

Termin <strong>2021</strong>: 14. bis 20. Juni<br />

4 Gstaad<br />

Höhenlage schützt vor<br />

Spitzentennis nicht – und wer in<br />

Gstaad auf Sand reüssiert, der<br />

darf auch schon mal eine Kuh mit nach<br />

Hause nehmen. Letzter Sieger: Albert<br />

Ramos-Vinolas (2019).<br />

Termin <strong>2021</strong>: 19. bis 25. Juli<br />

WIEN<br />

<br />

Die Turnierlandkarte:<br />

Von B wie<br />

Bad Homburg<br />

bis W wie Wien<br />

Wer in <strong>Deutschland</strong>, Österreich und der Schweiz Spitzentennis live sehen<br />

möchte, kann aus einem reichhaltigen Buffet auswählen. Es wird alles geboten:<br />

Frauen- und Herrentennis, Sand, Rasen, Hartplatz, im Freien und in der Halle.<br />

TEXT: JENS HUIBER<br />

5 Genf<br />

Der ultimative Härtetest auf Asche vor<br />

den French Open. Nicht nur Stan<br />

Waw rinka hat sich hier schon den Feinschliff<br />

geholt. Letzter Sieger: Alexander<br />

Zverev (2019). Termin <strong>2021</strong>: 16. bis 22. Mai<br />

6 Halle/<br />

Westfalen<br />

Der Wegbereiter für<br />

das Rasentennis in<br />

<strong>Deutschland</strong>. Gerry<br />

Weber hat erstmals<br />

1993 gerufen – und<br />

nicht nur Federer, Nadal,<br />

Stich, Haas oder Hewitt sind<br />

gekommen. Letzter Sieger:<br />

Roger Federer (2019).<br />

Termin <strong>2021</strong>: 14. bis 20. Juni<br />

7 Hamburg<br />

Das Stelldichein der Stars auf Sand am<br />

Rothenbaum bei den Hamburg European<br />

Open ist und bleibt das wichtigste Turnier<br />

für den Deutschen Tennis Bund. Letzter<br />

Sieger: Andrei Rubljow (2020). Termin<br />

<strong>2021</strong>: 12. bis 18. Juli<br />

8 Kitzbühel<br />

Die Generali Open, das große Ferienturnier<br />

in der legendärsten Sportstadt<br />

der Alpen – an Thiem-Tagen regelmäßig<br />

vor vollem Haus. Letzter Sieger: Miomir<br />

Kecmanovic (2020). Termin <strong>2021</strong>: 26. Juli<br />

bis 1. August<br />

9 Linz<br />

Die Upper Austrian Open stellen Jahr für<br />

Jahr ein bärenstarkes Teilnehmerinnenfeld<br />

zusammen – mit der Aussicht, noch<br />

wichtige Punkte für die WTA-Finals zu<br />

holen … Letzte Siegerin: Aryna Sabalenka<br />

(2020). voraussichtlicher Termin<br />

18. bis 24. Oktober<br />

137<br />

München<br />

Klubatmosphäre beim MTTC Iphitos –<br />

die BMW Open in München werden von<br />

Spielern wie Zuschauern gleichermaßen<br />

geliebt. Aktueller Sieger: Nikoloz<br />

Basilashvili (<strong>2021</strong>). voraussichtlicher<br />

Termin 2022: 27. April bis 03.Mai<br />

Stuttgart<br />

Kein Tennisevent in <strong>Deutschland</strong> ist<br />

besser besetzt als der<br />

Porsche Tennis Grand Prix.<br />

Asche mit einem Dach über den<br />

Köpfen und Top-Ten-Spielerinnen<br />

en masse bei der Arbeit – einzigartig auf<br />

der WTA-Tour! Aktuelle Siegerin:<br />

Ashleigh Barty (<strong>2021</strong>). vorraussichtlicher<br />

Termin 2022: 20. bis 26. April<br />

Stuttgart<br />

Seit 2015 wird beim TC Weissenhof auf<br />

Rasen gespielt – übrigens nicht nur von<br />

den Superstars beim Mercedes Cup,<br />

sondern auch von den Klubmitgliedern.<br />

Letzter Sieger: Matteo Berrettini (2019).<br />

Termin <strong>2021</strong>: 7. bis 13. Juni<br />

Wien<br />

Tennistradition pur in der Wiener Stadthalle.<br />

Bei den Erste Bank Open kann es<br />

schon passieren, dass sich das Dach vor<br />

lauter Begeisterung der Fans hebt.<br />

Letzter Sieger: Andrei Rubljow (2020).<br />

Termin <strong>2021</strong>: 25. bis 31. Oktober


138<br />

Big Picture<br />

DOMINIC THIEM & ALEXANDER ZVEREV<br />

Last, but not least<br />

Madrid, 13. Mai 2018: Alexander Zverev besiegt in zwei<br />

relativ klaren Sätzen Dominic Thiem im Finale der<br />

Madrid Open. Zwei Jahre später gelingt die Revanche:<br />

Das geschichtsträchtige Finale der US Open zwischen den<br />

beiden hat für Aussagen wie diese gesorgt: „Geistes gestört.<br />

Wahnsinnig. Unmenschlich.“ Derartige Finalduelle werden<br />

wieder kommen, denn das Potenzial der beiden schreit<br />

nach weiteren großen Erfolgen – und einer zeitnahen<br />

Ablöse der Big Three.<br />

FOTO: CLIVE BRUNSKILL/ GETTY IMAGES SPORT/GETTY IMAGES EUROPE


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