Datenblatt Segelflug - Staufenbiel
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120 SEGELFLUG FMT 06 | 09 bERND ScHäFER<br />
Silber-rotes<br />
Proxima II von Reichard/<strong>Staufenbiel</strong><br />
auf den ersten blick...<br />
... sieht der Flieger schon fast flugfertig aus,<br />
die Flächen und Leitwerke sind mit Folie bebügelt<br />
und der Rumpf ist silber eingefärbt.<br />
Doch muss der Motorspant eingepasst und<br />
verklebt werden. Und aus diversen Sperrholzformteilen<br />
und Spanten entsteht ein Gestell<br />
mit Halterungen für Servos, Empfänger- und<br />
Antriebsakku. Das Bauteil muss im Rumpf verklebt<br />
werden. Dieses neue Spantensystem ist<br />
auf einem Beiblatt anschaulich erläutert und<br />
ergänzt die eigentliche Baubeschreibung. Der<br />
Einbau dieses Systems verstärkt den Rumpf an<br />
wesentlichen Positionen und vereinfacht den<br />
Einbau der Rumpfservos sowie die Platzierung<br />
der Akkus und der Empfangsanlage.<br />
Die Befestigungsteile für die hellblau eingefärbte<br />
Kabinenhaube liegen bei, müssen<br />
aber noch eingearbeitet werden. Das Höhenruderservo<br />
wird in der Seitenflosse so verklebt,<br />
dass die Anlenkung direkt zum Ruderhorn des<br />
Höhenruders führt. Die Anlenkungen für die<br />
Rumpfservos müssen noch hergestellt und<br />
eingebaut werden. Die Kabel für die elektrische<br />
Verbindung der Servos zum Empfänger<br />
sind nicht vorhanden, dafür finden sich aber<br />
entsprechende Kanäle zum Einziehen der Kabel.<br />
Die Seitenflosse ist hinten noch offen, sie<br />
wird mit einer Balsaleiste verschlossen. Die<br />
Schlitze für die Scharniere sind darin vorbereitet,<br />
die Scharniere liegen bei, müssen aber<br />
noch verklebt werden.<br />
es gibt noch zu tun<br />
Der Einbau der Flächenservos in die ausgefrästen<br />
Schächte, das Einpassen der Ruderhörner,<br />
das Herstellen der Anlenkungen und<br />
das Zuschneiden der Schachtabdeckungen<br />
nimmt einige Zeit in Anspruch. Der Grund ist<br />
bei den Anlenkungen für die Querruder und<br />
Wölbklappen zu suchen. Die vorbereiteten<br />
Gewindestangen sind viel zu lang und können<br />
so nicht verwendet werden (siehe Foto).<br />
Beim Aufstecken der Flächen fallen drei Dinge<br />
auf: im Rumpf gibt es keine Röhrchen für die<br />
Flächenstähle, der hintere Stahl passt nur sehr<br />
schlecht in die Bohrungen in den Flächen, und<br />
in den Flächen befinden sich nur Röhrchen für<br />
Ein Segler in den Farben Silber und Rot, und dann noch aus Tschechien –<br />
sollte da etwa eine Verbindung zur legendären L 13 Blanik bestehen?<br />
Beim näheren Hinsehen kann der Vergleich gänzlich ausgeschlossen werden.<br />
Dann bietet sich noch der Name Proxima an. Proxima Centauri ist<br />
der dem Sonnensystem nächstgelegene Stern im Sternbild Zentaur.<br />
Es handelt sich um einen sogenannten Roten Zwerg des Spektraltyps M.<br />
Sein Name kommt vom lateinischen „Proximus“ (der Nächste).<br />
Nun steht da aber noch eine „ II“ hinter dem Namen – und das nicht ganz<br />
ohne Grund. Der erste Proxima hatte ein paar Mängel, die jedoch in der<br />
Zwischenzeit vom Hersteller beseitigt worden sind. Die jetzt nachgebesserte<br />
Version mit Vier-Klappen-Flügel soll in diesem Test vorgestellt werden.<br />
die Hauptsteckung. Das Einführen der Stähle in<br />
den Rumpf ist demzufolge nicht ganz einfach<br />
und bedarf einer Menge Fingerspitzengefühl.<br />
Der hintere Stahl hat zwar in der linken Fläche<br />
eine Führung in der Wurzelrippe (3 mm),<br />
dahinter ist allerdings nur Styropor.<br />
Die Wurzelrippe der rechten Fläche besteht<br />
unverständlicherweise nur aus 0,8 mm dickem<br />
Furnier. Ob das hält? Diese Frage drängt sich<br />
gleich wieder auf, wenn man die Flächenarretierung<br />
mit Haken und Gummis durch den<br />
Rumpf anbringen soll. In dieser Wurzelrippe<br />
hält schier gar nichts. Die Öffnungen im Rumpf<br />
für die Flächenkabel und die Gummis sind<br />
nicht vorbereitet. Beide Tatsachen haben die<br />
Entscheidung für die Flügelsicherung MULTIlock<br />
von MPX wesentlich erleichtert. Der Einbau<br />
ist unproblematisch. Die Wurzelrippe der<br />
rechten Fläche musste allerdings im Bereich<br />
vor der Steckung größtenteils herausgetrennt,<br />
das Styropor dahinter in einer Tiefe von ca.<br />
1 cm entfernt und die Höhlung mit Harz und einem<br />
5-mm-Sperrholzbrett ausgefüllt werden.<br />
Die Flächenhälften sitzen nach dieser Prozedur<br />
fest am Rumpf und haben einen zusätzlichen<br />
Fixpunkt, der ein Verdrehen der Flächen verhindert.<br />
Zu guter Letzt müssen noch die beiliegenden<br />
Schriftzüge aufgebracht werden.<br />
Der Bausatz enthält alle Teile bis auf die<br />
Servokabel und die Befestigungsschrauben<br />
für das Höhenleitwerk. Die Durchführungen<br />
im Rumpf für die Flächensicherung und die<br />
Kabel der Querruderservos sind nicht vorbereitet.<br />
Außerdem ist die Balsaleiste, die die<br />
Seitenflosse hinten verschließt, nicht vorgeformt<br />
und ohne Farbe. Die Bügelarbeiten sind<br />
herstellerseitig gut erledigt, der Rumpf weist<br />
einige kleine Macken auf, ist aber dennoch<br />
als gut zu bewerten. Die Passgenauigkeit<br />
der Kabinenhaube lässt allerdings etwas zu<br />
wünschen übrig. Die fehlenden Röhrchen im<br />
Rumpf und in der Fläche sowie die viel zu dünne<br />
Wurzelrippe machen nachdenklich – so etwas<br />
ist eigentlich nicht Standard. Zum Schluss<br />
muss noch erwähnt werden, dass die rechte<br />
Fläche über die Rumpfanformung steht, was<br />
sich fliegerisch nicht auswirkt, aber optisch<br />
keinen guten Eindruck hinterlässt.<br />
luftübergabe<br />
Wenn man sowohl den Antriebs- als auch den<br />
Empfängerakku möglichst weit vorn platziert,<br />
ist die Schwerpunktlage des Proxima II kein<br />
Problem. Ohne zusätzlichen Ballast können<br />
1.989 g Flugzeug mit Ausstattung ihren Erstflug<br />
bestreiten. Die vorgegebenen Werte für<br />
die Ruderausschläge wurden übernommen.<br />
Ein letzter Blick über das Modell, um noch<br />
eventuelle Verzüge oder Ungleichmäßigkeiten<br />
bei den Ruderstellungen feststellen<br />
zu können, ein kurzer Motortest. Alles o.k.,<br />
und ab geht die Post. Mit der gewählten Antriebseinheit<br />
geht das Modell sofort in einen<br />
angenehmen Steigflug (ca. 35 bis 40 Grad)
update<br />
Das Antriebskonzept<br />
Motor: 350 W, Hörnlein Eigenbau<br />
Regler: Dymond smart 40<br />
Akku: Dymond X-3.300 3 S<br />
Luftschraube: Aero-naut, Cam Carbon 9,5 9,5 × 5”<br />
Spinner: Simprop, Alu Turbo-Spinner 40 mm<br />
Alu-Mittelteil: Alu-Mittelteil: Simprop<br />
Drehzahl: 9.800 UpM<br />
Stromaufnahme: 24 24 A im Stand<br />
Leistung: 280 W<br />
Anwendung: E-Segler E-Segler bis ca. 2.500 g<br />
Das sind die Teile,<br />
die zusätzlich an-<br />
geschafft werden<br />
müssen. Von den<br />
notwendigen Ser-<br />
vos ist jeweils nur<br />
eins abgebildet.<br />
www.fmt-rc.de FMT-TEST<br />
121
122 SEGELFLUG FMT 06 | 09<br />
Der nahezu vollständige Lieferumfang sollte nicht darüber hinweg täuschen,<br />
dass bis zur Fertigstellung noch eine Menge Arbeit anfällt.<br />
Das Gesamtkonzept des Proxima II kann<br />
als gelungen bezeichnet werden –<br />
trotz einiger kleinerer Mängel.<br />
Zum Lieferumfang der Proxima II gehören<br />
auch solche Kleinigkeiten wie die<br />
Schachtabdeckung für die Flächenservos.
und ist recht flott in der Ausgangshöhe für<br />
die ersten Tests angekommen.<br />
Was zuerst auffällt, ist die recht flotte Geschwindigkeit,<br />
mit der der Proxima II ohne<br />
Antrieb in der Luft unterwegs ist. Der angegebene<br />
Schwerpunkt stimmt, kann aber auch<br />
je nach Bedarf leicht nach hinten verlagert<br />
werden. Für den Normalflug reichen die angegebenen<br />
Ruderausschläge zwar aus, für den<br />
Kunstflug braucht das Modell doch 20 – 30 %<br />
mehr Ausschlag bei Höhen- und Querrudern.<br />
Der Proxima II lässt sich leicht steuern, ist ruderfolgsam<br />
und insgesamt sehr wendig. Die<br />
Wendigkeit macht sich äußerst positiv am<br />
Hang bemerkbar. Das Geschwindigkeitsspektrum<br />
lässt sich je nach Wetterlage durch die<br />
Trimmung variieren. In der Thermik fühlt sich<br />
der Flieger meines Erachtens am wohlsten. Mit<br />
Hilfe der Wölbklappen lässt sich das Modell<br />
fein dosiert gesteuert kreisen, um sehr schnell<br />
ohne Motorleistung an Höhe zu gewinnen. Die<br />
hochgezogenen Randbögen unterstützen die<br />
Kreisfluglage äußerst positiv. Das Modell bleibt<br />
einmal eingekreist „auf den Randbögen liegen“<br />
und muss kaum noch unterstützt werden<br />
Bei mittleren Winden macht der Proxima<br />
auch am Hang noch Spaß, wird der Wind zu<br />
kräftig, kommt eine gewisse Unruhe in den<br />
Flieger, und er muss häufig korrigiert werden.<br />
Diese Windempfindlichkeit beruht auf<br />
dem geringen Fluggewicht bei doch fast<br />
3 m Spannweite.<br />
Mit den vergrößerten Ruderausschlägen<br />
lassen sich die Standardfiguren aus dem Repertoir<br />
der Kunstfliegerei (Rolle, Looping, Turn<br />
usw.) problemlos durchfliegen. Man muss<br />
allerdings speziell für Rolle und Looping Anlauf<br />
nehmen (durch etwas Tiefenruder „andrücken“),<br />
sonst geht dem Modell in der Flugfigur<br />
„ein wenig die Luft aus“.<br />
Die Querruder- und<br />
Wölbklappenanlenkungen<br />
sind<br />
etwas zu lang.<br />
Der Übergang der<br />
Rumpfanformung<br />
zur Fläche passt nicht<br />
ganz, wirkt sich<br />
fliegerisch aber nicht<br />
negativ aus.<br />
Für die Landung empfiehlt es sich, Butterfly<br />
zu programmieren: beide Querruder nach<br />
oben, die Wölbklappen nach unten. Etwa minus<br />
12 % Höhenruderbeimischung verhelfen<br />
dem Proxima zu einem stabilen Abstieg auch<br />
aus größeren Höhen. Die Landung selbst wird<br />
damit auch für den Anfänger sehr einfach und<br />
bleibt ohne kritische Effekte. Die Querruder haben<br />
noch ausreichende Wirkung und mit Hilfe<br />
des Höhenruders lässt sich das Modell sanft und<br />
mit etwas Übung auch punktgenau aufsetzen.<br />
summa summarum<br />
Mit dem Proxima II hat die Firma Reichard<br />
einen Elektrosegler entwickelt, der mit seiner<br />
etwas anderen Farbgebung aus dem Rahmen<br />
fällt und damit zum Hingucker wird. Durch den<br />
Elektroantrieb und den Vier-Klappen-Flügel ist<br />
sein Einsatzspektrum erstaunlich groß. Seine<br />
Wendigkeit und Thermiktauglichkeit, aber<br />
auch seine Eignung für den Hang bei mittleren<br />
Windgeschwindigkeiten sind seine besonderen<br />
Vorzüge. Das Modell ist leicht zu beherrschen<br />
und durchaus auch für den fortgeschrittenen<br />
Einsteiger zu empfehlen. Es handelt sich um<br />
kein Fertigmodell, einiges an Zeit muss man<br />
bis zur Fertigstellung noch investieren.<br />
Als Nachfolger der Proxima hat der Proxima<br />
II nicht mehr die kleinen Mängel seines<br />
Vorgängers, dafür finden sich aber auch bei<br />
diesem Modell einige Wermutstropfen. Ich<br />
würde den Einbau von Röhrchen im Rumpf,<br />
die Verwendung gleicher Materialstärken bei<br />
den beiden Wurzelrippen und den Einsatz<br />
von Röhrchen in den Flächen auch für den<br />
hinteren Stahlstift empfehlen. Alle anderen<br />
aufgeführten Auffälligkeiten sind optischer<br />
Natur, die kaum etwas mit Flugsicherheit oder<br />
Leistung zu tun haben.<br />
<strong>Datenblatt</strong><br />
<strong>Segelflug</strong><br />
www.fmt-rc.de FMT-TEST 123<br />
Modellname: Proxima II<br />
Verwendungszweck: Leistungssegler für Thermik und Hang<br />
Hersteller/Vertrieb: Reichard/<strong>Staufenbiel</strong><br />
Preis: 209,00 €<br />
Modelltyp: ARF-Modell<br />
Lieferumfang: GFK-Rumpf, GFK-Kabinenhaube, 2 Flächenhälften<br />
(Styro beplankt) mit anscharnierten Querrudern und Wölbklappen,<br />
HLW mit anscharniertem Ruder, Seitenruder, div. Sperrholzspanten<br />
für den Rumpfausbau, 2 Flächenstähle, Ruderhörner, Anlenkungen<br />
und alle benötigten Kleinteile<br />
Bau- u. Betriebsanleitung: deutsch, 10 Seiten und 12 Bilder/<br />
Zeichnungen, Einstellwerte und Schwerpunktangabe vorhanden<br />
Aufbau:<br />
Rumpf: GFK, einfarbig eingefärbt<br />
Tragfläche: zweiteilig, Styro-Balsa, GFK-verstärkt, mehrfarbig<br />
bebügelt, Steckungsrohr in den Flächen Messing<br />
Leitwerk: HLW verschraubt, Balsa-Rippenbauweise,<br />
mehrfarbig bebügelt,<br />
Kabinenhaube: GFK, abnehmbar, einfarbig blau<br />
Motoreinbau: Kopfspantmontage, Motorspant aus Holz,<br />
Durchmesser 39 mm<br />
Einbau Flugakku: Akkurutsche, Klettverschluss,<br />
Akku verschiebbar, für empfohlenen Akkutyp<br />
(8 – 10 x GP 2.200 oder Lipo 3 S 2.250) vorbereitet<br />
Technische Daten:<br />
Spannweite: 2.780 mm<br />
Länge: 1.230 mm<br />
Spannweite HLW: 700 mm<br />
Flächentiefe an der Wurzel: 230 mm<br />
Flächentiefe am Randbogen: 90 mm<br />
(hochgezogen und spitz auslaufend)<br />
Tragflächeninhalt: 55,70 dm²<br />
Flächenbelastung: 35,71 g/dm²<br />
Tragflächenprofil Wurzel: S 3021<br />
Tragflächenprofil Rand: S 3021<br />
Profil des HLW: eben<br />
Gewicht/Herstellerangabe: 1.450 g leer<br />
Rohbaugewicht Testmodell ohne RC und Antrieb: 1.462 g<br />
Fluggewicht Testmodell<br />
ohne Flugakku: 1.712 g<br />
mit Dymond X-3.300 3S: 1.989 g<br />
Antrieb vom Hersteller empfohlen:<br />
Motor (Getriebe): Mega ACn 22/20/3 (E) oder MVVS 3,5/1.200<br />
Akku: 8 – 10 x GP 2.200 oder Lipo 3 S 2.250<br />
Regler: 40 A 3p<br />
Propeller: 10 × 6˝<br />
Antrieb im Testmodell verwendet:<br />
Motor: Hörnlein 350 W Außenläufer<br />
Akku: Dymond X-3.300 3S<br />
Regler: Dymond smart 40<br />
Propeller: aero-naut Cam Carbon 9,5 × 5˝<br />
RC-Funktionen und Komponenten:<br />
Höhe: Hitec HS 65 HB<br />
Seite: Hitec HS 311<br />
Querruder: 2 × Hitec HS 81 MG<br />
Wölbklappen: Hitec 2 x HS 81 MG<br />
verwendete Mischer: Butterfly, dazu -12 % HR<br />
Fernsteueranlage: Graupner MC 24<br />
Empfänger: Graupner C 17<br />
Empf.Akku: Dymond X 750 2S mit Dymond Switch-BEC<br />
Erforderl. Zubehör: Motor, Regler, Akku, Empfängerakku,<br />
Dymond Switch-BEC (bei Verwendung eines LiPo), Spinner,<br />
Aufnahme Luftschraube<br />
Geeignet für: Fortgeschrittene<br />
Bezug direkt bei: Gustav <strong>Staufenbiel</strong> GmbH, Seeveplatz 1,<br />
21073 Hamburg, E-Mail: info@modellhobby.de,<br />
Tel. 040/30 06 19 50