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höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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WALTHER FRICK<br />

Leopold von Hohenzollern Zwei runde Daten erinnern 1970 an ihn<br />

Fürst Leopold Stephan Karl Anton Gustav Eduard Thassilo<br />

von Hohenzollern, 1835 bis 1905, war nicht nur der<br />

Prätendent auf den Thron Spaniens, an den die Welt s.ch<br />

gegenwärtig erinnert, er war vor allem auch zwanzig<br />

Jahre lang Fürst von Hohenzollern. Er war es, 1 ie man<br />

sagen darf, in der glanzvollsten Periode der r>igmaringer<br />

Residenz und er hat nie von st_nem Vater Karl Anton<br />

begonnene und wieder stärker gepflegte Freundschaft zum<br />

Haus Preußen geerbt und bewußt weitergepflegt. Alte<br />

Sigmaringer, von denen heute freilich kaum mehr welche<br />

leben, erzählen noch immer mit Begeisterung und Wehmut<br />

von jenen Zeiten um die Jahrhundertwende, als glanzvolle<br />

Feste, Jagden, Hochzeiten auf Schloß Sigmaringen,<br />

in Krauchenwies und Tosefslust die Besucher aus dem ganzen<br />

dynastischen Europa vereinigten.<br />

Eine Frage in diesem Zusammenhang ist offenbar den<br />

Historikern stets entgangen, und auch unseres Wissens hat<br />

in Hohenzollern selbsc niemand ihr Beachtung geschenkt:<br />

Warum hat Leopold eigentlich den spanischen Thron<br />

nicht bestiegen, nachdem Frankreich 1871 geschlagen<br />

war und Napoleon auf Wilhelms<strong>höh</strong>e gefangen saß? Es<br />

war doch niemand mehr da, der ihm seinen Anspruch<br />

streitig gemacht hätte? War sein Vater Karl Anton dagegen,<br />

der ja in dem Hin und Her des Frühsommers 1870<br />

offenbar seinen Sohn stark beeinflußte? Oder wollten Bismarck<br />

und der Kaiser nicht mehr? Das würde verwundern,<br />

weil schließlich Bismarck es war, der im Februar 18/0 den<br />

sehr zögernden König von Preußen dafür erwärmte, daß<br />

42<br />

ein Hohenzoller König von Spanien werden sollte. Nun<br />

wäre, nach dem militärischen Sieg, der politische eigentlich<br />

von selber in den preußischen Schoß gefallen. Jedoch, wie<br />

erwähnt, niemand hat offenbar bisher diese Frage einmal<br />

aufgehellt.<br />

Für Hohenzollern war es indessen viel wichtiger, daß aus<br />

dem Erbprinzen Leopold im Jahre 1885 der Fürst und<br />

Chef des Hauses wurde. Er war fünfzig Jahre alt, als er<br />

sein Amt übernahm, und hatte seine aktive militärische<br />

Laufbahn längst aufgegeben; 1873 war er Generalmajor<br />

geworden, 1885 wurde er Chef des Hoh<strong>enzollerische</strong>n<br />

Füs" ierregiments Nr. 40, jener Einheit, deren Tradition<br />

nach ihm noch sein Sohn Wilhelm und sein Enkel Friedrich<br />

Victor weiterführten. Es ist nach so langer Zeit schwer,<br />

richtig abzuwägen, ob Leopold wirklich der preußische<br />

Militär war, als den ihn sein Biograf Hermann Schroedel<br />

schildert, oder ob er nicht mehr oder weniger der Tradition<br />

folgte, wonach ja auch sein Vater preußischer General<br />

gewesen war. Mit der Pickelhaube über dem gepflegten<br />

Vollbart soll er zwar bestechend gut ausgesehen<br />

haben, aber eigentlich war Leopold zugleich viel zu fromm,<br />

zu demütig als Christ, zu ernsthaft und wohl auch zu<br />

gütig, um wirklich ein solcher Eisenfresser gewesen zu sein,<br />

als den im Kaiserreich mancher panegyrische Schriftsteller<br />

gerne hohe Offiziere darzustellen beliebte, zumal dann,<br />

wenn es sich auch noch um gekrönte Häupter handelte.<br />

Andererseits dürften zugleich seine Interessen nicht so<br />

weitgespannt sein le die seines Vaters, der die fürstlichen<br />

Sammlungen aufbaute. Auch scheint es, wenn man Biografien<br />

vergleicht, so gewesen zu sein, daß das größere allgemeine<br />

Wissen, besonders aber das „gelernte Regieren"<br />

mehr bei seinem Bruder Karl, dem späteren Carol I. von<br />

Rumänien gelegen hat. Hingegen war wiederum Leopold<br />

bestimmt nicht so, wie ihn kürzlich das Fernsehen darstellte<br />

anläßlich des 100-Jahr-Gedächtnis des Kriegsausbruchs:<br />

ein träumerisch-blauäugig in die Welt sehender<br />

junger Mann (er war damals 35), der gar nicht verstehen<br />

konnte, wie uis Dinge ..ich im Sommer 1870 um ihn herum<br />

entwickelten.<br />

Schließlich sei niJit vergessen, daß Fürst Leopold das<br />

Schloß wieder aufbaute, wie wir es kennen. Der Bau von<br />

1893 bis 1910 ist inzwischen oft genug auf Kr\ik gestoßen,<br />

und ganz SJ her würde das Schloß „schwäbischer"<br />

wirken, wäre es so geblieben, wie es vor den Umbauten<br />

Karl Antons und erst recht vor dem Wiederaufbau des<br />

Ostteils war. Dennoch ist es - wie der frühere Landeskonservator<br />

Walther Genzmer einmal sagte - nach so vielen<br />

Jahrzehnten wiederum selber in seiner jetzigen Gestalt<br />

ein Baudenkmal geworden und hat als solches seinen<br />

Platz in der Geschichce.<br />

Am 8. Juni 1905 ist Fürst Leopold in Berlin gestorben,<br />

70 Jahre alt, anläßlich der Hochzeit des Kronprinzen (der<br />

nach dem zweiten Weltkrieg 'n Hechingen lebte und<br />

starb). Als er in Hedingen beigesetzt wurde, folgten sei -<br />

nem Sarg ein Kaiser, eine Königin und drei Könige, viele<br />

Herzöge, Grafen, Prinzen und Prinzessinnen Unter der<br />

Bürgerschaft war die Trauer, wie lange Ze._ später noch<br />

zu hören war, echt und tief. Ein unbekannter Dichter<br />

schrieb in den „Hoh<strong>enzollerische</strong>n Blättern" ein Trauergedicht;<br />

es endete mit den Worten:<br />

Der Baum erzittert - Es war ein edler Zweig<br />

Der niederfiel.

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