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höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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MICHAEL LORCH<br />

Konrad und Ulrich von Jungingen, zwei Hochmeister des Deutschen Ritterordens<br />

Das alte hoh<strong>enzollerische</strong> Volksschullesebuch für die<br />

Oberstufe vom Jahre 1910 enthielt im <strong>heimat</strong>lichen Teil<br />

das Gedicht „Zwei Berge Schwabens". In ihm schildert<br />

der schwäbische Dichter Karl v. Gerok eine nächtliche<br />

Vision aus der Neujahrsnacht 1871: Vom alten schwäbischen<br />

Kaiserberg Hohenstaufen ist ein langer Geisterzug<br />

staufischer Schwabenkaiser aufgebrochen und 7 ; eht, voran<br />

der alte Barbarossa, am „vielgezahnten Albrand" entlang<br />

zur Zollerburg, wo die Geisterfürsten am Berg ihre Kronen<br />

hinlegen; denn das neue Deutsche Kaiserreich mit den<br />

Zollerkaisern war zu diesem Jahresbeginn Wirklichkeit<br />

geworden.<br />

Ganz unscheinbar, gleichsam im Schatten des Zollerberges,<br />

liegt hinter diesem versteckt im Killertal südlich von<br />

Jungingen unter dem mächtigen Himberg ein kleinerer<br />

Bergkegel, genannt „Bürgle unter Himberg". Er trug bis<br />

zum Jahre 1311 die Burg Hohenjungingen, auf vielen<br />

Karten heute fälschlich „Affenschmalz" genannt. (Die<br />

Wasserburg Affenschmalz stand in Killer und war dort<br />

der Stammsitz der Herren von Killer, genannt Affenschmalz.)<br />

Die Burg Hohenjungingen war der Stammsitz<br />

der Herren von Jungingen und ist somit die Stammburg<br />

der beiden Deutschordens-Hochmeisterbrüder Konrad<br />

und Ulrich von Jungingen (1393-1407-1410).<br />

Dresö beiden Hochmeister (ihr Amts tz war die Marienburg<br />

an der Nogat in Westpreußen) haben in ihrem Wirkungskreis<br />

(den ehemaligen Provinzen Ost- und Westpreußen)<br />

den Namen Jungingen mindestens ebenso volkstürr<br />

_ch gemacht, wie es in unserem Schwabenland die<br />

Namen Hohenstaufen und Hohenzollern sind. Der<br />

Schreiber dieser Zeilen hat es des öfteren erlebt, daß ostpreußische<br />

Landsleute, wenn diese anläßlich einer Fei einfahrt<br />

durchs Killertal auf der Ortstafel „Jungingen" gelesen<br />

haben, h r kurzen Aufenthalt einlegten, um sich<br />

in einem Gasthof oder in der Schule zu erkundigen, was<br />

man in der Heirnat der beiden Hochmeister von diesen<br />

noch zu erzählen weiß. Die in der Schule eingerichtete bescheidene<br />

Sammlung von Erinnerungsstücken diente dann<br />

dem Heirnatkundelehrer als willkommene Ergänzung seiner<br />

Erlauterungen.<br />

Die Ordenshochmeister erhielten vom Kaiser und dem<br />

Papste v'ele Vorrechte. Der Kaiser gab dem Hochmeister<br />

das Ehrenrecht, so oft er an den Kaiserhof komme, als<br />

ein Mitglied desselben betrachtet zu werden, gewahrte ihm<br />

den schwarzen Adler für seinen Schild und seine Ordensfahne<br />

und erhob ihn in den Rang eines Reichsfürsten; der<br />

Papst aber schenkte ihm einen kostbaren Ring, der fortan<br />

einen Kochmeister nach dem andern zierte. Das Ordensgewand<br />

war ein we :r, ier Mantel mit schwarzem, silberberandetem<br />

Kreuz. Die Farben „schwarz-weiß" und der<br />

schwarze Adler wurden später vom preußischen Staat<br />

ins Wappen übernommen, das Kreuz auf Mantel und<br />

Fahne ist Vorl >id für den Kriegsdienst-Orden des „Eisernen<br />

Kreuzes" geworden.<br />

Der Deutsche Ritterorden, dessen Ursprung in die Zeit<br />

der Kreuzzüge um 1128 fällt, kam auf Anregung des<br />

Papstes und von einem polnischen Fürsten gerufen um<br />

1226 in das Land östlloi der Weichsel zum Kampf gegen<br />

die hc inischen Preußen. Ais Gegengabe verlieh ihm der<br />

Kaiser das eroberte Land als Reiehsleheti und dem Hochmeister<br />

das Recht eines Re ; chsfürsten.<br />

Auch im Schwabenlande hatte der Deutsche Ritterorden<br />

große Besatzungen. Viele Rittergeschlechter setzten ihre<br />

26<br />

Ehre darein, ihre Söhne dem Orden zuzuführen. So ist<br />

es begreiflich, wenn uns 1393 als Hochmeister des Ordens<br />

ein Sohn des Schwabenlandes in Konrad von Jungingen<br />

entgegentritt, der dem alten Adelsgeschlecht der Herren<br />

von Jungingen in Hohenzollern entstammte. Der Stammsitz<br />

Hohenjungingen wurde schon um 1278 aufgegeben,<br />

denn von da bis 1300 gehörte er dem Johanniterorden,<br />

wurde dann württembergisch und 1311 von den Reutlingern<br />

im Städtekrieg zerstört. Die Herren von jungingen<br />

bauten sich 1316 in Jungnau (Jungingenao) an, und von<br />

1367 finden wir sie bis zum Aussterben 1501 auf Neu-<br />

Hohenfels. Es sei hier darauf hingewiesen, daß die beiden<br />

Hochmeisterbrüder nicht auf der Burg bei Jun£ igen das<br />

Licht der Welt erblickten. Ihre Wiege stand vielmehr vermutlich<br />

in Jungnau im Laucherttal, sei es auf der neuen<br />

Burg „Jungenowe" oder der alten Burg „ScJtowe", wo,<br />

wie bereits erwähnt, die Herren von Jungingen von 1316<br />

an ihren Sitz hatten.<br />

Konrad von Jungingen, 1393-1407<br />

Konrad wurde 1393 Hochmeister. Man muß annehmen,<br />

daß er zu diesem Zeitpunkt wer ^stens 40 Jahre alt war,<br />

da man einen jüngeren Ritter kaum an die Spitze des<br />

Ordens gestellt hätte. Er wird also um das jähr 1350 geboren<br />

sein. Das gleiche g ': vom Bruder UlriJi, der etwas<br />

jünger war als Konrad und um 1365 geboren wurde,<br />

B ; de Brüder mögen aber .hre Jugendze:' auf der Burg<br />

Hohenfels verbracht haben, wo deren Eltern wohnten,<br />

nachdem die Herrschaf-. Jungnau 1367 von ihnen verkauft<br />

worden war. - Nach dem Tode des Hochm isters<br />

Konrad von Wallenrod wurde am 30. November 1393<br />

auf der Marienburg der bisherige Ordenstresler (Schatzmeister,<br />

Finanzminister) Konrad von Jungi gen nstimmig<br />

zum Hochmeister gewählt. Konrad hatte zuerst eine<br />

Zf 'tlang die Stelle des Hauskomturs (Stellvertreter des<br />

Hausherrn) in Osterode bekleidet und war dann von<br />

1391 an oberster Tresler (Finanzminister) gewesen. Es<br />

gab bisher kein Beispiel daß ein Ordensritter, der so<br />

wenig Ämter und nur so kurze Zeit verwaltet hatte, zur<br />

Würde des Hochmeisters erhoben und damiL zum Oberhaupt<br />

des ganzen Ordens und zum Landesfürsten des<br />

Ordensgebietes gemacht wurde. Wir ersehen daraus, daß<br />

die obersten Gebietiger des Ordens eine hohe Meinung<br />

von dem lauteren Charakter und der großen Tüchtigkeit<br />

Konrads von Jungingen hatten. Konrad enttäuschte n ht.<br />

Er war ein hervorragender Hochm ister, und seine Regierung<br />

darf mit Recht die Blütezeit der Ordensherrschaft<br />

genannt werden.<br />

Konrad war ein Mann des Friedens. Viele Spannungen<br />

und Streitigkeiten mit benachbarten Fürsten überwand er<br />

mit seiner VerröhnungspOiliik. Wo es aber notwendig<br />

wurde, griff er auch zum Schwert, v : seine Bemühungen<br />

zur Ausrottung der Seeräuberei von 1395-1398 zeigen.<br />

Damals waren Schiffahrt und Handel auf der Ostsee<br />

vielfach durch Seeräuberi (Vitalienbruder) gefährdet;<br />

manche Schiffe wurden von ihnen weggenommen. Konrad<br />

entschloß sich zu einem Vorstoß gegen Gotland, den<br />

Haupts..z der Piraten. M ,:e März 1396 lief eine stattliche<br />

Ordensflotte mit mehr als 80 Schiffen, auf denen<br />

50 Ordensritter und 5000 Gewappnete sich befanden, vom<br />

Danziger Hafen aus Die Nester der Seeräuber wurden<br />

ausgehoben, die Insel Gotland kam unter die Oberhoheit<br />

des Ritterordens, wobei die Ansprüche des Schweden-

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