höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
keitsgefühl geschaffen? Ist.es nicht ein wenig abwegig<br />
(und Franz Gog hat dieses Argument mehrmals ins Feld<br />
geführt), daß man heute von „unzumutbar weiten" Wegen<br />
spricht, wo man Telefon, Kraftwagen und Linienbus<br />
hat? Wer stieß sich beispielsweise hundert Jahre lang daran,<br />
daß es von Adlberg nach Sigmaringen und umgekehrt<br />
zu kommen, eine abenteuerliche Reise über unglaubliche<br />
Straßen bedeutete? Wer vor genau 15 Jahren die Gelegenheit<br />
hatte, in Gammertingen dem ersten Anhörungstermin<br />
in Sachen Kreisreform, beizuwohnen, im Sommer<br />
1955, konnte erleben, wie Leute, deren Vorfahren nicht<br />
minder willkürlich zusammengetrieben worden waren,<br />
nämlich Badener, auf die Barrikaden stiegen. Mit zornroten<br />
Köpfen und geballter Faust verteidigten Stettener<br />
und Meßkircher ihr Stockach und wollten nichts von<br />
Ebingen oder Sigmaringen hören. Dieses Recht haben wir<br />
doch wohl audi? Diejenigen Diskussionsredner in der Sil<br />
zung des Kommunallandtags vom 25. Mai trafen den<br />
Nagel auf den Kopf, die meinten, man verschließe sidi<br />
einer Reform nicht, aber man müsse wissen, ob wirklich<br />
etwas Besseres als das Bewährte angeboten werde; und<br />
eben diese Frage sei mit den verschiedenen Vorlagen zur<br />
Reform der Kreisgrenzen noch nicht beantwortet. Wir<br />
halten es nidit für eine leere Phrase, wenn beispielsweise<br />
in den Erläuterungen zum Einzelplan 4 des Kommunalverbandes,<br />
Sozial- und Jugendhilfe, dieses Jahr 1 der Satz<br />
steht: „Die Verwaltungsstellen sind von jeher bemüht,<br />
dem ihnen sachlich und örtlidi anvertrauten hilfesudienden<br />
Persönenkreis ein Höchstmaß an sozialer Hilfe unter<br />
Beachtung und Anwendung der gesetzlichen Bestimmungen<br />
schnell, sachkundig und nachhaltig zu leisten." Es<br />
wird immer Unzufriedene geben, aber diese Bemühung<br />
der Verwaltungsstellen ist doch wohl Tatsache. Und et-,<br />
was Besseres — stehe oben - muß in der Tat erst vorgelegt<br />
werden.<br />
Es gibt freilich einen Unterschied zwisdien den einstigen<br />
Willkürlichkei ten und Zufälligkeiten, unter denen Hohenzollern<br />
— audi — entstand, zu dem, was jetzt auf<br />
uns zukommt: Es ging immer um ein Auf und Ab, nie<br />
aber um ein Verschwinden des Namens Zollern oder Hohenzollern<br />
aus dem lebendigen politischen Bild. Dies aber<br />
steht uns heute - vielleicht -'bevor.; Andererseits aber<br />
wird durch eine etwaige Auflösung Hohenzollerns ja niemand<br />
vertrieben, ausgesiedelt, deportiert. Neufra und<br />
Gauselfingen werden weiterhin Nachbarn sein, Trochtelfingen,<br />
sollte es je einem Reutiinger Kreis zugeteilt werden,<br />
bleibt an der Seckach liegen, am vertrauten Bild<br />
wird sich nidits ändern. Und ändern wird sich auch nichts<br />
am gemeinsamen Erbe, an der Landeskunde und ihrer Erforschung,<br />
an den Orts- und Flurnamen und an allen<br />
übrigen, tausendfältigen Gegenständen der <strong>heimat</strong>lichen<br />
Forschung. Heimat bleibt Heimat, man sollte es nicht so<br />
dramatisieren, wenn in Zukunft die Hechinger Kraftfahrer<br />
vielleicht ein TÜ am Wagen führen, und dafür die von<br />
Meßldrch ein SIG.<br />
Darum wird auch der Gcschiclitsvcrein weiterbestehen,<br />
und wir hoffen, audi recht lange die „Hoh<strong>enzollerische</strong><br />
Heimat".<br />
18<br />
An unsere Leser<br />
Mit der allgemeinen Teuerung sind leider<br />
auch unsere Gestehungskosten gestiegen, obwohl<br />
alle unsere Mitarbeiter ohne Entgelt<br />
an der „Hohenzollerisdien Heimat* mitwirken.<br />
Wir müssen daher vom 1. Juli 1970.<br />
ab den Bezugspreis von halbjährlich 1,40 DM<br />
und 2,00 DM heraufsetzen,.<br />
WALTER SAUTER<br />
Die Hechinger Straßennamen<br />
(Fortsetzung)<br />
Die Residenz<br />
600 Jahre war die Stadt Hediingen Hauptort der Grafschaft<br />
Zollern, und als die Grafen die, Burg Hohenzollern<br />
als Wohnsitz aufgaben .und in ihr. wohnlidieres Schloß in<br />
Hechingen zogen, wurde die Stadt audi Residenz, In zahlreichen<br />
Straßehbezeidinungen hat dieser Charakter der<br />
Stadt als Residenz seinen Niederschlag gefunden. Der<br />
Name „Fürstenstraße" ist die zusammenfassende Aussage<br />
für die Bedeutung Hechingens als Residenz der Grafen<br />
von Zollern und späteren Fürsten von Hohenzollern-Hechingen.<br />
Die Umbenennung in „Hindenburgstraße" im<br />
Jahre 1933 zu Ehren des damaligen Reichspräsidenten<br />
v, Hindenburg war nur kurzlebig. Seit 1945 lautet die<br />
Bezeichnung, wieder Fürstenstraße,<br />
Nach einer Nebenlinie des Zollernhauses, den Grafen von<br />
Hohenberg, ist die „Hohenbergerstraße" benannt. • Die<br />
Hohenberger leiteten ihren Namen von der längst abgegangenen<br />
Burg Oberhohenberg bei Rottweil ab. Sie zählten<br />
zu-den bedeutendsten Adelsgeschlechtern Südwestdeutschlands.<br />
An Größe ihres Besitzes (neben der alten<br />
Grafschaft Hohenberg die Herrsdiaften Haigerloch, Rothenburgs<br />
Horb und Teile des Nagoldgaus), an Ansehen<br />
und an Macht überragten sie ihre Stammesvettern von<br />
der altzollerischen Linie. Eine Gräfin von Hohenberg war<br />
mit König Rudolf von Häbsburg vermählt. An sie als<br />
Stammutter des Hauses Häbsburg erinnerte man sich, als<br />
sich der österreichische Erzherzog Franz Ferdinand mit<br />
einer böhmischen Gräfin in nicht ebenbürtiger Ehe vermählte.<br />
Die Ehe endete tragisch. Das tödliche Attentat<br />
auf das Ehepaar war das Signal zum Ausbrudi des ersten<br />
Weltkrieges, Die von der Thronfolge ausgeschlossenen<br />
Kinder aus dieser Ehe erhielten den Namen und Titel<br />
Herzoge und Herzoginnen von Hohenberg. Die zollerischen<br />
Grafen von Hohenberg waren sdion im 15. Jahrhundert<br />
ausgestorben. Ihren großen Landbesitz hatten sie<br />
schon vorher verkaufen müssen. Die Straße hat ihren heutigen.<br />
Namen erst seit dem Jahre 1934. Früher hieß sie<br />
„Pfarrgasse" oder „Pfarrhofgässe" nach dem alten Hediinger<br />
Pfarrhof. (heute Haus Dehner mit dem Elektrogeschaft<br />
Schweizer) bis zum Verkauf des Hauses im<br />
Jahre 1866. Jahrhundertelang wohnte hier der Stadtpfarrer<br />
mit den Kaplanen. In den 80er Jahren kam als<br />
neue Straßenbezeichnung der Name „Synagogenstraße"<br />
auf; Namengebend war die Synagoge. Ihr gegenüber trifft<br />
die Straße auf die Goldschmiedstraße auf. Die Umbenennung<br />
in Hohenbergerstraße gehörte zu den Maßnahmen<br />
der Arisierung,<br />
Personennamen aus dem Fürstenhaus tragen drei Hechinger<br />
Straßen, als älteste die „Friedrichstraße". Diese Bezeichnung<br />
wird in zweifachem Sinne gebraucht. Fürst<br />
Friedrich Ludwig gab sie der im Anschluß an den Kasernenbau<br />
nach 1730 von ihm geplanten und der bereits<br />
bestehenden Siedlung von Mühlen und Wirtschaften zu<br />
Ehren seines Vaters, des Fürsten Friedrich Wilhelm, Den<br />
gleichen Namen erhielt bei der Straßenbenennung des<br />
Jahres 1906 die den Vorort von der Starzelbrücfce in<br />
Riditung Martinsberg durchquerende frühere Verkehrsstraße.<br />
„Fürstin-Eugenie-Straße" heißt die neue Straße,<br />
die vom Kinderhausgarten stadtauswärts führt. Wie die<br />
von der Fürstin Eugenie gestifteten caritativen Einrichtungen<br />
Kinderhaus, Armenhaus (heute Altersheim) und<br />
Krankenhaus ist dieser Straßenname eine Erinnerung an<br />
die lejzte Landesmutter des Hechinger Fürstentums und<br />
unvergeßliche Wohltäterin von Stadt und Land. Der von