höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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„Scbüttestraße" -- besser hieße es „Auf der Schütte" - ist<br />
wohi als Aufschüttung zu erklären. I i Bach schwemmt<br />
Land auf, schüttet es auf. Di : Straße „In den Schelmenäckern"<br />
hat ihren Namen vom früheren Schelmenwasen.<br />
„Schelm" ist das- alte Wort für gefallenes Vieh, das nach<br />
den früheren gesundheitspolizeilichen Vorschriften vom<br />
Wasenmeister, auch Schinder, zuletzt Kleemeister genannt<br />
(er war zugleich Nachrichter, d. h. Vollzugsorgan von<br />
harten Gerichtsbeschlüssen;, auf dem Schelmenwasen „verlocht",<br />
d. h. in den Boden vergraben werden mußte.<br />
Heute besorgen die Tierkörperbes " tigungsanstalten diese<br />
Aufgabe. Steil zieht sich die Straße „Am Schrofen" den<br />
Hang der gl(" hnamigen An<strong>höh</strong>e hinauf. Das Wort<br />
„Schrofen" hängt mit dem Eigenschaftswort schroff zusammen.<br />
Es bedeutet zerklüfteter Felsen, felsige Höhe.<br />
Vor Niederhechingen in Richtung Hechingen lag früher<br />
etwa am Ende des heutigen Sportstadl ins der große, der<br />
Fischzucht dienende Niederhechinger Weiher. Nach ihm<br />
ist die Siedlung und Straße „Im Weiher" benannt. Wenn<br />
eine Straße „In den Bronnwiesen" heißt, so deutet dies<br />
auf das Vorhandensein einer Quelle hin. Auch die Fluren,<br />
die dem „Kohlbrunnenweg" und der Straße „Im Prinzling"<br />
den Namen gegeben haben, sind offensichtlich nach<br />
kleinen Quellen und fließenden Wässerlein benannt. Die<br />
Äcker an der Stelle der „Steinäckersiedlung" und der<br />
„Steinäckerstraße'' hatten s eher c'nen steinigen Untergrund.<br />
Seit der Umbenennung sind die Straßen „Im Maierhof"<br />
und „Prinz igstraße" unter der Bezeichnung „Im Maierhof"<br />
zusammengefaßt. Die Ma : erhofstraße erhielt nach<br />
dem Gewannamen die Bezeichnung „Im Keßler", Keßleräcker<br />
werden schon 1600 genannt. Vermutlich stehen sie<br />
in Beziehung zu den Keßlern, Kesselmachern und Kesselflickern.<br />
Der Grund für die Umbenennung war die bisherige<br />
zweima^ge Verwendung des Best nmungswortes<br />
Maierhof, was in diesem Stadtteil, in dem eine ganze Anzahl<br />
Familien des Namens Maier und Mayer wohnen, zu<br />
Schwierigkeiten in der Postzustellung geführt hatte.<br />
JOHANNES WANNENMACHER<br />
Ein Gang durch die heimische Mundart -<br />
Bezeichnung der Verwandtschaftsgrade in Rangendingen<br />
Jeder Volksstamm hat neben dem Hochdeutschen noch<br />
seine eigene Sprache, d" Mundart, d ; e viele Abwandlungen<br />
zeigt und oft sogar noch von Ort zu Ort besondere<br />
Verschiedenheiten aufweist. In d^sem alten Kulturgut<br />
liegt die ganze sprachschöpferische Kraft unserer Vorfahren.<br />
Die Mundart ist zuglt. ch ein Spiegel der Volksseele<br />
und in ihrer Art urwüchsig und urgründig. In unserer Zeit<br />
aber ist sie lautend einem Wandel unterworfen. Bevölkerungsumschichtung,<br />
Veränderungen in der Arbeite-, Lebens-<br />
und Denkweise bilden hierbei d e Hauptursache.<br />
Zwischen der jungen und der älteren Generation klaffen<br />
heute schon im mundartlichen Wortschatz und auch in der<br />
Art der Aussprache deutliche Lücken und Abweichungen<br />
vom Althergebrachten.<br />
Betrachten Wir nur einmal die Namen für die verschiedenen<br />
Verwandtschaftsgrade von einst und jetzt. Noch vor<br />
dem 1. Weltkrieg (1914-1918) gab es in der hiesigen<br />
Mundart keinen Großvater und keine Großmutter, keinen<br />
Opa und keine Oma, sondern nur einen Ähne und eine<br />
Ahna Diese zwei uralten Worte re : chen mit ihrem Ursprung<br />
bis in die Zeiten der ersten Namensgebung zurück.<br />
Entsprechend hieß der Urgroßvater Urühne und die Urgroßmutter<br />
Urahna. Statt Papa gebrauchte man in der<br />
14<br />
Besonderheiten des Geländes<br />
Staig ist i.ae im schwäbischen Sprachgebrauch häufig vorkommende<br />
Bezeichnung für einen mehr oder weniger steil<br />
aufwärts führenden Fahrweg, was für die Hechinger<br />
„Staig", die steil schräg verlaufende Verbindung der<br />
Oberstadt zur Unterstadt, voll zutrifft. Das Wort Rain<br />
kann eine doppelte Bedeutung haben, Rand oder langgestreckter<br />
schmaler Abhang. Beide Eigenschaften vereinigt<br />
der Gehweg „Am Rain". Er begrenzt den Marktplatz,<br />
ist also sei i Rand. Ein Graben trennt den Geländevorsprung,<br />
auf dem die Oberstadt steht, von dem<br />
F rst. Nach ihm ist der Weg „Am Graben" benannt. Der<br />
Kapf ist eine örtlichkeit, von der man „kapfen" kann,<br />
d. h. eine weite Aussicht genießt, also ein Aussichtsplatz.<br />
Erhalten hat ,; ch das Wort kapfen nur noch in „gaffen".<br />
Von dem Kapf hat die „Kapfgasse" ihren Namen. Viel<br />
bewundert wird dort von der Kriegergedächtnisstätte aus<br />
d'e herrliche Aussicht auf die Albberge.<br />
Die Natur in Straßennamen<br />
Auch andere Gegebenheiten der Natur haben in Hechinger<br />
Straßennamen ihren Niederschlag gefunden. Nach<br />
einer beim Maiweg entspringenden Quelle, der Runkellen<br />
(rinnende Quelle), ist die „Runkellengasse" benannt. Drei<br />
Bäche und Bächlein waren namengebend: der Ettenbach,<br />
der Reichenbach und des letzteren Zufluß, das Meisenbädile.<br />
Die Bach-Straßennamen he !r len: „Am Ettenbach",<br />
„Re.J)enbachgasse" und „Am Meisenbächle". Naturbezogen<br />
sind die für die Wohnsiedlung vor dem Fasanenwald<br />
gewählten Straßennamen. Man dachte dabe' an die<br />
Nähe des einstigen Jagdreviers und Fasanengeheges und<br />
an seine Vogelwelt. Das ist die Erklärung für die Bezeichnung<br />
„Amselweg", „Fasanenweg", „Finkenweg",<br />
„Drosselweg", „Meisenweg• und „Lerchenweg". Zum<br />
Jagdrevier gehört der Jäger, daher der „Jägersteig" in<br />
dieser Siedlung.<br />
(Der Beitrag wird in der näcnsten Nummer fortgesetzt)<br />
Mundart das schöne, alte Wort Ätte und für c_e Mama<br />
das Wort Amm. „Mei Ätte und mei Amm" konnte man<br />
als Elternbezeichnung aus Kindermund so warmherzig<br />
hören, und auch die heranwachsende Jugend verwendete<br />
vielfach noch dieselben Narnen. - Es gab in der Mundart<br />
auch keinen Schwiegervater und keine Schwiegermutter,<br />
sondern einen Schweher und eine Schwieger. Die Schwiegertochter<br />
wiederum war die Söhne oder Söhnere. Der<br />
Schwiegersohn wurde umschrieben und war einfach der<br />
Mann von der Tochter Marie, Anna etc. Nebenbei war für<br />
ihn auch das Wort Tochterma gebrauchlich. - Enkelkinder<br />
wurden nur selten als Enkel oder Enkelin angesprochen.<br />
Bei ihrer Benennung wurden die Namen der eigenen<br />
Söhne und Töchter dazwischen geschoben. So hieß es beispielsweise:<br />
Meim (Sohn) Karle sei Josef — oder meira<br />
(Tochter) Ann ihr Mariele. Diese Art der Namhaftmachung<br />
drückte e ; n besonders inniges Verbundense-- der<br />
Generationen miteinander aus. Schwager und Schwägeii i<br />
wurden in der Mundart ehemals auch umschrieben. Es<br />
hieß dann etwa so: Meim Weib sein Josef, oder me."i<br />
Weib ihre Kathare. Onkel und Tante nannte die Mundart<br />
Vetter und Bas. Die Bas oder 's Bäsle spielte oft wichtige<br />
Rollen im Kinderleben. Aus der Reihe der Vettern und