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höh enzollerische heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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selbst, ihre Geschichte, ihre Fluren und öffentlichen Einrichtungen<br />

Bezug nehmen. Die Zahl der benannten Straßen<br />

in Hechingen betrug damals 56. Die starke Bautätigkeit<br />

in den seither verflossenen nahezu 60 Jahren hat<br />

diese Zahl mehr als verdoppelt und auf nahezu 150 anschwellen<br />

lassen, die Wohnplätze nicht mitgerechnet.<br />

Diese neuen Straßen erhielten ihre Namen von den für<br />

Beschlüsse zuständigen Organen der Stadt. Heute ist es<br />

der Gemeinderat. Bevor eine Straße gebaut wird, wenn<br />

sie erst auf dem Reißbrett des Stadtbauamts eingezeichnet<br />

ist, wird ihr schon der Name gegeben.<br />

Die alten Hechinger Straßennamen weisen alle eine <strong>heimat</strong>liche<br />

Färbung auf. Heute ist diese Regel durchbrochen.<br />

Der Bedarf an Straßennamen wurde so groß, daß man<br />

auch in Hechingen nicht ohne beziehungslose und daher<br />

künstliche Erfindungen auskommen zu können glaubte.<br />

Beispiele dafür sind Mörikeweg, Hölderhnweg u.a.m. Zu<br />

solchen Verlegenheitslösungen sollte man möglichst wenig<br />

greifen, am besten gar nicht.<br />

Langweil^, und phantasielos, sprachlich unschön und in<br />

einigen Fällen auch inhaltlich falsch ist es, als Grundwort<br />

allzuhäufig „Straße" zu verwenden. Diesem Fehler ist<br />

man früher auch in Hec 'ngen verfallen, obwohl der<br />

R, chtum der deutschen Sprache auch andere Möglichkeiten<br />

in Fülle anbietet. Es muß anerkannt werden, daß man<br />

in Hechingen in den letzten Jahren erfreulicherweise davon<br />

Gebrauch gemacht hat. Als gute Beispiele seien angeführt:<br />

Am Meisenbächle, Am Ettenbach, Im Eierle,<br />

Stettener Halde.<br />

Mehr Rücksicht auf das Sprachgefühl<br />

So gut n allgemeinen in Hechingen die Straßennamen<br />

gewählt sind, verstoßen doch einige gegen das Sprachgefühl.<br />

Es ist überflüssig, ja geradezu sprachlich widersinnig,<br />

dem Herrenacker und dem Schadenweiler das<br />

Grundwort „Straße" anzuhängen. Weder der Herrenacker<br />

als früheres Gewann noch der Schadenweiler, eine<br />

alte Siedlung und heute Stadtteil, benötigen ein Grundwort;<br />

„Auf dem Herrenacker" und „Schadenweiler" würden<br />

genügen. Jedenfalls sollte das Grundwort „Straße"<br />

weggelassen werden. Es verträgt sich auch nicht mit dem<br />

Sprachgefühl, jedem hintersten Winkel im Stadtberexh<br />

den für 'hn kaum passenden Namen „Straße" zu geben<br />

Wenn e le Gasse keinen Fahrverkehr zuläßt und nur als<br />

Fußweg benützt werden kann, spricht man im Volksmund<br />

von einem „Gäßle", so in Hechingen vom Lindengäßle.<br />

Ganz unmotiviert hat man im amtlichen Straßenverzeichnis<br />

daraus e'ne Lindengasse gemacht, m Straßenverzeichnii<br />

der 30er Jahre sogar eine Lindenstraße, was<br />

völlig unsinnig war. In seiner Residenzzeit hatte Stuttgart<br />

ein Kön'gsgäßle I emand nahm Anstoß daran. Erst in<br />

der heutigen Zeit tut man so geschwollen.<br />

Die Deutung der Namen<br />

Beim Bemühen, die Hechinger Straßennamen zu deuten,<br />

wird zunächst ihre Einteuung in zusammengehörende<br />

Gruppen erkennbar. In einigen Namen hat die Siediungsgeschichte<br />

der Stadt ihren Niederschlag gefunden, andere<br />

beziehen sich auf kirchliche Gebäude und Einrichtungen.<br />

D : Namen vieler überbauter Fluren leben fort in Straßennamen.<br />

Namengebend waren auch die topographische<br />

Lage, andere Besonderheiten, die belebte und unbelebte<br />

Natur, Gebäude und öffentliche I inricntungen, Sport,<br />

Gewerbe und Beruf, Personen, die an der betreffenden<br />

Straße Eigentum besaßen, oder solche, deren Andenken<br />

man ehren wollte, poTitiserie und gemeindegeschichtliche<br />

Ereignisse Viele Namen erinnern an die frühere Bedeutung<br />

der Stadt als Res\enz. Ortsnamen geben die B i htung<br />

der so benannten Straßen an. Nur zwei Straßennamen<br />

entziehen sich der Ei ireihung in diese Gruppen.<br />

12<br />

Die Siedlungsgeschichte in Straßennamen<br />

Die Endung „ . . . ingen" läßt darauf schließen, daß Heck'ngen<br />

in seinen Siedlungsanfängen auf die Zeit der<br />

Landnahme durch die Alemannen zurückgeht. Namengebend<br />

waren die „Hachingen". Wir dürfen uns darunter<br />

einen durch Verwandtschaft und Abhängigkeit verbundenen<br />

Personenverband vorstellen, dessen gebietende und<br />

führende Persönlichkeit Hacho geheißen haben könnte<br />

oder Nachkomme eines Hacho war. Wir haben Grund zur<br />

Annahme, daß die ersten alemannischen Siedler sich im<br />

Talgrund der Starzel am Fuß des Martinsbergs niederließen.<br />

Die dortige Siedlung ist längst vom Erdboden<br />

verschwunden. In den alten Urkunden wird sie als „Niederhechingen"<br />

bezeichnet. Der bei der Straßenbezeichnung<br />

im Jahre 1906 angeführte Name „Niederhechinger<br />

Straße" für die links der Starzel von der Stadt zum Vorort<br />

Friedrichstraße führende Straße ist damit sehr sinnvoll.<br />

In den Jahrhunderten nachher nahmen die Hechinger<br />

weitere Flurteile starzelaufwärts unter den Pflug. Zunächst<br />

entstand eine Siedlung am Fuße des Killbergs und<br />

des Schrofens. In einer späteren Siedlungsperiode kam<br />

eine Weilersiedlung an den Ufern der Starzel und des<br />

Reichenbachs hinzu. Ihr Name „Schadenweiler" hat sich<br />

bis heute im Straßennamen erhalten.<br />

Eine völlige Änderung erfuhr das Siedlungsbild in der<br />

Mitte des 13. Jahrhunderts, als ein Zollergraf auf dem<br />

vordem unbebauten Gelände der heutigen Oberstadt eine<br />

neue Siedlung anlegte. Von den bisherigen ländlichen<br />

Siedlungen auf Hechinger Boden unterschied sie sich<br />

grundlegend. Sie sollte - dies war ihre Zweckbestimmung<br />

- eine Marktsiedlung sein m Handwerkern und<br />

Händlern als Bewohnern, die meist auch Landwirtschaft<br />

betrieben und bei denen die Bauern der Umgebung ihren<br />

Bedarf an Erzeugnissen des Handwerks und an Handelswaren<br />

decken konnten. Diese neue Siedlungstatsache ist in<br />

der Straßenbenennung von „Marktplatz" und „Marktstraße"<br />

festgehalten.<br />

In der Zeit nach dem ersten Weltkrieg herrschte eine<br />

große Wohnungsnot. Jahrelang hatte die Bautätigkeit geruht.<br />

Hunderte von Wohnungen fehlten. Eine gemeinsame<br />

Anstrengung war notwendig. Eir.2 Baugenossenschaft<br />

wurde gegründet, und auch die Stadt schaltete sich<br />

in den Wohnungsneubau ein. Beide bauten auf dem Gelände<br />

von der Hofgartenstraße stadtauswärts in Lichtung<br />

Friedrichstraße. Der Gedanke dieses Zusammenstehens<br />

und des Einsatzes der Stadt als Vollzugsorgan dieses Gemeinschaftswillens<br />

prägte sich tief ins Bewußtsein und bekam<br />

seinen Ausdruck in der von der Einwohnerschaft<br />

gebrauchten Bezeichnung „Siedlung" für das neu geschaffene<br />

Wohnviertel. Bei der Straßenbenennung übernahm<br />

( "e Stadt diese Bezeichnung und gab den neuen<br />

Straßen die Namen „Obere-" und „Untere Siedlungsstraße"<br />

und „Siedlungspiatz". Die beiden ersten Straßen<br />

erhielten später andere Namen, während der Name<br />

„Siedlungspiatz" als eine dauernde Erinnerung an den<br />

Siedlungsgedanken nach dem Krieg 1914/18 bestehen bleiben<br />

sollte. So wollten es die Stadtverordneten in den 20er<br />

Jahren, aber ihre Nachfahren auf dem Rathaus achteten<br />

diesen Willen nicht und benannten vor einigen Jahren<br />

den Platz in „Steubenplatz" um.<br />

Ungleich heftiger brannte nach dem zweiten Weltkrieg<br />

die Wohnungsnot auf den Nägeln. Schon bei den Einheimischen<br />

bestand nach der langen Pause l Bauen ein<br />

großer Nachholbedarf. Dazu kamen allein in Hechingen<br />

Tausende von Heimatvertriebenen, die untergebracht werden<br />

mußten. Die in den Jahren nach der Währungsreform<br />

mit Macht einsetzende und in der GeschiJite der Stadt<br />

einmalig dastehende Bau- und Siedlungstätigke t fand

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