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Mit freundlicher Unterstützung<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong> | Schutzgebühr 5,90<br />
Verband <strong>der</strong> Motoren-<br />
Instandsetzungsbetriebe<br />
<strong>motor</strong><br />
Das unabhängige Sprachrohr <strong>der</strong> <strong>Branche</strong><br />
<strong>der</strong><br />
SONDERAUSGABE NAUTIK<br />
Schiffs- und Boots<strong>motor</strong>en<br />
8<br />
Motoren zum<br />
Leben retten<br />
Das größte Feuerlöschschiff<br />
Europas im Portrait<br />
VITAMINE<br />
<strong>für</strong> den Motor<br />
Additive zur Vermeidung <strong>der</strong> Dieselpest<br />
Yamaha<br />
XTO<br />
Der Motor,<br />
um an<strong>der</strong>e<br />
nasszumachen!
Editorial<br />
Motoren finden an vielen Orten und Anfor<strong>der</strong>ungen ihren Einsatz und bedürfen zur Pflege und<br />
Wartung intensive Fachkenntnisse. So möchte <strong>der</strong> Motor auch <strong>die</strong> Vielseitigkeit einer faszinierenden<br />
<strong>Branche</strong> darstellen. Unser Redaktions-Netzwerk wächst stetig und zeigt <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />
Facetten an Kompetenzen. Wir freuen uns daher sehr, dass Herr Christian Schnei<strong>der</strong>,<br />
Chefredakteur <strong>der</strong> Plattform Motorbootonline mit seinem Motorboot-Magazin sich bereit<br />
erklärt hat, das aktuelle Editorial zu übernehmen. Vielen Dank da<strong>für</strong>!<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
als sich <strong>die</strong> Redaktion des Magazins „<strong>der</strong> Motor“ an uns als Fachredaktion<br />
des MotorBoot-Magazins und <strong>der</strong> Website www.<strong>motor</strong>bootonline.de<br />
wandte, und fragte, ob wir nicht <strong>für</strong> eine Son<strong>der</strong>ausgabe<br />
zum Thema Schiffs <strong>–</strong> und Boots<strong>motor</strong>en kooperieren<br />
möchten, haben wir <strong>die</strong>ses Angebot sehr gerne angenommen.<br />
Dabei wurde uns bei <strong>der</strong> Durchsicht unserer Themen bewusst,<br />
dass unser redaktioneller Fokus stark auf Neu<strong>motor</strong>en und Neuentwicklungen<br />
gerichtet ist. Flankiert von den klassischen Themen<br />
rund um <strong>die</strong> Wartung und Pflege, um dem Boots<strong>motor</strong> in<br />
seinem anspruchsvollen Umfeld ein möglichst langes Leben zu<br />
ermöglichen. Doch wenn sich das dem Ende neigt, setzen manche<br />
Bootseigner eben auch auf Reparatur statt auf Re-Powering. Spätestens dann kommen<br />
<strong>die</strong> Werkstätten und Motoren-Instandsetzungsbetriebe ins Spiel.<br />
Unsere Kooperation ist ein gutes Beispiel, dass sich Pressearbeit ergänzt und nicht gegenseitig<br />
behin<strong>der</strong>t. „<strong>der</strong> Motor“ schließt hier auch <strong>für</strong> uns eine wichtige Lücke zwischen unseren<br />
Fachmagazinen und gibt <strong>die</strong>sem Nischenbereich eine hervorragende Plattform. Auch<br />
<strong>für</strong> uns ein weiterer interessanter, redaktioneller Ansatz <strong>für</strong> neue Themen. Wir freuen uns<br />
auf Ihre Kontaktaufnahme!<br />
Viel Spaß mit den Motoren <strong>für</strong> binnen und buten wünscht,<br />
Ihr<br />
Christian Schnei<strong>der</strong><br />
(Chefredakteur MotorBoot-Magazin)<br />
Kontakt: <strong>motor</strong>boot@ebnermedia.de<br />
6
Inhalt<br />
Druckerzeuger <strong>–</strong> Yamaha XTO Offshore<br />
Aus alt mach neu <strong>–</strong> In 36 Stunden zum neuen Motor<br />
Vitamine <strong>für</strong> den Motor<br />
Interview mit Dr. Martin Müller<br />
Additive <strong>für</strong> Freizeit und Wassersport <strong>–</strong> Diesel Plus 2.0<br />
Vorstellung <strong>–</strong> Mercury V12 600PS Verado<br />
Neue mtu-Dieselsysteme <strong>–</strong> Erfüllung strengster Abgasnormen<br />
Die Curil-Dichtmassen von Elring<br />
Zwei Herzen <strong>für</strong> <strong>die</strong> neue Nis Ran<strong>der</strong>s <strong>–</strong> Seenotrettungskreuzer<br />
Ölwechsel <strong>–</strong> Viskositäts-Klassifikationen<br />
8 Motoren zum Leben retten <strong>–</strong> Die Branddirektor Westphal<br />
Abgekühlt <strong>–</strong> Funktionsweise <strong>der</strong> Kielrohrkühlung<br />
4<br />
10<br />
12<br />
15<br />
16<br />
18<br />
20<br />
24<br />
26<br />
30<br />
34<br />
40<br />
IMPRESSUM<br />
Unternehmen<br />
BEPOINT Me<strong>die</strong>n GmbH<br />
Amselweg 3, D 53498 Bad Breisig<br />
Telefonkontakt: +49 (0)2633 47595 20<br />
E-Mail-Kontakt: redaktion@bepoint.de<br />
Webseite<br />
www.bepoint.de<br />
Verfasser<br />
Geschäftsführer: Thomas Cor<strong>die</strong>r<br />
Leiter Redaktion: Tim Baumann<br />
Gestaltung<br />
BEPOINT Me<strong>die</strong>n<br />
Druck<br />
Vulkan-Druckerei oHG<br />
August-Horch-Str. 15<br />
D 56736 Kottenheim<br />
Bildnachweise<br />
AdobeStock: S. 1, 2, 12,<br />
16, 23, 24-25, 30-31, 39<br />
S. 4-9 Text u. Fotos: Yamaha,<br />
www.<strong>motor</strong>bootonline.de;<br />
S.10-11 Text u. Fotos: Tim Baumann<br />
(BEPOINT); S.12-15 Text: Christian<br />
Schnei<strong>der</strong>, Fotos: Liqui Moly;<br />
S.16-17 Text u. Fotos: ERC Maritim;<br />
S.18-19 Fotos: MercuryMarine,<br />
Text: www.<strong>motor</strong>bootonline.de;<br />
S. 20-22 Text u. Fotos: mtu;<br />
S. 24-25 Text u. Fotos: Elring;<br />
S. 26-28 Text: DGzRS,<br />
Fotos: DGzRS/Jörg Sarbach;<br />
S. 30-33 Text: Christian Schnei<strong>der</strong>,<br />
Fotos: Liqui Moly; S. 34-38 Text u.<br />
Fotos: Tim Baumann (BEPOINT)<br />
S. 40-41 Fotos: Dr. Karl-Heinz Hochhaus,<br />
Motor: Volvo Penta, Grafik:<br />
Schnei<strong>der</strong> / www.<strong>motor</strong>bootonline.de<br />
Erscheinungsjahr<br />
02/<strong>2021</strong><br />
Auflage<br />
Print und Digital<br />
Alle Beiträge sind urheberrechtlich<br />
geschützt, Reproduktionen bedürfen<br />
<strong>der</strong> schriftlichen Genehmigung.<br />
Eine Gewähr <strong>für</strong> <strong>die</strong> Richtigkeit <strong>der</strong><br />
Veröffentlichung kann trotz sorgfältiger<br />
Prüfung nicht übernommen<br />
werden. Warenzeichen werden<br />
auch ohne ausdrückliche Kennzeichnung<br />
anerkannt. Druckfehler<br />
und Irrtümer nicht ausgeschlossen.<br />
Mit freundlicher Unterstützung<br />
Verband <strong>der</strong> Motoren-<br />
Instandsetzungsbetriebe<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong> 3
Yamaha XTO Offshore:<br />
Feuer frei: Die neuen Yamaha V8 XTO Offshore Motoren<br />
heizen auch großen, schweren Booten ordentlich ein.<br />
4 Ausgabe 2/<strong>2021</strong>
„Vergessen Sie mal das Thema Motorleistung <strong>–</strong> hier<br />
geht’s eher um Drehmoment“, legt Kurt Takayanagi,<br />
General Manager Marine Division von Yamaha Motor<br />
Europe gleich zum Beginn <strong>der</strong> Pressekonferenz anlässlich<br />
<strong>der</strong> Präsentation des neuen Flaggschiffs des japanischen<br />
Herstellers den Schwerpunkt fest. Hier ging es<br />
nicht um das PS-Wettrüsten im ewigen Herstellerwettstreit,<br />
son<strong>der</strong>n um <strong>die</strong> Entwicklung eines kompletten,<br />
anspruchsvollen Antriebspaketes.<br />
So o<strong>der</strong> so: Die nackten Leistungsdaten von 425 PS aus<br />
5,6 Litern Hubraum und acht Zylin<strong>der</strong>n setzen schon mal<br />
<strong>die</strong> neue Benchmark zumindest im Bereich <strong>der</strong> großen Serienhersteller.<br />
Entsprechend selbstbewusst ist <strong>der</strong> Auftritt<br />
<strong>der</strong> „Grauen“, <strong>die</strong> es alternativ auch in einer perlweißen Lackierung<br />
gibt. „Außenbor<strong>der</strong> liegen im Trend, aber <strong>die</strong> Boote<br />
werden immer größer und schwerer. Daher steigen <strong>die</strong><br />
Ansprüche an <strong>die</strong> Motorisierung“, weiß Thomas Schütz, Yamaha-Marine<br />
Verkaufsleiter Deutschland. Waren es früher<br />
Power-RIBs, Offshore-Rennboote o<strong>der</strong> große Centerkonsolen-Boote<br />
in den USA, haben heute auch europäische Serien-Hersteller<br />
wie Jeanneau o<strong>der</strong> Sealine zahlreiche Modelle<br />
im Programm, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> kräftigen Heckantriebe setzen. Die<br />
Vorteile sind mehr Platz im Innenraum, einfache Installation<br />
und leichter Zugang <strong>für</strong> den Service, <strong>die</strong> Möglichkeit des<br />
Anfahrens flacher Buchten nach dem Hochtrimmen. Zudem<br />
zeigt <strong>der</strong> Motorboot-Fan gerne „was er hat“.<br />
So prangen auch auf <strong>der</strong> per Schnellverschluss leicht zu<br />
lösenden dreiteiligen Haube des neuen Yamaha XTO gut<br />
sichtbar <strong>die</strong> Angaben 425/ V8/ 5.6L. Um <strong>die</strong>s mit dem nötigen<br />
Selbstbewusstsein auf den Motor pinseln zu dürfen,<br />
haben <strong>die</strong> Yamaha-Ingenieure tief in <strong>die</strong> Konstruktions-Kiste<br />
gegriffen. Da man nicht nur dem Ruf <strong>der</strong> Marke, <strong>der</strong> von unbedingter<br />
Zuverlässigkeit und Robustheit kündet, und den<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Sportschifffahrt, son<strong>der</strong>n auch denen<br />
des Militärs und <strong>der</strong> kommerziellen Schifffahrt mit Gelassenheit<br />
entsprechen will, wurden <strong>die</strong> eigenen Qualitätskriterien<br />
bei <strong>der</strong> Motorenentwicklung zuerst einmal pauschal verdoppelt.<br />
Das bedeutet, dass in <strong>der</strong> Entwicklungsphase des<br />
XTO das Doppelte an Belastungen <strong>der</strong> Erprobungszyklen,<br />
Materialtests und Überprüfungen absolviert werden musste,<br />
als beispielsweise seinerzeit beim nun „kleinen“ V8-Bru<strong>der</strong><br />
F350. Dass <strong>die</strong>s nicht ohne komplette Neuentwicklungen<br />
und Konfigurationen zum guten Ende führen würde, ist klar.<br />
Zu den <strong>Branche</strong>nneuheiten gehören dabei <strong>die</strong> neu entwickelte<br />
Hochdruck-Direkteinspritzung und das integrierte<br />
elektrische Lenksystem.<br />
Das neue Direkteinspritzsystem des Motors verfügt über<br />
nicht weniger als fünf Kraftstoffpumpen und erzeugt einen<br />
Einspritzdruck von bis zu 200 Bar bei einem Verdichtungsverhältnis<br />
von 12,2:1. Eine bessere Zerstäubung des Kraftstoffes,<br />
eine bessere Verbrennung und eine höhere Kraftstoffeffizienz<br />
sind das Ergebnis. Die sog. In-Bank Exhaust<br />
Funktion ermöglicht es, <strong>die</strong> Abgase über einen direkten,<br />
wi<strong>der</strong>standsarmen Weg zur unteren Einheit und über <strong>die</strong><br />
Mitte <strong>der</strong> Propellernabe nach außen zu führen. Damit wird<br />
Das schlanke, platzsparende Design ermöglicht<br />
es den Motor sehr hoch zu trimmen.<br />
<strong>der</strong> Wirkungsgrad <strong>der</strong> Verbrennung erhöht und so natürlich<br />
<strong>die</strong> Leistung <strong>–</strong> o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s ausgedrückt: Mehr „Bumms“ mit<br />
je<strong>der</strong> Zündung!<br />
Für <strong>die</strong> Laufbuchsen wurde eine Plasma-Fusionstechnologie<br />
angewandt. Die mikrostrukturierte Oberfläche ist 60 Prozent<br />
härter als Stahl, ist aber gleichzeitig deutlich leichter,<br />
so dass ein größerer Motorraum geschaffen werden konnte,<br />
ohne <strong>die</strong> Abmessungen des Antriebskopfes zu vergrößern.<br />
Zwei über Kopf angetriebene Nockenwellen auf je<strong>der</strong> Zylin<strong>der</strong>bank<br />
sind über eine im Ölbad laufende selbstspannende<br />
Kette verbunden, um eine exakte Ventilsteuerung zu gewährleisten,<br />
während langlebige, Karbon beschichtete Ventilstößel<br />
ein konstantes Timing liefern.<br />
Eine echte Neuheit ist <strong>die</strong> voll integrierte elektrische Lenkung,<br />
<strong>die</strong> in einem kompakten Gehäuse direkt verbunden ist.<br />
Sie kommt ohne ein Hydrauliksystem aus und soll schneller<br />
und reibungsloser als herkömmliche Systeme reagieren. In<br />
<strong>der</strong> Tat konnte beim Praxistest auf einer Capelli Tempest 44<br />
mit Tripple-Motorisierung bei <strong>der</strong> Simulation eines Dockingmanövers<br />
via Joystick quasi eine Eins-zu-Eins Umsetzung<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong><br />
5
<strong>der</strong> Joystickbewegungen ohne eine spürbare Verzögerung<br />
festgestellt werden. Darüber hinaus verfügt <strong>die</strong>ses System<br />
über einen mit jeweils 31 Grad sehr großen Lenkeinschlag<br />
und ist <strong>die</strong> schnelle, saubere und unkomplizierte Installation<br />
des Motors mit einem übersichtlichen Bilgenbereich ohne Hydraulikleitungen<br />
und Pumpen garantiert. Sozusagen: anbolzen<br />
<strong>–</strong> Kabel dran <strong>–</strong> fertig! Die komplette Steuerungslösung<br />
besteht dann aus <strong>der</strong> Kombination mit Yamahas Helmmaster,<br />
dem vollintegriertem Bootssteuerungssystem mit Joystick<br />
und dem CL7 Farbdisplay und lässt keine Wünsche offen.<br />
Auch <strong>die</strong> Leistung <strong>der</strong> elektrischen Ladung <strong>für</strong> das Bord-Netz<br />
wurde verbessert: Die Lichtmaschine des V8 XTO Offshore<br />
liefert bis zu 90 Ampere Brutto-Gesamtleistung.<br />
Direkter Frischwasseranschluss<br />
an das Kühlsystem<br />
Das hohe Drehmoment erfor<strong>der</strong>t naturgemäß extrem robuste<br />
Getriebegehäuse und extra gehärtete Getriebe, um <strong>die</strong> Kräfte<br />
übertragen und sehr große Propeller fahren zu können.<br />
Den Gehäusen wurde zudem bei <strong>der</strong> Neuentwicklung auch<br />
unter hydrodynamischen Gesichtspunkten ein neuer wi<strong>der</strong>standsarmer<br />
Schliff gegeben. Dank des neuen, von oben<br />
zugänglichen Getriebeöl-Austauschsystems, ist es möglich,<br />
das Getriebeöl komplett zu wechseln, ohne dass das Boot<br />
aus dem Wasser genommen wird. Und auch das Durchspülen<br />
des Kühlsystems kann direkt von Bord aus über einen Frischwasseranschluss<br />
geschehen. Die speziellen neuen XTO<br />
OS Propeller wurden entwickelt, um das enorme Drehmomentpotenzial<br />
ins Wasser zu bringen. Das neueste Flügeldesign<br />
<strong>die</strong>ser neuen Props mit Durchmessern von 16 bis 17 Zoll<br />
und vergleichsweise großer Oberfläche bewegt auch große,<br />
schwere Boote. Dank des neuen Abgasreinigungssystems<br />
drücken <strong>die</strong> Propeller sauberes Wasser auch in umgekehrter<br />
Richtung, was dazu beiträgt, den Umkehrschub im Vergleich<br />
zum Yamaha F350 bis zu dreimal so stark zu erhöhen. Das<br />
ermöglicht leichteres Manövrieren und bessere Kontrolle.<br />
Die Helmmaster-Joystick Steuerung<br />
erlaubt punktgenaues Manövrieren,<br />
das CL7 Display gibt Auskunft<br />
über alle Motordaten.<br />
6 Ausgabe 2/<strong>2021</strong>
Beim Fahrtest bei <strong>der</strong> Yamaha-Pressepräsentation auf dem<br />
Cannes Yachting Festival im September 2018 an <strong>der</strong> französischen<br />
Côte d‘Azur hatten wir Gelegenheit den neuen<br />
XTO-Offshore Boliden als Tripple-Motorisierung an einem<br />
Capelli Tempest 44 RIB und im Doppelpack an einem Capelli<br />
Tempest 40 RIB zu testen. Nach Aussagen <strong>der</strong> Yamaha<br />
Ingenieure, erlaubte <strong>der</strong> Motor in internen Tests auch als Einzel<strong>motor</strong>isierung<br />
an entsprechenden Booten eine gute Kontrolle.<br />
Wer nun aber glaubt, dass <strong>die</strong> schnelle Vorwärtsbewegung<br />
des Fahrhebels dazu führt, dass <strong>der</strong> Crew quasi das<br />
Boot unter den Füßen weggerissen wird, <strong>der</strong> irrt. Vielmehr<br />
ist es <strong>der</strong> bullige und über das gesamte Drehzahlband sehr<br />
lineare Schub, <strong>der</strong> <strong>die</strong> großen Power-RIBs nahtlos brachial<br />
in Geschwindigkeitsbereiche jenseits <strong>der</strong> 50 Knoten-Marke<br />
schoben und <strong>der</strong> beeindruckte. Nicht rohe Gewalt, son<strong>der</strong>n<br />
perfekt einsetzbarer und sehr praktikabel nutzbarer hoher<br />
Druck, <strong>der</strong> sich auch unter schwierigen Offshore-Bedingungen<br />
und in hoher See weich und gut kontrollieren lassen sollte,<br />
ist es, was <strong>die</strong>se neue Motorenkonfiguration ausmacht.<br />
Das Knacken <strong>der</strong> 30 Knoten-Marke nach ca. 11 Sekunden<br />
und eine Höchstgeschwindigkeit von gut 54 Knoten auf <strong>der</strong><br />
Capelli Tempest 44 bei einem Testgewicht von ca. 9,5 Tonnen<br />
sprechen <strong>für</strong> sich.<br />
Gefühlt direkter und noch druckvoller präsentierte sich <strong>die</strong><br />
kleinere und leichtere Capelli Tempest 40 mit <strong>der</strong> Doppel<strong>motor</strong>isierung.<br />
425 PS aber auch über 3,5 Tonnen Testgewicht<br />
weniger drücken sich in deutlich satteren Beschleunigungswerten<br />
aus. Schon nach 7,6 Sekunden ballert <strong>die</strong> Tempest 40<br />
befeuert von insgesamt 850 PS durch <strong>die</strong> 30 Knoten Marke<br />
und erreicht nur wenig später quasi im glatten Durchmarsch<br />
durchs Drehzahlband und etwas Trimm an den Motoren bei<br />
über 50 Knoten ihre Höchstgeschwindigkeit.<br />
Schnelle, harte Kurvenfahrten absolvieren beide Boote ohne<br />
YAMAHA V8 XTO OFFSHORE<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong><br />
7
spürbaren Druckverlust. Die 40er war hier naturgemäß noch<br />
kerniger, im Ansprechverhalten direkter und sportlicher im<br />
Herausbeschleunigen als <strong>die</strong> souveräne 44. Akustisch<br />
treten auch <strong>die</strong> neuen, großen Yamahas markentypisch<br />
zurückhaltend auf. In schneller Marschfahrt bei guten 30<br />
Knoten präsentieren sie sich mit einem satten, aber sehr<br />
gedämpft weichen Motorensound. Erst im Vollastbereich<br />
beginnt <strong>der</strong> XTO vernehmlicher zur Attacke zu blasen.<br />
In Sachen Sprit-Verbauch lohnt es sich, <strong>die</strong> Messwerte auf<br />
den einzelnen Motor pro Meile herunterzurechnen: Mit 1,3<br />
bis 1,4 L/Nm bzw. 0,7 <strong>–</strong> 0,8 L/km im ökonomischen Drehzahlbereich<br />
von 3000-3500 U/min pro Motor muss sich <strong>der</strong><br />
neue Yamaha V8 angesichts von 425 PS nicht verstecken.<br />
Mit einem Trockengewicht je nach Schaftlänge von 442-463<br />
kg / entsprechend 1,04-1,08 kg/ PS und das inklusive <strong>der</strong><br />
elektrischen Lenkung überzeugt das Powerpack auch in<br />
<strong>die</strong>ser Richtung.<br />
Typ: Capelli Tempest 40 / Länge: 12,18m /<br />
Breite: 3,54 m / Testgewicht ca. 5800 kg /<br />
Motorisierung: 2x Yamaha V8 XTO Offshore<br />
U/min Kn L/Nm<br />
In <strong>der</strong> Kombination von hohem Drehmoment in Verbindung<br />
mit perfekter Systemintegration, einfacher Handhabung <strong>für</strong><br />
Servicebetriebe und Kunden plus effizientem Fahrbetrieb<br />
bei hoher Leistung trifft <strong>der</strong> Yamaha XTO Offshore <strong>die</strong> neuen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen des Marktes auf den Punkt. Dabei über-<br />
700 3,0 3,3<br />
1000 6,0 2,4<br />
1500 8,5 2,4<br />
2000 12,3 2,5<br />
2500 18,0 2,4<br />
3000 23,0 2,6<br />
3500 28,0 3,0<br />
4000 32,3 3,6<br />
4500 38,0 4,0<br />
5000 42,8 4,7<br />
5500 47,0 5,5<br />
5900 51,0 5,2<br />
Beschleunigung in Sekunden:<br />
0 - 20 kn 5,1 s<br />
0 - 30 kn 7,6 s<br />
Die Kraftstoffeinspritzung<br />
erfolgt mit 200 Bar<br />
8 Ausgabe 1/2020 2/<strong>2021</strong>
zeugt das Antriebspaket mit weichem, sehr komfortablem<br />
Motorlauf, hohem Schub bei gleichzeitig ausgezeichneter<br />
Kontrollierbarkeit und einer linearen, druckvollen Leistungsabgabe.<br />
Ein ansprechendes Design, und eine servicefreundliche<br />
Konfiguration runden das Gesamtpaket Yamaha<br />
XTO Offshore perfekt ab und machen es zur ersten Wahl <strong>für</strong><br />
alle, <strong>die</strong> mehr Druck am Heckspiegel wollen o<strong>der</strong> brauchen.<br />
Ein Preis war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt.<br />
www.yamaha-<strong>motor</strong>.eu/de<br />
www.<strong>motor</strong>bootonline.de<br />
Typ: Capelli Tempest 44 / Länge: 13,10m /<br />
Breite: 4,00 m / Testgewicht ca. 9400 kg /<br />
Motorisierung: 3x Yamaha V8 XTO Offshore<br />
Die platzsparende, kompakte<br />
elektrische Lenkungseinheit<br />
direkt am Motor (Pfeil). Der<br />
Lufteinlass (Kreis) <strong>die</strong>nt <strong>der</strong><br />
Kühlung <strong>der</strong> Lichtmaschine.<br />
U/min Kn L/Nm<br />
700 4,3 4,0<br />
1000 6,5 3,5<br />
1500 8,3 4,0<br />
2000 10,0 5,2<br />
2500 15,5 4,9<br />
3000 19,8 5,2<br />
3500 29,6 4,3<br />
4000 34,8 4,8<br />
4500 40,5 5,3<br />
5000 46,4 5,6<br />
5500 51,5 7,0<br />
6000 54,1 7,5<br />
Beschleunigung in Sekunden:<br />
0 - 20 kn 9,0 s<br />
0 - 30 kn 10,9 s<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong><br />
9
AUS ALT<br />
MACH NEU<br />
in nur 36 Stunden zum neuen Motor<br />
Zugesetzt: Ablagerungen<br />
von Muscheln, Algen<br />
usw. am Antrieb<br />
Text und Bil<strong>der</strong> <strong>–</strong> Tim Baumann (BEPOINT)<br />
Am 12.01.1996 wurde er zum ersten Mal gestartet. Jetzt, 25<br />
Jahre später, liegt <strong>der</strong> Volvo Penta KAD 42 P-A Motor komplett<br />
zerlegt und zur Überholung bereit vor den Spezialisten des<br />
Schrörs-Boots<strong>motor</strong>en-Centers.<br />
Wenn man <strong>die</strong> Halle vom Schrörs-Boots<strong>motor</strong>en-Center betritt,<br />
fragt man sich gleich, wie man solche riesigen Boote in <strong>die</strong><br />
Halle bekommen hat <strong>–</strong> „manchmal ist es echte Millimeterarbeit“<br />
klärt mich Herr Vollmar, Geschäftsführer des Boots<strong>motor</strong>en-Centers,<br />
auf. Neben Dienstleistungsarbeiten, Reparaturen<br />
und Inspektionen <strong>der</strong> Motoren, aber auch kompletten Booten,<br />
bietet Herr Vollmar im eigenen Werkstatt- und Onlineshop verschiedene<br />
Ersatzteile und Zubehör an. Darüber hinaus gibt es<br />
auch einen „Vor-Ort-Service“, damit <strong>die</strong> Leistung dort erbracht<br />
werden kann, wo sie benötigt wird, im Yachthafen des Kunden<br />
o<strong>der</strong> dort, wo <strong>der</strong> Kunde unterwegs liegen geblieben ist. In <strong>der</strong><br />
Werkstatt herrscht absolute Sauberkeit, denn auch Schmutzpartikel<br />
an den falschen Stellen, können <strong>die</strong> Funktionsweise <strong>der</strong><br />
Motoren stark beeinträchtigen. Frisch eingetroffen liegt gerade<br />
ein Volvo Penta KAD 42 P-A Motor bereits zerlegt auf <strong>der</strong> Werkbank<br />
und wird komplett überholt.<br />
Hier fallen nicht nur ein paar Inspektions- und Grundarbeiten,<br />
wie das Austauschen von Dichtungen usw. an, son<strong>der</strong>n eben<br />
auch größere umfangreichere Arbeiten. Von den Laufbuchsen<br />
über <strong>die</strong> Kolben, Lager, Zylin<strong>der</strong>köpfe bis hin zu den Hydraulikstößeln<br />
wird alles überholt o<strong>der</strong> bei Bedarf ausgetauscht. Auch<br />
<strong>der</strong> Antrieb wird genau geprüft und alle notwendigen Teile erneuert.<br />
Herr Eickelkamp, Mechaniker im Boots<strong>motor</strong>en-Center,<br />
ist <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausführung <strong>der</strong> Arbeiten zuständig.<br />
Hauptgrund <strong>der</strong> kompletten Überholung des Motors ist <strong>die</strong> Erneuerung<br />
<strong>der</strong> Laufbuchsensätze. Durch in <strong>die</strong> Jahre gekommene<br />
Verschleißteile wurden <strong>die</strong> Kompressionswerte so schlecht,<br />
dass eine Komplettüberholung unvermeidlich wurde.<br />
Hier wird <strong>der</strong> "neue" Motor<br />
wie<strong>der</strong> seinen Platz finden<br />
In <strong>die</strong> Jahre gekommen: <strong>die</strong><br />
verschlissenen Kolben mussten<br />
komplett ausgetauscht werden<br />
10<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong>
Allein <strong>für</strong> das komplette Zerlegen des Motors mussten rund 4-6<br />
Stunden veranschlagt werden, denn altersbedingte Korrosion<br />
erschwert <strong>die</strong> Arbeit zusätzlich. Nach dem Auseinan<strong>der</strong>nehmen<br />
aller Einzelteile des Motors ging es dann auch schon an <strong>die</strong> eigentlichen<br />
Arbeiten. Die Laufbuchsen wurden komplett erneuert<br />
und sorgen nun wie<strong>der</strong> <strong>für</strong> top Kompressionswerte. Dadurch<br />
kann <strong>der</strong> Motor im Bereich des Brennraums wie<strong>der</strong> als neuwertig<br />
eingestuft werden. Nach dem zeitaufwändigen Zerlegen des<br />
Motors und dem korrekten Einsatz <strong>der</strong> neuen Laufbuchsen fallen<br />
danach <strong>die</strong> „Kleinarbeiten“ an. Mit fachmännischen Handgriffen<br />
ist in weniger als einer Stunde <strong>die</strong> Ölpumpe an <strong>die</strong> neue<br />
Druckleitung montiert und <strong>die</strong> Ansaugleitung ausgetauscht.<br />
Antriebs, sowie Aus- und Einbau des kompletten Aggregats,<br />
rechnet Herr Vollmar mit rund 36 Stunden. In gerade einmal<br />
einer Woche wird aus einem 25 Jahre alten Motor wie<strong>der</strong> ein<br />
rundlaufen<strong>der</strong> „Beweger“ <strong>für</strong> eine Yacht.<br />
Damit <strong>der</strong> Motor auch weitere 25 Jahre auf Deutschlands Flüssen<br />
„schippern“ kann, werden zum Schluss selbstverständlich<br />
auch noch alle Dichtungen am Turbola<strong>der</strong>, dem Wärmetauscher<br />
und restlichen Bauteilen erneuert. Für <strong>die</strong> gesamten Arbeiten<br />
an dem 477 kg schweren Motor, <strong>der</strong> Erneuerung des<br />
Herr Eickelkamp beim Einbau<br />
<strong>der</strong> neuen Druckleitung<br />
Von Außen noch gut in Schuss <strong>–</strong><br />
im Innern machen sich aber<br />
<strong>die</strong> 25 Jahre bemerkbar<br />
Mehr Infos unter:<br />
Millimeterarbeit<br />
und Fingerspitzengefühl<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong><br />
11
Vitamine <strong>für</strong><br />
den Motor<br />
Mo<strong>der</strong>ne Motoren sind im Vergleich zu früher echte High-Tech Aggregate, <strong>die</strong> deutlich<br />
mehr können, als <strong>die</strong> vergleichsweise einfachen „Vorfahren“. Sie sind aber auch<br />
sensibler und haben einem höheren Anspruch an <strong>die</strong> Qualität <strong>der</strong> Betriebsstoffe.<br />
Ein Anspruch, auf den sich <strong>der</strong>en Hersteller aber auch <strong>die</strong> Nutzer einstellen müssen.<br />
Additive helfen, dem gerecht zu werden.<br />
Was + Warum?<br />
Additive (lat. additivum = hinzugeben, beiliegend) sind Zusatzstoffe,<br />
<strong>die</strong> zum eigentlichen Betriebsstoff also dem Kraftstoff<br />
o<strong>der</strong> dem Motor- o<strong>der</strong> Getriebeöl hinzugefügt werden.<br />
Sie helfen, <strong>die</strong> Qualität des Betriebsstoffes sicherzustellen,<br />
sie zu verbessern und bestimmte Eigenschaften zu garantieren.<br />
Sie werden entwe<strong>der</strong> bereits herstellerseitig beigemischt,<br />
o<strong>der</strong> können vom Endkunden beigegeben werden.<br />
Bei Treibstoffen machen Additive am Gesamtvolumen nur<br />
einen vergleichsweise geringen Anteil aus. Sie sollen helfen<br />
z.B. <strong>die</strong> Klopffestigkeit o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Verbrennung zu verbessern,<br />
sollen zur Reinigung <strong>der</strong> Kraftstoffanlage, <strong>der</strong> Ventile und des<br />
Brennraumes beizutragen, <strong>die</strong> Lagerfähigkeit des Brennstoffes<br />
verbessern o<strong>der</strong> werden z.B. als Biozid hinzugefügt, um<br />
<strong>die</strong> Kontaminierung mit Bakterien (z.B. „Dieselpest“) zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Bei Ölen hingegen kann <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Additive sogar bis zu<br />
25 bis 30 Prozent betragen. So sind z.B. Additive zur Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Druck- und Scherfestigkeit des Öls unerlässlich.<br />
Aber auch <strong>der</strong> Korrosionsschutz, <strong>der</strong> Schutz vor Alterung<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> zur Verhin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bildung von Schaum spielt<br />
eine wichtige Rolle. Ohne entsprechende Additive kann selbst<br />
ein hochwertiges Grundöl seinen anspruchsvollen Aufgaben<br />
beim Betrieb eines mo<strong>der</strong>nen Motors nicht gerecht werden.<br />
Marketing o<strong>der</strong> „Must have“?<br />
Die Wirkung von Additiven wird von selbsternannten „Sparfüchsen“<br />
oft angezweifelt, und nicht selten wird als eigentlicher<br />
Zweck hier lediglich <strong>die</strong> Gewinnmaximierung <strong>der</strong> Hersteller<br />
unterstellt. „Alles schon herstellerseitig drin <strong>–</strong> weitere<br />
Zugabe sinnlos…“ lautet eine <strong>der</strong> oft vertretenen Meinungen<br />
zum Thema.<br />
David Kaiser, Chef-Chemiker des Additiv- und Schmierstoffherstellers<br />
Liqui Moly aus Ulm, kennt <strong>die</strong>se Gerüchte: „Da<br />
Additive natürlich den Preis des Betriebsstoffes erhöhen,<br />
werden sie oft von den Mineralölgesellschaften selber nur in<br />
dem Maße beigegeben, wie es <strong>für</strong> <strong>die</strong> Einhaltung <strong>der</strong> Normen<br />
notwendig ist“, erklärt Kaiser. „Dabei richten sich <strong>die</strong><br />
Hersteller nach einem Standard-Anwendungsprofil, das z.B.<br />
vorsieht, dass ein Kraftstoff binnen 90 Tagen <strong>–</strong> abhängig von<br />
12<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong>
den Lagerbedingungen <strong>–</strong> verbraucht wird. Bei Booten, <strong>die</strong><br />
z.B. lange im Winterlager liegen o<strong>der</strong> nur selten genutzt werden,<br />
verlassen wir <strong>die</strong>ses Profil aber häufig, sodass eine z.B.<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Eigenschaften mit einem Additiv, dass <strong>die</strong><br />
Lagerfähigkeit des Kraftstoffes über einen längeren Zeitraum<br />
gewährleistet, durchaus sinnvoll ist“, so Kaiser.<br />
Ablagerungen und Rückstände<br />
an einem Injector <strong>–</strong> im Gegensatz<br />
dazu das saubere Pendant.<br />
Oben im Vergleich zu unten<br />
deutlich zu sehen: Die unzureichende<br />
Einspritzung<br />
des verschmutzten Injectors<br />
in den Brennraum.<br />
Doch nicht nur als Langezeit-Bestandteil des Betriebsstoffes<br />
kommen Additive zum Einsatz. Auch zur kurzzeitigen Pflege<br />
können sie als „chemisches Werkzeug“ und Problemlöser<br />
eingesetzt werden.<br />
So kann z.B. direkt vor dem Ölwechsel ein Additiv als da<strong>für</strong><br />
sorgen, dass <strong>der</strong> Motor vom Ölschlamm befreit und gespült<br />
wird. Dieses Additiv verbleibt nur sehr kurz im Motor und wird<br />
mit dem alten Öl wie<strong>der</strong> entfernt. An<strong>der</strong>e Additive reinigen<br />
das Kraftstoffsystem von Ablagerungen und Rückständen,<br />
<strong>die</strong> bei <strong>der</strong> Verbrennung entstehen. Diese Rückstände lagern<br />
sich z.B. an den Einspritzdüsen ab, sodass eine saubere und<br />
effiziente Einspritzung des Kraftstoffes verhin<strong>der</strong>t wird.<br />
Die Legende, dass solche Additive eher schädlich sind, da<br />
<strong>die</strong> Ablagerungen, Verschmutzungen im Motor über <strong>die</strong> Zeit<br />
dazu beitragen, den Motor und dessen verschlissenen Bauteile<br />
„abzudichten“ verweist David Kaiser ins Märchenland:<br />
„Als erstes sollte man sich einmal vor Augen halten, dass<br />
kein Ingenieur einen Motor daraufhin konstruiert, das er verschmutzt<br />
ist“, so Kaiser schmunzelnd und fügt hinzu: „…und<br />
wer sich einmal <strong>die</strong> harten verkrusteten Verbrennungsrückstände<br />
z.B. an Ventilen o<strong>der</strong> Kolbenringen angesehen hat,<br />
<strong>der</strong> begreift schnell, dass hier gar nichts dichtet, son<strong>der</strong>n eher<br />
das Gegenteil <strong>der</strong> Fall ist.“<br />
Liqui Molys Chefchemiker stellt aber auch klar: „Der Einsatz<br />
von Additiven hilft zwar z.B. Kraftstoff zu sparen und den Verschleiß<br />
zu minimieren <strong>–</strong> <strong>die</strong>s aber immer im Vergleich von<br />
einem älteren Motor zu einem neuen Motor. Hier können Additive<br />
z.B. durch einen Reinigungseffekt schon relativ kurzfristig<br />
nach wenigen Betriebsstunden einen spürbaren, positiven<br />
Effekt erreichen wie z.B. ruhigeren Motorlauf, mehr Drehmoment<br />
o<strong>der</strong> besseres Startverhalten. Die Verbesserung <strong>der</strong><br />
Eigenschaften eines neuen Motors kann aber über <strong>die</strong> bloße<br />
Zugabe von Additiven nicht erreicht werden.“<br />
Getestet und geprüft<br />
Zahlreiche unabhängige Tests haben <strong>die</strong> positiven Auswirkungen<br />
bestätigt: So lautete z.B. im Jahr 2007 das Resümee<br />
<strong>der</strong> Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) nach einjährigem Test<br />
mit Liqui Moly Additiven: Drei Prozent reduzierter Verbrauch,<br />
geringerer Schadstoffausstoß, weniger Reparaturen bei<br />
gleichzeitig im Ganzen eingesparten Kosten. Hier „spulten“<br />
sieben Omnibusse rund 440.000 Testkilometer ab. Wäre<br />
<strong>der</strong> komplette Fuhrpark mit dem Additiv befüllt worden, hätten<br />
sich danach auch <strong>der</strong> CO2-Ausstoß um 335 Tonnen im<br />
Jahr senken lassen. Auch in Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en<br />
unabhängigen Institutionen wie z.B. dem TÜV, aber auch in<br />
zahlreichen Praxisanwendungen überprüfen <strong>die</strong> Liqui Moly<br />
Techniker ihre Entwicklungen regelmäßig.<br />
Qualitätsunterschiede<br />
Wie beim Kraftstoff gibt es auch bei den Additiven qualitative<br />
Unterschiede. „Auch Additive müssen Standards<br />
einhalten. Bei den großen Markenherstellern ist das i.d.R.<br />
auch kein Problem“, so David Kaiser. „Allerdings tummeln<br />
sich auch vereinzelt Produkte und sog. ‚Wun<strong>der</strong>mittel‘ z.B.<br />
aus Fernost auf dem Markt, von <strong>der</strong>en Einsatz man besser<br />
absehen sollte“, weiß <strong>der</strong> erfahrene Chemiker und warnt:<br />
„Hier drohen Gesundheitsgefahren <strong>für</strong> den Anwen<strong>der</strong>, <strong>die</strong><br />
Wirkstoffe sind in Bezug auf <strong>die</strong> Umweltverträglichkeit problematisch,<br />
o<strong>der</strong> aber das Additiv ist sehr aggressiv und<br />
entfernt vielleicht <strong>die</strong> Verschmutzungen im Motor, <strong>die</strong> Dichtungen<br />
aber unter Umständen auch gleich mit, sodass Motorschäden<br />
drohen“<br />
Text: Christian Schnei<strong>der</strong> / Fotos: Liqui Moly, AdobeStock<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong><br />
13
An Bord<br />
Natürlich können Additive keine Wun<strong>der</strong> bewirken, o<strong>der</strong> größere<br />
Verschleißschäden „reparieren“. Wer z.B. erstmal <strong>die</strong><br />
ge<strong>für</strong>chtete Dieselpest im großen Umfang im Tank hat, <strong>der</strong><br />
wird dem Problem nur mit einer gründlichen, mechanischen<br />
Reinigung des Tanks und des Kraftstoffsystems Herr. Ein<br />
Dieselschutz-Additiv ist aber sinnvoll, um <strong>der</strong> Kontaminierung<br />
vorzubeugen. Gerade <strong>für</strong> Boote und Yachten, <strong>der</strong>en<br />
Kraftstoff lange lagert, <strong>die</strong> sich vielleicht auch in korrosiver<br />
salzhaltiger Umgebung aufhalten und <strong>die</strong> im Ausland ggf.<br />
auch mal min<strong>der</strong>wertigen Kraftstoff tanken, können Additive<br />
bei <strong>der</strong> Reinigung und Pflege des Motor- und Kraftstoffsystems<br />
helfen, <strong>die</strong> Lebensdauer des Motors zu erhöhen und<br />
den Spritverbrauch etwas senken. Somit schont <strong>der</strong> Einsatz<br />
von Additiven langfristig nicht nur den Geldbeutel, son<strong>der</strong>n<br />
auch <strong>die</strong> Umwelt. Ein kleiner Bord-Vorrat an ausgewählten<br />
Additiven, <strong>die</strong> regelmäßig und zielgerichtet beigemischt<br />
werden, ist also durchaus sinnvoll.<br />
Mit und ohne Ölschlammspülung<br />
vor dem Ölwechsel <strong>–</strong><br />
das Ergebnis ist deutlich.<br />
Das Liqui Moly Dieselschutz<br />
Additiv ist frei an Endverbraucher<br />
verkäuflich (Foto: Liqui Moly)<br />
Die Hersteller haben <strong>für</strong> den<br />
marinen Einsatz eigene<br />
Produktlinien entwickelt.(Foto:ERC)<br />
14<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong>
Interview<br />
Dr. Martin Müller verantwortet als Geschäftsführer <strong>die</strong> Sparte<br />
Produktkoordination und Produktion des nie<strong>der</strong>sächsischen<br />
Additiv-Spezialisten ERC. Das Unternehmen zählt zu<br />
den führenden Herstellern von Mineralöl-Additiven.<br />
DerMotor:<br />
Kraftstoff- und Motoröl-Additiven werden manchmal in <strong>der</strong><br />
Werbung überragende Eigenschaften zugeschrieben. Von<br />
einer erheblichen Kraftstoff-Einsparung ist <strong>die</strong> Rede, von<br />
deutlich besseren Beschleunigungs- und Endgeschwindigkeiten<br />
und auch Motor-Undichtigkeiten sollen damit angeblich<br />
behoben werden. Was halten Sie als Chemiker davon?<br />
Dr. Müller:<br />
Wenn das so wäre, würden <strong>die</strong> Motorenhersteller längst<br />
solche Additive werkseitig vorschreiben. Solche Aussagen<br />
bringen eine ganze <strong>Branche</strong> in Verruf. Seriöse Hersteller<br />
von Additiven führen bestimmte Mixturen <strong>für</strong> speziell definierte<br />
Anwendungsbereiche in ihrem Portfolio. Immer dann,<br />
wenn das individuelle Nutzungsprofil eines Kraftstoffs o<strong>der</strong><br />
eines Motors vom allgemeinen Profil abweicht, können<br />
maßgeschnei<strong>der</strong>te Additive helfen.<br />
DerMotor:<br />
Zum Beispiel?<br />
Dr. Müller:<br />
Nehmen sie einen mo<strong>der</strong>nen Common Rail-Diesel. Der<br />
spritzt mit bis zu 3000 bar bis zu sieben Mal pro Kolbenhub<br />
Kraftstoff in <strong>die</strong> Brennkammer ein. Schon <strong>die</strong> kleinste Verschmutzung<br />
des Injektors kann <strong>die</strong>sen Prozess nachhaltig<br />
stören. Zunächst wird <strong>der</strong> Motorlauf unruhiger, dann tritt<br />
durch <strong>die</strong> verzögerte Haupteinspritzung ein Leistungsverlust<br />
auf und nicht selten endet das Ganze in einem aufwendigen<br />
Injektortausch, <strong>der</strong> schnell mal eine satte vierstellige<br />
Summe verschlingt. Bei regelmäßiger Reinigung durch<br />
spezielle reinigende Additive hätte man das vermeiden<br />
können.<br />
DerMotor:<br />
Dann wären <strong>die</strong> Motoren aber doch werkseitig falsch konstruiert?<br />
Dr. Müller:<br />
Nein, <strong>die</strong> Motorenentwickler konstruieren Motoren <strong>für</strong><br />
normgerechte Kraftstoffe unter dem Druck immer restriktiverer<br />
Abgasvorschriften. Was im täglich genutzten PKW<br />
o<strong>der</strong> LKW noch funktioniert, kann in nur gelegentlich genutzten<br />
Aggregaten schon mal<br />
zu kraftstoffbedingten Fehlfunktionen führen. O<strong>der</strong> denken<br />
Sie in <strong>die</strong>sem Zusammenhang nur mal an deutlich<br />
schlechtere Kraftstoffqualitäten in vielen Län<strong>der</strong>n. Hier<br />
empfiehlt es sich, regelmäßig Vorsorge durch geeignete<br />
Additive zu treffen.<br />
DerMotor:<br />
Was würden Sie persönlich unternehmen, um sich vor<br />
Schäden zu schützen?<br />
Dr. Müller:<br />
Je nach Einsatzprofil des Motors würde ich bei Diesel<strong>motor</strong>en<br />
den Kraftstoff gegen Belagsbildung und Alterung schützen<br />
und das gesamte Einspritzsystem mindestens einmal im<br />
Jahr gründlich mit Additiven reinigen. Bei Benzinern empfiehlt<br />
sich neben einem Detergent (Reinigungsmittel <strong>für</strong> das Kraftstoffsystem,<br />
d.R.) ein Korrosionsschutz und bei nicht regelmäßigem<br />
Betrieb ein geeigneter Alterungsstabilisator. Nur in<br />
Son<strong>der</strong>fällen <strong>–</strong> z.B. bei Benzinqualitäten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> seitens <strong>der</strong><br />
Hersteller gefor<strong>der</strong>ten Oktanzahlen nicht garantieren können,<br />
empfiehlt sich ggf. ein Oktanzahlverbesserer.<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong><br />
15
Additive<br />
FÜR FREIZEIT UND WASSERSPORT<br />
Diesel Plus 2.0 von ERC Maritim schützt effektiv<br />
vor Bakterien, Hefen, Pilzen und Korrosion im Tank<br />
16<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong>
Anzeige<br />
Das hochkonzentrierte<br />
Dieseladditiv mit<br />
multifunktionellen<br />
Wirkstoffkomponenten<br />
Die Wirkung<br />
Schwankende Kraftstoff-Qualitäten können Leistung und<br />
Verbrauch beeinträchtigen. Verkokungen an den Einspritzdüsen<br />
erhöhen den Kraftstoffverbrauch. In Dieselkraftstoffen<br />
können Mikroorganismen entstehen und sich vermehren.<br />
Die Folge des mikrobiellen Wachstums ist Schlammbildung<br />
(führt zu Filterverstopfungen) und Korrosion.<br />
Die Produktvorteile auf einen Blick:<br />
Erleichtert den Kaltstart, erhöht <strong>die</strong> Motorleistung<br />
Beugt Bakterien und Pilzen im Dieselkraftstoff vor, daher auch<br />
insbeson<strong>der</strong>e vor/bei einer saisonalen Fahrzeugstillegung zu empfehlen<br />
Reinigt und hält das Kraftstoffsystem und Einspritzdüsen sauber<br />
Schützt vor Korrosion in Kraftstoffbehältern,<br />
Kraftstoffzufuhrleitungen und Motorinnerem<br />
Führt zu einer sauberen Verbrennung und<br />
Emissionsreduzierung wie z.B. Ruß, CO, etc.<br />
Schützt somit <strong>die</strong> Umwelt und verbessert <strong>die</strong> Motorleistung<br />
Das Ergebnis<br />
ERC Diesel Plus 2.0 verbessert das Zündverhalten (Anhebung<br />
<strong>der</strong> Cetanzahl), reinigt und hält Einspritzdüsen sauber,<br />
schützt vor Bakterien und Pilzen im Kraftstoff und enthält<br />
ein Performance Paket zur Alterungs- bzw. Oxidationsstabilisierung.<br />
Bei Verwendung von ERC Diesel Plus 2.0 in<br />
Verbindung mit Dieselkraftstoffqualitäten nach DIN wird eine<br />
Cetanzahlverbesserung und eine sofortige Verbesserung<br />
des Zündverhaltens erreicht. Durch <strong>die</strong> hochwirksamen Antifouling-Komponenten<br />
wird einer bakteriellen Ansiedelung<br />
im Dieselkraftstoff vorgebeugt und mikrobieller Wachstum<br />
verhin<strong>der</strong>t (auch <strong>für</strong> BIO-DIESEL geeignet). Hält das Kraftstoffsystem<br />
sauber, wodurch <strong>der</strong> Kraftstoffverbrauch gesenkt<br />
werden kann.<br />
ERC Diesel Plus 2.0 ist <strong>für</strong> <strong>die</strong> regelmäßige Anwendung<br />
in allen Diesel<strong>motor</strong>en (PKW/LKW/BHKW/Boot etc.)<br />
ausgelegt und <strong>für</strong> alle mineralischen- sowie Bio-Dieselkraftstoffegeeignet!<br />
Entlastet den Dieselpartikelfilter<br />
(DPF geeignet). (Text und Bil<strong>der</strong> <strong>–</strong> ERC)<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong><br />
17
MERCURY V12<br />
600 PS VERADO<br />
VORGESTELLT<br />
Mercury Marine stellt den neuen 7,6-Liter V12 600 PS Verado ®<br />
Außenbord<strong>motor</strong> vor, und damit den nach eigenen Angaben<br />
leistungsstärksten Außenbord<strong>motor</strong>, <strong>der</strong> mehrere Funktionen,<br />
<strong>die</strong> erstmals in <strong>der</strong> <strong>Branche</strong> verfügbar sind, bietet.<br />
Innovation: Während <strong>der</strong><br />
Motor fest am Spiegel<br />
positioniert ist, ist das<br />
Getriebe Lenkbar<br />
Leistungskurs: Mit dem<br />
600 PS starken V12-Verado<br />
nimmt Mercury <strong>die</strong> aktuelle<br />
Spitzenposition im Bau<br />
von leistungsstarken<br />
Außenbor<strong>der</strong>n ein.<br />
18<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong>
Immer größere Boote mit Außenbor<strong>der</strong><br />
„Da Boote immer größer werden und <strong>die</strong> Leistungserwartungen<br />
weiter steigen, suchen Bootsfahrer eine bessere,<br />
leistungsfähigere PS-starke Lösung, <strong>die</strong> ihre Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
erfüllt. Der V12 Verado Außenbord<strong>motor</strong> ist <strong>die</strong> Antwort von<br />
Mercury darauf“, sagte Chris Drees, Präsident von Mercury<br />
Marine. Der neue V12-Motor verfügt über einen selbstansaugenden,<br />
großen 7,6 Liter Hubraum, einen Motorblock mit vier<br />
Nockenwellen, <strong>der</strong> ein beeindruckendes Drehmoment erzeugen<br />
soll, um schwere Boote druckvoll zu beschleunigen und<br />
ins Gleiten und schnell bis zur Nenngeschwindigkeit zu bringen.<br />
Neu ist auch das erste Zwei-Gang-Automatikgetriebe <strong>der</strong><br />
<strong>Branche</strong> <strong>für</strong> einen Außenbord<strong>motor</strong>. Es optimiert <strong>die</strong> Motordrehzahl<br />
je nach Arbeitslast und soll so <strong>die</strong> kräftige Beschleunigung<br />
und effiziente Leistung beim Fahren ermöglichen.<br />
Unabhängig lenkbares Getriebegehäuse<br />
Eines <strong>der</strong> innovativen Highlights ist das erste lenkbare Getriebegehäuse<br />
<strong>der</strong> <strong>Branche</strong> an einem Außenbord<strong>motor</strong>. Es<br />
schwenkt unabhängig unter Wasser, während <strong>der</strong> Motorblock<br />
des Motors in einer platzsparenden, festen Position bleibt.<br />
Dies schafft mehr Raum <strong>für</strong> Konfigurationen mit mehreren<br />
Motoren und einen breiteren Lenkwinkel <strong>für</strong> eine agile Handhabung.<br />
Mit <strong>der</strong> Hilfe gegenläufig rotieren<strong>der</strong> Duo-Propeller<br />
hat er außerdem einen besseren „Biss“ im Wasser beim Anlegen<br />
und an<strong>der</strong>en Manövern auf engem Raum.<br />
Quelle Bil<strong>der</strong>: MercuryMarine; Quelle Text: Mit freundlicher<br />
Unterstützung und in Kooperation mit MotorBoot Magazin<br />
und www.<strong>motor</strong>bootonline.de - <strong>der</strong> Ebner Media Group<br />
www.ebnermedia.de<br />
Mit 572 Kilogramm geballter<br />
Power ist <strong>der</strong> neue Mercury<br />
V12 Verado nicht gerade<br />
ein Leichtgewicht<br />
19
NEUE<br />
-Dieselsysteme<br />
treiben Schiffe in Kalifornien an und erfüllen strengste Abgasnormen<br />
SCR-Anlage und an<strong>der</strong>e Technologien<br />
machen Motoren umweltfreundlicher<br />
Was ist <strong>der</strong> Marine-Antrieb <strong>der</strong> Zukunft? Daran arbeiten<br />
Ingenieure weltweit. Im Blick: Brennstoffzellen, alternative<br />
Kraftstoffe und Batterien. Doch <strong>die</strong>se Technologien sind<br />
noch nicht soweit. Bis sie markterprobt sind, wird es noch<br />
Jahre dauern. Saubere Motoren sind jedoch heute schon<br />
gefragt - und verfügbar. In Kombination mit einer SCR-Anlage,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Stickoxide stark reduziert, ist <strong>der</strong> Diesel<strong>motor</strong><br />
eine umweltfreundliche Alternative.<br />
In <strong>der</strong> US-amerikanischen San Francisco Bay achtet man<br />
beson<strong>der</strong>s genau auf den Ausstoß schädlicher Emissionen,<br />
denn <strong>die</strong> Küstenregion ist geschützt und gilt als Kaliforniens<br />
wichtigstes Biotop. WETA Ferries betreibt in <strong>der</strong> Bay<br />
15 Passagierfähren, <strong>die</strong> im täglichen Betrieb Pendler und<br />
Touristen transportieren <strong>–</strong> vor <strong>der</strong> Covid-19-Pandemie waren<br />
das mehr als drei Millionen pro Jahr. WETA Ferries ist<br />
mit den neuesten Schiffen seiner Flotte ein absoluter Vorreiter:<br />
Die neuen Katamarane - <strong>die</strong> ersten in den USA <strong>–</strong> erfüllen<br />
<strong>die</strong> US-amerikanische Emissions-Richtlinie EPA Tier 4.<br />
Da<strong>für</strong> wurde <strong>der</strong> erste Katamaran Pyxis von <strong>der</strong> American<br />
Ship Review als Schiff des Jahres 2020 ausgezeichnet. Ein<br />
Grund da<strong>für</strong> ist das Antriebssystem <strong>der</strong> Fähren: zwei 16-Zylin<strong>der</strong>-mtu-Diesel<strong>motor</strong>en<br />
<strong>der</strong> weiterentwickelten Baureihe<br />
4000 in Kombination mit <strong>der</strong> von Rolls-Royce entwickelten<br />
mtu-SCR-Anlage sorgen da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> Fähren <strong>die</strong> strikten<br />
Emissions-Richtlinien einhalten.<br />
Die aktuellen Emissions-Richtlinien stellen Schiffsarchitekten,<br />
Werften, Betreiber und Motoren-Hersteller vor Heraus-<br />
20<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong>
for<strong>der</strong>ungen. Denn <strong>die</strong> Motoren sind mit einer SCR-Anlage<br />
ausgestattet, <strong>für</strong> <strong>die</strong> in den engen Maschinenräumen Platz<br />
geschaffen werden muss. „Kunden müssen nicht nur den<br />
Platz <strong>für</strong> <strong>die</strong> SCR-Anlage berücksichtigen, son<strong>der</strong>n auch<br />
den Platz <strong>für</strong> Rohre und Reduktionsmitteltanks o<strong>der</strong> zum<br />
Warten <strong>der</strong> Anlage“, erklärt Andreas Peters, mtu-Anwendungsingenieur<br />
bei Rolls-Royce.<br />
Bei den drei neuen Fähren von WETA arbeiteten <strong>die</strong> Werft<br />
Dakota Creek Industries, das Designteam von AMD Ferries<br />
und <strong>die</strong> Rolls-Royce-Ingenieure <strong>für</strong> mtu-Motoren von Anfang<br />
an eng zusammen, um <strong>für</strong> alle <strong>die</strong> bestmögliche Lösung<br />
zu finden. „Es war eine Herausfor<strong>der</strong>ung, nicht mehr<br />
Platz als nötig zu beanspruchen und dabei trotzdem alle<br />
Kriterien bezüglich <strong>der</strong> Anbauten und Wartungsfreundlichkeit<br />
zu erfüllen. Aber indem wir von Anfang an eng zusammengearbeitet<br />
haben, gingen Planung und Bau zielstrebig<br />
voran“, erzählt Jeff Sherman, vom Rolls-Royce-Vertrieb <strong>für</strong><br />
mtu-Marine-Motoren in den USA.<br />
Vier Touren absolviert <strong>die</strong> Pyxis täglich zwischen Vallejo und<br />
San Francisco. Pro Fahrt transportiert sie bis zu 445 Passagiere,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Fähre nutzen, um den verstopften Straßen und<br />
ausgelasteten öffentlichen Verkehrsmitteln auszuweichen.<br />
Rund eine Stunde dauert <strong>die</strong> Fahrt. Die zwei mtu-Motoren<br />
<strong>der</strong> Baureihe 4000 beschleunigen <strong>die</strong> Fähre mit jeweils<br />
2.560 Kilowatt Leistung auf bis zu 34 Knoten Geschwindigkeit.<br />
Gleichzeitig erfüllt das Antriebssystem <strong>die</strong> Umweltanfor<strong>der</strong>ungen:<br />
Durch Weiterentwicklungen bei <strong>der</strong> Aufladung,<br />
beim Verbrennungsprozess und <strong>der</strong> Einspritzung <strong>der</strong> Motoren<br />
in Kombination mit dem neuen SCR-System werden <strong>die</strong><br />
Stickoxid-Emissionen gegenüber <strong>der</strong> Emissionsvorschrift<br />
IMO II um 75 Prozent reduziert und <strong>die</strong> Partikel-Emissionen<br />
gegenüber EPA Tier 3 um 65 Prozent. Der Kraftstoffverbrauch<br />
konnte im Vergleich zur vorherigen Motorengeneration<br />
reduziert werden (auf bis zu 190g/kWh) und somit auch<br />
<strong>der</strong> CO-2-Ausstoß.<br />
Auch <strong>die</strong> größte Schlepp-Ree<strong>der</strong>ei an <strong>der</strong> US-Westküste,<br />
Foss Maritime, hat bereits drei von vier neuen Schleppern<br />
mit EPA-Tier-4-konformen mtu-Antriebssystemen in Betrieb<br />
genommen. Sie werden in Los Angeles/Long Beach und in<br />
<strong>der</strong> Bucht von San Francisco mit ihrem 82 Tonnen Pfahlzug<br />
<strong>die</strong> größten Tanker und Containerschiffe eskortieren, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Häfen an <strong>der</strong> US-Westküste anlaufen.<br />
Zwei Lösungen <strong>für</strong> Yachten<br />
Während <strong>der</strong> Platz auf Fähren und Schleppern noch vergleichsweise<br />
geräumig ist, geht es in Motoryachten sehr<br />
viel enger zu. Dennoch müssen auch hier <strong>die</strong> Richtlinien<br />
eingehalten werden. Rolls-Royce hat deshalb verschiedene<br />
Lösungen entwickelt, wie mtu-Motor und SCR-Anlage<br />
kombiniert werden können. So gibt es <strong>die</strong> SCR-Anlage in<br />
zwei verschiedenen Variationen: würfelförmig o<strong>der</strong> als flache<br />
Box, <strong>die</strong> meistens <strong>für</strong> den Yachtbau attraktiver ist. Beide<br />
Variationen stellt Rolls-Royce im mtu-Werk in Ruhstorf her.<br />
Die SCR-Anlagen sind speziell auf <strong>die</strong> mtu-Motoren abgestimmt,<br />
so dass <strong>der</strong> Kunde eine zuverlässige Gesamtlösung<br />
bekommt.<br />
16V-Motor <strong>der</strong> mtu-Baureihe 4000 M03<br />
mit eigens darauf abgestimmter<br />
SCR-Anlage. Sie wurden leicht angepasst<br />
und mit modifizierten Turbola<strong>der</strong>n<br />
und einer neuen Generation Motorreglern<br />
mit optimierter Abstimmung versehen.<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong><br />
21
Bei <strong>der</strong> türkischen Werft Bilgin entstehen <strong>der</strong>zeit drei 80-Meter<br />
Yachten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> IMO-III-Richtlinien (weltweit gültig in<br />
Emission Controlled Areas, wie Küste von USA und Kanada,<br />
Nord-/ Ost-See seit <strong>2021</strong>) erfüllen werden. Angetrieben<br />
werden sie von <strong>der</strong> bisherigen Generation <strong>der</strong> mtu-Baureihe<br />
4000 M03 mit eigens darauf abgestimmter SCR-Anlage.<br />
Da<strong>für</strong> wurden <strong>die</strong> 16V-Motoren leicht angepasst und beispielsweise<br />
mit modifizierten Turbola<strong>der</strong>n und einer neuen<br />
Generation Motorreglern mit optimierter Abstimmung versehen.<br />
Das mtu-SCR-System ist komplett geregelt mit Echtzeit-Stickoxid-Messung<br />
vor und nach <strong>der</strong> SCR-Box. Damit ist<br />
eine präzise Dosierung des Reduktionsmittels sichergestellt.<br />
<strong>die</strong> Zertifizierung angeht. Unsere Motoren in <strong>der</strong> Pyxis sind<br />
bisher mehr als 2.800 Betriebsstunden zuverlässig gelaufen<br />
und wir überwachen den Betrieb genau“, Michael Drews,<br />
Programmleiter <strong>für</strong> <strong>die</strong> mtu-Baureihe 4000 mit Abgasnachbehandlung<br />
<strong>für</strong> maritime Anwendungen.<br />
Die maritime Energiewende startet gerade erst. Da<strong>für</strong> prüft<br />
Rolls-Royce verschiedene Lösungen: von mobilen Gas<strong>motor</strong>en<br />
über Hybrid-Antrieben o<strong>der</strong> Motoren mit methanbasierten<br />
Kraftstoffen aus erneuerbaren Quellen bis hin zu einem Antrieb<br />
basierend auf Brennstoffzellen. „Die Dekarbonisierung<br />
des Antriebs ist unser Ziel“, erklärt Daniel Chatterjee, Leiter<br />
des Green & Hightech-Programms. (Text und Bil<strong>der</strong> <strong>–</strong> mtu)<br />
„Gerade im Yachtbereich steigen<br />
<strong>die</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an das Antriebssystem.<br />
Die Kunden wünschen zum<br />
einen leistungsfähige Motoren, zum<br />
an<strong>der</strong>en sollen <strong>die</strong>se so sauber wie<br />
möglich sein, um auch in geschützte<br />
Gegenden einfahren zu können.<br />
Das grüne Image ist auch hier enorm<br />
wichtig“, so Denise Kurtulus, Vice<br />
President Global Marine Business bei<br />
Rolls-Royce Power Systems. Deshalb<br />
lassen viele Yachtkunden zusätzlich<br />
einen Dieselpartikelfilter installieren,<br />
<strong>der</strong> bisher nicht vorgeschrieben ist.<br />
Schlepper <strong>der</strong> Ree<strong>der</strong>ei Foss Maritime<br />
mit EPA-Tier-4-konformem mtu-Antriebssystem.<br />
Einsatz in Los Angeles/Long Beach<br />
und in <strong>der</strong> Bucht von San Francisco.<br />
Die Antriebs-Lösung <strong>der</strong> Bilgin-Yachten<br />
ist bereits nach IMO III zertifiziert.<br />
Damit zählen <strong>die</strong> Yachten zu den saubersten<br />
ihrer Klasse. Bei <strong>der</strong> Pyxis<br />
und ihren Schwesterschiffen erfolgte<br />
<strong>die</strong> Zertifizierung im Dezember 2020.<br />
„Wir waren sehr zuversichtlich, was<br />
22 Ausgabe 2/<strong>2021</strong>
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Die neue Tube Curil TM T2 enthält zukünftig den internationalen<br />
Standard von 70 ml statt 60 ml und <strong>die</strong> Dose mit<br />
500 ml wurde beibehalten. Als Neuheit wurde eine Druckgas-Kartusche<br />
mit 200 ml in das Programm aufgenommen,<br />
<strong>die</strong> mit dem ProfiPress-Prinzip aufgetragen wird.<br />
Das Auftragen <strong>der</strong> Dichtmasse wird dadurch praktisch<br />
und sehr präzise.<br />
Die Verbesserungen im Detail<br />
Da das neue Curil TM T2 lösemittelfrei ist bringt es gleich<br />
zweierlei Verbesserungen mit sich: Zum einen kann <strong>die</strong><br />
Anwendung und Abdichtung sofort erfolgen, da keine Ablüftzeit<br />
mehr erfor<strong>der</strong>lich ist. Zum an<strong>der</strong>en kommt es zu<br />
keiner Materialschrumpfung durch <strong>die</strong> Verdunstung des<br />
Lösemittels. Toller Nebeneffekt: Im Dichtspalt kann es somit<br />
nicht mehr zu Rissbildung kommen. Außerdem entfällt<br />
<strong>die</strong> Kennzeichnung als Gefahrgut <strong>für</strong> Tube und Dose.<br />
Durch eine verbesserte Adhäsion kann Curil TM T2 in<br />
Dichtspalten von bis zu 0,2 mm verwendet werden, im<br />
Gegensatz zur Vorgängerversion bei <strong>der</strong> ein maximaler<br />
Dichtspalt von 0,1 mm galt. Damit einher geht auch eine<br />
erhöhte Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit bei Verwendungen, bei denen<br />
Vibrationen auftreten.<br />
Die Dichtmasse eignet sich <strong>für</strong> Metall-auf-Metall, Metall-auf-Kunststoff<br />
und Kunststoff-auf-Kunststoff-Verbindungen.<br />
Eine Anwendung in Verbindung mit<br />
Weichstoffdichtungen wie Ölwannen- o<strong>der</strong> Wasserpumpendichtungen<br />
ist ebenso möglich. Zu beachten ist hierbei,<br />
dass <strong>die</strong> Dichtmasse nicht aushärtet, son<strong>der</strong>n sich in<br />
einem dauerplastischen Zustand befindet, daher ist sie<br />
vor allem bei Anwendungen, bei denen eine leichte De-<br />
24 Ausgabe 2/<strong>2021</strong>
Anzeige<br />
montage garantiert sein soll, bestens geeignet. Dies alles<br />
bei einem Temperatureinsatzbereich von <strong>–</strong>55 - +270<br />
°C. Abdichtungen bei Schraubverbindungen bis zu einem<br />
Druck von 2 bar sind ebenfalls möglich, wodurch Curil TM<br />
T2 sich als echter Allroun<strong>der</strong> entpuppt.<br />
Professionelle Anwendung<br />
Um <strong>die</strong> großartigen Produkteigenschaften jedoch im vollen<br />
Umfang nutzen zu können, ist eine ordentliche Vorbereitung<br />
vor <strong>der</strong> Anwendung unabdingbar. Hier<strong>für</strong> müssen<br />
<strong>die</strong> Dichtflächen gesäubert werden, also fett- und ölfrei<br />
sein. Ölbasierte Reinigungsmittel wie etwa Bremsenreiniger<br />
eignen sich absolut nicht. Sogenannte Schnellreiniger<br />
o<strong>der</strong> Isopropanol sind <strong>die</strong> richtigen Mittel, um <strong>die</strong> Flächen<br />
bestens vorzubereiten.<br />
Bei einer Anwendung auf größeren Flächen empfehlen<br />
sich schmale Lackierwalzen o<strong>der</strong> ein Pinsel. Dieser<br />
sollte nicht haaren, um keine Rückstände auf <strong>der</strong> Dichtfläche<br />
zu hinterlassen. Die technischen Trainer von Elring<br />
empfehlen daher einen Silikonpinsel, wie man ihn<br />
aus <strong>der</strong> Küche kennt. Borstenpinsel sind weniger geeignet,<br />
da <strong>die</strong>se eher einzelne Borsten auf <strong>der</strong> Dichtfläche<br />
hinterlassen.<br />
Vielseitig in <strong>der</strong> Anwendung<br />
Durch seine Beständigkeit gegenüber Mineralölen (auch<br />
mit Zusätzen), synthetischen Ölen, Schmierfetten, Kühlmitteln,<br />
kaltem und heißem Wasser, Salzwasser, Reinigungsmitteln,<br />
schwachen Säuren und Laugen, als auch Benzin<br />
und Diesel Kraftstoff, ist Curil TM T2 vielseitig wie nie.<br />
(Text und Bil<strong>der</strong> <strong>–</strong> Elring)<br />
Die verbesserten Nachfolger <strong>der</strong><br />
Dichtmassen Curil TM von Elring sind da<br />
www.elring.de<br />
Unser Curil TM K2 und Curil TM T erhalten einen gemeinsamen Nachfolger!<br />
Das neue nicht aushärtende Curil TM T2 lässt sich aufgrund seiner<br />
chemischen Zusammensetzung nicht nur besser verarbeiten, es ist<br />
auch komplett lösemittelfrei. Durch das Fehlen von Lösemitteln bedarf<br />
es keiner Ablüftzeit und bietet ein doppelt so hohes Spaltfüllvermögen<br />
als seine beiden Vorgänger.<br />
Ihre Vorteile <strong>der</strong> neuen Dichtmassen auf einen Blick:<br />
• Verbessertes Spaltfüllvermögen und höhere Abdichtreserven<br />
• Neue Rezeptur <strong>für</strong> eine anwen<strong>der</strong>freundlichere Verarbeitung<br />
• Lösemittelfrei wodurch <strong>die</strong> Gefahrstoffkennzeichnung entfällt<br />
• Keine Ablüftzeit erfor<strong>der</strong>lich<br />
• Keine Entmischung und kein Setzverhalten<br />
Elring-Dichtmassenberater:<br />
in 3 Schritten zu Ihrem Produkt.<br />
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YouTube<br />
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Ausgabe 2/<strong>2021</strong><br />
25
Zwei Herzen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> neue NIS RANDERS<br />
So wird <strong>die</strong> NIS RANDERS aussehen <strong>–</strong><br />
hier ihr Schwesterschiff <strong>der</strong> Station Borkum,<br />
noch unter <strong>der</strong> internen Baunummer SK 40.<br />
Foto: Flying Focus/Herman Ijsseling<br />
Ein wichtiger Tag <strong>für</strong> <strong>die</strong> neue NIS RANDERS: Ende April<br />
<strong>2021</strong> erhält <strong>der</strong> neue Seenotrettungskreuzer <strong>der</strong> Deutschen<br />
Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) <strong>für</strong> den<br />
Darß seine beiden Hauptmaschinen. Das Schiff mit <strong>der</strong> internen<br />
Bezeichnung SK 42 wird später von zwei jeweils gut<br />
2.000 PS starken MTU-Motoren angetrieben. Mit 3,8 Tonnen<br />
Gewicht wiegt jede <strong>der</strong> beiden Maschinen so viel wie ein<br />
Kleintransporter. Äußerste Präzision ist mehrfach bei den<br />
Schiffbauern <strong>der</strong> Fassmer Werft in Berne/Unterweser gefragt:<br />
sowohl bei <strong>der</strong> Bewegung des Hallenkrans und beim<br />
Manövrieren <strong>der</strong> Motoren durch <strong>die</strong> Montageluke als auch<br />
beim Absetzen <strong>der</strong> Antriebe auf den da<strong>für</strong> vorgesehenen<br />
Fundamenten im Maschinenraum. Innerhalb von gut an<strong>der</strong>thalb<br />
Stunden gelingt <strong>die</strong>ser Vorgang bei beiden Motoren. Die<br />
Arbeit ist damit aber nicht erledigt <strong>–</strong> in den folgenden Tagen<br />
werden <strong>die</strong> Maschinen auf dem Getriebe und <strong>der</strong> Welle zum<br />
Propeller millimetergenau ausgerichtet. Erst dann folgt <strong>die</strong><br />
feste Verbindung mit den Fundamenten.<br />
26<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong>
SK 42 ist das sechste Schiff <strong>der</strong> völlig neu<br />
konstruierten 28-Meter-Klasse. Die 28-Meter-Einheiten<br />
sind wie alle Seenotrettungskreuzer<br />
<strong>der</strong> DGzRS als Schweißkonstruktion<br />
ganz aus seewasserbeständigem<br />
Leichtmetall im bewährten Netzspantensystem<br />
gebaut. Sie zeichnen sich durch<br />
ihre hohe Seetüchtigkeit und ihre selbstaufrichtenden<br />
Eigenschaften aus.<br />
Bei <strong>die</strong>ser <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schiffe <strong>der</strong> DGzRS typischen<br />
Bauweise sind <strong>die</strong> Längs- und Querspanten<br />
<strong>–</strong> abhängig von <strong>der</strong> Schiffsgröße<br />
<strong>–</strong> nicht weiter als maximal 50 Zentimeter<br />
voneinan<strong>der</strong> entfernt und bilden somit ein<br />
enges, festes Netz, auf das <strong>die</strong> Beplattung<br />
aufgebracht wird. Seit 1967 werden<br />
alle Seenotrettungskreuzer <strong>der</strong> DGzRS<br />
ausschließlich aus Aluminium gebaut, was<br />
erheblich Gewicht spart und dadurch geringere<br />
Motorenleistungen erfor<strong>der</strong>t.<br />
Beide Hauptmaschinen<br />
sind mit ihren jeweils<br />
fast 2.000 PS wahre<br />
Kraftpakete.<br />
Zu den augenfälligsten Neuerungen gehören<br />
<strong>–</strong> wie schon bei dem 36,5 Meter<br />
langen Seenotrettungskreuzer HARRO<br />
KOEBKE <strong>–</strong> das vollständig geschlossene<br />
Enge Luke: Die Mitarbeiter <strong>der</strong> Fassmer Werft lassen<br />
den rund 3,8 Tonnen schweren Steuerbord<strong>motor</strong><br />
langsam in den Maschinenraum hinunter.<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong><br />
27
Deckshaus (Ausguckpositionen <strong>für</strong> Sucheinsätze sind an<br />
<strong>der</strong> Achterkante des Aufbaus vorhanden) und ein Mehrzweckraum<br />
mit Bordhospital, getrennt von <strong>der</strong> Messe.<br />
In <strong>der</strong> <strong>für</strong> Seenotrettungskreuzer typischen Heckwanne<br />
führen <strong>die</strong> Schiffe <strong>der</strong> neuen Klasse ein gut acht Meter<br />
langes Tochterboot mit sich.<br />
Stationiert werden <strong>die</strong> 28-Meter-Seenotrettungskreuzer<br />
an wichtigen Küstenpunkten, gerade auch zur Sicherung<br />
<strong>der</strong> Großschifffahrtswege. Ihr Einsatzgebiet ist das Küstenvorfeld<br />
ebenso wie <strong>die</strong> hohe See<strong>–</strong> bei jedem Wetter<br />
und auch unter extremsten Bedingungen.<br />
Das Typschiff hatten <strong>die</strong> Seenotretter zu ihrem 150-jährigen<br />
Bestehen Ende Mai 2015 auf den Namen ERNST MEI-<br />
ER-HEDDE getauft und auf Amrum stationiert. Der Neubau<br />
ist <strong>für</strong> den Darß bestimmt. Er wird im Rahmen <strong>der</strong> notwendigen<br />
ständigen Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Rettungsflotte <strong>die</strong> THEO<br />
FISCHER, einen Seenotrettungskreuzer <strong>der</strong> 23,1-Meter-Klasse<br />
ablösen. Diese wie<strong>der</strong>um soll künftig ohne feste<br />
Station immer dort zum Einsatz kommen, wo an<strong>der</strong>e Seenotrettungskreuzer<br />
vertreten werden müssen, zum Beispiel<br />
während turnusgemäßer Generalüberholungen. Auch <strong>der</strong><br />
neue Seenotrettungskreuzer NIS RANDERS wird, wie <strong>die</strong><br />
gesamte Arbeit <strong>der</strong> DGzRS, ausschließlich durch Spenden<br />
finanziert. Ohne jeglichen Cent Steuergel<strong>der</strong> arbeiten <strong>die</strong><br />
Seenotretter frei von an<strong>der</strong>weitigen Interessen und vollkommen<br />
unabhängig.<br />
Die Rettungseinheiten sind <strong>für</strong> extreme Wetter- und Seegangsbedingungen<br />
ausgelegt. Sie sind sogenannte<br />
Selbstaufrichter: Sollten sie kentern, richten sie sich selbstständig<br />
wie<strong>der</strong> auf. Die Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> MTU-Maschinen<br />
ist <strong>die</strong> Fähigkeit, auch bei großen Krängungswinkeln <strong>–</strong> also<br />
großen Schräglagen <strong>–</strong> weiterzulaufen. Das macht das sogenannte<br />
„Rough Kit“ möglich: Dazu gehören eine vertiefte<br />
Ölwanne mit Dämpfungsschotten, eine geän<strong>der</strong>te Kurbelraumentlüftung<br />
sowie eine angepasste Motorsteuerung. Ein<br />
spezielles Automationssystem überwacht und steuert den<br />
Antrieb sicher bei extremer See mit großen Krängungen.<br />
(Text und Bil<strong>der</strong> <strong>–</strong> DGzRS)<br />
TECHNISCHE DATEN DER 28-METER-KLASSE<br />
Länge: 27,90 m,<br />
Breite: 6,20 m,<br />
Tiefgang: 1,95 m,<br />
Geschwindigkeit:<br />
24,0 kn,<br />
Verdrängung: 120 t,<br />
Reichweite:<br />
ANTRIEBSANLAGEN<br />
ca. 600/800 sm.<br />
2 x MTU 16V 2000 M72, je 1.440 kW/1.958 PS,<br />
zusammen 2.880 kW/3.916 PS<br />
2 x ZF 5000D Schiffswendegetriebe, Schleichfahrteinrichtung;<br />
Bugstrahlanlage, 75 kW/102 PS<br />
Tochterboot: 1 x Steyr SE 236 E40, 170 kW/231 PS<br />
Fotos: Die Seenotretter <strong>–</strong> DGzRS/Jörg Sarbach<br />
Maschinist Martin Thegler steht zwischen<br />
den beiden Hauptmaschinen, <strong>die</strong> den<br />
Seenotrettungskreuzer NIS RANDERS<br />
später mit ihren fast 4.000 PS auf bis zu<br />
24 Knoten beschleunigen werden.<br />
Hier geht´s zur<br />
Spendenseite<br />
<strong>der</strong> Seenotrettung<br />
28<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong>
Spende und werde ein Teil von uns.<br />
seenotretter.de<br />
Einsatzberichte, Fotos, Videos und<br />
Geschichten von <strong>der</strong> rauen See erleben:<br />
#teamseenotretter<br />
Spendenfinanziert
ÖLWECHSEL<br />
Text: Christian Schnei<strong>der</strong> / Fotos: Liqui Moly<br />
30<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong>
Synthetisch o<strong>der</strong> mineralisch, billig o<strong>der</strong> teuer, Additive<br />
hin o<strong>der</strong> her <strong>–</strong> nicht selten wird an den Stammtischen<br />
und den Clubhaustresen <strong>die</strong> Meinung vertreten, dass<br />
<strong>die</strong> verschiedenen Öle letztlich nur ein Versuch <strong>der</strong><br />
Hersteller sind, dem Verbraucher tief in <strong>die</strong> Tasche zu<br />
greifen. „Als „Beweis“ wird dabei häufig angeführt, man<br />
würde schon seit Jahren immer nur das Billigste in den<br />
Motor füllen und „…<strong>der</strong> läuft einwandfrei“. Doch wer<br />
genau hinschaut, dem wird klar: Die Frage nach dem<br />
richtigen Öl ist nicht in einem Satz beantwortet:<br />
„Billig“ ist nicht egal und „teuer“ nicht gleich gut: Wer<br />
lange Freude an seinem Motor haben möchte, <strong>der</strong><br />
sollte das passende Öl sorgfältig aussuchen.<br />
Basisöle<br />
Stephan Weissinger, Anwendungstechniker beim Additivund<br />
Schmierstoff-Hersteller Liqui Moly aus Ulm erklärt: „Öle<br />
bestehen im Grundsatz aus den sogenannten Basisölen<br />
o<strong>der</strong> auch Grundölen und einem dem Verwendungszweck<br />
und den Spezifikationen <strong>der</strong> Motorenhersteller entsprechenden<br />
Additivpaket.“ Ausgangsprodukt <strong>die</strong>ser Basisöle<br />
ist Erdöl. Bei <strong>der</strong> Herstellung werden <strong>–</strong>vereinfacht dargestellt<br />
<strong>–</strong> durch unterschiedlich aufwendige Verfahren als<br />
Endprodukte entwe<strong>der</strong> sog. Raffinate, Hydrocracköle o<strong>der</strong><br />
vollsynthetische Kohlenwasserstoffe (auch Polyalphaolefine)<br />
gewonnen. Dabei sind <strong>die</strong> Raffinate <strong>die</strong> am einfachsten<br />
und damit am preiswertesten herzustellenden Basisöle.<br />
Aufgrund ihres niedrigen Viskositätsindex, einer starken<br />
Verän<strong>der</strong>ung ihrer Viskosität bei Temperaturän<strong>der</strong>ungen,<br />
sind sie nur <strong>für</strong> Einbereichs-Öle, also nur <strong>für</strong> einen Temperaturbereich<br />
z.B. als Sommer- o<strong>der</strong> Winteröl, geeignet. Durch<br />
<strong>die</strong> Zugabe von Additiven <strong>die</strong> den Viskositätsindex verbessern,<br />
sog. VI-Verbesserern, können sie aber zum Mehrbereichs-Öl<br />
entwickelt werden.<br />
Der Vorteil <strong>der</strong> Hydrocracköle und <strong>der</strong> vollsynthetischen<br />
Kohlenwasserstoffe gegenüber den Raffinaten ist <strong>die</strong> gleichmäßigere<br />
Zusammensetzung,<br />
<strong>die</strong> höhere Alterungsbeständigkeit,<br />
<strong>die</strong><br />
u.U. längere Ölwechselintervalle<br />
erlaubt, sowie <strong>der</strong><br />
geringere Verdampfungsverlust<br />
bei hohen Temperaturen,<br />
<strong>der</strong> sich auf den<br />
verdunstungslbedingten<br />
Öl-Verbrauch auswirkt.<br />
Auch das Kaltstartverhalten<br />
und <strong>die</strong> Tieftemperatureigenschaften<br />
sind<br />
deutlich besser als bei Stephan Weissinger ist als Anwendungstechniker<br />
den einfacheren Raffinaten.<br />
Als weiteres Basisöl<br />
dicht an <strong>der</strong> Praxis im Team vom Schmierstoff- und<br />
Additivhersteller Liqui Moly. (Foto: Schnei<strong>der</strong>)<br />
kommt bei sehr preiswerten<br />
Ölen auch das sog.<br />
Zweitraffinat zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um aufbereitete<br />
Altöle. „Allerdings sind solche Produkte im richtigen<br />
Fachhandel meistens gar nicht zu finden, son<strong>der</strong>n werden<br />
nur im Billig-Sortiment großer Handelsketten verkauft“, erklärt<br />
Stephan Weissinger.<br />
Schmieren, kühlen, dichten, schützen<br />
„Das Schmieren <strong>der</strong> Motorenteile und damit <strong>der</strong> Schutz vor<br />
Verschleiß ist eine <strong>der</strong> Hauptaufgaben eines Motorenöls.<br />
Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist <strong>die</strong> Kühlung, indem <strong>die</strong><br />
Wärme aus dem Verbrennungsvorgang aus dem Inneren<br />
des Motors mit dem Öl ins Kurbelgehäuse o<strong>der</strong> auch zu einem<br />
Ölkühler abgeleitet wird. Weitere Aufgaben sind z.B. <strong>die</strong><br />
Abdichtung des Ringspalts zwischen Kolben und Zylin<strong>der</strong><br />
sowie <strong>der</strong> Schutz vor Ablagerungen“, umreißt Weissinger<br />
das Aufgabengebiet eines Motorenöls. „Beson<strong>der</strong>s wichtig<br />
gerade <strong>für</strong> Boots<strong>motor</strong>en, <strong>die</strong> auch über einen längeren<br />
Zeitraum nicht genutzt werden, ist zudem <strong>der</strong> Korrosionsschutz“,<br />
so Weissinger. „Durch <strong>die</strong> seltene Nutzung kommt<br />
es zwangsläufig zum Kondenswasser- aber auch zum Kraftstoffeintrag<br />
ins Öl. Ein hochwertiges Öl ist alterungsstabil<br />
und kann so etwas länger neutralisieren und ist daher auch<br />
länger antikorrosiv wirksam“, erklärt <strong>der</strong> Techniker.<br />
Wichtig ist auch, dass <strong>die</strong> Öle gut dichtungsverträglich sind,<br />
so dass Motordichtungen nicht verspröden, schrumpfen o<strong>der</strong><br />
erweichen. Zudem muss das Öl sowohl im kalten als auch<br />
im heißen Zustand <strong>die</strong> optimale Viskosität aufweisen, damit<br />
<strong>der</strong> korrekte Öldruck erreicht wird. Ist <strong>der</strong> durch ein zu zähflüssiges<br />
Öl zu hoch, können ihm <strong>die</strong> Dichtungen u.U. nicht<br />
standhalten. Ist er zu niedrig, droht ein Schmierfilmabriss mit<br />
erhöhtem Verschleiß und ggf. ein kapitaler Motorschaden.<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong><br />
31
Hier dreht sich nichts mehr: Der Motor war nur ein<br />
Jahr außer Betrieb. Billiges Öl konnte den Korrosionsschutz<br />
nicht gewährleisten. Kondenswasser<br />
hat das Öl mit dicken, schaumigen Ablagerungen<br />
völlig unbrauchbar gemacht. Ergebnis: Kapitaler<br />
Motorschaden.<br />
Additive<br />
Für <strong>die</strong> Herstellung späterer Motorenöle werden <strong>die</strong> Basisöle<br />
entwe<strong>der</strong> rein o<strong>der</strong> auch in Mischungen untereinan<strong>der</strong><br />
später mit Additiven versetzt. Erst das richtige Additivpaket<br />
macht aus einem Basisöl ein gutes Motoren- o<strong>der</strong> Getriebeöl.<br />
„Die Additivpakete werden hier maßgeschnei<strong>der</strong>t, damit<br />
das Endprodukt Motoröl <strong>die</strong> jeweiligen Herstelleranfor<strong>der</strong>ungen<br />
erfüllt.“, so Stephan Weissinger. Lange Testläufe unter<br />
anspruchsvollen Bedingungen sind nötig, um <strong>die</strong> genaue<br />
Spezifikation festzulegen. Die Freigaben nach den unterschiedlichen<br />
Normen und <strong>der</strong> richtigen Viskosität sind auf<br />
<strong>der</strong> Ölflasche und im Motorenhandbuch verzeichnet.<br />
„Entscheidend ist hier das Gesamtpaket“, so Weisssinger<br />
und tritt dem Eindruck entgegen, dass ein teures Öl automatisch<br />
das bessere, richtige Öl ist. „Das Öl ist quasi ein<br />
flüssiges Ersatzteil. Es muss zum Motor passen. Für älteren<br />
Motoren kann ein einfaches, mineralisches Öl mit den passenden<br />
Additiven durchaus eine gute Wahl sein.“<br />
Gestiegene Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
Aufgrund <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>neren Fertigungstechniken, neuer Materialien<br />
und Legierungen haben aber z.B. <strong>die</strong> Bauteile mo<strong>der</strong>ner<br />
Motoren geringere Fertigungstoleranzen als ältere<br />
Modelle, arbeiten <strong>die</strong> Motoren mit höheren Betriebsdrücken,<br />
Temperaturen o<strong>der</strong> Drehzahlen und haben <strong>–</strong> bei <strong>der</strong> Verwendung<br />
des passenden Öls <strong>–</strong> deutlich längere Ölwechselintervalle,<br />
was nicht zuletzt auch <strong>der</strong> Umwelt zugutekommt.<br />
Dadurch än<strong>der</strong>n sich aber auch <strong>die</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an <strong>die</strong><br />
Deutliche Verschleißspuren<br />
und Schäden an Laufbuchse<br />
und Nockenwelle. Auch <strong>die</strong>ser<br />
Motor wurde konstant mit<br />
falschem Öl gefahren.<br />
32 Ausgabe 2/<strong>2021</strong>
Viskositäts-Klassifikation<br />
Mo<strong>der</strong>ne Motoren sind effiziente<br />
und zuverlässige Aggregate, <strong>die</strong><br />
mit mo<strong>der</strong>nen Ölen betrieben<br />
werden sollten, <strong>die</strong> den Hersteller-Spezifikationen<br />
entsprechen.<br />
(Fotos: Volvo Penta / Tohatsu)<br />
Motoröl wird u.a. in Viskositätsklassen durch <strong>die</strong> sogenannte<br />
SAE-Angabe (Society of Automotive Engineers) eingeteilt. Bei<br />
<strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Viskositätsklasse des Öls sollten <strong>die</strong> Vorgaben <strong>der</strong><br />
Motorenhersteller beachtet werden, damit beim Betrieb <strong>der</strong> korrekte<br />
Öldruck im Motor sichergestellt ist. Ein zu hoher Öldruck<br />
kann <strong>die</strong> Motordichtungen schädigen und ggf. zum Ölaustritt/<br />
Durchfluss führen, ein zu niedriger Öldruck birgt <strong>die</strong> Gefahr, dass<br />
<strong>die</strong> Schmierung <strong>der</strong> im Motor verwendeten Lager nicht gewährleistet<br />
ist.<br />
Mo<strong>der</strong>ne Motoröle sind heute Mehrbereichsöle, im Gegensatz zu<br />
früheren Zeiten in denen in Sommer- und Winteröle ( = Einbereichsöle)<br />
unterschieden wurde. Daher erfolgt heute <strong>die</strong> Angabe mit<br />
zwei Zahlen. Je größer <strong>die</strong> Zahlen sind, desto zähflüssiger ist das<br />
Ö, je kleiner <strong>die</strong> Zahlen, desto dünnflüssiger ist es. Die erste Zahl<br />
mit einem einem ‚W‘ steht <strong>für</strong> ‚Winter‘ und gibt verschlüsselt an, bis<br />
zu welcher Temperatur das Öl unter den SAE-Bedingungen noch<br />
pumpbar ist. Die zweite Zahl <strong>für</strong> <strong>die</strong> Hochtemperatur-Viskosität gibt<br />
Aufschluss über das Fließverhalten bei einer Temperatur von 100<br />
Grad Celsius an.<br />
Tipps zum richtigen Öl unter: www.liqui-moly.de/produkte/oelwegweiser-fuer-privatkunden.html<br />
Motoröl<br />
Tiefsttemperatur, bei <strong>der</strong> das Öl nach<br />
SAE J 300 noch pumpbar ist.<br />
SAE 0W −40 °C<br />
SAE 5W −35 °C<br />
SAE 10W −30 °C<br />
SAE 15W −25 °C<br />
SAE 20W −20 °C<br />
SAE 25W −15 °C<br />
Motoröl min. Viskosität bei 100 °C<br />
Fähigkeiten des Öls z.B. hinsichtlich <strong>der</strong> Viskosität, <strong>der</strong> Wärmeleitfähigkeit,<br />
<strong>der</strong> Druck- und Altersstabilität.<br />
Die negativen Auswirkungen eines falschen Öls machen sich<br />
aber zumeist nicht schlagartig bemerkbar. Kaum ein Motor<br />
wird daher sofort mit einem Kolbenfresser verrecken, nur weil<br />
einmal das falsche Öl verwandt wurde. Auf <strong>die</strong> Dauer sind<br />
<strong>die</strong> Auswirkungen jedoch relevant: Neben einem höheren<br />
Ölverbrauch, erhöhtem Verschleiß an Lagern, Nocken- und<br />
Kurbelwelle, Ablagerungen und Rückständen stehen auch<br />
eine vermin<strong>der</strong>te Laufruhe sowie ein erhöhter Brennstoffverbrauch<br />
und eine geringere Motorleistung auf <strong>der</strong> Sollseite<br />
dem niedrigeren Preis des Billig-Öls gegenüber.<br />
SAE 16<br />
SAE 20<br />
SAE 30<br />
SAE 40<br />
SAE 50<br />
SAE 60<br />
5,6 mm²/s<br />
6,9 mm²/s<br />
9,3 mm²/s<br />
12,5 mm²/s<br />
16,3 mm²/s<br />
21,9 mm²/s<br />
Viskositätsklasse <strong>–</strong><br />
Hier: Pumpbar nach SAE bis -30 0 C<br />
Viskosität bei 100 0 C = 12,5 mm 2 /s<br />
Da <strong>die</strong>s ein schleichen<strong>der</strong> Prozess ist, fällt er vielen Nutzern<br />
erstmal nicht auf. Bedenkt man jetzt allerdings noch <strong>die</strong><br />
absehbar geringere Lebensdauer des Motors, wird schnell<br />
klar: Will man hier nicht am falschen Ende sparen, dann ist<br />
es Zeit <strong>für</strong> einen echten Ölwechsel.<br />
www.<strong>motor</strong>bootonline.de<br />
Freigaben gemäß Hersteller-<br />
Spezifikationen<br />
Bei <strong>der</strong> Auswahl des richtigen Öls sollten <strong>die</strong> Angaben auf <strong>der</strong> Ölflasche z.B.<br />
mit den Angaben aus dem Motorenhandbuch o<strong>der</strong> einem Online-Ölwegweiser<br />
verglichen werden.<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong><br />
33
Motoren soweit das Auge reicht:<br />
Auf engstem Raum sind alle acht<br />
Motoren so platzsparend untergebracht,<br />
dass noch ausreichend<br />
Platz <strong>für</strong> Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten<br />
bleibt<br />
Motoren<br />
zum<br />
Leben<br />
retten<br />
8Genauso wie <strong>der</strong> Hamburger<br />
Hafen wächst, wachsen auch<br />
<strong>die</strong> Aufgaben <strong>der</strong> Feuerwehr.<br />
Text und Bil<strong>der</strong> <strong>–</strong> Tim Baumann (BEPOINT)<br />
34<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong>
In <strong>der</strong> fortlaufenden Reihe „Motoren <strong>für</strong> Lebensretter“ berichten<br />
wir von speziellen Einsatzfahrzeugen <strong>der</strong> Feuerwehr,<br />
des DRK, des THW und vielen mehr und den darin<br />
verbauten Motoren, welche meist <strong>für</strong> <strong>die</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Bereiche speziell konzipiert sind. Das Beson<strong>der</strong>e hier <strong>–</strong> <strong>die</strong><br />
Branddirektor Westphal besitzt gleich acht solcher Hochleistungs<strong>motor</strong>en.<br />
Der C 32 ACERT SWAC Motor<br />
<strong>der</strong> Firma Caterpillar in <strong>der</strong><br />
Son<strong>der</strong>lackierung RAL 3001 (rot)<br />
Bei <strong>der</strong> Berufsfeuerwehr Hamburg steht, mit 43 Meter Länge<br />
und 10 Meter Breite, das größte Löschschiff Europas <strong>–</strong> <strong>die</strong><br />
Branddirektor Westphal. Dauerhaft besetzt mit vier Mann<br />
und ausgelegt, um weitere 32 Feuerwehrmänner und Frauen<br />
an <strong>die</strong> Einsatzstelle zu bringen. Damit <strong>die</strong> immer häufiger<br />
auftretenden Großeinsätze und <strong>die</strong> steigenden Arbeiten<br />
perfekt gemeistert werden können, wurde 2019 <strong>die</strong> Branddirektor<br />
Westphal im Hamburger Hafen in Betrieb genommen.<br />
Direkt an <strong>der</strong> Einfahrt zum Hafen Hamburg wurde <strong>die</strong> Branddirektor<br />
Westphal strategisch so stationiert, dass sie durch<br />
eingebaute Messsensoren austretende Gefahrstoffe noch<br />
vor Befahren des Hafens meldet und somit ein schnelles<br />
Eingreifen ermöglicht.<br />
Ausgerüstet ist das Löschschiff mit einer eigenen Einsatzleitzentrale,<br />
von <strong>der</strong> aus größere Einsätze koordiniert und<br />
gemanagt werden können, einem Sonar zur Suche nach<br />
Schiffbrüchigen, mehreren HD Kameras und Wärmebildkameras<br />
um z.B. Uferbereiche nach Vermissten abzusuchen<br />
o<strong>der</strong> Glutnester und Brandherde zu ermitteln, einer kompletten<br />
Löschfahrzeug (LF) Beladung, einer Sanitätsstation<br />
Die „Branddirektor Westphal“ an ihrem Liegeplatz<br />
an <strong>der</strong> Einfahrt zum Hamburger Hafen.<br />
Ihren Namen verdankt sie dem ersten Branddirektor<br />
<strong>der</strong> Hansestadt nach dem zweiten<br />
Weltkrieg: Johannes Westphal<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong><br />
35
welche baugleich eines Hamburger Krankenwagens aufgebaut<br />
ist und vier Hochleistungstauchpumpen, um havarierte<br />
Schiffe und Boote trockenzulegen.<br />
Um vor Ort möglichst schnell einen effektiven Löscherfolg<br />
zu erzielen, besitzt <strong>die</strong> Branddirektor Westphal sechs fest<br />
verbaute Wasserwerfer, welche bei voller Pumpenleistung<br />
120.000 l/min abgeben können (2.000 l/sec). Bevor <strong>die</strong>se<br />
Massen an Wasser erstmal abgegeben werden können,<br />
muss <strong>die</strong> komplette Löschanlage entlüftet und gefüllt<br />
werden. Das Fassungsvermögen beträgt alleine hier rund<br />
16.000 Liter Wasser.<br />
Um <strong>die</strong>se Massen an Wasser för<strong>der</strong>n zu können, besitzt<br />
<strong>die</strong> Branddirektor Westphal drei FiFi-Diesel (Fire Fighting<br />
Water Pump) C 32 ACERT SWAC Caterpillar Motoren mit<br />
einer Nennleistung von 1.193 bkW (1.622 PS) bei 1.800 U/<br />
min. Je<strong>der</strong> <strong>die</strong>ser Motoren treibt eine Pumpe mit einer För<strong>der</strong>leistung<br />
von 2.440 m³/h bei 14 mWC (meter Water Column<br />
/ Meter Wassersäule) an. Zusammen bringen <strong>die</strong> drei<br />
Motoren ein Gesamtgewicht von fast zehn Tonnen auf <strong>die</strong><br />
Waage. Diese enorme Pumpenleistung ermöglicht bei <strong>der</strong><br />
Wasserabgabe eine Reichweite von bis zu 180 m Weite und<br />
110 m Höhe und gewährleistet somit, aus sicherer Entfernung<br />
<strong>die</strong> Brandbekämpfung vorzunehmen.<br />
Um das 18 Million teure Löschschiff schnellstmöglich von<br />
A nach B zu bringen, wurden zwei C 16 ACERT SCAC Antriebs<strong>motor</strong>en<br />
<strong>der</strong> Firma Caterpillar verbaut. Diese ermöglichen<br />
mit einer Gesamtleistung von rund 1.360 PS, das Schiff<br />
bis auf zwölf Knoten (mehr als 22 km/h) zu fahren. Zwei<br />
TECHNISCHE DATEN C 32 ACERT SWAC<br />
(SEA WATER AIR CONDITIONING)<br />
Leistungsbereich<br />
Drehzahlbereich<br />
Emission<br />
Ansaugsystem<br />
Bohrung<br />
Hub<br />
Hubraum<br />
Ausführung<br />
Drehung auf Schwungradseite<br />
Abmessung und Gewicht<br />
Max. Höhe<br />
Max. Breite<br />
Max. Länge<br />
Trockengewicht<br />
559 - 1.342 bkW (760 <strong>–</strong> 1.825 PS)<br />
1.600 <strong>–</strong> 2.300 U/min<br />
EPA Tier 3, IMO II, EU IW<br />
TTA<br />
145 mm<br />
162 mm<br />
32.1 l<br />
V-12-Viertakt-Diesel<strong>motor</strong><br />
Entgegen dem Uhrzeigersinn<br />
1.587 mm<br />
1.528 mm<br />
2.284 mm<br />
3.152 kg<br />
Beladen wie ein Löschfahrzeug:<br />
Neben spezieller Ausrüstung zur<br />
Brandbekämpfung von Schiffen<br />
findet hier auch eine komplette<br />
LF-Beladung Platz.<br />
Der C 18 ACERT SCAC Motor <strong>der</strong><br />
Firma Caterpillar in <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>lackierung<br />
RAL 7031 (blaugrau)<br />
36<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong>
Bugstrahlru<strong>der</strong> und zwei Schottel SRP 190 Ru<strong>der</strong>propeller<br />
ermöglichen eine perfekte Kraftumsetzung <strong>der</strong> Motoren und<br />
setzen das 560 Tonnen schwere Schiff in Bewegung.<br />
TECHNISCHE DATEN C 18 ACERT SCAC<br />
(SEA CIRCUID AFTER COOLING)<br />
Leistungsbereich<br />
Drehzahlbereich<br />
Emission<br />
Ansaugsystem<br />
Bohrung<br />
Hub<br />
Hubraum<br />
Ausführung<br />
Drehung auf Schwungradseite<br />
Abmessung und Gewicht<br />
Max. Höhe<br />
Max. Breite<br />
Max. Länge<br />
Trockengewicht<br />
350 - 747 bkW (476 <strong>–</strong> 1.052 PS)<br />
1.800 <strong>–</strong> 2.300 U/min<br />
EPA Tier 3 Gewerbe, IMO II, EU IW<br />
TA, TTA<br />
145 mm<br />
183 mm<br />
18.1 l<br />
6-Zylin<strong>der</strong>-4-Takt-Reihen<strong>die</strong>sel<br />
Entgegen dem Uhrzeigersinn<br />
1.300 mm<br />
1.204 mm<br />
2.284 mm<br />
1.931 kg<br />
Zwei Hafen<strong>die</strong>sel C 18 ACERT SCAC treiben jeweils einen<br />
Generator <strong>der</strong> Fa. Mecc Alte an, mit einer Leistung von 450<br />
ekW / 563 kVA (Spannung 400 V ; Frequenz 50 Hz).<br />
Vervollständigt werden <strong>die</strong> Motoren durch einen C 4.4<br />
ACERT DITA Caterpillar Hafen<strong>die</strong>sel.<br />
TECHNISCHE DATEN C 4.4 ACERT DITA<br />
(DARWIN INFORMATION TYPING ARCHITECTURE)<br />
Max. Leistung<br />
Nenndrehzahl<br />
Ansaugsystem<br />
Bohrung<br />
Hub<br />
Hubraum<br />
Ausführung<br />
Drehung auf Schwungradseite<br />
106 kW (144 PS)<br />
2.200 U/min<br />
TA<br />
105 mm<br />
127 mm<br />
4,4 l<br />
4-Zylin<strong>der</strong>-4-Takt-Reihen<strong>die</strong>sel<br />
Entgegen dem Uhrzeigersinn<br />
Sämtliche Details zum Verbrauch,<br />
<strong>der</strong> Betriebstemperatur bis hin<br />
zur Drehzahl lassen sich übersichtlich<br />
ablesen.<br />
Der Hafen<strong>die</strong>sel treibt einen Generator <strong>der</strong> Fa. Mecc Alte an, mit<br />
einer Leistung von 99 ekW / 124 kVA (Spannung 400 V ; 50 Hz).<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong><br />
37
Selbst <strong>der</strong> genau Füllstand <strong>der</strong><br />
sechs Kraftstofftanks lässt sich<br />
mühelos überblicken.<br />
Damit es nicht zu Versorgungsengpässen bei den Motoren<br />
kommt, kann <strong>die</strong> Branddirektor Westphal bis zu 60.000 Liter<br />
Kraftstoff im Rumpf des Schiffs speichern und sorgt somit<br />
auch bei langwierigen Einsätzen <strong>für</strong> ausreichend „Sprit“.<br />
Um das Schiff mit <strong>der</strong> Mannschaft von gerade mal vier Feuerwehrmännern<br />
auch be<strong>die</strong>nen zu können, werden alle Motoren<br />
von einem eigenen Be<strong>die</strong>npult gesteuert. Hier laufen<br />
alle wichtigen Informationen wie <strong>die</strong> Füllmenge des Treibstofftanks,<br />
Informationen <strong>der</strong> Abgasreinigungsanlage, <strong>der</strong><br />
Treibstoffversorgung usw. zusammen. Des weiteren kann<br />
man von <strong>die</strong>sem Be<strong>die</strong>nplatz <strong>die</strong> Außenbeleuchtung und <strong>die</strong><br />
Kameras bis hin zu Scheibenrollos und -heizung steuern.<br />
Um <strong>die</strong> Hochleistungs-Löschmonitore zuverlässig steuern<br />
zu können, wurden <strong>die</strong> SIRIUS Hybrid-Schalttechnik in<br />
Verbindung mit Motorstartern vom Typ SIMATIC ET 200SP<br />
verbaut. Durch <strong>die</strong> schmale Bauweise finden <strong>die</strong> Steuerelemente<br />
in nur einem Schaltschrank ihren Platz.<br />
38<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong>
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Abgekühlt<br />
Kielrohrkühlung an einem Arbeitsschiff. Das<br />
umspülende Außenwasser kühlt das WAsser<br />
in den Rohren des inneren Kreislaufs.<br />
Eigner von Schiffen und Yachten <strong>die</strong> im Winterbetrieb<br />
o<strong>der</strong> in stark verschmutzten, schlickhaltigen o<strong>der</strong> verkrauteten<br />
Gewässern eingesetzt werden, plagt nicht<br />
selten ein gefährliches Problem: Bei Eisgang o<strong>der</strong> starker<br />
Wasserverschmutzung durch Schwebstoffe, Kraut<br />
o.ä. kann sich <strong>der</strong> Seewasserzufluss <strong>für</strong> das Kühlwasser<br />
zusetzen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Seewasserfilter kann verstopfen.<br />
Jetzt auch mit Kielkühlung:<br />
Die Volvo Penta D4 und<br />
D6 Motoren<br />
Damit ist eine wirkungsvolle Kühlung des Motors aufgrund<br />
des fehlenden Frischwassers nicht mehr möglich,<br />
und es droht <strong>die</strong> Überhitzung des Aggregats, ggf.<br />
bis zum Totalschaden o<strong>der</strong> einem Brand im Motorraum.<br />
Ein Grund weshalb in <strong>der</strong> kommerziellen Schifffahrt<br />
häufig <strong>die</strong> sogenannte Kielkühlung installiert ist, <strong>die</strong> ein<br />
hohes Maß an Betriebssicherheit aufweist.<br />
Die meisten Diesel<strong>motor</strong>en <strong>für</strong> Boote und Yachten werden<br />
heute mit Wärmetauscherkühlung geliefert. Dieses Kühlsystem<br />
mit einem inneren und einem äußeren Kühlkreislauf<br />
hat <strong>die</strong> veraltete Einkreiskühlung, bei <strong>der</strong> Seewasser<br />
von außenbords durch den Kühlkreislauf des Motors geleitet<br />
wurde, weitestgehend abgelöst. Bei <strong>die</strong>ser Zweikreiskühlung<br />
wird Seewasser von außenbords durch einen<br />
Wärmetauscher gepumpt, kühlt dort einen zweiten, inneren<br />
Kühlkreislauf, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um den Motorblock kühlt. Anschließend<br />
wird es mit den Motorabgasen gemischt und<br />
dann über das Abgassystem abgeleitet. Der innere Kreislauf<br />
ist somit in sich abgeschlossen und kann mit frostsicherem,<br />
antikorrosiv wirkendem Kühlmittel gefüllt werden.<br />
Damit wird im Winter ein Auffrieren des Motorblocks ver-<br />
40 Ausgabe 2/<strong>2021</strong>
hin<strong>der</strong>t und <strong>der</strong> Motor kann mit höherer Kühlmitteltemperatur<br />
gefahren werden. Er kommt so auf eine optimale<br />
und damit umweltschonende Betriebstemperatur. Würde<br />
<strong>der</strong> Motor mit einer Einkreiskühlung ohne Wärmetauscher<br />
gefahren, müsste <strong>der</strong> Motor mit niedrigeren Temperaturen<br />
gefahren werden (unter 55° C), da sonst bei einem Einsatz<br />
in Meerwasser das Salz auskristallisiert und den Kühlkreislauf<br />
auf <strong>die</strong> Dauer verstopft.<br />
Die Kiel-o<strong>der</strong> Außenhautkühlung bietet <strong>die</strong> Vorteile <strong>der</strong><br />
Zweikreiskühlung, hat aber nur einen Kühlkreislauf. Die<br />
Funktion des Wärmetauschers wird von um den Rumpf<br />
gelegten Rohren o<strong>der</strong> einem Plattenkühler <strong>–</strong> quasi einer<br />
geschlossenen z. T. doppelwandig gebauten Außenhaut<br />
<strong>–</strong> unter <strong>der</strong> Wasserlinie i.d.R. am tiefsten Punkt nahe des<br />
Kiels übernommen. Außenkühler können auch nachgerüstet<br />
werden, ihr Volumen und <strong>die</strong> Fläche muss aber exakt<br />
berechnet werden, damit es zu einer ausreichenden Kühlleistung<br />
kommt. Das <strong>die</strong> Rohre o<strong>der</strong> Taschen umspülende<br />
Außenwasser fungiert hier quasi als äußerer Kühlkreislauf<br />
wie bei <strong>der</strong> Zweikreiskühlung. Das Wasser des Kühlkreislaufs,<br />
das sich auf dem Weg durch den Motor erwärmt hat,<br />
wird durch <strong>die</strong> Rohre o<strong>der</strong> Kieltaschen geleitet und von<br />
dem sie außen umspülenden Außenwasser wie<strong>der</strong> soweit<br />
heruntergekühlt, das es auf seinem Weg durch den Motor<br />
erneut seine kühlende Funktion übernehmen kann.<br />
Allerdings gibt Einschränkung: So kann sich eine nachträglich<br />
installierte Außenkühlung strömungsungünstig<br />
auswirken und <strong>die</strong> Fahrleistungen des Bootes u.U. beeinträchtigen.<br />
Bei einer Kielkühlung muss zudem in <strong>der</strong> Regel<br />
mit einer trockenen Abgasanlage, also mit einem heißen<br />
Abgasrohr ähnlich wie bei einem Auto gefahren werden.<br />
Dadurch, dass hier <strong>der</strong> äußere Seewasserkreis fehlt, kann<br />
hier keine sogenannte „nasse“ Abgasanlage verwendet<br />
werden, wie sie bei Booten und Yachten mit Wärmetauscher-Kühlung<br />
üblich ist. Hier werden <strong>die</strong> Abgase dem abströmenden<br />
Seewasser beigemischt und so gekühlt durch<br />
<strong>die</strong> Abgasborddurchführung o<strong>der</strong> durch den Aquamatic<br />
Antrieb geleitet <strong>–</strong> ideal <strong>für</strong> GFK Boote,<br />
denn ein heißes Abgasrohr durch eine<br />
Kunststoffbordwand zu führen, ist aufgrund<br />
<strong>der</strong> ungenügenden Wärmeresistenz<br />
und <strong>der</strong> Brennbarkeit des Materials<br />
nur bedingt möglich. Sie müssen<br />
dann doppelwandig ausgeführt werden<br />
und ggf. zusätzlich gekühlt werden. Auf<br />
Stahl- o<strong>der</strong> Aluminiumschiffen ist <strong>die</strong>s<br />
weniger problematisch.<br />
Die Kielkühlung findet ihren Einsatz vor<br />
allem im kommerziellen Bereich und<br />
eignet sich in erster Linie <strong>für</strong> Verdränger.<br />
Wer aber beispielsweise ein Schiff<br />
aus Stahl o<strong>der</strong> Aluminium hat, bei tiefsten<br />
Wintertemperaturen im Wasser bleiben<br />
will und häufig in stark verschmutzten,<br />
schlickhaltigen o<strong>der</strong> verkrauteten<br />
Gewässern fährt, <strong>für</strong> den ist eine Kielkühlung,<br />
wie sie z.B. Volvo Penta auch<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Motoren <strong>der</strong> D4 und D6 Serie<br />
liefert, optimal.(cs)<br />
Fotos: Aufmacher By Dr. Karl-Heinz<br />
Hochhaus (Own work) [CC-BY-3.0<br />
http://creativecommons.org/licenses/<br />
by/3.0)], via Wikimedia Commons);<br />
Motor: Volvo Penta; Grafik: Schnei<strong>der</strong> /<br />
www.<strong>motor</strong>bootonline.de<br />
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