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Einmal Universitätsklinik und retour - St.Anna Kinderspital

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<strong>Einmal</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>und</strong> <strong>retour</strong><br />

<strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> <strong>Kinderspital</strong>: Entwicklung, Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> organisatorische Vereinigung<br />

Das <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> <strong>Kinderspital</strong> – in den Köpfen vieler ist das die Kinderkrebsklinik<br />

par excellence. Eltern aus Wien <strong>und</strong> Umgebung kennen<br />

<strong>und</strong> schätzen es aber auch wegen der 24-<strong>St</strong><strong>und</strong>en-Notfallambulanz,<br />

denn das <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> bietet zusätzlich ein breites Behandlungsspektrum<br />

für alle Erkrankungen von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen, wofür mehr<br />

als die Hälfte der gesamten Bettenkapazität zur Verfügung steht.<br />

Weniger bekannt sein dürfte hingegen die lange <strong>und</strong> bedeutsame<br />

Geschichte dieser Einrichtung, vor allem aber die Tatsache, dass die<br />

heutige <strong>Universitätsklinik</strong> für Kinder- <strong>und</strong> Jugendheilk<strong>und</strong>e aus dem<br />

<strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> <strong>Kinderspital</strong> hervorgegangen ist. Heute sind die beiden Einrichtungen<br />

wieder enger denn je miteinander verb<strong>und</strong>en, seit 2010<br />

ist das <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> Spital eine Abteilung der Kinderklinik.<br />

1837 in der ehemaligen Vorstadt Schottenfeld, heute Kaiserstraße<br />

36, gegründet, war das <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> das erste <strong>Kinderspital</strong> Österreichs<br />

<strong>und</strong> das dritte selbstständige Krankenhaus Europas, das sich ausschließlich<br />

um die Ges<strong>und</strong>heit von Kindern bemühte. Seine Entstehung<br />

ging auf die Privatinitiative des ehemaligen Militärarztes Dr. Ludwig<br />

Wilhelm Mauthner zurück, der den humanitären Gedanken verfolgte,<br />

notleidenden kranken Kindern zu helfen. Mit Unterstützung seiner<br />

Frau Juliane, einer reichen Bankierstochter, betrieb er zunächst<br />

eine Einrichtung mit zwölf Betten. R<strong>und</strong> zehn Jahre später sollten<br />

es, dank der Hilfe eines Wohltätigkeitsvereins <strong>und</strong> den Zuwendungen<br />

des Kaiserhauses, bereits zehnmal so viele sein, die in einem neu<br />

errichteten Haus in der jetzigen <strong>Kinderspital</strong>gasse untergebracht<br />

waren. Das Gebäude dient, wenn auch erweitert <strong>und</strong> adaptiert, bis<br />

129


Die Entstehung des<br />

<strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> <strong>Kinderspital</strong>s<br />

geht auf die Privatinitiative<br />

des ehemaligen<br />

Militärarztes Dr. Ludwig<br />

Wilhelm Mauthner<br />

zurück, der den humanitären<br />

Gedanken<br />

verfolgte, notleidenden<br />

kranken Kindern<br />

zu helfen.<br />

130<br />

zum heutigen Tag dem Klinikbetrieb. Der <strong>St</strong>andort war bewusst<br />

gewählt – mitten in einem Bezirk, der dicht von ArbeiterInnen <strong>und</strong><br />

kleinen HandwerkerInnen bewohnt war, in der Nähe von Weingärten,<br />

die für frische Luft sorgten, <strong>und</strong> unweit der <strong>Universitätsklinik</strong>en <strong>und</strong><br />

dem in der Alser <strong>St</strong>raße gelegenen Findelhaus, von wo die meisten<br />

Zuweisungen kamen.<br />

Erster Lehrstuhl für Pädiatrie<br />

Mauthners Hartnäckigkeit ist es auch zu verdanken, dass der erste<br />

Lehrstuhl für Kinderheilk<strong>und</strong>e auf Österreichs Boden geschaffen<br />

wurde. Er wurde zum ersten außerordentlichen Professor für Kinderkrankheiten<br />

ernannt <strong>und</strong> 1850 errichtete man die erste Universitätskinderklinik<br />

Österreichs – im <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong>, das gleichzeitig auch als<br />

allgemeines pädiatrisches Krankenhaus weitergeführt wurde.<br />

Lag der medizinische Schwerpunkt anfangs auf der Behandlung<br />

von epidemisch auftretenden Infektionskrankheiten wie Diphtherie<br />

oder Scharlach, richtete sich um 1900 der Fokus zunehmend auf die<br />

Verringerung der Säuglingssterblichkeit durch medizinische <strong>und</strong><br />

pflegerische Maßnahmen. Ihren Höhepunkt erlebte die Universitätskinderklinik<br />

im <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> <strong>Kinderspital</strong> zwischen 1904 <strong>und</strong> 1911 unter<br />

dem Vorstand Prof. Dr. Theodor Escherich, einem Wissenschaftler<br />

von Weltrang, der intensiv zu Darmerkrankungen forschte <strong>und</strong> neue<br />

Methoden der Bakteriologie <strong>und</strong> Serologie einsetzte. Prof. Escherich<br />

folgte dem Ruf nach Wien, allerdings mit der Auflage, dass eine<br />

neue Universitätskinderklinik nach seinen Vorstellungen gebaut<br />

werden sollte – mit Unterstützung der öffentlichen Hand, aber auch<br />

aus Mitteln des Vereins zur Erhaltung des <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> <strong>Kinderspital</strong>s.<br />

Prof. Escherich erlebte jedoch nur mehr den Rohbau des neuen<br />

Hauses – er starb im Februar 1911 überraschend an einem Schlaganfall.<br />

Einer seiner Assistenten, Prof. Dr. Clemens Freiherr von<br />

Pirquet, sollte an seiner <strong>St</strong>elle die neue, ins Allgemeine Krankenhaus<br />

eingegliederte Universitätskinderklinik leiten, sein Werk fortsetzen<br />

<strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>lage für die inzwischen h<strong>und</strong>ertjährige Geschichte des<br />

Hauses schaffen.<br />

Neues Profil nach der Klinikgründung<br />

Dass das <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> im Anschluss noch weitergeführt wurde, war<br />

keine Selbstverständlichkeit. Nach dem Verlust des <strong>St</strong>atus einer<br />

<strong>Universitätsklinik</strong> musste das Krankenhaus erst wieder sein Profil<br />

neu definieren, vor allem aber ausreichend Mittel finden. Der Trägerverein<br />

überlegte sogar kurzfristig, das <strong>Kinderspital</strong> zu schließen,<br />

entschied sich aber trotz aller Schwierigkeiten für dessen Fortbestand


Das Innere des ersten <strong>Kinderspital</strong>s in Wien zeigt die Dürftigkeit der Ausstattung. – Nach Lesky:<br />

„Unsignierter Holzschnitt aus der Mitte des 19. Jhs.“ Aus Lesky, Originalvorlage im Archiv nicht auffindbar.<br />

Nach Oehme aus der „Illustrierten Zeitung“, Leipzig 1856, S. 160.<br />

<strong>und</strong> die Fortsetzung des sozialmedizinischen Kurses. An Arbeit mangelte<br />

es nicht, im Gegenteil: Laut den <strong>Anna</strong>len war der Zustrom vor<br />

allem armer PatientInnen stärker denn je <strong>und</strong> das <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> mit<br />

seinem allgemeinen pädiatrischen Angebot aus der Wiener Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

einfach nicht mehr wegzudenken. Diese Tatsache,<br />

gepaart mit der Selbstlosigkeit vieler MitarbeiterInnen, war vermutlich<br />

einer der wichtigsten Gründe, warum das <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> die langen nachfolgenden<br />

Jahrzehnte immer überdauerte, auch wenn die Träger oft<br />

wechselten oder ganz fehlten <strong>und</strong> die Finanzierung bis in die 1960er<br />

Jahre auf tönernen Füßen stand. Bezeichnend für das Engagement<br />

<strong>und</strong> die Unentbehrlichkeit des Hauses ist eine Episode aus den<br />

letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges: „Als die Front Wien näher<br />

rückte, sollten […] alle Kinder entlassen <strong>und</strong> das Spital geräumt<br />

werden. Die nahegelegene <strong>Universitätsklinik</strong> war bereits […] evakuiert<br />

worden. Die Schließung des <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> <strong>Kinderspital</strong>s war <strong>und</strong>urchführbar,<br />

da Eltern immer wieder schwerkranke, unabweisbare Kinder zur<br />

Aufnahme brachten, so daß letztlich 40–60 Kinder verblieben. So erwartete<br />

man den Einmarsch der Russen“, berichtete Univ.-Prof. Dr.<br />

Paul Krepler, ehemaliger ärztlicher Leiter des <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> <strong>Kinderspital</strong>s,<br />

in der Festschrift zum 150-jährigen Bestehen des Hauses unter dem<br />

Titel „Das Kind <strong>und</strong> sein Arzt“.<br />

Prof. Dr. Theodor Escherich<br />

131


Besuch von Kaiserin Maria <strong>Anna</strong> <strong>und</strong> Kaiser Ferdinand I. am 10.03.1840 in Mauthners „Erstem <strong>Kinderspital</strong>“ in der<br />

Kaiserstraße 36.<br />

Zu allen Zeiten in der<br />

Geschichte des Spitals<br />

gab es zahlreiche<br />

Berührungspunkte mit<br />

den <strong>Universitätsklinik</strong>en.<br />

132<br />

Nähe zu <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>und</strong> AKH<br />

Die von Mauthner ursprünglich geplante Doppelstrategie, in großem<br />

<strong>St</strong>il armen, kranken Kindern medizinische Versorgung <strong>und</strong> Pflege angedeihen<br />

zu lassen, zugleich aber die wissenschaftliche Pädiatrie voranzutreiben,<br />

konnte lange Zeit kaum gelebt werden, weil dem <strong>St</strong>.<br />

<strong>Anna</strong> die wirtschaftlichen Gr<strong>und</strong>lagen fehlten. Ungeachtet dessen gab<br />

es zu allen Zeiten Berührungspunkte mit den <strong>Universitätsklinik</strong>en des<br />

AKH. Prof. Krepler schreibt in „Das Kind <strong>und</strong> sein Arzt“, dass die von<br />

Mauthner gewählte Nähe zu den <strong>Universitätsklinik</strong>en <strong>und</strong> -instituten<br />

fast von selbst zu Kooperationen geführt habe. „Insbesondere in<br />

den Jahren der größten Notlage 1938-1963 haben alle Kliniken <strong>und</strong><br />

Institute ohne vertragliche Verpflichtung <strong>und</strong> ohne Entgelt mit Konsiliartätigkeit<br />

sowie bei der Durchführung von Spezialuntersuchungen<br />

bereitwillig geholfen, worauf sich oft über viele Jahre eine fruchtbare<br />

Zusammenarbeit ergab.“ Es gab <strong>und</strong> gibt aber auch formellere<br />

Verbindungen, etwa Angliederungsverträge mit dem AKH, die regeln,<br />

dass Behandlungen mit Zustimmung der Universitäts-Kinderklinik<br />

<strong>und</strong> gegen Bezahlung vom <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> durchgeführt werden dürfen.


Der erste Angliederungsvertrag reichte bis ins Jahr 1849 zurück<br />

<strong>und</strong> hielt bis 1938. Als das Österreichische Rote Kreuz das Spital<br />

1963 übernahm, erwirkte es 1976 einen neuen, umfassenderen<br />

Angliederungsvertrag mit der <strong>St</strong>adt Wien, der den finanziellen<br />

Aufwand der allgemeinen Spitalspflege zur Gänze abdeckt, sofern<br />

die Aufnahmen, Diagnosen <strong>und</strong> medizinischen Einzelleistungen<br />

dem AKH gemeldet wurden. Der Vertrag umfasste die Leistungen<br />

in den bestehenden <strong>St</strong>ationen sowie jene, die künftig im hämatologisch-onkologischen<br />

Pavillon erbracht werden sollten, der sich<br />

noch in Bau befand. Denn bereits 1969 hatte der damalige ärztliche<br />

Leiter der Klinik, Prof. Krepler, begonnen, sich mit der Behandlung<br />

von Krebserkrankungen im Kindesalter zu beschäftigen, allerdings<br />

in zwei kleinen, völlig unzureichenden Räumen. Die nunmehr gesicherte<br />

finanzielle Gr<strong>und</strong>lage des Krankenhauses <strong>und</strong> der Vorstoß<br />

in neue therapeutische Gefilde – die Onkologie steckte damals<br />

noch in den Kinderschuhen – markierten einen wichtigen Wendepunkt<br />

in der Entwicklung des <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong>. Die neue Situation sollte sich<br />

auch auf die Beziehung zur Universitäts-Kinderklinik auswirken.<br />

Das Krankenhaus, das jahrzehntelang nur zäh um seinen Fortbestand<br />

Das <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> <strong>Kinderspital</strong><br />

hat sich in den letzten 30<br />

Jahren einen Spitzenruf<br />

in der Kinderkrebsbehandlung<br />

<strong>und</strong> -erforschung<br />

erworben. Seit<br />

2011 ist das traditionsreiche<br />

Haus eine Abteilung<br />

der Universitätskinderklinik<br />

für die Bereiche<br />

Forschung <strong>und</strong> Lehre.<br />

133


Die Wiener PrimarärztInnen<br />

der Kinderspitäler<br />

konnten nach <strong>und</strong> nach<br />

überzeugt werden, Onkologie-PatientInnen<br />

in das<br />

<strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> Kinderkrebszentrum<br />

zu überweisen.<br />

134<br />

ringen konnte, entwickelte sich in kurzer Zeit zu einem Schwerpunktspital.<br />

Die Wiener PrimarärztInnen der Kinderspitäler konnten<br />

nach <strong>und</strong> nach überzeugt werden, Onkologie-PatientInnen in das<br />

<strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> Kinderkrebszentrum zu überweisen. Das <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> spielte<br />

sich fachlich in die vorderste Liga <strong>und</strong> entwickelte zusammen mit<br />

den drei österreichischen Universitätskinderkliniken gemeinsame<br />

Behandlungsprotokolle <strong>und</strong> dokumentierte die Therapieverläufe<br />

zentral.<br />

Onkologische Spezialisierung<br />

Der inzwischen emeritierte Univ.-Prof. Dr. Helmut Gadner übernahm<br />

1980 die ärztliche Leitung des Hauses mit dem klaren Auftrag, das<br />

Programm zur Tumorbehandlung weiter voranzutreiben. „Für mich<br />

war es schwer zu verstehen, dass zwei onkologische Abteilungen –<br />

die der Universitäts-Kinderklinik <strong>und</strong> die im <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> – dicht an<br />

dicht koexistieren <strong>und</strong> nicht intensiver zusammenarbeiten“, erinnert<br />

sich Prof. Gadner. Doch das sollte sich ändern. Prof. Gadner suchte<br />

aktiv die Zusammenarbeit mit ExpertInnen an den Abteilungen der<br />

Erwachsenen-Medizin im AKH. Mit Unterstützung je eines Vertreters<br />

der internen Erwachsenenklinik <strong>und</strong> der Blutbank im AKH wurden<br />

bereits Anfang der 1980er Jahre im <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> die ersten Knochenmarktransplantationen<br />

an Kindern in Wien durchgeführt. „Nach<br />

fünf Jahren hatten wir so viel Erfahrung, dass wir die Schützenhilfe<br />

der AKH-ExpertInnen nicht mehr benötigten, <strong>und</strong> die Knochenmarktransplantation<br />

wurde zur Routine. Zurzeit sind es 40 bis 50<br />

PatientInnen pro Jahr, denen auf diese Weise bei uns geholfen<br />

wird“, berichtet Prof. Gadner. Auch die Universitäts-Kinderklinik, in<br />

der kein Knochenmark transplantiert wurde, überwies zunehmend<br />

KrebspatientInnen ins <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong>. 1990 gewann die Zusammenarbeit<br />

zwischen den beiden Häusern schließlich eine neue Qualität, denn<br />

die Klinikleiter Prof. Gadner <strong>und</strong> Prof. Urbanek vereinbarten, dass<br />

sich die Universitäts-Kinderklinik künftig ausschließlich um die Behandlung<br />

von HirntumorpatientInnen kümmern sollte, weil diese<br />

eine besonders aufwendige Betreuung benötigen <strong>und</strong> die Universitäts-Kinderklinik<br />

über eine Intensivstation verfügt. Außerdem <strong>und</strong><br />

vor allem ist für den Fall, dass die Kinder eine akute Hirndrucksymptomatik<br />

entwickeln, die räumliche Nähe zur Neurochirurgie<br />

lebensnotwendig. Diese liegt mit der Universitäts-Kinderklinik unter<br />

einem Dach. Alle anderen Kinderkrebserkrankungen werden jedoch<br />

im <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> behandelt, weil dieses die größte Expertise hat. Dieses<br />

Abkommen verhindert eine Doppelgleisigkeit, lässt eine weitere<br />

Spezialisierung beider Einrichtungen zu <strong>und</strong> garantiert die optimale<br />

Betreuung der PatientInnen.


Chronologie<br />

1837<br />

Dr. Ludwig Wilhelm Mauthner gründet das erste <strong>Kinderspital</strong> Österreichs<br />

in der damaligen Vorstadt Schottenfeld.<br />

1848<br />

Neubau mit 120 Betten, Übersiedlung in die <strong>Kinderspital</strong>gasse 6.<br />

1850<br />

Gründung der Universitäts-Kinderklinik im <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> <strong>Kinderspital</strong>. Sie<br />

bleibt von 1850 bis 1911 Teil des Spitals.<br />

1893 – 1895<br />

Kinderkrankheiten wie Diphtherie <strong>und</strong> Scharlach treten in Epidemien<br />

mit hoher <strong>St</strong>erblichkeit auf – durch Spenden wird der Bau von Isolierpavillons<br />

ermöglicht.<br />

Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

liegt der Schwerpunkt in der medizinischen <strong>und</strong> pflegerischen Betreuung<br />

der Säuglinge zur Verringerung der <strong>St</strong>erblichkeit.<br />

Nach 1945<br />

gilt es vor allem, Infektionskrankheiten zu behandeln.<br />

1963<br />

Das <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> <strong>Kinderspital</strong> wird vom Wiener Roten Kreuz übernommen.<br />

In den 70er Jahren<br />

wird mit der Behandlung krebskranker Kinder begonnen, für die 1978<br />

ein eigener Isolierpavillon errichtet wird. Die wachsenden medizinischen<br />

Aufgaben, besonders auf dem Gebiet der Hämatologie <strong>und</strong> Onkologie,<br />

machen einen Neu- <strong>und</strong> Umbau des Spitals notwendig.<br />

1983<br />

Eröffnung des neuen Pflegetraktes.<br />

1986<br />

Eröffnung des renovierten Ambulanztraktes.<br />

Gründung der Kinder-Krebs-Hilfe Elterninitiative.<br />

1987<br />

Errichtung eines Forschungsinstituts für krebskranke Kinder.<br />

1995<br />

Eröffnung einer Intensivstation, vor allem zur Betreuung von PatientInnen<br />

nach Knochenmarktransplantationen.<br />

1997<br />

Eröffnung einer onkologischen Tagesklinik.<br />

2001<br />

Das <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> <strong>Kinderspital</strong> wird als gemeinnützige Ges.m.b.H. geführt.<br />

2010<br />

Das <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> <strong>Kinderspital</strong> wird eine Abteilung der Wiener <strong>Universitätsklinik</strong><br />

für Kinder- <strong>und</strong> Jugendheilk<strong>und</strong>e.<br />

1990 gewann die Zusammenarbeit<br />

eine neue<br />

Qualität, die Universitäts-<br />

Kinderklinik kümmerte<br />

sich nun exklusiv um die<br />

Behandlung von HirntumorpatientInnen,<br />

um<br />

alle anderen kindlichen<br />

Krebserkrankungen das<br />

<strong>St</strong>. <strong>Anna</strong>. Doppelgleisigkeiten<br />

wurden so<br />

vermieden.<br />

135


Die Hämatoonokologie<br />

im <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> <strong>und</strong> die<br />

Leistungen der <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong><br />

Kinderkrebsforschung<br />

genießen Weltruhm, sind<br />

in allen wichtigen internationalenWissenschaftskommissionen<br />

vertreten<br />

<strong>und</strong> bestens vernetzt.<br />

136<br />

Aufbau der Krebsforschung<br />

„1985 habe ich mir trotz erfreulicher Fortschritte gedacht: So kommen<br />

wir nicht weiter. Die Ergebnisse waren zwar so gut, dass man hätte<br />

stolz sein können: 70 Prozent Heilungsrate bei Leukämie-Kindern.<br />

Aber das war uns zu wenig“, erzählt Prof. Gadner. Gemeinsam mit<br />

betroffenen Eltern machte er sich erfolgreich an das Spendensammeln<br />

für einen neu gegründeten Verein, die <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> Kinderkrebsforschung,<br />

der die finanzielle Gr<strong>und</strong>lage für das Children's Cancer Research Institute<br />

(CCRI) lieferte. „Wir haben eine in Österreich <strong>und</strong> auch Europa<br />

einzigartige Konstruktion errichtet, bewegt sich Forschung doch<br />

sonst immer auf universitärem Boden“, resümiert Prof. Gadner. Das<br />

Institut leistete in den fast 25 Jahren seines Bestehens Beachtliches<br />

in der Gr<strong>und</strong>lagenforschung: Heute liegt die Heilungsquote bei Leukämie<br />

bei 80 bis 90 Prozent, bei anderen Krebserkrankungen, den<br />

sog. soliden Tumoren, die fast ausschließlich bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

vorkommen, immerhin bei 75 Prozent. R<strong>und</strong> 100 WissenschaftlerInnen<br />

<strong>und</strong> <strong>St</strong>udierende sind im CCRI in laufende Forschungsprojekte<br />

involviert. Die Hämatoonokologie im <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> <strong>und</strong> die Leistungen<br />

der <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> Kinderkrebsforschung genießen Weltruhm, sind<br />

in allen wichtigen internationalen Wissenschaftskommissionen<br />

vertreten <strong>und</strong> bestens vernetzt.


„So gesehen sind wir ein reifer Partner für die Universitäts-Kinderklinik“,<br />

so Prof. Gadner angesichts der neuesten Entwicklung.<br />

Denn 2010 sind das <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> <strong>Kinderspital</strong>, einst selbst <strong>Universitätsklinik</strong><br />

für Kinderheilk<strong>und</strong>e, <strong>und</strong> die jetzige Universitäts-Kinderklinik wieder<br />

sehr eng zusammengerückt: Das <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> ist nun in Bezug auf Forschung<br />

<strong>und</strong> Lehre eine Abteilung der Universitäts-Kinderklinik. Auch<br />

mit dem Children's Cancer Research Institute hat die Medizinische<br />

Universität einen Kooperationsvertrag abgeschlossen.<br />

Sinnvolle Arbeitsteilung<br />

Nach wie vor ist das <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> aber auch für Allgemeinpädiatrie zuständig,<br />

also die Notfallversorgung kranker Kinder. „Da sich die<br />

klinische Pädiatrie so stark weiterentwickelt hat, entstehen in der<br />

Kinderheilk<strong>und</strong>e Subspezialisierungen, die bestimmten Erkrankungen<br />

näher auf den Gr<strong>und</strong> gehen. Es ist daher notwendig geworden, bestimmte<br />

Spezialambulanzen zu führen, zum Beispiel für Nephrologie,<br />

Kardiologie oder Gastroenterologie“, erklärt Prof. Gadner. „Bereits<br />

vor zehn Jahren habe ich mit dem heutigen Vorstand der Universitäts-Kinderklinik,<br />

Prof. Arnold Pollak, überlegt, wie wir uns sinnvoll<br />

spezialisieren <strong>und</strong> unsere Ressourcen optimal zugunsten der Wiener<br />

Ges<strong>und</strong>heitsversorgung nutzen können. Unsere Lösung: Die Dritt-<br />

Level-Kompetenz soll – abgesehen von dem Fachbereich Hämatologie<br />

<strong>und</strong> Onkologie im <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> – ausschließlich Sache der Universitäts-<br />

Kinderklinik sein“, so Prof. Gadner. Das bedeutet: Kinder, die in die<br />

Notfallambulanzen von Universitäts-Kinderklinik oder <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> kommen,<br />

werden gleichermaßen erstversorgt (Level 1). Diese Art der<br />

Versorgung könnte theoretisch auch im niedergelassenen Bereich<br />

bei Kinderfachärztinnen oder -ärzten passieren. Bei Bedarf werden<br />

die Kinder auch stationär aufgenommen, etwa für weitere Abklärungen<br />

oder weil es die Schwere der Erkrankung erfordert (Level 2). Besonders<br />

schwierige Fälle jedoch, die sehr viel Know-how brauchen, werden<br />

in der Universitäts-Kinderklinik therapiert (Level 3). Lediglich für die<br />

Hämatoonkologie bietet das <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> die höchste Versorgungsstufe.<br />

Seit fünf Jahren läuft dieser Prozess des optimalen Zusammenarbeitens<br />

einzelner Fachgebiete gezielt in Pilotprojekten. Neben den<br />

Kooperationen auf medizinisch-wissenschaftlicher Ebene gedeihen<br />

seit dem gleichen Zeitraum auch andere Formen der Zusammenarbeit,<br />

wie Dr. Roland Lavaulx-Vrécourt, Verwaltungsdirektor am <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong><br />

<strong>Kinderspital</strong>, unterstreicht – etwa beim Qualitätsmanagement oder<br />

bei der Optimierung von Prozessabläufen. „Wie sichern wir die<br />

richtige Codierung von medizinischen Leistungen im LKF-Abrechnungssystem?<br />

Wie gehe ich mit Behandlungsanfragen ausländischer<br />

PatientInnen um? Das sind zum Beispiel Fragen, für die wir heute<br />

137


138<br />

gemeinsam Antworten suchen, weil wir auf vielen Gebieten Ähnliches<br />

leisten <strong>und</strong> es bei der Finanzierung Überschneidungen gibt. Das <strong>St</strong>.<br />

<strong>Anna</strong> <strong>und</strong> die Universitäts-Kinderklinik arbeiten heute in diesem<br />

Bereich besser <strong>und</strong> intensiver zusammen als je zuvor“, zeigt sich Dr.<br />

Lavaulx-Vrécourt erfreut.<br />

Wohin soll die Reise zweier Einrichtungen gehen, die dicht<br />

beisammen liegen <strong>und</strong> ein ähnliches Leistungsspektrum bieten?<br />

„Unsere Vision: Wir wollen gemeinsam ein Zentrum bilden, wobei<br />

jeder seine Eigenständigkeit behält <strong>und</strong> es zugleich eine möglichst<br />

perfekte Abstimmung gibt. Unser Ziel ist, dass alle Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

bestens versorgt <strong>und</strong> an jener <strong>St</strong>elle betreut <strong>und</strong> behandelt<br />

werden, die dies sicherstellt“, so Dr. Lavaulx-Vrécourt.

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