Ausgabe Nr. 1 / 2011 - St. Vincenz Krankenhaus Limburg

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23.12.2012 Aufrufe

24 > VIA > St. Vincenz Vom Alltag eines Schutzengels Was macht eigentlich ein Anästhesist? Eindrücke aus dem Operationssaal des St. Vincenz-Krankenhauses Von unserem Praktikanten Hendrik Wilke Viele kennen das Gefühl vor einer Operation. Man ist aufgeregt, besorgt und hat Angst. Angst, dass etwas schief gehen könnte. Angst, dass Narkose und Betäubung nicht wirken. Und Angst vor den darauf folgenden Schmerzen. Doch ist diese Angst berechtigt? Ich sage, nein. Und warum? Weil ich dabei war. Fünf Operationen im St. Vincenz Krankenhaus habe ich live miterlebt, den Anästhesisten über die Schulter geschaut, mir ihre Arbeit erklären lassen. Bei einer typischen Operation wird der Patient erst einmal von einem Anästhesisten darüber aufgeklärt, was konkret mit ihm geschieht. Dies ist nicht nur aus juristischen Gründen wichtig (denn ein Patient muss ja auch schriftlich in die Behandlungen einwilligen), sondern vor allem auch ein psychologisches Moment: Die Aufklärung soll Hendrik Wilke, Schüler des Limburger Gymnasiums Tilemannschule, bei seinem Einsatz im OP-Saal. dem Patienten auch ein wenig die Angst vor den Schmerzen nehmen. Danach bekommt der Patient ein Narkose- und ein Betäubungsmittel gespritzt. Über eine Maske wird ihm zusätzlich Narkosegas verabreicht. Ein etwa zwei Zentimeter dicker Schlauch, der in die Lunge eingeführt wird, sorgt für die Beatmung des narkotisierten Patienten. Über zusätzliche Kabel und Schläuche werden Herzfrequenz und Blut- druck gemessen; sie versorgen ihn auch mit den nötigen Medikamenten. Was sich in der Beschreibung vielleicht martialisch liest, tangiert den Betroffenen jedoch in keinster Weise: Er ist ja gut betäubt. Dies geschieht in einem kleinen Vorraum, vor dem eigentlichen Operationssaal. Im Operationssaal selbst werden die Kabel am Monitoring befestigt, hierüber können dann Herzfrequenz und Blutdruck kontrolliert werden. Die Aufgabe des Anästhesisten besteht hierbei in der exakten Überwachung des Patienten. Im Falle eines Falles reguliert er die Medikamentenzufuhr und greift bei erhöhtem Puls oder Blutdruck ein. Außerdem dokumentiert er detailliert alle seine Aktivitäten. Beispielsweise wenn er Adrenalin spritzt, um die Herzfrequenz zu beschleunigen oder auch die genauen Dosierungen der Schmerzmittel. Denn er steht in der Pflicht, für etwaige Fehler auch die volle Verantwortung für sein Handeln zu tragen. Beim Beobachten der Szenerie schießt mir ein Zeitungsartikel in den Kopf: Eine Patientin hatte ihre Operation bei vollem Bewusstsein miterlebt - das Muskelrelaxans hatte gewirkt, das Betäubungsmittel aber nicht. So hatte sie die Schmerzen ihrer Operation genau gespürt, konnte sich aber durch die Muskellähmung nicht bemerkbar machen. Eine Horrorvorstellung. Professor Dr. Dorothee Bremerich, Chefärztin der Anästhesie im St. Vincenz-Krankenhaus, kann mich beruhigen: bei jedem Patienten wird zusätzlich zu den diversen Check up`s ein Kabel am Kopf befestigt, wird, um die Gehirnströme des Patienten zu messen. Wenn der Patient also Schmerzen verspürt, wird dies anhand der Gehirnströme erkennbar und sofort werden ihm weitere Schmerzmittel injiziert. Die Sorge, eine Operation leibhaftig mitzuerleben, ist also unberechtigt. Auch nach der Operation versorgt der Anästhesist den Patienten weiter hin mit Medikamenten und erstellt einen Plan für die weitere Schmerztherapie nach der OP. Also mein Resümee nach fünf Operationen im St. Vincenz-Krankenhaus ist eindeutig: Der Anästhesist ist sozusagen der Schutzengel während und nach der Operation!

Ein Krankenhaus ist wie ein riesiger Organismus, aus der Vogelperspektive mag es wie ein riesiger Ameisenhaufen aussehen: viel Getriebe und immer voll von Leben. Ärzte, Schwestern, Pfleger und so viele Andere sorgen dafür, dass dieser Organismus leben kann, dass es vor allem auch den Patienten darin gut geht. Schnell werden dabei jedoch diejenigen vergessen, die nicht im Blickfeld des Patienten stehen. Was ist beispielsweise mit der Technik? Wer sorgt mit dafür, dass sich das Krankenhaus immer weiter entwikkelt, immer größer und moderner wird, wer überwacht die hochmoderne Medizintechnik, die den sich permanent ändernden Standards immer wieder anpasst? Wer wartet die Maschinen, wer überwacht ihre Arbeit? Hierfür ist eine ganz eigene Berufsgruppe zuständig: die Medizintechniker. Dirk Hofheinz, den Leiter der Medizintechnik des St. Vincenz-Krankenhauses, habe ich bei seiner Arbeit begleitet. Bericht < VIA < 25 Was macht eigentlich … … ein Medizintechniker? Von einem Berufsalltag hinter den Kulissen ... Von unserem Praktikanten Hendrik Wilke Immer mit einem Telefon bewaffnet ist er gemeinsam mit seinen beiden Kollegen, Joachim Schmidt und Matthias Klamp, auf der Suche nach neuen Herausforderungen und Erkenntnissen. Dirk Hofheinz, immer zu Scherzen aufgelegt, nimmt seine Arbeit dennoch sehr ernst, geht gewissenhaft zu Werke. Auf Station Fünf Ost IMC wird uns ein neues Beatmungsgerät vorgestellt - viel kleiner, kompakter und leichter zu bedienen als das bisherige. Dirk Hofheinz zeigt sich von den technischen Möglichkeiten dieses kleinen Apparates sichtlich überzeugt: Er empfiehlt der Stationsleiter Holger Kremer die Anschaffung, dieser entscheidet sich allerdings zunächst eine Probestellung, das heißt eine 14-tägige- Testphase. Kurz darauf erreichte uns wieder ein Anruf: Ein elektrisches Bett für stark Übergewichtige ist beschädigt und steht in der Bettenzentrale. Nach eingehender Untersuchung stellt Dirk Hofheinz fest, dass die Kabel gerissen sind und kontaktiert die zuständige Firma, um die entsprechenden Ersatzteile zu ordern. Zurück im Büro nimmt sich der Medizintechniker ein wenig Zeit für meine Fragen: Was hat ihn veranlasst, diesen Beruf zu wählen? Für Technik hat sich Dirk Hofheinz schon immer begeistert und machte zunächst eine Ausbildung als Kommunikationselektroniker. Sein damaliger Chef, ein Lieferant für Krankenhauszubehör (Spritzen, Stethoskope,medizinische Geräte etc.) machte ihm den Vorschlag, es doch einmal als Medizintechniker zu versuchen. Also informierte er sich über das Metier und verband schließlich Hobby und Beruf: mit dem Studiengang zum staatlich geprüften Medizintechniker. Ob er seinen Beruf als persönlichen Traumberuf bezeichnen würde? Bei dieser Frage wird Dirk Hofheinz ganz nachdenklich und sagt schließlich: „Ich kann mir eigentlich gar keinen anderen Beruf für mich vorstellen.“ Dies zeigte sich auch in meiner Seine Augen leuchteten geradezu nach dieser Frage. , „Mir gefällt die unplanbare Besonderheit, die Vielseitigkeit, das Kennenlernen der neusten medizinischen Geräte und natürlich der Umgang mit Mensch und Technik,“ gibt der 37jährige zu Protokoll. Bei den Negativa erwartete ich das hohe Maß an Flexibilität, das diesen Beruf immer wieder ausmacht. Doch genau das verneint Hofheinz: „Genau das macht meinen Beruf ja so spannend. Ich weiß nie was als nächstes passiert. Es gibt immer etwas zu tun. Langeweile gibt es bei uns nicht.“ Mein Resümee nach einem halben Tag in der Medizintechnik: Dieser Beruf ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Patient, Pflege und dem kaufmännischen Bereich. Hier zählen Pflichtbewusstsein, gute Organisation und fachliche, aber auch soziale Kompetenz. AUFGABEN EINES MEDIZINTECHNIKERS: Wartung, Dokumentation, Anschaffung und Hilfestellung bei Neuanschaffungen, Abschaffung, Reparatur, Kontrolle und Einhaltung der Prüffristen von medizinischen Geräten Die damit verbundene Organisation Durchführung/ Organisation von Schulungen für Mitarbeiter

24 > VIA > <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong><br />

Vom Alltag eines Schutzengels<br />

Was macht eigentlich ein Anästhesist?<br />

Eindrücke aus dem Operationssaal des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es<br />

Von unserem Praktikanten Hendrik Wilke<br />

Viele kennen das Gefühl vor<br />

einer Operation. Man ist aufgeregt,<br />

besorgt und hat Angst.<br />

Angst, dass etwas schief gehen<br />

könnte. Angst,<br />

dass Narkose und<br />

Betäubung nicht<br />

wirken. Und<br />

Angst vor den<br />

darauf folgenden<br />

Schmerzen. Doch<br />

ist diese Angst<br />

berechtigt? Ich<br />

sage, nein. Und<br />

warum? Weil ich<br />

dabei war. Fünf<br />

Operationen im <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong><br />

<strong>Krankenhaus</strong> habe ich live miterlebt,<br />

den Anästhesisten über<br />

die Schulter geschaut, mir ihre<br />

Arbeit erklären lassen.<br />

Bei einer typischen Operation wird der Patient<br />

erst einmal von einem Anästhesisten<br />

darüber aufgeklärt, was konkret mit ihm<br />

geschieht. Dies ist nicht nur aus juristischen<br />

Gründen wichtig (denn ein Patient muss ja<br />

auch schriftlich in die Behandlungen einwilligen),<br />

sondern vor allem auch ein psychologisches<br />

Moment: Die Aufklärung soll<br />

Hendrik Wilke, Schüler des <strong>Limburg</strong>er Gymnasiums<br />

Tilemannschule, bei seinem Einsatz im OP-Saal.<br />

dem Patienten auch ein wenig die Angst<br />

vor den Schmerzen nehmen. Danach bekommt<br />

der Patient ein Narkose- und ein Betäubungsmittel<br />

gespritzt. Über eine Maske<br />

wird ihm zusätzlich Narkosegas verabreicht.<br />

Ein etwa zwei<br />

Zentimeter dicker<br />

Schlauch, der in<br />

die Lunge eingeführt<br />

wird, sorgt<br />

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Patienten. Über<br />

zusätzliche Kabel<br />

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werden Herzfrequenz<br />

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druck gemessen;<br />

sie versorgen ihn<br />

auch mit den nötigen<br />

Medikamenten. Was sich in der Beschreibung<br />

vielleicht martialisch liest, tangiert<br />

den Betroffenen jedoch in keinster<br />

Weise: Er ist ja gut betäubt. Dies geschieht<br />

in einem kleinen Vorraum, vor dem eigentlichen<br />

Operationssaal.<br />

Im Operationssaal selbst werden die Kabel<br />

am Monitoring befestigt, hierüber können<br />

dann Herzfrequenz und Blutdruck kontrolliert<br />

werden. Die Aufgabe des Anästhesisten<br />

besteht hierbei in der exakten Überwachung<br />

des Patienten. Im Falle eines Falles<br />

reguliert er die Medikamentenzufuhr und<br />

greift bei erhöhtem Puls oder Blutdruck ein.<br />

Außerdem dokumentiert er detailliert alle<br />

seine Aktivitäten. Beispielsweise wenn er<br />

Adrenalin spritzt, um die Herzfrequenz zu<br />

beschleunigen oder auch die genauen Dosierungen<br />

der Schmerzmittel. Denn er steht in<br />

der Pflicht, für etwaige Fehler auch die volle<br />

Verantwortung für sein Handeln zu tragen.<br />

Beim Beobachten der Szenerie schießt mir<br />

ein Zeitungsartikel in den Kopf: Eine Patientin<br />

hatte ihre Operation bei vollem Bewusstsein<br />

miterlebt - das Muskelrelaxans<br />

hatte gewirkt, das Betäubungsmittel aber<br />

nicht. So hatte sie die Schmerzen ihrer<br />

Operation genau gespürt, konnte sich aber<br />

durch die Muskellähmung nicht bemerkbar<br />

machen. Eine Horrorvorstellung. Professor<br />

Dr. Dorothee Bremerich, Chefärztin der Anästhesie<br />

im <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>, kann<br />

mich beruhigen: bei jedem Patienten wird<br />

zusätzlich zu den diversen Check up`s ein<br />

Kabel am Kopf befestigt, wird, um die Gehirnströme<br />

des Patienten zu messen. Wenn<br />

der Patient also Schmerzen verspürt, wird<br />

dies anhand der Gehirnströme erkennbar<br />

und sofort werden ihm weitere Schmerzmittel<br />

injiziert. Die Sorge, eine Operation leibhaftig<br />

mitzuerleben, ist also unberechtigt.<br />

Auch nach der Operation versorgt der Anästhesist<br />

den Patienten weiter hin mit Medikamenten<br />

und erstellt einen Plan für die<br />

weitere Schmerztherapie nach der OP.<br />

Also mein Resümee nach fünf Operationen<br />

im <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> ist eindeutig:<br />

Der Anästhesist ist sozusagen der Schutzengel<br />

während und nach der Operation!

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