23.12.2012 Aufrufe

RUDOLF DIESEL - DER AUGSBURGER - Rudolf-Diesel-Gymnasium

RUDOLF DIESEL - DER AUGSBURGER - Rudolf-Diesel-Gymnasium

RUDOLF DIESEL - DER AUGSBURGER - Rudolf-Diesel-Gymnasium

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>RUDOLF</strong> <strong>DIESEL</strong> - <strong>DER</strong> <strong>AUGSBURGER</strong><br />

Daß <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>, nach dem unser <strong>Gymnasium</strong> benannt ist, seinen Motor in Augsburg<br />

erfand, das weiß man. Bekannt dürfte es unter Augsburgern auch sein, daß er hier die<br />

Vorgänger-Schule des jetzigen Holbein-<strong>Gymnasium</strong>s besuchte. Aber wurde er nicht in<br />

Paris geboren, und wurde er nicht von seinen nach Frankreich und dann nach England<br />

ausgewanderten Eltern lediglich wegen der im Gefolge des Krieges von 1870 unsicheren<br />

Lage zu den Verwandten nach Augsburg geschickt? Wohnte er nicht in den entscheidenden<br />

Jahren seiner Erfindung, als der Motor in Augsburg auf dem Prüfstand lief, mit seiner<br />

Familie in Berlin und später in München? War er nicht ständig unterwegs: ein Mensch, der<br />

mehr in den Zügen zu Hause ist als in einer bestimmten Stadt? Auch gestorben ist er ja<br />

nicht in Augsburg, und wir finden hier kein Grab von ihm: Am 29. oder 30. September<br />

1913 ertrank er auf der überfahrt nach England.<br />

Wie steht es mit der Verbindung seiner Vorfahren und seiner Familie zu Augsburg? Kann<br />

man <strong>Diesel</strong> in dieser Beziehung, unter dem Aspekt der Herkunft, als Augsburger bezeichnen?<br />

<strong>Diesel</strong>s Biograph, sein Sohn Eugen 1 , geht zwar auf die Vorfahren seines Vaters ausführlich<br />

ein, aber doch vor allem auf die "Namenslinie", also die jeweiligen Väter. Über<br />

nicht weniger als acht Generationen verfolgt er die <strong>Diesel</strong> zurück: vom Erfinder <strong>Rudolf</strong><br />

<strong>Diesel</strong> und seinem Vater Gottlieb Theodor Hermann <strong>Diesel</strong> zu jenem Johann Christoph<br />

<strong>Diesel</strong> (1802 geboren), der von Memmingen nach Augsburg kam, dann über drei weitere<br />

Generationen mit den gleichen Vornamen Johann Christoph (der zweite Johann Christoph<br />

<strong>Diesel</strong> kam vom württembergischen Ludwigsburg nach Memmingen) schließlich nach<br />

Pößneck in Thüringen zu einem Hans Georg "Tüssel" und zu dessen Vater und Großvater,<br />

die in den Büchern als Hanss Tüssel eingetragen sind; zu Beginn des Dreißigjährigen<br />

Krieges verlieren sich die genaueren Spuren.<br />

Von daher gesehen handelte es sich also bei den <strong>Diesel</strong>s nur sehr bedingt um eine Augsburger<br />

Familie: Wirklich in Augsburg geboren ist von allen Vorfahren aus dieser Linie nur<br />

der Vater des Erfinders. Und auch heute taucht ja der Name <strong>Diesel</strong> nicht im Augsburger<br />

Telefonbuch auf.<br />

Trotzdem ist <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong> ein echter Sohn Augsburgs. Um dies festzustellen, braucht<br />

man nur den über die Mütter laufenden Linien nachzugehen, angefangen von Rosina<br />

Rieß. die 1828 den aus Memmingen zugewanderten Großvater <strong>Diesel</strong>s heiratete. Eugen<br />

<strong>Diesel</strong> hatte im Rahmen der Biographie seines Vaters nicht den Raum, auf solche Zusammenhänge<br />

einzugehen. Vor allem aber waren diese selbst offensichtlich unbekannt,<br />

und sie sind es, was den veröffentlichten Wissensstand betrifft, bis jetzt.<br />

Den Augsburger Ahnen <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>s nachzugehen, und zwar denen, die mütterlicherseits<br />

mit ihm zusammenhängen: dieser sehr mühsamen, aber doch lohnenden Aufgabe<br />

hat sich Herr Oberstudiendirektor a.D. Helmut Schmidt unterzogen, der frühere Leiter<br />

des Bayernkollegs Augsburg. Sein Interesse für das Thema "<strong>Diesel</strong>" - und auch seine<br />

Verbundenheit mit unserem <strong>Gymnasium</strong>, die sich in der Mitwirkung bei der Namenauswahl<br />

äußerte - ist nicht ganz zufällig, war doch die Mutter seiner Gattin eine geborene <strong>Diesel</strong>.<br />

Herr Schmidt ist zudem ein bekannter Fachmann in Fragen der Genealogie. Ihm ist es<br />

gelungen, Licht in das Dunkel der "Augsburger <strong>Diesel</strong>" zu bringen. Ergebnisse sind etwa<br />

1 Eugen <strong>Diesel</strong>: <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>, der Mensch, das Werk, das Schicksal, Hamburg 1937 (Hanseatische Verlagsanstalt);<br />

jetzt am besten zugänglich als Heyne-Biographie Nr. 108 (die Seitenangaben beziehen sich auf<br />

diesen Neudruck: Kapitel "Die Welt der Vorfahren", S. 11-29)<br />

1


die folgenden:<br />

1) <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong> ist in wesentlich deutlicherem Maße als bisher angenommen ein<br />

Kind Augsburgs. Vorfahren von ihm lassen sich bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges<br />

in Augsburg nachweisen.<br />

2) <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong> entstammt konkret dem evangelischen Augsburg. Als die Kirchengemeinden,<br />

in deren Unterlagen Geburt, Heirat und Tod seiner Vorfahren verzeichnet sind,<br />

tauchen immer wieder auf: "Barfüßer" (die zahlenmäßig mit Abstand größte Gemeinde; sie<br />

wird in den folgenden Listen auch am häufigsten genannt), "St.Anna" (die "vornehmste"<br />

Gemeinde), "St.Ulrich" mit "Heilig Geist" (im Heilig-Geist-Spital), "Heilig Kreuz", "St.Jakob"<br />

(in der Jakobervorstadt). Die Zugehörigkeit zum evangelisch-lutherischen Bekenntnis hatte<br />

auch Bedeutung für die geographische Herkunft derjenigen Vorfahren <strong>Diesel</strong>s, die nicht<br />

Augsburger waren:<br />

In H.Schmidts Worten: „Die Einzugsgebiete der evangelischen Zuwanderer in Augsburg sind weiter entfernt<br />

als die der Katholiken, war doch das gesamte Umland von Augsburg katholisch. Johann Georg Rieß kam<br />

aus Harburg, wo seine Ahnen Fischer an der Wörnitz waren, sie waren im Harburger Rat vertreten und trugen<br />

den stolzen Titel "Senatoren". Die Ehefrauen stammten auch aus dem öttingischen, dem nahen Ronheim<br />

und Appetshofen. 2“<br />

Deutlich werden auch Verbindungen mit anderen evangelischen Enklaven im jetzigen Regierungsbezirk<br />

Schwaben: Haunsheim bei Lauingen/ Donau, Burtenbach bei Thannhausen,<br />

Kaufbeuren. Insgesamt aber bleiben die Vorfahren <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>s aus seiner großmütterlichen<br />

Verwandtschaft doch mehr oder weniger auf Bayerisch-Schwaben begrenzt.<br />

Zuwanderer von weiter her sind selten.<br />

3) Der Namengeber unserer Schule entstammt schließlich einer nahezu "reinrassigen"<br />

Handwerkertradition, wobei sich auch schon der im engeren Sinne "technische" Bereich<br />

ankündigt.<br />

Ich zitiere wieder H.Schmidt: „Die Vorfahren der <strong>Diesel</strong> waren mehrere Generationen hindurch Buchbinder<br />

gewesen, angefangen von Johann Christoph <strong>Diesel</strong>, der, von Stuttgart kommend, am 8.7.1752 das Bürgerrecht<br />

in Memmingen erwarb, weiter bis zu Theodor <strong>Diesel</strong>, dem Vater des Erfinders, der bei seinem Vater in<br />

die Lehre gegangen war. Eugen <strong>Diesel</strong> stellt in der Biographie seines Vaters fest: ‚Man besitzt wenig Einblick<br />

in die Werkstatt der Vererbung‘ 3 , aber gerade der Beruf des Zeugschmieds, also "eines Handwerkers, der<br />

Zirkel und eiserne Werkzeuge verfertigt" 4 , erscheint für die Herausbildung einer technisch bedeutsamen<br />

Tradition in einer Familie stärker prädestinierend als der von Buchbindern. Rosina Rieß (1799 - 1869), die<br />

den Buchbinder und Futteralmacher Johann Christoph <strong>Diesel</strong> 1828 in Augsburg heiratete, war die Tochter<br />

des Zeugschmiedmeisters Johann Kaspar Rieß (1746 - 1809). Dessen Sohn aus erster Ehe mit Dorothea<br />

Magdalena Neuhöferin, Johann Jakob Peter Rieß (1788 - 1812), war ebenso Zeugschmied wie das 5. Kind<br />

aus dieser Verbindung, Johann Georg Rieß (1782 -1825). Auch der 1. Sohn aus der 2. Ehe mit Regina Barbara<br />

Bandel, Johann Georg (1788 - 1810), wurde Zeugschmied. Wenn wir aber die Rieß weiter zurückverfolgen,<br />

so war der Vater des Johann Kaspar Rieß, Johann Georg Rieß, Hucker und Weinfactor, also Lebensmittel-<br />

und Weinhändler.<br />

2 Zu den größeren Zusammenhängen vgl. die Aufsätze "Wirtschaft, Handel und Sozialstruktur 1648 -1806"<br />

und "Wirtschaftsgeschichte 1800 - 1914" von Peter Fassl in: Gottlieb, Günther (Hrsg.): Geschichte der Stadt<br />

Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart, Stuttgart 1984, S..468-480 und S.592-607; bes. S.470:<br />

"Nahwanderung" auf katholischer Seite im Gegensatz zu "Fernwanderung" auf evangelischer; dadurch<br />

Vermehrung der Unterschichten bei den Katholiken im Gegensatz zu Ergänzung in Handel und Handwerk<br />

bei den Protestanten, die bei den einträglicheren Gewerben das Übergewicht hatten. - Im einzelnen<br />

geht der konfessionellen Zusammensetzung der Handwerkerschaft nach: Reith, Reinhold: Arbeits- und Lebensweise<br />

im städtischen Handwerk, Zur Sozialgeschichte Augsburger Handwerkergesellen im 18. Jahrhundert<br />

(1700 -1806), Göttingen 1988<br />

3 Eugen <strong>Diesel</strong>, s.o., S.19<br />

4 Eugen <strong>Diesel</strong>, s.o. , S.17<br />

2


Auch für <strong>Diesel</strong>s Augsburger Ahnen gilt, was sein Sohn für die "männliche Vorfahrenreihe<br />

und die Väter der in diese Reihe heiratenden Frauen" feststellt, nämlich die Betonung des<br />

handwerklich-technologischen und das Fehlen etwa des bäuerlichen oder des "höfischpolitischen"<br />

Elements. 5 Augsburg war ja eine fortschrittlich-nüchterne Stadt und galt<br />

auch als solche. Aufschlußreich ist der offizielle Amtsarztbericht von 1861 (innerhalb der<br />

bayernweiten königlichen Bestandsaufnahme) 6 , der wohl auf eine schon ältere Tradition<br />

der Fremd- und Selbsteinschätzung der Augsburger zurückgeht: Die Bevölkerung "erweist<br />

sich empfänglich für die Fortschritte der Zeit, insbesondere für Verbesserungen in der Industrie,<br />

im Gewerbswesen, ist äußerst fleißig und tätig." Und, sozusagen als Gegenpol<br />

dazu: "Von Volkspoesie wie z.B. in Nürnberg finden sich keine Spuren. Natürlicher Humor,<br />

Gemütlichkeit und Sinn für allgemeine Geselligkeit findet sich in mäßigem Grade... Volksfeste<br />

im Geiste der Münchner Bevölkerung fanden und finden hier keinen gedeihlichen<br />

Boden."<br />

Die Augsburger und schwäbischen Vorfahren<br />

des Erfinders <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong><br />

a) Die aus dem evangelischen Ries stammende Augsburger Familie Rieß<br />

(1) <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>, Erfinder des <strong>Diesel</strong>motors<br />

18.3.1858 Paris<br />

29.9.1913 Osterschelde (Selbstmord)<br />

(2) Gottlieb Theodor Hermann <strong>Diesel</strong><br />

12.6.1830 Augsburg<br />

8.12.1911 München * s. Ergänzungen<br />

(4) Johann Christoph <strong>Diesel</strong>.<br />

Buchbinder und Futteralmacher 7 , A<br />

485 (Vorderer Lech 8)<br />

27.3.1802 Memmingen<br />

5.8.1866 Augsburg St.Ulrich * s.<br />

Ergänzungen<br />

(8) Johann Christoph<br />

<strong>Diesel</strong>,<br />

Buchbinder,<br />

Obermeister in<br />

Memmingen,<br />

11.9.1763 Memmingen,<br />

10.2.1845 Memmingen<br />

a<br />

(9) (2. Frau)<br />

Anna Margaretha<br />

Hugel<br />

16.12.1770<br />

Memmingen<br />

1832 Memmingen<br />

8<br />

(5) Sabina Rosina Jacobina Regina Rieß.<br />

13.12.1799 Augsburg Barfüßer, 13.2.1869<br />

Augsburg St.Ulrich<br />

(10. Kind der Mutter aus 2. Ehe des Vaters)<br />

(10) Johann Kaspar Rieß (Ris)<br />

Zeugschmiedmeister 9 Augsburg<br />

13.3.1746 Augsburg Barfüßer<br />

17.8.1809 Augsburg Barfüßer<br />

(4. Kind der Mutter aus 2. Ehe<br />

des Vaters) ** s. Ergänzungen<br />

3<br />

(3) Elise Friederika Strobel.<br />

27.2.1826 Nürnberg,<br />

25.3.1897 München<br />

(6) (7)<br />

(11) Regina Barbara<br />

Bandel (Bandlin),<br />

10.12.1763 Augsburg<br />

St. Ulrich,<br />

27.10.1833 Augsburg St.<br />

Anna<br />

(SIEHE UNTEN b)**<br />

s. Ergänzungen<br />

5 Eugen <strong>Diesel</strong>, s.o., S.19; im Bereich des Handwerks fehlt etwa auch das (in Augsburg ja häufige) Kunst-<br />

und Veredelungsgewerbe sowie der Weberberuf (der überwiegend katholisch besetzt war: vgl. Peter Fassl,<br />

s.o., S.470)<br />

6 Wolfgang Zorn: Augsburg um 1860, Ein unveröffentlichter Amtsarztbericht als sozialgeschichtliche Quelle;<br />

in: Zeitschrift des historischen Vereins für Schwaben, 76. Band, Augsburg 1982, s. 92 ff; folgende Zitate: S.<br />

130 f (Titel des Berichts: Medizinisch-topographische und ethnographische Beschreibung des Physikatsbezirkes<br />

Augsburg, von dem k. Bezirksgerichtsarzte D. Koller, 1861)<br />

7 also Hersteller von Schutzhüllen, eng mit den Buchbindern zusammengehörig (bei Bettger, s.o., Tabellen,<br />

mit diesen zusammengefaßt; die Zahl ging um die Wende von 18. zum 19. Jahrhundert von 30 auf ca. 20<br />

zurück)<br />

8 Tochter des "Strumpfwürckers" Georg Albrecht Hugel in Memmingen, (*27.9.1743 Blaubeuren, +27.9.1815<br />

Memmingen, heiratete 16.11.1767 Anna Maria Lang, +1815)


1<br />

6<br />

3<br />

2<br />

(20) Johann Georg Rieß,<br />

Hucker und Weinfactor 10 ,<br />

Augsburg<br />

14.8.1695 Harburg<br />

9.4.1772 Augsburg Barfüßer<br />

(4. Kind)<br />

(40) Johann Riß<br />

16.9.1664 Harburg,<br />

Fischer in Harburg,<br />

"Rathsverwandter" 11 ,<br />

"Senator" (8. Kind)<br />

64 (80) Johannes<br />

(Hanß) Riß.<br />

1.10.1618, "Rath"<br />

("Senator") und<br />

Fischer zu Harburg,"Rathsverwandter"<br />

(3. Kind) a<br />

begr. 20.2.1683<br />

1<br />

2<br />

8<br />

2<br />

5<br />

6<br />

(160) Hans Riß.<br />

Schmid, Fischer<br />

und "Senator"<br />

in Harburg<br />

+ 16.9.1634<br />

Harburg a<br />

(320) Leonhard<br />

Riß<br />

"Burger und<br />

Schuster in<br />

Harburg"<br />

begr.<br />

25.4.1618<br />

Harburg<br />

Harburg a<br />

(161) Angelica<br />

Cantzler (2.<br />

Ehe)<br />

(321) Catharina<br />

Lanckmair<br />

1534?<br />

begr.<br />

26.4.1620<br />

Harburg:<br />

(21) Sabina Regina Agsterin<br />

23.7.1713 Augsburg St.<br />

Anna,<br />

16.5.1755 Augsburg Barfüßer(SIEHE<br />

UNTEN c)<br />

(41) Apollonia Ruff,<br />

Tochter des Wirts und<br />

Metzgers (5. Kind) a<br />

(81) Apollonia<br />

Leinfelder a<br />

(8. Kind)<br />

(162) Michael<br />

Leinfelder a .<br />

Bauern zu<br />

Ronheim<br />

(322) LeonhardCantzler,Heroldingen/<br />

Wörnitz a<br />

4<br />

(82) Johann Ruff zu<br />

Appezhofen/ Appetshofen<br />

12<br />

(163) Margaretha<br />

Oisele<br />

(Eisele) a ,<br />

(83) Maria<br />

Rauch<br />

geb. 1628<br />

6.3.1703<br />

Appetshofen<br />

(2. Kind) a:<br />

(166) Melchior<br />

Rauch, Bäcker<br />

und Wirt in<br />

Deiningen/<br />

Ries<br />

gest. 29./30.9.<br />

1667 13<br />

(324) Thomas Leinfelder<br />

in Flotzheim,<br />

(326)<br />

Jerg<br />

Oisele<br />

in Ronheim<br />

(167) Brigitta<br />

Defner<br />

(327)<br />

Bar<br />

bara<br />

(334)<br />

Adam<br />

Defner,<br />

Maurer<br />

b) Die Augsburger Familie Bandel (aus dem evangelischen Haunsheim bei Lauingen)**,<br />

die Augsburger Familie Bader (aus dem evangelischen Burtenbach)<br />

9 "stellte Zirkel und eiserne Werkzeuge her" (Eugen <strong>Diesel</strong>, s.o., S. 17). Insgesamt zum Handwerk in Augsburg<br />

in der Zeit zwischen 1720 und 1830 vgl. Bettger, Roland: Das Handwerk in Augsburg beim Übergang<br />

der Stadt an das Königreich Bayern, Augsburg 1979 ( = Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg,<br />

Bd.25). Im Tabellenteil dieser Abhandlung (S.177-194) werden die Zeugschmiede von den (verwandten)<br />

Zirkelschmieden und Waffenschmieden getrennt; für alle drei Berufe zusammen gab es um 1800 etwa 15<br />

Meister in Augsburg. Hauptstandort der Metallhandwerker waren die Lechviertel nördlich des Rathauses und<br />

des Barfüßerklosters (Bettger, s.o., S.107).<br />

10 Lebensmittelhändler und Weinhändler bzw. Weinwirt; nach den Tabellen bei Bettger (s.o.) gab es davon<br />

ca. 50 - 60 bzw. 30 in Augsburg<br />

11 Mitglied des Rates<br />

12 im Ries<br />

13 Steuerbuch 1650 Oberamt Alerheim Anwesen 26 (für Appetshofen): Melchior Rauch (oben Nr. 166) "hat<br />

ein Söldenbehausung ohne Stadel darauf eine Wirtschaft treibt neben dem Zehntstadel (31) und Ammerbachers<br />

Hofreithen (38) gnädiglicher Herrschaft bothmäßig Zins Steuer und Dienstbar zinst auch in die Mayerhöf;<br />

ein Pferd 40 fl (Gulden), ein Khue 15 fl, 1 Schwein 2 fl, Fährnis (bewegliche Sachen) 8 fl, Summa<br />

Vermögens 21 S fl" 19.11.1651 Oberamt Alerheim (B1 für Appetshofen): "Melchior Rauch gibt seinem Tochtermann<br />

Hans Ruff seine Söldenbehausung zu Appetshofen neben Bastian Amerbachers öden Platz (38)<br />

und dem Zehntstadel (31) gelegen".


(22) Johann Jakob Bandel<br />

22.12.1738 Augsburg St. Ulrich<br />

(44) Johann Georg Bandel,<br />

Wirt und "Gastgeb", "Weinwirth<br />

auf dem Bach", Hucker<br />

1694 Haunsheim 1.12.1762<br />

Augsburg St. Ulrich<br />

(88) Johannes<br />

Bandel aus<br />

Haunsheim<br />

+21.5<br />

1741<br />

Augsburg<br />

St. Ulrich<br />

(180) Balthasar<br />

Bader Rotgerber<br />

in Augsburg<br />

1650 Burtenbach<br />

15<br />

28.2.1717 Augsburg<br />

St. Ulrich<br />

(360) Michael<br />

Bader<br />

in Burtenbach<br />

(90) Johann Jacob<br />

Bader Rothgerber<br />

14<br />

20. 7.1680 Augsburg<br />

Barfüßer<br />

23.11.1747 Augsburg<br />

St. Ulrich (4.<br />

Kind)<br />

(181)<br />

Maria<br />

Führn<br />

haberin<br />

(362)<br />

Thomas<br />

Führnhaber,"Rottgerber"<br />

die Augsburger Familie Mayr,<br />

die Augsburger Familie Würth<br />

(11) Regina Barbara Bandel (Bandlin),<br />

10.12.1763 Augsburg St. Ulrich,<br />

27.10.1833 Augsburg St. Anna<br />

(SIEHE OBEN)<br />

(23) Maria Barbara Mayrinn<br />

20.5.1733 Augsburg Barfüßer<br />

17.8.1785 Augsburg Barfüßer (später geschieden,<br />

(45) (3. Frau) Christina Bader<br />

14.11.1712 Augsburg Barfüßer<br />

12.8.1754 Augsburg St. Ulrich<br />

(91) Anna Regina<br />

Gutermännin<br />

12.11.1684 Augsburg<br />

Barfüßer<br />

13.10.1758 Augsburg<br />

(SIEHE<br />

UNTEN d)<br />

(184) Heinrich<br />

Mayr,<br />

"Segmiller" 16<br />

20.7.1626<br />

Augsburg<br />

Barfüßer<br />

(363)<br />

BarbaraBilzin<br />

(185) Anna<br />

Maria Oberländerin,<br />

20.3.1620<br />

Augsburg<br />

Barfüßer<br />

(368) Bartholomäus<br />

Mair<br />

5<br />

wiederverheiratet)<br />

(92) Andreas<br />

Mayr, Zimmermeister<br />

27.10.1648<br />

Augsburg<br />

Barfüßer<br />

22. 6.1720<br />

Augsburg St.<br />

Ulrich<br />

(46) Andreas Mayr, "Bauwerck-"<br />

und Zimmermeister<br />

9.11.1681 Augsburg Barfüßer<br />

(186)<br />

Johannes<br />

Rees in<br />

Kaufbeuren<br />

(370) Mang (Magnus)<br />

Oberländer,<br />

gest. vor 1643<br />

(93) Anna<br />

Maria<br />

Reesin<br />

von<br />

Kaufbeuren<br />

(2.<br />

Frau)<br />

(188) ValentinGläsel<br />

in Adorf<br />

im Vogtland<br />

(94) Valentin<br />

Kläsel<br />

(Klesel)<br />

von Adorf<br />

im Vogtland<br />

(190) JohannCaspar<br />

Würth<br />

von Augsburg<br />

(47) Anna<br />

Catharina<br />

Gleßlerin<br />

(95) Apollonia<br />

Würthin<br />

3.3.1659<br />

Augsburg<br />

Barfüßer<br />

(6. Kind)<br />

(191)<br />

Apollonia<br />

Drüschnin<br />

von<br />

"Greinßruth,<br />

Fürststift<br />

Kempten"<br />

(371) Anna Maria Manosserin,<br />

gest. vor 1634,<br />

(Heirat 15.8.1616 Augsburg<br />

St. Anna)<br />

(742) Jeremias Manasser. Kramer in<br />

Augsburg am Hunoldsgraben, gest.<br />

vor 1614<br />

(743) Anna<br />

Geißler, gest.<br />

vor 1603<br />

14 Rotgerber oder Lohgerber: benutzt die aus Eichenrinde gewonnene Lohe als Gerbstoff; Näheres zum<br />

Gerberberuf vgl. Hintersberger, Johannes (u.a.): Augsburger Handwerkerweg, Augsburg 1986, S. 42ff. -<br />

Nach Bettger und Reith (s.o.), Tabellenteile, nahm die Meisterzahl zwischen 1654 und 1823 von 28 auf 12<br />

ab; bis 1720 stets zu mindestens 90% evangelisch.<br />

15 Bei Thannhausen/ Schwaben<br />

16 Er hatte also ein "Sägewerk" (naturgemäß ein seltenes Handwerk: nach Bettger, s.o., Tabellen,<br />

800 nur vier Meister in Augsburg)


c) Die Augsburger Familien Agster, Hefelin, Priester<br />

(21) Sabina Regina Agsterin<br />

23.7.1713 Augsburg St. Anna,<br />

16.5.1755 Augsburg Barfüßer(SIEHE OBEN a)<br />

(4. Kind aus der 3. Ehe)<br />

(42) Balthasar Agster (Axter), "Bierpreu" 17 ,<br />

(43) Anna Regina Häfelerin<br />

17.11.1652 Augsburg Barfüßer (1. Kind)<br />

(84) Balthasar Agster.<br />

Lodweber 18 Augsburg,<br />

13.11.1627<br />

(168) BalthasarAgster.Lodweber,<br />

Augsburg<br />

(169) Catharina<br />

Lutzin<br />

(Luzin),<br />

Augsburg<br />

(338) Hans<br />

Lutz, Metzger,Augsburg<br />

(85) Anna Stendlerin<br />

(Steidlerin, Steudlerin)<br />

(170) Christoph<br />

Stendler<br />

von<br />

Augsburg<br />

6<br />

21.9.1686 Augsburg St. Jakob (1. Kind, 3. Frau)<br />

(86) David Hefelin.<br />

Rindsmetzger 14.4.1654<br />

Augsburg St. Jakob<br />

(172) Johann<br />

Hefelin, Augsburg<br />

+ vor 1685<br />

(173)<br />

Rosina<br />

(87) Anna Maria Priester<br />

27.8.1656 Augsburg<br />

Barfüßer<br />

(174) JonasPriester,Lodweber,<br />

Augsburg<br />

(348) Matthäus<br />

Priester.<br />

Lodweber,<br />

Augsburg<br />

d) Die Augsburger Familien Gutermann, Brenz, Böhm, Blumenstock<br />

(182) Matthäus Guetermann 19 , Lederbereiter<br />

9.9.1655 Augsburg Barfüßer (aus der 2. Ehe viertes<br />

von 10 Kindern)<br />

(364) Jacob Gutermann<br />

(Guetermann), Augsburg,"Cordabenmacher"<br />

20<br />

+1679<br />

(728) Görg 21<br />

Gutermann,<br />

Augsburg<br />

(91) Anna Regina Gutermännin<br />

12.11.1684 Augsburg Barfüßer<br />

13.10.1758 Augsburg, 3. Kiind<br />

(365) Barbara Brenzin<br />

(Bertzin, Brezin), Augsburg<br />

(2. Frau)<br />

(730) Matthäus<br />

Brenz, Augsburg,<br />

"Seckhler" 22<br />

(SIEHE OBEN b)<br />

(175) Maria<br />

Grössin,<br />

Augsburg<br />

(350) Nikolaus<br />

Groß,<br />

Augsburg<br />

(183) Regina Böhmin (Behmin), 16.10.1660 Augsburg<br />

(366) Martin Böhm, Rotgerber,<br />

Augsburg<br />

(732) Martin Böhm,<br />

Rotgerber, Augsburg<br />

(367) Anna Blumenstökkin<br />

*31.1.1635 Augsburg<br />

Barfüßer<br />

(734) Andreas Blumenstock,<br />

Bierbräu,<br />

Augsburg<br />

(735) JakobinaSchweigerin<br />

17 Nach Bettger (s.o., Tabellenteil) gab es in Augsburg zwischen 1720 und 1830 ziemlich konstant (trotz der<br />

sonstigen wirtschaftlichen Rezession) ca. 100 Bierbrauermeister. Ihre Betriebe (und Gaststätten) zogen sich<br />

meist entlang der Nord-Süd-Straße hin (Wertachbruckertor - Rotes Tor): S.106.<br />

18 stellte Loden (also wasserdichten Stoff) her; zwischen 1654 und 1830 Rückgang von 45 auf 7 Meister;<br />

stets überwiegend evangelisch (Tabellen bei Bettger und Reith, s.o.)<br />

19 "Guetermann" wurde „Gutermann“, nie "Gütermann" gesprochen<br />

20 wohl das gleiche wie "Kurdewener": Schuhmacher. Die Schuster waren mit meist mehr als 150 Meistern<br />

wenigstens in späterer Zeit {ca. 1720 - 1830) neben den Webern eines der größten Gewerbe in Augsburg<br />

(Bettger, s.o., Tabellenteil).<br />

21 Görg/Jörg/Jerg: alte Kurzformen von Georg<br />

22 Sackmacher


Ergänzungen:<br />

* (zu obiger Tabelle a, Nummer 4) Johann Christoph <strong>Diesel</strong> (1802-1866) ist der Stammvater<br />

des Augsburger Zweiges der <strong>Diesel</strong>,. In Memmingen wurde er als dritter Sohn (aus<br />

zweiter Ehe) seines gleichnamigen Vaters, Obermeisters der Memminger Buchbinder, geboren.<br />

Am 13.4.1820 kam er erstmals nach Augsburg zu dem Buchbinder und Verleger<br />

Johann Blosfeld. Nachdem er mehrere Jahre "auf der Walz" gewesen war, kehrte er als<br />

Geselle nach Augsburg zurück, erwarb das Bürgerrecht und heiratete Rosina Rieß, die<br />

ihm neben einer schönen Aussteuer 800 Gulden in bar mit in die Ehe brachte. Das Ehepaar<br />

wohnte von 1833 bis 1862 im eigenen vierstöckigen Haus Mauerberg C 117. Im Erdgeschoß<br />

war die Buchbinderwerkstätte, am Hohen Weg C 44 der Papierwarenhandel.<br />

Nach Verkauf seines Hauses 1862 verbrachte das Ehepaar seinen Lebensabend beim<br />

zweiten Sohn Rudolph <strong>Diesel</strong> (1832-1885) in der Brauerei "Zum Blauen Krügle" am Vorderen<br />

Lech A 485 (Gignoux-Haus).<br />

Johann Christophs erster Sohn (Gottlieb) Theodor (oben Nummer 2, der Vater des Erfinders)<br />

ging beim Vater in die Lehre, 1850 gelangte er mit seinem Bruder Rudolph nach Paris,<br />

wo er sich als Lederwarenfabrikant niederließ. In Paris wurden seine drei Kinder geboren,<br />

darunter der spätere Erfinder <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>. Theodor <strong>Diesel</strong> war der erste in der Namenslinie,<br />

der aus dem Handwerkerstand herausdrängte und, wie viele Handwerker, sich<br />

zum Fabrikanten erheben wollte. Das Glück war ihm nicht hold, er wandte sich dem Spiritismus<br />

zu. 1877 verzog er nach München und nahm eine Stellung in einem Lederwaren-<br />

und Brieftaschengeschäft an. Dann versuchte er seinen Lebensunterhalt als Heilmagnetiseur<br />

zu bestreiten. 1882 veröffentlichte er in München ein Buch "Magnetotherapie, der<br />

animalische oder Lebens-Magnetismus". Sein wohlhabend gewordener Sohn <strong>Rudolf</strong> mußte<br />

ihm immer wieder finanziell unter die Arme greifen.<br />

Während des Krieges 1870/71 hatte die Familie Paris verlassen und sich bis Kriegsende<br />

in London durchschlagen müssen. Auf Anraten seines Bruders sandte Theodor <strong>Diesel</strong><br />

seinen Sohn <strong>Rudolf</strong> (also den späteren Erfinder) nach Augsburg, damit dieser eine gediegene<br />

Schulausbildung erhalten konnte. Bei seiner Ankunft in Augsburg kam <strong>Rudolf</strong> zunächst<br />

im Zimmer seiner beiden Vettern Christian und Hermann <strong>Diesel</strong> unter, fand aber<br />

dann eine dauernde Pflegestelle bei dem Mathematikprofessor an der Gewerbeschule<br />

Augsburg, Christoph Barnickel. Dessen erste Frau Barbara Brugger, Tochter von Rosina<br />

Wilhelmina Rieß, war als junge Waise bei Johann Christoph <strong>Diesel</strong> und dessen Ehefrau<br />

Rosina, geb. Rieß, gewesen. Hier wurde eine Dankesschuld abgetragen. Der Erfinder hatte<br />

Christoph Barnickel viel zu verdanken. Als <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong> von 1892 an seinen Motor bei<br />

der MAN entwickelte, wohnte er wieder in Augsburg, zeitweise bei Onkel Barnickel, der<br />

seine Schwester Emma in zweiter Ehe geheiratet hatte, im Springergässchen C 94 (im<br />

Domviertel).<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong> kam auch immer wieder nach Augsburg, als der Kampf um die Auswertung<br />

und Weiterentwicklung seiner Erfindung tobte und er eine <strong>Diesel</strong>motorenfabrik in Augsburg<br />

ins Leben gerufen hatte. Der Ingenieur <strong>Diesel</strong> war ein reicher Großbürger geworden.<br />

(Bereits in seiner Eheschließung 1883 kündigte sich übrigens der soziale Aufstieg an;<br />

Martha Flasche war die Tochter eines Remscheider Notars.) Von <strong>Diesel</strong>s neuem<br />

Wohlstand zeugte das stattliche Haus, das ihm Professor Max Littmann baute, in der Maria-Theresien-Straße<br />

32 in München-Bogenhausen. Er fand Freunde in der Münchner<br />

großbürgerlichen Gesellschaft, besonders Oscar von Miller sei hier erwähnt. Wohl erblich<br />

bedingte Depressionen, zermürbende Auseinandersetzungen und allzu gewagte Grundstücksspekulationen<br />

führten dazu, daß er keinen anderen Ausweg sah als den Freitod. -<br />

Verständlicherweise wurde die düstere Seite an <strong>Diesel</strong> oft verdrängt, auch in der Erinnerung<br />

seines Sohnes und Biographen Dr. Eugen <strong>Diesel</strong>: "Der Tod schien fern", so charakterisiert<br />

dieser die Stimmung des Jahres 1905. (Eugen <strong>Diesel</strong>, Autoreise 1905, Zürich 1963,<br />

2. Aufl., S. 84) Daß es bei <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong> in der gleichen Zeit auch andere Gemütslagen<br />

gab, dokumentiert ein Widmungsblatt aus dem Jahre 1907: "Mein Fräulein, heiraten Sie<br />

keinen Erfinder, denn sein Leben ist immer ein Martyrium, ob nun sein Werk gelingt oder<br />

7


nicht." (Auktionskatalog des Autographen-Auktionshauses Stargardt/ Marburg, Frühjahr<br />

1992, S.200f (mit Faksimile)<br />

Mit Augsburg und Schwaben weiter verbunden blieben die Nachkommen von RudoIph<br />

<strong>Diesel</strong>, dem Onkel des gleichnamigen Erfinders. Er war Karton- und Spielkartenfabrikant<br />

sowie Spediteur. Seine beiden Söhne Christian (1857-1938) und Hermann (1860-1939)<br />

leiteten die Augsburger Spedition Wilhelm Floßmann bis 1899. Christian <strong>Diesel</strong> war Aufsichtsrat<br />

und später Aufsichtsratsvorsitzender einer Reihe von namhaften Firmen. 1908<br />

wurde er Kommerzienrat, 1920 Präsident der Industrie- und Handelskammer Augsburg<br />

(bis 1934), 1922 Mitglied des Reichsbahnrates, 1923 Geheimer Kommerzienrat. Seine<br />

älteste Tochter Auguste heiratete Eduard von Madroux, der einer alten bayerischen Offiziersfamilie<br />

entstammt; beider Sohn Alexander wurde von einem kinderlosen Freund seines<br />

Vaters, Carl Graf von Neuleiningen-Westerburg, adoptiert. Die zweite Tochter Hedwig<br />

vermählte sich mit dem Rechtsanwalt August Holzer aus einer Augsburger Kaufmannsfamilie,<br />

die dritte Tochter Hermine heiratete den Fabrikdirektor der Augsburger Osram-<br />

Niederlassung, Heinrich Geyer. Hermann <strong>Diesel</strong> hinterließ zwei Kinder. Die Tochter Gertrud<br />

verheiratete sich in Augsburg mit dem aus Sigmaringen stammenden Zahnarzt Dr.<br />

Wilhelm Blickle. Der Sohn Hermann (1905-1967) wurde Textilingenieur und Direktor einer<br />

Textilfabrik in Löbau in der Lausitz. Nach seiner Flucht in den Westen entwickelte er den<br />

<strong>Diesel</strong> "Blender", den die Maschinenfabrik Memmingen KG vertrieb.<br />

So leben die Nachkommen der Augsburger Familie <strong>Diesel</strong> immer noch in unserer Stadt,<br />

auch wenn der Name <strong>Diesel</strong> nur außerhalb Augsburgs weitergetragen wird.<br />

** (zu obigen Tabellen a und b) Johann Kaspar Rieß (1746 - 1809) heiratete in zweiter<br />

Ehe Regina Barbara Bandlin, Tochter des Johann Jakob Bandel (1763 - 1833), Weinwirts<br />

zu Augsburg. Dessen Vater Johann Georg Bandel, ebenfalls Weinwirt, stammte aus<br />

Haunsheim, einem Dorf am Rande des Schwäbischen Juras, dessen Herr Zacharias von<br />

Geizkofler gewesen war. Dieser kaiserliche Rat und Reichspfennigmeister führte dort die<br />

Reformation ein. Mehrere Namensträger Bandel verzogen von Haunsheim zur selben Zeit<br />

nach Augsburg.<br />

Die Frau des Johann Jakob Bandel (1763 - 1833) heißt Maria Barbara Mayrinn. Die Ehe<br />

wurde geschieden, ein damals seltenes Vorkommnis. Maria Barbaras Vater Andreas Mayr<br />

war Werk- und Zimmermeister, verheiratet mit Anna Catharina Gleßlerin, Tochter des Valentin<br />

Kläsel und der Apollonia Würthin aus einer Augsburger Familie. Der Vater des Valentin<br />

Kläsel war Pfarrer in Adorf im Vogtland. Pfarrer als Vorfahren von Handwerkern<br />

kommen öfters vor, wenn eben Pfarrerssöhne einen handwerklichen Beruf ergreifen. Ein<br />

anderes Beispiel aus dem Umkreis der Vorfahren <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>s: Maria Barbara Mayrinn<br />

heiratete nach ihrer Scheidung Gustav Gerich, Goldschmied und Silberarbeiter, Sohn des<br />

Pfarrers Gustav Ludwig Gerich aus Barfußdorf in Pommern.<br />

Johann Georg Bandel (1694 - 1762) war in dritter Ehe verheiratet mit Christina Bader<br />

(1712 - 1762). Deren Vater, der Rotgerber Balthasar Bader, stammte aus Burtenbach. Der<br />

Augsburger Stadthauptmann (und Feldherr im Schmalkaldischen Krieg) Sebastian Schertlin<br />

von Burtenbach führte dort in einer rein katholischen Umgegend die Reformation ein.<br />

Von Burtenbach kam es zu ständigen Zuzügen nach Augsburg. Andreas Mayr (1664 -<br />

1720), Zimmermeister, heiratete am 7.10.1680 in zweiter Ehe Anna Maria Reesin, Tochter<br />

des Johannes Rees in Kaufbeuren. Die Freie Reichsstadt Kaufbeuren war, wie Augsburg<br />

und Biberach an der Riß, eine konfessionell gemischte Stadt, von der ein kontinuierlicher<br />

Zuzug nach Augsburg festgestellt werden kann.<br />

Alle Vorfahren der <strong>Diesel</strong> und Rieß sowie der versippten Familien gehen bis zu Theodor<br />

<strong>Diesel</strong>, dem Vater des Erfinders, aus dem Handwerkerstand hervor. Auch die Vorfahren,<br />

die evangelische Pfarrer waren, stammen aus dem Handwerkerstand, und ihre Söhne, die<br />

8


zu <strong>Diesel</strong>s Vorfahren wurden, wandten sich einem handwerklichen Berufe zu. Auch die<br />

Taufpaten, zumeist nahe Verwandte, waren Handwerker. Bei den <strong>Diesel</strong> haben wir mehrere<br />

Generationen Buchbinder, in der Familie Rieß an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert<br />

Zeugschmiede, dann kommt weiter zurück mit Johann Georg Rieß (1695 - 1772)<br />

ein Hucker und Weinwirt, schließlich gelangen wir zu Fischern in Harburg. Den Beruf des<br />

Wirtes finden wir bei den Bandel, den eines Wirtes und Metzgers bei den Ruff in Appetshofen.<br />

Bauern sind die Leinfelder zu Ronheim. Bau- und Zimmermeister sind die Mayr,<br />

Rotgerber die Bader, Fürnhaber, Guetermann und Böhm. "Cordabanmacher" ist ein Gutermann,<br />

"Lederbereiter" ist ein anderer Gutermann. Als "Kramer" wirken die Manasser,<br />

als Bierbrauer die Agster und Blumenstock, Lodweber sind die Agster und Priester. Somit<br />

können wir feststellen, daß das Handwerk diese Menschen geprägt hat. Alle waren evangelisch-lutherisch<br />

und hatten überwiegend ihren Wohnsitz Generationen hindurch in<br />

Augsburg. Soweit sie dorthin zugezogen sind, stammen sie aus mehr oder weniger weit<br />

entfernten evangelischen Orten, am weitesten entfernt liegt davon Adorf im Vogtland, woher<br />

die Kläsel einwanderten.<br />

Anmerkungen<br />

a Korrekturen in: Jahresbericht des <strong>Rudolf</strong>-<strong>Diesel</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s 1992/93, S. 92f<br />

Quellen<br />

Ev.-luth. Kirchenmatrikel Augsburg, Harburg, Memmingen<br />

Stadtarchiv Augsburg: Familienbögen<br />

Kartei Lilienthal<br />

Hochzeitamtsprotokolle<br />

Literatur<br />

Eugen <strong>Diesel</strong>: <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong>, der Mensch, das Werk, das Schicksal, Hamburg 1937 (vgl. oben Anmerkung 1)<br />

Eduard von Madroux: Geschichte derer <strong>Diesel</strong>, angefertigt 1927 zum 70. Geburtstag des Geh. Kommerzienrates<br />

Christian <strong>Diesel</strong>, Handschrift<br />

Donald E. Thomas jr. <strong>Diesel</strong>: Technology and Society in Industrial Germany, Alabama 1987<br />

Wolfgang Zorn und Leonhard Hillenbrand: Sechs Jahrhunderte Schwäbische Wirtschaft, Beiträge zur Geschichte<br />

der Wirtschaft im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben, Augsburg 1969<br />

Jürgen <strong>Diesel</strong>: <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong> (1858 - 1913); in: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben, Bd. 2, S. 416<br />

- 431, München 1953<br />

Helmut Schmidt, Jakob Gaßner<br />

(aus dem Jahresbericht 1990/91 des <strong>Rudolf</strong>-<strong>Diesel</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s, S. 53-71, sowie 1992/93, S. 85-93, stark<br />

gekürzte und auf die unmittelbare Vorfahrenlinie von <strong>Rudolf</strong> <strong>Diesel</strong> bezogene Fassung)<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!