Eine erfolgreiche Mannschaft
Die Zentralkonsum eG stellt sich und ihre Mitglieds- und Tochterunternehmen vor.
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Patrick Scholz, Burg
Christine Schröck, Leipzig
Mario Pfandke, Dresden
Heidi Löser, Oberhof
Martin Grau, Weimar
Claudia Voß, Magdeburg
René Gericke, Chemnitz
Christine Krause, Weimar
Zentralkonsum eG
Eine erfolgreiche
Mannschaft
Claudia Holländer, Seehausen
Petra Kirmes, Erfurt
Danni Schlosser, Stützengrün
Angela Zimmermann, Hagenow
Francois Straube, Haldensleben
Interview
Ein neuer Pioniergeist
für eine alte Idee 3
Zentralkonsum eG
33 unter einem Dach 7
Dienstleister für Mitglieder 9
Konsum Weimar
Handel durch Wandel 10
Konsum Erfurt
Erfurt setzt auf Immobilien 12
Konsum Hagenow
Die Starken tragen die Schwachen 13
Konsum Leipzig
Nah. Frisch. Freundlich. 14
Konsum Haldensleben
Haldensleben gut aufgestellt 16
Konsum Seehausen
Seehausen geht mit der Mode 17
Konsum Dresden
Regionalität ist Trumpf 18
Konsum Burg-Genthin-Zerbst
Genossenschaft zum Anfassen 20
Hotel Dorotheenhof
Wachwechsel im Dorotheenhof 21
Röstfein Kaffee
Röstfein exportiert europaweit 22
Bürstenmann
Zahnbürsten in 143 Varianten 24
Berghotel Oberhof
Zur Marke gereift 26
Neue Kauffahrtei
Ein architektonisches Kleinod 28
Mitglieder
Patchworkfamilie 30
Kolumne
Regional, friedlich, sympathisch 34
IMPRESSUM
Herausgeber:
Zentralkonsum eG
Neue Grünstraße 18, 10179 Berlin
Telefon: (030) 275 84 111
www.zentralkonsum.de
Konzept/Redaktion: GEORGEmedia
Telefon: (0152) 341 72 488
Text: Klaus George, Steffen Uhlmann
Bild: Torsten George, Archiv Zentralkonsum
Layout: Siegmar Förster
Druck: Königsdruck Berlin
EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Martin Bergner,
Vorstandssprecher
der Zentralkonsum eG
ganz gleich, welche Ära der Genossenschaftsgeschichte
Sie betrachten, es ist
immer das gemeinschaftliche Handeln,
das die Genossenschaft ausmacht. Ob
es 1715 die »gegenseitige Versicherungsgesellschaft
gegen die Viehseuche« in Lodz,
1844 die »Redlichen Pioniere von Rochdale«,
1845 die erste deutsche Konsumgenossenschaft
»Ermunterung« in Chemnitz oder 1849 die
Einkaufsgenossenschaft für Tischler und für
Schuhmacher in Delitzsch waren, immer stand
eines im Mittelpunkt: gemeinsam ohne Unterschiede
zwischen den Beteiligten solidarisch und
in Selbsthilfe zu handeln, um für alle Mitglieder
einen Vorteil zu erzielen.
Was macht heute genossenschaftliches
Handeln aus? Natürlich das in der Satzung und
vom Gesetz vorgegebene Ziel, die »Förderung
der Mitglieder«. Aber es ist viel mehr, es ist auch die Verantwortung
für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Ein Großteil der Genossenschaften
und auch deren Tochterunternehmen in anderen Rechtsformen
sind mittelständisch geprägte Unternehmen ohne große Hierarchien
mit motivierten Mitarbeitern, die fachlich kompetent und mit Freude
ans Werk gehen.
Jedes unserer Mitgliedsunternehmen hat seinen eigenen Weg gefunden,
sich am Markt zu etablieren. Die Herausforderungen des Marktes
können sie nur mit frischen Ideen, flexiblen Strukturen, schneller
Entscheidungsfindung und einer starken Mannschaft meistern.
Erlauben Sie mir den Ausflug in den Fußball – schließlich produziert
die Bürstenmann GmbH auch Zahnbürsten für diverse Bundesligavereine
– eine (erfolgreiche) Mannschaft, besteht meist aus wenigen
Führungsspielern, einigen, die besonders im Fokus der Öffentlichkeit
stehen und vielen Spielern, die den anderen den Rücken frei halten
und durch ihr Handeln den Erfolg erst möglich machen. Sie sind oft
die eigentlichen Helden auf dem Platz.
Diese Menschen, die häufig im Hintergrund bleiben, wollen wir Ihnen
in diesem Heft vorstellen. Sie verdienen es, im Mittelpunkt zu stehen.
Herzlichst
Ihr Martin Bergner
Im Jahr 1844 schlossen sich nach einem erfolglosen Streik 28 Flanellweber zusammen, um sich vom Elend des Frühkapitalismus
zu befreien. Damit begründeten Sie eine Konsumentenvereinigung als Vorstufe einer neuen Wirtschaftsordnung.
Die blanke Not hat einst 28 Weber in
der kleinen englischen Stadt Rochdale
nahe Manchester erst verzweifeln
und dann zusammenrücken
lassen. Unter dem Hohngelächter der dort
ansässigen Krämer eröffneten sie im Dezember
1844 ihren ersten Konsum-Laden.
Und das mit Erfolg.
Herr Bergner, macht Not erfinderisch?
Bergner: Sowieso. Für die Rochdaler
Weber ging es damals buchstäblich ums
nackte Überleben, weil sie die ständig steigenden
Lebensmittelpreise nicht mehr
bezahlen konnten. Also haben sie nach
vergeblichem Streik sich trotz quälenden
Hungers einen wöchentlichen Betrag von
jeweils zwei Batzen abgerungen und damit
ihren eigenen Konsum-Laden aufgemacht.
Was hat das ihnen gebracht?
Bergner: Eine sichere Versorgung mittels
gemeinschaftlicher Selbsthilfe.
Ein neuer
Pioniergeist
für eine
alte Idee
Martin Bergner,
Vorstandssprecher der
Zentralkonsum eG, über den
Weg zu einem
modernen
Genossenschaftsmodell
INTERVIEW
Und wie haben sie das geschafft?
Bergner: Mit einfachen kaufmännischen
Prinzipien: In großen Partien reine und
unverfälschte Waren einkaufen, in kleinen
Posten gegen Bares veräußern. Und,
was wichtig ist, den Überschuss dann untereinander
gerecht verteilen.
Wo steckt da die genossenschaftliche Idee?
Bergner: In der Selbsthilfe, der internen
demokratischen Kontrolle, wobei jedem
Mitglied nur eine Stimme zukam. Auch
in der offenen Mitgliedschaft und in der
gerechten Gewinnverteilung, abhängig
vom Umsatz. Schließlich in der Pflicht zur
politischen und religiösen Neutralität. Vor
allem aber im Zweck ihres gemeinschaftlichen
Zusammenwirkens: für den materiellen
Nutzen und die Verbesserung der sozialen
und wirtschaftlichen Verhältnisse
ihrer Mitglieder zu sorgen, wie sie dazu in
ihrer Satzung geschrieben haben.
Bei aller Nüchternheit und allem britischem
Pragmatismus – das hat aus ihnen nicht nur die
Begründer der modernen Genossenschaft gemacht,
sondern auch das Image der »Redlichen
Pioniere« eingebracht. Zu Recht?
Bergner: Auf alle Fälle. Der Moralphilosoph
und Genossenschafter Franz Staudinger
hat über sie schon vor über 100
Jahren mit großem Pathos geurteilt: »An
2 EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT
EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT 3
INTERVIEW
INTERVIEW
Was hat die ostdeutsche Konsumgenossenschaft
zur Wende ausgemacht?
Bergner: Bis zu diesem Zeitpunkt betrieben
die fast 200 Konsumgenossenschafder
Wiege dieser Genossenschaftsbewegung
sangen Glaube, Liebe, Hoffnung ein
Lied von der Überwindung alles Hässlichen,
Harten und Bösen, von dem Siege
der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der
Güte.«
Welches Hohelied auf die »Redlichen Pioniere«
aus Rochdale sollte man hierzulande im nächsten
Jahr anstimmen, wenn das 175. Jubiläum zur
Gründung der weltweit ersten modernen Genossenschaft
ansteht?
Bergner: Das Lied vom allgemeinen Wohl,
vom gemeinschaftlichen Wirtschaften,
das von Rochdale aus in die Welt getragen
wurde und der Genossenschaftsbewegung
anno 2019 immer noch weitgehend
immanent ist, freilich modern interpretiert.
Ansonsten hätte der Genossenschaftsgedanke
in Zeiten von Globalisierung,
Digitalisierung und anstehender
wissenschaftlich-technischer Revolution
keine Chance.
Es geht wieder ums Überleben?
Bergner: So drastisch würde ich das nicht
formulieren. Sagen wir mal so: Der Klassiker
»Genossenschaft« ist hierzulande
und weltweit kein Auslaufmodell. Aber
er muss sich wandeln, vielfältiger, dynamischer,
offener und flexibler werden.
Wer dagegen die historischen Intentionen
der Gründerväter unreflektiert zum Dogma
erhebt, behindert den nötigen Wandel
und verurteilt, aus welchen Gründen auch
immer, den Klassiker Genossenschaft am
Ende doch noch zum Auslaufmodell.
Wie ist die Genossenschaft in Deutschland zum
Klassiker geworden?
Bergner: Auch da war es zunächst die Not,
die der Genossenschaftsidee in Deutschland
zum Durchbruch verhalf.
Zum Beispiel?
Bergner: Zum Beispiel in der sächsischen
Arbeiter- und Textilmetropole Chemnitz.
Dort gründeten verarmte Spinner anno
1845 den ersten Spar- und Konsumverein
namens »Ermunterung« lange vor
Raiffeisen und Schulze-Delitzsch.
Oder der »Konsum- und Sparverein zu
Burg«, der 1866 von vierzehn »wackeren
Männern« gegründet wurde und bereits
im Gründungsjahr 210 Mitglieder zählte.
1882 hatte die Genossenschaft vier Geschäfte.
Ab 1871 übernahm der Konsumverein
auch die Kohleversorgung seiner
Mitglieder und besaß sogar ein eigenes
Frachtschiff, das die Kohle über die Elbe
nach Burg transportierte. 1926 hatte die
Genossenschaft 2000 Mitglieder. In den
sechzig Jahren seit Gründung hatte sie
rund zwei Millionen Mark an Rückvergütung
ausgezahlt.
Burg hat eine genossenschaftliche Tradition in
Deutschland mitbegründet. Welche Rolle kommt
den Sozialreformern Friedrich Wilhelm Raiffeisen
und Hermann Schulze-Delitzsch zu?
Bergner: Die beiden Sozialreformer gelten
bis heute als die Gründerväter des
deutschen Genossenschaftswesens. Raiffeisen,
dessen 200. Geburtstag im Jahr
1907 bestanden im
Deutschen Reich etwa 1200
Konsumvereine mit mehr als
einer Million Mitgliedern.
Am 12. Juli 1850 wurde die Lebensmittel-
Assoziation zu Eilenburg gegründet – die
älteste Genossenschaft in Deutschland.
2018 begangen wurde, hat 1847 den ersten
Hilfsverein zur Unterstützung der
notleidenden ländlichen Bevölkerung
ins Leben gerufen und knapp zwei Jahrzehnte
später den »Heddesdorfer Darlehenskassenverein«,
der heute als erste
Genossenschaft im Sinne Raiffeisens gilt.
Schulze-Delitzsch wiederum hat zu jener
Zeit, unabhängig von Raiffeisen, 1849 die
zwei »Rohstoffassoziationen« – je eine für
Tischler und eine für Schuhmacher – im
sächsischen Delitzsch gegründet. Ein Jahr
später folgte der erste »Vorschussverein«
– der Vorläufer der heutigen Volksbanken.
Was passierte in den Folgejahren?
Bergner: Eine Welle von Gründungen in
allen Regionen, 1907 bestanden im Deutschen
Reich etwa 1200 Konsumvereine mit
mehr als einer Million Mitgliedern. In der
Weimarer Republik entwickelten sich die
Konsumgenossenschaften zu modernen
und profitablen Organisationen mit etwa
drei Millionen Mitgliedern.
Allerorts gründeten sich sogenannte
Primärgenossenschaften, die Schritt für
Schritt regionale und nationale Zentren
bildeten. Daraus entstanden über die Jahrzehnte
hinweg schließlich die heutigen
regionalen Zentralunternehmen, Bundeszentralen
sowie Spezialinstitute.
Die erste Verbandsgründung erfolgte
1859 in Weimar. In den siebziger Jahren
des 19. Jahrhunderts schlossen sich weitere
Genossenschaften freiwillig zu Verbänden
zusammen, um den Mitgliedern
eine verbesserte Beratung und Betreuung
zukommen zu lassen. Schließlich wurde
dann 1889 die Novelle zum bereits 1871
für ganz Deutschland beschlossenen Genossenschaftsgesetz
verabschiedet, in der
alle rechtsformspezifischen Vorschriften
geregelt wurden.
1934 trat mit der Unterschrift Hitlers
die Novelle zum Genossenschaftsgesetz
und der darin verankerte »Anschlusszwang
an genossenschaftliche Prüfungsverbände«
in Kraft.
Gegen die »Zwangsmitgliedschaft« laufen Sie
nun Sturm. Was stört Sie an dem genossenschaftlichen
Verbandsmodell?
Bergner: Stören ist nicht das richtige
Wort. Die alte genossenschaftliche Idee
bleibt auch nach 150 Jahren modern. Aber
aus meiner Sicht haben sich die darauf aufbauenden
Verbandsstrukturen nicht dem
Wandel der Zeit angepasst und schwächen
damit die Durchsetzungskraft des Genossenschaftsmodells
in der Gesellschaft.
Das müssen Sie erklären.
Bergner: Ich halte die Pflichtmitgliedschaft
in Verbänden für obsolet. Zumal
sie nur den Willen der Nazis fortschreibt,
die mit den Zwangsmitgliedschaften das
gesamte Genossenschaftswesen gleichgeschaltet
und entsprechend ihrer Ideologie
pervertiert haben.
Und heute?
Bergner: Heute steht die Zwangsmitgliedschaft,
die euphemistisch Pflichtmitgliedschaft
heißt, gegen den freien
Wettbewerb. Um die Idee des genossenschaftlichen
Zusammenschlusses tiefer in
der Gesellschaft zu verankern, bedarf es
nicht nur Vorschriften zur Eintragung in
ein Register oder einer »Pflichtmitgliedschaft«
in Prüfungsverbänden.
Waren aber nicht Pflichtmitgliedschaft und
die Pflicht zur Prüfung der wirtschaftlichen
Verhältnisse bzw. der ordnungsmäßen Geschäftsführung
über Jahrzehnte hinweg Garanten für den
wirtschaftlichen Erfolg?
Bergner: Die Pflicht zur Prüfung ist nötig,
keine Frage. Aber wir sind für eine freie
Wahl des Prüfers. Die vorgeschriebene
Pflichtmitgliedschaft der Genossenschaften
in einem der Prüfungsverbände hat
Monopolstellungen erzeugt. Monopole
aber sind behäbig. Sie behindern durch
ihr Diktat nicht nur Wettbewerb, sondern
bringen einzelne Genossenschaften
bisweilen sogar arg in wirtschaftliche Bedrängnis
– schon allein durch eine enorme
Erhöhung der Mitgliedsbeiträge und Prüfgebühren.
Reformen tun not – was wollen Sie dafür tun?
Bergner: Es nicht nur bei Appellen belassen.
Darum haben wir beschlossen, unser
Mitglied, die Konsumgenossenschaft Altenburg
und Umgegend eG, zu unterstützen.
Die Altenburger haben ihren Prüfungsverband
verlassen und damit die für
alle Genossenschaften geltende »Pflichtmitgliedschaft«
aufgekündigt. Das ist zum
31. Dezember 2016 geschehen.
Was ist seitdem passiert?
Bergner: Erst einmal nichts Sensationelles:
Die Kündigung ist vom Verband bestätigt
aber dem Register nicht gemeldet
worden. Die Jahresabschlüsse für 2016/17
und 2017/18 werden von einem genossenschaftlichen
Prüfungsverband geprüft,
ohne dass Altenburg Mitglied wird. Es
wurde bisher weder eine Insolvenz festgestellt
noch per Gerichtsbeschluss eine
Liquidation erzwungen. Die Konsumgenossenschaft
arbeitet also seit fast zwei
Jahren als erste verbandsfreie Genossenschaft
Deutschlands. Und das sehr erfolgreich.
Die Konsumgenossenschaften
der DDR verloren unter dem
Diktat der Planwirtschaft
ihre wirtschaftliche Selbstständigkeit,
stiegen jedoch
zum zweitgrößten Handelsunternehmen
der DDR auf.
Die Zentralkonsum eG am Berliner Spittelmarkt
ist der Nachfahre des ehemaligen
Verbandes der Konsumgenossenschaften
der DDR/VdK) mit Sitz in Ost-Berlin.
Welches Signal wollen Sie damit setzen?
Bergner: Eben ein Reformsignal: Verkrustete
Verbandsstrukturen müssen aufgebrochen,
deutlich mehr Transparenz
hergestellt und Rechtsformen modernisiert
und erweitert werden. Es geht statt
um Konzentration um mehr Kooperation.
Der Genossenschaftsgedanke lebt, aber er
könnte unabhängig von verkrusteten Verbandsstrukturen
und ohne den alleinigen
Fokus auf die Rechtsform viel gesünder
gedeihen. Darum werden wir auch, wenn
nötig, in der Causa Altenburg bis vor das
Bundesverfassungsgericht ziehen.
Woher rühren Ihre Ungeduld und das
Beharren auf Reformen?
Bergner: Ich bin beruflich im Genossenschaftswesen
der DDR herangewachsen
und habe dabei erfahren, was
Reformunfähigkeit, falsche Ideologie und
fehlender Realitätssinn mit einer Gesellschaft
anrichten können.
Mit Verlaub, das Genossenschaftswesen
hat im Gegensatz zum Staat DDR Mauerfall und
gesellschaftlichen Wandel überlebt. Welche
Struktur hatte sich in über vierzig Jahren Teilung
im Osten herausgebildet?
Bergner: Angefangen hat alles mit spontanen
Neugründungen schon im Mai 1945,
die später von der Sowjetischen Militäradministration
in Deutschland (SMAD)
sanktioniert wurden. Ihr Aufbau, ihre Organisationsstruktur
beruhten auf einem
Musterstatut, das dem SMAD-Befehl
beigegeben war und das im Wesentlichen
dem deutschen Genossenschaftsgesetz
entsprach.
Und dabei blieb es dann auch?
Bergner: Wenn Sie so wollen. Es hat im
Verlauf der Geschichte keine wesentlichen
obrigkeitlichen Vorgaben mehr gegeben.
Vielleicht war das gerade der Grund für
die spätere Vielfältigkeit des Genossenschaftswesens.
Es gab zu DDR-Zeiten viele
Einzelstrukturen: von der Landwirtschaft
über die Wohnungswirtschaft, die genossenschaftlichen
Banken, die Produktivgenossenschaften
bis eben hin zu den
Konsumgenossenschaften, die unter dem
Diktat der Planwirtschaft zwar ihre wirtschaftliche
Selbstständigkeit verloren
hatten, zugleich aber zum zweitgrößten
Handelsunternehmen der DDR aufgestiegen
waren.
4 EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT 5
INTERVIEW
ZENTRALKONSUM eG
ten über 30 000 Läden unterschiedlichster
Größe, hinzu kamen etwa 6000 Gaststätten.
Ihr gemeinsamer Umsatz pro Jahr
betrug zu jener Zeit rund 44 Milliarden
DDR-Mark, knapp ein Drittel des gesamten
Einzelhandelsumsatzes des Landes.
Was kam noch hinzu?
Bergner: Weitere sechs Milliarden Ostmark
erwirtschafteten die Bezirksverbände
und der Verband der Konsumgenossenschaften
(VdK) mit ihren über
sechzig Produktionsbetrieben. Ihr Sortiment
reichte von Teig- und Süßwaren
über Kaffee und Spirituosen bis hin zu
Möbeln. Dazu kamen Konsumbetriebe für
Back- und Fleischwaren. Insgesamt beschäftigten
die Genossenschaften mit ihren
rund 4,6 Millionen Mitgliedern sowie
der VdK und die 14 Bezirksverbände mehr
als eine Viertelmillion Mitarbeiter.
Mit der neuen Zeitrechnung und dem Einzug der
Markwirtschaft brach dann das gesamte Gebäude
Konsumgenossenschaften zusammen?
Bergner: Nö, wir leben ja noch, wie Sie
sehen. Aber es stimmt schon, nach dem
Diktat der Planwirtschaft fiel es den Konsumgenossenschaften
immens schwer,
sich von jetzt auf gleich im Wettbewerb
mit der marktwirtschaftlich versierten
westdeutschen Konkurrenz zu behaupten.
Zumal in der ersten Nachwendezeit die
ostdeutschen Konsumgenossenschaften
auf sich allein gestellt waren.
Das heißt?
Bergner: Dass die Konsumgenossenschaften
damals mit einer unübersichtlichen
Gemengelage konfrontiert wurden. Der
Verband der Konsumgenossenschaften
- VdK eG hatte verhindert, dass die Konsumgenossenschaften
als private Unternehmen
unter das Kuratel der Treuhand
gestellt wurden. Das war aus meiner Sicht
die entscheidende Voraussetzung für ihr
Fortbestehen. Zugleich aber stürzten damit
ungeklärte Eigentumsverhältnisse
auf sie ein. Denn der damalige VdK und
seine Mitglieder kamen im Einigungsvertrag
überhaupt nicht vor. Man hatte sie
schlichtweg vergessen. Und damit gab es
auch keine Regelungen zum konsumgenossenschaftlichen
Eigentum.
Und damit begann das Hauen und Stechen?
Bergner: So ungefähr, für die Mehrzahl
der Genossenschaften jedenfalls war die
Sicherung des Eigentums das zentrale
Problem. Schließlich standen Läden,
Gaststätten, Produktions- und Verwaltungsgebäude
mehrheitlich auf ehemals
volkseigenem Grund. Nur waren Grund
und Boden damit nun Treuhand- bzw.
Bundeseigentum. Nötige Beleihungen
wurden so für Genossenschaften unmöglich.
Und damit wurden Liquiditätssicherung
und lebensnotwendige Investitionen
verhindert. Hinzu kamen nicht zuletzt
Managementfehler. Und das alles ist nur
die Spitze des Eisbergs an Problemen vor
dem die ehemaligen DDR-Konsumgenossenschaften
standen.
Mit dem Ergebnis?
Bergner: Dass eine Insolvenzwelle über
die Konsumgenossenschaften hereinbrach.
Allein in der Zeit zwischen 1990 bis
1992 mussten 24 000 Läden geschlossen
Der damalige VdK und
seine Mitglieder kamen im
Einigungsvertrag überhaupt
nicht vor. Man hatte sie
schlichtweg vergessen.
Im Einigungsvertrag zwischen DDR und
BRD fanden die Konsumgenossenschaften
der DDR keine Berücksichtigung
und 185 000 Mitarbeiter entlassen werden.
Wo blieb da die Zuversicht?
Bergner: Das frage ich mich im Nachhinein
auch manchmal. Die heute existierenden
Konsumgenossenschaften haben sich auf
ihre regionalen Stärken besonnen und
erfolgreich ihre Nische im Konzert der
Großen gefunden. Uns gelang es, einige genossenschaftliche
Industriebetriebe erfolgreich
in die Marktwirtschaft zu überführen.
Und das mit Betrieben, die in einem Gutachten,
das der VdK bei der renommierten
Münchner Unternehmensberatung Roland
Berger in Auftrag gegeben hatte, bereits
totgesagt wurden.
Die waren schwer verkäuflich – zum Glück?
Bergner: Ja, zum Glück. Unternehmen wie
die Magdeburger Röstfein Kaffee GmbH
bzw. die Bürstenmann GmbH aus dem
erzgebirgischen Stützengrün wurden neu
aufgestellt, modernisiert und auf Marktwirtschaft
getrimmt. Aus Todeskandidaten
wurden Lebenskünstler, deren Erlöse es ermöglichten,
laufende Altschulden, Kredite
und Bürgschaften schrittweise zu tilgen.
Was steht da unter dem Strich?
Bergner: Nicht nur Dank der Industriebetriebe,
sondern auch mit Hilfe unserer Hotels,
Immobilien, Handels- und Dienstleistungseinrichtungen
haben wir bis 2009
über 86 Millionen Euro Verbindlichkeiten
abgebaut und zugleich mehr als 60 Millionen
Euro in die Zukunft investiert.
Wer heißt wir?
Bergner: Das ist die Zentralkonsum eG,
eine wirtschaftlich tätige Zentralgenossenschaft,
die unter ihrem Dach 33 in Ostdeutschland
ansässige Genossenschaften
und Unternehmen anderer Rechtsformen,
die Industrieunternehmen Röstfein und
Bürstenmann sowie zwei Hotels und diverse
Immobilien- und Dienstleistungsgesellschaften
vereint.
Und damit jetzt sehr erfolgreich ist?
Bergner: Die Zentralkonsum eG als
wirtschaftlich tätiges Unternehmen interpretiert
den vor mehr als 150 Jahren
aufgekommenen Genossenschaftsgedanken
modern und flexibel und ist damit
sehr erfolgreich. Davon können Sie
sich auf den folgenden Seiten dezidiert
überzeugen.
33
unter einem Dach
Die Zentralkonsum eG steht
in der Traditionslinie des in
Dresden am 18. Mai 1903
gegründeten Zentralverbandes
Deutscher Consumvereine.
Die Genossenschaft vereint
heute unter ihrem Dach 33
genossenschaftlich organisierte
Unternehmen mit insgesamt
182 000 Mitgliedern.
Im Gegensatz zum genossenschaftlichen
Handel behaupteten sich die
genossenschaftlichen Industriebetriebe
im Verband der Konsumgenossenschaften
der DDR (VdK) nach 1990 im
marktwirtschaftlichen Wettbewerb besser
als gedacht, obwohl ihnen ein vom damaligen
VdK-Vorstand bei der Münchner
Unternehmensberatung Roland Berger
in Auftrag gegebenes Gutachten keine
Zukunft beschied. Doch der beabsichtigte
Verkauf von Waffel-, Bürsten-, Teigwaren-
und Spirituosenfabriken gestaltete
sich schwieriger als gedacht, weil potentielle
Interessenten bei ihrer Beurteilung
der einstigen DDR-Genossenschaftsbetriebe
erst einmal westdeutschen Erfahrungs-
und Erfolgsschablonen folgten.
Dadurch blieb der VdK auf einigen
bereits totgesagten Unternehmen sitzen,
die in den schwierigen neunziger
Jahren beträchtliche Gewinne abwerfen
sollten. Inzwischen gehören konsumeigene
Betriebe wie die Magdeburger Röstfein
Kaffee GmbH und die Bürstenmann
GmbH in Stützengrün zu den wichtigsten
Ertragsbringern des Wirtschaftsunternehmens
Zentralkonsum eG. Sie ermöglichten
es, im Laufe der Zeit Altschulden
und Bürgschaften schrittweise zu tilgen.
Allerdings war die Erblast für das neue
Management eine große Bürde. Abgesehen
von einem Liquiditätsloch in Höhe
von zehn Millionen Euro im Jahr 1996
galt es auch eine 735-Millionen-DM-Global-Bürgschaft
für die Mitgliedsgenossenschaften
und Tochterunternehmen
mit einer Inanspruchnahme in Höhe von
rund 55 Millionen Euro sowie Nutzungsentgeltforderungen
des Bundes in Höhe
von 165 Millionen Euro abzuarbeiten. Das
ist gelungen: Am 31. Dezember 2009 wurde
der letzte Euro aus der Inanspruchnahme
der Global-Bürgschaft an die Deutsche
Bank zurück gezahlt.
Seither ist die Zentralkonsum eG
auf der Erfolgsspur. Mit Bürstenmann
und Röstfein, den Hotels in Oberhof und
6 EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT
EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT 7
ZENTRALKONSUM eG
ZENTRALKONSUM eG
182 000 Mitglieder
10 Konsumgenossenschaften | 1 Raiffeisengenossenschaft | 4 gewerbliche Genossenschaften
3 Kreditgenossenschaften | 2 Agrargenossenschaften | 13 Gesellschaften
Zentralkonsum eG
verbundene Unternehmen
Industrie
verbundene Unternehmen
Immobilienentwicklungen
verbundene Unternehmen
Hotels
verbundene Unternehmen/
Beteiligungsunternehmen
Dienstleistungen
Bürstenmann, Stützengrün
Neue Kauffahrtei, Chemnitz
100%
Röstfein Kaffee GmbH
Magdeburg
45%
Organigramm
Zentralkonsum eG
Stand 31. Dezember 2017
Bürstenmann GmbH
Stützengrün
Denta Bross
GmbH & Co. KG
100% 100%
Quartier Riquet GmbH
Berghotel Oberhof
100%
KPSA
100%
GmbH
KONSUM-Personalservice- und
-abrechnungsgesellschaft mbH
»konsument«
10%
Hotel Dorotheenhof
100%
Dessau GmbH
Weimar GmbH
LiCo
LiegenschaftsConsult 100%
Gesellschaft für Entwicklung,
Verwaltung und Vermittlung von Grundbesitz
mbH
90%
IBVG
Industrie-Beteiligungsverwaltungsgesellschaft
mbH
100%
Berghotel, Oberhof
Röstfein, Magdeburg
Die Zentralkonsum eG verfügt
mit seinen Industriebetrieben
Bürstenmann und Röstfein
Kaffee, den Hotels in Oberhof
und Weimar sowie der Immobilie
Neue Kauffahrtei in
Chemnitz über ein ertragreiches
Unternehmens-Portfolio
Dorotheenhof, Weimar
Weimar sowie der Immobilie Neue Kauffahrtei
in Chemnitz verfügt das Unternehmen
über ein ertragreiches Unternehmens-Portfolio.
Ein Ausweis dafür ist
das Jahresergebnis 2017: Es betrug nach
Steuern 6,7 Millionen Euro und übertraf
damit erneut deutlich das Ergebnis des
Vorjahres. Die Eigenkapitalquote von 88,6
Prozent zeugt von einer soliden Substanz
des Unternehmens. Auch zum Vorteil der
Mitglieder, die zum wiederholten Male
für ihre Einlagen eine Rendite in Höhe
von zwölf Prozent kassiert haben.
Die Zentralkonsum eG ist als Wirtschaftsunternehmen
zugleich Interessenvertretung
für 33 Konsumgenossenschaften,
gewerbliche Genossenschaften,
Agrargenossenschaften, Volksbanken
sowie Gesellschaften anderer Rechtsform.
Sie vereinen rund 182 000 Einzelmitglieder,
beschäftigen mehr als 4400
Mitarbeiter und setzen jährlich rund 450
Millionen Euro um. Deren Anteile werden
in Abhängigkeit von den wirtschaftlichen
Ergebnissen der Zentralkonsum eG
verzinst. Die Mindestverzinsung beträgt
vier Prozent. Die Fokussierung auf eine
nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung
an Stelle von Shareholder Value, die breite
Streuung des Eigentums und der klar
definierte gesetzliche Auftrag zur Förderung
der Mitglieder sind darüber hinaus
wesentliche Vorteile der Rechtsform
»eingetragene Genossenschaft.«
Als Interessenvertreter seiner Mitglieder
leistet die Zentralkonsum eG
Lobbyarbeit und nimmt Einfluss auf politische
Entscheidungen, erbringt Beratungs-,
Organisations- und Bildungsleistungen
und ist zugleich Plattform für
Kontakte und Erfahrungsaustausch. Dabei
erweist sich die Genossenschaft mit
ihrer heterogenen Unternehmensstruktur,
ihren flachen Hierarchien und ihrer
hohen Flexibilität als leistungsfähiger
Dienstleister für ihre 33 Mitglieder.
Dienstleister für Mitglieder
Die KPSA-KONSUM-Personalservice- und -abrechnungsgesellschaft mbH sowie die KONSUM-
Tarifgemeinschaft e.V. leisten wertvolle Dienste für die Mitglieder der Zentralkonsum eG
Der Name klingt etwas sperrig, doch
die Dienstleistungen der 100-prozentigen
Tochter der Zentralkonsum eG
werden gern in Anspruch genommen,
übernimmt sie doch ein sehr sensibles
Feld eines Unternehmens: die Lohn- und
Gehaltsabrechnung.
Geschäftsführerin Birgit Gertz rechnet
mit ihren inzwischen drei Kollegen
monatlich für rund 2700 Mitarbeiter in
35 Unternehmen zuverlässig zu den vorgegebenen
Stichtagen Lohn- und Gehaltszahlungen,
Krankenkassenbeiträge und
Lohnsteuerabführungen aus. Auf Wunsch
des Mandanten werden auch die Überweisungen
übernommen. Die Mandanten
wissen die Dienstleistungen aus einer
Hand zu schätzen: einen festen Ansprechpartner
pro Mandant, der auch bei etwas
kniffligeren Abrechnungsfragen durch
regelmäßige Weiterbildungen immer auf
dem aktuellen Stand der Gesetzgebung
ist. Auch das Thema DS-GVO konnte Geschäftsführerin
Birgit Gertz nicht aus der
Ruhe bringen: »Wir haben bereits frühzeitig
unsere Abrechnungsdaten in ein externes
Rechenzentrum in Deutschland ausgelagert.
Dadurch erfüllen wir alle Auflagen
der Verordnung und wissen unsere Daten
gut geschützt und zweifach gesichert.«
Und natürlich denkt sie auch schon
an die Zukunft: neben der Akquise neuer
Mandanten auch außerhalb der Konsumgruppe
steht die Digitalisierung im Fokus
»Ich wünsche mir, dass wir mittelfristig
die Lohnscheine nicht mehr ausdrucken,
sondern den Unternehmen bzw. Mitarbeitern
direkt über gesicherte Postfächer zur
Verfügung stellen.«, so Gertz.
Birgit Gertz
verantwortet seit
September 2010
die KPSA-KONSUM-
Personalservice- und
-abrechnungsgesellschaft.
I
n Verhandlungen mit Ge werkschaften
hat die Arbeitgebervereini gung der
konsumgenossen schaftlichen Unternehmen
einen ei ge nen Konsum-Tarifvertrag
ausgehandelt, der auch heute
Bestand hat. Außerdem bietet die KON-
SUM-Tarifgemeinschaft e.V. regelmäßige
Seminare zu den Themen Arbeits- und
Tarifrecht und aktuellen rechtlichen Fragen
an. Auch Einzelberatungen in allen
Fragen des Arbeitsrechts und die Vertretung
in Rechtsstreitigkeiten gehören
zum Angebot des Vereins, dessen 17 Mitgliedsunternehmen
insgesamt rund 3500
Mitarbeiter beschäftigen. Um den Verein
zukunftssicher zu machen, will das fünfköpfige
Vorstandsteam die Kommunikation
durch Nutzung der digitalen Möglichkeiten
intensivieren.
8 EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT 9
Liebt Schuhe
Christine Krause, gelernte
Schneiderin, verantwortet den
gesamten Schuheinkauf für zwölf
Schuhgeschäfte und Stores im
Wert von acht Millionen Euro pro Jahr.
Auf ihren Schultern lastet damit
große Verantwortung, denn was sie
einkauft, muss auch verkauft werden.
Für Christine Krause, die Schuhe
über alles liebt, kein Problem.
Handel durch Wandel
Der Konsum Weimar ist nach der Wende vom Food- zum Non-
Food-Händler gereift und muss sich nun als online getriebener
Verkäufer von Bekleidung und Schuhen erneut umstellen.
Weimars Dichterfürst Johann Wolfgang
von Goethe war der Überzeugung:
»Die Hauptsache ist, dass
man ein großes Wollen habe, Geschick
und Beharrlichkeit besitzt, es auszuführen.
Alles Übrige ist gleichgültig.«
Sigrid Hebestreit, seit 1984 Vorsitzende
der Konsumgenossenschaft Weimar eG,
hat sich Goethes Weisheit zur Lebensmaxime
erkoren. Das Resultat ihres Schaffens
zum Wohle der Genossenschaft und
ihrer 6300 Mitglieder würde heute gewiss
auch vor dem kritischen Auge des in
Wirtschaftsdingen beschlagenen Geheimrates
bestehen. Denn unter Hebestreits
Führung gelang es im Verlauf der letzten
drei Jahrzehnte, einen lokalen Versorger
mit Waren des täglichen Bedarfs in einen
überregional agierenden Händler von Bekleidung
und Schuhen zu verwandeln.
Food oder Non-Food – das war für die
Vorstandschefin in den Neunzigern des
vergangenen Jahrhunderts eine Zukunftsfrage
für die Genossenschaft. Wissend,
dass im Lebensmittelhandel knallharter
Wettbewerb herrscht, die Genossenschaft
über keinen eigenen Großhandel verfügt
und die Konzentration auf wenige Konzerne
wie Aldi, Lidl, REWE oder Netto anhalten
wird.
Deshalb stellte die Vorsitzende bereits
1996 die Weichen zum Handel mit Bekleidung
und Schuhen. Mit der Eröffnung des
Goethe-Kaufhauses wurde der Grundstein
gelegt. Nach seinem Umbau im Jahr 2008
ist es zu einem echten Hingucker in der
City von Weimar geworden. An der gegenüberliegenden
Seite des Theaterplatzes lädt
seit 2004 das Schillerkaufhaus zum Shoppen
ein. Hier findet der Kunde auf 4500 qm
Verkaufsfläche alle gängigen Marken wie
Street One, s. Oliver oder Tom Tailor sowie
Designer-Labels wie Luisa Cerano, Marc
Cain, Airfield, Boss und Polo Ralph Lauren.
Derzeit vertreibt die Konsum Weimar
Gruppe ihre Textil- und Schuhkollektionen
in 32 Geschäften Thüringens und Sachsens,
davon 14 vor der Haustür in Weimar.
Ein weiterer Geschäftszweig der Konsumgenossenschaft
ist die Entwicklung
von Immobilien. In den letzten Jahren wurden
ein Wohn- und Geschäftshaus in Bad
Berka und ein REWE-Markt neu gebaut.
Aktuell ist ein großes Bauprojekt in Weimar
Nord in Bearbeitung. Hier entsteht ein
Wohnkomplex mit Gewerbemietern inklusive
Tiefgarage.
Aus der demografischen Entwicklung
ist für die Zukunft real von einem
nur gering steigenden beziehungsweise
stagnierenden verfügbaren Einkommen
auszugehen. Dieses Phänomen wie auch
der Online-Handel wird zur Verschärfung
des Wettbewerbs führen und das Management
herausfordern, bewährte Konzepte
zu überdenken. So gilt es, große Standorte
im Multi-Label-Bereich zu schaffen, kleinere
Läden zu schließen oder als Satelliten
zu erhalten.
Das Goethe-Kaufhaus, ein Hingucker
in der Weimarer City
Ein gelungenes Beispiel für die Zusammenführung
der erworbenen Textil- und
Schuhkompetenz ist die im Jahr 2016 eröffnete
Fashionlounge Xquisit im ehemaligen
Hauptpostamt von Chemnitz. Auf
2500 qm Verkaufsfläche wird der Kunde
in Stilwelten von Marken wie Marc Cain,
Boss, Camel oder Tommy Hilfiger entführt,
die sich in der Fashionlounge mit
Bekleidung, Schuhen und Accessoires präsentieren.
Zurzeit hat die Genossenschaft
6300 Mitglieder, die ihre Anteile jährlich
mit zwei Prozent verzinst bekommen und
anderthalb Prozent als Rückvergütung für
ihre Einkäufe erhalten.
KONSUM WEIMAR
Sigrid Hebestreit,
Vorstandsvorsitzende
der Konsumgenossenschaft
Weimar eG, zum Wandel
im Einkaufsverhalten
der Kunden
Online und Offline
Frau Hebestreit, was
hat sich im Kaufverhalten
Ihrer Kunden in
jüngster Zeit gravierend
verändert?
Sie kaufen nicht mehr
ausschließlich in
unseren Kaufhäusern und
Filialen, sondern ordern
Bekleidung und Schuhe
online von der Couch und
das mit zunehmender
Tendenz.
Welche Größe hat der
Online-Handel im Vergleich
zum stationären
Umsatz des Unternehmens
bereits erreicht?
Er ist mit einer Million
Euro vergleichsweise noch
gering, aber die Veränderungen
in den nächsten
drei bis fünf Jahren
werden Geschwindigkeit
und Ausmaß der letzten
50 Jahre übertreffen.
Laut Prognosen wird bis
2020 jeder vierte Euro im
Internet ausgegeben.
Wie stellt sich der Konsum
Weimar darauf ein?
Wenn der Kunde nicht
mehr auf die Fläche
kommt, müssen wir zum
Kunden gehen.
Wie händeln Sie das?
Wir haben 100 000
Stammkunden. Wer
möchte, kann sich über
bestimmte Programme
einloggen und uns seine
Wünsche per Mail mitteilen.
Daraufhin stellen
unsere Modeberater ein
Outfit zusammen und
senden es per Post den
Kunden zu. Dieses bezahlt
der Kunde online oder
schickt die Ware zurück.
Woher wissen die
Kunden, was aktuell im
Schillerkaufhaus auf
der Stange hängt?
Wir sind Mitglied von
Europas größtem
Einkaufsverbund, der
online mit unserem
Warenwirtschaftssystem
verbunden ist. Damit
haben wir die Ware in
Echtzeit im Netz, können
die Preise anpassen und
die bestellte Ware ohne
Provision für den Kunden
reservieren.
Müssen Sie Online-
Riesen wie Zalando
fürchten?
Wir betrachten Zalando
nicht als Feind, sondern
als Partner und arbeiten
mit dem Online-Händler
seit 2018 erfolgreich
zusammen.
Was hat die Umstellung
auf das Online-Geschäft
bisher gekostet?
Weniger als vielen in der
Branche. Wir haben lediglich
unsere Warenwirtschaftssystem
umgestellt
und an die Schnittstellen
diverser Plattformen wie
My Veo oder Zalando und
anderen Plattformen
angepasst.
10 EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT
EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT 11
KONSUM ERFURT
KONSUM HAGENOW
Frau der Zahlen
Petra Kirmis ist seit Lehrbeginn
im Jahr 1977 bis heute nicht
auf die Idee gekommen, dem
Konsum den Rücken zu kehren.
Die Buchhalterin im Team der
Erfurter Genossenschaft liefert
ihrem Chef tagesaktuell die
neuesten Zahlen und weiß es zu
schätzen, dass sie im Verlaufe
ihres Berufslebens Schritt für
Schritt gefördert wurde.
35 Jahre KONSUM-Frau
Angela Zimmermann, stellvertretende
Marktleiterin des Frischemarktes
in Boizenburg, will nicht mit ihrer
Schwester tauschen, die bei einem
namhaften Discounter arbeitet und mehr
verdient als sie beim Konsum Hagenow.
Angela Zimmermann hat sich festgelegt:
Einmal Konsum immer Konsum.
Erfurt setzt auf Immobilien
Die Konsumgenossenschaft Erfurt eG, traditionell als Händler und Gastronom wirtschaftend,
vollzog im Jahr 2005 eine Kehrtwende vom Handels- zum Immobilien-Unternehmen.
Die Starken tragen die Schwachen
Die Konsumgenossenschaft Hagenow eG schreibt wieder schwarze Zahlen. Der Umsatz mit
Lebensmitteln und Getränken ist von 2013 zu 2017 von 25 auf 36 Millionen Euro gestiegen.
Ulrich Heiler,
Vorstandsvorsitzender
der Konsumgenossenschaft
Erfurt eG:
»Waches Auge auf
den Markt.«
Herr Heiler, über welches Portfolio verfügte
die Konsumgenossenschaft Erfurt
zum Zeitpunkt der Wende im Jahr 1990?
Die Genossenschaft besaß zu diesem Zeitpunkt
400 Objekte im Food-, Non-Food- und
Gastronomiebereich, machte 550 Millionen
DDR-Mark Umsatz und beschäftigte 3000
Mitarbeiter. Damit konnten wir nicht überleben.
Was haben Sie getan?
Wie die Genossenschaften in Döbeln und
Altenburg, die ebenfalls nur noch Immobiliengeschäft
betreiben, haben wir zügig
privatisiert und uns nach Analyse der Wettbewerbslage
von Objekten und Geschäftsbereichen
getrennt; zuerst von der Gastronomie,
dann vom Lebensmittelhandel und 2005
schließlich vom Non-Food-Geschäft.
Was ist Ihr aktuelles Geschäftsmodell?
Revitalisierung, Kauf und Verkauf sowie die
Vermietung und Verpachtung von Immobilien.
Dabei wirtschaften wir unter strikter Beachtung
der Liquiditätssicherung und arbeiten
konzeptionell mit dem Aufsichtsrat und der
Vertreterversammlung zusammen. Wir sind
klein, aber fein und finanziell unabhängig.
Mit welcher Strategie verfolgen Sie Ihre
unternehmerischen Ziele?
Wir handeln sehr risikobewusst, indem wir
bonitätsstarke Partner mit ins Boot holen
und diese mit Eigenleistungen beteiligen.
Andererseits werden auch Immobilien von
Investoren zu bestehenden Mietverträgen
gekauft. Immer unter Beachtung der
goldenen Regel des Immobiliengeschäfts –
Lage, Lage, Lage – und zum Nutzen unserer
2400 Mitglieder, Eigentümer der Genossenschaft,
die ihre Einlagen gut angelegt wissen
und seit Jahren eine Rendite in Höhe von
sechs Prozent erhalten.
Wieviele Objekte umfasst das Immobilien-Portfolio
der Genossenschaft?
Die Konsumgenossenschaft Erfurt eG verfügt
über Standorte in Erfurt, aber auch in Naumburg,
Mühlhausen und Apolda. Sie befinden
sich an angestammten und neuen Standorten,
zumeist in 1A-Lagen mit bonitätsstarken
Mietern wie Aldi, Netto, tegut oder Penny.
Welchen Kurs beabsichtigt die Genossenschaft
in Zukunft zu fahren: konsolidieren
oder weiter expandieren?
Gegenwärtig konzentrieren wir uns in erster
Linie darauf, die Werthaltigkeit unserer Objekte
zukunftsfest zu machen und weiter zu
entwickeln. Schließlich liegt das im Interesse
von Mietern und Vermietern. In Anbetracht
steigender Grundstückspreise halten wir
beim Erwerb neuer Grundstücksflächen
vorerst die Füße still und blicken mit einem
wachen Auge auf den Markt.
Ralf Bade,
Vorstandsvorsitzender:
»Vier Jahre in Folge
signifikanter
Jahresüberschuss.«
Herr Bade, wie groß ist das Einzugsgebiet
der Konsumgenossenschaft Hagenow eG?
Wir sind ein Nahversorger speziell für die
ländliche Bevölkerung im Nordwesten von
Mecklenburg, westlich der A 19. Das Ausbreitungsgebiet
erstreckt sich im Umkreis von
ca. 100 km unseres Firmensitzes in Hagenow.
Wie groß ist die Kaufkraft in der Region?
Die Einwohnerentwicklung ist für das ländliche
Mecklenburg-Vorpommern rückläufig.
Das Kaufkraftniveau ist in hier flächendeckend
unterdurchschnittlich. Allerdings
profitieren wir von einem Überschuss an
Pendlern, die ihr Geld in nahen Großstädten
wie Lübeck oder Hamburg verdienen.
Ihre Vorgänger haben in der Nachwendezeit
einige unrentable Verkaufsstellen
auf dem Lande offen gehalten. Ist das
betriebswirtschaftlich noch vertretbar?
Die Schließung unrentabler Filialen auf dem
Land gehört der Vergangenheit an. Wir sind
uns mit unseren Kunden und Mitarbeitern
sowie 4500 Mitgliedern einig, dass wir das
Filialnetz nicht antasten, solange die Genossenschaft
schwarze Zahlen schreibt.
Gib es dafür ein Beispiel?
Den Dorfkonsum in Redefin, der die Bevölkerung
traditionell mit Lebensmitteln versorgt.
Werden Sie ihn dauerhaft offenhalten?
Ja, denn wir haben 100 000 Euro in die Sanierung
unseres kleinsten Marktes gesteckt
und dabei finanzielle Unterstützung durch
die Landesregierung mit der Aktion »Neue
Dorfmitte« erfahren. Mit dem Förderantrag
haben wir uns verpflichtet, den Markt die
nächsten zwölf Jahre offen zu halten.
Der Vorstand unserer Genossenschaft hat
Konsens mit Mitarbeitern und Mitgliedern,
dass starke Filialen die Verluste schwächerer
Märkte mittragen.
Wie groß ist das Interesse von Mitarbeitern
und Mitgliedern an den Entscheidungen
des Vorstands?
Eine Vielzahl unserer Mitarbeiter sind auch
gleichzeitig Mitglieder unserer Genossenschaft.
Damit obliegt ihnen im Rahmen der
Generalversammlung die Beschlussfassung,
insbesondere über die Feststellung des
Jahresabschlusses, die Entscheidung über
die Verwendung des Jahresüberschusses
sowie die Wahl und Abberufung der
Mitglieder des Aufsichtsrates. Sie haben das
Recht, Auskünfte über Angelegenheiten der
Genossenschaft zu verlangen und sind damit
über den Fortgang des Geschäftsbetriebes
dauerhaft informiert.
12 EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT 13
RB-Fan Schröck
Christine Schröck, die Leiterin
der Frische-Theken des Konsum-Marktes
im Leipziger Bachviertel, möchte
verkaufen und nicht verteilen.
Deshalb probiert sie gelegentlich neue
Rezepte für ihre Stammkunden aus.
Zu diesen zählen auch die Sängerknaben
des Thomanerchors sowie die Profis
von RB Leipzig. Timo Werner hat
Christine Schröck besonders
in ihr Herz geschlossen.
Nah. Frisch. Freundlich.
Mit diesem Unternehmensmotto ist der neue Vorstand der
Konsum Leipzig eG Mitte 2015 angetreten, verloren gegangene
Marktanteile zurückzugewinnen sowie den Mitgliederschwund
aufzuhalten. Eine Zwischenbilanz im Jahr 2018.
Unweit vom Sitz der Firmenzentrale
in Leipzig-Plagwitz wurde vor über
130 Jahren in der Gaststätte »Zum
Dampfschiff« der Consum-Verein
für Plagwitz und Umgebung eG gegründet.
Mit dem Vorsatz, unverfälschte Ware zu
fairen Preisen und kontrollierter Qualität
zu handeln. Diesem Motiv der Gründerväter
fühlen sich ihre Nachfahren verpflichtet
getreu ihrem Motto: »Nah. Frisch.
Freundlich.« .
Allein in der Messestadt Leipzig, die
inzwischen jährlich um 10 000 bis 15 000
Einwohner wächst, betreibt der Konsum
Leipzig über sechzig Filialen mit 200 bis
1200 qm Verkaufsfläche. Im Gegensatz zu
großen Supermärkten rechnen sich Läden
dieser Größe im wohnnahen Bereich und
erleben deutschlandweit eine Renaissance
im regional verankerten Lebensmittelhandel.
Ein Beispiel ist der 2017 in der
Chemnitzer City eröffnete Frischemarkt
»Konsum Chemnitz«, der auf 270 qm Verkaufsfläche
ca. 5000 Artikel führt. Mit diesem
Angebot ist der Konsum Leipzig in der
Lage, die Kundschaft um die Ecke bedarfsgerecht
zu versorgen. Dirk Thärichen hält
dieses Konzept zur Nahversorgung von
Innenstädten für zukunftsweisend.
Mit dem Ausbau des Bestandsnetzes
über die Stadtgrenzen von Leipzig hinaus
– geplant sind für 2019 zwei weitere
Märkte in Halle – sowie die Modernisierung
bestehender Märkte, gelang es der
Genossenschaft, eine vorübergehende
Stagnation in der Umsatzentwicklung zu
durchbrechen und im Jahr 2017 den Jahresumsatz
von 100 auf über 110 Millionen
Euro zu steigern. Dazu hat mit Sicherheit
auch die Senkung der Preise im gesamten
Sortiment um 20 Prozent beigetragen.
Das Motto »Nah. Frisch. Freundlich.«
praktiziert der Konsum Leipzig tagtäglich
in seinen Filialen. Dabei wird großes Augenmerk
auf die Kompetenz im Handel
mit Lebensmitteln sowie mit Obst und
Gemüse gelegt, um die gewachsenen Kundenbedürfnisse
zu erfüllen. Dieses Versprechen
löst das Unternehmen zum Beispiel
mit Theken für Frischfleisch, Wurst
und Feinkost ein. Damit hat sich das Erscheinungsbild
zahlreicher Konsum-Filialen
ferner Tage spürbar verändert. Allein
in deren Modernisierung mit Wiegescannern
und Leergutautomaten wurde 2017
eine Million Euro investiert.
Der Konsum Leipzig betrachtet sich als
ein Teil der Region. Das spiegelt sich auch
im Sortiment wider. 2017 ist es gelungen,
den Anteil an regional hergestellten Lebensmitteln
auf rund 25 Prozent zu erhöhen.
Damit ist der Konsum Leipzig seinem
Unternehmensziel näher gekommen, in
jeder Warengruppe wenigstens ein Produkt
aus der Region anbieten zu können.
Für den Kunden sind diese Artikel am gelben
Preisetikett mit dem Aufdruck »Von
Hier« zu erkennen.
Die Zentrale der Konsum Leipzig eG
befindet sich am Gründungsort des Consum-
Verein für Plagwitz und Umgebung eG.
KONSUM LEIPZIG
Die Vorstände Dirk Thärichen und Michael Faupel
über die Ziele der Leipziger Genossenschaft:
Die Strategie greift
Herr Thärichen, Herr
Faupel, Sie sind 2015
ins Amt gekommen,
um die Genossenschaft
gegen die Marktmacht
großer Discounter
wie Aldi oder Lidl
zu verteidigen.
Ist das gelungen?
Nach drei Jahren harter
Arbeit können wir eine
erfolgreiche Zwischenbilanz
ziehen: Umsatz
und Kundenzahl sind
gestiegen, der Mitgliederbestand
gewachsen.
Kurzum: Wir sind auf
einem guten Weg.
Was sind die strategischen
Ziele Ihres
Masterplans bis 2020?
Die Erschließung neuer
Käuferschichten, die
Modernisierung vorhandener
Einkaufsstätten,
die stärkere Einbeziehung
der Mitarbeiter in
Entscheidungsprozesse
sowie die Teilhabe
unserer Mitglieder am
gesellschaftlichen Leben
Leipzigs.
Was steht im
Vordergrund Ihrer
Bemühungen?
Nicht die Profitmaximierung,
sondern die
Interessen der Genossenschaftsmitglieder.
Dazu bedarf es eines
engen Dialogs zwischen
der Genossenschaft und
ihren Mitgliedern.
Wie wichtig ist Ihnen
soziale Kompetenz?
Mit dem Projekt »Einander
Helfen« hat der
Konsum Leipzig seit 1994
mehr als 290 000 Euro an
das Universitätsklinikum
gespendet.
Im Juli 2018 ist eine
neue Satzung der
Genossenschaft
in Kraft getreten.
Was beinhaltet sie?
Wichtige Neuerungen
sind die Erhöhung der
maximalen Anteile auf
50 Stück sowie die Reduzierung
der Anzahlung
auf den Pflichtanteil auf
zehn Euro.
Wie attraktiv ist eine
Mitgliedschaft?
In Zeiten niedriger Zinsen
ist eine Mitgliedschaft
attraktiv. Wir zahlen auf
das eingebrachte Kapital
drei Prozent Zinsen und
vergüten die Einkäufe mit
zwei Prozent per anno.
14 EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT
EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT 15
KONSUM HALDENSLEBEN
KONSUM SEEHAUSEN
Kind der Börde
Francois Straube leitet erfolgreich
mit 18 Mitarbeitern den 800
Quadratmeter großen NP-Markt
in Ebendorf. Der Vierunddreißigjährige
lebt und arbeitet seit der
Lehre für den Konsum Haldensleben
und wurde bereits mit 24
zum Marktleiter befördert.
Die »Holländerin«…
…ist Altmärkerin und seit 25 Jahren für
den Konsum Seehausen im Textilhandel tätig.
Im Promenadenkaufhaus von Osterburg steht
Claudia Holländer auf der Fläche und kennt
genau die modischen Wünsche ihrer
Stammkundschaft wenn sie Ware ordert.
Haldensleben gut aufgestellt
Die Wurzeln der KONSUM »Optimal- Kauf« eG Haldensleben reichen bis ins Jahr 1872 zurück.
Damals schlossen sich Arbeiter in Althaldensleben zu einem Consum-Verein zusammen.
Seehausen geht mit der Mode
Die Konsumgenossenschaft Seehausen/Altmark eG ist die kleinste Konsumgenossenschaft in
Sachsen-Anhalt und als regionaler Nahversorger an 14 Standorten in der Altmark präsent.
Martina Lüdtke,
Vorstandsvorsitzende:
»Wo NP oder EDEKA
drauf steht, ist
Konsum drin.«
Frau Lüdtke, wie ist es der Genossenschaft
bis heute gelungen, im Wettbewerb
mit so finanzstarken Discountern wie Aldi,
Lidl oder REWE zu bestehen?
Ein Grundstein für unser Überleben in der
Wendezeit war zunächst der freiwillige
Zusammenschluss mit der Konsumgenossenschaft
in Wolmirstedt zur KONSUM »Optimal-Kauf«
eG Haldensleben. Ein zweiter
Schritt zur Stärkung der Marktakzeptanz war
der Abschluss eines Rahmenvertrages mit
der EDEKA Hannover-Minden zur Nutzung des
Franchisesystems für NP- und EDEKA-Märkte.
Was beinhaltet dieser Vertrag?
Die Genossenschaft führt den Laden, EDEKA
liefert 95 Prozent aller Waren und stellt
das Vertriebssystem zur Verfügung. Damit
sind wir bis zum heutigen Tag in der Lage,
unserer Kundschaft ein vernünftiges
Preis-Leistungs-Angebot zu garantieren.
Wie groß ist das Handelsnetz des
KONSUM »Optimal-Kauf«?
Wir betreiben derzeit 19 NP-Märkte, zwei
EDEKA-Märkte sowie einen Aktivmarkt in
Angern mit einer Gesamtverkaufsfläche von
ca. 16 000 qm. Damit sind wir in der Lage, im
regionalen Lebensmittel-Einzelhandel mit
180 Mitarbeitern und einem Sortiment von
6800 bis 17 500 Artikeln gegen härteste Konkurrenz
zu bestehen. Das Angebot umfasst
selbstverständlich auch regionale Produkte
wie Burger Knäckebrot, Halberstädter
Würstchen, Kaffee der Marke Röstfein sowie
regionale Spirituosen.
Hat die Genossenschaft darüber hinaus
noch ein zweites Standbein?
Immobilien. Perlen im Portfolio sind der
EDEKA-Markt in Barleben mit 1200 qm Verkaufsfläche
sowie der am gleichen Standort
vor den Toren von Magdeburg errichtete
Gebäudekomplex mit diversen Wohn- und
Gewerbeflächen. Gegenwärtig planen wir am
Standort weitere vier Wohneinheiten.
Eine Versicherung auf die Zukunft?
Gewiss. Doch mehr noch sind es unsere
Stärken im Lebensmittelhandel: ein gutes
Angebot, freundliche, gut geschulte Mitarbeiter
und zufriedene Kunden.
Frau Lüdtke, engagiert sich die
Genossenschaft in der Region auch auf
sozialem und kulturellem Gebiet?
Wir unterstützen die Haldenslebener und
Wolmirstedter Tafel, Ortsfeuerwehren,
Kindereinrichtungen, sozial engagierte
Vereine, die Jugendabteilung des 1. FC
Magdeburg und veranstalten Lesungen, in
denen namhafte Schriftsteller ihre Bücher
vorstellen und signieren.
Martina Bäcker
Vorstandsvorsitzende:
»Modebewusste Kundschaft
im Visier.«
Frau Bäcker, was ist der Schwerpunkt
Ihrer Handelstätigkeit?
Neben dem Lebensmittelhandel, den die
Genossenschaft seit 117 Jahren betreibt, ist
es uns ein Bedürfnis, der Bevölkerung in der
stukturschwachen Altmark auch modische
Kleidung anzubieten
Im Gegensatz zur Genossenschaft in
Haldensleben hat sich Seehausen in der
Nachwendezeit von seinem zweiten Standbein,
dem Textilhandel, nicht getrennt.
Warum?
Mit dem Eintritt in die Marktwirtschaft galt es,
Vorhandenes soweit als möglich zu bewahren.
Dazu zählte auch der Textilhandel in Osterburg,
Seehausen und Arendsee. Diese Entscheidung
fiel der Genossenschaft um so leichter, weil
diese drei Filialen in konsumeigenen Immobilien
bis heute der Bevölkerung modische
Bekleidung anbieten.
Ist dieser Geschäftszweig im
Zeichen wachsender Dominanz des
Online-Handels zukunftssicher?
Ja, solange es uns immer wieder gelingt,
unsere Geschäfte zu erneuern und unserer
Stammkundschaft ein Angebot zu machen,
das den aktuellen Modetrends folgt. Mein
Vorgänger, Herr Rustler, hat diesbezüglich
gute Vorarbeit geleistet und das Sortiment
bereits vor einigen Jahren strikt auf
angesagte Marken ausgerichtet. Bedürfnisse,
Empfehlungen und Kritik der Kunden werden
den Einkäufern übermittelt und finden somit
schnell Berücksichtigung.
Worauf legen Sie besonderen Wert, um
den Standort erfolgreich zu verteidigen?
Auf Mitarbeiterkompetenz im Bereich Beratung
und Verkauf, indem wir Schulungsangebote
der Lieferanten regelmäßig nutzen,
stets offen sind für Neues und trotzdem das
Wesentliche im stationären Textilhandel
nicht vernachlässigen.
Wie ist es gelungen, sich bis heute im
Wettbewerb gegen die Marktmacht großer
Discounter zu behaupten?
Nach der Wende schlossen die Vorstände der
ersten Generation einen Franchise-Vertrag
mit der EDEKA, der sich bis in die Gegenwart
bewährt hat. Aktuell führen wir sieben
NP-Märkte, in denen auf Frische und Regionalität
großer Wert gelegt wird. Außerdem
betreiben wir noch immer drei Landverkaufsstellen.
Sie werden gleichfalls durch die EDE-
KA mit Ware versorgt. Die Anlieferung erfolgt
einmal pro Woche über eine Verteilstation in
Seehausen. Damit kommen wir nach wie vor
unserem Versorgungsauftrag gegenüber der
Landbevölkerung nach - jedenfalls so lange,
wie wir es gegenüber unseren Mitgliedern
betriebswirtschaftlich verantworten können.
16 EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT 17
Regionalität ist Trumpf
Mit 34 Märkten im Großraum Dresden ist die KONSUM
DRESDEN eG ein wettbewerbsfähiger Lebensmittel-Einzelhändler,
der verstärkt auf frische und regionale Produkte setzt.
KONSUM DRESDEN
Vertrauensmann
Pfandke
Mario Pfandke hat Konsumblut
in seinen Adern. Bereits mit 22 wurde
ihm der Vorzeigemarkt im historischen
Busbahnhof Tolkewitz, Deutschlands
Supermarkt des Jahres 2018 in der
Kategorie Filialisten bis 2000 qm,
als Marktleiter anvertraut.
Mit 36 hat er nun einen weiteren
Karrieresprung zum Bezirksleiter
gemacht. Mit seinen langjährigen
Erfahrungen gilt er bei den Mitarbeitern
und der Geschäftsleitung als ein
allseits geschätzter Partner.
Dresden ist mit Lebensmitteln
reichlich überversorgt. Seit 1997
hat sich die Einzelhandelsfläche
nahezu verdoppelt. Inzwischen
gibt es pro Einwohner mehr als 400 qm
Ladenfläche, 180 qm wären ausreichend.
Und mittendrin auf dem Kampfplatz die
KONSUM DRESDEN eG mit 34 Märkten,
30 000 qm Verkaufsfläche und einem
Jahresumsatz von 110 Millionen Euro
(2017). Vorstandschef Seifert und Marketing-Vorstand
Ulke sehen keinen Grund,
in diesem brutalen Wettbewerb mit der
finanzstarken Konkurrenz Resignation
aufkommen zu lassen.
Schließlich können die Genossenschaft
und ihre 22 000 Mitglieder auf eine
130-jährige Geschichte verweisen, die im
Juni 2018 festlich begangen wurde. Damals,
vor 130 Jahren, im Jahr 1888, gründeten
sieben Dresdner Familien den Konsumverein
»Vorwärts« für Dresden und
Umgebung, um qualitativ hochwertige
Lebensmittel »zu fairen Preisen« anbieten
zu können. Diesem Leitbild und damit sich
selbst ist der Konsum immer treu geblieben
und erfüllt diese Ansprüche bis heute
mit Qualität und Regionalität.
Pünktlich zum Jubiläum der Genossenschaft
holte der Konsum Deutschlands
wichtigsten Handelspreis »Supermarkt
des Jahres 2018« nach Dresden. Besondere
Anerkennung erhielt der Frida-Markt in
Tolkewitz für sein kompetentes Marktteam,
die große Frischeauswahl sowie für
die gezielte Förderung regionaler Anbieter.
Beeindruckt war die hochkarätige Jury
auch von umweltfreundlichen Maßnahmen
wie Wärmerückgewinnung bei Kühlmöbeln,
LED-Beleuchtung und Ladestationen
für E-Bikes, mit denen der Markt
aktiv zum nachhaltigen Ressourcenschutz
beiträgt.
Nicht nur im Umweltschutz, sondern
auch in puncto Digitalisierung unternimmt
die Genossenschaft vermehrt
große Anstrengungen. Vorläufer dieser
Entwicklung war – neben der Einführung
von kostenlosem WLAN in allen Märkten
im September 2016 – die Einführung der
kostenlosen App BLUECODE. Damit können
eilige Kunden per Handy bezahlen.
Inzwischen ist diese Zahlmethode in allen
Dresdner Konsum-Märkten möglich.
Dresden und das Umland im Radius
von 100 Kilometern ist der Kernstandort
der Genossenschaft, hier ist sie mit den
KONSUM- und Frida-Märkten vertreten,
die auf Frische und Regionalität setzen
und 42 Prozent ihrer Ware von 100 regionalen
Lieferanten beziehen, vorwiegend
Fleisch, Milch, Obst und Gemüse. Damit
hält der KONSUM regionale Kreisläufe am
Leben und leistet einen Beitrag zur Verkürzung
der Transportwege, zur Einsparung
von Energie und zum Umweltschutz.
Ein Gegenentwurf zur Globalisierung im
Supermarktregal großer deutscher Handelsketten
wie Aldi, REWE, Netto und Lidl.
Vorstandschef Gunther Seifert ist
nicht bange, dass der stationäre Lebensmittelhandel
eines Tages vom Online-Handel
verdrängt wird. Im Gegenteil:
Seine Erfahrung lehrt ihn, dass emotionale
Faktoren beim Einkauf eine immer größere
Bedeutung erlangen und ebenso wie der
Erlebniseinkauf und die individuelle Bedienung
zunehmend nachgefragt werden.
Strategisch spielt dabei der Ausbau des
Servicegedankens für ihn eine immer größere
Rolle. Sein Hintergedanke: der Kunde
soll nicht nur zum Einkauf seiner Lebensmittel
den Markt betreten, sondern vor
Ort essen, seine Kleidung zur Reinigung
bringen und seine Post erledigen können.
Dafür wird kräftig investiert, 2017 waren
es über drei Millionen Euro.
Voraussetzung für das Gelingen ist
die Nachwuchspflege aus dem eigenen
Bestand. Immerhin haben sich im letzten
Jahr 18 der 22 ausgelernten Azubis für den
Konsum Dresden entschieden.
Marketing-Vorstand Roger Ulke und Vorstandschef
Gunther Seifert: »Einmalig in der Republik.«
Patentierte Rente
Herr Seifert, Herr Ulke,
die KONSUM DRESDEN eG
hat zum 1. Januar 2018
eine in Deutschland
bisher einmalige Form
der Sachbezugsrente
eingeführt. Wer hat
darauf einen Anspruch?
Grundsätzlich alle zum
1. 1. 2018 beschäftigten
Mitarbeiter und das rückwirkend.
Im Durchschnitt
sind fast 40 Prozent unserer
Mitarbeiter derzeit
anspruchsberechtigt.
Wie wird die Konsum-Rente
finanziert?
Die Konsum-Rente wird
komplett vom Arbeitgeber
getragen. Dank eines
außerordentlich guten
Betriebsergebnisses
im Jahr 2017 wurde eine
wesentliche Voraussetzung
für die Einführung
dieser Altersversorgung
geschaffen.
Ist diese Maßnahme
durch gesetzliche
Regelungen das
Sozialgesetzbuches
gedeckt?
Ja. Die gesetzlich im
Sozialgesetzbuch
verankerte Freigrenze
gestattet es, monatlich
die maximal möglichen
50 Euro dieser Sachbezugsrente
komplett
steuer- und abgabenfrei,
also brutto gleich
netto, jedem bezugsberechtigen
Mitarbeiter
zukommen zu lassen.
Welche Wirkung
versprechen Sie sich
davon?
Wir sehen es als ein
Element der Mitarbeiterbindung
sowie als Mittel
zur Stärkung regionaler
Kreisläufe.
Sie haben sich das
Produkt Konsum-Rente
patentrechtlich schützen
lassen. Warum?
Die Konsum-Rente,
einmalig in der Bundesrepublik,
ist ein Dresdner
Produkt und bietet
auch perspektivisch ein
interessantes regionales
Entwicklungspotenzial.
Was versprechen
Sie sich davon speziell
für die Nachwuchsgewinnung?
Wir hoffen, dass sie
für die Jugend ein
Anreiz ist, sich bei der
KONSUM DRESDEN eG
zu bewerben und dem
Unternehmen lange die
Treue zu halten.
18 EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT
EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT 19
KONSUM BURG-GENTHIN-ZERBST
HOTEL DOROTHEENHOF
Mehrzweckwaffe
Scholz
Bezirksleiter Patrick Scholz
begann 2006 beim Konsum Burg
als Praktikant, verdiente sich
danach Sporen als Marktleiter
und stieg 2018 zum Bezirksleiter
aller Food-Märkte auf.
Als charmanter Moderator
beliebter Konsum-Modeschauen
erweist sich Scholz für seine
Genossenschaft als vielseitig
verwendbare Mehrzweckwaffe.
Der Feinschmecker
Als Freund der gehobenen Küche
steht Chefkoch Martin Grau mehr auf
Foie Gras und Blattfisch und weniger auf
Eisbein und Brathering. Dafür hat der
Holsteiner, der seit 2012 der Liebe wegen
zum Thüringer mutierte, im Dorotheenhof
alle Freiheiten, die Gäste des Hauses
kulinarisch zu verwöhnen.
Genossenschaft zum Anfassen
Die Konsumgenossenschaft Burg-Genthin-Zerbst eG begleitet das Leben ihrer Kunden als Sponsor
für Feste wie den »Burger Autofrühling« und das »Rolandfest« sowie für Schulen und Kitas.
Wachwechsel im Dorotheenhof
Sebastian Löser, der neu berufene Geschäftsführer des Romantik Hotel Dorotheenhof Weimar,
hat sich zum Ziel gesetzt, das Haus regional und überregional bekannter zu machen.
Sabine Kose,
Vorstandsvorsitzende:
»Gegessen wird
immer!«
Frau Kose, wie lange halten Sie schon
dem Konsum die Treue?
Seit 45 Jahren, seit elf Jahren als Vorstandsvorsitzende
der Konsumgenossenschaft
Burg-Genthin-Zerbst eG.
Burg fusionierte in der Nachwendezeit
mit den Konsumgenossenschaften
in Genthin und Zerbst. Warum?
Ohne den Zusammenschluss mit unseren
Nachbarn hätte es 2016 vermutlich keine
Veranstaltung zum 150-jährigen Bestehen
der Konsumgenossenschaft geben können.
Wie groß ist gegenwärtig das Filialnetz
des fusionierten Unternehmens?
Es reicht über das Jerichower Land weit
hinaus bis nach Bitterfeld, Wittenberg und
in den Spree-Neiße-Kreis. Auf diesem großen
Marktplatz betreiben wir fünfzehn NP-Märkte,
einen EDEKA-Markt sowie als Nahversorger
dreizehn kleinere Aktiv- und Kompakt-Märkte
mit fünfzig bis zweihundert Quadratmetern
Verkaufsfläche. Letztere firmieren unter der
Marke K-Kauf.
Traditionell handelt die
Genossenschaft auch mit Bekleidung.
An welchen Standorten?
In Gommern, Zerbst und Burg, dem Stammsitz
unserer Zentrale, nicht nur mit Bekleidung,
sondern auch mit Haushalts- und
Spielwaren, Schuhen und Geschenkartikeln.
Beabsichtigen Sie den Noon-Food-
Handel trotz der Nähe zu Magdeburg und
Dessau auf Dauer beizubehalten?
Ja, solange diese Säule des Geschäfts
betriebswirtschaftlich Freude macht, ungeachtet
der Tatsache, dass der Non-Food-
Anteil am Gesamtumsatz des Unternehmens
vergleichsweise marginal ist.
Frau Kose, was macht Sie angesichts des
wachsenden Expansionsdrangs finanzstarker
Einzelhändler wie Aldi, Netto, Lidl
oder REWE so zukunftsgewiss?
Die traditionell tiefe Verwurzlung in der Region,
an deren gesellschaftlichem Leben die
Genossenschaft auf vielfältige Weise Anteil
nimmt. Auch der Umstand, dass viele unserer
226 Mitarbeiter in kleinen Städten und
Dörfern leben und arbeiten und daher die
Wünsche ihrer Kunden sehr genau kennen.
Und außerdem: Gegessen wird immer!
Sebastian Löser,
Geschäftsführer:
»Wir werden langfristig
Erfolg haben.«
Herr Löser, was macht Sie so zuversichtlich,
den Dorotheenhof künftig überregional
mit Gewinn vermarkten zu können?
Das einst rittmeisterliche Anwesen gilt
nach umfangreicher Sanierung als Kleinod
der Weimarer Hotellerie, als ein idyllischer
Rückzugsort für Kulturtouristen aber auch
als ein besonderer Tagungsort. Hier ist der
Gast inmitten einer zwei Hektar großen
Parklandschaft auf angenehme Weise mit
der Kulturstadt Weimar verbunden.
Auf welche Stärken Ihres Hauses
können Sie langfristig bauen?
Zu allererst auf die individuelle Betreuung
der Gäste durch unsere Mitarbeiter im
Service. Aber auch auf unseren Küchenchef
Martin Grau, der mit seiner Mannschaft die
traditionelle deutsche Küche auf neue Weise
kreiert. Er führt auch die beliebte Kochschule
weiter, die ein wichtiger Baustein unseres
Angebotes ist, natürlich auch mit dem Ziel,
Betten zu verkaufen. Schließlich wird im
Hotel nur dann Geld verdient, wenn der Gast
die Treppe rauf und wieder runter läuft.
Sie leiten seit 2010 das Berghotel in
Oberhof und haben es geschafft, die
Auslastung des Hotels im Laufe der Zeit
auf 78 Prozent zu steigern. Welche Erfahrungen
haben Sie dabei gesammelt?
Wie in Oberhof so ist es auch in Weimar
unmöglich, das Haus vorwiegend mit
Tagesgästen aus dem regionalen Umfeld
wirtschaftlich zu betreiben. Es geht nur mit
Übernachtungsgästen und deshalb muss
man die Ausrichtung des Hotels und dessen
Zielgruppe neu definieren.
Was werden Sie mit Ihrer Mannschaft tun?
Wir werden uns zu allererst auf den Ursprung
jeglichen Hotelgeschäfts konzentrieren:
Übernachtungen zu fairen Preisen und in
Verbindung damit unsere Besonderheiten
herausstellen: Standort, Service, Genuss,
Wellness, Tagung. Weiterhin werden wir
unsere Stärken im regionalen Tagesgeschäft
mit familiären Feierlichkeiten entwickeln.
Für die in Oberhof und Weimar weiterhin
unabhängig geführten Häuser mit ihren
eigenen Identitäten, setzen wir verstärkt auf
digitales Marketing im Internet.
Weimar ist mit ca. fünfzig Hotels ein
schwieriges Pflaster für jeden Hotelchef.
Was ist Ihre Wettbewerbsstrategie?
Wir wollen den Dorotheenhof wieder als
eigenständige Marke aufbauen und dafür sorgen,
den Gästen unseres Hauses Leistungen
anzubieten, die sie anderswo nicht bekommen.
Wenn uns das mit vereinten Kräften gelingt,
bin ich überzeugt, dass wir mit unserer Strategie
langfristig Erfolg haben werden.
20 EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT 21
30 Jahre Röstfein
Claudia Voß hat sich dem Kaffee
verschrieben und arbeitet
seit 1989 für die Firma Röstfein
an der Magdeburger Hafenstraße.
Als Leiterin Technik/Produktion
hat sie gemeinsam mit ihren
136 Mitarbeitern großen Anteil
am wachsenden Erfolg des
ostdeutschen Genossenschaftsunternehmens.
Röstfein exportiert europaweit
Der einzige in den neuen Ländern noch produzierende Kaffeeröster
in Magdeburg ist für den Wettbewerb im Kaffeemarkt mit
einer Palette von mehr als 200 Erzeugnissen gut aufgestellt.
Röstfein Kaffee, eine Tochter der
Zentralkonsum eG, hat eine wechselvolle
Geschichte vorzuweisen.
Begonnen hat alles 1908 mit der
Herstellung von Malzkaffee. Knapp 40
Jahre später wurde die Kathreiner Malzkaffee-Fabrik
enteignet und 1948 dem
Verband der Konsumgenossenschaften
der DDR zugeschlagen. In den Fünfzigern
wurde an der Magdeburger Hafenstraße
der erste Bohnenkaffee geröstet, was mit
dem Firmennamen Röstfein dokumentiert
wurde.
Im Unterschied zum traditionellen
Röstverfahren in Trommelröstern wird in
Magdeburg der Rohkaffee auch in wirbelnder
heißer Luft bei Reduzierung des Substanzverlustes
energiesparend geröstet.
Röstfein-Chef Eike-Jens König ist überzeugt,
dass dieses gemeinsam mit Wissenschaftlern
der Technischen Universität
Magdeburg entwickelte sogenannte Wirbelschichtverfahren
Röstfein als einzigen
von einst sieben in der DDR existierenden
Kaffeeröstern in der Wende davor bewahrt
hat, in Konkurs zu gehen. Trotz rückläufiger
Eigenproduktion sorgte letztlich das
leistungsfähige Verfahren für Arbeit und
Umsatz, weil namhafte westdeutsche
Röster zu dieser Zeit einen Teil ihres Rohkaffees
in Magdeburg rösten ließen. Ein
einträgliches Zusatzgeschäft.
Längst haben altvertraute Marken
wie Rondo Melange oder Mona Gourmet
vakuumverpackt, als ganze Bohnen oder
als Pads wieder in die Regale deutscher
Supermärkte zurückgefunden. Ein Großteil
des Rohkaffees, insgesamt 19 000 Tonnen
pro Jahr, wird allerdings inzwischen
für Handelsmarken großer deutscher
Discounter verarbeitet und europaweit
in einer breiten Palette von über 200 Artikeln,
auch in Supermärkten bis in die
Vereinigten Staaten, vertrieben. Diese Erzeugnisse
stellen besonders hohe Ansprüche
an die Verpackungstechnologie und
sind gleichermaßen ein anspruchsvolles
Feld für Innovationen.
Röstfein ist die einzig verbliebene
Kaffeerösterei in den neuen Ländern.
Dafür hat Röstfein beständig aufgerüstet
und seit 2000 in die Modernisierung
seiner Produktionsanlagen mehr
als 38 Millionen Euro investiert. Das war
zwingend erforderlich, um den ständig
steigenden Qualitätsanforderungen des
Lebensmittelhandels sowie diverser Verbraucherschutzorganisationen
zu genügen.
Letztere sind mittels einer immer
präziseren Analyse heute in der Lage,
tiefer in ein Produkt hineinzuschauen und
Inhaltsstoffe zu finden, die im Verdacht
stehen, der Gesundheit zu schaden. Denn
ein »positiver« Test könnte dazu führen,
von der Lebensmittelhygiene abgemahnt
oder bei einem Warentest negativ bewertet
zu werden. In diesem Fall wären
Einbrüche beim Absatz der Erzeugnise
vorhersehbar, zumal große deutsche Lebensmittelhändler,
die Röstfein beliefert,
inzwischen Grenzwerte für Inhaltsstoffe
in Lebensmitteln vorgeben.
Röstfein-Chef König weiß für die Bewältigung
dieser Herausforderungen eine
187 Mann wie Frau starke, flexibel einsetzbare,
hoch qualifizierte Mannschaft hinter
sich. Darüber hinaus erfährt die Tochter
der Zentralkonsum eG in Berlin, einhundertprozentige
Eignerin von Röstfein, zuverlässig
Unterstützung von der Mutter,
die vordergründig nicht auf Sharholder
Value aus ist, sondern in erster Linie die
nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung
des Unternehmens im Auge hat, was Geschäftsführer
König zu schätzen weiß.
RÖSTFEIN KAFFEE
Eike-Jens König,
Geschäftsführer der
Röstfein Kaffee GmbH,
zum Wandel im
Kaffeemarkt
Bohne im Vormarsch
Herr König, was kennzeichnet
gegenwärtig
den Wandel an der
Verbraucherfront?
Der Absatz der 500 g
Vakuumverpackung mit
gemahlenem Bohnenkaffee
ist rückläufig, die
Nachfrage nach den
Trendprodukten Pad und
Kapsel stagniert. Dagegen
befindet sich die ganze
Bohne in der 500 g bzw.
1000 g Packung überproportional
im Vormarsch.
Womit ist die Wende im
Verhalten der Verbraucher
zu erklären?
Mit dem Preisverfall hochwertiger
Kaffeeautomaten,
die es dem Verbraucher
inzwischen ermöglichen,
die ganze Bohne in tolle
Mischprodukte wie Caffè
Latte, Espresso oder
Capuccino zu verwandeln.
Außerdem hat der Kunde
mit dem Kaffeeautomaten
die Möglichkeit, je
nach Sonderangeboten,
den Kaffee-Anbieter zu
wechseln.
Was macht die
ganze Bohne für den
Verbraucher und seinen
Qualitätsanspruch so
attraktiv?
Sie ist ist im Verhältnis
zu Pad und Kapsel das
qualitativ bessere Produkt,
weil im Brühprozess die
kaffeeeigenen Aromastoffe
besser gelöst und
extrahiert werden. Das
führt zu intensiverem
Aroma.
Die Angebotspalette
wächst ständig. Wieviel
verschiedene Artikel
stellt Röstfein her?
Inzwischen mehr als 200.
Im Jahr 2001 waren es
lediglich 30 bis 40.
Sind damit für Röstfein
die Möglichkeiten zur
ständigen Erweiterung
seiner Produktvielfalt
ausgeschöpft?
Nein, denn als Hersteller
von Handelsmarken für
international agierende
Discounter sind wir
ständig gefordert, uns
dem wechselnden
Marktverhalten unserer
Großkunden anzupassen
und flexibel auf die
Wünsche ihrer Kundschaft
zu reagieren. Wir wachsen
mit dem Wachstum
unserer Kunden.
Welche Konsequenzen
ergeben sich daraus
für die Ausrüstung des
Unternehmens?
Es wächst der Druck auf
die Modernisierung von
Produktion und Technik,
insbesondere auf die Ausrüstung
mit produktiver
Verpackungstechnik.
22 EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT
EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT 23
Verliebt in seine
Automaten
Danny Schlosser kennt
sich als gelernter Pinselmacher
nicht nur mit Borsten und
Pinseln, sondern auch mit
Spritzgussmaschinen gut aus.
Die Automaten in der Zahnbürstenfertigung,
die er
programmiert und einrichtet,
bezeichnet Junggeselle
Schlosser mit Augenzwinkern
als seine Geliebten.
Zahnbürsten in 143 Varianten
Seit über 90 Jahren produziert die Firma Bürstenmann
in Stützengrün erstklassige und verbraucherfreundliche Produkte,
die exakt auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind.
Handfeger, Schuhbürsten, Topfreiniger,
Malerpinsel, Zahnbürsten:
die Produktionspalette der Bürstenmann
GmbH aus dem Erzgebirgs-Städtchen
Stützengrün ist riesig. Der
Konsumgüterbetrieb fertigt im Bereich
Haushaltwaren und Heimwerkerbedarf
ein Sortiment von über 1600 Qualitätsprodukten,
produziert und vertreibt jährlich
ca. 35 Millionen Zahnbürsten. Die Erzeugnisse
kommen für die Mundhygiene,
in Haus und Garten, Küche, Bad, WC zum
Einsatz und werden in Baumärkten, Warenhäusern,
Super- und Drogeriemärkten
gehandelt. Damit gehört Bürstenmann
in Deutschland zu den Topanbietern von
Bürsten aller Art.
Die Tochter der Zentralkonsum eG in
Berlin wurde 1924 von der damaligen Hamburger
Großhandelsgesellschaft deutscher
Consumvereine (GEG) gegründet, von den
Nationalsozialisten enteignet und nach Beendigung
des Zweiten Weltkriegs auf Befehl
der Sowjetischen Militäradministradion
(SMAD) wieder in Betrieb genommen.
Danach entwickelte sich Bürstenmann
Schritt für Schritt zu einem leistungsfähigen
Exportbetrieb.
Margitta Siegel, die langjährige, selbstbewusste
Chefin des Genossenschaftsunternehmens,
ist davon überzeugt, dass
Bürstenmann heute flexibler und innovativer
als viele Mitbewerber produziert,
geschuldet auch technischer Voraussetzungen,
mit denen es möglich ist, schneller
auf sich wandelnde Anforderungen des
Marktes zu reagieren. Hightech-Produktionsanlagen
ermöglichen die Herstellung
von Artikeln mit einem großen Individualisierungsgrad
und garantieren zugleich
eine konstant hohe Produktqualität.
Sie versetzen Bürstenmann in die Lage,
enorme Stückzahlen, 120 000 Zahnbürsten
oder 25 000 Bürsten aller Art, pro Tag zu
fertigen. Die Innovationssprünge der Vergangenheit
sind auch ein Ergebnis enger
Zusammenarbeit mit dem Werkzeughersteller
Zahoransky aus Freiburg, der mit
Mitarbeitern des ehemaligen Werkzeugbaus
von Bürstenmann einen Formenbau
im benachbarten Rothenkirchen betreibt.
Seine intelligente Werkzeugtechnik ermöglicht
es zum Beispiel, Zahnbürsten in
143 Varianten kostengünstig herzustellen.
Bislang wurden in das technische
Equipment der Bürstenmann GmbH über
die Jahre insgesamt 28 Millionen Euro
investiert, sieben Millionen Euro allein
in die Hightech-Fertigung von Zahnbürsten,
die unter dem Label Purodont und
anderer Marken vertrieben werden. Unter
dem Dach von Bürstenmann stellt das
Tochterunternehmen Denta Bross, ein
1991 gegründetes Joint Venture mit M+C
Schiffer aus Neustadt/Wied, jährlich 120
Millionen Zahnbürsten her. Markenartikel,
mit denen sich auch die Fans von
Bayern München, Hertha BSC, dem Hamburger
SV sowie dem FC Erzgebirge Aue
die Zähne putzen – selbstverständlich mit
Bürsten in den Farben ihrer Clubs.
Bürstenmann ist mit 152 Mitarbeitern
der größte Arbeitgeber in der strukturschwachen
Erzgebirgsregion, die immer
noch von Abwanderung betroffen ist. Von
einst 500 000 Einwohnern sind im Erzgebirgskreis
heute nur noch 350 000 ansässig.
Daraus erwächst in Zukunft ein Arbeitskräfteproblem,
dass das Unternehmen
vorausschauend bereits jetzt mit tschechischen
Arbeitskräften zu lösen versucht, die
täglich aus den grenznahen Orten auf der
Rückseite des Erzgebirgskamms ins deutsche
Stützengrün kommen.
Margitta Siegel ist seit über fünfzig
Jahren von der Pike auf im Unternehmen
tätig. Seit 1998 ist sie als Geschäftsführerin
von Bürstenmann und Tochter Denta
Bross im Amt und hat noch ein paar Ideen
im Ärmel, die sie bis zum Wechsel in den
Ruhestand an der Seite von Sören Bachmann,
der seit Anfang 2018 als zweiter
Geschäftsführer von Bürstenmann die
Bereiche Einkauf, Technik, Produktion
und Immobilien verantwortet, umsetzen
möchte.
BÜRSTENMANN
Margitta Siegel,
Sprecherin der
Geschäftsführung
der Bürstenmann GmbH,
über die Herausforderungen
der
Globalsierung
Asien ante Portas
Erzeugnisse von
Bürstenmann werden
in 45 Ländern auf fünf
Kontinenten nachgefragt.
Wie wollen
Sie diesen Platz im
Weltmarkt halten?
Wir versuchen permanent,
durch Einsparung
von Zwischenstufen in
der Fertigung und Optimierung
von Transporten
der Billigkonkurrenz aus
Asien Herr zu werden, mit
der wir mittlerweile beim
Kunden in einen Topf
geworfen werden.
Wie wirkt sich das an
der Preisfront aus?
Der Preisdruck wächst
und wird verstärkt durch
die fortschreitende Konzentration
im Handel sowie
die Verteuerung der
eingesetzten Materialien
und Rohstoffe.
Welchen Stellenwert
hat die Produktentwicklung
bei Bürstenmann?
Große Bedeutung, speziell
für die Zahnbürste.
Sie ist in besonderer
Weise einem starken
modischen Wandel
innerhalb von zwei bis
drei Jahren ausgesetzt.
Woran arbeiten Ihre
Entwickler?
An der Erweiterung
der Produktpalette. So
verlangt eine immer älter
werdende Bevölkerung
nach einer Zahnbürste
mit weichen Borsten.
Der neueste Hit sind
schwarze Zahnbürsten.
Schwerpunkt in puncto
Produktinnovation sind
biologisch abbaubare
Bürsten. Treiber dieser
Entwicklung ist die
Maschinenbauindustrie,
die es mit intelligenten
Werkzeugen ermöglicht,
Zahnbürsten in 143
Varianten – unterschiedliche
Farben, Formen,
Materialien, Labels,
Verpackungen – herzustellen.
Worum dreht sich das
Innovationsgeschehen
im Haushaltwarenbereich?
Speziell um den
Einsatz von abbaubaren
Kunststoffen aus der
gelben Tonne sowie die
Entwicklung intelligenter
Systeme für multifunktionale
Geräte.
Womit wird sich
Bürstenmann in fünf
Jahren beschäftigen?
Gegenwärtig wissen wir
noch nicht, was in fünf
Jahren am Stiel ist. Doch
so viel steht fest: Auch
dann werden Geräte zur
Reinigung im Haushalt
benötigt.
24 EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT
EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT 25
Die Wohlfühlfrau
Heidi Löser, gelernte pharmazeutisch-technische
Assistentin,
hat im Wellnessbereich »Wellness
zu allen 4 Jahreszeiten« des Berghotels
den Hut auf. Dafür hat sie vier Jahre
die Schulbank gedrückt und profitiert
vom Wissen ihrer Mitarbeiter
über Saunaaufgüsse, Massagen,
Fußpflege, Kosmetik und diverse
Entspannungsprogramme.
Zur Marke gereift
Hotelier Löser und sein Team haben es geschafft, das
Berghotel in Oberhof seit 2010 aus dem Dornröschenschlaf zu
erwecken und als Marke überregional zu etablieren.
Der Eigner des Berghotel Oberhof,
die Zentralkonsum eG in Berlin,
setzte vor acht Jahren auf Sebastian
Löser, als sie den bodenständigen
Thüringer mit der Herkulesaufgabe
betraute, die im Jahr 1884 erbaute und
1928 von der Großhandelsgesellschaft
Deutscher Consum-Vereine erworbene
Top-Immobilie bei laufendem Betrieb in
ein modernes Wellness- und Tagungshotel
zu verwandeln.
In der Zwischenzeit ist es Löser und
seiner jungen Mannschaft gelungen, das
Berghotel überregional als Marke zu
etablieren. Gestützt auf ein Investment
der Berliner Mutter in Höhe von insgesamt
13 Millionen Euro. Damit konnte
das Gästeklientel verjüngt und die Auslastung
des Hotels auf nahezu 80 Prozent
gesteigert werden. Dazu trägt auch der
alljährlich Anfang Januar stattfindende
Biathlon-Weltcup bei, deren Aktive und
Funktionäre mehrheitlich im Berghotel
beherbergt werden.
Das Vier-Sterne-Haus in Oberhof
hat seinen guten Ruf als Wellnessinsel
im Thüringer Wald mit dem im Jahr 2017
fertiggestellten Poolhaus weiter gefestigt.
Es verfügt neben einem Salzwasserschwimmbad
mit Gegenstromanlage über
ein römisches Schwitzbad, eine Salzgrotte,
eine Hamam-Suite, ein Rhassoul-Dampfbad,
ein Salzdampfbad sowie eine »Well-
Wave«-Akustik-Stimulationsliege für ein
Anti-Stress-Erlebnis; ein Alleinstellungsmerkmal
im Thüringer Wald im Umkreis
von bis zu 300 Kilometern.
Hotelier Löser ist felsenfest überzeugt,
dass dieses Millionen-Investment im nächsten
Jahrzehnt sein Geld zurück verdienen
wird. Eine berechtigte Annahme angesichts
der Tatsache, dass die Infrastruktur
des bekannten Wintersport-Kurorts noch
immer zu wünschen übrig lässt und derzeit
für ein zweites Vier-Sterne-Haus offenbar
kein Bedarf besteht.
Neben Wellness- und Aktivurlaub ist
das Tagungsgeschäft das zweite Standbein
des Hotelbetriebes. Dabei handelt es
sich vorwiegend um Teambildungs- und
Motivationstagungen für Führungskräfte,
die auch zu außergewöhnlichen gruppendynamischen
Bewährungsproben
außerhalb des Tagungsbereichs herausgefordert
werden – beim Bau von Flößen,
Piratenschiffen und Holzbrücken. Um
diese speziellen Kundenwünsche aus einer
Hand exklusiv anbieten zu können, hat
sich das Berghotel mit einem Spezialisten
aus der Region verbündet.
Nach Vollendung der seit 2010 anhaltenden
Modernisierung steht der junge
Hotelchef nun vor der nicht minder anspruchsvollen
Aufgabe, die Leistungsbereitschaft
seiner Mannschaft weiter
hochzuhalten und jedem seiner 60 Mitarbeiter
das Gefühl zu vermitteln, eigenverantwortlich
den Ruf des Berghotels verteidigen
zu müssen. Die dafür notwendige
Energie zieht Sebastian Löser aus dem
Zusammenhalt und dem Gemeinschaftsgefühl
der großen Konsumfamilie.
Das neuerbaute Poolhaus, die Wellness-
Oase im Thüringer Wald.
BERGHOTEL OBERHOF
Sebastian Löser,
Geschäftsführer:
»Es kommt auf die
Verantwortung jedes
Einzelnen an.«
Ein guter Gastgeber
Herr Löser, Gastronomie
und Hotellerie
klagen allerorten über
den Mangel an qualifiziertem
Personal. Ist
dieser Mangel durch
höhere Bezahlung zu
kompensieren?
Meine Erfahrungen im
Berghotel zeigen, dass
Geld allein kein Schmiermittel
für die Zufriedenheit
der Mitarbeiter ist.
Wie schaffen Sie
es, dass Gäste des
Berghotels Ihr Haus
in Portalen wie Holidaycheck
seit Jahren
überdurchschnittlich
gut bewerten?
Das liegt nicht allein
an der Qualität unserer
hochwertigen Infrastruktur,
sondern auch an
der Kompetenz unserer
Mitarbeiter, von denen
sich jeder Einzelne als
guter Gastgeber versteht.
Wie vermitteln Sie dem
einzelnen Mitarbeiter,
dass er in seinem
Arbeitsumfeld die
Verantwortung für das
Ganze hat?
Indem wir es in allen Bereichen
unseres Hauses
zum Prinzip gemacht
haben – im Service wie
im Housekeeping, in der
Küche wie im Poolhaus –
dass der Mitarbeiter frei
von Zwängen und Regeln
in seinem Arbeitsbereich
seine Aufgaben eigenverantwortlich
erledigen
kann.
Wie steuern Sie das?
Über unsere Abteilungsleiter.
Damit haben wir
gemeinsam die Quote
an Gästebeschwerden
marginalisiert.
Herr Löser, wie wirkt
sich der weitgehend
selbstbestimmte
Arbeitsstil auf die Auslastung
der Hotelbetten
und das Betriebsergebnis
des Hotels aus?
Unsere große Stammkundschaft
weiß die
Kompetenz unserer
Mitarbeiter zu schätzen.
Das wirkt sich positiv
auf die durchschnittliche
Auslastung des Berghotels
in Höhe von
78 Prozent aus.
Der Jahresumsatz 2017
übersprang die Drei-
Millionen-Schallmauer.
26 EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT
EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT 27
Glücksfall Gericke
Prokurist René Gericke, der Mann
vor Ort, ist für Eigner wie Mieter
der Kauffahrtei ein absoluter
Glücksfall. Der technisch sehr
versierte Gebäude-Manager kennt
jeden Winkel der Immobilie und
ist für Mieter, Auftragnehmer und
Interessenten schnell mit Rat
und Tat zur Stelle. Gemeinsam
mit seiner Kollegin Susan Frenzel
hält er das Büro in Chemnitz am
Laufen und findet nahezu für
jede mögliche und unmögliche
Situation eine konstruktive und
machbare Lösung.
BILD: FOTOSTUDIO B+F
Ein architektonisches Kleinod
Die denkmalgeschützte Neue Kauffahrtei Chemnitz entstand
in den zwanziger Jahren nach Plänen des Chemnitzer Architekten
Erich Basarke als Handelszentrale der damals in Hamburg ansässigen
Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Consumvereine m.b.H.
Sie beherbergte anfangs u. a. eine
Mostrichfabrik, eine Ölabfüllerei,
eine Kaffeerösterei sowie diverse
Lagerflächen für Kolonial-, Textilund
Schuhwaren. Nach 1945 wurde in
der Kauffahrtei der Großhandel durch die
Konsumgenossenschaften der DDR wiederbelebt,
von 1961 bis 1976 von diesem
Standort aus der Konsum-Versandhandel
betrieben.
In der Nachwendezeit dümpelte der
weitläufige Gebäudekomplex jahrelang
vor sich hin. Dort ansässige Betriebe wurden
geschlossen, Mieter zogen fort, weil
der Ausstattungsgrad der Häuser und
Hallen modernen Anforderungen nicht
mehr genügte. So nahm der Leerstand der
Immobilie von Jahr zu Jahr zu. Besserung
schien nicht in Sicht, auch weil das wirtschaftliche
Umfeld von Chemnitz in den
neunziger Jahren wenig Anlass zu Optimismus
bot. 1996 entschieden sich Vorstand
und Aufsichtsrat der Zentralkonsum
eG zu einer radikalen Wende.
Zusammen mit externen Partnern
wurde ein neues Nutzungskonzept entwickelt,
das sich strikt an aktuellen und
künftigen Markterfordernissen orientierte
und zugleich der Geschichte des
Standorts gerecht wurde. Auf dieser
Grundlage begann 1998 schrittweise der
denkmal gerechte Um- und Ausbau der
Gebäude und Freiflächen.
Die Zentralkonsum eG hat seitdem
viel Geld in die Hand genommen, im Laufe
der Zeit mehr als 20 Millionen Euro. Im
Gewerbepark Neue Kauffahrtei, einem
47 000 qm großen Grundstück mit einer
Gesamtmietfläche von 30 000 qm und
800 Parkplätzen, treffen heute moderne
Innenarchitektur sowie funktionale, qualitativ
und technisch hochwertige Ausstattung
auf eine historische Hülle.
Dadurch werden optimale Standortvoraussetzungen
für Produktion, Ausund
Weiterbildung sowie Forschung und
Entwicklung geboten. Davon machen
gegenwärtig das Sächsische Landessozialgericht,
die IAV GmbH, die Siemens Professional
Education, die WVD Dialog Marketing
GmbH, die WBS Training AG sowie
ab September 2018 die Leadec Industrial
Services als Mieter Gebrauch. Verwaltet
wird die Immobilie durch die LiCo LiegenschaftsConsult
GmbH, eine hundertprozentige
Tochter der Zentralkonsum eG.
Die Neue Kauffahrtei trägt zum positiven Ergebnis der Zentralkonsum eG bei.
NEUE KAUFFAHRTEI
Susan Hanses,
Geschäftsführerin der
LiCo LiegenschaftsConsult
GmbH, zur Entwicklung
der Liegenschaften
der Zentralkonsum eG.
Guter Mietermix
Frau Hanses, wie war
die Ausgangslage für
die vielen Immobilien
des Konsums nach der
Wende?
Es gab viele Immobilien
mit ungeklärten
Eigentumsverhältnissen,
denn bei vielen Konsum-
Liegenschaften befanden
sich Grund und Boden sowie
die darauf gebauten
Immobilien nicht in einer
Hand. Es galt zu entscheiden,
welche Immobilien
betriebsnotwendig sind
und welche Immobilien
verkauft werden können
bzw. müssen.
Was blieb übrig?
Zum Beispiel der
Gewerbekomplex Quartier
Riquet in Leipzig-Markleeberg,
den wir 2016 nach
Sanierungsmaßnahmen
und Neubauten für den
Mieter Etkon GmbH
verkauft haben. Die
ehemalige Riquetsche
Schokoladenfabrik mit ihrem
denkmalgeschützten
Kontorhaus war vor der
Wende die »KONSÜ«-Betriebsstätte.
Dann die
Immobilien unserer (heutigen)
Vier-Sterne-Hotels
in Oberhof und Weimar.
Auch hier haben wir einen
siebenstelligen Betrag
investiert. Beide Häuser
bieten ihren Gästen exklusiven
Service. Weimar
mit seinem Tagungszentrum
»Parlament«
und Oberhof mit seinem
großen Wellness- und
Spa-Bereich sowie dem
neu erbauten Poolhaus.
Und natürlich die Neue
Kauffahrtei in Chemnitz,
die sich zu einem
lebendigen Gewerbepark
entwickelt hat.
Hat sich die Investition
in die Kauffahrtei
gelohnt?
Wir haben Lehrgeld
bezahlt, weil wir nach dem
Umbau 1999 zunächst
ganz auf einen Hauptmieter
(Telekom) für nahezu
die gesamte Fläche gesetzt
hatten. Als dieser
2011 auszog, hatten wir
auf einen Schlag einen
weitreichenden Leerstand.
Inzwischen haben wir
eine gute Durchmischung,
dank verschiedener
Mietflächen von 400 bis
über 3000 qm.
Wie sehen Sie die Zukunft
der verbliebenen
Immobilien?
Der Vermietungsstand in
der Immobilie Neue Kauffahrtei
liegt bei rund 85
Prozent. Das allgemeine
Immobilienergebnis trägt
zum positiven Ergebnis
der Zentralkonsum eG bei
und wird nach Abschluss
umfangreicher Renovierungs-
und Umbaumaßnahmen
in diesem Jahr
für die nächsten Jahre
gesichert sein.
28 EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT
EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT 29
MITGLIEDER
MITGLIEDER
Patchworkfamilie
Unter dem Dach des Wirtschaftsunternehmens
Zentralkonsum
eG versammeln sich
33 genossenschaftlich organisierte
Unternehmen. Es sind
in der Mehrzahl die ostdeutschen
Konsumgenossenschaften.
Darüber hinaus aber
auch Produktions- und Dienstleistungsunternehmen
in
genossenschaftlicher und
anderer Rechtsform sowie
Kredit-, Einkaufs- und Liefergenossenschaften.
Als Dienstleister und Interessenvertreter
leistet die Zentralkonsum
eG Lobbyarbeit und
nimmt Einfluss auf politische
Entscheidungen, erbringt
Beratungs-, Informationsund
Organisationsleistungen,
ist eine Plattform für Kontakte
und Erfahrungsaustausch,
koordiniert gemeinsame
Projekte und kooperiert mit
anderen genossenschaftlichen
nationalen und internationalen
Verbänden und Vereinen
innerhalb der Branche und auch
branchenübergreifend.
Agrargenossenschaft
Naundorf-Niedergoseln eG
Baut Hopfen an
Die Agrargenossenschaft, 1992 durch
Zusammenschluss eines Teils der
LPG Pflanzenproduktion Niedergoseln
mit der LPG Tierproduktion
Naundorf entstanden, gehört zu den größten
Arbeitgebern der nordsächsischen
Region um Mügeln und Döbeln. Zur Belegschaft
gehören derzeit 72 ständig Beschäftigte,
sieben Auszubildende und eine
BA-Studentin, hinzu kommen bis zu 20
Saisonkräfte. Die Genossenschaft hat 128
Mitglieder.
Zur Milchproduktion werden über
1500 Kühe fachgerecht gehalten. Da sich
die Tierwirte auch der Nachzucht widmen,
stehen insgesamt 3100 Rinder in
den Ställen. Für die Pflanzenproduktion
verfügt die Genossenschaft über 2200
Hektar Grün- und Ackerland. Produziert
werden vor allem Futter für die eigenen
Tierbestände, Winterweizen, Raps und Zuckerrüben.
In der Gärtnerei wird Gemüse
gezogen. Jahrzehntelange Tradition hat
der Anbau von Hopfen, der über eine Verwertungsgenossenschaft
an Brauereien
verkauft wird. Biogas und Elektroenergie
aus Photovoltaik komplettieren das Produktionsprofil.
Außerdem vermietet die
Agrargenossenschaft 100 Wohnungen
und ein kleines Gewerbegebiet.
Einkaufs- und Vertriebsgenossenschaft
Ostsächsische Meisterbetriebe
des Holzhandwerks eG
Handel über Grenzen
Die 1948 gegründete Genossenschaft
betreibt einen Holz- und Plattenfachhandel
in Ebersbach-Neugersdorf
in der Oberlausitz. Achtzig Prozent
des Jahresumsatzes in Höhe von ca. fünf
Millionen Euro werden im Großhandel
erzielt. Die Kunden sind größtenteils
Handwerksbetriebe wie Tischlereien,
Zimmereien und Baufirmen.Sie
kommen aus
der Region Ostsachsen
und aus Nordböhmen.
Die Webseite des Holzfachmarktes
wirbt auch
in polnischer Sprache.
Zum Sortiment gehören
alle Arten von Holz für Möbel, Fenster
und Türen, Fußböden, Profil-, Bau- und
Konstruktionsvollholz sowie Zubehör wie
Farben, Lacke und Befestigungstechnik.
Die Genossenschaft beschäftigt 28
Mitarbeiter, darunter drei Auszubildende,
und hat derzeit 155 Mitglieder, zu denen
auch Betriebe in Tschechien gehören.
ELG Holzhandwerk Dippoldiswalde eG
Qualität aus Sachsen
Die Genossenschaft wurde im Oktober
1946 von 38 Handwerksmeistern
gegründet. In der Vorwendezeit
bestand die Aufgabe in der
Versorgung der Mitglieder mit Material
sowie im Vertrieb der in den Mitgliedsbetrieben
hergestellten Waren. Letzteres
gab die Genossenschaft nach 1990 auf, um
sich voll und ganz auf das Kerngeschäft,
die Materialbelieferung als Großhändler
konzentrieren zu können. Im Fachmarkt
in Dippoldiswalde finden Handwerker sowie
private Bauherren für jedes ihrer Projekte
das richtige Material und Zubehör.
Der gebotene Service schließt eine fachgerechte
Beratung und die hohe Qualität
der Produkte ein.
Leipziger Volksbank eG
Zukunft mit Tradition
Im Jahr 1856 gründeten Landwirte,
Handwerker und Gewerbetreibende in
der Region um Leipzig die erste Volksbank.
Seitdem ist die Leipziger Volksbank
fest in der Heimat verwurzelt und richtet
ihre Geschäftspolitik an der damit
verbundenen Verantwortung aus. An 24
Standorten in der Stadt Leipzig sowie in
den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen
ist sie persönlich für ihre Kunden und
Mitglieder da. Ihre Nähe ergänzt sie um
digitale Leistungen, um den Kunden noch
mehr Bequemlichkeit, Unabhängigkeit
und Schnelligkeit für alle finanziellen Aufgaben
zu bieten.
Um beispielsweise eine Adresse zu
ändern, den Steuerfreibetrag anzupassen
oder eine Kreditkarte zu bestellen, muss
sich niemand mehr auf den Weg zur Filiale
machen. Die Genossenschaftsbank bietet
neben den klassischen Wegen mit Videound
Chatfunktionen zeitgemäße Möglichkeiten
an, wie Kunden und Kundenberater
in Kontakt treten können. Auch der Zahlungsverkehr
ist einfach geworden wie
nie zuvor: Geld versenden wie eine Nachricht
oder Geld auszahlen mit der VR-BankingApp
erfreuen sich immer größerer
Beliebtheit.
Im 200. Geburtsjahr des genossenschaftlichen
Gründervaters Friedrich Wilhelm
Raiffeisen lebt die Bank noch immer
nach dessen Maxime: Große Ziele erfordern
gemeinsames Handeln. Als Finanzierungspartner
und Zahlungsverkehrsspezialist
des Mittelstands trägt die Leipziger
Volksbank dazu bei, dass sich ihre Region
entwickelt. Mit Immobilienfinanzierungen
hilft sie Familien in die eigenen
vier Wände. Außerdem unterstützen sie
gemeinnützige Projekte zum Wohle aller.
Sächsische Winzergenossenschaft
Meißen eG
Weine mit Ursprung
Seit achtzig Jahren verkörpert die
Winzergenossenschaft Meißen, die
heute 1500 Mitglieder zählt, eine Gemeinschaft
von Menschen mit Liebe und
Leidenschaft für den Weinbau. Gemeinsam
erhalten sie entlang der Sächsischen
Weinstraße, die sich zwischen Pirna und
Diesbar-Seusslitz über sechzig Kilometer
erstreckt, eine einzigartige Kulturlandschaft.
Die Trauben der Winzer werden
in der genossenschaftseigenen Kellerei
getrennt gepresst, ausgebaut und in der
sogenannten Sachsenkeule, Markenzeichen
für Weine aus der Meißner Genossenschaft,
verkauft. Die Spannbreite des
Sortiments reicht
vom sächsischen
Landwein bis zu Prädikatsweinen
wie
Kabinett, Spätlesen,
Auslesen, Beerenauslesen
und Eiswein.
Müller-Thurgau,
Riesling und
Weißburgunder sind
die größten Bringer,
zumeist aus Spitzenlagen wie Meißner
Rosengründchen, Proschwitzer Katzensprung
oder Radebeuler Goldener Wagen.
Die Arbeit der Winzer auf den kleinteiligen,
terrassierten Weinbergen ist überwiegend
Handarbeit und der Nachwuchs
rar gesät.
Mühle und Bäckerei Bärenhecke
In Familienhand
Gerald und Roman Seifert betreiben
im schönen Müglitztal eine unter
Denkmalschutz stehende Wassermühle
mit angeschlossener Bäckerei
in der Rechtsform einer eingetragenen
Genossenschaft. Deutschlands älteste
Raiffeisengenossenschaft, die im Jahr
1898 von 26 Bauern aus dem Osterzgebirge
gegründet und deren 120. Geburtstag
im August 2018 begangen wurde.
In Bärenhecke werden täglich, von
Montag bis Sonntag, ofenfrische Backwaren
für den regionalen Verbrauch auf
der Basis von regional erzeugten Getreide
aus kontrolliertem Anbau hergestellt. Die
daraus gewonnen Mehle werden unter
Verwendung einer
Drei-Stufen-Sauerteigführung
sowie
Wasser aus eigner
Quelle weiterverarbeitet.
Jedes Jahr im
September beginnt
in Bärenhecke die Stollensaison. Dann
werden tausende Rosinen-, Mandel- und
Mohnstollen hergestellt und vertrieben.
Stück für Stück von Hand gefertigt, unter
Verwendung von hochwertigen Zutaten
und ohne jeglichen Zusatz von Konservierungsstoffen.
Für ihre gleichbleibende
Qualität wurden die Stollen aus Bärenhecke
zum wiederholten Male vom Institut
für Qualitätssicherung in Weinheim mit
Goldmedaillien ausgezeichnet.
30 EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT 31
MITGLIEDER
SVKVPVRV
Agraset Naundorf eG
Milch und Getreide
Agraset, zwischen Mittweida und
Rochlitz gelegen, ist eine der flächenmässig
größten Agrargenossenschaften
Sachsens – 1991 aus dem
Zusammenschluss von fünf ehemaligen
LPG entstanden. Sie funktioniert von Anfang
an wie ein klassischer Bauernhof mit
5200 Hektar Acker-und Weideland. Das
Portfolio umfasst Pflanzen- und Tierproduktion
sowie Lagerung und Vertrieb.
Damit ist die Agrargenossenschaft
in der Lage, ihren Kunden, gemeinsam
mit diversen Tochtergesellschaften und
Partnerunternehmen, eine breite Palette
von Produkten und Dienstleistungen
anzubieten. Den Löwenanteil am Jahresumsatz
von 12 bis 15 Millionen Euro
bestreiten Milch und Getreide. Die Milch
ist einer der größten
Umsatzbringer,
trotz Einbruch des
Marktpreises am
Beginn dieses Jahrzehnts.
Dennoch
haben Vorstandschef
Jan Gumpert
und seine Kollegen gegen den Trend an
der Milch festgehalten und für eine profitablere
Erzeugung mittels eines vollautomatisch
funktionierenden Melkkarussells
vorgesorgt. Das zahlt sich in der Zwischenzeit
nicht nur für die Mitarbeiter,
sondern auch für die verbliebenen 330
Genossenschaftsmitglieder sowie Pächter
von Grund und Boden aus – die genossenschaftliche
Dreieinigkeit.
32 EINE ERFOLGREICHE MANNSCHAFT
Volksbank Delitzsch eG
Regional engagiert
Die Volksbank Delitzsch eG, 1850 als
Delitzscher Vorschussverein gegründet
und damit die älteste Kreditgenossenschaft
Deutschlands, ist als
starke Regionalbank im Landkreis Nordsachsen
ansässig. Ihre sieben personell
besetzten Zweigstellen und eine Selbstbedienungsfiliale
betreibt sie in und um
Delitzsch, Bad Düben und Eilenburg. Die
53 Mitarbeiter der Genossenschaftsbank
sind ihren Kunden und Mitgliedern verpflichtet
und bieten mit der genossenschaftlichen
Beratung Finanzlösungen,
um die individuellen Ziele und Wünsche
der über 21 000 Kunden zu verwirklichen.
Die Bilanzsumme der Volksbank Delitzsch
eG beträgt 342 Millionen Euro. Ein Drittel
der Kunden ist Mitglied der Genossenschaft
und profitiert als Teilhaber von
Informations- und Mitwirkungsrechten
sowie exklusiven Mehrwerten und einer
attraktiven Dividende. Das gesellschaftliche
Engagement ist der Volksbank
Delitzsch eG wichtig. Sie fördert die Region
und die Menschen im Rahmen der
Kinder- und Jugendarbeit, bei finanzieller
Bildung, Sport und Kultur in diesem Jahr
mit über 28 000 Euro.
Einkaufs- und Liefergenossenschaft
des Kraftfahrzeughandwerks
eG
Breites Sortiment
Was kurz nach dem Zweiten Weltkrieg
aus der Not geboren wurde,
ist heute ein starker Partner
von Kfz-Werkstätten und Autohäusern
im Raum Chemnitz: 1946 schlossen sich
Handwerksbetriebe dieser Region zur
Einkaufs- und Liefergenossenschaft des
Kraftfahrzeughandwerks zusammen, um
dem allgegenwärtigen Mangel an Material
und Ersatzteilen entgegenzuwirken. Und
auch mehr als 70 Jahre später bietet die
Genossenschaft ihren Mitgliedern und
Kunden beachtliche Vorteile. Durch Bündelung
aller wichtigen Lieferanten halten
Vorstand und Geschäftsführer Kay Jacob
und seine vier Mitarbeiter stets ein breites
Sortiment bereit. Während Händler, die
sich an bestimmte Marken gebunden
haben, bei Lieferengpässen in Schwierigkeiten
geraten, können sie flexibler und
bedeutend schneller auf den Bedarf der
Kunden reagieren. Zum Angebot gehören
auch Produkte der konsumeigenen Unternehmen
Bürstenmann und Röstfein.
Die Genossenschaft besitzt in Chemnitz
zwei Grundstücke, die sie gewinnbringend
an Mineralölgesellschaften
verpachtet, und ein Gebäude, in dem eine
Autoglas-Reparaturwerkstatt Mieter ist.
Vom seit Jahren stabilen Gesamtumsatz,
der die Verzinsung der Genossenschaftsanteile
gewährleistet, profitieren derzeit
49 Mitglieder. Weitere Betriebe der
Kfz-Branche sind in der Genossenschaft
willkommen.
Ihr Landbäcker GmbH
Handwerklich
geprägt
Die Ihr Landbäcker GmbH mit den
Tochter-GmbHs Stendaler Landbäckerei
und Salzwedeler Baumkuchenbetriebe
Bosse versteht sich als
handwerklich geprägte Bäckerei von zeitgemäßem
Zuschnitt. Brot, Brötchen und
Konditoreiwaren werden in hoher Qualität
aus vorwiegend regionalen Zutaten
hergestellt und durch die DLG regelmäßig
ausgezeichnet. 2005 kaufte Andreas Bosse,
der mit seiner Frau Roswita die Geschäfte
führt, die Unternehmen vom ehemaligen
Konsumgenossenschaftsverband Magdeburg.
Die nächste Generation – die beiden
Töchter Anja und Kristin, die den Vertrieb
sowie Einkauf und Marketing leiten – ist
bereits mit Prokura ausgestattet. Der Unternehmensverbund
beschäftigt über 600
Mitarbeiter und betreibt 113 Filialen in drei
Bundesländern. Der jährliche Bruttoumsatz
liegt bei etwa 24 Millionen Euro.
Seit der Privatisierung wurden fast
elf Millionen Euro in die Bäckereien investiert.
Überaus wichtig ist den Eigentümern
die Kommunikation mit den Kunden,
ein regelmäßig erscheinendes Kundenmagazin
mit einer Auflage von 20 000
Exemplaren zählt zu ihren schönsten Errungenschaften.
Über soziale Netzwerke
wie Facebook bekommt das Unternehmen
viele Anregungen für seine Arbeit. Nach
14 Jahren im Aufsichtsrat der Zentralkonsum
eG wurde Andreas Bosse 2016 in den
Vorstand dieser Genossenschaft berufen.
Volksbank Mittweida eG
Ertragsstark
und innovativ
Die Volksbank Mittweida eG befindet
sich im Herzen von Sachsen, im Städtedreieck
zwischen Leipzig, Dresden
und Chemnitz. Mit weit überdurchschnittlichen
Wachstumsraten ist sie seit Jahren
erfolgreich und gehört damit zu den ertragsstärksten
Genossenschaftsbanken
Deutschlands. Rund 37 000 Kunden und
mehr als 11 000 Mitglieder werden von 173
Mitarbeitern betreut.
Das klassische Bankgeschäft mit dem
Einlagen- und Kreditgeschäft verbindet
die Volksbank Mittweida mit regionaler
und gesellschaftlicher Verantwortung.
Im Rahmen der Bürgerstiftung werden
sportliche und soziale Projekte in Vereinen
und Schulen gefördert.
Gemeinsam mit der Hochschule Mittweida,
der Stadt Mittweida, den Kommunen
und der Wirtschaft der Region
startet die Volksbank Mittweida eG die
»Innovation Region Mittweida«. Sie sieht
in der Schaffung von Verbindungen eine
wichtige Aufgabe für die Zukunftsfähigkeit
und Attraktivität der Region für Menschen
aller Generationen.
Weitere Meilensteine und gleichzeitig
Beispiele für das Engagement der Bank
weit über das klassische Bankgeschäft
hinaus sind die Gründungspatenschaft für
das Blockchain Competence Center Mittweida
(BCCM) sowie die Schaffung einer
Stiftungsprofessur im Bereich »Digital
Business« an der Hochschule Mittweida.
Forschung und Praxis können sich so noch
stärker gegenseitig befruchten.
Neben dem Titel »Bank des Jahres«
von Emotion Banking erzielte die Bank
beim Deutschland Test »Meine Bank vor
Ort« 2018 das Prädikat »Herausragende
Kundenzufriedenheit«. Mit Zuversicht
blickt die Volksbank Mittweida eG nach
vorn. Durch die sehr gute Eigenkapitalausstattung
kann die Bank auch in Zukunft
viel mehr tun, als die Anforderungen des
Gesetzgebers zu erfüllen.
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KOLUMNE
Oft genug wird gesagt, die Wirtschaft
sei ein Haifischbecken, in dem nur
die Aggressivsten überleben. Nun,
zumindest gibt es Ausnahmen.
Dazu gehören zweifellos die Wirtschaftsunternehmen,
die sich auf diesen Blättern
präsentieren. Denn wir sind hier unter
eher kleinen Fischen. Jedenfalls kann man
niemanden aus dieser Gemeinschaft als
»Hai« bezeichnen. Das hat mehrere Ursachen.
Drei von ihnen will ich hier nennen.
Zunächst: Die zu ihr gehörenden Unternehmen
sind regional tätig. Das hat erst
einmal den Vorteil, dass intern keine oder
allenfalls nur in Ausnahmefällen Konkurrenzen
entstehen. Die damit zwangsläufig
verbundenen Reibungsverluste werden
vermieden. Aber Regionalität heißt konsequenterweise
auch eher Kleinheit. Nun
ist small nicht automatisch beautiful, denn
wenigstens eine Mindestgröße ist schon
notwendig, um erfolgreich arbeiten zu
können. Aber der Kleinere in seiner Region
hat neben dem national, europaweit
oder gar global Tätigen nun einmal den
Vorteil, rascher auf Veränderungen seines
Marktes reagieren zu können. So, wie ein
Küstenmotorschiff den Untiefen in seinen
Gewässern leichter ausweichen kann als
der schwerfällige Ozeanriese, so kann – um
den Handel zu nehmen – ein kleines Unternehmen
rascher auf die Eröffnung einer
Schule oder die Schließung eines Krankenhauses
in der Nachbarschaft seiner Läden
reagieren als der europaweit agierende
Handelsriese. Allerdings setzt das voraus,
dass – um im Bild zu bleiben – Kapitän und
Steuermann ebenso wendig sind wie ihr
Schiff. Tatsächlich ist ja über die Vorteile
der Regionalität schon viel gesagt und geschrieben
worden. Um zu versuchen, es in
einem Wort zusammenzufassen: Die Bodenhaftung
ist nun einmal größer.
Zweitens ist allen hier dargestellten
Unternehmen die genossenschaftliche
Verfassung eigen. Ein aufmerksamer Leser
wird jetzt vielleicht dagegenhalten,
dass hier aber doch nicht nur eingetragene
Genossenschaften vorgestellt werden.
Das ist richtig, aber die bloße Rechtsform
bringt es nicht. So werden bei uns auch in
den Unternehmen anderer Rechtsformen
(tatsächlich ist es nur eine, die GmbH) die
weiter gefassten genossenschaftlichen
Prinzipien beachtet, die Martin Bergner in
seinem Interview nennt. Ihre Kunden sind
eben keine Objekte, die möglichst clever
Regional,
friedlich,
sympathisch
Von Wilhelm Kaltenborn,
Vorsitzender des
Aufsichtsrates der
Zentralkonsum eG
ausgebeutet werden. Der Geist der Genossenschaft
ist entscheidend. Natürlich
schafft das noch keine heile Welt. Konkurrenz,
Konflikte, Streit – all das gibt es, und
wird es geben, auch dort, wo Genossenschaften
tätig sind. Schließlich reden wir
über Wirtschaftsunternehmen. Aber das
Ziel ist nicht die Vernichtung des Anderen.
Übrigens kann ich mir schwerlich einen
Rüstungsbetrieb denken, der erfüllt von
genossenschaftlichem Geist ist, ein Bauunternehmen
dagegen schon eher (hat es
ja auch gegeben).
Um das Dritte zu nennen, was mich jedenfalls
so angenehm berührt: Das ist die
grundsätzliche Friedlichkeit der Branchen,
in denen die in diesem Heft versammelten
Unternehmen wirken. Die meisten sind
Händler – und der Handel hat schon in vorgeschichtlichen
Zeiten für die notwendige
Versorgung der Menschen gesorgt, für die
friedliche Kenntnisnahme voneinander
und von fernen Regionen. Sicher war der
steinzeitliche Händler, wenn er, sein Gepäck
voller Feuersteine, durch die dichten
Wälder in Nordfrankreich zog, bewaffnet.
Aber er war es zu seiner Sicherheit, und
nicht, um seine Aggressionen ausleben
zu können. Denn wenn er die Menschen,
denen er begegnete, totschlug, konnte er
ja ihnen keine Feuersteine verkaufen. Es
gibt ja sogar die These, dass der Neandertaler
deshalb eingegangen ist, weil seine
Reichweite, um an begehrte Güter zur
Herstellung von Jagdwaffen und Kleidung
zu gelangen, nicht mehr als fünfzig Kilometer
betrug. Der Homo sapiens dagegen,
in Gestalt des Cro-Magnon-Menschen
(also wir!) konnte wesentlich größere Räume
ausnutzen. Handel erst also erhöht die
Überlebenschancen.
In unserer Gruppe werden Rinder
gehalten, wird lebenspendende Milch
produziert. Es wird Wein angebaut und
ausgebaut und es wird Kaffee geröstet
– beides Dinge, die zwar nicht lebensnotwendig
sind, aber das Leben sehr angenehm
machen können. Es wird Getreide
angebaut, Mehl gemahlen und Brot gebacken,
also noch einmal Lebensgrundlagen
geschaffen und dank Kuchen und Torten
das Leben sogar verschönert. Es werden
Immobilien entwickelt und vermietet
und so für die Menschen in der Region
(und nicht irgendwo in der Welt, nur der
Rendite verpflichtet) ein Dach für Arbeit,
Wohnen und – bei den Hotels – sogar für
die erholsamen Urlaubszeiten angeboten.
Und über den Nutzen von Banken, von
kleineren Regionalbanken, braucht man
auch nicht viel Worte zu machen: Sie halten
die Wirtschaft ihres überschaubaren
Raumes am Laufen. Schon allein das ist
für sie eine hinreichende Existenzberechtigung.
Alles in allem also: Eine sehr sympathische,
sehr friedliche und dazu sogar noch
erfolgreiche Gruppe der unterschiedlichsten
Unternehmen.
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