Die Kraft des Evangeliums 1/2021
Eine Ausgabe vom Missionswerk Voice of Hope
Eine Ausgabe vom Missionswerk Voice of Hope
- TAGS
- unterordnungundwiderstand
- daslebendigewortgottes
- gemeindeundstaat
- lektionenfuersleben
- gottimzentrum
- zerreissprobe
- afghanistan
- missionswerk
- diekraftdesevangeliums
- covid
- familie
- gemeinde
- tobiasriemenschneider
- peterschild
- amycarmichael
- daniellusenie
- nikoderksen
- martynlloydjones
- matthewhenry
- sierraleone
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
6. EINE UNABHÄNGIGE<br />
ORTSGEMEINDE<br />
Und dann gibt es schließlich noch die Sichtweise<br />
der Gemeindeleitung, die wir die kongregationalistische<br />
oder independente (unabhängige) Sicht<br />
nennen. Es ist ziemlich schwierig, dieses Thema<br />
zu behandeln, weil nicht ein einziger Aspekt der<br />
Beschreibung, die ich liefern werde, in völliger<br />
Übereinstimmung mit dem steht, was heute tatsächlich<br />
praktiziert wird. Heutzutage gibt es nur<br />
sehr wenige unabhängige Gemeinden mit diesen<br />
Eigenschaften. <strong>Die</strong> unabhängigen Gemeinden<br />
sind der Auffassung, dass jede Ortsgemeinde eine<br />
Einheit in sich selbst sei, dass sie die höchste Befugnis<br />
habe, alles selbst zu entscheiden. Es handelt<br />
sich um eine Versammlung von Christen, die<br />
glauben, dass der Herr gegenwärtig und das Haupt<br />
der Gemeinde ist, und dass Er, wenn sie auf Ihn<br />
schauen und auf Ihn warten, sie durch den Geist<br />
leiten und ihnen die Weisheit geben werde, die sie<br />
benötigen, um über Lehr- und Zuchtfragen usw.<br />
zu entscheiden. <strong>Die</strong> Ortsgemeinde ist autonom,<br />
sie regiert sich selbst, und sie muss nicht auf ein<br />
höheres Gremium, sei es ein Bischofskollegium,<br />
Presbyterium, eine Synode, einen Kirchenverband,<br />
eine Vereinigung, Bruderschaft oder Ähnliches,<br />
achten.<br />
Ich frage aber: Wie viele von solchen Gemeinden<br />
gibt es heute noch? Ursprünglich traf die<br />
Beschreibung auf die sogenannten Kongregationalisten<br />
und auf die Baptisten zu; denn die<br />
Baptisten vertraten die kongregationalistische<br />
Gemeindeordnung, nämlich Unabhängigkeit<br />
von einem Gemeindeverband bzw. einer Denomination.<br />
Heutzutage haben jedoch gemeinhin<br />
sowohl die Kongregationalisten als auch die meisten<br />
Baptisten den presbyterianischen Gedanken<br />
übernommen, was sich zum Beispiel an ihren Unterstützungsfonds<br />
und an ihrer finanziellen Kontrolle<br />
über die einzelnen Ortsgemeinden zeigt. Sie<br />
sind somit keine unabhängigen Gemeinden mehr,<br />
sondern Presbyterianer geworden, bei denen ein<br />
höhergestelltes Gremium die Befugnis hat, die<br />
Ortsgemeinden zu beeinflussen und sich in ihre<br />
Belange einzumischen.<br />
BIBLISCHE LEITUNG<br />
EINER GEMEINDE<br />
Nun, damit haben wir also die unterschiedlichen<br />
Auffassungen über die Leitung der Gemeinde und<br />
Strukturen kennengelernt. Ich zweifle nicht daran,<br />
dass viele an dieser Stelle geneigt sind, mir<br />
eine Frage zu stellen: Ziehen Sie eine Gemein<strong>des</strong>truktur<br />
einer anderen vor? Nun, ich fürchte mich<br />
nicht vor dieser herausfordernden Frage! Wenn<br />
ein Mann sich von Gott zum Lehren berufen weiß,<br />
dann ist es seine Aufgabe, zu versuchen, Anleitungen<br />
zu geben. Ich möchte nicht zu dogmatisch<br />
sein; aber ich meine: Wenn man im Licht der Lehre<br />
<strong>des</strong> Neuen Testaments über diese Dinge nachdenkt<br />
und das vergisst, was sich in der Kirchengeschichte<br />
zugetragen hat, kommt man sicherlich zu<br />
der Schlussfolgerung, dass das Konzept einer unabhängigen<br />
Ortsgemeinde am ehesten der Bibel<br />
entspricht. Ja, die Ortsgemeinden versammelten<br />
sich auch schon in der Zeit <strong>des</strong> Neuen Testaments,<br />
um Gemeinschaft zu pflegen, und sicherlich müssen<br />
auch wir das tun.<br />
Alle unter uns, die wir Christen sind, sehnen<br />
sich nach Gemeinschaft mit Christen in anderen<br />
Gemeinden. Wir halten an denselben Glaubensüberzeugungen<br />
fest, wir beten denselben Herrn<br />
an, und es ist wirklich gut, wenn wir uns z. B. auf<br />
Konferenzen treffen können. Aber so, wie ich die<br />
Lehre der Heiligen Schrift aus der Zeit <strong>des</strong> Neuen<br />
Testaments verstehe, besaß kein Konzil eine<br />
bindende Autorität. Nehmen wir zum Beispiel<br />
das Apostelkonzil, das in Jerusalem tagte, was in<br />
Apostelgeschichte 15 beschrieben wird. Es hatte<br />
keine Befugnis, für die Ortsgemeinden Gesetze<br />
zu erlassen; es sprach einfach nur Empfehlungen<br />
aus. Es heißt dort einfach: »Es hat nämlich dem<br />
Heiligen Geist und uns gefallen, euch keine weitere Last<br />
aufzuerlegen, außer diesen notwendigen Dingen« (Apg.<br />
15,28). Das Konzil konnte die Ortsgemeinden<br />
nicht zwingen; es konnte keinen Zwang ausüben.<br />
Es sagte nur: »<strong>Die</strong>s ist unser Verständnis; dies ist<br />
unser Ratschlag.« Und die Ortsgemeinden konn-<br />
24 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2021</strong>