05.05.2021 Aufrufe

Die Kraft des Evangeliums 1/2021

Eine Ausgabe vom Missionswerk Voice of Hope

Eine Ausgabe vom Missionswerk Voice of Hope

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

6. EINE UNABHÄNGIGE<br />

ORTSGEMEINDE<br />

Und dann gibt es schließlich noch die Sichtweise<br />

der Gemeindeleitung, die wir die kongregationalistische<br />

oder independente (unabhängige) Sicht<br />

nennen. Es ist ziemlich schwierig, dieses Thema<br />

zu behandeln, weil nicht ein einziger Aspekt der<br />

Beschreibung, die ich liefern werde, in völliger<br />

Übereinstimmung mit dem steht, was heute tatsächlich<br />

praktiziert wird. Heutzutage gibt es nur<br />

sehr wenige unabhängige Gemeinden mit diesen<br />

Eigenschaften. <strong>Die</strong> unabhängigen Gemeinden<br />

sind der Auffassung, dass jede Ortsgemeinde eine<br />

Einheit in sich selbst sei, dass sie die höchste Befugnis<br />

habe, alles selbst zu entscheiden. Es handelt<br />

sich um eine Versammlung von Christen, die<br />

glauben, dass der Herr gegenwärtig und das Haupt<br />

der Gemeinde ist, und dass Er, wenn sie auf Ihn<br />

schauen und auf Ihn warten, sie durch den Geist<br />

leiten und ihnen die Weisheit geben werde, die sie<br />

benötigen, um über Lehr- und Zuchtfragen usw.<br />

zu entscheiden. <strong>Die</strong> Ortsgemeinde ist autonom,<br />

sie regiert sich selbst, und sie muss nicht auf ein<br />

höheres Gremium, sei es ein Bischofskollegium,<br />

Presbyterium, eine Synode, einen Kirchenverband,<br />

eine Vereinigung, Bruderschaft oder Ähnliches,<br />

achten.<br />

Ich frage aber: Wie viele von solchen Gemeinden<br />

gibt es heute noch? Ursprünglich traf die<br />

Beschreibung auf die sogenannten Kongregationalisten<br />

und auf die Baptisten zu; denn die<br />

Baptisten vertraten die kongregationalistische<br />

Gemeindeordnung, nämlich Unabhängigkeit<br />

von einem Gemeindeverband bzw. einer Denomination.<br />

Heutzutage haben jedoch gemeinhin<br />

sowohl die Kongregationalisten als auch die meisten<br />

Baptisten den presbyterianischen Gedanken<br />

übernommen, was sich zum Beispiel an ihren Unterstützungsfonds<br />

und an ihrer finanziellen Kontrolle<br />

über die einzelnen Ortsgemeinden zeigt. Sie<br />

sind somit keine unabhängigen Gemeinden mehr,<br />

sondern Presbyterianer geworden, bei denen ein<br />

höhergestelltes Gremium die Befugnis hat, die<br />

Ortsgemeinden zu beeinflussen und sich in ihre<br />

Belange einzumischen.<br />

BIBLISCHE LEITUNG<br />

EINER GEMEINDE<br />

Nun, damit haben wir also die unterschiedlichen<br />

Auffassungen über die Leitung der Gemeinde und<br />

Strukturen kennengelernt. Ich zweifle nicht daran,<br />

dass viele an dieser Stelle geneigt sind, mir<br />

eine Frage zu stellen: Ziehen Sie eine Gemein<strong>des</strong>truktur<br />

einer anderen vor? Nun, ich fürchte mich<br />

nicht vor dieser herausfordernden Frage! Wenn<br />

ein Mann sich von Gott zum Lehren berufen weiß,<br />

dann ist es seine Aufgabe, zu versuchen, Anleitungen<br />

zu geben. Ich möchte nicht zu dogmatisch<br />

sein; aber ich meine: Wenn man im Licht der Lehre<br />

<strong>des</strong> Neuen Testaments über diese Dinge nachdenkt<br />

und das vergisst, was sich in der Kirchengeschichte<br />

zugetragen hat, kommt man sicherlich zu<br />

der Schlussfolgerung, dass das Konzept einer unabhängigen<br />

Ortsgemeinde am ehesten der Bibel<br />

entspricht. Ja, die Ortsgemeinden versammelten<br />

sich auch schon in der Zeit <strong>des</strong> Neuen Testaments,<br />

um Gemeinschaft zu pflegen, und sicherlich müssen<br />

auch wir das tun.<br />

Alle unter uns, die wir Christen sind, sehnen<br />

sich nach Gemeinschaft mit Christen in anderen<br />

Gemeinden. Wir halten an denselben Glaubensüberzeugungen<br />

fest, wir beten denselben Herrn<br />

an, und es ist wirklich gut, wenn wir uns z. B. auf<br />

Konferenzen treffen können. Aber so, wie ich die<br />

Lehre der Heiligen Schrift aus der Zeit <strong>des</strong> Neuen<br />

Testaments verstehe, besaß kein Konzil eine<br />

bindende Autorität. Nehmen wir zum Beispiel<br />

das Apostelkonzil, das in Jerusalem tagte, was in<br />

Apostelgeschichte 15 beschrieben wird. Es hatte<br />

keine Befugnis, für die Ortsgemeinden Gesetze<br />

zu erlassen; es sprach einfach nur Empfehlungen<br />

aus. Es heißt dort einfach: »Es hat nämlich dem<br />

Heiligen Geist und uns gefallen, euch keine weitere Last<br />

aufzuerlegen, außer diesen notwendigen Dingen« (Apg.<br />

15,28). Das Konzil konnte die Ortsgemeinden<br />

nicht zwingen; es konnte keinen Zwang ausüben.<br />

Es sagte nur: »<strong>Die</strong>s ist unser Verständnis; dies ist<br />

unser Ratschlag.« Und die Ortsgemeinden konn-<br />

24 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2021</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!