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Die Kraft des Evangeliums 1/2021

Eine Ausgabe vom Missionswerk Voice of Hope

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man eine gewaltige Organisation, die das Leben<br />

und Wirken <strong>des</strong> Geistes unterdrücken wird.« Sie<br />

sagen, dass eine Organisation immer den Geist<br />

töte. <strong>Die</strong> Gemeinde wird so komplex, so engstirnig<br />

und steif, dass der Heilige Geist keine Gelegenheit<br />

zum Wirken mehr erhält. Historisch hatte das zur<br />

Folge, dass immer dann, wenn es eine Erweckung<br />

gab, diese fast unweigerlich zur Gründung einer<br />

neuen Denomination geführt hat, weil das Alte,<br />

die vorherige Gemeinde, das Neue nicht in ihrem<br />

Schoß halten konnte. Es war zu lebendig, ein stören<strong>des</strong><br />

Element; und Menschen, die zuvor an alte<br />

kirchliche Strukturen gebunden waren, fanden<br />

sich ausnahmslos außerhalb derselben wieder.<br />

Man kann also einige Argumente für diese Weigerung,<br />

eine Gemeindeleitung anzunehmen, ins<br />

Feld führen. Dennoch frage ich mich, ob man bei<br />

dieser Auffassung wirklich von allem Kenntnis<br />

genommen hat, was in der Heiligen Schrift gelehrt<br />

wird – ob nun dort auf bestimmte Ämter hingewiesen<br />

wird oder auf Funktionen, die diesen Ämtern<br />

zugeschrieben werden.<br />

Vielleicht besteht das letzte schlagkräftige Argument<br />

darin, dass es eine Sache ist, dass man gar<br />

keine Führung zu brauchen meint, dass es aber<br />

eine ganz andere Sache ist, eine Gemeinde zu haben,<br />

in der es auch in der Praxis keine Leiter gibt.<br />

Führung ist unvermeidlich, und wenn man sie<br />

nicht offiziell ernennt, wird sich irgendjemand der<br />

Sache annehmen und dafür sorgen, dass es selbsternannte<br />

Leiter gibt. Wenn wir also schon eine Gemeindeleitung<br />

haben müssen, dann sollten wir sie<br />

auf die Lehre der Heiligen Schrift gründen.<br />

2. GEMEINDE UNTER DER<br />

LEITUNG DES STAATES<br />

<strong>Die</strong> nächste Theorie im Hinblick auf die Gemeindeleitung<br />

wird von solchen aufgestellt, die an der<br />

erastianischen Auffassung festhalten, die, wie<br />

wir bereits gesehen haben, bedeutet, dass die Kirche<br />

ein Funktionszweig <strong>des</strong> Staates sei und dass<br />

<strong>des</strong>halb der Staat die Kirche regiere. Der Staat ernennt<br />

die Amtsträger der Kirche, insbesondere die<br />

hohen Würdenträger, die dann wiederum andere<br />

einsetzen. Dem örtlichen Prediger ist überhaupt<br />

keine Machtbefugnis gegeben. Das gewöhnliche<br />

Gemeindemitglied hat nur ein sehr geringes Mitspracherecht.<br />

Schließlich wird auch die Gemeindezucht<br />

vom Staat ausgeübt, und die Gemeinde<br />

hat nicht einmal die Befugnis, einen Ausschluss<br />

vorzunehmen. Der erastianische Gedanke findet<br />

sich in der ehemaligen Auffassung der evangelisch-lutherischen<br />

Kirche wieder.<br />

3. GEMEINDE UNTER DER<br />

LEITUNG VON BISCHÖFEN<br />

<strong>Die</strong> nächste Auffassung ist das episkopale System<br />

– die Meinung, eine bischöfliche Gemeindeleitung<br />

nötig zu haben. <strong>Die</strong> Verfechter dieser Auffassung<br />

lehren, dass Christus Selbst die Sorge für die Gemeinde<br />

gewissen Männern anvertraut habe, einer<br />

»Abordnung« oder dem »Bischofsgremium«,<br />

<strong>des</strong>sen Mitglieder Nachfolger der Apostel in einer<br />

direkten geistlichen Amtsfolge seien. Es handelt<br />

sich dabei um die Lehre, dass Christus die Apostel<br />

angewiesen habe, dass sie ihre Ämter und deren<br />

Aufstellung durch die Ernennung von Bischöfen<br />

fortsetzen sollten, und dass die Gemeindeleitung<br />

ausschließlich auf Bischöfe beschränkt bleiben<br />

müsse. <strong>Die</strong>s wird von allen episkopalen Kirchen<br />

gelehrt. Auch hier haben die Mitglieder in der<br />

Ordnung <strong>des</strong> Gemeindelebens ein wirklich sehr<br />

eingeschränktes Mitspracherecht.<br />

Was sollen wir davon halten? Nun, alles, was<br />

ich dazu anmerken würde, ist, dass im Neuen Testament<br />

überhaupt kein Unterschied zwischen dem<br />

Ältesten und dem Bischof besteht – dass die Begriffe<br />

Bischof, Ältester und Presbyter austauschbar sind. So<br />

sagt beispielsweise der Apostel Paulus, als er an die<br />

Gemeinde in Philippi schreibt: »Paulus und Timotheus,<br />

Knechte Jesu Christi, an alle Heiligen in Christus<br />

Jesus, die in Philippi sind, samt den Aufsehern und Diakonen«<br />

(Phil. 1,1). Das Wort »Aufseher« oder »Bischöfe«<br />

steht dort für Presbyter oder Älteste, und man<br />

bemerkt, dass es in der einen Gemeinde in Philippi<br />

nicht nur einen, sondern mehrere »Bischöfe« bzw.<br />

Älteste oder Aufseher gab. Es ist weit von der biblischen<br />

Lehre entfernt, dass ein Aufseher für mehrere<br />

Gemeinden verantwortlich ist; denn im Neuen<br />

Testament gab es viele Älteste in einer Gemeinde.<br />

Sie waren also folglich keine Bischöfe nach unserem<br />

heutigen Verständnis <strong>des</strong> Wortes. Sie waren<br />

»Älteste«, »Aufseher« oder »Presbyter« bzw. Vorsteher<br />

– einfach die älteren Männer, denen diese<br />

Stellung und Aufgabe anvertraut war.<br />

22 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 1/<strong>2021</strong>

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