Wirtschafts-News I 2021 Wiesbaden
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Mit Haltung durch die Krise<br />
Wie Zukunft jenseits der Floskel gelingen kann<br />
Ein Gastkommentar von Stefanie Maasland<br />
Seien wir ehrlich: Nach über einem Jahr in der<br />
Pandemie können wir das Wort „Corona“ kaum<br />
noch hören, ohne die Augen zu verdrehen. Keine<br />
der unzähligen Ansprachen, Talkshows oder<br />
Expertenrunden bringt echte Konzepte hervor,<br />
um der Situation im Hier und Jetzt sinnvoll zu<br />
begegnen. Stattdessen wechseln sich halbherzige<br />
Lockdowns mit sehnsuchtsvollen Lockerungen<br />
ab und tief im Inneren wissen wir, dass<br />
keine der symptomatisch ausgerichteten Maßnahmen<br />
ein wirksames Ausbrechen aus dem<br />
Kreislauf in Sicht bringt.<br />
Es ergibt keinen Sinn, Komfortzonen<br />
nachzutrauern.<br />
Diese Pandemie ist eine Tiefenkrise. Sie durchdringt<br />
alle Lebensbereiche und alle gesellschaftlichen<br />
Schichten. Mit Blick auf die Gesamtbevölkerung<br />
kann sich kaum jemand der<br />
Ansteckungsgefahr des Virus oder deren Auswirkungen<br />
nachhaltig entziehen. Die Intensität,<br />
in der die Krise Menschen und Branchen trifft,<br />
ist natürlich unterschiedlich. Doch allen gemeinsam<br />
ist der Verlust von Freiheit und Unabhängigkeit<br />
innerhalb der eigenen Komfortzone –<br />
wirtschaftlich, gesundheitlich und emotional.<br />
Niemandem steht hier die moralische Bewertung<br />
des individuellen Leids zu und auch nicht<br />
des Erfolgs, den Corona für einige Unternehmen<br />
und Vorhaben unbestritten mit sich bringt.<br />
Vergleiche bringen uns als Gesellschaft ohnehin<br />
keinen Schritt schneller aus dieser Krise.<br />
Denn es ist eben der Charakter einer Tiefenkrise,<br />
dass sie neben den Konsequenzen für<br />
den Einzelnen, auch umfassende gesellschaft-<br />
liche Umwälzungen zur Folge hat, denen es zu<br />
begegnen gilt. Disruption auf ganzer Linie, sozusagen.<br />
Dringend gesucht: Der Weg aus Orientierungslosigkeit<br />
und Chaos<br />
Disruptionen verunsichern und können zu Orientierungslosigkeit<br />
bis hin zum Chaos führen.<br />
Das passiert allerdings nur, wenn Gegenreaktionen<br />
ausbleiben und sich das toxische Momentum<br />
unserer – auch medial – überreizten<br />
Gesellschaft frei entfalten kann.<br />
Doch jede Bewegung, jeder Trend, ruft – wenn<br />
er stark genug ausgeprägt ist – einen balancierenden<br />
Gegentrend auf den Plan. So befördern<br />
beispielsweise die allgegenwärtigen Megatrends<br />
der Digitalisierung und Individualisierung<br />
einerseits die Dynamik des Medienkonsums in<br />
Geschwindigkeit und Vielfalt. Andererseits und<br />
gleichzeitig steigt das Verlangen nach linearen<br />
Sozio-Techniken, die konstruktiven Dialog und<br />
erkenntnisreichen Diskurs ermöglichen. Dies<br />
ist einer der Gründe, weshalb sich aktuell neben<br />
dem haptischen (Sach-)Buch auch audio-fokussierte<br />
Medien wie Podcasts und Plattformen<br />
wie >Clubhouse< wachsender Beliebtheit erfreuen.<br />
Der Schock als Blockadenlöser?<br />
Nun sind Krisen unbestritten besondere Trendverstärker.<br />
Und so erfährt auch die Wahrnehmung<br />
dieser Pandemie als zerstörerisches<br />
Ereignis, das überstanden werden muss, nach<br />
dem ersten Schock einen Gegentrend. Schließ-