Wirtschafts-News I 2021 Wiesbaden
DAS KUNSTPROJEKT! ZUSAMMEN FÜR DAS LOFTWERK Wein. Schokolade. Käse. Gin. Modenschau. Lesung. Whisky. Vernissage. Weihnachtsmarkt. Konzert. Eis. Pink Day oder FOR HIM Abend. Firmenevent oder Privatfeier. Leidenschaftlich kreiert das LOFTWERK seit 2017 Events für Sie im Herzen von Wiesbaden! Normalerweise! Doch 2020 kam alles anders ... LOFTWERK, Langgasse 20, 1.OG, 65183 Wiesbaden – www.loftwerk-roethele.de
Vorwort 3 Liebe Leserinnen, liebe Leser, „Demut und Hoffnung“, stand groß über der vergangenen Ausgabe dieses Magazins. Im Rahmen einer Corona- Strecke sprachen wir mit vielen Menschen aus Mainz, die in besonderer Weise von der Pandemie betroffen sind oder mit ihr zu tun haben. Tatsächlich herrschte ungewohnte Einigkeit im Grundton. Von schmerzhaften Entbehrungen, absurden Kommunikationswegen, gar der Erosion ganzer Geschäftsfelder war da zu lesen. Doch ebenso deutlich wahrnehmbar war die Hoffnung aller auf ein nahendes Ende der Pandemie, ja mehr noch, auf eine bessere Zeit danach. Ein Kulturwandel in der Post-Corona-Zeit. Die Schlagbegriffe jener hoffnungsfrohen Gedanken lauten: Nachhaltigkeit, Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, Sorgfalt und Empathie im Umgang miteinander. Kurzum, die Welt werde ein besserer Ort. Doch kommt es tatsächlich dazu? Als Tiefenkrise mit disruptiver Wirkung beschreibt Gastautorin Stefanie Maasland die Pandemie und ihre Auswirkungen. Einen grundlegenden Diskurs bis hin zur essenziellen Fragestellung danach, wer wir eigentlich sind, hält sie für unabdingbar. Denn vor allen Dingen, schreibt sie, seien Top-Down-Lösungen nicht zu erwarten. Die Schlussfolgerung daraus benennt sie korrekterweise als das, was es ist: die Verantwortung jedes Einzelnen. Das ist gut und schlecht zu gleich. Gut, weil wir es direkt beeinflussen können, schlecht, weil es Verzicht und große Anstrengungen mit sich bringen wird. Denn es bedeutet nichts Geringeres, als einen Transformationsprozess, der, wie Steffanie Maasland schreibt, den gesamten Status Quo auf den Prüfstand stellt, da nur so ein wahrhafter Bewusstseinswandel möglich wäre. Die Ironie der Geschichte könnte also darin liegen, dass sich Verzicht, Anstrengungen und Einschränkungen, wie wir sie als Corona-Maßnahmen erlebt haben, unter anderen Paradigmen – und Formen – fortsetzen werden. Wie notwendig ein SUV als Drittwagen ist, wird sich dereinst herausstellen. Wie so oft, wird in der Folge ein Henne-Ei-Problem auftreten, wenn auch mit erwartbarem Ausgang. So ist nicht etwa mit einem vernunftsbedingtem Bewusstseinswandel zu rechnen, sondern mit gesetzlichen Reglementierungen, die – womöglich – viele Jahre darauf zu neuen Perspektiven führen. Vielleicht ist die Nuklearkatastrophe von Fukushima ein Beispiel dafür. Vor dem GAU war der Atomausstieg längst beschlossen, doch es folgte der Ausstieg vom Ausstieg. Erst der größt anzunehmende Unfall führte eine finale Entscheidung herbei – und selbst das bleibt abzuwarten, wirft man einen Blick in manches Parteiprogramm. Dass kollektive Vernunft nicht erst beim Drittwagen an ihre Grenzen stößt, sondern viel früher, weiter oben, bei der Grundgesetzgebung, zeigt sich dieser Tage bei der Impfreihenfolge und den Konsequenzen daraus. Das Ringen um Privilegien für Geimpfte hält einen schwer auflösbaren Konflikt bereit. Gestattet man Geimpften mehr Freiheiten zu, bevor jeder ein Impfangebot erhalten hat, verletzt man möglicherweise den Gleichheitsgrundsatz. Enthält man ihnen jedoch diese Freiheiten vor, kommt man dem Verhältnismäßigkeitsgebot nicht nach, geht man davon aus, dass sie weder für sich noch für andere eine Gefahr darstellen. Dieses Dilemma zeigt, an welcher Demarkationslinie sich jener Transformationsprozess abarbeitet: utilitaristische Interessen – das Wohlergehen aller – stehen gegen individuelle Interessen und Bestrebungen. Noch ein dystopischer Text werden Sie denken? Nein, gar nicht. Allein die Reflektion, die Erkenntnis um die Notwendigkeit eines Umdenkens halte ich für außerordentlich wertvoll. Und ohne Vision, ohne Bild, ohne Idee keine ersten Schritte, schon gar nicht dann, wenn sie so gewaltig sein müssen. Auch ein Wechselspiel zwischen Pragmatismus und Dogmatismus gehört dazu. Gewiss, mancher Grundsatz muss unumstößlich und unverhandelbar bleiben. Doch während die Küche brennt, sollte man die Speisekarte nicht neu schreiben. Grundvoraussetzung für einen guten Ausgang solcher Umwälzungen ist das Infragestellen eigener Entscheidungen, ja seiner selbst als Konsequenz der Eigenverantwortung. Dazu gehören schmerzhafte Prozesse der Selbsterkenntnis, der Fehlerhaftigkeit voller Irrung und Wirrung. Das etwa, was man Angela Merkel als Opportunismus auslegte, als sie ihren Kurs nach Fukushima anpasste. Nein, mehr denn je glaube ich, dass Glaubwürdigkeit ohne Selbstzweifel nicht auskommt. Kommt also ein Bewusstseinswandel mit der Post-Corona-Zeit? Auf jeden Fall! Aber vorher müssen wir durch den Flaschenhals. Haben Sie alle einen schönen Sommer, so befreit, wie es eben geht. Herzlichst, Ihr Bernd Wildemann
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