Berufsschule 2018-1
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Ausgabe 1/<strong>2018</strong><br />
www.goed-berufsschule.at<br />
Bundesleitung 12 – Gewerkschaft <strong>Berufsschule</strong><br />
LEBENDIGE<br />
SCHULE<br />
durch motivierte<br />
Lehrerteams<br />
+++ VORSTELLUNG DR. FASSMANN +++ PROJEKTE AN DEN SCHULEN +++ KARDINAL ZU BESUCH +++<br />
FOTO: YANLEV/FOTOLIA
VORWORT<br />
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!<br />
Dieser Tage habe ich Berichte und Statistiken<br />
durchforstet, um für Außenstehende das Wesen<br />
der <strong>Berufsschule</strong> in Zahlen malen zu können.<br />
Diese Aufstellung finde ich interessant und ich<br />
möchte euch daran teilhaben lassen.<br />
Wir BerufsschullehrerInnen unterrichten ca.<br />
115.000 BerufsschülerInnen, davon sind etwa<br />
40.000 weibliche und 75.000 männliche Schüler.<br />
Das sind fast 40 Prozent aller Jugendlichen eines<br />
Jahrganges. Die offiziellen Zahlen der Wirtschaftskammer<br />
sind etwas niedriger, da nicht alle unserer SchülerInnen<br />
ein aufrechtes Lehrverhältnis haben.<br />
Während der letzten Jahre ist die SchülerInnen-Zahl<br />
ständig zurückgegangen. Im Jahr 1980 wurden in Österreich<br />
um die 194.000 Lehrlinge ausgebildet. Die Talsohle<br />
scheint überwunden zu sein, denn in den ersten Klassen<br />
ist im Schuljahr 2017/18 ein Anstieg der Lehrlingszahlen<br />
zu bemerken.<br />
Der beliebteste Lehrberuf bei den Mädchen ist nach wie<br />
vor Einzelhandelskauffrau. Gerade diese Lehrberufe<br />
sind aufgrund der veränderten Einkaufsgewohnheiten<br />
der ÖsterreicherInnen fallend. Neue Lehrberufe, die sich<br />
auf den Online-Handel ausrichten, sind im Entstehen.<br />
Die betriebliche Ausbildung erfolgt in etwa 200 verschiedenen<br />
Lehrberufen in knapp 30.000 Lehrbetrieben. Da<br />
nicht für alle Jugendliche Lehrplätze zur Verfügung<br />
stehen, werden österreichweit ca. 9.000 Jugendliche in<br />
überbetrieblichen Ausbildungsstätten (sog. ÜBA) ausgebildet,<br />
der größte Anteil in Wien (23 Prozent) und im<br />
Burgenland (19 Prozent).<br />
Österreichweit werden ca. 10.000 junge Menschen<br />
wegen kognitiver oder sozialer Benachteiligung gemäß<br />
BAG § 8b (IBA) mit eigenen Lehrplänen beschult. Weitere<br />
10.000 Jugendliche befinden sich im Förderprogramm<br />
„Lehre mit Matura“. Bisher haben 4.500 junge Menschen<br />
dieses Programm mit der Matura abgeschlossen.<br />
Knapp 5.000 BerufsschullehrerInnen unterrichten in ca.<br />
145 <strong>Berufsschule</strong>n (Tendenz fallend!). Etwa 35 Prozent<br />
der Lehrpersonen sind weiblich. 24 Prozent sind älter<br />
als 55 Jahre. Rund 57 Prozent der AbsolventInnen des<br />
Bachelor-Studiums 2015 waren älter als 40 Jahre.<br />
Diese Zahlen habe ich für den Erstkontakt mit unserem<br />
neuen Herrn Bundesminister Dr. Heinz Faßmann zusammengestellt.<br />
Auch wenn dieses erste Gespräch nur ein<br />
telefonisches war, habe ich Freundlichkeit und Interesse<br />
für uns BerufsschullehrerInnen gespürt.<br />
Seien wir gespannt auf die weitere Zusammenarbeit!<br />
Eure<br />
Judith Roth,<br />
Vorsitzende der Gewerkschaft <strong>Berufsschule</strong><br />
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!<br />
In den letzten Jahren sind leider in fast allen Bundesländern<br />
teilweise <strong>Berufsschule</strong>n geschlossen worden<br />
oder sie sind von der Schließung bedroht. Viele Gründe<br />
führten zu dieser Situation. Der SchülerInnenrückgang<br />
hat ebenso viele Ursachen. Viele Betriebe bilden nicht<br />
mehr aus und viele Jugendliche finden einige Berufe<br />
nicht mehr attraktiv. Die Konkurrenz von anderen<br />
berufsbildenden Schultypen ist nicht zu unterschätzen,<br />
daher stellt sich für mich die Frage, welche Antworten<br />
können wir für unsere schwierige Situation<br />
finden?<br />
Die erste und wichtigste Möglichkeit zur Selbsthilfe ist<br />
die gute Zusammenarbeit mit der APS (Polytechnische<br />
Schule). Wir müssen die Kollegenschaft der APS dahingehend<br />
motivieren, dass sie ihren Schülerinnen und<br />
Schülern vermittelt, dass das duale Ausbildungssystem<br />
als eines der sichersten Systeme für die Findung<br />
der Arbeitsplätze gilt.<br />
Im Berufsschulbereich haben wir in<br />
Wien bei den Medienberufen längere<br />
Zeit selbst ausgebildet und mit Hilfe<br />
der Schulgemeinde als Träger die<br />
jungen Menschen zum Lehrabschluss<br />
gebracht.<br />
Ich schlage vor, dass wir von der Bundesleitung<br />
Vorschläge für die langfristige Erhaltung des<br />
dualen Ausbildungssystems den zuständigen Ministerien<br />
vorlegen. Wenn die neue Bundesregierung wirklich<br />
das duale Ausbildungssystem fördern will, muss sie auch<br />
die dementsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung<br />
stellen.<br />
Gerhard Herberger,<br />
Vorsitzende-Stellvertreter<br />
2 • WWW.GOED-BERUFSSCHULE.AT 1-18
NEUIGKEITEN<br />
Vorstellung BM Dr. Heinz Faßmann<br />
HEINZ FASSMANN IST<br />
DER NEUE BILDUNGS- UND<br />
WISSENSCHAFTSMINISTER.<br />
Seit Dezember 2017 haben wir einen neuen<br />
Bildungsminister. Er ist auch gleichzeitig<br />
neuer Wissenschafts- und Forschungsminister.<br />
Viele von uns haben Herrn Dr. Faßmann bisher<br />
nicht gekannt und so habe ich unseren Herrn<br />
Bundesminister gebeten, uns etwas über sich und<br />
seine persönliche Geschichte zu erzählen.<br />
Der frühere Vizerektor der Universität Wien Heinz<br />
Faßmann (62) ist seit Dezember 2017 der neue<br />
Bildungs- und Wissenschaftsminister. Erstmals<br />
sind alle Ausbildungsagenden – vom Kindergarten<br />
über alle Schulen bis hin zu den Unis in einem<br />
Ressort zusammengefasst. „Das ist natürlich eine<br />
Herausforderung, weil vor allem der Bildungsbereich<br />
sehr stark emotional besetzt ist“, sagt der<br />
neue Ressortchef selbst, „jeder hat oder hatte<br />
etwas mit der Schule zu tun, und es ist genau wie<br />
beim Fußball, da gibt es sehr viele Trainer, und bei<br />
der Schule gibt es sehr viele Schulmeister. Ich habe<br />
mir vorgenommen, ein bisschen mehr Rationalität<br />
in die Schuldiskussion zu bringen.“<br />
Faßmann studierte von 1974 bis 1980 Geographie<br />
und Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der<br />
Universität Wien und war nach seinem Studium<br />
wissenschaftlicher Angestellter an der Österreichischen<br />
Akademie der Wissenschaften. 1996<br />
wurde Heinz Faßmann zum Professor für angewandte<br />
Geographie an die Technische Universität<br />
München berufen. 2000 wechselte er als Professor<br />
für Angewandte Geographie, Raumforschung und<br />
Raumordnung an die Uni Wien, wo er 2006 zum<br />
Dekan der Fakultät für Geowissenschaften, Geographie<br />
und Astronomie bestellt wurde. Seit 2011<br />
und bis zu seiner Angelobung als Bildungs- und<br />
FOTO: MARTIN LUSSER<br />
Heinz Faßmann, Bildungs- und<br />
Wissenschaftsminister<br />
Wissenschaftsminister war Heinz Faßmann Vizerektor<br />
an der Universität Wien.<br />
Ein wichtiges Anliegen ist Faßmann das Thema<br />
Verwaltungsvereinfachung. „Zu viele Erlässe<br />
erschweren den Alltag an den Schulen“, hält er fest.<br />
Gleich zu Beginn seiner Amtszeit hat er deshalb<br />
sein Ressort durchforsten lassen und ist dabei auf<br />
viele Erlässe gestoßen, die nicht mehr zeitgemäß<br />
oder schon längst überholt sind. In einem ersten<br />
Schritt werden bereits 57 Erlässe und Rundschreiben<br />
wieder aufgehoben. Faßmann: „Mein Ziel ist<br />
eine echte Entbürokratisierung zugunsten unserer<br />
Schulleitungen.“<br />
Als einen der nächsten Schritte nennt Faßmann<br />
die Implementierung der Bildungsreform. „Es ist<br />
ein Gesetz, das viel Potenzial bringt – vor allem<br />
in Hinblick auf die Schulautonomie“, so der<br />
Minister.<br />
l<br />
OFFENLEGUNG GEMÄSS MEDIENGESETZ § 25: Wirtschaftsbetriebe Ges. m. b. H. der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, 1010 Wien,<br />
Teinfaltstraße 7. Unternehmens gegenstand: Herstellung und Verbreitung literarischer Werke aller Art. Geschäftsführung: Otto Aiglsperger. Einziger<br />
Gesellschafter: Bildungs- und Presseverein der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst. Sitz: Wien. Betriebsgegenstand: Herstellung und Verarbeitung sowie<br />
Verlag literarischer Werke aller Art. Die Blattlinie entspricht jenen Grundsätzen, die in den Statuten und der Geschäftsordnung der Gewerkschaft<br />
Öffentlicher Dienst (Fassung gemäß Beschluss durch den 17. Gewerkschaftstag der GÖD) festgehalten sind.<br />
3 • WWW.GOED-BERUFSSCHULE.AT 1-18
PROJEKTE<br />
1 2 3<br />
Von Projekten,<br />
Wettbewerben und<br />
Veranstaltungen<br />
6 7<br />
KOMPETENZORIENTIERTE LEHRPLÄNE<br />
VERLANGEN, DASS SCHÜLERINNEN<br />
UND SCHÜLER AM ENDE IHRER<br />
AUSBILDUNG GEMÄSS IHRER BERUFLI-<br />
CHEN ANFORDERUNG ZAHLREICHE<br />
KOMPETENZEN ERLANGT HABEN.<br />
Kompetenzen können dabei auf unterschiedlichste<br />
Weise vermittelt werden.<br />
Durch die Mitwirkung bei Projekten und<br />
Veranstaltungen sowie durch die Teilnahme an<br />
Wettbewerben werden den Schülerinnen und<br />
Schülern auf ganz besondere und spezielle Art<br />
und Weise auch Methoden-, Sozial- und persönliche<br />
Kompetenz vermittelt.<br />
PROJEKTE BLEIBEN IN ERINNERUNG<br />
Wenn wir uns an unsere eigene Schulzeit zurückerinnern,<br />
so sind es bestimmt jene Momente, in denen wir<br />
z. B. selbst bei Veranstaltungen auf der Bühne<br />
gestanden sind oder in denen wir vielleicht<br />
selbst an diversen Wettbewerben teilgenommen<br />
haben, die besser ins Gedächtnis<br />
eingebrannt sind als die „normalen“<br />
Unterrichtsstunden. Im Berufsschulbe-<br />
VON BD ING. FRANZ PLEIL<br />
VORSITZENDER DER<br />
LANDESLEITUNG NÖ<br />
FOTO: APA PETER HAUTZINGER, FRANZ PLEIL, LBS MISTELBACH<br />
reich gibt es neben den lehrplanmäßig vorgesehenen<br />
Projektarbeiten, die im Rahmen eines Projektpraktikums<br />
durchgeführt werden, noch zahlreiche<br />
andere Projekte, die gemacht werden.<br />
EINIGE BEISPIELE:<br />
• Fächerübergreifende und schulübergreifende<br />
Projekte: z. B. Übungsfirmen, Exkursionen,<br />
Projekte mit Firmen<br />
• Sportveranstaltungen: z. B. Sportevents<br />
und Turniere an den Schulen sowie schul–<br />
über greifende Sportinszenierungen, Schulsportgütesiegel,<br />
Landes-Lehrlingssportfeste, Bundessommerspiele,<br />
Bundesmeisterschaften der<br />
BerufsschullehrerInnen, …<br />
• Länderübergreifende Projekte und EU-Projekte:<br />
z. B. Leonardo und Erasmus+, EU-Botschafterschulen,<br />
bilaterale Projekte, Staatsprojekte,<br />
Schulpartnerschaften …<br />
• Zukunftsprojekte und Wissenschaftsprojekte:<br />
z. B. Sciencefair<br />
• Hilfsprojekte: z. B. „Teach the teacher“ für Nigeria,<br />
Integrationsprojekte, Sammelaktionen, Blutspendeaktionen<br />
• Kulturprojekte und Religion: z. B. p[ART],<br />
Lehrlingswallfahrten, Tag des Lehrlings …<br />
• Informationsveranstaltungen: z. B. Bildungs–<br />
messen, Berufsberatung an Pflichtschulen, Tag<br />
der offenen Tür, TechDating, Girlsday<br />
• Wettbewerbe: z. B. Jugend innovativ, Rede- und<br />
Fremdsprachenwettbewerbe, Politische Bildung<br />
4 • WWW.GOED-BERUFSSCHULE.AT 1-18
PROJEKTE<br />
4 5<br />
8 9 10<br />
Quiz, Landes- und Bundeslehrlingswettbewerbe,<br />
Staatsmeisterschaften, Euro- und Worldskills, …<br />
Kritische Stimmen behaupten, dass die hohen<br />
Anforderungen von solchen Projekten und die<br />
Anzahl der Projekte generell für unsere Schülerinnen<br />
und Schüler ohnehin zu viel sind. Es stellt sich<br />
allerdings immer wieder heraus, dass wir sehr häufig<br />
die Fähigkeiten unserer Lehrlinge unterschätzen<br />
und oft ist man dann bei Präsentationen vor<br />
einem großen Publikum überrascht, was unsere<br />
Schülerinnen und Schüler bieten und leisten bzw.<br />
wie großartig sie sich präsentieren. Was die Anzahl<br />
der Projekte anbelangt, so liegt die Entscheidung<br />
bei der Direktion, ob sie durchgeführt werden oder<br />
nicht. Man wird ja ohnehin nicht immer die gleiche<br />
Klasse mit einem Projekt beauftragen. Für die<br />
Schule selbst ergibt sich zusätzlich der Vorteil einer<br />
positiven Berichterstattung in den Medien. „Tue<br />
Gutes und rede darüber“ ist die Orientierung einer<br />
Öffentlichkeitswirksamkeit.<br />
Preisverleihung bei der „Science-Fair NÖ“ mit LH Mag. Johanna<br />
Mikl-Leitner und Moderatorin Barbara Stöckl (1); Lehrer und Schüler<br />
der LBS-Mistelbach bilden Lehrer aus Nigeria aus (2); NÖ Landeslehrlingswettbewerb<br />
für Elektrotechnik (3);Schülerinnen und<br />
Direktorin der BS für Bürokaufleute in Wien mit der damaligen BM<br />
Sonja Hammerschmied und Europaabgeordnete Angelika Mlinar<br />
im Rahmen der Preisverleihung der europ. Botschafterschulen<br />
(4); Berufsschüler bei der Science-Fair NÖ mit Barbara Stöckl<br />
(5+6); Bundeslehrlingswettbewerb der MetalltechnikerInnen in<br />
Innsbruck (7); Empfang der Worldskills-Sieger 2015 am Wiener<br />
Flughafen mit WK Präsident Christoph Leitl, BM Rudolf Hundstorfer<br />
und Mrin und Mag.a Karoline Meschnigg (8); SchülerInnen und<br />
LehrerInnen der LBS Eggenburg und Mistelbach mit LR Mag. Barbara<br />
Schwarz und BerSI Doris Wagner im Rahmen der Gratulation<br />
zu den europ. Botschafterschulen (9); BerufsschülerInnenwettbewerb<br />
für Baumaschinentechnik an der <strong>Berufsschule</strong> Wels 1 (10)<br />
DANKESCHÖN AN KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN<br />
Die mit sehr viel Arbeit verbundene Organisation<br />
und Durchführung von Projekten, Veranstaltungen<br />
und Wettbewerben bleibt oft unbedankt und die<br />
Kolleginnen und Kollegen haben dann häufig das<br />
Gefühl, nicht oder gering wertgeschätzt zu werden.<br />
Für den Dienstgeber sind die Möglichkeiten<br />
einer Abgeltung von besonderen Leistungen tatsächlich<br />
etwas begrenzt. Es besteht aber die Möglichkeit,<br />
Dienstaufträge bzw. Dienstreiseaufträge zu<br />
erteilen und dies, wenn möglich, ohne Abzug der<br />
Mehrdienstleistungen (sofern überhaupt MDLs vorhanden<br />
sind). Es gibt administrative Belohnungen<br />
und die Möglichkeit, „Dank und Anerkennung“ auszusprechen.<br />
Wie wir aber aus unserer Arbeit in der<br />
Bundesleitung wissen, werden selbst diese wenigen<br />
Möglichkeiten in den einzelnen Bundesländern<br />
unterschiedlich gehandhabt. Die Bundesleitung der<br />
Gewerkschaft Berufsschullehrer möchte sich daher<br />
bei allen Kolleginnen und Kollegen für die außergewöhnlichen<br />
Leistungen bedanken, wir schätzen<br />
eure Arbeit und wir werden uns auch in Zukunft<br />
weiterhin für euch einsetzen.<br />
l<br />
5 • WWW.GOED-BERUFSSCHULE.AT 1-18
RECHT<br />
Weisungsrecht<br />
IM ZUSAMMENHANG MIT DER EINFÜHRUNG<br />
DER NEUEN KOMPETENZORIENTIERTEN<br />
LEHRPLÄNE, DEM AUTONOMIEPAKET UND<br />
SONSTIGEN, DURCHAUS WEITREICHENDEN<br />
VERÄNDERUNGEN IM BERUFSSCHULBEREICH<br />
KOMMT ES IMMER WIEDER ZU UNSICHERHEITEN<br />
BEZÜGLICH DES WEISUNGSRECHTES<br />
DIENSTPFLICHTEN GEGENÜBER VORGESETZ-<br />
TEN § 30 LDG, § 5 VBG<br />
(1) Der Landeslehrer hat die Weisungen seiner<br />
Vorgesetzten, soweit verfassungsgesetzlich nichts<br />
anderes bestimmt ist, zu befolgen.<br />
(2) Der Landeslehrer kann die Befolgung einer<br />
Weisung ablehnen, wenn die Weisung entweder<br />
von einem unzuständigen Organ erteilt worden<br />
ist oder die Befolgung gegen strafgesetzliche Vorschriften<br />
verstoßen würde.<br />
(3) Hält der Landeslehrer eine Weisung eines Vorgesetzten<br />
aus einem anderen Grund für rechtswidrig,<br />
so hat er, wenn es sich nicht wegen Gefahr<br />
im Verzug um eine unaufschiebbare Maßnahme<br />
handelt, vor Befolgung der Weisung seine Bedenken<br />
dem Vorgesetzten mitzuteilen. Der Vorgesetzte<br />
hat eine solche Weisung dann schriftlich zu<br />
erteilen, widrigenfalls sie als zurückgezogen gilt.<br />
Die im § 30 LDG formulierten Dienstpflichten werden<br />
auch als Weisungsrecht bezeichnet.<br />
Bei genauerer Betrachtung stellen sich folgende<br />
Fragen:<br />
WELCHE PERSONEN DÜRFEN<br />
WEISUNGEN ERTEILEN?<br />
Der Schulleiter ist der unmittelbare Vorgesetzte<br />
aller an der Schule tätigen Lehrer<br />
und sonstigen Bediensteten. Ihm obliegt<br />
die Leitung der Schule und die Pflege der<br />
VON ELISABETH FAISTENAUER<br />
DIENSTRECHTSREFERENTIN<br />
DER BUNDESLEITUNG<br />
FOTOS: FRANZ WINKLER; CREATAS IMAGES/THINKSTOCK<br />
Verbindung zwischen der Schule, den SchülerInnen<br />
und den Erziehungsberechtigten, bei <strong>Berufsschule</strong>n<br />
auch den Lehrberechtigten. Seine Aufgaben umfassen<br />
insbesondere Schulleitung und -management,<br />
Qualitätsmanagement, Schul- und Unterrichtsentwicklung,<br />
Führung und Personalentwicklung sowie<br />
Außenbeziehungen und Öffnung der Schule.<br />
Als solcher ist er unmittelbar weisungsberechtigt<br />
genauso wie ein ständiger Stellvertreter des Schulleiters,<br />
Personen der Schulaufsicht sowie Personen<br />
des Schulamtes.<br />
WAS IST ALS WEISUNG ZU VERSTEHEN?<br />
Als Weisung sind alle schriftlichen Kundmachungen<br />
wie Stundenpläne, Vertretungspläne, Aufsichtspläne<br />
und sonstige Einteilungen zu verstehen. In<br />
Konferenzen getätigte Anordnungen von Schulleitern<br />
oder deren Stellvertretern wie z. B.: Anordnungen<br />
zum letzten Schultag etc. gelten ebenfalls als<br />
Weisung. Dazu gehören auch höflich in einer Bitte<br />
formulierte Aussagen des Schuldirektors oder der<br />
Schulaufsicht.<br />
WANN MUSS EINE WEISUNG NICHT BEFOLGT<br />
WERDEN?<br />
Grundsätzlich sind Weisungen zu befolgen. Wenn<br />
vom Dienstnehmer Bedenken bestehen, sollte<br />
er auf eine schriftliche Erteilung der Weisung<br />
bestehen, um diese dann gegebenenfalls von der<br />
Rechtsabteilung der GÖD prüfen zu lassen. Bis zur<br />
Überprüfung hat sich der Lehrer jedenfalls an die<br />
Weisung zu halten.<br />
Beispiel: Ein Lehrer sucht um eine Dienstfreistellung<br />
an, die ihm der Schulleiter verweigert. Bis zur<br />
Klärung der Rechtmäßigkeit dieser Verweigerung<br />
kann der Lehrer die Dienstfreistellung nicht antreten,<br />
außer es wäre Gefahr in Verzug.<br />
WELCHE FOLGEN HAT DIE NICHTEINHALTUNG<br />
EINER KORREKTEN WEISUNG?<br />
Wenn eine korrekte Weisung nicht befolgt wird, so<br />
bedeutet dies eine grobe Dienstpflichtverletzung.<br />
Bei einem pragmatischen Dienstverhältnis kann<br />
es disziplinarrechtliche Folgen nach sich ziehen,<br />
bei Lehrerinnen und Lehrern im Vertragsrecht<br />
oder im pädagogischen Dienst sogar zur Kündigung<br />
führen.<br />
l<br />
6 • WWW.GOED-BERUFSSCHULE.AT 1-18
SERVICE<br />
Seine Eminenz Kardinal Christoph Schönborn auf dem eiligen Stuhl (linkes Bild); v. l. n. r. Fachinspektor HR Mag.<br />
Christian Romanek, BDS Jürgen Kugler, BEd, Fr. Katharina Wiest, Hr. Arno Fantoni und Hr. Amin Hamid, FR. Vtl. Angela<br />
Klöpfer, Oswald Reschreiter (Ausbilder Pappas Auto GmbH) Kardinal Schönborn , BD OSR Dipl-Päd. Markus Fuchs (Bild<br />
Mitte oben); Selfie mit seiner Eminenz, Fr. Katharina Wiest, Hr. Arno Fantoni und Hr. Amin Hamid und Hr. BDS Jürgen<br />
Kugler (Bild Mitte unten); Seine Eminenz Kardinal Christoph Schönborn mit dem ihm überreichten Ölfilterband (ein<br />
Werkstück das alle Schülerinnen und Schüler der BS KFT einmal herstellen) (rechtes Bild).<br />
Der Kardinal auf<br />
dem eiligen Stuhl<br />
DER BESUCH DES WIENER KARDINALS<br />
CHRISTOPH SCHÖNBORN IN DER BERUFS-<br />
SCHULE FÜR KRAFTFAHRZEUG-TECHNIK IM<br />
21. WIENER GEMEINDEBEZIRK IST UND WAR<br />
EIN BESONDERER ANLASS. KARDINAL<br />
SCHÖNBORN NAHM SICH DIE ZEIT FÜR<br />
GESPRÄCHE MITSCHÜLERINNEN UND<br />
SCHÜLERN, ABER AUCH MIT DEM<br />
LEHRPERSONAL<br />
Am Dienstag, den 5. Dezember 2017,<br />
besuchte Kardinal Christoph Schönborn<br />
den Religionsunterricht der<br />
<strong>Berufsschule</strong> für Kraftfahrzeugtechnik in<br />
Wien Floridsdorf, der an diesem Standort<br />
2014 eingeführt wurde und sich Jahr für Jahr<br />
steigender Schülerzahlen erfreut.<br />
BESICHTIGUNG DER BERUFSSCHULE<br />
Unter Teilnahme von Herrn Stadtschulratspräsidenten<br />
Heinrich Himmer und Herrn Landesschulinspektor<br />
Ernst Reifenstein wurde seine<br />
Eminenz von zwei Schülern und einer Schülerin<br />
FOTO: JÜRGEN KUGLER, ANDREA POINDL, AMIN HAMID<br />
durch die Siegfried Marcus Schule geführt. Er<br />
besichtigte drei der 40 Werkstätten und ließ es<br />
sich nicht nehmen, am „eiligen Stuhl“ (dem Zweiradprüfstand)<br />
Platz zu nehmen. Seine Eminenz<br />
beeindruckte die Jugendlichen hier durch fundiertes<br />
Wissen (Kardinal Schönborn verfügt über<br />
eine Lenk berechtigung der Klasse A) und gab auf<br />
dem Prüfstand ordentlich Gas.<br />
Anschließend wurden zwölf Lehrlinge zu einer<br />
persönlichen Gesprächsrunde eingeladen. In<br />
deren Rahmen wurde rund eine Stunde sowohl<br />
über aktuelle Themen aus dem Lebensbereich<br />
der jungen Erwachsenen als auch über zeitlose<br />
Fragen wie die der Liebe diskutiert. Beide Seiten<br />
genossen sichtlich den regen Austausch.<br />
Im nachfolgenden Meinungsaustausch zwischen<br />
Vertretern der Wirtschaft, des Lehrerkollegiums,<br />
Herrn LSI Reiffenstein und seiner Eminenz wurde<br />
die Wichtigkeit und die Bedeutung des Religionsunterrichts<br />
im Berufsschulbereich betont.<br />
Abschließend segnete Kardinal Schönborn drei<br />
Fahrzeuge der <strong>Berufsschule</strong> für Kraftfahrzeugtechnik,<br />
die von der Industrie für die Ausbildung<br />
zur Verfügung gestellt wurden.<br />
Wir bedanken uns für die Visitation, die<br />
bei allen Teilnehmern einen bleibenden<br />
Eindruck hinterlassen hat. <br />
l<br />
VON JÜRGEN KUGLER,<br />
BED.BERUFSSCHULDIREKTOR-<br />
STELLVERTRETER<br />
RELIGIONSLEHRER<br />
7 • WWW.GOED-BERUFSSCHULE.AT 1-18
INFO-ECKE<br />
Kinderzuschuss<br />
WER IST BERECHTIGT?<br />
• Öffentlich Bedienstete<br />
• Daher auch alle Berufsschullehrerinnen<br />
und Berufsschullehrer (sowohl Teilzeitkräfte<br />
als auch Vollbeschäftigte erhalten den<br />
Zuschuss in voller Höhe), die Kinder haben<br />
oder diese betreuen und für dieses Kind auch<br />
Familienbeihilfe beziehen<br />
• Dazu zählen: Eheliche Kinder, Wahlkinder,<br />
uneheliche Kinder (im gemeinsamen Haushalt),<br />
unterhaltspflichtige Kinder (auch nicht<br />
im gemeinsamen Haushalt)<br />
WIE HOCH IST DIESER KINDERZUSCHUSS?<br />
• Pro Kind und Monat € 15,60<br />
• 12 Monate pro Jahr<br />
• Daher € 187,20 pro Kind und Jahr<br />
WIE BEKOMME ICH DIESEN KINDERZUSCHUSS?<br />
• Einmalige Geldaushilfe beantragen<br />
(landesspezifische<br />
Regelungen; ersichtlich in<br />
den Erlässen der jeweiligen<br />
Landesschulräte bzw. dem<br />
Stadtschulrat)<br />
V O N<br />
NICOLE FEICHTINGER, Be D,<br />
MITGLIED IM ZA WIEN,<br />
VORSITZENDE IM DA V<br />
QUELLE: GEHALTSGESETZ § 4 (ABS. 5 BIS 7), VERTRAGSBEDIENSTETENGESETZ §16<br />
FOTOS: COLOURES-PIC/FOTOLIA, LITTLEBEE80/ISTOCK/THINKSTOCK<br />
• Ansuchen um Kinderzuschuss an den Dienstgeber<br />
nach der Geburt stellen<br />
• Ansuchen im Dienstweg stellen<br />
ABER BITTE BEACHTEN:<br />
• In Zeiten von Mutterschutz oder Karenz wird<br />
kein Kinderzuschuss ausbezahlt<br />
• Sind beide Elternteile im öffentlichen Dienst, so<br />
kann stattdessen der Partner Kinderzuschuss<br />
beantragen<br />
• Jegliche Änderungen in Bezug auf die Familiensituation<br />
ist zeitnah zu melden<br />
• Antrag ist erst ab dem Monat des Einlangens<br />
gültig (kann rechtlich gesehen nicht rückwirkend<br />
vom Bediensteten nachgefordert werden)<br />
• Ändert sich die Anspruchsvoraussetzung so,<br />
dass der Bedienstete keinen Anspruch auf<br />
Kinderzuschuss mehr hat, kann rückgefordert<br />
werden<br />
• Rückforderungen des Dienstgebers können bis<br />
zu drei Jahre gehen<br />
WICHTIG IST DAHER:<br />
• Genaue Kontrolle der eigenen Gehaltsabrechnung<br />
• Überprüfung der Zulagen und Zuschüsse<br />
• Bei Fragen oder Unklarheiten die Personalvertretung<br />
kontaktieren<br />
l<br />
IMPRESSUM<br />
„www.goed-berufsschule.at“ ist die Zeitschrift der Bundesleitung der Gewerkschaft <strong>Berufsschule</strong> in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst. Herausgeber<br />
und Medieninhaber: GÖD Wirtschaftsbetriebe GmbH, Teinfaltstraße 7, 1010 Wien. Redaktion: Nicole Feichtinger(Leitung), Schenkenstraße<br />
4/5, 1010 Wien, Tel.: 01/534 54-451. Konzeption, Redaktion, Produktion: Modern Times Media Verlags ges.m.b.H., Chefin vom Dienst: Mag.<br />
Nina Atzenhofer, Lagergasse 6/2/35, 1030 Wien, Tel.: 01/513 15 50. Hersteller: Druckerei Berger, A-3580 Horn, Wienerstraße 80. Verlagsort: Wien.<br />
Herstellungsort: Horn. DVR-Nr.: 0046655. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung des Autors dar, die sich nicht mit der Meinung<br />
der Redaktion decken muss. © GÖD – Gewerkschaft Öffentlicher Dienst. Text und Design des vorliegenden Druckwerks sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Die GÖD behält sich das ausschließliche Recht auf Vervielfältigung und Vertrieb vor. Jeder Missbrauch wird geahndet.<br />
Telefonische Adressenberichtigung: 01/534 54-139<br />
Österreichische Post AG • MZ 03Z035305 M • GÖD, Teinfaltstraße 7, 1010 Wien • nicht retournieren<br />
Ein Ersuchen des Verlages an den Briefträger:<br />
Falls Sie diese Zeitschrift nicht zustellen können, teilen Sie uns bitte<br />
hier den Grund und gegebenenfalls die neue oder richtige Anschrift mit.<br />
Name<br />
Straße<br />
Postleitzahl<br />
Ort<br />
Nr.<br />
8 · Land n Wirtschaft n Schule 1-17