Berufsschule 2018-2
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ausgabe 2/<strong>2018</strong><br />
www.goed-berufsschule.at<br />
Treffen der erweiterten<br />
Bundesleitung<br />
Bundesleitung 12 – Gewerkschaft <strong>Berufsschule</strong><br />
+++ tag der lehre +++ mitteilung aus der bundesleitung +++ kompetenzorientierter unterricht +++<br />
FOtos: franz pleil
vorwort<br />
FOto : werner harrer<br />
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!<br />
Einstimmig wurde ich am 15. Mai <strong>2018</strong> von den<br />
Mitgliedern der erweiterten Bundesleitung zum<br />
Vorsitzenden der Bundesleitung gewählt. Mit<br />
Bedacht übernehme ich diese Aufgabe zur Vertretung<br />
der ca. 5.000 LehrerInnen im Bereich<br />
der <strong>Berufsschule</strong>n. Angesichts der Einsparungstendenzen<br />
im Öffentlichen Dienst wie auch im<br />
Bildungsbereich ist die einerseits eine große<br />
Herausforderung, andererseits durch den aktuellen<br />
Fachkräftemangel - kombiniert mit einem deutlich<br />
spürbaren Wirtschaftsaufschwung - durchaus eine<br />
Chance für Neues. Meine Vorgängerin Judith Roth ist aus<br />
gesundheitlichen Gründen einen Schritt zurückgetreten,<br />
bleibt aber weiterhin Mitglied in der Bundesleitung und<br />
Vorsitzende im Zentralausschuss in Oberösterreich. Für<br />
ihre ausgezeichnete Arbeit in den letzten fünf Jahren<br />
sage ich in unser aller Namen herzlichen Dank! So konnte<br />
Judith im Verhandlungsmarathon zum sogenannten<br />
Bildungsreformgesetz 2017 einige Verschlechterungen,<br />
wie beispielsweise die Verpflichtung zur Clusterbildung<br />
von <strong>Berufsschule</strong>n, abwenden oder die Regelungen<br />
zur Beibehaltung der Vergabe von Kustodiaten laut<br />
Gehaltsgesetz auch für die Kolleginnen und Kollegen im<br />
alten Dienstrecht ausverhandeln. Danke Judith!<br />
Gemeinsam mit meinem engagierten Bundesleitungsteam<br />
werden wir die dienst-, besoldungs- und<br />
pensionsrechtlichen Rahmenbedingungen weiterhin<br />
aktiv mitgestalten. Es gilt unter anderem, gesunde zufriedene<br />
Lehrer im Aktivstand zu halten, eine Anpassung der<br />
Besoldung an die verlängerte Arbeitszeit einzufordern<br />
und Modelle für einen gleitenden Pensionsübertritt –<br />
beispielsweise Altersteilzeit – zu schaffen. Aber auch die<br />
veränderten Dienstgeberstrukturen im Bereich der neu<br />
zu errichtenden Bildungsdirektionen werden uns in den<br />
kommenden Monaten beschäftigen.<br />
Die GÖD wird als Sozialpartner für Verhandlungen auch<br />
aufgrund der Mitgliederstärke und –dichte betrachtet.<br />
Wir wissen aus unserer Erfahrung in der Privatwirtschaft,<br />
dass die Berufsgruppen mit einer starken Gewerkschaft<br />
auch die besseren Kollektivverträge haben. Somit rufe<br />
ich alle Kolleginnen und Kollegen, die sich unserer<br />
Solidargemeinschaft bisher noch nicht angeschlossen<br />
haben, auf, der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst beizutreten.<br />
Denn nur gemeinsam und geschlossen können<br />
wir die Zukunft der <strong>Berufsschule</strong> mitgestalten.<br />
Euer<br />
Andreas Mascher<br />
Vorsitzender der Gewerkschaft <strong>Berufsschule</strong><br />
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!<br />
Es gibt viele Entlohnungsschemen im Berufsschulbereich,<br />
ich möchte die wichtigsten aufzählen: Bl l2a2<br />
(Beamte), l2a2 VL mit BH, VL-Sondervertrag I-L, VL-Sondervertrag<br />
II-L und den neuen Pädagogischen Dienst, Vertragslehrer.<br />
Ab 2019 wird nur noch der neue PD von den<br />
Landesschulräten angeboten. Ich bin überzeugt, dass<br />
die jetzigen Optionsmöglichkeiten für jede Altersgruppe<br />
eine gute Möglichkeit, bezogen auf die Lebensverdienstsumme,<br />
bieten. Bei der Beratung der Kollegenschaft bin<br />
ich darauf aufmerksam geworden, welche großen Ungerechtigkeiten<br />
bei der juristischen Auslegung entstanden<br />
sind. So können in der FG III bei dementsprechenden<br />
Vordienstzeiten bis zu zwölf Jahre angerechnet werden.<br />
In der FG I bekommen Kolleginnen und Kollegen oft<br />
mehr als die Hälfte ihrer Lehrverpflichtung die Gegenstände<br />
Deutsch und Kommunikation oder Englisch für<br />
ihre Unterrichtsstunden angeboten. Diese werden vom<br />
BM BWF als allgemeinbildend gewertet und es kommt<br />
oft zu keinen oder schlechteren Anrechnungen. Zeiten<br />
als Unternehmer werden bei der<br />
Vordienstzeitanrechnung nicht<br />
immer voll angerechnet. Bei der<br />
FG II kommt es öfters zu Problemen,<br />
weil die Kolleginnen und<br />
Kollegen viele Vordienstzeiten im<br />
Fachbereich tätig waren und erst später die Reifeprüfung<br />
ablegten. Angerechnet wird nur ab der Zeit der<br />
Anstellungserfordernis. Es stört mich auch, dass ab<br />
2019 nicht zwischen dem SV, la2vl mit PH und dem neuen<br />
PD gewählt werden kann. Ich werde mich weiter für<br />
die Verbesserung bei den Anstellungserfordernissen,<br />
Einstufungen und Optierungsmöglichkeiten einsetzen.<br />
Gerhard Herberger,<br />
Vorsitzende-Stellvertreter<br />
2 • WWW.GOED-BERUFSSCHULE.AT 2-18
AUSBILDUNG<br />
Schülerinnen und Schüler in Aktion.<br />
LH Platter war ebenfalls begeistert.<br />
Tag der Lehre<br />
Lehre zum anfassen<br />
Von LSI HR roland teiß l<br />
Bereits zum dritten Mal fand heuer der Tag<br />
der Lehre statt. Bei dieser Leistungsschau<br />
haben die Tiroler Fachberufsschulen über<br />
30 Lehrberufe auf 5.500 m 2 auf der Innsbrucker<br />
Messe präsentiert. Die zukünftigen Fachkräfte<br />
gaben anhand praktischer Arbeiten konkrete<br />
Einblicke in die Tätigkeiten der jeweiligen Lehrberufe<br />
und stellten ihr Können unter Beweis. Die<br />
Besucherinnen und Besucher konnten den Lehrlingen<br />
bei der Arbeit zusehen und sich aktiv daran<br />
beteiligen.<br />
FOtos: fotostudio dorfstetter<br />
Vertreterinnen und Vertreter der Arbeiterkammer<br />
Tirol, des Arbeitsmarktservice Tirol, der Industriellenvereinigung<br />
Tirol, des Landes Tirol und der<br />
Wirtschaftskammer Tirol informierten über Lehrberufe,<br />
besondere Lehrausbildungen sowie über<br />
Lehrstellen und Lehrlingsförderungen.<br />
Die Polytechnische Schule informierte über die<br />
Berufsvorbereitung.<br />
Erfolgsrezept duale Ausbildung<br />
Der Tag der Lehre, gemeinschaftlich veranstaltet<br />
von der Fachkräfteplattform Tirol, soll die Besucherinnen<br />
und Besucher ermutigen, selbst in die<br />
Rolle eines Professionisten zu schlüpfen und ihr<br />
handwerkliches Geschick auszuprobieren. Die<br />
Stärke der dualen Ausbildung – die Fachkompetenz<br />
gepaart mit der praktischen Arbeit – ist<br />
also das Erfolgsrezept dieser Veranstaltung. Über<br />
5.000 Besucherinnen und Besucher bestätigten<br />
den Erfolg des Tages der Lehre <strong>2018</strong>.<br />
l<br />
3 • WWW.GOED-BERUFSSCHULE.AT 2-18
undesleitung<br />
Bild Links: Andreas Mascher, Judith Roth und Franz Pleil bedanken sich bei Ernst Zalesky (2. von rechts);<br />
Bild rechts: Verabschiedung von Werner Brenner (Mitte) durch Judith Roth und Andreas Mascher<br />
Erweiterte<br />
Bundesleitungssitzung<br />
Salzburg<br />
Wie jedes Jahr fand auch heuer im Mai<br />
wiEder die Sitzung der erweiterten<br />
Bundeletung der Gewerkschaft<br />
Berufsschullehrer/innen statt.<br />
Am 15. und 16. Mai trafensich mehr als<br />
30 Mitglieder in Salzburg, im Parkhotel Brunauer,<br />
zu gewerkschaftlchen Beratungen.<br />
Schwerpunktthemen des heurigen Zusammentreffens<br />
im Plenum bzw. auch in den fraktionellen Beratungen<br />
waren die gesetzliche Änderungen durch<br />
das Bildungsreformgesetz 2017, die Datenschutzgrundverordnung<br />
(DSGVO), die Lehrer/innenausbildung<br />
neu an den Pädagogischen Hochschulen<br />
sowie Kinderbetreuungsgeld, Familienbonus plus<br />
und die Neugestaltung der Familienbeihilfe. Für<br />
zusätzliche Diskussionen hat eine Vielzahl anderer<br />
Themen, die während des Jahres in den Bundesländern<br />
spezifisch aufgetreten sind, gesorgt.<br />
Personelles<br />
Zu Beginn der Veranstaltung informierte Judith<br />
Roth über die personellen Veränderungen<br />
in der Bundesleitung.<br />
Sie selbst legte ihre Funktion als<br />
Vorsitzende der Bundesleitung<br />
der Gewerkschaft <strong>Berufsschule</strong><br />
Von Elisabeth Faistenauer<br />
Dienstrechtsreferentin<br />
der Bundesleitung<br />
FOtos: ernst Zalesky, Franz pleil<br />
zurück. Einstimmig gewählter Nachfolger ist Ing.<br />
Andreas Mascher, der als langjähriges Mitglied der<br />
Bundesleitung in verschiedenen Funktionen seine<br />
Fachkompetenz bereits oft bewiesen hat. Wir<br />
freuen uns, dass Judith Roth der Bundesleitung<br />
als Mitglied und dem Personalvertretungsgremium<br />
als ZA-Vorsitzende in Oberösterreich weiterhin<br />
erhalten bleibt. Somit wird sie mit ihrer langjährigen<br />
Expertise die Arbeit der Bundesleitung weiterhin<br />
tatkräftig unterstützen.<br />
Verabschiedungen<br />
Weitere personelle Veränderungen betreffen das<br />
Burgendland und Tirol. Im Burgenland hat der langjährige<br />
Landesvorsitzende Werner Brenner seine<br />
Funktion aus Anlass seiner Pensionierung Kollegen<br />
Gerhard Klepits übertragen. Ernst Zalesky, ZA-Vorsitzender<br />
aus Tirol wurde im Rahmen der erweiterten<br />
Bundesleitungssitzung ebenfalls verabschiedet,<br />
da er im Laufe des Schuljahres <strong>2018</strong>/19 seine<br />
Funktionen im Tiroler Zentralausschuss und in der<br />
Landesleitung Tirol anlässlich seiner Pensionierung<br />
zurücklegen wird. Wir wünschen beiden Kollegen<br />
alles Gute für ihren wohlverdienten Ruhestand.<br />
Für den Vortrag der Inhalte der DSGVO konnte erfreulicherweise<br />
der Rechtsexperte der GOEDRechtsabteilung<br />
Wien, Mag. Reinhard Petzer, gewonnen<br />
werden, der über die Herausforderungen der neuen<br />
Vorschriften informierte. Die tolle Organisation<br />
der Veranstaltung durch Andrea Galster, Vorsitzende<br />
der Landesleitung Salzburg, hat wesentlich zum<br />
Gelingen der zweitägigen Sitzung<br />
der erweiterten Bundesleitung<br />
beigetragen. Wir bedanken uns<br />
sehr herzlich bei ihr!<br />
l<br />
Gerhard Klepits folgt<br />
Werner Brenner für das<br />
Burgenland<br />
4 • WWW.GOED-BERUFSSCHULE.AT 2-18
undesleitung<br />
Mitteilung aus der Bundesleitung<br />
Seit 15. Mai <strong>2018</strong> hat die<br />
Gewerkschaft <strong>Berufsschule</strong><br />
einen neuen Vorsitzenden.<br />
Ing. Andreas Mascher wurde von<br />
den Delegierten der erweiterten<br />
Bundesleitung eiNstimmig zum<br />
VorsiTzenden gewählt.<br />
Von judith roth<br />
ZA Vorsitzende oÖ und<br />
Mitglied in der Bundesleitung und<br />
der erweiterten Bundesleitung<br />
Kollege Mascher, Jahrgang 1970, kommt aus<br />
Oberösterreich und ist seit 1994 Berufsschullehrer.<br />
Von 2001 bis 2013 unterrichtet<br />
er an der <strong>Berufsschule</strong> Freistadt in der FG 2 im Baugewerbe<br />
und war Mitglied im Zentralausschuss für<br />
BPS in OÖ, seit 2013 ist er Vorsitzende-Stellvertreter.<br />
Im Jahr 2016 wurde er zum Vorsitzenden der<br />
Landesleitung der BerufsschullehrerInnen in OÖ<br />
gewählt. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne.<br />
Seine Hobbies sind u.a. Sport und hier vor allem<br />
Radfahren.<br />
gerhard klepits im interview<br />
Seit März ist Kollege Gerhard Klepits aus dem Burgenland<br />
neu in der Bundesleitung. Er folgt Werner<br />
Brenner nach – sowohl als Vorsitzender in der Landesleitung<br />
Burgenland, als auch als ZA-Vorsitzender<br />
im Burgenland. Mehr Informationen dazu hier im<br />
Interview:<br />
Wie lange bist du nun schon in der <strong>Berufsschule</strong><br />
tätig?<br />
Seit 1. September 2008 unterrichte ich an der<br />
Landesberufsschule Pinkafeld in der FG 2, Metalltechnik.<br />
Du bist ja bereits in der Personalvertretung tätig.<br />
Welche Bedürfnisse nimmst du besonders bei<br />
den Lehrerinnen und Lehrern wahr?<br />
Persönlicher Kontakt und Gespräche mit den Kolleginnen<br />
und Kollegen sind mir ein großes Anliegen.<br />
Hilfestellung bei Reiserechnungen, Erklärung und<br />
FOto: ZA für BPS OÖ<br />
Hofübergabe von Judith Roth an Andreas Mascher<br />
Kontrolle der Gehaltszettel, Unterstützung und<br />
Beratungstätigkeiten bei den Neulehrern sind häufige<br />
Tätigkeitsbereiche. Ich begleite Vermittlungsgespräche<br />
zwischen Schulleiter und dem Lehrpersonal<br />
und leiste Hilfestellung bei Pensionsansuchen<br />
und –berechnungen.<br />
Wie ist deine private Situation?<br />
Seit 8. November 2017 bin ich Bürgermeister meiner<br />
Heimatgemeinde Hannersdorf, seit 1. Dezember<br />
2017 ZA Vorsitzender und seit 26. April <strong>2018</strong> Vorsitzender<br />
der GÖD Landesleitung der BerufsschullehrerInnen<br />
im Burgenland. Ich habe eine Lebenspartnerin<br />
und zwei Kinder. Meine Hobbies sind Weinbau,<br />
Fußball spielen, wandern und Rad fahren.<br />
Am 16. Mai im Zuge der Bundesleitungssitzung<br />
haben wir uns vom ehemaligen ZA Vorsitzenden und<br />
LL-Vorsitzenden aus dem Burgenland, Werner Brenner,<br />
verabschiedet. Er ist in den Ruhestand getreten.<br />
Werner Brenner hat von der Gewerkschaft Öffentlicher<br />
Dienst das silberne Ehrenzeichen für seine<br />
besonderen Verdienste verliehen bekommen. Auf<br />
seine ruhige und besonnene Art hat er jahrzehntelang<br />
Bildungspolitik für die <strong>Berufsschule</strong> betrieben<br />
und Generationen von Gewerkschaftsfunktionären<br />
aus ganz Österreich für die Mitgliederbetreuung<br />
ausgerüstet. Er war seit vielen Jahren Chefredakteur<br />
unserer Zeitung und hat unermüdlich dafür gesorgt,<br />
dass interessante Artikel rechtzeitig zur Verfügung<br />
standen. Wir wünschen Werner Brenner alles Gute<br />
für seine neue Freiheit.<br />
l<br />
5 • WWW.GOED-BERUFSSCHULE.AT 2-18
projekte<br />
„Kompetenzorientierter Unterricht<br />
in <strong>Berufsschule</strong>n“ – Teil 4<br />
Kooperation – Respekt – Professionalität – Liebe<br />
An der <strong>Berufsschule</strong> Linz 2 wurde<br />
bereits im Schuljahr 2010/11 in der<br />
Zimmereiausbildung mit der Planung<br />
und UmsetzunG einer neuen<br />
Unterrichtsform begonnen.<br />
Dieses Projekt verlief in mehreren Phasen.<br />
In der ersten Phase wurde der Unterricht<br />
der Fachgruppe II (fachtheoretischer<br />
Unterricht) und der Fachgruppe III (fachpraktischer<br />
Unterricht) auf Basis der Kompetenzorientierung<br />
und der jüngeren Erkenntnisse aus der<br />
Neurobiologie fächerübergreifend verknüpft und<br />
individualisiert (Redhammer, 2014; IMST, 2012).<br />
In der folgenden Phase konnte auch die FG I (allgemeinbildender<br />
und betriebswirtschaftlicher<br />
Unterricht) mit dem Projekt „neuer Ziegenturm<br />
für den Streichelzoo“ in diese Unterrichtsform<br />
integriert werden. Im Sinne einer Pädagogischen<br />
Professionalität, welche nie vollständig zu erreichen<br />
und abschließbar ist, wird diese Unterrichtsform<br />
aktuell mit dem Projekt „KIGA Münzbach“<br />
(IMST, 2017) weiterentwickelt.<br />
Im Folgenden werden einige Faktoren beschrieben,<br />
welche für die Einführung und Umsetzung eines<br />
kompetenzorientierten Unterrichts hilfreich sein<br />
können.<br />
Kooperation<br />
Gemeinnützige Organisationen (vgl. Drucker, 2006),<br />
Non-Profit-Organisationen (vgl. Malkik, 2014) und<br />
Expertenorganisationen (vgl. Laske, 2006) ticken<br />
grundlegend anders als „die Wirtschaft“. So zeichnen<br />
sich Bildungseinrichtungen hinsichtlich<br />
ihrer Organisation auch durch ein hohes Maß<br />
an Teilautonomie der Mitarbeiter aus. Dies verlangt<br />
neben einer entsprechenden Art der Führung<br />
auch ein hohes Maß an Kooperation aller<br />
beteiligten Akteure. Die Erstellung gemeinsa-<br />
Von Oskar Redlhammer,<br />
BED, BS Linz 2,<br />
Mitglied der landesleitung OÖ<br />
FOto: Halfpoint/istock/Thinkstock<br />
mer Unterlagen und einer fächerübergreifenden<br />
kalendarischen Lehrstoffverteilung verlangt von<br />
den Lehrerinnen und Lehrern auf der gleichen<br />
Hierarchieebene eine starke Bereitschaft zu kooperieren.<br />
Substanzielle Veränderungen, wie dieses<br />
Projekt, benötigen jedoch auch entsprechende<br />
Rahmenbedingungen (Stundenpläne, Räume,<br />
Ausstattungen,..), welche nur von höheren Hierarchieebenen<br />
zur Verfügung gestellt werden können.<br />
Somit ist eine ausgeprägte Kooperation aller beteiligten<br />
Akteure, über alle Hierarchieebenen hinweg,<br />
unabdingbar.<br />
Respekt<br />
„Menschen können vieles ertragen, […] das<br />
Schlimmste was einem Menschen widerfahren<br />
kann, ist, wenn er seiner Würde beraubt wird“<br />
(Int. Päd. Werktagung Salzburg 2011 „In Würde<br />
werden“). Veränderungen erzeugen unweigerlich<br />
auch Ängste und Emotionen, welche sich auf verschiedene<br />
Art und Weise äußern können. Bei Veränderungsprozessen<br />
sind Emotionen eine kaum<br />
zu überschätzende Kategorie (vgl. Grossmann et<br />
al., 2015). Neben dem selbstverständlichen respektvollen<br />
Umgang mit Schülerinnen und Schülern,<br />
sei hier auf einen respektvollen Umgang auf<br />
Augenhöhe im Kollegium hingewiesen. Gerade<br />
Junglehrerinnen und Junglehrer empfinden sich<br />
oftmals durch „ersessene Rechte“ von älteren Personen<br />
im Kollegium zurückgesetzt. Eine höhere<br />
Heterogenität der Akteure wird als Bereicherung<br />
und Chance, über den eigenen Tellerrand hinauszusehen,<br />
wahrgenommen. Aufgrund des Paritätsprinzips<br />
– alle Lehrerinnen und Lehrer sind gleich<br />
(gut) – ist es bei Pattstellungen, welche sich erfahrungsgemäß<br />
bei Projekten dieser Größenordnung<br />
ergeben werden, notwendig, dass die Schulleitung<br />
mit Augenmaß und Fingerspitzengefühl eingreift<br />
und Entscheidungen herbeiführt.<br />
Professionalität<br />
Lehrerprofessionalität verlangt neben gemeinsamen<br />
Werten und Zielen auch einen klaren Fokus<br />
auf den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler<br />
6 • WWW.GOED-BERUFSSCHULE.AT 2-18
projekte<br />
Lehrerinnen und Lehrer, welche mit sich selbst<br />
und ihrer Aufgabe zufrieden sind und ihre<br />
Schützlinge „mögen“ leisten unweigerlich<br />
gute Arbeit.<br />
im Sinne der Kompetenzorientierung – der Output<br />
anstelle des Inputs steht auf dem Prüfstand.<br />
Die entscheidende Frage lautet: Was können die<br />
Schülerinnen und Schüler in ihrem beruflichen<br />
Umfeld anwenden? Die dazu nötige „Deprivatisierung“<br />
und der Verzicht eines „Copyright“ auf<br />
Unterrichtsmaterialien fällt dabei vielen Lehrerinnen<br />
und Lehrern schwer. Ein Ausgleich zwischen<br />
Geben und Nehmen ist erforderlich. Individuell<br />
erworbenes Wissen und Unterrichtsmaterialien<br />
werden dem gesamten Kollegium zur Verfügung<br />
gestellt. Idealerweise einigt sich das Kollegium<br />
auf gemeinsame Unterlagen, welche gemeinsam<br />
gepflegt und weiterentwickelt werden – ein<br />
„Copyright“ gehört der Vergangenheit an. Wissen<br />
macht erst Sinn, wenn es der Allgemeinheit<br />
ohne Vorbehalte zur Verfügung gestellt wird. Mit<br />
„Office 365“ lassen sich gemeinsame Unterlagen<br />
ohne großen Aufwand so verwalten, dass alle<br />
Akteure jederzeit von jedem Ort aus auf die Unterlagen<br />
zugreifen können. Externe Akteure können<br />
in diesem Zusammenhang auch Personen sein,<br />
welche Lehrlinge nach BAG §8b außerhalb der<br />
Schule unterstützen und dazu Lernunterlagen<br />
benötigen. Dabei sind Regeln für den Prozessablauf<br />
– wann und wie wird neues Wissen weitergegeben<br />
usw. – sehr hilfreich. Der Unterricht soll als<br />
ein Produkt der Anstrengungen aller beteiligten<br />
Akteure gesehen werden – „wir alle sind unsere<br />
Schule“.<br />
Liebe<br />
„Kinder gehören zu den verwundbarsten Mitgliedern<br />
unserer Gesellschaft. Ihnen gebührt ganz speziell<br />
Fürsorge und Achtung“ (Universität Zürich). Schülerinnen<br />
und Schüler spüren es, ob man sie „mag“.<br />
Lehrerinnen und Lehrer, welche mit sich selbst und<br />
ihrer Aufgabe zufrieden sind – sie „mögen“ das, was<br />
sie tun – und ihre Schützlinge „mögen“, werden aus<br />
Sicht des Autors unweigerlich eine hervorragende<br />
Arbeit leisten. Es ist ihnen ein persönliches Anliegen,<br />
ihren Schülerinnen und Schülern im Beruf und im<br />
Leben weiter zu helfen. Sie werden ein geeignetes<br />
Unterrichtssetting finden und mit allen Akteuren im<br />
Sinne der Schülerinnen und Schüler kooperieren.<br />
„Die Menschen stärken - die Sachen klären“<br />
Hartmut von Hentig<br />
l<br />
Über Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen!<br />
• tel.: 07754-36052 • mobil: 0664 -73193869<br />
• e-mail: o.redhammer@bs-linz2.ac.at<br />
• Grossmann, R., Bauer, G. & Scala, K. (2015). Einführung in die systemische Organisationsentwicklung<br />
(1. Aufl.). Heidelberg: Carl-Auer-Verl.<br />
• Laske, S., Meister-Scheytt, C. & Küpers, W. (2006). Organisation und Führung (Studienreihe<br />
Bildungs- und Wissenschaftsmanagement, Bd. 3). Münster: Waxmann.<br />
• Malik, F. (2014). Führen Leisten Leben. Wirksames Management für eine neue Welt<br />
(Vollst. überarb. und erw. Fassung). Frankfurt am Main: Campus-Verlag.<br />
• Redhammer, O. (2012) INDIVIDUALISIERTER FÄCHERÜBERGREIFENDER UNTERRICHT<br />
IN DER ZIMMEREIAUSBILDUNG. IMST – Innovationen machen Schulen Top Kompetent<br />
durch praktische Arbeiten – Labor, Werkstätte & Co.<br />
• Redhammer, O. (2014). Individualisierter Unterricht nach neurobiologischen Erkenntnissen.<br />
Saarbrücken, Deutschland/Germany: Av Akademikerverlag.<br />
• Redhammer, O. (2017) Menschen vernetzten - kompetenzorientierter klassen-, schlujahr-,<br />
schul- und schultypenübergreifender Unterricht. IMST – Innovationen machen<br />
Schulen Top Kompetent durch praktische Arbeiten – Labor, Werkstätte & Co.<br />
7 • WWW.GOED-BERUFSSCHULE.AT 2-18
info-ecke<br />
Fachkoordination<br />
Aufgaben<br />
• Koordination der Lehrstoffverteilung/Kompetenzcluster/Jahresplanung<br />
in den Schwerpunktfächern<br />
• fachliche Beratung<br />
• Fachkonferenzen (Beratungen und Einzelgespräche)<br />
• Mitwirkung bei Auswahl und Anschaffung von<br />
Unterrichtsmitteln<br />
• fachliche Beratung bei der Organisation des<br />
Unterrichtes in räumlicher, zeitlicher und personeller<br />
Hinsicht<br />
•Vorbereitung von Ausstellungen, Wettbewerben,<br />
Lehrausgängen und Exkursionen im<br />
Schwerpunktbereich<br />
• Information über neue Arbeitsmittel, Veranstaltungsprogramme,<br />
Fortbildungsmöglichkeiten<br />
und Ereignisse<br />
Vergabe der Aufgabe:<br />
• ist vor der Bestellung der Fachkoordinatoren die<br />
Schulkonferenz anzuhören<br />
• betrifft Gegenstände im leistungsdifferenzierten<br />
Unterricht<br />
• ist meist für ein Schuljahr<br />
gültig<br />
V o n<br />
Nicole Feichtinger, Be d,<br />
Mitglied im ZA Wien,<br />
Vorsitzende im DA V<br />
Quelle: § 54a SchUG; § 59b Abs. 3 GehG;<br />
Fotos: Coloures Pics, FotolEdhar/Fotolia<br />
Sind die Fachkoordinatoren so etwas<br />
wie die Vorgesetzten der restlichen<br />
Kolleginnen und Kollegen?<br />
• dürfen keine Weisungen erteilen<br />
• dürfen aber Empfehlungen aussprechen<br />
Erhält man für diese Tätigkeit eine<br />
Zulage?<br />
• pragmatisierte Kolleginnen und Kollegen, aber<br />
auch Vertragslehrerinnen und Vertragslehrer<br />
erhalten eine Zulage zwischen € 65,10 und €<br />
94,80.<br />
Welche Voraussetzungen müssen<br />
erfüllt sein?<br />
• Unterrichtseinheiten im jeweiligen Unterrichtsgegenstand<br />
• Möglichkeit des leistungsdifferenzierten Unterrichts<br />
der betriebswirtschaftlichen, aber auch<br />
der fachtheoretischen Unterrichtsgegenstände<br />
• fachliche und pädagogische Qualifikation der zu<br />
bestimmenden Fachkoordinatoren<br />
l<br />
Impressum<br />
„www.goed-berufsschule.at“ ist die Zeitschrift der Bundesleitung der Gewerkschaft <strong>Berufsschule</strong> in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst. Herausgeber<br />
und Medieninhaber: GÖD Wirtschaftsbetriebe GmbH, Teinfaltstraße 7, 1010 Wien. Redaktion: Nicole Feichtinger(Leitung), Schenkenstraße<br />
4/5, 1010 Wien, Tel.: 01/534 54-451. Konzeption, Redaktion, Produktion: Modern Times Media Verlags ges.m.b.H., Chefin vom Dienst: Mag.<br />
Nina Atzenhofer, Lagergasse 6/2/35, 1030 Wien, Tel.: 01/513 15 50. Hersteller: Druckerei Berger, A-3580 Horn, Wienerstraße 80. Verlagsort: Wien.<br />
Herstellungsort: Horn. DVR-Nr.: 0046655. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung des Autors dar, die sich nicht mit der Meinung<br />
der Redaktion decken muss. © GÖD – Gewerkschaft Öffentlicher Dienst. Text und Design des vorliegenden Druckwerks sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Die GÖD behält sich das ausschließliche Recht auf Vervielfältigung und Vertrieb vor. Jeder Missbrauch wird geahndet.<br />
Telefonische Adressenberichtigung: 01/534 54-139<br />
Österreichische Post AG • MZ 03Z035305 M • GÖD, Teinfaltstraße 7, 1010 Wien • nicht retournieren<br />
Ein Ersuchen des Verlages an den Briefträger:<br />
Falls Sie diese Zeitschrift nicht zustellen können, teilen Sie uns bitte<br />
hier den Grund und gegebenenfalls die neue oder richtige Anschrift mit.<br />
Name<br />
Straße<br />
Postleitzahl<br />
Ort<br />
Nr.<br />
8 · Land n Wirtschaft n Schule 1-17